DER EU-ZAHNARZT – DENTAL 2005

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POLITIK
&
WIRTSCHAFT
Teil III: Aktuelle Situation der Zahnärzte in Österreich, Frankreich und Italien
Auch in unseren Nachbarländern Österreich, Frankreich und Italien ist die Situation im Gesundheitswesen derzeit nicht als entspannt zu bezeichnen. Ein Einwanderungsdruck aus diesen
Staaten in Richtung Schweiz, wie er bei den deutschen Kolleginnen und Kollegen zu spüren
ist, kann allerdings nicht festgestellt werden. Ist die Ursache darin zu sehen, dass der Berufsausübung in diesen drei Ländern mehr Freiheit gewährt wird als im deutschen System der geText: Dr. med. dent. Jürgen Weber
setzlichen Krankenkassen?
DIE LÄNDER IN ZAHLEN
DER EU-ZAHNARZT –
das unbekannte Wesen?
ÖSTERREICH
FRANKREICH
ITALIEN
Mitglied der EU
seit 1995
seit 1957
seit 1957
Bevölkerung
8,2 Mio
60,2 Mio
57,7 Mio
Aktive Zahnärzte
4 275
42 541
50 900
In freier Praxis
3195
36 961
44 500
Zahnarzt/Einwohner-Verhältnis
1: 2008
1:1489
1:1154
Durchschn. zahnärztl. Jahreseinkommen
keine Info
47 600 – 75 500 €
30 000 – 100 000 €
Ausbildungsorte
3 Universitäten
16 Universitäten
30 Universitäten
Studienanfänger pro Jahr
335
950
90
Studienabsolventen pro Jahr
300
800
Italien
Behandlungen müssen vom Patienten selbst getragen werden.
Ein Auswandern österreichischer Zahnärzte ist
bisher kaum wahrnehmbar, aber es gibt eine beachtliche Zahl von Zahnärzten, die, vorwiegend
aus Osteuropa und Deutschland kommend, sich
in Österreich niederlassen.
Theoretisch gibt es in Italien ein umfassendes
Zahngesundheitssystem, das allerdings von Region zu Region und sogar von Gemeinde zu Gemeinde innerhalb einer Region erhebliche Unterschiede aufweist. Diesen lokalen Gegebenheiten
und Prioritäten zufolge wird in vielen Gegenden
lediglich eine Notfallbehandlung zur Verfügung
gestellt. So bietet das Gesundheitssystem hauptsächlich Extraktionen und nur gelegentlich Restaurationen an.
Zahnmedizin stellt in Italien de facto ein privates Dienstleistungsangebot dar. Den ca. 500 Millionen Euro, ca. 0,063% des Bruttosozialproduktes (BSP), der öffentlichen Ausgaben stehen
geschätzte 15–20 Milliarden Euro, 1,15%–1,53%
des BSP, privater Ausgaben für Zahnbehandlungen gegenüber. Auf dem Versicherungssektor
gibt es zwar private Anbieter für Zahnbehandlungen. Diese schliessen aber meist Routinebehandlungen aus und decken lediglich chirurgische Interventionen stationärer Art.
Obwohl es weder auf dem öffentlichen noch dem
privaten Sektor ausser der Beurteilung durch den
Patienten selbst eine direkte Überwachung der
Behandlungsqualität gibt, ist nach jüngsten Umfragen der Bürger mit seinem Zahnarzt zufrieden
und zwar sowohl was die Behandlung, als auch
deren Preis angeht.
■
Frankreich
Österreich
2004 schlossen die ersten Absolventen der ungefähr 335 jährlichen Studienanfänger ihr Studium nach den neuen Ausbildungsrichtlinien der
EU ab. Bis zu diesem Zeitpunkt war für die Zulassung als Zahnarzt ein sechsjähriges allgemeines Medizinstudium mit nachfolgender Spezialisierung zum «Facharzt für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde» erforderlich.
Studienorte sind die Universitäten Wien, Graz
und Innsbruck.
Von den im Jahre 2003 registrierten 4275 Zahnmedizinern sind ungefähr zwei Drittel Zahnärzte und ein Drittel Zahnärztinnen bei einem Zahnarzt/Einwohner-Verhältnis von 1:2008. Da die
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Zahl der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren leicht zugenommen hat, ist eine geringe Arbeitslosigkeit unter Zahnärzten entstanden. Man geht allerdings davon aus, dass sich
diese in den kommenden Jahren durch die Pensionierung vieler älterer Kollegen aus der Nachkriegsgeneration reduzieren wird.
Der grösste Teil der Kollegen arbeitet in freier
Praxis und nimmt am Behandlungsangebot des
öffentlichen Gesundheitswesens teil, das der Bevölkerung 41 konservierende und chirurgische
und 11 herausnehmbare kieferorthopädische
und prothetische Leistungen anbietet. Kronen,
Brücken, Implantate, festsitzende Kieferorthopädie oder andere komplexe oder ästhetische
98% der rund 40 000 aktiven Zahnärzte in
Frankreich nehmen an der sogenannten «Convention» teil, einem Vertrag, in dem die Grundleistungen der Zahnbehandlung für alle Patienten
vereinbart sind. Zahnreinigung und Fluoridverordnung gehören ebenso dazu wie Versiegelungen (bis zum 14. Lebensjahr) oder ein dreijähriges Prophylaxeprogramm für Teenager vom 13.
bis zum 19. Lebensjahr. Für die Durchführung
dieser Behandlungen wird der Zahnarzt direkt
von der «Sécurité sociale» bezahlt.
Für konservierende und chirurgische Leistungen
erhalten die Kollegen ein Honorar, das vertraglich vereinbart ist. Der Patient kann sich bis zu
70% seiner Kosten durch seine Krankenkasse
erstatten lassen.
Für kieferorthopädische und prothetische Behandlungen darf das Honorar frei vereinbart
werden, der Zahnarzt muss den Patienten aber
über die zu erwartenden Kosten informieren.
Auf Basis eines Tarifwerkes, das seit 40 Jahren
unverändert ist, kann der Patient eine Erstattung von seiner «Caisse» erhalten, wobei es keinerlei Einschränkungen gibt, wie oft eine Behandlung durchgeführt wird.
Im Januar 2000 wurde eine «CMU Couverture
Maladie Universelle» gegründet, wonach die
Zahnärzte direkt von den Sozialkassen und Zusatzversicherungen bezahlt werden. Das zugrunde liegende Tarifwerk, das seit seinem Inkrafttreten nicht wieder angepasst wurde, bietet
allerdings Honorare, die den wirtschaftlichen Erfordernissen einer Zahnarztpraxis nicht gerecht
werden.
DENTAL 2005
Zum vierten Mal in Basel
Vom 1.– 3. Juni 2005 findet zum vierten Mal in Basel die Swiss Dental Exhibition statt: die
Dental 2005. An dieser alle drei Jahre durchgeführten Messe präsentieren dieses Jahr rund
180 Aussteller ihre Neuheiten auf 6000 m2 Ausstellungsfläche.
jl. Vom Mittwoch bis Freitag, 1. – 3 Juni 2005,
findet in den Basler Messehallen zum vierten Mal
die Swiss Dental Exhibition – die Dental 2005
statt. Rund 180 schweizerische und ausländische
Aussteller werden dieses Jahr ihre Neuigkeiten
präsentieren.
Die Dental 2005 steht wiederum unter der
Schirmherrschaft des Schweizerischen Verbandes
der Dental-Industrie und des Dentalhandels
SVDIDH – ASICD/SDE (Association Suisse de
l’Industrie et du Commerce Dentaires/Swiss Dental Exhibition) – in Zusammenarbeit mit der
interdisziplinären Fortbildungswoche (IFW) der
Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO. Im
Zentrum der SSO-IFW steht dieses Jahr das The-
ma «Evidenced Based Dentistry. Möglichkeiten
und Grenzen». Am letzten Tag der Messe findet
zudem eine Fortbildung für Dentalassistentinnen
und Zahnmedizinische Assistentinnen statt zum
Thema «Die Dentalassistentin – herzlich – kompetent».
Als Ergänzung zur IDS in Köln wird die Dental
2005 nicht nur das Schaufenster für die Schweizer Zahnärztinnen und Zahnärzte sein; auch für
die schweizerischen Dental-Fachleute und für eine grosse internationale Kundschaft ist die Ausstellung ein attraktiver Treffpunkt: Einerseits werden noch nicht veröffentlichte Entwicklungen der
Branche vorgestellt, andererseits werden Neuheiten ausgestellt, die auf der IDS in Köln von der
internationalen Dentalindustrie präsentierte wurden. Die Dental 2005 ermöglicht den wissenschaftlichen und technischen Austausch zwischen Praktikern und Industrievertretern; dieser
Dialog ist nicht nur nützlich und bereichernd, er
erhöht auch das Interesse an diesen beiden Bereichen.
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Informationen
www.dentalexpo.ch
www.asicd.ch
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