Inhalt 13 Der erste Schritt – Diabetes ­verstehen 25 Nicht behandeln, s­ ondern heilen 37 Was brauchen wir von unserer ­Nahrung? 48 Wie funktioniert Hunger? 58 Viel Protein – aber das richtige! 74 Phänomenal: Ballaststoffe in ­Bohnen 86 Die Wahrheit über Fette 98 Die Praxis der nährstoffreichen Diät 119 Die entscheidenden Schritte zu Ihrer Gesundheit 130 Für Ärzte und Patienten 147 Häufige Fragen 203Dank 204Glossar 206Anmerkungen 217Rezepte 218Register 4 Hilfe für Typ-1-Diabetiker Etwa 10 Prozent der Diabetiker leiden an Typ-1-Diabetes. Man spricht auch von juvenilem Diabetes, weil er typischerweise in der Kindheit beginnt. Beim Typ-1-Diabetes zerstört das eigene Immunsystem die Insulin produzierenden Beta-Zellen. I m Allgemeinen geschieht dies bereits in jungen Jahren. Dieser Vorgang, bei dem das Immunsystem die eigenen Zellen für Fremdkörper hält, beruht auf einer Autoimmunreaktion. Der Zusammenhang ist kompliziert, vermutlich spielt eine Antikörperreaktion gegen ein Virusprotein, das irrtümlich die BetaZellen im Pankreas angreift, eine Rolle. Bei dieser Form des Diabetes bildet das Pankreas praktisch kein Insulin mehr. Typisch ist der plötzliche Krankheitsbeginn in jungen Jahren. Übrigens sind Populationen aus nördlichen Ländern Europas häufiger betroffen als solche aus Südeuropa, dem Nahen Osten und Asien. Beim Typ-1-Diabetes spricht man auch von insulinpflichtigem Diabetes, weil die Betroffenen täglich Insulin spritzen müssen. Direkte Folgen des Insulinmangels Unser Körper kann normalerweise nur mit Glukose funktionieren. Etwa 18 Prozent unseres Grundumsatzes kommen dem Gehirn zugute. Wenn allerdings zu wenig Insulin verfügbar ist, können das Gehirn und die anderen Gewebe die Glukose aus dem Blut nicht verwerten. Wenn der Körper die Glukosevorräte nicht normal nutzen kann, nehmen die freien Fettsäuren im Blut zu. Aus diesen Fetten kann der Körper Ketone bilden, z. B. Aceton, die vom Gehirn und vom Herzen bei Glukosemangel als Notkraftstoff benutzt werden können. Dann aber häufen sich Glukose und Ketonkörper im Blut, was verheerende Folgen haben kann. Bei Typ-1-Diabetikern kommt es leichter zur Ketoazidose, die unbehandelt zum Koma und zum Tod führen kann. Normalerweise sind die Ketone in Blut und Urin beim Fasten oder bei deutlicher Kohlenhydrateinschränkung leicht erhöht, doch können sie beim dekompensierten oder un- 18 behandelten Typ-1-Diabetes auf gefährliche Werte ­ansteigen. Unter bestimmten Umständen kann es auch beim Typ-2-Diabetiker zur Ketose (reichlich Ketonkörper im Blut) und Ketoazidose kommen. Die Kombination hoher Zuckerwerte mit einem hohen Ketonwert kann zu einer gefährlichen Übersäuerung (Azidose) und zu Wasserentzug führen. Die Ursachen des Typ-1-Diabetes sind also nicht Gewichtszunahme oder Adipositas, sondern die Zerstörung der insulinbildenden Zellen. Typ-1-Diabetiker werden immer auf Insulin angewiesen sein, um schwere Probleme mit erhöhtem Blutzucker (Hyperglykämie) und andere lebensbedrohliche Zustände zu vermeiden. Doch auch dann ist nährstoffreiche Ernährung entscheidend für die Gesundheit des Typ-1-Diabetikers. Übermäßiges Körperfett ist zwar für jeden gefährlich, aber besonders für den Typ-1-Diabetiker. Hilfe für Typ-1-Diabetiker Nährstoffreiche Kost hilft auch bei Typ-1-Diabetes Oft werde ich gefragt, ob mein Programm sich auch für Typ-1-Diabetiker eigne und ob diese so oder so doch auf Insulin angewiesen blieben. Beide Fragen sind mit Ja zu beantworten. Anders als ein Typ-2-Diabetiker werden Sie als Typ-1-Diabetiker nie ganz auf Insulin verzichten können. Sie werden aber im Rahmen der Ernährung mit der nährstoffreichen Kost deutlich weniger Insulin benötigen. Der geringere Insulinbedarf ist nicht der einzige Grund, warum Typ-1-Diabetiker sich für diese Ernährungsweise entscheiden sollten. Der Hauptgrund ist, dass sie ihnen später schwere Komplikationen ersparen kann. Mehreren Typ-1-Diabetikern konnte ich helfen, ihr Leiden zu überwinden, indem ich ihnen reichlich essentielle Mikroelemente verabreichte, ihr Immunsystem stärkte und das Pankreas entlastete. Diese Möglichkeit besteht aber nur ganz am Beginn der Erkrankung, also bei Jugendlichen oder jungen ­Erwachsenen. Es ist die Ausnahme – nicht die Regel. Die meisten Typ-1-Diabetiker müssen leider für immer mit ihrer Krankheit ­leben. Unter der üblichen Behandlung sind die ­Aussichten für den Typ-1-Diabetiker düster. Mehr als ein Drittel dieser Patienten ­sterben auch heute noch vor dem 50. Lebensjahr. Doch das muss nicht sein. Typ-1-Diabetiker sind nicht zu einem Leben in den Fesseln ­medizinischer Katastrophen und zu frühem Tod verurteilt. Sie können ein normales Leben mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung führen. Wenn sie sich auf eine überwiegend ­pflanzliche Kost mit viel Gemüse, reichlich Bohnen, Nüssen und Samen umstellen, ist die Gefahr gebannt, dass sie herzkrank werden. Insulin und Herzerkrankungen Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass der Tod durch früh einsetzende Herzleiden beim Typ-1-Diabetiker mit einer Insulinresistenz zusammenhängt. Demnach ist der Typ-1-Diabetiker durch Gewichtszunahme, schlechte Essgewohnheiten und den entsprechend hohen Bedarf an Insulin gefährdet. Typ-1-Diabetiker hingegen, die sich nach meinen Ernährungsempfehlungen richten, benötigen deutlich weniger Insulin und können es in physiologischen Dosen spritzen – diese geringeren Mengen Insulin werden keine schädlichen Wirkungen entfalten. Typ-1-Diabetiker können gesund und normal leben und alt werden. Die typischen Tragödien, die sich im Leben von Typ-1-Diabetikern ereignen, sind Folgen der gefährlichen Kombination von falscher Ernährung und exzessiver Anwendung von Insulin, ein Schwelbrand, den Ärzte und Ernährungsberater verbreiten, deren Ernährungsempfehlungen in meinen Augen mittelalterlich anmuten. Typ-1-Diabetiker, die sich für die nährstoffreiche Ernährung entscheiden, senken ihren Insulinbedarf und vermeiden künftig die extremen Schwankungen. Zuckerwerte und Lipide bleiben bei minimalem Insulinbedarf unter Kontrolle. Ziel ist ein verringerter Insulinbedarf bei zugleich exzellenten Blutzuckerwerten. Beim Typ-1-Diabetes kommt es nur deshalb zu Herzinfarkten und anderen lebensverkürzenden Leiden, weil die nährstoffarme Kost übermäßig hohe Insulingaben erfordert. Nicht der Typ-1-Diabetes hat derart üble Folgen für die Gesundheit. Vielmehr ist es die Kombination von Diabetes und den gängigen Ernährungs»empfehlungen« – diese veranlassen die Patienten, hohe Insulinmengen zu verwenden, nur um günstige Blutzuckerwerte zu 19 Der erste Schritt – Diabetes verstehen haben. Insulin fördert die Bildung arteriosklerotischer Plaques, die Entstehung von Herzleiden und Herzinfarkten. Es regt den Appetit an, fördert die Speicherung von Fett und die Gewichtszunahme und damit die Insulinresistenz. Die Folgen sind bei der hohen Zuckerbelastung und dem extremen Kalorienangebot der üblichen Diäten besonders ausgeprägt. Mehrere Studien veranschaulichen die Gefahren der Insulintherapie bei erwachsenen Diabetikern. In einer davon zeigte sich, dass im Vergleich mit Patienten unter Metformin (z. B. Biocos®, Diabesin® oder Glucophage®) bei denen, die Insulin erhielten, das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, dreimal so groß war.6 Die negativen Wirkungen des Insulins hängen mit den Stoffwechselveränderungen durch zu hohe Dosierung des Insulins und den unmittelbaren Arteriosklerose fördernden Effekt an der Gefäßwand zusammen.7 Je mehr Insulin benötigt wird, desto stärker wird die gefährliche Plaquebildung gefördert, vor allem, wenn die Menge des zirkulierenden Insulins groß ist. Zusätzliche Insulingaben bei hohen Blutzuckerspiegeln erhöhen das Cholesterin, fördern Fettablagerungen und schaden dem Organismus. Damit sollte klar sein, dass die übliche Ernährung der Industrienationen generell ungesund ist, aber für Diabetiker besonders gefährlich. Diabetes ist kein Todesurteil, aber wir dürfen nicht länger auf die konventionelle Medizin vertrauen und auf die Ratschläge der Ernährungsberater hören oder überhöhte Insulindosen zuführen und jede Menge andere Medikamente schlucken. Insulin und Krebs Die Überdosierung von Insulin hat nicht nur so üble Folgen wie Gewichtszu­­nah­me und Herzkrankheiten, sondern auch der Zusammenhang zwischen Diabetes und Krebs beruht, so wird vermutet, zumindest teilwei- 20 se auf der Insulintherapie. Eine neue Übersichtsarbeit, die mehrere Studien auswertete, ergab, dass das Erkrankungsrisiko bei Diabetikern für Darmkrebs um 30, für Brustkrebs um 20 und für Bauchspeicheldrüsenkrebs um 82 Prozent höher ist.8 Ich bin überzeugt, dass bei Gabe kleiner physiologischer Dosen Insulin bei Typ-1-Patienten, deren Insulinbedarf unter meiner Diät gering wäre, die nachteiligen Wirkungen auf den Stoffwechsel und das Krebsrisiko durch Insulin nicht auftreten würden. Diese Wirkungen sind nämlich Folgen der überhöhten Insulingaben, die wegen der amerikanischen Fehl­ernährung und der üblichen Diabetes-Diät nötig werden. Der Weg aus der Misere Wenn Typ-1-Diabetiker sich nach meinen Empfehlungen ernähren, können sie viele mögliche Komplikationen der Erkrankung verhindern. Dann sind ein normales Leben und normale Lebensdauer durchaus zu erwarten. Zwar werden Typ-1-Diabetiker nach wie vor auf Insulin angewiesen sein, aber sie können die erforderlichen Insulindosen deutlich senken, und sie benötigen nur noch die Insulinmenge, die das Pankreas eines Nichtdiabetikers bildet, der sich gesund ernährt; somit kommt es nicht zu Schäden, denn es werden keine abnorm hohen Insulinmengen benötigt. Ist ein Diabetiker gut eingestellt, hat dies viele Vorzüge: ▬▬keine Extremwerte beim Blutzucker ▬▬niedrigere Insulindosierung – in der Regel kann die Dosis halbiert werden ▬▬normales, stabiles Körpergewicht ▬▬normale Lebensdauer, keine diabetischen Komplikationen Die entscheidende Formel, die Sie sich merken müssen, lautet: Gesunde Blutzuckerwerte + optimale Nährstoffversorgung = gesundes und langes ­Leben Typ-2-Diabetes – kein Grund zur Verzweiflung Schätzungsweise drei bis fünf Prozent der Amerikaner unter 50 Jahren haben einen Typ-2-Diabetes, bei den über Fünfzigjährigen sind es bereits 10 bis 15 Prozent. Mehr als 90 Prozent der Diabetiker in den USA leiden an einem Typ-2- oder Altersdiabetes, der meist Übergewichtige und körperlich Inaktive heimsucht. Dem Hochschnellen der Zahl der Diabetiker entspricht die rasante Zunahme der Zahl der Übergewichtigen. In Deutschland drohen ähnliche Verhältnisse. M enschen, die sich gesund ernähren, regelmäßig körperlich aktiv sind und einen niedrigen Körperfettanteil haben, erkranken praktisch nie an Typ-2-Diabetes. Jahrhundertelang, als das Essen eher knapp war und hochkalorische, nährstoffarme Kost rar, war die Krankheit praktisch unbekannt. Übrigens ist sie häufiger bei den Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner und bei Amerikanern mit spanischen, indischen oder afrikanischen Wurzeln, obwohl die Abstammung für die Folgen einer Diabetes fördernden Ernährung keine Rolle spielt. Überall in der Welt, wo die Menschen stark verarbeitete Lebensmittel essen, breitet sich Diabetes aus. Infolge der Entwicklung und Vielfalt industriell verarbeiteter Lebensmittel und der Zunahme der Sitzberufe haben Adipositas, Diabetes und Herzleiden explosionsartig zugenommen. In den meisten Ländern wird versucht, die Probleme mithilfe von Medikamenten gegen Diabetes und Bluthochdruck und mit Lipidsenkern zu lösen. Invasive und chirurgische Eingriffe werden vorgenommen, die hohe Kosten verursachen, ohne dass dadurch eine deutliche Lebensverlängerung oder erkennbarer Nutzen für die Gesellschaft erzielt würde. In den Vereinigten Staaten ist Übergewicht normal, und fast alle Erwachsenen schlucken früher oder später rezeptpflichtige Medikamente gegen Herzleiden, Diabetes, erhöhte Blutfette oder Bluthochdruck. Tatsächlich nehmen 51 Prozent der über 65-Jährigen täglich fünf oder noch mehr rezeptpflichtige Medikamente ein! Die Zahl der adipösen Amerikaner ist höher als die der Raucher, der Nutzer illegaler Drogen oder der Patienten mit anderen körperlichen Krankheiten. Adipositas ist ein hoher Risikofaktor für verbreitete schwere Erkrankungen wie Herzleiden, Krebs und eben auch Diabetes. Unser Essen erzeugt diese Krankheiten und in der Folge unbeherrschbare Kosten. Schon knapp 2 ½ Kilo Übergewicht bei einer Durchschnitts­ person können zu Diabetes führen. Hauptübeltäter Übergewicht Untersuchungen zeigen, dass zu viele Fettpolster die häufigste Ursache von Typ-2-Dia- betes sind. Bei meiner Arbeit habe ich immer wieder beobachtet, dass bei abschmelzendem 21 Der erste Schritt – Diabetes verstehen Körperfett und gleichzeitig reichlicher Zufuhr essentieller Mikroelemente die Gewebe weniger Medikamente brauchen und der Typ2-Diabetes sich deutlich bessert. Im Rahmen dieses Buchs wird von Untersuchungsergebnissen berichtet, die zeigen, dass nicht bloß die Gewichtsabnahme zur Besserung führt, sondern auch das günstige Gewebemilieu durch die zugeführten essentiellen Mikroelemente. Viele meiner Patienten werden ihren Diabetes los, noch bevor sie genug abgenommen haben. Wenn der Körper nicht mehr durch übermäßiges Fett belastet wird, sprechen die Zellen besser auf Insulin an und der hohe Gehalt an essentiellen Mikroelementen in den Geweben versetzt die erschöpften Beta-Zellen, die jahrelang übermäßige Insulinmengen produzieren mussten, in die Lage, ihre verlorene Funktion wiederzugewinnen. Wegen des schleichenden Beginns und weil er sich meist durch Diät beherrschen lässt, gilt der Typ-2-Diabetes als die harmlosere Form der Zuckerkrankheit, die sich im Lauf mehrerer Jahre entwickelt. Die Folgen eines unkontrollierten und unbehandelten Typ2-Diabetes sind aber genau so schlimm wie die von Typ 1: Herzinfarkte, Infektionen, Amputationen, Erblindung und Schlaganfälle können auftreten, doch anders als beim Typ 1 können Typ-2-Diabetiker fast immer Insulin und weitere Medikamente absetzen, wenn sie sich von ihrem Übergewicht trennen. Diabetes bedeutet nicht einfach erhöhten Blutzucker – mit akut bedrohlichen Symptomen wie verschwommenem Sehen, Schläfrigkeit, Verwirrtheit und Erbrechen –, er bedeutet langfristig auch ein Arsenal weiterer Gefahren und Komplikationen. Er kann die Gesundheit eines Betroffenen schwer belasten, denn er erhöht nicht nur die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, sondern auch die, die an einer Depression oder an Krebs zu erkranken.9 Welche Chancen hat ein Typ-2-Diabetiker? Ein Typ-2-Diabetiker, der vor allem durch körperliche Aktivität und verbesserte Nährstoffversorgung gut eingestellt ist, profitiert in vielerlei Hinsicht: ▬▬keine Extremwerte des Blutzuckers ▬▬Dosis der Medikamente während der ersten Woche meist halbiert, im ersten Monat noch weiter und innerhalb sechs Monaten um bis zu 100 Prozent gesenkt ▬▬Insulin kann abgesetzt werden, gewöhnlich nach der ersten Woche ▬▬konstantes angemessenes Körpergewicht ▬▬normale Lebenserwartung, keine Komplikationen ▬▬Abklingen des Diabetes und Prävention diabetischer Komplikationen 22 Ziel ist es, den Diabetes bis auf null herunterzufahren, was im Idealfall bedeutet, dass Ihr Blutzucker ohne Medikamente unter 100 mg/dl sinkt. Bedenken Sie jedoch, dass Sie Diabetiker waren und immer die Gefahr besteht, dass der Diabetes erneut auftritt, falls Sie zunehmen oder ungesund essen. Die neuartige Ernährung und Lebensweise müssen Sie lebenslang beibehalten. Sie können damit rechnen, dass Ihr Blutzucker mit dieser Lebensweise sinkt. Ich sagte bereits, dass Sie die Dosierung Ihrer Medikamente senken können. Eher kommt es vor, dass Sie die Dosierung nicht hinreichend verringern. Unterzuckerungen können Sie durch gute Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt und sorgfältige Anwendung minimaler Dosierung vermeiden.