Alarmsignal Schwindel (Sendungen im MDR und BR) Stand vom 26. März 2010 INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines Störungen am Gleichgewichtsorgan Schwindel als Symptom Dem Schwindel auf der Spur Gutartiger Lagerungsschwindel Übungen NACHTRÄGE: Schwindel-Abhandlung (BR) Übelkeit und Schwindel (MDR 15.7.2010) 1 1 2 4 4 5 6 9 Allgemeines Das Gefühl, in luftiger Höhe oder auf einem schwankenden Schiff aus dem Gleichgewicht zu geraten, kennen wohl viele. Doch bei einigen Menschen gerät die Welt auch ohne ersichtliche Ursache immer wieder ins Wanken. Der Boden schwankt, alles dreht sich, der Raum verschwimmt. Jeder zehnte Arztbesucher in Deutschland klagt über solche Schwindelgefühle. Dazu gehören auch Taumel, Gangunsicherheit oder Sehstörungen. Damit liegt Schwindel gleich hinter den Kopfschmerzen auf Platz zwei der Beschwerden. Mit dem Alter steigt die Häufigkeit an. 30 Prozent der über 65-Jährigen werden regelmäßig von Schwindelattacken heimgesucht. Unerklärliche Schwindelanfälle sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn dahinter können lebensgefährliche Ursachen stecken. Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen, hormonelle Störungen, Beschädigungen des Gleichgewichtsorgans im Ohr aber auch Nerven- oder Gehirnerkrankungen sind mögliche ernsthafte Gründe. Schwindel ist keine Krankheit, sondern immer ein Symptom. Es kann auf harmlose Störungen im Organismus aber auch auf ernsthafte Erkrankungen, sogar Tumore, hinweisen! Schwindel signalisiert eine Störung im Organismus. Das reicht von Blutdruckschwankungen bis hin zu neurologischen Erkrankungen. Schwindelattacken können aber auch durch Störungen im Gleichgewichtsorgan ausgelöst werden. In diesem Falle spricht man von systematischem oder vestibulärem Schwindel. Das Gleichgewichtsorgans (Vestibulum) befindet sich im Innenohr. Es registriert über unzählige Sinneszellen unsere Lage im Raum, jede Kopfdrehung, jede Beschleunigung. Eine hochgradig komplizierte Vermessungsmaschinerie, die dafür sorgt, dass wir uns im Raum orientieren und aufrecht gehen können. Eine Erkrankung oder ein Defekt im Bereich des Innenohrs kann die genaue Gleichgewichtsmessung verhindern. Das Kleinhirn erhält dann unvollständige Informationen und reagiert darauf mit Schwindel. Eine Sonderform ist der so genannte gutartige Lagerschwindel. Ursache des Lagerungsschwindels sind wahrscheinlich körpereigene kristallartige Steinchen, so genannte Otholiten, die sich im Bogengang, einem Teil des Innenohrs, befinden. Durch ruckartige Bewegungen oder Verletzungen werden sie aus ihrer Verankerung gerissen und schwimmen unkontrolliert im Gleichgewichtsorgan. Das Gehirn erhält dadurch falsche Informationen, die zu einem Drehschwindel führen . Die häufigsten Ursachen für Störungen des Gleichgewichtsorgans sind Schädelverletzungen nach Unfällen, aber auch Infektionen, wie Mittelohrentzündungen, Masern oder Hirnhautentzündungen . Störungen am Gleichgewichtsorgan Schwindel-Formen Drehschwindel mit scheinbarer Drehbewegung von Umwelt und eigenem Körper, Seite 1 von 12 Schwankschwindel mit dem Gefühl, als ob der Boden schwankt oder Liftschwindel mit dem Gefühl, zu sinken oder gehoben zu werden, Begleiterscheinungen sind Übelkeit und möglicherweise Erbrechen. dann ist häufig das Gleichgewichtsorgan im Innenohr beeinträchtigt. Es besteht aus dem Vorhof und drei senkrecht zueinander stehenden Bogengängen. Jede Bewegung des Körpers und des Kopfes versetzt die im Vorhof befindliche Flüssigkeit in Schwingungen, die sich auf Sinneszellen übertragen. Alle Bewegungen des Körpers werden so registriert und in Impulse umgewandelt. Über den Gleichgewichtsnerv werden diese Reize zum Gehirn weitergeleitet. Ist das Gleichgewichtsorgan aber erkrankt oder beschädigt, erhält das Kleinhirn nur noch unvollständige Informationen. Es reagiert mit Schwindelattacken. Vor allem Schädelverletzungen nach Unfällen, bei denen die Bogengänge im Ohr oder das Gehirn verletzt wurden, sind häufige Ursachen für solche Störungen. Aber auch Infektionskrankheiten, akute Mittelohrentzündungen, Infektionen, Masern oder Hirnhautentzündungen können den Gleichgewichtsapparat schädigen. Morbus Menière Morbus Meniére ist eine Erkrankung des Innenohrs. Das Innenohr ist mit Hirnwasserflüssigkeit ausgekleidet. In diesem Flüssigkeitsraum befindet sich ein Schlauchsystem, das die Sinneszellen für das Hör- und das Gleichgewichtsorgan beherbergt. Bei der Morbus-Menière-Krankheit produzieren die Zellen im Innenohr zu viel Gewebeflüssigkeit, sodass es zu einem Flüssigkeitsstau kommt. Dadurch entsteht ein Überdruck in diesem Schlauchsystem. Erreicht der Druck ein entsprechendes Ausmaß, zerreißt der Schlauch. Es kommt zu einem typischen Anfall mit Drehschwindel, Schwerhörigkeit, Übelkeit, Ohrgeräuschen und Druckgefühl in der Tiefe des Ohres. Da die Morbus Menièreschen Symptome auch einzeln auftreten, ist diese Krankheit schwer diagnostizierbar. Auch gibt es den "typischen Patienten" nicht. Bislang ist nicht erforscht, warum manche Menschen an Morbus Menière erkranken und andere nicht. Zunächst wird versucht, die Krankheit mit Infusionen zu lindern. Bei einer großen Zahl von Patienten funktioniert dies auch. Anschließend müssen dauerhaft Medikamente eingenommen werden. Bei einigen Betroffenen allerdings treten Schwindelanfälle wieder auf. Dann kann eine Operation helfen . Schwindel als Symptom anderer Grunderkrankungen Oft sind Schwindelgefühle auch Symptome anderer Grunderkrankungen, beispielsweise von neurologischen Störungen oder Problemen mit der Halswirbelsäule. Auch Augenerkrankungen können Schwindel auslösen. Ebenso gehen zu niedriger, zu hoher oder stark schwankender Blutdruck, Durchblutungs- und Herzrhythmusstörungen oft mit Schwindelanfällen einher. Außerdem kündigt sich ein drohender Schlaganfall oft durch starken Schwindel an. Durchblutungsstörungen von Gefäßen, die zum Hirn führen oder sich innerhalb des Gehirns befinden und Erkrankungen der Nackenmuskulatur können desgleichen Schwindel-Zustände auslösen. Dann äußert sich der Schwindel eher in einem Gefühl der Unsicherheit beim Gehen, Stehen und Sitzen. Eventuell wird einem auch schwarz vor den Augen. Ängstlichkeit, innere Anspannung oder seelischer Stress spielen beim phobischen Angstschwindel eine Rolle. Experten vermuten, dass fast die Hälfte aller Schwindelattacken durch die Psyche verursacht wird. Mitunter führen auch Medikamente wie zum Beispiel Rheuma-, Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Arzneien gegen Krampfanfälle und Herz-KreislaufErkrankungen zu Schwindelattacken. Tumor im Innenohr Nicht immer wird Schwindel als dramatischer Anfall erlebt. Manchmal sind die Beschwerden nur leicht. Die Betroffenen spüren eine gewisse Unsicherheit, haben zuweilen auch Hörstörungen wie Ohrgeräusche. Zunächst kaum merklich, sind das dennoch mögliche Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung. Im inneren Gehörgang, in dem sich das Gleichgewichtsorgan befindet, kann sich nämlich ein Tumor gebildet haben, ein Akustikusneurinom. Die Tumore bilden sich vorwiegend am Gleichgewichtsnerv. Zu Beginn der Erkrankung treten noch keine Symptome auf. Die Tumore wachsen gewöhnlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Dabei verdrängen sie das umgebende Gewebe und zerstören den Knochen im Bereich des Felsenbeines. Dehnt sich der Tumor weiter im inneren Gehörgang aus, drückt er auf benachbarte Hirnnerven, wie den Nervus trigeminus (zuständig für die Gefühlsempfindungen im Gesicht) oder den Nervus vagus (zuständig für den Schluckvorgang). Da der Tumor gutartig ist, bildet er keine Tochtergeschwülste (Metastasen). Seite 2 von 12 Nur durch eine Operation lässt sich der Tumor beseitigen. Andernfalls droht oft der Verlust des Hörvermögens; später können sogar lebensgefährliche Herz- und Kreislaufstörungen auftreten, weil der Tumor auf den Hirnstamm drückt. Der Tumor kann zwischen fünf Millimeter und drei Zentimeter groß sein. Wird früh genug operiert, behält der Patient meist sein Hörvermögen. Das Gleichgewichtsorgan auf der betroffenen Kopfseite muss allerdings vollständig entfernt werden. Die Funktionen werden dann aber komplett durch das gegenüberliegende Gleichgewichtsorgan übernommen. Gefährliche Höhlen im Rückenmark: Syringomyelie Schwindel ist eines von allerdings zahlreichen Krankheitszeichen einer sehr seltenen Erkrankung des Rückenmarks: der Syringomyelie. Die Erkrankung kann entweder angeboren sein oder sich nach einer Verletzung, einem Tumor oder einer Entzündung des Rückenmarks entwickeln. Hier bilden sich im Rückenmark mit Flüssigkeit gefüllte Höhlen (Syring), die die Nerven in diesem Bereich verdrängen. So ist in diesem Gebiet die Informationsweiterleitung zum Gehirn gestört. Da jeder Nerv einen bestimmten Hautbereich und eine bestimmte Muskelgruppe versorgt, führt das langfristig zu beträchtlichen Ausfallerscheinungen. Die Symptome und Folgen der Krankheit sind von der Lage der Höhlen abhängig und deshalb sehr individuell ausgeprägt, sodass sie der Arzt nur schwer diagnostizieren kann. Neben Schwindel, Gangunsicherheit und Koordinationsproblemen kann sich die Krankheit durch zahlreiche weitere Symptome (beispielsweise durch Schmerzen, Druckgefühle, Kribbeln in den Gliedmaßen, Krämpfe, Lähmungserscheinungen, unruhige Beine, Taubheitsgefühl, Störungen der Sinnesorgane, Inkontinenz oder Impotenz) zeigen. Je nach Lage der Höhlen werden Muskulatur und Knochen nur noch mangelhaft versorgt, sodass auch schwerwiegende Krankheiten wie Spondylose, Skoliose, Bandscheibenschwund, Wirbelkörperschäden, Muskelschwund, Atrophie, Polyneuropathie oder Knorpelschäden folgen können. Zurzeit ist es noch nicht möglich, die Syringomyelie zu heilen. Man kann aber ihr Fortschreiten aufhalten oder verlangsamen und schwere Begleitsymptome lindern. Wichtig ist eine individuelle Schmerztherapie. In den meisten Fällen muss die Syringomylie chirurgisch behandelt werden. Damit die Ausfallerscheinungen nicht weiter fortschreiten, ist es nötig, den Raum für das Rückenmark operativ zu erweitern oder die Flüssigkeit, die sich in der Höhle befindet, von dort abzuleiten. Die Reisekrankheit (Kinetose) Bei einer Fahrt mit dem Auto, dem Bus oder auch mit der Rolltreppe kommen ganz widersprüchliche Meldungen in den Gleichgewichtszentren des Gehirns an. Die Nerven und Rezeptoren in den Muskeln melden stilles Sitzen, die Augen aber sehen die vorbeiziehende Umgebung und melden schnelle Bewegung. Und bei Steigungen, Kurven und Beschleunigung werden durch das Gleichgewichtsorgan noch widersprüchlichere Signale gemeldet. Das führt bei vielen Menschen zu Übelkeit, Schwindel und Erbrechen - zur sogenannten Reisekrankheit. Eigentlich ist die Reisekrankheit gar keine Krankheit, sondern eher ein Zeichen dafür, dass das Gleichgewichtsorgan gesund und intakt ist - eine ganz normale Reaktion. Am häufigsten tritt der Bewegungsschwindel zwischen dem 2. und 12. Lebensjahr auf. Danach haben sich bei den meisten Menschen Anpassungsmechanismen entwickelt. Etwa 5 bis 10 Prozent allerdings sind gegenüber Bewegungsschwindel besonders empfindlich. Vermutlich spielt dabei auch die Erwartungshaltung eine große Rolle. Hierfür spricht die beträchtlich große Zahl von Menschen, bei denen ein Placebo (ein Medikament ohne Wirkstoff) den Bewegungsschwindel bessert. Auch ängstliche Personen und Menschen mit Migräne sind häufiger von Bewegungsschwindel betroffen. Tipps gegen die Reisekrankheit Verzichten Sie schon am Tag vor der Reise auf Alkohol, starken Kaffee, Nikotin und scharfe fette Speisen. Der Magen sollte nicht leer sein. Leichte Kost wie Obst, Gemüse, Salate, Kekse oder Zwieback schaden nicht. Meiden Sie Fett. Trainieren Sie Ihren Gleichgewichtssinn durch regelmäßige Bewegung. Wählen Sie einen möglichst ruhigen Platz. Im Flugzeug über den Tragflächen, im Bus direkt hinter der Vorderachse und im Auto auf dem Beifahrersitz. Während der Fahrt oder während des Fluges nicht lesen. Meiden Sie unangenehme Gerüche. Der Geruch von Essen, Diesel, Toiletten und Parfüm verstärkt den Brechreiz. Seite 3 von 12 Unterbrechen Sie lange Autofahrten durch regelmäßige Pausen. Schnappen Sie Luft und gehen Sie ein paar Schritte. Fahren Sie mit der Bahn, wenn Sie Auto oder Flugzeug gar nicht vertragen. Setzen sie sich in Fahrtrichtung, gehen sie immer wieder im Gang auf und ab. Beim Blick aus dem Fenster auf den Horizont schauen. Dem Schwindel auf der Spur Das Symptom Schwindel wird von Patienten oft vieldeutig beschrieben. Ausgangspunkt der Diagnose ist deshalb immer ein ausführliches Gespräch. In ihm wird nach dem Ausmaß, den Empfindungen und nach den Begleiterscheinungen, mit denen der Schwindel auftritt, gefragt. Frenzel-Brille macht Bewegungsstörungen der Augen sichtbar Gegebenenfalls überweist der Hausarzt zu einem Facharztkollegen. Entweder zum Neurologen oder zum HNO-Arzt. Dort wird mit verschiedenen Hilfsmitteln gezielt nach möglichen Auslösern von Schwindelattacken gefahndet. Zum Einsatz kommt dabei zunächst die sogenannte Frenzel-Brille. Sie macht durch eine starke Vergrößerung Bewegungsstörungen der Augen sichtbar, die für bestimmte Schwindelformen typisch sind. So werden, um einer scheinbaren Drehbewegung beim Drehschwindel entgegenzuwirken, vom Kleinhirn bestimmte Augenbewegungen ausgelöst, die als sogenannter Nystagmus erkennbar sind. Die stark brechenden Linsen der Frenzel-Brille verhindern außerdem das scharfe Sehen und die Fixation. Dadurch wird die Dauer der unwillkürlichen Augenbewegungen verlängert und sie sind so für den Arzt besser sichtbar. Elektronystagmographie für die Ursachenforschung Soll weiter getestet werden, wie das Zusammenspiel beider Gleichgewichtsorgane funktioniert, bietet sich die Elektronystagmographie (ENG) zur Diagnose an. Der Patient sitzt dabei in einer Drehtrommelanlage - ähnlich einem Drehstuhl. Dieser "Stuhl" kann um seine eigene Achse rotieren oder sich in bestimmten Winkeln zu beiden Seiten bewegen. Über Hautelektroden werden die Augenbewegungen in Ruhe, bei geschlossenen Augen und in bestimmten Körperlagen registriert. Je nachdem, wie sich die Augen während des Drehens und kurz nach dem Anhalten des Stuhls bewegen, erhalten die Ärzte Aufschluss darüber, ob das Gleichgewichtsorgan ausbalanciert ist . Gutartiger Lagerungsschwindel Der gutartige Lagerungsschwindel ist eine der häufigsten Ursachen für Schwindelanfälle. Er kommt in jedem Lebensalter vor. Ältere Menschen sind jedoch am meisten betroffen und Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Diese eigentlich harmlose aber zunächst bedrohlich wirkende und außerdem sehr lästige Schwindelform hat ihre Ursache in den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans. Hier befinden sich sogenannte Otholiten, winzige Kalziumsteinchen. Durch ruckartige Bewegungen oder Verletzungen lösen sie sich von ihren Sinneszellen ab. Die störenden Teilchen bewegen sich nun bei jeder Kopf- und Körperbewegung unkontrolliert in den Bogengängen und lösen dadurch kurze Drehschwindelattacken aus. Übungen gegen den Lagerungsschwindel Durch einfache Übungen ist es bei Lagerungsschwindel möglich, sich ganz oder teilweise von den unangenehmen Beschwerden zu befreien. Beginnen Sie die Übungen auf einer weichen Unterlage am Boden oder setzen Sie sich auf einen Bettrand. Dabei sollten Sie nach beiden Seiten und nach hinten genügend Bewegungsspielraum haben. Seite 4 von 12 1.Übung: Setzen Sie sich bequem auf die Unterlage und stützen Sie sich mit beiden Armen seitlich auf. Bewegen Sie nun Oberkörper und Kopf zügig nach hinten, bis Sie auf der Unterlage angekommen sind. Bleiben Sie einige Sekunden liegen. Sie sollten sich dann erst wieder aufrichten, wenn ein eventuell einsetzender Schwindel wieder abgeklungen ist. Diese Übung wiederholen Sie fünf bis zehn Mal. 2. Übung: Setzen Sie sich wieder bequem auf die Unterlage. Legen Sie nun einen Arm eng an den Körper an, um sich dann weich auf diese Seite fallen zu lassen. Mit der Hand des anderen Armes fangen Sie die Fallbewegung ab, bevor Sie auf die Unterlage aufkommen. Richten Sie sich nun langsam wieder auf. Wiederholen Sie diese Übung ebenfalls mehrere Male. Auch hier sollten Sie zwischen jedem Übungsdurchgang einige Sekunden Pause einlegen. Übungen bei Dreh- und Schwankschwindel Die folgenden Übungen trainieren das komplizierte Gleichgewichtssystem. Zur Besserung der Beschwerden müssen die Übungen häufig und mit hoher Intensität, also hart an der Belastungsgrenze ausgeführt werden. Damit der Schwindel nicht chronisch wird, sollte man frühzeitig mit dem Training beginnen. Übungen vor allem bei Dauerdrehschwindel: 1. Augen bewegen: Die folgende Übung wird erst in Rückenlage, dann im Sitz und später im Stand ausgeführt. Den Kopf still halten. Nun die Augen nacheinander nach unten, nach oben, nach links und rechts bewegen. Dabei können Schwindelgefühle auftreten. Die Übung wird so lange ausgeführt, wie der Schwindel auszuhalten ist oder bis er stärker wird. 2. Übung mit dem Daumen: Auch die nächste Übung wird erst in Rückenlage, später im Sitz und Stand geübt. Den Daumen mit ausgestrecktem Arm halten und dann nacheinander nach rechts, nach links, nach unten und oben bewegen. Dabei den Daumen zuerst nur mit den Augen fixieren, später Kopf und Augen gleichzeitig bewegen. Steigerung: Der Daumen bleibt stehen, Kopf dreht nach rechts und die Augen fixieren weiter den Daumen. Die Übung so lange ausführen, wie der Schwindel auszuhalten ist oder bis der Schwindel stärker wird. Ist der Dauerdrehschwindel schon etwas abgeklungen, kann man mit folgenden Übungen anfangen: 3. Übung mit dem Wasserball: Bei dieser Übung werden die Gleichgewichtszentren angeregt. Ein gestreifter Wasserball wird etwa 30 Zentimeter vor den Augen aufgehängt. Nun den Ball anschieben, sodass er sich langsam dreht. Die Augen suchen dabei immer die Farbstreifen. 4. Das Fixieren eines pendelnden Tennisballes. Einen Tennisball etwa 30-50 Zentimeter vor den Augen an einem Seil pendeln lassen. Die Pendelbewegung 20 Mal mit den Augen und 20 Mal mit Kopf und Augen verfolgen. Dieses sogenannte Blickzielen ist wichtig für den Gleichgewichtsapparat. 5. Auf der Straße vorbeifahrenden Autos, Zügen oder ähnlichem hinterher schauen. 6. Übungen auf dem Drehhocker Setzen Sie sich auf einen Drehstuhl und fixieren Sie einen Punkt in etwa 50 Zentimeter Entfernung (z.B. Türklinke). Drehen Sie sich nun auf dem Stuhl abwechselnd in beide Richtungen um 90 Grad und halten Sie dabei den fixierten Punkt im Blick. Die Übung lässt sich steigern, indem Sie die Entfernung des Punktes auf einen Meter und Drehung auf 360 Grad erhöhen. Dann gilt es, den Punkt so lange wie möglich zu fixieren. Tritt der Schwindel nur noch bei Belastung auf, müssen immer mehr Bewegungsübungen eingebaut werden: 7. Gleichgewicht halten auf einem Kippelbrett. Ein stabiles Brett etwa 30 mal 40 Zentimeter auf ein Rundholz oder Rohr legen, sich auf das Brett stellen und ausbalancieren. Weitere Bewegungsübungen: Auf der Stelle mit geöffneten und geschlossenen Augen gehen. Auf einer Linie gehen. Übungen in den Alltag einbauen: z.B. beim Gehen einen Baum mit dem Blick fixieren, während man an ihm vorüber läuft. Oder beim Zähneputzen auf einem Bein stehen. Seite 5 von 12 Übungen gegen den Schwankschwindel Beim Schwankschwindel sind die Übungen 1 bis 5 weniger sinnvoll. Wichtiger ist hier das Training des Gleichgewichts in Kombination mit der Bewegung (ab Übung 6). Vorsicht! Bei Patienten mit Schwankschwindel ist die Sturzgefahr groß. Wer die Übungen zu Hause alleine macht, der sollte auf jeden Fall eine Möglichkeit zum Festhalten in Reichweite haben . Nachtrag (BR): Übersicht Schwindel - wenn die Welt ins Wanken gerät Von Annette Bögelein Schwindel ist nach Kopfschmerzen das zweithäufigste Krankheitssymptom. Für jeden Menschen besteht ein Risiko von circa 30 Prozent, einmal im Leben einen Schwindel zu bekommen. Bei den meisten bleibt es aber nicht beim einmaligen Anfall. Es kann immer und überall passieren. Egal wo, egal wann, egal bei was. Ohne Vorwarnung kippt der Boden unter den Füssen weg, die Welt dreht sich, schaukelt und schwankt. Unsicherheit mit jedem Schritt, stolpern, innehalten. Man traut den eigenen Augen nicht mehr. Schwindel ist nach Kopfschmerzen das zweithäufigste Krankheitssymptom. Für jeden Menschen besteht ein Risiko von circa dreißig Prozent, einmal im Leben einen Schwindel zu bekommen. Bei den meisten bleibt es aber nicht beim einmaligen Anfall. Für die Betroffenen ist der Schwindelanfall ein einschneidendes Erlebnis, das ihr bisheriges Leben erst einmal aus der Bahn wirft. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Schwindel zu leiden. Aus der Bahn geworfen Eine Schwindelattacke ist eine sehr verunsichernde Situation. Sternchen sehen und Schwarz werden vor den Augen – zum Beispiel beim Aufstehen – das kennen viele und denken dabei an Schwindel. Doch eine richtige Schwindelattacke ist mit so einem kurzen Taumel nicht zu vergleichen. Schwindelattacken können Minuten, aber auch Stunden und Tage dauern. So eine Schwindelattacke ist ein deutlicher Einschnitt im Leben. Danach ist nichts mehr so wie es war ... Verunsicherung und Angst machen sich breit. Richtige Schwindelanfälle sind eine traumatische Erfahrung. Kaum jemand schafft es, die Erinnerungen daran sofort wieder zu vergessen. Auch der Körper vergisst dieses Schockerlebnis nicht und kann dann sehr sensibel reagieren. Jede kleine Unsicherheit wird nun als Schwindel registriert. Einfach deswegen, um den Körper von nun an davor zu warnen und zu schützen. Dementsprechend häufig fehlen Schwindelpatienten in der Arbeit. Wenn noch keine erkennbare Krankheit vorliegt und noch kein Arzt eine Diagnose für den Ausfall stellen kann, geraten die Seite 6 von 12 Betroffenen sehr oft unter Druck. Arbeitgeber und Kollegen, aber auch Familie und Freunde, reagieren häufig nicht verständnisvoll auf die krankheitsbedingten Ausfälle. Ursachen des Schwindels Der Schwindel kann vom Gleichgewichtsorgan im Ohr, vom Gehirn oder einem anderen Organ ausgelöst werden. Er kann aber auch psychisch bedingt sein. Vier Systeme halten uns im Gleichgewicht: Die Gleichgewichtsorgane im Innenohr, die Augen, das Gehirn und unser Bewegungsapparat. Wenn ein System nur ein bisschen gestört ist, können das die anderen drei Systeme noch ausgleichen. Zum Schwindel kommt es meistens erst, wenn ein Komplettausfall eines dieser Systeme vorliegt oder zwei und mehr Systeme gleichzeitig schwach sind. Und das ist sehr häufig der Fall. Deshalb ist das gesamte Krankheitsbild von einzelnen Fachärzten oft nicht zu erklären. Ärzte sind oft ratlos Obwohl Schwindel das zweithäufigste Symptom in der HNO-Praxis und bei Allgemeinärzten ist, wird er oft gar nicht genauer diagnostiziert und unzureichend behandelt, obwohl der Heilungserfolg auch von einer frühzeitigen Diagnose abhängig ist. Eine verlässliche Diagnose und die richtige Therapie erhalten viele Patienten oft erst nach einer langen Odyssee zu verschiedenen Medizinern – vom Hausarzt über den Neurologen zum Orthopäden und so weiter. Denn die einzelnen Fachärzte klären nur organische Funktionen in ihrem Fachbereich ab. Ergibt sich keine Auffälligkeit, dann heißt es: Krankheit ohne Befund. Die Ratlosigkeit der Ärzte verschlimmert bei vielen Patienten die Erfahrung und das Erlebnis von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Das Schicksal vieler Schwindelpatienten ist das Gefühl, allein gelassen zu werden oder als “Psycho-Patient“ abgestempelt zu werden. Tatsächlich ist das Phänomen Schwindel ein sehr komplexes, uneinheitliches Krankheitsbild. Schwindel kann ganz direkt durch eine Störung des Gleichgewichtssystems hervorgerufen werden, aber auch durch Störungen des Zentralnervensystems, der Augen, Ohren, des Bewegungsapparates, der Halswirbelsäule oder des Kieferapparates verursacht werden. Schuld können auch Herzkreislauferkrankungen sein. Über die Ursachen herrschen bei vielen Medizinern jedoch Uneinigkeit: Manche bestreiten zum Beispiel, dass Probleme an der Halswirbelsäule für Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sorgen können. Dagegen ist die Beteiligung der Halswirbelsäule an einer Schwindelkrankheit für andere Mediziner ein häufiges Geschehen. So vielfältig die Ursachen des Schwindels sein können, so unterschiedlich sind die Ausprägungen der verschiedenen Schwindelattacken. Die Folgen sind allerdings immer die gleichen: Gleichgewichtsstörungen und damit der Verlust der eigenen Stand- und Gangsicherheit im Raum. Jede Schwindelart braucht eine andere Therapie. Außerdem müssen gefährliche Ursachen wie Multiple Sklerose, Epilepsie, Schlaganfall, Herzinfarkt, Tumor- und Stoffwechselerkrankungen als Ursache ausgeschlossen werden. Nur Schwindelspezialisten können die Ursachen feststellen. In der Anamnese erheben sie die Merkmale der Schwindelattacken, die Art des Schwindels, die Dauer und den Beginn, die Häufigkeit und die Begleitsymptome. Das alles wird genau dokumentiert. Stück für Stück - wie bei einem Puzzle - ergeben die Aussagen der Patienten Aufschluss. Schwindelformen Schwindel kann sich wie ein Schwanken im Raum oder wie plötzliches unscharfes Sehen anfühlen. Manche haben das Gefühl, sie fahren „Aufzug“, wieder andere, als wenn sich die Welt um sie dreht. Sehr oft sind dafür Störungen der Gleichgewichtsorgane im Innenohr verantwortlich. Morbus Meniére Die Schilderungen des Patienten zu Art und Dauer des Schwindels geben dem Experten erste Hinweise, ob das Ohr erkrankt ist oder eine Störung in einem anderen Körpersystem vorliegt. Hörtests prüfen die Hörfähigkeit. Wenn Ohrgeräusche und Hörschwäche mit den Schwindelattacken einhergehen, weist das zum Beispiel auf eine spezielle Schwindelerkrankung, den Morbus Meniére, hin. Der Morbus Meniére wird durch eine Fehlregulation des Flüssigkeitssystems und der Elektrolyte im Innenohr ausgelöst. Die Betroffenen brauchen dann eine medikamentöse Einstellung mit Tabletten, die sie regelmäßig einnehmen müssen. In manchen Fällen muss auch am Ohr operiert und der Seite 7 von 12 Gleichgewichtsnerv durchtrennt werden. Ein vollkommener Ausfall des Gleichgewichtsorgans ist eine sehr schwerwiegende Schwindelerkrankung. Diese Patienten müssen stationär aufgenommen werden und in einem speziellen Training ihr Gleichgewicht mühsam wieder erlernen. Lagerungsschwindel Eine sehr häufige Art des Schwindels ist der gutartige Lagerungsschwindel. Solche Störungen sind eigentlich die häufigsten. Die Steinchen in den Bogengängen kommen durcheinander und ordnen sich nicht mehr an der richtigen Stelle an, so dass es dann bei bestimmten Bewegungen zu Schwindel kommt. Das Gleichgewichtsorgan sendet dann falsche Signale an das Gehirn. Gegen den Lagerungsschwindel helfen bestimmte Übungen, zum Beispiel Fallübungen, die der Patient selbst zu Hause machen soll und sogenannte Befreiungsmanöver, die der Arzt mit dem Patienten durchführt. Diese speziellen Übungen sollen die durcheinander geratenen Steinchen im Ohr wieder an den richtigen Platz zurück schütteln. Im Grunde müssen Patienten mit den Bewegungen wieder einen Schwindelanfall auslösen – solange bis das Gleichgewichtsorgan wieder im Lot ist. Experten Schwindelambulanz der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-MaximiliansUniversität München Marchioninistr. 15 61366 München Tel: 089 / 70 95 - 36 90 Fax: 089 / 70 95 - 36 77 www.schwindelambulanz-muenchen.de Schwindelambulanz der Neurologischen Klinik der Johannes Gutenberg Universität Mainz Leitung: Prof. Marianne Dieterich Neurologische Universitäts-Klinik Langenbeckstr. 1, Gebäude 701 55101 Mainz Tel.: 06131 / 17 - 31 10 (Leitstelle Poliklinik); Termine nach Absprache www-klinik.uni-mainz.de/Neurologie/ Schwindel-Ambulanz der Klinik für Neurologie der Medizinischen Universität zu Lübeck Leitung: Prof. Christoph Helmchen Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck Tel: 0451 / 500 - 29 28 oder 500 - 34 72 Fax: 0451 / 500 - 24 89 E-Mail: [email protected] www.neuro.mu-luebeck.de/Ambulanzen/Schwindel Schwindel-Ambulanz der Universitätsklinik Frankfurt Spezialsprechstunde Schwindel Klinik für Neurologie Schleusenweg 2-16 60596 Frankfurt am Main Anmeldung über die Poliklinik Neurologie: Stichwort "Schwindelambulanz" Telefon 069 / 63 01 - 74 68 Sprechzeiten Montag 9:00 - 12:00 Uhr, Donnerstag 9:00 - 12:00 Uhr www.klinik.uni-frankfurt.de/znn/neurologie/info_schwindel Universitätsklinikum Erlangen Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Halschirurgie Poliklinik + Funktionsabteilung für Vestibularisdiagnostik / Neurotologie Waldstrasse 1 91054 Erlangen Seite 8 von 12 Selbsthilfegruppe: Für Morbus Meniére Patienten KIMM e.v. C/o Inge von dem Busche Strümpfelbacherstrasse 63 71384 Weinstadt-Endersbach Nachtrag (MDR): Übersicht Übelkeit und Schwindel - Ist die Hitze schuld ? Von Annette Bögelein Rund 11.000-mal rücken Sanitäter und Notärzte täglich aus. Bei der gegenwärtigen Hitze sind häufig Schwindelattacken der Grund dafür. Ein Notruf ist durchaus sinnvoll, denn das scheinbar banale Symptom kann auf Gravierendes hinweisen, zum Beispiel auf einen Schlaganfall. Als Schwindel (Vertigo) bezeichnet man Störungen von Gleichgewicht und Raumgefühl. Betroffenen erscheint es, als würden sie selbst oder ihre Umgebung sich bewegen, obwohl das nicht der Fall ist. Solche Irritationen der Orientierung sind oft von Übelkeit oder Erbrechen begleitet. Die Schwindelanfälle können vereinzelt, bei bestimmten Auslösern oder unberechenbar wiederholt auftreten. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein und sind häufig nicht feststellbar. Schwindel kann lästig jedoch auch harmlos sein. Er kann aber auch ein Signal für zum Teil bedrohliche Krankheiten sein. Schwindelanfälle können auftreten bei: Schlaganfall oder Herzinfarkt Kopfverletzungen und Tumoren Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans Augen- oder Ohrenerkrankungen Stoffwechselstörungen, z. B. Diabetes psychischen Erkrankungen: Angst, Panik, Depression. Allerdings kann niemand bei einer Schwindelattacke wissen, ob sie eine harmlose Ursache hat oder nicht. Darum sollte man nicht zögern, bei einem Anfall die 112 zu wählen und den Notarzt zu rufen, auch wenn sich die Situation später als ungefährlich herausstellen sollte. Versuche, selbst einen Arzt aufzusuchen, können damit enden, dass man es gar nicht mehr bis dorthin schafft. Das Warten bis zu einem Arzttermin, der ohnehin erst ein paar Tage später ansteht, ist ebenso wenig ratsam. Insbesondere bei zusätzlichen Beeinträchtigungen wie Übelkeit, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen muss damit gerechnet werden, dass dies Vorboten eines Schlaganfalls sind. Dann zählt jede Minute. Schwindel durch Hitze Bei Hitze treten gehäuft Schwindelattacken auf. Grund ist die Temperaturregulation des Körpers. Der kühlt sich nicht nur durch Schweiß, sondern auch, indem die Gefäße sich erweitern. So kann mehr Wärme über das Blut an die Umgebung abgegeben werden. Zugleich sinkt damit jedoch der Blutdruck. Wird einem schwindelig oder schwarz vor Augen, insbesondere beim Aufstehen, kann dies von zu niedrigem Blutdruck herrühren. Dieses Phänomen erleben auch Patienten, die eigentlich unter Bluthochdruck leiden. Wenn sie Tabletten nehmen, die den Blutdruck bei normalen Bedingungen in den idealen Bereich absenken, kann dies bei Hitze eine Überdosis sein, die den Blutdruck zu stark senkt. Direkt gefährlich ist ein zu niedriger Blutdruck nicht. Es kann jedoch zu Ohnmacht und Stürzen kommen. Daher gilt gerade im Hochsommer: Immer kühlen Kopf bewahren, zumal die Hitze auch den Seite 9 von 12 Stoffwechsel und das Immunsystem belastet. Alte und geschwächte Menschen sowie Patienten, die zu Krämpfen oder Thrombosen neigen, sollten sich besonders in Acht nehmen. So schonen Sie den Kreislauf 1. Aus gutem Grund ist den Südländern ihre Siesta heilig. Bei Hitze sollten Aktivitäten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden verlagert werden. 2. Auch lüften sollte man zu den kühleren Tageszeiten. Wer danach die Vorhänge schließt, hält die Hitze draußen. 3. Nasse Laken vor dem Fenster sind eine einfache aber effektive Klimaanlage. 4. Ein Trick bei Einschlafproblemen ist, den Pyjama im Tiefkühlfach aufzubewahren. Als Decke reicht ein dünnes Laken, das ebenfalls vorgekühlt werden kann. 5. Kalte Gesichts- oder Armgüsse sorgen für belebende Erfrischung zwischendurch. Hitzekollaps – so zeigt sich Überwärmung Hitzeerschöpfung: Übelkeit und Schwindel, schwacher, schneller Puls und Kopfschmerzen, Muskelzucken Hitzeohnmacht: Blutgefäße im Körper erweitern sich, Blutdruck sinkt, Minderdurchblutung des Gehirns mit Kollaps und kurzer Bewusstlosigkeit Hitzeschlag: hochroter Kopf, heiße, trockene Haut, rasender, starker Pulsschlag, dazu Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit und Übelkeit Wie reagiert man darauf? Sofort in den Schatten. Beine hoch lagern. Körper abkühlen, z. B. mit feuchten Tüchern. Trinken, dabei auch Mineralsalze auffüllen. Notarzt verständigen. Richtiges Trinken bei hohen Temperaturen Wenn es heiß ist, braucht der Körper viel Flüssigkeit. Zwei Liter am Tag sind das absolute Minimum. Ideal sind Wasser, Tees oder verdünnte Säfte. Cola, Limonaden und auch purer Saft enthalten zu viel Zucker. Um neben dem Wasser auch Mineralien aufzufüllen, ist Gemüsebrühe ideal. Wasserreiche Früchte und Gemüse wie Melonen und Gurken sind eine ideale Ergänzung. Nicht geeignet als Durstlöscher sind alkoholische Getränke und Kaffee. Auch auf Eiswürfel verzichtet man besser, da die den Kreislauf belasten können. Warme Getränke fördern das Schwitzen und schaffen so kreislaufschonende Abkühlung. Schwindel: Wenn die Welt unterzugehen scheint Mit einem Mal drehte sich die ganze Welt. Hans Joachim M. wollte nachts nur kurz auf die Toilette. Plötzlich schien es, als bewegte sich der ganze Wohnblock um ihn herum. Das Kreisen wurde immer schneller. "Ich hatte Angst, richtige Angst!", erinnert sich der Hallenser. Ein solcher Anfall raubt einem Menschen die Orientierung und macht ihn so vollkommen hilflos. Kein Schritt ist mehr möglich. Die Welt scheint unterzugehen. Nach der Einlieferung ins Krankenhaus wird schnell untersucht und behandelt. Die erste Aufmerksamkeit gilt dem Gleichgewichtsorgan, das im Innenohr angesiedelt ist. Im Zusammenspiel mit den Sinneseindrücken (Hören, Sehen, Fühlen) erzeugt es unseren Eindruck von unserer Position im Raum und wirkt mit bei der Kontrolle der Bewegungen des Körpers. Ein Defekt ist eine mögliche Ursache von Schwindel. Ursachen könnten in Durchblutungsstörungen oder einem Infekt im Ohr liegen, die das komplexe Zusammenspiel beeinträchtigen. Nachdem bei Hans Joachim M. kein Fehler diagnostiziert werden konnte, geht es an die Überprüfung der Augen. Mittels einer blickdichten Brille, in die eine Minikamera eingebaut ist, werden die Eigenbewegungen der Augen überprüft. Kein Zittern der Pupillen – alles in Ordnung. Es folgt ein Hörtest, um weitere mögliche Probleme im Ohr auszuschließen. Auch hier Entwarnung. Schließlich der Befund: Eine kurzzeitige Irritation des Gleichgewichtsorgans. Nichts Ernstes, schon nach einigen Stunden steht Hans Joachim M. wieder auf den Beinen. Doch die Heftigkeit der plötzlichen Schwindelattacke verunsichert ihn im Nachhinein noch immer. Auch Störungen der Augen können Schwindel verursachen Seite 10 von 12 Was steckt dahinter? Schwindel ist keine Krankheit. Schwindel ist ein Symptom, hinter dem eine Fülle ganz unterschiedlicher Erkrankungen stecken kann. Über zwanzig mögliche Hintergründe sind bekannt. Um sich einen Weg durch diesen Dschungel zu bahnen, unterscheidet der Arzt zunächst zwischen zentralem und peripherem Schwindel. "Zentral" bedeutet, dass der Hirnstamm beteiligt ist, "peripher" steht für das Gleichgewichtsorgan als Ausgangspunkt. Für den Patienten ergibt sich daraus, welcher Facharzt für die weitere Behandlung zuständig ist. Das können ein Neurologe oder ein HNO-Arzt, ein Orthopäde oder auch ein Augenspezialist sein. Mit Hilfe bildgebender Verfahren werden zunächst ein Schlaganfall oder Arteriosklerose als Ursache des Schwindels ausgeschlossen. Dazu wird die Durchblutung der Gefäße untersucht, die Hirnstamm und Gleichgewichtsorgan versorgen. Je nach Fall und Beschwerden können sich weitere Überprüfungen anschließen, etwa Untersuchungen der Augen bei begleitenden Sehstörungen oder verschiedene neurologische Tests. Nicht immer muss es Hightech sein. Schon die Fähigkeit, mit dem Finger die Nasenspitze zu treffen oder im Dunklen ohne Orientierung exakt auf der Stelle zu treten, ohne sich dabei zu drehen liefern Fingerzeige. Auch bei gründlicher Untersuchung gelingt es oftmals nicht, Ursachen für Schwindel zu finden. Das kann daran liegen, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. Gerade bei Älteren, die besonders häufig von Schwindel geplagt werden, können Augenerkrankungen, Defekte an der Wirbelsäule, Unterzuckerung bei Diabetes und die Alterung des Gleichgewichtsorgans selbst in kaum greifbarer Weise hinter dem Problem stecken. Nicht selten aber hat Schwindel auch psychische Hintergründe, die ganz oder teilweise für die Symptome verantwortlich sind. Arten von Schwindel Schwindel hat nicht nur unterschiedliche Ursachen, sondern auch verschiedene Erscheinungsformen. Drehschwindel wirkt wie die Fahrt auf einem Karussell, Schwankschwindel fühlt sich an wie der Gang auf einem Schiff. Weitere Unterscheidungen sind die Dauer (kurz, lang oder Dauerproblem?), ob es feststellbare Auslöser gibt und ob Begleitsymptome auftreten. Die fünf häufigsten Schwindel-Diagnosen 1. Gutartiger Lagerungsschwindel – harmlose Irritation des Gleichgewichtsorgans 2. Phobischer Schwankschwindel – Angstattacken mit psychischem Hintergrund 3. Zentral-vestibulärer Schwindel – Erkrankung von Hirnstamm, Klein- oder Großhirn 4. Vestibuläre Migräne: Dreh- und Schwankschwindelattacken mit Kopfschmerzen 5. Morbus Menière – heftige Drehschwindelattacken und Ohrgeräusche, Ursache unbekannt . Schwindel der Seele Bei bis zu 50 Prozent der Betroffenen ist die Ursache für den Schwindel die Psyche. Den meisten ist das nicht bewusst. Abgesehen davon fällt es vielen Menschen schwer, zu akzeptieren, dass ein handfestes körperliches Problem wie der Schwindel Ausdruck seelischer Leiden sein kann. Besonders häufig tritt der psychogene Schwindel im Zusammenhang mit Angsterkrankungen und Phobien auf. Solche Schwindelattacken können zum Beispiel auf Treppen, Brücken oder großen Plätzen auftreten und von Herzrasen, Atemnot und Schweißausbrüchen begleitet sein. Die Angst vor dem nächsten Anfall wird Teil des Problems, das sich so weiter verfestigt. Hintergrund solcher Panikattacken können beispielsweise Probleme in Beruf oder Partnerschaft sein. Ebenso können andere psychisch verwurzelte Leiden wie Essstörungen oder Süchte von Schwindel begleitet werden. Auch Depressionen oder Psychosen können der Hintergrund von Schwindel sein, der dann eher dauerhaft auftritt. Durch Psychotherapie lässt sich der Schwindel der Seele oft gut behandeln. Stichwort: Lagerungsschwindel Besonders häufig und besonders intensiv, zugleich aber harmlos ist der Lagerungsschwindel. Er tritt kurz und anfallsartig insbesondere bei Bewegungen im Liegen auf, also wenn man im Bett die Position verändert. Die Ursache liegt im Innenohr. Das dort befindliche Gleichgewichtsorgan enthält eine Flüssigkeit sowie kleine Härchen, die als Fühler wirken. In der Flüssigkeit können kleine Partikel entstehen, sich lösen und die Sinneshaare reizen. Daraus entsteht die Illusion einer Drehbewegung des Körpers, die als Schwindel erlebt wird. Der Schwindel lässt sich stoppen durch bestimmte Bewegungsfolgen, die die Teilchen im Ohr in ihrer Position zurückbringen. Patienten sollten diese Technik vom Arzt erlernen und möglichst häufig den Schwindel auslösen und wieder beseitigen. Durch die Gewöhnung des Gehirns lässt sich so dauerhafte Besserung erreichen. Falsch hingegen ist die instinktive gegenteilige Reaktion, Schwindel auslösende Bewegungen zu meiden. Weil letztlich Gewöhnung eine dauerhafte Besserung bringt, werden auch etwaige Medikamente nur vorübergehend verschrieben. Seite 11 von 12 Schwindel durch Medikamente Schwindel kann eine Nebenwirkung von Medikamenten sein, die vor allem in der Anfangsphase einer Arzneimittelbehandlung häufig auftritt. Dieser Schwindel hat oft besondere Merkmale. Betroffene berichten über ein Benommenheitsgefühl, sehen Sternchen, klagen über Schweißausbrüche oder fühlen sich einem Zusammenbruch nahe. Besonders häufige betroffene Arten von Medikamenten sind Beruhigungsmittel, Blutdrucksenker, nichtsteroidale Antirheumatika (Entzündungshemmer) und Arzneimittel gegen Demenz. Bei Diabetikern kann Schwindel eine Folge von Unterzuckerung sein, die durch Tabletten oder Insulin hervorgerufen wurde. Bis zum Erbrechen… Schwindel ist nichts, was nur im Kopf stattfindet. Der ganze Körper kann in Aufruhr geraten. Der Blutdruck steigt, die Schweißdrüsen laufen hochtourig, Muskeln verkrampfen, dem Betroffenen wird schlecht. Die Übelkeit steigert sich bis zum Erbrechen. Verantwortlich dafür ist das Gehirn. Im Stammhirn befindet sich das Brechzentrum. Es reagiert über eine Verschaltung mit zahlreichen Nervenzellen auf viele Auslöser - zum Beispiel auf Verdauungsprobleme, aber eben auch auf Schwindel. Aus dem Brechzentrum wird der Brechreiz in den Bauch weitergeleitet. Der Befehl "Bauchinhalt abstoßen" kann zum schwallartigen Entleeren des Mageninhalts über Speiseröhre und Mund, zugleich aber auch in Form von Durchfall erfolgen. Brechreiz hat eine Warnfunktion. Er signalisiert, dass eine Krankheit vorliegt oder das Gleichgewichtsorgan extrem überfordert ist. Ursachen können zum Beispiel eine neue Brille oder das Schwanken an Bord eines Schiffes sein. Der Körper wehrt sich, weil man ihm zu viel zugemutet hat. Gitte Baumeier: Übungen gegen Schwindel Manche Patienten leiden an Schwindelattacken, die zwar harmlos sind, trotzdem aber immer wiederkehren, beispielsweise beim Zug Fahren oder auf Schiffen. Es gibt Übungen, die dann helfen. Übrigens auch beim Drehschwindel. So geht’s: Augen gezielt bewegen, um Dinge zu verfolgen. Dazu kann man zum Beispiel mit einer Schnur einen kleinen Gegenstand an die Türklinke binden und mit den Blicken der Pendelbewegung folgen. Ein ähnliches Prinzip ist es, einen Wasserball auf der Hand kreisen zu lassen und mit den Augen einzelne Streifen zu fixieren. Oder man setzt sich auf einen Drehstuhl und behält beim Drehen einen bestimmten Punkt in etwa einem Meter Entfernung möglichst konstant im Auge. Bei Schwindel, der unter Belastung auftritt, sind Bewegungsübungen hilfreich, zum Beispiel das Balancieren auf einem Kippelbrett oder Gehen auf einer Linie. Vorsicht bei Schwankschwindel: Wegen erhöhter Sturzgefahr sollten dann Übungen so durchgeführt werden, dass man sich nötigenfalls festhalten kann. Die Übungen zielen darauf ab, den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Es ist sinnvoll, damit frühzeitig zu beginnen. Die Übungen helfen nicht bei Lagerungsschwindel. Anne Kathrin Habermann: Mein Tipp – Riechsalz Man kennt es heute nur noch aus Kostümfilmen: Wurde früher den Damen plötzlich schwarz vor Augen - etwa wegen zu enger Korsetts - war rasch ein Fläschchen Riechsalz bei der Hand, um die kleine Unpässlichkeit kurzerhand zu beheben. Riechsalz ist zusammen mit den Korsetten aus dem Mode gekommen, einen Versuch kann es aber durchaus wert sein. Vorraussetzung ist, der Schwindel entsteht durch absackenden Blutdruck, beim raschen Aufstehen oder aus psychischen Gründen. Bei organisch verwurzeltem Schwindel taugt das alte Hausmittel nicht. Riechsalz besteht aus Hirschhornsalz, das in feuchter Umgebung Ammoniak freisetzt. Dieses reizt die Atemwege leicht und verstärkt den Atemreflex, wodurch es zu einer besseren Sauerstoffversorgung kommt. Angenehmer wird der Gebrauch durch Zugabe duftender Öle. Hier ein klassisches englisches Rezept: Möglichst grobes Hirschhornsalz in ein Fläschchen geben, dazu je 20 Tropfen Lavendelöl, Bergamotteöl und Nelkenöl, 10 Tropfen Zimtöl und 5 Tropfen Orangenöl geben, ferner 25 ml 90-prozentigen Alkohol. Zur Verstärkung der Wirkung kann man noch einige Tropfen Ammoniaklösung beigeben. Seite 12 von 12