Was ist Cellulite? In welchem Alter entsteht Orangenhaut? Heißt das

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In Deutschland werden 60
Millionen Euro mit Produkten
umgesetzt, die Orangenhaut
glätten sollen. Selten ist
dieses Geld sinnvoll angelegt
Früher ein Schönheitsideal,
heute ein Makel: Cellulite hat
viele hässliche NamenBuckelpiste, Matratzenhaut,
Hüttenkäse-Schenkel.
Was ist Cellulite?
1.Eine Knoten- und Dellenbildung an Hüfte, Po,
Schenkel und Oberarm, überall dort, wo dem
weiblichen Bindegewebe Quervernetzungen fehlen.
Bei Männern sind die stabilisierenden fasern, das
Kollagen, netzartig angeordnet, bei Frauen Parallel.
Dadurch können sich Fettzellen in den
Zwischenräumen ausdehnen. Den Druck gleicht die
Hautschicht darüber aus, die sich nach außen
wölbt.
In welchem Alter entsteht
Orangenhaut?
2. Ab der Pubertät. Selbst schlanke Topmodels
haben Cellulite. Frauen brauchen ein
Bindegewebe, das sich in der Schwangerschaft
dehnen kann. Sie haben weniger von dem
männlichen Hormon Androgen, diese Tatsache
könnte Cellulite verursachen.
Heißt das für Frauen:
Androgen schlucken- und die
Dellen verschwinden?
3. Eine Hormonpille oder –spritze gibt es noch
Lässt sich Cellulite wegcremen?
6. Nein, aber man kann rechtzeitig etwas tun:
Massagen, gesunde Ernährung, Sport, aber auch
Wechselbäder.
Muss Cellulite behandelt werden?
Klingt nach guter alter Kneippkur:
kalte Güsse, Bewegung,
Vollwertkost. Hilft das?
4. Nein. Es ist keine Krankheit, sondern ein rein
7. Jedenfalls eher als teure Cremes. Jemand, der
kosmetisches Problem, mit dem immerhin vier von
fünf Frauen zu kämpfen haben. Ob man es
behandelt, ist vor allem eine Frage des
Leidensdrucks.
sich bewegt, achtet einfach mehr auf seine
Ernährung. Und weil er ausgeglichener ist. Leidet
er weniger unter kleinen Makeln.
nicht. Sie hätte auch Nebenwirkungen, die nicht
abzuschätzen sind.
Ist Cellulite nicht auch
Veranlagung?
5. So ist es. Wenn die Mutter oder die
Großmutter ein zu weiches Bindegewebe gehabt
hat, ist die Chance größer, Cellulite zu bekommen.
Aber es gibt durchaus auch andere Dinge, die sie
fördern: Stress, Jojo-Diäten, Rauchen, einseitige
Ernährung, wenig Bewegung, wenig Schlaf und zu
viel Sonne. Durch UV-Strahlung verliert die Haut an
Elastizität.
Kann man Cellulite absaugen?
8. Das Depotfett an Hüfte, Po, Schenkeln kann
abgesaugt werden. Aber nur wenn das Gewebe
gleichmäßig abgetragen wird, kann das Hautbild
danach glatter sein.
In Deutschland ist Subcision ein
relativ neues Verfahren. Was ist
das?
9.
Haut und Unterhautfettgewebe werden lokal
betäubt. Dann wird durch einen Schnitt eine kleine
scharfe Kanüle eingeführt, mit der man vorsichtig
Bindegewebsstränge lösen kann. So soll der Druck
auf Fettzellen, der die Haut nach außen dellt,
verschwinden. Dabei kann natürlich auch Gewebe
verletzt werden.
Gibt es andere Möglichkeiten?
10.
Bei der photodynamischen Therapie, die
bisher zur Tumorbeseitigung von Hautkrebs
eingesetzt wurde, wird der lichtempfindliche Stoff
Temoporfin in das Untergewebe gespritzt und
durch Laserstrahlen aktiviert. So sollen Fettzellen
zum Platzen gebracht werden. Das Verfahren ist
aber noch nicht ausgereift und birgt Risiken:
Fettembolien können sich bilden, und beim Lasern
können Verbrennungen und somit Narben
entstehen. Endermologie dagegen ist eine SaugRoll-Massage, die Unterdruck im Gewebe erzeugt
und wie wie eine Tiefenmassage wirkt. Sie hat den
Nachteil: viele, teure Behandlungen, und der Erfolg
hält nicht an.
Was ist von den
Ergänzungspräparaten des so
genannten Cellulite-Papstes Dr.
Howard Murad aus Los Angeles zu
halten?
11. Laut Murad reicht es nicht, dem Körper nur
Wasser und Fett zu entziehen. Er setzt auf richtige
Ernährung und auf von ihm vertriebene
Ergänzungspräparate, um die Zellmembrane des
Bindegewebes zu stärken und das Wasser in den
Zellen zu halten. Murad zufolge hilft eine Diät aus
Eiern, Soja, Tomaten, Spinat, Olivenöl, Avocados,
Lachs, Bohnen, grünem Gemüse, magerem Fleisch
und grünem Tee, Granatapfelsaft und
Traubenkernöl gegen Cellulite. Doch seine Theorie
ist unter Experten umstritten. Ernährung ist zwar
wichtig, doch nur auf sie zu setzen, wäre zu
einseitig.
Von Viola Keeve
Stern 33/2006 S.123
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