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http://www.innovations-report.de/html/berichte/biowissenschaften_chemie/bericht-29256.html
Soja - Sonnen- und Schattenseiten
14.05.2004
Die bekannte Hülsenfrucht kann auch gesundheitsschädlich wirken
Soja ist in - ob nun als Soja-Drink, Soja-Würstchen oder als bewährte Soja-Sauce, die Hülsenfrucht,
die in Asien als Grundnahrungsmittel dient, wird auch hierzulande immer häufiger gegessen. Der
Grund: Soja gilt als gesund. Krebsvorbeugend ist ein Attribut, das Soja häufig bescheinigt wird.
Außerdem soll der gerne als Fleischersatz verwendete Stoff die Beschwerden der Wechseljahre
mildern. Doch gibt es wirklich nur positive Auswirkungen? Wissenschaftler der Universität
Karlsruhe untersuchen die Wirkungsweise von Soja und haben herausgefunden: Soja hat nicht nur
eine "gesunde" Seite; es kann möglicherweise auch der Gesundheit schaden und ins Gegenteil
umschlagen: Bestimmte Zwischenprodukte, die während des Stoffwechsels entstehen, ähneln
bekannten, krebserregenden Stoffen.
Bestimmte Phytoöstrogene, die in Soja
vorkommen, können zu Schäden am genetischen
Material führen. Zu sehen sind zwei
menschliche Zellen, deren genetisches Material
durch einen blauen Fluoreszenzfarbstoff sichtbar
gemacht wurde
Japanerinnen leiden während der Wechseljahre seltener unter Hitzewallungen und Osteoporose als
ihre europäischen Altergenossinnen. Dies führen Wissenschaftler auf den häufigen Genuss
sojahaltiger Lebensmittel zurück. Welcher Inhaltsstoff der Sojapflanze jedoch für diese positive
Wirkung verantwortlich ist, darüber besteht noch weitgehend Unklarheit. Unstrittig ist bisher nur,
dass Soja hohe Konzentrationen an Phytoöstrogenen enthält. Diese Pflanzeninhaltsstoffe wirken
ähnlich wie ein weibliches Sexualhormon, das Östradiol. Doch ob gerade die Phytoöstrogene eine
solche gesundheitsfördernde Wirkung haben, ist noch offen. Professor Dr. Manfred Metzler, Leiter
des Instituts für Lebensmittelchemie und Toxikologie: "Auch ein ganz anderer Inhaltsstoff kann
diese positiven Wirkungen verursachen".
Die Arbeitsgruppe um Metzler erforscht, was genau geschieht, wenn Phytoöstrogene mit der
Nahrung aufgenommen werden. "Wir möchten zum einen herausfinden, welche Zwischen- und
Endprodukte beim Abbau der Phytoöstrogene entstehen, zum anderen versuchen wir zu
entschlüsseln, welche Wirkung diese Produkte dann haben", erklärt Metzler.
Ein Experiment untersucht, ob bestimmte dieser Zwischenprodukte krebserregend sind. Zwar wird
Soja häufig eine vorbeugende Wirkung, insbesondere was Brust-, Prostata- und Dickdarmkrebs
angeht, attestiert. Metzler warnt jedoch: Bestimmte Zwischenprodukte, die beim Abbau der
Phytoöstrogene im Körper entstehen, ähneln bekannten, krebserregenden Stoffen. Um deren
Wirkung genauestens zu untersuchen, werfen die Forscher der Fridericiana einen Blick hinein in
einzelne Zellen: Sie prüfen, ob die Zugabe von Phytoöstrogenen bestimmte Zellstrukturen so
verändert, dass daraus eine Krebserkrankung entstehen kann. Dies wäre beispielsweise durch die
Veränderung des genetischen Materials, das sich im Zellkern befindet, möglich (siehe Abbildung).
Weiter untersuchen die Forscher, wie sich die Phytoöstrogene auf das Verhalten der Mitosespindel
auswirken, die eine entscheidende Rolle bei der Zellteilung spielt. Man kann sich die Mitosespindel
wie ein gut organisiertes Netz aus dünnen Fäden vorstellen, welche die das Erbmaterial
enthaltenden Chromosomen gleichmäßig in die zwei Tocherzellen hinüberziehen. Wird dieser
Mechanismus gestört, verteilt sich das Erbmaterial ungleichmäßig. Für drei verschiedene
Phytoöstrogene, die alle in Soja enthalten sind, erhielten die Wissenschaftler während dieses
Versuchs einen eindeutig positiven Effekt. Metzler: "Das heißt, dass diese Substanzen und einige
ihrer Abbauprodukte potenziell krebserregend sind." Er schränkt allerdings ein, dieser Effekt sei
bisher nur in einzelnen Zellen beobachtet worden. Ob sich die Ergebnisse auf einen gesamten
Organismus übertragen lassen, müsse noch untersucht werden."
Ebenfalls kritisch beurteilen die Karlsruher Wissenschaftler, dass die Enzyme, welche die
Phytoöstrogene im Körper abbauen, gleichzeitig auch für den Abbau des körpereigenen Hormons
Östradiol verantwortlich sind. Phytoöstrogene und Östradiol treten damit in einen Wettstreit um die
nur in begrenzter Anzahl vorhandenen Enzyme. Metzler: "Phytoöstrogene sind damit potenziell in
der Lage, in den Stoffwechsel des Östradiols einzugreifen."
Nähere Informationen:
Angelika Schukraft
Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH)
Telefon: 0721/608-6212
E-Mail: [email protected]
Dr. Elisabeth Zuber-Knost | Quelle: Uni Karlsruhe
Weitere Informationen: www.uni-karlsruhe.de/~presse/pm_1700.html
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