Tierfangende Pflanzen

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Carnivoren
Tierfangende Pflanzen
Die tierfangenden Pflanzen sind die „Raubtiere“ der Pflanzenwelt: sie fangen und verdauen
kleinere Tiere, wie beispielsweise Insekten, Fadenwürmer etc.
Sie können aber niemals größeren Tieren oder dem Menschen gefährlich werden, dafür sind
die Pflanzen zu klein!
Viele tierfangenden Pflanzen besiedeln nährstoffarme Gebiete, wie z.B. Moore, Gebirgsböden
oder die tropischen Regenwälder. Ein Überleben ist hier nur möglich, da diese Pflanzen ihren
Bedarf an mineralischen Nährstoffen (v.a. Stickstoff) mit Hilfe von Kleinstlebewesen decken,
die sie mit ihren Blättern fangen.. Die Blätter erzeugen magensaftähnliche Substanzen, die
ihre Beute „verdauen“ können.
So wachsen die Carnivoren (= Fleischfresser) auf armen Böden fast konkurrenzlos und
können sich voll entfalten!
Die einheimischen tierfangenden Pflanzen, die unten näher beschrieben werden, sind stark
gefährdet und stehen alle auf der roten Liste!
Sonnentau
Die bekanntesten tierfangenden Pflanzen der Moore sind die Sonnentau-Arten der Gattung
Drosera, die v.a. Hochmoore und deren Randbereiche besiedeln.
Die Pflanze ist schwer zu finden, da sie wie eine Rosette auf dem Boden wächst.Die Blätter
werden nur wenige cm lang, der die Blüten tragende Stengel maximal 20 cm hoch.
Der bekannte „Rundblättrige Sonnentau“ (Drosera rotundifolia) ist leicht an seinen
rundlichen Blättern zu erkennen. Neben dieser Art gibt es noch den „Langblättrigen
Sonnentau“ (D. anglica) und den „Mittleren Sonnentau“ (D. intermedia).
Alle drei Sonnentau-Arten blühen in der Zeit zwischen Juni und August.
Auf der Oberfläche der Blätter sitzen zahlreiche rötliche 1-5 cm lange Finger, an deren Spitze
ein kristallklarer zähklebriger Schleimtropfen glänzt. Diese täuschen Tau oder Nektar vor und
locken Insekten an , die am Schleimtropfen hängen bleiben.
Das zappelnde Tier löst einen Bewegungsreiz im Sonnentaublatt aus: die Blattränder
krümmen sich langsam über die Beute und schließen sie weitgehend ein.
An den Fingern befinden sich Drüsen, die einen enzymatischen Verdauungssaft absondern,
der alle für die Pflanzen verwertbaren Nährstoffe aus dem Körper des Insekts herauslöst.
Nach 2-3 Tagen ist dieser Vorgang abgeschlossen und die Blätter öffnen sich wieder und sind
fangbereit. Zurück bleibt der leere, unverdauliche Chitinpanzer, der u.a. durch den Wind
fortgeweht wird.
Jedes Blatt kann 2-3 Beutetiere fangen ehe es abstirbt. Eine Pflanze kann auf diese Art und
Weise im Jahr bis zu 1.000 Beutetiere fangen!
Fettkraut
Eine weitere Gruppe tierfangender Pflanzen sind die Fettkräuter der Gattung Pinguicula.
Man findet sie in Niedermooren, wo sie v.a. in der Nähe von kleinen Moorgewässern und
Quellrinnsalen gedeihen.
Die fettigglänzende Blattrosette mit den zungenförmigen, rinnigen 5-10 cm langen Blättern
bringt an dünnem Stiel ein unscheinbare bis zu 15 cm lange Blüte hervor, die dem Veilchen
ähnelt.
Die Blattoberfläche ist von zahlreichen Drüsenköpfchen bedeckt: sie überziehen das ganze
Blatt mit einer schleimigen Schicht; pro cm² sind mitunter 100.000 solcher Drüsen zu finden!
Unter den Drüsen gibt es eine Arbeitsteilung: die gestielten Drüsen produzieren Fangschleim,
die sitzenden hingegen den Verdauungssaft.
Wenn ein Insekt auf dem Blatt landet oder darüber hinwegkriecht, bleibt es kleben. Die
Blätter rollen sich dann von den Rändern her ein, umschließen die Beute und die
Verdauungssäfte zersetzen es.
Wasserschlauch
Die Gattung Utricularia ist in Mitteleuropa mit 6 Arten vertreten, die wie der Sonnentau und
das Fettkraut tierfangend sind.
Allerdings hat der Wasserschlauch als Unterwasserpflanze einen völlig anderen
Fangmechanismus.
Die Pflanze gedeiht im sumpfig- moorigen Wasser von Übergangs- und Hochmooren und
trägt zwischen Juni und September auffällige gelbe oberirdische Blüten.
Wie bei vielen anderen Wasserpflanzen sind auch beim Wasserschlauch die Blätter fein
zerteilt. An ihnen entdeckt man bei genauem Hinsehen kleine, blasige Gebilde. Diese
Fangblasen funktionieren so, dass in ihnen zunächst ein Unterdruck erzeugt wird. An der
verschlossenen Blasenöffnung stehen Borsten, die bei Berührung - etwa durch einen
Wasserfloh - die Klappe aufspringen lassen:
Der Kleinkrebs wird durch den Unterdruck in die Fangblase gesogen, wo er anhand von
Verdauungssäften zersetzt wird. Die Chitinpanzer bleiben in er Blase, die dann solange
arbeitet, bis sie verstopft ist.
Text und Bearbeitung: Timm Peyrat (Juni 2002)
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