Mechanismus der sauren Hydrolyse von Saccharose

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Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Die Biene als Chemielaborantin
Inhalt
1. Geschichte des Honigs ____________________
1
2. Rohstoffe des Honigs und deren Verarbeitung _____
5
3. Chemische Betrachtung von Honig ____________
9
4. Verwendung von Bienenprodukten
5. Experimenteller Teil
___________ 22
_____________________ 23
6. Schulrelevanz _________________________
32
7. Literatur _____________________________
33
1. Geschichte des Honigs
Bienen bevölkern schon seit 40-50 Millionen Jahren unseren Planeten,
wie man aus Bernsteinfunden weiß. Den Menschen der Jetztzeit gibt es
dagegen erst seit 200.000 Jahren und erst vor 40.000 Jahren entdeckte er
Feuer
und
Honig.
Bereits
7000
v.
Chr
machte
der
Mensch
Aufzeichnungen über die Sammlung des goldenen Süß. Höhlenmalereien
in der La Aranas – Höhle zeugen von der schwierigen Ernte.
In allen Hochkulturen der Antike wird von der wundersamen Fähigkeit der
Biene, Honig zu machen, berichtet. Honig wurde verehrt und genoss als
Nahrungs-, Schönheits- und Heilmittel größte Wertschätzung. Der
berühmte Arzt Hippokrates (466 bis 377 v. Chr.) verordnete Honig bei
Fieber, Verletzungen, Geschwüren und eiternden Wunden. Bei den
olympischen Spielen tranken die Athleten Honigwasser um schnell wieder
zu Kräften zu kommen. Honig diente als Opfergabe, als Grabbeigabe für
die Reise ins Jenseits und wurde als Zahlungsmittel eingesetzt. Honig war
selten, schwierig zu ernten und gehörte zu den begehrtesten süßen
Lebensmitteln, denn Zucker gab es noch nicht. Für die Juden war Honig
Symbol für Überfluss und Reichtum. Darum auch ihre Klage auf der Flucht
aus Ägypten: „Ist’s zu wenig, dass Du uns aus dem Lande geführt hast,
darin Milch und Honig fließt, dass Du uns tötest in der Wüste? Du musst
auch noch über uns herrschen?“ (4. Moses 16,13).
Erst die sesshaften Bauern und Siedler schafften es, die Bienen, die den
Honig erzeugen, zum „Haustier“ zu machen. Auch die Ernteerträge der
Obstbauern stiegen, wenn die Bienenvölker in Gebiete gebracht wurden,
in denen intensive Landwirtschaft betrieben wurde. Sie schufen ganze
Honig-Plantagen und schafften es, den Honig zu ernten und zu veredeln.
Bereits um 600 v. Chr. gab es in Griechenland eine voll entwickelte und
gesetzlich geregelte Imkerei. Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) verfasste
das erste Fachbuch über die Bienenzucht.
Einen großen Auftrieb bekam die Imkerei durch Karl den Großen: Er
befahl, dass jeder Gutshof einen Imker und einen Metbauern, also einen
Hersteller von Met (Honigwein), haben müsse. Zudem erließ er viele
Gesetze zum Schutz der Imkerei. Auch die Kirche war ein eifriger Förderer
der Bienenzucht, denn die Bienenstöcke lieferten das Wachs für die
Kerzen.
Alternativen zu Honig als Süßungsmittel gab es lange nicht: Zucker aus
Zuckerrohr kam erst ab dem späten Mittelalter nach Europa und war ein
unerschwinglicher Luxus, den sich selbst reiche Bürger und Fürsten nur
selten leisten konnten. Erst im 19. Jh. gelang die Herstellung von Zucker
aus den Wurzeln der Zuckerrübe und mit dem vermehrten Anbau der
Zuckerrübe wurde Zucker bezahlbar. Der Zucker löste den Honig als
Süßungsmittel ab – nicht aber als Genussmittel.
2. Rohstoffe des Honigs und deren Verarbeitung
Im Wesentlichen besteht der Honig aus drei Rohstoffen, die von den
Bienen
gesammelt
werden
und
denen
er
seine
chemische
Zusammensetzung und seine Wirkeigenschaften verdankt.
Den Nektar gewinnt die Biene aus den Nektarien der Blüte. Nektarien sind
pflanzliche Drüsengewebe, die zuckerhaltigen Saft aussondern, um
Insekten zur Bestäubung anzulocken. Dieser Pflanzensaft besteht zu 20%
aus Zucker und zu 80% aus Wasser, wobei diese Werte schwanken
können, da es sich um ein Naturprodukt handelt. Honige,
die
ausschließlich aus diesem Rohstoff gewonnen werden, nennt man
Blütenhonige.
Waldhonig wird auf eine besondere Art und Weise von den Bienen
gewonnen. Sie sammeln die Ausscheidungen von pflanzensaugenden
Insekten, den Lachniden. Dieser Honigtau enthält zuckerhaltige Reste
des Siebröhrensaftes der Pflanze. Hierbei steuert die Pflanze nicht aktiv
den Ausscheidungsprozess und damit die Abgabeprodukte. Neben der
Zuckerlösung werden der Pflanze auch Mineralstoffe und sonstige
Stoffwechselprodukte entzogen.
Der dritte Rohstoff, den die Biene sammelt, ist der Pollen, der männliche
Erbgutträger der Pflanze. Dieser bleibt bei den Blütenflügen der Bienen an
deren behaarten Hinterbeinen hängen und wird so zum Bienenstock
transportiert. Er ist sehr Protein- und Vitaminreich und trägt somit zur
Nahrungsqualität eines Honigs bei. Außerdem dient er den Bienen selbst
als Lipidquelle, dem sogenannten Bienenbrot. Enthält ein Honig mehr als
45%
einer
Pollensorte,
dient
die
entsprechende
Pflanze
als
Namensgeber (Lindenhonig, Sonnenblumenhonig). Die ätherischen Öle,
die der Pollen außerdem enthält, sorgen später für den charakteristischen
Geschmack der verschiedenen Honigsorten.
Wenn die Biene ihre Rohstoffe gesammelt hat, macht sie sich auf den
Rückflug zum Stock, wo sie ihre Fracht an die Arbeiterinnen (Stockbienen)
übergibt. Diese sind schließlich für die weitere Verarbeitung zuständig.
Die Rohstoffe werden mit dem Speichel der Transportbienen versetzt und
von den Stockbienen durch Fächeln vorgetrocknet. In den sogenannten
Waben aus Wachs lagert die Honigvorstufe und trocknet bis auf einen
bestimmten Wassergehalt aus.
Bei diesen Vorgängen versetzen sowohl die Sammlerinnen als auch die
Stockbienen den Honig mit Enzymen und Fermenten, die den Honig
„reifen“ lassen und ihm seine besondere Zusammensetzung verleihen.
Zuletzt wird die Wabe mit einem Deckel aus Wachs luftdicht verschlossen.
Bei der Ernte muss der Imker die Waben entdeckeln und den Honig, der
nun zu einer goldgelben, zähflüssigen Masse geworden ist, herausschleudern.
Diese
Vorgänge
unterliegen
mittlerweile
strengen
lebensmittelrechtlichen Auflagen. Der Honig darf zum Beispiel nur einen
maximalen Wassergehalt von 18% haben, da sich sonst seine Haltbarkeit
(Schimmel) verringert . Wird der Honig nachträglich durch den Imker
erhitzt, werden wichtige Enzyme, die im Honig enthalten sind, beschädigt
oder wirkunfähig gemacht. Unsachgemäßes Erhitzen kann durch Bildung
charakteristischer
Stoffe
chemisch
nachgewiesen
werden.
Stichprobenartige Kontrollen durch den Imkerbund sollen „schwarze
Schafe“ in der Imkerzunft entlarven. Durch im Ausland produzierte
Billighonige, kann jedoch bald keine Gewährleistung mehr für die
eigentlich hohe Qualität des Honigs gegeben werden.
Deutsche Imker können die Preise der Discounter nicht halten, daher
gehen immer mehr qualifizierte Imkerein zu Grunde, so dass die Imkerei
mehr und mehr zum Hobby degradiert wird.
3. Chemische Betrachtung von Honig
Im Wesentlichen besteht Honig aus verschiedenen Zuckern wie
Saccharose, Fructose und Glucose, sowie Wasser.
H
CH2OH
O
H
O
HO
OH
OH
H
O
OH
CH2OH
HOH2C
H
CH2OH O
H
OH
HO
H
HO
HO
HO
H
O
H
O
OH
HO
CH2OH
HOH2C
β-D-Glucopyranose
β-D-Fructofuranose
H
H
Saccharose
Diese organischen Grundbausteine des Honigs lassen sich durch
verschiedene qualitative und quantitative Nachweise bestimmen.
Bei der Verkohlung von Honig und verschiedenen anderen Zuckern in
Reinform durch Schwefelsäure werden alle OH-Gruppen des Zuckers
protoniert, wobei Wasser abgespalten wird, welches als Wasserdampf
entweicht. Durch die stark exotherme Reaktion scheidet sich Kohlenstoff
ab, der durch Wasserdampf aufgebläht wird. Es handelt sich dabei um
eine Säure/Base-Reaktion. Wichtig ist hier der Vergleich der entstandenen
Produkte, der einen ersten Rückschluss auf die Edukte zulässt. In allen
Fällen entsteht mehr oder weniger schnell ein poröser, schwarzer
Rückstand und Wasserdampf.
Um die Edukte im Honig genauer zu bestimmen, bedient man sich
gezielter Nachweisreaktionen.
Die quantitative Bestimmung der Konzentrationen von Zucker im Honig
könnte zum Beispiel gravimetrisch erfolgen, indem man sich die Reaktion
von reduzierenden Zuckern wie Glucose oder Fructose mit Fehlingscher
Lösung zunutze macht. Aufgrund des Vermögens zur Halbacetalöffnung
(Ringöffnung) wird das Aldehyd (offenkettige Glucose) zur Säure
(Glucoronsäure) oxidiert. Die Kupferionen werden zum Kupfer(I)oxid
reduziert, welches als roter Niederschlag ausfällt. So wird unter
Wärmeeinwirkung quantitativ das Kupfer(II)-Ion durch den Zucker
reduziert.
Wegen
der
Verknüpfung
über
die
halbacetalischen
Hxdroxylgruppen, durch die der Carbonylcharakter der Monosaccharide
blockiert wird, ist die Saccharose ein nichtreduzierender Zucker und liefert
eine negative Reaktion mit Fehling.
O
spH2
H
H
OH
HO
HO
HO
H
H
OH
H
OH
CH2OH
O
OH
HOH2C OH
sp3
OH
OH
H
O
H
H
OH
OH
CH 2OH
α-D-Glucopyranose
β-D-Glucopyranose
Oxidation:
CH2OH
CH2OH
OH
O
OH
OH
OH
OH
+1
OH
CHO
OH
OH
CH2OH
OH
OH
+3
COOH
OH
OH
Reduktion:
2 Cu 2+ + 2 e -
2 Cu + (Cu2O rot)
Dass die Saccharose im Honig trotz positiver Fehling-Reaktion im Honig
vorhanden ist, zeigt der Reife-Prozess des Honigs, der auf enzymatischen
Vorgängen beruht.
Die Honigsaccharase hat zwei Eigenschaften. Neben der hydrolytischen
Eigenschaft
treten
auch
noch
ihre
Transglucosidierungs-
oder
Transfructosidierungs-Eigenschaften in Kraft. Bei der Hydrolyse von
Saccharose wird der Glucosylrest auf Wasser übertragen, wobei Fructose
und Glucose (oben nachgewiesen) entstehen. Wird die Glucose auf
Saccharose übertragen, entsteht Erlose. Bei der Übertragung auf ein
anderes Glucose-Molekül entsteht Maltose (Transglucosidierung).
Enzymatische Spaltung von Saccharose
Die Saccharose wird hier locker an bestimmte
Strukturen des Enzyms gebunden, wobei das
glycosidisch gebundene Sauerstoffatom durch die
Aminosäuren katalytisch protoniert wird.
Nach der sich anschließenden Spaltung verlassen
die Produkte das aktive Zentrum des Moleküls.
Eine Nachahmung des enzymatischen Prozesses ist die Herstellung von
Kunsthonig, wobei Haushaltszucker (Saccharose) protonenkatalysiert in
Glucose und Fructose gespalten wird.
Mittels Zitronensaft, dessen enthaltene Säuren (z. B. Zitronensäure) die
nötigen Protonen liefert, wird die in Wasser gelöste Saccharose unter
Wärmeeinwirkung
hydrolysiert.
Man
erhält
eine
klare,
sirupartige
Flüssigkeit, die beim Erkalten nicht mehr kristallisiert. Die honigartige
Konsistenz wird also durch die Hydrolyse von Saccharose erzielt, wobei
Erlose
zusätzlich
als
Kristallisationshemmer
fungiert.
Der
Honig
(eigentliche Nahrung für die Bienen) ist so sicherlich leichter zu
handhaben, als eine Flüssigkeit. Außerdem können Monosaccharide
leichter verdaut werden und liefern eine höhere Energieausbeute als
Disaccharide.
Mechanismus
H
HO
HO
der
sauren
H
Hydrolyse
von
Saccharose
H
CH2OH O
HO
HO
H
OH
CH2OH O
H
OH
H
O
O
OH
OH
HO
OH
H
O
HO
CH2OH
HOH2C
H
Saccharose
H
CH2OH
HOH2C
H
H
H
HO
HO
OH
H
CH2 OH O
CH2 OH
O
HO
HO
H
OH
Oxoniumion
(Halbsessel)
H
H
H
β-D-Fructofuranose
H
CH2 OH
O
HO
HO
+
-H
CH2 OH
O
H
OH
H
OH
OH
OH2
α-D-Glucopyranose
Wie bei der enzymatischen Hydrolyse wird ein Proton an den
glycosidischen
Sauerstoff
gebunden,
der
so
aktiviert
wird.
Die
Abgangsgruppe ist Fructose, wobei nun ein mesomeriestabilisiertes
Oxoniumion in Halbsesselkonfiguration vorliegt. Durch die Anlagerung von
Wasser und Abspaltung eines Protons entsteht Glucose.
Seine Wirkeigenschaften verleihen dem Honig kleine Mengen an
Enzymen wie Phosphatase, Diastase, Glucoseoxidase.
Diastase (Amylase) spaltet -Amylose in Maltose-Einheiten. So wird der
Pollen verarbeitet, der Stärke als Energiespeicherstoff besitzt.
Die Amylase ist ein Indikator für unsachgemäßes Erhitzen. Ab einer
Temperatur von über 50° wird das Enzym irreversibel denaturiert.
Durch Bildung eines Iod-Stärke-Clathrats kann die Aktivität der Amylase
im Honig photometrisch (Stärke-Abbau/Zeit) bestimmt werden. Es handelt
sich ebenfalls um eine protonenkatalysierte Hydrolyse
H
CH2OH
O
H
CH2OH
O
O HO
H
OH
O
HO
H
HO
CH2OH
HOH2 C
Carbokation
H
HO
HO
OH
OH
H
O
OH
O
.
Ausschnitt von -Amylose mit -1,4 glycosidisch
gebundener -Glucose. Hier ist eine Maltose-Einheit
gezeigt.
blaues Iod-Stärke-Clathrat
Ein weiteres wichtiges Enzym im Honig ist die Glucose-Oxidase. Sie hat
die Aufgabe Glucose zu Glucoronsäure und Wasserstoffperoxid zu
oxidieren.
Die
Säurewirkung
der
Glucoronsäure
hemmt
Bakterienwachstum und macht den Honig haltbarer. Das Nebenprodukt
Wasserstoffperoxid ist verantwortlich für die heilsame Wirkung des Honigs
bei Erkältungs-krankheiten. Der Honig ersetzt dabei das Gurgeln mit
medizinischem Wasserstoffperoxid. Die sirupartige Konsistenz des Honigs
bewirkt die Linderung von Hustenreiz und der Vitamingehalt sorgt für
schnellere Genesung. Getestet wird die Aktivität der Glucoseoxidase
mit Hilfe von Teststäbchen, die den Peroxidgehalt messen.
Fakt ist, dass dieses Enzym durch Hitze geschädigt werden kann und sein
Arbeitsmaximum bei 40° hat. Man sollte also bei Erkältung keinen heißen,
sondern lauwarmen Tee mit Honig trinken.
Substruktur (FAD) der Glucose-Oxidase, Flavin-Adenin-Dinukleotid
(rot = aktives Zentrum)
Oxidation zu Gluconsäure
O
Riboflavinteil
H 3C
N
H 3C
N
NH
N
O
Reduktion
H 3C
H
N
Oxidation
H 3C
N
R
CH2
H
OH
H
OH
H
OH
N
O
O
O P O P O CH2
O
NH
N
H
NH2
CH2
O
O
O
N
N
N
H
H
HO OH
+ 2 Elektronen
0
-1
+3
+1
- 2 Elektronen
Gluconsäure
Zwei
Wasserstoffatome
werden
der
Glucose
entzogen
und
in
komplizierten radikalischen Prozessen mit Hilfe des Enzyms auf
Disauerstoff übertragen.
O
Honig ist außerdem eine Phenylalanin- und Prolinquelle, er liefert also
essentielle Aminosäuren, die vom Menschen nicht synthetisiert werden
können.
NH3
H
N
OH
OH
O
O
Prolin
Diese
freien
Phenylalanin
Aminosäuren
können
mit
der
Ninhydrin-Reaktion
nachgewiesen werden. Dieser Methode bedienten sich schon frühe
Gerichtsmediziner um Fingerabdrücke (menschlicher Schweiß und Haut
enthalten Aminosäuren) sichtbar zu machen. Der Farbstoff, der bei der
Reaktion von Ninhydrin mit Aminosäuren entsteht, wird Ruhemannscher
Purpur genannt. Der komplizierte Mechanismus ist bis heute noch nicht
bis ins Detail aufgeklärt, daher handelt sich bei den Vorschlägen in den
Fachbüchern größtenteils um Annahmen.
Sicher ist jedoch, dass zwei Ninhydrin-Moleküle über ein Stickstoff-Atom
verknüpft werden, sodass der blau-violette Farbstoff gebildet wird.
O
OH
2
H
COO O C
R
H2N CH
CO2
R
N
OH
O
+OH
-H2O
O
O
O
O
Die Aminosäuren haben zudem die Aufgabe dem Honig seinen typischen
Ninhydrin
Purpur
Geruch zu verleihen. Die Reaktion reduzierender ZuckerRuhemannscher
mit Aminosäuren
(Hydrat des Triketons)
(blau-violetter Farbstoff)
führt zu solchen Düften. Verschiedenste Acetaldehyde sorgen für den
Trachttypischen Geruch. Vor allem Prolin und Phenylalanin tragen zu
dieser Reaktion bei. Die Aminosäuren stammen meist aus Honigtau.
Zur Geruchsbildung tragen komplizierte Reaktionen von Aminosäuren mit
reduzierenden Zuckern bei.
=> Bildung von N - Glycosiden,
CH2OH
O
NHR
OH
H
HO
OH
=> Umlagerung zu Aminozuckern
CH2OH
OH NHR
OH
H
HO
O
=> Hydrolyse, Wasserabspaltung
CH2OH
OH
H
OH
O
HO
O
Wichtigstes Zwischenprodukt: α - Diketon der Glucose
Reaktion mit AS im Strecker-Abbau
Nach der Reaktion mit Glucose riechen die Proben von:
Phenylalanin
Prolin
Valin
nach
Veilchen / Flieder / Honig
Popkorn
Krokant
COOH
R1
R2
C O
C O
R1
H2N CH
CH2
R2
O
C
COOH
C
CH
N
R1
-CO2
R2
CH2
OH
C
C
N
CH
CH2
α-Diketon
aus Glucose
H 2O
Phenylalanin
O
R1
R2
OH
C
C
H
C
CH2
NH2
Phenylacetaldehyd
Der hohe Gehalt an Mineralien, vor allem von Waldhonig, garantierte
schon den frühen Olympioniken die Erhaltung ihres Elektrolyt-Haushaltes.
Sein Vitamingehalt sorgt für einen guten Stoffwechsel, der angenehme
Duft für Wohlbefinden.
Inhaltsstoffe
im
Überblick
Honig – Inhaltsstoffe
Einfachzucker
Enzyme
Vitamine
(Fermente)
Vitamin
Mineralien
C Kalium
Säuren
Gluconsäure
Traubenzucker Glucoseoxidase Vitamin B1 Natrium
Phosphatase
Vitamin B2- Calcium
(Glucose)
und
andere
organische
Invertase
Komplex
Phosphor
Fruchtzucker
Diastase
Vitamin B6 Schwefel
Apfelsäure,
(Fructose)
Katalase
Vitamin H
Chlor
Citronensäure,
Eisen
Milchsäure
Magnesium
Wasser
und
Mehrfachzucker
Disaccharide,
z.B.
Säuren,
Maltose
weitere
Spurenelemente
z.B.
Trisaccharide,
Aminosäuren
Hormone
Inhibine
Aromastoffe
z.B. Erlose
Prolin
Acetylcholin Flavonoide
Carbonsäure
Leucin/Isoleucin
Glucoseoxidase/ und Ester z.B.
Aspareaginsäure
Wasserstoff-
Phenylessig-
Glutaminsäure
peroxid
säureester
Phenylanalin
und
Threonuin
Bactericide
Alanin
Arginin
Histidin
Glycin
Lysin
Serin
Valin
Cystin
weitere Acetaldehyde
4. Verwendung von Bienenprodukten
Honig: Brotaufstrich, Kosmetika, Süßungsmittel
Vergärung zu Met
C6H12O6
H2O
C2H5OH
CO2
Wachs: 80 % Ester und Säuren, Smp: 63°C
Kosmetika, Möbelpflege, Kerzen
O
C30H61
H31C15
O
Hauptbestandteil des Bienenwachs: ungesättigter Fettsäureester mit
primärem Fettalkohol
Gelee Royal: Futtersaft der Königinnen
Medizin, Kosmetika
5. Experimenteller Teil
Versuch 1
Verkohlung organischer Substanzen mit Schwefelsäure.
Material:
4 Bechergläser (200 ml), Drahtnetz
Chemikalien:
halbkonz. Schwefelsäure, Glucose, Fructose, Saccharose, Zellulose,
Honig
Entsorgung:
Die schwefelsaure Lösung wird neutral kanalisiert, der Rückstand gelangt
trocken in den Hausmüll.
Durchführung:
Ein Becherglas wird mit je einem Kohlenhydrat so befüllt, dass der Boden
gut bedeckt ist. Auf alle Proben gibt man nun gut 5 mL der Schwefelsäure.
Die
Bechergläser
werden
zur
Vorsicht
auf
ein
Drahtnetz
gestellt.
Beobachtung:
Nach kurzer Zeit beginnt der Zucker, bzw. Honig sich schwarz zu färben.
Im Becherglas steigt die Masse schnell und vor allem plötzlich auf.
Wenn die Reaktion fast beendet ist, bleibt von den Proben nur noch eine
poröse, schwarze Masse übrig. Es riecht nach verbranntem Caramel.
Auswertung:
Es findet eine Säure/Base-Reaktion statt. Die starke Schwefelsäure
protoniert sofort die Hydroxy-Gruppen der Zucker. Aus dem gebildeten
Wasser entstehen durch erneute Protonierung Hydronium-Ionen.
Zudem ist die Reaktion so stark exotherm, dass entstehendes Wasser
sofort als Wasserdampf entweicht und die entstandene Kohlenstoffmasse
aufbläht.
C6H12O6 + H2SO4
C6 + 6-n H2O + H2SO4 · n H2O
Versuch 2
Nachweis reduzierender Zucker
Material:
5 Reagenzgläser (RG), Brenner, RG-Klammer, Feuerzeug, Spatel
Chemikalien:
Haushaltszucker, Glucose, Fructose, Honig, Fehlingsche Lösung I + II,
Wasser
Entsorgung:
Die restlichen Zucker werden dem Hausmüll zugeführt, die mit
Fehlingscher
Lösung
versetzen
Zucker
werden
neutral
in
die
Schwermetallabfälle entsorgt.
Durchführung:
In die Reagenzgläser werden jeweils Daumendick die Zucker und in eines
der Honig eingefüllt und in wenig Wasser gerade gelöst. In einem weiteren
RG werden jeweils 10 mL Fehling I und II gemischt (I: 7 g CuSO45 H2O in
100 ml Wasser, II: 35 KNa-Tartrat + 10 g NaOH in 100 ml Wasser). Vom
so entstandenen Nachweisreagenz gibt man einige ml zu den 4 Proben
und erhitzt kurz über dem Brenner. Nach dem Abkühlen beobachtet man
den Bodensatz.
Beobachtung:
Durch Mischen der blauen Fehlingschen Lösung I und der klaren Lösung
II entsteht der dunkelblaue Tartart-Komplex des Kupfers. Schon beim
Erwärmen ist bei allen Proben, außer bei Saccharose ein braunroter
Niederschlag entstanden.
Auswertung:
In allen Proben außer bei Saccharose sind reduzierende Zucker enthalten,
die mit den Kupferionen reagieren. Reaktionen siehe Seite 6.
Na
O
C
O
H
C
OH
2+
Cu
K
H
C
O
O
C
O
O
C
O
O
C
H
C
H
C
O
HO
O
Kalium-Natrium-Tartrat-Komplex des Kupfers
Versuch 3
Herstellung von Kunsthonig
Material:
Becherglas 200 mL, Magnetrührer mit Heizplatte, Rührfisch
Chemikalien:
Haushaltszucker, Zitrone, Wasser
Entsorgung:
Alle Stoffe können in Wasser gelöst in den Ausguss entsorgt werden.
K
Na
Durchführung:
In 100 ml Wasser wird der Haushaltszucker bis zur Sättigung gelöst. Die
Lösung wird unter Rühren langsam erwärmt und mit einem Spritzer
Zitronensaft schließlich zum Kochen gebracht. Nochmals wird etwas
Zucker hinzugefügt. Nach einigen Minuten prüft man die Konsistenz der
Lösung. Ist sie flüssig, wird nochmals aufgekocht. Ansonsten kühlt man
auf null Grad ab.
Beobachtung:
In 100 ml Wasser lösen sich 200 g Haushaltszucker, die Löslichkeit nimmt
mit der Temperatur zu (500 g/100 ml bei 100°C). Die anfangs gesättigte
Lösung
kann
beim
Kochen
noch
zusätzlichen
Haushaltszucker
aufnehmen, sprich lösen. Nachdem der Zitronensaft hinzugegeben wurde,
nahm die Lösung relativ schnell eine gelbliche Farbe an. Schon im
Kochprozess verändert die Lösung langsam ihre Konsistenz und wird
zäher. Beim Abkühlen jedoch erstarrt die Lösung zu einer festen aber
klaren Masse.
Auswertung:
Die polaren Hydroxygruppen der Saccharose ermöglichen ihr eine gute
Löslichkeit in Wasser. Durch die katalytisch wirkenden Protonen des
Zitronensaftes
werden
die
Saccharose-Moleküle
in
Fructose
und
Glucose gespalten. Das Verhältnis dieser Spaltprodukte bestimmt die
Konsistenz einer Lösung (zum Beispiel im Honig). Diese Lösung erstarrt,
ohne dass die Zucker auskristallisieren. Lässt man sie einige Zeit stehen,
bilden sich jedoch Saccharose-Kristalle und sinken zu Boden. Diesen
Vorgang kann man auch beim Honig beobachten. Mechanismus siehe
Seite 7. Die Produkte können mit Fehling nachgewiesen werden.
Versuch 4
Nachweis der Amylaseaktivität
Material:
2
Reagenzgläser,
Glasstab,
Wasserbad
mit
Magnetrührer
und
Thermometer
Chemikalien:
Honig, Kunsthonig, lösliche Stärke, Wasser, KI-Lösung
Entsorgung:
Alle Lösungen können zusammen mit viel Wasser im Abguss entsorgt
werden.
Durchführung:
Die Reagenzgläser werden mit einer wässrigen Lösung von Honig und
Kunsthonig befüllt. Zu beiden Reagenzgläsern gibt man eine Spatelspitze
lösliche Stärke, außerdem wenige Tropfen Jod-Kaliumiodid-Lösung,
sodass eine deutliche Blaufärbung zu sehen ist. Die Proben werden gut
geschüttelt und in ein Wasserbad mit einer Temperatur von 37-39°C
gestellt. Dort verbleiben sie mehrere Minuten, bis die Blaufärbung
verschwindet.
Beobachtung:
Nach Zugabe der Stärke erscheinen die Proben trübe. Sobald die KILösung hinzu kam, bildete sich ein blauschwarzer Komplex, der mit der
Zeit im Wasserbad verschwand. Die Probe mit dem Kunsthonig blieb
jedoch blau gefärbt.
Auswertung:
Der Honig besitzt Enzyme, die verschiedene Aufgaben haben. So spaltet
zum Beispiel die Amylase Stärke in Disaccharid-Einheiten, nämlich
Maltose. Die blaue Farbe der Lösung beruht auf einem zwischen Stärke
und der KI/I2-Lösung gebildetem Komplex, der natürlich nicht mehr
gebildet werden kann, wenn alle Stärke durch die Amylase abgebaut
wurde.
Versuch 5
Wirksamkeit von heißem Tee mit Honig
Material:
Bechergläser 200 mL, 3 Kontaktthermometer, 3 Magnetrührer mit
Heizplatte, Teelöffel
Chemikalien:
Wasser, Honig, Peroxid-Teststäbchen
Entsorgung:
Die
Lösungen
können
dem
Abwasser
beigegeben
werden,
die
Teststäbchen gibt man in den Hausmüll
Durchführung:
Auf drei Magnetrührern wird 150 mL Wasser auf 20°C, 40°C und 60°C
erhitzt. Die Temperatur wird mit Hilfe der Kontaktthermometer eingestellt,
sie regeln die Heizplatten. Allen drei Bechergläsern werden nun zwei
Teelöffel eines hochwertigen Honigs zugegeben. (Discount-Honig lieferte
nachweislich
nur
sehr
wenig
Enzm-Aktivität).
Nach
2-3
Minuten
langsamen Rührens wird mit einem Schnelltest auf Wasserstoffperoxid
geprüft.
Beobachtung:
Der Schnelltest zeigte in der 20°C-Probe einen sehr geringen Gehalt an
H2O2 an, in der 60°C-Probe war kein Wasserstoffperoxid enthalten. Die
Probe mit 40°C hatte den höchsten Gehalt.
Auswertung:
Das
Enzym
welches
hier
für
die
Wasserstoffperoxidproduktion
verantwortlich ist, heißt Glucose-Oxidase und oxidiert Glucose zu
Glucoronsäure, welche den pH-Wert des Honigs bestimmt. Dabei wird
gleichzeitig,
wahrscheinlich
Wasserstoff auf gelösten
über
radikalische
Zwischenstufen,
der
Sauerstoff übertragen, wobei das Peroxid
entsteht. Die Tester reagieren auf die Anwesenheit mittels eines
Redoxindikators.
Versuch 6
Nachweis freier Aminosäuren mit Ninhydrin
Material:
3 Reagenzgläser, 2 Tropfflaschen, Brenner
Chemikalien:
entionisiertes Wasser, Ninhydrinlösung (w = 0,25% in Propanol),
Natronlauge
(c
=
1mol/l),
Honiglösung,
Kunsthoniglösung,
Aminosäurelösung (Valin)
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral in die organische Abfälle gegeben.
Durchführung:
Ninhydrin färbt die Hände intensiv violett, man arbeitet deshalb mit
Handschuhen. Saubere Reagenzgläser werden jeweils etwa 1 cm hoch
mit Honig-, Kunsthonig- und Aminosäurelösung gefüllt.
Nun werden 5 Tropfen Natronlauge und 5 Tropfen der Ninhydrinlösung
zugefügt. Über der Brennerflamme wird schwach erhitzt.
Beobachtung:
Die Honig- und Aminosäurelösungen färben sich nach Erhitzen mit
alkalischer Ninhydrinlösung violett. Die Kunsthoniglösung zeigt keine
Reaktion mit dem Reagenz.
Auswertung:
Ninhydrin bildet mit Aminosäuren unter Decarboxylierung ein, über ein
Stickstoffatom verknüpftes, Dimer. So entsteht ein violetter Farbstoff, der
Ruhemannsche Purpur.
Versuch 7
Herstellung von Honigaromen
Material:
3 Reagenzgläser, Spatel, Wasserbad, Reagenzglasklammer, Brenner
Chemikalien:
versch. Aminosäuren (Prolin, Phenylalanin, Valin), Glucose, entionisiertes
Wasser
Entsorgung:
Alle Lösungen werden verdünnt in den Abguss gegeben.
Durchführung:
In einem Reagenzglas werden je eine Spatelspitze der ausgewählten
Aminosäure und Glucose mit einem Spatel gemischt, 5 Tropfen Wasser
zugetropft und vorsichtig im kochenden Wasserbad erwärmt.
Nun wird noch gelinde in der Brennerflamme erhitzt. Nach Abkühlen wird
der Geruch und die Farbe der Proben notiert.
Beobachtung:
Die Proben haben schon nach kurzer Zeit im Wasserbad einen
spezifischen Geruch. Die Farbe der Proben ändert sich während des
Erhitzens
im
Brenner
von
weiß
nach
gelb
(Nichtenzymatische
Bräunungsreaktion)
Aminosäure
Aroma (Wasserbad)
Aroma (Brenner)
Prolin
Frisches Brot
Backaroma
Phenylalanin
Veilchen
Flieder
Valin
Roggenbrot
Schokolade
Auswertung:
Geschmacksvermittelnd sind die Monosaccharide, die Glucoronsäure
sowie Prolin. Prolin (aber auch andere Aminosäuren) reagiert als
sekundäres Amin bei den herrschenden Stocktemperaturen und dem
sauren pH-Wert mit reduzierenden Zuckern in der Maillard-Reaktion.
Diese nichtenzymatische Bräunungsreaktion bildet gelb bis braun
gefärbte,
duftende Verbindungen.
6. Schulrelevanz
Durch den Hohen Alltagsbezug des Themas Honig und des
vielfältigen
Einsatzes
aller
Sinne,
eignet
sich
das
Thema
hervorragend für Lernzirkel oder Projekttage. Das Thema behandelt
gängige Reaktionen und viele Grundlagen der organischen Chemie,
sodass eine vielfältige Chemie möglich ist.
Die verständlichen Vergleichsreaktionen erlauben ein umfassendes
Begreifen der Dinge.
Da fast ausschließlich ungiftige Reagenzien verwendet
werden,
eigent sich das Thema Honig hervorragend für den Unterricht und ist
sogar noch ausbaufähig. Zucker- und Aminosäurechemie, sowie
Carbonsäuren und Oxidationsmittel könnten vertieft werden.
Nachteil:
Oftmals komplizierte bzw. noch ungeklärte Mechanismen
Keine genauen Konzentrationsangaben – kaum reproduzierbare
Werte.
7. Literatur
Deifel, A.: Chemie in unserer Zeit, 1989, 23, 25 - 33.
Mortimer, C.E.: Chemie, 6. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New
York 1996
Gerstner, E.: Skriptum zum anorganisch-chemischen Praktikum, 3.
Aufl., Marburg 2003
Aurich, H.G.,
P. Rinze:
Chemisches Praktikum für Mediziner, 5. Aufl., Teubner
Verlag, Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden 2001
Lipp J.: Naturwissenschaftliche Rundschau, 1988, 185 - 189.
Bayer, H.; Walter, W.: Lehrbuch der organischen Chemie, S. Hirzel
Verlag, Stuttgart, 1998.
Peter/Vollhardt/Schore; Organische Chemie, VHC, Weinheim, 1995.
Bader, H.J., Flint, A.: Beiträge zur Didaktik der Chemie. Bd. 2, Verlag,
Harri Deutsch, 1999
Frings, Hans Joachim: Experimentelle Bienenkunde in der Schule. Aus
vorhandenen
Unterlagen
fertiggestellt
von
Gerhard
Winkel
[Schulbiologiezentrum Hannover und Verein zur Förderung des
Schulbiologiezentrums Hannover e.V.], Verein zur Förderung des
Schulbiologiezentrums, 1994)
Schwedt, Georg: Experimente mit Supemarktprodukten, Wiley VCH,
2001
Wörn, A., Lühken,A., Melle, J.: Honig, Chemieunterricht an einem
interessanten Lebensmittel, PdN-Ch 6/46, S. 9ff, 1997
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