PTSD Misshandlung sexueller Missbrauch

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1.7.2014
PTSD
Posttraumatische Belastungsstörung
PTSD
Misshandlung
sexueller Missbrauch
Fragen nach Arten von Traumatisierung:
Misshandlung und sexueller Missbrauch nur ein kleiner
Ausschnitt von möglichen Traumatisierungen
Dr. med. Gottfried Maria Barth, M.A.
Email:
[email protected]
Telefon: +49-7071-29 8 65 33
Osianderstraße 16, D-72076 Tübingen, Germany
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/ppkj/
2
Barth 2014
Grenzen der Verarbeitung
Am 26. April 2002 erschoss
der
19-jährige
ehemalige
Schüler
des
Erfurter
Gutenberg-Gymnasiums,
Robert Steinhäuser, in nur
zehn Minuten zwölf Lehrer,
die Schulsekretärin,
zwei
Schüler und einen Polizisten,
bevor er die Waffe gegen
sich selbst richtete.
Es gibt Ereignisse,
• die sich kaum verarbeiten lassen
• mit denen man leben muss
Was heißt überhaupt verarbeiten
• aushalten?
• wegschieben?
• trauern?
• integrieren?
Barth 2014
4
3
In unserer Gesellschaft ist Abwehr im Vordergrund,
nicht die aufwendige psychische Verarbeitung
Es gibt einen
Vorschlag für
eine
Gedenktafel
an der
Außenfassade
mit den
Namen der 16
Opfer. Auf ihr
auch an den
Täter zu
erinnern,
lehnten die
Gymnasiasten
jedoch strikt
ab. Die Tafel
solle so
angebracht
werden, dass
sie "nicht
jeder Schüler
jeden Tag
bewusst
wahrnehmen
muss".
Erfurt - Dom, 26.April 2005
Erfurt – Gutenberg-Gymnasium, 26.April 2002 …
Barth 2014
Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie
im Kindes und Jugendalter
der Universitätsklinik Tübingen
PTSD ein typisches Muster, aber nicht die einzige
Reaktionsmöglichkeit
Barth 2014
1
Fragen nach Belastungsfolgen:
Taumaforschung
Umgehen mit Traumatisierung
immer zwischen den Polen
• Kriegspsychiatrie im 1. Weltkrieg
Abwehr
Verarbeitung
Verdrängen
Vergessen
Projektion
Idealisierung
Abspaltung
…
Erinnern
Besprechen
Verstehen
Fühlen
Gutes akzeptieren
…
Kriegshysterie, Schreckenstrauma wird behandelt zur
Wiederherstellung der Kriegstüchtigkeit
Störungen zeigten sich in der Regel erst nach der
Anspannung
Anwendung drastischer Methoden zur Erzwingung der
Symptomreduktion
Bewältigung baut immer auf einem Gleichgewicht zwischen
beiden Polen auf
Jeder braucht seine eigene Mischung
• PTSD-Konzept: 1980
5
6
Barth 2014
Barth 2014
Ausgehend von Vietnam-Veteranen
1
1.7.2014
Traumatisierungspotential
Traumatypen
(u.a. Terr 1987, Khan 1963, Keilson 1998)
• Typ I
Singuläre kurz dauernde traumatische Ereignisse
(häufig akute Lebensgefahr, Plötzlichkeit, Überraschung)
führt zu klassischen Symptomen der PTSD
• Altersabhängig
(Säugling kann Bedeutung nicht verstehen,
Adoleszenter kann Trennung besser aushalten)
• Ansteigend in der Reihenfolge
• Typ II
Naturkatastrophen
Unfälle durch Menschen
Kriegsgräuel
Innerfamiliäre Katastrophen
Lang anhaltende, wiederholte traumatische Ereignisse
(Kumulation und geringe Vorhersagbarkeit)
führt zu Leugnung, Betäubtsein, dissoziativen Symptomen,
Impulsstörungen
weniger Spontanremission
• Abhängig von
• kumulative Traumatisierung
Reaktion der Bezugspersonen
Entwicklungsstand
Protektiven Faktoren
Postexpositionellen Faktoren
traumatische Auswirkung durch gemeinsames Auftreten
Barth 2014
Barth 2014
7
Wiederholungen traumatisierender Erfahrungen
8
• sequentielle Traumatisierung
Folgen von Traumatisierung
Hauptfaktoren psychischer Traumatisierung
• Unterscheidung von Ursachen und Auslöser!
• Diskrepanz zwischen Bewältigungsfähigkeit und
Situationsanforderung
• Reaktionen oft mit großer zeitlicher Verzögerung
• Leiden oft sehr viel später bewusst
• Hilflosigkeit
• Symptome können Lösungsweg sein:
• Schutzlose Preisgabe
– Selbstverletzungen
– Magersucht
Barth 2014
9
Siehe Lehrbuch Psychotraumatologie Fischer/Riedesser 20033
Barth 2014
 dürfen nicht einfach weggenommen
werden!
10
• dauerhafte Erschütterung des Selbst- und
Weltverständnisses
– ….
Reaktionen auf schwere Belastungen
PTSD und Anpassungsstörung
•
Akute posttraumatische Belastungsstörung:
•
Chronische posttraumatische Belastungsstörung:
•
Posttraumatische Belastungsstörung mit verzögertem Beginn:
•
Akute Belastungsstörung:
< 3Monate, vegetative Erscheinungen, Wiedererinnerung
• Akute Belastungsreaktion (F43.0)
>= 3 Monate, dissoziative Erscheinungen, veränderte Affekte
– vorübergehend
– außergewöhnliche körperliche oder seelische
Belastung
Frühestens 6 Monate nach Trauma
• Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
Auftreten Sekunden bis Minuten nach dem Trauma
Abklingen innerhalb von Stunden oder Tagen
Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität, Rückzug
– verzögerte Reaktion auf außergewöhnliche Belastung
•
• Anpassungsstörungen (F43.2)
Anpassungsstörung:
Keine Extremerfahrungen sondern z.B. Migration, Störung der Emotionen und/oder des
Sozialverhaltens
Barth 2014
weitere typische Störungen als Belastungsfolgen:
dissoziative Identitätsstörung
Viktimisierungsstörung
Angststörungen
depressive Störungen
Sozialverhaltensstörung
12
11
•
(Fischer/Riedesser 2003)
Barth 2014
– subjektive und emotionale Beeinträchtigung mit
Beginn innerhalb 1 Monat und Dauer bis 6 Monate
2
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akute Belastungsreaktion
Anpassungsstörungen
• über Stunden bis wenige Tage
• wechselndes gemischtes Bild mit
Derealisation
Dissoziation
Depression
Angst
Ärger
Verzweiflung
Hyperaktivität
Rückzug
auch Mutismus, Anklammern, …
– auch positive Ereignisse möglich
• Symptomatik:
Barth 2014
Barth 2014
14
– emotionale Störungen
– sekundäre soziale Beeinträchtigungen
13
PTSD
Auftreten von PTSD
• über einige Wochen bis viele Jahre
• Ereignis mit besonderer Bedrohlichkeit
• Symptome
• Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen
(Lebenszeitrisiko): 1,6 – 9,2%
• (traumatische Ereignisse: 22%)
• Häufigkeit bei Hochrisikogruppen
(Lebenszeitrisiko): 24-34%
• Mädchen: schwerere und längerdauernde
PTSD-Symptomatiken
• Jungen: häufiger traumatische Ereignisse
– Wiedererinnerung oder Wiederinszenierung in
Gedächtnis, Träumen, Spiel, …
– emotionaler und sozialer Rückzug, Vermeidung von
auslösenden Reizen
– Vegetative Störungen bis zu Übererregtheit
– Stimmungsbeeinträchtigung
– Depression
– Angst
– Aggression
PTSD-Folgen
16
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15
(Lonigan et al. 1994, Giaconia 1995, Essau et al. 1999 u.a.)
Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) nach DSM IV
• PTSD ist erhebliches Risiko für
• Intrusion
Wiederholte unausweichliche Erinnerung oder
Wiederinszenierung der Ereignise im Gedächtnis,
Tagträumen, Träumen
Komorbide Störungen
Exazerbation bestehender anderer Störungen
Spätere Depression, Angststörungen, Sucht
Gleichzeitige Borderlinestörung
• Vermeidungsverhalten
Deutlicher emotionaler Rückzug, Gefühlsabstumpfung,
Vermeidung von Reizen, die eine Wiedererinnerung
an das Trauma hervorrufen könnten
Barth 2014
Zustand vegetativer Übererregtheit mit
Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen
Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit
18
17
• Vegetative Übererregtheit
Barth 2014
–
–
–
–
–
–
–
–
–
• in der Regel wenige Monate
• keine Extremerfahrungen
3
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2.
3.
4.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Barth 2014
Bewußtes Vermeiden von Gedanken, Gefühlen oder
Gesprächen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen
Bewußtes Vermeiden von Aktivitäten, Orten oder
Menschen, die die Erinnerung an das Trauma wachrufen
Unfähigkeit, einen wichtigen Aspekt des Traumas zu
erinnern
Deutlich vermindertes Interesse oder keine Teilnahme an
wichtigen Aktivitäten
Das Gefühl der Losgelöstheit oder Entfremdung von
anderen
Eingeschränkte Bandbreite des Affektes (z.B. Unfähigkeit,
zärtliche Gefühle zu empfinden)
Gefühl einer eingeschränkten Zukunft (z.B. keine
Erwartung, Karriere, Ehe, Kinder oder normal langes Leben
zu haben)
Barth 2014
19
5.
1.
Wiederkehrende und eindringliche belastende Erinnerungen an
das Ereignis, die Bilder, Gedanken oder Wahrnehmungen
umfassen können
Wiederkehrende belastende Träume von dem Ereignis
Handeln oder Fühlen, ob das traumatische Ereignis wiederkehrt
(beinhaltet das Gefühl, ob das Ereignis wiederkehrt (beinhaltet
das Gefühl, das Ereignis wiederzuerleben, Illusionen,
Halluzinationen und dissoziative Flashback-Episoden)
Intensive psychische Belastung bei der Konfrontation mit
internalen und externalen Hinweisreizen, die einen Aspekt des
traumatischen Ereignisses symbolisieren oder an Aspekte
desselben erinnern
Körperliche Reaktionen bei Konfrontation mit internalen oder
externalen Hinweisreizen, die einen Aspekt des traumatischen
Ereignisses symbolisieren oder an Aspekte desselben erinnern
Pathogenese der PTSD
Vegetative Übererregtheit bei PTSD
(Pitman 1988)
1.
1. Schwierigkeiten beim Ein- oder
Durchschlafen
2. Reizbarkeit oder Wutausbrüche
3. Konzentrationsschwierigkeiten
4. Übermäßige Wachsamkeit
(Hypervigilanz)
5. Übertriebene Schreckreaktion
2.
3.
22
Barth 2014
Barth 2014
21
4.
Ein extrem traumatisches Ereignis überstimuliert die
endogenen streßabhängigen Hormone und
Neuromodulatoren.
Diese Substanzen interferieren mit der
Gedächtnisspeicherung und führen eine
Überkonsolidierung von Erinnerungsleistungen an das
Ereignis herbei („Superkonditionierung“).
Dadurch kommt es zu einer tiefen Verwurzelung
traumatischer Erinnerungen.
Zudem kommt es zu einer posttraumatischen
Manifestation, die sich in intrusiven
Wiedererinnerungen und konditionierten emotionalen
Antworten äußert.
Traumafolgenverlauf
Traumakompensation
• unmittelbare Schädigung, Lebensgefahr
• Posttraumatische Symptome sind
Versuche der Traumakompensation
Kampf- und Fluchtreaktion
Unterdrückung von Gefühlen
Rückgriff auf frühesichere Erfahrungen
Bewältigung durch
– Problem: Belastung wird nicht erkannt bis zur
Dekompensation
Barth 2014
– Eltern als Ressourcen für Bewältigung /
Resilienz / Coping
23
• Bewältigung
–
–
–
–
–
–
Dissoziation,
Misstrauen,
Hyperaktivität,
Überanpassung,
Impulskontrollstörung,
…
24
• vorübergehende Kompensierung
(s. Streeck-Fischer 19992)
Barth 2014
1.
Vermeidungsverhalten
20
Intrusion
4
1.7.2014
PTSD-Folgen
unterschwellige unspezifische Symptome
• PTSD ist erhebliches Risiko für
•
•
•
•
•
•
Komorbide Störungen
Exazerbation bestehender anderer Störungen
Spätere Depression, Angststörungen, Sucht
Gleichzeitige Borderlinestörung
(Fischer/Riedesser 2003)
• PTSD Symptome zeigen starke Tendenz zur Abnahme, wenn die
traumatischen Auslöser nicht mehr gegeben sind.
Kumulative traumatisierende Erfahrungen erhöhen das Risiko
fortbestehender PTSD-Symptome
Schlafprobleme
Konzentrations- und Leistungsprobleme
Dysphorie
psychosomatische Symptome
Konversionsstörungen
vegetative Dysfunktion
PTSD Frühintervention
Barth 2014
25
Barth 2014
• Wichtig ist die inneren (Beziehungs-)
Phantasien, Ich-Zustände und
Bewältigungsversuche zu erkennen und
adäquat zu berücksichtigen
26
(Thabet & Vostanis 2000)
• Unklar ist, ob die Aktivierung der Stressachse und des vegetativen
Nervensystems in ebensolchem Ausmaß rückläufig ist.
PTSD-Therapie
PTSD-Therapie
Barth 2014
– ß-Blocker
– SSRI (Antidepressiva)
– Carbamazepin (Stimmungsstabilisierung)
– Clonidin (antiaggressiv)
– Neuroleptika (spannungsreduzierend)
Barth 2014
27
• kein erzwungenes psychologisches
Debriefing
• keine Benzodiazepine
28
• keine spezifische medikamentöse
Therapie
• v.a. unspezifische Erregungs- bzw.
Aggressions- und Emotionsdämpfung
• keine Dramatik
• sicheren Ort bieten
• Betonen der Rückkehr zur Normalität
Organisationsprinzip cortical / subcortical
• Kognitiv-verhaltenstherapeutisch
phylogenetische und ontogenetische
Hirnentwicklung:
Immer mehr cortikale Kontrolle über die
Amygdala und andere subcortikale Zentren des
„emotional processing“
Zielsetzung und Psychoedukation
Entwicklung von Coping-Strategien
Expositionstherapie
Verselbständigung und Rückfallprophylaxe
• EMDR
Desensibilisierung durch Augenbewegungen
(Wirkmechanismus unklar und Effekt umstritten)
Barth 2014
Senkung der des Erregungsniveaus
Behandlung von Begleitsymptomen
29
• Pharmakotherapie
Amygdalaaktivität steigt, wenn cortikale Kontrolle
fehlt
 Balance ist gestört (Regression ?)
 „Kleines Kind ist wieder da“ (G. Roth)
Barth 2014
Stärkung der Ich-Funktionen
Integration der Erfahrungen
30
• Psychoanalytische Verfahren
5
1.7.2014
„Background emotions“:
Verschiedene Organisationsstufen von Gefühlen
Bewusstmachen von background emotions bei
psychischen und „psychosomatischen“ Erkrankungen:
Entwickelte
aushaltende
differenzierte
Gefühle
Behandlung
human interest strategy
Therapie muss eine vertrauensvolle Atmosphäre
schaffen.
Dazu bedarf eines persönlichen Engagements der
Therapeuten.
Es muss vermieden werden, gegenseitige
Vorurteile aufrechtzuerhalten bzw. zu bedienen
Häufig wird der Mangel an Vertrauen übersehen
und eine technisch orientierte Therapie
durchgeführt, der dann jedoch die Grundlage
fehlt.
Barth 2014
33
(Feldmann et al. 2007)
Behandlung
Barth 2014
Therapieoptionen
• kognitive Verfahren zur Veränderung der
Denkmuster
• kreative Techniken zur Steigerung der
Ausdruckskraft
• körperliche Zugangswege zur Entwicklung eines
differenzierten und stabilisierenden
Selbsterlebens
• Beziehungsangebote: stabilisierende von
Alltagsbelastungen befreite therapeutische
Begleitung
• Integration in Schule, Ausbildung,
Freizeitaktivitäten
• Aufklärung und Anleitung der Angehörigen
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Barth 2014
(limbisches
System)
Darüber hinaus gilt es auch grundlegende
Lebensfunktionen wie Vertrauen in die Umgebung
und in die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken
bzw. aufzubauen.
Barth 2014
Hüther 2004
31
Drängende
basale
Gefühle
32
=>Aufgabe der psychoanalytischen, aber auch
besonders der körper-,
kunst- bzw.
musiktherapeutisch orientierten
Therapieverfahren
(Präfontale
Hirnrinde)
Stress
Ziele therapeutischer Arbeit
Akuter und kontrollierbarer Streß
• Förderung der Wahrnehmung /
Symbolisierung
– fördert Synaptogenese
– und adaptives Verhalten
Entwicklung differenzierten präfrontalen
Denkens
– Synapsenauflösung
– Transmitter-Depot-Entleerung
– Schrumpfung des Hippocampus (u.a. Zelltod)
Barth 2014
Barth 2014
35
Beruhigung der tiefen affektiven Zentren
36
Chronischer und unkontrollierbarer Streß
• Förderung von Beziehung und Vertrauen
6
1.7.2014
Stress
Wirkung elterlicher Traumatiierung auf Kinder
Traumatisierende Wirkung abhängig von
– Intensität
– Dauer
– Subjektiver Bewertung
• Nachweis der traumatischen bzw. zu
Psychopathologie führenden Wirkung
elterlicher Traumatisierung auf Kinder:
Bedeutung?
Bewältigbar?
Vorhersagbar?
Kontrollierbar?
(Yehuda et al. 2001, Spencer 2006)
• Diese Wirkung ist geschlechtsabhängig
(besonders stark Mutter -> Tochter)
Für Kinder hat die Situation der gesamten Familie und insbesondere
auch der Eltern ganz besondere Bedeutung.
(Ostrowsky et al. 2007, Aguilera-Guzmann 2004)
Psychische Krankheit oder unsicherer Aufenthalt der Familie
– belastet Kinder direkt und
– lässt die Kinder auch unmittelbar die Belastung der Eltern erleben
– und kann ein paranoid-unsicheres Familienklima schaffen
• Kinder reagieren auf Migration stärker als
Erwachsene.
Kinder traumatisierter Eltern
Traumatisierung durch Dekonstruktion der Eltern
Kinder haben altershabhängig wenig Ressourcen, sich vor
traumatisierenden Erfahrungen zu schützen und sind aktuellen
Traumatisierungen und den Belastungen der traumatisierten Eltern
ungefiltert ausgesetzt
Das Erleben der hilflosen, oft angsterfüllten und in ihrer schützenden
Funktion beschädigten Eltern führt zu
• frühen Störungen durch Depression und emotionale
Unzulänglichkeit der Mutter / des Vaters
• Parentifizierung mit Überforderung und zunächst forcierter Reifung
und dann behinderter Ablösung
• pathologische Identifizierung mit den Belastungen und Symptomen
der Eltern
eine traumatische Belastung der Eltern führt zu traumatisierender
Belastung des Kindes:
(Kogan 1998 – dargestellt durch Riedesser 2005 im Forum KJPP,
siehe auch Lehrbuch Psychotraumatologie, Fischer/Riedesser 2003)
 Wiederholung der traumatischen Affekte mit dem Kind durch
projektive Identifizierung
(Riedesser 2005)
 Traumatisierung durch emotionale Unzulänglichkeit der Eltern
Barth 2014
Barth 2014
39
 Selbstverlust der Kinder, die als Substitut der Eltern dienen
40
In allen Entwicklungsabschnitten, beginnend vor der
Geburt, bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen
traumatisierende Belastungen der Eltern die
gesunde psychische Entwicklung von Kindern.
 Wiederholung der Traumatisierung in der Phantasie der Kinder
Ein unsicherer Aufenthaltsstatus behindert die Eltern in der eigenen
Bewältigung der traumatischen Erfahrungen und fördert oben
genannte Reaktionen.
Barth 2014
Barth 2014
37
(Levitt et al. 2005)
38
•
•
•
•
Reaktion von Kindern auf Trauma
2 – 10-jährige Kinder nach Tod des Vaters:
> 50% starke psychische Beeinträchtigung
• Kleinkinder: frühe Emotionen, Verleugnung
70% mit depressiven Symptomen nach 1 Monat
43% mit depressiven Symptomen nach 1 Jahr
– Protest
– Hoffnungslosigkeit
– Passivität, Rückzug
– Erholung
stark abhängig von Erwachsenen
Kaffmann und Elizur 1983
Einige Kinder entwickeln erst nach Monaten oder Jahren die
stärksten Symptome, vor allem bei Kindern < 5 Jahre
Fristad et al. 1989, Kaffmann und Elizur 1983
Kinder die bei der Erinnerung trauern sind weniger
verhaltensauffällig als die, die beim Erinnern Ärger, Furcht
oder positive Affekte zeigen
• größte Belastung wenn
Kranzler 1990
42
Langfristig negative Folgen bis ins Erwachsenenalter vor
allem wenn Tod vor dem Grundschulalter
Barth 2014
41
Kranzler 1990
Barth 2014
– hinterbliebener Elternteil selbst psychisch beeinträchtigt
– wenig intensive Betreuung durch Hinterbliebene schon
vor dem Todesereignis
– finanzielle Probleme nach Todesfall
7
1.7.2014
Tod eines Geschwisters
Folgen und Bewältigungsversuche
Erwachsene Frau berichtet über das Schlimme anlässlich des Tods
eines Geschwisters an einer Krebserkrankung in ihrer Jugend:
– Bewältigungsnotwendigkeit kann noch Jahrzehnte später
bestehen (z.B. Psychoanalyse als Erwachsener)
– Weitergabe des Problems über Generationen möglich
Barth 2014
León und Rebecca Grinberg (1990)
Fall: Cer - Fragestellung zur Reisefähigkeit
• …unter welchen Auflagen die Transportfähigkeit durch
begleitende Maßnahmen hergestellt werden kann (z.B.
Fortführung einer erforderlichen Therapie während des
Fluges, fachärztliche Behandlung, pflegerische, allgemeine
Begleitung, Mitgabe von Medikamenten).
• Kinder eingebettet in Familie sind geschützter
• Familie selbst verunsichert
• Kinder sind ausgesetzter da keine
Entscheidungsträger
46
Barth 2014
45
• Im Säuglingsalter erlittene Migration kann
lebenslange Folgen haben
• Anforderungen der Migration stoßen auf
altersabhängige Entwicklungsaufgaben
Barth 2014
Wechselwirkung von Trauma und Migration
Psychoanalytische Sicht auf Migrationsfolgen (Grinberg 1990)
Unter Berücksichtigung der Wirkung lang dauernder Belastungen und
Stresssituationen ergibt sich die Wechselwirkung
•
•
•
•
Migration zur Beendigung der Traumatisierung
Traumatisierung durch Migration
Traumatisierung durch Folgen der Migration
Modifizierung der Traumatisierung durch Migration
 Migration bedeutsamer als vorausgehende Traumatisierung?
•
•
keine einseitige Reihenfolge oder Kausalität zwischen Migration und
Traumatisierung festgelegt
bei gegenseitiger Rückwirkung Wahrscheinlichkeit von Eigendynamik im
Sinne eines
– Engelskreises
– oder Teufelskreises
•
47
übermäßige Mutterbindung
Phobien
Isolation
Schulverweigerung
Leistungshemmung und Lernprobleme
Mobbing-Opfer
Abwertung der peers
körperliche Störungen
Veränderung der eigenen Erscheinung
Traumatophilie
…
Barth 2014
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
bei zwei auf sich zurückwirkenden Belastungsfaktoren ist der Teufelskreis
wahrscheinlich
48
• … ob die Suizidalität
– auf eine krankheitsbedingte, behandlungsbedürftige
fehlende oder erheblich eingeschränkte
Steuerungsfähigkeit,
– auf eine bloß situationsbedingte, aus Angst vor einer
Abschiebung heraus begründete
oder
– auf eine lediglich erpresserische Suiziddrohung
zurückzuführen ist.
44
Unmöglichkeit zu weinen
Neid
Wut
Eigene Krankheitsängste
Erleichterung über eigene Gesundheit (macht evtl. auch
Schuldgefühle)
– „Mir darf es nicht zu gut gehen“
– Versuch die trennende Wand zum Bruder einzureißen
– Möglichkeit darüber zu reden
Barth 2014
–
–
–
–
–
–
–
–
–
Barth 2014
–
–
Unterschied zwischen Gefühltem und Gesagtem
Unausgesprochen fühlen, dass alles ganz anders
Spüren dass Eltern ganz mit anderem beschäftigt
Schuldgefühle wegen früheren Streits und früherer
Todeswünsche gegen das Geschwister
Schuldgefühle wegen des eigenen Überlebens
Wunsch von den Eltern so geliebt zu werden wie das kranke
Geschwister
Angst vor möglicher Knochenmarksspende
Schuldgefühle, doch nicht der Retter sein zu können
Angst vor Beerdigung
Niemand fragt: Wie geht es Dir eigentlich?
43
–
–
–
–
anlässlich des Tods eines Geschwisters:
8
1.7.2014
Berücksichtung Trauma und Migration
Traumatische Erlebnisse als Folge der Migration
Folge von Migration
Migrationsfolgen bei Kindern von Migranten
Migration per se wirkt nicht traumatisierend!
Migrantenkinder in Deutschland sind nicht öfters krank als
deutsche.
(Adam 2005)
51
Traumafolgen bei Erwachsenen
Traumafolgen bei Kindern nach Migration
• Nach einem Jahr 20- 30 % mit PTSD
Risiko für psychiatrische Störung bei Flüchtlingen aus Somalia in UK:
• Kriegserlebnisse
• Beschäftigungsverhältnis vor Flucht
• Gebrauch von Qat nach der Flucht
(Berman et al. 1996 und andere)
• Unterschiedliche Formen von Migration:
Auswanderung und Flucht
(Bhui et al. 2003)
Verlust von Land und Familie
Trauer oft nicht erkannt
Unmöglichkeit des Ausdrucks und Selbsterlebens
Erhöhtes Risiko psychischer Probleme
Spätfolgen nach Trauma bei Vietnamesen in Australien:
Durchschnittlich 14 Jahre nach Trauma:
• 8% mit psychiatrischer Störung
• 7% psychiatrische Störung bei Berücksichtigung kultureller
Unterschiede
• 12% bei Mehrfachtrauma (>=3)
• 3% wenn ohne Traumaerfahrung
(Fantino and Colak 2001)
53
54
Barth 2014
(Bolea et al. 2003)
(Steel et al. 2002)
Barth 2014
– Reise und Flüchtlingslager werden als Fortsetzung des Traumas
empfunden
– Religion wird als Stärkung empfunden
– Kontakt mit eigener Kultur und mit anderen Kindern in gleicher Situation
hilfreich
(Storch & Poustka 2000, Steinhausen & Remschmidt 1982)
Barth 2014
(Hjern, 2005)
Barth 2014
Widersprüchliche Ergebnisse über Folgen von Migration
• 35-50% der Kinder mit psychischen Problemen (in
Skandinavien)
• Flüchtlingskinder mit besserer psychischer Gesundheit
als andere Kinder (Schweden)
Kinder von Migranten zeigen folgende Symptome:
• sozialer Rückzug
• Ängste
• Schlafstörungen
• unklare Schmerzen
• Dissoziationen
• Enuresis
• Enkopresis
• Schulphobie
• Suizidalität
52
(Schepker 2003)
aber ist häufig verbunden mit
• besonderen traumatischen Erlebnisse
• u.U. lang dauernder unsicherer Lebenssituation
• Identitätskonflikte
• Soziale Belastungen
• Integrationsproblemen
–
–
–
–
Barth 2014
Barth 2014
– Wenn ich jemand vor dem Ertrinken rette, kann er
sich immer noch eine schwere Lungenentzündung
holen, wenn ich ihn nicht in warme Tücher packe
– Dies zu verweigern würde man in diesem Fall sicher
als ethisches Problem ansehen.
49
– dennoch ist durch die Möglichkeit einer Migration
auch in diesen schweren Fällen nicht alles gerettet
– auch wenn möglicherweise der Fortgang einer
schweren Traumatisierung beendet wurde.
Verlust wichtiger Bezugspersonen
Verlust kultureller Identität
Unsicherheit der Lebensbedingungen
Ereignisse, die mit Krieg, Flucht,
Vertreibung und sehr häufig mit
sexualisierter Gewalt einhergehen.
50
•
•
•
•
– Migration ist nicht nur Belastung
– sondern kann auch eine deutliche Entlastung sein
9
1.7.2014
PTSD nach Trauma und Migration
Traumatisierung durch unsicherem Aufenthalt?
• PTSD bei 50-70% bestimmter Migranten
• PTSD bei 21% von Flüchtlingen aus Südostasien
• Trauma bei 74 % von Flüchtlingen aus Südostasien
• PTSD nicht abhängig von Anzahl der Traumatisierungen oder
anderen Variablen vor der Migration
• PTSD nicht abhängig von Art der Migration oder Traumatisierung
• PTSD-Gruppe:
Weniger Trennung und Wiedervereinigung von Familien
Weniger Bindung an Herkunftskultur
Mehr Erleben und Ausdruck von Wut
Häufigere Umzüge nach Migration
Abhängiger von öffentlicher Hilfe
Barth 2014
Barth 2014
(Abe et al. 1994)
55
–
–
–
–
–
56
• Viele Untersuchungen stützen sich auf Auftreten
einer PTSD
• Folgen durch lang dauernde unterschwellige
Traumatisierung werden häufig nicht erfasst
• gerade bei Kindern folgenreiche
Traumatisierung unterhalb der Schwelle der
PTSD
• unbewusste affektive Zustände und die
emotionale Entwicklung sind sensible
Indikatoren
(Mollica 1987, Kinzie 1990)
Erleben von unsicherem Aufenthalt
Gründe für unsicheren Aufenthalt von Kindern
• Kinder werden durch Eltern zurückgeschickt (innerfamiliär ist
äusländisches Recht in Deutschland gültig)
• berufliche Flexibilität der Eltern
• unsicheres Fußfassen der Eltern im Westen
• strittige Scheidungen
• drohender Sorgerechtsentzug
• drohende bzw. vorübergehende vollstationäre Unterbringung
von Kindern
57
• Langzeitbehandlungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Barth 2014
• …
führt zu
• unsicheren Beziehungen
• Hemmung sich einzulassen
• Fehlen von Vertrauen
• Flucht in eine eigene Welt
• Suizidalität
• Permanenz von Angst und Stress
• psychiatrische Störung
• PTSD
• Neigung zu körperlichen Symptomen
• geringeres Angebot an Hilfsangeboten
Barth 2014
• fehlende Kooperation der ausländischen Eltern mit
besonderer Abhängigkeit der Kinder
58
• Ausländerkinder ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis
Traumatisierte Migranten im Vergleich zu Traumatisierung
ohne Migration:
Traumatisierte Kinder im Kosovo
• 41 Kinder aus Trauma-Behandlungszentren im Kosovo
• Altersdurchschnitt 12,7 Jahre
• Geschlecht gleich verteilt
• Bosnische Kriegsopfer etwa doppelt so
hohe Werte in der IES als Opfer in Holland
• Nach der Flucht in die Niederlande
weniger Vertrauen in die Welt als
Zurückgebliebene
•
•
•
•
Trennung von Eltern 34
Tötungsdelikte: 41
Verlust von Eltern: 11
Verlust von Geschwistern: 10
60
• DIKJ-Mittelwert: Prozentrang 80
• IES-Mittel: 68
Barth 2014
Barth 2014
59
(Mooren et al. 2001)
10
1.7.2014
Barth 2014
61
– Schuldgefühlen
– Selbstvorwürfen
– Minderwertigkeitsgefühlen
– schlimmen Erinnerungsbildern
– unbändiger Wut
Tod ≠ Tod
• Verlorene Geborgenheit
• Angst
64
– Wut
– Projektion von Wut
– Projektionsfläche von Wut
Vernachlässigung - Misshandlung
Suizid/Angriff eines Elternteils
wird häufig versucht zu verleugnen/verdrängen.
• Vernachlässigung
– körperlich
– emotional (Deprivation)
Deshalb
• Entwicklungsadäquate Mitteilung des Suizids
• Hilfe zur Emotionsbewältigung
• Misshandlung
 Begleitung dieser Kinder
Barth 2014
65
 Rechtzeitige Therapie
– körperlich
– emotional
– Münchhausen by proxy
66
•
•
führte zu
• Schuldgefühle
• Selbstentwertung und Scham
• Wut
Barth 2014
•
•
•
•
•
•
•
Trauer
Schuldgefühle, den Suizid nicht verhindert zu haben.
Schuldgefühle den Suizid verursacht zu haben
Selbstentwertung infolge der Missachtung durch den Suizid („das
Überleben nicht wert gewesen zu sein“)
Stigmatisierung als Kind eines Selbstmörders
Wut auf den toten Elternteil
Wut auf den überlebenden Elternteil als projektive Entlastung
Projektionsfläche zu sein für die Wut anderer Überlebender
Angst vor weiteren schrecklichen Ereignissen
verlorenes Vertrauen, sicher geborgen zu sein
Angst, die Veranlagung zum Suizid in sich zu tragen oder bei nahen
Verwandten befürchten zu müssen
ggf. eigene Erleichterung ohne Selbstanklage akzeptieren lernen
Notwendigkeit einer Sinngebung des Geschehenen
Suizid eines Elternteils
63
•
•
•
•
Tod ≠ Tod
Belastungen nach Suizid eines Elternteils
Barth 2014
Tod ≠ Tod
• In USA jährlich 7000 bis 12000 Kinder
betroffen
• In Tübingen ständig 1-2 Kinder stationär
• 25-30% der Kinder werden depressiv
• Evtl. 40% mit PTSD
• Zunächst Tod belastend
• Später Todesart belastend
62
Eines der schlimmsten Schicksale, die ein
Kind treffen kann
Kein seltenes Schicksal
Kind bleibt zurück mit
Suizid eines Elternteils
Barth 2014
Tod ≠ Tod
Schicksal:
Suizid eines Elternteils
Barth 2014
Tod ≠ Tod
11
1.7.2014
Und das vorläufige Ende …
Misshandlungssymptome
• Körperlich:
– auffällige untypische Verletzungen
(Lokalisation, Art (kreisrund), Abdrücke, …)
– reduzierter Allgemein- und hygienischer Zustand
Interventionen
Barth 2014
• bei fortbestehender Gefährdung: Inobhutnahme (§ 42
KJHG), Einschränkung der elterlichen Sorge (§ 1666
BGB) oder stationäre Aufnahme
• Vermittlung von Schutz und Sicherheit
• Abbau von Schuldvorwürfen
• Aufgreifen von Ängsten
• Therapie geht vor Strafverfolgung (keine Anzeigepflicht!)
• kein Risiko eingehen
• sorgfältige Dokumentation
• keine Suggestion
• Cave: übertriebene Trauma-Besprechung
Barth 2014
Bindungsstörung
PTSD
Substanzmissbrauch
Suzidalität und selbstschädigendes
Verhalten
• Risiko erhöht für
69
•
•
•
•
70
Langzeitfolgen
– Depression
– Sozialverhaltensstörung
68
Interaktionsauffälligkeit: eingefrorene Mimik
Nähe-Distanz-Regulation
Verhaltensauffälligkeiten
Angst
sexualisiertes Verhalten
…
Barth 2014
–
–
–
–
–
–
Barth 2014
67
• Psychisch:
Sexueller Missbrauch
Keine verlässlichen Zahlen
Sexueller Missbrauch
– da hohe Dunkelziffer
– uneinheitliche Altersgrenze (14-16-18 Jahre)
– unklare Definition von Missbrauch/Freiwilligkeit
In den letzten 50 Jahren keine wesentliche Veränderung
der Inzidenz angzeigten Missbrauchs: ca. 15 000 / Jahr
in D
(Dunkelziffer: 1:20 -> 300 000 / Jahr?)
Bange 2002
Bange 2002
72
– 15-25 % der Frauen mit Erfahrungen sexueller Übergriffe in der
Kindheit
– bis zu 5% der Männer
Barth 2014
Barth 2014
71
Tendenz in Befragungen (Prävalenz):
12
1.7.2014
Besonders gefährdete Gruppen
Sexueller Missbrauch
StGB Dreizehnter Abschnitt: Straftaten gegen die sexuelle
Selbstbestimmung
z.B. Geistig Behinderte
Migranten
soziale Isolierung
…
• § 176 StGB sexueller Missbrauch von Kindern
• § 182 StGB sexueller Missbrauch von Jugendlichen
• § 174 StGB sexueller Missbrauch von
Schutzbefohlenen
§ 182 StGB
sexueller Missbrauch von Jugendlichen
76
Barth 2014
• Beischlaf oder anderes Eindringen in den Körper
durch über 18-jährigen
• gemeinschaftliche Tat von mehreren
• Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung
oder erheblicher Schädigung der körperlichen
oder seelischen Entwicklung
• Täter in den letzten 5 Jahren rechtskräftig
verurteilt
• Absicht der Verbreitung pornographischer
Darstellung der Tat
• schwere körperliche Misshandlung
• Gefahr des Todes
• (§ 176 b: Todesfolge)
§ 174 StGB
sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen
• Täter über 18 Jahre
• Jugendliche unter 16 Jahre
Barth 2014
77
– sexuelle Handlungen an ihr oder durch sie
– sexuelle Handlungen an Dritten bestimmen
• an und vor dem Schutzbefohlenen
• an diesen vornehmen oder durch diese vornehmen
lassen um sich oder diesen sexuell zu erregen
• der Versuch ist strafbar
Barth 2014
• Täter über 21 Jahre
• Jugendliche unter 16 Jahre
78
• zur Erziehung, Ausbildung oder Betreuung anvertraute
Personen unter 16 Jahren
• zur Erziehung, Ausbildung oder Betreuung anvertraute
Personen unter 18 Jahren unter Ausnutzung der damit
verbundenen Abhängigkeit
• eigenes Kind unter 18 Jahren (auch angenommenes
Kind)
– Ausnutzung einer Zwangslage
– Handlungen an und durch Jugendlichen auch an
Dritten
• Berücksichtigung des Verhaltens des Opfers bei
Bestrafung
Barth 2014
Barth 2014
Barth 2014
75
unter 14 Jahre
an dem Kind vornehmen
von dem Kind an sich vornehmen lassen
von oder an Drittem vornehmen lassen
vor einem Kind vornehmen
ein Kind an sich vornehmen lassen
einem Kind pornographische Inhalte darbieten
• der Versuch ist strafbar
§ 171 Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht
§ 173 Beischlaf zwischen Verwandten
§ 181 schwerer Menschenhandel und Zuhälterei
§ 183 Exhibitionistische Handlungen
§ 184 Pornographische Schriften z.B. an Jgl. unter 18 Jahren
§ 176 a StGB
schwerer sexueller Missbrauch von Kindern
§ 176 StGB
sexueller Missbrauch von Kindern
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
74
• § 177 StGB sexuelle Nötigung; Vergewaltigung
• § 178 StGB sexuelle Nötigung und Vergewaltigung
mit Todesfolge
• § 179 StGB sexueller Missbrauch
widerstandsunfähiger Personen
• § 180 StGB Förderung sexueller Handlungen
Minderjähriger
73
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•
13
1.7.2014
§ 174 a – c StGB
sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen
Gefangene
behördlich Verwahrte
Kranke und Hilfsbedürftige in Einrichtungen
Amtlich Anvertraute
Beratungsverhältnis
Behandlungsverhältnis
Betreuungsverhältnis
• Schwerer innerer Zwiespalt für die Betroffenen
Besondere Schwierigkeiten
Barth 2014
• Basis des inneren Vertrauens (Urvertrauen)
kann zerstört werden
80
• Betroffene können Ausmaß des Unrechts selbst
oft nicht einschätzen oder nur mit Verzögerung
erkennen
79
• ohne Alterbeschränkung
• Missbrauchs der jeweiligen Stellung bzw. des
Verhältnisses
• Ausnutzung von Krankheit oder Hilfsbedürftigkeit
• Versuch ist strafbar
• Tat oft durch Vertrauenspersonen
Barth 2014
–
–
–
–
–
–
–
Besondere Schwierigkeiten
Besondere Schwierigkeiten
• Beurteilung der Zuverlässigkeit der
Aussagen durch
Glaubhaftigkeitsbegutachtung
• Täter oft nicht geständig
• Aussagen des Kindes von besonderem Gewicht
• Entstehung der Aussagen muss
nachvollzogen werden können
• kindliche Aussagen nur bedingt nachprüfbar
82
• Suggestive Einflüsse machen Beurteilung
unmöglich
Barth 2014
Barth 2014
81
• selten objektivierbare Befunde
14
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