Entzündliche Dermatosen unbekannter Ätiologie

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Entzündliche Dermatosen unbekannter Ätiologie
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Psoriasis vulgaris
Porodermatosen
Pityriasis rosea
Erythrodermien
Parapsoriasisgruppe: Pityriasis lichenoides, Parapsoriasis en plaques
Pityriasis rubra pilaris
Mb. Reiter
Psoriasis vulgaris
Chron. exanthematische Krankheit mit schuppenden Herden, die durch epidermale Hyperproliferation
entstehen.
Ursachen: Zusammenwirken von Vererbung, Umweltfaktoren (Streptokokkeninfekte, Hautläsionen =
Köbner Phänomen wie Kratzwunden, Narben, Tätowierungen, Sonnenbrand)
Verlauf: Auftreten in jedem Alter möglich, meist in jüngerem Alter, schubartiger Verlauf, alle Varianten
vom einzelnen Schub bis zu ständige Schüben möglich
Verlaufstypen: Akuter exanthematischer Verlaufstyp
Chronisch stabiler Verlaufstyp
Klinik: anfangs runde, scharf begrenzte ziegelrote Herde mit silbrig weißen, groblamellösen locker
haftenden Schuppen, beim Abheben der Schuppen in toto(Kerzentropfphänomen) ->
punktförmige Blutungen (=Auspitz Phänomen), Herde können konfluieren
Nach Aussehen der Herde unterscheidet man: P. punctata (punktförmig)
P. nummularis(guttata) (mittelgroß)
P. geographica (groß, plaqueförmig)
Nach Abheilung hypopigmentierte Flecken (psoriatischer Leukoderm), die nach einigen Wochen
repigmentiert werden;
P. punctata und nummularis bei akut exanthematischem Typ, P. geographica bei chron. stabilem Typ;
Prädilektionsstellen: Streckseiten der Extremitäten (Ellbogen, Knie), behaarte Kopfhaut (Capilitium),
Sakralregion
Nagelveränderungen:
 Tüpfelnägel (grübchenförmige, schuppengefüllte Vertiefungen
 Psoriatischer Ölfleck (unscharf begrenzter, gelb-brauner Fleck)
 Subunguale Hyperkeratosen (weißgraue Schuppenmassen unter den Nägeln; können zur
Abhebung und Dystrophie der Nägel führen)
Klinische Varianten:
P. vom seborrhoischen Typ: An Rumpf und behaarter Kopfhaut; wenig Schuppung;
DD:sebhorroisches Ekzem
P. inversa: nicht an Prädilektionsstellen sondern an Palma, Planta und Intertrigostellen; keine
Schuppung; DD: Hand-, Fußsohlenekzem, intertriginöses Ekzem, Epidermomykose, Candidamykose
Erythrodermische P.: Erythrodermie; führt zur kardiovaskulären Insuff. und endet oft tödlich
Sonderformen mit Systembeteiligung:
P. pustulosa: keine Superinfektion sondern Übersteigerung der Leukozytendiapedese –
Mikroabszesse;
Generalisierte P. pustulosa (Typ Zumbusch): De novo oder im Rahmen einer P. vulgaris;
Erythrodermie, konfluierende Pusteln, die platzen und abschuppen, Fieber, Leukozytose, oft
therapieresistent, ev. Tod, meist jedoch Spontanremission
Histo: Intraepidermale Leukozytenansammlungen innerhalb vakuolisierter Epidermalzellen
(spongiforme Pusteln)
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Impetigo herpetiformis: In SS (=Zumbusch+Hypokalzämie, ev. mit tetanischen Krämpfen) SS-Abbruch
P. pustulosa palmoplantaris (Typ Barber): rezidivierende Pusteln an Palma und Planta, groblamelläre
Schuppung, therapieresistent
Akrodermatitis suppurativa (Hallopeau): ähnlich wie Barber, jedoch an Akren, Nagelverlust,
Gelenkversteifung d. Finger
P. arthropathica: Schmerz, Rötung, Schwellung v.a. an Interphalangealgelenken, Rheumaserologie
negativ, Einschrumpelung der Finger; DD: Rheuma
Differentialdiagnose der Psoriasis: Pytiriasis, Mb. Reiter, Lues II, Tox. allerg. Exanthem, Tinea corporis
Therapie:
lokal
 Cortison, UVB-Bestrahlung in milden Fällen
 Teerpräparate
 Cignolin (=Dithranol): wässrige Lösung wird 15 min aufgetragen und dann mit Neutralseife
abgewaschen – Herdschädigung
 Vit.D3 – Präparate
 Orale Photochemotherapie: Kombi von oraler Psoralen-Gabe u. UVA-Bestrahlung (PUVA) –
DNA-Vernetzung und Hemmung der Epidermiszellteilung (bei schwerer & ausgedehnter
Plaque-Typ-Psoriasis)
systemisch
 Etretin (=Retinoid) – Abflachung und Abschuppung der Herde und sensibilisiert sie für Lokalund Photochemotherapie; v.a. bei P.pustulosa, P. arthropathica; KI: SS (teratogen)
 MTX (=Folsäurehemmung)
 Cyclosporin A (Bei schwerer Psoriasis vulgaris)
CAVE: Systemische Kortikoide sind KI, weil es nach Absetzen zu schweren Rezidiven kommt.
Parapsoriasisgruppe
Pityriasis lichenoides:
Psoriasisähnliche, chron., exanthematische Dermatose mit kleieförmiger Hautschuppung;
Entstehung durch lymphozytäre Vaskulitis d. Arteriolen und psoriasisähnliche Mitreaktion d.
Epidermis;
Verlaufsformen:
-Pityriasis lichenoides acuta: akut einsetzend &schubartig, v.a. bei Männern im jungen
Erwachsenenalter, generalisiertes disseminiertes Exanthem aus rot-braunen Papeln, ev. mit
Bläschen u. Krusten, Fieber und LK-Schwellung;
bei schwerem lymphomähnlichen Verlauf spricht man von lymphomatoider Papulose, ev. Übergang in
echtes Lymphom
-Pityriasis lichenoides chronica: primär oder aus Pityriasis lichenoides acuta;
grau-braune, wenig erhabene und weniger entzündliche Läsionen; durch zartes Kratzen kann man
von der gesamten Läsion eine Schuppe abheben die am Gegenpol haften bleiben
(=Sargdeckelphänomen)
Therapie: Tetrazykline (Wirkung unbekannt), PUVA, Kortikosteroide in schweren Fällen
Parapsoriasis en plaque
-Kleinfleckige/chronic superficial dermatitis:
meist bei Männern im reifen Erwachsenenalter;
einschleichender Beginn mit langsamer Progredienz,
einmal bestehende Herde bleiben bestehen, am Rumpf und proximalen Extremitäten,
rundliche Flecken von hellrot-gelblicher Farbe, zarte diffuse Schuppung, im Sommer sind Flecken von
Bräune überdeckt, im Winter kehren Flecken an selber Stelle wieder zurück,
nie Übergang in Mycosis fungoides, subjektiv keine Beschwerden
Histo: dermale Rundzellinfiltrate mit lymphozytärer Exozytose in Epidermis
Therapie: keine erforderlich, Ansprechen auf UVA und PUVA
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-Großfleckige/Prämycose: (= Vorstufe d. Mycosis fungoides)
Regellos disseminierte rotbraune, scharf begrenzte Herde
Porokeratosen
Genodermatosen mit nummulären Hautherden mit wallartigem Rand unbekannter Ursache
(=Verhornungsstörung);
-Klassische Porokeratose(Mibelli)
-Disseminierte aktinische Porokeratose
beide AD vererbt;
Klassische beginnt im Kindesalter und zeigt nur wenige, große Herde an Extremitäten & ist langsam
progredient.
Disseminierte beginnt im Erwachsenenalter und ist auf sonnenbestrahlte Regionen begrenzt;
Pityriasis rubra pilaris
Psoriasisähnliche, chron. erythematosquamöse Dermatose, die von Haarfollikeln ausgeht
-erbliche Form: beginnt in früher Kindheit, bleibt lebenslang bestehen (auto.-dom.)
-erworbene Form: beginnt im mittleren Lebensalter und heilt nach jahrelangem, schubartigem Verlauf
spontan ab;
Klinik: Anfangs rote, follikuläre, hyperkeratotische Papeln, welche zu polyzyklischen scharf begrenzten
rot-gelben schuppenden Herden konfluieren und in eine Erythrodermie übergehen können;
typisch sind polyzyklische Inseln normaler Haut im befallenen Gebiet
Prädilektionsstellen: Streckseiten der Extremitäten (v.a. Hand und Fingerrücken), Behaarte Kopfhaut,
Gesicht, Rumpf
Nagelveränderungen: wie Psoriasis
Differentialdiagnose: Seborrhoisches Ekzem im Frühstadium, Lichen ruber, Psoriasis vulgaris im
Spätstadium
Typisch sind follikuläre Papeln welche bei konfluierenden Herden am Rand zu finden sind
Therapie: Etretin
Pityriasis rosea
Akut entzündliche exanthematische Dermatose am Boden e. Virusinfektion, welche lebenslange
Immunität hinterlässt;
Klinik: Anfangs ein runder, scharf begrenzter Herd mit lachsrotem Rand und peripherer
Schuppenkrause(Primärplaque); nach Tagen bis Wochen treten am Rumpf ovale, in der
Hautspaltrichtung verlaufende Herde auf; spontane Abheilung nach 1-3 Monaten
-Pityriasis rosea irritata: durch Schwitzen oder heiße Bäder; Verdichtung der Herde, Ausbreitung auf
Gesicht und Extremitäten -> Erytheme, Quaddeln u. nässende Plaques
Differentialdiagnose: Seborrhoisches Ekzem, P. nummularis, Lues II, Arzneimittel-/Virusexantheme
Therapie: Kortikoidstoß, Abheilung in wenigen Tagen
Morbus Reiter
Syndrom mit Konjunktivitis, Arthritis (Fuß, Knie, Sakroiliakalgelenk), unspezifische Urethritis,
psoriasisähnliche Läsionen (Keratoderma blenorrhagicum)
Ursache unbekannt
Auftreten 1-4 Wochen nach Infektionskrankheiten: postdysenterisch (Shigellen, Salmonellen) od.
postvenerisch (Gonorrhoe- od. Chlamydienurethritis)
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Verlauf: chron. rezidivierend, meist junge Männer betroffen
Klinik:
An Handflächen, Fußsohlen, im Nagelbereich: zuerst gruppierte, pustulierende Erytheme; durch
Aufplatzen d. Pusteln entstehen schuppende, nässende Herde (Keratoderma blenorrhagicum)
Im Gelenksbereich: psoriasisähnliche, wenig pustulierende Herde
An Glans und Vorhaut: scheibenförmige bis polyzyklische Erosionen (=Balanitis circinata)
Differentialdiagnose: P. arthropathica, RA, Mb. Bechterew, Candida Balanitis
Therapie: Antirheumatika (ASS, Indomethacin), Kortikoidstöße, Doxyzyklin bei postvenerischer Form
Verlauf: in 50% rezidivfreie Abheilung nach einigen Wochen, in 50% chron.-rezidivierender Verlauf mit
Abheilung nach Monaten bis Jahren
Erythrodermien
universelle Hautrötung
Primäre E.: auf vorher unbefallener Haut
-Akute primäre Erythrodermie
als Ausdruck allergisch-toxischer Reaktionen z.B. bei Steven-Johnson-S., tox. epidermaler Nekrolyse,
fixes Arzneimittelexanthem
Klinik: Fieber, Abgeschlagenheit, Arthralgie, Organbeteiligung (ZNS, Niere, Respirationstrakt)
Therapie: Kortikoidstoß
-Chronische primäre Erythrodermie:
Als Ausdruck von Lymphomen (Leukämien, Mycosis fungoides) und Ichtyosen
Therapie: Behandlung der Grundkrankheit
Sekundäre E.: durch Generalisation folgender Dermatosen:
Kontaktekzem, exsikkotischen Ekzem, atopischer Dermatitis
Differentialdiagnose: Psoriasis, Pityriasis rubra pilaris, Lichen ruber
Komplikationen: Kreislaufbelastung d. massive Hautdurchblutung, Energieverlust durch massive
Wärmeabgabe und Abdunstung – Patient friert, Proteinverlust durch epidermale Proliferation und
Schuppung
Papulöse lichenoide Dermatosen
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Lichen ruber planus
Lichen nitidus
Lichen simplex chronicus (=Neurodermitis circumscripta)
Prurigoerkrankungen
Lichen ruber planus = Knötchenflechte
Chron. selbstlimitierte entzündliche Dermatose unbekannter Ursache, ev. durch immunologische
Mechanismen; kann in jedem Lebensalter auftreten, meist im 30.-60. Lj.
Exanthematische Form: disseminierte Läsionen, v.a. an den Prädilektionsstellen; gut therapierbar,
dauert kürzer
Chronisch lokalisierte Form: nur an den Prädilektionsstellen Läsionen, schlechter therapierbar, dauert
länger, Heilung nach 6-12 Mon. ohne Therapie
Klinik:
Primäreffloreszenzen sind stecknadelkopfgroße, polygonale, scharf begrenzte flache livide Papeln,
Papeln stehen eng gedrängt in Gruppen; bei unvollständiger Konfluenz entsteht zwischen den Papeln
ein weißes Netzwerk (Wickham-Streifen) v.a. an Mund- und Genitalschleimhaut
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Prädilektionsstellen: Handbeugen, Sakralregion, Streckseiten d. Unterschenkel, Knöchel, Mund- und
Genitalschleimhaut;
Mund-SH ist in 1/3 der Fälle befallen, v.a. an der Wangen-SH hinter dem Mundwinkel, die verhornten
Herde sind weiß
Papel sind längsgeriffelt, verdünnt, brechen ab (DD: bei Psoriasis sind sie dick)
Manifestationsformen:
-Farnkrautartige Zeichnungen (= exzessive Übersteigerung d. Wickham-Streifung)
-Lichenoide oder disseminierte Papeln
-Diffuse weiße Plaques („Kaugummi an der Wange“)
Symptom: Juckreiz, v.a. bei lokalisierter Form
Sonderformen:
-Verruköser Lichen ruber: V.a. an Streckseiten; hier chron. Verlauf mit starkem Juckreiz; Therapie:
Teerpräparate
-Bullöser Lichen ruber: bläschentragende Lichen-Herde und/oder schmerzhafte ausgedehnte MundSH-Erosionen
-Ulceröser Lichen ruber: V.a. an Fußsohlen
Differentialdiagnosen:
Lichen nitidus
Halbkugelige bis spitze, nicht konfluierende, glänzende Knötchen, v.a. am männl. Genitale, nicht an
Mund-SH, chron. Verlauf, subjektiv symptomlos
Lichen simplex chronicus
Hypopigmentierte, scharf begrenzte Herde, die meist aus zerkratzten, hautfarbenen Papeln bestehen
Lichenoides Arzneimittelexanthem (Ursache Gold),
Pityriasis rubra pilaris
Leukoplakien und Lues II: lichenoide Mund-SH-Veränderungen
Therapie: kurze Kortikoidstöße bei exanthematischem Verlaufstyp, PUVA, Etretin
Lichen nitidus
Ähnlich wie Lichen ruber;
Diskret stehende hautfarbene Knötchen mit charakteristischer Histologie, ohne Allgemeinsymptome
Lichen simplex chronicum = Neurodermitis circumscripta
Meist einzelne, chronische stark lichenifizierte Ekzemgruppe
Wahrscheinlich eine Sekundärveränderung, die durch Reiben & Kratzen hervorgerufen wird.
Meist in der Nackengegend von Frauen im mittleren Alter, grundsätzlich aber an jeder Stelle bei
beiden Geschlechtern möglich.
Klinik: Scharf begrenzter rund konfigurierter Herd aus zerkratzten hautfarbenen Papeln
Läsion ist hypopigmentiert
Heftiger Juckreiz
DD: Lichen ruber
Therapie: Kortikoidsalben und Kratzen einstellen
Prurigoerkrankungen
Zustandsbilder, die aus stark juckenden, disseminierten papulösen Läsionen aufgebaut sind;
Primäreffloreszenz ist ein entzündliches Knötchen oder Bläschen, das auf urtikarieller Basis aufsitzt;
-Prurigo simplex acuta (=Strophulus infantum)
Akute, in mehreren Schüben, v.a. bei Kindern auftretende Eruption aus genannten
Primäreffloreszenzen, die exsudativen Charakter haben; Ausbreitung meist exanthematisch, v.a. am
Rumpf;
DD: Varicellen, Skabies
-Prurigo simplex subacuta (=Urticaria papulosa, Lichen urticatus)
Chronisch rezidivierende disseminierende Eruption der genannten Primäreffloreszenzen unbekannter
Ursache; an Streckseiten d. Oberarme und Oberschenkel, Mammae und obere Rückenpartien;
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entzündliche, juckende urticarielle Papeln > Kratzen > Narben (hypopigmentiert)
DD: Dermatitis herpetiformis, Skabies
-Prurigo nodularis (Hyde):
Primäreffloreszenzen sind knotig; quälender Juckreiz der auf juckreizstillende Mittel nicht anspricht;
Therapie: Kortikoid-Unterspritzung mit Kristallsuspension, Teer, Antihistaminika, (Thalidomid)
Intoleranzreaktionen der Haut
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Ekzemgruppe: Kontaktekzeme, atopisches E., seborrhoisches E., Mikrobielles E.
Urtikaria und Angioödem
Erythema anulare centrifugum
Erythema exsudativum multiforme
Erythema nodosum
Toxische epidermale Nekrolyse
GvH-Disease
Akute febrile neutrophile Dermatose: Sweet Syndrom
Intoleranzreaktionen gegen Medikamente
EKZEMGRUPPE = DERMATITIS
Nicht infektiöse Hautentzündung mit Hauptsitz an der Epidermis, exogen od. endogen verursacht
Stadien der Ekzemreaktion:
1. St. erythematosum: helles Erythem (intraepidermales Ödem, matte Oberfläche)
2. St. vesikulosum: flüssigkeitsgefüllte, stark juckende Bläschen
3. St. madidans: durch Platzen der Bläschen – > Hautnässen
4. St. crustosum: Eintrocknen des Exsudates -> Krustenbildung
5. St. squamosum: Auftreten von Schuppen
6. Restitutio ad integrum: nach Ausschalten der Noxe, oder
7. Chron. Stadium: bei Fortwirken der Noxe – Lichenifikation (Vergröberung der Hauttextur u.
flächige Hautinfiltration)
Kontaktekzem
Durch direkten Kontakt mit der Noxe
a) Toxisches Kontaktekzem
Ekzem nach Kontakt mit primär irritierenden Substanzen
Akute tox. Kontaktdermatitis:
Meist durch beruflichen Kontakt mit Alkalien, organ. Lösungsmitteln, Säuren, etc.
schnelles Auftreten und schnelle Rückbildung; stark ausgeprägte, scharf begrenzte Läsionen; meist
an Unterarmen und Händen; keine Streuherde
Chron. tox.-degeneratives Ekzem:
Meist durch jahrelangen beruflichen Kontakt mit Alkalien, organ. Lösungsmitteln, etc.
Beeinträchtigung von Säuremantel und Barrierefunktion der Haut;
Begünstigende Faktoren: trockene Haut, Ichtyosen, häufige Wassereinwirkung und Händereinigen;
Klinik:
Langsames Auftreten und langsame Rückbildung;
Übergang in allerg. Kontaktekzem möglich;
Trockenheits- und Spannungsgefühl an Unterarmen und Händen;
juckende, unscharf begrenzte Läsionen mit Erythem;
keine Streuherde; Schuppen; Rhagadenbildung;
Therapie: Ausschalten d. Noxe, Kortikoidsalben bewirken nur kurzzeitige Besserung mit
anschließender Gewöhnung (Prophylaxe mit Schutzhandschuhen)
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b) Allergisches Kontaktekzem
Entzündung d. Epidermis und oberer Dermis auf der Basis einer Typ IV – Reaktion
Haptene werden von Phagozyten aufgenommen und den T-Lymphozyten präsentiert, zytotoxische TZellen reagieren gegen die Haut; Sensibilisierungsdauer nach Erstkontakt kann Tage bis Jahre
dauern;
Häufige Kontaktallergene:
Terpentin, Kaliumdichromat, Nickelsulfat: Farbstoffe
Formalin & Sublimat: in Desinfektionsmittel
Neomycin, Sulfonamide: in AB-Salben
Akute allerg. Kontaktdermatitis: z.B. Friseurekzem
Chron. allerg. Ekzem: z.B. Maurerekzem durch Kaliumdichromat im Zement
Verlauf und Klinik entsprechen den Formen d. toxischen Kontaktekzems, aber mit Streuherden
Therapie: Ausschalten d. Noxe
Sonderformen von Ekzemen: Dihydrotisches E.: sagokornartige, juckende, gefüllte Bläschen
Sebhorroisches E., mikrobielles E., Asteatotisches E.
Komplikationen: Sekundäre Erythrodermie, Pyodermien, Mykosen, virale Infekte
Atopisches Ekzem (=Endogenes E., Neurodermitis constitutionalis)
Durch genetisch determinierte, endogene Reaktionsbereitschaft auf best.Allergene; tritt familiär geäuft
auf; Beginn meist im Säuglingsalter und kann lebenslang bestehen bleiben;
a) Säuglingsekzem:
Erytheme mit Schuppen, Exsudation, Krusten und Erosionen; Beginn meist an Scheitel oder
Wangen; führt dann zu symmetrischen Herden an Gesicht und behaartem Kopf;
später Übergreifen auf Rumpf und Extremitäten;
Nach Monaten bis Jahren spontane Abheilung oder Lichenifikation
b) Atopische Dermatitis Jugendlicher und Erwachsener:
Diffuse Erytheme mit Infiltration und Schuppen;
flächenhafte Hypo- und Hyperpigmentierungen;
Krusten und Erosionen entstehen durch Kratzen wegen Juckreiz;
Lichenifikation (Nacken, Ellenbeugen, Kniekehle)
Prädilektionsstellen: Nacken, Ellenbeugen, Kniekehlen, Gesicht (Strin, Lider, Perioralregion),
Schultergürtel, Handgelenke und Handrücken
Begleitsymptome: leidender Gesichtsausdruck, Gesichtsblässe, seitl. Lichtung der Augenbrauen
(Hergoth – Zeichen), infraorbitale Falte (Dennie-Morgan-Falte), Ichtyosis vulgaris mit follikulären
Hornpfröpfen, weißer Dermatographismus, Serum-IgE erhöht
Differentialdiagnose: andere Ekzeme, Histiozytosis X, Skabies
Therapie:
Ausschalten belastender Umweltfaktoren: Klimaschwankungen, Wolle (nur Baumwolle),
Detergentien in Seifen
Lokaltherapie: Badeöle, Einfetten der Haut, kurzfristiger Kortikoidstoß
System. Therapie: Antihistaminika bei Juckreiz, keine Kortikoide
Seborrhoisches Ekzem
Ursache unbekannt, rot-gelbe Läsionen mit fetten Schuppen
Prädilektionsstellen: seborrhoische Areale (v.a. behaarte Kopfhaut, Gesicht)
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a) Infantiles sebhorroisches Ekzem:
Tritt in den ersten Lebenswochen auf (ev. durch Einfluß mütterlicher Sexualhormone); heilt nach
Wochen bis Monaten spontan ab; nummuläre bis polyzyklische scharf begrenzte rot-gelbe, fettig
schuppende Herde v.a. an Prädilektionsstellen und Rumpf;
Erythrodermia desquamativa Leiner ist besonders schwere Form
DD: Atopisches Säuglingsekzem (hohes IgE!)
b) Seborrhoisches Ekzem der Kopfhaut:
V.a. bei jungen Männern od. im Klimakterium durch relativen Hyperandrogenismus;
starke Schuppung und heftiger Juckreiz
c) Disseminiertes seborrhoisches Ekzem d. Erwachsenen:
v.a. bei jungen Erwachsenen und zeigt makulöse, konfluierende, rot-braune, kleieartige schuppende
Herde v.a. im Gesicht
DD: Psoriasis vom seborrhoischen Typ, Pityriasis rosea und Lues II
Therapie: Antimykotika-Shampoo weil Pityrosporum ovale eine wichtige Rolle bei dieser Krankheit
spielt.
„Mikrobielles“ Ekzem
Zur Entstehung und Aufrechterhaltung sind Keime bzw. Keimprodukte nötig;
Charakteristika: chron. Verlauf, symmetrisches Auftreten und Streuung, starke Exsudation;
a) Irritatives mikrobielles Ekzem:
Durch Hautmazeration (Aufweichung) mit Beeinträchtigung d. Barrierefunktion und anschließende
Keimbesiedelung
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Intertriginöses Ekzem: entsteht aus der sog. Intertrigo (= akut/subakuter Reizzustand von
Körperfalten);
Begünstigende Faktoren: feucht-warmes Klima, schlechte Hygiene, Adipositas, DM;
Scharf begrenzte, düsterrote, nässende Läsion mit vielen kleinen Läsionen; Läsion ist mit
schmierigem Hornmaterial bedeckt;
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Ekzem um chron. Ulcera od. Fistelöffnungen: durch ständige Befeuchtung und
Keimüberflutung mit ähnlichen Läsionen
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Periorifizielles Ekzem: durch Hautmazeration und zusätzlich durch mechanische Reizung
und lokalen Faktoren (Abdunstung beim Naseneingangsekzem, venöse Stase beim
Analekzem)
b) Nummuläres mikrobielles Ekzem:
Entsteht als Reaktion sensibilisierter Individuen auf hämatogen ausgeschwemmte Allergene (Nickel,
Chrom, mikrobielle Ag aus Zahngranulomen oder chron. Tonsillitis, Auto-Ag);
bevorzugtes Auftreten bei Schmutzexposition (Hausfrauen, Bauarbeiter);
münzgroße, unscharf begrenzte Herde, ev. mit schuppigen, krustigen, psoriasisähnlichen
Auflagerungen;
Herde neigen zur symmetrischen Anordnung und Konfluenz;
Prädilektionsstellen: Unterarme, Unterschenkel, Kopf, Gesicht (selten)
Therapie: Ausschaltung d. Noxe, Antibiotika, Antimykotika
URTIKARIA (=NESSELAUSSCHLAG) UND ANGIOÖDEM
Urticaria: schubartiges Auftreten von Quaddeln(Urtika) in der oberen Dermis durch
mediatorbedingte Erhöhung der Gefäßpermeabilität;
Angioödem: analoge Veränderung in der Tiefe der Dermis und Subkutis mit massiver teigiger
Schwellung (Lider, Mund-SH);
Alle Varianten vom einzigen Schub bis zu ständig rezidivierenden Schüben möglich;
Akute Urtikaria: Dauer bis 6 Wo., hohe Aktivität und häufig Angioödem
Chronisch rezidivierende Urtikaria:
Dauer länger als 6 Wo., geringere Aktivität, selten Angioödem
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Klinik:
 Quaddeln mit Größe von mm: papulöse U. (z.B bei cholinergischer U.)
 Quaddeln mit Handflächengröße: großflächige U. (z.B bei medikamentös-allerg. U., Druckoder Kälte-U.)
 Hellrote Farbe: U. rubra
 Blasse Farbe: U. porcellanea bei starkem Ödem
 Starker Juckreiz
 Verschwinden nach einigen Stunden
Mediatoren: Histamin, Bradykinin, PG, SRSA, Anaphylatoxin
Klassifikation nach Pathogenese:
1)Immunologisch bedingte U.:
a) IgE-mediierte U.: Typ-I-Reaktion, anaphylaktischer Typ
b) U. bei Immunkomplexkrankheit: Typ-III-Reaktion, Serumkrankheitstyp
2)Nicht immunologisch bedingte U.:
a) Urticaria bei Komplement-Störungen: hereditäres od. erworbenes Angioödem
b) Physikalische U.
a. Urticarieller Dermographismus = U. factitia
b. Druckurticaria = U. mechanica
c. Cholinergische U. = generalisierte Wärmeurticaria
d. Kälteurticaria
IgE-mediierte Urticaria:
Auslösende Allergene: - Arzneimittel (Penicillin, Salicylate, Allergenextrakte für Intrakutantest od
Hyposensibilisierung, LA)
- Eiweißhaltige Nahrungsmittel (Fische, Eier, Schweinefleisch, Nüsse)
- Inhalationsallergene (Tierhaare, Pollen, Staub)
Pathogenese: Allergene führen zur IgE-Produktion, IgE-Freisetzung aus Mastzellen; lokale
Mediatorfreisetzung führt zur Quaddelbildung; systemische Mediatorfreisetzung bewirkt anaphylakt.
Schock (rascher, schwacher Puls, generalisierte U. und Ödem; bei Larynxödem Erstickungsgefahr);
Therapie: Adrenalin, Kortikoide, Antihistaminika, ev. Intubation
Urticaria bei Immunkomplexkrankheit:
Auslösende Allergene: - Arzneimittel (Penicillin, Sulfonamide, Insulin)
- Fremdserum
Pathogenese: die Allergene führen zur Bildung von IgM- und IgG-haltigen Immunkomplexen, die C
aktivieren; Anaphylatoxin (= C3a) bewirkt die Mediatorfreisetzung aus Mastzellen;
Urticaria bei C-System Störungen:
1)Hereditäres Angioödem: entsteht durch einen AD vererbten Defekt des C1-Esterase-Inhibitors;
führt zu rezidivierenden Ödemen der Haut, plötzlich auftretende,
mächtige, prall-elastische, kutane Schwellung; Ödeme außer dem
Dehnungsschmerz subjektiv symptomlos & sind nicht von Urtikaria
begleitet; spontane Rückbildung innerhalb einiger Tage;
Auslösende Ereignisse: Infekte, Traumen, Hitze, Kälte, psychischer Streß
Systemzeichen: Atmungs(Erstickungsgefahr)- u. Verdauungstrakt -> in 30% d. F. zum Tod;
Diagnose: C1-INH auf 0-25% der Norm vermindert.
Therapie: Testosteronderivate -> C1-Esterase-Inhibitor Produktion steigt, C1-Inhibitor im Anfall,
-> Intubation bei Larynxödem
2)Erworbenes Angioödem: Entsteht durch einen erworbenen C1-Inhibitor Defekt bei
lymphoproliferativen KH
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Physikalische Urtikariaformen:
Urticarieller Dermographismus:
Auftreten von Quaddeln nach Hautreizung mit hartem Gegenstand (mechan. Histaminfreisetzung)
Druckurticaria:
Durch Schlag oder Reibung
Cholinergische Urticaria:
Durch Überwärmung d. Körpes (Anstrengung, Fieber, heißes Bad); kleine weißliche Quaddeln, die
von Reflexerythem umgeben sind;
Kälteuricaria:
Durch Kälteeinwirkung
a) Familiäre Kälteurticaria: AD vererbt; Beginn in den ersten Lebenswochen; entsteht durch
Kaltluft, nicht durch lokale Kälteeinwirkung
b) Erworbene Kälteurticaria: durch Kaltluft od. lokale Kälteeinwirkung (Sprung ins kalte Wasser);
entscheidend ist plötzlicher Temperaturabfall
Die physikalische U. ist schlecht therapierbar (ev. Antihistaminika), spontane Abheilung möglich;
Kontakturticaria:
Nach exogenem Kontakt mit urticariogenen Stoffen > Quaddeln am Wirkort für einige Stunden (Typ I
oder nicht immunolog. Reaktion); z.B durch Tierhaare, Insektenstiche, Milben, Chemikalien
Lichturticaria:
U. durch mastzelldegranulierende Substanzen:
häufigste aller Manifestationsformen; durch Nahrungsmittel, bakterielle Toxine, Medikamente
U. bei Störung der PG-Synthese:
Durch Hemmer der COX (ASS, Azofarbstoffe in Nahrung, Benzoate, Indometacin) > Flush, Urticaria,
Angioödem, Rhinorrhoe, Bronchospasmus, Asthma;
Kein Immunologisches Geschehen -> Prick-Test wertlos
U. bei Assoziation mit Systemkrankheiten:
SLE, Lymphome
FIGURIERTE ERYTHEME
Gruppe exanthematischer Krankheiten mit konfigurierten, wandernden und wechselhaften Erythemen;
können Ausdruck von viralen oder bakteriellen Infekten, sowie von Genodermatosen, immunolog.
Störungen oder Neoplasien sein; Hauptvertreter: E. anulare centrifugum
Erythema anulare centrifugum:
Ätiologisch unklares figuriertes E. mit schubartigem Verlauf und charakteristischem klinischen Bild;
v.a. Assoziation mit chron. Infektionen (TBC, Candidiasis, Fokalinfekten, EBV) & Lymphomen;
Klinik:
 Polyzyklische, scharf begrenzte Herde mit hellrotem, eingesunkenen Zentrum und rotem
urtikariellen Randwall
 Am inneren Abhang des Randwalls können Schuppen, Bläschen od. Krusten auftreten
 Die Herde wandern um einige mm pro Tag, epidermale Mitbeteiligung in unterschiedlicher
Ausprägung
 Die Geschwindigkeit der Wanderung kann durch tägliches Nachzeichnen des Randes
bestimmt werden
Histo: scharf begrenzte, perivaskuläre, lymphozytäre Infiltrate
Therapie: Behandlung der Grundkrankheit, Kortikoide wirken nur in hohen Dosen
Erythema marginatum (rheumaticum):
Assoziation mit akutem rheumat. Fieber;
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Klinische Bild wegen multiplen bizarren zartlinigen Herden & der exzessiven
Wanderungsgeschwindigkeit hoch charakteristisch.
Erythema gyratum repens:
Obligate Paraneoplasie; multiple konzentrische, bizarr verlaufende Läsionen („Holzmaserung“)
ERYTHEMA EXSUDATIVUM MULTIFORME
Polyätiologisches, akutes Reaktionsmuster der Haut mit typischen Irisläsionen;
Vorkommen: bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Häufung im Frühjahr (ausgelöst durch
Viren/Licht)
Auslöser:
 Arzneimittel: Sulfonamide, AB, Butazone, Analgetica, Antipyretika
 Infektionen: HSV, Chlamydien, Mykoplasmen, seltener Bakterien (Streptokokken: führen zur
Überempfindlichkeitsreaktion mit Gefäßschädigung in der oberen Dermis und
epidermaler Beteiligung)
Klinik:
Irisläsion: Münzgroße, lividrote Übergangsform zw. Fleck und Quaddel; unterscheiden sich vom Fleck
durch ihre Tastbarkeit und von der Quaddel durch ihre Beständigkeit; periphere Ausbreitung mit
Abblassung d. Zentrums; durch Rezidive im Zentrum kann sie schießscheibenartig werden; multiforme
bedeutet, dass die Läsion erythematös, vesikulös oder bullös sein kann, bei einem Patienten sind sie
aber immer einheitlich;
Prädilektionsstellen: Gesicht, hautnahe SH (Lippen), Extremitäten-Streckerseiten (Ellenbogen,
Handgelenk, Handrücken)
a) Minorform: milde Verlaufsform; ohne Blasenbildung, SH-Beteiligung und Systembeteiligung;
spontane Abheilung nach einigen Tagen
b) Majorform:
-Blasenbildung
-Schwere SH-Beteiligung: erosive Cheilitis und Stomatitis durch schnell aufreißende
Blasen; erosive purulente Konjunktivitis (bedrohlichste SHLäsion); erosive Vulvitis, Balanitis, Proktitis
-Systemzeichen: Fieber, Leukozytose
c) Stevens-Johnson-Syndrom: lebensbedrohlicher Verlauf mit
-Schwerer innerer Organbeteiligung (Meningitis, nekrot. Tracheobronchitis, Pneumonie,
Glomerulonephritis > Nierenversagen
-SH-Beteiligung
-Systemzeichen: hohes Fieber, Bewusstseinsverlust
Therapie:
Bei mildem Verlauf: Schüttelmixturen (Puder in alkoholischen Lösungen)
Bei schwerem Verlauf: Kortikoidstoß, Augentherapie, Infusionstherapie (Wiederherstellung d.
Flüssigkeitsgleichgewichtes)
Toxische epidermale Nekrolyse = Lyell-Syndrom
Gilt heute als Maximalmanifestation des Stevens-Johnson-Syndroms
Lebensgefährliches seltenes Reaktionsmuster der Haut mit verbrühungsähnlichem Bild: Erytheme,
Blasen, Abschwimmen d. nekrot. Epidermis
Auslöser: Medikamente (Sulfonamide, AB, Butazone), Infektionen, Impfungen, TU
Klinik:
 Grippeähnliche Prodrome
 Plötzlich auftretende, makulöse, rasch konfluierende Erytheme
 In den Erythemen findet man Blasen, pos. Nikolski-Zeichen (Epidermis lässt sich durch
leichten Fingerdruck abschieben)
 Später Erythrodermie mit ausgedehnten Erosionen
 Narbige Abheilung
11


SH-Beteiligung: Erosionen an Konjunktiven, Mund u. Anogenital-SH
Systemzeichen: Fieber, Leukozytose (>10.000/ml), Bewusstseinstrübung, Letalität ca. 30%
a) Idiopathischer Typ: keine SH-Beteiligung, mit anfangs geringen Systemzeichen; v.a. bei
Frauen; therapieresistent
b) Multiformartiger Typ: schwere SH-Beteiligung und Systemzeichen;
DD: Steven-Johnson-Sy. (kein Abschwimmen der Epidermis)
Therapie: Entspricht der Verbrennungstherapie (Kortikoide: frühzeitig, hochdosiert, lange;
Augentherapie; Infusionen; sterile Abdeckung)
DD: Staphylococcal Scaled Skin Syndrome (SSSS) wurde früher als Ritterhainsche KH bezeichnet;
ERYTHEMA NODOSUM:
Polyätiologisches, meist akutes Reaktionsmuster der Haut mit tiefsitzenden, entzündlichen Knoten an
Extremitätenstreckseiten
Pathogenese: immunolog. mediierte Überempfindlichkeitsreaktion, ev. vom Typ d. Arthus-Phänomens
Vorkommen: bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ev. kombiniert mit E. exsudativum
multiforme
Auslöser: wie bei E. exsudativum multiforme, aber 2 Unterschiede:
 wichtigstes Medikament sind Ovulationshemmer
 Sarkoidose bzw. Löfgren-Syndrom. Als Frühmanifestation der Sarkoidose (= E. nodosum +
bihiläre Lymphadenopathie)
Klinik:
 Flache, bis handtellergroße, unscharf begrenzte, hellrote, schmerzhafte Knoten (Bettdecke
schmerzt schon)
 Knoten treten schubweise auf, immer beidseitig und ungefähr symmetrisch
 Rückbildung ähnlich wie bei Hämatomen: Farbwechsel rot – blau – grün – gelb – braun
(„Erythema contusioforme“)
Prädilektionsstellen: Schienbeine, Oberschenkel, Unterarme
Therapie: Bettruhe, lokale Antiphlogistika, Kortikoidstoß
GRAFT-VERSUS-HOST REACTION:
Ein bei immunsupprimierten Patienten im Anschluß an KM-Transplantation auftretender
Symptomenkomplex, der durch allogene Immunzellen hervorgerufen wird
Manifestation: an Haut, GI-Trakt, Leber (milde Erytheme bis letaler Ausgang möglich)
a) akute GvHD:
 Tritt 1-7 Wo. Nach KM-TX auf und wird durch zytotoxische AK und Lymphozyten
hervorgerufen
 Fieber, Eosinophilie, hepatische Dysfunktion
 Makulös-multiformeartige Exantheme, manchmal kleinfleckig (Lichen ruber ähnlich) an
Gesicht, Rumpf, akral
 Maximale Erscheinungsform: TEN
 Therapie: system. Kortikoide in schweren Fällen und Antilymphozytenglobulin, in leichten
Fällen meist Spontanheilung
b) chronische GvHD:
 Nach 3-12 Mon.; durch komplexere zelluläre Immunreaktionen
 sklerodermiforme Verdickung der Haut, Lichen ruber ähnliche Papeln, trophische Ulcera,
Alopezie
12


Mund-SH meist stark befallen: retikuläre Papeln, Erosionen, Ulzera, Vernarbung
Therapie: systemisch Kortikoide, Azathioprin
AKUTE FEBRILE NEUTROPHILE DERMATOSE (= Sweet Syndrom)
Akutes Reaktionsmuster der Haut mit typischen Läsionen, Fieber und Leukozytose (= Trias)
Auslöser:
 Infektionen (viral, Fokalinfekte)
 Myeloische Leukämie: Sweet-Sy. geht dem Leukämieausbruch oft Jahre voraus (BB über
Jahre kontrollieren!)
 Colitis ulcerosa
Klinik:



Münzgroße, aus konfluierenden Papeln bestehende, hell- bis lividrote, plattenförmige Herde =
Hügelland
Papeln treten einzeln od. multipel und asymmetrisch auf
Papeln, sog. Pseudovesikel sind infolge d. Ödembildung derb, blaß transparent und sehen
wie Bläschen aus
Prädilektionsstellen: Gesicht, Arme, Rumpf
Histo: dichte Leukozyteninfiltrate und Ödeme in der oberen Dermis
Verlauf: schubartig, restitutio ad integrum nach Wo. bis Mon.; Rezidive in 30%
Differentialdiagnose: Erythema exsudativum multiforme, HSV I (Pseudovesikel können nicht wie bei
HSV I punktiert werden), Granuloma anulare
Therapie: Kortikoidstöße (mitteldosiert, beginnend mit 40mg -> schlagartiges Ansprechen)
INTOLERANZREAKTIONEN GEGEN MEDIKAMENTE
Ursachen sind immunologische und nicht immunologische Unverträglichkeitsreaktionen
a) Immunologisch
 Typ I Reaktion: = anaphylaktischer Typ, IgE-mediierte Urtikaria, Rhinitis, Bronchospasmus
 Typ II Reaktion: = zytotoxischer Typ, keine Hautveränderungen, aber Anämie und
Thrombozytopenie
 Typ III Reaktion: = Serum-KH, Urtikaria bei Immunkomplexkrankheiten
 Typ IV Reaktion: = zellmediierter Typ, allerg. Kontaktekzem
b) Nicht immunologisch: z.B durch C-Systemstörung od. direkte Mediatorfreisetzung (physikal.) aus
Mastzellen bei nicht immunol. Urtikariaformen
Einteilung in 2 Reaktionsgruppen:
a)Intoleranzreaktionen unter dem Bild klassischer Dermatosen
 IgE-mediierte Urtikaria durch Penicillin, Salicylate, Allergenextrakte
 Urtikaria bei Immunkomplex-KH durch Penicillin, Sulfonamide, Insulin
 Erythema exsudativum multiforme durch Sulfonamide, AB, Butazone
 Erythema nodosum durch Ovulationshemmer, Sulfonamide, AB, Butazone
 TEN durch Sulfonamide, AB, Butazone
b) Intoleranzreaktioen mit eigener Charakteristik
 Fixes Arzneimittelexanthem durch Barbiturate od. Phenacetin
 Wenige runde od. ovale, relativ scharf begrenzte, hell-livide brennende Herde
 V.a. an Intertrigostellen, Genitale
 Zungen- und Mund-SH-Entzündung
 Spontane Abheilung in 1-2 Monaten
 Nach erneuter Medikamenteneinnahme rezidiviert es an gleicher Stelle, daher FIXES
Arzneimittelexanthem
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
Mit der Rezidivzahl nehmen Anzahl der Herde und Schwere der Symptome zu, im Extrem
entsteht eine Erythrodermie
 Nikolski-Zeichen ist negativ als DD zu TEN
 SH sind bei Erythrodermie meist nicht befallen
 Steroidakne
 Cumarinnekrosen: v.a. bei Frauen am Rumpf nach Antikoagulation mit Cumarinen in 1. Wo.
-> erythematöse, entzündliche infiltrative Herde > hämorrhagische Blasen > Nekrosen
 Pentazocinsklerosen: bei Analgetikaabusus; bei i.m. Applikation von Pentazocin entstehen
harte entzündliche Infiltrate -> Fibrosierung, Muskelkontrakturen, ausgestanzte Ulcera und
Narben
 Hyperpigmentation: nach Busulfan, Cyclophosphamid, MTX; streifige Hyperpigmentation nach
Bleomycin
Diagnose:
1. Medikamentennachweis: Penicillin hat Latenzperiode von 1-2 Wo.
2. RAST zum IgE-Nachweis
3. Expositionstest: beweisend, aber wegen heftiger Reaktionen nur stationär erlaubt, KI bei TEN
Therapie: Verdächtige Medikamente unbedingt absetzen
POLYMORPHE LICHTDERMATOSEN
Erworbene Unverträglichkeitsreaktionen gegen Licht (UVA, UVB);
Manifestation meist im Kindes- oder Jugendalter und bleibt meist lebenslang bestehen; Frauen
häufiger betroffen als Männer;
Ursachen: unbekannt; man vermutet eine allerg. Reaktion durch ein endogenes Photoallergen;
Klinik:
 Nach 1-2 Tagen nach der ersten Sonnenexposition im Frühjahr entstehn an den
lichtexponierten Stellen (Gesicht, Unterarm) ein Exanthem;
 Dieses kann polymorph sein und aus Erythemen, Knötchen, Quaddeln od. Bläschen
bestehen; Aber: immer nur ein Läsionstyp!
 Läsionen können jucken oder schmerzhaft sein;
 Für weiteren Verlauf bestehen folgende Möglichkeiten:
o Bei UVA-Karenz: spontane Abheilung nach einer Woche
o Bei weiterer UV-Exposition: spontane Abheilung durch Toleranzentwicklung während
der Saison oder Ekzematisierung und Lichenifikation
 Symptomatik verschlechtert sich von Jahr zu Jahr
Histo: Lymphozytäre Infiltrate in der gesamten Dermis
Diagnose: durch Phototestung (= kontrollierte UV-Bestrahlung)
Therapie: UV-Karenz, Photochemotherapie (= Lichtschutz durch Pigment), längerdauernde geringe
UV-Exposition -> Toleranz, Chloroquin und Beta-Carotin (fraglicher Nutzen)
Differentialdiagnose: atopische Dermatitis, erythropoetische Porphyrien, SLE
Sonderformen:
a) Hidroa vacciniformina: heftiger vesiculobullöser Verlaufstyp der mit vacciniaähnlichen atrophen
Narben abheilt
b) Akne aestivalis: nach Sonne juckender papulöser Ausschlag; Therapie: Lichtschutz, langdauernde
unterschwellige UV-Exposition, Photochemotherapie
c) Lichturtikaria: idiopathische, lichtausgelöste Urtikaria; Minuten nach Lichteinwirkung -> Juckreiz,
Erythem, Quaddeln, Reflexerythem, in der Umgebung, bei großflächiger Exposition ->
Allgemeinsymptomatik; Auslöser: UVA und kurzwelliges sichtbares Licht
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Bakterielle Infektionskrankheiten der Haut
1. Streptokokkeninfektionen
a. Impetigo contagiosa: = kleinblasige Impetigo (oberflächliche Streptokokkeninfektion)
b. Erysipel: tiefe Infektion
c. Phlegmone: tiefe Infektion
d. Lymphangitis: tiefe Infektion
e. Streptokokkengangrän
f. Scharlach: Hautsymptome bei extrakutaner Streptokokkeninfektion
g. Endokarditis lenta: Hautsymptome bei extrakutaner Streptokokkeninfektion
2. Staphylokokkeninfektionen
a. Impetigo contagiosa: = bullöse Impetigo, nicht follikuläre Pyodermien
b. SSS-Syndrom: Staphylococcal Scalded Skin Syndrome = Syndrom der verbrühten Haut,
nicht follikuläre Pyodermie
c. Follikulitis: follikuläre Pyodermie
d. Furunkel: follikuläre Pyodermie
e. Karbunkel: follikuläre Pyodermie
3. Infektionen durch gramnegative Keime
a. Pseudomonas
b. Meningokokken
c. Enterobakterien
d. Erysipelothrix: = Schweinerotlauf
e. Bacillus anthracis: Milzbrand
4. Lyme-Borelliose: Erythema migrans Krankheit
Folgekrankheiten:
Purpura fulminans nach Meningokokken, Erythema nodosum, Psoriasis vom Guttata-Typ, Sanarelli Shwartzman nach Streptokokken, DIC, Erythema marginatum
STREPTOKOKKENINFEKTIONEN
Impetigo contagiosa
Infektionskrankheit der Haut, die durch Streptokokken und Staphylokokken verursacht werden kann;
Vorkommen: v.a. bei Kindern in der warmen Jahreszeit
Übertragung: durch Schmierinfektion, oft nach Bagatelltraumen, bei schlechten Hygieneverhältnissen
entstehen oft kleine Epidemien -> „Schmutzflechte“; spontane Abheilung meist nach Wochen;
a) Streptokokken Impetigo (=kleinblasige Impetigo)
 Anfangs kleine, dünnwandige Bläschen mit rotem Hof, die sich rasch weiter in Pusteln und
weiter in honiggelbe Krusten umwandeln
 Weiterverbreitung erfolgt durch Kratzen
 Läsionen können münzgroß werden und zentrale Spontanheilung zeigen
Prädilektionsstellen: Gesicht, Extremitäten
Komplikationen: akute Glomerulonephritis, akutes rheumatisches Fieber, Lymphadenitis,
Lymphangitis, Sepsis
DD: Staphylokokken Impetigo (zeigt anfangs größere Blasen)
Therapie: mazerierende AB-Salbe, Penicillin über 10 Tage
b) Staphylokokken Impetigo (=bullöse Impetigo)
 Anfangs nußgroße, pralle, seröse Flüssigkeit enthaltende Blasen mit rotem Hof, die sich bald
in Pusteln und weiter in honiggelbe, oft hämorrhagische Krusten umwandeln
 Weiterverbreitung durch Kratzen
 Manchmal Fieber und regionale LK-Schwellungen
Selten Komplikationen: Lymphadenitis, Lymphangitis, Sepsis, generalisierte bullöse Impetigo aus
der sich durch Konfluenz ein SSSS-ähnliches Bild (v.a. durch stark
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Epidermolysin bildende Staphylokokken) entwickeln kann;
DD: Streptokokken Impetigo
Therapie: mazerierende AB-Salben, penicillinasefestes Penicillin bei ausgedehnten Fällen und
Fieber (Oxacillin)
Phlegmone
Akute Streptokokkeninfektion in der tiefen Dermis und Subcutis mit Einschmelzungen, entsteht an der
Basis einer präexistenten Läsion (OP-Wunde, Geschwür, ...)
Klinik: tiefsitzende, teigig weiche, lividfarbene, schmerzhafte Entzündung mit langsamer Ausbreitung,
unscharfer Abgrenzung von der Umgebung, wenig Systemzeichen (Fieber, Übelkeit, etc.)
Labor: Leukozytose bis 30-40.000, sehr hohe Senkung, Akutphasenproteine
Verlauf: Phlegmonen sind tief abszedierende Entzündungen; sie sie brechen daher oft durch &
bilden Fistelgänge & Nekrosen
Komplikationen: Sepsis
Differentialdiagnose: Phlegmonöse Läsionen durch andere Keime (Gasbrand, Milzbrand)
Therapie: AB, breite Inzision und Drainage
Erysipel
Akute Streptokokkeninfektion d. Lymphspalten und Lymphgefäße der oberen Dermis, gekennzeichnet
durch rasch wachsende erythematöse Schwellung und schwere Systemzeichen;
Übertragung: Über Hautläsion (= Eintrittspforte) wie Rhagaden (Interdigitalmykosen), chron. Ekzem
(v.a. Gehörgang, Naseneingang, Mamillen), Wunden
Klinik:







Tritt perakut um die Eintrittspforte auf
Gut begrenzte, hellrote, plateauartige, heiße Schwellung
Haut gespannt und glänzend
Innerhalb von Stunden entstehen unregelmäßige, flammenartige Ausläufer durch Ausbreitung
entlang d. Lymphgefäße -> manchmal Satellitenerysipel(=“Erysipelas saltans“)
Bei schwerem Verlauf entstehen im Erysipel: - Blasen (= Erysipelas bullosum)
- Hautblutungen (= Erysipelas hämorrhagicum)
- Gangrän
Prädilektionsstellen: Gesicht, Unterschenkel, Fuß
Systemzeichen: Fieber bis 40°, Schüttelfrost, regionäre Lymphadenitis/LK-Schwellung,
Übelkeit
Verlauf:
 Spontane Abheilung nach einigen Wochen
 Im Rückbildungsstadium ist die Haut fein gefältelt
 Ohne Therapie besteht hohe Rezidivneigung, da Streptokokken im Gewebe liegen bleiben
 Das chron. rezidivierende Erysipel führt zur Lymphgefäß-Verödung und zum Lymphödem bis
zur Elephantiasis
Differentialdiagnose: alle erythematösen Schwellungen
 Erysipeloid (Rotlauf, meist an Händen, lividrot)
 Akute Dermatitis mit matter Haut
 Thrombophlebitis (tief)
 Phlegmone
 Akrodermatitis chronica atrophicans, Angioneurotisches Ödem
Therapie: Penicillin (hochdosiert über min. 10 Tage); Langzeittherapie über Monate bei chron.
rezidivierendem Erysipel; Ausschaltung der Eintrittspforte; keine Inzision
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Lymphangitis
Akute, durch Streptokokken bedingte Entzündung eines Lymphgefäßes
Klinik: von der Eintrittspforte aus strichförmige, gerötete, meist bis zur regionären LK-Station
reichende Rötung; assoziiert ist immer eine Lymphadenitis; von hier kann eine Sepsis ausgehen;
Therapie: Penicillin
Streptokokkengangrän
Perakut verlaufende, durch besonders invasive & toxogene Streptokokken verursachtes Gangrän mit
hoher Mortalität; meist handelt es sich um eine schnell verlaufende, nekrotisierende Phlegmone, die
meist nach Minimaltraumen auftritt;
Klinik: schnell ausbreitende, zuerst erythematös-bullöse, später nekrotisierende Läsion; es kommt zu
einer tiefen sich rasch entlang der Fascien in die Tiefe ausbreitenden Nekrose.
Prädilektionsstellen: Extremitäten
Meist letal endet das sog. Fourniersche Gangrän (an äußeren Genitalen); zuerst Nekrose, dann
Einmündung in Sepsis oder tox. Schock
Therapie: AB (Clindamycin 3-4x 1200mg/d) und sofortige Abtragung der ergriffenen Hautpartien
Scharlach
Exanthematische Krankheit, die durch hämatogene Ausbreitung des erythrogenen Toxins aus einem
Streptokokkenherd entsteht
-Toxin von Streptos der Gruppe A gebildet,
-Dagegen werden Antitoxine gebildet -> dauernde Immunität
-Bildet der Patient nur Antitoxin jedoch keine Ak gegen den Erreger -> Rezidive der Tonsillitis ohne
Exanthem;
-Auftreten v.a. nur bei Kindern
Klinik: Nach 2-4 Tagen Inkubationszeit Pharyngitis, Fieber, Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen;
Hautsymptome 1-2 Tage nach Beginn der Pharyngitis


Enanthem: dunkle Rötung und Schwellung des Rachens und weichen Gaumens,
Vergrößerung und Rötung der Tonsillen mit gelben Belägen; Erdbeerzunge
Exanthem: erythematöses Exanthem, welches hinter den Ohren beginnt, schnell den ganzen
Körper erfasst (ohne Planta und Palma); periorale Blässe; besondere Betonung des
Exanthems in Cubita und anderen großen Beugen; nach 4-5 Tagen Abschuppung; die
Desquamation erfolgt oft in großen Stücken („handschuhförmig“)
Therapie: Penicillin
Endokarditis lenta
Meist durch Streptococcus viridans, Hautveränderungen werden als sog. septische Vaskulitis
interpretiert;
Klinik:
 Petechien
 Subunguale Splitterblutungen: schmale, strichförmige Blutungen unter Nägeln
 Osler-Knötchen: Linsengroße, düsterrote, schmerzhafte Knoten an den Fingern, Handflächen,
Fußsohlen
 Janeway-Flecken: kleine, leicht infiltrierte Erytheme, ev. Petechien an Palma und Planta
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STAPHYLOKOKKENINFEKTIONEN
SSS-Syndrom
Exanthematische akantholytische (= Auflösung der Stachelzellschicht) Eruption bei Kleinkindern;
Diese Eruption entsteht durch hämatogene Epidermolysin-Verbreitung aus dem Staphylokokkenherd:
z.B bei Rhinitis, Tonsillitis (extrakutane Herde sind häufigere Ursachen für SSSS)
Impetigo contagiosa (intakutaner Herd)
Erreger: Phagengruppe II Staphylokokken, v.a. bei schlechten Hygieneverhältnissen entstehen oft
kleine Epidemien
Klinik: verbrühungsähnlich, Ablauf in Stadien
 Stadium erythematosum: hellrote, unscharf begrenzte Erytheme in typischer Reihenfolge
(Gesicht [perioral], Hals, Leistenbeugen, übriger Körper); Kinder sind berührungsempfindlich
und weinerlich; Leichtes Fieber und Leukozytose
 Stadium exfoliativum: nach Stunden bis Tagen; Akantholyse (Epidermis löst sich spontan oder
durch leichten Druck);
Nikolski-Zeichen ist in befallenen und unbefallenen Gebieten positiv (bei TEN nur in
Befallenen); an mechan. beanspruchten Stellen entstehen ausgedehnte Erosionen;
ev. Auftreten von großen, schlaffen, leicht platzenden Blasen;
Ohne Therapie kommt es in 50% d.F. zum Tod durch hypovolämischen od. sept. Schock;
Mit Therapie Übergang in ->
 Stadium desquamativum: Erosionen werden reepithelisiert, dann folgt eine generalisierte,
feinlamellöse Abschuppung;
Differentialdiagnose: TEN, Verbrühung, Sonnenbrand
Therapie: Penicillinasefestes Penicillin hochdosiert (Flucloxacillin, Oxacillin), Infusion, keine Kortikoide
Follikuläre Pyodermien
1)Follikulitis = eitrige Entzündung der oberen Anteile der Haarfollikel
Klinik: multiple, entzündliche häufig intensiv juckende Papeln um & an Haarfollikelöffnungen, oft mit
zentralen stecknadelkopfgroße Pusteln mit rotem Randsaum v.a. am Rumpf, Gesicht
Pathogenese: Aufquellen des physiologischerweise vorhandenen Hornmaterials -> Verstopfung d.
Follikels -> Proliferation der vorhandenen Keimflora -> Entzündung
Therapie: Austrocknen, Desinfizieren
2)Furunkel = eitrig einschmelzende Entzündung d. gesamten Follikels und perifollikulären Gewebes,
v.a. bei Abwehrschwäche, DM
Klinik: akut entzündlicher, schmerzhafter Knoten mit perifokalem Ödem;
nach einigen Tagen kommt es zur spontanen Ausstoßung des zentralen Pfropfes;
v.a. am Nacken, Gesicht, Nates;
ev. milde Systemzeichen (Fieber, Leukozytose, LK-Schwellung);
Abheilung mit Narbenbildung;
Therapie: Zugsalbe, Kurzwellenbestrahlung bei unreifem Follikel, Inzision bei eingeschmolzenem
Follikel (nicht im Gesicht);
Systemische Therapie bei großen Furunkeln, Systemzeichen und Gesichtsfurunkel;
Komplikationen: Sepsis
Sonderformen: Gesichtsfurunkel (gefährlich wegen Verschleppung des Eiters in Sinus cavernosus ->
Thrombose; -> AB systemisch!)
Furunkulose (schubartiges Auftreten multipler Furunkel (bei DM))
3)Karbunkel = eitrig einschmelzende Follikulitis eines od. mehrerer benachbarter Haarfollikel
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Klinik: wie Furunkel, auf Druck entleert sich Eiter
Therapie: immer systemisch AB, Sepsisgefahr ist größer als beim Furunkel
Differentialdiagnose: tiefe Trichomykose
INFEKTIONEN DURCH GRAMNEGATIVE KEIME
Pseudomonas aeruginosa (Pyocyaneus)
Ubiquitärer Keim; Fast ausschließlich bei Patienten mit schlechter Abwehrlage pathogen
Typischerweise als Sekundärkeim auf präexistenten Geschwüren, Brandwunden oder Traumen:
- Heftige Entzündung
- Charakteristisch faulig-fruchtiger Geruch
- Blau-grüne Verfärbung des Wundsekrets
Ein ähnlich günstiges Milieu für Pseudomonas ergibt sich in nässenden Dermatosen (Ekzem) oder
Auch bei Mazeration der Haut durch chronische Durchfeuchtung
Pyozyaneusparonychie: (bei chron. Mazeration)
- Grünfärbung des Nagels („green nail syndrome“)
Otitis media
Pseudomonassepsis: typische ekthymaartige Ulzerationen, weiters disseminierte hämorrhagische
noduläre & bullöse Läsionen sowie Phlegmone & Gangrän
Therapie: Oberflächlich: Austrocknung, Antisepsis, Aminoglykosid
Schwere Infekte: AB hochdosiert (Aminoglykosid + Ticarcillin, Piperacillin) & chirurgisches
Debridement
Meningokokken
Gramnegative Diplokokken
Ca. 30% der Bevölkerung sind Keimträger
Krankheitsverlauf: Vorrausetzung zur Krankheit ist die Kolonisierung des Nasopharynx. Da sich
bereits nach 1 Wo. Ak bilden kommt es selten zur Erkrankung.
Diese äußert sich zunächst als grippeähnliches Vorstadium, dem rapid einsetzendes Fieber mit
Kopfschmerz, Meningismus & Stupor folgt. Aus dieser Infektion kann die fulminante
Meningokokkensepsis entstehen.
In ca. 75% der Meningokokkeninfektionen entwickeln sich Hautsymptome:
- Disseminierte Exantheme mit meist petechialer, gelegentlich urtikarieller oder
makulöser Morphologie
- Schwere Verläufe zeigen flächigere Blutungen mit zentralen Nekrosen &
hämorrhagischen Blasen
- Maximale Ausprägung ist die periphere symmetrische Gangrän
Therapie: Hochdosiert Penicillin G: 2 Mill. i.v. 2 stündlich über 10 Tage
Erysipeloid (= Schweinerotlauf)
Hautinfektion durch Erysipelothrix insidosa(rhusiopathiae), die v.a. durch Kontakt mit Schweinefleisch
übertragen wird;
IKZ: 2-7 Tage
Klinik:





Scharf begrenzte, schmerzhafte, violett-rote Schwellung an der Eintrittspforte (meist Hände)
Schwellung breitet sich langsam aus, bleibt aber stets abgegrenzt mit aufgeworfenen Rändern
Fieber, Lymphadenitis
Verlauf chron. rezidivierend
Heilt meist nach Monaten spontan ab
Therapie: hochdosiertes Penicillin für 10 Tage
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LYME-BORELLIOSE
Systemkrankheit, die durch Borrelia burgdorferi (B. sensu stricto, B. garinii, B. afzelii) verursacht wird
und sich v.a. an Haut, ZNS, Herz und Gelenken manifestiert; Übertragung durch Zecken (Ixodes
ricinus)
Stadienhafter Verlauf:
 Stadium I: Erythema chronicum migrans (nach Tagen bis Wochen an der Bißstelle);
o Blaß- bis intensivrotes scheibenförmiges Erythem breitet sich peripher aus und bildet
sich zentral zurück > Ring
o Dieser Ring kann über den ganzen Körper wandern
o Spontane Rückbildung nach Wochen bis Monaten
o Systemzeichen: Fieber Kopfschmerz, Arthralgie, Myalgie
o DD: Erysipel, fixes Arzneimittelexanthem
o Lymphozytom: kann nach Monaten an der Stelle eines rückgebildeten E. migrans
entstehen; mittelweicher livid-brauner Knoten; spontane Rückbildung nach Monaten;
DD: Mastozytom, malignes Lymphom
 Stadium II: in 15% d.F. Wo. bis Monate nach Beginn des Stadium I zu Organmanifestation
o Leitsymptome: Hirnnervenausfälle (N. facialis), lymphozytäre Meningitis, ev,
Enzephalitis, Ataxie, sensomotorische Radikuloneuritis (= Garin-Bujadoux-BannwarthMeningopolyneuritis)
o Kardiale Manifestation: AV-Block, Peri- & Myokarditis
o Liquor: lymphozytäre Pleozytose, Eiweißerhöhung, oligoklonale IgM-Erhöhung
 Stadium III: kann Monate bis Jahre nach dem Zeckenbiß entstehen
o Leitsymptome:
 Oligoarthritis
 Akrodermatitis chronica atrophicans mit Verlauf in 2 Stadien
 Im infiltrativen Stadium entsteht meist an einem Bein eine unscharf
begrenzte dunkellivide ödematöse Hautschwellung
 Im atrophischen Stadium entsteht in diesem Bereich eine
zigarettenpapierartige Hautatrophie mit durchscheinenden Gefäßen
 Fakultative Begleitsymptome: fibromatöse Verdickung der Haut über
Ellenbogen & Knie („Akrofibromatose“) & pseudosklerodermatische
Fibrosierung
Therapie:
 Im Stadium I: Doxyzyklin: 2x 100mg/d p.o.für 14-21 Tage (oder Ampicillin,Cefuroxim)
 Spätere Stadien: Ceftriaxon 2g/d i.v. für 3-4 Wochen
 Chron. Organmanifestation in Stadium II und III: hochdosiert Penicillin:
- Na.-Penicillin: 4x 5Mill.E./d i.v.
- Cefotaxim: 3x 2g
 Bei Befall der Gelenke & ZNS zusätzlich Kortikosteroide & NSAID
Viruinfektionen der Haut
a) Exanthematische Viruskrankheiten
 Coxsackievirus-Infektionen
 Röteln
 Masern
 Ringelröteln (Erythema infectiosum)
 Exanthema subitum
 Pocken
b) Lokale Viruskrankheiten
 Molluscum contagiosum
 Melkerknoten
 Viruswarzen
 Ecthyma contagiosum
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c) Herpesvirus-Infektionen
 HSV
 Varicellen u. Herpes zoster
 Infektiöse Mononukleose
d) AIDS
EXANTHEMATISCHE VIRUSKRANKHEITEN
Coxsackievirus-Infektionen
1. Rubeoliforme Exantheme:
 einzelstehende, hellrote Erytheme
 Fieber, Rhinitis, Konjunktivitis, LK-Schwellung
 sie können auch durch Echo-Viren oder EBV hervorgerufen werden;
2. Hand-foot-mouth-disease: (Coxsackieviren A16)
 Durch Abwässer übertragen
 Betrifft bevorzugt Kinder
 GI-Trakt -> LK -> Blutbahn -> Hautbesiedelung
 Erythematöse Läsionen an Zunge und Mund-SH, die sich in Bläschen und dann in seichte,
schmierig belegte Ulcera mit erythematösen Halo umwandeln
 erythematöse Papeln an Hand und Fußrücken, die sich in Bläschen und dann in Krusten
umwandeln, spontane Abheilung nach einer Woche
 DD: Erythema exsudativum multiforme, chron. rez. Aphthen, Herpangina
3. Herpangina: (Coxsackieviren A1-10,16,22 selten B1-5 und Echo-viren)
 V.a. Kinder betroffen, IKZ: 4 Tage
 Grau-weiße, papulovesikulöse Läsionen am weichen Gaumen, die sich in schmerzhafte
oberflächliche, schmierig belegte Ulcera umwandeln
 Hohes Fieber, Erbrechen, Kopfweh
 Spontane Abheilung nach einer Woche
Masern (Morbilli, engl. Rubeola)
Durch ein Paramyxovirus mit IKZ 10 Tage, Tröpcheninfektion
Weltweites Vorkommen, hauptsächlich bei Kindern, mit nahezu 100%iger Kontagiosität
Klinik:
 Nach IKZ von 10-14 Tagen, Prodrome: Fieber, Konjunktivitis, Rhinitis, Husten
 Exanthem: Makulopapulöse Erytheme, welche konfluieren; im Gesicht beginnend, dann
übergreifend auf Rumpf und Extremitäten
 An der Mund-SH sog. Koplick-Flecken(1-2 Tage vor Exanthem): multiple, hellrote,
stecknadelkopfgroße Flecken mit weißes Zentrum
 Rückbildung in der Reihenfolge des Auftretens, meist unter pityriasisformer Schuppung
Komplikationen: Enzephalitis, hämorrhagische Masern, Masern Riesenzellpneumonie
Röteln
Durch ein Togavirus mit IKZ 2-3 Wo.; Tröpcheninfektion
Nasopharynx -> regionäre LK -> Blutbahn -> hämatogene Dissemination (innere Organe& Haut)
Klinik:
 Prodrome: Fieber, Konjunktivitis, Rhinitis, Husten, Kopfweh
 Exanthem: diskrete, hellrote Erytheme,die im Gesicht beginnen & sich auf den Rumpf &
Extremitäten ausbreiten, Kofluenz ist kein typisches Merkmal
 Typisch ist generalisierte LK-Schwellung v.a. suboccipital, retroaurikulär, zervikal, ev. mit
Splenomegalie, Arthralgien
Komplikationen: Rubeolenembryopathie, Enzephalitis
21
Erythema infectiosum - Ringelröteln
Exanthematische Virusinfektion Parvovirus B 19 („nacktes“ DANN-Virus), IKZ: 4-14 Tage,
Tröpfcheninfektion
Prodrome: Fieber, Arthralgien
Klinik:
 Anfangs an den Wangen dunkelrote Knötchen, die zu einem abgegrenzten plattenartigen
Erythem konfluieren (= Ohrfeigengesicht)
 Dann entsteht an den Oberarmen und Oberschenkeln ein papulourtikarielles Exanthem mit
auffallend bizarren, streifenförmigen und kringeligen Figuren
 Breitet sich zentripedal über den Rumpf aus
 Die KH heilt nach 1-3 Wochen spontan ab
 Bei aplastischer Anämie -> Blastenschub auslösbar!
Exanthema subitum (Roseola infantum)
Seltene, v.a. Säuglinge (2. Lebenshalbjahr) betreffende KH; Erreger nicht isoliert (ev. HHP 6&7)
Klinik:





IKZ: ca. 2 Wochen
Hohes Fieber, welches mit Eintritt des Exanthems abflaut
Exanthem besteht aus kleinen, nicht konfluierenden Erythemen (Rumpf)
Exanthem besteht ca. 1-2 Tage und verschwindet spontan ohne Abschuppung
Suboccipitale LK-Schwellung, guter AZ
LOKALE VIRUSKRANKHEITEN
Melkerknoten





Durch Paravacciniavirus (Pockenvirus) verursacht
Übertragung durch direkten Kontakt mit Eutern infizierter Rinder -> Melker und
Schlachthausarbeiter
Nach IKZ 1 Wo.: ein bis wenige, flache, kaum schmerzhafte, gerötete Knoten
Knoten werden zentral vesikulös, erosiv, krustös und heilen nach 4-6 Wo. spontan ab
Histo: psoriasiforme Hyperplasie der Epidermis
Lebenslange Immunität
Ekthyma contagiosum





Durch Orf-Virus (Pockenvirus) verursacht
Übertragung durch direkten Kontakt mit Nase od. Maul infizierter Schafe
Klinik: ähnlich Melkerknoten, oft entzündlicher & tumorähnlich; spontane Abheilung nach 4 Wo.
Histo: pseudoepitheliomatöse Hyperplasie der Epidermis
DD: Melkerknoten, Granuloma pyogenicum (= kapilläres Angiom), PE-Ca
Molluscum contagiosum (Dellwarzen)
 Durch Molluscum contagiosum Virus (Pockenvirus) übertragen
 Bei Kindern meist Schmierinfektion, bei Erwachsenen GV
 Klinik:
o Primärläsionen sind eine bis hunderte kleine, weiche, hautfarbene Papeln mit glänzender
Oberfläche und zentralem Krater
o Beim Exprimieren tritt weißer, talgartiger Brei aus (Molluscumbrei)
o Papeln wachsen langsam auf ca. 5mm Größe an
 Prädilektionsstellen: Gesicht, große Beugen; Papeln in der Analfalte sind oft Quellen für
Autoinolukation und Rezidive
 Histo: Epidermale Zyste, innerhalb welcher die Keratinozyten geschwollen und von sog.
Molluscumkörperchen erfüllt sind
 Komplikationen: Pyogene Superinfektion, Ekzematisation
 Therapie: Exprimieren od. Entfernen mit dem scharfen Löffel
22
Viruswarzen
Benigne, sebstlimitierende Akanthome (=Stachelzellgeschwulste), maligne Entartung sehr selten;





Erreger sind HPV (DNA-Viren), die in 45 typen eingeteilt werden
Einige Typen (sog. High Risk HPV) haben karzinogene Wirkung, diese führen gewöhnlich nicht
zu Viruswarzen
Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt (bei SH-Warzen, v.a. durch GV) oder über unbelebte
Vektoren (Schwimmbad)
Viren treten durch kleine Hautläsionen ein und infizieren die Basalzellen der Epidermis
Nach suprabasaler Replikation entstehen im Stratum granulosum und corneum reife Viruspartikel,
die histolog. Als Einschlusskörperchen sichtbar sind
Die Viren führen zu: starker Hyperkeratose, pseudoepitheliomatöser Epidermis-Hyperplasie,
Vakuolisierung im Stratum spinosum
Verlauf zeigt 2 Charakteristika:
a) Neigung zu Spontanrückbildung d. Warzen nach Wochen bis Jahren, wobei immunologische
und psychische Faktoren eine Rolle spielen
b) Neigung zu latenter Viruspersistenz im Bereich rückgebildeter Warzen > hohe Rezidivneigung
nach Spontanrückbildung od. Therapie
Klinische Manifestationsformen:
Viruswarzen vom Hauttyp:
a) Veruccae vulgares: häufigste Typ; flache od. halbkugelige, hautfarbene Knoten mit einer rauhpapillären Oberfläche; sie können sehr groß und durch zentrale Rückbildung siegelringartig
werden; manchmal konfluieren sie zu größeren Platten;
Prädilektionsstellen: Dorsalseite von Hand und Fingerrücken
Therapeutisches Problem: Perionychalen Warzen (ev. Verletzung der Nagelmatrix)
b) Verruccae plantares: werden durch den Fußsohlendruck schmerzhaft in die Dermis
eingedrückt und wachsen umgestülpt; sie sind tastbar aber nur der zentrale Porus ist sichtbar
sie treten auf als:
 Myrmezien: einzelstehende, tief-endophytische Warzen
 Mosaikwarzen: Beetförmige aggregierte oberflächliche Warzen
c) Veruccae planae juveniles: multiple, kaum tastbare Warzen, die sich meist nur farblich von der
normalen Haut unterscheiden; durch Autoinokulation beim Kratzen oft strichförmig
angeordnet; treten plötzlich auf und heilen rasch wieder ab;
Prädilektionsstellen: Gesicht und Handrücken
DD: Veruccae sebhorroicae, Epheliden
d) Epidermodysplasia verrucciformis: generalisierte KH, bei der alle Warzenformen große
Körperareale bedecken können;
Besonders auffällig sind plane Warzen im Gesicht & am Rumpf. Zugrunde liegt ein
spezifischer Immundefekt in Assoziation mit MHC II gegenüber HPV.
Warzen neigen v.a. an lichtexponierten Stellen zur malignen Entartung (HPV-Typ 5&8);
e) Filiforme Warzen: dünne zapfenartige verruköse Gebilde hauptsächlich im Gesicht & an der
Halsregion
Viruswarzen vom Schleimhauttyp:
f) Condylomata acuminata: -> Venerologie
g) Condylomata plana: Flache Papeln, die am äußeren Genitale, intravaginal und zervikal
vorkommen können; sie werden wie Condylomata acuminata meist durch HPV 6 & 11
verursacht v.a. beim GV; Therapie am besten durch Laser-Koagulation
h) Larynxpapillom: Meist durch HPV 6 und 11; vermutlich bei der Geburt von Mutter auf Kind
übertragen; chron. rezidivierenden Atemwegsobstruktion
i) Mundschleimhautwarzen (Morbus Heck): multiple hautfärbige bis weißliche Papeln der
gesamten Mundschleimhaut
Therapie:
 Konservativ durch keratolytische Salben od. Hauthobeln
 Entfernung mit scharfem Löffel od. Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff (Nachteil: hohe
Rezidivrate)
23



Elektrokautische Entfernung
5-Fluorouracil: sehr wirksam, aber sehr aggressiv
Dinitrochlorobenzol: Bewirkt Kontaktsensibilisierung -> Warzen werden zerstört (obsolet wg.
Kanzerogenität); eignet sich v.a. für perionychiale Veruccae vulgares;
HERPESVIRUSINFEKTIONEN
HSV 1&2, VZV, CMV, EBV; HHV 6,7&8
Affinität zu bestimmten Geweben: Epidermo-, Lympho- und Neurotropie
Herpes simplex Infektionen
Durch HSV (DNA-Virus):
HSV I verursacht Infektionen oberhalb der Gürtellinie (Herpes labialis)
HSV II verursacht Infektionen unterhalb der Gürtellinie (Herpes genitalis)
Übertragung durch Küssen(1), GV(1&2) und perinatal(2) (lebensbedrohliche Neugeborenensepsis,
Herpesenzephalitis -> Sectio); Verlauf gekennzeichnet durch Primärinfektion, Lokalrezidive und
Reinfektion;
Grundmorphe des Herpes simplex:
- juckend-brennende, in Gruppen stehende Bläschen auf entzündlicher Haut
- Ursache der Anordnung in Gruppen ist die periphere Zell-Zellkontakt Ausbreitung
- Bläschen trüben sich nach einigen Tagen ein, verkrusten & trocknen ab
- Bei Immundefizienz können sie sich in Nekrosen & Geschwüre umwandeln
- Histologisch: intraepidermale Bläschen durch Spongiose, ballonierte Degeneration und
Virusakantholyse; charakteristisch sind sog. Virusriesenzellen (akantholytische
Epidermalzellen mit riesigen, meist mehreren Zellkernen), die durch Synzytienbildung
entstehen & Grundlage des Tzanck-Test sind. In manchen Zellen sind nukleäre
Einschlußkörperchen nachweisbar.
Primärinfektion: meist subklinisch, seltener manifestiert sie sich in einer der folgenden Formen;
 Primäre herpetische Gingivostomatitis bei Typ 1: diffuse Rötung v. Mund- und Rachen-SH mit
zahlreichen schmerzhaften Bläschen; diese wandeln sich nach einigen Tagen in schmierig
belegte, konfluierende Erosionen um; hohes Fieber, LK-Schwellung; Abheilung spontan nach
2 Wochen; DD: Herpangina, Angina Plaut-Vincent, Streptokokken-Pharyngitis
 Primäre herpetische Vulvovaginitis bei Typ 2: diffuse Rötung der Vulva und Vagina mit
zahlreichen schmerzhaften Bläschen; ev. auch Urethra und Harnblase betroffen; hohes
Fieber, LK-Schwellung, ev. Miktionsbeschwerden, Hämaturie; DD: Vulva-Kontaktdermatitis,
Lues II, Candidiasis
 Primäre herpetische Genitalinfektion beim Mann bei Typ 2: verläuft weniger intensiv als die
Vulvovaginitis (v.a. Balanoposthitis)
 Während der Primärinfektion wandern die HSV ins Trigeminusganglion bzw. in die regionalen
Dorsalganglien und persistieren dort, d.h. der Patient ist nach Abheilen der KH
asymptomatischer Keimträger
Lokalrezidive: entstehen durch Deszension d. HSV aus den Ganglien, meist ausgelöst durch
Menstruation, Fieber, UV;
Der chron. rezidivierende HSV zeigt: bis münzgroßes Erythem mit einer Gruppe von wasserklaren,
juckenden, schmerzhaften Bläschen; diese vereitern, verkrusten und heilen in einigen Tagen ab; ev.
bleiben atrophe Narben; (Unterscheidung zur primären Infektion: Läsionen weniger ausgedehnt,
weniger entzündlich, weniger schmerzhaft, heilen schneller, meist keine Systemzeichen, Prodrome,
Lokalisation nicht streng am Ort der Primärinfektion)
Prädilektionsstellen: Gesicht, Lippen, Genitale, Sakralbereich
HSV ist der häufigste Erreger des Erythema exsudativum multiforme;
Differentialdiagnose: Herpes zoster (Im Zosterherd alle Bläschen im gleichen Entwicklungsstadium, im
Gegensatz zu HSV)
Reinfektion: = Neuinfektion: jederzeit möglich, weil es zu keiner völligen Immunität kommt
24
Sonderformen:
 Inokulations-Herpes-Simplex: wird bei teilimmunen Patienten über Hautdefekte übertragen u.
kommt z.B bei Zahnärzten od. Ringkämpfern vor
 Ekzema herpeticatum: (= HSV Superinfektion einer Neurodermitis); begünstigt durch
Hautschäden u. Abwehrschwäche; multiple, disseminierte zu Beeten konfluierende
Herpesbläschen, die nach einigen Stunden bis Tagen platzen und zu multiplen, kleinen runden,
wie ausgepunzt aussehenden Erosionen führen; hohes Fieber, ev. Enzephalitis; spontane
Abheilung nach Wochen;
 Herpes simplex vegetans: schrankenlose HSV-Ausbreitung bei Abwehrschwäche (Leukämie,
Lymphome, Immunsuppression); eitrige, schmerzhafte Nekrosen, ev. Sepsis, Enzephalitis;
Diagnose:
a) Nachweis von Virus-Riesenzellen (= akantholytische, meist mehrkernige Epidermiszellen);
zytologisch aus Blaseninhalt (Tzanck-Test) oder histologisch
b) Virusnachweis aus dem Blaseninhalt durch ELMI-Schnellmethode (Negativ-stain-Präparate),
wobei die Viren nach Kohlebedampfung als runde Partikel erscheinen, durch direkte
Immunfluoreszenz oder Kulturen
c) Serodiagnostik
Therapie:
a) Bei Primärinfektion: Mundspülung, Analgetika, Antiphlogistika, LA-Lösungen, Aciclovir oral od.
i.v.
b) Bei chron. rezidivierendem Herpes simplex: Eröffnung und Austrocknung der Blasen,
Kortikoidtinktur, Aciclovir
c) Bei Herpes simplex vegetans: Aciclovir
Bei Herpes corneae keine Kortikoide wegen Gefahr der Hornhautperforation
Varizellen und Herpes zoster
Durch Varizella-zoster-Virus (DNA), Tröpfcheninfektion, ev. auch Schmierinfektion;
Erstmanifestation: Varicellen, während die Viren in die regionalen Spinalganglien wandern und dort
persistieren; Patient ist nach Abheilung asymptomatischer Virusträger;
Zweitmanifestation: Herpes zoster
a) Varicellen (Windpocken, Feuchtblattern)
 Meist Kinder unter 10 Jahren, hohe Kontagiosität (ca. 90%)
 Exanthematische, vesikulöse Infektionskrankheit als Erstmanifestation einer VZ-Virusinfektion
 V.a. bei Kindern in Form vom Epidemien, meist im Frühsommer
 Die Ansteckungsgefahr ist während der floriden Phase (3 Tage) sehr hoch u. verschwindet
dann
 Eingetrocknete Läsionen sind nicht infektiös
 IKZ: 2 Wo.
 Prodrome: Fieber, Kopfweh
 Klinik:
 Einige bis hunderte disseminierte, einzelstehende Primärläsionen (Sternhimmelbild)
 Sie zeigen ein unscharf begrenztes, elliptisches, kleines Erythem mit einem
zentralen, wasserklaren Bläschen (Tautropfen auf Rosenblatt)
 Exanthem beginnt im Gesicht & breitet sich über Kopf und Rumpf aus
 Bläschen sinken zentral ein und vertrocknen zu Krusten
 Meist Narbenlose Heilung
 Wegen des raschen Ablaufs kommen die verschiedenen Entwicklungsstufen
nebeneinander vor
 Prädilektionsstellen: Kopf (behaarte Kopfhaut), Mund-SH, Handflächen, Fußsohlen, Rumpf
 Komplikationen: bakterielle Superinfektion, Varicellen-Pneumonie (bei Erwachsenen 10%
letal), Meningoenzephalitis
b) Herpes zoster (Gürtelrose)
 Segmentaler, vesikulöser Ausbruch einer latenten VZ-Spinalganglieninfektion
 Häufigkeit des Ausbruchs nimmt mit Lebensalter zu
25








Bei Abwehrschwäche (Alter, Infektion, Lymphom) wandern die Viren entlang der Nervenfasern
in das entsprechende Dermatom; meist nur ein Dermatom befallen, selten benachbarte od. 2
voneinander entfernte (Zoster duplex) od. 2 bilaterale (Zoster bilateralis);
Prädilektionsstellen: Gesicht (30%) und Thorax
Prodrome: Fieber, heftige SZ
Klinik:
 Läsionen mehr gruppiert statt disseminiert und zeigen stärkere Entzündungs- und
Nekroseneigung
 Zoster gangraenosus: Nekrose des geamten Zosterherdes
 Zoster hämorrhagicus
 Zoster sine herpte: subklinisch ohne Hautläsionen (nur radikuläre Symptomatik)
 Heilung binnen 2-3 Wochen, wobei depigmentierte, atrophe Narben zurückbleiben
 Schmerzen dauern die ganze floride Phase an & klingen nach Abschuppung
langsam ab
 Wegen des langsamen Verlaufs kommt nur ein Entwicklungsstadium vor
DD: gemischtes Bild bei Varizellen und HSV
Komplikationen:
 Generalisation: varizellenähnliches Bild v.a. bei alten und abwehrgeschwächten
Patienten (Zoster generalisatus)
 Hämatogene Streuung: Zosterenzephalitis, Zosterpneumonie
 Befall d. N. nasoziliaris (Hutchinson-Zeichen: Bläschen auf der Nasenspitze):
Konjunktivitis, Keratitis, Iritis, Sekundärglaukom
 Befall von N. VII und VIII -> Ramsay-Hunt Sy.: periphere VII-Parese, Schwindel,
Hörverlust bis Taubheit, Zosterläsion im äußeren Gehörgang, Trommelfell, motor.
Ausfälle bei lok. Ausbreitung in das Vorderhorn
 (Post)Zosterische Neuralgie: v.a. bei alten Patienten; tritt sofort oder erst einige
Wochen nach Abheilung d. Läsion auf; führt zu attackenartigen, heftigen
Gesichtsschmerzen bevorzugt im Trigeminusbereich
Diagnose: wie bei HSV, Serodiagnostik meist nicht nötig
Therapie:
 Bei unkompliziertem Verlauf: Puder-Watte Verbände in der vesikulösen Phase,
Antibiotische Salbenverbände in der krustösen Phase
 Bei mittelgradigen Schmerzen: Analgetika, Antirheumatika, Vit. B
 Bei schwerem Verlauf: Aciclovir: 3x 5mg/kg/KG/d durch 5 Tage i.v. (oral kein
wirksamer Spiegel)
 Bei alten Patienten zur Neuralgieprophylaxe Kortikoidstöße mittelhochdosiert über
ca. 1 Mon. (KI: Zoster gangränosus, Generalisation, Lymphome), ev. Amitriptylin
bei starken Schmerzen
AIDS („acquired immundeficiency syndrome“)
Bei Ausbruch tödlich verlaufende Retrovirusinfektion mit mannigfaltige Symptomatik u. folgender
Charakteristik:
 Lebenslanger Verbleib der Viren im Wirt
 Lebenslange Infektiosität
 Sehr lange IKZ
 Jederzeit möglicher Ausbruch des Vollbildes
 Außerordentlicher Polymorphismus des Virus
Erreger: HIV, human immundeficiency virus, RNA-Virus; in der Wirtszelle wird die Virus-RNA durch die
reverse Transkriptase in DNA transkribiert und in das Wirtsgenom eingebaut; durch die Transkription
dieser DNA in RNA entstehen neue Viren;
Übertragung durch GV od. durch Blut-Kontakt (gemeinsame Nadeln, Bluttransfusion, Blutprodukte,
transplazentar)
Risikogruppen: Homosexuelle, i.v. Drogenabhängige, Bluter
Virale Pathogenese:
Erster Schritt der HIV1 Infektion ist die Bindung des Glykoproteins gp120 an den Rezeptor der
Wirtszelle, das CD4-Molekül; die wesentlichen Zielzellen sind daher: CD4+T-Lymphozyten,
Monozyten/Makrophagen(inkl. Mikroglia) & dentritische Zellen
26
Gp120 & CD4 erfahren durch ihre Bindung eine Konformationsänderung, die die Bindung von gp120
an weitere Rezeptoren, nämlich Chemokininrezeptoren ermöglicht. T-Zell-trope HIV binden an
C-X-C-Chemokininrezeptor (CXCR4), Makrophagen-trope HIV an den C-C-Chemokininrezeptor
(CCR5). Einverlaibung des Virions erfolgt durch gp41 mediierte Fusion von Virus- & Zellmembran.
Virale Replikation -> Synthese einer sDNA der viralen RNA durch reverse Transkriptase -> partieller
Abbau der RNA-Vorlage -> Synthese der dDNA (rev. Transkriptase) -> dDNA als Provirus ins
Wirtsgenom eingebaut (Integrase)
Zeit zwischen initialer Infektion und Manifestation wird als Latenzzeit bezeichnet. Die HIV Infektion ist
in dieser Phase jedoch keine latente sondern der Prototyp einer chron. Infektion mit ständiger & hoher
Virusreplikation. Im Rahmen der akuten HIV Infektion ist die Virämie am höchsten (>10hoch6/ml). In
den folgenden 3-6 Mo. fällt die Virusreplikation stark ab & pendelt sich auf ein individuell
unterschiedliches Niveau ein (set-point)
Immunpathogenese:
 HIV befällt über den T4 Rezeptor T-Helfer-Lymphozyten, B-Lymphozyten, Makrophagen,
Ganglienzellen
 Es entsteht ein primärer Schaden am zellulären Schenkel der Immunantwort durch Reduktion
d. T-Helferzellen -> weiterer Schaden durch Ungleichgewicht im Immunsystem
 Freisetzung vom Lymphokinen sinkt
 Aktivität der natürlichen KZ sinkt
 Funktion der B-Lymphos sinkt
 Chemotaxis nimmt ab durch Schädigung d. Makrophagen
Circulus vitiosus: verminderte Immunabwehr -> Infektion -> Ankurbelung des Immunsystems ->
Virusreplikation -> Immunabwehr sinkt weiter;
2-6 Wo nach Infektion entwickelt ein Teil der Patienten ein mononukleoseähnliches Bild (Fieber,
Lymphadenitis, makulöses Exanthem -> jahrelange Latenz)
Ak-Bildung gegen HIV beginnt 2-8 Wo. nach der Infektion;
Klinik: 4 Stadien
1. Asymptomatische HIV-Infektion: Ak nachweisbar, keine Symptome
2. Lymphadenopathiesyndrom (= LAS): Ak nachweisbar, LK-Schwellung -> 1cm mindestens zweier
extrainguinaler LK-Stationen
3. AIDS related Complex (= ARC): Ak nachweisbar, Kombination von mindestens 2 Klinischen
Parametern, die länger als 3 Monate bestehen mit mind. 2 Laborparametern;
a. Klinische Parameter: LK-Schwellun -> 1 cm mindestens 2er extraingunaler LK-Stationen,
Fieber > 38° kontinuierlich oder intermittierend, Appetitlosigkeit und Diarrhoe,
Gewichtsverlust > 7kg od > 10% d. KG, Abgeschlagenheit und KH-Gefühl, Nachtschweiß
b. Laborparameter: T-Helferzellen vermindert, T-Helfer/T-Suppressorzellen-Relation
vermindert (< 1,4:1; normal 2:1), Serum Ig erhöht, Anämie u./od. Leukopenie u./od.
Thrombopenie, zirkulierende Immunkomplexe, mitogen induzierte Blastentransformation
vermindert, kutane Anergie (Hautabwehr vermindert) erkennbar durch fehlende Reaktion
auf Recall-Ag (= Test für T-Zell Immunität)
4. AIDS-Vollbild: HIV-Ak nachweisbar; 2 Mon. bis 6 Jahre (möglicherweise noch später) entstehen
Symptome direkter Viruseinwirkung und/oder maligne Tumoren und/oder opportunistische
Infektionen
a. Symptome direkter Viruseinwirkung: AIDS Enzephalopathie mit Demenz,
Autoimmunthrombopenie, lymphozytäre interstitielle Pneumonie, Diarrhoe,
Glomerulosklerose-ANV, Proteinurie
b. Maligne Tumoren:
-Kaposi-Sarkome: multifokale Gefäßentothelwucherung; livide Flecken od. Plaques
an Gaumen, Gingiva und Haut aber auch an inneren Organen;
Histo: Schlitzförmige, bizarre Gefäße mit spindelförmigen TU-Zellen;
Therapie: Röntgenbestrahlung, CO-Laser, Alpha-Interferon, OP
-Non-Hodgkin-Lymphome: V.a. hochmaligne B-Zell-Lymphome
-Primäre Gehirnlymphome
c. Opportunistische Infektionen:
Viren:
1. Papillomaviren: Papillome, Haarleukoplakie der Zunge
2. HSV: schwere rezifivierende Hautinfektionen
27
3. VZ-Virus: segmentale od. generalisierte Hautinfektionen
4. EBV-Infekt: Mononukleose, Haarleukoplakie der Zunge,
Erblindungsgefahr
Protozoen:
5. Pneumocystis carinii Pneumonie (häufigste Todesursache)
6. Toxoplasma gondii: Enzephalitis, Hirnabszesse
7. Kryptosporidium: schwere Diarrhoe
Mykobakterien: tuberculosis und atypische befallen KM, Lunge, GI-Trakt
Bakterien: führen v.a. zur Pneumonie und Gastroenteritis
Pilze: Candida (Mundsoor, Ösophagitis, disseminierte Candidiasis), Aspergillus
(Lungenabszesse)
Therapie: entsprechende Chemotherapie
Häufigste Hautmanifestationen:
1)Staphylokokken-Follikulitis: erythematöse Pusteln oder Papeln; kann stark jucken
2)Bazilläre Angiomatose (Bartonella henselae): verletzliche, vaskuläre Papeln, Plaques oder
subkutane Knötchen
3)Herpes zoster: Gruppen von Bläschen auf erythematösem Grund oft nekrotisierend
4)Herpes simplex: Bläschen auf gerötetem Grund oberflächliche mukokutane Erosionen oder Fissuren
chronisch nekrotisierende Ulzera
5)Mollusca contagiosa: kleine, perlartige Papeln mit zentraler Nabelung
6)Insektenstichreaktion: erythematöse, urtikarielle Papeln
7)Photosensitivität: Ekzem-ähnlich
8)Arzneimittelexantheme: makulopapulöse urtikarielle Exantheme, Erythema multiforme, StevensJohnson-Syndrom
9)Kaposi-Sarkom: pigmentierte, livide Makulae oder Knoten
10)Eosinophile Follikulitis: urtikarielle folliuläre Papeln
11)Seborrhoische Dermatitis: Erytheme, weißlich-gelbliche fette Schuppung
12)Psoriasis & Reiter-Syndrom: erythematosquamöse Plaques, Pusteln
Diagnose:
1. Ak-Nachweismethoden (dienen dem Nachweis von Ak im Serum und sind erst nach 2-8
Wochen positiv)
a. ELISA (= Suchtest): mit HIV-Ag beschichtete Mikrotiterplatten werden mit
Patientenserum inkubiert; die HIV-Ak aus dem Patientenserum binden an das Ag und
werden durch enzymbeladene Anti-human-Ak markiert; die Enzyme katalysieren eine
Farbreaktion wodurch die Markierung sichtbar wird
b. Western-Blot (= Bestätigungstest): dient zur Bestimmung gegen welche HIV-Ag die
HIV-Ak gerichtet sind; dazu werden HIV-Ag auf Nitrozelluloseazetatfolien aufgebracht
und elektrophoretisch nach ihrem Molekulargewicht aufgetrennt; die weitere
Durchführung ist wie beim ELISA
c. Immunfuoreszenz: dient zum Nachweis für HIV-Ak an HIV-infizierten Lymphozyten;
dazu werden Lymphozyten mit fluoreszenzmarkierten Anti-human-Ak inkubiert und
dann im FLUMI betrachtet
2. Enzymimmunoassays: für HIV-Ag; die Methode, die sofort nach Infektion positiv ist
Therapie:
1. Nukleosidanaloge reverse Transkriptasehemmer wie Azidothymidin (Retrovir ®):
Wird statt Thymidin in Nukleinsäurekette eingebaut und hemmt Virusreplikation; Dosis 250 mg
alle 4h; Hauptwirkung: T-Helferzellen steigen an, Besserung der Neurologischen Symptome,
Zunahme von Gewicht und Lebensqualität;
schwere NW: KM-Suppression, Kopfschmerzen, Übelkeit
2. HIV-Protease Hemmer: blockieren aktives Zentrum der HIV-Protease; z.B Saquinavir,
Indinavir
3. Interleukin 2: aktiviert das Immunsystem (v.a. Killerzellen, zytotox. Zellen); Nachteil: erhöht die
lymphozytenanfälligkeit für HIV
Wegen Resistenzbildung keine Monotherapie; am besten Kombinationstherapie mit 2
Nukleosidanaloga (Retrovir, Lamivudin) und 1 Proteasehemmer (Indinavir); alternativ: 2
Nukleosidanaloga und 1 nicht nukleosidischer reverse Transkriptasehemmer;
Impfstoffentwicklung bereitet wegen HIV-Polymorphismus Probleme;
28
Pilzkrankheiten (Mykosen)
1. Hautmykosen
a. Pityriasis versicolor
b. Dermatomykosen: Epidermomykosen (Epidermomycosis corporis, Interdigitalmykose,
palmoplantare Epidermomykose);
Trichomykosen (oberflächliche, tiefe);
Onchomykose
c. Candidamykosen: Mundhöhlensoor, intertriginöse Soormykose, interdigitale
Candidamykose, Candidaparonychie, genitale Candidamykose,
Candidasepsis
2. Systemmykosen mit Hautbeteiligung: Kryptokokkose, Histoplasmose
3. Pseudomykosen (= mykoseähnliche Hautinfektionen durch Bakterien): Erythrasma,
Aktinomykose,
Nokardiose
Pityriasis versicolor







Durch parasitäre Myzelform d. Pityrosporum ovale (Hefepilz); seine saprophytische Sprossform ist
Teil der normalen Keimflora der Haut
V.a. bei jungen Erwachsenen, begünstigt durch heißes feuchtes Klima
Die KH ist nicht ansteckend, aber sehr rezidivfreudig
Klinik: multiple, runde, scharf begrenzte kleieartige schuppende hell bis dunkelbraune Flecken; sie
konfluieren zu großflächigen Arealen, die wie normale dunkle Haut aussehen; die pityriasisforme
Schuppung wird durch Darüberstreichen deutlicher („Hobbelspanphänomen“); keine Entzündung,
keine Beschwerden
Prädilektionsstellen: Nacken, oberer Rumpf
Follikluläre Pityriasis versicolor: Pilze sind in und um die Haarfollikel lokalisiert
Pityriasis versicolor alba: umgekehrtes Bild zur typischen Pityriasis versicolor; durch
Melanozytenschädigung durch die Pilze bräunen die Läsionen bei UV-Bestrahlung nicht und
erscheinen als helle Flecken auf der Haut
Diagnose:
 Pilzbefund: dient zur einfachen und schnellen Diagnose, ob ein Pilzbefall vorliegt oder nicht; von
einer aktiven Stelle der Läsion (meist am Rand) wird eine Probe (z.B Schuppe) entnommen; diese
wird auf dem Objektträger mit 30%iger Kalilauge versetzt, mit Deckglas bedeckt und erwärmt;
dann Betrachtung der Probe (Nativpräparat) im Lichtmikroskop;
 Pilzhyphen: fadenförmige, verzweigte, grün schimmernde Pilzzellen
 Ev. Pilzsporen: resistente Dauerformen
 Pilzkultur: dient zur Artbestimmung des Pilzes nach makroskopischen und biochemischen
Kriterien; man verwendet Glukose- und peptonhaltige Nährböden
 Dieses Diagnoseschema ist bei allen Hautmykosen gleich
Therapie: Schwefelhaltiges Shampoo zur Keratolyse, Ketokonazolhaltiges Shampoo
Photochemotherapie od. Sonnenbestrahlung zum Nachdunkeln der hypopigmentierten
Flecken bei Pytiriasis versicolor alba;
Dermatomykosen
Werden durch Dermatophyten (= Fadenpilze) hervorgerufen; besitzen die Fähigkeit mittels
Keratinasen das widerstandsfähige Keratin abzubauen; man kann 2 Gruppen unterscheiden:
a) Zoophile Pilze: werden durch Tiere übertragen und sind hochinfektös; führen zu heftigen,
spontan abheilenden Mykosen (z.B tiefe Trichomykose)
b) Antropophile Pilze: werden von Menschen übertragen und sind weniger infektiös; sie führen
zu milden, chronischen Mykosen (z.B Interdigitalmykose)
Die meisten Dermatophyten können alle Arten von Dermatomykosen hervorrufen;
29
1) Epidermomykosen:
a. Epidermomykosis corporis
 Zeigt v.a. inguinal scheibenförmige scharf begrenzte Herde mit eingesunkenem fast
normalem Zentrum und erhabenem roten, kleieförmig schuppendem Randsaum
 Die Herde jucken stark und breiten sich aus
 Histo: Spongiose der Epidermis, Hyper-Parakeratose, entzündliches Infiltrat der Dermis
 DD: Psoriasis, intertriginöses Ekzem, nummuläres mikrobielles Ekzem, Erythrasma, CDLE
b. Interdigitalmykose
 Zeigt im Zwischenzehenraum weißliche, mazerierte, wie gekocht aussehende Haut
 Fetziges Ablösen der Epidermis
 Scharf begrenzte Erosionen, oft eine zentrale Rhagade = klassische Eintrittspforte für
Erysipel
 Bei Übergriff auf Fußrücken entsteht dort ein Bild wie Epidermomykosis corporis
 Herde sind stark juckend
 DD: bakterielle Intertrigo, interdigitaler Klavus (= Hühnerauge)
c. Palmoplantare Epidermomykose
 Diffuse Schuppung und trockene Verdickung der Fußsohlen, jedoch kaum Zeichen der
Entzündung; Übergreifen auf Ferse und seitliche Fußränder, hier auch scharfe oft
polyzyklische Begrenzung(„Mokassin-Mykose“)
 Unscharf begrenzte Herde (oft einseitig) an Planta und Palma
 Typisch sind rundliche Schuppenkrausen (Dyshidrosis lamellosa sicca), selten treten
Bläschen auf
 Die Handfurchen wirken durch gelb-weiße Schuppen wie angezeichnet
 Die Fußsohlen sind manchmal stark verhornt
 DD: Psoriasis inversa, Hand- und Fußsohlenekzem
Therapie der Epidermomykosen: Antimykotische Salben: Pevaryl (= Econazol) od. Canesten;
Griseofulvin in schweren Fällen (= system. Antimykotikum);
Tinea pedis: Kombination aus Interdigitalmykose, plantare Epidermomykose und Onychomykose
2) Trichomykosen
Neben der Epidermis auch die Haarfollikel befallen; die behaarte Kopfhaut wird nur im Kindesalter
befallen (Ausnahme Favus)
a. Oberflächliche Trichomykosen (Auf Infundibulum beschränkt)
 Zeigen ein, mehrere oder zahlreiche scheibenförmige Körperherde (ähnlich
Epidermomykosis corporis) u. follikuläre Knoten, Blasen, Schuppen und Krusten
 Prädilektionsstellen: Extremitäten & Gesicht
 Heftiger Schmerz und Haarausfall
b. Tiefe Trichomykosen (Dringen in das Haar ein& wachsen bis zur keratogenen Zone)
Arten des Haarbefalls:
- ektotrich: Pilze penetrieren das Haar, wachsen bis zur keratogenen Zone, produzieren
dort Arthrosporen, die an & um den Haarkortex gelangen & diesen
umscheiden („Stab, in Asche gerollt“)
- endotrich: Pilze verhalten sich analog, produzieren aber massenhaft Sporen, die die
gesamte Haarmedulla ersetzen („Sack, mit Nüssen gefüllt“)
Vier typische Verlaufsformen:
1)Mikrosporie: durch Mikrosporum audouinii; multiple, kaum entzündliche, schuppende,
haarlose Stellen der Kopfhaut; Haare sind nur abgebrochen (= schlecht
gemähte Wiese); reversibler Haarverlust
2)Favus: durch Trichophyton schönleinii; wahrscheinlich durch ständiges Tragen von
Kopfbedeckung (Orient); fleckige, vernarbende Alopezie mit disseminierten
Schuppenkrustenauflagerungen (typisch schlüsselförmig: Scutula; übelriechend
nach Mäuseurin);
3)Kerion celsi: (entzündliche tiefe Trichomykose) heftig schmerzende, hochentzündliche
scheibenförmige Herde mit eitriger Einschmelzung der Haarfollikel
4)Oberflächlich entzündliche Trichomykose: Hauptmerkmal sind die im Follikel steckenden
Haarstümpfe (black dots)
Therapie der Trichomykosen: Griseofulvin, AB bei bakterieller Begleitinfektion
30
3) Onychomykose
Entsteht meist bei langbestehenden Mykosen durch übergreifen auf vorgeschädigte Nägel
(Durchblutungsstörungen wie chron. ven. Insuff., neurogene Störungen, Onychodystrophie v.a. durch
zu enge Schuhe)
Erreger: T. rubrum, T. interdigitale, E. floccosum
Die Pilze befallen von distal meist den weichen untersten Teil d. Nagelplatte; Zehennägel häufiger
befallen als Fingernägel;
Klinik:
 Im Anfangsstadium der distalen subungualen Onychomykose weißliche krümelig-pudrige
Massen unter den vorderen Nagelecken, die sich entlang der Nagelränder ausbreiten und den
ganzen Nagel unterhöhlen;der entstehende Rezessus ist von Hornmaterial gefüllt, das durch
zusätzliche Schimmelpilz- und Bakterienbesiedelung die Nägel schwarz, blau, grün od. gelb
erscheinen; bei Erreichen der Nagelmatrix kommt es zur Nagelverdickung mit höckriger
Oberfläche; die umgebende Haut kann entzündlich geschwollen sein
 Die proximale subunguale Onychomykose beginnt als weißlich-gelbe Verfärbung am
proximalen Nagelfalz & schreitet mit Wuchsstörungen des Nagels fort.
 Die „weiße“ oberflächliche Onychomykose ist durch scharf & bizarr begrenzte weiße, rauhe
Flecken der dorsalen Nagelplatte gekennzeichnet & langsam progredient.
 Maximal- & Endform aller Typen: totale dystrophische Onychomykose
Therapie:
 Itrakonazol ca. 6-12 Wochen bis die Nägel vollständig gesund sind
 Unterstützende Lokaltherapie: antimykotische Salben (Pevaryl, Canesten)
 Nagelextraktion: verkürzt zwar in Kombination mit Antimykotikum die Heilung, soll aber wegen
der Matrixschädigung nicht routinemäßig durchgeführt werden
Candidamykosen
Werden meist durch Candida albicans (60%), seltener durch C. tropicalis (20%) verursacht;
Candidapilze sind ubiquitär verbreitet; Teil der normalen Flora des Oropharyx, des oberen
Respirations-, Verdauungs- und des weiblichen Genitaltraktes.
Auftreten nur im feuchten Milieu u. bei folgenden systemischen Störungen:
 Abwehrschwäche: Säuglinge, alte Menschen, Immundefekte
 Hormonelle Störungen: DM
very young, very old, very sick
Virulenzfaktoren: Proteasen, Adhärnezfaktoren, Übergang von Hefe- in die Myzelphase
Klinik: vielgestaltig, geht aber von 2 Primärläsionstypen aus
 Läsion vom SH-Typ: zeigt weiße, leicht wegwischbare Beläge auf geröteter, ev. leicht
erosiver SH
 Läsion vom Haut-Typ: zeigt in einem entzündlichen Hof eine Pustel, die rasch platzt u. sich in
eine runde rot nässende Erosion mit peripherer Schuppenkrause
umwandelt
1) Mundhöhlensoor:
- Akuter pseudomembranöser Typ: kommt v.a. bei Säuglingen und Immundefekten vor;
weißliche, spritzerartige, konfluierende, leicht wegwischbare Beläge an Wangen und
Gaumen, die keine Beschwerden verursachen
- Atrophe orale Candidiasis: SH erythematös, glatt und glänzend, die Papillen
verstrichen; Zunge, Gaumen unter Zahnprothesen; Hauptmerkmal: brennen
- Hypertrophe orale Candidiasis: weißliche unregelmäßige Beläge, die jedoch nicht leicht
wegwischbar sind. SH ist teils atroph, teils geschwollen & pflastersteinartig hypertroph
- Perleche: Erosionen der Mundwinkel
2) Intertriginöse Soormykose: kommt fast nur bei adipösen Diabetikern in Leisten & Achseln vor;
Läsionen vom Hauttyp, die zu riesigen, nässenden Herden (Erosionen) anwachsen können;
typisch sind Satellitenpusteln, manchmal auch Streuherde am Körper.
3) Interdigitale Candidamykose: kommt bei berufsbedingt feuchten Händen vor; meist zwischen 3. u.
4. Finger; zentrale schlitzförmige Rhagade, in deren Umgebung die Haut durch Mazeration
weißlich erscheint;
31
Candidaparonychie: schmerzhafte Rötungen und Schwellungen des Nagelwalles; zwischen
Nagelwall und Nagel liegen weißliche Massen; bei chron. Verlauf entsteht an der Matrix von
proximal eine Candidaonychomykose;
DD: Dermatophytenonychomykose (entsteht von distal)
4) Chronische mukokutane Candidiasis: Gruppe seltener Immundefizienzsyndrome, die durch Defekt
der zellulären Abwehr gegen Candida bei intakter humoraler Abwehr gekennzeichnet sind.
Klinik: Alle Haut- und Schleimhautmanifestationen können auftreten, regelmäßig vorhanden sind
Mundhöhlen- und GI- Soor, Candidaparonychie und schwere Onychomykose
Verläuft extrem chronisch und (lokal)therapieresistent
5) Genitale Candidamykosen: v.a. durch GV übertragen, Frauen zeigen stärkere Symptome
Candidavulvovaginitis:
Wird durch hormonbedingte (SS, Ovulationshemmer) Glykogenanreicherung im
Vaginalepithel begünstigt
Klinik: Rötung und Schwellung der Labien, ev. satellitenartige Pusteln am Rand der
Läsion; weiße, wegwischbare Beläge, weißlicher, bröckeliger Fluor; starker Juckreiz
DD: Gonorrhoe, Trichomoniasis (schaumig)
Therapie: Absetzen der Ovulationshemmer, Lokalantimykotikum (Nystatin)
Candidabalanitis:
Rötung und Schwellung von Glans und Vorhaut
Weiße, wegwischbare Beläge mit erosivem Zentrum und gerötetem Hof mit starkem
Juckreiz
DD: Zirzinäre Balanitis, plasmazelluläre Balanitis
Therapie: Lokalantimykotika
6) Candidasepsis: systemische, fieberhafte Candidainfektion mit schlechter Prognose; Auftreten bei
schwerem Immundefekt od. Verbrennung; Therapie mit Amphotericin B
5-Fluorocytosin oder Fluconazol
Cryptokokkose
Durch Cryptococcus neoformans; Übertragung durch Inhalation von kontaminiertem Staub
Chron. Krankheitsbild mit Primärherd in der Lunge, hämatogene Dissemination in Meningen, Nieren,
Haut; Infektion nur bei schwacher Abwehrlage;
Hautsymptome: disseminierte wenig entzündliche Papeln und Knoten, die ulzerieren und zu
langwierigen Granulomen werden;
Therapie: 5-Fluorocytosin in Kombination mit Amphotericin B, anschließend Fluconazol
Histoplasmose
Durch Histoplasma capsulatum, über Respirationstrakt
Chron. KH mit Primärherd in der Lunge, ev. hämatogene Dissemination (Leber, Milz, KM), bei
afrikanischer Histoplasmose hauptsächlich Haut & KM-Herde(granulomatöse Osteomyelitis); meist
Mund-SH-Läsionen ähnlich dem Mundhöhlensoor (unspezifische Plaques, papulo-nekrotische oder
tiefe Knoten);
Therapie: Amphotericin B
Pseudomykosen
Mykoseähnliche Hautinfektionen durch Bakterien
Erythrasma
 Durch pigmentproduzierende Korynebakterien (Corynebacterium minutissimum) verursacht
 Polyzyklische, scharf begrenzte, hell- bis dunkelbraun rötliche, ev. leicht kleieförmig schuppende
Herde, v.a. an Intertrigoarealen
 Breiten sich langsam aus und bleiben ohne Therapie unbegrenzt bestehen
 Ev. leichter Juckreiz
 Diagnose: bei Bestrahlung mit Wood-Licht (= gefiltertes UV-Licht) sieht man rot fluoreszierende
Herde (wegen Porphyrinbildung der Erreger)
 Therapie: AB-Salbe, antiseptische Seifen
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Aktinomykose
 Durch Actinomyces israelii verursacht
 Zervicofaciale Form: durch kontinuierliche Ausbreitung einer Tonsilleninfektion; Hautläsionen mit
knotigen, knochenharten Infiltraten v.a. im unteren, seitl. Gesichtsbereich & Hals, die mit der
Mandibula verbacken sind. Im weiteren Verlauf Einschmelzung („kalter Abszess“), Fistelbildung &
Vernarbung; Prozeß breitet sich ohne Rücksicht auf Gewebegrenzen aus
 Thorazische, abdominelle & pelvine Form: Die Keime dringen durch Aspiration, Ingestion bzw.
lang liegende Diaphragmen ein; Es entstehen Granulome der Lunge, die durch Pleura,
Mediastinum & Brustwand an die Haut durchbrechen können.
 Therape: Excision weit im gesunden, Penicillin-Lanzeittherapie
Nokardiose
 Durch Nocardia asteroides verursacht
 Befall von Respirationstrakt, ZNS, Haut (hier entstehen fistulierende Abszesse)
 Therapie: operative Abszeß-Therapie, Amoxyzillin, Sulfonamide
Trichomycosis palmellina
 Durch starkes Schwitzen und schlechte Körperpflege
 Inkrustierung der Achselhaare mit Bakterien (Korynebakterien), Hornschichtdebris und
Schweißsalzen
 Haare werden stromkabelartig von dieser Hülle umgeben, die durch Bakterienpigmente eine
gelbliche bis rötliche Farbe aufweist
 Therapie: waschen, lokale Desinfektion
Epizoonosen
1. Hautkrankheiten durch Insekten
a. Pedikulosen (= Lausbefall): Pediculosis capitis, Pediculosis vestimentorum,
Pediculosis pubis
b. Cimicosis (= Wanzenbefall)
c. Pulicosis (= Flohbefall)
d. Insektenstiche durch Hautflügler: Bienen, Wespen, Hummeln, ...
e. Insektenstiche durch Zweiflügler: Mücken, Bremsen
2. Hautkrankheiten durch Spinnentiere
a. Skabies (= Krätze)
b. Dermatosen durch Tier- und Nahrungsmittelmilben
c. Dermatosen durch Zeckenbisse
Pediculosis capitis







Erreger ist die Kopflaus, durch direkten Kontakt oder Kämme
Kopflaus saugt Blut aus der Kopfhaut und gibt dabei Speichelsekret ab
Sie legt 3-4/d Nissen an die Haarschaftbasis, aus denen nach 8 Tagen die Larven schlüpfen
Die leeren Nissen wachsen mit den Haaren aus
Klinik:
o An den Haaren Läuse und Nissen, im Extremfall Verkrustung und Verfilzung der Haare
(sog. Weichselzopf)
o V.a. retroauriculär und am Nacken: Jucken -> ekzemähnliches Bild durch Kratzen, ev.
Pyodermie durch Sekundärinfektion
o LK-Schwellung (Lymphadenitis)
DD: Seborrhoisches Ekzem der Kopfhaut
Therapie: Jacutin (Hexachlorcyclohexan) tötet Laus und Nissen, Permethrin als 1%ige Lösung
Pediculosis vestimentorum (Kleiderlausbefall)


Erreger ist die Kleiderlaus (Pediculus vestimenti), durch direkten Kontakt od. kontaminierte
Kleidung (Unterwäsche)
Kleiderlaus lebt in der Unterwäsche und sucht die Haut nur zur Nahrungsaufnahme auf; Nissen
werden in die Kleidung gelegt
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



Klinik:
o Starker Juckreiz -> Kratzeffekte
o Knötchen- und Quaddelbildung
o Vagantenhaut bei chron. Verlausung
o Lichenifikation, Hyper- u. Hypopigmentierung
Komplikationen: Übertragung von Rickettsien durch Läuse -> Fleckfieber
DD: Disseminiertes Ekzem, Dermatitis herpetiformis
Therapie: Jacutin, Kleiderentwesung
Pediculosis pubis (Filzlausbefall)





Erreger ist die Filzlaus, durch GV oder kontaminierte Kleidung
Filzlaus lebt an Haaren im Bereich apokriner Drüsen; im Genitoanalbereich, Achselhöhlen,
Augenwimpern
Klinik:
o Rel. geringe Symptome, typisch sind Maculae caeruleae (Taches bleues):
kleine einzelstehende, unscharf begrenzte, bläuliche Flecken im Unterbauch, Inguinalund Genitalregion, es handelt sich um Bißstellen
DD: Frühexanthem bei Lues II
Therapie: Jacutin, Permethrin
Pulicosis (Flohbefall)




Erreger ist Menschenfloh (Pulex irritans), durch direkten Kontakt (Flöhe können 0,5 m springen)
und kontaminierte Kleidung, Teppiche, Möbel
Klinik:
o Starker Juckreiz, erythemato-urtikarielle Läsionen, oft Purpura pulicosa
o Läsionen typischerweise in Dreiergruppen angeordnet (durch breakfast, lunch und dinner
des Flohs), da er vor dem eigentlichen Saugstich Probestiche durchführt
Therapie: Antipruringinöse Therapie, Entwesung von Kleidung, Teppichen, Möbeln
Tungiasis: Gefährlicher Floh ist der in den Tropen lebende Sandfloh: Weibchen bohrt sich in die
Haut subungual, interdigital od genitoanal ein und ruft dort Sekundärinfektionen, Ulzerationen und
manchmal Gangrän hervor
Cimicosis (Wanzenbefall)






Wanzen leben in der Bettwäsche (Cimex lectularius), sind nachtaktiv und lassen sich auf den
Menschen fallen
Nahrungsaufnahme dauert einige Minuten & wird durch mehrere sukzessive Bisse in linearer
Anordnung bewerkstelligt, diese führen zur sog. Wanzenstrasse -> urtikarielle Läsionen, die in der
Mitte ein nicht sehr auffälliges Punctum (= Bißstelle) zeigen
Heftiger Juckreiz (durch Einbringung von Speichelsekret)
Im Laufe der Zeit erfolgt Gewöhnung (Immunphänomen?)
DD: Urtikaria
Therapie: Antipruriginosa und Entwesung d. Wohnung (Wanzen halten sich nicht am Menschen
auf)
Skabies (Krätze)





Erreger Krätzmilbe (Sarcoptes hominis), Übertragung durch direkten Kontakt meist in der
Bettwärme (weil die Milben nur in der Wärme aktiv sind)
Weibchen bohren Gänge in die Epidermis (nicht tiefer, weil sie Luft brauchen) und legen dort Eier
Nachts wandern sie an die Hautoberfläche um sich mit den dort lebenden Männchen zu paaren
Larven schlüpfen nach 3-5 Tagen
Klinik:
o Milbengänge: mehrere mm lange, entzündete, gerötete Gänge in der Epidermis; dunkle
Pünktchen in ihrem Verlauf sind Kotballen; der Milbenhügel ist eine Erhabenheit, unter der
die Milbe sitzt
o Starker Juckreiz beginnt kurz nach dem Zubettgehen -> papulo-vesiculosquamokrustöses Exanthem durch Kratzen
34






o Ev. Pyodermie durch Sekundärinfektion
Prädilektionsstellen: Axillen, Perimamillär- und Nabelregion, Ellbogen und
Handgelenkbeugeseiten, Handrücken, Fingerzwischenräume, Genitale
Typische freie Stellen: Gesicht über der Kinnlinie (ausgen. bei Säuglingen infizierter Mütter),
Handflächen und Fußsohlen wegen der dicken Hornschicht (Ausnahme
Säuglinge: dünnes Horn)
Sonderformen:
o Gepflegte Skabies: bei häufig badenden Infizierten (Wasser stört Milben) -> leichte
Läsionen, v.a. Genitale
o Granulomatöse Skabies: Knotige, chron. entzündliche Infiltrate als Ausdruck d.
Immunreaktion und ist sehr therapieresistent; v.a. bei Kindern
o Skabies norvegica: bei Immungeschwächten, kachektischen Patienten; Klinik ähnelt einer
psoriasiformen Erythrodermie mit geringem Juckreiz; Schuppen sind massenhaft von
Milben und Milbengängen durchsetzt
Diagnose: Durch Anstechen des seitlichen Milbenhügels -> die Milbe klammert sich an die
Nadelspitze und ist mikroskopisch nachweisbar
Therapie: Permethrin (5%ige Creme) belassen über 9 Stunden; Jacutin wird 3-4 Tage auf die
gesamte Haut (ausgenommen Gesicht über Kinnlinie) aufgetragen; Antiekzematöse
Nachbehandlung
Komplikationen: Lymphadenitis, Lymphangitis, Erysipel, Phlegmone, Sepsis
Infektionskrankheiten durch Mycobakterien




Haut-TBC (sehr selten)
Tuberkulide: Erythema induratum (Bazin) = Nodularvaskulitis, Lichen serofulsorum,
papulonekrotisches Tuberkuloid
Lepra
Infektionen mit atypischen Mykobakterien: Schwimmbadgranulom, Infektionen mit
Mycobakterium ulcerans
Haut-TBC




Alle 3 Untertypen des M. tuberculosis (hominis, bovis, avium) können Hauttuberkulose
hervorrufen
Krankeitsprozeß wird von 3 unabhängigen Faktoren beeinflusst: Virulenz der Erreger, Abwehrkraft
und Route der Infektion;
Bestimmung der Abwehrkraft erfolgt mit dem Tuberkulintest:
-Intrakutantest nach Mendel-Mantoux: mit gereinigtem Tuberkulin (GT) oder „Purified Protein
Derivate Standard“ (PPD-S) mißt man eine allergische Reaktion vom Typ IV; 0,1ml Tuberkulin
wird intrakutan an der Beugeseite eines Unterarms injiziert. Ablesung erfolgt nach 72h. Eine
tastbare Induration ab 6mm Durchmesser gilt als positiv. Sehr verdächtig auf aktive Tuberkulose
sind eine Startreaktion von mehr als 15mm Durchmesser, sowie eine Tuberkulinkonersion; Ein
positiver Test tritt ca. 6 Wo. nach Infektion auf; Ein positiver Test beweist die durchgemachte
Erstinfektion oder Tbc-Impfung.
Klassifikation:
o Nach der Route der Infektion: Exogene (tuberkulöser Primärkomplex) und endogene
Form
o Nach der Abwehrkraft: Formen mit guter Abwehrlage (T. verrucosa cutis, Lupus vulgaris)
und Formen mit schlechter Abwehrlage (Miliar-TBC der Haut, T. ulcerosa cutis et
mucosae); Formen mit nicht determinierter Abwehrlage (tuberkulöser Primärkomplex)
o Nach der Anatomie: Oberflächliche und tiefe Formen
o Nach Zahl und Verteilungstyp d. Läsionen (lokalisiert, disseminiert)
1. Tuberkulöser Primärkomplex der Haut
 Erstinfektion durch Tuberkelbazillen mit begleitender, regionärer, spezifischer Lymphadenitis
 Übertragung durch direkten Kontakt (Küssen) od. Inokulation kontaminierter Gegenstände (v.a.
Gesicht, Extremitäten); Eintrittspforten: Impetigo, Schürfwunden
35



Klinik:
o Nach 2-4 Wo. IKZ -> an Inokulationsstelle schmerzloses, seichtes, bis einige cm großes,
schmierig eitrig belegtes Geschwür mit überhängenden unregelmäßigen Rändern
o Nach 1 Monat zuerst derbe regionäre LK-Schwellung (schmerzlos) dann Einschmelzung
(kalter Abszeß), ev. Exulceration und Fistelbildung; keine Allgemeinsymptome;
Tuberkulintest: nach 4-6 Wo. positiv
Histo: Zuerst unspezifische Entzündung mit Nekrose, dann typisches tuberkuloides
Granulationsgewebe
Spontanheilung nach ca. einem Jahr, wobei Narben zurückbleiben, meist resultiert gute
Immunitätslage, ev. Reaktivierung, ev. hämatogene Aussaat -> Organtuberkulose
2. Tuberculosis verrucosa cutis = Leichentuberkel
 Durch exogene Reinfektion entstandene, durch pseudoepitheliomatöse Hyperplasie
gekennzeichnete Form der Haut-TBC bei guter Abwehrlage
 Berufsbedingte Krankheit: Fleischhauer, in Tierverwertungsbetrieben, Pathologen
 V.a. medialer Handrücken, Finger, Knie
 Klinik:
o Entzündliche, hyperkeratotische Papeln, umgeben von einem entzündlichen Hof und
einem Duchmesser bis mehreren cm; unregelmäßige höckrige, fissurierte, manchmal
krustige Oberfläche und derbe Konsistenz
o Starke Ähnlichkeit zu Verrucae vulgares
o Keine LK-Schwellung, Tuberkulintest positiv
 Extrem chron. Verlauf, Spontanheilungen kommen vor
3. Lupus vulgaris
 Durch endogene Ausbreitung entstandene Form der postprimären Haut-Tbc mit Sitz in der
Dermis mit guter Abwehrlage
 Meist nur ein oder wenige Herde, nur bei äußerst seltenen postexanthematischen Lupus findet
man durch hämatogene Streuung disseminierte Herde
 V.a. Gesicht, ev. Extremitäten
 Klinik:
 Primäreffloreszenz: Lupusknötchen (kleiner, unscharf begrenzter, schmerzloser, rötlich brauner
Fleck oder flaches Knötchen von weicher Konsistenz; bei Glasspateldruck tritt apfelgeleeartige
Eigenfarbe auf)
 Ein Herd beginnt mit einem od. mehreren Lupusknoten und wächst zu polyzyklisch begrenzten
Herden an (dauert Jahre)
 Herde können flach (L. planus), erhaben (L. hypertrophicus) od. tumorös (L. tumidus) werden
 Sekundärveränderungen: Schuppung, später Ulceration (L. ulcerosus) und häufig ein
papillomatös vegetierender Ulkusgrund (L. vegetans)
 Ulcera heilen spontan -> zurück bleiben atrophe depigmentierte Narben
 Durch Ulceration, Narben, Atrophie kommt es zur Zerstörung des darunterliegenden
Bindegewebes und manchmal auch Knorpelgewebes (L. mutilans)
 Chron. Verlauf
 Durch Vernarbung -> Mikrostomie, Versteifung von Gelenken, ev. PE-Ca (Ca. in lupo vulgari)
4. Tuberculosis colliquativa cutis = Scrophuloderm
 Durch endogene Ausbreitung entstandene TBC d. Subkutis von einschmelzendem Charakter
bei mittelguter Abwehrlage; stets mit extrakutaner Tbc assoziiert
 V.a. an Hals, meist bilateral symmetrischer Befall
 Klinik: derbe, subkutane knotige Infiltrate, die zuerst frei beweglich sind, dann mit der
Umgebung verbacken und teigig weich sind; nach Monaten Einschmelzung und Perforation und
Fisteln mit Austritt von wässrig-eitrigem oder käsigem Material; schließlich Entstehung von
lineären & zirzinären, unterminierten Ulcera mit Neigung zu Granulationen
 Chron. Verlauf, meist jedoch dann spontane Heilung mit bandartigen Narben
 Sonderformen: Tuberkulöse Gumma (= tiefsitzender metastatischer tuberkulöser Abszeß);
Etagentuberkulose: gleichzeitiges od. sukzessives Auftreten von Skrophuloderm
u. Lupus vulgaris im selben Areal
36
5. Tuberculosis ulcerosa et mucosae
 Durch Autoinokulation von streuender Organ-Tbc entstandene, durch multiple Ulzerationen
gekennzeichnete Form bei sehr schlechter Abwehrlage
 Lokalisation hängt vom Ort der Organ-Tbc ab: bei Lungen-Tbc -> Gaumen, bei GI-Tbc -> anal
und perineal, bei urogenitaler Tbc -> Genitale
 Klinik: multiple, seichte, scharf begrenzte, schmierige, sehr schmerzhafte Geschwüre;
 Tuberkulintest: negativ
 Schlechte Prognose
6. Akute Miliartuberkulose
 disseminiert am ganzen Körper erythematöse Flecken od. Papeln, ev. mit zentraler
Einschmelzung;
 Tuberkulintest: negativ
Therapie der TBC: Initialphase (2 Mo.): 3er-Kombination: Isoniazid: 5 mg/kg/d
Rifampicin: 10 mg/kg/d
Pyrazinamid: 30mg/kg/d
Erhaltungsphase (6 Mo.): 2er-Kombi.: Isoniazid: 5 mg/kg/d
Rifampicin: 10mg/kg/d
ev. Exzision von Herden
Erythema induratum (Bazin) = Nodulärvaskulitis
Eruption (= Ausschlag) mit chron., z.T. exulcerierenden, subkutanen Knoten
Diese beruhen auf: Vaskulitis mittelgroßer Gefäße, Pannikulitis (=Entzündung d. Subkutis) und
granulomatöse Entzündung



fast immer bei Frauen mittleren Alters an der dorsalen Unterschenkelseite
diese Frauen zeigen meist schwammartige, säulenartige Beine und sind besonders
kälteempfindlich
Urache unbekannt, ev. Zusammenhang mit abnormer Kältereaktion d. Gefäße u./od.
Mykobakterien (-> Tuberkuloid) weil früher oft mit TBC verknüpft
Klinik:
 Subkutane Knoten sind unscharf begrenzt, rot und schmerzlos
 Einige bilden sich spontan zurück, andere schmelzen ein und bilden Fisteln, Ulcera und Narben
 Die Haut verwandelt sich dann in eine höckerige, derb infiltrierte Platte
Histo: Leukozytär-granulomatöse Vaskulitis mittelgroßer Gefäße, Pannikulitis mit fibrinoiden
Fettgewebsnekrosen, granulomatöse Entzündung, Fett-Ersatz durch fibrosiertes Bindegewebe =
Wucheratrophie
Differentialdiagnose: Erythema nodosum (sehr schmerzhaft, immer beidseitig, an Streckseiten),
andere Pannikulitisformen
Lichen scrofulosorum
Lichenoide Eruption aus follikulären und nichtfollikulären gelblichen derben Knötchen; v.a. am Rumpf
Meist bei Patienten mit Knochen-Tbc oder tuberkulöser Pleuritis
Papulonekrotisches Tuberkulid
Charakteristische Eruption: disseminierte konfettigroße dunkel-lividrote fache Knötchen mit zentraler
hämorrhagischer Nekrose und Krusten, v.a. an Streckseiten der Beinen
Schwimmbadgranulom


Durch Mykobakterium marinum; kommt im kühlen Wasser vor (Aquarium)
Infektion durch Inokulation, meist Bagatellverletzungen
37



Nach ca. 3 Wochen -> entzündliche, hyperkeratotische Papel an Inokulationsstellen
(Extremitäten); diese exulceriert selten; manchmal analoge Läsionen entlang der Lymphbahnen
Unbehandelt ev. Spontanheilung nach Jahren
Therapie: Minocyclin und Rifampicin, wenn möglich Excision der Knoten
Granulomatöse Hautkrankheiten
1. Granuloma anulare
2. Sarkoidose mit folgenden Hautsymptomen: Löfgren Sy., Lupus pernio, Plaqueform der
Hautsarkoidose, Kleinpapulöse Hautsarkoidose, Narbensarkoidose
Granuloma anulare
Benigne selbstlimitierende Dermatose unbekannter Ursache, die durch ringförmig angeordnete
konfluierende Papeln in anulärer Anordnung gekennzeichnet ist; Grundlage der Papeln sind
Palisadengranulome mit „Nekrobiose“ des Bindegewebes;
häufiges Auftreten v.a. bei jugendlichen Frauen
Typisches Granuloma anulare:
 Tritt einzeln oder in wenigen Herden, meist an den Streckseiten der Akren auf
 Wenig anuläre hautfarbene Läsionen mit eingesunkenem Zentrum
 Sie bestehen aus konfluierenden, derben Papeln
 Läsionen sind handtellergroß, asymptomatisch und breiten sich langsam aus
 Läsionen zeigen über Monate bis Jahre ein Wechselspiel von fast völliger Rückbildung und
Lokalrezidiven
 Histo: Nekrosen des kollagenen Gewebes, die von sarkoidalem Granulationsgewebe umgeben
sind
 Therapie: Kryotherapie, Biopsie (einzige Läsion, bei der Biobsie auch Therapie sein kann!)
Subkutanes Granuloma anulare:
 Meist mit typischer Form kombiniert und zeigt solitäre oder mehrere große, derbe, tiefsitzende
indolente, bis einige cm große Knoten; neben üblichen Prädilektionsstellen auch palmoplantar
Perforierendes Granuloma anulare:
 Multiple kleinere Granulomata anularia in typischer Lokalisation
 In einzelnen Knoten bilden sich zentrale Krusten und Pfröpfe mit Entleerung von schmierigem
Material
Disseminiertes Granuloma anulare:
 Viele typische, aber sehr kleine (1-2 mm) Granulomata anularia auf der gesamten Haut;
 Sehr selten, nur Erwachsene, sehr therapieresistent
 DD: Lichen ruber
Sarkoidose
Chron. Multisystemkrankheit mit Befall von Haut und inneren Organen (Lunge, Milz, LK, später Augen,
Knochen, Nieren) und Funktionsverlust der T-Lymphozyten;
Vorkommen v.a. in wärmeren Gebieten, bei Schwarzen 10x häufiger als bei Weißen;
Ätiologie ist unbekannt, früher wurde infektiöse Ursache vermutet, heute wird eine immunologische
Störung d. Makrophagen-Lymphozyten-Systems angenommen; durch Funktionsverlust d. T-Lymphos
kommt es zu einer überschießenden Aktivität der B-Zellen -> Hyperimmunglobulinämie im Serum,
bei akuten KH-Verlauf -> zirkulierende Immunkomplexe;
Histologisches pathologisches Leitsymptom: Sarkoidales Granulom (runde Epitheloidzellherde mit
Langerhans-Riesenzellen und peripherem Lymphozytensaum, keine Verkäsung!)
Die Granulome konfluieren zu knotigen Läsionen, die dann fibrotisch schrumpfen;
akuter oder chron-progressiver Verlauf möglich;
38
Hautsymptome:
1. Löfgren Syndrom (häufigste Hautmanifestation d. akuten Verlaufs)
 Kommt v.a. bei jungen Frauen vor, gehäuft im Frühjahr
 Erythema nodosum &bihiläre Lymphadenopathie (LK im RÖ groß)
 Akuter Beginn mit Fieber, Arthralgien
 Gute Prognose, meist spontane Rückbildung d. Lymphadenopathie, Übergang in eine
Lungensarkoidose aber möglich
 Therapie: Kortikoidstoß gegen Erythema nodosum
2. Lupus pernio (Hautmanifestation d. chron. progressiven Verlaufs)
 Knotige, unscharf begrenzte, lividrote, meist große Infiltrate v.a. im Gesicht (Wangen,
Nase, Stirn, Ohren), selten an Händen
 Sie werden durch Fibrosierung später unregelmäßig gebuckelt, ev. exulceriert
 Knotige sarkoidale Läsionen in Nasen-SH (Atembehinderung), Lunge, Leber
 Häufiges Begleitsymptom: Ostitis cystica multiplex Jüngling
 Schlechte Prognose, weil es zur Lungenfibrose mit Cor pulmonale kommt
 Therapie: Kortikoide langfristig (systemisch)
3. Plaqueform der Hautsarkoidose (chron. persistierende Erscheinungsform)
 Exanthematische Eruption von münzgroßen, lividroten Infiltraten, oft symmetrisch an
Extremitäten und Hinterbacken
 Ist mit generalisierter LK-Schwellung und Splenomegalie verbunden
 DD: Granuloma anulare
4. Kleinpapulöse Hautsarkoidose
 Multiple kleine lividrote Papeln an Rumpf u. proximalen Extremitäten
 Meist von Iridozyklitis, Parotitis und Fieber begleitet
5. Narbensarkoidose (umschriebene Sarkoidoseform, die in alten Narben auftritt)
 Dort entstehen entzündliche, lividrote Infiltrate
 Histologisch sieht man sarkoidale Granulome
Labor: Hyperimmunglobbulinämie, Hyperkalzämie & -urie, ACE zur Therapieüberwachung
Diagnose: Klinik, Histo, fehlende Reaktion auf Recall-Ag (= Test für T-Zell Immunität)
Therapie: Systemische Kortikosteroide, von geringerer Wirksamkeit sind Chloroquin & MTX
Krankheiten der Hautanhangsgebilde
Krankheiten der Haare
 Effluvien und Alopezien: Physiologische Effluvien, Anageneffluvien, Telogeneffluvien,
umschriebene Alopezien (Alopezia areata, mech. bedingte
Alopezien), Vernarbende Alopezien
 Genetisch determinierte Haaranomalien
 Hypertrichosen
Krankheiten der Talgdrüsen
 Akneiforme Krankheiten (Akne vulgaris, akneähnliche Dermatosen)
 Formenkreis der Rosazea (Rosazea, periorale Dermatitis = rosazeaartige Dermatitis)
Krankheiten der Nägel
 Läsionen der Nagelplatte (z.B Onychodystrophie)
 Nagelbettveränderungen
 Nagelpigmentierungen
 Nagelveränderungen als Symptom von System-KH
 Fehlbildungssyndrome mit Nagelveränderungen
 Varia
Krankheiten der Schweißdrüsen
Effluvien und Alopezien
Effluvium = Haarausfall, d.h. ein Vorgang; Alopezien = Zustand der Haarlosigkeit
Physiologische Effluvien
Der Haarbestand befindet sich im Fließgleichgewicht zw. ausfallenden und nachwachsenden
Haaren
39
Der Lebenszyklus eines Haares besteht aus Wachstumsphase (= Anagenphase, die am Kopf ca.
3 Jahre dauert) und Ruhephase (= Telogenphase, die am Kopf ca. 3 Mon. dauert, dann fällt das
Haar aus)
Der physiol. Haarausfall beträgt 60-100 Haare/Tag
Sonderformen d. physiologischen Haarausfalles sind:
 Neugeboreneneffluvium: völliger Haarausfall 6-8 Wochen nach der Geburt
 Androgeneffluvium: Haarausfall bei Erwachsenen, bedingt durch das Zusammenspiel von
genentischer Anlage und Androgenwirkung; es beginnt an Prädilektionsstellen (Hofratsecken),
die konfluieren und dann zur Alopezie führen;
Therapie: Minoxidil lebenslang (Antihypertensivum, das als NW zur Hypertrichose führt)
 Postpartales Effluvium: diffuser Haarausfall ab der 8. Wo. post partum bei der Mutter;
Therapie: Ovulationshemmer in schweren Fällen
 Seniles Effluvium: Haarausfall im Alter durch Follikelatrophie
Anageneffluvium: Meist vollständiger Haarausfall durch tox. Schädigung in der Wachstunmsphase
v.a. bei schweren Verbrennungen od. NW
Telogeneffluvium: meist teilweiser Haarausfall durch vorzeitige Beendigung der Wachstumsphase;
episodisch z.B bei starkem Blutverlust (Schock), Infektionskrankheiten und Kollagenosen; chronisch
z.B bei Eisen,Vitamin od. Proteinmangel, konsumierenden Krankheiten (TBC, Zirrhose, Neoplasien)
Alopezia areata
 Familiär gehäuft, v.a. in der ersten Lebenshälfte, oft bei Kindern
 Ätiologie unbekannt; wahrscheinlich Autoimmunkrankheit, weil sie oft als Nebensymptom
anderer Autoimmunkrankheiten auftritt; z.B bei Vitiligo, Autoimmunthyreoiditis
 Nicht vernarbende Alopezie, die pathologisch einem Anageneffluvium entspricht
 Pathogenese: es kommt zur Verminderung von Mitosen und Proteinsynthese im Haarfollikel
dadurch wird minderwertiges Keratin produziert und die Haare brechen ab; durch
Melanozytenschädigung bleiben ev. nachwachsende Haare unpigmentiert; im Extremfall
kommt es zur irreversiblen Follikelatrophie;
 Klinik: plötzlicher Haarausfall an einem od. mehreren münzgroßen Herden im Kopf- od.
Bartbereich; die Herde breiten sich zentrifugal aus, am Rand lassen sich die Haare
büschelweise ausziehen; die Haut der Herde ist unverändert und leicht eingesunken;
Extremformen: Alopezia areata totalis (betrifft die gesamte Kopfbehaarung), Alopezia areata
universalis (betrifft Kopf- und Körperbehaarung)
 Histo: man sieht dichte lymphozytäre Infiltrate um die Haarfolloikel
 Der Verlauf schwankt von Monaten bis Jahren zw. partiellen Remissionen und schubartigen
Rezidiven
 3 Gruppen:
o 1/3 Spontanheilung
o 1/3 chron. rezidivierender Verlauf, der dann mit einigen haarlosen Arealen zum
Stillstand kommt
o 1/3 entsteht eine Alopezia areata totalis
 Therapie: Quatratsäure od. Diphencypron (bewirk eine allerg. Kontaktdermatitis, wodurch die
Infiltrate um die Haarfollikel zerstört werden; Nachteil: lange Therapiedauer); Kortikoide lokal
Alopezia areolaris spezifica (nicht vernarbend)




Kleinfleckiger Haarausfall in der späten Lues II mit Maximum an Schläfen und Hinterkopf
Treffender Vergleich: wie von Motten zerfressen
Ursache: alopezische Herde entstehen am Ort zurückgebildeter lokalisierter Papeln durch
lokale Toxinwirkung d. Treponemen
Reversibel
Mechnisch bedingte Alopezien (nicht vernarbend)

Durch chron. reibende, zeihende oder drückende Traumatisierung -> Abbrechen d.
Haarschaftes od. Ausreißen der Matrix
40



Dies führt zur Alopezie, welche meist reversibel ist, jedoch durch Verödung des Follikel auch
irreversibel werden kann
Ursachen:
o Forcierte Friseuraktionen (Traktionsalopezie): ausrichten gekräuselter Haare oder
Eindrehen gerader Haare
o Dauernder Zug am Haar durch Gummiband
o Dauerndes Tragen von Kopfbedeckungen
o Druckstellen d. Hinterkopfes durch Polster
Trichotillomanie: durch gewohnheitsmäßiges Ziehen, Reißen und Eindrehen von
Haarsträhnen -> unscharf begrenzte, scheibenförmige Alopezie, an dem alle
Haarfollikel sichtbar sind & verschieden lange Haarstumeltragen („schlecht
gemähte Wiese“)
Vernarbende Alopezie (irreversibel)
Nach tiefen Trichomykosen, Verbrennungen, Verätzungen, Varicellen, Leishmaniose, Lupus vulgaris,
Furunkel; meist nach Entzündungen
Pseudopelade Brocq
 Meist einzelner größerer, scheibenförmiger, eingesunkener, relativ unscharf und
unregelmäßig begrenzter alopezischer Herd, der sich typischerweise in der Scheitelgegend
befindet
 Haut an der Alopezie ist atroph und ohne Entzündungszeichen, ev. mit narbigen Zügen
 Haarfollikel fehlen
 DD: Alopezia areata (hier sind Haarfollikel vorhanden)
 Häufige Vorläuferläsionen: Lichen ruber(„Lichen planopapillaris“), zirkumskripte Sklerodermie,
CDLE;
 Vorläufer zeigen verschidene Pathomechanismen, der Endzustand ist aber gleich;
Follikulitis decalvans
 Herdförmige chron. u. therapieresistente pyogene, tiefe Follikulitis, ev. Teilsymptom d. Akne
conglobata
Mucinosis follicularis
 Muzinöse Degeneration d. äußeren Haarwurzelscheide
 Plaqueartige elevierte erythematöse, derbe Läsionen mit hervorragenden Haarfollikeln
(Gänsehaut) -> nach einiger Zeit Haarverlust
 Prädilektionsstellen: Gesicht, Skalp
 Idiopathische Form: bei Jugendlichen; hier spontane Heilung
 Symptomatische Form: in Assoziation mit Mycosis fungoides
 Aplasia cutis congenita: Bildungsdefekt der Skalphaut
 Nach narbiger Abheilung in ersten Monaten -> haarloses atrophes Areal bleibt zurück
Genetisch determinierte Haaranomalien
1. Atrichien und Hypotrichien
 Bei Atrichia congenita universalis (auto-rez) werden Kinder mit fetalen Lanugohaaren
geboren, es entwickelt sich aber kein Terminalhaarkleid
 Bei hereditärer Hypotrichie (auto-dom) entsteht schütteres Terminalhaar, das in Pubertät
durch Follikelatrophie verschwindet
 Bei beiden Formen handelt es sich um isolierte Haardefekte
 Bei ektodermalen Dysplasien bestehen neben Hypotrichie (Skalp, Gesicht) zusätzlich
Dystrophie d. Nägel, Palmoplantarkeratosen, Zahnanomalien u.a. Missbildungen;
Hidrotische & hypohidrotische Form der ektodermalen Dysplasie sind auto-dom
Anhidrotische Form (x-chrom. oder auto-dom) zusätzlich Aplasie der Schweißdrüsen und
dadurch Hitzeintoleranz
2. Haarschaftanomalien
 Normale Follikelzahl,aber Bildungsstörung d. Haarschaftes -> schütteres, kurzes Haar
41








Monilethrix: (auto-dom) intermittierende, knotige Verdickungen der Haare; beginnt in ersten
LM.; betroffen sind sowohl Haupt- als auch (seltener) Körperhaar.
Pili torti: Haare sind abgeflacht und in Längsrichtung eingedreht
Trichorrhexis nodosa: knotige Verdickung der Haare durch partielle Fraktur, Aufspitterung der
Bruchenden; Ursache: Vererbung und mechan. Traumatisierung
Trichorrhexis invaginata: intermittierender Haardefekt, welcher durch Plastizität d.
Haarkeratins gekennzeichnet ist; Folge: distaler Teil des Haarschaftes wird an Schadstelle
teleskopartig in proximalen Teil hineingeschoben („Bambushaar“)
Pili anulati: periodische, ringartige Dunkel- und Hellfärbung der Haare; Ursache: Lichtreflexion
durch Luftbläschen im Haarkortex
Kräuselhaar: negroide Kräuselung der Haare bei Weißen; oft mit anderen
Haarschaftanomalien u. Pigmentanomalien kombiniert
Trichoschisis: Aufspiltterung der Haare in Längsrichtung durch Defekt der Kutikula
Haarschaftanomalien oft beim Menke-Sy.: brüchige depigmentierte, um die Längsachse
gedrehte Haare (Pili torti), manchmal auch Trichorrhexis nodosa; multiple Missbildungen,
Erniedrigung von Serumkupfer und Coeruloplasmin
Hypertrichosen
1. Angeborene: auto-dom kongenitale generalisierte Hypertrichose; Gesicht und gesamter Körper ist
mit wolleartiger Lanugobehaarung bedeckt, das sich später in Langhaar umwandelt;
Generalisierte Hypertrichosen als Teilsymptome von Stoffwechselkrankheiten &
Fehlbildungssyndromen; umschriebene kongenitale Hypertrichose kann als eigene nävoide
Fehlbildung oder in Form komplexer Nävi (Tierfellnävi) auftreten
2. Erworbene: akquirierte Hypertrichosis lanuginosa (plötzliches Auftreten v. Lanugobehaarung beim
Erwachsenen; (fast) obligate Paraneoplasie, wobei diese oft schon Jahre vor Manifestation d. TU
auftreten kann; generalisierte Hypertrichose (oft Symptom von Marasmus, MS, M. Cushing,
Medikamente [Steroide, Phenytoin]), lokalisierte erworbene Hypertrichosen (bei Porphyria cutanea
tarda an lichtexponierten Stellen, Spina bifida, prätibialem Myxödem),
3. Hirsutismus (genetisch bedingt od. durch patholog. Androgenproduktion): männliches
Haarwuchstumsmuster bei Frauen; Langhaare anstelle unscheinbarer Lanugohaare am Kinn,
submental, Kotelettenbereich, Oberlippe, am Sternum, im Mamillarbereich und am medianen
Unterbauch; Therapie: Antiandrogene
Akne vulgaris

Androgenabhängige, selbstlimitierende von Talgdrüsen ausgehende Dermatose, verursacht durch
Korynebacterium acnes
 fast immer in der Adoleszenz
 Beginn meist um das 12. Lebensjahr, bei Mädchen oft vor der Menarche
 Früher Beginn bedeutet schwerer Verlauf
 Es besteht eine familiäre Häufung
 Pathogenese: Androgene und Progesteron bewirken eine vermehrte Talgdrüsenproduktion und
eine Proliferation und Hyperkeratose d. Talgdrüsen-Follikelepithels; die Follikel werden durch
einen Keratinpfropf ausgefüllt, hinter dem sich Talg (Lipide) anstaut; dadurch entsteht eine LipidKeratin-gefüllte Retentionszyste (= Komedom); Korynebacterium acnes ist ein physiologischer
Hautbewohner der im Komedo Lipide spaltet, die entstehenden freien Fettsäuren
haben stark entzündliche Wirkung und führen zur Komedo Ruptur -> perifollikuläre Entzündung
 Klinik: Primäreffloreszenz ist der Komedo, ein auf Hyperkeratose des Follikelostiums beruhende
Talgretentionszyste, der in 2 Formen auftritt: beim offenen (schwarzen) Komedo ist das
Follikelostium offen, man sieht einen schwarzen Horn-Lipidpfropf aus Schmutz und Melanin; beim
geschlossenen (weißen) Komedo ist das Follikelostium zu, man sieht eine weißliche Papel
Nach dem Entwicklungsstadium unterscheidet folgende Erscheinungsformen der A. vulgaris:
 Akne comedonica: Komedone v.a. an Stirn, Nase, Kinn; bleibt meist unbeachet
 Akne papulopustulosa: entsteht durch Komedo-Entzündung -> rote Papeln und Pusteln,
spontane Heilung meist nach einigen Jahren, jede Pustel hinterlässt eine relativ wenig auffallende
Narbe
42




Akne nodulozystica bzw. vulgaris conglobata:
o Multiple knotige perifollikuläre abszedierende Infiltrate
o die zu ausgedehnte Abszessen mit multiplen Fistelöffnungen konfluieren, die
o im Extremfall weite Teile der Haut des Gesichts & Rücken fuchsbauartig unterminieren
o Nach Abheilung verbleiben auffällige pockenähnliche Narben
Komplikationen: Superinfektion mit Staphylokokken -> Furunkulose (Th.: penicillinasefestes
Penicillin), Superinfektion mit gramnegativen Keimen -> gramnegative Follikulitis (Th.: Gentamicin)
Sonderformen:
o Akne cosmetica: durch komedogene Substanzen in Kosmetika sowie durch
Manipulationen
o Akne excoriee des jeunes filles: Psychisch überlagerte Akne, reichlich an Kratzeffekten
o Akne tropica: Intensiver Verlauf durch Superinfektion mit Staph. aureus
o Akne neonatorum: in den ersten postpartalen Wochen, ist oft durch milden
Hyperandrogenismus bedingt > Hormonanalyse
Therapie:
o Vit. A Säure Trans-Retinsäure) lokal: löst Keratinpfröpfe auf und verhindert eine
Neuentstehung; wird bei A. comedonica u. milder A. papulopustulosa jahrelang verwendet
o DIANE (= Cyproteronacetat + Ethinylöstradiol): Ovulationshemmer mit antiandrogener
Wirkung, der die Androgenrezeptoren an Talgdrüsen blockiert; nur bei Frauen
o Tetrazycline bzw. Minozyklin oral: wirken gut gegen Korynebakterium acnes, 1-2 Monate
lang bei stark entzündlicher Form
o Benzoyl-Peroxyd lokal: löst Keratinpfröpfe auf und wirkt gut gg. Korynebakterium acnes
o Isotretinoin (Accutan) oral: langdauernde Talgdrüseninvolution, wird bei schwerer
nodulozystischer Akne 1mg/kg durch 1-3 Mon. gegeben; NW: teratogen
Akneähnliche Dermatosen
1. Medikamentös induzierte Akne
a. Steroidakne: kann auftreten ca. 2 Wo. nach hohen Kortikoidstößen od. bei
Kombination v. system. Steroiden mit INH; akut auftretende schütter disseminierte,
multiple, rote Papeln um kleine follikuläre Hornpfröpfe; v.a. am oberen Rumpf und
prox. Extremitäten
b. Halogenakne: durch Jod oder Brom verursacht und zeigt eine heftige Entzündung
c. Hydantoinakne
2. Exogen bedingte Akne (durch Öle und Teere)
a. Akne fulminans: fast nur bei Männern, v.a. am Rumpf; ähnlich der nodulozystischen
Akne, doch exulcerieren die die sehr schmerzhaften Läsionen; starke Narbenbildung;
mit Systembeteiligung (Fieber, Leukozytose, Arthralgien)
b. Akne conglobata: exzessive nodulozystische akneähnliche Hautläsion im Nacken,
Axilla, Inguinalregion; v.a. bei Männern
Rosazea





Entzündliche Dermatose d. Gesichtshaut unbekannter Ursache
V.a. in der 2. Lebenshälfte, nicht von Komedonen begleitet; bei Männern intensiver als bei Frauen
Begünstige Faktoren: C2, GI Störungen, Wind- und Wetterexposition
Die Rosazea kann sich morphologisch variabel präsentieren, verläuft in 4 Stadien, doch kann sie
in jedem dieser Stadien stehen bleiben, dieses exzessiv ausbilden oder andere überspringen
4 Stadien:
o St. teleangiectaticum: als erstes Neigung zur Flush-artigen Gesichtsrötung; später
fleckig verdichtete Teleangiektasien an Nase und Wangen, Gesicht wird dunkellividrot
o St. papulosum: Nach Monaten – Jahren; Erythematöse Papeln, die Haut wird lividrot
und leicht höckrig
o St. papulopustulosum: Pusteln an Nase und Wangen
o Rhinophym: unregelmäßige höckrige Nasenvergrößerung mit schwammig-wabiger
Beschaffenheit u. eingezogenen Follikelöffnungen von „wurmstichiger“ Oberfläche;
entsteht durch Talgdrüsenhypertrophie und kommt fast nur bei Männern vor;
Das Spektrum der Rosazea reicht von zarter Rötung der Wangen über umschriebene, auffällige
Rötungen (z.B. Rubor nasi – Schnapsnase) und solide knotige Läsionen (sarkoidale Rosazea)
zu ausgedehnten entzündlichen, eitrigen Formen
43





Rosazea heilt nicht spontan, sondern zeigt nur Remissionen
Hinterlässt keine Narben
Histo: frühe lympho-leukozytäre perifollikuläre Infiltrate, später meist wenig intensive, manchmal
beträchtliche sarkoidale Begleitkomponente
DD: Lupus pernio, Akne vulgaris (tritt in 1. Lebenshälfte auf), periorale Dermatitis, CDLE
Therapie: Tetrazycline oral (volle Remission in kurzer Zeit, wirkungslos bei Rhinophym); bei
Rhinophym: Isotretionin zur Talgdrüseninvolution, Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff, Chirurg.
Dekortikation
Periorale Dermatitis (= rosazeaartige Dermatitis)







Entzündliche Dermatose d. Gesichtshaut unbekannter Ursache
V.a bei jungen und mittelalten Frauen, die Feuchtigkeitcremes verwenden; diese Patienten sind
meist uneinsichtig, wollen die Kosmetika nicht absetzen und verlangen eine Salbe, damit sie die
Kosmetika wieder besser vertragen
Klinik: Gesichtshaut ist diffus milde geschwollen, matt, zeigt verwaschene, manchmal
strichförmige Erytheme & hat durch multiple, kleine, z.T. konfluierende, hell- bis dunkelrote Papeln
eine unebene Oberfläche im Gesicht, v.a. perioral u. an Lidern
In schweren Fällen kommt es zu ödematöser Schwellung, Brennen und Jucken
Verlauf schubartig und selbstlimitiert (Mindestdauer 2 Jahre), prämenstruelle Verschlechterung
typisch
Therapie: Tetrazycline oral für 1-2 Mon. (sie führen über initiale Verschlechterung zur
Rückbildung); Kortikoide sind KI (Unterdrücken zwar Symptomatik, müssen aber in Dosis
gesteigert werden; schließlich entsteht eine kortikoid-refraktäre periorale Dermatitis >
Tomatengesicht)
DD: Akne vulgaris, Rosazea
Onychodystrophie



Vollständige Verformung der Nagelplatte durch meist einmaliges schweres oder chron. leichtes
Matrixtrauma
Klinik: unregelmäßige Buckelung, grobe Rillung od. Aufsplitterung, zopfartig gedrehte klauenartige
Nägel, im Extrem Matrixuntergang (Nagelablösung, Überwachsung mit umgebender Haut
Keine Therapie möglich
Genodermatosen
Anlagebedingte Hautkrankheiten
1. Hereditäre Verhornungsstörungen
a. Ichthyosen
b. Hereditäre Palmoplantarkeratosen
c. Hereditäre follikuläre Verhornungsstörungen (Mb. Darier = Dyskeratosis follikularis)
2. Epidermolysis bullosa Gruppe
3. Hereditäre BG-Defekte (Ehlers Danlos)
4. Erb-KH mit defekter Resistenz gegenüber physikalischen Noxen (Xeroderma
pigmentosum)
Ichthyosen (= Fischschuppenkrankheit)
Erbkrankheit mit übermäßiger diffuser Hornproduktion
Milde Formen ohne entzündliche Komponenten (Ichthyosis vulgaris, X-chromosomale Ichthyose)
Schwere Formen mit entzündlichen Komponenten (lamelläre Ichthyose, epidermolytische Ichthyose)
44
Ichthyosis vulgaris
 Häufigste Form (1:300), AD vererbt
 Manifestation in früher Kindheit
 Durch Retentionshyperkeratose (= abnorm gesteigerter Zusammenhalt d. Hornzellen,
wodurch die physiologische Abschuppung verzögert wird)
 Klinik:
 Bei leichtem Befall (Hobelspäne auf einem schlecht gehobelten Brett): trockene rauhe
Haut mit kleinen weißen bis schmutziggrauen, relativ fest haftenden Schuppen
 Bei schwerem Befall (Eidechsenleder): große, dunkle, dicke Schuppen, die der Haut
ein gefeldertes Aussehen geben
 Handflächen & Fußsohlen sind oft schwielig verdickt & zeigen eine verstärkte
Furchung der Handlinien („I-Hand=Ichthyose-Hand“)
 Prädilektionsstellen: Extremitäten-Streckseiten, selten Gesicht und Rumpf, wenig befallen sind
die Körperbeugen
 Histo: Orthohyperkeratose, Fehlen des Stratum granulosum
 Assozierte Symptome: Lichen pilaris
X-chromosomale Ichthyose
 Zweithäufigste Form (1:6000), nur Männer erkranken, weibl. Überträger leiden an
Wehenschwäche
 Manifestation im Säuglingsalter
 Entstehen durch Retentionshyperkeratose infolge eines Steroidsulfatase-Defekts (spielt eine
Rolle in Synthese und Abbau der zementartigen Kittsubstanz zwischen den Hornzellen)
 Klinik: ähnlich wie oben, aber stärker ausgeprägt; großer, dicker, schmutziggraue Schuppen
(= Krokodilleder)
 Handflächen und Fußsohlen sind frei. Keine I-Hand
 Prädilektionsstellen: Körperbeugen, Palma und Planta nicht befallen
 Histo: Orthohyperkeratose; Stratum granulosum ist vorhanden
 Assozierte Symptome: Hornhauttrübungen,
Lamelläre Ichthyose
 Selten, AR vererbt
 Manifestation bei Geburt
 Durch eine Proliferationshyperkeratose (abnorm gesteigerter Epidermis-Turnover); Mutation
am Transglutaminase-Gen (Bildung der Zellmembran der Hornschichtzellen)
 Klinik:
o Neugeborenes ist in eine durchsichtige, pergamentartige Membran eingehüllt, die
nach einigen Tagen abgestoßen wird; danach entstehen entweder auf
erythrodermischer Haut eine mittellamellöse, hellbraune Schuppung (kongenitale
ichtyosiforme Erythrodermie) oder auf nicht geröteter Haut große, dicke,
schmutzigbraune Schuppen, die lebenslang erhalten bleiben; Handflächen &
Fußsohlen sind schwielig verdickt, Lippen und SH frei
o Die Haut zeigt außerdem eine Erythrodermie u. reißt leicht ein -> chron. rez.
Pyodermien; die chronische Entzündung der Haut führt zur Neigung zu Narbenzügen
o Vernarbende Alopezie und Wachstumsrückstand
 Histo:Hyperkeratose, Akathose, Stratum granulosum vorhanden
Epidermolytische Ichthyose
 Auto-dom; Manifestationsalter: Geburt
 Die Neugeborenen zeigen eine erythrodermische Haut mit Blasenbildung (Bild des
„verbrühten Kindes
 Klinik: In den ersten LJ bilden sich Erythrodermie und Neigung zur Blasenbildung langsam
zurück; zunehmendes Auftreten groblamellöser Schuppen und verruköser Hyperkeratosen;
das Hornmaterial ist dunkelbrau und übelriechend; Blasen & Erosionen treten periodisch
während des ganzen Lebens auf
 Histo: Epidermolytische Hyperkeratose: Orthohyperkeratose , breites Stratum granulosum mit
klumpigen Keratohyalin, Akanthose, vakuolisierender Degeneration des Str. spinosum
45

Pathogenese: Mutation der Gene für Keratin 1 & 10 (Stützproteine der oberen Epidermis, die
für die Zellstabilität & den Zell-Zell-Kontakt von Bedeutung sind
Refsum-Syndrom
 AR; milde Ichthyose mit Ähnlichkeit zur Ichthyosis vulgaris; im Erwachsenenalter
 Früheste Symptome: Retinitis pigmentosa, Nachtblindheit
 Spätere Symptome: periphere Polyneuritis, zerebelläre Ataxie, Taubheit
 Ursache : Akkumulation von Phytansäure durch Enzymdefekt
Chondrodysplasia punctata, Typ Happle
 X-chrom.-dom. Ichthyose mit kongenitalem Beginn
 Anfangs Erythrodermie in streifenförmiger Anordnung, später streifenförmige
Hyperpigmentierung
 Assozierte Veränderungen: folikulläre Artrophodermien, vernarbende Alopezie, sektorieller
Katerakt, verschiedene Knochenveränderungen und Minderwuchs
Netherton-Syndrom
 AR; Manifestation als kongenitale Erythrodermie
 Geht später in 2 verschiedene Phänotypen über:
 Erythrodermische lamelläre Ichthyosis
 Ichthyosis linearis circumflexa: polyzyklische girlandenförmige Läsionen mit doppelten
Schuppensaum
 Assozierte Symptome: Trichorrhexis invaginata, Atopieneigung
Erythrokeratodermia figurata variabilis Mendes da Costa
 AD;
 Besteht aus 2 voneinander unabhängigen Komponenten
 Bizarr konfigurierte, in ihrem Muster wechselnde Erytheme und weniger wechselhafte
ichthyosiforme Läsionen unterschiedlicher Ausprägung
Therapie der Ichthyosen:
 Kausale Behandlung nicht möglich
 Diätische Vermeidung der Phytansäure bei Refsum-Syndrom
 Bei milderen Ichthyosen genügen keratolytisch Lokalmaßnahmen (Salizylsäure, Kochsalz)
 Bei schweren Fällen Anwendung von Retinoiden (Acitretin) lebenslange Therapie
Hereditäre Palmoplantarkeratosen
Heterogene Gruppe von Erbkrankheiten, denen eine überschießende Hornproduktion gemeinsam ist.
Die verschiedenen Formen unterscheiden sich nach klinischem Bild, Vererbungsmodus und
assozierter Symptomatik
Diffuse hereditäre Palmoplantarkeratosen:
Vörner-Typ:
 Häufigste Typ; AD; assozierte Symptome fehlen
 Manifestationsalter: ersten LM
 Klinik: Hyperkeratose, die plattenartig-schwielig mit glatter Oberfläche ist; sie schneidet an
Hand- bzw. Fußrändern mit einen roten Randsaum scharf ab
 Histo: Epidermolytische Hyperkeratose
 Ursache: Mutation im Keratin 9 Gen
Greither-Typ
 AD; setzt innerhalb des 1. Lebensjahrzehnts ein
 Hyperkeratose, die außer den Palmoplantarregionen auch Hand- und Fußrücken, sowie
Ellbögen und Knie ergreift; langsam progredient
46
Diffuse Palmoplantarkeratosen mit assozierten Symptomen:
Pachyonychia congenita
 AD;
 Verdickung der Nägel, Neigung zu plantaren Erosionen, follikuläre Keratosen an Ellenbogen
und Knie, Leukoplakie der Mundhöhle
 Ursache: Mutation in Keratin Genen 16 und 17
Mal de Meleda
 AR ;
 Progredient und transgredient verlaufende Erkrankung mit Beginn in den ersten LM
 Langsames Übergreifen auf die Unterarme und Unterschenkel
 Dermatogene Fingerkontrakturen
Mutilans-Typ (Vohwinkel)
 AD;
 Transgrediente Keratose mit Ausbildung schmerzloser Schnürfurchen und
Spontanamputationen von Fingern und Zehen
Papulöse Palmoplantarkeratosen:
Typ Buschke-Fischer-Brauer
 AD; relativ häufig; Manifestationsalter zw. 20 und 40 LJ
 Klinik: multiple harte warzenähnliche Keratosen unterschiedlicher Größe; Läsionen zeigen
Progredienz, greifen jedoch niemals über die Fuß- bzw. Handkanten hinaus
Richner-Hanhart-Syndrom
 AR, vererbte papulöse Palmoplantarkeratose, die durch schmerzhafte plaqueförmige
Keratosen gekennzeichnet ist
 Assozierte Symptome: Hornhautdystrophie, Lichtscheue, Minderwuchs
 Ursache: Enzymdefekt im Tyrosinstoffwechsel
Striäre Palmoplantarkeratose:
Typ- Brünauer-Fuhs-Siemens
 AD; im zweiten Lebensjahrzehnt beginnende Erkrankung mit streifenförmigen Keratosen der
Handflächen und plaquesförmigen Keratosen der Fußsohlen
 Ursache unbekannt
Therapie der hereditären Palmoplantarkeratosen:
 Wie bei Ichthyosen zusätzlich mechanische Methoden zur Hornentfernung
Hereditäre follikuläre Verhornungsstörungen
Keratosis pilaris Gruppe 519
Morbus Darier 519
Epidermolysis bullosa Gruppe
521
Xeroderma pigmentosum
533
Bullöse Dermatosen
Pemphigusgruppe 428
Pemphigoidgruppe 436
Dermatitis herpetiformis Duhring 442
47
SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES = SLE
Lebensbedrohliche Multisystem-KH mit untypischen Haut- u. Organsymptomen, typisches Labor:
Immunkoplexablagerungen






SLE kann alle Haut-KH imitieren
B.a. bei jungen Frauen mit familiärer Häufung (Präv.12-50/100000; Inz.2-8/100000)
HLA-DR2, -DR3, C4A-NullAllel, -A1, -B8
Begünstigende Faktoren: UV, Drogen, Hydralazin, Hydantoin, Penicillin
Es liegen ANA vor
Entstehenden Immunkomplexe lagern sich an Haut u. Organen ab, aktivieren beide
Komplement Wege -> Gewebszerstörung
Diagnose bei Vorhandensein von mind. 4 ARA Kriterien:
1.
Schmetterlingserythem: unscharf begrenztes makulöses bis urtikarielles Erythem über
Nasenrücken und Wangen
2.
CDLE Läsionen
3.
Mund-SH-Geschwüre
4.
Lichtempfindlichkeit
5.
Arthralgien u./od. Gelenksergüsse v.a in Hand, Interphalangeal- u. Kniegelenken
6.
Pleuritis u./od. Perikarditis
7.
Nierenbefall mit Proteinurie (> 0,5 g/dl) u/od path. Sedimente (hämaturie Zylinder)
8.
ZNS Befall mit Epilepsie u/od Psychosen
9.
Hämatologische Zeichen, hämolytische Anämie u/od Leukopenie u/od Thrombopenie
10.
Immunologische Zeichen: - pos. LE-Zellphänome (ist im freien Intervall oft negativ) d.h.
mikroskopisch sichtbare Makrophagen mit phagozytierten
Kerntrümmern
- Anti-Nativ-DNA-Ak (native DNA=doppelstrang DNA)
- Anti-Sm-AK (Sm=ein Kern-Ag)
- Falsch positive Syphilisserologie (durch Lipid-A Ak)
11.
Antinukleäre Ak: werden mit indirekter Immunfloureszenz an Gewebekulturzellen
bestimmt, sind auch im freien Intervall sichtbar.
Beginn mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit, subfebrilen Temperaturen, Gelenks- u. Muskelschmerzen
In Folge treten dann Haut- und Organsymptome auf
5 JÜLR beträgt bei optimaler Therapie 90%
Todesursachen: Nierenversagen, unbeherrschbare Infektionen
Laborbefunde können sein:
 Proteinurie, pathol. Sedimente (Zylinder, Ery, Hb)
 BSG erhöht
 Hypergammaglobulinämie, pos. Rheumafaktoren
 Anti-Nativ-DNA-Ak, Anti-Sm-Ak
 C3/C4 vermindert
 Zirkulierende Immunkomplexe
 Falsch pos. Syphilisserologie, ANA
Therapie:

Chloroquin+ ASS in milden Fällen, ohne Nieren u. ZNS-Befall

Kortikoide+ Azathioprim od. Cyclophosphamid in mittelschweren Fällen

Kortikoide relativ hochdosiert (20 mg/d=Erhaltungsdosis) sodaß NW unvermeidlich
sind

Cyclophosphamid wirkt gut bei Nierenbefall

Begleitmaßnahmen: Vermeidung von UV, frühzeitige Therapie bei Infektionen, keine
SS u. Kontrazeptiva.
48
DERMATOMYSITIS
SLE ähnliche Multisystem-KH, die sich v.a. an Haut u. Muskeln manifestiert (ohne
Hautbefall=Polymyositis)
Juvenile Form: Manifestation in Kindheit und Adoleszenz
Adulte Form: Manifestiert sich im späten Erwachsenenalter und ist in 25-75% mit Malignomen
kombiniert v.a GI-Trakt und weiblicher Genitaltrakt
Ursache ist unbekannt, vermutlich durch Ak-Bindung gegen Muskel-Ag
Initialsymptome
 Muskelschwäche
 Muskelschmerzen
Vorwiegend Schulter- & Beckengürtel; Muskelpartien druckdolent & bei Palpation teigig weich
Typische Anamnese ergibt
Schwierigkeiten beim Treppensteigen, Kämmen, Kopfheben über Polster, Sprechen
Dann: Erytheme: Heliotroperythem: diffuse Rötung u. Schwellung d. oberen Gesichtshälfte (Lid)
Schuppende unscharf begrenzte livide Erytheme an Streckerseiten, v.a d.
Fingerknöchel (=Gottron-Zeichen)
Perionychale Teleangiektasien
Netzförmig livide Verfärbung (=Livedo reticularis Zeichen) v.a. an unterer Extremität
Später ev. buntes Bild (Poikilodermie) durch Hyper- u. Hypopigmentierung
untypische Exantheme (Psoriasis u. Lichen ruber ähnlich)
Wenn d. Patient nicht am Malignom od. einer Atemmuskelinsuff. stirbt – Ausbrennen d. KH nach
einigen Jahren
Es verbleiben Defektzustände: Fibrosierungen, Verkalkungen, Deformierungen
Labor: wie bei SLE möglich (ausgenommen Anti-Nativ-DNA-Ak) aber milder, zusätzlich Parameter d.
Muskelbefalls (Aldolase, Kreatinphosphokinase, Transaminasen erhöht, Kreatinin im Harn)
Weitere Diagnostik: patholog. EMG, patholog. Muskelbiopsie
Therapie:
bei juveniler Form bzw. fehlendem Malignom: Kortikosteroide+Immunsuppressiva, Plasmapherese
bei Malignom -> Malignomentfernung
SKLERODERMIE
KH mit Sklerose d. kollagenen BG, die in 2 Formen auftritt
Zirkumskripte Sklerodermie=Morphäa
Systemische = progressive Sklerodermie
Zirkumskripte Sklerodermie:
Langwierige selbstlimitierte Dermatose mit umschriebenen sklerodermischen Herden, die zur
Hautatrophie führt
Frauen 2x häufiger als Männer betroffen mit Manifestation in Adoleszenz od. frühem
Erwachsenenalter
Unbekannter Faktor führt zu einer überschießenden Kollagensynthese
Plaqueförmige zirkumskripte Sklerodermie: häufigste und gutartigste Form mit Verlauf in 3 Stadien
1. Stadium erythematosum: ein od. mehrere unscharf begrenzte erhabene Erytheme v.a. am
Rumpf
Verschwinden d. Lilac-Ringes zeigt Ende d. Wachstums an. Ring wird selten größer als
Handfläche
Histo: untypische entzündliche Veränderungen
2. Stadium indurativum: Zentrum wird hart und elfenbeinfarben, umgeben v. einem lividen Ring
(LILAC-Ring), verblasst später
Histo: Verbreiterung d. Stratum retikulare
3. Stadium atrophicans: Herde bilden sich zurück u. sinken ein. Epidermis lässt sich fälteln u.
zeigt diffuse Hyperpigmentierung
49
Lineäre (streifenförmige) zirkumskripte Sklerodermie: längliche haarlose Eindellung an Kopfhaut und
Stirn (Säbelhiebmorphaea)
 Spricht schlecht auf Therapie an, oft von einer Verkalkung darunter liegender Weichteile
begleitet
 Verlust d. Haarfollikel – vernarbende Alopezie
 Hemiatrophia faciei: Muskel, Fett und Knochen einer Gesichtshälfte sind atroph. Selten
Ausdehnung auf ganzen Körper
 Hemiatrophia corporis
 Makulöse Form: Münzgroße oberflächliche Herde mit gering ausgeprägtem LILAC-Ring. Sehr
therapieresistent
Therapie:
Penicillin für 2-3 Wochen (wirkt nur im Stadium erythematosum u. indurativum -> oft Rückbildung)
Alternativen: Tetracykline, Griseovulfin
Sonderformen:
-Generalisierte (pansklerotische) Morphäa: an Rumpf, Extremitäten, multiple Muskelatrophie,
Krallenhandbildung, Invalidität
-Eosinophile Fasziitis (Shulmann): Befall tiefer Faszien nach mechanischem Trauma
Schwellung einer Extremität wobei Venen stichförmig eingezogen
erscheinen (neg. Venenzeichen)
Therapie: Penicillin u. Kortikoide
Systemische Sklerodermie:
Chronisch progressive Multisystem-KH mit Haut- u. Organsymptomen
V.a. bei Frauen, Manifestation im späten Erwachsenenalter
Akroskleroseform: an Extremitäten
 Raynaud-Syndrom (blasse Finger durch kältebedingte Spasmen d. Fingerarterien mit
schmerzhafter weißl. Fingerverfärbung – Tricolore Phänomen)
 Madonnenfinger: Zuspitzung d. Endglieder durch BG-Schrumpfung
 Fingersteife u. Fingerbeugung mit erblassen d. Nagelbettes bei Streckung (typisch)
 Rattenbißnekrosen =Ulcera an Fingerkuppen
 Onycholyse und Krallenhand (Endzustand)
zeigt im Gesicht:
 Verjüngungseffekt durch gespannte glänzende Haut
 Maskengesicht durch eingeschränkte Mimik
 Mikrostomie+Tabaksbeutelmund = Verengung d. Mundspalte+radiäre periorale
Hautfurchungen
 Zähneblecken durch unvollständigen Mundverschluß
Diffuse Form: zeigt ähnliches Bild, aber mit Befall d. übrigen Körpers schon zu Beginn
Organsymptome können sein:
GI-Störungen: Refluxösophagitis, Obstipation, Diarrhoe, MAS (Malabsorptionssyndrom)
Lungenfibrose: Belastunsdyspnoe, Cor Pulmonale
Niereninsuff durch Nierenarterien-Sklerose
Der Verlauf führt zum Tod (10 JÜLR = 60%) Spontanheilungen sind selten
Labor: Hypergammaglobulinämie, pos. Rheumafaktoren, hoher ANA Titer (Scl-70, RNA-Polymerase
1/2/3, antizentromere Ak), Anti-Nativ-DNA-Ak fehlen
Therapie:
 D-Penicillamin bei milder Akrosklerosisform
 Kortikoide hochdosiert +Cyclophosphamid + Plasmapherese bei entzündlichen Verlauf
CREST-Syndrom = Calcinose (paraartikulär), Raynaud, Ösophagusdysplasie, Sklerodaktylie,
Teleangiektasen
50
Tritt im Zusammenhang mit systemischer Sklerodermie auf
MIXED CONNECTIVE TISSUE DISEASE – SHARP SYNDR.
Kombination von SLE, Dermatomyositis und Sklerodermie
-Sklerotische Herde, die jedoch entzündlichen Charakter haben und von Muskelschwäche und
Arthralgien abgeleitet sind
-hohe ANA-Titer (U1RNP)
-gutes Ansprechen auf Kortikoide
LICHEN SKLEROSUS ET ATROPHICANS
Lichenoide, zur Sklerosierung führende, extrem chronische KH mit typischen elfenbeinfarbenen
Papeln =Weißfleck-KH
Fakultative Präkanzerose
V.a. bei Frauen 10 mal häufiger als bei Männern, Manifestation ab d. Kindheit möglich, mit Alter
ansteigend
Ursache unbekannt
Es kommt zur hyalinen Umwandlung d. oberen Dermis u. zur Melanozytenzerstörung
Primärläsionen sind kleine unscharf begrenzte hyperkeratotische elfenbeinfarbene Papeln, die zu
Herden konfluieren und zuerst scharf, dann unscharf begrenzt sind. Nach Monaten bis Jahren werden
die Herde sklerotisch und atrophisch.
Prädilektionsstellen:
 Genitalregion: w: kleine Labien, Introitus vaginae & Analregion -> starker Juckreiz
m: Inneres Vorhautblatt, Eichel und Urethramündung -> Phimose,
Urethrastiktur -> Harnstau
 Extragenital: v.a. zwischen den Schulterblättern und an den Armen
Verlauf ist chronisch und schubartig, zw. den Schüben können jahrelange Ruhephasen mit teilweiser
od. völliger Rückbildung sein
Therapie:
Kortikoidsalben gegen den Juckreiz
Lokale Östrogen- od. Androgenpräparate
Depotsteroidinjektion in die Herde gegen Juckreiz
DD: Lichen ruber planus, Leukoplakien
PURPURA
Blutaustritt aus Hautgefäßen ins BG bzw. KH die damit einhergehen
Hautrötungen, die mit dem Glasspatel nicht ausdrückbar sind
 Petechien = kleinmakulöse Hautblutungen
 Suffisionen = flächenhafte Hautblutungen
 Ekchymosen = großmakulöse Hautblutungen
 Vibices = streifenartige Hautblutungen (mechanische Komponente)
 Hämatome = tiefe, manchmal fluktuierende Hautblutungen
Intravaskuläre Purpura entsteht durch Störungen d. Blutzusammensetzung (z.B. Thrombopenie)
Extravaskuläre Purpura entsteht durch perivaskuläre BG-Degeneration (z.B. im Alter)
Vaskuläre Purpura kann entstehen
 mechanisch-traumatisch od. hydrostatisch bei venösem Stau - nichtvaskulitische vaskuläre P.
 als Ausdruck einer Vaskulitis (Gefäßwandentzündung)
 nekrotisierende Immunkomplex-Vaskulitis
 lymphozytäre Vaskulitis (chronische Pigmentpurpura)
51
Nekrotisierende Immunkomlex-Vaskulitis:
Gruppe von KH, die durch Typ III Immunreaktion entstehen. Sie sind gekennzeichnet durch
Immunkomplexablagerung in Gefäßwänden mit anschließender Gefäßwand-Zerstörung
Auslösende Ag:
 Arzneimittel: Penicillin, Sulfonamide, Salizylate
 Bakterien: Streptokokken—Schönlein-Hennoch
 Auto-Ag: bei Kollagenosen – rheumatoide Vaskulitis
 Fremdserum
 Viren: HBV
Die Ag führen zur Bildung von IgM u/od IgA haltigen Immunkomplexen, die v.a. in postkapillären
Venenwänden abgelagert werden. Dadurch kommt es zur nekrotisierenden kutanen Venolitis
Durch Aktivierung d. C (v.a. C5a) werden neutrophile Granulozyten angelockt, deren Enzyme
(Elastase, Kollagenase) die Venenwand zerstören
Klinische Bilder d. nekrotisierenden kutanen Venolitis:
Leitsymptom = palpable Purpura, d.h. tastbare entzündliche, heiß brennende dunkelrote Petechien
Petechien können zu schmerzhaften Knoten konfluieren, in deren Zentrum hämorrhagische Blasen u.
später exulcerierte Nekrosen entstehen können.
Die Läsionen heilen nach Wochen spontan ab u. hinterlassen atrophe Narben.
Prädilektionsstellen: Unterschenkel u. Knöchelregion, Oberschenkel, Rumpf (v.a. Aufliegestellen)
Ev. Systembefall: GI, Gelenke, Niere (Proteinurie u. Hämaturie)
Lymphozytäre Vaskulitis:
Ursprünglich Gruppe von KH, die durch Typ IV Immunreaktionen entsehen und durch lymphozytäre
Gefäßwandentzündung gekennzeichnet sind. Heute rechnet man nur noch die chronische
Pigmentpurpura dazu.
Chronische Pigmentpurpura:
KH unbekannter Ursache, gekennzeichnet durch: - chronischer Verlauf, oft mit Spontanheilung nach
Jahren
- Nebeneinander von frischen und alten Läsionen
- Histo: Lymphozytäre Kapillaritis
Unscharf begrenztes fleckiges Exanthem, das aus kleinen Purpurapünktchen besteht. Diese können
je nach Alter rot, orange, braun od. gelb sein
4 Formen:
-Plaqueartige Herde: Purpura pigmentosa progressiva Schamberg
-Anuläre Herde: Purpura anularis telangiektodes Majocchi
-Herde mit etnzündlichen Knötchen: lichenoide Pigmentpurpura Gougerot-Blum
-Juckende Herde: Ekzematoide Pigmentpurpura
Prädilektionsstellen: Beine, selten Rumpf
Therapie: Photochemotherapie und Tetrazykline, leichte Besserung
System. Kortikoide sind nicht zielführend, da nach Absetzten sofort ein Rezidiv entsteht
DD: hydrostatische Purpura bei venösem Stau, nekrotisierende Immunkomplex-Vaskulitis
PURPURA UND VASKULITIS
Purpura = Blutaustritt aus den Hautgefäßen in das BG
Vaskulitis = Gefäßwandentzündung bzw. KH, die damit einhergehen
Dazu gehören:
 Intravaskuläre Purpura: Entsteht durch Störung d. Blutzusammensetzung
 Extravaskuläre Purpura: entsteht durch perivaskuläre BG-Degeneration (Alter)
 Vaskuläre Purpura: entsteht mechanisch, traumatisch oder durch Vaskulitis
 Livedo-Syndrom: Sneddon-Syndrom und Livedo-Vaskulitis
52
Livedosyndrome: netzartige rotblaue Hautzeichnung, die auf einer verminderten kapillären O2Sättigung beruht
 Livedo reticularis= physiologisch u. kommt v.a. bei Kälte vor = Strömungsverlangsamung
Sie besteht aus regelmäßigen geschlossenen Kreiselementen
 Livedo racemosa= pathologisch und kommt vor bei arteriellem Zuflusshindernis
(Arteriosklerose, Intimaproliferation->Sneddon-Syndrom, Fibrinthromben->Livedo-Vaskulitis),
venösen Abflusshindernis (nekrot. Venolitis), Viskositätserhöhung (Polyglobulie)
Sie besteht aus unregelmäßigen offenen Kreiselementen und ist ein
Alarmzeichen – diagnostische Klärung!
Sneddon Syndrom = Livedo racemosa generalisata = lebensgefährliches KH-Bild unbekannter
Ursache, das auf einer Intimaproliferation mittelgroßer Arterien in Haut und ZNS beruht und zur Livedo
racemosa u. neurologischen Symptomatik führt.
Chronisch progredienter Verlauf, Neuro-Symptome: TIA, Amnesie, Aphasie, org. Psychosyndrom, HNLähmung, Demenz
Maximalmanifestation = ischämischer Insult
Ursachen: ev. Hypertonie, Pille, Rauchen
Livedo-Vaskulitis = eine auf die Arteriolen u. Venolen d. Knöchelregion beschränkte Gefäß-KH
unbekannter Ursache, die mit Ausbildung von Fibrinthromben einhergeht
Trias: Atrophie blanche, Livedo racemosa, Ulcera
Sehr schmerzhaft
Leitsymptom: rundliche od. sternförmige Ulcera d. Malleolengegend v. ischämischen Charakter,
daneben Atrophie blanche (=weiße derbe fibrotische Plaques), hämorrhagische Areale u. Livedo
racemosa im distalen US und Fußbereich
Ursache: ev. verminderte fibrinolytische Aktivität in Malleolengegend – Fibrinthromben entstehen
Therapie: Low dose – Heparin, fibrinolytische Therapie, Thrombo-Aggregationshemmer,
Gefäßerweiterer (Nifedipin)
DD: Postthrombotisches Syndrom, alle anderen US-Geschwüre
Purpura Schönlein-Hennoch
Systemische nekrotisierende Immunkomplex-Venolitis, welche nach Streptokokken-Infektionen d.
Respirationstraktes, v.a bei Kindern im Schulalter entsteht.
Die Steptokokken-Ag führen zur Bildung von IgA-haltigen Immunkomplexen -> Ablagerung in
postkapillären Venenwänden
Immer mit Systembefall von GI-Trakt, Gelenken und Niere
Rheumatoide Vaskulitis: Tritt als Begleiterscheinung bei Kollagenosen auf
Nagelfalznekrose bei SLE
Atrophie blanche-ähnliche Vaskulitisherde
Vaskulitis bei rheumatoider Arthritis
Panarteritis nodosa:
Systemkrankheit mit leukozytoklastischer Arteritis mittelgroßer Arterien, Aneurysma, Okklusion u/od
Hämorrhagien
Livedo racemosa, subkutane entzündliche Knoten
Organmanifestation an: Herz, Niere, PNS, Perikarditis, Pleuritis, MCI, Glomerulosklerose
(Niereninsuff.), Mononeuritis multiplex, Abdominalbeschwerden.
Wegener Granulomatose = Graulome in Lunge u. Niere, an Haut, Hämorrhagien u. Ulcera
(Sonderform: lethal midline granulom)
Churg Strauss-Granulomatose = Granulomatöse Arteritis, Atopie, Asthma bronchiale, Eosinophilie
Hauptmanifestationen: Lunge, Haut, GI-Trakt
53
PORPHYRIEN
Gruppe von KH, die auf einer genetischen Störung d. Porphyrinstoffwechsel beruhen
Durch einen genetischen Enzymdefekt im Porphyrinstoffwechsel ist die Häm-Synthese gestört
Dadurch kommt es zur Anhäufung von Häm-Vorstufen (Porphyrinen) die 2 Hauptwirkungen haben
 Hepatotoxizität
 Photosensibilisierung
Da die Häm-Synthese v.a. in Leber und KM stattfindet sind diese beiden Organe besonders betroffen
1. Hepatische Porphyrien:
-Porphyria cutanea tarda: weitaus häufigste Form
-Akute intermittierende Porphyrie
-Porphyria variegata
2. Erythropoetische Porphyrien: (Leitsymptom Lichtempfindlichkeit)
-Erythropoetische Porphyrie
-Erythropoetische Protoporphyrie
PORPHYRIA CUTANEA TARDA
= hepatische Porphyrie und häufigste Form
KH entsteht durch das Zusammenwirken von
Genetischem Enzymdefekt (Urogen-Decarboxylase↓, ALA-Synthetase↑)
Realisationsfaktor (C2, Östrogene)
Hyperpigmentierung lichtexponierter Stellen
Dunkelfärbung der Haare auch wenn sie schon grau werden
Hypertrichose im Gesicht – Affengesicht
Lividfärbung von Orbitalregion und Handrücken
Hohe Hautverletzlichkeit: Pat. ist mit frischen und alten Hautabschürfungen, Blutkrusten u. Blasen
bedeckt
Leberschäden (Hepatitis, Zirrhose, Leber-CA)
Weinroter Harn
Labor: Fe stark erhöht – Überladung d. Eisenspeicher (Fe kurbelt Synthese d. Porphyrine an –
Polyglobulie)
Histo: subepidermale Blasenbildung und Hyalinisierung d. dermalen Kapillaren
Therapie:
Aderlässe zur Entleerung der Fe-Speicher u. Verminderung der Polyglobulie
Chloroquin: Bindet in der Leber gespeicherte Porphyrine u. bewirkt ihre Ausscheidung
NW: Hepatotoxizität, GI-Störungen, Fieber, Muskelschmerzen – Therapie nur stationär.
STÖRUNGEN DES PIGMENTSYSTEMS
Hypermelanosen
Hypomelanosen: Kongenitale Hypomelanosen (okulokutaner Albinismus)
Erworbene Hypomelanosen (Vitiligo)
Okulokutaner Albinismus:
Autosomal rez. vererbte relativ seltene Hypomelanose, die auf einer Melanozyten-Funktionsstörung
beruht
11 Unterformen, von denen folgende am häufigsten sind:
Tyrosinase-negative okulokutane Albinismus = schwerste Form
-Melanozyten bilden keine Tyrosinase (=Enzym der Melaninsynthese) wodurch die
Melanosomen kein Melanin enthalten
 Rötlich weiße Haut
54





Rote Pupillen (Fundus pigmentfrei)
Schneeweiße Haare
Nystagmus
Hellblaue Iris
Lichtscheue
Tyrosinase-positive okulokutane Albinismus:
Zeigt beschriebene Symptome in leichterer Form, Melanozyten zeigen eine geringere Melaninbildung,
die im Laufe des Lebens zunimmt (ein Albino-Neger kann dunkler werden als ein normal pigmentierter
Weißer)
Die DD der beiden Formen erfolgt durch einen Labortest:
Ausgezupfte Haare werden in eine Lösung mit dem Melaninvorläufer Dopa getaucht:
Schwärzung der Flüssigkeit (durch Melaninbildung) ist Beweis für den Tyrosinase-Gehalt in
den Haartubuli.
Komplikationen: Aktinische Keratosen, Plattenepithel-CA
Therapie: keine möglich, wichtigste Maßnahme ist UV-Prophylaxe
Übrige Formen:
Chediak Higashi Syndrom: relativ milde Pigmentverdünnung durch gestörte Lysosomenfusion.
Stahlgraue Haare assoziiert mit: Hämatologischen, neurologischen
Symptomen u. Immundefizit. Tod im Kindesalter.
Yellow mutant Albinismus: gelb-rötliches Pigment der Haare
Hermansky Pudlak Syndrom: milde Haut, aber schwere Augenbeteiligung mit Thrombozytendefekt.
Multiples Organversagen in Lebensmitte. Wahrscheinlich Speicher-KH
mit zeroidähnlichen Einschlüßen in Lymphozyten und anderen
Organzellen
Vitiligo
Fleckartiger Pigmentverlust durch Melanozyten-Untergang, vermutlich autoimmunologisch bedingt
Familiär gehäuft, Manifestation v.a. in der Adoleszenz
Führt v.a. bei Negern zu großen sozialen Problemen weil: -Rassenmerkmal verloren geht
-Verwechselt mit Lepra
Begünstigende Faktoren: Hautläsionen (sog. Köbner Phänomen)
Schleichend auftretende polyzyklische scharf begrenzte weiße Herde
Herde sind während ihres Wachstums nach außen konvex, können konfluieren und den ganzen
Körper bedecken
Normale Hautinseln werden manchmal für Naevi spili gehalten
Prädilektionsstellen:
 Streckseiten gr. Gelenke
 Handgelenksbeugen
 Handrücken
 Um Körperöffnungen (Augen, Nase, Mund, Perianal)
Weitere Symptome:
 Poliosis = herdförmiges Ergrauen der Haare
 Melanome
 Halo-Naevi
 Assoziierte Autoimmun-KH: Alopezia areata, perniziöse Anämie
Der Verlauf schwankt Monate bis Jahre zwischen partiellen Remissionen u. schubartigen Rezidiven
Zurückgehende Herde sind nach außen konkav
55
3 Patienten-Gruppen
-bei 1/3 Spontanheilung
-bei 1/3 chron. rez. Verlauf der dann mit einigen depigmentierten Herden zum Stillstand
kommt
-bei 1/3 wird der ganze Körper befallen
DD: Narben, ausgebrannter CDLE (=depigmentierte Narben)
Therapie: keine wirksame möglich, Photochemotherapie mit 5-Methoxypsoralen – langsame
Repigmentierung
KÖBNER PHÄNOMEN:
Entstehung von neuen KH-Herden einer Dermatose im Bereich exogener Reizung (Kratzwunden,
Narben, Tätowierung)
Kommt vor bei Psoriasis, Lichen ruber, Lichen sklerosus et atrophicans, Vitiligo
KRANKHEITEN DER MUNDSCHLEIMHAUT
1)Entzündliche Zustände
 M. Behcet
 Chronisch rez. Aphthen
 Cheilitis granulomatosa
2)Neoplastische bzw. näviforme Zustände:
 Granularzell-TU = Abrikosoff-TU
 White sponge naevus
 Flache Leukoplakie
 Cowden-Syndrom
3)Haarzunge
4)Lingua plicata
5)Lingua geographica
MORBUS BEHCET:
Lebensbedrohliche Multisystem-KH mit typischen Symptomen, v.a in Mittelmeerländern und Japan
Männer erkranken 5 mal häufiger als Frauen
Minifestation meist im frühen und mittleren Erwachsenenalter
Ursache und Pathogenese sind unbekannt, diskutiert werden Auto-AK od. Infektionen, die zur
Immunkomplexvaskulitis führen
Verlaufsformen:
 arthritischer
 neurologischer
 occulärer
 mucucutaner
Typ
Hautsymptome: Chronisch rez. Aphthen an Mund-, Pharynx u. Larynx-SH und Genitalen
Untypische Symptome:
 Erythema nodosum
 Erythema exsudativum multiforme
 Papulo-vesikulo-pustulöse Läsionen
Augensymptome:
 Iridozyklitis
 Uveitis
 Neuritis Nervi optici


56
Katarakt
Glaukom – Erblindung in1/3 der Fälle
ZNS Symptome:
 Meningitis
 Epilepsie


Hirndrucksteigerung
Hirnatrophie
Diagnose: Klinik, Pathergie (=Auftreten umschriebener Hautnekrosen in ca. 50% der Fälle)
Mindestens 2 von 5 klassischen Kriterien:
Majorkriterien:
 orale Aphthen
 genitale Aphthen
Minorkriterien:
 Arthritis
 Neuro-Symptome
 Vaskulitis




Kardiovaskuläre
Beteiligung
GI-Beteiligung
Augenbefall
Hautmanifestationen

pos.
Familienanamnese
Therapie:
Kortikoide, Azathioprin od. Cyclophosphamid in schweren Fällen, Chlorambucil gegen
Augensymptome
CHRONISCH REZIDIVIERENDE APHTHEN:
Chronisch rezidivierende multiple schmerzhafte Mund-SH-Ulcerationen
Frauen häufiger betroffen als Männer mit Manifestation im frühen Erwachsenenalter
Ursache und Pathogenese sind unbekannt, diskutiert werden
-Auto-Ak Bildung gegen Mund-SH-Epithel
-Vaskulitis
-Abortivform des Mb. Behcet
Begünstigende Faktoren sind bakterielle Infektionen.
3 Formen:
1. Minorform: Primärläsionen sind Erytheme mit zentralen weißlichen Nekrosen, die sich in
ausgestanzte schmerzhafte Ulcera mit rotem Hof umwandeln
Polyzyklische Ulcerationen entstehen durch Konfluenz von Ulcera (Lippen u.
Wangen-SH)
Narbige Abheilungen erfolgen nach 1-2 Wochen
Begleitsymptome sind Speichelfluß und Mundgeruch
2. Majorform ist seltener und zeigt größere (>1cm) und tiefere Ulcerationen –
Narbenbildung
3. Herpetiforme Aphthen: haben große Ähnlichkeit mit herpetischer Gingivostomatitis (HSV)
DD: Tsank-Test ist bei Aphthen negativ
Histo: Vaskulitiszeichen mit massiver lymphozytärer Infiltration
DD
 Erythema exsudativum multiforme
 Lichen ruber planus
 Herpetische Gingivostomatitis
 Pemphigus vulgaris
Therapie: Mundspülung mit Gentianaviolettlösung, lokale Tetrazykline, Abätzung mit 1%iger
Silbernitratlösung
CHEILITIS GRANULOMATOSA:
Subjektiv symptomlose Schwellung der Oberlippe, Unterlippe ev. Wange für Monate bis Jahre
Tiefe lymphozytäre Infiltration, ev. Übergang in sarkoidalen Charakter
- Melkerson-Rosenthal-Syndrom = Cheilitis granulomatosa + Lingua plicata + Facialisparese
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GRANULARZELLTUMOR (ABRIKOSOFF-TU):
Seltener, benigner TU, der vermutlich von neuralen Stammzellen ausgeht und meist an der Zunge
auftritt.
Besteht aus einem langsam wachsenden harten symptomlosen Knoten, der mehrere cm groß werden
und ulcerieren kann
DD: PE-Ca
Therapie: knappe Excision
WHITE SPONGE NAEVUS:
Wangen-SH ist in einem oder mehreren abgegrenzten Arealen leukoplakieähnlich weiß verfärbt und
gefurcht
FLACHE LEUKOPLAKIE:
Umschriebene Hyperkeratose nicht neoplastischer Natur
Durch Biß, Zahnprothese, heißes Getränk, Pfeifenrauchen – Leukokeratosis nicotinica palati (am
Gaumen)
Kann sich in eine Präkanzerose umwandeln
COWDEN SYNDROM = MULTIPLES HAMARTOM SYNDROM:
Fibrom, Papillom und nävusartige Hamartome der Haut, der gesamte Mund-SH und des gesamten GITraktes
Meist mit Mamma-Ca und anderen Malignitäten vergesellschaftet
DIVERSES:
Peutz-Jeghers-Syndrom: Multiple Melanineinlagerung an Lippe, Wangen-SH mit multipler
GI- Polyposis
EPITHELIALE HAUTTUMOREN







Epitheliale Nävi
Benigne Epidermis-TU: Verruca seborrhoica, Klarzellakanthom
Hautzysten
Plattenepithel-CA
Pseudokanzerosen: Keratoakanthom
Basaliom incl. Basalzellnävussyndrom
Adnextumoren der Haut: Zylindrom, M. Paget
EPITHELIALE NÄVI (Nävus=Mal)
Umschriebene Fehlbidung der Haut auf angeborener Grundlage.
1)Hamartome =ontogenetische Fehlprogrammierung; zuviel oder zuwenig an normalen
Gewebselementen; streifige Anordnung entlang der Blaschko-Linien
2)Pigmentnävi (Muttermäler): Sonderstellung, da sie nicht entlang der Blaschko-Linien angeordnet;
die meisten sind durch besondere Pigmentzellen gekennzeichnet(Nävuszellen)
Nävi manifestieren sich meist in der Kindheit und erreichen nach der Pubertät ihre endgültige
Ausprägung
Nävus verrukosus (Epidermaler Nävus):
Besteht aus streifenförmigen, hyperkeratotisch-verrucösen hautfarbenen bis dunkelbraunen Läsionen
- Inflammatorischer lineärer Nävus verrukosus(ILVEN) ist eine Sonderform mit Entzündung u. starkem
Juckreiz
Keine maligne Entartungsgefahr
Nävus sebaceus:
Weiche höckrige gelb rötliche haarlose Läsion in der behaarten Kopfhaut
Histo: Hyperkeratose u. reichlich Talg- und Schweißdrüsen
Meist entstehen aus ihm Basaliome
Therapie: Exzision
Nävus comedonicus:
58
besteht aus multiplen komedonähnlichen Hornpfröpfen
Haarfollikelnävus ist eine umschriebene Verdichtung von Haarfollikeln
Schweißdrüsennävus ist selten
VERRUCA SEBORRHOICA = SEBORRHOISCHE WARZE
Benignes Papillom der Epidermis; häufigste TU der Haut
Fast jeder Menschen hat in der 2. Lebenshälfte wenige bis hunderte seborrhoische Warzen.
Anfangs scharf begrenzte, hell bräunliche Flecken, die langsam anwachsen u. erhaben werden
Sie haben eine regelmäßige papilläre Oberfläche, sehen wie aufgeklebt aus und fühlen sich fettig glatt
an. Sie können mehrere cm groß und mehrere mm hoch und dunkelbraun bis schwarz werden
-Sonderformen:
Verruca seborrhoica irritata: ist durch Kratzen entzündlich verändert
Eruptive Verrucae seborrhoicae: Sonderform, plötzliches Auftreten vieler kleiner stark juckender
seborrhoider Warzen vorwiegend am Stamm
Filiforme seborrhoische Warzen: sehr zahlreiche kleine & schmalbasige, rundliche Läsionen
Histo: Wirbelige Hyperplasie und Hyperkeratose der Epidermis mit vielen Hornzysten
DD: Compoundnävus, Melanom
Therapie: Entfernung mit scharfem Löffel auf Wunsch des Patienten, da keine maligne
Entartungsgefahr besteht
KLARZELLAKANTHOM:
Benigner glykogenspeichernder Tumor der Epidermalzellen. Rötlicher Knoten meist an Unterschenkel
HORNZYSTEN:
Von geschichtetem Plattenepithel ausgekleidete Zysten, die von lamellierten Hornmassen erfüllt sind
-Milien = Multiple oberflächliche halbkugelige kleine weißliche Hornzystchen v.a im Gesicht
Therapie: Ritzen (!) und dann Auspressen
-Traumatische Epithelzyste: oberflächliche, derbe kugelig bis erbsengroße Hornzyste (bei Nadelstich)
-Epidermoidale Hornzyste: Obstruktion des Haarfollikelostiums & weiterprolif. des Follikelepithels
PLATTENEPITHELKARZINOM:
Häufig, v.a. 50-70 LJ
Ursache liegt in einer DNA-Schädigung durch karzinogene Noxen:
 UV-Licht: Ca entstehen daher meist an lichtexponierten Stellen (Gesicht, Unterarm,
Handrücken)
 Röntgen- od. Gammabestrahlung, Teerinhaltsstoffe, Arsen, defekter DNAReperaturmechanismus bei X. pigmentosum
Vorstadien können fakultative oder obligate Präkanzerosen sein
Fakultative Präkanzerosen:
sind Läsionen, die in ein PE-Ca übergehen können
 alte Verbrennungsnarben
 Ulcus cruris
Obligate Präkanzerosen:
sind Läsionen, die in ein PE-Ca übergehen, aber meist erst nach jahrelanger Latenz
 Aktinische Keratose: treten bei chron. UV-Schädigung auf u. zeigen folgende Entwicklung:
 Flache Keratosen = kleine umschriebene rotbraune Aufrauhung
 Hypertrophe Keratosen = harte höckrige weißliche Aufrauhungen (Mörtel u.
Kalkspritzer)
 Cornu cutaneum = hohe hornartige Erhebung
 Aktinische Cheilitis: tritt bei chron. UV-Schädigung auf und zeigt fleckig weißliche
Lippenverfärbung (v.a. Unterlippe)
 Papilläre, verruköse Leukoplakie: tritt bei Zigarettenrauchern an Unterlippe u. bei
Pfeifenrauchern am harten Gaumen auf
DD: benigne Leukoplakie durch mechanische Reize sind mit Toluidinblau nicht färbbar,
Präkanzerose wird blau
 M. Bowen = ekzemähnlicher scharf begrenzter hellroter schuppender Herd
 Erythroplasie = scharf begrenzter dunkelroter Herd an Glans u/od Vorhaut, seltener an Labien
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Diagnose: Biopsie, Histologie, Toluidinblaufärbung
Therapie: Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff oder lokale Chemotherapie mit 5-Fluorouracil
Ca-Formen:
 Exophytisches Ca
 Ulceröses Ca
 Diffus infiltrierendes Ca: entstehen meist aus aktinischen Keratosen und zeigen: derbe
Konsistenz, keine Beschwerden, späte lymphogene Metastasierung, unregelmäßige
Oberfläche, langsames Wachstum
 Dedifferenziertes Ca: entsteht meist aus fakultativen Präkanzerosen, M. Bowen, Leukoplakie,
Erythroplasie od. gesunder Haut. Weiche Konsistenz, Zerfallsneigung, schnelles Wachstum,
frühe lymphogene Metastasierung
 Verruköses Ca: ist eine chronisch verlaufende Sonderform von niedrigem Malignitätsgrad.
Prädilektionsstellen: Mundhöhle, Genitalien, Unterschenkel, Narben
Histo: Epidermale diffuse infiltrierende Tumorzapfen meist begleitet von Entzündung u. Akantholyse
Therapie:
 Exzision 1-2cm im Gesunden
 Exzision + Radiotherapie bei schwer operablen Ca v.a. an Mund-SH oder in Knochennähe
 Chemotherapie: Bleomycin bei inoperablen metastasierenden Ca der Haut.
NW: Lungenfibrose
Verruköses Ca: chronischer exophytisch, papillomatös-verrucös vegetierenden Wuchstyp, langsame
flächenhafte Ausbreitung, später lokale Destruktion & seltene Metastasierung; v.a. an
der hautnahen SH
 Verruköses Ca der Mundhöhle (Floride orale Papillomatose)
 Verruköses Ca der Haut (Unterschenkel, Narben) z.B.:Epithelioma cuniculatum(Sohlenhaut)
 Verruköses Ca im Genitalbereich (Riesen-Condylomata-acuminata Buschke-Löwenstein)
 Ungewöhnliche Lokalisation: Larynx, Ösophagus
PSEUDOKANZEROSEN
Keratoakanthom = ein vom Infundibulum des Haarfollikels ausgehender benigner selbstlimitierter
knotiger TU mit zentralem Hornpfropf.
Plötzlich einsetzende Hyperproliferation und Hyperkeratose des Haarfollikels, wahrscheinlich durch
UV
v.a. im Gesicht
schnell wachsender derber, glatter, regelmäßig geformter, halbkugeliger, rötlicher oder hautfarbener
Knoten. Im Zentrum kraterförmige Einsenkung mit derben Hornpfropf, der spontan ausgestoßen wird
–> schüsselförmigen Narbe
Sonderform:
 Multiple Keratoakanthome: familiär gehäuft
 Riesenkeratoakanthome („Korallenriff“-artig)
 Eruptive Keratoakanthome: viele kleine, extrem therapieresistente Läsionen
Therapie: Exzision, ev. medikament. mit Etretinat
BASALIOM
Semimaligner TU mit unbeschränkter lokaler Infiltration, aber ohne Metastasen
Ausgehend von persistierenden Haarfollikelkeimen und nicht wie früher angenommen von
Basalschicht der Epidermis
Dafür spricht: Tritt nie an Körperstellen ohne Haaranlage auf
Histologische Ähnlichkeit der Tumorlappen mit Haarfollikeln
Begünstigende Noxen: wie bei PE-Ca, v.a. UV Licht, aber Basaliome entstehen öfter in nicht
vorgeschädigter Haut
Prädilektionsstellen:
 Nase
 Orbitalregion
 Präaurikulärregion
1)Knotiges Basaliom: Präläsion ist Basaliomknötchen = derbes halbkugeliges hautfarbenes
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glänzendes Knötchen das von Teleangiektasien überzogen und umgeben wird. Das Basaliom
kann aus einem od. mehreren Knötchen bestehen und wächst sehr langsam.
DD: andere Tumoren (PE-Ca)
2)Zystische Basaliom: knotiges Basaliom das zystisch durchschimmernd ist und fluktuiert. Bei
Anstechen entleert sich seröse Flüssigkeit
3)Pigmentiertes Basaliom: knotiges oder oberflächliches Basaliom das braun bis schwarz
pigmentiert ist. DD: Melanom
4)Oberflächliches Basaliom (=Rumpfhautbasaliom=psoriasiformes Basaliom) zeigt flache oder
eingesunkene hellrote psoriasisähnliche Herde, meist multipel am Rumpf (Ausnahme!).
DD: Psoriasis, mikrobielles Ekzem, M. Bowen, M. Paget, superfiziales spreitendes Melanom
5)Sklerodermiformes Basaliom: flache verästelte Herde mit wenigen Knötchen u. Teleangiektasien.
Es ist meist viel größer als es bei der Betrachtung erscheint DD: Zirkumskripte Sklerodermie
6)Exulzerierendes Basaliom: Entsteht durch geschwürigen Basaliomzerfall (nach Jahren)
schüsselförmig, mit steilen Rändern, schmerzlos, nässend-krustös
2 Fromen: -Ulcus rodens (breitet sich flächenhaft aus – „nagender“ Typ)
-Ulcus terebrans (wuchert in die Tiefe – „bohrender“ Typ)
Histo: Zahlreiche wohlgerundete Tumorlappen/-nester, die Ähnlichkeit mit Haarfollikel haben. Sie sind
gut von der Umgebung abgrenzbar, bei pigmentierten Basaliom sieht man reichlich Melanozyten
Therapie:
-Exzision mit kleinen (bei skleroderiformen B. mit großem) Sicherheitsabstand,
-Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff bei oberflächlichen Basaliomen
-Röntgenbestrahlung sollte wegen dem schlechten kosmetischen Ergebnis nur in bsd. Fällen
angewandt werden.
BASALZELLNÄVUSSYNDROM
Autosomal dominantes vererbtes Syndrom mit Manifestation in der frühen Jugend
Multiple Basaliome am ganzen Körper
Assoziierten Symptome: Kieferzysten, Augen-, Zahn- u. Knochenentwicklungsdefekte, palmare
Eindellungen (pits), Fibrosarkom, Medulloblastom
ZYLINDROM
Benignes Epitheliom mit apokriner Differenzierung
- Solitäres Zylindrom: tritt spontan auf
- Multiples Zylindrom: werden autosomal dominant vererbt, an behaarten Kopfhaut findet man multiple
fleischfarbene mäßig derbe Knoten, die mehrere cm goß sind
DD: Trichilemmalzysten, Metastasen an der Kopfhaut (aus inneren Organen)
Therapie: Exzision, aus kosmetischen Gründen und wegen geringerer Entartungsgefahr
MORBUS PAGET MAMILLAE:
Höchst malignes intraduktales Ca des Milchdrüsenausführungsgänges, das die Epidermis der Areola
mammae durchsetzt & dadurch eine ekzemähnliche Läsion hervorruft.
Scharf begrenzter rötlicher leicht infiltrativer und schuppender Herd an der Mamillae ev. TU tastbar
Nur Spitze des Eisberges ist sichtbar
Histo: Durchsetzung der Epidermis mit Pagetzellen
Therapie: Mastektomie
Extramammärer Paget: analoge Läsionen axillär, inguinal, anal. Dem analen Paget liegt meist ein
Rektum-Ca zugrunde. Ist deshalb extramammär möglich weil
Milchdrüsengänge modifizierte apokrine Drüsen sind.
61
Weitere Adnex-TU
-Syringom: Knötchen am Unterlid = Adenom d. intraepidermalen Schweißdrüsenausführungsganges
-Trichoepitheliom: Epitheliom mit Haarfollikeldifferenzierung, multipel im Gesicht, nasolabial
-Ca von Talg-, apokrinen-, ekkrinen Schweißdrüsen
MESODERMALE HAUTTUMOREN
1)Bindegewebige Tumoren:
 BG-Nävus (Hamartom des BG)
 Benigne BG-TU:
1. Dermatofibrom (=hartes Fibrom=Histiozytom)
2. Fibroma pendulans (=weiches Fibrom)
3. Angiofibrom
4. Adenoma sebaceum = multiple Angiofibrome
5. M. Pringle
6. Hypertrophe Narben und Keloide
7. Dupuytren-Kontraktur
8. Desmoidtumor
 Semimaligne BG-TU: Dermatofibrosarcoma protuberans
 Maligne BG-TU: subkutanes Fibrosarkom, Fibroxanthosarkom, Epitheloidzellsarkom
 Pseudosarkome
2)Vaskuläre Tumoren:
 Benigne vaskuläre TU: Hämangiome incl. Kasabach Merrit Syndrom
 Maligne vaskuläre TU:
1. Kaposi-Sarkom
2. Hämangioperizytom
3. malignes Angioendotheliom
 Vaskuläre Pseudosarkome
 Lymphangiome
DERMATOFIBROME = HARTES FIBROM = HISTIOZYTOM
Zählt zu den häufigsten TU überhaupt
„In die Haut eingelassene Linse“, d.h. ein mm bis cm großer kreisrunder derber Knoten, unscharf
begrenzt
sie sind meist hell selten dunkelbraun pigmentiert, spontane Rückbildung ist möglich (z.B. in SS)
Histo: -faserreiches Fibrom
-zellreiches Histiozytom
DD: Dermaler Nävus
Unter der Epidermis, an diese fixierter flacher Knoten
Histo: Knoten besteht aus faszikulierendem Kollagen
FIBROMA PENDULANS = WEICHES FIBROM
Besteht aus lockerem BG und kann auch Fettgewebe enthalten = Lipofibrom
-Solitäres, großes Fibroma molle: Sackartiges Anhängsel = halbes Skrotum
-Multiple kleine Fibrome: in Achsel- u. Leistenbeugen adipöser Menschen
Bei Kombination mit Hyperpigmentierung u. Lichenifikation = Pseudoakanthosis nigricans
Komplikationen: Stieldrehung mit Infarzierung
Therapie: Abtragung mit Elektrokauter
ADENOMA SEBACEUM
Wichtigste Manifestation multipler Angiofibrome
Kommt vor als:
 Dermatologisches Leitsymptom d. Morbus Pringle
 Bei gesunden Verwandten v. Pringle-Patienten
Multiple kleine hautfarbene bis rötliche Papeln an Wangen und Nasolabialfalten
DUPUYTRENSCHE KONTRAKTUR
Hyperproliferation und knotige Verdickung der Palmaraponeurose (ev. plantar = M. Ledderhose)
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Beugekontrakturen von 4-5 Finger ev. mit Induratio penis plastica (Peyronie-Kontraktur).
MORBUS PRINGLE
Autosomal dom. vererbte neurokutane System-KH mit multiplen, tumorartigen Neubildungen (=fokale
Hypertrophien) und zwar:
 Gliomähnlich im ZNS (=Glia- u. Neuroblastenhypertrophie)
 Fibromähnlich an der Haut (=Fibroblastenhypertrophie)
Pränatal kann er zum Abort führen, Diagnose am Abortus-Material durch WOOD-Lichtuntersuchung
Bei der Geburt sind die Kinder meist unauffällig
Im ersten LJ treten die neurologischen Symptome auf:
 Entwicklungsrückstand
 Hydrocephalus
 Epilepsie
 Paraplegie
 Schwachsinn
 Gesichtsfeldausfälle
In später Kindheit treten die Hautsymptome auf:
 Adenoma sebaceum = dermatologisches Leitsymptom
 Hypomelanotische Eschenlaubflecke:
 sind hypopigmentierte einige cm große längliche Flecken mit einem runden
und einem spitzen Ende (wie Eschenlaub),
 sie entstehen durch verminderte Melanosomenproduktion durch die
Melanozyten
 sie kommen vereinzelt auch bei anderen Individuen vor, 4-5 davon erlauben
aber die Diagnose Mb. Pringle
 sie sind besonders gut im WOOD-Licht sichtbar
 Chagrinflecke: umschriebene lederartige Plaques, die durch herdförmige Kollagenverdichtung
entstehen
 Könentumoren: fibromähnliche Knoten an den Endphalangen, sowie neben und unter den
Nägeln
 Weitere Symptome können sein:
 Retinagliom
 Angiomyolipome der Niere
 Rhabdomyome d. Herzens
DERMATOFIBROSARKOMA PENDULANS
Seltener lokal aggressiv infiltrativ wachsender Tumor, der nie metastasiert
Häufiger bei Männern als bei Frauen v.a. in der 2. Lebenshälfte
V.a. am Rumpf
Neigt zu Rezidiven und kann beachtliche Größe erreichen
Anfangs fibromähnlich, plateauartig von Knoten durchsetzter gebuckelter Tumor mit Ausläufern +
vielen Teleangiektasien
Histo: wirbelige Anordnung von Zellkernen und Kollagenfasern
Therapie: weite Exzision
HYPERTROPHE NARBEN UND KELOIDE
Überschießende posttraumatische BG-Proliferation:
 Hypertrophe Narben: sind auf Traumabereich beschränkt
 Keloide: überschreiten Traumaberiech
 Spontankeloide: entstehen ohne erkennbares Trauma (v.a. prästernal)
Vorkommen bei:
 individueller Disposition
 Kindern
 Negern



Pockenimpfnarben
Aknenarben
Verbrennungsnarben
Wulstartig erhabene derbe prall gespannte Läsion, Keloide können klauenartige Aufläufer haben
Die Farbe ist anfangs hellrot, später hautfarben bis hyperpigmentiert
Spontane Rückbildung nach Jahren möglich
63
Histo: stark verbreiterte Dermis mit vielen Fibroblasten und wirbeligen Kollagenmassen
Therapie: Frühzeitig:
1. Intraläsionäre Kortikoid-Injektionen (Dermojet) (Cave: subcutan -> Atrophie!)
2. Druckverband
3. RÖ-Bestrahlung
Nach Exzision entsteht sofort ein noch größeres Rezidiv
Nach plastischer Deckung entsteht an der Hautentnahmestelle ein Keloid
MALIGNE BG-TU
 Subkutanes Fibrosarkom
 Fibroxanthosarkom = malignes Histiozytom
HÄMANGIOME
Benigne vaskuläre Läsion, die zw. Hamartom (Geschwulst aus Fehlbildung) reaktiver Hyperplasie und
echtem TU einzuordnen ist
Unterscheidung in 3 Bautypen, die sich überlappen können
 Teleangiektasie: bleibende Erweiterung dermaler Kapillaren im Stratum papillare (keine
Proliferation)
 Kapilläres Angiom: Vermehrung dermaler Kapillaren mit Intimaproliferation
 Kavernöses Angiom: bleibende Erweiterung dermaler und tiefer Kapillaren ohne
Intimaproliferation
Formen:
1. Teleangiektasien
2. Infantile kapilläre und kavernöse Hämangiome
3. Nävus flammeus = Feuermal
4. Granuloma pyogenicum
5. Angiokeratome
6. Knotige kapilläre Angiome
7. Glomus-TU
1. Teleangiektasien:
Sind meist erworben z.B. durch Licht-, Wärme- od. Kälteeinwirkung
Vererbt sind:
Nävus araneus = Spider nävus:
Münzgroße meist multipel auftretende Läsion, bestehend aus zentraler, hellroter Erhebung
(=pulsierende erweiterte Hautarterie) von der dünne Gefäße wie Spinnenbeine ausgehen.
v.a. in der SS und bei Leberzirrhose
Therapie: Verödung d. zentralen Hautarterie
Familiäre hämorrhagische Teleangiektasie (M. Osler):
Autosomal dom. Vererbte KH mit multiplen Teleangiektasien in Haut, SH (v.a. GI-Trakt) und inneren
Organen
Wegen Vulnerabilität d. SH-Teleangiektasien – Nasenbluten, leichtes GI-Bluten
Assoziierte Symptome: Arteriovenöse Lungenfistel, Leberzirrhose
Essentielle Teleangiektasie (Angioma serpiginosum):
Fehlbildung mit multiplen Teleangiektasien mit Manifestation in der Pubertät v.a. an Beinen.
Keine Therapie
2. Infantile kapilläre u. kavernöse Hämangiome:
Kutanes infantiles Hämangiom (=kapilläres Hämangiom= Erdbeerangiom)
Eine 2-3 cm große scharf begrenzte blutrote Schwellung, die leicht gelappt sein kann
Entsteht kurz nach der Geburt, wächst rasch an und bildet sich meist spontan zurück (nach 2-3
Jahren)
Histo: Anfangs Intimaproliferation, später entweder Fibrosierung mit Verschluß der Gefäßlumina (bei
Rückbildung) oder eine Umwandlung in ein kavernöses Hämangiom
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Therapie: wenn spontane Rückbildung ausbleibt
Subkutanes infantiles Hämangiom (=kavernöses Hämangiom):
Bis über 10 cm große unscharf begrenzte bläuliche Schwellung, die meist lebenslang bestehen
bleibt
Es kann in 3 Formen auftreten:
 als alleinige Läsion
 als kutan-subkutanes Hämangiom, d.h. in Kombination mit kutanen Hämangiom
 im Rahmen systemischer Fehlbildungssyndrome:
 Kasabach Merrit Syndrom:
lebensgefährliche KH mit Thrombosen in Riesenhämangiomen und DIC.
Therapie: Heparin gegen DIC und RÖ-Bestrahlung des Angioms
 Maffucci-Syndrom:
kavernöse Hämangiome in Haut und inneren Organen
multiple Osteochondrome, ev. Umwandlung in Osteosarkome
multiple Knochendeformationen
Therapiemöglichkeiten bei Teleangiektasien und infantilen kapillären u. kavernösen Hämangiomen:
 RÖ-Bestrahlung: strenge Indikation, weil sie die Entwicklung anderer Organe (Knochen)
hemmen können
 Kortikoidstoß oder lokale Kortikoidinfiltration (strenge Indikation)
 Lokale NaCl-Infiltration: schmerzhaft und wenig erfolgreich
 Plastische Chirurgie: bei Gefahr einer Funktionsbehinderung
3)Nävus flammeus = Feuermal
Teleangiektatisches Hamartom, welches meist angeboren ist und im ersten LJ zu bleibender Größe
anwächst
nur der Storchenbiß(=medianer nuchal frontaler N. flammeus) kann sich rückbilden
-Bandartige scharf begrenzt hell bis lividrote Flecken, die meist im Versorgungsgebiet eines od.
mehrerer Venen-Äste auftreten und meist scharf an der Medianlinie enden
Ursache dafür ist vermutlich ein Gefäßrezeptormangel in diesem Bereich, der eine normale
Vasokonstriktion verhindert
Therapie: Laser-Koagulation oder Infrarotkoagulation
Missbildungssyndrome mit ausgedehnten Nävi flammei:
Klippel Trenaunay Syndrom:
zeigt an gesamter Extremität (v.a. Bein)
-Nävus flammeus
-Primäre Varizen: keine Ausschaltung da sie infolge der Unterentwicklung der tiefen Venen
wichtiger Abflussweg sind
-Riesenwuchs d. Beines: Beckenschiefstand und WS-Fehlhaltungen
-Ev. Pseudo-Kaposi-Sarkom: besteht aus plattenartigen od. knotigen entzündlichen ev. blau
schwarzen Läsionen
Parkes Weber Syndrom:
zeigt an gesamter Extremität (Bein) die gleichen Symtpome wie oben + arterio-venöse
Anastomosen. Dadurch kommt es zur Mangeldurchblutung der Peripherie (v.a. Zehen) –
Nekrosegefahr
Diagnose: Injektion radioaktiv markierter Albuminpartikel in Beinarterie
Normalerweise bleiben sie in den Kapillaren stecken, bei Parkes-Syndrom
gelangen sie über Anastomosen in venösen Kreislauf und von dort in die Lunge, wo
sie szintigraphisch nachweisbar sind.
Therapie: chirurgische Ausschaltung d. Anastomosen
Sturge Weber Syndrom:
Nävus flammeus im Versorgungsgebiet des N. ophthalmicus (einseitig)
Angiome im Auge, die zur Erblindung führen
Zerebrale Verkalkungen, die zu Epilepsie und kontralateraler Hemiparese führen
65
4)Granuloma pyogenicum:
kapilläres entzündliches Hämangiom, das als Sekundärläsion in einer Pyodermie entsteht
-schmerzhafter dunkelroter oft schmalbasig aufsitzender erosiv nässender Knoten mit seröshämorrhagischen Krusten
Histo: ödematöses leukozytär infiltriertes Stroma mit Kapillarproliferation u. Nekrosen
DD: unpigmentiertes Melanom
Therapie: Exzision, Verödung mit Elektrokauter
5)Angiokeratome:
Teleangiektasien der oberen Dermis mit Hyperproliferation und Hyperkeratose der Epidermis
a) Angiokeratoma circumskriptum: eine bei Geburt vorhandene umschriebene warzig rotschwärzliche Läsion, münzgroß bis die gesamte Extremität bedeckend
b) Solitäre Angiokeratome: starke Thromboseneigung
c) Angiokeratoma scroti
d) Angiokeratoma corporis diffusum = Mb. Fabry:
=X-chromosomal vererbte Glykolipidspeicherkrankheit durch Mangel an AlphaGalaktosidase A
Ablagerung des Glykolipids in zahlreichen Organen
In Kindheit: uncharakteristisch, Fieber, Muskelschwäche
In Pubertät: Aussaat zahlreicher Angiokeratome v.a. in große Beugen und Skrotum
In Erwachsenenalter: Generalisation
Neuro Symptome: Hemiplegie, Epilepsie, psychotische Zustände
Kardiovaskuläre: MCI, Angina pectoris, Hypertension
GI-Beschwerden: Diarrhoen
Nephrogene Symtomatik
Tod: Nierenversagen, MCI
Diagnose:
 Hautläsionen
 Augenveränderungen
 Katarakt


Glaukom
Maulbeerzellen im Harn =
lipidspeicherde Makrophagen
Therapie: Keine, ev. Nierentransplantation
MALIGNE BLUTGEFÄSSTUMOREN
Kaposi-Sarkom:
Kann in 4 Fromen auftreten
1. Klassische Kaposi-Sarkom:
langsam progredientes Angiosarkom, das spät oder gar nicht metastasiert und in 15% d. F.
zum Tod führt
-multiple primäre Herde, die akral beginnen
-es tritt zuerst in Form livider Papeln od. Plaques fast symmetrisch an beiden Unterschenkeln
u. Füßen auf, später auch an den Händen und inneren Organen
DD: Pseudo-Kaposi-Sarkom (=indurierte Plaques bei chron. venöser Insuffizienz v.a. bei
Vorliegen von arteriovenösen Fisteln im Unterschenkelbereich. meist einseitig), Melanom,
Lymphom
2. Afrikanisches (endemisches) Kaposi-Sarkom
3. Iatrogenes Kaposi-Sarkom
4. Epidemische Kaposi-Sarkom:
bei AIDS, hier sind auch Zunge, Mund-SH beteiligt
-Beginn mit multiplen Knötchen, Plaques und Tumoren an beiden Füßen und Unterschenkel
(symmetrisch)
-Herde sind dunkelrot, livid derb und ev. auspreßbar, später braun, z.T. Exulceration
-Zusätzlich: Ödem und diffuse Schwellung
-Zentripedale Ausbreitung u. Entstehung neuer Herde akral an oberen Extremitäten und
inneren Organen
Todesursache: Hämorrhagien, Kachexie
Histo:
66
 neoplastische Komponente: Tumorzellaggregate von angiomatöser oder spindelzelliger Natur
 Entzündliche Komponente: gefäßreiches Granulationsgewebe
 Ausgedehnte Hämorrhagien und Nekrosen
Therapie: palliativ
 Bestrahlung: Kaposi sehr RÖ-empfindlich, verhindert Rezidive nicht
 Chemotherapie mit Vincristin bei ausgedehntem Befall
MELANOZYTÄRE TUMOREN
Nävus pigmentosus = Muttermal
 Nävuszellnävi
 Melanom-Präkursoren
 Pigmentnävi ohne Nävuszellnester
 Blaue Nävi
Melanom
Nävus pigmentosus = Muttermal:
Darunter versteht man eine Gruppe gutartiger melanozytärer Läsionen, die zwischen Hamartom &.
Tumoren einzuordnen sind
Sie entstehen durch Melanozytenproliferation
1. Nävuszellnävus:
Die häufigste Form d. Nävus pigmentosus, jeder Mensch besitzt durchschnittlich 30-50 davon
Sie manifestieren sich meist während der Kindheit und erreichen in der Pubertät ihre endgültige
Zahl u. Größe
Ihr Entwicklungsgang umfasst 3 hintereinander auftretende Formen:
 Junktionsnävi
 Compoundnävi
 dermale Nävi
Junktionsnävi:
entstehen durch Melanozytenproliferation in der dermoepidermalen Junktionszone dadurch
entstehen kugelige Gebilde = Nävuszellnester
Einige mm kleine runde od. ovale gerade noch tastbare hell bis dunkelbraune Läsionen mit scharfer
Begrenzung
Sie wirken in Aufbau und Farbe homogen (wie aus einem Stück gegossen)
Compoundnävi:
entstehen durch Abtropfung d. Nävuszellnester in die Dermis, man findet Nävuszellnester in
Junktionszone u. Dermis
Größere rund od. ovale prominente hell bis schwarzbraune Läsionen, die in Farbe und Aufbau
homogen wirken
Nur in älteren Compoundnävi können unpigmentierte Knötchen vorkommen
DD: depigmentierte Herde in Melanomen sind meist unregelmäßig und eingesunken
Sonderformen:
 Nävi papillomatosi: haben eine papillomatöse Oberfläche
 Nävi pilosi: enthalten dunkle borstige Haare und manchmal Hornzysten, die sich
leicht entzünden u. jucken
Dermale Nävi :
entstehen nach Beendigung der Abtropfung, man findet dann Nävuszellnester nur noch in der
Dermis.
Größere fibromähnliche halbkugelige hautfarbene Läsionen
2. Melanom Präkursoren:
Sind Nävi, die wahrscheinlicher in ein Melanom übergehen, als Nävuszellnävi, 3 Formen:
 Kongenitale Nävi:
sie unterscheiden sich durch folgende Eigenschaften von Nävuszellnävi
-Manifestation bei der Geburt
67
-Dunkelbraune bis schwarze Farbe
-Größe von einigen cm bis riesig
-Gebuckelte Oberfläche, oft fellartige Behaarung (=Tierfellnävus)
Therapie: Exzision, plastische Deckung bei großem Nävus

Dysplastische Nävi:
sie unterscheiden sich durch folgende Eigenschaften von Nävuszellnävi:
-sie sind noch größer
-sie sehen melanomähnlich aus (scheckiges Aussehen = neben verschiedenen
Brauntönen können auch rote (=gefäßreiche) Stellen vorkommen). Begrenzung ist
unregelmäßig
-die Oberfläche ist unregelmäßig mit erhabenen und eingesunkenen Stellen
Therapie: Exzision

Das dysplastische Nävuszellsyndrom:
zeigt ein sporadisches od. familiär gehäuftes Auftreten multipler dysplastischer Nävi
-dabei besteht ein hohes Melanom-Risiko
Therapie: Exzision aller verdächtigen Läsionen, die Melanom-Warnzeichen zeigen:
 Wachstum
 Veränderung von Rand, Oberfläche u/od Farbe
 Auftreten v. Entzündung, Erosion, Blutung u/od
Juckreiz
3. Pigmentnävi ohne Nävuszellnester:
Nävi mit Melanozytenvermehrung in der Basalschicht, ohne Ausbildung von Nävuszellnester.
Formen:
a) Nävus spilus:
einige cm bis handtellergroßer polyzyklischer scharf begrenzter hell bis dunkelbrauner Fleck,
der gesprenkelt sein kann. Er ist meist angeboren und nicht tastbar (DD zum Junktionsnävus)
b) Cafe au lait Flecken:
dem Nävus spilus ähnlich aber heller u. homogen gefärbt
Kommen solitär vor od. multipel beim M. Recklinghausen
Histologisch sieht man Riesenmelanosomen in den Melanozyten
c) Lentigines = Linsenfleck:
dem Nävus spilus ähnlich aber kleiner und rund, 2 Fromen:
 Lentigo simplex: tritt in Kindheit an lichtexponierten Stellen auf u. sieht wie flacher
Junktionsnävus aus
 Lentigo senilis: tritt im Alter v.a. an lichtexponierten Stellen auf u. sieht aus wie eine
flache seborrhoische Warze
DD: Sommersprossen = Epheliden: entstehen durch vermehrte Melaninproduktion (nicht
durch Melanozytenvermehrung). Ihre Intensität wechselt abhängig von UV-Bestrahlung (=DD
zu Lentigines)
d) Becker Nävus:
handtellergroßer scharf begrenzter dunkler Fleck auf dem Haar wachsend. Kommt nur auf
Schultern von Männern vor
4. Blaue Nävi:
Nävi aus Melanozyten, die während der Ontogenese in der mittleren u. tiefen Dermis
liegengeblieben sind
Sie manifestieren sich meist in Kindheit u. wachsen sehr langsam
Einige mm bis 1 cm große halbkugelige grau blaue Knoten v.a. im Gesicht u. Nacken
Der zelluläre blaue Nävus (=Sonderform) ist größer, derber u. manchmal schmalbasig aufsitzend,
histologisch sieht man melanomähnliche Kernpolymorphien.
Umwandlung in ein Melanom ist sehr selten, bei der zellulären Form etwas häufiger
DD:
 Compoundnävi
 Melanommetastasen
 Thrombosiertes Angiom
68
MELANOM
Maligner Melanozyten-TU
Begünstigende Faktoren:
 UV-Licht v.a. bei wiederholter intensiver Einwirkung auf die ungebräunte Haut – Melanome
haben keine Prädilektionsstelle ausgenommen die Lentigo maligna (v.a. lichtexponierte
Stellen)
 Weiße Hautfarbe
 Familiäre Belastung
 Geschlechtsdisposition (Frauen häufiger als Männer)
3 Grundformen:
 Lentigo maligna
 Superfizell spreitendes Melanom (SSM)
 Noduläres Melanom
Sonderformen:
 Depigmentiertes Melanom
 Desmoplastisches Melanom
 Rückgebildetes Melanom
Das Schleimhautmelanom entspricht im Aufbau dem nodulären Typ
Lentigo maligna
Entsteht v.a. im höheren Alter an lichtexponierten Stellen, entspricht einem präinvasiven Melanom mit
intakter Basalmembran
Einige mm bis handtellergroßer polyzyklischer scharf begrenzter dunkelbrauner bis schwarzer Fleck
mit scheckigem Aussehen
Knötchen od. beetartige Erhabenheit deuten auf ein Durchbrechen der BM hin = Lentigo maligna
Melanom
Es entsteht nach Jahren bis Jahrzehnten
Histo: neoplastische Melanozyten (mit Kernatypien u. vielen Mitosen) in der basalen Epidermis u. in
Haarfollikeln
DD: flache seborrhoische Warze, flache aktinische Keratose, Lentigo simplex
Superfizell spreitendes Melanom - SSM
Entsteht v.a. im Erwachsenenalter, es breitet sich v.a. horizontal in Epidermis u. Dermis aus
Dunkelbrauner bis schwarzer Fleck, dieser hat ein scheckiges Aussehen. Neben verschiedenen
Brauntönen können auch rote (=gefäßreich) und weiße (=depigmentierte) Stellen vorkommen
Die Oberfläche ist unregelmäßig mit erhabenen u. eingesunkenen Stellen
Knötchen od. beetartige Erhabenheit deuten auf Übergang vom horizontalen in vertikales Wachstum
hin (nach Monaten bis Jahren)
Das akral lentiginöse Melanom ist eine SSM-Sonderform, die an Akren vorkommt u. wegen der
dortigen dicken Epidermis relativ flach (lentiginös aussehend)
Histo: neoplastische Melanozyten in Epidermis u. Dermis
DD: Seborrhoische Warze, Pigmentiertes Basaliom, Junktionsnävus
Noduläre Melanom
Das aggressivste Melanom, da es sich sofort vertikal in die Dermis ausbreitet
Einige mm bis cm großer dunkelbrauner bis schwarzer Knoten, dieser hat ein scheckiges Aussehen:
neben verschiedenen Brauntönen können auch rote und weiße Stellen vorkommen
Es ist weich verletzlich u. neigt zu Ulceration u. Blutungen und wächst rasch in einigen Monaten.
69
Histo: neoplastische Melanozyten in der Dermis, die einen Knoten bilden u. die Epidermis nach oben
wölben
DD: Dermatofibrom, thrombosiertes Angiom, Granuloma pyogenicum, pigmentiertes Basaliom
Depigmentiertes Melanom
Meist ein noduläres Melanom, dessen Zellen größtenteils kein Melanin mehr bilden
Gebuckelter ulceröser hautfarbener Knoten mit kleinen pigmentierten Bezirken
DD: dedifferenziertes PE-Ca, Granuloma pyogenicum
Desmoplastische Melanom
Noduläres Melanom mit starker Fibrosierung, Depigmentierung u. sarkomähnlichen Aussehen
Rückgebildete Melanom
Entsteht durch Immunmechanismen, die eine partielle od. totale Rückbildung bewirken können
partielle Rückbildung ist häufiger u. führt zur Durchsetzung d. Melanoms mit unregelmäßígen
eingesunkenen weißen Stellen
totale Rückbildung kommt fast nur bei bestehender Metastasierung vor = metastasierendes Melanom
ohne Primärtumor
Stadieneinteilung und 5-Jahresüberlebenszeiten:
1. Stadium = Primärtumor ohne Metastasen, 70%
2. Stadium = Primärtumor u. regionale LK-Metastasen, 20%
3. Stadium = Fernmetastasen, 0%
Metastasierungstypen:

Kutane Metastasierung:
erfolgt lymphogen u. führt zu multiplen kleinen blau schwarzen Knötchen in
Umgebung des Primär-TU

Subkutane Metastasierung:
erfolgt hämatogen u. führt zu multiplen großen hautfarbenen Knoten (sie liegen so
tief, dass das Pigment nicht durch die Haut scheinen kann). Gleichzeitig ZNS, Leber
und Lungen-Metastasen

Diffuse Metastasierung:
erfolgt hämatogen, befällt den ganzen Körper u. führt zu einer grau braunen
Hautverfärbung
Klassifikation nach Clark-Skala:(Mißt die Eindringtiefe relativ an den ergriffenen anatomischen
Hautschichten; 5-JÜLR korrelieren mit Levels of invasion & reichen von 100%(I) bis ca. 30%(V))
I.
Präinvasiv = Melanomzellen nur in der Epidermis
II.
TU-Zellen haben an einigen Loci den Durchbruch geschafft (papilläre Dermis)
III.
Gesamte papilläre Dermis ist von TU-Zellen erfüllt
IV.
Bei Vordringen der TU-Zellen in die retikuläre Dermis
V.
TU-Zellen infiltrieren Subkutis
Messung d. absoluten maximalen Tumordicke nach Breslow:
Bei TU-Dicke < 0,75 mm ist die Prognose gut (80%)
Bei TU-Dicke > 1,5 mm ist die Prognose schlecht (<30%)
Geringe prognostische Bedeutung haben: TU-Wuchstyp, Geschlecht d. Individuums (bei Männern
aggressiver)
Ulcerierte exophytische TU haben eine schlechtere Prognose, wesentlicher Faktor ist Immunlage d.
Organismus
Therapie des Melanoms:

Exzision d. Primärtumors 3-5 cm im Gesunden = Methode der Wahl

Fingeramputation (ganzer Finger nicht nur Endphalange) bei akral lentiginösen Melanom

Begleitende LK-Exstirpation ist von fraglichem Wert und erhöht die 5-JÜLR nur wenn die
LK tastbar waren

Immunprophylaxe durch BCG-Impfung: Erfolgt bei Melanomen, die tiefer als 0,75 mm
reichen. Sie beruht auf einer gemeinsamen Ag-Eigenschaft v. BCG u. Melanomzellen
(fraglicher Wert)
70


Weitgehende Metastasenentfernung
Chemotherapie: Dacarbazin=DITC: NW: Übelkeit, hepatotoxisch, leicht myelosuppressiv,
nicht liquorgängig
HISTIOZYTOSEN
KH-Zustände, die durch Histiozyten-Proliferation gekennzeichnet sind
Histiozyten sind relativ undifferenzierte BG Zellen mit folgenden Aufgaben:
 Granulomatöse BG-Reaktion
 Phagozytose
 Speicher (Lipide, Fe)
 Bildung v. mehrkernigen Riesenzellen
Histiozytosis X = Langerhans-Zell-Histiozytosen
Gruppe von Histiozytosen unbekannter Ursache, die wahrscheinlich durch Proliferation maligner
Langerhans Zellen entsteht. Manifestation meist im Kindesalter, Frauen erkranken doppelt so häufig
wie Männer
Typische Hautläsionen:
 Histiozytäre Granulome:
infiltrieren diffus ins Gewebe, kommen auch in Knochen, KM, Lunge, Leber, Milz, LK vor
 Disseminierte schuppig erosive Papeln:
einige mm groß u. ockergelb
v.a. an Kopfhaut, Schultern, Rücken
DD: Seborrhoisches Ekzem, M. Darier
 Großflächig nässende übelriechende juckende Läsionen:
Können aus Papeln entstehen
v.a. an Kopfhaut, Intertrigostellen, Perigenital und Analregion
DD: Windeldermatitis
 Xanthome und Petechien
Typische Verlaufsformen:
a. Eosinophiles Knochengranulom:
es ist benigne, selbstlimitierend und die häufigste Form. Ein od. wenige Granulome im
Knochen v.a. in Schädel, WS, Schulter u/od Beckengürtel
b. Eosinophiles Knochengranulom mit milder Systembeteiligung
zeigt zusätzlich zu a: menigiale Granulome, Haut- u. SH-Läsionen, Anämie
c. Eosinophiles Knochengranulom mit Systemsymptomatik (=Hand-Schüller-Christian):
zeigt zusätzlich zu b: Lungeninfiltrate, Hepatomegalie, Lymphadenopathie
d. Der systemische Befall (=Abt-Letterer-Siwe-Syndrom) zeigt: Fieber, Panzytopenie,
Lungeninfiltrate, Hepatosplenomegalie, generalisierte Lymphadenopathie. Letal durch
sekundäre Sepsis in wenigen Wochen bzw. Monaten
e. Der lokal aggressive Typ: führt meist zur Lungenzerstörung ohne Systemsymptomatik
Therapie d. Histiozytosis X:
 Strahlentherapie bei eosinophilen Granulom
 Polychemotherapie bei systemischen Formen
Prognose ist umso besser je älter d. Patient bei Erstmanifestation war.
Juveniles Xanthogranulom
Selbstlimitierte benigne knotige Histiozytenproliferation bei Kindern
Orangenfarbene Papel, die im Säuglingsalter rasch bis zu 1 cm anwachsen können, einige Monate
bestehen bleiben, sich dann langsam zurückbilden und mit zarter Atrophie abheilen
Prädilektionsstellen:
 Kopfschwarte
 Gesicht
 prox. Extremitäten
Kinder sind ansonst gesund (keine subjektiven Beschwerden), selten Läsionen in inneren Organen +
Assoziation mit M. Recklinghausen
Histo: Fokale Histiozytenproliferation in der Dermis
71
DD: Spindelzellnävus
Therapie: keine erforderlich
MASTOZYTOSEN
KH die durch eine Mastzellenproliferation gekennzeichnet sind
Mastzellen sind BG-Zellen in Haut u. inneren Organen deren Funktion die Mediatorenfreisetzung, die
immunologisch (Typ I- Urtikaria) und physikalisch (nicht immunologische Urtikariaformen) ausgelöst
werden kann, ist.
Mediatoren: Histamin
 Urtikaria
 Nausea
 Vasodilatation
 Diarrhoe
Mastzellen stammen wahrscheinlich von Makrophagen ab.


Rhinorrhoe
Eosinophilie
Freisetzung der Mediatoren:
1. Bindung von IgE an Membranrezeptoren
2. Ach
3. Bakterielle und andere Gifte
4. Pharmakologische Stimuli
5. Physikalisch: Hitze, mechanische Reizung
Histaminrezeptoren: H1 v.a in der Haut, H2-Rezeptoren

Kutane Mastozytosen:
-Mastozytom (=umschriebene Mastozytose)
-Generalisierte Mastozytose
Systemische Mastozytose: z.B. Mastzellenleukämie ist schnell verlaufende Leukämieform

Kutane Mastozytosen:
1. Mastozytom:
Seltene selbstlimitierte kutane Mastzellenproliferation ohne Systemzeichen
Es ist angeboren od. manifestiert sich bald nach der Geburt u. erscheint als knotige od.
plaqueförmige rot-braune Läsion
2. Generalisierte Mastozytose:
kann in 3 Formen aufttreten

Urtikaria pigmentosa: häufigste Form
-Hauptsymptome: disseminierte makulopapulöse hellbraune Läsionen d. gesamten Haut,
beim Reiben dieser Läsionen entsteht durch Histaminfreisetzung eine
Quaddel (=Darier-Zeichen=Diagnose!)
-Befall innerer Organe:
 Skelett: RÖ-Aufhellung in Schädel und Röhrenknochen
 Leber u. Milz: Hepatosplenomegalie
 LK: Lymphadenopathie
Systemzeichen durch Histaminausschüttung:
 Vasodilatation – Hypotonie bis Schock
 Bronchokonstriktion – Atemnot
 Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
2 Formen d. Urtikaria pigmentosa:
-Juvenile Form: mild selbstlimitiert und heilt nach einigen Jahren spontan aus
-Adulte Form: schwer chronisch progressiv und kann in eine Mastzellenleukämie übergehen
DD: Nävuszellnävi, Xanthome, Xanthogranulome

Diffuse Mastozytose: selten
Kommt bei Neugeborenen und Säuglingen vor und zeigt:
72
Vergröbertes Hautrelief durch Mastzelleninfiltrate
Systemzeichen durch Histaminausschüttung
Ausheilung spontan nach Wochen bis Monaten

Teleangiectasia macularis eruptiva perstans: selten
Kommt bei Erwachsenen vor
verläuft chronisch progressiv
kann in eine Mastzellenleukämie übergehen
DD: M. Osler
Histo: Disseminierte od. knotige Mastzellenansammlungen in der papillären Dermis
Therapie: Photochemotherapie, Chromoglycat zur Hemmung der Histaminfreisetzung
Alle Mastozytosen sind sehr therapieresistent
MALIGNE LYMPHOME UND PSEUDOLYMPHOME DER
HAUT:
Maligne Lymphome:

Hodgkin Lymphome

Non-Hodgkin-Lymphome: B-Zell und T-Zell-Typen und Histiozytische Lymphome
T-Zell:

Mycosis fungoides

Sezary Syndorm

T-Immunoblastisch

T-Chronisch-lymphozytische Leukämie

T-Pleomorph

Andere
B-Zell:
 B-Lymphoblastische Leukämie
 B-Chronisch-lymphozytische Leukämie
 Keimzentrumszelltumoren
 B-Immunoblastisch
 Lymphoplasmozytoid (Immunozytom)
 Plasmozytom und andere
Pseudolymphome: gutartige lympho-histiozytäre Proliferation, die Lymphome imitieren

Lymphadenosis cutis benigna = Lymphozytom

Lymphomatoide Papulose

Lymphocytic Infiltration

Aktinisches Retikuloid
Mykosis Fungoides
Primäres T-Zell-Lymphom d. Haut von niedrigem Malignitätsgrad
Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen mit Manifestation meist in der Lebensmitte
Primärläsionen: meist disseminierte polyzyklische scharf begrenzte rot gelb braune Flecken, die kaum
schuppen. Sie bestehen oft jahrelang am selben Ort und sind selten psoriasis od. ekzemähnliche
Läsionen
Im Plaquestadium werden die Läsionen infiltriert u. als Plaques tastbar. Die Plaques nehmen an
Menge u. Größe zu, manche werden erosiv-nässend od. bullös
Im Tumorstadium entstehen in einzelnen Plaques weiche rote halbkugelige Tumoren (=Tomaten-TU)
die bald nekrotisch zerfallen. Sie können pilzähnlich sein, daher der Name Mykosis fungoides. Alle
Läsionen sind meist symptomlos, nur bei Hautnerveninfiltration entsteht starker Juckreiz.
Histo: Lymphozytäre Infiltrate:
Zuerst perivaskulär, später nach dem T-Zell-Muster d.h. zuerst in der oberen Dermis u. von dort
73
diffus in die Epidermis.Typisch ist die ultrastrukturell nachweisbare
Sezary-Zelle mit zerebriform gewundenem Kern
Verlauf ist chronisch über Jahrzehnte
Stadieneinteilung:
T1: Plaquestadium <10% d. Hautoberfläche
T2: Plaquestadium >10% d. Hautoberfäche
T3: Tumorstadium
T4: Erythrodermatische Form
N1: Dermatopathische Lymphadenitis = generalisierte unspezifische LK-Schwellung
N2: Spezifischer LK-Befall
M-Stadium = kutane Mykosis fungoides mit Befall innerer Organe
Sonderformen:
 Mykosis fungoides d’emblee:
beginnt mit dem TU-Stadium u. verläuft besonders schnell
 Erythrodermatische Mykosis fungoides:
Erythrodermie die in jedem Stadium einsetzen kann
 Sezary-Syndrom:
Leukämische Manifestationsform mit Sezary-Zellen im peripheren Blut (>30000/mm 3)
-Psoriasis od. ekzemähnliche Läsionen, später Übergang in Erythrodermie.
-Ödematös stark schuppend.
-Hyperkeratose an Palma und Planta, Haar + Nagelveränderungen,
starker Juckreiz
Therapie:
 bis incl. T2:
Lokaltherapie mit Stickstofflost-Pinselung od. Kortikoiden od. Photochemotherapie
 Ab T3 zusätzlich:
RÖ-Bestrahlung: Lokalbestrahlung einzelner TU od. Ganzkörperbestrahlung
 Ultima ratio:
 Systemische Chemotherapie
 MOPP (N-Mustard, Vincristin(Oncovin), Procarbazin, Prednison)
 PUVA (Psoralen + UVA Bestrahlung)
 -Interferon
 Retinoide (Tigason)
PÄDIATRISCHE DERMATOLOGIE

Dermatosen d. Neugeborenen u. Säuglingsperiode:

nicht infektiöse Dermatosen: z.B. Akne neonatorum

Infektiöse Dermatosen: Herpes neonatorum, Staphylokokkeninfektionen

Ichtyosen

Bullöse Dermatosen

Ekzeme und ekzemähnliche Dermatosen:

Atopisches Ekzem

Seborrhoisches Ekzem

Windeldermatitis

Dermatosen d. Klein- und Schulkindalters:

Kawasaki-Syndrom = mukokutanes LK-Syndrom
Unterschiede kindlicher Haut zur Erwachsenen-Haut
 Epidermis: weniger Kohärenz, mehr Melanozyten
 Dermis: Stratum retikulare ist dünner und wegen vieler Fibroblasten zellreicher
Kollagen und elastische Fasern sind feiner und kürzer
74

Hautanghangsgebilde: vorhanden und vollzählig



Haare: Lanugobehaarung
Talgdrüsen: Hypertroph und aktiv
Schweißdrüsen: nicht funktionstüchtig
Barrierefunktion: ausgereift
Thermoregulation: nervöse Kontrolle d. Blutgefäßsystems ist unreif
Spärliches subkutanes Fettgewebe
WINDELDERMATITIS
Ekzematöse Reaktion in der Windelregion bei Säuglingen die durch Zurückhaltung von Harn und
Stuhl in der Windel entsteht
Pathogenese durch 3 Faktoren:
1. Das Milieu im Windelbereich:
wirkt v.a. durch die Bakterien u. Proteasen d. Stuhls irritierend (NH3 spielt geringe Rolle).
Anfangs im Analbereich, später im gesamten Windelbereich, Dermatitis mit Hautrötung
2. Die Candida albicans aus dem Stuhl:
verstärkt die Dermatitis u. führt zum Auftreten v. Pusteln u. Schuppen = Windelsoor
3. Individuelle Ekzembereitschaft
bestimmt das Ausmaß d. Ekzemreaktion. Bei atopischer od. seborrhoischer Disposition ist die
Ekzembereitschaft besonders hoch. Bei kindlicher Psoriasis entsteht im Windelbereich eine
polyzyklische trockene ziegelrote Psoriasisläsion
In diesen Fällen ist die Windeldermatitis auslösender Faktor des Köbner-Phänomens
Therapie:
 Beseitigung d. Ursache durch häufiges Offenstehenlassen u. Austrocknen d. Windelregion
 Kortisonsalben im akuten Schub. NW: Hautatrophie und Teleangiektasien
 Nystatin lokal bei Windelsoor
DD: Histiozytosis X, Skabies
KAWASAKI-SYNDROM
Wahrscheinlich durch Retroviren (man kann in Lymphozyten reverse Transkriptase nachweisen)
hervorgerufene System-KH
Gekennzeichnet durch:
 Fieber
 zervikale LK-Schwellung
 typischer Hautsymptomatik
 Organkomplikationen
Meist selbstlimitierte, manchmal jedoch lebensbedrohliche KH
V.a. in Japan und USA mit Manifestation meist im 2.-3. LJ, selten später
Allgemeinsymptome:
 Fieber >40° beginnt akut, dauert mindestens 5 Tage
 Hals-LK-Schwellung
 Konjunktivitis
 Mund-SH Schwellung u. Rötung mit prominenten Papillen (Erdbeerzunge)
 Nackensteifigkeit infolge lymphozytärer Menigitis
 Ev. grippale Symptomatik mit Bronchitits, Gastroenteritis und Ikterus
Hautsymptome:
 Erytheme an Palma und Planta
 Exantheme: -scharlachähnlich (=kleinfleckig) mit handschuhförmiger Abschuppung v.
Palma+Planta
-Multiformähnlich
-Uncharakteristisch
Herzsymptome: können in der 3. Woche nach scheinbarer Abheilung auftreten
 Myokarditis mit Myokarderguß
75

Koronarverschluß od. Aneurysma
Laborwerte:
 Leukozytose
 Thrombozytose
 IgE-Erhöhung
 Transaminasen-Erhöhung
 zirkulierende Immunkomplexe
Therapie: Keine spezifische möglich, ASS zur Thrombozytenaggregationshemmung
DD: Scharlach, Virusexantheme, toxisches Schock-Syndrom
76
ANHANG
KUTANE AMYLOIDOSEN
KH die durch die extrazelluläre Ablagerung von Amyloid (=Proteine verschiedenster Herkunft mit
spezifischen Farbeigenschaften) gekennzeichnet sind
Alle Amyloid Proteine besitzen Beta-Faltblatt-Struktur und sind besonders stark mit Kongorot färbbar
 Amyloid L =leichte Immunglobulinketten
 Amyloid K = Keratinfilamente
 Amyloid F bzw. S = Familiäres bzw. Seniles Präalbumin
 Amyloid Pr = Polypeptidhormone wie Proinsulin
Lokalisierte kutane Amyloidosen
Auf die Haut beschränkte Amyloidoseform durch subepidermale Ablagerung von Amyloid K –
Untergang von Keratinozyten
 Primäre lokalisierte kutane Amyloidosen:
 Lichen amyloidosus
häufigste kutane Amyloidose, v.a. bei Asiaten und Schwarzen
Multiple hautfarbene graubraune Papeln an Unterschenkel u. auf Beine, Arme und Stamm
ausbreitend
Heftiger Juckreiz, manchmal Konfluenz zu Plaques
Histo: Ablagerung in papillärer Dermis, Hyperplasie der Epidermis
 Makulöse Amyloidose:
grau-braune Flecken in ähnlicher Lokalisation.
Mäßiger Juckreiz, keine Hyperkeratosen

Sekundäre kutane Amyloidosen:
Amyloidablagerung als Begleiterscheinung bei anderen Hauterkrankungen (PE-Ca, Basaliom)
HAUTAMYLOIDOSEN IN ASSOZIATION MIT SYSTEMISCHEN AMYLOIDOSEN
Amyloid-Ablagerung im Mesenchym innerer Organe (Herz, Niere, GI, Leber) und zusätzlich an Haut
und Schleimhäuten
1. Amyloidose L:
Tritt als primäre systemische Amyloidose oder als Begleit-KH d. multiplen Myeloms auf
petechiale ausgedehnte Purpuraherde v.a. im Nacken und Gesicht
Zusätzlich gelbliche weiße hämorrhagische Papeln od. Knötchen im Gesicht, am Kapilitium an
Mund-SH, an Lidern
Ev. Exulzeration, sowie vernarbende Alopezie ist möglich
Diagnose: Papeln, die bei leichter Berührung hämorrhagisch werden
2. Noduläre Amyloidose:
einzelne od. multiple mehrere cm große derbe Knoten im Gesicht, am Stamm, an Extremitäten, am
Genitale
Amyloid in der gesamten Dermis, Subkutis und Gefäßwänden
Meist Begleitsymptom bei Amyloidosen innerer Organe
3. Amyloidose A (Serumprotein A):
tritt bei chron. entzündlichen und neoplastischen KH auf
Hautmanifestation ist selten: Plaque, Papel, Purpura
Schwere Haut-KH können Amyloidose A auslösen
4. Amyloidose F:
Hautveränderungen kommen hier nur als Sekundärsymptome vor
Therapie:
alle kutanen Formen sind sehr therapieresistent.
Ev. Cholchicin und Dimethylsulfoxyd (am Tier wirksam)
STEWARD-TREVES-SYNDROM
Angioendotheliom = maligner Tumor der Lymphgefäße (Endothel) in Ödem d. oberen Extremität.
77
Tritt v.a. nach Mastektomie auf und zeigt einen schnellen Verlauf
Schnell wachsende, derbe, dunkellivide Knoten
PURPUA FULMINANS
Tritt im Rahmen einer Streptokokken- oder Menigokokkensepsis auf
Wahrscheinlich handelt es sich um ein generalisiertes Sanarelli-Shwartzman-Phänomen
 DIC aus ungeklärter Ursache
 Perakutes Auftreten von
 Fieber
 Schüttelfrost
 Hautblutungen (schnell ausbreitenden scharf u. unregelmäßig begrenzt)
Prädilektionsstellen: Extremitäten Aufliegestellen
Hämorrhagien entwickeln sich innerhalb weniger Stunden zu ausgedehnten tiefen Gangränen
Histo: Okklusion d. Gefäße durch Fibirinthromen, Hämorrhagien, Nekrosen
Therapie:
 Heparin: Zur Unterbrechung d. DIC
 Gerinnungsfaktoren: zur Substitution bei DIC
 Antibiotika
DERMATOLOGISCHE BEGRIFFE
EFFLORESZENZEN= HAUT/SCHLEIMHAUT-LÄSIONEN = HERDE
1. Primäreffloreszenzen:
Werden unmittelbar durch die KH hervorgerufen
 Macula (Fleck): umschriebene Farbänderung, nicht tastbar
 Urtica (Quaddel): beetartige Erhabenheit der Haut, flüchtig
 Pustula: mit Eiter gefüllter oberflächlicher Hohlraum der Haut
 Papula, Tuber (Knötchen, Knoten): kleine oder grosse solide Erhabenheit der Haut
 Vesicula, Bulla (Bläschen, Blase): kleiner oder grosser mit Flüssigkeit gefüllter oberflächlicher
Hohlraum
2. Sekundäreffloreszenzen:
Entstehen im Anschluß an Primäreffloreszenzen
 Squama (Schuppe): in Ablösung befindliche Hornschichtlamelle
 Crusta (Kruste): Auflagerung nach Eintrocknen von Serum, Eiter, Blut
 Erosion: Substanzdefekt in vorgeschädigter Haut bis maximal zur papillären Dermis
 Ulcus (Geschwür): Substanzdefekt in vorgeschädigter Haut tiefer als bis zur pap. Derm.
 Atrophie: Gewebeschwund der Haut ohne vorhergegangenen Substanzdefekt
 Cicatrix (Narbe): minderwertiger Gewebeersatz nach Substanzdefekt
Ausbreitung:
 Lokalisiert: in einer bestimmten Körperregion
 Generalisiert: in allen Körperregionen
 Universell: überall
Verteilungstypen:
 Diffus: großflächig gleichförmig
 Disseminiert: regellos, verstreut = exanthematisch
 Gruppiert
 Lichenoid: in Gruppen stehende Papeln
 Linear: geradlinig
 Retikulär: netzartig
 Zirzinär: bogig
 Polygonal: vieleckig
 Rund
78






Herpetiform: in Gruppen stehende Bläschen
Streifig
Anulär: ringförmig
Polyzyklisch: mehrringig
Girlandenförmig
Segmental: entlang von Dermatomen od. N-Versorgungsgebieten
Beziehung zueinander
 Diskret: einzeln stehend
 Konfluierend
 Plaques: konfluierende Papeln
Beurteilung von Schuppen:
 Groß- od. kleinfleckig
 Halskrausenartig (=collerett)
 Grob- od. feinlamellös
 Fest od. locker haftend
 Kleieartig (=Pytiriasisform)
 Handschuhartig
Dermatohistopathologische Grundbegriffe:
 Akanthose: Verbreiterung der Epidermis
 Hyperkeratose: Verdickung der Hornschicht
 Orthohyperkeratose: Verdickung der Hornschicht durch normal strukturiertes Stratum
corneum
 Parakeratose: Verdickung der Hornschicht durch mangelhaft verhornte Hornschicht
Mit Kernresten
 Papillomatose: Vermehrung, Verlängerung &Verdünnung der dermalen Papillen und dadurch
Spiegelbildlich der Zapfen
 Spongiose: Interzelluläres Ödem der Epidermis mit Erweiterung des Interzellularraums,
Abreißen der Interzellularbrücken und Blasenbildung
 Akantholyse: Abrunden & Loslösen der Epidermalzellen voneinander
LOKALE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE
Zubereitungsformen
 Lotionen = wässrige Lösung: Tees, Borwasser, normo- od. hypotone NaCl-Lösung
 Tinkturen = alkoholische Lösung
 Schüttelmixturen (=Trockenpinselungen) = Puder in alkoholischen Lösungen
 Fettsalben, Salben, Cremes, Emulsionen:
 Fettsalben enthalten kein Wasser
 Cremes: Öl in Wasser = v.a. Wasser
 Salben: Wasser in Öl-Emulsion = v.a. Fett
 Emulsionen: noch geringerer Fettanteil
 Pasten = Puder in Salbengrundlage
 Puder: dazu werden v.a. Talk und Zinkoxyd verwendet
Wirkungsweise bzw. Anwendungsgebiete der verschiedenen Zubereitungsformen:
 wässrige Lösungen:
 Kühlung
 Abtransport von Wundsekret
 Reinigung
 Auflösung von Krusten (sog. feuchte Mazeration)

alkoholische Lösungen:
leicht adstringierender Effekt
79

Schüttelmixturen:
kühlender und adstringierender Effekt. Nach Abdunstung d. flüssigen Phase bleibt Puder als
Schutz über Haut. Anwendung bei: nicht nässender, erythematösen und pruriginösen KH
(Sonnenbrand, Urtikaria, Insektenstich)

Fettsalben, Salben, Cremes, Emulsionen:
 Kühlung (umso stärker, je wässriger Salbe ist)
 Bildung eines Schutzfilmes über Läsion
 Schmerzlinderung
 schnellere Wundheilung durch Proliferationssteigerung d. Epidermis
 Auflösung v. Krusten (=fette Mazeration)
Je nässer Läsion umso mehr muß flüssige Phase überwiegen
Je trockener Läsion umso mehr muß fette Phase überwiegen
Beispiel Ekzem:
Akutes Stadium: Umschläge, Lotionen od. Cremes
Subakutes Stadium: Salben
Chronisches Stadium: Fettsalben

Pasten:
ziehen nicht ein dh. nach Eintrocknung bleibt ein fester Rückstand zurück.
Zur Abdeckung von Körperstellen gegen irritierende Flüßigkeiten (z.B. bei Windeldermatitis)
NEBENWIRKUNGEN LOKALER KORTIKOIDE
 Teleangiektasien:
nach Absetzten reversibel
 Atrophie der Hautschichten:
Verdünnung u. zigarettenpapierartige Fältelung
nach Absetzten reversibel
 Hypertrichose und Striae distensae
irreversibel
 Hautblutungen
nach Mikrotraumen
 Verstärkung bestehender Haut-KH:
z.B. einer perioralen Dermatitis
 Systemische NW
z.B. M. Cushing
nur bei intensiver Behandlung mit Okklusivverbänden auf großflächigen Dermatosen
 Körperliche Abhängigkeit:
ist eine gewohnheitsmäßige Anwendung mit suchtartigem Charakter. Dadurch entsteht eine
Steroidhaut mit reichlich Teleangiektasien und entzündlichen Papeln. Sofortiges Absetzen –
vorübergehende Verschlechterung
SYPHILIS
Potentielle lebensbedrohliche Geschlechts-KH mit Systemcharakter und chronischem stadienhaften
Verlauf
Erreger: Treponema pallidum (Spirochät), ein korkenzieherartiger bakterienähnlicher Mikroorganismus
Ist durch 3 Arten zur Eigenbewegung fähig:
 durch Knickbewegung (wie ein Taschenmesser)
 durch Rotation um die Längsachse (wie Korkenzieher)
 durch Streck- u. Schrumpfbewegungen (wie Ziehharmonika)
Erreger ist empfindlich gegenüber: Hitze, Kälte, Eintrocknung und zu hohe O2-Spannung
Übertragung:
80


Kontaktinfektion
hämatogene Infektion (selten)
Kontaktinfektion:

erfolgt meist durch körperlichen Kontakt (GV und Küssen)

selten über Gegenstände

Erreger müssen in feuchtem körperwarmen Zustand übertragen werden.

Ist nur während d. Frühsyphilis (in ersten beiden Jahren) möglich &
geht vom Primäraffekt od. nässenden lokalen Papeln aus

Infizierte und Überträger müssen zumindest kleinste Epitheldefekte aufweisen
Hämatogene Infektion:
 erfolgt meist transplazentar u. führt zur konnatalen Syphilis
 Übertragung durch Blutkonserven kommt heute nicht mehr vor (wenn dann nur während d.
Frühsyphilis möglich)
 Primäraffekt kann ausbleiben, die KH beginnt dann sofort mit dem 2. Stadium = Lues
d’emblee
Obwohl während der floriden Phase die sog. „Schankerimmunität“ (=relative Immunität) besteht, ist bei
massiver Übertragung eine Neuinfektion möglich, d.h. die Syphilis bewirkt keine brauchbare
Immunität.
Der Verlauf ist stadienhaft, die aktiven Phasen werden durch Latenzphasen unterbrochen
Frühsyphilis umfasst:
 Primärstadium = Lues I
 Sekundärstadium = Lues II einschließlich d. sog. Frühlatenz = symptomfreies Intervall
Sie dauert 2 Jahre ab der Infektion
Spätsyphilis umfasst:
 Spätlatenz und das Tertiärstadium = Lues III
Sie beginnt 2 Jahre nach der Infektion
LUES I
Stadium d. lokalen Symptomatik am Infektionsort in Form d. syphilitischen Primärkomplexes
Dieser umfasst:
 syphilitischen Primäraffekt
 Skleradenitis
Syphilitischer Primäraffekt = Ulcus durum = harter Schanker:
Eine Papel die nach ca. 2-3 Wochen an der Eintrittsstelle entsteht und sich am Ende der 3. Woche in
Ulcus umwandelt.
Er entsteht durch Treponemenvermehrung u. lympho-plasmozytäre Infiltrationen in Lymphgefäßen,
die zu regionalem Lymphstau (Papel) und ischämischen Nekrosen (Nekrose) führen.
-Papel: meist solitär, derb und schinkenbraunrot
-Ulcus: ist schüsselförmig und scharf begrenzt, und zeigt einen steil abfallenden Rand sowie ein
feingranulierter Grund mit geringer bis fehlender Schmerzhaftigkeit
Seine Umgebung ist ödematös geschwollen
Lokalisation:
 Genital: mit folgenden Prädilektionsstellen

Mann: Frenulum, Sulcus coronarius

Frau: hintere Kommissur, kleine Labien, Portio (hier oft nekrotisierend)
 Extragenital: mit folgenden Prädilektionsstellen
 Mundhöhle: meist einseitiges Ulcus mit reg. LK-Schwellung
 Mamillen
 Analregion
 Finger: hier schmerzhaft!
81
Häufigste Sonderform: nicht ulcerierender Primäraffekt, der in 2 Fromen auftreten kann

Ödema indruativum: einseitige Labienschwellung

Glockenschwengelpenis: Schwellung d. vorderen Penisteiles mit entzündlicher
Phimose
Weitere Sonderformen:
 Riesen- und Zwergschanker
 Multiple Läsionen
 Superinfektionen = Ulcus mixtum
Ohne Therapie heilt Primäraffekt in 3-8 Wochen spontan narbig ab
DD:


Genital:
 Herpes genitalis: schmerzhafte Bläschen
 Pyodermie: eitrig
 Carzinome: Penis, Vulva, Portio: unregelmäßig, weniger entzündet
 Lichen ruber: livide Papeln, kein Ulcus, Juckreiz
 Ulcus molle: schmerzhafter Ulcus mit überhängendem Rand
Extragenital
 Herpetische Gingivostomatitis
 Chron. rezidivierende Aphten (Majorform)
Skleradenitis:
Einseitige derbe schmerzlose Schwellung der regionalen LK ohne Verbackung mit der Haut
Sie entsteht ca. 1 Woche nach dem Ulcus
Diagnose der Lues I erfolgt durch:
 direkten Erregernachweis im Nativpräparat:
1. Ulcus seitlich zusammenpressen
2. Gewebsflüssigkeit mit Glaskapillare vom Ulcusrand entnehmen, weil dort die
Treponemen am dichtesten sind
3. Flüssigkeit auf Objektträger
4. Betrachtung im Dunkelfeldmikroskop
Knickbewegung eines einzigen Erregers reicht für die Diagnosestellung
Bei mehrfach negativem Erregernachweis macht man Umschläge mit physiolog. NaClLösung und wiederholt die Versuche
Wenn diese negativ – LK-Punktion
Häufigste Ursache eines neg. Erregernachweises ist eine vorherige system. AntibiotikaTherapie (z.B. Penicillin wegen Grippe)
 Serologischer Test:
Sind bei Lues I oft negativ, werden aber durchgeführt um Ausgangswerte zu erhalten
LUES II
Ist Stadium der systemischen Symptomatik, die 7-10 Wochen nach der Infektion auftritt
Beginn mit unspezifischen Prodromalsymptomen, verläuft dann in Schüben, zwischen denen
symptomfreie Intervalle (Frühlatenz) liegen.
Mit der Zeit werden Schübe milder und die Intervalle länger
Viele Patienten zeigen nur einen einzigen Schub, auch ein symptomfreier Verlauf ist möglich
Prodromi:
 subfebrile Temperaturen
 Appetitlosigkeit
 Kopfschmerzen
 Halsschmerzen
 Heiserkeit
 Knochenschmerzen bei Periostitis syphilitica
 Gelenkschmerzen
 Hepatosplenomegalie
 Leukozytose, BSG-Erhöhung, Anämie
 Frühsyphilitische Meningitis: harmlos, selten neurolog. Ausfälle
82
Schübe zeigen folgende Symptome:
 Generalisierte LK-Schwellung: derbe schmerzlose nicht verbackene LK, auch LK in innnerer
Bizepsrinne ist geschwollen!
 Exantheme treten in 2 Formen auf
 Erstlingsexanthem: Roseola syphilitica
Besteht anfangs aus disseminierten, hell lividen Flecken, v.a. am seitlichen Rumpf.
Später werden die Herde papulös
 Rezidivexanthem: Spätexanthem
Kann sehr vielgestaltig sein – makulös, papulös, pustulös, vesikulös, krustös,
ulcerös
 Lokalisierte Papeln: treten meist erstmal mit einem Rezidivexanthem auf
Spezifische Infiltrate mit reichlich Treponemen, welche als gruppiert, schmerzlose, flache
braun-rote Knötchen erscheinen
Prädilektionsstellen:
 seborrhoische Areale: v.a. am Haaransatz = Corona veneris
 Mund-SH (hier erosiv u. grau weiß belegt)
 Palma und Planta: DD P. inversa
 Mundwinkel: syphilitische Perleche
 In großen Beugen: DD Psoriasis inversa, Intertriginöses Ekzem
 Anogenitalbereich: hier erscheinen sie als beetartige Erosionen oder als Condylomata
lata
(bis erbsengroße, flache od. vorgewölbte Herde)
DD: Condylomata acuminata: kleine spitze bis rundlich warzenfömrige Gebilde
 Haarverlust: durch Toxineinwirkung aus Treponemen:
 Diffus: diffuses Telogeneffluvium
 Kleinfleckig: mottenfraß-ähnlich (Alopecia areolaris specifica)
 Leukoderm: fettige konfettigroße hypopigmentierte Flecken an Nacken und Halsseiten, meist
mit Alopecia areolaris spec.
Diagnose d. Lues II:
 direkter Erregernachweis im Nativpräparat am besten aus lokalisierten Papeln
 Serologische Tests:
 Spezifische Tests

TPHA: Treponema pallidum Hämagglutinationstest

FTA-ABS-Test : Fluoreszenz- Treponema pallidum Ak
Absorptionstest

SPHA: Solid-Phase-Häm-Adsorptionstest
 unspezifische Tests:

RPRC: Rapid Plasma Reagin Card Test

VDRL: Veneral-Disease Research Laboratory Test

KBR: Wassermann Reaktion
Spezifische Tests dienen dem Nachweis spezifischer Ak gegen Treponema pallidum:
 IgM:
Treten in d. 2. Woche auf steigen bis zur 5.-6. Woche an, sinken dann langsam wieder ab und
sind nach Jahren nicht mehr nachweisbar
Nach Frühsyphilis-Therapie sind sie nach Wochen bis Monaten nicht mehr nachweisbar
IgM sind beweisend für eine floride Infektion
 IgG:
Treten Ende d. 4. Woche auf und sinken mit od. ohne Therapie kaum mehr ab
IgG sind beweisend für einen stattgefundenen Erregerkontakt
TPHA-Test
Dient dem gemeinsamen Nachweis spezifischer IgM und IgGs
Ist ab Ende der 4. Woche positiv und ist nur beweisend für einen stattgefundenen Erregerkontakt
Durchführung:
 Mit Erreger-Ag beschichtete Hammelerys werden mit Patienten-Serum inkubiert
 Wenn spezifische Ak vorhanden sind führen sie zur Hämagglutination
 Auswertung erfolgt mit Hilfe einer Verdünnungsreihe (=qualitative u. grob quantitative
Aussage)
83
FTA-ABS-Test:
Dient dem Nachweis von spezifischen IgM u/od IgGs
Durchführung:
1. Ak werden gegen saprophytäre Treponemen aus dem Serum entfernt indem sie an sog.
„Reiter-Treponemen“ absorbiert werden
2. Treponema-pallidum-Ag beschichteter Objektträger wird mit Pat. Serum inkubiert. Wenn spez.
Ak vorhanden sind, binden sie sich daran
3. Spez. Ak werden durch fluoreszenzmarkierte Anti-Human-Ak sichtbar gemacht. Bei
Verwendung fluoreszenzmarkierter Anti-IgM-Ak ist der Test schon ab 2. Woche positiv und
kann zur Therapie-Überwachung verwendet werden.
SPHA-Test
Dient dem Nachweis spezifischer IgM u. ist empfindlicher u. verlässlicher als d. FTA-ABS-IgM-Test
Er ist ab der 2. Woche positiv und kann zur Therapie-Überwachung u. Diagnose einer Reinfektion
verwendet werden
Durchführung:
 Eine Anti-IgM-Ak beschichtete Mikrotiterplatte wird mit Pat-Serum inkubiert
 Alle IgM aus dem Pat-Serum binden daran
 Dann Dazugeben von Erreger-Ag beschichteten Hammelerys – diese binden nur dann,
wenn spez. IgM dabei sind
Spezifische Tests
Dienen dem Nachweis unspezifischer Ak (=Reagine) gegen ein Phospholipid von Trep. pall..
Diese Reagine reagieren auch mit menschlichen Mitochondrien-Membran-Lipiden & Rinderherz
Cardiolipin das als Ag für diese Tests verwendet wird.
Sie steigen in der 5-6 Wo. stark an, erreichen im 1-5 Jahr einen Gipfel & sinken dann langsam wieder
ab. Sie sind beweisend für eine floride Infektion.
RPRC-Test: Flockungstest mit Cardiolipin als Ag & wird als Schnelltest verwendet
VDRL-Test: Ist ein Flockungstest mit Cardiolipin & anderen Ag & wird zur Therapieüberwachung
verwendet.
Wassermann-Reaktion: Ist eine obsolete KBR
SPÄTSYPHILIS
Spätlatenz: Ist das symptomfreie Intervall vom Ende d. 2. Jahres bis zum Beginn der Lues III.
LUES III: Ist das Stadium der Organsyphilis, das ohne Therapie bei ca. 1/3 d. Patienten in 3
Hauptformen auftreten kann.
- Benigne Spätsyphilis
- Neurosyphilis – Neurolyse – Lues cerebrospinalis
- Kardiovaskuläre Syphilis
1)Benigne Spätsyphilis:
Tritt ca. 15 Jahre nach der Infektion auf
Es handelt sich um eine destruierende Entzündung v. a. von Haut, Schleimhaut & Knochen die aber
auch alle anderen Organe erfassen kann.
-Syphilide: Flache gruppiert braunrot plattenartige od. knotige Läsionen welche zur Ulceration und
Narbenbildung neigen. Prädilektionsstellen: Rücken, Arme & Gesicht
Es handelt sich um eine granulomatöse Infiltration der Dermis
DD: Lupus vulgaris, LE, Sarkoidose, Mykosis fungoides
-Gummen : Klassische Läsion der Spätsyphilis
Aus zentral verkäsendem tuberkuloiden Granulationsgewebe bestehende Knoten, die
vom Periost & von der Subcutis ausgehen.
Grundsätzlich sind sie in jedem Organ möglich, treten aber v.a. an der Haut, Schleimhaut
& Knochen auf.
Livide braunrote, derbe elastische flache Knoten welche ulcerieren, sieht aus wie
ausgestanzt. Die Zerstörung beschränkt sich meist auf die Haut, kann aber auch
darunterliegendes Muskel- & Knochengewebe erfassen
Prädilektionsstellen: Capilitium, Clavicula, langen Röhrenknochen, Nasenseptum
DD: PE-Ca, Basaliom, Ulcus cruris varicosum, Tuberkulom
84
-Spätsyphilis der Knochen: Periostitis, lokale Osteolyse, Gummen
-Weitere Manifestationen: Augen: Uveitis, Chorioretinitis, Optikusatrophie
Viszerale Organe: Leber, Magen
2)Neurosyphilis: 2 Formen
1)Meningovaskuläre Neurosyphilis: Tritt ca. 17 Jahre nach der Infektion auf
die spezifische Meningitis führt zu Hirnnervenausfällen & Optikusatrophie
die obliterierende Endarteriitis führt zu ischämischen Insulten
2)Lues parenchymatosa: Tritt ca. 25 Jahre nach der Infektion auf.
Tabes dorsalis führt zur Degeneration der Hinterstränge & Hinterwurzeln tabische Schmerzen, Pupillenstörungen, Reflex- & Sensibilitätsverluste
3)Kardiovaskuläre Syphilis: Führt zur Mesoaortitis luetica, Aorteninsuffizienz, Linksherzinsuff. bis
schliesslich zur Herzinsuff.
KONNATALE SYPHILIS
Entsteht durch transplazentare Infektion & kann 3 Folgen haben.
1)Spätabort
2)Totgeburt zum Termin
3)Lues connata
Das kindliche Risiko ist am grössten, wenn die mütterliche Infektion zw. Konzeption & 7SSM erfolgt ist
Die Lues connata verläuft in 2 Phasen:
 Lues connata präcox: Dauert bis zum Ende des 2 LJ. es kann eine Rezidivperiode folgen.
-Allgemeinsymptome: Wimmernde Frühgeburt mit greisenhaften
Gesichtsausdruck, Hepatitis, Hepatosplenomegalie, Pneumonie, Meningoenzephalitis
-Hautsymptome: Nässende braunrote Läsionen, narbig ausheilende
Fissuren, Rhinitis mit Nasenbeinbefall und
Zerstörung – Sattelnase
-Generalisierte LK-Schwellung
-Knochenbefall mit Periostitis, Osteochondritis, Osteomyelitis
 Lues connata tarda: Tritt zw. dem 5. & 20. LJ auf und zeigt:
-Hutchinson Trias: Keratitis (Erblindung)
Neurolabyrinthitis (Taubheit)
Hutchinson Zähne (tonnenförmige Schneidez.)
-Neurosyphilis mit Tabes dorsalis & progressiver Paralyse
-Defektheilungen von Läsionen der Lues connata präcox :
Parrot Furche (narbig abgeheilte Mundwinkelfissur,
Sattelnase, Säbelscheidenbtibia, Caput natiforme
(Quadratschädel)
Diagnose: Serologischer IgM-Nachweis: IgM ist beweisend für kindliche Infektion, da es nicht
plazentagängig ist.
IgG können von der Mutter stammen ohne daß eine
kindliche Infektion erfolgt ist.
SYPHILIS THERAPIE
1)Infektionsdauer kürzer als 1 Jahr : Lues I, Lues II, Frühlatenz
- Benzathin-Penicillin G – Mittel der Wahl: 2,4 Mio E i.m. als einmalige Injektion
- Doxyzyklin (Tetrazyklin bei Penicillinallergie) 2 x 100 mg/d i.v. oder oral 15 Tage
2)Infektionsdauer länger als 1 Jahr : Lues II inkl. Frühlatenz unbekannter Dauer, Spätlatenz,
Lues III (ausgenommen Neurosyphilis)
- Benzathin-Penicillin G: 3 x 2,4 Mio E i.m. im Abstand von je einer Woche
- Doxyzyklin bei Penicillinallergie: 2 x 100 mg/d i.v. oder oral 30 Tage.
3)Neurosyphilis:
- Wasserlösliches kristallines Penicillin G: 4 Mio. E/alle 4h i.v. durch 10 Tage, gefolgt von
- Benzathin-Penicillin G: 3x 2,4 Mio. E i.m. im Abstand von je 1 Wo.
4)Bei Syphilis in der Gravidität:
- Benzathin-Penicillin: 1x 2,4 Mio. E/d i.m. oder 3x im Abstand von je 1 Wo.
85
Therapie der Lues connata:
- ohne ZNS Beteiligung: 1. Jahr: Benzathin-Penicillin als Einzeldosis
2.Jahr: Benzathin-Penicillin im Wochenabstand
Alternative: Erythromycin
- mit ZNS Beteiligung: Procain Penicillin
Alternative: Erythromycin
Bei akuter Syphilis Meningitis: Tetrazykline (sonst KI bei Kindern & Schwangeren wegen
Ablagerung in Knochen & Zähnen)
Nebenwirkung der Penicillintherapie:
- Jarisch Herxheimer-Reaktion (2-6h nach Behandlung): Durch massive
Bakteriolyse –> Toxinfreisetzung
Grippeähnliche Symptome: Fieber, Schüttelfrost, Kopf- & Gliederschmerzen.
Innerhalb d. granulomatösen Entzündung kann es zu einem
massiven Schub kommen – Aortenruptur, Hirndrucksteigerung
Nachkontrolle: 3, 6, 12, 24 Monate nach Lues I: Titerbestimmung, Tests
GONORRHOE
Erreger: Neisseria gonorrhoe – aerober gramnegativer Diplokokkus
Übertragung erfolgt durch Kontaktinfektion oder intrapartal
 Kontaktinfektion erfolgt meist durch GV, selten durch Gegenstände, obwohl die Gonokokken
im eingetrockneten Exsudat einige Stunden überleben können
 Die intrapartale Infektion führt zur Konjunktivitis – Gonoblenorrhoe, später Erblindung ; bei
Geburt daher obligatorische Prophylaxe mit 1%iger Silbernitratlösung = Crede-Prophylaxe
Nach einer Inkubationszeit von 1-10 Tagen kommt es zu einer akuten Phase, der sich eine chronische
anschließt.
Nach 6-12 Monaten kann eine Spontanheilung erfolgen.
Gonokokken sind Epithelparasiten mit einer Prädilektion für Zylinderepithel – Sie befallen zuerst die
Fossa navicularis (Mann) bzw. die Portio (Frau) & steigen von dort kontinuierlich auf
 Komplikationen: - Strikturen durch subepitheliale Fibrose
- Drüsenbefall ev. mit eitriger Einschmelzung
- Sepsis durch hämatogene Streuung
Manifestationsformen: 1) Gonorrhoe des Mannes
2) Gonorrhoe der Frau
3) Extragenitale Gonorrhoe
4) Metastatische Gonorrhoe
Gonorrhoe des Mannes
Gliedert sich in eine akute Urethritis & eine chronische Gonorrhoe.
1)Akute Urethritis: verläuft in 2 Phasen
a)Urethritis anterior: reicht von der Fossa navicularis bis zum äusseren Urethra-Sphinkter
- Prickeln in der Penisspitze
- Brennen beim Harnlassen
- Eitriger rahmiger gelbgrüner Ausfluss
Komplikationen: Balanoposthitis – Entz. von Glans & innerem Vorhautblatt
Periurethralabszess
Entz. der Cowperschen Drüsen
b)Urethritis posterior: Entsteht nach 10-14 Tagen durch Ausbreitung über den äusseren
Urethra-Sphinkter.
- Pollakisurie & starkes brennen beim Harnlassen
- Hämaturie
- Fieber
- KH – Gefühl
Komplikationen: Akute Prostatitis: hohes Fieber, ev. Prostataabszess
Befall der Vasa deferentia & Nebenhoden: starke schmerzende
Schwellung, ev. Sterilität.
DD durch 2 Gläser-Probe: Bei a) ist nur die erste Harnprobe trüb, bei b) beide.
86
2)Chronische Gonorrhoe: zeigt einen Rückgang der Symptome & kann auf zweierlei Weise enden:
- Spontanheilung oder
- Chronische Urethritis: diese kann periodisch aufflammen (z.B. Verkühlung)
& zu folgenden Komplikationen führen:
- Chronische Entzündung von Prostata, Nebenhoden
und/oder Cowperschen Drüsen
- Strikturen & Harnstau.
Gonorrhoe der Frau
Gliedert sich in eine akute & chronische Gonorrhoe.
1)Akute Gonorrhoe: kann in 2 Formen auftreten:
a)Akute Urethritis: Pollakisurie, brennen beim Harnlassen, ev. eitriger Ausfluss
b)Akute Zervizitis: Verläuft meist symptomlos.
 Komplikationen: - Vulvitis bei Mitbeteiligung v. Candida oder Trichomonaden
- Bartholinitis: schmerzhafte Knoten am Labium majus, bei
Verschluss des Ausführungsganges – Abszess
- Adnexitis: starke postmenstruelle Schmerzen, ev. Sterilität.
2)Chronische Gonorrhoe: zeigt einen Rückgang der Symptome & kann auf zweierlei Weise
enden:
a)Spontanheilung oder
b)Chronische Adnexitis: Diese kann periodisch aufflammen & zu folgenen Komplikationen
führen: - Sterilität & Tubargravidität
Extragenitale Gonorrhoe
Kann in 3 Formen auftreten:
1)Oropharyngeale Gonorrhoe: entsteht meist durch Oralverkehr & führt zu geringen
Schluckbeschwerden, selten akute Pharyngitis & Tonsillitis
2)Anorektale Gonorrhoe: entsteht beim Mann durch Analverkehr, bei der Frau durch Infektion
vom eigenen Genital aus – führt zu Juckreiz & Proktitis
3)Gonorrhoische Konjunktivitis(Gonoblenorrhoe): meist durch intrapartale Infektion.
- Lidschwellung & Rötung(1-3 Tage pp) mit dickflüssiger Eiterung aus
Augenspalte.
- Bulbusschwellung & Lichtscheue
- Panophthalmie (Vereiterung des gesamten Auges) – Erblindung
Wichtig ist die CREDE-Prophylaxe: 1%ige Silbernitratlösung od. Tetrazykline od.
Erythromycin unmittelbar nach der Geburt
Systemische Gonorrhoe – Komplikationen
Kann in 3 Formen auftreten:
1)Gonokokkensepsis: Ist eine hämatogene Gonokokken-Absiedelung in inneren Orgenen und der
Haut. Frauen sind häufiger betroffen; bei ihnen geht die Sepsis von einer
Adnexitis aus v.a. während d. Menstruation od. 2. SS-Hälfte.
 Benigner Typ: Ist eine häufige protrahierte Verlaufsform:
- Intermittierendes Fieber < 39°
- Arthralgien
- Exantheme: Papulopustulöse, hämorrhagische Läsionen an den distalen
Extremitäten, selten makulöse Läsionen am Rumpf.
 Septischer Typ: Ist eine seltene dramatische Verlaufsform:
- Fieber > 40°
- Endo-,Myo-,Perikarditis
- Meningitis
2)Arthritis gonorrhoica: Ist eine akute hoch fieberhafte & sehr schmerzhafte Entzündung, meist
eines grossen Gelenks (Knie).
- Sie kann als alleiniges Symptom hämatogener Streuung oder im Rahmen
einer Gonokokkensepsis auftreten.
- Diagnose erfolgt durch Gonokokken-Nachweis im Gelenksexsudat.
3)Gonorrhoische Perihepatitis: Ist eine Entzündung im rechten Oberbauch.
- Frauen sind häufiger betroffen, bei ihnen entsteht sie aus einer
aszendierenden Adnexitis
87
-
Schmerzen im rechten Oberbauch, Übelkeit & Erbrechen.
Diagnose der Gonorrhoe
Erfolgt durch direkten & kulturellen Erregernachweis, serologische Methoden sind bedeutungslos.
1)Direkter Erregernachweis: erfolgt am Ausstrichpräparat
- Man entnimmt: - beim Mann mit einer ausgeglühten Platinöse Urethralsekret
- bei der Frau einen Urethra- & Zervixabstrich (mit Platinöse)
- Das Material wird dann dünn auf einem Objektträger ausgestrichen,
hitzefixiert & gefärbt.
 Die Methylenblaufärbung: wird routinemässig durchgeführt.
- Man sieht vor allem intraleukozytäre gramnegative Diplokokken, die bei
akuter Gonorrhoe vorherrschen, dann abnehmen & bei chronischer
Gonorrhoe relativ unauffällig in einer Mischflora vorkommen.
 Die Gramfärbung: wird durchgeführt, wenn die Methylenblaufärbung eine
Mischflora zeigt & zwar bei chron. Gonorrhoe, aber auch bei
Pharynx od. Analabstrichen.
2)Kultureller Erregernachweis: Erfolgt routinemässig ausgenommen bei unkomplizierter
Urethritis mit eindeutigem Ausstrich. Die Erreger werden auf
Selektivnährböden gezüchtet & anhand ihrer Zuckervergärung
erkannt.
Therapie der Gonorrhoe
1)Unkomplizierte Gonorrhoe: - Ceftriaxon: 1x 125mg i.m.
Alternativ: Cefixim 1x 400mg p.o.
Spectinomycin 1x 2g i.m.
2)Komplizierte Gonorrhoe: (z.B. mit Epididymitis, Adnexitis)
gleiche Antibiotika, gleiche Dosierung, jedoch länger
- Gonoblenorrhoe des Erwachsenen: Ceftriaxon 1x 1g i.m.
- Gonoblenorrhoe des Neugeborenen: Ceftriaxon 1x 50mg/kgKG
3)Bei Penicillinallergie oder ß-laktamase bildende Gonokokken:
- Spectinomycin (Aminoglykosid) 1x 2g i.m.
Die sog. “postgonorrhoische Chlamydienurethritis” ist eine typische Folge –KH der akuten GonorrhoeUrethritis. Sie wurde früher oft fälschlich als „Gonorrhoe-Rezidiv“ durch Penicillin-resistente
Gonokokken aufgefasst, weil Chlamydien nicht auf Penicillin ansprechen.
ULCUS MOLLE = WEICHER SCHANKER
Regional invasive Geschlechts-KH ohne Systembeteiligung.
Erreger: Hämophilus Ducreii, ein gramnegativer Kokkobazillus.
Übertragung: fast ausschließlich durch GV
IKZ: 1-5 Tage
-Männer erkranken häufiger als Frauen, die wahrscheinlich oft symptomlose Keimträger sind.
- Anfangs multiple entzündliche Papeln die sich in Pusteln und dann in Ulcera
umwandeln
- Ulcera sind schmerzhaft, scharf begrenzt und haben einen überhängenden
Rand (DD zu Lues I: steil abfallender Rand)
- Der Ulcusgrund ist weich mit eitrig nekrotischem Material bedeckt &
blutet bei Berührung.
Prädilektionsstellen: - Mann: Inneres Vorhautblatt, Frenulum, Fossa Navicularis
- Frau: Hintere Kommissur, Labia minora, Urethramündung
Komplikationen: - Inguinale Lymphadenitis: Mit einseitiger schmerzhafter LK-Schwellung
LK sind miteinander verbacken & neigen zur eitrigen
Einschmelzung & Fistelbildung.
Die bedeckende Haut ist gerötet.
- Phimose & Urethralfistel
88
Diagnose: Direkter Erregernachweis an einem Ausstrichpräparat:
Man entnimmt: - Nekrotisches Material unter einem überhängenden Ulcusrand
oder ein Punktat aus einem eingeschmolzenen LK.
Das Material wird dann dünn auf einen Objektträger ausgestrichen,
hitzefixiert & Gram-gefärbt
Man sieht fischzugartig angeordnete gramnegative Kokken.
Therapie: Tetrazykline: 4x 500mg/d durch 20 Tage
GENITALE CHLAMYDIENINFEKTION
Dazu gehören: Lymphogranuloma inguinale & Aszendierende okulogenitale Chlamydieninfektion
Lymphogranuloma inguinale
Erreger ist Chlamydia trachomatis (Serotypen L1,L2,L3), ein gramnegatives Bakterium.
Die Übertragung erfolgt fast ausschliesslich durch GV, die IKZ beträgt ca. 1 Woche (7-10Tage)
Verlauf erfolgt in 3 Stadien:
1)Primärstadium: An der Eintrittspforte entsteht eine Primärläsion, ein schmerzloses
herpesähnliches Bläschen, welches ulceriert & nach 14 Tagen abheilt.
Prädilektionsstellen: -Mann: Glans & Vorhaut
- Frau: Vulva, Vagina & Zervix
2)Sekundärstadium: Nach 3-4 Wochen entsteht eine inguinale Lymphadenitis mit meist einseitiger zunehmend schmerzhafter bis faustgrosser Schwellung.
LK sind miteinander, mit der Haut & der Unterlage verbacken & neigen
zur Einschmelzung & Fistelbildung.
Ohne Therapie kommt es nach ½ Jahr zur Rückbildung, wobei die
Chlamydien unbemerkt in die LK des kleinen Becken aszendieren.
3)Tertiärstadium: Nach 5-10 Jahren entsteht eine anogenitale granulomatöse Entzündung
mit folgenden Auswirkungen:
-beim Mann: Genital-Elephantiasis durch Lymphgefässverödung,
destruierende Penisulcera
-bei der Frau: Rektumstenosen, Rektovaginalfisteln, chron. Vulvaulcera
Diagnose: Direkter oder kultureller Erregernachweis oder durch Serologie.
1)Direkter Erregernachweis: Erfolgt an einem Abstrichpräparat aus Urethra, Zervix & Rektum
durch Giemsa-Färbung oder Immunfluoreszenz.
2)Kultureller Erregernachweis: Erfolgt auf Zellkulturen, weil Chlamydien intrazelluläre
Parasiten sind.
3)Serologischer Nachweis: Ak-Nachweis im Patienten Serum erfolgt durch KBR.
Therapie: Doxyzyklin: 2x 100mg/d durch 3 Wo. im Primär- & Sekundärstadium.
2x 100mg/d durch Monate im Tertiärstadium.
Aszendierende okulogenitale Chlamydieninfektion
Erreger: Chlamydia trachomatis (Serotypen D-K)
Klinik ist Gonorrhoe-ähnlich, aber milder & mit chronisch rezidivierendem Verlauf (d.h. akute Phasen
sind sehr selten).
Die Krankheit tritt oft in Kombination mit Gonorrhoe auf.
5 Manifestationsformen:
1)Die genitale Chlamydieninfektion des Mannes: Wird durch GV übertragen, mögliche Folgen:
- Urethritis: mit Dysurie & wässrig schleimigen Ausfluss
- Nebenhodenentzündung
2)Die genitale Chlamydieninfektion der Frau: Wird durch GV übertragen, mögliche Folgen:
- Zervizitis mit trüben dickflüssigem Fluor
- Salpingitis („pelvic inflammatory disease): kann zu Sterilität oder gehäufter
Tubargravidität führen
- Urethritis
3)Das Paratrachom des Erwachsenen: Wird durch Genitalsekret-Augen-Kontakt übertragen.
- Einschlusskörperchen-Konjunktivitis, selten Begleit-Keratitis
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4)Morbus Reiter: Kann 1-4 Wochen nach Chlamydieninfektion auftreten.
5)Die perinatale Chlamydieninfektion: Entsteht durch Infektion im Geburtskanal, mögliche Folgen:
- Einschlusskörperchen-Konjunktivitis
- Bronchitis, Pneumonie
- Rhinitis
- 10-fach erhöhte Frühgeburtenrate & perinatale Mortalität
Diagnose: Erfolgt durch direkten oder kulturellen Erregernachweis oder serologisch wie beim
Lymphogranuloma inguinale.
Therapie: - bei genitaler Chlamydieninfektion & Paratrachom: Doxyzyklin 2x 100mg/d durch 10 Tage
- bei Mb. Reiter: Kortikoidstösse + Antirheumatika: ASS 6-8g/d , Indomethacin
- bei perinataler Chlamydieninfektion: Erythromycin-Sirup: 4x 50mg/kgKG/d durch 3 Wo.
- Partnerbehandlung!
VULVOVAGINITIS – FORMEN
Dazu gehören:
-
Trichomonaden-Vaginitis
Candida-Vaginitis
Gardnerella-Vaginitis
Trichomonaden Vaginitis
Erreger: Trichomonas vaginalis, ein begeißeltes Protozoon.
Übertragung: Erfolgt fast ausschließlich durch GV, selten durch Badewasser oder Gegenstände.
IKZ beträgt 4 Tage bis 3 Wochen
Klinik: - Gelblicher schaumiger süßlicher übelriechender Fluor
- Punktförmige Hämorrhagien die der Vaginalwand ein granuläres Aussehen verleihen.
- Ev. juckende Vulvitis, ev. Urethritis mit Pollakis- & Dysurie.
Diagnose: Durch direkten & ev. kulturellen Erregernachweis:
1)Direkter Erregernachweis: erfolgt durch Dunkelfeld- oder Phasenkontrastuntersuchung von
Vaginal- bzw. Urethralsekret.
Man sieht begeißelte Protozoen mit typischen ruckartigen Bewegungen
2)Kultureller Nachweis: erfolgt in flüssigen Nährmedien & dauert 2-3 Tage.
Therapie: Metronidazol: 2x 400mg/d oral durch 10 Tage (Partnerbehandlung)
Candida Vaginitis
Erreger: meist Candida albicans (Hefepilz)
Übertragung: Erfolgt vom eigenen GI-Trakt her oder durch GV.
Begünstigende Faktoren: - Pille – pH im Vaginalepithel steigt – erhöhte Infektanfälligkeit
- Abwehrschwäche & hormonelle Störungen (DM)
- SS
- Orale AB
Klinik: - Weißlicher bröckeliger geruchloser Fluor
- Gerötete & geschwollene Vulva
- Ev. stark juckende Vulvitis
Diagnose: Erfolgt durch Pilzbefund & ev. Pilzkultur
Therapie: Nystatin lokal
Gardnerella Vaginitis
Erreger: Gardnerella vaginalis, ein gramnegatives Stäbchen.
Übertragung: Erfolgt durch GV
IKZ: ca. 1 Woche
Klinik: - Gräulicher dünnflüssiger stark fischartig riechender Fluor
- Der Geruch wird durch Prostatasekret intensiviert & ist daher nach GV besonders stark
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- Sonst milde bis fehlende Symptomatik
Diagnose: Erfolgt durch direkten Erregernachweis & den Alkalinisierungstest.
1)Direkter Erregernachweis: erfolgt an einem Ausstrichpräparat mit Gramfärbung.
- man sieht kurze, plumpe Stäbchen (sog. Schlüsselzellen), die wie
Kaktusstacheln auf dem Vaginalepithel sitzen. (clue cells)
- Keine Beimengung von Leukozyten (im Gegensatz zu Candidiasis &
Trichomoniasis)
2)Alkalinisierungstest: beruht auf der Vermischung von Fluor mit 100%iger Kalilauge – fischartiger
Geruch
Therapie: Metronidazol: 2x 500mg/d oral durch 1 Woche
Häufigste Fehldiagnose: Candida-Vaginitis
GRANULOMA VENERUM – DONOVANI GRANULOMATOSIS
Erreger: Donovania granulomatis (Calymmatobacterium granulomatis), ein intrazellulärer Parasit
Übertragung: Erfolgt durch GV
IKZ: beträgt 8-80 Tage
Klinik: - Chronisch progressive KH
- Anfangs schmerzlose, derb entzündliche subkutane Papeln & Knoten v.a. an Genitalien,
Inguinalregion & Damm
- Sie wandeln sich in Ulcera oder granulomatöse Massen um, diese breiten sich langsam aus
& werden zu schmerzlosen düsterroten, leicht blutenden Läsionen.
- Ev. inguinale LK-Schwellung (Boubonen)
Komplikationen: Fibrose, die zu narbigen Strikturen, Lymphstau & Elephantiasis führt.
DD: - Condylomata lata der Lues II
- PE-Ca
Diagnose: Erfolgt mit einem Ausstrichpräparat einer Biopsie: Giemsa-Färbung zeigt grosse
mononukleäre Zellen mit Zytoplasma-Zysten die tiefblaue Partikel enthalten
(Donovanikörperchen)
Therapie: Tetrazykline: 4x 500mg für 2-3 Wochen.
CONDYLOMATA ACUMINATA
SYNONYM: FEIGWARZEN
Papillome der Genital- bzw. Analgegend; gelten als fakultative Präkanzerosen.
Erreger: HumanePapillomaViren(HPV) vom Typ 6 & 11 (DNA-Viren)
Übertragung: Erfolgt durch GV; hartnäckiger, immer wieder rezidivierender Verlauf.
IKZ: Monate bis Jahre
Begünstigende Faktoren: - Chronische Vaginitis
- SS
Klinik: - Hautfarbene bis rötliche multiple, weiche, warzige Gebilde, die sich relativ schnell
vermehren & zu größeren papillomatösen Knoten oder plattenartigen Vegetationen
anwachsen können („Hahnenkamm“- bzw. „Feigen“- ahnlich)
- In seinen Furchen sammelt sich übelriechendes ev. eitriges Sekret an.
Prädilektionsstellen: - beim Mann: -Inneres Vorhautblatt
-Frenulum
-Sulcus coronarius
- bei der Frau: -hintere Kommissur
-Labia minora
Komplikationen: Invasives Wachstum mit Fistelbildung
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Als gefährlichste Verlaufsform gelten die seltenen & destruierend wachsenden Riesen condylomata
acuminata (Buschke-Löwenstein): - hierbei handelt es sich um den Übergang in bzw. schon um das
Vorliegen eines wohldifferenzierten Plattenepithelkarzinoms.
Therapie: - Radikale Entfernung bei grossen Kondylomen mit scharfem Löffel, Elektro- oder
Laserkoagulation
- Podophyllin (lokal): Mitosehemmendes Zytostatikum. Innerhalb von 24h kommt es zu
einer Nekrose der Kondylome, die nach wenigen Tagen abgestoßen werden.
- Trichloressigsäure (lokal): Ätzende Substanz
- Nachbehandlung mit Kamillosan Sitzbädern, Volon-A-Salbe, Genitalhygiene
CONDYLOMATA PLANA
Manifestationsform genitaler HPV-Infektion.
- Multiple, unscheinbare, flach erhabene Papeln am äußeren Genitale beider Geschlechter,
im Analkanal, sowie vor allem intravaginal & an der Zervix („zervikale Dysplasie“)
- Ausgeprägte dysplastische Läsionen imponieren als rötlicher Fleck & erscheinen bei Durchführung
der Jodprobe als Glykogen-negativ.
Alle HPV-bedingten Läsionen sind zytolog. durch sog. Koilozyten charakterisiert (Epithelzellen mit
zytopathogenem Effekt durch HPV – große perinukleäre Vakuolen, oft Doppelkernigkeit)
Histo: Plane Kondylome zeigen häufiger Kernatypien als Condylomata acuminata, nach deren
Ausmaß die Gradeinteilung (zervikale intraepitheliale Dysplasie/CIN I-III) erfolgt.
Höhergradige Läsionen sind durch Kernatypien in allen Epithelschichten, atypischen Mitosen,
aber nur wenige Koilozyten charakterisiert.(CIN III)
Condylomata plana & Condylomata acuminata sind „sexually transmitted diseases“(STD)
Die Infektiösität ist sehr hoch (60%)
IKZ: 4-6 Wochen
Sonderform der Condylomata plana ist die sog. „bowenoide Papulose“ : multiple flache rötliche oder
pigmentierte Papillome am äußeren Genital, die in nahezu 100% durch HPV16 erregt sind.
(Infektionsquelle von High-risk-HPV-Typen & Vorläuferläsionen von nach jahrzehntelanger Latenz
entstehender obligater Präkanzerosen)
UNERWÜNSCHTEWIRKUNGEN VON GLUKOKORTIKOIDEN
A)Wirkungen die nach oder während der Kortikoidtherapie auftreten können:
1)Akute NNR-Insuffizienz: durch supprimierte Achse Hypothalamus-HVL-NNR
2)Latente NNR-Insuffizienz
3)Exazerbation der Grundkrankheit
4)Kortikoid-Entzugssyndrom: Fieber, Arthralgien, Myalgien
B)Wirkungen die nach längerdauernder hochdosierter Therapie auftreten können:
1)Iatrogenes Cushing-Syndrom: Hypernatriämie, Ödeme, Hypertonie, Gewichtszunahme,
Hypokaliämische Alkalose
2)DM bzw. Verschlechterung der Stoffwechsellage
3)Erhöhtes Infektionsrisiko
4)Störungen der Wundheilung & Atrophie des subkutanen Gewebes durch antiproliferierende
Wirkung
5)Duodenalulcera & Ulcus ventriculi
6)Myopathien: prox. Extremität, Schulter- & Beckengürtel
7)Osteoporose: Katabole Wirkung, Ca-Stoffwechsel & Vit.-D –antagonistisch.
8)Psychische Störungen: Nervosität, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen
9)Wachstumsstörungen bei Kindern
10)Ekchymosen & Purpura
11)Erhöhte Thromboseneigung
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