Lerntabelle zum diagnostischem Praktikum: Diagnose gemäß ICD

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Diagnostisches Praktikum
Diagnose gemäß ICD – 10 und DSM – IV
SS 2008
F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen ......................... 2
1.1 Einleitung ......................................................................................................................... 2
1.2 Diagnostik ........................................................................................................................ 2
1.3 Fallbeispiele ..................................................................................................................... 3
F3: affektive Störung ............................................................................................................... 5
Hypomanie und Manie ........................................................................................................... 5
Depression .............................................................................................................................. 6
Dysthymia .............................................................................................................................. 7
Fallbeispiele ........................................................................................................................... 8
F4: neurotische, Belastungs – und somatoforme Störungen .............................................. 11
Einleitung ............................................................................................................................. 11
F40.0: phobische Störungen ................................................................................................. 11
F41: sonstige Angststörungen .............................................................................................. 13
Fallbeispiele ......................................................................................................................... 20
F60: Persönlichkeits – und Verhaltensstörungen ................................................................ 24
F60 Persönlichkeitsstörungen .............................................................................................. 24
F68.0 Entwicklung körperlicher Symptome aus psychischen Gründen .............................. 27
F68.1 artifizielle Störung...................................................................................................... 27
Borderline PS und impulsiver Typus ................................................................................... 32
F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope
Substanzen
Einleitung
F1x.2
Abhängigkeitssyndrom
1. Craving: Ein starker Wunsch o. eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren
2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns des Konsums, seiner
Beendigung und der Menge.
3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des
Konsums (substanzspezifisch; vgl. FK).
4. Toleranzentwicklung: höhere Dosis für die gleiche pharmakologische Wirkung
erforderlich. (Survival von BAK von 5 ‰, 6 ‰ oder mehr ‰) (wobei in
chronischer Phase es eine Toleranzumkehr geben kann und den Betroffenen bei
geringen Mengen Alkohol übel wird)
5. Vernachlässigung von Hobbies und anderen Interessen wegen des
Zeitaufwands für Beschaffung, Konsum und Erholung von den Folgen.
6. Anhaltender Substanzkonsum trotz massiver Schädigung und Kenntnis davon.
 3 von 6 müssen über eine Woche zutreffen
Früherkennungssymptome
von Abhängigkeit
• Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
• Kompensationsstrategien bei Leistungseinbrüchen (z.B. abends länger bei der
Arbeit bleiben, wenig Arbeit sich aufhalsen)
• Argwohn und Misstrauen (aggressive Reaktion bei Nachfragen auf
Alkoholkonsum, Thema vermeiden, Verstecke für Alkohol suchen)
• Bagatellisierung des Trinkens und seiner Folgen
• Stimmungsschwankungen und Depressionen
Substanzen, die das
Kapitel F1 betrifft
Hier werden nur psychotrope (d.h. auf die Seele und das Bewusstsein wirkend)
Störungen durch Substanzen codiert, welche abhängig machen! Unter F55 wird
Missbrauch nicht abhängigkeitserzeugender Substanzen codiert (z.B.
Antidepressiva, Laxantien, Schmerzmittel wie Aspirin/ Paracetamol)
Folgende Substanzen werden unter F1x.x codiert:
• F10 Störungen durch Alkohol
• F11 Störungen durch Opioide (z.B. Heroin)
• F12 Störungen durch Cannabinoide
• F13 Störungen durch Sedativa oder Hypnotika (Beruhigungs- und
Schlafmittel)
• F14 Störungen durch Kokain
• F15 Störungen durch andere Stimulantien einschließlich Koffein
• F16 Störungen durch Halluzinogene
• F17 Störungen durch Tabak
• F18 Störungen durch flüchtige Lösungen
• F19 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer
psychotroper Substanzen
Grenzwerte für
risikoarmen Konsum von
Alkohol
max. 5 – mal in der Woche 20gr Alkohol pro Tag
 Halbes Glas Bier, ein Pintchen Rum
Männer
max. 5 – mal in der Woche 40gr Alkohol pro Tag
 Ganzes Glas Bier
Rum mit 54% hat den höchsten Alkoholgehalt (430gr/ pro Liter) und Bier den
niedrigsten: 40gr/ Liter
Früherkennungssymptome
von Abhängigkeit
• Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
• Kompensationsstrategien bei Leistungseinbrüchen (z.B. abends länger bei der
Arbeit bleiben, wenig Arbeit sich aufhalsen)
• Argwohn und Misstrauen (aggressive Reaktion bei Nachfragen auf
Alkoholkonsum, Thema vermeiden, Verstecke für Alkohol suchen)
• Bagatellisierung des Trinkens und seiner Folgen
• Stimmungsschwankungen und Depressionen
Diagnostik
Frauen
2
Diagnose von
Alkoholabhängigkeit
(Fragen im Interview und
weitere
Diagnosematerialien)
Fragebögen: MALT und CAGE  wobei es hier niedrigen Cut – Off Point gibt,
sie dienen nur als Hinweis
Laborwerte: Können zum Nachprüfen der Toleranzentwicklung dienen. Nur in
Kliniken erhebar und dienen auch nur als Hinweis, da nur eingeschränkte
Spezifität und Erhöhung trotz Abstinenz möglich. Kurzfristige Trinkexzesse
können mit den MCV nicht erkannt werden und das CDT ist ein aufwendiges
Verfahren. Auch können die Werte bei nicht alkoholisch bedingten
Lebererkrankungen, Diabetes und Hirninfarkten erhöht sein.
1. Blutalkoholkonzentration
2. „Alkoholmarker“ (langfristig)
• g-Glutamyl-Transferase (g-GT)
• Mikrokorpuskuläres Volumen der Erythrozyten (MCV)
• Carbohydrat-defizientes Transferrin (CDT)
Abfrage der ICD – 10 Kriterien
Nützliche Fragen:
- Haben Sie manchmal an Alkohol gedacht, auch an Situationen in denen
man eigentlich an etwas anderes denkt?
- Wie sieht die Freizeitgestaltung aus? (Unauffälliger Hinweis
Kneipenbesuche suchen)
- Wie geht es Ihnen, wenn Sie zwei Tage keinen Alkohol getrunken
haben?
- Haben Sie versucht den Konsum zu verringern?
- Wie viel wird getrunken und seit wann? (zum Feststellen der
Toleranzentwicklung und ob Konsum gesteigert wurde oder verringert,
Toleranzumkehr)
- Haben Sie in letzter Zeit oft auf der Arbeit gefehlt? Warum?
(unauffällige Frage, am Besten am Anfang stellen, da bei Alkoholfragen
zuvor der Patient Verdacht schöpft)
- Haben Sie einen Führerschein? Fahren Sie mit dem Bus? Warum?
(unauffällige Frage, am Besten am Anfang stellen, da bei Alkoholfragen
zuvor der Patient Verdacht schöpft)
- Haben Sie früher weniger vertragen? (zum Feststellen der
Toleranzentwicklung)
Co-Abhängigkeit
Verhalten des Partners/Arbeitskollegen etc., das die Abhängigkeit des Süchtigen
stützt und indirekt verhindert, dass frühzeitig professionelle Hilfe aufgesucht
wird. Der Angehörige entschuldigt den Kranken bei der Arbeit, kauft ihm
Alkohol, trinkt mit ihm zusammen in der Wohnung um ein Versacken in der
Kneipe zu verhindern und unterstütz Verheimlichungsstrategien.
 Zweck kann Schutz des Angehörigen sein, Angst vor der Wut, Angst vor
Anschuldigungen von Freunden (warum man Betroffenen bloss gestellt hat),
Schutz der Partnerschaft, Schuldgefühle (an Krankheit Schuld zu sein) und so
weiter.
Fallbeispiele
Welche Informationen fehlen noch? Gibt es Hinweise auf eine Alkoholabhängigkeit? Wichtig: In der späteren
Praxis nur Fragen stellen, die einen weiter führen. Bei einem Erstgespräch stellt man selten eine Diagnose,
sondern kriegt nur Hinweise, die überprüft werden. Diagnose ist sehr selten. Fragen bei der Umwelt sind
schwer, da es zum einen aufwendig ist viele zu befragen und es auf der anderen Seite die Schweigepflicht gibt
(Patient muss immer zustimmen).
Kurt
Kurt ist Lehrer und fehlt häufig. Seine Frau ruft dann
an und entschuldigt ihn. Am nächsten Tag ist er
meistens wieder in der Schule. Karl meidet
Geburtstage, z.B. den langen, Geburtstag seiner
Mutter, da ihm Sektfrühstück, Mittagsbier und
Abendsbier, sowie die dazugehörigen Essen zu
stressig sind. Er gibt vor eine Klassenfahrt zu haben,
weswegen er nicht teilnehmen kann.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Keine Diagnose möglich, da die Angaben hier
zu unspezifisch
- Mangelnder Antrieb und Belastbarkeit hier
möglich  Depression?
- Möglicherweise versteht er sich mit der
Familie nicht oder will nicht angesprochen
werden.
3
Karl
Er kommt erst gegen 10 Uhr zu der Arbeit, da er sich
nicht wohl fühlt. In letzter Zeit ist er unkonzentriert
und umständlich. Um den Leistungsausfall zu
kompensieren nimmt er Überstunden. Er verpasst
keinen Geburtstag und keine Feiern. Oft fehlt er auch
wegen Verletzungen, die er sich angeblich durch
Gartenarbeit zugezogen hatte.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- man weiß nicht, ob Alkoholabhängigkeit
vorliegt, da keine direkten Hinweise auf das
Trinken
- Man weiß nicht, ob es sich wirklich nur um
Ausreden handelt
- Keine Diagnosestellung möglich, auch kein
Hinweis da.
- Man muss gezielte Fragen nach
Alkoholkonsum stellen
Irine
Irine begleitet ihren Mann auf Geschäftsreise. Im
Hotel bestellt sie sich morgens ein Bier an der Bar.
Dann geht sie in die Stadt und will mittags etwas
essen. In dem Cafe gibt es kein Alkohol und so geht
sie, ohne etwas zu essen. Im Supermarkt gibt es auch
keinen Alkohol, weswegen sie sich an der Hotelbar
mit Bargeld ein Bier kauft. Wenn sie es aus der
Minibar nehmen würde, würde ihr Mann es bei der
Abrechnung sehen.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hinweise auf Abhängigkeit, da sich Irine
anstrengt den Konsum zu verbergen
- Sie verlässt das Cafe ohne zu essen, nur weil
es da kein Alkohol gibt (Craving, d.h. nur
diese eine Substanz will man haben)
- Nimmt sie ihre Termine wahr?
- Hat ihr Mann den Alkoholkonsum schon mal
kritisiert? Gab es Streit deswegen?
Otto
Jurastudent im 2. Semester. Er geht gerne auf Partys
und hat regelmäßig Filmrisse. Während der Woche
geht er in die Stammkneipe. Einmal hat er randaliert,
weil das Bier ausging. Dies hat er vergessen. Nachts
nach den Partys geht er häufig in Kneipen. Das
Trinken würde er gerne reduzieren. Das Trinken
bagatellisiert er aber.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Er sucht Ausflüchte und bagatellisiert
- Er hat Bewusstseinsstörungen und Filmrisse
 schädlicher Gebrauch
- Wurde das Trinken mehr?
- Wie lange trinkt er schon und wie viel?
- Trinkt er auch während der Universität?
- Spürt er schon Schäden durch den Alkohol?
Prof. Dr. W.
- Während zwei Vorlesungen, die er jeden
Dienstag und Donnerstag hält, trinkt er 1 – 2
Cognac.
- Während dem Mittagessen trinkt er 1 – 2
Cognac und Kaffee, statt etwas zu essen.
- Bei dem Mitarbeitertreffen trinkt er 1 -2
Cognac und lässt sich danach von der Frau
abholen.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hinweise auf Abhängigkeit
- Wie groß sind die Cognacpersonen?
- Warum fährt er kein Auto?
- Wie ist der Alkoholkonsum an anderen
Tagen?
- Warum verträgt er kein Essen? Ist dies eine
Ausrede für seinen Alkoholkonsum?
- Seit wann trinkt er und in welchen Mengen
trinkt er?
4
F3: affektive Störung
F30.0 Hypomanie
F31.1 Manie ohne
psychotische
Symptome
F31.2 Manie mit
psychotischen
Symptomen
Probleme bei der
Manie
-
-
-
Stimmung kann umschlagen und zu starker Aggressivität führen (besonders
wenn Patient in Klinik eingewiesen werden soll)
Ausgeben von viel Geld während der Manie, allerdings sind die Patienten
juristisch gesehen geschäftsfähige Personen und die Verträge gelten auch nach
dem Abklingen der Manie noch! Enormer Aufwand um Verträge aufzuheben,
bzw. viele Schulden nach der manischen Episode. (z.B. die Idee zu haben das
russische Ballett zu engagieren und im voraus das Stadttheater für viel Geld
mieten, viele Rolls Roye kaufen)
Stehlen von Gegenständen, weil man sie haben will und sie einem gut gefallen
Ideen und Eindrücke werden mit der Zeit zu schnell, negativ und verwirrend.
Man hat den Eindruck sich schneller als den Rest der Welt zu bewegen. Die
Gesichter der Freunde werden auch unangenehm. Wenn die Zeit sich wieder
„angeglichen“ hat oft große Bestürzung über die Schulden und die anderen
schweren Fehler, die man in der Manie gemacht haben.
Umgebung versteht den Patienten nicht (bei Manie mit psychotischen
Symptomen), da er zu schnell und zu verwirrend redet.
Freunde werden möglicherweise vor den Kopf gestoßen (zum Beispiel flirtet
Patientin mit Freund der Freundin, da sie sich unwiderstehlich findet).
5
Differentialdiagnosen
F32 Depression:
Fakten
Schizophrenie:
- kann ähnlich der Manie mit psychotischen Symptomen sein
- bei Schizophrenie ist der Wahn allerdings bizarrer und nicht kulturadäquat
- bei Manie ist der Wahn kulturadäquat und Halluzinationen sind anders (nicht
wie bei Schizophrenie, wo Patienten das Gefühl haben nicht existente
Personen würden über sie streiten).
- Wahn bei der Manie kann aber auch stimmungskongruent und – inkongruent
sein.
Persönlichkeitsstörungen
- Persönlichkeitsstörungen haben beim Patienten eine lange Geschichte und
treten nicht akut oder in Episoden auf, wie es allerdings bei der Manie der Fall
ist
- Depressiven geht es abends oft besser, da der Serotoninspiegel über den Tag
gestiegen ist, morgen haben sie aber alle Mühe etwas zu machen.
- eine Gewichtsveränderung muss objektiv sein (Gewichtsveränderungen
hängen mit dem wechselnden Serotoninspiegel zusammen)
- auch wenn die letzet Episode 40 Jahre zurückliegt, kann man ihr noch das
Label „rezidivierend“ geben.
- Aufmunterungsversuche von Laien nerven Patienten oft nur und sind auch
anstrengend für sie, oft brauchen sie nur jemanden zum Zuhören.
- Remittierende depressive Episode: Diese Diagnose kann gestellt werden
wenn Patient wegen anderer Beschwerden kommt aber bereits schon
depressive Episoden hatte und momentan keine depressiven Symptome
aufweist!(War der Fall in einer Diplom – Diagnostikklausur), allerdings
besteht hier die Gefahr, dass der Patient abgestempelt wird und die Zeiten, in
denen es ihm schlecht geht, auf diese Diagnose schiebt und eventuell auch
sich der Diagnose entsprechend verhält
- In der Praxis (Klinik) wird meistens eine schwere, depressive Episode codiert
um mehr Geld und Zeit zu kriegen.
- Rezidivierende, depressive Episode: Mindestens zwei depressive Episoden, die
mindestens zwei Wochen gedauert habe und durch mehrere symptomfreie
Monate von einander getrennt gewesen sind.
- Während der Depression kann es zu Verstärkung von Ängsten und
zwanghaftem Verhalten kommen
Depression:
Schweregrade
Schweregrade bei Depression:
- Leichte depressive Episode: Leistungseinbußen bei Arbeit und Haushalt fallen
kaum auf
- Mittelgradig depressive Episode: Leistungseinbußen bei Arbeit und Haushalt
werden deutlich, nur unter erheblicher Mühe kann die Arbeit gemacht werden
- Schwere depressive Episode: Leistungseinbußen bei Arbeit und Haushalt sind
so stark, dass Arbeit und Hausarbeit so gut wie gar nicht mehr möglich sind.
Depression:
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen für die Depression
- Depressiver Stupor (tritt langsamer auf) vs. dissoziativer Stupor (tritt schneller
auf)
- Zwanghafte Persönlichkeitsstörung, Zwangsstörung, Phobien  wenn
Symptome während der Depression bestehen, dann ist dies nur eine
Auswirkung der Depression, bestehen Symptome auch vor und nach der
depressiven Episode kann man diese Diagnosen geben, auch Doppeldiagnosen
möglich. Allerdings hat Depression meistens Vorrang
- Anpassungsstörung: fängt mit einschneidendem Lebensereignis an und darf
nicht so stark wie Depression oder depressive Episode sein. Hier nur
Suzidgedanken, aber keine Suizidhandlung. Beispiel für einschneidende
Lebensereignisse: Amputation eines Körperteiles, Tod des Partners…  NIE
Depression und Anpassungsstörung zusammen!
- rezidivierende, depressive Episode!
6
Depression: allgemeine
Kriterien,
Basissymptome und
zusätzliche Symptome
Allgemeine Kriterien:
- Mindestdauer von 2 Wochen
- Keine depressive oder manische/ hypomanische Episode in der Anamnese
(F31 / F33)
- Kein MKF/ keine substanzinduzierte Störung
2 von den 3 folgenden Kriterien muss erfüllt sein
- Depressive Stimmung, anhaltend, unbeeinflussbar
- Verlust von Freude & Interesse an früher angenehm empfundenen Aktivitäten
- Verminderter Antrieb/gesteigerte Ermüdbarkeit
 durch diese 2 von 3 Kriterien Regel kann es eine „smiling depression“ geben, d.h. es
reicht für die Depressionsdiagnose schon, wenn die Leute müde, matt, ohne Antrieb
und depressiv sind.
Zusätzliche Symptome
- Verlust des Selbstwertgefühls
- Unbegründete Schuldgefühle
- Negative Zukunftsperspektiv
Gedanken an Tod/Suizid
- Verminderte Denk- & Konzentrationsfähigkeit
- Psychomotorische Hemmung/Agitiertheit
- Schlafstörungen jeder Art
- Appetitverlust/-steigerung & Gewichtsveränderung
 F32.0 leichte depressive Episode: min. 2 der zusätzlichen Symptome
 F32.1 mittelgradige depressive Episode: 3-4 der zusätzlichen Symptome
 F32.2 schwere depressive Episode ohne psychotischen Symptomen: min. 4 der
zusätzlichen Symptome, einige besonders schwer
 F32.3 schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
Dysthymia:
Diagnostisch Merkmale
-
Dysthymie:
Differentialdiagose
-
Suizidalität bei
Depression
-
-
Konstante oder konstant wiederkehrende depressive Verstimmung über min. 2
Jahre
Die depressiven Phasen sind nicht so schwer wie bei F32.x
Mindestens drei der depressiven Symptome sollten vorliegen
rezidivierende, depressive Störung, bei der die Episoden aber klar abgrenzbar
sind, wogegen sie bei der Dysthymia schwächer und unklarer abgrenzbar sind.
Selbstunsichere PS: hier mehr Fokus auf dem Kognitiv + ängstlichen, bei
Dysthymia eher Fokus auf depressiv/ somatisch + inaktiv
Borderline – PS: Mehr Aktivität hier als bei Dysthymia – Patienten
rezidivierende, depressive Episode
Einen kaum zu bremsenden Drang zum Tode
Besonders grausame Tötungstechnike
Besondere Gefährdung in der Besserungsphase
Kein Hilfeappell an die Umwelt, sondern Verheimlichungsstrategien (z.B.
erzählt Patient dem Psychologen, wie gut er sich durch die Therapie fühlt, um
sein Zimmer verlassen und Selbstmord begehen zu können)
Suizidalitätspeak gegen 2 Uhr morgens (da Serotoninspiegel am Niedrigsten)
oder gegen 10 Uhr morgens.
Bei der Gabe von Antidepressiva besteht in den ersten zwei Wochen die
Gefahr, dass die Suizidalität steigt, da zuerst der Antrieb und sich nach 2
Wochen erst die Stimmung bessert.  in den 2 Wochen gut auf Patienten
aufpassen Ein Suizidalitätsversuch nicht nur ein Hinweis auf Depression, auch
andere Störungen, wie z.B. Schizophrenie, können dahinter stecken! Bei
Schizophrenie Selbstmord wegen Stimmen, die es befehlen, oder aus
Verzweiflung, da Patienten immer mit der Schizophrenie leben müssten. Auch
kann es rationalen Selbstmord geben (z.B. wenn jemand an einer tödlichen
Krankheit erkrankt ist oder pleite gegangen ist)
7
Wichtige Punkte für
die Diagnose der
affektiven Störung:
Abklärungen während
eines
Diagnosegespräches
-
Wie stark sind die Symptome  zur Bestimmung des Schweregrades
Gab es vorher manische (bei Depression) oder depressive (bei Manie)
Episoden?
Verlauf chronisch oder schwankend?
Krankheitsfaktoren und Substanzmissbrauch abklären!
Gab es ein auslösendes Lebensereignis?  DD Anpassungsstörung
Fragen stellen um die Hypothese die man hat zu überprüfen.
Fallbeispiele
Hinweise auf eine Störung? Mögliche Differentialdiagnosen? Welche Infos noch erfragen?
Markus
Er hat wenig Geld und klaut für seinen Vater, der bald
Geburtstag feiert, ein Tennishemd. Sein Vater spielt noch
nicht Tennis, aber Markus ist sich sicher, dass er bald
Tennis spielen wird. Er lädt wichtige Persönlichkeiten aus
Kultur und Politik auf die Party ein und ist sich sicher,
dass sie kommen werden. Um seinem Vater mehr
schenken zu können, kauft er auf Kredit einen Fernseher
und einen teuren Bildschirm.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- starker Hinweis auf eine Hypomanie oder
Manie, da er wenig Geld hat und trotzdem die
vielen Verträge macht und sich sicher ist,
dass sein Vater Tennis spielen wird, nur weil
er das Hemd bekommen hat. Noch dazu hat
er viele wichtige Persönlichkeiten eingeladen.
- Nachfragen ob Vater wirklich sehr wichtiger
Mensch ist, der mit vielen großen
Persönlichkeiten verkehrt
- In Klausur muss man Schweregrad nicht
angeben
Dorothea
Sie ist Doktorandin an der Universität und arbeitet seit 3
Jahren an einer Arbeit über griechische Mythologie. In 2
Wochen ist sie fertig mit der Arbeit, da entscheidet sie
sich Aspekte ihres Thema zu „Griechische Antike und
Hirnforschung“ zu verändern. Sie präsentiert auch die
ersten 200 Seiten ihrem Doktorvater. Sie enthalten
größtenteils nur Stichworte, aber sie verspricht diese
genauer auszuarbeiten.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- starker Hinweis auf Manie, da die
Erweiterung der Arbeit thematisch nicht
passt, die Ideen nur stichwortartig und
abgehackt sind und sie eine 3 – Jahre lang
dauernde Arbeit über den Haufen wirft.
Zudem zeigt sie übermäßige Aktivität
(innerhalb weniger Tage 200 Seiten zu
schreiben).
- Keine Persönlichkeitsstörung, da das
Verhalten erst kürzlich auftrat.
Mark
Mark wurde nach einem Tankstellenüberfall verhaftet. Er
hatte den Besitzern gedroht ihre Familien der
chinesischen Mafia zu melden, wenn sie den Überfall
anzeigen würden. Bei Gericht sagte er, dass er dies gesagt
hatte, weil er Angst gehabt habe.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- nur sehr schwache Hinweise auf eine Manie
- eher antisoziale Persönlichkeitsstörung
möglich oder einfach nur Kriminalität
Katharina
Sie ist sehr lebhaft und gesprächig. Auch in der Schule
hat sie bereits die Klasse dominiert. Auf Party flirtet sie
immer gerne und heftig, sogar den Freund ihrer Freundin
an. Daraufhin gab es Streit und die Freundin wurde sauer,
worüber Katharina aber nur gelacht hatte.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Eher Hinweis auf eine
Persönlichkeitsstörung, da diese
Verhaltensmuster bereits lange besteht 
möglicherweise histrionische
Persönlichkeitsstörung.
- Möglicherweise ist sie in der Pubertät, das
Alter abklären.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
Abklärung ob Drogen im Spiel sind (feiert viele
Nächte durch ohne zu Schlafen)
Verkauf vom Notebook Hinweis auf Manie, aber
vielleicht wollte sie es eh verkaufen oder sie hat einen
reichen Vater, der ihr sofort ein neues Notebook kauft.
Verlauf beobachten um Diagnose einer Manie oder
Vanessa
Sie hat das Vordiplom bestanden und lädt ihre Freunde
auf eine Party ein. Sie feiert die ganze Nacht durch. Dann
fährt sie nach Hause und lädt auch ihre ehemaligen
Schulfreunde zu einer Party ein. Dort feiert sie wieder die
ganze Nacht durch. Dann verkauft sie ihr Notebook und
lädt ihre Freunde zu einer Party auf einer alten Burg ein.
8
Georg
Georg ist 35 Jahre alt, Bankangestellter und ledig. Er hat
eine neue Freundin und kauft ihr teure Sachen. Als sein
Geld aus ist, macht er Falschbuchungen bei der Bank.
Erst kleine, dann größere und er nimmt sich aber vor, das
Geld wieder zurückzuzahlen. Um weiterhin den Luxus
bezahlen zu können, macht er Glücksspiel im Casino. Das
geht schon seit 3 Monaten so.
hypomanen Episode stellen zu können
Seltsam, dass sie auch ehemalige Schulfreunde einlädt,
da Vordiplom meistens einige Zeit nach Schulzeit erst
ist.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- bei Manie wäre Sorglosigkeit über die
Vergehen eher der Fall als Schuldbewusstsein
- für Manie sind die Handlungen zu geordnet.
- bei Manie gibt es auch eher wechselnde
Aktivität
- Die Gefährdung des Arbeitsplatzes gilt hier
nicht als Manie – Kriterium, da bei der Manie
eher gemeint ist, dass man mit seiner
Konzentrationsproblematik die Arbeit nicht
mehr gut ausführen kann.
- historische Persönlichkeitsstörung hier nicht
der Fall, da das Verhalten erst auftrat, seit er
mit der neuen Freundin zusammen war.
- nach Dozentin: wahrscheinlich ist Patient
einfach nur verliebt und total dumm.
Ria
Sie fühlt sich zu dick und macht einen strengen Diätplan.
Regelmäßig geht sie auch joggen. Sie schläft schlecht.
Oft trifft sie sich mit ihrem neuen Partner und
vernachlässigt die Schule.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hier keine Manie, da sie sich dann nicht zu
dick, sondern unwiderstehlich finden würde.
- Treffen mit Partner und Vernachlässigung der
Schule kann auf Pubertät und/oder verliebt
sein zurückzuführen sein.
Ken
Ken ist 29 Jahre alt und ein erfolgreicher Banker mit
einem sehr gut bezahlten Posten. Er ist immer sehr
engagiert und zeigt immer sehr gute Leistung. Seit
einigen Tagen ist er allerdings unkonzentriert und führt
hektische Telefonate. Dann entlässt er seine Sekretärin,
nur um sie einige Tage später wieder einzustellen.
Schließlich baut er einen Unfall und in dem Wagen findet
man größere Mengen Kokain.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hinweis auf substanzinduzierte Störung mit
psychotischer Symptomatik (F1x.55)
- psychotische Störung mit vorwiegend
manischen Symptomen auch möglich
- kein Burn – Out hier, da Ken noch hektisch
Telefonate führen und Sekretärin entlassen
kann.
Ewa
Ewa hat multiple Sklerose seit mehreren Jahren. Die
symptomfreien Phasen werden immer kürzer, es gibt
kaum Remission. Jetzt macht sie eine neuartige
Stereoidtherapie und ist sich sicher, wieder gesund zu
werden. Sie sagt den Umbau des Hauses zu einem
rollstuhlgerechten Haus ab und bucht einen Skiurlaub. Zu
dem Zweck will sie sich auch Skier kaufen, da sie früher
im gerne Ski gefahren ist.
X
Er hatte vor 6 Monaten einen schweren Autounfall, bei
dem ihm das linke Bein amputiert werden musste. Seinen
Beruf als Tanzlehrer kann er nicht mehr ausüben. Er zeigt
suizidale Gedanken und depressive Stimmung.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- F06.3 (organisch, affektive Störung, affektive Störung mit Symptomen einer
Manie + Depression, die auf organischem
Faktor beruht) hier möglich
X
Sie ist 39 Jahre alt. Sie hat einen Verdacht auf einen
bösartigen Brusttumor, der bestätigt wird. Sie hat Angst
vor einer OP und einer Brustamputation, da sie Angst hat,
da ihre Ehe dann kaputt gehen könnte. Sie weint viel.
-
-
Wie viele Symptome der Depression liegen
vor?  Abklären
starker Hinweis auf Anpassungsstörung mit
depressiver Symptomatik (kann bis zu 2 Jahre
anhalten)
keinen Hinweis auf Störung, da depressive
Grundstimmung normale Reaktion ist auf die
Diagnose!
9
X
Sie ist 28 Jahre alt und war schon immer ängstlich,
unsicher, zurückhaltend. Seit 3 Jahren studiert sie
Deutsch auf Lehramt und ist überzeugt davon, trotz eines
guten Abis, einen schlechten Universitätsabschluss zu
schaffen.
-
selbstunsichere PS hier wahrscheinlich
X
Sie sitzt weinend auf dem Bett und hat heftige Schmerzen
in der Brust. Sie ist überzeugt Brustkrebs zu haben. Sie
denkt, dass dies die Strafe ist, dass sie ihre Kinder nicht
gestillt habe. Sie will nicht zum Arzt.
-
Hinweise auf depressive Störung mit
psychotischen Symptomen (Schuldwahn, hier
abklären ob der Wahngedanke von ihr
hinterfragt werden kann oder nicht)
X
Sie ist 23 Jahre alt und ist seit 10 Monaten in einer
Beziehung. Ihr Freund macht wegen einer neuen
Freundin Schluss mit ihr und sie ist sehr verzweifelt und
wütend. Als beide sich zu einer Aussprache treffen
wollen, findet ihr Ex – Freund sie mit einer Überdosis
Beruhigungsmittel auf dem Boden liegend.
-
Wütend sein ist auch bei einer Depression
möglich (z.B. fordernd oder unterschwellig
aggressiv sein, gegen andere oder sich selbst).
impulsive, massive Anstrengung nicht
verlassen zu werden  Hinweis auf die
Borderline – Störung, also Kriterien abklären
keinen Bericht von Jessicas Arzt anfordern,
da man eigene Diagnose stellen soll
Depressionssymptome abfragen zur
Abklärung einer depressiven Episode
Egal ob Selbstmordversuch ernst gemeint war
oder nicht, es zählt der Versuch!
-
-
X
Sie ist Alkoholikerin und geht zum Entzug in eine Klinik.
Nach 2 Tagen Abstinenz verschwindet sie aus der Klinik
und begeht einen Selbstmordversuch, indem sie sich
versucht im Fluss zu ertränken.
X
Sie ist depressiv, antriebslos, passiv und leidet an
Schlafstörungen. Sie setzt das
Schlafmittel ab, da sie sich nach Konsum diesen wie
gelähmt fühlt. Danach werden ihr AD verschrieben, die
sie auch absetzt.
X
Er ist 17 Jahre alt und ist auffallend mürrisch,
missgelaunt und streitet viel mit der Familie und der
Schule. Das Fahrrad seines Bruders macht er grundlos
kaputt und die Schule bricht er ab, da er meint, dass in
den Zeiten der Klimakatastrophe ein Schulabschluss eh
nichts bringt.
-
Hinweise auf Substanzinduzierung abklären!
Depressive Episode induziert durch
Substanzkonsum möglich (da möglicherweise
depressive Symptome Folge des
Substanzkonsum sind)
Symptome durch medizinischen Krankheitsfaktor
möglich?  Lösung für diesen Fall ist, dass Patientin
Hyperthyreose hatte
Starke Hinweise auf Störung des Sozialverhaltens
mit depressiver Epsiode(Vorstufe zur antisozialen
Persönlichkeitsstörung)
10
F4: neurotische, Belastungs – und somatoforme Störungen
Einleitung
Was ist Ich – Syntonie
und ich – Dystonie und
wo liegt der
Unterschied?
Ich – Syntonie
= Erleben und Verhalten wird der eigenen
Persönlichkeit als zugehörig empfunden
Ich – Dystonie
= Erleben und Verhalten empfindet man nicht
würde es zu einem gehören
Zentral für PS und kommt bei Wahn vor
Typisch für Phobiker
Meine Wahrnehmung ist richtig, es ist kein Wahn
und ich nicht ich, sondern die anderen müssen sich
ändern!
Es könnte sein, dass meine Wahrnehmung ver
ist ( Einsicht in die Irrationalität) und manc
meiner Gedanken oder Gefühle würde ich ger
abstellen. Daher muss sich etwas bei mir ände
Ich benötige keine Therapie dazu  meist nur zur
… aber ich brauche Hilfe dazu und habe direk
Therapie wenn sich sekundäre Probleme ergeben, es
Leidensdruck, da ich diese Gedanken und Gef
gibt sekundären Leidensdruck
als belastend empfinde.
Vegetative Symptome
Symptome, die den Thorax und
Psychische Symptome
Abdomen betreffen
Angstsymptome
-
Abklärungsfragen im
diagnostischen
Gespräch
Palpitation, Herzklopfen
Schweißausbrüche
Tremor
Mundtrockenheit
-
-
Atembeschwerden
Beklemmunsgefühl
Thoraxschmerzen
Übelkeit, etc.
- Gefühl von Schwindel,
Unsicherheit, Benommenheit
- Gefühl von Unwirklichkeit
- Angst vor Kontrollverlust, verrückt
zu werden, auszuflippen
- Angst zu sterben
Vor was haben Sie Angst?
Grenzt sich ihre Angst auf bestimmte Situationen ein?
Hatten Sie starke, vegetative Symptome?
Hatten Sie Angst sich vor den Leuten zu blamieren oder Angst hilflos zu sein?
Abklären ob die Angst berechtigt ist oder nicht (z.B. ist in einigen Gegenden
der Welt die Angst vor Spinnen berechtigt, da es dort giftige Spinnen gibt)!
Angst komisch angeschaut zu werden und Angst, dass anderen über Sie
lästern?
F40.0: phobische Störungen
F40.0 Agoraphobie:
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen:
- spezifische Phobie: Hier können keine Stimuli hinzukommen, bei der
Agoraphobie schon und spezifische Phobie
- Klaustrophobie: Angst vor Enge und eingeschlossen sein, es wird auch
diskutiert ob Klaustrophobie nur Untergruppe der Agoraphobie ist
11
F40.1 Soziale Phobie:
Typische
Situationen,
Differentialdiagnosen
Typische Situationen: Essen und Sprechen in der Öffentlichkeit, Hinzkommen
und Teilnahme an kleinen Gruppen (Partys, Konferenzen; bei großen Gruppen
fällt eine Person weniger auf), Treffen mit dem anderen Geschlecht. Während
typischer Situationen kann es sogar zum Black – Out kommen. Typische
Gedanken: „Ich rede nur Unsinn“ und „alle lästern über mich“.
Differentialdiagnosen:
- ängstlich – vermeidende Persönlichkeitsstörung: hier mehr Ich –
Syntonie und Angst vor Zurückweisung, bei der sozialen Phobie mehr
vegetative Angst und Angst vor Blamage
F40.2 Spezifische
Phobie:
Differentialdiagnosen
zu F40!
Reaktion des Körpers: Aktivierung des Sympathikus und „hochfahren“ des Körpers,
einzige Ausnahme ist der Blut – Spritzen – Typus, bei dem der Parasympathikus
aktiviert wird und Körper herunterfährt, sowie Brachykardie einsetzt (z.B. wird Patient
bewusstlos).
Differentialdiagnosen:
- Hypochondrie (vs. Angst Krankheit zu bekommen): Hier denkt Patient, er hätte
die Krankheit schon; bei der Phobie hat Patient Angst sie zu bekommen.
- Symptome werden durch F0, F2, F3 oder F42 erklärt
- wenn die Stimuli in der Umwelt des Patienten existieren. (z.B. würde in
Europa keine Angst vor Eisbären als spezifische Phobie codiert werden.
- Wenn eine kulturell, akzeptierte Angst vorliegt (z.B. hat ein afrikanischer
Stamm Angst vor Dämonen)
- Wenn die Angstreaktion zu einer anderen Kategorie gehört (Angst
zuzunehmen, Angst vor Sexualkontakt, Alpträume, etc.)
- Abprüfen ob eine Phobie sich mit der Persönlichkeitsstörung des Patienten
deckt oder nicht.
12
F41: sonstige Angststörungen
F41.0 Panikstörung
Merkmale der Attacken:
– Intensive Angst
– Abrupter Beginn
– Erreicht in wenigen Minuten ein Maximum
– Vegetative und andere Angstsymptome
– Kognitionen: Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust, Angst, verrückt zu werden
o.ä.
Anmerkung: Umkodieren von Panikstörung in Agoraphobie möglich, wenn klar wird,
dass einige Situationen gemieden und andere Situationen nicht gemieden werden.
F41.1 GAS
F41.2 Angst und
depressive Störung
gemischt:
Differentialdiagnosen
zu F41:
Anmerkungen: Wechsel von unbegründeten oder begründeten Ängsten möglich,
teilweise hüpfend (also erst Angst, dass Auto kaputt geht, dann Angst, dass man
Arztrechnungen nicht mehr zahlen kann, und so weiter). Die Angst ist auch ohne einen
Auslöser möglich
DD: Die Angst darf nicht auf Ängste andere Störungen begrenzt sein, d.h. nicht durch
andere Ängste erklärt werden.
Depressive Symptome bestehen im gleichen Maße wie Angstsymptome.
-
F06.4 organische Angsttörung
F1x.3 Entzug nach Konsum psychotroper Substanzen
F32.x Depression (Wenn die Ängste nur während der Depression da sind)
F5x.x (andersweitig, kategorisierte Ängste), z.B. kann Ekel vor Sex auch eine
sexuelle Aversion sein.
F60.6 ängstlich – vermeidende Persönlichkeitsstörung
F60 Paranoide Persönlichkeitsstörung (u.a. auch DD zur sozialen Phobie)
Klinisch nicht relevante Ängste
Kulturell akzeptierte Ängste
13
Einführung:
F42: Zwangsstörungen
Am häufigsten sind Zwangsgedanken mit Zwangshandlungen. Zwangshandlungen
können geistig und real sein.
F42.0 Zwangsstörung,
vorwiegend
Zwangsgedanken oder
Grübelzwang
Grübelzwang: Man grübelt viel, ohne zu einer Entscheidung zu kommen (ähnelt dem
Grübeln bei einer Depression).
Diagnostische Kriterien
- Stereotyp, gleichförmig wiederkehrend
- Unangenehm und quälend, weil der Inhalt gewalttätig, obszön oder
offensichtlich inhaltlich sinnlos ist
- Mindestens gg. einen Gedanken erfolglos Widerstand geleistet (je länger
Störung andauert, umso schwerer wird es. Daher muss zumindest früher
Widerstand geleistet worden sein)
- Werden als eigene Gedanken erkannt (nicht von einer anderen Macht
eingegeben etc.)
Beispiele für Zwangsgedanken:
- „mein Mann könnte sterben“
- „ich könnte mit dem Pfarrer Sex haben“
- „ich könnte in der Kirche obszön fluchen“
- „ich stelle mir immer vor meine Frau mit dem Messer zu erstechen und habe
Angst davor“
- „ich glaube ich habe jemanden überfahren, ohne es zu gemerkt zu haben“
- „sind die Fenster wirklich alle zu?“
F42.1 Zwangsstörung,
vorwiegend
Zwangshandlungen
Diagnostische Kriterien
- Stereotype, gleichförmig wiederkehrende Rituale, die extrem
zeitaufwendig sind und die Erfüllung von Alltagsaufgaben behindern.
- Weder angenehm noch nützlich (Prof. Stark ist der Meinung, dass eine
Belohnungskomponente gibt, aber bei der Fallklausur sollte man diesem
ICD – 10 Kriterium folgen)
Kognition: Vermeidung von Unheil und Katastrophen durch die
Handlungen
- Mindestens einer Handlung erfolglos Widerstand geleistet, andere
werden zeitweise gerechtfertigt.
- Die dazugehörigen Gedanken werden als die eigenen erkannt (nicht von
einer anderen Macht eingegeben etc.)
Arten von Zwangshandlungen
- Die 3 wichtigsten: Waschzwang, Kontrollzwang, Ordnungszwang
- weitere: Berührungszwang, Zählzwang, zwanghaft langsam sein,
religiöser Zwang (dauernd beten)
 werden bei Zwangshandlungen Rituale unterbrochen oder wird der Patient
unsicher ob er falsch gezählt hat, werden die Rituale sofort neu anfangen.
Diagnostische Fragen
-
Kann die Handlung am Ende zur Zufrieden durchgeführt werden? Sind Sie
am Ende zufrieden?
Seit wann bestehen die Symptome, wie schwer?
Seit wann machen Sie das?
Haben Sie versucht diese Handlungen mal nicht auszuführen? War der
Widerstand erfolgreich?
Wie lange dauert Ihr Ritual, bzw. wie langen putzen Sie?
14
Differentialdiagnosen:
-
-
-
-
Psychose: Gedanken werden nicht als eigene, sondern als eingegeben von
einer fremden Macht erkannt.
GAS: eigene Gedanken werden nicht als irrational und idiotisch erkannt wie
bei der Zwangsstörungen
Perfektionismus: nur wenig Beschäftigung und wenig Zeitaufwendung.
Sachen können ausgeführt werden.
Tic – Störung: Hier auch grunzende Geräusche möglich.
Störung der Impulskontrolle: z.B. Spielsucht, Trichotillomanie zwanghafte
Persönlichkeitsstörung:
o Patienten wehren sich nicht gegen die Rituale
o Regeln werden häufig von den Mitmenschen ausgeführt), da
Patient sie dirigiert.
o Patienten merken nicht, dass ihre Verhaltensweise nicht in Ordnung
ist.
o bei PS Verhalten ich – synthon, bei Zwang ich - dysthon
Aberglaube: klinisch nicht relevant sondern normal.
depressive Episode
Phobien: Hier keine Suche nach Angstreizen oder großartigen Rituale um
Angststimuli zu beseitigen. Sobald der Stimuli weg ist, ist die Angst weg.
Bei der Zwangsstörung kommt die Angst wieder, auch wenn der Stimuli
weg ist.
Angststörungen: bei Angststörungen mehr vegetative und psychische
Symptome der Angst; bei Angst keine Angst mehr, wenn der Angstimuli
weg ist; bei Zwang kehrt die Angst wieder.
15
F45: somatoforme Störung
Einführung:
Gemeinsamkeiten bei den F45 Störungen: keine ausreichender oder kein organischer
Befund, der die Beschwerden erklären kann. Nachteil: dies liegt häufig im Ermessen
des Arztes und noch nicht alle Krankheiten wurden erforscht, eventuell beruhen diese
Beschwerden auf einer noch nicht erforschten Krankheit.
Wichtig: MKF IMMER abklären! Sobald sich die Beschreibung der Symptome
verändert, nochmals MKF abklären!
F45.0
Somatisierungsstörung
Diagnostische Kriterien:
- Kein (ausreichender) organischer Befund
- Langanhaltende, belastende Symptomatik (über 2 J. möglich)
- Symptome wie Rückenscherzen, Schweißausbrüche, Blähungen,
Druckgefühl, Menstruationsbeschwerden…
- Wiederholter Arztbesuch
- Hartnäckige Weigerung, den negativen organischen Befund zu akzeptieren
- Ablehnung von Psychotherapie
- Beeinträchtigung familiärer und sozialer Funktionen
- Mind. 2 Jahre Dauer
- Multiple, wiederholt auftretende und häufig wechselnde Symptome ohne
organische Grundlage: mindestens 6 Symptome aus mind. 2 verschiedenen
Gruppen (gastrointestinale, kardiovaskuläre, urogenitale oder Haut- und
Schmerzsymptome)
 es kann zu „Doktorhopping“ kommen, d.h. Wechsel von Ärzten um sich
Beschwerden endlich bestätigen zu lassen oder um viele Medikamente
verschrieben zu bekommen.
 Medikamentenmissbrauch möglich, da Patienten sich oft selbst Medizin
besorgen
Beispiel: Menstruationsbeschwerden werden sehr übertrieben dargestellt.
Differentialdiagnosen:
- Hypochondrischer Wahn: Bei der Somatisierungsstörung kann kurzzeitig
nach Befund akzeptieren, dass man nichts hat. Der Wahnhafte kann das nicht.
- Panikstörung
- Schizophrenie
F45.1 undifferenzierte
Somatisierungsstörung
Diagnosekriterien:
- Mind. 6 Monate Dauer
- Geringere Anzahl von Symptomen als bei F45.0
Charakteristika:
F54.2
Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung
hypochondrische
mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und
Störung/
fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Die Patienten
körperdysmorphe
manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende
Störung (DSM – IV):
Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen. Normale oder
allgemeine Körperwahrnehmungen und Symptome werden von
dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend
interpretiert und die Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei
Organe oder Organsysteme des Körpers fokussiert. Depression und
Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen
rechtfertigen.
Es kann zu Arzthopping kommen und zu einer Beeinträchtigung
des alltäglichen Lebens.
16
Modell
Komorbiditäten:
Depressive Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen,
Persönlichkeitsstörungen
Differentialdiagnose
F45.2 Körperdismorphe
Störung als
Unterkategorie der
hypochondrischen
Störung (mit Wahn
unter F22.8 codiert)
Verhaltenssymptome
•Ausgedehnte, meist ritualisierte Kontrolle des vermeintlichen Makels. Z.B.
stundenlange Überprüfung vor dem Spiegel
•Verbergen des Makels durch Make-up, Kleidung, Brille etc.
•Exzessive Körperpflege (Kämmen, Rasieren) oder Manipulationen an der Haut
(Drücken, Quetschen)
•Unangemessene Forderung nach Behandlung (kosmetische Operationen) oder
inadäquate Selbstbehandlung mit Medikamenten (Cortison)
•Vermeidung von Situationen, in denen der Defekt gesehen werden könnte.
•Permanenter Vergleich des Aussehens des „defekten“ Körperteils mit anderen
Personen und Suche nach (erfolgloser) Rückversicherung, dass das Aussehen
„normal“ ist.
17
Charakteristische Ängste
•Angst vor körperlicher Entstellung, meist hinsichtlich:
•Körpergeruch, bzw. zu stinken. Schweiß, Atem, Gerüche aus den Genitalien oder
dem Rektum.
•Gesicht und Kopf: z.B. Asymmetrie, Falten, übermäßige Gesichtsbehaarung,
Schwellungen, Blässe oder Rötung der Haut, zu geringer Haarwuchs, Form der
Wangen, Nase, Kinns, Ohren, Mund, Lippen, Zähne, Kiefer, Augen, Augenbrauen,
Augenlider, Gesichtsschwellung, übermäßige Gesichtsbehaarung
•Haut des Körpers: z.B. Akne, Muttermale, Narben, Farbe (zu hell/ dunkel),
Gefäßzeichnungen
•Geschlechtsorgane: z.B. zu kleiner Penis, unpassende Schambehaarung
•Busen: zu klein / zu groß
•Brust: angeblich zu unmännlich
•Hüften: z.B. zu breites Becken
•Bauch: z.B. zu dick trotz Schlankheit
•Gesäß: z.B. vermeintlich zu dicker Po
•Schultern und Rücken: z.B. zu krumm
•Arme, Füße und Beine: z.B. vermeintliche X – oder O-Beine
 Phasenweise auch keine Betrachtung im Spiegel mehr, da Anblick für sie zu
schlimm ist.
 Bei Beseitigung des „Makels“, z.B. durch OP, Konzentration auf einen anderen
Körperbereich, der dann als hässlich empfunden wird.
BDD -Komorbidität
•depressive Störungen –Achse 1;
•Angststörungen –Achse 1;
•Zwangsstörungen –Achse 1;
•geringe Komorbidität bei anderen somatoformen Störungen;
•Persönlichkeitsstörungen –Achse 2 (selbstunsicher > Zwang > andere);
BDD -Differentialdiagnose
•Anpassungsstörungen bei entstellenden Erkrankungen
•Zwangsstörungen
•Depression
•Soziale Phobie
•Wahnhafte Störungen mit körperbezogenem Wahn (F22.8)
•Essstörungen (z.B. Anorexia Nervosa)
BIID (Body integrety • Körperschema: verändert; Menschen mit BIID erleben Teile oder Funktionen des
eigenen Körpers als überflüssig oder störend. Sie leben in der Vorstellung, dass ihr
identity disorder):
Körper der eines Menschen mit einer Behinderung (z.B. Einbildung
querschnittsgelähmt zu sein) ist, erkennen jedoch, dass dies nicht der Realität
entspricht, in der sich der Zustand ihres Körpers tatsächlich befindet. Seelisch haben
sie dabei Lebensweise von Menschen mit einer Behinderung adaptiert.
 dazu zählt nicht Geschlechtsumwandlung (eher körperdysmorphe Störung nach
Halder _ Sinn), die bald vermutlich neu in den Manualen als „Störung der
Geschlechtsidentität“ erscheinen wird)
• Problematik:
 Oft als überwältigend erlebter Wunsch, ein oder mehrere Gliedmaßen zu
amputieren bzw. das Rückenmark zu durchtrennen oder eine andere
Funktion (Hörfähigkeit, Sehfähigkeit) aufzuheben und damit den realen
Körper in Einklang mit der als „richtig“ empfundenen Querschnittslähmung,
Gehörlosigkeit, Erblindung usw. zu bringen.
 gravierende Verhaltensweisen, z.B. den Arm auf Eis legen, damit er
abfällt, freiwillig in den Rollstuhl setzen.
 z.B. ein Körperteil entfernt zu bekommen, weil man glaubt, dass es nicht
zu einem gehört.
 Durch eine Medizinethik, die unnötige Verstümmelungen ablehnt, ist es den
Patienten nur schwer möglich, ihren Wunsch durch einen von Ärzten
durchgeführten operativen Eingriff zu realisieren. Dies führt bei Betroffenen
zur Selbsthilfe mittels Messern, Schrotgewehren und ähnlichen
Instrumentarien (auch: durch Unterkühlungen  Nekrosen).
18
• Selflabeling: Personen mit BIID bezeichnen sich selber als „Wannabe“.
• Pretending: Versuch, sich mittels des Gebrauchs von Prothesen, Orthesen,
Rollstühlen oder Blindenstöcken ein Gefühl der erwünschten körperlichen
Beeinträchtigung zu verschaffen. Fraglich ist, ob bei Personen bis zum 25.
Lebensjahr durch Pretendingdie Identitätsentwicklung im Sinne von BIID verstärkt
wird.
• Begriff: Da nicht nur Wunsch nach einer Amputation vorliegt, sondern vielmehr
das Bedürfnis, seinen realen Körper dem gestörten Körperschema anzupassen,
etablierte sich der Begriff "bodyintegrityidentitydisorder". Die Störung hat bislang
keinen Einzug in das DSM-IVgefunden, soll aber in der nächsten Ausgabe
aufgenommen werden.
• „BIID = tricky“: Betroffene offenbaren ihre Einstellungen und Gefühle häufig
weder Angehörigen oder Therapeuten. BIID ist hinsichtlich seiner Genese und
Ausprägung mit einer sogenannten Störung der Geschlechtsidentität
(Transgenderbzw. Transsexualität) vergleichbar.
F54.2 hypochondrische
Störung:
Diagnosekriterien:
Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung mit der
Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen
Krankheiten zu leiden. Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche
Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihren körperlichen
Phänomenen. Normale oder allgemeine Körperwahrnehmungen und Symptome
werden von dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend
interpretiert und die Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder
Organsysteme des Körpers fokussiert. Depression und Angst finden sich häufig
und können dann zusätzliche Diagnosen rechtfertigen.
F45.3 somatoforme
autonome Störung:
Diagnosekriterien:
- Symptome der autonomen (vegetativen) Erregung, die von den Betroffenen
einer körperlichen Krankheit in einem oder mehreren der folgenden
Systeme/Organe zugeordnet werden,
o HK-System („Herzneurose“)  F45.30
o Magen  F45.31
o Darm  F45.32
o Respiratorisches System  F45.33
o Urogenitalsystem  F45.34
- Besonderheit: idiosynkratische, subjektive & unspezifische Symptome
liegen auch vor (z.B. „mein Gehirn brennt“)
 durch vegetative Symptome meinen Betroffene zu meinen, dass das involvierte
System gestört ist.
Diagnosekriterien:
- Mindestens 6 Monate lang anhaltender Schmerz
- Nicht oder nicht adäquat erklärbarer Schmerz
Problem:
- steigende Erkenntnisse über die organischen Grundlagen bisher nicht
erklärbarer Schmerzen (vgl. „Schmerzgedächtnis“). DSM-IV:
Vorhandensein der organischen Grundlage ist irrelevant. Entscheidend sind
die Dauer und die Beeinträchtigung.
- Schmerzgedächtnis: Wenn man länger einen organischen Befund hatte
verändern sich die Synapsen und werden empfindlicher. Z.B. ruft dann eine
Berührung bereits Schmerzen hervor, auch wenn der organische Befund
nicht mehr da ist.
Differentialdiagnose:
- Migräne: F54 und G43
- Rückenschmerzen (Spannungsschmerz): F54 und M54.9
- somatoforme Störung
F45.4 anhaltende,
somatoforme
Schmerzstörung:
19
Differentialdiagnosen
Psychische Störungen, bei denen organische Symptomatik eine Rolle spielt:
- F54: psychologische Faktoren und Verhaltensfaktoren bei anderorts
klassifizierten Krankheiten (da es im ICD keine Diagnosekriterien für eine
„psychosomatische Erkrankung“ gibt, psychosomatische Krankheiten ≠
psychosomatischen Krankheiten)
 ein organischer Befund und Manifestation und Intensivierung bei
Sorgen, Konflikten und Ängsten
 Beispiel: Ulcus (F54 und K25), Asthma (F54 und J54), Migräne
(F54 und G43)
- bei psychosomatischen Krankheiten: Hier liegt organische Störung vor,
diese wurde entweder durch psychische Faktoren verursacht oder psychische
Faktoren sind Folge der Störung (z.B. Migräne + Stress)
- Entwicklung körperl. Symptome aus psychischen Gründen F68.0
- Dissoziative Störungen F44.x
- Simulation Z76.5
F45 naheste Differentialdiagnosen
- Hypochondrischer Wahn: DD zur Somatisierungsstörung. Bei der
Somatisierungsstörung kann kurzzeitig nach Befund akzeptieren, dass man
nichts hat. Der Wahnhafte kann das nicht.
- Panikstörung: DD zur Somatisierungsstörung.
- Schizophrenie: DD zur Somatisierungsstörung.
- Simulation
Fallbeispiele
Hinweise auf eine Störung? Mögliche Differentialdiagnosen? Welche Infos noch erfragen?
X
Sie hat seit 1 Jahr lang einen Freund, der seit kurzer
Zeit mit ihr Schluss gemacht hat. Daraufhin hatte sie
starke Probleme einzuschlafen. Nur mit
Beruhigungsmitteln, die eine Freundin ihr gegeben
hatte, konnte sie einschlafen. Jetzt sind die
Beruhigungstabletten aus und die Freundin kann ihr
keine mehr leihen. Nachts bekommt Jenny kein Auge
mehr zu und schläft nicht mehr aus Angst ein.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Entzugssyndrom abklären, möglicherweise von
Schlafmitteln abhängig geworden.
- Möglicherweise auch Anpassungsstörung, da
auch depressive Symptomatik hier vorhanden
und auslösendes Ereignis. Abklären!
X
Normalerweise hat sie kein Problem damit Auto zu
fahren in der Stadt oder über die Autobahn zu ihrer
Arbeit, dieselbe Strecke die sie bereits seit mehreren
Jahren fährt. Dann fuhr sie in einer anderen Stadt eine
Freundin besuchen und stand an der Ampel. Die
Ampel ging von rot auf grün, aber die Autos bewegten
sich nicht, da Stau herrschte. Als die Ampel auf rot
ging und die Autos sich immer noch nicht bewegt
hatten, stieg Monika in Angst aus und ließ ihr Auto
führerlos zurück.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Agoraphobie möglich, da sie keine
Fluchtmöglichkeit sah & in fremder Stadt war.
- Symptome und Kriterien der Agoraphobie also
nachfragen
- Gibt es noch andere Situationen, in denen sie
geflohen war?
- Hatte sie vegetative Symptome?
- Angst, da sie keine
Fluchtmöglichkeit hatte oder weil
es ihr zu eng war?
X
Sie studiert seit in einem Jahr und ist bisher in keine
Vorlesungen mehr gegangen. Wenn sie doch gehen
muss, dann setzt sie sich in die hinterste Reihe, um
schnell den Saal zu verlassen, bevor alle anderen es
tun.
Hinweise auf die Störung
Hinweis auf eine Agoraphobie, da große
Menschenmenge und sie einen Fluchtimpuls verspürt.
Bei sozialer Phobie hätte sie eher Angst bei kleinen
Menschenmengen.
- Hat sie Angst vor der Enge, hat sie Angst
eingesperrt zu werden oder hat sie Angst nicht
fliehen zu können? (Klaustrophobie vs.
Agoraphobie).
- Hat sie Angst komisch angeschaut zu werden
und dass die anderen über sie lästern? 
Abklären sozial Phobie
20
X
Sie ist 58 Jahre alt und es ist zwei Jahre her, seit dem
Tod ihres Ehemannes. Ihr Sohn hat die Firma
übernommen und sie ist überzeugt, dass die Firma
pleite geht. Sie hast Angst, dass sie ihr Vermögen
verliert, das Haus verkaufen muss, die
Lebensversicherung abgeben muss und sie keine
Krankenversicherung mehr bezahlen muss. Um Geld
zu sparen isst sie nur noch einmal am Tag, sie dreht
die Heizung ab. Sie liegt oft im Bett.
X
Sie ist 48 Jahre alt und lebt alleine. Sie hat nur wenige
Freunde aus Studienzeiten und findet sich ohnehin
wenig attraktiv und interessant. In der Gegenwart
anderer ist sie unsicher und hält sich damit zurück,
etwas zu sagen. Auch als Kind war sie schon
schüchtern und hatte oft im Kindergarten geweint.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Depressive Episode möglich, da sie oft im Bett
liegt, ihr Mann vor 2 Jahren gestorben ist und sie
negative Zukunftsgedanken hat  Kriterien
abkriegen
- Meine Idee wäre, dass GAS auch möglich ist,
hier auch Kriterien abklären!
Wahngehalt der Gedanken abklären, da sie „überzeugt“
ist, dass die Firma pleite geht und auch den
Realismusgehalt, d.h. abklären wie gut der Sohn die
Firma führt (dürfte aber schwer werden)
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hinweise auf eine ängstliche – vermeidende
Persönlichkeitsstörung, da sie unsicher ist und
dieser Zustand schon seit ihrer Kindheit da ist.
Außerdem zeigt sie wenig vegetative Symptome
X
Sie ist 35 Jahre alt, hat noch nie Sex gehabt und mag
Sex außerhalb der Ehe nicht. Ihre Eltern sind in einer
streng christlichen Gemeinde und haben ihr die
Ablehnung des Sexes vor der Ehe in den Kopf gesetzt.
Nun hat sie einen Mann getroffen und hat Angst, dass
er Sex will. Allerdings will sie nicht und sie hat Angst
den Mann zu verlieren. Bei dem Gedanken an Sex
empfindet sie zudem Ekel vor Sex und hat das Gefühl
bewusstlos zu werden. Sie geht zu einer christlichen
Beratungsstelle.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Keine spezifische Phobie, da nur Blut – Spritzen
Typus parasympatische Reaktionen zeigt.
- Hinweis auf eine sexuelle Aversion, die unter
F52 - Kapitel codiert wird
- Differentialdiagnose der kulturell begründeten
Angst abchecken!
X
Sie ist 72 Jahre alt und lebt in einem Pflegeheim. Sie
ist noch sehr aktiv und zählt oft die Handtücher. Sie
macht dies, da ihr Chef ihr gesagt habe, dass sie
Inventur haben und er die Zahlen kennen will. Am
nächsten Tag steht sie auf, um gegen 6 Uhr zur Arbeit
zu gehen.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- erkennt die Gedanken nicht als ihre eigenen (da
sie vorgibt ihr Chef habe dies ihr gesagt, aber
der Pflegeheimleiter ist nicht ihr Chef und
würde ihr auch nie so etwas sagen) 
psychotisches Erleben könnte dahinter stehen
Weiter abklären.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- keine Zwangsstörung, da sie keinen Widerstand
leistet und es keine Einschränkung ihres Alltags
bedeutet (Hausfrau sind ist ja ihr Alltag). Sie ist
gekränkt, wenn ihre Familie etwas dagegen sagt
und versucht nicht, ihre Verhaltensweisen zu
verstecken.
Starke Hinweise auf eine anarkastische/ zwanghafte
Persönlichkeitsstörung: da die Störung ich – synthon ist;
andere auch ordentlich sein sollen; gekränkt von
Hinweisen da das Verhalten als normal angesehen wird.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- keine Zwangsstörung, da Verhalten weitgehend
bewusst und es nicht getan wird, um etwas
Schreckliches zu verhindern.
Hinweise auf Trichotillomanie (Impulsstörung, d.h. bei
Anspannung reißen sich Personen z.B. die Haare aus).
X
Sie ist 45 Jahre alt und die perfekte Hausfrau. Sie
räumt genau auf, bügelt Unterwäsche,
Stofftaschentücher und Topflappen. Sie putzt das
Haus, auch wenn es blitzblank ist. Die Wäsche richtet
sie im Schrank immer Millimetergenau aus. Jede
Woche räumt sie auch den Kleiderschrank ihrer 16
und 17 Jahre alten Töchter neu ein, worüber diese sich
schon mehrmals beschwert haben. Als ihre Familie sie
auf diese überflüssigen und störenden
Verhaltensweisen hinweist, reagiert sie gekränkt.
X
Sie ist 22 Jahre alt. Sie trägt oft Kopftuch oder Mütze,
da sie viele kahle Stellen hat. Wenn sie unter
Anspannung steht reißt sie sich oft die Haare aus und
versucht dies dann mit den Mützen zu überdecken.
21
X
Sie ist 41 Jahre alt und ist Lehrerin. Sie kann sich nur
schwer auf die Vorbereitung des Unterrichtes
konzentrieren, da sie sich immer fragt, ob sie alles gut
gemacht hat, ob sie Fehler während des Unterrichtes
begangen hat. Sie will für jede ihrer Handlungen eine
Rechtfertigung finden. Der Nachmittag geht dann oft
vorbei, ohne dass sie etwas geschafft hat.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Kann die Handlung am Ende zur Zufrieden
durchgeführt werden?
- Seit wann bestehen die Symptome, wie schwer?
- leichte depressive Episode möglich, da negative
Selbstbild und Schwierigkeiten sich zu
konzentrieren.
X
Sie ist 54 Jahre alt und hat Angst vor Spinnen. Bevor
sie fernsehen will abends kontrolliert sie jede Ecke
und putzt diese auch. Sicherheitshalber nutzt sie auch
Desinfektionsspray, auch wenn alles sauber ist. Dann
kann sie beruhigt Fernsehen.
-
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- keine spez. Phobie, da Phobiker den
Angststimuli nicht extra suchen
- für eine Diagnose gibt es zu wenige
Informationen.
- Kann sie ruhig zu Ende fernsehen oder muss sie
nochmals kontrollieren? (nochmals
kontrollieren, würde eher für eine
Zwangsstörung sprechen)
- Wie lange bestehen die Symptome (DD zu
Persönlichkeitsstörung)
- Wie lange dauert das Putzen? (Wenn das
Verhalten zu lange dauert, dann spricht es eher
für eine Zwangsstörung)
X
Er ist 58 Jahre alt und macht alle 3 Schritte einen
Hüpfer, den er als stolpern ausgibt, wenn ihn jemand
drauf anspricht. Er tritt auch nicht auf die Ritzen
zwischen zwei Pflastersteinen. Wenn er dies tut macht
er einen Schritt zurück und geht nochmals über die
Steine und bemüht sich nicht auf die Ritzen zu treten.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
Zwangsstörung, da ritualistisch, unangenehm, starke
Behinderung im Alltag (braucht lange um irgendwo hin
zu gelangen
X
Er kam wegen depressiver Verstimmung in
Behandlung. Grund hierfür war, dass er in der
Pubertät wegen Akne keine Freunde gehabt habe. Die
Akne hat er heute auch noch. Er wäscht sich oft die
Hände und hat Angst beim Blick in den Spiegel.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hat er wirklich Akne gehabt?
- Kriterien für Depression abklären?
- Wenn er seit Jahren Akne hat, dann
Widerspruch zur phasenweise Depression
- Keine Zwangsgedanken beim Händewaschen
liegen vor
- Hinweis auf körperdysmorphe Störung
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Diagnose: Hypochondrie mit leichter
depressiver Verstimmung (depressive
Verstimmung wahrscheinlich Folge der
Hypochondrie
X
Sie hat Angst einen Hirntumor zu haben, aber der Arzt
findet keinen bei der Untersuchung. Auch
neurologisch gesehen ergibt sich nichts. Es kommt zu
einer Verschlimmerung der Symptome und zusätzlich
zu einer Schlafstörung und Erschöpfung. Sie ist
überzeugt, dass der Arzt die Krankheit übersehen hat
und dass ihr der Tod unmittelbar bevorsteht. Sie plant
bereits ihre Beerdigung. Sie plant ihren Selbstmord
um der Familie den Todeskampf zu ersparen.
X
Findet sich selbst zu dick und hat schon verschiedene
Abnehmversuche gestartet. Die Mutter findet sie aber
nicht zu dick und sagt das ihrer Tochter auch. Die
Tochter sieht dies allerdings nur als Tröstversuch.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
Hinweis auf Essstörung.
22
X
Sie war in verschiedenen Krankenhäusern und hat
Atemnot und Druck auf der Brust. Deswegen hat sie
Angst an Asthma zu leiden. Untersuchungen ergaben
allerdings keine Bestätigung ihrer Hypothese. Kurz
darauf bekam sie in der Disko einen Krampfanfall
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- mehr Informationen sammeln
- möglich: Hypochondrie oder somatoforme
Störung.
X
Er hat Schmerzen in verschiedenen Körperteilen,
sowie Schwindelgefühle und Taubheitsgefühle. Der
Arzt beruhigt ihn und findet in Untersuchungen nichts.
Die Symptome verschlimmern sich aber. Dann liest
Herr C. einen Bericht über Multiple Sklerose und
findet, dass dies die passende Diagnose sei. Der Arzt
findet aber auch hierzu keine Bestätigung und Herr C.
glaubt dem Arzt aber nicht.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hypochondrie
- Das Lesen des Buches über MS war ein Trigger
X
Sie findet sich zu dick und findet, dass sie eine
hässliche Nase und eine zu kleine Brust, sowie Akne
habe. Deswegen will sie eine Schönheits – OP mit
sich machen lassen.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- keine Störung, sondern normal. Wahrscheinlich
ist sie gerade in der Pubertät.
X
Er ist der Meinung, dass sein linkes Bein defekt sei.
Seit der Pubertät kann er mit diesem Körperteil nichts
mehr anfangen. Er ist der Ansicht, dass es entfernt
werden muss oder er müsse bald sterben.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- wahrscheinlich körperdysmorphe Störung mit
Wahn
X
Sie hat starke soziale Angst und findet sich komisch.
Sie hat Narben, die sie sich selbst durch Kratzen
zugefügt hat und wünscht sich eine OP.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- Hinweis auf körperdysmorphe Störung
- Auch Hautkrankheit abklären!
X
Sie hat Angst vor Körpergeruch, nachdem Freundin
ihr von Fall aus der Firma erzählt hat. Sie badet sich
ständig, muss sich ständig umziehen und Deo
benutzen (4x pro Tag). Sie denkt, dass andere über sie
und ihren Gestank reden.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/ fehlende
Informationen
- starke, chronifizierte körperdysmorphe Störung.
- Abgrenzung zu Wahn: bei Wahn läßt Patient
sich nicht kurzfristig beruhigen
Idee für mich selbst um Diagnose einfacher zu machen:
1. Symptome schon seit Jugend  Persönlichkeitsstörung oder erst seit kurzem (eine
Episode von etwas)
2. Ich – synthon (Wahn, PS) oder Ich – Dysthon (Ängste, Zwänge)?
3. Affektive Symptome, Ängstliche Symptome, manische Symptome oder vegetative
Symptome? Somatische Symptome?s
23
F60: Persönlichkeits – und Verhaltensstörungen
F60 Persönlichkeitsstörungen
ICD-10: F60 Diagnostik
Allgemeine Kriterien
der PS
Vorgehen beim Stellen
der Diagnose
Persönlichkeitsstörung
Ursache der
Interaktionsstörung
Paranoide PS
Schizoide PS
Schizotypische PS
Sind reduzierbar auf:
- Kein MKF, kein Substanzkonsum, keine andere Achse – I Störung
- Generalität: Störung in allen Lebensbereichen (Krit. 1, 3 und 6)
- Früh beginnend und chronischer Verlauf (Krit. 2 und 4)
- Subjektives Leid und gravierende Nachteile (Krit. 5 und 6)
Persönlichkeitsstörung
- sind die spezifischen Kriterien einer PS gegeben?
- sind sie durch MKF oder Achse 1 Diagnose zu erklären?
- dann erst
o Störung andauernd oder episodisch?
o in vielen Lebensbereichen?
o gravierende Folgen (berufliche Nachteile, Vereinsamung,
familiäre Probleme)?
Abnorme Wahrnehmung der eigenen Person und der Mitmenschen führen bei dem Pat. zu
Ablehnung, Misstrauen, Abwertung, Überhöhung, Vermeidung, Ignorierung etc. …seiner
Person oder seiner Mitmenschen.
-
Extrem misstrauisch,
Verschwörungstheorien (die zwar unrealistisch, aber nicht wahnhaft sind.
z.B. hat Studentin die Phantasie, dass sie eine schlechte Note hatte, weil
sie schon einmal zu früh ein Seminar, bei dem der Prüfer Dozent war)
verlassen hat).
- lange beleidigt & nachtragend; teilen aber selbst viel Kritik aus
- selbstbezogen und überheblich
- Stereotypisieren andere Leute.
- Laufen Gefahr Probleme mit Kollegen zu haben (unauffällige Frage hier:
„Wie ist das Verhältnis zu den Kollegen bei der aktuellen und den letzten
Arbeitsstellen?“)
 Misstrauen und Argwohn anderen Menschen gegenüber, deren Motive
werden böswillig ausgelegt
 Reaktionen auf die Umwelt und ggf. DD
o übersensibel gegenüber den Reaktionen der Mitmenschen
o nimmt kleinste Hinweise als bedeutsam wahr
- kühl, distanziert,
- keine Kontakte und kein Kontaktbedürfnis (außer zu engen
Familienangehörigen)
- gleichgültig gegenüber Regeln und Normen
- DD zu ängstlich vermeidend: die hätten gerne Kontakt zu anderen
Menschen, bei schizoider ist Patient aber zufrieden alleine zu sein.
 Distanziertheit in sozialen Beziehungen und eingeschränkter Bandbreite
emotionaler Ausdrucksmöglichkeiten
 Reaktionen auf die Umwelt und ggf. DD
o ist die Reaktion der Umwelt völlig gleichgültig
o DD Asbergersyndrom: Beim Asbergersyndrom mehr Probleme
bei sozialen Kontakten und Stereotypien, Störung zudem leichter
nach außen hin bemerkbar.
- seltsam,exzentrisch, manieriert, verschroben,
- wenig Kontakte (hätte aber gerne welche)
- psychoseähnliche Episoden (F21) mit Derealisation, Depersonalisation,
magisches Denken (man denkt, dass der andere einen Unfall haben
könnte, und dies passiert dann), Glauben an Hellsehen (wichtig: nicht alle
mit magischem Denken und Hellsehen haben eine Psychose)
 starkem Unbehagen in nahen Beziehungen, Verzerrungen des Denkens und
der Wahrnehmung und von Eigentümlichkeiten des Verhaltens („exzentrisch“)
 Reaktionen auf die Umwelt und ggf. DD
o ist mit den eigenen seltsamen Gedanken beschäftigt
o Umwelt ist eher unwichtig
o DD Schizophrenie simplex: Bei Schizophrenie simplex gibt es
massive Leistungseinbrüche, Beziehungswahn, Halluzinationen,
Stupor. Bei der schizotypischen PS gibt es das nicht.
24
Narzistische PS
-
Grandioses Gefühl der Wichtigkeit
Phantasien grenzelosen Erfolgs
Macht, Schönheit; Anspruchsdenken
ausbeuterisch, neidisch,
Mangel an Empathie
Antisoziale PS
-
aggressiv und rücksichtslos
oberflächlich charmant, aber kein Leiden, wenn Beziehungen zu Ende
gehen
Manipulieren um Profit zu bekommen (bei histrionischer PS: um Ansehen
zu bekommen)
Rationalisieren von Fehlverhalten
fehlendes Schuld- und Verantwortungsgefühl (Eltern gehen weg, obwohl
sie keinen Babysitter gefunden haben, vernachlässigen ihr Kind)
Bei DSM starke Betonung von Kriminalität bei der PS, bei ICD – 10 aber
nicht, da ansonsten alle Kriminelle eine antisoziale PS hätten, was aber so
nicht stimmt.
 DSM: Missachtung und Verletzung der Rechte anderer
Emotionen
o wenn emotionale Reaktion, dann nur Aggression; emotional nicht
instabil
-

Emotional – instabile PS
-
Histrionische PS
-
unvorhersehbare und launenhafter Stimmung.
Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren.
streitsüchtiges Verhalten
Ein impulsiver Typus: emotionale Instabilität, mangelnde Impulskontrolle
Borderline- Typus: Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren
Präferenzen, chronisches Gefühl von Leere, intensive und unbeständige
Beziehungen, Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten (SVV, SV,
parasuizidale Handlungen)
 DSM: Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und
in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität
 Emotionen und ggf. DD
o Selbst- und Fremdaggression
o abrupter Wechsel von Idealisierung und Wut
o oft depressiv, emotional instabil,
o Gefühl der Leere
o Dysthymia: Abgrenzung zu Borderline – PS. Bei der Dysthymia
agieren die Patienten nicht stark, wenn sie Verlassen werden. Bei
der Borderline – PS schon (z.B. hier parasuizidales Verhalten
möglich)
-

übertrieben
dramatisch, affektlabil, beeinflussbar, kokett (Auf Party nicht beachtet ->
traurig, sobald Beachtung -> froh)
auch als die „weibliche Form der antisozialen PS bezeichnet“
oft Probleme mit gleich geschlechtlichen Freunden, zum Beispiel wenn
Patienten den Freund einer Freundin anflirtet
 DSM: übermäßiger Emotionalität und von Heischen nach
Aufmerksamkeit und Anerkennung
Emotionen und ggf. DD
 eher nicht aggressiv (kein Wutausbrüche)
 rasch wechselnde und oberflächliche Emotionen
 übertreiben Gefühlsausdruck
 DD Phobie und somatoforme Störung: Hier noch andere Kriterien im
Vordergrund außer die Aufregung.
25
Dependente PS
Selbstunsichere PS
(ängstlich – vermeidend)
Differentialdiagnose
Wahn
Zwanghafte/
anarkastische PS
-
orientiert sich an einer dominanten Bezugsperson, ist diese weg suchen
sich Personen schnell eine neue Bezugsperson
- Stimmen anderen immer zu, auch wenn sie anderer Meinung sind.
- Denken nicht nur negativ über andere (z.B. freut sich die dependente
Hausfrau alles für ihren Schatz zu tun).
- hat Angst verlassen zu werden und deshalb Hintanstellen der eigenen
Bedürfnisse.
 DSM: unterwürfigem und anklammerndem Verhalten, das in Beziehung zu
einem übermäßigen Bedürfnis nach Umsorgt werden steht.
 Reaktion auf Unsicherheit und ggf. DD
 Bewältigt Unsicherheit durch Orientierung an der starken anderen
Person
 DD zu Borderline: Borderliner sind wütend und fordern beim
verlassen werden, bei der abhängigen PS eher Beschwichtigung.
- Minderwertigkeitsgefühle
- enge Beziehungen nur bei bedingungsloser Akzeptanz
- Patienten können am Besten leben, wenn sie bei den Eltern wohnen und
einen Job bei den Eltern ihrer Freunde haben.  Kritisch, wenn sie einen
neuen Job annehmen und wegziehen müssen
- haben in Therapie Probleme Gefühle und Emotionen zu berichten
- Schüchtern, reden stockend, vermeiden Aktivitäten (Gegenteil von SS: zu
Hause kann einen niemand kritisieren)
- Vermeidung sozialer Kontakte
 Reaktion auf Unsicherheit und ggf. DD
 Bewältigt Unsicherheit durch sozialen Rückzug
 DD soziale Phobie: die Patienten haben mehr soziale Kontakte als
selbstunsichere Menschen, da aufgrund des Beginnes in der Kindheit
die selbstunsicheren Patienten nur wenige Freundeskontakte
eingingen
 DD zu anderen Angststörungen: Angst vor anderen Sachen
 DD zu Dysthymia: Fokus eher auf depressiv - körperlichem
Definition: Wahn: PS kann auch in Wahn abgleiten
- Starre/ absurde/ irreale Überzeugung, nicht erschütterbar, kein Beweis
nötig
- Dominiert Leben und Verhalten, wird aber nicht von anderen geteilt
(Ausnahme: folie à deux)
- Betrifft immer die Person des Betroffenen („z.B. die CIA verfolgt mich!“)
.
-

orientiert an Regeln, Ordnungen & Pflichten, pedantisch und diktatorisch
gewissenhaft, aber unproduktiv
können schlecht Aufgaben abgeben (obwohl es bei der Arbeit oft nötig
ist), da sie denken, dass andere nicht so gut sind wie sie.
Haben Probleme mit anderen zusammenzuarbeiten, die nicht so sind wie
sie selbst.
Finden ihr Verhalten richtig.
Leiden kommt zustande durch kritisiert werden und soziale, berufliche
Folgen
 DSM: ständiger Beschäftigung mit Ordnung, Perfektionismus und
Kontrolle.
Reaktion auf Unsicherheit und ggf. DD
 bewältigt Unsicherheit durch Befolgung übertriebener Regeln
 DD Zwang: Handlungen zur Reduktion von Angst und
Verheimlichung. Bei der anarkastischen PS zeigt man dies offen und
findet das Verhalten ganz normal.
26
Passiv – aggressive PS
-
Widersetzt sich passiv der Erfüllung von Aufgaben
fühlt sich missverstanden
übt unangemessen Kritik an Autoritäten, streitsüchtig
beklagt sich übertrieben über pers. Unglück, fühlt sich missverstanden
F68.0 Entwicklung körperlicher Symptome aus psychischen Gründen
Definition
-
-
-
Körperliche Symptome, ursprünglich durch eine körperliche Störung,
Krankheit oder Behinderung verursacht werden wegen des psychischen
Zustandes des Betroffenen übertrieben dargestellt oder halten länger an.
Unzufriedenheit mit ärztlicher Behandlung, Genesung, Zuwendung,
Entschädigung etc.
Aufmerksamkeitssuchendes Verhalten
Mitunter Hoffnung auf Rente oder Schadenersatz („Rentnerneurose“, d.h.
Symptome müssen von Nutzen sein, werden aber nicht simuliert. Die
Patienten suchen auch nach Aufmerksamkeit)
Symptomatik bleibt aber nach der Berentung unter Umständen bestehen
(wenn Symptome also über einen gewissen Zeitraum hinweg andauern,
dann Störung keine Simulation)
F68.1 artifizielle Störung
Krankhafte
Vortäuschung bei
folgenden Störungen:





Artifizielle Störung
Münchhausen-Syndrom
Münchhausen-by-proxy-Syndrom
Simulation
Pseudologia phantastica: Pathologisches Lügen, Dramatische Erzählweise
(Krankheitssymptome erfunden & durch Lügen untermauert) mit dem
Erzählen als Hauptakteur, Sehen unwahren Inhalt ihrer Geschichten nur
teilweise, Drang zur Selbstdarstellung extrem übersteigert, mit der Zeit
soziale Isolation, Motivationen: Abwehr/Kompensation eines schlechten
Selbstwertgefühls, starkes Geltungsbedürfnis  kommt besonders stark
vor bei Münchhausensyndrom
Kriterien nach ICD – 10
und DSM – IV
27
Warnsignale für die
artifizielle Störung
Konfrontation: Sehr
wichtig, wie Info
Patienten mitgeteilt wird
Charakterisierung einer
Person mit artifizieller
Störung und Merkmale
artifizieller Störung
Patienten können Kontrolle über ihre Symptome verlieren
 Beispiel: vorgetäuschte Essstörung. Sie können darüber die Kontrolle
verlieren und das richtige Hungergefühle verlieren und nicht mehr
merken, wann ihr Körper etwas braucht.
 Krankenakten lesen
 Keine Besserung durch medizinische Behandlung
 Wunden an Stellen, wo man mit den Händen hinkommt. Und sobald der
Gips und Verband weg ist, kommt es zu neuen Wunden.
 Person wird aggressiv, wenn Arzt sie nicht einweisen will
 Befunde teils selbst-induziert oder durch Selbstmanipulation
verschlimmert
 Immer wieder neue Behandlungen in neuen Krankenhäusern, bei neuen
Ärzten
 Patienten lassen bereitwillig jede OP über sich ergehen
 Behandlungsempfehlungen werden missachtet
 Extrem viele Unglücksfälle berichtet

Harte Konfrontation: Beweise vorführen, Ärzte oft sarkastisch, offen
verärgert
=> Patient sucht sich meist neue Einrichtung
 Unterstützende Konfrontation: nicht verurteilend, Hilfe anbieten
=> Patient streitet meist ab, hat aber freie Entscheidung
 Nicht-Konfrontation: Wahrung des Gesichts: Patienten wird freundlich,
teils unbewusst übermittelt, dass Ärzte Täuschung durchschauen & erhält
gleichzeitig Chance sein artifizielles Verhalten ohne Bloßstellung
aufzugeben
=> 1/3 der Patienten geben auf und der Rest gibt zeitweise auf
 es ist sehr schwer einen Betroffenen mit artizifieller Störung in Behandlung/
Therapie zu bekommen.
 Meist überdurchschnittlich intelligent
 produktives Leben  Leben nicht alleine auf die Krankenrolle
ausgerichtet
 Soziale Unterstützung: trotzdem Wunsch nach Fürsorge von außen
 Wenn Betrug auffliegt: Abstreiten
 Bei Nachlassen emotionaler Unterstützung: Erfindung einer zweiten Krise
um erneutes Interesse & zusätzliche emotionale Unterstützung zu erhalten
 Arbeiten oft in Gesundheitseinrichtungen (Pfleger, KG..)  haben
leichten Zugang zu Medikamenten und Bakterien. Auch lernen sie
Krankheiten gut zu simulieren.
 Öfter Frauen zwischen 20-50
Merkmale artifizieller Störung
 Ortswechsel, Gesetzlosigkeit, Selbstzerstörungswut, Schwierigkeiten
Beziehungen aufzubauen & zu pflegen, Probleme mit sexueller Intimität,
offene Feindseligkeit, Verschlimmerung der Symptome während
Beobachtung
28
Charakterisierung einer
Person mit
Münchhausen-Syndrom
Differentialdiagnosen
Häufig vorgetäuschte
Symptome
Methoden, mögliche
Ursachen und Motive




Schwerste Form der artifiziellen Störung
Kein produktives Leben mehr, nur noch Krankheitsdarstellung
Kaum soziale Unterstützung (haben wenig Besuch, etc.)
Sehr aggressives Abstreiten des Betrugs, da sie sich Lebensinhalt nicht
nehmen lassen wollen.
 Nomadischer Charakter und Namenswechsel (da es schwarze Listen in
Kliniken gibt von Leuten mit Münchhausen – Syndrom)
 Öfter Männer zwischen 20-40 Jahren
 Evtl. wegen anderer Sozialisation: Wurzellosigkeit, Rücksichtslosigkeit
gegenüber anderen, kriminelles Verhalten
 Die Patienten opfern berufliches Leben und soziale Kontakte
 Unterscheidung von echtem medizinischen Krankheitsfaktor o. echter
psych. Störung (z.B. Herzerkrankung liegt vor, artizifielle Störung aber
dann wenn Patient Herzerkrankung hat und eine Essstörung simuliert).
 Somatoforme Störungen: ebenfalls körperliche Beschwerden, die nicht
vollständig auf medizinischen Krankheitsfaktor zurückzuführen sind, aber
keine absichtliche Erzeugung der Symptome
 Konversionsstörung: Menschen sind überzeugt krank zu sein, bei
vorgetäuschter Störung wissen die Patienten, dass sie nicht krank sind.
 Persönlichkeitsstörungen: Borderliner fügen sich Schmerz zu, um sich
selbst zu spüren und nicht um krank zu spielen. Allerdings kann ein
Borderliner auch noch eine artifizielle Störung haben.
 Simulation (Kriterien nach DSM – IV):
1. Die Symptomdarbietung steht in forensischem Kontext (z.B.
wenn die Person von einem Anwalt zur Untersuchung geschickt
wird).
2. Deutliche Diskrepanz zwischen der von der Person berichteten
Belastung oder Behinderung und den objektiven Befunden.
3. Mangel an Kooperation bei den diagnostischen
Untersuchungen und den verordneten Behandlungs-maßnahmen.
4. Das Vorhandensein einer antisozialen Persönlichkeitsstörung.
 300.19 Nicht näher bezeichnete Vorgetäuschte Störung
Häufig vorgetäuschte psychische Symptome
 Alkohol- & Drogenmissbrauch, Trauer, Amnesie, Demenz, Depression,
Zwangsneurose, Schizophrenie
 Annahme: Patienten mit artifizieller Psychose (Pseudopsychose) haben
meist ein Familienmitglied mit mentaler Erkrankung oder entwickeln oft
eine echte Psychose wie Schizophrenie
 Psychologische Krankheiten sind leichter vorzutäuschen als körperliche,
da sich psychologische Symptome schwerer widerlegen lassen
 z.B. mittels Sedativa Lethargie simulieren.
Alkohol- & Drogenmissbrauch
 Stimluanzien (Amphetamine, Kokain, Koffein): Nervöse Unruhe,
Schlaflosigkeit
 Illegale Drogen (LSD, Meskalin, Marihuana): andere Wahrnehmungs- &
Bewusstseinsebenen
 Schmerzmittel (Heroin, Morphium): euphorische Zustände
Methoden, mit denen die Symptome produziert werden
 Übertreibungen, Falsche Aussagen, Fälschung von Anzeichen, Simulation
von Anzeichen/Symptomen, Dissimulation, Verschlimmerungen, SelbstInduzierte Anzeichen einer Erkrankung:
 Selbstmisshandlung findet in halb bewussten Zustand statt & wird
geleugnet
 Selbst verursachte Schmerzen oft positiv erlebt
 Schmerz hat ordnende Funktion: sie werden sich ihrer selbst sicher,
nehmen sich selbst wieder wahr
 Immer schlechtes Selbstgefühl: Glaube, Schmerzen verdient zu haben
 Teils sadomasochistisch: misshandelte Person identifiziert sich mit
Misshandler (daher nimmt man Misshandlung in Kindheit an)
29
Mögliche Ursachen
 Mangel elterlicher Fürsorge in Kindheit
 unvollständige Entwicklung des Selbstempfindens
 Gewissensstörungen
 Unfähigkeit frühe traumatische Erlebnisse zu verarbeiten
 Körperliche Erkrankungen oder Missbrauch in Kindheit
 Hass gegen Ärzte wegen erlittener Fehlbehandlung
 Eltern, die selbst ihre Krankheitsgeschichte fälschen/simulieren
 Hektische, computerisierte, indifferente Gesellschaft
Motive
 Suche nach Mitgefühl, Unterstützung, Zuwendung
 Wahrer Schmerz soll gelindert werden
 Kontrollmechanismus, bei dem Patient Reaktionen anderer manipuliert,
indem eigene Symptome kontrolliert werden
 Symptome als unbewusste Form von Stress
Behandlung



Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs)
Definition


Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs) Fakten
Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs)
Forschungskriterien
Wichtig: konsistente Beziehung zum Therapeuten aufbauen um zu lernen,
dass keine Krankheit notwendig ist um Aufmerksamkeit zu bekommen
Genaue Behandlung ist abhängig von zu Grunde liegender Störung &
Gründen
Kritisch ist eine Behandlung wegen Kulanzansprüchen der
Versicherungen
Personen rufen Krankheitssymptome nicht bei sich selbst, sondern bei
abhängigen anderen Personen hervor, die als Stellvertreter fungieren
(auch: Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom)
Mehrzahl der Täter: Frauen, meist Mütter, die ihren Kindern Krankheiten
zufügen oder sie schmerzhaften medizinischen Prozeduren unterwerfen
 emotionale Befriedigung, wie Aufmerksamkeit und Kontrolle

Opfer normalerweise Kinder, aber auch andere Erwachsene, ältere
Menschen oder Tiere
 Meist von scheinbar liebevollen, sich aufopfernden Personen
 Fast immer ohne Mitwissen der Familienangehörigen  Väter neigen
dazu die Mütter zu verteidigen
 MbpS keine mentale Störung, sondern eine Form der Misshandlung
(Missbrauch und Vernachlässigung)  Straftat, da Schaden nicht sich
selbst, sondern anderen zugefügt wird
 Schätzungen: in den USA jährlich 1200 neue Fälle von MbpS
 Geschätzte Todesrate: 9-10% (MbpS wäre damit die tödlichste Form von
Kindesmisshandlung)
 Opfer oft Babys und Kleinkinder, die noch nicht sprechen können
 wenn ein Kind einer Familie betroffen ist, besteht hohe
Wahrscheinlichkeit, dass auch die Geschwister betroffen sind
 In 75% der Fälle sind Mütter die Straftäter, die restlichen 25%
überwiegend Frauen wie Großmütter, Babysitter, Stiefmütter etc.
o Hauptgrund: Frauen verbringen mehr Zeit in der Rolle von
Fürsorgerin als Männer und haben einen größeren
unkontrollierten Zugang zu den Kindern
o Väter bekommen häufig die Misshandlungen nicht mit
Forschungskriterien des DSM – IV (da Mbps noch dort ist)
A. Absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen von körperlichen oder
psychischen Zeichen oder Symptomen bei einer anderen Person, für die der
Betroffene Sorge trägt.
B. Das Motiv für das Verursacherverhalten ist, die Krankenrolle durch eine
Mittelsperson einzunehmen.
C. Äußere Anreize für das Verhalten (wie z.B. ökonomischer Gewinn) fehlen.
D. Das Verhalten kann nicht besser durch eine andere psychische Störung
erklärt werden.
 im ICD10 ist Mpbs unter Misshandlung
30

Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
Differentialdiagnosen
Verursacher würde die Diagnose einer nicht nähere bezeichneten
vorgetäuschten Störung erhalten
 Unterscheidung von medizinischem Krankheitsfaktor, psychischer
Störung, körperlichem und sexuellem Missbrauch, Simulation
 Unterscheidung MbpS und überbesorgte Mütter
o Überbesorgte Mütter können auch Gesundheitsprobleme der
Kinder übertreiben, ohne jemanden täuschen zu wollen
o Vermeidung einer Fehldiagnose: überbesorgte Mütter wollen nur,
dass ihre Kinder vorrangig behandelt werden und überglücklich,
wenn nichts gefunden wird
o Manche enthalten Medikamente vor, weil sie Nebenwirkungen
fürchten  Aufklärung
o Manche Symptome (z.B. Asthma) sind unbeständig (zu Hause ja,
in der Praxis nein)
o Ältere Kinder können selbst Krankheiten vortäuschen (z.B. um
Schule zu vermeiden)
o Kinder mit seltenen genetischen Leiden, die schwer feststellbar
sind
 Vorsichtig mit der Diagnose der Mbps – Störung sein! Da Patient wirklich etwas
haben kann und Therapeut bei Nicht – Behandlung verklagt werden kann!
Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
erzeugte Symptome u.a.
und köperliche,
psychische Störungen
Erzeugte Symptome: erfundener oder induzierter Atemstillstand, epileptische
Anfälle, Blut und Bakterien in Urin/Stuhl, und so weiter
Körperliche und psychische Schäden durch die Manipulationen oder die
Untersuchungen
 tatsächlicher Glaube, krank zu sein
 Entwicklung einer artifiziellen Störung
 posttraumatische Stressreaktionen
 Hirnschäden, Schädigung innerer Organe
 Versäumung des Unterrichts  leiden intellektuell und sozial
 Angst, Furchtsamkeit
 Hyperaktivität, Passivität, Hilflosigkeit
 Unsicherheit bzgl. Krankheit/Gesundheit
 Wunsch nach emotionaler Anerkennung (aufopferungsvolle Eltern)
 Intensivierung der Elternbeziehung (Streit ↓, Eltern halten zusammen)
 Gefühl, dass Kinder befriedigendem Sozialleben im Weg stehen (lange
Krankenhausaufenthalte  Flucht vor Verantwortung)
 Wut gegenüber Kindern und anderen, die für unbefriedigendes Leben
verantwortlich gemacht werden (z.B. Schuld der Großeltern, die besorgt
sind und damit bestraft werden können)
 Manche brauchen das Gefühl, dass Kind vollständig abhängig von ihnen
ist
 Befriedigung durch Manipulation eines hoch angesehenen Berufsstands,
emotionale Bestätigung durch Anwälte, Richter, Fernsehen, Zeitungen, die
sich mit ihnen beschäftigen
 Sadismus
 psychologischer Tests nicht immer hilfreich
 Möglichkeit: Misstrauen gegenüber Müttern, die
a) sich über negative Untersuchungsergebnisse ärgern
b) begierig auf invasive Eingriffe am Kind sind
c) fast immer im Krankenhaus sind und nur dann ist das Kind krank 
Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
Motivationen
Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
Charakterzüge der
Täter
Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
Warnsignale






Symptome nur, wenn Mutter mit Kind alleine ist/war
Andere Kinder ebenfalls unerklärliche Krankheiten oder starben an
unbekannter Ursache
Daten aus Tests/Untersuchungen (z.B. Blutbild)
Erkrankungen sprechen auf keine Behandlung an
Mutter hat erwiesenermaßen falsche Informationen
gegeben/gesundheitliches Problem erzeugt
Mutter hat bereits bei sich oder anderen Krankheiten vorgetäuscht
31

Münchhausen-by-proxySyndrom (Mpbs):
Entlarvungstechniken




Trennung von Kind und Mutter (Symptome?) (Seperationstests)
o positiver Seperationstest = Nachlassen der Symptome, wenn
Elternteil abwesend
Analyse des Krankheitsverlaufs
Befragung des Kindes (wenn möglich)
Aufbewahrung von Nahrungsmitteln zur genauen Untersuchung (Gift?)
Verdeckte Videoüberwachung
Borderline PS und impulsiver Typus
Generelle Kriterien für
eine
Persönlichkeitsstörung
F60.3 Emotional
instabile PS
DSM - IV Kriterien für
eine Borderline PS

Die Zustandsbilder dürfen nicht direkt auf Hirnschädigungen oder- krankheiten
oder auf andere psychiatrische Störungen zurückzuführen sein
 Mindestens 3 der folgenden Kriterien müssen vorliegen:
1. Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in
mehreren Funktionsbereichen wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle,
Wahrnehmung und Denken sowie in den Beziehungen zu anderen. 2. Das
auffällige Verhaltensmuster ist andauernd und gleichförmig und nicht auf
Episoden psychischer Krankheiten begrenzt
3. Das auffällige Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielen persönlichen
und sozialen Situationen eindeutig unpassend
4. Die Störung beginnt immer in der Kindheit oder Jugend und manifestiert
sich auf Dauer im Erwachsenenalter
5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal jedoch erst
im späteren Verlauf
6. Die Störung ist meist mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und
sozialen Leistungsfähigkeit verbunden
 Ausbrüche intensiven Ärgers können oft zu gewalttätigem und explosiblen
Verhalten führen, dieses Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive
Handlungen von anderen kritisiert oder behindert werden
 Zwei Erscheinungsformen dieser Persönlichkeitsstörung können näher
beschrieben werden, bei beiden finden sich Impulsivität und mangelnde
Selbstkontrolle
 Eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet mit
deutlicher Tendenz, impulsiv zu handeln, ohne Berücksichtigung von
Konsequenzen
 wechselnde instabile Stimmung
 Die Fähigkeit vorauszuplanen ist gering
DSM – IV Kriterien:Werden eher zur Diagnose herangezogen, da sie einfacher und
praktikabler sind als die ICD – 10 Kriterien.
5 der folgenden 9 Kriterien müssen erfüllt sein:
1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes
Verlassenwerden zu vermeiden.
2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher
Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der
Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist
3. Identitätsstörung: Ausgeprägte und andauernde Instabilität des
Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung
4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden
Bereichen (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch,
rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle)
5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder Drohungen oder Selbstverletzungsverhalten
6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der
Stimmung
7. Chronische Gefühle von Leere
8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu
kontrollieren
9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide
Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome  Unterschied zu ICD
– 10 Diagnose; hiermit ist gemeint, dass Person glaubt nicht zu existieren
oder losgelöst von sich zu sein.
32
ICD – 10: F60.31
Borderline Typus
Vorgehen beim Stellen der Diagnose:
1. generelle Persönlichkeitsstörung abklären
2. Kriterien für die emotional – instabile PS
3. 3 Kriterien für der Störung des impulsiven Typus
4. Mind. 2 der Borderlinekriterien
Kriterien für die Borderlinestörung:
Mindestens drei der unten (impulsiven Typus) beschriebenen Eigenschaften
müssen erfüllt sein um Borderlinediagnose zu vergeben, dazu noch mind. 2 der
folgenden Eigenschaften:
1. Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden
2. Zusätzlich sind das eigene Selbstbild, Ziele und „innere Präferenzen“
(einschließlich der sexuellen) unklar und gestört  die Patienten müssen sich
jeden Tag neu definieren.
3. Meist besteht ein chronisches Gefühl innerer Leere  sie fühlen gar nichts und
umgeben sich oft mit lebenslustigen Leuten, um so das Leben zu spüren.
4. Neigung zu intensiven aber unbeständigen Beziehungen
5. Dies kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermäßiger
Anstrengung, nicht verlassen zu werden  Borderline manipulieren dann
häufig ihren Partner; oftmals reicht es auch schon eine Krise auszulösen,
wenn der Partner physisch nicht da ist (z.B. nur den Raum verlässt), da
Borderliner ihre Partner nicht im Herz tragen können.
6. Sowie zu Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (aber auch
ohne deutlichen Auslöser möglich)
deutliche Tendenz unerwartet und ohne Berücksichtigung der
Konsequenzen zu handeln;
deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem
dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden;
Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur
Kontrolle explosiven Verhaltens;
Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht
unmittelbar belohnt werden;
unbeständige und unberechenbare Stimmung.
F60.30 impulsiver Typus
Einige Aspekte zur
Borderline – PS
-
-
-
Komorbdititäten
Finden Patienten festen Partner und einen festen Job, in dem sie sich wohl
fühlen und der ihnen viel bedeutet, dann kann die Borderline –
Symptomatik zurückgehen. Zurückbleiben kann unter anderem aber noch
die Abwertung der eigenen Person und Unsicherheit in sozialen
Kontakten.
Ein gesunder Mensch hat Borderline – Aspekte, aber in einem sehr
geringen Ausmaß! Zum Beispiel kennt jeder die Angst vom Partner
verlassen zu werden. Borderline haben zwar normale Probleme, reagieren
aber pathologisch darauf (mit übertriebenen, affektiv unkontrollierte
Reaktionen).
Entscheidend ist das subjektive Leiden des Patienten und der Umgebung.
o Beispielsweise kann man die Störung nicht bei einem
exzentrischen, schwierigen Künstler diagnostizieren, wenn er
selbst die Anspannung und das Wechseln der Identität dazu nutzt
um seinen Kunst zu gestalten und wenn auch die Umgebung
sagt: „Er ist zwar komisch, aber ganz in Ordnung.“
o Schneidet sich dagegen ein Patient und ist verzweifelt und hasst
sich selbst, dann könnte man (natürlich wenn die Kriterien erfüllt
sind) eine Störung diagnostizieren!
Am Meisten affektive Störungen (biploar und depressiv) und Angstörungen,
seltenst psychotische Erkrankungen.
33
Ursachen für die
Borderline – PS
Ursachen für die Borderline Störung
-
Differentialdiagnosenzur
Borderline PS:
Emotionale Instabilität (wird vererbt und geprägt)
in Kombination mit Borderline fördernden äußeren Umständen
o sexueller/ physischer/ psychischer Missbrauch
o und/oder emotionale Vernachlässigung, z.B. wenn die Eltern
ihren Kindern nicht beibringen, wie man mit negativen Affekten
umgeht (Kind stößt sich und weint vor Schmerz, die Mutter sagt:
„Stell Dich nicht so an!“)
Affektive Störungen:
Histrionische PS (15%):
Charakteristika von Borderline: Autodestruktivität, wütende
Beziehungsabbrüche, chronische Gefühle von Leere und Einsamkeit
Schizotypische Persönlichkeitsstörung
charakteristische Merkmale von Borderline:die Symptome sind nur
vorübergehend, treten reaktiv auf interpersonelle Ereignisse hin auf und
zeigen eine günstige Entwicklung unter äußerer Strukturierung
Dependente Persönlichkeitsstörung (50%)
charakteristische Merkmale von Borderline: reagieren auf diese Angst vor
Verlassen werden mit Gefühlen emotionaler Leere, Wut oder mit
Forderungen
dependent: Eher Beschwichtigungen und extreme Unterwerfung
Antisoziale Persönlichkeitsstörung (25%)
Personen mit Antisozialer Persönlichkeitsstörung manipulieren, um Profit,
Macht oder andere materielle Gewinne zu erzielen.
Personen mit Borderline Persönlichkeitsstörung zielen darauf ab, mehr
Zuwendung von Seiten der Bezugsperson zu erhalten.
Fallbeispiele
(Beachte: Die Fälle sind zum Teil gekürzt, aus der langen Fassung ergibt sich manchmal die eindeutige
Diagnose, die hier als Antwort angegeben wird)
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
X
Sie lebte in einem stressigen Haushalt, indem sie von ihrem
fehlende Informationen
Pflegevater sexuell missbraucht wurde und indem die Mutter
- Hier handelt es sich um eine
nicht auf sie achtete. Schon dreimal lieferte sie sich wegen
artifizielle Störung, da sie dies tat um
Schizophrenie selber in eine Klinik ein. Schließlich bekam sie
aus dem Elternhaus herauszukommen.
ein Kind und hatte wieder Schizophreniesymptome. In der
Es handelt sich nicht um eine
Klinik gebar sie unter guter Pflege das Kind und als sie hörte,
Simulation (Schwierig ist daran aber,
dass man ihr das Kind wegnehmen wollte, war sie wieder
dass der Übergang wann ein externes
ganz gesund. Sie erklärte dem Arzt, dass sie die
Motiv vorliegt fließend ist)
Schizophrenie simuliert hatte um aus dem belastenden
Haushalt herauszukommen. Das Kind hatte sie unter den
besten Umständen gebären wollen, deswegen hätte sie sich
deswegen wieder in die Klinik einliefern lassen.
X
Sie hat als Kind viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, da sie
einen Tumor hatte. und dieser auch nach Entfernung noch
gestreut hatte. Aufgrund ihrer Erkrankung hinkte sie und
musste auf Krücken laufen. Als sie nach monatelangem
Krankenhausaufenthalt, während dem sie guten Zuspruch und
Geschenke bekam, wieder gesund wurde und wieder in die
Schule zurückkehrte, wurde sie ausgelacht und gehänselt. Sie
wollte wieder in die sichere Umgebung des Krankenhauses, in
der es ihr gut gefiel. Sie schnitt sich und aß wenig. Sie wusste,
welche Knöpfen und Fäden sie bei ihrer Familie ziehen
musste, damit sie wieder alle Aufmerksamkeit bekam. So
kam sie oft ins Krankenhaus und konnte dem reellen Leben
entfliehen. Dann entwickelte sie eine tatsächliche Essstörung.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
fehlende Informationen
- Artifizielle Störung mit der
Entwicklung einer Essstörung
(Kontrolle verloren)
- Artifiziell auch deshalb, weil sie
keinen Krebs simulierte, eine
Krankheit, die sie wirklich gehabt
hatte, sondern Essstörung und Wunden
34
X
Sie begab sich in den Chatroom einer Selbsthilfegruppe für
Mukoviszidose und gab an Tod krank zu sein. Sie wollte nur
den Strand vor ihrem Tod noch sehen. Von der Gruppe bekam
sie Unterstützung und Rückhalt, sowie Mitleid. Danach
täuschte sie ihren Tod vor und kehrte als ihre Schwester
wieder in den Chatroom zurück. Dort verstrickte sie sich in
Ungereimtheiten und wurde mit Vorwurf der Täuschung
konfrontiert. Sie machte sich lustig über die
Gruppenmitglieder, wie leichtgläubig sie seien.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
fehlende Informationen
- Cyber – Betrug
X
Sie stellte ihre Kinder an einer Klinik vor. Angeblich würden
sie unter Epilepsie leiden. Kurze Zeit später kam sie wieder
mit den Kindern an die Klinik und gab nun an, die Kinder
würden Diabetes haben. Wieder kurze Zeit später brachte sie
ihre Kinder zur Klinik und klagte darüber, dass die Kinder
Blut im Urin hätten. Eine Jugendamtsmitarbeiterin
untersuchte das Haus der Familie. Sie fand ein voll
ausgestattetes ambulantes Labor und das Kinderzimmer war
wie eine Intensivstation eingerichtet
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
fehlende Informationen
- Münchhausen-by-proxy-Syndrom
(Roy Meadow)
X
X ist eine 21 jährige Französin. Sie lebt mit ihren Eltern und
ihrer Schwester zusammen. Nach einem Streit mit ihren
Eltern drohte Renée damit, sich durch Sturz aus dem Fenster
zu töten. Ihre Eltern riefen den Hausarzt und dieser
veranlasste X Aufnahme in die Psychiatrische Abteilung.
Dort stimmte sie dem Aufenthalt nur zu, weil „die Situation
Zuhause unmöglich geworden war“. Nach Angabe von X
Eltern war die häusliche Lage seit 5 Jahren „Katastrophal“. X
konnte gerade noch sehr liebenswürdig, im nächsten
Augenblick ohne erkennbaren Grund aber schon zornig und
streitsüchtig sein. Sie schien vielleicht eine Stunde ganz
glücklich zu sein und dann, sehr plötzlich, klagte sie darüber,
dass ihr Leben nicht mehr lebenswert sei. Sie hatte
unrealistische und sich ständig ändernde Zukunftspläne.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
fehlende Informationen
- Borderline PS
X.
Der 26 jährige X. wurde nach einem Suizidversuch aus dem
Gefängnis in eine Psychiatrische Einrichtung verlegt. In
seiner Anamnese finden sich bereits 3 Suizidversuche,
Episoden von Depressionen und zahlreiche Probleme mit dem
Gesetz. Praktisch seit dem ersten Schultag geriet er in
Schlägereien mit anderen Kinder. Im Alter von 9 schmiss er
seinen kleinen Bruder aus dem Fenster des ersten Stocks,
wobei dieser zahlreiche Verletzungen erlitt. Seine Kindheit
verbrachte er in diversen Heimen und zum Teil bei seiner
Großmutter, die bis zu 8 andere Enkelkinder gleichzeitig
versorgte. Mit 10 Jahren begann er Drogen zu nehmen und
verübte mit seiner Gang zahlreiche Straftaten. Mit 23 Jahren
war er bereits Vater von 5 Kinder, die er jedoch nicht
finanziell unterhält.Wenn er nicht gerade schlecht aufgelegt
ist, ist er ein manipulativer Mensch, der charmant, witzig und
gesellig sein kann.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
fehlende Informationen
- Antisoziale PS
35
X
Die beruflich erfolgreiche 25 jährige X wird von ihrem
Freund in die Notfallaufnahme gebracht, weil er aufgrund
ihrer Beschwerden, ihrer Forderungen und ihres sprunghaften
Verhaltens zunehmend beunruhigt war. Als vordringliche
Beschwerde gibt sie an, ständig daran denken zu müssen, sich
umbringen zu wollen. Die jetzige Krise begann, als ihr Freund
sich weigerte, über ihre Forderung nach einer Hochzeit
nachzudenken. Er gibt zudem an, ihre Forderungen,
Telefonanrufe und eskalierenden Drohungen nicht mehr
tolerieren zu wollen. In den letzten Monaten entwickelten sich
bei Frau E. fluktuierende depressive Verstimmungen, eine
Tendenz zu viel zu schlafen, sowie eine Neigung zu
Essanfällen. Am schlimmsten seien ihre Symptome, wenn sie
alleine ist. Dann gibt sie auch dem Drang nach, sich selbst
verletzen zu wollen.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
- Borderline – PS
X
Zum Aufnahmegespräch erscheint eine 28-jährige, ledige,
gepflegte Frau, die im Gespräch zwar freundlich zugewandt
aber deutlich verunsichert wirkt. Sie berichtet über starke
Minderwertigkeitsgefühle, gleichzeitig mache sie sich große
Sorgen um ihre weitere Zukunft und sei häufig sehr
angespannt. Ein großes Problem von ihr sei die Vorstellung,
im Vergleich mit anderen sozial unbeholfen und unattraktiv
zu sein. Sie habe zwar einige wenige Kontakte, sie vermeide
aber – wenn es irgendwie ginge – berufliche und private
Situationen, die zu intensiveren zwischenmenschlichen
Kontakten führen könnten, aus Angst abgelehnt oder kritisiert
zu werden. Nach einem Arbeitsplatzverlust sei es in den
letzten 1 ½ Jahren zu einer Entwicklung großer
Niedergeschlagenheit mit Schlafstörungen gekommen. Akute
Selbstmordgedanken habe sie nicht, obwohl sie manchmal
den Wunsch habe, nicht mehr da zu sein.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
- Selbstunsichere PS
X
Eine 35-jährige Krankenschwester stellt sich zur Aufnahme in
ein Psychotherapieprogramm vor, sie berichtet offen über ihre
Probleme und ist sehr rasch gut im Kontakt. Ihre größten
Probleme seien extreme Anspannungszustände und starker
Selbsthass, die meist gleichzeitig und von ihr unvorhersehbar
aufträten. Sie habe einen kleinen Bekanntenkreis, die meisten
Beziehungen verliefen wechselhaft und kompliziert, nichts
wünsche sie sich sehnlicher als eine feste Partnerschaft.
Während der stationären Behandlung treten verschiedene
Konflikte mit Mitpatienten oder Behandlern auf, da die
Patientin sich sehr schnell zurückgewiesen und ungeliebt
fühlt.
Hinweise auf die Störung/ mögliche Fragen/
- Borderline – PS
36
Hinweise zur Diagnose gemäß ICD – 10 von Prof. Dr. Halder –
Sinn
Wichtig für die Aufgabenstellung in der Klausurn
Wichtige
Punkte zur
Diagnosestellung

Mehrzahl der Diagnoseklassen bezieht sich nur auf aktuellen Symptome.
Ausnahmen mit längerem Beobachtungszeitraum: Süchte, rezidivierenden affektiven
Störungen Somatisierungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen
Diagnosen sind rein deskriptiv. Zusätzliche Fragen, die der möglichen Aufklärung der
Ursache der Störung dienen könnten, sind meist irrelevant (z.B. die Frage nach der
Persönlichkeit der Mutter.)
Trotz Komorbidititäten sind einige Störungen gegenüber anderen dominant und die
dominante Störung muss vorrangig gestellt. Somit können auch Diagnose, deren
Symptomatik ähnlich sind, aber leichtere Störungen darstellen, ausgeschlossen werden.
z.B.: depressive Episode  Neurasthenie, Dysthymie, Anpassungsstörung
Diagnostik sollte vollständig sein. Wenn die Diagnose nur einen Teil der gegebenen
Symptomatik (z.B. soziale Angst) erklärt, aber nicht die anderen aktuellen Symptome
des Pat. (z.B. Essstörungen), dann sollte eine Komorbiditätsdiagnose geprüft werden.
Dies bei allen „übrig – gebliebenen“ Symptome machen!!!
Zuordnung der individuellen, patientenbezogenen Informationen zu den ICD-10Kriterien ist unterschiedlich schwierig, je nach der Art der Kriterien (s. Tabelle)




Situation
Patient gibt an rasch
Ermüdbarkeit zu sein und
Einschlafstörungen zu haben
Patient gibt Reizbarkeit und
Aggressivität an
Patient gibt an, dass er sich
ständig Sorgen mache,
wegen seiner möglicherweise
nicht abgeschlossenen
Haustür
Unfähigkeit, Mitleid zu
empfinden
-
-
-
-
Theatralisches
Ausdrucksverhalten,
stumpfe Affektivität
Diagnostisches Vorgehen
in der Regel keine Beschönigungen zu erwarten
Aufgabe des Diagnostiker besteht im Festellen der klinischen Relevanz
(z.B. kurz zuvor eine schwere OP  dann Müdigkeit normal)
Oft soziale Erwünschtheit bei diesen Angaben
Festzustellen über Diskrepanzen von Patienten – und Fremdangaben
(!Vorsicht vor Überinterpretationen!), Beschreibung einer konkreten
Situation durch den Patienten und Erfragung der Ausprägung des
„gereizten“ Verhaltens.
Therapeut muss indirekt (Ich – Dysthonie oder intrinsischen
Therapiemotivation?) festzustellen, ob die Gedanken als die eigenen
oder als fremd eingegeben aufgefasst werden.
Der Patient wird dies nicht von sich aus erwähnen, da er es für
selbstverständlich hält, dass er die Quelle ist
z.B. Patient fährt nicht zum Geburtstag seiner todkranken Mutter, da er
meint, dass es im Alter normal ist, dass man bald stirbt
Schwierigkeit: Liegt Mangel an Empathie wegen Defiziten beim
Patienten vor oder wegen einer besonders belasteten Mutter – Sohn
Beziehung.  nach anderen Personen, deren Schicksal dem Patienten
nahe geht fragen, um Klarheit zu schaffen
werden vom Patienten nicht selbst beschrieben
Verhaltensbeobachtung wichtig: dramatische Wortwahl? Penetrantes
Selbstlob? Übertrieben, negative Kommentare zum eigenen Verhalten?
Probleme des verbalen Ausdrucks?
Strategisches Vorgehen beim Stellen der F60 Diagnose
Strategisches
Vorgehen beim
Stellen der F60
Diagnose
Ausschluss von Symptomen, die zur Achse – I – Diagnosen gehören. Jene
Symptome, die möglicher Weise zu einer Achse – I– Störung gehören (z.B. F32.x)
werden nicht berücksichtigt. (Ausnahme Borderline – Störung)
2. Welche Symptome, die für welche spezifische Persönlichkeitsstörung sprechen,
sind darüber hinaus noch gegeben?
3. Erst dann wird geprüft, ob für diese Symptome die allgemeinen Kriterien (Dauer,
Intensität, gravierende Folgen etc.) der Persönlichkeitsstörungen (F60) gegeben
sind?
Nicht: Beispielsweise die aktuellen F32.x-Symptome als Beleg für „Unausgeglichenheit
….in der Affektivität…“ (Kriterium 1 der allgemeinen diagnostischen Leitlinien der
Persönlichkeitsstörungen, F60) heranziehen. Sie gehören zu einer Achse-I-Diagnose.
1.
37
Erhebung zusätzlicher Informationen zur ICD – 10 Diagnose
Welche
Information ist
wirklich
wichtig?
Es sollen nur relevante Informationen erfragt werden, deren Zweck und Nutzen auch
benannt werden kann. Bloße Absicherung bereits bekannter Information ist nicht
erforderlich:
 z.B. die Frage „Wie viel Angst haben Sie im Hörsaal?“ ist irrelevant, wenn bereits
bekannt ist, dass der Patient schon lange konstantes Vermeidungsverhalten
gegenüber Hörsälen zeigt oder angibt Angst zu haben.
 z.B. die Fragen „Wie war Ihre Beziehung zu Ihrem Vater?“ oder „Warum kam es
zur Scheidung Ihrer Ehe?“ sind irrelevant, wenn nicht erkennbar ist, für welche
Diagnose die Antworten des Patienten hilfreich sein könnten.
Relevant ist dagegen Information über die noch nicht geprüften Kriterien der
wahrscheinlichen Diagnose. Sie dienen der Verifizierung und der Sicherung der vorläufigen
Diagnose.
Zusatzfragen
zur vorläufigen
Diagnose F40.0
Agoraphobie
Wie wird die
Frage am
sinnvollsten
formuliert?
-
Fragen einfach formulieren und auf Fachausdrücke oder schwierige und komplexe
Vergleiche verzichten! Vielfach ist der Pb nicht in der Lage diese Fragen zu
beatnworten, weil ihm die nötigen Kenntnisse fehlen
o z.B.: „Sind Sie dement?“, Leiden Sie unter craving?“, „War Ihre
Trauerreaktion nach dem Tode Ihrer Frau länger und tiefer als normal?“
- Fragen nicht abwertend (implizit oder explizit) formulieren und bei peinlichen
Sachverhalten aufpassen! Die subjektive Wahrnehmung des Patienten kann sich auch
grundsätzlich von der des Klinikers unterscheiden.
o z.B. „sind Sie herzlos unbeteiligt am Schicksal anderer?“
o z.B. „Haben Sie ein überhöhtes Selbstwertgefühl?“ „Sind Sie egozentrisch?“
o z.B. „sind Sie unangemessen misstrauisch?“
- Nach operationalisierten Merkmalen der ICD – 10 Diagnosen fragen, da diese in der
Regel weniger verfälscht sind. Besonders wichtig, wenn keine verlässlich
Fremdanamnese verfügbar ist.
Kriterium/ Konstrukt
Operationalisierung
Berufliche
Krankheitstage, nicht oder nicht pünktlich fertiggestellte
Leistungsfähigkeit
Projekte, Hierarchiaufstieg/ - abstieg in den letzten Jahren
Therapiemotivation
Zahl der (nicht) eingehaltenen Therapietermine
Selbstwertgefühl
Zahl der besonderen Fertigkeiten und Begabungen, die
Patient glaubt zu haben oder
Zahl der Erfolge/ befriedigenden Leistungen in der letzten
Zeit
Intensität von Zwängen
Zahl der erfolgreich oder erfolglosen Widerstände
Intensität einer emotionalen Häufigkeit der selbst initiierten Kontakte zu dieser Person
Bindung
Intensität der Angst
Häufigkeit und Gelegenheit, bei der Meideverhalten
auftritt
Ausmaß eines Bedürfnisses Häufigkeit des Verhaltens (z.B. Zahl der Zigaretten/Tag)
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