Phencyclidin - Sucht und Selbsthilfe

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Phencyclidin
Phencyclidin (Abkürzung von Phenylcyclohexylpiperidin, kurz PCP) in der Drogenszene auch als Angel Dust
(Engelsstaub), Londrea, Killerweed, Sherman Hemsley, TAC oder Peace Pill bekannt, ist ein missbräuchlich
als Partydroge genutztes Dissoziativum. Die Firma Parke-Davis entwickelte es 1926 ursprünglich als
Arzneistoff der Klasse der Anästhetika, seine Vermarktung wurde jedoch bald darauf auf Grund eines
ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingestellt. Insbesondere nach Langzeitgebrauch besteht die
Gefahr einer psychischen Abhängigkeit. Im Tierversuch schädigt es das Hirngewebe. Phencyclidin unterliegt
dem Betäubungsmittelgesetz.
Pharmakologie
Wirkprofil
Phencyclidin wirkt als Kanalblocker an NMDA-Rezeptoren. Dies ist ein Merkmal, das es mit anderen
Dissoziativa teilt. Hinsichtlich dieser Wirkungsweise ähnelt Phencyclidin am ehesten Ketamin, seine Wirkung
ist jedoch stärker psychotisch und weniger analgetisch (schmerzdämpfend).
Nebenwirkungen
In Verbindung mit der Anwendung von Phencyclidin konnten insbesondere Benommenheit,
Wahrnehmungsstörungen, Sprach- und Koordinationsstörungen, Störungen der Motorik (insbesondere
Augenrollen, Gangstörungen), Speichelfluss, Paranoia, Halluzinationen und Aggressivität beobachtet
werden. PCP ruft einen Rauschzustand hervor, welcher dem des akuten schizophrenen Schubs ähnlich sein
soll. PCP löst dabei nicht nur die typische schizophrene Positiv-Symptomatik (z. B. Wahn, Halluzinationen,
Ich-Störungen) aus, sondern auch die Negativ-Symptomatik (z. B. Apathie, Alogie, Affektverarmung,
Anhedonie). Häufig sind ebenso Angstzustände in Form alptraumartiger psychotischer Episoden (Bad trips).
Eine Schädigung des Nervensystems kann insbesondere bei längerer Anwendung eintreten.
Neurotoxizität
Phencyclidin kann, wie andere NMDA-Blocker auch, Hirnschädigungen verursachen. Phencyclidin ist
toxischer und in seiner Toxizität komplexer als andere Dissoziativa. Die Schädigungen betreffen mehrere
Hirnregionen und werden wahrscheinlich über verschiedene Rezeptorsysteme vermittelt.
Langzeitkonsum
Nach häufigem Gebrauch von Phencyclidin wurden oft tagelang anhaltende Paranoia, Verwirrung,
Aggressivität und unkontrollierte Halluzinationen - auch ohne Einnahme der Droge - beobachtet. Ob die
Phencyclidinablagerung in Fettgewebe und Hirn (Depot-Wirkung) oder die Neurotoxizität dieser Substanz
dies bedingt, ist nicht geklärt.
Wechselwirkungen
Der Mischkonsum von Phencyclidin und Alkohol kann unerwünschte Effekte verstärken und Halluzinationen,
Ohnmacht, Atemdepression oder Atemstillstand bewirken.
Metabolismus
Etwa 80 % des Phencyclidins werden im menschlichen Organismus in der 4-Stellung der Ringe hydroxyliert
und als Glucuronid im Harn ausgeschieden. Bei der Hydroxylierung entsteht auch N-Cyclohexyl-N-phenyl-5aminopentansäure. Der hydroxylierte Metabolit hat keine psychotische Wirkung. Von den verbleibenden 20
% des Phencyclidin wird ein kleiner Teil oxidativ zu Phenylcyclohexamin gespalten.
Gegenmaßnahmen bei einer akuten Überdosis/bei Ausbruch einer (temporären) Drogenpsychose
Es gibt kein bekanntes Medikament/Antidot, das Phencyclidin aus seinen Rezeptorenbindungen löst, somit
erfolgen die Gegenmaßnahmen rein symptomatisch. Meist wird der Patient fixiert, um aggressive und
eventuell gefährdenden Handlungen gegenüber sich selbst und anderen auszuschließen. Danach wird meist
intravenös ein schnell wirksames und hochpotentes Neuroleptikum verabreicht (häufig Haloperidol), um die
Wahnvorstellungen und die Aggression zu mindern. Der Patient wird dann sediert, in der Regel mit
mittellang wirksamen Benzodiazepinen. Meist muss der Konsument noch mehrere Tage in stationärer
Überwachung bleiben, da 'Flashbacks' auftreten können, die eine erneute Gefahr für ihn und seine Umwelt
darstellen.
Chemie
Phencyclidin in reiner Form ist ein weißes kristallines Pulver („Engelsstaub“). Es ist chemisch verwandt mit
dem Anästhetikum Ketamin und dem Opioid Pethidin. Derivate: Tenocyclidin, Eticyclidin, Rolicyclidin.
Nachweis
Der Nachweis erfolgt durch eine modifizierte Fassung des Scott-Tests. Mit Marquis-Reagenz reagiert PCP
wie alle anderen tertiären Phencyclidine zu einem roten Farbkomplex. Anschließend erfolgt eine
Dünnschichtchromatografie zur Zerlegung in die Reinstoffe mit gekoppelter Spektralanalyse, die unter UV-
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Licht zwei Spitzen bei ?=257 nm und ?=261 nm und zwei Teilschultern bei ?=252 nm und ?=266 nm sichtbar
macht.
Synthese
Die Synthese erfolgt in zwei Schritten. Zunächst reagieren Cyclohexanon und Piperidin zu einem Enamin.
Durch eine Grignard-Reaktion mit Phenylmagnesiumbromid entsteht dann Phencyclidin.
Eine Alternative stellt die Strecker-Synthese mit Kaliumcyanid zum ?-Aminonitril und anschließender
Gringnard-Reaktion dar. Die Reaktion ist mechanistisch eine nucleophile Verdrängung, in dem das
Cyanidions verdrängt wird und kein Angriff auf das Cyanidion selbst stattfindet.
Missbräuchliche Anwendung
Die Wirkung tritt bei nasaler Einnahme nach etwa 2–5 Minuten und beim Schlucken nach etwa 20–60
Minuten ein. Auch die intravenöse Anwendung ist möglich; die Wirkung setzt in diesem Fall sofort ein. Je
nach Dosis hält der Rausch in der Regel zwischen 45 Minuten und 2 Stunden lang an. Bei hohen
Dosierungen soll es im Einzelfall zu Trips bis zu 2 Tagen gekommen sein.
Phencyclidin wird hauptsächlich in den USA als Freizeitdroge genutzt. Die örtlich begrenzte Nachfrage wird
dort durch illegale Produktion gedeckt. Phencyclidin wird als Pulver oder in gelöster Form insbesondere
nasal („Schniefen“) oder peroral (Schlucken) angewendet. Ebenso wird mit Phencyclidin imprägniertes
Blattmaterial (unter anderem Cannabis, Minze etc., so genannte „Hogs“ oder „Shermans“) zum Rauchen
verwendet.
Geschichte
Die Stammsubstanz Phencyclidin wurde 1926 erstmals synthetisiert. Nachdem ihre ruhigstellende Wirkung
an Affen erfolgreich erprobt war, wurde Phencyclidin 1956 in Deutschland unter dem Handelsnamen
Sernylan® als Tieranästhetikum auf den Markt gebracht. 1963 erfolgte die Zulassung als dissoziatives
Anästhetikum unter dem Markennamen Sernyl® zur Anwendung am Menschen, wurde jedoch wegen seinen
starken psychischen Nebenwirkungen bereits zwei Jahre später wieder vom Markt genommen.
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1967 tauchte es erstmals bei einem Rock-Festival in San Francisco in der Drogenszene auf und geriet
wegen seiner falsch deklarierten Wirkung zunächst wieder in Vergessenheit. Aufgrund des
Missbrauchspotentials wurde der Einsatz als Tieranästhetikum gleichzeitig verboten. 1977 tauchte die
Substanz bei in Deutschland stationierten US-Streitkräften wieder auf und erfuhr von dort eine Verbreitung in
Untergrundlaboratorien, die Abwandlungen am Molekülgerüst vornahmen, um die halluzinogene Wirkung zu
verstärken. Derzeit sind mehr als 125 Phencyclidin-Derivate bekannt.
Phencyclidin spielte auch bei dem Massaker an der Grover Cleveland Elementary School in San Diego
(1979, bekannt durch den sich darauf beziehenden Bob-Geldof-Song I don't like Mondays) eine Rolle: Die
Täterin Brenda Ann Spencer soll während ihrer Amok-Tat unter dem Einfluss von Phencyclidin gestanden
haben.
Zitat
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Phencyclidin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und
steht unter der Doppellizenz GNU Free Documentation License und Creative Commons CCBY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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