PAPSTGESCHICHTE IM SPIEGEL

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in der Halle
der Kreissparkasse Köl n
Thema l30
PAPSTGESCHICHTE
IM SPIEGEL
April l987
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Die Münzen des Kirchenstaates bilden geld-
und kulturgeschichtlich ein hochinteressantes Gebiet.
Bevor sich der italienische Nationalstaat
'1861/70 zusammenschloß, war das Land in
zahlreiche kleine Territorien zersplittert, die
sich oft erbittert bekämpften. Der Kirchen-
staat mit seinen umfangreichen Besitzungen
war häufig als ein wesentlicher Machtfaktor in
die Auseinandersetzungen auf derApenninhalbinsel verstrickt. Durch seine Stellung als
Oberhaupt der christlichen Kirche gritf der
Papst nicht selten in die Politik der europäischen Großmächte ein.
Kaum ein Land verfügt über eine so kontinuierliche Munzprägung und einen so
großen Typenreichtum wie der Kirchenstaat.
Da die Päpste - immerhin gab es mehrals 260
Nachfolger auf dem Stuhle Petri ihr Amt
-
qewöhnlich erst in fortgeschrittenem Alter
äntraten und deshalb nur kurz regierten, gibt
es zahlreiche verschiedene Wappen auf
ihren Münzen. Viele Rückseitendarstel-
lungen nehmen Bezug auf historische Erei.gnisse oder religiöse Themen. Oft sind die
Prägestempel von bedeutenden Künstlern
der jeweiligen Epochen geschnitten.
Neben ihrem Geldcharaktersollten die Münzen der Päpste der religiösen Sache dienen
und das Gedankengut der Kirche verbreiten'
Nicht nur die großen Piaster und Scudi, auch
die kleinen Münzen sind ausgesprochen
repräsentativ und dekorativ gestaltet. Es ist
auffallend wie viele Gepräge des Kirchenstaates, mit Ösen versehen, als Amulett und
Schmuck dienten.
Anfänge und Mittelalter
Der Niedergang des weströmischen Reiches
im 5.Jh. hattezu einem politischenVakuum in
Italien geführt, das auch die jeweiligen byzantinischen Kaiser nicht ausfüllen konnten. Die
Vorbild wurde Anfang des 7. Jahrhunderts
gewählt.
Um 600 besaß die römische Kirche durch
viele und reiche Schenkungen weiten Grundbesitz in ltalien, auf den Mittelmeerinseln, in
Dalmatien, in Nordafrika und im vorderen
Orient. Viele alte Aufzeichnungen erwähnen
ausdrücklich den uneigennützigen Gebrauch der Güter.
Das im 7. und 8. Jahrhundert in Oberitalien
entstandene Langobardenreich übte einen
steten Druck auf Rom und das Patrimonium
Pefrl (übernommener Begriff vom Grundbesitz des römischen Kaisers) aus. Die Päpste
suchten einen Verbündeten und wandten
sich an die Franken. Papst Zacharias (741752) unterstütze Pippin und sicherte ihm die
fränkische Königswürde. Papst Stephan ll
reiste sogar an den fränkischen Hof, um dort
um militärische Unterstützung gegen die Langobarden zu bitten. Danach wurde das Pippinsche Schenkungsversprechen gegeben.
Nach der Niederwerfung der Langobarden
sollte das Patrimonium, der Grundbesitz der
Päpste, folgende Gebiete erhalten: Um
Gaeta, Tivoli und Todi sowie Bologna und
Ferrara. die Küste von Ravenna bis Ancona
und die anstoßende Romagna (Ducat von
Rom, Pentapolis, Exarchatvon Ravenna). Die
Päoste baten schließlich Karl den Großen um
Hilfe, dem 773-774 die endgültige Unterwerfung des Langobardenreiches gelang.
ln dieser Zeit ließ Papst Hadrian | (772-779\
die erste päpstliche Münze schlagen' Der
Denaro - damals das einzige Nominal - ist
eine kleine Silbermünze nach fränkischem
Fuß.
Auf diesen frühen päpstlichen Münzen werden auch die jeweiligen fränkischen Kaiser
genannt, so Lothar (840-855) zusammen mit
Papst Leo lV (847-855).
Einfälle der Westgoten, Vandalen, Hunnen,
Ostgoten und zuletzt der Langobarden hqtten das Land politisch zerstört und wirtschaftlich entkräftet.
Mit der Zeit wurde der Papst zum Vertreter
auch der politischen lnteressen in ltalien
gegenüber allen fremden Einflüssen. Bis 685
lag-allerdings die Bestätigung derrechtmäßigen Papstwahl beim byzantinischen Kaiser
und danach für kuze Zeit beim Exarchen von
Ravenna, dem Statthalterdes byzantinischen
Kaisers in ltalien.
In Rom verteidigten die Bürgerdie republikanische Ordnung bis ins ausgehende Mittelalter auch gegenüber den Päpsten und dem
Adel. Der letzte Senat nach altrömischem
Leo lV,847-855
Denar, Rom
Vs.:
Monogramm ausLEO PA (Leo PaPa'
tlmschift: + SCS PETRVS
Papst Leo)
Monogramm aus HiJMP. Umschri'ft:
+ HLOTHARIYS (Kaiser Lothar)
Rs. :
fohannes lX.898'900
Denar, Rom
Vs.: Büste Petri, darumSCS PETRVS
Rs.: Monogramm aus IOHANS, Umschri/t:
+ LANTVERT M' (Kaiser Lambert)
Der schnelle Zerfall des Karolingerreiches
spiegelt sich auch in den Münzen der Päpste
wieder. Der Denarvon Johannes lX (898-900)
bezeichnet den unbedeutenden Lokalfürsten Lambert von Spoleto als Kaiser.
Lambert, der Sohn von Wido ll von Spoleto,
war 892 von Papst Formosus zum Mitkaiser
von Wido ll gekrönt worden, obwohl beide
über Spoleto hinaus kaum Anerkennung
gefunden hatten.
Die erste Prägeperiode der Päpste ging mit
den Denaren des Papstes Benedik Vll (974983) zu Ende, die Otto I und ll als Kaiser
enivähnen. Mit einer Ausnahme wurden alle
Münzen in Rom geprägt. Zwischen 772 und
985 sind 35 Päpste und att'ei Gegenpäpste
als Münzherren belegt.
Nach und nach trat eine politische Schwäche
des Papsttumsein, dieauch von einem Zerfall
der
päpstlichen Besitzungen begleitet
wurde. Die politische Macht ging in der Stadt
Rom auf die Adelsgeschlechter über.
Der Senat von Rom übte von 1203 bis ins
15. Jh. das Münzrechtaus.Als neue Münzeinheiten traten der Grosso, der Mezzogrosso
und weitere kleinere Nominale aul. Der
Prögungen des Senats von Rom
Vs. :
Grosso, ca. 1251-1265
Löw e n. /., SENATVS.P.Q.R
(Senat und Volkvon Rom)
Romav.v., ROMA CAP'
MLINDI (Rom, Hauptstadt der Welt)
P.s.: Sitzende
1.
Senaturtatvon Karlvon Aniou' 1263-1266
Grosso
Vs.: Löwe
mit Wappen von Aniou,
KAROLVS.S.P.Q.R
(Karl, Senat und Volk von Rom)
Rs.: Roma
Grosso war eine Silbermünze im Wert von
12 Denarii. lm 14. und 15. Jh. wurden vom
römischen Senat Gold-Dukaten nach dem
Münzfuß und Münztypus der venetianischen
Zecchine (benannt nach der Münzanstalt
Zecca) geprägt.
lm Jahre 1194 übernahm der Staufer Heinrich
Vl das normannische Erbe in Stiditalien und
Sizilbn, das dann unter l(aiser Friedrich ll
seine Blütezeit erreichte. Die Erbstreitigkeiten nach dem Tode Friedrichs ll nutzte
Papst Clemens lV um zur Bildung eines poli-
tischen Gegengewichts das französische
Haus Anjou auf den Thron von Neapel zu
berufen.
Damit trat neben den deutschen Kaisern eine
weitere aufstrebende Macht den Kampf um
den Besitz ltaliens an. Später kamen noch
Spanier und die Habsburger hinzu. ltalien
blieb bis zur Grtindung des italienischen
Königreichs und dem Ende des Kirchenstaa-
tes im Jahre 1870 der Zankapfel fremder
europäischer Mächte.
Nach einer Unterbrechnung von fast 300 Jah-
ren wurden in der Sedlsvakanzvom November 1268 bis September 1271 wieder die
ersten päpstlichen Münzen geschlagen.
Münzstätte war die Zecca di Patrimonium in
Mterbo.
Gleichzeitig war es auch das erste Mal, daß
der Camerlengo (Kardinalstaatssekretär), der
nach dem Tode eines Papstes bis zur Wahl
eines neuen die kirchlichen Geschäfte
führte, Münzen prägen ließ. Dieser Brauch
setzte sich abererst Mitte des 15. Jh. endgültig durch, er wird bis heute praktiziert.
Als erster Papst nahm Bonifaz Vlll (12941 303) dann die Münzprägung wiederauf, und
zwar in der französischen Besitzung Pont de
Sorgues. In Avignon, Carpentras und der
Grafschaft Venaissin prägten die Päpste bis
Zeitweise gab es auch sogenannte Gegen-
päpste, die zum Teil eigene Münzen geprägt
haben. Der letzte Gegenpapst hieß Felix V
(1 439-1 449).
lm 15. Jh. bemühten sich viele Päpste, die
Kreuzzugsidee gegen die Türken wiederaufleben zu fassen, um das bedrohte Byzanzzu
unterstützen. Dennoch wurde Byzanz 1453
von den Türken erobert.
fohannes XXII,
13 16-13
34
Grosso tomese, Pont de Sorgues
Vs.: Der Papst segnend v.v.
JOHES: PAPA:
)Oil
COMES:
VENASINI (...Graf von Venaissin)
Rs.: Blumenkreuz, Text aus Joh. XI, 17:
.Wir sagen Dir Dank, allmöchtiger Gott ..."
InnozenzXll (1691-1 700) rund 400Jahre lang
Münzfuß
Dozzina. Liard und Patard.
zum Teil nach französischem
lm 14. Jh. war Frankreich unter Philipp lV
(1285-1314) die beherrschende euro-
päische Macht, sie konnte die Wahl französisch gesinnter Päpste durchsetzen. In den
Jahren 1309 bis 1377 residierten 7 Päpste in
Avignon. Es war die Zeit von Dante, Petrarca
und Katharina von Sienna. Diese forderten
immer wieder die Päpste zur Rückkehr nach
Rom auf, denn Rom blieb das geistige Zentrum der christlichen Kirche. Papst Urban V
(1362-1370) besuchte 1367-1370 Rom und
ließ dort päpstliche Münzen schlagen: den
Bolognino romano.
Diese kleine vollwertige Silbermtinze wurde
bis unter Paul lV (1555-1559) ausgeprägt.
Nach 1464 nannte man sie Baioca PL
Baiocchi\, ihr Gehalt verschlechterte sich bis
1590 zu Billon. Papst Benedikt Xlll (1724-
1730) ließ den ersten Baiocco in Kupfer
schlagen.
Der halbe Baiocco
(Mezzo
Baiocco) war schon um 1 600 in Kupfer ausgegeben worden. Auf den Baiocco entfielen
lünt Quattrini.
arban Y, 1362-1370
Bolognino romano, Rom
Ys.: Büste von vome, URB: PP: QNTS
(Papst Urban der Fiinfte)
Rs.: Ins Kreuz gestelltU.R.B.l'.
darum:lN ROMA.
Erste päpstliche högung in Rom
seitfast 400 Jahren.
ffiffi
Paul II. 1464-1471
Ducato papale (Gold), Rom
Vs. : päpstliches llappen
Rs.: Schweifituch der Hl. Veronika
Sixtus IV, 1471-1484
Fiorino di camera (Gold), Rom
Rs.: St. Petrusfischt
Renaissance und Neuzeit
In ltalien schufen AlexanderVl (1492-1503)
und Julius ll (1503-1513) erstmalig den Kirchenstaat im heutigen Sinne. Julius ll erwarb
Rimini, Faenza, Ravenna und Cervia zurück
und unterwarf Perugia, Bologna, lmola, Forli,
Modena, Reggio, Parma und Piacenza. Dort
wurden auch päpstliche Münzen geprägt.
Diese eroberten oberitalienischen Städte
verblieben zum Teil für nur 20 Jahre beim Kirchenstaat, da sie meist als päpstliche Lehen
an Nepoten (Verwandte) gegeben wurden,
die hierfür ihre Dynastien erbliche Heaogtümer errichteten. In den nächsten 150 Jahren
waren viele Päpste bestrebt, ihren Nepoten
weltliche Besitztr.imerzu Lasten der Kirche zu
schenken oder zu kaufen. Einige Päpste
scheuten nicht einmal davor zurück, Kriege
anzuzetteln oder zu führen, um Heaogtümer
zu erobern.
wffi
fufius II, 1503-1513
Ducato papale (Gold), Bologna
(Bologna wurde von lulius unterworfen,
die pöpstliche Münze 1506 wieder eröffnet)
Rs.: St. Petrus
Clemens VIIL 1592-1605
Testone 1598, Fenara
(anläJllich der Einziehung Ferraras nach dem
Aussterben der legitimen Linie des Hauses Este)
rc@
Hadrian VI. 1522-1523
Mezzo Giulio, Parma
III gab 1545 die Stadt an seine
Familie Famese)
Vs.: St. Thomas
Rs.: Feueraltar. PARMEN. SERVATI
Iulius III, 1550-1555
(Papst Paul
Giulio. Rom
Gepnigt
Rs.: Roma hält Kranz
1550 anltitllich des Friedens nach
.Diener Parmas"
dem Krieg in Parma
lGiser
rangen lGrl und der französische König
Über der Sicherung und Enrueiterung ihrer
weltlichen Macht und ihren politischen Verstrickungen in und um ltalien haben nur
wenige Päpste die Notwendigkeit der kirchlichen Emeuerung gesehen und energisch
betrieben. Die Reformation in Deutschland
und anderen Ländern war nicht mehr aufzuhalten. Die europäischen Machtverhältnisse hatten sich wieder verändert, der Kirchenstaat fiel gegenüber den europäischen
Nach derWahl KarlsVzum deutschen
Franz I um Vorherrschaft in Oberitalien. Unter
diesem Streit litt der Kirchenstaat fürchterlich, 1527 wurde Rom von deutschen und
spanischen Truppen erobert und geplündert
(Sacco di Roma,). Die Einwoh nezah I von Rom
ging von ca. 90 000 auf 32 000 zurück. Der
Vertrag von Cambrai brachte 1528 eine Beru-
higung.
IIL 1534-1549
Bianco, Bologna
Rs.: Löwe, Wappentier von Bologna. "Bologna, Mutter der Wissenschaften".
Daneben das Wappen des Legaten von Bologna, Kardinal Ciocchi del Monte.
Der Bianco war bis 1799 die typischste Münze von Bologna.
Paul
-..
Erste Repabblica Romana, I
79 8- I 799
Scudo o.J.
Roma hält Lanze mit Freiheitsmütze sowie Fasces (Rutenbündel mit Axt, Zeichen der römischen
Consules, Symbol des wehrhaften Zus ammenhalts repub likanischer Kräfte)
Mächten wie Spanien, Frankreich und Österreich in eine gewisse Bedeutungslosigkeit.
Noch zweimal vergrößefte sich der Kirchenstaatwesentlich.lm Jahre 1597 starbdie legitime Linie des Hauses Este in Ferraraaus, und
Papst Clemens Vlll zog das Lehen ein. Dazu
fiel nach dem Tode von Franz M. della Rovere
1631 Urbino, Sinigaglia und Montefeltro an
den Kirchenstaat. der nunmehr mit über
42.000 kmz seine größte Ausdehnung hatte.
Die Päpste konnten trotz aller politischen
Bedrängnisse durch Habsburg, Spanien und
Frankreich ihre Territorien bis in die Zeit
Napoleons halten.
lm Jahre 1 791 okkupierte Frankreich Avignon
und die Grafschaft Venaissin. lm Frieden von
Tolentino (19.7.1797\ mußten Avignon, das
Venaissin, die Legationen, Bologna und Ferrara an Napoleon abgetreten werden, es kam
zur Bildung der Cisalpinischen Republik.lm
Jahre 1798 wurden Rom und die Mark
Ancona zur Rep ubblica Romana umgebildet.
Das Dekret Napoleons vom 2.4.1808 ver-
anlaßte
die Einbeziehung der
Provinzen
Ancona, Urbino, Macerata und Camerino in
das Königreich ltalien. Der Rest wurde am
17.5.1809 dem französischen Kaiserreich
Zweite Repubblika Romana, I 848- I 849
16 Baiocchi 1849
Adler über Fasces
Die Restauration des Kirchenstaates dauerte
nur 33 Jahre. Ende des Revolutionsjahres
1848 floh Pius lX nach dem Mord an seinem
Minister Rossi nach Gaeta. In Bologna und
Rom wurde die zweite Repubblica Romana
ausgerufen.
Am 3.7.1849 wurde der Kirchenstaat zum
erreichte 1815 in Wien die Rückgabe von
letzten Male wiedererrichtet. 1859 spaltete
sich Bologna ab und schloß sich dem Königreich Sardinien an. Wegen des deutschJranzösischen Kriegeszog Frankreich 1 870seine
Ancona, Macerata, Fermo, der Legationen,
Truppen besetzten die Stadt und riefen sie
zugeschlagen.
Der päpstliche Staatssekretär
Consalvi
Camerino, Pontecorvo, Benevent, der Mark
Ravenna und Bologna an Papst Pius Vll.
ln ltalien zählte man zu dieser Zeit über 18
Mio. Einwohner, davon 2,5 Mio. im Kirchenstaat.
ln der Stadt Rom selbst lebten ca. 130.000
Menschen.
Schutztruppen aus Rom ab. ltalienische
zur Hauptstadt des Königreiches ltalien aus.
Damit endete die weltliche Macht der Päpste.
Erst der Lateranvertrag vom 1 1.2.1929 legte
die heutigen päpstlichen Territorien fest und
erkannte den Papst als Souverän des Stafo
della Cittä del Vaticano (Vatikanstadt) an.
Münzgeschichtliche Entwicklung
in der Neuzeit
Die ersten Münzausgaben der Päpste bis um
1500 wurden bereits
in den Text zur
geschichtlichen Entwicklung des Kirchenstaates eingef lochten.
Julius ll führte 1504 eine Münzreform durch.
Der Giulio (10 Baiocchi) löste den bislang höchsten ausgeprägten Wert, den
Grosso Papale (12 Denarii) ab. Der Giulio
(abgeleitet vom jeweiligen Papstnamen auch
Leone, Clemente, Paolo, S,sto genannt)
wurde bis zum Jahre 1865 geprägt, zuerst
in 920/1000 Silber mit einem Gewicht von
3,95 g. Unter Leo X (1513-21) und später
Gregor
XII\ 1572-1585
Testone, Ancona
Rs.: Chistus und Maria Magdaleza
NOLI ME
TANGERE ("Rühre mich nicht an, denn ich
fuüus
II,
bin noch nicht aufgefahren zum Vatet''.
Johannes XX, 17)
1503-1513
Giulio, Ancona
Rs.: St. Petrus und Paulus
Paul IV, 1555-1559
Grosso, Rom
Rr..'S. PAWVS - ALMAROMA
(Rom als Nöhrmutter)
prägte man den Doppio Giulio
1:
29
Baiocchi), den man auch Qurnto di scudo
romana nannte. Die ursprüngliche Bezeichnung als Grosso stand nunmehrftlr eine Silbermünze im Werte von 5 Baiocchi. Einige
Päpste ließen auch den Mezzo Grosso, also
2 1 / 2 Baiocch| sch lagen.
Die erste größere Silbermünze war der
Testone, eine Münzeinheit, die bereits in
vielen europäischen Ltindern beliebt war.
Leo X (1513-21) führte den Testone auch
im Kirchenstaat ein, er entsprach zuerst
21/2 Giulü. Paul lll (1 534-1 549) setzte seinen
Wert mit 3 Giulii (: 30 Ba'occh i) fest. Der letzte
Testone wurde unter GregorXy'l (1 831 -1 846)
ausgeprägt.
Innerhalb des Kirchenstaates gab es bis zur
Münzreform 1815 kein einheitliches Währungssystem. In Bolognaführte Paul lll (15341 549) den Bianco (Pl. Bianchi) im Werte von
10 Bolognini oder einer halben Lira ein. Der
Bianco war die typischste Münze von
Bologna und wurdefast unverändert bis unter
Pius Vl (1 778-99) dort geprägt.
Nach '1508 hatte Julius ll die Münze in Rom
auf 15 Jahre an die Augsburger Firma Ulrich
Fugger u. Brüderverpachtet. Sein Nachfolger
Leo X kündigte die Konzession mit dem Hinweis, daB die Firma inzwischen Jacob Fugger
und Neffen hieße. 1518 wurde eine neue
Capitula (Vertrag) abgeschlossen. Hadrian Vl
(1522-23) gab ein persönliches auf 1 5 Jahre
gültiges Monopol für alle Prägungen der
Münzstätte Rom an Engelhard Schauer, den
FaktorderFugger. ClemensVll (1 523€4) hob
die Münzverleihung am 14.9.1524 wiederauf.
In den Tagen des Sacco di Roma (1527)
schlug Schauer aus Silbergeschirr und Reli-
quiensilber Notmünzen. Alle Münzen der
Fugger-Bank sind an der Webergabel tl[
zu erkennen. Sie existieren von Julius ll,
Leo X, Hadrian Vl, Sedisvakanz 1523 und
Clemens Vll.
Julius
II,
1503-1513
Giulio, Rom
Nach der Verpachtung der Münze zwischen 1508 und 1510
an das Bankhaus Fugger. Rs.: Petrus und Paulus, links im Feld
die Webergabel, das Zeichen der Fugger.
Ende des 16. Jh. kamen die großen Silbermünzen auf. Gregor Xlll (1572-85) prägte für
Bologna einen Ducato da un oncia, es sind
heute nur noch 3 Exemplare bekannt. Mit Sixtus V (1585-90) begann in Rom die Ausprägung der Plasfra im Werte von 10 1/2 Giulii
105 Baiocchi). Die letäe Piastra wurde
während der Sedisvakanzvon 1740 geprägt
und ab 1753 durch den Scudo Romano im
Werte von 100 Baiocchi abgelöst.
Nach dem Sacco di Roma (,|527) bis zu der
napoleonischen Invasion, für einen Zeitraum
von über250Jahren, kann manvon derBlütezeit des päpstlichen Münzwesens sprechen.
In dieser Zeit arbeiteten bedeutende Künst-
Die Weberyabel,
Zeichen der Fugger
(vergrößert)
(-
derGoldschmied und MedailleurBenvenuto Cellini, fürdie päpstliche Münze, Viele
prächtige Münzen wurden auch von den
bekannten Medailleuren P.P. Borner, F. de
Saint Urbain und mehreren Mitgliedern der
ler. wie
Familie Hameranus geschnitten.
Clemens VII,1523-1534
Doppio Carlino (15 Baiocchi),
während der Belagerung (Sacco di Roma) in
der Enge I sburg geprdgt.
Rs.: Chistus zieht Petrus aus dem Wasser
"llarum hast du gezweifelt?"
Die Stempel wurdenvon dem
be rühmten B i ld hauer und Medail leur.
B enevenuto C ellini, ge s chn i tten.
Innozens XI, 1676-1689
Piastra, Rom
Fs.: Der Apostel Matthäus. Geprägt aufdie Inthronisierung am 21. Sept. 1676, dem Festtag des
Hl. Matthäus. Der Stempel wurde von lohannes Hameranus geschnitten.
Pius W, 1775-1799
"Sampierrino" (2 1/2 Baiocchi), Fermo und "Madonnina" (5 Baiocchi), Civita Vecchia, 1797
Die Madonna und St. Petrus gaben diesen Kupfermünzen die Namen.
Die politischenWirren zuAusgang des 18.Jh.
füh rten kurzvor derzwangsweisen Auf lösung
des Kirchenstaates durch Napoleon auch
noch zur Ausprägung von Kupfermünzen zu
5 Baiocchi, die aufgrund ihrer Darstef lung auf der Vorderseite Sa mpietrino und
Madonnina genannt wurden. Mele Münzstätten, die seit langem geschlossen waren,
prägten für ein oder zwei Jahre diese Kupfermünzen.
ln der Repubblica Romana | (1 798/99) und ll
(1848/49) wurden in Rom (l), Bologna (l u. ll)
und Ancona (l u. ll) eigene Münzen geprägt.
21/2und
Nach der Wiedererrichtung des Kirchen-
staates im Jahre 1815 blieben Bologna und
Rom die einzigen Münzstätten. Am 18. Juni
'1866 führte Pius lX (1846-78) die Lire-Währung ein, die der lateinischen Münzunion entsprach.
Durch den Verlust der weltlichen Souveränität gab es zwischen '1870 und 1929 kein
päpstliches Geld.
Pius
5 Lire 1870, Silber, und 4
Soldi
Pius WII, 1829-1830
Baiocco Romano 1829, Kupfer
IX, 1846-1878
Mün{ufi
1868, Kupfer, nach dem
I
der Lateinischen Münzunion.
Münzen der Vatikanstadt nach 1929
Pius
XI. 1922-1939
20 Centesimi 1929 (Nickel)
Rs.: H!. Paulus
Erste Ausgabe nach Erlangung der Souverönitöt.
Die ersten Münzen der Vatikanstadt wurden
über viele Jahre unverändert geprägt.
Pius
XII,
Lira auf das erste außerordentliche
Heilige Jahr 1933/34 (Nickel)
Vs.: Wappen, darunter Jahreszahl, in der
Umschrift Al.l.IYB.
Rs.:
1939-1958
100 Lire zum Heiligen
I0 Lire zum Hetligen Jahr 1950
lahr 1950
(Gotd)
Rs.: Papst öffnet die Heilige
Madonna auf Mondsichel
(Aluminium)
Kardinrile knien in der
Rs.: Papst und
ffirte.
ge
öfne ten He i ligen
ffi rte.
ffiww
Paul W, 1963-1978
10, 50 und 100 Lire zum Heiligen Jahr 1975
Arche Noahßymbolfiir den Frieden im Herm (Schlafender in Stadtmauem)/
Symbol fi)r die Taufe (der wunderbare Fischfang).
(Aluminium und Stahl)
Beispiele
fi)r
die zum Teil sehr modeme Gestaltung der vatikanischen Münzen.
10
I
)
I
I, 26. 8. I 9 7 I -2 t.g. I 97
1000 Lire 1978 (Sitber)
Einzige Münze dieses Papstes, der nur J Tage lang regierte.
Johannes Paul
j
Johannes Paul
1000
Lire
II, seit I97t
1986
(Silber)
papst
Rs.: Predigender
Unregelmäßige Anlässe
Zweite Sedisvakanz IgZt
500 Lire 1978 (Silber)
Vs.: Vl/appen des Kardinals Jean Wllot
Rs.: Taube des
I
l
für Münzprägungen im Kirchenstaat
Schon früh hatte der Kirchenstaat erkannt.
Hl. Geistes
daß sich mit Hilfe des Geldes als ,,Werbeträ-
Vatikanstadt
Seit '1929 werden Jahr für Jahr Münzen
geprägt, die in Nennwert, Größe und Metall
mit den italienischen übereinstimmen. Auf
der Vorderseite befindet sich gewöh nlich das
Papstportrait, auf der Rücksaite das papstwappen oder Darstellungen zu einem besonderen Jahresthema. In den Sedisvakanzen
werden stets Münzen mit dem Wappen des
ClmgrlepOo
.
(Kardinalstaatssekretäfl ge-
prägt. Obwohl diese Münzen in ltalien Kurswert besitzen, werden sie heute hauptsächlich für Pilger und Sammler produziert und
gewöhnlich in Sätzen verkauft.
11
ger" Gedankengut unter das Volk bringen
läßt. Deshalb prägten die päpste zu öen
unterschiedlichsten Anlässen Münzen. so
daß die Bevölkerung ein wenig an den Festen
und Ereignissen teilhaben konnte.
Unregelmäßige Anlässe zur prägung von
besonderen Münzen lassen sich nach den
folgenden Themen zusammenstellen:
- Marienverehrung
- Stadtpatrone und Heilige
- Apostolische Nachfolge und Autoritätsansprüche der Kirche
- Aussagen über die kirchliche Haltung zum
sozialen Verhalten und zum Geld
- Krieg und Frieden
- Ehrung von Städten
- Handel und Wirtschaft
Marienverehrung
Paal
III
1534-1j49
Alexander yII, I 65S-1662
Paolo (Giulio), Rom
Rs.:
Giuli.o, gepnigt in der Engelsburg, Rom
,^
>enr, ere J.ungrau
Madonna mit Kind
wird einKind empfansen,
"Oh fungfrau, deine Ehre ist die Geburt
sre wrd Ihm einen Sohn gebären ünO s'ie
wrc lnm den Namen Immanuel, Gon mit
deines Sohnes,'
Jesaia III. 14
Alteste Darsteltun[ Mariens mir dem Kinde
auf päpst I ichen Münzen.
..
..
ung, geben" JesajaWI, 14
Alexander WI hat die Konstitution über die
unb efl e ckte Empftingnis Maie ns, *rrrl
i.
Innozens XI, 1676-16g9
Sixtus V, ISBS-1590
Testone, Rom
Rs.:
Testone, Rom
Madonna mit Kind im Architektunahmen
Rs.: Personifizierter
-NttNeUAM
DEFTCT
"Unter Deinem Schutz"
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Glaube mit Kreuz
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mächt ig werden)
M i ss i o n s t ä t igkeit
gep
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Darstellung von Heiligen
\
Urban VIII, 1623-1644
Testone 1632
St.
Petrus mit Schlüssetpaar
Benedikt XIV,
1 740-1 7SB
Grossi, Rom
St.
Petrus und
12
St.
Paulus
Paul
IIL
1534-1i94
Giulio, Macerata
St. Paulus mit Schwen
Alexander
VIII
r689-1691
Testone 1690, Rom
Testone o. I., Rom
Vs.: Wappen
Rs.: St. Bruno und St. Opiter
Stempel von Albertus Hameranus
Rs.:
Hl. Bruno auf Wolken
Der HI. Bruno entstammte einer Kölner Adelsfomilie Hardefust. Er setzte dem kirchlichen Verfalt
im 10. Jh. den Welnenicht entgegen und legte sich Schweigepflicht auf. Bruno starb in Kalabiien
am 6.10.1101, am 6.10.1689 wurde Alexander WII zum Papst gewdhlt.
Gregor XVI, 1831-1846
Scudo romano 1834
Die Darstellung Jesu im Tempel.
50 Baiocchi 1832, Bologna
Rs.: St. Romualdus
Kirchliche Haltung zum Sozialen und zum Geld
13
Innozens XII, 1 691 -1700
Links: Mezza nasta 1693, Rom
pelikan, nöhrt
seine Jungr,
'i;;;;r1';;;
P.F.
i"iir*
eigenen Blut.."Nichtfi)r sich, sondem-fur die anderen"'
auf die Almosenierteituns durch Innozens'
P.t.: Adter mit Jungen "Die Kirche bedeckt und schützt"
^i H;;r;ii
B;;;r.
neinii: Trstone t6%, AiÄ
Ehrung von Städten
Handel und Wirtschaft
I
Clemens
Alexander VIII, 1 689-169
Testone 1690 aufdie Förderung der
Landwirtschaft in der RomagnaStemoel von Albertus Hameranus
Clemens
XI, 1700-1721
Mezza Piastra 1705- Stadtansicht
vonlJrbino, der Geburtsstadt des Papstes
Stempel von Ennenigildo Hameranus.
XII, 1730-1740
Testone 1736, Rom
Giulio 1734' Rom
Rs.; AAAFF, (Auro Argento Aere Flando
Feriundo Rästitutum Commercium)
Auf die Münzreform 1734 geprtigt' Die
Auf die W'iederhentellung der
"Via Clementina- r'on Rom nach Ancona
Rs.: "Die Bequemlichkeit der Strafie ist
-.
D ie D arste llung ist
w iede rhe rye sre I I t
Abküiune AAAFF der drei Münzbeamten' ctie
fi)r die P-rägung von Gold, Silber und En ver-
einer Münze des Kaisers Traian
(97-l I7 n. Chr.) auf den Bau
"
onwoniich-raren,Jindet sich schon auf
Münzen der römischen Republik undfrühen
Kaiseaeit.
der Via Traiana nachemPfunden'
Stempel von Otto Hametanus.
14
Krieg und Frieden
I nnozens VIII, I 484- I 492
Kupfer-Cav.allo, geprögt 1485 in Aquila
anlöJ3lich der Uberyabe der Stadt an den Papst
v'tihrend des Aufstandes der Barone gegen
König Ferrante I von Neapel.
Rs. : A d I e r, AQUILANA.LIBERTAS.
(Freiheit
fi)r Aquila)
Innozens XI, 1676-1689
Piastra 1677, auf den Krieg gegen die Türken.
Rs.: Petersdom "Die ffirten der Hölle werden
sie nicht überuinden". (Matthtius XW, 18)
Innozens XII, 1691-1700. Piastra 1696, Rom
Rs.: Consistorium "Erwird Frieden gebieten den Völkern" (Zacharias
Stempel geschnitten von Ferdinand de Saint Urbain.
Testone 1695, Rom
Mahnung zum Frieden
"Betet um das, was dem
Frieden dient".
(Psalm 122, 6 u. 7)
Innozens XII, I 691 -1700
Giulio 1694, Rom
Rs.: Mörser, "Ich werde den
Krieg von der Erde vertreiben"
(Hinweis auf die Friedensb e mühunge n Liga Augusta)
15
IX, I0)
Mezza Piastra 1697,
auf den Frieden von Ryswijk
Rs.: Papst betet.
"Es werde Frieden durch
Deine Kraft"
Pius Xl verkündete 1933 ein außerordent-
\llliederkehrende An lässe
für Münzprägungen
Wiederkehrende Anlässe, zu denen Münzen
äääiääf*Jro"", sind die Sedisvakanzen' die
üäiiöä"-iän* ünd die Besitzersreifung der
ffiit-ict im Lateran durch den Papst als
Bischof von Rom.
öäääi"tä u"iiige Jahr (Anno Jubitaei),wu.rde
uJn sönit"z Vill 1300 verkündet' Weitere
i"Iärtä tän irnächstalle 50 Jahre, späteralle
bäänt". oie erste Münze auf ein kirchliches
*utde von Nikolaus V 1450 ge-
JroäiäÄi
äönüii"n. Diese Münzen zeigen in de.r R.ege]
äiä ääiiiqe rur Porta sancta) als Svmbol des
Jubiläums. Die Mehrzahl der Münzen wuroen
iülb?tiü"s o;iHeilisen
Tür s-epräst, es sibt
aber auch Münzen zur Schließung'
iicÄes Heitiges Jahraus Anlaß der neunzehnWiederkehr des Todes
hundertjähiigen
-öie.ö
vünzen sind an der Jahreszahl
Chiüti.
igCC-g+ und AN.JUB. statt des Pontifikatsiä-nräJzu erkennen. Papst Johannes Paul ll
äef 1 983zur 1 g50.WiederkehrdesTodesvon
CnrislüÄ erneut ein außerordentliches Heilioes Jahr aus.
öäi Fäostnanm nach seinerWahlals Bischof
von Rdm Besitz von der Basilika im Lateran'
Clemens lXführte am 3. Juli 1667 den Brauch
ein, während der Prozession zum Lateran
rrriuhzen an die Bedürftigen zu verteilen, die
die Aufschrift ,, Sacrosan ctae Basilicae Late ra'
nensrs Possesslo" trugen
Weitere 1 3 Päpste setzten diese Tradition lort'
Sedisvakanzen
Sedisvakanz 1669
Piastra, Rom
Barberini
Vs.: Wappen des Camerlengo Kardinal Antonio
fu.: Toube
'
Sedisvakanz 1829
Scudo romano, Bologna
Vs.: Wappen des Camerlengo Francesco GolelJl
i't., Elcitetio zeigt auf Kirche, daneben Tiara
16
Prägungen zu den Heiligen Jahren
Innozens XII, 1691-1700
Clemens X, 1670-1676
Piastra zum Hl. lahr 1675. Rom
Verschlossene Heilige ffirte. "Die Türen
waren verschlossen, und Friede
sei mit euch." (lohannes XX, 19)
Mezza Piastra 1699, Rom,
aufdie Ankündigung des Hl. Jahres 1700
Rs.: "Bereitet den Weg des Herm"
Jesaja XL, 3
Clemens VIIL 1592-1605. Testone zum Hl. Jahr 1600
Urban VIIL 1623-1644. Giulio zum Hl. Jahr 1625
Innozens VII, 1691-1700. Giulio zum Hl. Jahr 1700. Geöffnere
ffirte
Clemens X. 1670-1676
Piastra zum Heiligen Jahr 1675, Rom
Rs.: Hl. Pforte im Petersdom, darüber auf Spruchband: "Der Herr liebt die Tore Zions
mehr als alle WohnunsenJakobs" Psalm LXXXVII. 2
17
WW
Alexander VIII,
1 689-1 69
I
Pius VIIL 1800-1823
1801, Rom
Letzte Ausgabe einer
Sacrosanctae Basilicae LateranensisMünze (Kupfer)
Quattino
Giulio 1689, Rom
Rs.: "Besitznahme der heiligen LateranBasilika" (durch den Papst als seinen
römischen Bßchoßsitz)
Da diese Münzen bei den Zeremonien an das volkverteilt wurden, handelt
kleine Werte.
lm ausgehenden 18. Jh. wardasSilbergeldim
Kirchenstaat seh r knapp geworden. Zu r Bele-
bung des Wirtschaftslebens wurden unter
Papst Pius Vl ab 1785 vom SAGRO MONTE
DELLA PIETA Dl ROMA und von der BANCO
Dl SANTO SPIRITO Dl ROMA gedruckte
Scheine (Cedola) zuerst mit kleinen Nennwerten und später bis zu 1500 bzw. 3000
Scudi ausgegeben. Die letzten Ausgaben
erfolgten sogar noch nach der Besetzung
durch die Franzosen. Später gab die französische Verwaltung in Rom eigenes Papier1
798 heraus, das nur
über die kleinen Werle Baiocchi und Paoli
(: 10 Baiocchi) lautete.
Auch unter den Päpsten Gregor )O/l und
Pius lX kam es zu verschiedenen Ausgaben
von Papiergeld, die alle selten sind.
Finanzen der Päpste
Die Apostolische Kammer, an deren Spitze
Clemens
XI'
sich nur um
der Kämmerer stand, warfür die päpstlichen
Finanzen zuständig.
Die jährlichen Einkünfte von Papst Johannes
)C(ll (1316-1334) berechnete man mit
rd. 230.000 Gold-Dukaten, seine Ausgaben
mit rd. 233.000 Dukaten. Den Transfer dieser
gewaltigen Summen besorgten die Bankhäuser.
Die Gelderflossen aus mehreren Einnahmequellen. Da waren zunächst die Einkünfte aus
cien eigenen Klöstern und Bistümern und
ihren Ländereien. Bistümer und Klösterwurden anläßlich ihrer Besetzung durch den
Aoostolischen Stuhl zum Servllium herangezögen. Bei der Verleihung niederer Kirchenämter mußten Annaten entrichtet werden.
Eine weitere unregelmäßige Einnahme waren
die soq. Zehnten. Zusätzlich wurden von der
qanzei Christenheit Steuern für Kreuzzüge
ö.ä. verlangt. Für bestimmte Sachleistungen
mußten Subsldlen gezahlt werden. Beson-
Papiergeld
geld mit der Jahreszahl
es
ders die rücksichtslose Durchsetzung der
Forderungen erregte häufig Anstoß.
Alexander VII, 165 5-1 667
1700-1721
Giulio, Rom
Testone 1703, Rom
Tisch mit Geldsäcken:
"Entweder es herrscht, oder es dient"
Tisch mit Geld: "Mit demwachsenden Geld
wachsen auch die Sorgen".
(Horaz, Carmina III. Buch, Ode XW, 17)
(Horaz, Epistel, Bd. I, X,47)
18
Enorme Gelder wurden aufgewendet für
einen gewaltigen Beamtenapparat, der nicht
zuletzt wiederum Gelder eintreiben sollte.
Große Summen verschlangen vor allem die
Kriege in ltalien, aber auch der Unterhalt des
päpstlichen Hofes und der Kurialen. Allein
das Krönungsmahl Clemens Vl (1342-1352\
kostete 1 5.000 Goldgulden.
Den Nachlaß der Kardinäle, Bischöfe, Abte,
Pröpste und Dekane reseruierten sich die
Päpste in Form derSpol'en.
Ab dem 13. Jh. dehnten die Päpste die
Exspektanzen stark aus. Diese Exspektanzen
waren rechtsverbindliche Zusagen der VerIeihung von kirchlichen Amtern, sobald diese
Amter vakant würden. Daf ürzah lte derAnwärtererhebliche Gebühren. ZurZeit derRenaissance begannen die Päpste mit einem groß
angelegten Verkauf von Amtern in der Kurie,
in derArmee, in der Polizei und anderen Stellen. Diese Notare, Schreiber. Anwälte oder
Archivare mußten ihre Kaufsumme wieder
enivirtschaften, und so stiegen die Gebühren
(Sporteln) für jede kleinste Leistung ins Uferlose an.
1471 gab es 650 käufliche Amter. Innerhalb von
ca. 60 Jahren stieg die Zahl auf 4500 an.
Eine weitere Einnahmequelle waren die
Monti. Ein Monte war eine regelmäßige Einnahme wie z.B. die Salzsteuer, Zolleinnahmen oder Erträge aus den Alaunwerken. Die
jährlichen Einnahmen wurden in ihrer Höhe
für Zinszahlungen (Zinssatz ca. 8-10 o/o p.a.)
an die Käufer der Monti garantiert.
So steigerten die Päpste ihre Einnahmen von
350.000 Dukaten unter Julius ll (1 503-1 5'13)
auf 420.000 Dukaten unter Leo X (1513521) und bis auf über 700.000 Dukaten
'1
unter Paul lll (1534-1549).
Um die Kosten für den Neubau der peterskirche in Rom zu decken, hatten die päoste
Julius ll und Leo X einen vollkommenen Ablaß
für die ganze Christenheit ausgeschrieben.
Zum Ablaßkommissar für einen erheblichen
Teil Deutschlands ernannte Leo X den Ea-
bischof von Brandenburg und
Mainz,
Albrecht von Brandenburg.
Die Hälfte der aufgebrachten Summe sollte
nach Rom, die andere Hälfte an den Ezbischof selbst fließen. Die geldliche Abwicklung lief über das Bankhaus Fugger, das zu
dieser Zeit auch die päpstliche Münze in
Rom gepachtet hatte. Die Ablaßtheologie
reduzierte sich auf den Spruch: ,,Soba/d das
Geld im Kasten klingt, die See/e aus dem
Feuer springt." Gegen diese grobe Verdinglichung wandte sich 1517 Martin Luther. lm 18. Jh. ließ die Vetternwirtschaft und das
Finanzunwesen nach, die Beamten erhielten
ihre Amter als Bestellung durch den papst.
Als 1870 die ltaliener Rom besetzten, übernahmen sie auch die Schulden der päpste.
Der Verlust des Territoriums bedeutete aber
gleichzeitig eine Sanierung der Finanzen,
nicht zuletzt durch den Peterspfennig der
Katholiken.
Da derVatikan und die Vatikanbank bis heute
keine Bilanzen verötfentlichen. sind
Gerüchte und Spekulationen sowohl über
den Reichtum als auch über die Armut der
Kirche häufig.
Klaus Bronny
Literatamerzeichnis zur Papstgeschichte und zur Geschichte der Stadt Rom
von:
B.:
Kühner, H.:
Seppellsch^waiger:
Schwaiger, S.:
Fuhrmann, H.:
Pastor. L von:
Gregorovius, F.:
Morton' H V.:
Ranke, L.
M-oser.
Die Geschichte der P(jpste.
Die Römischen Päpste in (len letzten viet Jahrhundeilen. Emil Vollmer Verlas. Wiesbaden
Das Papsttum. Epochen und Gesrall?r. Südwest Verlag, München lag3
Neues Pspstlexikon Fischer 1965
Geschichie der PäFste. Von den Anrtingen bis zur Gegenwart Kösel-Verlag KG, München 1964
Geschichte der Pdpste im 20. lahrhunäerr. dtv 1968Von Petrus zu Joiannes Paul ll. Das papsttum: Gestalt und Gestalten
Beck'sche Schwarze Reihe 223. München 1980
Geschicfue der Pdpste^seir dem Ausgang dcs Mittelalters (16 Bände). Verlag Herder. Freiburgl2 1955
Geschichte der Südt Rom im Mittetaltq vom V. bis zum *Vl. Jahrhindeit
Verlag C.H. Beck, München 1978
Rom. l4tanderungen durch Vergangenheit un(l Gegen|9afi, Droemer Knaur. München2 1957
Standardwerke über pöpstliche Münzen
CNI:
Muntoni. F
Pagani.
-A,.:
Serafini, C.
Corpus Nummorum ltalicorum. Roma 1910-1943
Le Monete dei Papi e degli Stati Pontilict. Roma 1972
Monete italiane dall'invasione napoleonica qi giorni nostro
Milano 1962
Le monete e le bolle plumbee pontificie del Medagliere Vaticano. Milano l9l0-1928
19
.Bologna
Peruoia
Adria
la2
F\
Viterbo
'Kgr
Pontecorvo
o
Tyrrhenisches Meer
Die Ausdehnung
des Kirchenstaates
um 1700
f1
W
Gaeta
o
Pius Vl,1775-1799
Medaille
Besuch in Augsburg 1782.
Dies war der letzte Besuch eines Papstes
in Deutschland vor Johannes Paul IL
au"f seinen
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch Leihgaben aus einer privqten Sommlung.
Diese Broschüre wird kostenlos abgegeben
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