Klassisches Grundmodell Keynes (1883 – 1946) steht für eine Beeinflussung der Nachfrageseite der Wirtschaft durch den Staat. Seine Grundüberlegungen resultierten aus der Massenarbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise von 1929 – trotz kräftig gesunkener Löhne. Ihm war klar, dass die Wirtschaftspolitik zu dieser Zeit die Nachfrageseite der Ökonomie nicht berücksichtigt hatte und deshalb in die Krise führte. Die klassische Theorie Die klassische Theorie ging davon aus, dass ein flexibler Lohn den Arbeitsmarkt räumt. Die Arbeitnehmer geben ihr Geld antweder für den Konsum aus, oder stellen es über den Kapitalmarkt den Unternehmen wieder zur Verfügung. Damit war das Gleichgewicht mit der Gleichheit von Angebot und Nachfrage hergestellt. Wo lag der Fehler in der klassischen Betrachtung? In der Weltwirtschaftskrise gab es ein Angebot, denn die Arbeiter produzierten ja. Es gab aber keine entsprechend hohe Nachfrage mehr, denn die Löhne der Arbeiter sanken. Der Lohn-/Zinsmechanismus versagte. Wir schauen uns dazu einmal den klassischen Mechanismus an: PPT Kapitalmarkt. Anpassungsbeispiel: Der Zinssatz i1 ist höher als der Gleichgewichtszinssatz. Die Haushalte sparen mehr, als die Unternehmen investieren wollen. Weil das Kapitalangebot größer ist, als die Kapitalnachfrage, sinkt der Zins. Mit sinkendem Zins wird weniger gespart und mehr konsumiert. Der Zinssinkt also, bis die geplante Sparsumme und die geplante Investitionssumme gleich sind. Damit stimmt dann Güterangebot und Güternahcfrage überein. VWL Keynes Grundmodell Seite 1 von5 Das klassische Modell ging davon aus, dass eine Verteilung zwischen Nachfrage nach Konsumgütern und Investitionsgütern die Wirtschaft zum Ausgleich bringt. In der klassischen Theorie (Saysches Gesetz) reagieren die Unternehmen unmittelbar auf fehlende Nachfrage, indem sie die Preise der Güter senken. Das tun sie so lange, bis der Markt geräumt ist und das gesamte Angebot auch nachgefragt wird (Schlußverkaufseffekt). In der klassischen Theorie wird kein Geld gehortet, sondern es gibt immer einen Zinssatz, zu dem der Geldmarkt geräumt ist und alles Geld auch dem Wirtschaftskreislauf wieder zur Verfügung steht. Womit wir bei der wichtigen Rolle des Geldes im klassischen Modell angekommen sind. Das Geld ist im klassischen Modell ausschließlich Tauschmittel. Es gibt kein Vorsorgesparen oder Zielsparen, das heißt keine Spekulationskasse oder Vorsorgekasse. Die Liquiditätshaltung ist zinslos. Kapital (Geld) erbringt immer Zinsen. Die Zinsen werden aus dem Investment der Spargelder erwirtschaftet und fließen den Haushalten als Zinseinkommen zu. Die Transaktionskasse steigt mit dem Volkseinkommen. Das nominale Volkseinkommen errechnet sich aus dem realen Volkseinkommen und dem Preisindex: Yn = Yr x P Die Geldmenge (M) kann in einer Wirtschaft mehrfach umgeschlagen werden. Sie wird gemessen als: P Y r v . Damit hat man allerdings weniger die Geschwindigkeit, als die Häufigkeit M (siehe Lagerumschlag). Eine einfache Inflationstheorie leitet sich aus der Gleichung ab, wenn man die Umschlagshäufigkeit und das Sozialprodukt als konstant voraussetzt. Eine Auflösung der Gleichung nach dem Preisniveau (P) führt zu: P v M Yr Damit gibt es einen analytischen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und der Inflationsrate. Ein Erhöhung der Geldmenge führt zu einem Anstieg des Preisniveaus. PPT Geldmenge VWL Keynes Grundmodell Seite 2 von5 Gibt es ein Wachstum der Volkswirtschaft, so sollte die Geldmenge nicht stärker wachsen, als diese Größe. Nimmt die Geldmenge um 5% zu, während die Wirtschaft nur um 2% wächst, dann setzt sich 3% in Inflation (Erhöhung des Preisniveaus) um. In der klassischen Theorie hat das allerdings keine Konsequenzen; die Unternehmen und Haushalte verfügen über nominal mehr Geld. Real ändert sich gar nichts, denn die Löhne und Zinssätze orientieren sich an den realen Preisen, nicht an den nominalen. Zur Zeit der klassichen Theorie war Inflation insofern kein Problem. Die Geldmenge konnte nie höher werden, als der Goldschatz der Zentralbanken. Man hatte eine durch Gold gedeckte Währung. Die Grundannahme der klassischen Theorie war die uneingeschränkte und unmittelbare Wirksamkeit der Preise auf allen Märkten (Arbeitsmarkt, Gütermarkt, Kapitalmarkt. Geld hat nur Einfluß auf das Preisniveau. Wirtschaftspolitik der Klassik Aus der Grundannahme folgte nun für die einzelnen Märkte eine unterschiedliche Wirtschaftspolitik. Arbeitsmarkt: Der Wettbewerbsmechanismus führt zu einem Vollbeschäftigungsgleichgewicht. Der Staat hlt sich aus den Tarifverhandlungen raus. Die Lohnverhandlungen finden in den Betrieben statt. Zentrale Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmerverbänden führen zu einer Beeinträchtigung des Wettbewerbs und haben zu unterbleiben. Gütermarkt: Es gibt keine Ungleichgewichte im Kapital- und Gütermarkt. Die Gütermärkte kommen wegen der unmittelbaren Preiswirkungen zu einem markträumenden Gleichgewicht. Die entstehenden Einkommen werden entweder konsumiert oder in Abhängigkeit vom Zinsniveau gespart. Das Gesparte wird unmittelbar als Investition von den Unternehmen im Wirtschaftskreislauf wieder eingesetzt. Der Zins teilt das Einkommen wirtschaftlich sinnvoll in Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern auf. Der Staat hat wie beim Arbeitsmarkt keine Funktion, insbesondere braucht er nicht stabilisierend in das Wirtschaftsgeschehen einzugreifen. Kapitalmarkt: Investitionen werden aus Konsumverzicht finanziert und sind ein Produktionsumweg, der die Produktionskapazität auf das sinnvolle und notwendige Mass erhöht. Sparen ist uneingeschränkt positiv, da es das Volksvermögen und den Kapitalstock nutzbringend erhöht. Geldpolitik hat nur Auswirkungen auf das Preisniveau, nicht aber auf den Arbeitsoder Gütermarkt. Bei flexiblen Preisen bewirkt eine Geldmengenpolitik gar nichts, sondern hat nur Auswirkungen auf die Inflationsrate. VWL Keynes Grundmodell Seite 3 von5 Ordnungspolitik: Der Staat greift nicht in den Wirtschaftsprozess ein, sondern setzt nur die ökonomischen Rahmenbedingungen. Ein konkreter Eingriff des Staates in die wirtschaftlichen Prozesse ist schädlich. Als Konsument ist der Staat ein Nachfrager, wie andere Wirtschaftssubjekte auch; das gleiche gilt für staatliche Investitionen. Auf dem Geldmarkt konkurriert der Staat mit den Wirtschaftssubjekten. Als Finanzierungsquelle steht nur das Sparvolumen zur Verfügung. Durch Umverteilung verringert der Staat die Investitionsmöglichkeit der Unternehmen (crowding out). Der Staat hat nur Einfluß auf die Verteilung des Volkseinkommens. Er schafft keine neuen Wachstumsmöglichkeiten, kann den Arbeitsmarkt nicht beeinflussen. Außenhandel: Auch hier herrscht freier Wettbewerb und laissez faire. Die Verflechtung der Weltwirtschaft vor dem ersten Weltkrieg war sehr weit fortgeschritten. Die Weltwirtschaftskrise Die Krise von 1929 hat den Glauben an die selbst regulierenden Kräfte des Marktes zerstört. Trotz niedriger Löhne und Zinsen sank die Produktion der Wirtschaft. Einige Grundannahmen des Modells waren falsch, z.B.: Der Zinssatz hat nicht allein regulierende Wirkung. Das Sparen erfolgt aus Motiven, die nicht nur vom Zins abhängen: Vorsorgesparen hat seine Ursache in unsicheren Zukunftserwartungen (Arbeitslosigkeit, Krankheit, Altersversorgung) Zielsparen (Autokauf, Hauskauf, Ausbildung) Die Elastizität in bezug auf den Zinssatz ist erheblich geringer, als das klassische Modell unterstellt. Auf der anderen Seite stehen die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Auch sie hängen von Zukunftserwartungen und stärker noch, von den Kostenstrukturen der Unternehmen ab. Wichtiger als der Zinssatz ist die Erwartung des Unternehmens bezüglich des zukünftigen Gewinns aus einer Investition. Der bestimmt sich wiederum aus den Erwartungen der Nachfrage, der Marge des Rohertrages, des Konkrrenzfeldes, den technischen Innovationen einer Branche. Je nach Branche ist der Zinssatz eine wichtige exogene Variable (kapitalintensive Produktion), oder die Arbeitskosten oder die Absatzerwartung (Handel). Geld ist im klassischen Modell nur Tauschmittel. VWL Keynes Grundmodell Seite 4 von5 Tatsächlich hat Geld aber auch eine Funktion als Aufbewahrungsmittel. Vor allem in der Erwartung ? fallender Preise oder ? steigender Zinsen. Wenn das Geld in diesem Sinne als Spekulationskasse gehalten wird, entziehen die Haushalte der Wirtschaft das Geld. Es kann nicht investiert werden und damit fällt direkt die Nachfrage nach Investitionsgütern und indirekt sinkt das Güterangebot. Die Reaktionen in der Zeit erfolgen nicht unmittelbar. Die Wirtschaft braucht Anpassungszeiträume. Solche Anpassungsprozesse haben wir in der Mikroökonomie in Ihrer Struktur bereits kennen gelernt ? Cob Web. Aus den Erkenntnissen hat Keynes eine neue Theorie geformt. VWL Keynes Grundmodell Seite 5 von5