Wolllaus | eLexikon | Zoologie - Insekten - Halbflügler

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Wolllaus 3 Wörter, 26 Zeichen
Wolllaus, s. Blattläuse.
Blattläuse.
Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
Blattläuse (Pflanzenläuse, Aphidina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, kleine Tiere mit hervorgestreckten,
fünf- bis siebengliederigen Fühlern, die häufig länger als der Körper sind, zusammengesetzten Augen, dreigliederigem Schnabel bei
beiden Geschlechtern, langen und dünnen Beinen mit zweigliederigen Tarsen und vier dünnhäutigen, aber häufig auch fehlenden
Flügeln. Bei den zahlreichen Arten der Gattung Aphis stehen zwei längere oder kürzere Saftröhren (Honigtrompeten) zur Seite des
Rückens auf dem sechsten Glied, welche eine süßliche Flüssigkeit absondern; auch ragt nicht selten noch ein »Schwänzchen« über
die Leibesspitze hinaus, erscheint aber erst vollkommen entwickelt, wenn die Häutungen zu Ende sind, und wird daher zu dem
wichtigsten Unterscheidungsmerkmal zwischen Larve und ungeflügeltem Imago.
Die meisten Blattläuse sind grün, häufig bereift, bisweilen durch Ausschwitzungen mit förmlichem Wollpelz bedeckt (Wollläuse).
Die Blattläuse nähren sich vom Safte der Blätter, Stengel und zuweilen auch der Wurzeln bestimmter Pflanzen, welche sie mit ihrem
Schnabel anstechen, und finden sich auf diesen oft den ganzen Sommer hindurch in großer Anzahl beisammen; manche leben in der
Höhle großer, gallenartiger Anschwellungen (Gallenläuse), welche das Mutterweibchen durch Anstechen an Blättern erzeugt, und
deren Wachstum durch ein gleiches Verfahren der Nachkommen fortschreitet.
Die Blattläuse zeigen eine höchst merkwürdige Entwickelungsgeschichte. Aus den im Herbst gelegten, zwischen
Rindenschuppen oder unter Laub verborgenen oder frei einem Stengel angeklebten Eiern der Blattläuse aus der Gattung Aphis
(Neffen) schlüpfen im Frühjahr ausschließlich Weibchen (und zwar meist flügellose) aus, welche sich sofort auf einer Pflanze
anfangen, sich mehrmals häuten, ohne ihre Gestalt wesentlich zu verändern, und dann ohne vorherige Begattung lebendige Junge
gebären. Diese gleichen vollkommen der Mutter, saugen sich an, häuten sich und gebären wieder lebendige Junge. Bouché sah eine
Rosenblattlaus 4 Tage lang täglich 15-20 Junge gebären, welche nach 4 Tagen wieder fortpflanzungsfähig waren. In solcher Weise
vermehren sich diese Ammen viele Generationen hindurch und
forlaufend bleiben, dicht zusammengedrängt, um einen jungen Trieb oder anderswo sitzen. Einigen dieser Ammen wachsen aber
Flügel, so daß sie auf andre Pflanzen übergehen und eine neue Kolonie gründen können, indem sie fortfahren, lebendige Junge zu
gebären. Erst von der letzten Generation im Herbst werden geschichtliche geflügelte oder ungeflügelte Männchen und meist
flügellose Weibchen geboren, welche sich begatten und Eier legen. In Gewächshäusern und auf Zimmerpflanzen, bisweilen aber
auch im Freien, überwintern einzelne Ammen und reife und unter geeigneten Verhältnissen kann man Blattlauskolonien jahrelang nur
durch Ammen erhalten, die geschlechtliche Fortpflanzung völlig ausfallen lassen.
Wesentlich verschieden ist die Fortpflanzungsweise der Tannenlaus (Chermes abietis), von welcher man keine Männchen,
sondern nur zwei Formen geschlechtlicher Weibchen kennt, welche ohne Befruchtung Eier legen. Über die Fortpflanzung der
Reblaus s. d. Unter noch nicht aufgeklärten Verhältnissen erscheinen plötzlich ungeheure Schwärme geflügelter Blattläuse, welche
die Luft wie mit einer Wolke erfüllen und durch Luftströmungen fortgeführt werden. In solchen Schwämmen, welche das Atmen
erschwerten und das Tageslicht verdunkelten, beobachtete man Aphis fabae, rumicis, bursariae, persicae. Die von vielen Blattläusen
aus ihrem Hinterleib in hellen Tropfen abgesonderte zuckerhaltige Flüssigkeit wird in weitem Bogen fortgespült und bildet den
Honigtau; sie lockt besonders Ameisen und verschiedene Zweiflügler in Menge an, welche aber nur selten die Blattläuse selbst
vertilgen. Die von den Larven abgeworfenen Häute, welche auf den vom Honigtau klebrigen Pflanzenteilen haften bleiben, bilden eine
Form des Meltaues.
Die Blattläuse haben viele Feinde; abgesehen von insektenfressenden Vögeln, legen die kleinen Ichneumoniden aus der Gattung
Aphidius ihnen ihre Eier in den Leib; die Larven von Schwebfliegen (Syrphiden) und Käfern (Hemerobien und Koccionellen) sind
ausschließlich in ihrer Nahrung auf sie angewiesen. Auch Milben, die Larven des Blattlauslöwen und der kleine Tausendfuß stellen
Blattläusen nach. In eigentümlichem Verhältnis stehen die Blattläuse zu den Ameisen, welche den von jenen ausgeschiedenen süßen
Saft lecken.
Die Blattläuse schaden den Pflanzen, indem sie die jungen Triebe durch Saftentziehung schwächen, mit ihren Ausscheidungen
die Spaltöffnungen der Blätter verkleben und dadurch die Atmung der Pflanzen stören; auch sammeln diese klebrigen
Ausscheidungen die in der Luft schwebenden Pilzsporen und geben dadurch Veranlassung zu Brand und andern Krankheiten. Durch
das gestörte Wachstum entstehen Mißbildungen von Gallen, Kräuselungen etc., Blätter und Früchte fallen ab, und wenn Rinde und
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Wurzel angegriffen werden, sterben die ganzen Pflanzen ab (s. Reblaus).
Zur Gattung Aphis L. gehören Blattläuse mit siebengliederigen Fühlern, welche länger als der Körper sind, und an denen die
beiden ersten Glieder kurz und dick sind, während das siebente Glied am längsten ist; der Hinterleib trägt am drittletzten Ring zwei
Honigröhren, die Beine sind sehr lang und dünn; man kennt allein in Europa 350 Arten, von denen viele an Kulturpflanzen, an Rosen,
Pelargonien, Nelken, Obstbäumen etc. oft empfindlichen Schaden thun. Als wirksamstes Gegenmittel gegen an Zierpflanzen gilt
Räucherung mit Tabak, wobei man auf jeden Kubikfuß des geschlossenen Raums, in welchem die Pflanzen sich befinden, 22 g
schlechtesten Tabak rechnet.
Man räuchert abends, kehrt am Morgen die abgefallenen Blattläuse zusammen und wiederholt die Räucherung. Oder man
sprengt stark mit Gas-, Teerwasser oder erdölhaltigem Wasser; auch eine Abkochung von 60 g Tabaksblättern, 60 g Pfeffer, einer
Handvoll Wermut und 250 g schwarzer Seife soll ein sehr wirksames Sprengmittel sein. Das Einsammeln von Koccionellen und
Goldaugen, um sie in Gewächshäusern anzusiedeln, ist ebenfalls sehr wirksam. Als sichere Vorbeugungsmittel gelten für
Gewächshäuser gehörige Feuchtigkeit der Luft, Vermeidung zu großer Wärme und eines häufigen Wechsels von warm und kalt,
feucht und trocken, hell und dunkel.
Licht und Luft verhindern die Ansammlung der Blattläuse. Zu der verwandten Gattung Schizoneura Hart., mit sechsgliederigen
Fühlern und kurzen, warzenartigen Honigröhren, gehört die Blutlaus (S. lanigera Hausm.), 1,5 mm lang, honiggelb bis braunrötlich,
auf dem Rücken weißwollig, mit kleinen Augen und blaßgelben, kurzen Fühlern, im geflügelten Zustand schwarz, am Hinterleib
schokoladenfarben, mit großen Augen, noch kürzern Fühlern und dunklern Schenkeln und Schienenspitzen, ebenfalls mit Wollhaar
überzogen, gibt beim Zerdrücken einen blutroten Fleck.
Sie saugt an Rinde und Splint des Apfelbaums und erzeugt dadurch krankhafte Stellen, sitzt auch an älterm beschädigten Holz
und hindert die Vernarbung der Wunde. Überwinterte Muttertiere gebären lebendige Junge, die sich den Sommer über
parthenogenetisch in acht Bruten fortpflanzen. Im Herbst erscheinen auch geflügelte Läuse, die eine Weile saugen, dann schwärmen,
neue Kolonien gründen und zweierlei große, zarte Läuse mit verkümmerten Mundteilen, wahrscheinlich Männchen und Weibchen,
gebären.
Letztere legen Eier oder ein Winterei. Als bestes Mittel zur Vertilgung empfiehlt sich Ausschneiden der krankhaften Stellen,
Bepinseln oder Betropfen mit einer Mischung aus 50 Teilen grüner Seife, 100 Teilen Fuselöl (Amylalkohol), 200 Teilen Weingeist, 650
Teilen Wasser. (Vgl. Goethe, Die Blutlaus, 2. Aufl., Straßb. 1885.) Die Rüsterhaargallenlaus (Schizoneura lanuginosa Hrs.) erzeugt
auf Rüsterblättern behaarte, blasige Auftreibungen, aus welchen später geflügelte und ungeflügelte, schwarze, weißwollige Blattläuse
ausschlüpfen. Zu der Gattung Rinden- oder Tannenlaus (Chermes L.), mit sehr kurzen, fünfgliederigen Fühlern, ziemlich kurzen
Beinen und ohne Saftröhren, gehört C. abietis L. (s. Tafel »Halbflügler«).
Diese überwintert unter einem weißlichen Wollkleid an der Wurzel der Fichtenknospe (Pinus picea) und bohrt im April die Knospe
an, worauf alsbald deren Wucherung beginnt; die Blattlaus legt an 200 Eier, die im Mai ausschlüpfenden Larven setzen sich zwischen
die Nadeln des Triebes und erzeugen durch ihr Saugen zwischen den geschwollenen und dicht gedrängten Nadeln gleichfalls
Wucherungen, so daß allmählich ein ananasartiger Zapfen entsteht, in dessen zellenartigen Räumen die Larven sitzen, welche
endlich ausschlüpfen, sich häuten und als geflügelte Insekten ca. 20 Eier legen. Die aus letztern ausscheidenden Jungen bleiben
flügellos und überwintern. Man kennt nur Weibchen.
Vgl. Kaltenbach, Monographie der Familie der Pflanzenläuse (Aachen 1843);
Koch, Die Pflanzenläuse (Nürnb. 1857).
Ende Blattläuse
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;3. Band, Seite 1 im Internet seit 2005; Text geprüft am 9.1.2010; publiziert von Peter Hug; Abruf am 2.11.2017
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Weiter: http://peter-hug.ch/03_0002?Typ=PDF
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