Bedarfserhebung 2006/2007

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Ein Projekt von
gefördert von
Endbericht der Bedarfserhebung
„Streetwork in der Region Oberes Mürztal"
2006/2007
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Ein Projekt von
gefördert von
Verfasser: Lernbass Achim
Kontaktmöglichkeit unter [email protected]
Mobil: 0699/14600026
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Frau Bezirkshauptmann Dr. Gabriele Budiman 03
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
7)
Ausgangslage
Positionierung
Grundsätze der Erhebung
Methoden und Zugänge der Erhebung
Vorgangsweise der Kontaktaufnahme
Die offizielle Perspektive
6.1)
BürgermeisterInnen und Jugendverantwortliche
6.1.1 Vermittlungsbedürfnis
6.1.2 Exkurs „Information als Methode“
6.1.3 Schaffung differenzierter Sichtweisen und
Kommunikationsstrukturen
6.1.4 Skeptische Anmerkungen
6.2)
Exekutive
6.2.1 Rechte Tendenzen
6.2.2 Sensibilität und Langfristigkeit
6.3)
Schulen des Bezirkes
6.3.1 Gesellschaftliche Tendenzen
6.3.2 Bedarf an der Jugend gerechten
Unterstützungsmöglichkeiten
6.4)
Soziale Einrichtungen des Bezirkes
6.4.1 Niederschwelligkeit
6.4.2 Altersspanne
6.4.3 Entlastung, Erfahrungsaustausch und
Ausgleich von Informationsdefiziten
6.5)
Jugendzentrum HOT – house of tolerance
6.5.1 Der Bedarf an Streetwork aus der Sicht des
Jugendzentrums
6.5.2 Hinweise für ein mögliches Arbeitsmodell
6.5.3 Kooperationsprojekt Jugendarbeitskreis
6.6)
Zusammenfassung der Themenschwerpunkte aus
den ExpertInnengesprächen
Die Perspektive der Jugendlichen und jungen Erwachsenen
7.1)
Bemerkungen zur Fragebogenerhebung
7.2)
Was wurde erhoben?
7.3)
Die Grundgesamtheit der Erhebung
7.4)
Rahmenbedingungen der Jugendlichen
7.4.1) Freizeitnutzung
7.4.2) Interessensvertretung
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7.4.3) Sozialer Raum
7.4.4) Zukunftsperspektiven
Wahrnehmung von Problembereichen
Nachfrage nach Tätigkeiten und Grundsätzen einer
Streetworkeinrichtung
Conclusio
Projektlaufzeit, Team und Standort
Anhang: Fragebogen
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Vorwort von Frau Bezirkshauptmann Gabriele Budiman
Nunmehr liegt uns der Endbericht der Bedarfserhebung
„Streetwork in der Region Oberes Mürztal“
vor und ich bin sehr beeindruckt von der professionellen Arbeit des Verfassers.
Achim Lernbass hat überaus genau und flächendeckend recherchiert und ein sehr
aussagekräftiges Ergebnis geliefert. Ich bitte Sie, sich die Zeit zu nehmen, diesen
Endbericht genau zu studieren. Sie werden viel über die Bedürfnisse unserer
Jugendlichen und ihre Probleme und Sorgen erfahren.
Ich hoffe, Sie teilen meine Meinung, dass die Implementierung von „Streetwork“ in
unserem Bezirk als Auffangnetz und Anlaufstelle für unsere Jugend, wo sie ernst
genommen und vertraulich beraten werden überaus wichtig ist.
Gemeinsam werden wir die Finanzierung dieses Projektes mit einem Blick in die Zukunft
schaffen, unsere Jugend bedarf unserer Unterstützung und ich glaube, dass wir
verpflichtet sind, ihnen diese zu gewähren.
Ich freue mich auf spannende Diskussionen und bedanke mich bei Achim Lernbass für
seine tolle Arbeit.
Herzlichst
Dr. Gabriele Budiman
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Bezirkshauptmann
1) Ausgangslage
Aufgrund einer akuten Anfrage der Gemeinde Mitterdorf an ISOP-Innovative Sozialprojekte
Graz und der jahrelangen politischen Thematisierung von „Streetwork“ im Bezirk Mürzzuschlag
wurde im vergangenen Projektjahr 2006/2007 der Bedarf an einer niederschwelligen,
jugendspezifischen und problemorientierten Einrichtung in einer umfangreichen Analyse mit
qualitativen und quantitativen Methoden bezirksweit erhoben. Die latente Diskussion um ein
Projekt „Streetwork“ im Bezirk Mürzzuschlag sollte im Rahmen dieser Bedarfserhebung durch
fundierte Erkenntnisse bereichert werden, die letztlich auch die Einsicht in gegebene
Handlungsnotwendigkeiten ermöglichen.
Obwohl der „Auslöser“ für das Projekt Probleme mit Jugendlichen in der Gemeinde Mitterdorf
waren – besonders im Zusammenspiel von übermäßigem Alkoholkonsum, Vandalismus und
Gewalt – so sehen die Verantwortlichen des Bezirks selbst aufgrund der Vielschichtigkeit der
Ergebnisse in mehrfacher Hinsicht dringenden Handlungsbedarf. Hier kann eine
niederschwellige Möglichkeit zur Inanspruchnahme von Unterstützung und lebensweltlicher
Begleitung Jugendlicher und junger Erwachsener nur eine Facette darstellen und ein erster
Schritt in einer problemstufenübergreifenden und ganzheitlichen Herangehensweise sein. Aus
diesem Grund hat der Sozialhilfeverband Mürzzuschlag auch umgehend vollste finanzielle
Unterstützung für ein kommendes Projektjahr im Sinne einer Aufbauphase zugesagt.
Das auslösende Moment für das Projekt und die damit verbundenen Erwartungshaltungen an
eine mögliche Streerworkeinrichtung verlangen im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise nicht
nur nach einer Sensibilisierung für die Situation, die Problemstellungen, die Anliegen und
Bedürfnisse der Jugendlichen des Bezirkes insgesamt, sondern auch nach einer Klarstellung
hinsichtlich der Zielsetzungen und Möglichkeiten einer solchen Einrichtung.
2) Positionierung
Entgegen oft fälschlicher Rollenbilder von StreetworkerInnen als Ordnungskraft, Kontrollinstanz
und Jugendpolizei oder dergleichen, war es im Rahmen der Bedarfserhebung ein zentrales
Anliegen, die Arbeitsgrundsätze, die Zielsetzungen und auch die Philosophie von Streetwork zu
transportieren, um ein realistisches und authentisches Verständnis dieser Form der
Jugendsozialarbeit zu vermitteln.
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Streetwork versteht sich als eine niederschwellige Anlaufstelle für Jugendliche und junge
Erwachsene und zeichnet sich in erster Linie durch die Methode mobiler, aufsuchender bzw.
nachgehender Sozialarbeit aus. Die Niederschwelligkeit zeigt sich zunächst daran, dass der
Erstkontakt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch den zentralen Arbeitsgrundsatz
der Mobilität zumeist im Milieu der Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst stattfindet,
was grundsätzlich einen Abbau von Schwellenängsten bewirken soll und letztlich die
Attraktivität und auch Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme einer Streetwork-Einrichtung
steigert – wie an zahlreichen bestehenden Streetwork-Projekten nachvollzogen werden kann.
Die Niederschwelligkeit der Einrichtung ergibt sich neben dem Aspekt der Mobilität aber
besonders auch dadurch, dass ein Kontakt mit der Einrichtung bzw. ihre Inanspruchnahme auf
absolut freiwilliger und kostenloser Basis stattfinden kann. Durch langfristige Beziehungsarbeit
im Rahmen von Grundsätzen wie Parteilichkeit (man steht auf der Seite der Jugendlichen),
Verschwiegenheit (nichts dringt nach außen), Anonymität (es müssen keine persönlichen
Angaben gemacht werden) und Transparenz (für die Jugendlichen muss nachvollziehbar bleiben,
was geschieht), soll eine Vertrauensbasis ermöglicht werden, die schließlich einen spezifischen
Ausgangspunkt für die Arbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen darstellt.
Im Zentrum dieser Form von Jugendsozialarbeit steht zunächst eine grundsätzlich
akzeptierende Haltung gegenüber den Jugendlichen und jungen Erwachsenen („angenommen
werden“), die letztlich Voraussetzung für den Zugang zur jeweiligen Lebenswelt und auch
Akzeptanz von Seiten der KlientInnen ist und eine Basis für die Möglichkeit kritischer Reflexion
eigener Perspektiven, Gewohnheiten und Verhaltensweisen darstellt.
Man kann Streetwork durchaus als eine Art „Auffangnetz“ verstehen, das Jugendliche und junge
Erwachsene in Anspruch nehmen können, wenn sonstige soziale Räume, in denen Probleme
eine Kompensation oder Lösung finden können (wie Familie, Freunde etc.), nicht in Betracht
kommen, sich auflösen und/oder einfach nicht vorhanden sind. Dementsprechend bietet
Streetwork verschiedene Formen persönlicher Beratung, Betreuung in Krisensituationen,
Begleitung (zu Behörden, Polizei, Gericht, ÄrztInnen etc.), Weitervermittlung an fachspezifische
Einrichtungen, aber auch Vermittlung im Sinne der Vertretung der Interessen Jugendlicher und
junger Erwachsenen nach „außen“ (gegenüber Erwachsenen, PolitikerInnen etc., sprich
„Lobbying“), also Vermittlung zwischen Jugend und Erwachsenenwelt in einem sehr allgemeinen
Sinne. Streetwork agiert jedoch nicht ausschließlich problemorientiert, sondern versucht
grundsätzlich als Plattform für den Ausgleich von Informationsdefiziten zu agieren, wie auch
geschlechtsspezifische Angebote zu forcieren und Impulse für beispielsweise aktive und
sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben.
Das Angebot „Streetwork“ will eine möglichst einfache und unkomplizierte Möglichkeit zur
Verfügung stellen, bestimmte Formen an Unterstützung wahrzunehmen. Aus der Intention und
den Arbeitsgrundsätzen einer Streetwork-Einrichtung heraus ergibt es sich im Prinzip von selbst,
dass die eigentliche Zielgruppe – nicht ausschließlich, aber zumeist – Jugendliche und junge
Erwachsene sind, die eben mit bestimmten (oft drastischen) Problemstellungen zu kämpfen
haben, durch bestehende Integrationsräume „durchrasseln“ und im weitesten Sinne
„Randgruppen“ darstellen. Es handelt sich also – im Verhältnis zur Gesamtheit der Jugendlichen
– um relativ kleine Anteile, für die eine Streetworkeinrichtung attraktiv und hilfreich sein kann,
was jedoch nicht bedeutet, dass nicht jeder/jede Jugendliche und junge Erwachsene in dieser
Einrichtung willkommen ist.
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Streetwork stellt also in jedem Fall konkrete Basisarbeit mit Jugendlichen und jungen
Erwachsenen dar, was meint, dass man tagein tagaus in direktem Kontakt mit Jugendlichen und
jungen Erwachsenen, ihren Lebensbedingungen, ihren Problemen, Anliegen, Bedürfnissen und
Wünschen steht. Im Rahmen der erläuterten Arbeitsweise und Grundsätze – und damit eines
spezifischen Verständnisses von Jugendsozialarbeit – kann Streetwork einerseits persönlichem
Leid auf individueller Ebene entgegenwirken, als auch in einem allgemeineren Kontext
vermittelnd wirken und erste Impulse für eine bessere Kommunikation zwischen Jugendlichen
und Erwachsenenwelt geben (beispielsweise einer Gemeinde).
3) Grundsätze der Erhebung
Allgemein kann man festhalten, dass wir es im Bezirk Mürzzuschlag mit sehr ländlich geprägten
Strukturen zu tun haben, was die konkrete Arbeitsweise von Streetwork letztlich stark
beeinflusst. Abgesehen davon, dass sich die Rahmenbedingungen Jugendlicher und junger
Erwachsener grundsätzlich anders gestalten als im städtischen Zusammenhang, ergibt sich die
weitaus größere Notwendigkeit, Gemeinwesenarbeit, Vernetzung und Lobbying zu leisten um
die Integration, Akzeptanz und Tragfähigkeit des Projektes im ländlichen Sozialraum –
betreffend Entscheidungsträger, Institutionen und Bevölkerung – zu gewährleisten und sozial
integrative Ziele zu forcieren.
1) Entsprechend der politischen Entscheidung, ein Projekt „Streetwork“ hinsichtlich der Frage der
Finanzierung und einer sinnvollen und effektiven Arbeitsweise in größeren Dimensionen –
gemeindeübergreifend – zu denken und somit eine bezirksweite Bedarfserhebung zu
veranlassen, wurde die Erhebung selbst in ihrem Ansatz und Zugang sehr „systemisch“
gehalten, d.h. es wurde versucht, den Bezirk als Ganzes – als System – zu betrachten und in
diesem Sinne bezirksweite Tendenzen, Auffälligkeiten und Problembereiche zu beleuchten.
2) Ziel der Erhebung war es, ein möglichst umfangreiches Bild der Jugendlichen im Bezirk zu
zeichnen – ihrer Anliegen, Bedürfnisse und Problemfelder –, indem so viele Perspektiven und
Informationen wie nur möglich miteinbezogen wurden, um der Situation gerecht zu werden.
3) Die Bedarfserhebung einer möglichen Streetwork-Einrichtung voranzustellen entspringt dem
Gedanken, dass es Sinn macht, sich über die konkreten Anliegen, Bedürfnisse, Erwartungen und
Problemstellungen einer Region zu informieren, um möglichst maßgeschneidert und der Region
entsprechend agieren zu können und in diesem Sinne ein mögliches und sinnvolles
Arbeitsmodell zu entwerfen.
4) Die Erhebung wurde von Beginn an unter dem Grundsatz der Beteiligung der Region selbst
geführt. Es wurde stets versucht, den Charakter des Gemeinsamen und der Zusammenarbeit in
den Vordergrund zu stellen, die Menschen aus der Region inhaltlich und organisatorisch
einzubinden, anstatt den Eindruck zu vermitteln, hier einseitig „auszuforschen“. In diesem Sinne
wurde mit den jeweiligen GesprächspartnerInnen ein kontinuierlicher Austausch von
Einschätzungen, Erfahrungen und Erwartungen praktiziert, auch im Hinblick darauf, ein
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korrektes und angemessenes Bild unserer Arbeit und unserer Möglichkeiten zu vermitteln, und
somit von Anfang an realistische Erwartungshaltungen sicherzustellen.
4) Methoden und Zugänge der Erhebung
Der Frage des Bedarfs an einer niederschwelligen, jugendspezifischen und problemorientierten
Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsenen wurde im Wesentlichen über zwei
verschiedene Perspektiven nachgegangen:
1) Im Rahmen von zahlreichen und ausführlichen Gesprächen wurde einerseits die „offizielle“
Perspektive beleuchtet bzw. die Einschätzung von Institutionen, Einrichtungen und
Gemeindeverantwortlichen des Bezirkes, sprich: Bezirkshauptmannschaft Mürzzuschlag bzw.
Frau Bezirkshauptfrau Budiman, Sozialreferat, 16 BürgermeisterInnen und die jeweiligen
Jugendverantwortlichen (etwa 10 Personen) aus 16 Gemeinden, 8 Ansprechpersonen der
jeweiligen Polizeiposten des Bezirkes, diverse Verantwortliche in den Schulen (13 DirektorInnen
und etwa 10 LehrerInnen), VertreterInnen bestehender Einrichtungen (die SozialarbeiterInnen
der Bezirkshauptmannschaft, Beratungszentrum Mürzzuschlag, BAS Mürzzuschlag,
Jugendausbildungszentrum, BFI/MIA, Jugendtherapiezentrum Mitterdorf, Jugendzentrum HOT,
Bezirksjugendmanager etc. – insgesamt um die 20 Personen bzw. „ExpertInnen“); darüber
hinaus fanden immer wieder Gespräche mit informellen Ansprechpersonen statt, die aus
beruflichen Gründen eine ausgeprägte Kenntnis der Region und ihrer Jugendlichen entwickelt
haben und ihre Situation im Bezirk einzuschätzen vermögen, so besonders VertreterInnen aus
der Gastronomie (etwa 10 Personen);
Auf Ebene der Gemeindeverantwortlichen, der Exekutive und DirektorInnen ist eindeutig ein
weit höherer Anteil an Männern feststellbar – so auch in der Gastronomie (jeweils über 2/3),
während LehrerInnen und VertreterInnen der angeführten bestehenden Einrichtungen beinahe
ausschließlich frauendominiert sind. Insgesamt verteilt sich das Alter der jeweiligen
Ansprechpersonen zwischen etwa 25 und 65 Jahren.
Bevor ich näher auf die Inhalte dieser Gespräche eingehe, soll vorweggenommen sein, dass
sich die jeweiligen GesprächspartnerInnen mehrheitlich entschieden für das Projekt
ausgesprochen und ohne Ausnahme als potenzielle KooperationspartnerInnen im Interesse
einer sinnvollen Zusammenarbeit angeboten haben. Uns wurde für den weiteren Verlauf des
Projektes vollste Unterstützung zugesichert. Wir haben im Rahmen der Gespräche mit den
verschiedenen VertreterInnen und Instanzen eine jeweilige Ansprechperson fixiert und somit die
Grundbedingung für eine Vernetzung und konstruktive Zusammenarbeit in Zukunft
sichergestellt.
2) Die Perspektive der Jugend selbst, erhoben durch einerseits eine Vielzahl an Kontakten und
Gesprächen mit Jugendlichen an vordergründig informellen Treffpunkten, wie Bahnhöfen,
Plätzen, Parks, Lokalen etc. (um die 200 Jugendlichen konnten auf informeller Ebene
angesprochen werden), andererseits durch eine repräsentative Fragebogenerhebung unter 1400
SchülerInnen zwischen 13 und 20 Jahren, flächendeckend an allen Schulen des Bezirkes, von der
4. Klasse Hauptschule aufwärts; Sowohl bei den informellen Gesprächen als auch im Rahmen
der Fragebogenerhebung kann man von einem eindeutigen Übergewicht an Mädchen bzw.
Frauen sprechen (über 2/3).
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Die Konstruktion des Fragebogens, wie auch die Phasen der statistischen Auswertung der
Daten, wurde mit freundlicher und professioneller Unterstützung der Soziologen Dimitrios
Manopoulos und Florian Spendlingwimmer durchgeführt und kritisch begleitet.
Durch diese Zugänge der Erhebung konnte ein durchwegs aussagekräftiges Ergebnis produziert
werden, in dem nicht nur Erwachsene sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene selbst
repräsentativ zu Wort kamen und daran beteiligt wurden, thematische Schwerpunkte,
Problemfelder und Anliegen bzw. Erfordernisse der Region aufzuzeigen.
5) Vorgangsweise der Kontaktaufnahme
Während die Kontaktaufnahme zu den Verantwortlichen der Gemeinden (BürgermeisterInnen
und Jugendverantwortlichen) anfangs über Frau Bezirkshauptmann Budiman im Rahmen einer
BürgermeisterInnenkonferenz mit dem Tagesordnungspunkt „Streetwork“ angekündigt und
vorbereitet wurde, konnten die Jugendlichen im Rahmen einer sehr rudimentären
Streetworkarbeit vor allem durch Kontakte1 und Gespräche auf offener Straße und an
informellen Treffpunkten (Bahnhöfe, Plätze, Parks, Lokale etc.) erreicht werden.
Darüber hinaus konnte das Projekt im Zuge der Organisation und Abhaltung der
Fragebogenerhebung an den Schulen des Bezirkes in jeder einzelnen Klasse persönlich durch
den Projektleiter und seine MitarbeiterInnen vorgestellt werden, wodurch eine sehr
umfangreiche und effektive Öffentlichkeitsarbeit möglich war. Durch Einzel- und
Gruppengespräche mit Verantwortlichen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den
Gemeinden als auch durch die Durchführung der Fragebogenerhebung ist der
Bekanntheitsgrad des Projektes und seiner MitarbeiterInnen in den Gemeinden des Bezirkes
mittlerweile durchaus positiv einzuschätzen, was einer folgenden Aufbauphase des Projektes
enorm förderlich ist und insbesondere für die Akzeptanz und Tragfähigkeit der Einrichtung
spricht.
Aus diesen Bemühungen resultiert einerseits eine sehr ausgewogene und vielschichtige
Einschätzung der Situation im Bezirk Mürzzuschlag, die es vermag, Problembereiche und
Handlungsnotwendigkeiten aufzuzeigen, als auch andererseits ein breites Netzwerk an
Kontakten zu KooperationspartnerInnen, MultiplikatorInnen und Jugendlichen bzw. jungen
Erwachsenen, auf dem das Projekt in Zukunft aufbauen kann.
6) Die offizielle Perspektive
In den folgenden Abschnitten soll ein Querschnitt über die Inhalte der Gespräche im Hinblick
auf die „offizielle Perspektive“ gegeben werden, im Rahmen derer sich bereits ein gewichtiger
Anteil an Ergebnissen herauskristallisierte, so auch potenzieller Arbeitsbereiche einer möglichen
Streetwork-Einrichtung. Die Zusammenfassung der Inhalte dieser Gespräche erfolgt
ausschließlich wiedergebend und beschreibend.
6.1 BürgermeisterInnen und Jugendverantwortliche
1
Definition „Kontakt“: „Unter Kontakt verstehen wir persönliche Gespräche mit Jugendlichen, Eltern und Erwachsenen im Rahmen
der Außendienste, Öffnungszeiten oder vereinbarten Gespräche, die über den Austausch von Grußformeln und Small-Talk
hinausgehen (…).“ In: Tätigkeitsbericht Streetwork Bruck/Kapfenberg, 2006: Seite 5
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In den Gesprächen mit den jeweiligen BürgermeisterInnen und Jugendverantwortlichen der
Gemeinden wurde grundsätzlich versucht a) die Projektidee vorzustellen und die grundsätzliche
Methode Streetwork zu erläutern und nahe zu bringen, b) Einschätzungen, Meinungen und
Anliegen, wie auch besonders Erfahrungen der Verantwortlichen mit den eigenen Jugendlichen
in den jeweiligen Gemeinden einzuholen, c) ein mögliches Arbeitsmodell für den Bezirk
Mürzzuschlag anzudeuten.
Weiters war es ein zentrales Ziel, durch die Beteiligung der Verantwortlichen eine gemeinsame
Vorgangsweise anzubieten, die sich in weiterer Folge durch einen kontinuierlichen
Erfahrungsaustausch fortsetzen soll.
6.1.1 Vermittlungsbedürfnis
Der Grundtenor der BürgermeisterInnen und Jugendverantwortlichen im Rahmen unserer
Öffentlichkeitsarbeit war im Wesentlichen der, dass eine mögliche Streetwork-Einrichtung in
mehrerlei Hinsicht Sinn macht und in jedem Fall eine Bereicherung darstellt. Die Idee einer
niederschwelligen Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene wird durchaus als attraktiv
wahrgenommen, besonders im Sinne einer Einrichtung, an die man sich auch als Erwachsener
(so eben auch als BürgermeisterIn) im konkreten Bedarfsfall „Hinwenden“ kann. Hier wurden in
erster Linie und beispielgebend Kommunikationsprobleme angesprochen, sprich
Vermittlungsnotwendigkeiten zwischen Erwachsenenwelt und Jugend in der eigenen Gemeinde
oder auch in einem gemeindeübergreifenden Sinne. Diese Vermittlungsnotwendigkeiten, oder
besser gesagt ein gewisses Vermittlungsbedürfnis, werden von der überwiegenden Mehrheit
der Gemeinden deponiert, da es scheinbar in beinahe jeder Gemeinde die „üblichen
Verdächtigen“ gibt, an die man mit bestimmten Anliegen schwer bis gar nicht herankomme. So
natürlich auch umgekehrt: Wir sind im Rahmen unserer Außendienste und Gespräche mit den
Jugendlichen immer wieder damit konfrontiert worden, dass man auf Seiten der Gemeinden
gewisse Defizite und fehlende Kommunikationsbereitschaft wahrnehme. Ohne hier einer der
beiden Seiten Schuld an bestimmten Kommunikationsproblemen zuzuweisen, kann man in
jedem Fall davon ausgehen, dass hier eine gezielte „Vermittlung“, wie sie eine
Streetworkeinrichtung durchaus bewerkstelligen kann, in beidseitigem Interesse steht.
Der Vermittlungsaspekt zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen war natürlich auch
besonders aus der Sicht der Jugendverantwortlichen, sofern dezidiert vorhanden, ein
interessanter Aspekt. Eines meiner ersten ausführlichen Gespräche mit einem
Jugendverantwortlichen bietet sich hier als gutes exemplarisches Fallbeispiel an, um einen
Gesamtzusammenhang zu beleuchten, der immer wieder bezirksweit auftritt und der einige
grundlegende Problemstellungen verdeutlicht:
Der außerordentlich engagierte Jugendverantwortliche Herr P., der Kinder und Jugendliche in
besonders kreativer, sportlicher, naturbezogener und in diesem Zusammenhang
erlebnisorientierter Weise zu faszinieren und zu motivieren sucht, bietet in diesem
Zusammenhang einen großen Komplex an möglichen Unternehmungen, Veranstaltungen und
dergleichen an, mit denen er Kinder und Jugendliche aus der Schule heraus zu interessieren
versucht, was ihm zu einem sehr hohen Grad auch gelingt.
Herr P. hat mir in einem persönlichen Gespräch aber auch erzählt, dass dieses Engagement
ganz deutlich – und wie er meint, „bestimmte“ Jugendliche betreffend – natürlich auch seine
Grenzen hat. Man sollte diesen Sachverhalt keinesfalls als Scheitern betrachten, sondern auch
einmal den Entwicklungsverlauf junger Menschen herausstreichen. Das Alter von 14 Jahren ist in
diesem Zusammenhang – natürlich mit Schwankungen – quasi eine magische Grenze. Es sollte
eigentlich kein Geheimnis sein, dass mit dem Wachstum, mit der Pubertät, mit dem Ende der
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Hauptschule – wo Karten in vielerlei Hinsicht neu gemischt werden – eine grundsätzliche
Interessensverschiebung stattfindet: Einmal mehr, einmal weniger. Das muss überhaupt nicht
bedeuten, dass nun beispielsweise Vereine in Sport oder Musik und dergleichen ihre
Sinnhaftigkeit und Wirkung verlieren. Vielfach bleiben Jugendliche natürlich auch in diesen
Formen der Einbindungen. Trotzdem werden (auch) andere Dinge interessant: Fortgehen,
zusammen Herumhängen, Rauchen und Alkoholkonsum etc. Letzteres betreffend auch
möglicherweise in einer Verhältnismäßigkeit, die wiederum Problemstellungen, wie
gesundheitliche Risiken, aber auch Gewalt und Vandalismus in zumeist öffentlichen Bereichen
mit sich bringen kann.
6.1.2 Exkurs „Information als Methode“
Prinzipiell natürlich, wie es uns die Medien heute leider verknappt und unzureichend darstellen,
ist beispielsweise ein unverhältnismäßiges Konsumationsverhalten in einem gewissen Alter – wie
natürlich auch darüber hinaus – und vor allem das Ausmaß und die Konsequenzen dieses
Konsumationsverhaltens alles andere als unproblematisch. ABER: man sollte sich in diesem
Zusammenhang besonders die Frage stellen, wie man mit dem Bewusstsein dieser
Problemstellungen auf die Jugend zugeht, wenn man Interesse an ihr hat: mit bloßen
Ermahnungen, Verboten oder sonstigen pädagogischen Prinzipien, die lange schon
„Ausverkauf“ schreien und selten gewünschte Konsequenzen bringen, werden Probleme eher
räumlich und auch zeitlich verlagert als gelöst. Anstatt hier schlichtweg voreilige und falsche
Reaktionen auf das Verhalten Jugendlicher zu setzen, sollte man im Rahmen sinnvoller
Kommunikation mit Jugendlichen der Problematik über andere Zugänge gerecht werden, die
auch langfristig und nachhaltig Sinn machen. So liegt es zunächst an der Gesellschaft selbst,
sprich den Erwachsenen insgesamt, hier eine Vorbildfunktion einzunehmen und beispielsweise
„Trinkkultur“ zu vermitteln, entsprechend dem Alkohol als einem „Genussmittel“. Es geht also
insgesamt darum, den Umgang mit legalen aber auch illegalen Substanzen zu thematisieren
und „Information“ – so besonders Informationsmöglichkeiten – in den Vordergrund zu stellen.
Es ist eine Tatsache, dass Jugendliche und junge Erwachsene vielfach sehr geringes Wissen über
Konsequenzen bzw. Risiken bezüglich Drogenkonsum – inklusive Alkohol – haben, was sich
beispielswiese in zwei Studien des Sozialforschungsinstitutes „x-sample“ in Graz bestätigt findet:
„Einschätzungen von Gesundheitsrisiken (…) sind sehr diffus, ungenau und allgemein gehalten
und beruhen oft auf Halbwissen, Gerüchten und Verallgemeinerungen.“2 „In der Einschätzung der
Suchtgefahr bei Alkohol sehen die > 20-jährigen eine höhere Suchtgefahr als die 14 bis 15 und die
16 bis 17-jährigen.“3
Die zentrale – und nicht nur im Bezirk Mürzzuschlag bestehende – Problematik des Drogenund besonders Alkoholmissbrauchs Jugendlicher und junger Erwachsener beruht nicht zuletzt
auf fehlendem Wissen und fehlender Aufklärung Jugendlicher und junger Erwachsener
hinsichtlich Risiken und Umgangsformen mit legalen und illegalen Substanzen. Darüber hinaus
sind Problemfelder Jugendlicher im Zusammenspiel mit übermäßigem Alkoholkonsum oder
Drogenkonsum ein zentraler und zumeist unterschätzter Arbeitsbereich bestehender (Jugend-)
Streetworkeinrichtungen.
siehe „Bedarfsanalyse psychosozialer Begleitmaßnahmen für Jugendliche mit problematischem Drogenkonsum in Graz“,
Sozialforschungsinstitut x-sample, 2002: Seite 83 unter http://www.x-sample.at/downloads.html
3
siehe Studie zur „Drogensituation unter Grazer Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, Sozialforschungsinstitut x-sample, 2002:
Seite 30 unter http://www.x-sample.at/downloads.html
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Bei Streetwork Bruck-Kapfenberg beispielsweise ist „substanzgebundenes Suchtverhalten“
häufigstes Thema in den Beratungen, was eindeutig auf die aufklärende und damit auch
präventive Funktion einer derartigen Einrichtung hinweist.4
Durch die laufende Thematisierung von Alkohol, Drogen und Sucht in der Beziehungsarbeit und
Beratungstätigkeit leistet Streetwork sowohl primäre als auch sekundäre Präventionsarbeit. So
kann einerseits dazu beigetragen werden, Suchterkrankungen Jugendlicher und junger
Erwachsener bereits im Vorfeld vorzubeugen, wie auch andererseits nach Erkennen deutlicher
Suchtgefährdung und gesundheitlicher Risiken gezielte Maßnahmen nahe zu legen. In beiden
Fällen ist es zentral, Präventionsmaßnahmen zu setzen, die von den Jugendlichen auch
angenommen werden.
6.1.3 Schaffung differenzierter Sichtweisen und Kommunikationsstrukturen
Um auf den Jugendverantwortlichen Herrn P. zurückzukommen, so stellt die betreffende
Gemeinde einen monatlichen Jugendsprechtag zur Verfügung, eine Form von Jugendraum wie
auch einen Funpark, der jedoch immer wieder problembehaftet war bzw. ist und momentan
quasi „eingefroren“ wurde.
Herr P. hat jenen Sachverhalt ganz gut beschrieben, der eine Streetworkeinrichtung hinsichtlich
einer angemessenen Kommunikation mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr
sinnvoll erscheinen lässt, und zwar jene Jugendlichen betreffend, die er auch bei vollem
Engagement nicht (oder nicht mehr) erreichen kann. So etwa Jugendliche, die teilweise auch
schon deutlich vor einem Alter von 14 Jahren an öffentlichen Plätzen und dergleichen
„herumlungern und trinken“, aber auch und besonders ältere „problematische“ Jugendliche, die
regelmäßig durch Ruhestörung, Sachbeschädigung und Vandalenakte auffällig werden, und zu
denen er – natürlich auch aufgrund seiner Funktion als Gemeindeverantwortlicher – keinen
entsprechenden Zugang findet.
Diese Jugendlichen sind ein Teil jener Jugendlichen, die erfahrungsgemäß weder den
Jugendsprechtag in Anspruch nehmen werden, noch den Jugendraum, der von einer ganz
bestimmten bzw. elitären Gruppe Jugendlicher besucht wird und genau deshalb nicht in
Betracht kommt. Auch ganz einfach aus dem Grund, weil man 1) andere Interessen als die
besagte Gruppe verfolgt (so berichteten Jugendliche selbst) und 2) dieser „Jugendraum“ nicht
als ein solcher akzeptiert wird, weil er in keiner Weise ihrer Vorstellung von „sozialem Raum für
Jugendliche“ entspricht. Diese Wahrnehmung betrifft einen sehr großen Anteil der Jugendlichen
und jungen Erwachsenen im Bezirk, wie auch die Ergebnisse der Fragebogenerhebung unter
Punkt 7.4.3 zeigen werden und ist eines der grundlegendsten Defizite, das Jugendliche und
junge Erwachsene benennen: ein Mangel an entsprechenden Möglichkeiten.
Es soll an dieser Stelle jedoch festgehalten werden, dass dieser Sachverhalt in keiner Weise
gegen diesen oder jeden anderen Jugendraum im Bezirk spricht, der einem guten Zwecke dient.
Vielmehr soll hier auf die Notwendigkeit einer differenzierten Wahrnehmung und
Sensibilisierung gegenüber der Jugend als Gesamtheit hingewiesen werden – eben auch jene
Jugendlichen betreffend, welche Interessen verfolgen, die einem im ersten Moment vielleicht
nicht so sympathisch erscheinen: was nichts daran ändert, dass diese Interessen gerechtfertigt
und entwicklungsbedingt sind, und auch ihren Raum brauchen.
Das Problem einer negativen Pauschalisierung Jugendlicher muss auch besonders hinsichtlich
etlicher Funpark-Projekte im Bezirk, die zumeist ein sehr ähnliches Schicksal erleiden, relativiert
4
siehe hierzu Tätigkeitsbericht Streetwork Bruck/Kapfenberg 2006: Seite 6
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werden. Hier kommt es zumeist aufgrund bereits angesprochener Problemstellungen und
fehlender aktiver Einbindung Jugendlicher zu einer sukzessiven Auslagerung aus dem Zentrum
der Gemeinde, zunehmender Missnutzung und/oder Verschmutzung und schließlich zur
Schließung oder einer „hinkende Alternative“.
In den Gesprächen mit Jugendlichen ist bezirksweit nachvollziehbar, dass wenn ein zur
Verfügung gestellter Funpark oder Ähnliches beschmutzt, beschädigt oder missnutzt wird, dies
zumeist nicht von jenem Gros an Jugendlichen ausgeht, welches ihn gerne zweckmäßig
benutzen würden. Jene Jugendlichen, die Funparks oftmals okkupieren oder verunstalten etc.,
sind zumeist eine eher kleine Gruppe, die in keinem Verhältnis zu jenen steht, die den Platz
gerne zu seinem eigentlichen Zweck nützen wollen. Das bedeutet auch, dass ein Auslagern oder
Zusperren des Funparks immer die falschen Jugendlichen treffen wird, und die Verursacher sich
einfach einen neuen Platz suchen werden.
In diesen angesprochenen Bereichen erscheint es in jedem Fall sinnvoll, möglich und von Seiten
der Gemeindeverantwortlichen auch gefragt, dass Kommunikationsstrukturen zwischen
Jugendlichen und der Gemeindeebene geschaffen werden, die auf einem kontinuierlichen
Austausch beruhen und dementsprechend eine differenzierte Sichtweise auf Anliegen,
Erfordernisse und Möglichkeiten beider Seiten zulassen. In diesen Belangen kann eine
Streetwork-Einrichtung durch die niederschwellige und kontinuierliche Basisarbeit erste Impulse
für eine bessere Kommunikation zwischen Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Gemeinden
ermöglichen.
6.1.4 Skeptische Anmerkungen
Obwohl die Projektidee „Streetwork“ von den Gemeindeverantwortlichen grundsätzlich sehr
positiv aufgenommen wurde, sind wir auch mit dem „Gegenargument“ konfrontiert worden,
dass wir ohnehin nichts anbieten können, was nicht schon durch bestehendes Angebot
abgedeckt wäre: sprich gemeindeinterne Jugendarbeit, besonders im Sinne von diversen
vereinsmäßigen Integrationsmöglichkeiten. Diese Ansicht spiegelt eine verkürzte Sicht im
Grundverständnis unserer Funktion und unseres Anliegens: 1) gemeindebezogene Angebote
und eine Streetwork-Einrichtung schließen sich gegenseitig nicht aus, wir stellen kein
Gegenangebot dar. 2) Wir sehen uns als zusätzliche Facette im Kontext eines Angebotes für
Jugendliche und junge Erwachsene, nicht als ein Angebot, welches anderen entgegensteht –
sondern als komplementäres Angebot und als eine Einrichtung, die sich in ein bestehendes Netz
integriert. 3) Es bestehen klare Abgrenzungen aber auch Anknüpfungspunkte zu anderen
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit wie öffentliche Jugendwohlfahrt, sozialpädagogische
Einrichtungen etc.
Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass auch vereinsmäßig integrierte Jugendliche und junge
Erwachsene Probleme haben („dürfen“) und hier genauso wie bei allen anderen eine Nachfrage
nach niederschwelligen Formen lebensweltlicher Unterstützung bestehen kann. Dieser
Sachverhalt kann auch bei der Darstellung der Ergebnisse der Fragebogenerhebung unter Punkt
7.6 ganz klar aufgezeigt werden.
Darüber hinaus kam manchmal der Verdacht auf, dass wir im Rahmen unserer
Erhebungsschritte und Gespräche problematisieren wollen, wo es keine Probleme gibt. Oder es
gingen skeptische Argumente und Fragen in die Richtung, wie und ob eine mögliche
Streetworkeinrichtung von den Jugendlichen selbst überhaupt angenommen würde. Zu diesen
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Fragen verweise ich abermals auf die Ergebnisse der Fragebogenerhebung unter Punkt 7.5 und
7.6.
Auch ergab sich in mehreren Gesprächen die Frage, ob sich besonders im ländlichen Kontext
der Begriff „Streetwork“ möglicherweise als unpassend erweist. Es besteht zumindest die
Möglichkeit, dass man sich mit dieser Bezeichnung selbst eine nicht unproblematische und sehr
kontraproduktive Schwelle auferlegt. Die Verwendung des Begriffes „Streetwork“ kann sich vor
allem auf dem Land negativ auf die Akzeptanz unter den Jugendlichen auswirken, da der Begriff
im Alltagsverständnis und aufgrund fehlender Information, was die vielfältigen Arbeitsbereiche
einer Streetworkeinrichtung betrifft, oft negativ assoziiert wird. Im schlechtesten Fall führt dieses
Problem zu einer bewussten Kontaktvermeidung mit der Einrichtung, um nicht als „auffällig“,
„kriminell“ und besonders „drogensüchtig“ etc. zu gelten. Diese Angst vor einer möglichen
Stigmatisierung ist die eine Seite. Andererseits kann man diese Lücke im Verständnis von
Streetwork auch zur Reibungsfläche und zum Angriffspunkt nehmen, mit Jugendlichen und
jungen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen, aufzuklären und zu informieren.
6.2 Exekutive
Insgesamt fanden hier alle Gespräche in einer äußerst angenehmen und freundlichen
Atmosphäre statt. Die jeweiligen Gesprächs- und festgelegten Ansprechpartner zeigten sich
ausschließlich interessiert an der Idee des Projektes und offen für eine konstruktive
Zusammenarbeit in beidseitigem Interesse. Es war im Rahmen der Gespräche mit den Beamten
relativ einfach, Ziel und Aufgaben von Streetwork darzustellen und es für eine mögliche
Zusammenarbeit attraktiv zu machen. Auch aus dem Grund, da einigen Gesprächspartnern die
Methode Streetwork aus eigenen Erfahrungen und Interessen heraus bekannt ist und einen
durchaus respektierten und positiv besetzten Begriff darstellt. Im Rahmen dieses Verständnisses
niederschwelliger, mobiler Sozialarbeit gestaltet sich eine Zusammenarbeit aus der Perspektive
der Exekutive als erstrebenswert, besonders auch ein kontinuierlicher Kontakt und Austausch.
Abgesehen davon, dass die jeweiligen Verantwortlichen auf den Polizeiposten im Bezirk schnell
auf ihre „üblichen Verdächtigen“ und „problematischen Gruppen“ Jugendlicher und junger
Erwachsener zu sprechen kamen – die es zweifelsohne in jeder Gemeinde bis zu einem
gewissen Grad gibt –, sind deren Lebenssituationen den Polizeibeamten oft recht geläufig.
Einerseits durch den wiederholten Kontakt in ihrer konkreten Funktion als Beamte, aber auch
durch ihr Privatleben vor allem in kleineren Gemeinden hat die Exekutive ein nicht zu
unterschätzendes Wissen über die Menschen in ihrer Umgebung und vermag daher aus ihrer
Perspektive durchaus einzuschätzen, inwiefern sich ein niederschwelliger und sensibler Zugang
zu einzelnen Problem-/Randgruppen über die Instanz einer Streetworkeinrichtung als
erstrebenswert erweist.
Was aus der Sicht der Exekutive niederschwellige, mobile Sozialarbeit in Hinsicht Jugendlicher
und junger Erwachsener besonders sinnvoll erscheinen lässt, ist die hohe Frequentierung
informeller Treffpunkte besonders im Sommer (sprich Bahnhöfe, öffentliche Plätze, Parks,
Spielplätze, Funparks etc.), egal ob diese Treffen jetzt als problematisch gesehen werden
(exzessive Trinkgelage, Ruhestörung, Vandalismus etc.) oder auch nicht: sie sind prinzipiell eine
gute Möglichkeit, durch Streetwork Kontakt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen
herzustellen. Als Polizeibeamte ist man mehr oder weniger dazu gezwungen, im akuten
Problemfall repressiv zu handeln – so meinen die Beamten selbst – was natürlich einen völlig
anderen Zugang zu den Jugendlichen bedeutet.
13
Ein Projekt von
gefördert von
Wie auch den Verantwortlichen der Gemeinden erscheint der Exekutive in diesem
Zusammenhang eine Einrichtung „Streetwork“ besonders als „Informationsdrehscheibe“
interessant. Insbesondere durch den spezifischen, niederschwelligen Zugang zu Jugendlichen
und jungen Erwachsenen ergibt sich durch eine Streetworkeinrichtung durchaus verstärkt die
Möglichkeit, zu einem kontinuierlichen Austausch zwischen „zwei Welten“ beizutragen – mit
dem Ziel, eine angemessene Kommunikation zwischen Jugend und Erwachsenenwelt zu
gewährleisten, aufrechtzuerhalten und die Wahrnehmungen voneinander bei Bedarf zu
korrigieren, da diese oft verzerrt sind, kommunikationshemmend wirken oder überhaupt in eine
resignative Haltung führen.
6.2.1 Rechte Tendenzen
Grundsätzlich kann man festhalten, dass es im Rahmen mehrerer Gespräche mit erfahrenen
Polizeibeamten wie auch mit VertreterInnen anderer Einrichtungen und mit Jugendlichen selbst
immer wieder zu einer Thematisierung rechter Tendenzen unter Jugendlichen kam, ohne dass
gezielt danach gefragt wurde. Man kann in diesem Zusammenhang durchaus von einer Art
„Szene“ bzw. mehreren kleinteiligen „Szenen“ sprechen, die sich an bestimmten Punkten im
Bezirk vorfinden. In der Auseinandersetzung mit dem Problem stellt sich jedoch auch hier die
Notwendigkeit einer differenzierten Sichtweise und auch vor allem eine Definitionsfrage: was ist
diese „rechte Orientierung“ überhaupt?
Es stimmt sicher, dass das Problempotenzial rechtsextremer Orientierungen bei Jugendlichen
wie auch Erwachsenen gerne geleugnet wird. Das Problempotenzial entspricht unter anderem
auch einem Mangel an alternativen Netzwerken – wenn die „rechtsextreme Jugendclique“ im
ländlichen Bereich die einzige Sozialisationsinstanz für die nachwachsende Generation ist – wie
auch einem grundsätzlichen Defizit in der aktiven und öffentlichen Auseinandersetzung mit der
Thematik.
Man muss diese Angelegenheit differenzierter betrachten, als sie auf den ersten Blick scheint.
Dazu gehört auch, dass man sich mit dahinter liegenden Motiven beschäftigt, die oftmals relativ
wenig mit ideologischem Gedankengut zu tun haben. Was wir oft an verschiedenen
(symbolischen, verhaltensmäßigen etc.) Äußerlichkeiten festmachen, bedeutet oft nicht mehr als
eine Form des Andersseins zu zelebrieren, sich gegen die Norm und gegen den Trend zu stellen
und das Tabu zur Identität zu machen. Eine grundsätzliche Problemstellung unserer Zeit ist es –
auch im ländlichen Kontext – dass Jugendliche (zumindest glauben sie dies) extrem provozieren
müssen, um überhaupt noch irgendwie aufzufallen.
Was man durch die Erfahrungsberichte der Exekutive festhalten kann, ist, dass es eher vereinzelt
und dezentral subtile Szenen gibt, die man zumindest als gefährliche Separierung Jugendlicher
und junger Erwachsener bezeichnen kann. Allgemeiner und weitläufiger kann man von
Jugendlichen und jungen Erwachsenen sprechen, die eine grundsätzlich intolerante, mitunter
offen artikulierte fremdenfeindliche Haltung haben, und auch nicht vor recht massiven Gewaltund Vandalakten zurückschrecken – zumeist im Zusammenspiel mit ausgiebigem
Alkoholkonsum. Hier ist zumindest der Versuch angebracht und notwendig, sich mit diesen
Gruppierungen aktiv auseinanderzusetzen, anstatt eine Isolationsstrategie zu betreiben, die jene
Gruppen ohne irgendwelchen Input in ihrem geschlossenen Kontext belässt.5
In diesem Zusammenhang möchte ich beispielgebend auf das Angebot und die Initiativen der ARGE-Jugend gegen Gewalt und
Rassismus verweisen.
5
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Ein Projekt von
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6.2.2 Sensibilität und Langfristigkeit
Auch in den Gesprächen mit der Exekutive wurde das mögliche Etikettenproblem thematisiert.
Der Begriff „Streetwork“, wie er es aus seiner Geschichte heraus und auch einem allgemeinen
Wissensstand entsprechend zugeordnet wird, impliziert die Andeutung, dass es um
„problematische“ Jugendliche bzw. um Jugendliche mit Problemen geht, die man auf der Straße
antrifft, und dies besonders im städtischen Zusammenhang. Diese Assoziation, sofern sie
weitläufig geteilt wird, könnte für ein Projekt „Streetwork am Lande“ hemmend wirken.
An ländliche Strukturen, Bedürfnisse und Eigenheiten angepasst ist die Idee einer
niederschwelligen Anlaufstelle im Bezirk, die sich vor allem durch mobile Elemente in der
praktischen Arbeit auszeichnet, in der Wahrnehmung der Exekutive jedoch durchaus zu
unterstützen und könne sich nur bereichernd auswirken. Vor allem jene Beamten, denen
Streetwork aus ihrer Berufspraxis, von Fortbildungen her etc. ein Begriff ist, verweisen verstärkt
darauf, dass das ganze Unterfangen nur langfristig Sinn machen kann, durch kontinuierliche
Präsenz und Beziehungsarbeit im Rahmen eines sehr sensiblen und differenzierten Umganges
mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Region – da es letztlich weder „die
Jugendlichen“ noch „die Randgruppe“ als Kollektivbegriff gibt.
6.3 Schulen des Bezirkes
Im Rahmen der Organisation und der Durchführung der Fragebogenerhebung bot sich die
Gelegenheit, mit den einzelnen DirektorInnen wie auch vereinzelt mit engagierten LehrerInnen
der einzelnen Schulen im Bezirk zu sprechen. Im Rahmen der Erhebung wurden alle 4. Klassen
der 9 Hauptschulen, darüber hinaus die Realschule und der Polytechnische Lehrgang, wie auch
alle Oberstufen: AHS, BORG, HAK/HAS und HBLA eingebunden.
6.3.1 Gesellschaftliche Tendenzen
Im Zuge dieser Gespräche wurden – wenn man sich auf jene Jugendlichen konzentriert, die
offensichtlich von Problemen betroffen sind – vor allem gesellschaftliche Tendenzen
angesprochen, mit denen man aus eigener Erfahrung und im Rahmen der eigenen Lehrtätigkeit
und Betreuung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen von Tag zu Tag konfrontiert ist.
Diese Tendenzen machen es natürlich einerseits den Schulen, aber andererseits auch den
Jugendlichen selbst nicht einfach: Prekäre bzw. problematische familiäre Rahmenbedingungen,
offensichtliche Überforderung von Eltern bzw. Elternteilen, das Spannungsfeld zwischen einer
suggerierten Options- und Spaßgesellschaft einerseits und dem Leistungsdruck einer
Leistungsgesellschaft andererseits, die konkrete und zumeist problematische Arbeitsplatzfrage,
die einfache Verfügbarkeit von Geld, Alkohol und Drogen ohne vermittelte Umgangsformen, ein
Defizit an konstanten Bezugspersonen und verbindlichen Werten etc. – eine Vielzahl an
Gegebenheiten, die man sich bewusst vor Augen führen muß, um den Kontext von
Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verstehen, der letztlich ihre Perspektiven, ihre
Einstellungen und natürlich auch ihr Verhalten beeinflusst. Ein Schlagwort, das in diesem
Zusammenhang sehr oft fiel, war die immer wieder bemühte „Wohlstandsverwahrlosung“, die
einem grundsätzlichen materiellen Überfluss ein Defizit an grundlegenden emotionalen
Bindungen gegenüberstellt.
6.3.2 Bedarf an jugendgerechten Unterstützungsmöglichkeiten
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Abgesehen davon, dass die Schule zu ihrem eigentlichen Lehrauftrag zusehends von einem
verstärkten Erziehungsauftrag eingenommen wird, da „Erziehung“ zunehmend als Folge
defizienter Elternhäuser ausgelagert wird, spricht beispielsweise der Direktor des
Polytechnischen Lehrganges in Mürzzuschlag von einer eindeutig bemerkbaren Divergenz
zwischen jenen Jugendlichen, die sehr zielgerichtet agieren und jenen, die eher orientierungslos
erscheinen, was ihre (beruflichen) Ansprüche und Perspektiven betrifft. Insgesamt – so meint die
überwiegende Mehrheit unserer schulbezogenen GesprächspartnerInnen – wird die
Notwendigkeit und Bedeutung schulischer, aber auch Formen außerschulischer Betreuung und
Orientierungshilfen, in jedem Fall nicht weniger. Es wird zunehmend wichtiger, Konstanten in
das Leben Jugendlicher zu tragen.
Gerade in diesem Licht erscheint den befragten DirektorInnen und LehrerInnen die Intention
und vor allem die Arbeitsgrundsätze einer Streetworkeinrichtung als eine sehr willkommene und
auch aussichtsreiche Variante, jenen Jugendlichen, die ganz offensichtlich Hilfestellung
benötigen, die Inanspruchnahme dieser Hilfestellung prinzipiell zu ermöglichen und auch zu
erleichtern. Eine Anlaufstelle mit niederschwelligen Grundsätzen sei in jedem Falle am ehesten
eine der Jugend gerechte Möglichkeit, Formen von Unterstützung und Beratung in Anspruch zu
nehmen.
6.4 Soziale Einrichtungen des Bezirkes
In Hinsicht auf die bestehenden sozialen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen im Bezirk
haben wir uns mit VertreterInnen der Sozialarbeiterschaft der Bezirkshauptmannschaft, des
Beratungszentrums Mürzzuschlag, des B.A.S. Mürzzuschlag und dem Jugendtherapiezentrum
Mitterdorf unterhalten und sind ausschließlich auf positive Rückmeldungen und eindeutige
Signale für Bedarf getroffen, was ein Projekt „Streetwork“ im Bezirk Mürzzuschlag anbelangt.
Aus der Sicht bestehender Einrichtungen kann man zunächst die grundlegende Problematik
festhalten, dass bezirksweit ein klares Defizit an jugendzentrierten, problemorientierten
Beratungs- oder allgemeiner Unterstützungsmöglichkeiten gegeben ist. Es gibt aus mehreren
Gründen ganz klar Bedarf an Alternativen im Sinne eines komplementären Angebotes – ein
Angebot, das sich mit bestehenden Einrichtungen sinnvoll austauschen und vernetzen kann und
in diesem Sinne ergänzend zu verstehen ist:
6.4.1 Niederschwelligkeit
Hier ist zunächst die Niederschwelligkeit entgegen der Hochschwelligkeit beispielsweise einer
Behörde oder anderer bestehender Einrichtungen zu erwähnen, wo es zumeist im
Zusammenhang von Zuweisungen oder Auflagen – und in diesem Sinne unfreiwillig – zu einem
Betreuungs- und/oder Beratungsverhältnis kommt.
Niederschwelligkeit im Rahmen einer Streetworkeinrichtung vereinigt, wie bereits einleitend
erwähnt, mehrere Grundsätze, die einen völlig eigenständigen und spezifischen Zugang zu
Jugendlichen, ihrer Lebenswelt und ihren Problemen ermöglichen. Neben den Aspekten der
Freiwilligkeit, der Kostenlosigkeit, der Anonymität etc. meint Niederschwelligkeit aber auch die
Methode „Streetwork“ an sich, die sich eben dadurch auszeichnet, dass man zu einem
beträchtlichen Teil mobil bzw. aufsuchend/nachgehend agiert und der Erstkontakt mit
Jugendlichen und jungen Erwachsenen zumeist in ihrem eigenen Milieu stattfindet, auf diese
16
Ein Projekt von
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Weise Schwellenängste abgebaut werden können und die Inanspruchnahme der sozialen Arbeit
– beispielsweise in einem akuten Problemfall – erleichtert wird.
6.4.2 Altersspanne
Darüber hinaus richtet sich Streetwork auf eine recht breit gefasste Zielgruppe aus: Mit einer
Alterspanne von etwa 13 bis 26 Jahren werden Jugendliche und junge Erwachsene
angesprochen, wobei sich Schwerpunkte und Konkretisierungen im laufenden Arbeitsprozess
ergeben können, die natürlich davon abhängen, wer die Einrichtung letztlich in Anspruch
nimmt. Im Falle beispielsweise der behördlichen Sozialarbeit ergibt sich eine nicht
unproblematische Altersbeschränkung: die eigentliche Zielgruppe wird mit 18 Jahren sozusagen
entlassen bzw. muss entlassen werden, da jene jungen Erwachsenen – in einem nicht
unproblematischen Alter – per gesetzlicher Definitionen und Auflagen nicht mehr in den
Zuständigkeitsbereich fallen. Es wäre gerade aus diesem Grunde sehr wünschenswert,
zumindest die Möglichkeit überleitender und/oder zusätzlicher Maßnahmen zu haben, um den
Jugendlichen entgegen einem plötzlichen Einschnitt in den Erfolg oder auch Misserfolg einer
laufenden Betreuung weiterhin einzubinden und die Möglichkeit einer niederschwelligen
Unterstützung anzubieten.
6.4.3 Entlastung, Erfahrungsaustausch und Ausgleich von Informationsdefiziten
Weiters kann man grundsätzlich festhalten, dass jedes zusätzliche und komplementäre Angebot
aus der Sicht bestehender Einrichtungen durchaus auch eine Entlastung mit sich bringen würde,
wie auch die Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Sinne von Erfahrungsaustausch und dem
Ausgleich von Informationsdefiziten. Dies gilt natürlich auch für alle weiteren möglichen
KooperationspartnerInnen im Bereich der sozialen Arbeit, da Streetwork durch den Aspekt der
Niederschwelligkeit und die Methode mobiler, aufsuchender Sozialarbeit einen Zugang zur
Lebenswelt Jugendlicher hat, der sonst in dieser Form nicht gegeben ist und somit einen
spezifischen, umfassenderen Einblick in die Lebenswelt Jugendlicher ermöglicht. Durch das
Wechselspiel konkreter Basisarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen einerseits und
einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen andererseits
ermöglicht sich eine intensivere Auseinandersetzung mit Problembereichen und damit auch
andere Einsichten, Perspektiven und – wenn gewollt – gemeinsame Initiativen.
Ich möchte den Aspekt der Entlastung bestehender Einrichtungen und die Möglichkeit einer
konstruktiven Zusammenarbeit (mit dem Schwerpunkt Jugend) im nächsten Abschnitt anhand
eines Fallbeispieles näher ausführen. In diesem Zusammenhang soll auch aufgezeigt werden,
dass weit bessere Formen der Zusammenarbeit und des Austausches unter bestehenden
Einrichtungen – im Interesse der Einrichtungen selbst, aber besonders im Interesse der Jugend –
möglich und bereits organisatorisch und inhaltlich in Arbeit sind.
6.5 Jugendzentrum HOT – „house of tolerance“
Das Jugendzentrum HOT ist aus mehreren Gründen ein überaus wichtiger Kooperationspartner:
einerseits ist es durch die langjährige Erfahrung mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen
im Bezirk und die ausgeprägte Kenntnis der Region eine unentbehrliche und richtungsweisende
Informationsquelle. Darüber hinaus leistet speziell das Jugendzentrum HOT Basisarbeit mit
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Ein Projekt von
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Jugendlichen und jungen Erwachsenen und steht somit dem am nächsten, was auch eine
Streetworkeinrichtung letztlich beansprucht: dem Interesse, die Lebenssituation Jugendlicher zu
verbessern. Aus dieser grundlegenden Übereinstimmung heraus hat sich auch relativ spontan
die Idee eines Kooperationsprojektes ergeben, auf das ich weiter unten gesondert eingehen
möchte.
6.5.1 Der Bedarf an Streetwork aus der Sicht des Jugendzentrums
Das Jugendzentrum HOT ist auch besonders aus dem Grunde für uns interessant, als es in
seinen Tätigkeiten – so erzählte uns die Leitung Gloriett Halmdienst selbst – in einigen
Bereichen über die eigentliche Aufgabe und Funktion eines Jugendzentrums hinausgeht und
Formen von sozialer Unterstützung bietet, was sich größtenteils einfach aus dem Lebensalltag
des Jugendzentrums selbst und dem kontinuierlichen Kontakt mit den Jugendlichen so ergeben
hat. Durch die langjährige Kenntnis der Region und ihrer Jugendlichen war und ist es
grundsätzlich unumgänglich, dass man mit den (teilweise recht drastischen) Schicksalen
Jugendlicher konfrontiert wird und ihnen bei Bedarf in einem einschätzbaren Ausmaß
bestimmte Formen von Unterstützung zukommen lässt.
Allein dieser Sachverhalt – die Übernahme von Aufgaben und Funktionen, die nicht zwingend
Teil des Aufgabenbereichs eines Jugendzentrums darstellen und über das eigentliche Angebot
und die deklarierten Ziele hinausgehen – ist ein klarer Indikator für Bedarf an niederschwelliger
Unterstützung Jugendlicher, der ganz offensichtlich gegeben ist und dem in diesem Falle vom
Jugendzentrum HOT schon seit längerer Zeit im Rahmen der Möglichkeiten beizukommen
versucht wird. Dies ist natürlich für das Jugendzentrum selbst wie auch betreffend personelle
und zeitliche Ressourcen, die es aufzuwenden gilt, alles andere als unproblematisch.
Um eine Differenzierung zwischen jenen Jugendlichen zu ermöglichen, die einfach die
Einrichtung „Jugendzentrum“ in Anspruch nehmen wollen, und jenen, die klar auf sozialen
Kontakt mit den MitarbeiterInnen aus sind – eben auch in problemorientierter Hinsicht – wird
von Seiten des Jugendzentrums versucht, hier eher „passiv“ zu agieren und Neuankömmlinge
oder BesucherInnen des Jugendzentrums nicht unbedingt aktiv anzusprechen. Jene, die sich
vertraulich aussprechen wollen oder Formen von Unterstützung brauchen, kristallisieren sich
ohnehin im Laufe der Zeit von selbst heraus und machen sich bemerkbar. Die Trennung
zwischen diesen beiden „Zielgruppen“ ist eine wesentliche, denn gerade hier ergeben sich
immer wieder Unklarheiten im eigentlichen Zuständigkeitsbereich des Jugendzentrums. Der
Schritt hin zum Konfrontiertsein mit den Problemen und persönlichen Schicksalen Jugendlicher
und junger Erwachsener ist im Rahmen der Arbeit des Jugendzentrums ein sehr kleiner.
Gerade in diesem Zusammenhang empfindet Gloriett Halmdienst eine Streetworkeinrichtung in
der Region als „absolut notwendig“, besonders auch aufgrund einer möglichen und effektiven
Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum. Zwei Bereiche, die sich sonst gerne vermischen,
könnten mit Streetwork klarer getrennt werden. Es könnte gewissermaßen ein Gleichgewicht
sichergestellt werden zwischen: einerseits Jugendkultur – hierfür sieht sich das Jugendzentrum in
erster Linie zuständig: es geht um aktives Fördern von Ideen und Kreativität – andererseits
Streetwork für jene, die durch bestehende Netze und Integrationsräume einfach „durchrasseln“,
konkrete Bezugspersonen brauchen und sich im akuten Problemfall gezielt an eine explizit dafür
zuständige Stelle wenden können.
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Ein Projekt von
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Aus der Sicht des Jugendzentrums kommen „Problemjugendliche“ mitunter auch aus nach
außen hin „intakten“ Familien, die sich jedoch in den Gesprächen mit den Jugendlichen selbst
oft als Problemhort herausstellen und teilweise sehr drastische Schicksale aufweisen. Als
besonders schwierig empfindet Gloriett Halmdienst in ihrem Zentrum Jugendliche zwischen 12
und 16 Jahren, die ein enorm großes Unabhängigkeitsbedürfnis vermitteln und von denen viele
auf einer „reinen Alkoholschiene fahren“. Was das Konsumationsverhalten Jugendlicher
anbelangt – Bier/Wein/Alkopops – könne man erfahrungsgemäß davon ausgehen, dass ein
Großteil der Jugendlichen mit 16 Jahren diese „Phase“ bereits hinter sich hat, entsprechend die
untere Altersgrenze des Alkoholkonsums recht ernüchternd ausfällt, wie es auch die Ergebnisse
der Fragebogenerhebung unter Punkt 7.5 bestätigen.
6.5.2 Hinweise für ein mögliches Arbeitsmodell
Was ein mögliches Arbeitsmodell einer Streetworkeinrichtung im Bezirk Mürzzuschlag für die
Zukunft angeht, so hat sich aus den Gesprächen mit Gloriett Halmdienst relativ schnell eine
gemeindeübergreifende und besonders in diesem Sinne „mobile“ Einrichtung für den Bezirk als
sehr erstrebenswert herauskristallisiert: mobil besonders in einem gemeindeübergreifenden
Sinne, da sich potenzielle KlienInnen durch die Erfahrungen des Jugendzentrums definitiv über
den ganzen Bezirk verteilen und man vielen KlientInnen wohl wirklich „nachfahren“ müsse. Es
gilt zu verhindern und vorzubeugen, dass gerade die kleineren Gemeinden, die ohnehin
infrastrukturell benachteiligt in Seitentälern liegen, auch hinsichtlich eines Streetwork-Projektes
benachteiligt würden und den Zugang zur Einrichtung auch in die kleineren, unscheinbareren –
deswegen aber nicht minder für eine Streetworkeinrichtung interessanten – Gemeinden zu
„tragen“. Mit diesem Ausgangspunkt erscheint es für die Zukunft sinnvoll nach einem „PeerPrinzip“ zu arbeiten und im Laufe einer Aufbauphase Kontaktpersonen bzw. Ansprechpersonen
unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor Ort zu mobilisieren, um einen
regelmäßigen Informationsaustausch zu ermöglichen und die entsprechenden Regionen
entgegen ihrer relativen Isolation effektiv in die Arbeit miteinbeziehen zu können. Einige der
Jugendlichen seien darauf regelrecht angewiesen, dass man „zu ihnen kommt“.
6.5.3 Kooperationsprojekt Jugendarbeitskreis
Schließlich hat sich mit Gloriett Halmdienst relativ spontan die Idee eines Kooperationsprojektes
zwischen dem Jugendzentrum HOT und Streetwork ergeben. Aufgrund der Sachlage, dass es
bezirksweit ein klares Defizit an entsprechendem Engagement für Jugendliche gibt und der
Tatsache, dass sich durch dass Projekt „Bedarfserhebung Streetwork“ ein relativ breites Netz an
GesprächspartnerInnen und möglichen KooperationspartnerInnen ergeben hat, war es nahe
liegend, diesen Vorwand zu nutzen, um ein Projekt „Jugendarbeitskreis“(JAK) anzudenken.
Als ein Kooperationsprojekt zwischen Jugendzentrum HOT und Streetwork soll der JAK
einerseits eine Plattform und ein Forum bieten, in dem jene Einrichtungen und Instanzen, die
(unter anderem) mit Jugendlichen zu tun haben, Erfahrungsaustausch und Diskussionen
betreiben können, andererseits soll dieser Arbeitskreis durch die Kooperationspartner HOT und
Streetwork – zwei Einrichtungen, die sich dezidiert der Basisarbeit verschreiben – in eine
entsprechende Richtung forciert werden: und zwar mit dem grundlegenden Ziel, die
Lebenssituation Jugendlicher – wo Bedarf besteht – zu verbessern. In diesem Sinne soll es
grundlegend darum gehen, Bedürfnisse und Anliegen Jugendlicher und junger Erwachsener als
eigenständiges Sprachrohr zu transportieren und so den kontinuierlichen Austausch mit den
Jugendlichen selbst zu forcieren.
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Dies soll durch die Einrichtungen der Basisarbeit dadurch geschehen, dass die Erfahrungswerte
durch den kontinuierlichen Austausch mit den Jugendlichen in den JAK eingebracht und zur
Diskussion gestellt werden können (Vermittlungsaspekt), aber auch etwa beispielsweise durch
direkte Teilnahme Jugendlicher am JAK.
Hier tun sich natürlich mehrere Möglichkeiten und Varianten der Umsetzung auf, die noch
diskutiert werden müssen. Es ergibt sich beispielsweise die Möglichkeit, regionale Schwerpunkte
mit Ansprechpersonen bzw. Jugendlichen vor Ort zu setzen. Streetwork kann hier beispielsweise
zur Vorbereitung eines sinnvollen Arbeitsprozesses beitragen, indem Informationen vor Ort im
Austausch mit der Jugend selbst und den möglichen KooperationspartnerInnen eingeholt und
aufbereitet werden, damit Sachlagen aus mehreren Perspektiven eingesehen und
Gestaltungsmöglichkeiten abgeschätzt werden können.
Eine mögliche und grundlegende Thematik, die alle Gemeinden betrifft, ist die etwa die Frage
des sozialen Raumes für Jugendliche, auf die auch in der Darstellung der Ergebnisse der
Fragenbogenerhebung verwiesen wird. Fragen die hier auf eine Antwort warten sind: Was kann
man tun? Wie kann man es tun? Wie kann man der Jugend gerecht werden?
Die Einrichtung JAK soll sich prinzipiell zu einer Instanz entwickeln, die einerseits durch die
aktive Beschäftigung mit der Jugend selbst, wie andererseits auch durch die Möglichkeit
Jugendlicher, sich gezielt an diesen JAK wenden zu können, ernst genommen und dem
Anspruch einer Basisarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerecht wird.
6.6
Zusammenfassung der Themenschwerpunkte aus den „ExpertInnen“-Gesprächen
• Die Initiative "Streetwork in der Region Oberes Mürztal" ist aufgrund direkter
Problemwahrnehmung von der Region selbst ausgegangen: VerantwortungsträgerInnen der
Gemeinden und VertreterInnen sozialer Einrichtungen sehen in mehrfacher Hinsicht
Handlungsnotwendigkeit
• Grundsätzlicher Mangel an jugendorientiertem Angebot
• Insgesamt hohe Akzeptanz der Projektidee und Bedürfnis nach Zusammenarbeit bzw.
Vernetzung; Streetwork als komplementäres Angebot, Entlastung bestehender Einrichtungen
• Aus der Sicht bestehender Einrichtungen: Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Formen
niederschwelliger Unterstützung Jugendlicher und junger Erwachsener, Vorteile mobiler bzw.
nachgegender Sozialarbeit im Zugang
• Vermittlungsnotwendigkeiten zwischen „Erwachsenenwelt“ und Jugendlichen, besonders aus
der Sicht der Gemeinden und der Exekutive
• Hohe Frequenzen informeller Treffpunkte (Bahnhöfe, öffentliche Plätze, Parks etc.) und
Wahrnehmung damit in Zusammenhang stehender Problembereiche
• Auffälligkeiten im Kontext einer grundsätzlichen Alkoholproblematik (immer jüngere
KonsumentInnen, immer exzessiveres Konsumationsverhalten); in diesem Kontext:
20
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• Gewaltproblematik (relativ niedrige Hemmschwelle unter Jugendlichen), Vandalismus
• Problematik „rechter“ Jugendlicher und fehlende Auseinandersetzung mit der Thematik bzw.
den betroffenen Jugendlichen selbst (gefährliche Separierung Jugendlicher)
7) Die Perspektive der Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Im Rahmen der anfänglichen informellen Gespräche mit den Jugendlichen, die inhaltlich in der
Wahrnehmung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor allem die bereits erwähnten
Schwerpunkte „übermäßiger Alkoholkonsum“, „Gewalt“ und „rechte Tendenzen unter
Jugendlichen“ aufwiesen, war es doch vordergründig immer das „Defizit an sozialem Raum“,
das Jugendliche und junge Erwachsene besonders in den Vordergrund stellten. Es war relativ
bald klar, dass wir jene Fragen, die wir Jugendlichen auf offener Straße und an informellen
Treffpunkten stellten, auch in einem weitaus größeren und repräsentativen Ausmaß stellen
konnten.
7.1 Bemerkungen zur Fragebogenerhebung
- Der Fragebogen wurde unter kritischer und konstruktiver Mithilfe von SozialarbeiterInnen,
StreetworkerInnen, Sozialwissenschaftlern bzw. Soziologen und Statistikern entworfen.6
- Die Daten wurden sorgfältig unter freundlicher Mithilfe zweier ehemaliger Studienkollegen,
den Soziologen Dimitrios Manopoulos und Florian Spendlingwimmer, ausgewertet.
- Die Fragebogenerhebung ist wahrnehmungs- und befindlichkeitsorientiert und aufgrund des
Umfanges als eine repräsentative und statistisch aussagekräftige Erhebung zu verstehen, die
bezirksweite Tendenzen und Auffälligkeiten darzustellen vermag.
7.2 Was wurde erhoben?
Schwerpunktmäßig wurde erhoben:
1. Rahmenbedingungen der Jugendlichen
2. Wahrnehmung von Problembereichen
3. Nachfrage nach den Tätigkeiten und Grundsätzen einer Streetworkeinrichtung
7.3 Die Grundgesamtheit der Erhebung
6
Der verwendete Fragebogen findet sich im Anhang ab Seite 24
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Erhoben wurden flächendeckend alle Schulen des Bezirkes von den 4. Klassen der Hauptschulen
aufwärts. Von etwa 1400 SchülerInnen zwischen 13 und 20 Jahren finden sich die größten
Anteile zwischen 13 und 17 Jahren, die 14 Jährigen bilden hierbei die größte Gruppe; über zwei
Drittel der Befragten sind weiblich, etwa ein Drittel männlich. Aus diesem Grunde sind verstärkt
frauenspezifische Tendenzen wahrzunehmen.
In den folgenden 3 Abschnitten sind die zentralen Ergebnisse der Erhebung zusammengefasst.
7.4) Rahmenbedingungen der Jugendlichen
Es wurde einleitend versucht, grundsätzliche Rahmenbedingungen der Jugendlichen und
jungen Erwachsenen zu ermitteln, die sich auf ihre Lebensqualität, ihre subjektive Zufriedenheit
und Perspektiven – und damit auch auf ihre Gewohnheiten und ihr Verhalten – auswirken. Bei
differenzierter Betrachtung ergeben sich entscheidende, von den Jugendlichen
wahrgenommene Defizite:
7.4.1 Freizeitnutzung
→ Prinzipiell verteilt sich das Freizeitangebot aus der Sicht der Jugendlichen und jungen
Erwachsenen über den Bezirk weitaus besser als in Bezug auf die einzelnen Gemeinden. Die
sportliche Infrastruktur wird bezirksweit noch am ehesten als ausreichend eingeschätzt. In Bezug
auf den Sport aber auch darüber hinaus gibt es insgesamt eine hohe Vereinszugehörigkeit (52%
der SchülerInnen), beides gestaltet sich sehr männerlastig. Die Vereinszugehörigkeit nimmt mit
zunehmendem Alter tendenziell ab.
→ Ein Drittel der SchülerInnen hat prinzipiell Probleme, Freizeit entsprechend zu nutzen, in der
Wahrnehmung der SchülerInnen eindeutig aufgrund fehlender Möglichkeiten in ihrer
unmittelbaren Umgebung; 60% sehen nicht genügend Möglichkeiten in ihrer Umgebung und
entsprechend haben wir über 50%, die angeben, weite Wegstrecken auf sich nehmen zu
müssen, um Freizeit entsprechend verbringen zu können, d.h. jeder/jede Zweite(!) pendelt in
dieser Hinsicht. In diesem Zusammenhang werden besonders die infrastrukturellen
Möglichkeiten, die sich den Jugendlichen bieten, als problematisch gesehen; entsprechend der
Problematik Freizeitnutzung ist die Wahrnehmung des Problems „Langeweile“ hoch, wie sich
auch unter Punkt 7.5 nachvollziehen lässt.
→ Das Problem der Freizeitnutzung nimmt mit zunehmendem Alter und damit zunehmenden
Möglichkeiten der Mobilität ab, entsprechend liegt der Schwerpunkt bei der Frequentierung
informeller Treffpunkte besonders bei den Jüngeren (14-15 Jahre).
Durch die mobile Arbeitsweise einer Streetwork-Einrichtung sind es vor allem diese Orte, die
sich für eine Kontaktaufnahme mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen anbieten.
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7.4.2 Interessensvertretung
→ über 80% der Grundgesamtheit bzw. aller Schüler und Schülerinnen fühlen sich in ihren
Interessen von den Verantwortlichen (Gemeinde, Bezirk) „nicht ausreichend“ vertreten; die
Einschätzung einer ausreichenden Interessensvertretung Jugendlicher nimmt bereits ab 13
Jahren tendenziell ab, in den Oberstufen sind es bereits 60-70%;
Dieses Ergebnis ist für jede Einrichtung und Instanz interessant – so auch für eine StreetworkEinrichtung – die es zu ihren Aufgaben zählt, einerseits eine Sprachrohrfunktion für die Jugend
zu übernehmen, wie auch andererseits in der ein oder anderen Weise zur Vermittlung zwischen
Jugendlichen und Erwachsenenwelt beizutragen.
7.4.3 Sozialer Raum
→ Man kann grundsätzlich von der Wahrnehmung eines Defizits an „sozialem Raum“ für
Jugendliche sprechen, was allgemein „Orte“ meint, wo sich Jugendliche in ihrem jeweiligen
Interesse zusammenfinden können bzw. „Raum“, der ihnen als Jugendlichen vorbehalten ist;
über zwei Drittel der SchülerInnen wünschen sich „jugendraum“-artige Angebote.
Mag. Christian Ehetreiber (ARGE) war so freundlich mich darauf hinzuweisen, dass man das
Bedürfnis Jugendlicher und junger Erwachsener nach „sozialem Raum“ differenziert verstehen
und übermitteln sollte:
„Nämlich einerseits als Wunsch nach ‚Räumen’, wo sie ungestört unter sich sind, weiters als
‚Räume’, wo Beziehung und Kommunikation erst möglich werden (und das muss nicht ein
Jugendzentrum oder dergleichen sein)“; es gehe hier auch ganz allgemein darum „Platz zu
haben, in dieser Gesellschaft“, der durch eine „an Bedürfnissen vorbeizielende Bauoffensive von
Jugendräumen, die keine Jugendträume erfüllen“ alleinig nicht geschaffen werden kann.
Inwiefern kann nun Streetwork zur Schaffung von „sozialem Raum“ für Jugendliche und junge
Erwachsene beitragen? Grundsätzlich ist Streetwork eine Einrichtung, die spezifisch für
Jugendliche und junge Erwachsene da ist und in der sie mit ihren Anliegen, Bedürfnissen und
Problemen angenommen werden – so wie sie sind. Streetwork versucht ihnen Raum und
Möglichkeit zu geben, sich vertraulich Unterstützung zu holen, sich zu informieren, ihre
Interessen zu vertreten, oder einfach einen Ort zu bieten, wo man sich mit anderen
auszutauschen kann. Es soll etwas sein, was sich Jugendliche einfach „nehmen“ können, ohne
Hürden und Umstände und ohne Angst vor irgendwelchen Konsequenzen zu haben.
7.4.4 Zukunftsperspektiven
→ Betreffend die subjektiven Einschätzungen der Zukunftsperspektiven im Bezirk ist die
allgemeine Tendenz vorherrschend, dass mit zunehmendem Alter die Perspektiven und der
Optimismus, eine Arbeit im Bezirk zu finden, sehr stark abnehmen und entsprechend ein
Verlassen des Bezirkes in Betracht gezogen wird.
→ Zum Zeitpunkt der Erhebung geben 30% der SchülerInnen an, den Bezirk tendenziell
verlassen zu wollen; 10% geben an, ihn entschieden verlassen zu wollen;
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→ Diesem Sachverhalt entspricht ganz klar eine sehr frauenlastige Tendenz: jener Anteil, der
kaum Aussichten auf eine mögliche Arbeit sieht und stark aus dem Bezirk strebt, entspricht vor
allem Schülerinnen, die ein Studium anstreben; (diesem Ergebnis entspricht auch ein
grundsätzlich niedriger AkademikerInnenanteil im Bezirk, eine leicht unterdurchschnittliche
Qualifikationsstruktur, wenige Berufsmöglichkeiten für Höherqualifizierte und eine geringe
Erwerbstätigkeit der Frauen).
→ Es ist auch besonders dieser Anteil der Schülerinnen, der das bestehende (Freizeit)Angebot als unzureichend wahrnimmt und auch vereinsmäßig weitaus geringer integriert ist;
prinzipiell scheinen Mädchen bzw. Frauen weitaus unzufriedener als Burschen bzw. Männer und
sehen prinzipiell eine größere Kluft zwischen Ansprüchen, Bedürfnissen und Möglichkeiten.
Anmerkung: Es ist anzunehmen, dass ein größeres Angebot an Arbeitsplätzen, aber auch
Erlebnisorientierung und ein „Emanzipationseffekt“ (weibliche) Jugendliche zum Auspendeln
und schließlich zur Abwanderung bewegen. Denkt man das Zusammenspiel von
Überalterungstendenz und (weiblich dominierter) Abwanderungsproblematik im Bezirk
konsequent weiter, so führt dies bei beibehaltener Tendenz zu einer „Vermännlichung“ im
Bezirk und damit sinkendem Bevölkerungspotential (Worst Case Scenario). Die ermittelten
Tendenzen lassen sich bereits in der Volkszählung von 2001 nachvollziehen. Im Prinzip stellt sich
hier eine grundlegende Perspektivenfrage für den Bezirk: Wandert „weibliche Intelligenz“
weiterhin tendenziell ab, oder findet man Möglichkeiten, aktiv neue Perspektiven zu schaffen?
7.5) Wahrnehmung von Problembereichen
Der Ermittlung der Wahrnehmung von Problembereichen und damit des Problembewusstseins
Jugendlicher und junger Erwachsener wurde versucht über zwei Zugänge gerecht zu werden:
Einerseits durch die Frage nach indirekter bzw. auf das Umfeld bezogener
Problemwahrnehmung, andererseits durch die Frage nach direkter bzw. auf die eigene Person
bezogener Problemwahrnehmung.
Die entsprechenden Prozentsätze finden sich hierzu in den Klammern:
(%indirekt : %direkt)
→ Hinsichtlich beider Zugänge finden sich prinzipiell hohe Prozentsätze betreffend
schulbezogener, peer-bezogener und familienbezogener Problembereiche, wie auch eine
ähnliche Staffelung der Problembereiche;
→ besonders hohe Prozentsätze finden sich bei
Schwierigkeiten in der Schule (55% : 31%),
Leistungsdruck
(53% :
43%),
übermäßigem Alkoholkonsum (50% : 20%),
Langeweile
(49% : 40%),
Fremdenfeindlichkeit
(38% : 18%),
Mobbing
(34% : 15%),
Orientierungslosigkeit
(28% :
15%),
Gruppenkonflikte
(28% : 15%),
24
Ein Projekt von
gefördert von
Gewalt
Drogenkonsum
→
familienbezogene Probleme allgemein
(27%)
( 9% : 3%);
(50% : 41%);
→
familienbezogene, drastische Problembereiche schlagen zwar mit teilweise sehr
geringen Prozentsätzen aus – verständlicherweise besonders bei der direkten
Problemwahrnehmung bzw. in Bezug auf die eigene Person – sind deswegen jedoch keinesfalls
zu leugnen; man muss bedenken, dass es sich natürlich immer um die „angegebenen“ Werte
handelt:
Obhutslosigkeit (13%:6%), Alkoholismus in der Familie (12%:5%), Gewalt in der Familie (7%:3%),
vorübergehende Obdachlosigkeit (5%:2%), Misshandlung durch Familienangehörige (4%:2%);
→
auffällig: Verhältnismäßigkeit von Alkohol- und Drogenproblematik: Alkohol stellt selbst
aus der Sicht der Jugendlichen das weitaus größere Problem dar!
→
auffällig: bei Alkohol- wie auch Drogenproblematik beginnt die Wahrnehmung im
Umfeld aber auch der Konsum (!) mit einer unteren Altersgrenze von etwa 12 Jahren
(übermäßiger Alkoholkonsum (25%:10% bzw. 26% mit „kaum“), Drogenkonsum (11% mit „kaum“
: 5% mit „kaum“);
→
auffällig: Gewalt unter Jugendlichen wird weitaus evidenter wahrgenommen als bspw.
Drogenproblematik; selbst Gewalt in der Familie wird zumindest gleich evident wie
Drogenproblematik wahrgenommen;
Eine nähere Analyse der Familienbedingungen mit den Indikatoren „Zeit“, „Akzeptanz“ und
„Geborgenheit“ ergibt:
→ Ein Drittel der Grundgesamtheit fühlt sich in einer dieser drei Dimensionen negativ
beeinträchtigt;
→ 20% der Grundgesamtheit fühlen sich in 2 dieser Dimensionen beeinträchtigt, sprich die
Familienbedingungen können als tendenziell negativ bezeichnet werden;
→ 6% der Grundgesamtheit fühlen sich in allen drei Dimensionen beeinträchtigt, d.h. auch: je
negativer Familienbedingungen werden, umso mehr fällt die Familie bzw. die Eltern als
Unterstützung bzw. Problembewältigungsstrategie tendenziell aus;
→ Betreffend Problembewältigung wenden sich Jugendliche weitaus öfters an ihren
Freundeskreis als an ihre Eltern (85%:65%), entsprechend ist der Einfluss der Peer-Group
betreffend die Sozialisation als sehr hoch anzunehmen;
7.6) Nachfrage nach den Tätigkeiten und Grundsätzen einer Streetwork-Einrichtung
→ Die Kenntnis bestehender Einrichtungen im Bezirk ist außerordentlich gering, 85% können
hier nichts anführen;
→ Über 80% bezeichnen die Möglichkeiten Jugendlicher zur Inanspruchnahme von Beratung
bzw. Unterstützung als „nicht ausreichend“;
→15% geben an, überhaupt nicht zu wissen, an wen sie sich im Problemfall wenden sollen
(selbst Familie und Freundeskreis fallen hier aus!);
Hinsichtlich der Frage, ob eine mögliche Streetworkeinrichtung und damit Formen
niederschwelliger Unterstützung von den Jugendlichen selbst überhaupt angenommen werden,
wurde versucht, die Nachfrage nach Tätigkeiten und Grundsätzen einer derartigen Einrichtung
zu ermitteln. Auf die Frage „Wie kannst du dir im akuten Problemfall Unterstützung am ehesten
25
Ein Projekt von
gefördert von
vorstellen?“ ergaben sich im Hinblick auf folgende Dimensionen teilweise unerwartet hohe
Prozentsätze:
- ein vertrauliches Gespräch führen
- Begleitung bei unangenehmen Wegen (Behörden, Polizei, ÄrztInnen etc.)
- sich einfach und unkompliziert über Möglichkeiten informieren können
- Anonymität
- vertrauliche, selbst gewählte Umgebung der Beratung
- eine Anlaufstelle für Jugendliche, dezidiert mit Beratungsmöglichkeit
58%
- gleichgeschlechtliche Beratungsperson
88%
76%
72%
64%
60%
56%
→ Insgesamt besteht eine hohe Nachfrage (um die zwei Drittel und darüber hinaus!) nach den
Grundsätzen einer niederschwelligen Anlaufstelle, fast von 60% konkret nach einer
niederschwelligen Anlaufstelle, dezidiert mit Beratungsfunktion;
→ Betreffend potenzielle Zielgruppen kann man in der Grundgesamtheit grundsätzlich
nachvollziehen, dass umso schlechter Familienbedingungen sind und/oder umso mehr man von
den angeführten, drastischen familienbezogenen Problembereichen betroffen ist, a) umso
weniger weiß man auch, an wen man sich prinzipiell wenden soll, b) umso schlechter sind
tendenziell Problemlösungsstrategien, c) umso negativer ist auch das Konsumverhalten
(Alkohol, Drogen) und d) umso höher ist tendenziell die Nachfrage nach einer niederschwelligen
Anlaufstelle, dezidiert mit Beratungsmöglichkeit;
→ Im Problemfall ein vertrauliches Gespräch führen zu wollen bzw. das Bedürfnis, überhaupt
darüber zu sprechen, korreliert stark mit der Nachfrage nach einer Einrichtung, wo man selbst
entscheiden kann, ob man sie in Anspruch nimmt oder nicht (Aspekt der Freiwilligkeit und
Selbstbestimmung);
→ Besonders „vertrauliche, selbst gewählte Umgebung“ und „Anonymität“ erscheinen im
ländlichen Kontext (mit einem hohen Grad an „sozialer Kontrolle“) als zentrale Grundsätze und
schlagen hoch aus. Die Notwendigkeit, diese Grundsätze zu gewährleisten, damit Jugendliche
Unterstützung bzw. Beratung überhaupt in Anspruch nehmen, ist eines der gewichtigsten
Argumente, die für eine Form niederschwelliger und mobiler Sozialarbeit sprechen – da diese
Grundsätze nur auf diesem Wege umsetzbar sind! (eines der größten angegebene Hindernisse,
Beratung bzw. Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist die „Angst, dass es Andere erfahren“);
→ Hinsichtlich Alter und Geschlecht lässt sich festhalten, dass jüngeren SchülerInnen eine
gleichgeschlechtliche Beratungsperson als sehr wichtig erscheint, älteren SchülerInnen
wiederum die „vertrauliche, selbst gewählte Umgebung“, „Begleitung“ vor allem jungen Frauen;
→ Vereinszugehörigkeit hat weder einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung und
Ausprägung von Problembereichen, noch auf die Nachfrage nach einer Anlaufstelle, dezidiert
mit Beratungsfunktion;
→ die Nachfrage ist geographisch gesehen bezirksweit absolut gleich verteilt;
→ betreffend Mitterdorf (um die 100 SchülerInnen) ist die Nachfrage nach einer Anlaufstelle mit
Beratungsfunktion sogar um 10% höher als die Nachfrage nach einem Jugendraum. Die
26
Ein Projekt von
gefördert von
Gemeinde Mitterdorf erweist sich darüber hinaus nicht nur wegen der von dort ausgehenden
Anfrage betreffend "Streetwork" aufgrund von Spannungen mit Jugendlichen als geeigneter
Standort für eine Streetwork-Einrichtung, sondern auch aufgrund des hohen Zustroms
Jugendlicher und junger Erwachsener in ihrer Freizeit, wie auch durch die zentrale Lage der
Ortschaft, die ideale Voraussetzungen für effektiven Kontakt mit Jugendlichen, als auch das
Einbeziehen der anliegenden Gemeinden – und damit eines beträchtlichen Anteiles des Bezirkes
– bietet.
7.7) Conclusio:
Aus den Ergebnissen der Bedarfserhebung lassen sich viele potenzielle Arbeitsbereiche ableiten,
die eine Methode „Streetwork“ im Bezirk als sehr sinnvoll und gerechtfertigt erscheinen lassen.
Es gibt sowohl von institutioneller Seite eindeutige Signale für Bedarf, wie auch von Seiten der
Jugendlichen eine eindeutige bzw. hohe Nachfrage nach den Grundsätzen und Tätigkeiten
einer Streetworkeinrichtung.
8.
Projektlaufzeit, Team und Standort
Im Rahmen der Projektlaufzeit vom 01.05.2006 bis 30.04.2007 waren die Projektdurchführenden:
-
zu 30 Wochenstunden:
zu 5 Wochenstunden:
zu 5 Wochenstunden:
abgelöst durch:
Mag. Achim Lernbass, Soziologe
DSA Aloisia Pirker von Streetwork Bruck/Kapfenberg
Birgit Frisch, Sozial- und Berufspädagogin; im Jänner 2007
DSA Simone Terler, beide Streetwork Bruck/Kapfenberg;
Standort der Projektdurchführung waren von der Gemeinde Mitterdorf zur Verfügung gestellte
Räumlichkeiten im Gemeindegebäude, Stelzhamergasse 5, 8662 Mitterdorf.
27
Ein Projekt von
gefördert von
In diesem Fragebogen geht es um dein Wohlbefinden und deine Zufriedenheit als Jugendlicher / Jugendliche mit
dem Leben in deiner Gemeinde und deinem Bezirk. Bitte versuche die Fragen auf den folgenden Seiten zu
beantworten und hilf uns damit, einen Eindruck von deiner Situation, deinen Erfahrungen und Anliegen zu
bekommen. Unser Ziel ist es, ein passendes Angebot an Unterstützung für Jugendliche in deiner Umgebung zur
Verfügung stellen zu können. Wir garantieren dir, dass deine Antworten absolut vertraulich und anonym
behandelt werden.
1. Zum Leben in deiner Gemeinde
stimme
völlig zu
a
Ich bin mit dem Leben in meiner Gemeinde zufrieden.
b
Ich fühle mich als Jugendlicher / Jugendliche von meinem
Umfeld ernst genommen und verstanden.
c
Ich werde von den Verantwortlichen meiner Gemeinde
(Bürgermeister, Jugendverantwortliche etc.) in meinen
Bedürfnissen und Interessen ausreichend vertreten.
Ich sehe mehr Probleme als Positives was mein Leben in dieser
Gemeinde anbelangt.
d
e
Ich fühle mich in meiner Umgebung oft unwohl.
f
Ich habe das Gefühl, dass den Erwachsenen in meinem Umfeld
egal ist, was ich als Jugendlicher / Jugendliche
denke und will.
Ich fühle mich unter den Gleichaltrigen in meiner Umgebung
ausgegrenzt.
g
h
stimme eher
zu
stimme eher
nicht zu
stimme
überhaupt
nicht zu
Ich bin mit meiner derzeitigen Ausbildung / Arbeitsstelle
zufrieden.
2. Gibt es in deiner Gemeinde / deinem Bezirk genügend…
ausreichend
a
Freizeitangebote
b
Veranstaltungen / Events / Konzerte
c
sportliche Betätigungsmöglichkeiten
d
Jugendzentren
e
Funparks
f
Lokale / Bars für Jugendliche
g
Beratungszentren/-möglichkeiten für Jugendliche
h
Vertretung für die Interessen Jugendlicher
i
Ausbildungsmöglichkeiten
j
Arbeitsplätze
kaum /zu wenige
gar nicht
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
in der Gemeinde
im Bezirk
28
Ein Projekt von
gefördert von
3. Darüber hinaus: An was fehlt es deiner Ansicht nach? (Antworten bitte in das Feld)
4. Zu deinen Zukunftsperspektiven (ausbildungsmäßig, beruflich):
trifft völlig
zu
a
d
Falls du zurzeit arbeitest, sonst bitte auslassen:
Ich möchte auch weiterhin an meinem dzt. Arbeitsplatz arbeiten.
Falls du nicht arbeitest, sonst bitte auslassen:
Ich möchte versuchen, in meiner Umgebung eine Arbeit zu finden.
Ich sehe hier in meiner Gemeinde keine Perspektiven für die
Zukunft.
Ich möchte meine Gemeinde so bald als möglich verlassen.
e
Ich glaube, dass ich im Bezirk eine Arbeit finden kann.
f
Ich möchte den Bezirk so bald als möglich verlassen.
g
Meine ausbildungsmäßige / berufliche Zukunft ist mir völlig egal.
b
c
trifft eher zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
5. Wie bzw. wo verbringst du normalerweise deine Freizeit?
täglich
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
mehrmals die
Woche
einmal die
Woche
monatlich
so gut wie nie
mit Freunden/Freundinnen
zu Hause
alleine
im Funpark
im Jugendzentrum
an Treffpunkten (Bahnhof, Parks, Plätze etc.)
in Lokalen, Bars
in Diskotheken
vor dem Fernseher und/oder dem Computer
mit Sport
mit Lesen
mit Musik
mit meinem Partner / meiner Partnerin
Sonstiges (bitte angeben):
………………………………………………..
6. Wie stehst du zu folgenden Aussagen?
trifft völlig
zu
a
Ich weiß oft nicht, was ich mit meiner Freizeit anfangen soll.
b
In meiner Umgebung gibt es genügend Möglichkeiten und
Angebote, mit denen ich mir meine Zeit vertreiben kann.
c
Ich muss lange Wegstrecken auf mich nehmen, damit ich meine
Freizeit so verbringen kann, wie ich es möchte.
d
Meine Eltern haben ausreichend Zeit für mich und meine Anliegen.
e
Meine Eltern nehmen mich ernst und akzeptieren mich so wie ich
bin.
f
Ich finde in meiner Familie nicht die Geborgenheit und
Unterstützung, die ich mir wünschen würde.
trifft eher
zu
trifft eher
nicht zu
trifft
überhaupt
nicht zu
29
Ein Projekt von
gefördert von
7. Welche der folgenden Punkte sind für dich wichtig?
sehr wichtig
a
eine gute Ausbildung
b
Heimat / Brauchtum
c
ein sicherer Arbeitsplatz
d
Geld / Karriere
e
Freundschaften
f
meine Familie
g
Beziehung / Partnerschaft
h
einmal eine eigene Familie gründen
i
Politik
j
Glaube / Religion
k
Sport
l
Party machen, mit Freunden abfeiern
m
Kunst
n
Sonstiges (bitte angeben)
wichtig
weniger wichtig
unwichtig
……………………………………….
8. Von wem ich mich nicht verstanden fühle, mit wem ich Probleme habe:
sehr oft
a
meinen Eltern / einem Elternteil
b
Geschwistern
c
Gleichaltrigen
d
Ausländern / Ausländerinnen
e
älteren Jugendlichen
f
g
Personen des anderen
Geschlechts
Lehrern / Lehrerinnen
h
Vorgesetzten (Chef etc.)
i
der Erwachsenenwelt und ihren
Werten
Polizei / Gesetz
j
k
oft
selten
nie
Behörden (BH, Jugendamt,
Gericht etc.)
30
Ein Projekt von
gefördert von
9. Welche Probleme bemerkst du in deinem Freundeskreis oder unter den Jugendlichen und
jungen Erwachsenen in deinem Umfeld?
sehr oft
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
q
r
s
t
u
v
w
x
y
z
oft
selten
nie
Probleme mit den Eltern / einem Elternteil
Probleme mit Geschwistern
Liebeskummer
Gewalt
übermäßiger Alkoholkonsum
Drogenkonsum
Konflikte zwischen verschiedenen Cliquen
Arbeitslosigkeit / Arbeitssuche
Langeweile
Fremdenfeindlichkeit
finanzielle Schwierigkeiten, Verschuldung
großer Leistungsdruck
Schwierigkeiten in der Schule / in der Ausbildung / im Beruf
keinen Sinn sehen, Orientierungslosigkeit
Wohnungssuche
Probleme mit der Polizei
Probleme mit Behörden (BH, Jugendamt, Gericht etc.)
Gewalt in der Familie
Alkoholismus in der Familie
absichtliche Sachbeschädigung
Einschüchterung und Bedrohung durch Cliquen / Gruppen
niemand aus der Familie kümmert sich um einen
vorübergehend nicht wissen, wo man schlafen kann
Misshandlung durch Familienangehörige
gehänselt, verspottet werden
Sonstiges (bitte angeben)
……………………………………………………………………………………………
10. Wenn du selbst Probleme hast oder persönliche Krisensituationen erlebst, an wen wendest
du dich normalerweise?
sehr oft
a
b
c
d
e
f
g
h
i
oft
selten
nie
Eltern / Elternteil
andere Familienangehörige (Geschwister, Verwandte)
Freunde / Freundinnen
meinen Partner / meine Partnerin
Lehrer/Lehrerinnen
Vorgesetzte/Chefs
Beratungsstellen
Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden kann.
Sonstiges (bitte angeben)
……………………………………………………………
11. Was tust du am ehesten, wenn du große Probleme hast?
trifft völlig
zu
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
trifft eher
zu
trifft eher
nicht zu
trifft nicht
zu
Ich treffe mich mit Freunden.
Ich spreche mit meinen Eltern.
Ich versuche mich abzulenken.
Ich vermeide es, zu Hause zu sein.
Ich ziehe mich eher zurück.
Ich betrinke mich.
Ich würde mir professionelle Hilfe wünschen.
Ich versuche mit dem Problem zu leben (und warte ab).
Ich sollte was dagegen tun, weiß aber nicht wie oder was.
Ich bin abends viel unterwegs (Lokale, öffentliche Plätze).
Ich finde Halt bei Familienangehörigen (Geschwister, Verwandte)
Ich habe kaum Probleme.
31
Ein Projekt von
gefördert von
12. Angenommen du hast große Probleme (mit Eltern, Freunden, Gleichaltrigen oder Älteren,
Schule, Arbeitsplatz, Alkohol/Drogen, Polizei, Schulden etc.). Kennst du Beratungsstellen, an die
du dich wenden könntest (in deiner Nähe, deiner Umgebung, im Bezirk)? Wenn ja, welche?
13. Hättest du gerne mehr Informationen über…
sehr wichtig
a
Jobangebote
b
Wohnungssuche, Wohnmöglichkeiten
c
deine Rechte als Jugendlicher/Jugendliche (Jugendrecht/-schutz)
d
Informationen zu Drogen, Sucht und Abhängigkeit
e
Möglichkeiten der Freizeitgestaltung
f
Beratung hinsichtlich Alltagsproblemen
g
Schuldnerberatung
h
Vorbeugung von Gewalt
i
Umgang mit psychischen Erkrankungen (Therapien)
j
Weiterbildungsmöglichkeiten
k
aktive Freizeitgestaltung (gemeinsame Projekte, Veranstaltungen)
l
Sonstiges (bitte angeben) …………………………………………
wichtig
weniger
wichtig
unwichtig
14. Wenn es dir nicht gut geht: Wie kannst du dir Unterstützung für dich persönlich am ehesten
vorstellen?
sehr wichtig
a
…es würde mir helfen wenn ich mit jemandem im Vertrauen über
meine Probleme sprechen kann.
b
…wenn ich meine Probleme in einer von mir gewählten
Umgebung zur Sprache bringen kann.
c
… falls ich unangenehme Wege habe (Behörde, Gericht, Polizei,
Therapie etc.) möchte ich, dass mich eine Vertrauensperson
begleitet und mich unterstützt.
d
… ich würde mir einen Platz oder eine Anlaufstelle in meiner
Umgebung wünschen, wo man sich treffen und miteinander (mit
Freunden, Gleichaltrigen etc.) über den Alltag, Probleme, Wünsche
und Interessen quatschen kann.
… ich würde gerne mit einer Person gleichen Geschlechts über
meine Probleme sprechen.
e
f
… wenn ich fremde Hilfe in Anspruch nehme, möchte ich keine
persönlichen Angaben machen müssen (Name, Adresse etc.).
g
… ich möchte mich einfach darüber informieren können, welche
Möglichkeiten ich habe um meine Probleme in den Griff zu
bekommen.
h
… ich würde mir eine Anlaufstelle für Jugendliche wünschen, wo
man sich freiwillig in ungezwungener Atmosphäre beraten lassen
kann.
eher wichtig
weniger
wichtig
unwichtig
32
Ein Projekt von
gefördert von
15. Was glaubst du könnte dich daran hindern, in persönlichen Krisenfällen ein
Beratungszentrum aufzusuchen???
trifft zu
a
Ich kenne überhaupt keine Beratungsstellen.
b
Ich weiß nicht, wie ich hinkommen kann.
c
Ich habe Angst davor, noch mehr Probleme zu
bekommen als ich eh schon habe.
d
Ich weiß eigentlich nicht, mit welchen Problemen
man eine Beratungsstelle in Anspruch nehmen
kann.
Ich glaube nicht, dass mir eine Beratungsstelle
wirklich weiterhelfen kann.
e
f
Es ist mir zu kompliziert.
g
Ich weiß nicht, was es für Möglichkeiten gibt, sich
beraten zu lassen.
h
Man will mir eh nicht helfen, sondern mich nur
aushorchen.
i
Ich habe Angst davor, was mich erwartet.
j
Ich habe Angst, dass jemand (Eltern, Schule,
Arbeitgeber etc.) von meinen Problemen erfährt.
k
Erwachsene
verstehen.
l
Was könnte für dich sonst noch ein Hindernis
sein, um eine Beratungsstelle aufzusuchen? (bitte
angeben)
können
meine
Probleme
trifft eher zu
trifft eher
nicht zu
trifft nicht zu
nicht
……………………………………………………
16. Welche der folgenden Beratungsstellen hast du schon einmal aufgesucht?
(betreffendes bitte ankreuzen)
a
b
c
c
d
e
B.A.S. Mürzzuschlag
BZ (Beratungszentrum) Mürzzuschlag
SozialarbeiterInnen der BH Mürzzuschlag
Jugendtherapiezentrum Mitterdorf
Psychologische Lehrlingsberatung
Sonstiges / Auswärtiges (bitte angeben):
… … … … … … … … … … … … … … … … … …………………………………………
33
Ein Projekt von
gefördert von
17. Hattest du in den letzten 2 Jahren Kontakt mit:
nie
a
b
c
d
e
einmal
2-5 mal
öfters
Polizei
Gericht
Jugendamt
einer Beratungsstelle
psychologische Betreuung / Therapie
18. Wo empfindest du dich persönlich zugehörig? (Mehrfachnennungen möglich)
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
o
p
q
r
s
t
u
v
w
Skater
Punks
Skins
Heavy-Metal
Vegetarier/Veganer
Ökos/Aktivisten (Menschenrechte, Tierschutz, Greenpeace etc.)
Landjugend
Hip Hop
Hardcore
Hippies
Rave / Techno
zu meiner Gemeinde
zu meinem Bezirk
zu meinem Land
ich bin in einem politischen Verein (z.B sozialistische Jugend, JG, Junge Volkspartei, Schülerunion, AKS etc.)
Feuerwehr
Sportverein
zu einer Glaubensgemeinschaft / Religion
nirgends wirklich
Sonstiges (bitte angeben):
…………………………………………………………………………………………
19. Wie oft gehst du normalerweise abends fort?
(Betreffendes bitte ankreuzen)
a so gut wie nie
b nur einige male im Monat
c einmal die Woche
d mehrmals die Woche
e öfter als 3-4x die Woche
20. Wie oft konsumierst du beim Fortgehen Alkohol?
(Betreffendes bitte ankreuzen)
a
b
c
d
immer
meistens
ab und zu
nie
21. Hattest du schon Kontakt mit illegalen Drogen?
(Betreffendes bitte ankreuzen)
a
b
c
d
noch nie
einmal
gelegentlich
regelmäßig
34
Ein Projekt von
gefördert von
22. Mit welchen Problemen warst du persönlich bereits konfrontiert?
sehr oft
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
q
r
s
t
u
v
w
x
y
z
z1
oft
kaum
nie
Probleme mit den eigenen Eltern / einem Elternteil
Probleme mit Geschwistern
Liebeskummer
Gewalt (als Opfer)
Gewalt (als Täter)
übermäßiger Alkoholkonsum
Drogenkonsum
Beteiligung an Konflikten zwischen verschiedenen Cliquen
Arbeitslosigkeit / Arbeitssuche
Langeweile
Auseinandersetzungen mit Ausländern / Ausländerinnen
finanzielle Schwierigkeiten, Verschuldung
großer Leistungsdruck
Schwierigkeiten in der Schule / in der Ausbildung / im Beruf
keinen Sinn sehen, Orientierungslosigkeit
Wohnungssuche
Probleme mit der Polizei
Probleme mit Behörden (Gericht, Jugendamt etc.)
Gewalt in der Familie
Alkoholismus in der Familie
Sachbeschädigung
Einschüchterung, Bedrohung
niemand aus der Familie kümmert sich um einen
vorübergehend nicht wissen, wo man schlafen kann
Misshandlung durch Familienangehörige
gehänselt, verspottet werden
Sonstiges (bitte angeben)…………………………………….
23. Welche dieser Probleme, mit denen du schon konfrontiert warst, haben dich am meisten
belastet?
a) Alter:
……….
b) männlich … / weiblich …
c) Ich habe Geschwister
d) Meine Eltern sind bzw. leben getrennt:
ja… / nein…
e) Ich wohne nur bei einem Elternteil (Vater oder Mutter):
ja… / nein…
f) Ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern:
ja… / nein…
g) Nationalität bzw. kulturelle Herkunft:
………………………..
h) Religion
………………………..
i) In welcher Gemeinde wohnst du?
………………………..
j) In welcher Gemeinde gehst du zur Schule bzw. arbeitest du ?
………………………..
ja… / nein…
k) In welcher Gemeinde bist du in deiner Freizeit am meisten unterwegs ? …………………………
l) Ausbildung / Beschäftigung (Zutreffendes bitte einkreisen)
SchülerIn Lehrling StudentIn ArbeiterIn Angestellte(r) Selbstständige(r) Wehr- bzw. Zivildiener derzeit arbeitslos, seit ………. Monaten
m) falls Schüler / Schülerin: welche Schule besuchst du? (Zutreffendes bitte einkreisen)
Hauptschule Realschule BORG AHS HAK HBLA Berufsschule Musikschule Kindergartenpädagogik Polytechnikum
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