DSM-5 Zwangsstörung

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Aktuelles zur Diagnostik der Zwangsstörung
und der Zwangsspektrumstörungen
(„Zwangsstörungen und
Verwandte Störungen“) nach DSM-5
Prof. Dr. M. Zaudig
DGZ Jahrestagung Bad Bramstedt
26/27.09.2014
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Zaudig
1
• Die Zunahme der in der PubMed gelisteten
Publikationen für Zwangsstörung betrug von
1985 bis 2006 stattliche 83.1 %.
• Von 1985 bis 1995 wurden 1.927
Publikationen in PubMed gelistet, im
Zeitraum 1996 bis 2006 waren es bereits
3.529 (Michal und Beutel, 2009).
• 2013 (inkl.) waren es bereits mehr als 6000
Publikationen seit 1985 !
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3
Epidemiologie der Zwangsstörung
• Bei der Zwangsstörung kann man durchschnittlich
von einer 1-Monats-Prävalenz von ungefähr 1 %
ausgehen,
• einer 6-Monats-Prävalenz zwischen 1 und 2 %
und einer
• Lebenszeit-Prävalenz von 1 – 3 %.
• Diese Zahlen finden sich in ähnlicher Relation in der aktuellen
“Studie zur Gesundheit Erwachsener in DeutschlandPsychische Gesundheit“ - DEGS1-MH (Jacobi et al, 2014):
12 Monatsprävalenz von 3,6% (3,1 - 4,4) !!
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S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
Zwangsstörung
Zwangsgedanken
Anspannung
Zwangshandlungen
Angst
Lebensqualität
tiefe Hirnstimulation
4
Zwangsstörung
Metaanalysen und viele RCT-Studien weisen
darauf hin, dass etwa 60 – 85 % der Patienten
mit Zwangsstörung eine deutliche
Verbesserung mit der KVT aufweisen, dieser
Erfolg wird im Durchschnitt auch 5 Jahre nach
Beendigung der Therapie nachgewiesen.
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
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Zwangsstörung
• Die Behandlungsmöglichkeiten der Zwangsstörung haben
sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die sich auch in
den Leitlinien-Entwicklungen abbildet,
- z.B. die S3 Leitlinien für die
Zwangsstörung (AWMF 2013) S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
-
z. B. in den Leitlinien des „National Institute for Health
and Clinical Excellence (NICE-Guideline, 2006) oder
den Practice-Guidelines der American Psychiatric
Association Koran et al. APA, 2007.
14.10.2014
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Zwangsstörung
Nur ein Drittel aller Patienten mit
Zwangsstörung erhält eine geeignete
Pharmakotherapie, und nur 10 -20%
erhalten eine evidenzbasierte
Psychotherapie (KVT) (Foa et al,2010)!
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
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Zwangsstörung
• Aber je mehr wir über die
Zwangsstörung wissen, desto
differenzierter und kritischer wird die
derzeit etablierte Therapie gesehen, es
gibt z. B Subtypen der
Zwangsstörung, die weniger von den
empfohlenenTherapien profitieren.
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
14.10.2014
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Zwangsstörung
Obwohl die KVT in 60 – 85 % der Patienten
erfolgreich ist, profitieren eben 15 – 40 % der
Patienten nicht genügend (Pallanti und Quercioli,2006;Foa, 2010).
Nur 20 – 40 % der mit SSRI behandelten
Patienten weisen einen Therapieerfolg auf.
Früher Beginn der Erkrankung, schwere
Ausprägung der Zwangsstörung, TicStörung, pathologisches Horten, wenig
Einsicht sind assoziiert mit einem
geringerem Therapieerfolg.
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Zwangsstörung
Heterogenität der Zwangsstörung
Diese nicht unbedeutende Zahl
an Non-Respondern (15-40%)
weist auf die Heterogenität der
Zwangsstörung hin.
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Zwangsstörung
Heterogenität der
Zwangsstörung
Vom Subtyp zu
Spektrumsstörungen bishin zu
„Zwangsstörung und Verwandte
Störungen“
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Zwangsstörung
Zwangsstörung Subtypen
OCD incl. Subtypen
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Zwangsstörung und Verwandte Störung
(Zwangsspektrumstörung)
Körperdysmorphe
Störung
Olfactory reference syndrome
Hypochondrie
Kleptomanie
Anorexia nervosa
Bulimia nervosa
Borderline Persönlichkeitsstörung
(impulsiver Typ)
Tourette-Syndrom
Anankastische Persönlichkeitsstörung
Chorea Sydenham, Chorea
Huntington, Torticollis
Kaufsucht
Paraphilien
Autismus Spektrum
Sammelzwang/Horten
Schizophrenie mit Zwangstörung
Trichotillomanie
Compulsive skin
picking/Dermatillomania
Hollander et al., 1993; Hollander und Benzaquen, 1996;
Niedermeier, Hegerl, Zaudig, 1998; Hollander, 2006
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Zwangsstörung und Verwandte Störung
(Zwangsspektrumstörung)
Zwangsspektrumsstörungen
Seit Mitte der 90er Jahre, vor allem in der angloamerikanischen Literatur, wird auf verschiedene der
Zwangsstörung ähnelnde Störungsbilder hingewiesen.
Nach Hollander und Wong (1995) sind dies im engeren
Sinn Störungsbilder wie Gilles de la Tourette-Syndrom,
Tic-Störungen, Autismus, Anorexia nervosa,
Körperdysmorphe Störung, Hypochondrie,
Trichotillomanie usw.
.
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Zwangsstörung und Verwandte Störung
(Zwangsspektrumstörung)
Zwangsspektrumsstörungen
Diese Störungsbilder weisen einige
Ähnlichkeiten mit der Zwangsstörung auf und
zwar auf der Symptomebene,
Phänomenologie,demographisch, im Bereich der
Komorbidität, Verlauf,ähnliche therapeutische
Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie
und der Psychopharmakotherapie mit SSRIs.
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Zwangsstörung und Verwandte Störung
(Zwangsspektrumstörung)
Zwangsspektrumsstörungen
2006 wurden 187 Zwangsexperten weltweit
befragt,welche Störungen im engeren Sinne zu
einem Zwangsspektrum zählen sollten (Mataix-Cols
et al.2007):
Körperdysmorphe Störung 72%,
Trichotillomanie 71%,
Ticstörung 61%,als OCD Subtyp:81%
Hypochondrie 57%,
Anankastische Persönlichkeitsstörung /OCPD 45%.
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Zwangsstörung und Verwandte Störung
(Zwangsspektrumstörung)
Zwangsspektrumsstörungen
Die DSM-V Spectrum Study Group (Phillips et al,2010)
verglichen die Zwangsspektrumsstörungen
mit der Zwangsstörung mit Hilfe von 11 validen Kriterien
(validators, in Anlehnung an die Kriterien von Robin und Guze,1970).
Am ähnlichsten waren:
Körperdysmorphe Störung,Pathologisches
Horten,Trichotillomanie!
OCPD,Hypochondrie ,Dermatillomanie und die
Autodysmophobia(olfactory reference syndrome-ORS)
waren von der Datenlage her nicht eindeutig.
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DSM-V - Obsessive-compulsive related disorder (2011)
Preoccupations with bodily
sensations or appearance
• Body Dysmorphic Disorder
• Anorexia Nervosa
• Hypochondriasis
OCD
Neurologic disorders
• Tourette‘s Syndrome
• Sydenham‘s Chorea
• Autism
Impulsive disorders
• Sexual compulsions
• Trichotillomania
• Pathologic gambling
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18
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
ZWAV
Was ist neu?
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Zwangsstörung
Körperdysmorphe Störung
Pathologisches Horten
Trichotillomanie
Dermatillomanie
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Zwangsstörung
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DSM-5 Zwangsstörung
A. Entweder Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder Beides:
Zwangsgedanken, wie durch (1) und (2) definiert:
1.
Wiederkehrende und anhaltende Gedanken, Impulse oder
Vorstellungen, die zeitweise während der Störung als aufdringlich und
ungewollt empfunden werden und die ausgeprägte Angst und großes
Unbehagen hervorrufen.
2.
Die Person versucht diese Gedanken, Impulse oder Vorstellungen zu
ignorieren oder zu unterdrücken oder sie mit Hilfe anderer Gedanken
oder Tätigkeit zu neutralisieren (z. B. durch die Ausführung einer
Zwangshandlung).
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Zaudig/23
DSM-5 Zwangsstörung
Zwangshandlungen wie durch (1) und (2) definiert:
1.
2.
wiederholte beobachtbare Verhaltensweisen (z. B. Händewaschen,
Ordnen, Kontrollieren) oder mentale Handlungen (z. B. Beten, Zählen,
Wörter lautlos wiederholen), zu denen sich die Person als Reaktion auf
einen Zwangsgedanken oder aufgrund von streng zu befolgenden
Regeln gezwungen fühlt,
die Verhaltensweisen oder die mentalen Handlungen dienen dazu,
Angst oder Unwohlsein zu verhindern oder zu reduzieren oder
gefürchteten Ereignissen oder Situationen vorzubeugen; diese
Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen stehen jedoch in keinem
realistischen Bezug zu dem, was sie zu neutralisieren oder zu
verhindern versuchen, oder sie sind deutlich übertrieben.
Beachte: Kleine Kinder könnten noch nicht in der Lage sein, den Zweck
dieser Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen auszudrücken.
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Zaudig/24
DSM-5 Zwangsstörung
B. Die Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen sind
zeitaufwändig (sie beanspruchen z. B. mehr als 1 Stunde pro
Tag) oder verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden
oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen
wichtigen Funktionsbereichen.
C. Die Symptome der Zwangsstörungen sind nicht Folge der
physiologischen Wirkung einer Substanz (z.B. Alkohol,
medikamentöse Wirkstoffe) oder eines medizinischen
Krankheitsfaktors.
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Zaudig/25
DSM-5 Zwangsstörung
D. Die Symptome werden nicht besser durch das Vorliegen einer anderen
psychischen Störung erklärt:
z. B. exzessive Sorgen wie bei der „Generalisierten Angststörung“; ständige
Beschäftigung mit dem äußerlichen Erscheinungsbild wie bei der „Körperdysmorphen
Störung“; Schwierigkeiten Dinge wegzuwerfen oder sich von diesen zu trennen wie
beim „Pathologischen Horten“; Haareausreißen wie bei der „Trichotillomanie“;
Hautzupfen, wie bei der „Dermatillomanie“; Stereotypien wie bei der „Stereotypen
Bewegungsstörung“; ritualisiertes Essverhalten wie bei „Essstörungen“; starkes
Beschäftigtsein mit Substanzen oder Spielen wie bei den „Störungen im
Zusammenhang mit Psychotropen Substanzen und Suchtstörungen“; starkes
Beschäftigtsein mit der Angst vor einer schweren Krankheit, wie bei [Illness Anxiety
Disorder];
sexuelle Impulse oder Phantasien wie bei der „Paraphilie“; Impulsdurchbrüche wie
beim „Störenden Sozialverhalten, andere Spezifizierte Störung der Impulskontrolle und
des Sozialverhaltens“; Grübeln über Schuld wie beim Vorliegen einer „Major
Depression“; Gedankeneingebung oder Wahn wie bei „Schizophrenie-Spektrums- oder
Andere Psychotische Störung“ oder stereotyp wiederholte Verhaltensmuster wie bei
der „Autismus-Spektrum-Störung“).
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Zaudig/26
DSM-5 Zwangsstörung
Bestimme ob:
Mit guter oder angemessener Einsicht: Die Person erkennt, dass
die zwangsbezogenen Überzeugungen definitiv nicht, wahrscheinlich
nicht oder möglicherweise nicht zutreffen.
Mit wenig Einsicht: Die Person denkt, dass die zwangsbezogenen
Überzeugungen wahrscheinlich zutreffen.
Mit fehlender Einsicht/Wahnhafte Überzeugungen: Die Person ist
absolut davon überzeugt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen
zutreffen.
Bestimme ob:
Tic-bezogen: Die Person weist gegenwärtig oder in der
Vorgeschichte eine Tic-Störung auf.
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DSM-IV-TR Diagnose einer Zwangsstörung
(verkürzte Darstellung)
E.
Das Störungsbild geht nicht auf die direkte körperliche
Wirkung einer Substanz (z. B. Droge, Medikament) oder
eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück.
Bestimme, ob:
- Mit Wenig Einsicht: Wenn die Person während der meisten
Zeit der aktuellen Episode nicht erkennt, dass die
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen übertrieben oder
unbegründet sind
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Zaudig/
OCD
In Kürze…
Die DSM-5-Kriterien für die
Zwangsstörung sind im Vergleich zu
DSM-IV-TR “verschlankt” und nicht
wesentlich verändert.
Die Zwangsstörung wird nicht mehr den
Angstsstörungen zugeordnet,sondern ist
Mittelpunkt eines separaten Kapitels.
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Pathologisches Horten
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DSM-5 Pathologisches Horten
A. Anhaltende Schwierigkeiten, sich von Dingen zu trennen oder
etwas auszusondern, unabhängig von deren tatsächlichen Wert.
B. Die Schwierigkeit ist zurückzuführen auf das Bedürfnis, die
Gegenstände aufheben zu müssen und auf ein mit dem
Wegwerfen verbundenes Unbehagen.
C. Die Schwierigkeit Dinge auszusondern führt zu einer Anhäufung
von Besitzgegenständen, die zentrale Wohnbereiche massiv
einengen und Durcheinander erzeugen. Dadurch wird deren
eigentliche zweckgemäße Nutzung erheblich beeinträchtigt. Falls
einzelne Wohnbereiche in ordentlichem Zustand sind, ist dies
meist auf das Einwirken Dritter zurückzuführen (z.B.
Familienmitglieder, Reinigungskräfte, Autoritäten).
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DSM-5 Pathologisches Horten
D. Das Horten führt zu klinisch signifikantem Leidensdruck oder
beeinträchtigt deutlich die sozialen, beruflichen oder andere
wichtige Funktionsbereiche (die Aufrechterhaltung eines für sich
und andere nicht beeinträchtigenden Umfelds eingeschlossen).
E. Das Horten ist nicht auf eine andere medizinische Erkrankung
zurückzuführen (z.B. Gehirnverletzungen, zerebrovaskuläre
Erkrankungen, Prader-Willi-Syndrom).
F. Das Horten wird nicht besser durch die Symptome einer anderen
psychischen Erkrankung erklärt (z.B. Zwänge einer
Zwangsstörung, verminderter Antrieb einer Major Depression,
Wahnvorstellungen einer Schizophrenie oder einer anderen
wahnhaften Störung, kognitive Defizite einer Neurokognitiven
Störung, begrenzte Interessen einer Autismus-SpektrumStörung).
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DSM-5 Pathologisches Horten
Bestimme, ob:
Mit exzessiver Beschaffung: Schwierigkeit Sachen wegzugeben in
Kombination mit exzessivem Beschaffen von Dingen, die nicht gebraucht
werden oder für die kein Platz ist.
Bestimme, ob:
Mit guter oder ausreichender Einsicht: Die Person erkennt, dass die
mit dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltensweisen (in
Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander
oder dem exzessiven Beschaffen) problematisch sind.
Mit wenig Einsicht: Die Person ist größtenteils davon überzeugt, dass
die mit dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltensweisen
(in Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander
oder dem exzessiven Beschaffen) trotz Gegenbeweisen nicht
problematisch sind.
Keinerlei Einsicht/Wahn: Die Person ist absolut überzeugt, dass die mit
dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltensweisen (in
Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander
oder dem exzessiven Beschaffen) trotz Gegenbeweisen nicht
problematisch sind.
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Trichotillomanie
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DSM-5
Trichotillomanie
► Trichotillomanie
Empirische Schätzungen der
Lebenszeitprävalenz liegen zwischen 0.5 und
2.5 % (Bohne, 2009). Es sind deutlich mehr
Frauen als Männer von dieser Störung
betroffen.
Diese beginnt in der Regel um das 11.
Lebensjahr (+/- 2 Jahre) und es gibt auch noch
einen zweiten Erkrankungsgipfel in der frühen
Kindheit zwischen dem 5. und 8. Lebensjahr.
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DSM-5
Trichotillomanie
A. Wiederholtes Ausreißen des eigenen Haares, was zu Haarausfall
führt.
B. Wiederholte Versuche das Haareausreißen zu reduzieren oder
zu stoppen
C. Das Haareausreißen verursacht in klinisch bedeutsamer Weise
Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen.
D. Das Haareausreißen oder der Haarausfall gehen nicht auf einen
anderen medizinischen Krankheitsfaktor zurück (z.B. eine
dermatologische Erkrankung).
E. Das Haareausreißen kann nicht besser durch die Symptome
einer anderen psychischen Störung erklärt werden (z. B. bei der
körperdysmorphen Störung die Versuche einen wahrgenommenen Makel oder
Fehler im Aussehen zu verbessern)
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Körperdysmorphe Störung
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Prof. Dr. Zaudig
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DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
• Enrico Morselli beschrieb die Störung erstmals 1891
• Prävalenz 0,7 – 5 %
• Männer und Frauen ähnlich oft betroffen
• Beginn überwiegend in der Pubertät
• 1986 Etablierung der Definition in DSM-III-R
• Hohe Komorbidität mit Depression, sozialer
Ängstlichkeit, (soziale Phobie), Angststörungen
• DD Zwangsstörung, Hypochondrie, wahnhafte
Störung
• primäre Inanspruchnahme von plastischen Chirurgen,
Dermatologen und HNO-Ärzten
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38
DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
Sehr häufig drehen sich die Gedanken um das
Aussehen des Körpers, aber am häufigsten das
Aussehen der Haut, der Nase, der Haare und Brust.
Prinzipiell können jedoch alle Körperregionen betroffen
sein.
Typischerweise denken Patienten mit
Körperdysmorpher Störung sehr häufig, oft mehrere
Stunden täglich über die vermeintlichen Mängel in
ihrem Äußeren nach.
Die Gedanken sind wie bei der Zwangsstörung
wiederkehrend, intrusiv, schwer zu kontrollieren, kaum
abstellbar.
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DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
Psychosozial grenzen sich diese Patienten von selbst
aus, entwickeln massive Selbstwertdefizite, in
mindestens 20 % weisen sie zu irgend einem Zeitpunkt
der Erkrankung ernsthafte Suizidgedanken auf.
Die Störung wurde 1891 erstmals von Enrico Morselli
beschrieben. Die Prävalenz beträgt 0.7 bis 2.4 % in der
Allgemeinbevölkerung, Männer und Frauen sind
ähnlich oft betroffen, Beginn der Störung überwiegend
in der Pubertät. Diagnosekriterien wurden erstmals
1986 in DSM-III-R etabliert.
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DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD )
A. Übermäßige Beschäftigung mit einem oder mehreren vermeintlichen
Mängeln oder Defekten im äußeren Erscheinungsbild, die für andere
nicht erkennbar sind oder geringfügig erscheinen
B. Im Verlauf der Störung hat die Person in Reaktion auf die
Befürchtungen bezüglich des Aussehens, sich wiederholende
Verhaltensweisen – repetetiv- (z.B. Überprüfung im Spiegel,
übermäßige Körperpflege, Skin Picking, Rückversicherungsverhalten)
oder gedankliche Handlungen (z.B. Vergleich des Aussehens mit
anderen) ausgeführt
C. Die übermäßige Beschäftigung verursacht in klinisch bedeutsamer
Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen
D. Die übermäßige Beschäftigung mit dem äußeren Erscheinungsbild wird
nicht besser durch die Diagnose einer Essstörung erklärt (z.B. bei
Befürchtungen in Bezug auf Körperfett oder –gewicht)
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DSM-5
Körperdysmorphe Störung (BDD)
Bestimme ob:
Mit Muskeldysmorphie: Die Person ist übermäßig beschäftigt mit der
Vorstellung, dass sein oder ihr Körper zu klein oder nicht ausreichend
muskulös gebaut ist. Dieses Bestimmungsmerkmal trifft auch zu, wenn die
Person sich übermäßig mit anderen Körperbereichen beschäftigt, was sehr
häufig der Fall ist.
Bestimme ob:
Gebe das Ausmaß der Einsicht in Bezug auf die Inhalte der körperdysmorphen
Störung (z.B. „Ich sehe hässlich aus“ oder „Ich sehe entstellt aus“) an.
Mit guter oder ausreichender Einsicht: Die Person erkennt, dass die Inhalte
der körperdysmorphen Störung eindeutig oder wahrscheinlich nicht der
Realität entsprechen.
Mit wenig Einsicht: Die Person glaubt, dass die Inhalte der
körperdysmorphen Störung wahrscheinlich der Realität entsprechen.
Mit fehlender Einsicht/ Wahn: Die Person ist vollkommen überzeugt, dass
die Inhalte der körperdysmorphen Störung der Realität entsprechen.
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DSM-5 Zwangsstörung und Verwandte Störungen
Dermatillomanie
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► skin picking disorder/compulsive skin picking
Die Charakteristiken der“ skin picking disorder“ sind das
wiederholte Quetschen, Drücken, Zupfen, Stechen der eigenen
Haut bis zu einem Ausmaß, dass Verletzungen und Blutungen
sichtbar werden. Prävalenz: 2- 5,4% (Grant und Odlaug,2009).
Die „DSM-V Anxiety,OCD,Trauma undDissociative Disorders
Work Group“ empfahl die Zuordnung zum Zwangsspektrum (Stein et
al.,2010).
Die primäre Lokalisation ist das Gesicht aber auch andere
Körperstellen.
Das Störungsbild wird auch als Dermatillomanie beschrieben.
Häufig werden die selbst zugefügte Quetschungen/Verletzungen
verborgen, das Handeln ist von Schamgefühlen begleitet.
Soziale Situationen werden möglichst vermieden.
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DSM-5
Dermatillomanie
A. Wiederkehrendes Quetschen der Haut, was Hautverletzungen zur
Folge hat.
B. Wiederholte Versuche das Hautquetschen einzuschränken oder
aufzugeben.
C. Das Hautquetschen verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden
oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen
wichtigen Funktionsbereichen.
D. Das Hautquetschen ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer
Substanz (z.B. Kokain) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors
(z.B. Skabies).
E. Das Hautquetschen kann nicht besser durch eine andere psychische
Störung (z.B. Wahnvorstellungen oder taktile Halluzinationen innerhalb
einer Psychotischen Störung, Versuche, einen wahrgenommen Defekt
oder Mangel der äußeren Erscheinung zu verbessern bei
Körperdysmorpher Störung, Stereotypien bei stereotyper
Bewegungsstörung oder Verletzungsabsicht im Rahmen einer nichtsuizidaler Selbstverletzung) erklärt werden.
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45
OCD
ZU GUTER LETZT…
Die neue DSM-5-Kategorie “Zwangsstörung und
Verwandte Störungen” – ZWAV betont die
Wichtigkeit dieser Störungsbilder .
Die neuen Definitionen sollen die
Therapieforschung/entwicklung fördern helfen.
Die DSM-5-Kriterien für die Zwangsstörung sind
im Vergleich zu DSM-IV-TR “verschlankt” und
besser handhabbar.
Alle bisherigen Leitlinien einschließlich der
2013 S3-Leitlinie für Zwangsstörung
(DGPPN…) beschreiben
S3-Leitlinie Zwangsstörungen (2013)
….keine spezifischen Behandlungsstrategien für
„Zwangsstörung und Verwandte Störungen“(DSM-5):
− Pathologisches Horten
− Trichotillomanie
− Dematillomanie
− Körperdysmorphe Störung
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47
ZU GUTER LETZT….
Es bleibt also
noch viel zu tun
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