Al2_ms_sose1996

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Markus Schumacher
Eichendorffstr. 7
97072 Würzburg
SoSe 1996
Motivation
&
Emotion
Inhaltsverzeichnis
1 MOTIVATION UND EMOTION
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1.1 DEFINITIONEN
1.2 THEORIEN DER MOTIVATIONSPSYCHOLOGIE
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2 GRUNDLEGENDE ELEMENTE DER MOTIVATION
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2.1 BEGRIFFSKLÄRUNG
2.1.1 DIE THEORIE VON BREHM
2.2 KOMPLEXITÄT EINER AUFGABE BEEINFLUßT DIE LEISTUNG
2.3 SELBSTVERPFLICHTUNG ZU EINEM ZIEL
2.4 KONFLIKTE ZWISCHEN ZIELEN
2.5 EINFLUß VON LERNERFAHRUNGEN AUF DIE MOTIVATION
2.6 AUSWIRKUNGEN
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3 HANDLUNGSKONTROLLE IN DER MOTIVATION
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3.1 DIE WAHRNEHMUNG EINER DISKREPANZ ZWISCHEN IST- UND SOLL-ZUSTAND ALS
MOTIVATION
3.1.1 DAS TOTE-MODELL
3.1.2 DAS MODELL VON POWERS
3.2 ALLGEMEINES MODELL DER HANDLUNGSKONTROLLE
3.3 DIE ROLLE DES WILLENS IN DER MOTIVATION
3.3.1 DAS RUBICON-MODELL NACH GOLLWITZER
3.3.2 DAS MODELL DER HANDLUNGSKONTROLLE VON KUHL
3.3.2.1 Auswirkungen von Handlungs- und Zustandsorientierung
3.3.2.2 Möglichkeiten, ein Ziel aufrechtzuerhalten
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4 DAS SELBSTBILD IN DER MOTIVATION
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4.1 THEORIE DER SELBSTWAHRNEHMUNG (DUVAL & WICKLUND, 1972)
4.2 INTERNAL-GUIDANCE-SYSTEM (CARVER & SCHEIER, 1990)
4.2.1 UNTERSUCHUNG VON SCHEIER & CARVER (1983)
4.2.2 UNTERSUCHUNG VON CARVER, BLANEY & SCHEIER (1979)
4.2.3 UNTERSUCHUNG VON GREENBERG & MUSHAM (1981)
4.2.4 DARSTELLUNG DER SCHRITTE 1-6 ANHAND EINES MODELLS
4.2.5 VERGLEICH DER THEORIEN VON DUVAL & WICKLUND UND CARVER & SCHEIER
4.3 ARTEN VON SELF-SCHEMATA
4.3.1 AUSWIRKUNG WENN OUGHT SELF BZW. ACTUAL SELF NICHT ERREICHT WERDEN
4.3.2 UNTERSUCHUNG VON STRAUTMAN & HIGGINS (1987)
4.4 THEORIE SOZIALER VERGLEICHE (FESTINGER, 1954)
4.4.1 BEWERTUNG ANDERER IN ABHÄNGIGKEIT VOM EIGENEN SELBSTWERTGEFÜHL
4.5 AUFRECHTERHALTUNG DES SELBSTWERTGEFÜHLS
4.5.1 UNTERSUCHUNG VON TESSER & SMITH (1980)
4.6 THEORIE DER KOGNITIVEN DISSONANZ (FESTINGER, 1957)
4.6.1 UNTERSUCHUNG ZUR KONGNIT. DISSONANZ
4.7 STRATEGIE UM DAS SELBSTWERTGEFÜHL ZU ERHALTEN
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4.7.1 SELF-HANDICAPPING (JONES & BERGLAS, 1978)
4.7.2 EXCUSE MAKING (SNYDER, HIGGINS & STUCKY, 1983)
4.7.3 SELF-SERVING-ATTRIBUTIONAL-BIAS
4.7.4 VERMINDERUNG DER SELBSTWAHRNEHMUNG DURCH ALKOHOLKONSUM
4.7.5 SYMBOLIC SELF-COMPLETION (WICKLUND & GOLLWITZER, 1982)
4.7.6 ALLGEMEINE ÜBERLEGUNG ZUM SELBSTWERTGEFÜHL
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5 KAPITEL 5 MOTIVATION FOR COMPETITION AND CONTROL
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5.1 MOTIVATION FOR COMPETITION
5.1.1 ENTWICKLUNG DER MASTERY UND DEPENCY-MOTIVATION (HARTER, 1981)
5.1.2 ERKLÄRUNG DES SCHEMAS
5.1.3 WANN VERSTÄRKT EIN PERFORMANCE GOAL DIE MASTERY MOTIVATION?
5.1.4 KRITERIEN NACH DENEN SICH MENSCHEN BEWERTEN
5.2 FÄHIGKEIT UND INTRINSISCHE MOTIVATION (COMPETENCE & INTRINSIC M. )
5.2.1 AUSWIRKUNG VON BELOHNUNG AUF DAS INTERESSE
5.2.1.1 Untersuchung von Deci (1971)
5.2.2 THEORIE DER KOGNITIVEN BEWERTUNG (DECI & RYAN, 1985)
5.2.2.1 Untersuchung von Harackiewic, Manderlink & Sanson (1985)
5.3 COMPETENCE VALUATION (HARCKIEWICZ, 1984)
5.4 ILLUSION DER KONTROLLE, STREBEN NACH KONTROLLE UND KONTROLLMOTIVATION
5.4.1 NUTZEN VON KONTROLLE UND DER ILLUSION VON KONTROLLE
5.5 ERKENNTNISMOTIVATION (KRUGLANSKI, 1989) EPISTEMIC MOTIVATION
5.6 SELBSTWIRKSAMKEIT (SELF-EFFICACY)
5.6.1 BEISPIEL ZUR VERDEUTLICHUNG DES ZUSAMMENSPIELS VON PSYCHISCHEN & SOMATISCHEN
FAKTOREN:
5.6.2 WIRKUNGEN DER SELF-EFFICACY
5.7 ERLERNTE HILFLOSIGKEIT (SELIGMAN, 1975)
5.7.1 UNTERSUCHUNGEN ZUR ERLERNTEN HILFLOSIGKEIT
5.7.2 ERKLÄRUNG ÜBER DIE ATTRIBUTIONSTHEORIE VON WEINER
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6 KAPITEL 6 LEISTUNGSMOTIV, ANSCHLUßMOTIV UND MACHT
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6.1 DAS KONZEPT DER BEDÜRFNISSE VON MURRAY
6.2 MOTIVENTSTEHUNG NACH MCCLELLAND (1953)
6.2.1 NACH EINER ÜBERARBEITUNG SEINER THEORIE UNTERSCHEIDET MCCLELLAND:
6.2.2 SCHEMA VON MCCLELLAND
6.3 DAS RISIKO-WAHL-MODELL (ATKINSON, 1957) UND DESSEN ANWENDUNG AUF
LEISTUNGSMOTIVATION
6.3.1 EMPIRISCHE EVIDENZ FÜR DIE THEORIE
6.3.2 ALTERNATIVE ERKLÄRUNG FÜR DIE AUFGABENWAHL ÜBER DIE ATTRIBUTIONSTHEORIE
(WEINER, 1985)
6.3.3 KRITIK AM RISIKO-WAHL-MODELL
6.3.4 BELOHNUNGSAUFSCHUB (DELAY OF GRADIFIKTION)
6.3.5 ZUM PROBLEM DER MOTIVISOLATION
6.4 ANSCHLUßMOTIVATION (AFFILIATIVE MOTIVATION)
6.4.1 NEED FOR AFFILIATION VS. INTIMACY MOTIVE
6.5 THEORIE DER ZWISCHENMENSCHLICHEN BINDUNG UND BINDUNGSMOTIVATION
(ATTACHMENT THEORIE UND MOTIVATION)
6.6 DAS MACHTMOTIV UND SEINE VERHALTENSAUSWIRKUNGEN
6.6.1 KENNZEICHEN UND UNTERSCHEIDUNG DER STUFEN III & IV
6.6.2 ZUSAMMENHANG VON MACHTMOTIVATION, STREß UND KRANKHEIT
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7 SOZIALE EINFLÜSSE AUF DIE MOTIVATION
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7.1 SOZIALE ÄNGSTLICHKEIT
7.1.1 IMPRESSION MOTIVATION
7.1.2 PRÜFUNGSANGST
7.1.3 DIE MOTIVATION ZUR SELBSTDARSTELLUNG (SELF-PRESENTATION)
7.2 SOZIALE ERLEICHTERUNG
7.2.1 ZAJONCS (1965) ERKLÄRUNG ÜBER TRIEB UND AROUSAL
7.2.1.1 Warum entsteht bei der Anwesenheit von anderen Arousal?
7.2.1.2 Auswirkungen auf das Verhalten, die nichts mit Arousal zu tun haben
7.2.1.3 Elektronische Überwachung
7.2.2 MOTIVATIONSRÜCKGANG IN GRUPPEN (SOCIAL LOAFING)
7.2.3 MÖGLICHE ERKLÄRUNGEN
7.2.3.1 Angleichung der Anstrengung
7.2.3.2 Sich in der Menge verstecken
7.2.3.3 Fehlen eines Standards
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8 PROSOZIALES VERHALTEN UND AGGRESSION
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8.1 WARUM HELFEN MENSCHEN ANDEREN?
8.2 MODELLE UND THEORIEN
8.2.1 EMPATHIE-ALTRUISMUS THEORIE (BATSON)
8.2.1.1 Untersuchung von Batson (1991) (Von Strack in der VL angesprochen)
8.2.2 EMPATHIE-DISTRESS MOTIVATION
8.2.3 DAS KOSTEN-NUTZEN MODELL
8.2.3.1 Untersuchung von Schotland and Heinold (1985)
8.2.4 VORÜBERGEHENDE STIMMUNGEN UND IHR EINFLUß AUF DAS HILFEVERHALTEN
8.2.4.1 Untersuchung von Berkowitz (1987)
8.2.5 EINFLUß DES GEFÜHLS DER NÄHE UND ÄHNLICHKEIT
8.2.5.1 Untersuchung von Lanzetta & Englis (1989)
8.2.6 EINFLUß VON ZEITDRUCK AUF DIE HILFSBEREITSCHAFT
8.2.6.1 Untersuchung von Batson & Daley (Aus VL)
8.2.7 EINFLUß DER SITUATION AUF DAS HILFEVERHALTEN
8.2.7.1 Untersuchung von Latané & Darley
8.3 METHODEN EINES OPFERS, HILFE ZU ERLANGEN
8.4 AGGRESSIVES VERHALTEN
8.4.1 DEFINITION VON AGGRESSIVEM VERHALTEN
8.4.2 FORMEN DER AGGRESSION
8.4.3 MOTIVATION FÜR AGGRESSIVE VERHALTENSWEISEN
8.4.4 THEORETISCHE PERSPEKTIVEN DER AGGRESSION
8.4.4.1 Aggression als angeborenes Verhalten
8.4.4.2 Die Frustrations-Aggressions-Hypothese (Dollard et al., 1939)
8.4.4.3 Überarbeitete Frustrations-Aggressions-Hypothese
8.4.4.4 Kognitiver Neoassoziationsansatz (Berkowitz, 1990)
8.4.4.5 Aggression als erlerntes Sozialverhalten (Bandura, 1983)
8.4.5 AGGRESSION IN DER INTERAKTION
8.4.6 KARTHARSIS-KONZEPT
8.4.7 ERREGUNGSTRANSFER NACH ZILLMANN
8.4.8 WANN KOMMT ES ZU EINER REDUKTION DER AGGRESSION?
8.4.9 METHODEN AGGRESSION ZU MESSEN
8.4.10 EINFLUß DER MEDIEN AUF AGGRESSION
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9 AROUSAL
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9.1 DRIVE-THEORIE (HULL, 1943)
9.1.1 MANIFEST ANXIETY SCALE (TAYLOR, 1953)
9.1.2 UNTERSUCHUNG VON SPIELBERGER UND SMITH (1966)
9.1.3 KRITIK AN DER DRIVE-THEORIE (ZUSAMMENHANG VON DRIVE UND STIMULATION)
9.2 AROUSAL-THEORIE
9.2.1 UNTERSCHIEDE VON AROUSAL- / DRIVE-THEORIE
9.2.2 WIE ENTSTEHT MOTIVATION?
9.2.3 DIE WUNDT KURVE
9.2.4 ACQUIRED TASTE
9.2.5 PSYCHOLOGICAL REVERSALS (APTER, 1989)
9.2.6 AUSLÖSER FÜR PSYCHOLOGICAL REVERSALS
9.3 INDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE IN DER SUCHE NACH STIMULATION
9.3.1 THEORIE VON EXTRAVERSION UND INTROVERSION (EYSENCK, 1967)
9.3.2 UNTERSUCHUNG VON GEEN (1984)
9.3.3 SENSATION SEEKING (ZUCKERMANN 1990)
9.3.4 BEVORZUGUNG FÜR TELIC / PARATELIC
9.4 PHYSIOLOGISCHE ERKLÄRUNGEN FÜR AROUSAL
9.4.1.1 Formatio Reticularis & Limbisches System
9.4.1.2 BIS & BAS (Gray, 1981)
9.4.1.3 Arousal-Activation-Effort Model (McGuinness, 1975)
9.4.1.4 Aktivierungsmuster von ZNS, ANS und Verhalten zeigen oft nur geringe Korrelation:
9.4.1.5 Signifikanz der Herzrate
9.5 YERKES-DODSON-GESETZ
9.5.1 ÜBERMOTIVATION
9.5.2 ERKLÄRUNGEN FÜR DAS YERKES-DODSON-GESETZ
9.5.3 KRITIK AM YERKES-DODSON-GESETZ
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10 EMOTIONEN
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10.1 EINFÜHRUNG & BEGRIFFSKLÄRUNG
10.1.1 DEFINITION DES EMOTIONSBEGRIFFS
10.1.2 ÜBER EMOTIONEN
10.2 HISTORISCHE ANSÄTZE DER EMOTIONSPSYCHOLOGIE
10.2.1 DIE PSYCHODYNAMISCHE THEORIE VON FREUD
10.2.2 PHYSIOLOGISCHE ANSÄTZE
10.2.2.1 James-Lange-Theorie der Emotionen
10.2.2.2 Die Theorie von McLean
10.2.3 EVOLUTIONSBIOLOGISCHER ANSATZ VON DARWIN
10.2.4 VERGLEICH DER THEORIE VON FREUD & DARWIN
10.2.5 VERHALTENSTHEORETISCHE ANSÄTZE
10.2.5.1 Watson (1919)
10.2.5.2 Bereitschaft zu Phobischem Verhalten
10.2.5.3 Der Garcia-Effekt (Garcia & Koelling, 1966)
10.2.5.4 Das Konditionieren von emotionalen Bedeutungen
10.2.5.5 B. F. Skinner
10.2.6 VERGLEICH VON BEHAVIORISMUS & EVOLUTIONSBIOLOGISCHEM ANSATZ
10.3 METHODEN ZUR STIMMUNGSINDUKTION
10.4 EMOTIONSMAßE
10.4.1 MAßE DES SUBJEKTIVEN ERLEBENS VON EMOTIONEN
10.4.2 GÄNGIGE METHODEN ZUR ERFASSUNG VON EMOTIONEN MITTELS SELBSTBESCHREIBUNGEN
10.4.3 ERFASSUNG EINES EMOTIONSPROFILS ÜBER ADJEKTIVLISTEN
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10.4.4 PHYSIKALISCHE MAßE ZUR ERFASSUNG VON EMOTIONEN
10.4.4.1 Die Aufzeichnung von Physiologischen Reaktionen
10.4.4.2 Methoden, mit denen physikalische Maße verfälscht werden können
10.4.4.3 Studien, in denen physikalische Maße eingesetzt worden sind
10.4.5 DAS MESSEN VON EMOTIONEN ÜBER DAS VERHALTEN
10.4.5.1 ... bei Tieren
10.4.5.2 ... bei Menschen
10.4.6 PROBLEME BEIM ERFASSEN VON EMOTIONEN
10.5 DIE THEORIE VON JAMES
10.5.1 DIE URSPRÜNGLICHE FASSUNG SEINER THEORIE
10.5.2 SEINE PRÄZISIERTE FASSUNG
10.5.3 CANNONS KRITIK AN DIESER THEORIE
10.5.4 THEORIE CANNONS
10.5.4.1 Kritik an Cannons Kritikpunkten
10.5.5 WIE KÖNNEN EMOTIONEN GEMESSEN WERDEN?
10.6 DIE THEORIE VON SCHACHTER & SINGER
10.6.1 DIE UNTERSUCHUNG VON MARANON (1924)
10.6.2 DIE 2-KOMPONENTENTHEORIE VON SCHACHTER & SINGER
10.6.3 DER ALLTÄGLICHE FALL DER EMOTIONSENTSTEHUNG
10.6.4 DER NICHT-ALLTÄGLICHE FALL DER EMOTIONSENTSTEHUNG (WIE Z.B. IM EXPERIMENT VON
SCHACHTER & SINGER)
10.6.5 UNTERSUCHUNG VON SCHACHTER & SINGER (1962)
10.6.5.1 Kritik an der Untersuchung:
10.6.6 VERBESSERTE METHODE VON ROSS, RODIN & ZIMBARDO (1969)
10.6.6.1 Die Auswirkungen von Fehlattributionen auf Emotionen
10.6.6.2 Die Hypothese der vorbereitenden Information
10.7 DIE MODIFIKATION DER ZWEI-FAKTOREN-THEORIE DURCH VALINS
10.8 REPLIKATIONSVERSUCH VON MARSHALL & ZIMBARDO
10.9 DIE EMOTIONSTHEORIE VON MANDLER
10.10 ERREGUNGSTRANSFER (ZILLMANN, 1978)
10.10.1 UNTERSUCHUNG VON ZILLMANN (1971)
10.10.1.1 Vergleich dieser Theorie mit der von Schachter & Singer
10.10.1.2 Bedingungen, unter denen der Erregungstransfer stattfinden kann
10.11 IST PHYSIOLOGISCHE ERREGUNG ÜBERHAUPT FÜR DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN
NOTWENDIG?
10.12 DIE THEORIE VON PLUTCHIK
10.12.1 SEINE ANNAHMEN
10.12.2 SEIN 3-DIMENSIONALES EMOTIONSMODELL “DIE EMOTION-SOLID”
10.12.3 DIE SEQUENZ DES AUFTRETENS VON EMOTIONEN
10.12.4 PLUTCHIKS AUFFASSUNG VON PERSÖNLICHKEITSEIGENSCHAFTEN
10.13 DAS EMOTIONSMODELL VON MILLENSON
10.13.1 SEINE GRUNDANNAHMEN
10.13.2 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN
10.13.3 SEIN MODELL UND DER VERGLEICH MIT PLUTCHIK
10.13.4 WIE KÖNNEN EMOTIONEN KONTROLLIERT WERDEN?
10.13.5 ABNORMES EMOTIONALES VERHALTEN
10.14 ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN ELEMENTEN DES VERHALTENS
10.14.1 VERBINDUNG ZWISCHEN ANS UND MIMIK
10.14.2 AKTIVITÄT VON CORTEXBEREICHEN UND EMOTIONEN
10.15 ZUSAMMENHANG ZWISCHEN EMOTION UND MIMIK
10.15.1 UNIVERSELLE UND KULTURELLE BASIS VON EMOTIONEN
10.15.2 KÖNNEN LÜGEN AM GESICHTSAUSDRUCK ENTTARNT WERDEN?
10.15.3 METHODEN ZUR ERFASSUNG DER VERÄNDERUNG DER MIMIK
10.15.3.1 Verfeinerte Methode zur Erfassung von Emotionen über die Mimik
10.15.3.2 Theoretische Schlußfolgerungen aus den Erkenntnissen von Cacioppo et al.
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10.15.4 GIBT ES EINE AUFGABENVERTEILUNG ZWISCHEN RECHTER UND LINKER HEMISPHÄRE IN
BEZUG AUF ENTSTEHUNG, EMPFINDUNG UND VERARBEITUNG VON EMOTIONEN?
10.15.4.1 Allgemeine Überlegungen
10.15.4.2 Wahrnehmung, Verarbeitung und Ausdruck von Emotionen
10.15.5 DIE FACIAL-FEEDBACK-THEORIE
10.15.5.1 Die Sichtweise von Bemm
10.15.6 UNTERSUCHUNGEN ZUR FACIAL-FEEDBACK THEORIE
10.15.6.1 Untersuchung von Eckman, Levenson & Friesen (1983)
10.15.6.2 Untersuchung von Laird (1984)
10.15.6.3 Untersuchung von Strack, Stepper & Martin (1988)
10.15.7 ANSTECKENDE WIRKUNG VON EMOTIONEN UND UNBEWUßTE NACHAHMUNG DER MIMIK
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10.15.8.1 Kognitive Mediation (Buck, 1985)
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10.15.8.2 Neuronale Netzwerke
92
10.15.8.3 Biological Mediation
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10.15.8.4 Feedback als Informationsquelle
92
10.15.9 DIE UNTERSUCHUNG VON ECKMAN, LEVENSON & FRIESEN (1983)
92
10.15.9.1 Erklärung, warum dies in früheren Untersuchung nicht nachgewiesen werden konnte
93
10.15.9.2 Kritik an der Untersuchung und dem Ergebnis
93
10.16 ALTERNATIVE EMOTIONSTHEORIEN
93
10.16.1 PERCEPTUAL-MOTOR-THEORIE (LEVENTHAL, 1980)
93
10.16.2 IMPLIKATIONEN DER THEORIE VON LEVENTHAL
94
10.16.3 THEORIE DER KOGNITIVEN BEWERTUNG (COGNITIVE APPRAISAL THEORIE)
94
10.16.3.1 Untersuchung zur Theorie von Lazarus
95
10.16.3.2 Coping-Strategien:
95
10.16.3.3 Die drei Aspekte von Emotionen
96
10.16.3.4 Vergleich von Theorien
96
10.17 DIE THEORIE VON ROBER ZAJONC
96
10.17.1 UNTERSUCHUNG VON LITTMAN & MANNING (1954)
97
10.17.2 ZAJONCS IDEE DER EMOTIONSENTSTEHUNG
97
10.18 DIE THEORIE VON BOWER
97
10.18.1 EINFLUß VON EMOTION AUF KOGNITION(IMPLIKATIONEN VON BOWERS
THEORIE)97
10.18.1.1 Untersuchung von Forgas
98
10.18.1.2 Paul Blaney (1986)
98
10.18.2 DIE CONTINUIERLICHE FEEDBACK-SCHLEIFE NACH CANDLAND
98
ANDERER
10.15.8 ERKLÄRUNGSANSÄTZE ZUR FACIAL-FEEDBACK-THEORIE
11 DIE ATTRIBUTIONSTHEORIE VON WEINER
11.1 FUNKTION VON ATTRIBUTIONEN
11.2 WANN WERDEN WARUM?-FRAGEN NOTWENDIG?
11.3 DIMENSIONEN DER ATTRIBUTION
11.4 DER PROZEß DER EMOTIONSENTSTEHUNG
11.5 BEISPIELE FÜR EINIGE EMOTIONEN AUF DEN 3 DIMENSIONEN
11.6 DIE DIMENSION DER KONTROLLIERBARKEIT
11.6.1 UNTERSUCHUNG VON WEINER, PERRY & MAGNUSSON (1988)
11.7 EMOTIONEN ALS HINWEISE AUF ATTRIBUTIONEN
11.7.1 UNTERSUCHUNG VON WEINER, GRAHAM, STERN & LAWSON (1982)
11.7.2 IMPLIKATIONEN DIESER ERKENNTNIS
11.7.3 EMOTIONEN ALS DIREKTE KAUSALE DETERMINANTEN VON VERHALTEN
11.8 KRITIK AN DEN UNTERSUCHUNGEN VON WEINER
11.9 ABSCHLIEßENDER VERGLEICH MIT ANDEREN KOGNITIVEN THEORIEN
11.9.1 GEMEINSAMKEITEN MIT DEN THEORIEN VON MARANON, SCHACHTER & SINGER UND
MANDLER
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103
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104
11.9.2 UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEN THEORIEN VON MARANON, SCHACHTER & SINGER UND
MANDLER
104
12 EINFLUß VON EMOTION AUF KOGNITION
104
12.1 NOETISCH UND EXPERIENTIELLE KOMPONENTEN DER URTEILSBILDUNG
104
12.1.1 DEFINITION
104
12.1.2 ÜBERTRAGUNG AUF EMOTION & KOGNITION
105
12.1.2.1 Das Netzwerkmodell von Bower
105
12.1.2.2 Schwarz & Clore: Verwendung von Stimmungen als Information (mood-as-information) 105
12.1.2.3 Vorgehensweise bei Urteilsprozessen
106
12.1.2.4 Einfluß der Stimmung auf Urteilsprozesse
107
12.1.2.5 Discounting-Effekt
108
12.1.2.6 Facial-Feedback unter dem Aspekt noetischer und experientieller Repräsentation
108
12.1.2.7 Untersuchung noetischer und experientieller Komponenten bei Stolz durch Strack & Stepper108
12.1.2.8 Untersuchung von Strack & Stepper zu Urteilsheuristiken
108
12.2 EINFLUß VON EMOTIONEN AUF DAS GEDÄCHTNIS
109
12.3 EINFLUß VON EMOTIONEN AUF DIE URTEILSBILDUNG
109
12.4 EINFLUß VON STIMMUNG AUF DIE AUFMERKSAMKEITSLENKUNG
110
12.5 EINFLUß VON EMOTIONEN AUF DIE WAHRNEHMUNG
110
12.6 EINFLUß VON SOZIALEN REGELN AUF DIE BEANTWORTUNG VON FRAGEN
111
13 STREß UND MOTIVATION
111
13.1 DER BEGRIFF “STREß”
111
13.2 STREß ALS PHYSIOLOGISCHE & PSYCHOLOGISCHE REAKTION
112
13.2.1 PHYSIOLOGISCHE AUSWIRKUNGEN VON STREß
112
13.2.2 ZUSAMMENSPIEL VON PSYCHOLOGISCHEN UND PHYSISCHEN FAKTOREN BEI DER ENTSTEHUNG
VON STREß
112
13.3 EIN STREßMODELL
113
13.3.1 EINIGE ERLÄUTERUNGEN ZUM MODELL:
113
13.3.2 KRITIK AN DIESEM STREßMODELL
113
13.4 STREßAUSLÖSER BEIM MENSCHEN
113
13.4.1 NATÜRLICHE KATASTROPHEN / KATASTROPHEN AUFGRUND VON MENSCHLICHEM VERSAGEN113
13.4.2 BEDEUTSAME LEBENSEREIGNISSE
114
13.4.3 LIVE-EVENT FORSCHUNG
114
13.4.3.1 Kritik an der Live-event-Forschung:
114
13.4.4 ALLTÄGLICHER ÄRGER
114
13.4.4.1 Alternative Erklärung:
114
13.5 KOGNITIVE BEWERTUNG UND BEWÄLTIGUNG DER STREßSITUATION (LAZARUS & FOLKMAN
(1984)
115
13.5.1 PRIMÄRE UND SEKUNDÄRE BEWERTUNG (ZUSATZ ZUM MODELL)
115
13.5.1.1 Untersuchung von Folkman & Lazarus (1985)
116
13.5.2 EFFEKTIVITÄT DER STREßBEWÄLTIGUNG
117
13.5.3 UNTERSTÜTZUNG DURCH ANDERE BEI DER STREßBEWÄLTIGUNG
117
13.6 UNTERSCHIEDE IN DER PERSÖNLICHKEIT UND DEREN ZUSAMMENHANG MIT STREß UND
DESSEN BEWÄLTIGUNG
117
13.6.1 PRÄDISPOSITIONEN AUFGRUND DER LEBENSGESCHICHTE
117
13.6.2 DIE AUSWIRKUNG VON PERSÖNLICHKEITSMERKMALEN AUF STREß
117
13.6.2.1 TypA-Verhalten
117
13.6.2.2 Ängstlichkeit und Neurotizismus
118
13.6.2.3 Härte (=Widerstandsfähigkeit gegen Streß)
118
13.6.2.4 Internals vs. Externals
118
8
13.6.3 SELBSTWERTGEFÜHL
13.6.4 OPTIMISMUS UND HOFFNUNGSLOSIGKEIT
13.6.5 RAM+ UND RAM13.7 STREß AM ARBEITSPLATZ
13.7.1 AUSWIRKUNGEN VON STREß AM ARBEITSPLATZ:
13.7.2 STREßFAKTOREN AM ARBEITSPLATZ
13.7.3 STREß AUFGRUND VON INDIVIDUELLEN EIGENSCHAFTEN
13.7.4 BEWÄLTIGUNG VON STREß AM ARBEITSPLATZ
119
119
119
119
119
119
120
120
14 LEDOUX’S NEUROPHYSIOLOGISCHE EMOTIONSTHEORIE
120
14.1 AUFBAU UND STRUKTUR DES NERVENSYSTEMS
14.1.1 DAS AUTONOME NERVENSYSTEM (ANS) /VEGETATIVE NERVENSYSTEM
14.1.2 INDIVIDUALSPEZIFITÄT
14.1.3 UNTERSUCHUNGEN ZUR ROLLE DES ANS BEI DER EMOTIONSENTSTEHUNG
14.1.3.1 Generalisierte Anpassungsreaktionen
14.1.3.2 Spezifische Effekte von emotionalen Zuständen
14.1.3.3 Die Rolle des Feedback bei der Emotionsenstehung
14.1.4 DER PAPEZ-KREIS
14.1.5 NEUROPHYSIOLOGISCHE KORRELATE DER 3 ASPEKTE VON EMOTIONEN
14.1.5.1 Bewertung des Stimulus
14.1.5.2 Ablauf einer emotionalen Sequenz:
14.1.5.3 Wahrnehmung von Emotionen
120
120
121
121
121
122
122
123
124
124
124
125
15 NEUROENDOKRINE THEORIE VON J. HENRY
126
15.1 SEIN GRUNDMODELL
15.2 DETERMINANTEN, DIE EMOTIONEN BEEINFLUSSEN
15.2.1 DAS GEFÜHL VON KONTROLLE
15.2.2 ANGST UND ÄRGER
15.3 DEPRESSION
15.3.1 ZUFRIEDENHEIT UND ENTSPANNUNG
15.3.2 STOLZ
15.4 ARCHETYPEN UND PHYSIOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN
15.5 ZUSAMMENFASSUNG DER THEORIE VON HENRY
15.6 DIE ANALYTISCHE PSYCHOLOGIE VON JUNG
15.6.1 DIE PERSÖNLICHKEITSSTRUKTUR NACH JUNG
15.6.2 DIE DIMENSIONEN DER PERSÖNLICHKEIT
15.6.3 DIE FUNKTIONEN DES FÜHLENS: BEWERTUNG UND DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN
15.6.4 JUNGS METHODE GEFÜHLE ZU MESSEN
15.6.5 VERSUCH EINER BEWERTUNG SEINER THEORIE
126
126
126
126
127
127
127
127
128
128
128
129
129
130
130
16 EMOTIONALITÄT UND BEZIEHUNGEN
130
16.1 BEZIEHUNGSTHEORIEN
16.2 BILDUNG VON LIEBESBEZIEHUNGEN
16.2.1 KENNENLERNEN
16.2.2 BEZIEHUNGSAUFBAU UND -INTENSIVIERUNG
16.2.3 EINFLÜSSE AUS DER KINDHEIT AUF SPÄTERE BEZIEHUNGEN
16.2.4 ANATOMIE DER LIEBE
16.2.5 ERREGUNGSTRANSFER BEI ZWISCHENMENSCHLICHER ANZIEHUNG
16.3 ARTEN DER LIEBE
130
132
132
132
132
133
133
133
9
16.3.1 UNTERSCHEIDUNG LIEBE UND SYMPATHIE
16.3.2 TRIANGEL DER LIEBESARTEN NACH STERNBERG
16.3.3 LEIDENSCHAFTLICHE UND KAMERADSCHAFTLICHE LIEBE
16.4 KONFLIKTE IN BEZIEHUNGEN
16.4.1 SOZIALE MACHT
16.4.2 EIFERSUCHT
16.4.3 WARUM VERLETZEN SIE PAARE?
16.4.4 ENDE EINER BEZIEHUNG
16.5 POSITIVE AUSWIRKUNGEN VON BEZIEHUNGEN
10
133
134
134
134
134
134
135
135
135
1
Motivation und Emotion
1.1
Definitionen
Die Motivationspsychologie befaßt sich mit den bei einer Handlung wirksamen
Determinaten von Verhalten und Erleben, die sowohl im Organismus als auch in der
Situation liegen können.
Fragestellungen sind dabei, warum das Verhalten in eine bestimmte Richtung geht und
woher die Energie kommt, die das Verhalten speist.
Bsp.: Warum verzichten Sportler auf so vieles und gehen regelmäßig zum anstrengenden
Training?
Die Emotionspsychologie befaßt sich mit objektgerichteten momentanen Zuständen von
Personen, die mit einem charakteristischen Erleben, spezifischen physiologischen
Veränderungen und Verhaltensweisen einhergehen.
1.2
Theorien der Motivationspsychologie
1. Hedonismuns
 Der Mensch sucht angenehme Erfahrungen und versucht unangenehm zu meiden.
Damit sind Richtung und Energie des Verhaltens bestimmt.
ABER:
Der Mensch ist auch in der Lage, vorübergehend auf Belohnung zu
verzichten
 Mischel “delay of gradifikation”.
Er hat ein Paradigma entwickelt, bei dem Kinder die Wahl haben, sofort eine Belohnung zu
erhalten oder vorübergehend auf die Belohnung zu verzichten und damit eine tollere
Belohnung zu erhalten.
Ergebnis:
Die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub entwickelt sich erst im Zuge der
Sozialisation und ist nicht angeboren
Der Hedonismus hat einen starken Bezug zur Emotionsforschung, weil das Verhalten durch
die Valenz einer Erfahrung bestimmt wird. Dabei können soziale Faktoren (Anerkennung)
aber auch biolog. Faktoren (Befriedigung primärer Bedürfnisse) eine Rolle spielen.
Der “delay of gradifikation” steht im Widerspruch zum Hedonismus.
2. Biologische Instinktheorien
 Dabei geht man von der Annahme aus, daß Verhaltensweisen nach den gleichen
Prinzipien vererbt werden wie morphologische Merkmale. Die Steigerung der Fitness
bestimmt dabei, ob eine Verhaltensweise weiterbesteht oder nicht. Nicht ausreichend
angepaßte Verhaltensweisen fallen durch die Selektion weg. Die Anpassung an die
Umwelt erfolgt durch Selektion und nicht durch Lernen.
Die Soziobiologie hat unterschiedliche Interessen der Genen von Frauen und Männern
entdeckt:
Männer wollen ihre Genen möglichst breit streuen (Polygamie)
Frauen wollen das Überleben der einen Eizelle sichern und dazu das
Männchen an sich binden und an der Brutpflege beteiligen (Monogamie)
ABER:
Mit dieser Theorie kann nicht erklärt werden, warum Menschen Kinder
adoptieren und warum Kinder ihre Eltern pflegen
3. Lerntheorie
11
 Dabei geht man von der Grundannahme aus, daß Veränderung des Verhaltens auch
innerhalb einer Generation Lernen möglich sind. Die Lerntheorien befassen sich mit den
Mechanismen der Verhaltensänderung.
Pawlow hat den Mechanismus des Klassischen Konditionierens erklärt. Dabei wird bei
Kontiguität (= räumliche und zeitliche Nähe) zwischen neutralem Reiz und angeborenem Reiz eine
neue Stimulus-Response-Verbindung gelernt.
Thorndike hat noch die Konsequenzen des Verhaltens in die Lerntheorie mit einbezogen.
 Verhalten, auf das eine Verstärkung (reinforcement) erfolgt, wird in Zukunft häufiger
gezeigt.
Skinner hat bei Versuchen mit Tauben durch Belohnung die Auftretenshäufigkeit von
bestimmten Verhaltensweisen erhöht und ihnen durch instrumentelle Konditionierung
neue Verhaltensweisen gelernt.
 Alle Behavioristen gehen ausschließlich auf beobachtbare Prozesse ein. Sie
definieren jegliches Verhalten als Ergebnis von Konditionierung und Lernen
Tholman hat ein neues Konzept der Lerntheorie begründet. Er geht davon aus, daß eine
Erwartung gelernt wird. Der Stimulus ist dabei lediglich ein Hinweisreiz, der eine bestimmte
Erwartung auslöst. Die Rückmeldung ist die Verstärkung für die Erwartung.
Sein Experiment dazu:
Ratten wurden gelähmt und durch ein Labyrinth gefahren. Durch das Lähmen der
Versuchstiere wurden alle körperlichen Responses unterbunden. Danach sollten diese
Ratten zusammen mit anderen den Weg durch das Labyrinth finden.
ERGEBNIS: Die Ratten, die vorher gelähmt durch das Labyrinth gefahren worden sind
haben den Weg schneller gefunden als die Kontrollratten.
4. Psychoanalytische Theorie
Freud geht davon aus, daß unbewußte Triebe für die Entstehung von Motivation
verantwortlich sind.
5. Humanistische Theorien
Abraham Maslow  Ziele können in hierarchische Struktur gebracht werden. Unten in dem
3-Eck-Modell stehen die Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen), darüber Bedürfnis
nach Sicherheit und ganz oben das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.
Prinzip:
hierarchisch höhere Bedürfnisse können erst dann befriedigt werden, wenn
niedrigere Ziele befriedigt worden sind.
( Siehe Anhang A1)
6. Drive-Theorie (Hull, 1934)
7. Erwartungs-Wert-Modell
Ziele stellen für Menschen unterschiedliche Werte dar. Mit jedem Ziel, das sich ein Mensch
setzt, verbindet er einen bestimmte Wahrscheinlichkeit dieses auch zu erreichen.
Die Absicht (das Motiv), ein Ziel zu erreichen entsteht nur, wenn das richtige Verhältnis
zwischen Valenz des Ziels und der Erwartung, dieses auch erreichen zu können, besteht.
Bsp.: Bei hoher Valenz des Ziels genügt auch schon eine geringere Erwartung auf Erfolg,
damit der Mensch zu versuchen beginnt, das Ziel zu erreichen.
12
8. Homöostase-Modelle
Der Mensch strebt nach einem Gleichgewichtszustand. Wird dieses Gleichgewicht gestört,
dann versucht der Mensch es wiederherzustellen. Aufbauend auf diese Annahme sind die
Modelle entstanden, in denen einen Diskrepanz zwischen Ist- und Sollzustand
Handlungen motiviert.
2
Grundlegende Elemente der Motivation
2.1
Ziel:
Begriffsklärung
erwünschter Endzustand, der vom Individuum für erreichbar gehalten wird. Stellt ein
Zwischenschritt für das Erreichen eines Anreizes (Incentive) dar
Voraussetzungen, die ein Ziel erfüllen muß:
 positiv bewerteter Endzustand
 muß erreichbar sein
 Person muß bereit sein, dafür Anstrengungen in Kauf zu nehmen
Die Ziele der Menschen sind hierarchisch strukturiert. Zwischen den Ziele bestehen
funktionale Beziehungen (d.h. eines führt zum anderen). Ganz oben in der Hierarchie stehen
die Bedürfnisse, ganz unten die Handlungen.
Anreiz:
Bsp.:
Übergeordnetes Ziel, das durch das Erreichen mehrere untergeordneter Ziele
realisiert werden kann. Ein Anreiz entsteht aus der Kombination von
Bedürfnis + situationale Bedingung oder Erwartungen aus dem sozialen
Umfeld (Referenzperson / -gruppe)
Bedürfnis nach Anerkennung + Erwartung der Eltern  Vordiplom mit 1,0
Ziel:
1,0 in Allgemeine Psychologie II
( Siehe Anhang A2)
Die Anstrengungen, die Menschen in Kauf nehmen um ein Ziel zu erreichen sind abhängig
von:
 Schwierigkeitsgrad
falls die Aufgabe zu leicht ist, geben Menschen wegen Unterforderung auf / Schätzen sie
die Valenz der Aufgabe zu gering ein
falls die Aufgaben zu schwer ist, ist die Erwartung auf Erfolg zu gering. Allerdings steigt
mit der Schwierigkeit der Aufgabe auch deren Valenz
 höhere Anstrengung bei Vorgabe eines klar definierten Ziels (120 Stück) das schwer zu
erreichen ist
 Spezifität des Ziels (genaue Angabe, was das Ziel ist, nicht: “Tu dein Bestes”)
 Valenz des Ziels und Aussicht auf Erfolg
 Erwartung einer Belohnung
2.1.1 Die Theorie von Brehm
Seine Annahmen:
 Die Schwierigkeit einer Aufgabe determiniert das Ausmaß an Anstrengung, das zur
Lösung benötigt wird.
 Um so schwieriger eine Aufgabe ist, um so höher ist der Anreiz sie zu lösen.
 Die maximale Anstrengung, die eine Person bereit ist zu vollbringen, ist durch die
potentielle Motivation festgelegt. Dann steigt die Anstrengung nicht mehr linear mit der
Schwierigkeit der Aufgabe
13
a) ist die Erwartung auf Erfolg niedrig und/oder die Valenz der Aufgabe niedrig, dann
ist auch die potentielle Motivation gering
b) wenn die Aufgabe als unlösbar angesehen wird
Bsp.: ( Siehe Anhang A6)
Ein Student, der Psychologie werden will, hat eine höhere potentielle Motivation als
ein Student, der sich nur für Psychologie eingeschrieben hat, weil er einen leichten
Kurs belegen will.
Ersterer würde den Kurs nur dann aufgeben, wenn er glaubt, ihn absolut nicht
bestehen zu können, letzterer schon wesentlich früher.
Nachweis: In einer Untersuchung hat man den Grad an Anstrengung einer Person bei einer Aufgabe als Erregung gemessen.
Dazu hat man als Indikator für Erregung den Blutdruck bestimmt. Der Blutdruck ist beim Lösen einer schweren Aufgabe
wesentlich höher, bei geringer potentieller Motivation ist der Blutdruck auch bei einer schweren Aufgabe niedrig.
2.2
Komplexität einer Aufgabe beeinflußt die Leistung
 bei komplexen Aufgaben entwickeln Menschen angepaßte Strategien, der Effekt der
Schwierigkeit auf die Leistung ist bei diesen Aufgaben geringer
 Bessere Strategie  bessere Leistung, auch wenn die Schwierigkeit steigt
2.3
Selbstverpflichtung zu einem Ziel
Die Motivation ist höher, wenn sich eine Person öffentlich zum Erreichen eines Ziels
verpflichtet hat. Die Person ist dann bereit, länger durchzuhalten und mehr Anstrengungen
auf sich zu nehmen.
Untersuchung:
D:
Pbn bekommen Aufgaben, die nach steigender Schwierigkeit geordnet sind. Vor
dem Lösen der Aufgabe können sie die Aufgabe akzeptieren oder ablehnen.
E:
Bei den Aufgaben, die von den Pbn akzeptiert worden sind, fällt die Leistung mit
zunehmender Aufgabenschwierigkeit weniger stark ab.
Eine Selbstverpflichtung entsteht:
 sich die Person öffentlich zur Erreichung eines Ziels bekennt
 wenn das Ziel eine Vorgabe von einer Person ist, die dazu berechtigt ist
(Vorgesetzter)
 wenn gute Argumente für die Höhe der Vorgabe gebracht werden
 Sich die Person der Aufgabe gewachsen fühlt
2.4
Konflikte zwischen Zielen
Jede Person hat mehrere Ziele. Zwischen diesen Zielen können Konflikte entstehen. (z.B.
Karriere oder Familie). Solche Konflikte hemmen das Verhalten und führen zu Neurotizismus
und Depression.
Grund:
Jedes Ziel ist ambivalent (d.h. es hat Vor- und Nachteile)
2.5
Einfluß von Lernerfahrungen auf die Motivation
Gelernt werden Erwartungen für Konsequenzen von Verhalten. Das Erreichen eines Ziels
erhöht aber nicht automatischen die Erwartung, daß dieses oder ein ähnliches Ziel auch in
Zukunft erreicht werden kann. Dazu sind bestimmte Attributionen notwendig.
14
Attributionen werden durchgeführt, um die Umwelt vorhersagen und kontrollieren zu können.
Durch die Kenntnis der Ursachen von Erfolg und Mißerfolg kann das Verhalten danach
gesteuert werden, d.h. Ziele, die nicht erreicht worden sind, können in Zukunft nicht mehr in
Angriff genommen werden.
Die Ursachenzuschreibung erfolgt auf 3 Dimensionen:
1. internal / external (Merkmal in der Person oder außerhalb)
2. stabil / variabel
3. Kontrollierbar / Nicht-Kontrollierbar
Die Erwartung, ein Ziel auch in Zukunft zu erreichen wird aber nur dann erhöht, wenn die
Ursache internal, stabil und kontrollierbar attribuiert wird.
Das Gefühl von Stolz entsteht bei internal / kontrollierbar / stabil oder variabel
2.6
Auswirkungen
 Selektive Wahrnehmung
Das Verfolgen eines Ziels lenkt die Aufmerksamkeit auf Objekte und Informationen, die
etwas mit dem Ziel zu tun haben.
Bsp.: Wenn ich ein Kind erwarte, dann fallen mit extrem viele Mütter mit Kinderwagen
auf.
Nachweis: Pbn können sich mehr Inhalte merken, die etwas mit der Aufgabe zu tun haben, die sie gerade bearbeiten.
Ebenso können sich Pbn an noch nicht gelöste Aufgaben besser erinnern, als an Aufgaben, die sie schon gelöst haben.
 Veränderter Abruf
Das Verfolgen eines Ziels lenkt auch die Aufmerksamkeit in Interaktionen mit anderen
Menschen. So nehmen z.B. Menschen, deren Ziel es ist möglichst dominant aufzutreten,
bei ihren Interaktionspartnern mehr submissive Eigenschaften wahr, als Personen, die
dieses Ziel nicht verfolgen.
Nachweis: Film gezeigt über Person. Pbn, die sich vorher als dominant bzw. submissiv beschrieben haben, sollten danach
die vorgestellte Person beurteilen.
 Wenn eine Person ein Ziel nicht erreichen kann, dann steigt ihre Unzufriedenheit. Die
Person wird versuchen, das Ziel zu substituieren.
Bsp.: Eine Person möchte unbedingt jemanden kennenlernen. Dazu ruft sie viele Leute
an, geht in Kneipen und Cafés. Der Erfolg bleibt aus. Die Person beschließt ihren
Lieblingsfilm zu schauen.
3
Handlungskontrolle in der Motivation
3.1
Die Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen Ist- und
Soll-Zustand als Motivation
Hinter diesen Theorien steht die Idee, daß Motivation dadurch entsteht, daß Menschen eine
Diskrepanz zwischen einem Ist-Zustand und einem angestrebten Soll-Zustand wahrnehmen.
Um dieser Diskrepanz zu begegnen, versuchen Menschen entweder den Ist-Zustand zu
verändern (z.B. in dem sie die Situation verlassen) oder sie passen den Soll-Zustand an den
Ist-Zustand an. Durch die Wahrnehmung der Diskrepanz entstehen negative Emotionen
(Unzufriedenheit) und Erregung. Der Handlungsantrieb (Motivation) ist der Versuch, die
Diskrepanz und damit die negativen Emotionen zu beseitigen.
Bsp.: Eine Person ist auf einer Party  es ist ihr zu laut und sie hat keine Lust sich zu
unterhalten. Sie kann jetzt entweder die Party verlassen (Ist-Zustand anpassen) oder sich
unterhalten und die Party genießen (Soll-Zustand anpassen).
3.1.1 Das TOTE-MODELL
Die Idee hinter diesem Modell ist, daß Verhalten durch die Konsequenzen des Verhaltens
gesteuert wird.
15
Am Anfang steht die Wahrnehmung einer Diskrepanz zischen Ist- und Soll-Zustand
Ablauf einer Handlung, um das Ziel zu erreichen. Ausgang der Handlung wird in Bezug auf
das angestrebte Ziel untersucht.
Negative Konsequenzen (Ziel nicht erreicht)  Verhaltensänderung
Schleife von Test/Operate/Test läuft ab, bis das Ziel erreicht ist
Positive Konsequenz (Ziel erreicht)  Exit
( Siehe Anhang A3)
3.1.2 Das Modell von Powers
Zu einer bestimmten Konstellation von Signalen aus der Umwelt, gibt es ein bestimmte
Verhaltensweisen (z.B. Person A trifft Person B im Supermarkt  Verhaltensprogramm
Plaudern läuft ab, bestehend aus: nichts zu persönliches sagen, zuhören, antworten usw.).
Jede Person nimmt einen Input auf und stimmt ihren Output darauf so ab, daß eine
möglichst geringe Diskrepanz zwischen dem Input und dem Referenzsignal für das
angemessene Verhalten in dieser Situation entsteht. (Frage der einen Person  Antwort
durch die andere Person). Dieser Prozeß läuft weitgehend automatisch ab.
Kommt nun ein zusätzlicher Input aus der Umwelt (z.B. die eine Person schnappt nach Luft
und bricht zusammen) während das momentane Verhalten noch gezeigt wird, der nicht zu
den für diese Situation üblichen Inputs paßt, kommt es zu einer Verhaltensänderung.
(Diskrepanz zwischen Input und Output wird zu groß)
Diese entsteht, weil sich die Anforderungen an die Person geändert haben und die
Beibehaltung der Verhaltensweise “Plaudern” der Person nicht hilft, den Anforderungen und
Ziele der veränderten Situation gerecht zu werden. (Person hört auf zu plaudern und
versucht die andere Person wiederzubeleben).
3.2
Allgemeines Modell der Handlungskontrolle
( Siehe auch allgemein Anhang A7 / Modell in Geen S. 56)
Die Person hat einen Anreiz (beruflicher Erfolg), muß sich nun Ziele setzen, auf die sie
zuarbeiten kann um den Anreiz zu verwirklichen.

Bei der Auswahl eines Ziels, berücksichtigt die Person die Wahrscheinlichkeit, mit der sie
das Ziel erreichen kann, die Valenz des Ziels, ihre Fähigkeit und Alternativen

In dem sie sich für ein Ziel entscheidet, verpflichtet sie sich gegenüber diesem Ziel
(commitment)

Eine
Strategie
muß
entwickelt
werden,
dabei
werden
verschiedenen
Handlungsmöglichkeiten berücksichtigt, ebenso Verhaltensweisen, die früher in ähnlichen
Situationen zum Erfolg geführt haben.

Die Strategie wird umgesetzt

Das Ergebnis der Handlung wird mit dem angestrebten Ziel verglichen. Falls sich keine
Diskrepanz ergibt, ist Ziel erreicht. Ergibt sich eine Diskrepanz oder ist kein Erfolg absehbar,
entstehen negative Emotionen.

Ursachen für den Mißerfolg werden gesucht und alternative Strategien durchdacht.
16

Wird kein Fehler in der Strategie gefunden, dann wird erneut nach der selben Strategie
vorgegangen. Sind Fehler gefunden worden, dann werden entweder Strategie oder
Intension geändert oder die Anstrengung verstärkt.

1.
2.
3.
4.
Motivationsmodelle, die vom Konzept der Diskrepanz ausgehen, enthalten immer 3
Elemente:
Die Bildung einer Handlungsabsicht um ein Ziel zu erreiche
Zielgerichtete Handlungen
Vergleich zwischen Handlungsergebnis und Ziel um Diskrepanz zu entdecken
Attribution der Ursachen für die Diskrepanz (ausgehend davon entscheidet die Person, ob
sie die Handlung wiederholt, sie verändert, die Anstrengung verstärkt oder aufgibt.)
Die Rückmeldung über das Erreichen eines Zieles ist wichtig, da nur so eine Strategie
verbessert werden kann.
Nachweis: Üben alleine reicht nicht aus, damit eine Vp lernt, blind Striche mit einer bestimmten Länge zu zeichnen. Sie ist auf
die Rückmeldung angewiesen.
3.3
Die Rolle des Willens in der Motivation
Der Wille löst die Verhaltensweisen aus, mit denen ein Ziel erreicht werden soll und sorgt
dafür, daß die Anstrengungen beibehalten werden auch wenn Schwierigkeiten auftreten.
Nur aufgrund eines Anreizes ist nicht gewährleistet, daß die Person die notwendigen Schritte
unternimmt, um damit verbundene Ziele zu erreichen. Es müssen willentliche Prozesse
ablaufen, um das Ziel zu erreichen.
Der bewußte Wille wird nur eingesetzt, wenn die Person das Gefühl von Kontrolle über den
Erfolg der Handlung hat und es sich um eine so komplexe und schwierige Aufgabe handelt,
daß keine automatische unbewußte Strategie verfolgt werden kann.
3.3.1 Das Rubicon-Modell nach Gollwitzer
Das Modell beschreibt ein Schema, das in 4 Handlungsphasen abläuft. Diesen 4
Handlungsphasen sind 4 parallele Bewußtseinszustände zugeordnet.
1. Vorentscheidungsphase (Handlungsabsicht wird gebildet)
In dieser Phase entscheidet die Person ob sie handelt und wählt ein Ziel aus. Sie ist offen
für Informationen und wägt Alternativen gegeneinander ab. Sie bezieht dabei Informationen
über die Valenz von Zielen, deren Erfolgswahrscheinlichkeit und die persönliche Fähigkeit
mit ein.
Die Person steigt in die nachfolgenden Phasen nur dann ein, wenn sie sich für ein Ziel entschieden hat, weil dessen Valenz
höher ist als die der Alternativen und bei dem die Aussicht auf Erfolg größer ist.
2. Vorhandlungsphase (Möglichkeit der Umsetzung wird gesucht)
Nachdem sich die Person für ein Ziel entschieden hat, sucht sie nach Wegen, wie sie dieses
Ziel erreichen kann. Die Person gibt die offene Haltung auf und nimmt nur noch
Informationen wahr, die der Erreichung des Ziels dienen. Die Aufgabe des Willens ist es in
dieser Phase, vor Ablenkung zu schützen. Nachdem sich die Person für eine Strategie
entschieden hat, folgt die
3. Handlungsphase (Absicht wird umgesetzt)
Die Person vermeidet es, ihre Strategie zu überdenken oder sich Gedanken über ihre
Gefühle zu machen. Sie ist streng handlungsorientiert und nimmt nur Informationen auf,
die helfen, die Handlung zielgerichtet zu lenken.
17
4. Bewertungsphase (Absicht wird deaktiviert, Versuch der Bewertung des Ergebnisses)
Die Handlungsphase wird abgeschlossen, wenn das Ziel erreicht ist oder ein anderes
Ergebnis der Handlung vorliegt. Die Person ist jetzt wieder offen für Informationen. Sie
versucht, das Ergebnis ihrer Handlung zu bewerten. Dabei stehen die Fragen: Ist das Ziel
erreicht worden? und Hat sich der Aufwand gelohnt? im Vordergrund.
( Siehe Anhang A4)
3.3.2 Das Modell der Handlungskontrolle von Kuhl
Dieses Modell beschreibt wie eine Person, nachdem sie sich entschieden hat zu handeln,
die Handlungsabsicht umsetzt und das Ziel verfolgt
( Siehe Anhang A5)
Zunächst stellt sich die Person die Frage, ob die Aufgabe schwierig ist. Falls die Aufgabe
leicht ist, kann eine routinierte Handlung ablaufen, die kaum der willentlichen Kontrolle
bedarf und weitgehend unbewußt ist.
Wenn Ziele für die Person besonders wichtig sind, kann sich einen willentliche Handlung
gegen eine automatische unbewußte Handlung durchsetzten. (z.B.: Nicht Rauchen in der
sonst gewohnten Atmosphäre)
Wenn die Aufgabe schwierig ist, dann stellt sich die Person die Frage, ob sie Kontrolle über
den Ausgang der Handlung hat. Wenn die Person glaubt, keine Kontrolle zu haben, dann
unterläßt sie jegliche Anstrengung.
Wenn die Person glaubt, Kontrolle über den Ausgang der Handlung zu haben, dann kann
sie handlungsorientiert sein (sie konzentriert sich auf Informationen, die sie dem Ziel näher
bringen und empfindet Schwierigkeiten optimistisch als Herausforderung).
Bsp.: Student, der schwierige Aufgabe lösen soll, versucht erst die Aufgabe zu lösen, liest sie noch einmal durch, versucht zu
verbessern und gibt sie dann ab.
Die Person kann in dieser Situation aber auch zustandssorientiert sein, d.h. anstatt
darüber nachzudenken, wie sie das Ziel erreichen kann, denkt sie über ihre Situation nach,
wie stressig und anstrengend diese für sie ist und ist nicht in der Lage ihre Emotionen zu
kontrollieren (empfindet auftretende Schwierigkeiten als Enttäuschung)
Bsp.: Student, der schwierige Aufgabe lösen soll, kommt nicht voran, wird zunehmend nervöser und konzentriert sich auf seine
negativen Emotionen. Gibt schließlich auf und lenkt sich durch Fernsehen ab.
Wenn zustandsorientiert, dann verändert die Person die Handlungsabsicht. (gibt auf)
Wenn handlungsorientiert, dann laufen selbstregulierende Prozesse ab. Die Person nimmt
nur noch Informationen auf, die sie dem Ziel näher bringen und kontrolliert ihre Emotionen.
Sie handelt, bewertet dann, ob sie die Schwierigkeit überwunden hat, dann ob sie das Ziel
erreicht hat.
Hat sie das Ziel nicht erreicht, dann wird sie entweder ein anderes Ziel wählen/es aufgeben
oder die Handlung selbst ändern oder sich mehr anstrengen (nur möglich wenn
handlungsorientiert!)
3.3.2.1 Auswirkungen von Handlungs- und
Zustandsorientierung
Handlungsorientierte Personen verfolgen folgende Strategien:
 Selektive Wahrnehmung
(nur zur Erreichung des Ziels relevante
 Selektive Informationsverarbeitung
Informationen)
 Kontrolle der Emotionen
(Schwierigkeit als Herausforderung)
Zustandsorientierte Personen sind weniger aktiv und engagiert und verfallen leichter in
Depression. Diese Personen zeigen ebenso einen stärkeren Rückgang der Leistung bei
Steigerung der Schwierigkeit einer Aufgabe.
18
Nachweis: Pbn wurden angewiesen, sich bestimmte Wörter nicht zu merken. Zustandsorientierte hatten sich wesentlich
mehr von den Wörtern gemerkt, die sie hätten ignorieren sollen, als Handlungsorientierte
Personen mit Zustandsorientierung geben beim Auftreten von Schwierigkeiten schneller auf
und reagieren auf Streß mit Depressionen.
3.3.2.2 Möglichkeiten, ein Ziel aufrechtzuerhalten
 Gedankliches Durchspielen der Strategie
 Versuchen, nicht über das Ziel und die Alternativen nachzudenken
 Mind-Sets (vgl. Rubikon-Modell je nach Phase offen für alle Informationen oder nicht)
4
Das Selbstbild in der Motivation
4.1
Theorie der Selbstwahrnehmung (Duval & Wicklund,
1972)
Diese Theorie postuliert, daß wir unsere volle Aufmerksamkeit immer abwechselnd darauf
richten, was in uns selbst vorgeht oder was um uns geschieht.
Die Häufigkeit und Richtung der Änderung der Aufmerksamkeit wird von Umweltreizen
bestimmt.
Bsp.: Sitzen am Schreibtisch und lernen, plötzliche Explosion  Aufmerksamkeit wird auf
die Umwelt gerichtet
Wir sitzen vor einem Spiegel  Aufmerksamkeit wird auf uns selbst gerichtet.
Sobald die Wahrnehmung der Person auf sich selbst gerichtet ist, findet ein Vergleich
zwischen dem momentan gezeigten Verhalten (=actual self) und einem internen Bild des
idealen Verhaltens in dieser Situation (=ideal self) statt.
Bsp.: Situation verlangt Hilfeleistung
ProvokationKratzen am
Kopf
 Vergleich des momentan gezeigten
Verhaltens mit dem Ideal der
Nächstenliebe
 Vergleich mit Ideal des Verhaltens in
dieser Situation sagt: Gegenaggression
actual self und ideal self können übereinstimmen,
 bei Übereinstimmung  Wohlfühlen  Das Verhalten wird beibehalten
 bei Diskrepanz  Unbehagen, Versuche die Diskrepanz zu beseitigen
Das kann entweder durch Angleichen des Verhaltens an das ideal self geschehen oder in
dem versucht wird, sich der Situation oder dem auslösenden Reiz zu entziehen.
Kreislaufprozeß, in dem immer wieder verglichen und angepaßt wird
4.2
Internal-Guidance-System (Carver & Scheier, 1990)
Bei diesem Modell wird die Steuerung des Verhaltens mit einem Computer verglichen, der
ständig IST-und-SOLL-Vergleiche durchführt.
Der Prozeß der Verhaltenssteuerung läuft dabei in 6 Schritten ab:
1. Ein Umweltreiz
(Bsp.: Beim Betreten einer Kirche findet gerade ein Beerdigung statt)
19
hat zunächst zwei Wirkungen:
 Es wird ein Vergleichsstandard für angemessenes Verhalten in dieser Situation
verfügbar gemacht (Bsp.: Andächtig und still sein)
 Die Wahrnehmung wird auf das eigene Verhalten gerichtet.
2. Vergleichsprozeß
Die Person beobachtet ihr Verhalten und vergleicht es mit dem Vergleichsstandard
3. Konsequenzen aus dem Vergleichsprozeß
 Person ist bemüht möglichst viele Informationen aus der Umwelt zu erhalten, die
es ihr ermöglichen festzustellen, wie nahe sie am Vergleichsmaßstab ist.
 Sie ist bemüht, das aktuell gezeigte Verhalten mit dem Vergleichsmaßstab in
Einklang zu bringen.
4.2.1 Untersuchung von Scheier & Carver (1983)
D:
B:
Vpn sollten Bilder abmalen, diese wurden kurzfristig gezeigt, Vpn konnten sie sich
danach aber beliebig oft zeigen lassen.
Self-focused Vpn (erzeugt durch Sitzen vor einem Spiegel oder Beobachtetwerden
durch Vl) ließen sich die Bilder wesentlich häufiger zeigen.
Ein ähnlichen Versuch zur Selbstbeobachtung führte Carver (1975) durch. Die Vpn sollten
physische Gewalt anwenden. Ein Teil von ihnen konnte sich dabei in einem Spiegel
beobachten. Dabei konnte er beobachten, daß die Vpn, die sich im Spiegel beobachten
konnten, wesentlich weniger Gewalt anwendeten als die anderen.
4. Wenn in der Situation keine größeren Schwierigkeiten auftreten, läuft die Angleichung
ungestört ab.
Treten jedoch Schwierigkeiten auf, so unterbricht die Person und versucht festzustellen
ob eine Angleichung des Verhaltens an das Ideal noch wahrscheinlich ist.
 falls Angleichung möglich  führt sie diese durch
 fall nicht möglich
 unterläßt sie jede weitere Anstrengung
20
4.2.2 Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979)
Sie haben in dieser Untersuchung gezeigt, daß die Ausdauer und Anstrengung einer
Person, deren Wahrnehmung auf sich selbst gerichtet ist, wesentlich höher ist, wenn sie
eine reelle Aussicht auf Erfolg hat. Hat sie dies nicht, so wirkt sich die aktivierte
Selbstwahr-nehmung negativ aus.
D:
B:
Vpn wurde mitgeteilt, daß sie in einem Test sehr schlecht abgeschnitten haben.
Danach sollten sie sich einem zweiten Test unterziehen.
Die eine ½ der Vpn erhielten eine Instruktion, in der ihnen eine hohe Aussicht auf
Erfolg mitgeteilt wurde, den anderen teilte man eine sehr geringe Aussicht auf Erfolg
mit.
Diese zweite Aufgabe war unlösbar.
bei hoher Aussicht auf Erfolg + Spiegel
 versuchten lange den Test zu lösen
bei geringer Aussicht auf Erfolg + Spiegel  frühzeitige Abgabe
5. Bei geringer Aussicht auf Erfolg versucht die Person, sich der Situation geistig oder
körperlich zu entziehen. Sie vermeidet Informationen, die sie an die Diskrepanz zwischen
dem ideal self und dem actual self erinnern.
4.2.3 Untersuchung von Greenberg & Musham (1981)
Sie haben im Experiment gezeigt, daß Personen versuchen, Informationen, die sie an die
Diskrepanz erinnern, zu meiden.
D:
B:
Vpn sollten eine Meinung vortragen die entweder ihrer eigenen entsprach oder nicht.
Dies sollten sie vor einem Spiegel tun.
Vpn, deren vorzutragende Meinung nicht konform mit ihrer eigenen war, weigerten
sich verstärkt, dies vor einem Spiegel zu tun.
6. Wenn die Person glaubt, daß durch eine Verhaltensänderung der Vergleichsstandard
erreicht werden kann, so führt sie diesen durch. Danach überprüft sie aber regelmäßig,
ob die Verhaltensänderung tatsächlich den gewünschten Effekt hat.
Wie groß der Effekt der Verhaltensänderung sein soll, das hängt von internalen und
externalen Faktoren ab. Erscheint der Effekt als zu gering, so führt dies zu einem Gefühl
von Unzufriedenheit. Entspricht der Effekt den Erwartungen, so verändert sich die
Gemütslage nicht.
4.2.4 Darstellung der Schritte 1-6 anhand eines Modells
siehe Geen, Seite 83 Figure 4-3
21
4.2.5 Vergleich der Theorien von Duval & Wicklund und
Carver & Scheier
Bei dem Modell von Carver & Scheier entsteht die Verhaltensänderung aufgrund des
Erkennens einer Diskrepanz und nicht um ein negatives Gefühl, das sich aufgrund der
Diskrepanz ergibt, zu beseitigen.
Das Gefühl kommt erst am Schluß in dem Bewertungsschritt, in dem überprüft wird ob die
durch die Verhaltensänderung ein ausreichend großer Effekt erzielt worden ist.
4.3
Arten von Self-Schemata
Jeder Mensch bildet sich nicht nur ein einzelnes Self, sondern vielmehr ein
Kategoriensystem aus vielen einzelnen Selfs.
Durch diese Kategorienbildung ist es uns möglich, Ereignisse aus der Vergangenheit zu
ordnen und Voraussagen über unser Verhalten in der Zukunft zu machen.
Bsp.: Markus (1977) hat dies in einer Untersuchung an College-Mädchen gezeigt. Die, die
Unabhängigkeit als eines ihrer wichtigsten Ziele nannten, waren auch in der Lage mehr
Attribute von Unabhängigkeit aufzuzählen als solche, deren wichtigstes Ziel dies nicht war.
Auch ihr Verhalten in der Zukunft beschrieben sie mit Attributen von Unabhängigkeit.
Als Possible Selfs bezeichnet man die Ziele eines Menschen. D.h. was er gerne sein bzw.
nicht sein möchte und worauf er zuarbeitet.
Bsp.: Arbeitsloser möchte in Zukunft arbeiten  um dies zu erreichen sucht er sich Arbeit.
Hat von sich das Bild eines Angestellten.
Markus (1990) hat in einer Untersuchung nachgewiesen, daß der Einsatz steigt, wenn man
für etwas arbeitet, was man in Zukunft sein will und damit gleichzeitig verhindern kann etwas
zu werden, was man nicht sein möchte.
Mit Ideal Self bezeichnet man, wie die Person in einer konkreten Situation gerne sein
möchte.
Actual Self ist ihr tatsächliches Verhalten in der Situation und als Ought Self bezeichnet
man die Ansprüche, die an eine Person gestellt werden. Die Ansprüche, die an eine Person
gestellt werden können mitunter sehr unterschiedlich von ihrem Ideal self sein. Die
Ansprüche selbst können, je nach dem von wem sie an die Person gestellt werden, ebenfalls
sehr unterschiedlich sein.
Als Ought Self bezeichnet man die Ansprüche, die von anderen an das Individuum gestellt
werden.
Unter dem Begriff Possible Self faßt man die Ziele eines Menschen zusammen, d.h. wie
der Mensch in Zukunft sein (desired self) bzw. nicht sein (undesired self) möchte.
4.3.1 Auswirkung wenn ought self bzw. actual self nicht
erreicht werden
Je nachdem ob das Actual Self mit dem Ought Self oder dem Ideal Self verglichen wird, sind
die Gefühle bei Auftreten einer Diskrepanz unterschiedlich:
22
Diskrepanz ought-actual
Angst, Schuldgefühle
Diskrepanz ideal-actual
Enttäuschung, Niedergeschlagenheit
Menschen haben meist eine Tendenz für eine der beiden möglichen Vergleiche.
4.3.2 Untersuchung von Strautman & Higgins (1987)
D:
Priming der Vpn auf ought- bzw. ideal-self, mit den Worten, die sie in einer
Vorbefragung benutzt haben, um diese zu beschreiben.
B:
Nachdem den Vpn die Möglichkeit gegeben wurde, sich selbst zu vergleichen,
konnte bei den Vpn, die auf ought self geprimt worden sind, eine höhere Erregung
festgestellt werden als bei den anderen Vpn. (Erregung ist ein Anzeichen von Angst)
4.4
Theorie Sozialer Vergleiche (Festinger, 1954)
Festinger geht von einem Bedürfnis der Menschen aus, zu überprüfen, wie groß ihre
Fähigkeiten sind und ob ihre Meinung richtig ist.
Sofern keine objektiven Informationen dazu aus der Umwelt verfügbar sind, so vergleichen
sich Menschen mit anderen, von denen sie glauben, daß sie ihnen ähnlich sind oder sich in
einer ähnlichen Situation befinden.
(Dunkelheit  Licht an / Dämmerung  orientiert sich an anderen Autofahrern, nicht am
Licht in Häusern)
Bsp.: Mädchen will wissen, wie gut sie beim Tennis ist. Vergleicht sich mit einer
gleichaltrigen, die schon genauso lange Tennis spielt wie sie und nicht mit dem Tennislehrer.
Will sich die Person aber verbessern, dann vergleicht sie sich mit Personen, die eine
bessere Leistung bringen. (Seta, 1982). Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl
suchen sich Menschen, denen es schlechter geht als ihnen. Depressive haben meist auch
depressive Freunde.
4.4.1 Bewertung anderer in Abhängigkeit vom eigenen
Selbstwertgefühl
Wenn sich Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl in einer Situation befinden, in der
sie gefordert werden, dann werten sie Personen mit, denen sie verglichen werden können,
bewußt ab. Männer tun dies indem sie den Rivalen als inkompetent bewerten und Frauen,
indem sie den Rivalen oder die Rivalin als wenig liebenswert einstufen.
4.5
Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls
In seiner Theorie beschreibt Tesser (1988) die Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls als
Motivation für Handlungen.
Er geht davon aus, daß Menschen immer mit der Absicht handeln, ihr Selbstwertgefühl zu
steigern oder aufrechtzuerhalten.
23
Beim Vergleich mit anderen werden 3 Variablen berücksichtigt:
1. Enge der Beziehung zu der Person
2. Leistung der Person
3. Wie relevant diese Leistung für das eigene Selbstwertgefühl ist.
Bsp.: Erfolg beim Fußball ist für jemanden relevant, der sich für einen Sportler hält.
Eine Konsequenz ist, daß sich Menschen schlecht fühlen, wenn ein enger Freund in einer
Aufgabe, die für sie selbst relevant ist, besser abschneidet.
4.5.1 Untersuchung von Tesser & Smith (1980)
D:
B:
Als Vpn dienten Freundespaare. Beide sollten zunächst an einem Test teilnehmen.
Einem der beiden wurde danach Versagen bei dem Test mitgeteilt.
Danach sollten beide einen 2. Test bearbeiten, bei dem sie sich gegenseitig helfen
konnten.
Wurde dieser 1. Test als wichtig dargestellt  schlechterer hilft dem Freund nicht
Wurde dieser 1. Test als unwichtig dargestellt  schlechterer Freund hilft dem
anderen
Kritik:
Anhand der Untersuchung lassen sich nur Aussagen über das Verhalten machen, wenn es
sich um so unwichtige Aufgaben handelt wie die, die im Test bewältigt werden mußten
(Stecken von Ringen in eine Platte mit Löchern). Eine Übertragung des Ergebnisses auf den
Alltag ist deshalb nur eingeschränkt möglich.
Eine Untersuchung von Pleban & Tesser (1981) hat gezeigt, daß Menschen andere meiden,
die in relevanten Bereichen besser sind (Experiment mit Auseinandersitzen, wenn man weiß
wie gut jemand ist.)
4.6
Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957)
Wenn eine Person freiwillig etwas tut oder sagt, dessen Konsequenzen im Widerspruch zu
ihren Einstellungen, Interessen oder Überzeugungen steht, gerät sie in einen Zustand der
kognitiven Dissonanz.
 Dies geschieht aber nur dann, wenn sie sich freiwillig hat entscheiden können und die
Konsequenzen des Verhaltens voraussehen und erfassen kann.
 Die Dissonanz entsteht, weil ideal self und actual self im Widerspruch zu einander
stehen.
 Um die Dissonanz zu beseitigen, kann die Person entweder ihr Verhalten oder ihre
Meinung ändern.
4.6.1 Untersuchung zur kongnit. Dissonanz
D:
Eine Vpn soll freiwillig vor Publikum eine Meinung als ihre eigene vertreten.
Dabei ist diese einmal mit der der Vpn konform, einmal nicht.
B:
Wenn die vertretene Meinung nicht mit der der Vpn konform ist, dann gerät diese in
Erregung. Sie versucht diese zu reduzieren, in dem sie ihre eigene Meinung
angleicht. Dadurch ist die kognit. Dissonanz behoben.
24
4.7
Strategie um das Selbstwertgefühl zu erhalten
4.7.1 Self-Handicapping (Jones & Berglas, 1978)
Damit bezeichnet man das Erzeugen von Bedingungen, unter denen ein Versagen auf
Ursachen außerhalb der Kontrolle der Person zurückgeführt werden kann. Es wird dabei
aber keine konkrete Strategie entwickelt. Trotzdem wird dieses Verhalten schon vor dem
Erfahren der Niederlage gezeigt.
Bsp.: Sich absichtlich verletzen, sich vor Klausuren betrinken, Kopfschmerzen haben
D:
Männer wurde Mißerfolg / Erfolg bei einer Aufgabe mitgeteilt. Danach sollten sie an
einem zweiten Test teilnehmen.
Vorher konnten sie zwischen der Einnahme von zwei Arten von Drogen wählen:
 eine, die Leistungsfähigkeit vermindert
 eine, die Leistungsfähigkeit erhöht
B:
Bei Mißerfolg im ersten Test wählten die Vpn häufiger die Droge, die angeblich die
Leistungsfähigkeit vermindert.
Durch die Drogeneinnahme haben sich die Vpn selbst gehandikappt.
I:
4.7.2 Excuse Making (Snyder, Higgins & Stucky, 1983)
Menschen begründen ihr Versagen auf 3 Arten:
1. andere konnten es auch nicht
2. bei anderer Aufgabe wäre ich besser gewesen, Aufgabe war zu schwer
3. ich hatte einen schlechten Tag
Im Unterschied zum Self-Handicapping erfolgt das Excuse Making erst nachdem eine
Niederlage erfahren worden ist. Die Person selbst sieh darin keine Entschuldigung, sondern
mehr eine Begründung für ihr schlechtes Abschneiden.
Untersuchungen haben gezeigt, daß bei Menschen, die Excuse Making durchführen,
Ängstlichkeit und andere negative Emotionen verringert werden. Dabei wird das
Selbstwertgefühl weniger verletzt, bessere Gesundheit und weniger Depressionen
4.7.3 Self-Serving-Attributional-Bias
Damit bezeichnet man die Tendenz Mißerfolg immer auf äußere Umstände und Erfolg
immer auf innere persönliche Ursachen zurückzuführen.
Untersuchung zum Self-Serving-Attributional-Bias
D:
Vl arrangiert, daß Frauen und Männer bei Aufgaben scheitern, die entweder
männliche bzw. weibliche Fähigkeiten voraussetzen.
E:
Es hat sich gezeigt, daß Männer mehr Self-Serving-Attributionen (internal für Erfolg,
external für Mißerfolg) durchführen, wenn die Aufgaben als typisch männlich
vorgestellt wurden. Bei Frauen entsprechend.
25
4.7.4 Verminderung
Alkoholkonsum
der
Selbstwahrnehmung
durch
Alkohol wird von Menschen, die sich stark selbst beobachten, besonders nach Niederlagen
konsumiert. Durch Alkohol wird die Selbstbeobachtung stark vermindert.
4.7.5 Symbolic Self-Completion (Wicklund & Gollwitzer,
1982)
Wenn eine Person ihr Selbstwertgefühl durch Versagen auf einem Gebiet in Gefahr sieht,
dann versucht sie, sich auf andere Bereiche zu beziehen, um den Selbstwertverlust zu
verhindern.
Bsp.: ich kann zwar nicht gut Tennis spielen, dafür kann ich aber gut kochen.
D:
B:
Gollwitzer (1982) hat in einer Untersuchung eine Gruppe von Vpn Niederlagen auf
einem Gebiet aufschreiben lassen, das ihnen wichtig war. Eine zweite Gruppe sollte
dies auf einem unwichtigen Gebiet tun.
Danach sollten alle Vpn eine Essay über ihre Interessensgebiete schreiben.
Bei denen, die vorher Niederlagen in einem wichtigen Interessengebiet
aufgeschrieben hatten, stellten in diesem Essay wesentlich ausführlicher andere
Fähigkeiten dar.
4.7.6 Allgemeine Überlegung zum Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl kann über zwei Wege gestärkt werden:
 Gefühl, daß das eigene Verhalten nahe am IDEAL-SELF ist
 Gefühl, daß das eigene Verhalten von anderen positiv bewertet wird.
5
Kapitel 5 Motivation for competition and control
5.1
Motivation for competition
White (1959) schloß, daß es ein erbbedingtes Motiv effectance (Bedürfnis, die Umwelt zu
kontrollieren) gibt, daß das Verhalten von Menschen und Tieren außer in homeostatic crises
(Grundbedürfnisse Hunger, Durst etc. sind nicht befriedigt) immer beeinflußt.
Ziel ist es dabei, den Zustand der Kontrolle (competence) über die Umwelt zu erlangen.
Nach Kagan, Reznick & Snidman (1988) liegt bei Kindern eine erbliche Bedingung vor, offen
und angstfrei oder verschlossen und ängstlich, neuen unbekannten Situationen und
Personen gegenüberzutreten.
Daß die Art der Interaktion mit der Umwelt erlernt wird, haben Untersuchungen von Harter
(1981) gezeigt.
5.1.1 Entwicklung der Mastery und Depency-Motivation
(Harter, 1981)
26
Harter unterscheidet zwei Motive, die Kinder durch das Verhalten der Eltern oder anderen
Bezugspersonen entwickeln.
Mastery Motive
Depency Motive
sich einer Aufgabe stellen / etwas beherrschen (im Sinne von etwas
können.)
von der Meinung, Zustimmung und dem Lob anderer abhängig sein.
Welches der beiden Motive dominiert, hängt von den Reaktionen der Eltern und des soz.
Umfeldes des Kindes auf Versuche ab, sich Situationen und Herausforderungen zu stellen.
Die wichtigsten Gebiete, in denen sich Kinder Herausforderungen stellen:
 Soziale Anerkennung
 physische Attraktivität
 kognitive Fähigkeiten
Steigerung des
Mastery Motive


Freude

Gefühl, Kontrolle über sich
und die Umwelt zu haben
Verringerung des
Ängstlichkeit

Gefühl der Machtlosigkeit und
externalen Kotrolle
Zunehmendes Unterlassen von
Versuchen etwas selbst zu meistern

Es entsteht ein eigener
Wertemaßstab
/Selbstbelohnung möglich
Versuche, Beherrschung zu
erlangen / etwas selbst zu tun
(Lob aus Umwelt wird zunehmen
unwichtig)

Abhängigkeit von der
Anerkennung durch andere
externale Ziele
internale Ziele

Verstärkung und Lob für die

Keine Verstärkung und/oder
Bestrafung für die Versuche,
Versuche, Beherrschung über die
Umwelt zu erlangen
Beherrschung über die Umwelt zu
erlangen
z.B. indem Kind nichts selbst machen
darf
5.1.2 Erklärung des Schemas
Wenn die Bezugspersonen die Versuche des Kindes, Kontrolle über seine Umwelt zu
erlangen, verstärken und/oder Anerkennung zeigen, kann es Mastery Motivation entwickeln.
Durch die Bestätigung aus dem soz. Umfeld entwickelt das Kind einen eigenen
Selbstbewertungs- und Selbstbelohnungssystem.
Dabei sind zunächst noch die Reaktionen des soz. Umfeld des Kindes Bewertungsmaßstab.
Daraus entwickelt sich dann ein eigener. War das Kind zunächst noch auf das Lob aus dem
Umfeld angewiesen, so kann es sich jetzt selbst belohnen. Aus dem dadurch entstandenen
Gefühl der Kontrolle und dem Wissen über die Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern,
verbindet das Kind mit ähnlichen Situationen wenn sie wieder auftreten die Erwartung von
Erfolg. Erfolge in den Handlungen und Lob stärken das Mastery Motive.
27
Unterbleibt die Verstärkung oder Belohnung, oder wird das Kind daran gehindert selbständig
zu handeln, führt das zu einem chronischen Bedürfnis anch sozialer Anerkennung oder
danach, Ziele von den Erwartungen anderer abhängig zu machen.
Es kommt zu einer Verringerung des Mastery Motivs. Im Kind verstärkt sich das Gefühl der
Machtlosigkeit und Unfähigkeit.
Ryan & Connell (1989) unterscheiden zwischen:
 introjection
Person übernimmt Werte weil es die Gesellschaft verlangt /
weil sie dafür soz. Anerkennung erhalten
 internalization
Person übernimmt Werte & akzeptiert sie als Teil des eigenen
Wertesystems
Bei einer Untersuchung an Schülern hat sich gezeigt, daß die, die die Werte übernehmen
und als eigene akzeptieren, mehr Einsatz zeigen, diese zu erreichen. Sie haben mehr
Freude an der Schule und sind unabhängiger von Vorbildern.
Dweck & Leggett, 1988) definierten zwei Arten von Zielen, die Menschen bestrebt sind zu
erreichen:
1. Performance goals
2. Lerning goals
Ziel ist es dabei, andere glauben zu machen, daß man
Handlung gut ausgeführt hat, unabhängig davon, ob man
seiner Leistung selbst zufrieden ist.
 steht in Verbindung mit Hilflosigkeit
Ziel ist es, die Handlung so auszuführen, daß man selbst
seiner eigenen Leistung zufrieden ist / unabhängig von
Meinung anderer
 steht in Verbindung mit Mastery Motive
die
mit
mit
der
5.1.3 Wann verstärkt ein Performance goal die Mastery
Motivation?
Das Verfolgen von Performance goals führt nur dann zur Verstärkung der M.M., wenn die
handelnde Person die eigenen Fähigkeiten positiv einschätzt.
Menschen, die glauben, daß Intelligenz vorgegeben und unveränderbar ist, glauben, daß
das Erreichen von Zielen durch die eigenen Fähigkeiten begrenzt ist. Sie verfolgen deshalb
hauptsächlich Performance goals.
Kinder, deren Mastery Motive nur sehr wenig ausgeprägt ist, führen Versagen bei
Aufgabenstellungen auf die eigene Unfähigkeit, eine Schwäche im Denken, Merken und
mangelnde Intelligenz sowie Problemlösefähigkeit zurück.
5.1.4 Kriterien nach denen sich Menschen bewerten
Nach Harter (1990) bewerten sich Menschen auf 4 Gebieten:
1.
2.
3.
4.
kognitive Fähigkeiten
körperliche Fähigkeiten
Akzeptanz durch Menschen, die einem wichtig sind
Benehmen, Moral, Humor, Verantwortung
Menschen überprüfen, inwieweit sie auf diesen Gebieten mit ihren Idealvorstellungen
übereinstimmen.
28
Je größer die Diskrepanz zwischen dem Erreichten und dem Idealist, um so mehr verringert
sich dadurch das Selbstwertgefühl der Person.
Am größten ist die Korrelation zwischen dem Grad an Übereinstimmung des eigenen
Aussehens mit dem Idealbild & dem Selbstwertgefühl.
Wie wird ein Ideal, das zum Vergleich herangezogen wird, definiert?
Es gibt zwei Quellen:
1. internale Wertvorstellung der Personen selbst. Temporal comparison = Vergleich
der eigenen Leistung von zwei verschiedenen Zeitpunkten.
2. Norm die von Anderen gesetzt wird und Vergleich mit anderen (social comparison)
Bsp.: Marathonläufer
Zusammenhang von Alter und Art des Vergleichs
Kinder führen zunächst noch Vergleiche mit internalen Werten durch.
(was konnte ich früher, was
kann ich jetzt?)
Etwa ab Beginn der Schulzeit, gehen sie zum sozialen Vergleich mit anderen über. Solche,
die ein hohes Maß an Fähigkeiten haben, wenden sich mit zunehmendem Alter wieder
vermehrt dem Vergleich mit internalen Wertvorstellungen zu.
Erwachsene vergleichen sich oft verstärkt mit anderen (Prestigeobjekte)
Ein Grund für diese Art des Vergleichs kann auch die Tatsache sein, daß keine konstante
Leistungsverbesserung mehr erreicht wird.
Bsp.: Marathonläufer immer eigenen Rekord gebrochen. Irgendwann nicht mehr dazu in der Lage  vergleicht sich dann mit
gleichaltrigen
5.2
Fähigkeit und Intrinsische Motivation (Competence &
Intrinsic M. )
5.2.1 Auswirkung von Belohnung auf das Interesse
Interesse bringt man in der Regel mit intrinsischer Motivation in Verbindung, weil dafür keine
Belohnung geboten wird.
5.2.1.1 Untersuchung von Deci (1971)
D:
B:
Ließ Vpn ein Puzzle zusammensetzten. Nach kurzer Zeit teilte er in zwei Gruppen.
Der einen versprach er eine Belohnung, der anderen nicht.
Nachdem die Vpn noch eine Weile Zeit hatten, sich mit dem Puzzle zu beschäftigen,
übergab er die versprochene Belohnung. Danach hatten alle Vpn noch die
Möglichkeit, sich noch eine Weile mit dem Puzzle zu beschäftigen.
Die, die eine Belohnung erwarteten arbeiteten länger und intensiver. Nach dem sie
die Belohnung erhalten hatten, zeigten sie jedoch kaum noch Interesse an dem
Puzzle. Vpn ohne Belohnung beschäftigten sich noch in der 3. Phase mit dem
Puzzle
Allgemein läßt sich sagen, daß Verbale Anerkennung für eine erbrachte Leistung nicht zu
einem Nachlassen des Interesses führt. Vielmehr wird dieses dadurch noch gesteigert.
Ausschlaggebend dafür, ob eine Belohnung zu einem Nachlassen des Interesses
führt, ist nicht die Art der Belohnung, sondern die Information, die damit übermittelt
wird.
 Das Interesse wird verstärkt, wenn die Person über die Belohnung eine
Anerkennung für die eigene Fähigkeit sieht.
29
 Das Nachlassen des Interesses nach einer Belohnung in Form von Geld sinkt,
weil dadurch die Aufmerksamkeit von der eigenen Fähigkeit weg, hin zum
ökonomischen Aspekt der Leistung geleitet wird.
5.2.2 Theorie der kognitiven Bewertung (Deci & Ryan, 1985)
Diese Theorie beschreibt die Auswirkungen von Umweltereignissen auf die Motivation.
Als Umweltereignisse bezeichnet man dabei alles, was Menschen dazu bringt, ein Verhalten
zu beginnen, fortzusetzen oder zu beenden.
Bsp.: Belohnung, Befehle, Überwachung, usw.
Wenn durch solche Umweltereignisse bei der Person das Gefühl geweckt wird, daß sie fähig
ist und Kontrolle über die Ergebnisse der Handlung hat, dann steigt die innere Motivation.
Jedes Ereignis kann sowohl Informationen über die Fähigkeit der Person vermitteln, als
auch über ihre Unfähigkeit und hat dabei ein controlling function und eine information
function.
controlling function 
information function 
Person empfindet Überwachung ob gestellte
Anforderungen erfüllt werden, führt zu Rückgang des
Interesses.
Person sieht darin Information um eigene Leistung
einschätzen zu können.
Wenn controlling function überwiegt, geht die Motivation zurück. Überwachung, Wettbewerb
und dead-lines werden so empfunden.
5.2.2.1 Untersuchung
Sanson (1985)
von
Harackiewic,
Manderlink
&
Sie haben gezeigt, daß das Wissen, das die Leistung bewertet wird, dies vermindert. Diese
steigt aber, wenn die Aussicht auf eine Belohnung für besonders gute Leistungen besteht.
D:
E:
Vpn sollen Ping-Pong spielen. ½ wurde mitgeteilt, daß ihre Leistung bewertet wird.
Davon wurde der ½ eine Belohnung für eine besonders gute Leistung in Aussicht
gestellt.
Vpn hatten nach einer vorgegebenen Zeit noch die Möglichkeit, das Spiel freiwillig
fortzusetzen.
Nur Beobachtung  Rückgang des Interesses (Controlling function überwiegt)
Beobachtung und Aussicht auf Belohnung  Steigerung des Interesses, da die
information function überwiegt. D.h. die Überwachung wird als Information
empfunden.
5.3
Competence Valuation (Harckiewicz, 1984)
Er geht davon aus, daß die Stärke der Motivation einer Person davon abhängt, wie wichtig
es ihr ist, die Aufgabe zu bewältigen.
Der Wert ist von persönlichen Faktoren (Ego, Ehrgeiz, Leistungsmotivation) und situativen
Faktoren ( Bewertung, Belohnung, Bezahlung ) bestimmt.
Personen, die die Aufgabe aufgrund von persönlichen Faktoren als nicht wichtig ansehen,
bewerten sie wenn eine Belohnung in Aussicht steht höher und setzen sich entsprechend
mehr ein.
30
Personen, die die Aufgabe schon aufgrund von persönlichen Faktoren höher bewerten,
lassen sich von einer Belohnung nicht beeinflussen. Vielmehr empfinden sie diese als
Kontrolle, was zu einer Reduzierung der Leistungsmotivation führt.
5.4
Illusion der Kontrolle, Streben nach Kontrolle und
Kontrollmotivation
Pervin 1963 stellte in einer Untersuchung fest, daß Menschen und Tiere kontrollierbare
Streßsituationen vorziehen. Daraus zog er den Schluß, daß der Mensch das Ziel verfolgt,
Kotrolle über die Auswirkungen seines Verhaltens zu haben.
1. Illusion Of Control (Langer, 1975)
Menschen führen den Ausgang von Ereignissen auf eigene Fähigkeiten und eigenen Einfluß
zurück, obwohl das Ergebnis objektiv gesehen nur vom Zufall bestimmt wird.
Bsp.: Menschen glauben höhere Chance auf Gewinn zu haben, wenn sie das Los selbst
ziehen
2. Desire For Control (Berger 1991)
Damit bezeichnet man das Verlagen von Menschen, Kontrolle zu haben und den Ausgang
von Ereignissen zu beeinflussen. Führt häufig zur Illusion Of Control
Aber: Wenn Menschen ihr Selbstwertgefühl durch einen ungünstigen Ausgang einer
Situation gefährdet sehen, dann versuchen sie, sich hilflos zu stellen oder die
Kontrolle auf andere zu übertragen.
3. Control Motivation
Damit bezeichnet man das Bestreben, die Kontrolle über die Umwelt wiederherzustellen,
sobald diese durch unvorhergesehene Ereignisse gestört oder verhindert worden ist.
Damit wollen Menschen sicherstellen, daß sie die Umwelt vorhersagen, verstehen und
beeinflussen können.
5.4.1 Nutzen von Kontrolle und der Illusion von Kontrolle
 Streßsituationen lösen weniger Streßreaktionen aus, wenn Personen das Gefühl der
Kontrolle über den Ausgang der Situation haben bzw. wenn sie wissen was auf sie
zukommt
 Ein unbekannter neuer Stressor erzeugt mehr Streß
 Menschen streben die Kontrolle über die Situation nur dann an, wenn sie wissen, daß sie
sich der Lage gewachsen fühlen und glauben, den Ausgang positiv beeinflussen zu
können.
5.5
Erkenntnismotivation
Motivation
(Kruglanski,
31
1989)
Epistemic
Damit bezeichnet man die Motivation Informationen oder Wissen zu erlangen um das
Umfeld verstehen und kontrollieren zu können.
Es werden dabei Informationen aus dem Umwelt aufgenommen. Da die
Verarbeitungskapazität aber begrenzt ist, wird versucht eine Informationsüberflutung zu
vermeiden, da diese ein Verlust an Kontrolle bedeutet.
Je nach Umweltsituation werden 3 Bedürfnisse des Menschen unterschieden:
need for closure
Bedürfnis, möglichst schnell eine definitive Antwort zu geben
wenig Information wird berücksichtigt.
(wirkt besonders stark unter Zeitdruck)
fear of invalidity
Angst Fehler zu machen
viel Information wird berücksichtigt
need for cognition
Bedürfnis zu denken
Die Tendenz zu vereinfachen wird besonders unter Zeitdruck deutlich: wenn need for
closure und fear of invalidity. Bsp.: Wenn man sich einen Ersten Eindruck von einer
Person unter Zeitdruck macht.
Mehr Mühe geben sich Vpn, wenn man ihnen sagt, daß ihre Einschätzung überprüft wird
und man sie nicht unter Zeitdruck setzt.
5.6
Selbstwirksamkeit (Self-Efficacy)
Wird einer Person eine Aufgabe gestellt, muß sie zunächst die verfügbaren Informationen
nutzen um zu bestimmen, ob sie in der Lage ist diese Aufgabe zu bewältigen.
Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:
1.
2.
3.
4.
Leistung bei früheren ähnlichen Aufgabenstellungen
Beobachten anderer beim erfolgreichen Bewältigen der Aufgabe
Aufmunterung durch andere (Du kannst das doch auch!)
Somatische Veränderungen (Wenn Person beim Anblick der Aufgabe nervös wird,
schätzt sie ihre Selbstwirksamkeit geringer ein)
5. Momentane Stimmung (ist diese gut, traut man sich auch mehr zu)
Bsp.:
Jemand denkt nach ob er ein Referat übernehmen soll oder nicht. Denkt daran, daß seine letzen Referate immer gut
waren, hört andere gute Referate und wird ermuntert eines zu übernehmen.
5.6.1 Beispiel zur Verdeutlichung des Zusammenspiels von
psychischen & somatischen Faktoren:
Wird einer Person eine Aufgabe gestellt, bei deren Anblick ihr Herz zu rasen beginnt, dann
fühlt sie sich sicher weniger in der Lage, die Aufgabe zu bewältigen.
Eine erhöhtes Gefühl von Self-Efficacy reduziert Streßreaktionen (Hormontiter geringer) und
erhöht die Schmerztoleranz.
5.6.2 Wirkungen der Self-Efficacy
32
 Steigert die Motivation und Sicherheit bei der Bewältigung einer Aufgabe
 Je höher das Gefühl der Self-Efficacy, um so höher ist die Bereitschaft, sich der Aufgabe
zu stellen. Bsp.: Bei unterdurchschnittlichen Schülern  Erhöhung der Self-Efficacy 
mehr Einsatz und bessere Leistungen
 Menschen, die ihre Self-Efficacy gering einschätzen, planen ihre Karriere sehr
zurückhaltend und unterschätzen die Leistungen
 Erhöhung der Self-Efficacy bewirkt einen Rückgang der Streßreaktionen beim Kontakt mit
Situationen oder Gegenständen vor denen die Personen Phobien entwickelt haben.
 Erhöhung führt ebenfalls zu einer höheren Schmerztoleranz und Aktivierung des
Immunsystems
5.7
Erlernte Hilflosigkeit (Seligman, 1975)
Seligman geht davon aus, daß das Gefühl der Hilflosigkeit in Situationen entsteht, wenn auf
das Verhalten des Individuums kein kontingentes Feedback gegeben wird (d.h. auch bei
richtigem Verhalten eine Bestrafung erfolgt)
Aus dem Gefühl der Hilflosigkeit in einer spezifischen Situation entsteht eine allgemeine
Erwartung der Hilflosigkeit, die auch auf andere völlig andere Situationen übertragen wird.
Defizite aufgrund erlernter Hilflosigkeit sind:
 genereller Zustand der Teilnahmslosigkeit und Apathie
 keine Anpassung des emotionalen Zustandes an verschiedene Situationen (dauernd
niedergeschlagen)
 Extreme Verschlechterung der Informationsverarbeitungsfähigkeit und der Lernleistung
 Geringe Nahrungsaufnahme
 Kein Bedürfnis nach Sex
 das alles sind Symptome von Depression
5.7.1 Untersuchungen zur Erlernten Hilflosigkeit
Weiss (1971) arbeitete mit Ratten, denen er Elektroschocks verabreichte. Die Ratte in der
einen Bedingung konnte die Schocks verhindern (kongruentes Feedback), die in der
anderen Bedingung nicht (kein kongruentes Feedback). Eine Ratte blieb ohne Behandlung
(Kontrollgruppe).
E:
Ratte, die keinen Einfluß auf die Elektroschocks nehmen konnte, entwickelte im
Verlauf des Versuchs verstärkt Magengeschwüre
Lernleistung bei der Ratte in der Nicht-Kongruenzbedingung bei einem
anschließenden Lernversuch wesentlich schlechter als bei den anderen Ratten.
Lernleistungssteigerung bei der Ratte in der Kongruenz-Bedingung
Seligman (1967) untersuchte das Schockvermeidungslernen von Hunden
D:
Zuerst wurde den Hunden in einer der beiden Gruppen eine Anzahl von Elektroschocks verabreicht, die sie durch ihr
Verhalten nicht beeinflussen konnten. D.h. die Schocks wurden nicht kontingent zu ihrem Verhalten gegeben.
Danach wurde versucht, den Hunden das Vermeiden des Schocks zu lernen  Schocks wurden jetzt kontingent zum
Verhalten der Hunde gegeben oder nicht.
E:
Hunde, die vor der Lernphase mit nicht-kontingenten Schocks behandelt worden waren, waren wesentlich schlechter
beim
Erlernen der Schockvermeidungsstrategie in einer anschließenden Kongrunezbedingung
I:
In der ersten Phase war bei diesen Hunden das Gefühl der Hilflosigkeit entstanden, das sie auf die Lernphase
übertragen
haben.
33
5.7.2 Erklärung über die Attributionstheorie von Weiner
Nach dieser Theorie kommt es zur Generalisierung des Gefühls der Hilflosigkeit, wenn eine
negative Konsequenz einer Handlung durch das Individuum stabil / internal oder external /
global interpretiert wird.
Bsp.: Mögliche Interpretationen für die Ursachen einer fristlosen Kündigung
Internal/stabil/global  ich bin für alles zu dumm
external/stabil/global  Immer werden Frauen benachteiligt
Es ist allerdings unerheblich, ob internal oder external attribuiert wird. Das Gefühl der
Hilflosigkeit entsteht hauptsächlich aufgrund der stabilen und globalen Interpretation von
negativen Konsequenzen.
6
Kapitel 6 Leistungsmotiv, Anschlußmotiv und Macht
6.1
Das Konzept der Bedürfnisse von Murray
Murray geht davon aus, daß viele menschliche Bedürfnisse nonconscious sind.
Nonconscious 
ein Bedürfnis befriedigen, ohne sich bewußt darüber zu sein, was wir
unterbewußt
tatsächlich tun, weil der Ablauf automatisiert oder routiniert erfolgt.
Muß erlernt werden
Unconscious 
verwendet von Freud; drückt damit aus, daß etwas unbewußt, weil
unbewußt
durch Triebe gesteuert, erfolgt. Es kann nicht bewußt Einfluß
genommen werden
Je nach ihrer Art können Bedürfnisse Annäherungs- als auch Vermeidungsverhalten
begünstigen.
In der gleichen Situation kann aufgrund der Bedürfnisse sowohl Annäherungs- als auch
Vermeidungsverhalten ausgelöst werden.
Man untersucht die momentanen nonconscious Bedürfnisse, in dem man den Pbn
mehrdeutige Bilder vorlegt und sie bittet, aus den dargestellten Szenen Geschichten zu
machen (TAT-Test).
Da die Szenen mehrdeutig sind, werden sie unter Einbeziehung der nonconscious needs
interpretiert, da dadurch Gedankeninhalte, die den nonconscious needs entsprechen,
verfügbarer sind als andere (vgl. Methode Priming, auch dabei werden Gedankeninhalten
verfügbarer gemacht, ohne daß dieser Prozeß bewußt erfolgt)
Mit dem TAT-Test kann auch die Leistungsmotivation einer Person gemessen werden
Einschätzung des Tests:
 Mißt unbewußtes ohne es bewußt zu machen
 Er kann aber Motivation und Bedürfnis nicht trennen.
 Wie alle projektiven Tests ist auch er kritisch zu betrachten, da die Bildbeschreibungen
später wieder interpretiert werden.
 Man sollte nur Tendenzen über den Test erfassen, nicht absolute Aussagen.
 Geschichte beeinflußt von der sozialen Erwünschtheit oder anderen Lebensumständen.
6.2
Motiventstehung nach McClelland (1953)
Motive sind erlernte Emotionen. Diese Emotionen werden durch Lernen an bestimmte Reize
aus der Umwelt gekoppelt.
34
Erleben einer Situation  Verhalten guter Ausgang  positives Gefühl  Verknüpfung
Gefühl & Reiz  Motiv erlernt
Wird die Person später wieder mit diesem Reiz konfrontiert, beeinflußt das Motiv das
Verhalten.
Motive entstehen aus erlernten Verknüpfungen zwischen Zielzuständen (satt werden bei
Hunger) und einem Reiz, der in der Situation vorhanden ist, in der dieser Zielzustand
erreicht worden ist. Erkennen des Reizes antizipiert dann bereits den Zielzustand. (Lasagne
mit satt werden, es genügt auch der Anblick der Verpackung um Sattwerden zu antizipieren)
6.2.1 Nach einer Überarbeitung seiner Theorie unterscheidet
McClelland:
implicit need 
sind unbewußt, damit können Verhaltenstrends über längere
Zeit vorausgesagt werden (Werte wie glückliche Ehe führen)
Selfattributed need  bewußte Bedürfnisse, die das spontane Verhalten bei
plötzlichen Veränderungen der Situation voraussagbar
machen. Daraus können sich, besonders im sozialen Kontext,
feste Werte entwickeln (Bedürfnisse wie Hunger)
6.2.2 Schema von McClelland
Signalreiz
anderer Reiz in der
Situation
Lasagne
Emotion
Lust zu essen
zielgerichtete Handlung
Essen
Zustand aufgrund der Handlung
antizipiert
antizipiert
satt sein
Natural incentives sind Emotionen, die aufgrund von Umweltreizen ausgelöst werden und
angeboren und nicht veränderbar sind. (Natürliche Auslöser; vgl. roter Fischbauch)
Solche natürlichen Auslöser lösen Reaktionen aus, die genau auf den Reiz passen, der sie
ausgelöst hat. Auf diese Reaktion hin erhält das Individuum eine Rückmeldung über das
Erreichen eines Zielzustands.
Sowohl der Auslöser, als auch jeder andere Reiz, der in der Situation ebenfalls vorhanden
ist, antizipieren den Endzustand. Dadurch ist ein Motiv entstanden. Auslösung ist nicht mehr
nur noch auf den natural incentive beschränkt.
Bsp.: Mittelschwere Aufgabe:
Mittelschwere Aufgabe  Herausforderung  Erledigung der Aufgabe Zufriedenheit
Auslöser
Emotion
Reizantwort
Motiv entsteht
35
Zielzustand
6.3
Das Risiko-Wahl-Modell (Atkinson, 1957) und dessen
Anwendung auf Leistungsmotivation
Leistungsmotiviertes Handeln wird durch 4 Variablen beeinflußt:
1. Erwartung auf Erfolg & Mißerfolg
2. Anreiz (Valenz) von Erfolg & Mißerfolg
3. Erfolgsmotivation / Mißerfolgsvermeidungsmotivation (= Persönlichkeitsmerkmal)
Hoffnung auf Erfolg
TS = MS x PS X InS
TS
MS
PS
InS
der
= Tendency to achieve success Hoffnung auf Erfolg
= Motive to achieve success Persönlichkeitsmerkmal Erfolg anzustreben
= Perceived probability of success Erwartung die Aufgabe zu lösen, Schwierigkeit
= Incentive value of success Wert den das Lösen der Aufgabe hat bzw. Stolz,
beim Lösen empfunden wird (ist bei einer schwierigen Aufgabe höher und bei
einer leichten geringer, weil jeder sie lösen kann)
Furcht vor Mißerfolg
T-F = MF x PF X InF
T-F
MF
PF
InF
= Tendency to avoid failure Furcht vor Mißerfolg
= Motive to avoid failure Persönlichkeitsmerkmal Mißerfolg zu vermeiden (bei
Mißerfolg Scham zu empfinden)
= Perceived probability of failure Erwartung die Aufgabe nicht zu lösen,
Schwierigkeit
= Negative incentive value of success Wert den Nicht-Lösen der Aufgabe hat bzw.
empfundener Scham beim Nicht-Lösen (ist bei einer leichten Aufgabe höher und
bei einer schweren geringer)
Leistungsmotivation = TS - T-F
Ram = Tendenz Erfolg zu suchen - Tendenz Mißerfolg zu vermeiden
 Bei Ram+ überwiegt die Tendenz Erfolg zu suchen
36
Implikationen der Theorie von Atkinson:
 bei Personen, die hoch leistungsmotiviert sind, tritt die höchste Leistungsmotivation auf,
wenn die Wkt. die Aufgabe zu lösen im mittleren Bereich liegt
 bei Personen die gering leistungsmotiviert sind, tritt die höchste Leistungsmotivation auf,
wenn die Aufgaben entweder sehr schwer oder sehr leicht sind
Atkinson postuliert:
Verhalten des Menschen wird geleitet von der Tendenz Erfolg zu suchen und Mißerfolg zu
meiden.
Ram+ Menschen wählen mittelschwere Aufgaben, Ram- wählen extrem schwere oder
extrem leichte Aufgaben. (Ram+ wollen wissen, wie gut sie sind)
 andere Art der Darstellung der oben genannten Implikationen
Empirische Befunde haben aber gezeigt, daß Ram+ Menschen mittelschwere Aufgaben
wählen, Ram- aber extrem leichte meiden, dafür aber verstärkt extrem schwere Aufgaben
wählen.
Begründung: Sie wollen lieber bei der schweren Aufgabe versagen, als sich auf das leichte
Niveau zu begeben / In der Gesellschaft wird das Eingehen von Risiken mehr honoriert.
6.3.1 Empirische Evidenz für die Theorie
D:
E:
Pbn bekommen Aufgaben mit unterschiedlicher Schwierigkeit zur Wahl vorgelegt.
Die Schwierigkeit der Aufgabe wird den Pbn mitgeteilt, in dem man ihnen sagt,
wieviel % der anderen Pbn die Aufgabe lösen konnnten.
Über den TOT-Test wird die Leistungsmotivation gemessen
Hoch leistungsmotivierte wählen mittelschwere Aufgaben
Niedrig leistungsmotivierte wählen extreme Aufgaben
 Ram+ sind bei mittelschweren Aufgaben ausdauernder als bei extrem schwierigen / Ramhaben höhere Ausdauer bei extrem schweren Aufgaben
andere Untersuchung:
D:
E:
Vpn sollten Ringe auf Stäbe werfen. Dabei konnten sie den Abstand zwischen den
Stäben selbst einstellen. (Je größer der Abstand um so schwieriger die Aufgabe)
Die meisten wählen eine mittlere Schwierigkeit. Am häufigsten wird die mittlere
Schwierigkeit von den Ram+ gewählt.
6.3.2 Alternative Erklärung für die Aufgabenwahl über die
Attributionstheorie (Weiner, 1985)
Menschen fühlen sich besser, wenn sie den Erfolg auf ihre Fähigkeiten und nicht auf externe
Faktoren wie Glück oder Schwierigkeitsgrad der Aufgabe zurückführen können.
Begründung für die Aufgabenwahl:
Leistungsmotivierte Menschen möchten wissen, wie gut sie tatsächlich sind. Sie suchen
deshalb Aufgaben aus, die ihnen darüber die meiste Information geben können.
Einfache Aufgabe
schwere Aufgabe
mittelschwere Aufgabe
alle bewältigen sie
keiner bewältigt sie
50% bewältigen sie
37
wenig Info über eigene Fähigkeit
wenig Info über eigene Fähigkeit,
da Erfolg determiniert ist durch
Schwierigkeit oder Glück
maximale Info über die eigene
Fähigkeit
Ram- wählen schwere oder leichte Aufgaben, um danach ihre Leistung auf die externalen
Faktoren (Aufgabenschwierigkeit und/oder Pech) attribuieren zu können.
Die Diagnostizität (Information über
mittelschweren Aufgabe am größten
die eigene Leistungsfähigkeit)
ist
bei einer
Sind Schwierigkeit oder Diagnostizität einer Aufgabe bei der Wahl entscheidend?
Zur Untersuchung gibt man Pbn zwei Aufgabenblöcke zur Wahl, die beide die gleiche
mittlere Schwierigkeit haben. Der 1. Block besteht dabei aber aus Aufgaben mit extremer
Schwierigkeit, der 2. Block aus lauter Aufgaben von etwa gleicher mittlerer Schwierigkeit.
Hoch Erfolgsmotivierte wählen dabei überwiegend Block 1, da dabei die
Diagnostizität höher ist. Um etwas über die eigene Leistungsfähigkeit erfahren zu
können, nehmen sie auch eventuelle Niederlagen in Kauf.
Aber: Bei Bewältigung der schweren Aufgabe  direkter Rückschluß auf eigene Fähigkeit
möglich
Nichtbewältigung der leichten Aufgabe
s.o.
6.3.3 Kritik am Risiko-Wahl-Modell
Dem Modell fehlt eine generelle Definition von Wert. Außerdem wird der Wert noch von
anderen Faktoren beeinflußt:
 sozialer Wert (alter Frau über Straße helfen ist leicht, hat für mich aber hohen
sozialen Wert)
 Ich versuche mein Idealbild zu erreichen. Das kann auch über leichte Aufgaben
erfolgen, die aber für mich hohen Wert haben. (Leute sollen mich mögen  ich
telefoniere mit ihnen häufig)
6.3.4 Belohnungsaufschub (delay of gradifiktion)
Die Fähigkeit auf eine sofortige Belohnung zu verzichten, um eine attraktivere zu erhalten,
wird erst im Laufe der Sozialisierung gelernt.
Entscheidungsprozesse, die vor & beim Belohnungsaufschub ablaufen:
1. Nutzen (Lohnt sich der vorübergehende Verzicht? Kommt es zu einer
Wertsteigerung?)
2. Wartedauer
3. Glaubwürdigkeit der Person, die die Belohnung in Aussicht stellt
Nach dem rationalen Modell müßten sich Menschen für den Belohnungsaufschub
entscheiden, wenn die Kosten < Nutzen sind.
In der Realität ist aber immer noch ein Unsicherheitsfaktor vorhanden. Die Person, die die
Belohnung verspricht, könnte sich nämlich noch anders entscheiden, d.h. die
Wertsteigerung könnte anders als erwartete ausfallen.
Daraus wurde das sog. Erwartung-Wert-Modell entwickelt, das auch die Wkt. der Belohnung
berücksichtigt.
38
Bsp.: Lotto
geringe Kosten vs. geringe Wkt. zu gewinnen x hoher Gewinn
Warum spielen Menschen trotzdem Lotto?
 Einsatz ist gering
 Der mögliche Gewinn ist sehr hoch (relativ zum Einsatz und relativ zum
Einkommen)
 Menschen können Wkten nur schlecht einschätzen
 Urteilsheuristiken
Weil Menschen Wkten nur schlecht einschätzen können, weichen Lottospieler vom
rationalen Modell ab.
6.3.5 Zum Problem der Motivisolation
Es ist nicht sinnvoll, ein Motiv zu isolieren, da Verhalten in der Realität wohl nicht nur von
einem Motiv bestimmt ist. Viele Motive, die sich gegenseitig beeinflussen, spielen dabei eine
Rolle.
Bsp.: Ich bin bei Feier, habe Hunger, Buffet ist noch nicht eröffnet.
Hier wirkt nicht das Motiv satt zu werden mein Verhalten. Dieses ist vielmehr noch
zusätzlich beeinflußt von dem Motiv mich angemessen zu verhalten. Deshalb werde
ich auch nicht als erster das Buffet erstürmen.
6.4
Anschlußmotivation (Affiliative Motivation)
Menschen, die ein großes Bedürfnis nach Anschluß haben, investieren mehr Energie in das
Herstellen und Aufrechterhalten von sozialen Kontakten, als andere.
Aber:
Evtl. kann auch die Angst vor Zurückweisung das Motiv für die Anstrengung
sein
Evidenz:
Kinder, die von ihrer Mutter zurückgewiesen worden
sind, haben ausgeprägteres Anschlußbedürfnis
6.4.1 Need for Affiliation vs. Intimacy Motive
Menschen mit einem großen Anschlußbedürfnis wollen Interaktionen starten, wenn sie
alleine sind, d.h. werden von dem Bedürfnis geleitet, nicht alleine sein zu wollen.
Intimacy Motivation steht eher in Verbindung mit der Freude daran, Kontakt mit anderen
herzustellen und zu haben und diesen auch aufrechtzuerhalten.
6.5
Theorie der zwischenmenschlichen Bindung
Bindungsmotivation
(Attachment
Theorie
Motivation)
und
und
Bowlby (1980) beschrieb zunächst bei Kindern ein allgemeines Bedürfnis nach Kontakt mit
der Mutter.
Nach einem Modell von Ainsworth, Blehar, Waters & Wall (1979) unterscheidet man
Bindungstypen bei Kindern:
1. Sicher
Mutter hat Bedürfnis nach Kontakt immer befriedigt  Kind ist sicher
und erforscht die Umwelt; zunehmende Selbständigkeit.
2. Ambivalent
Mutter hat das Bedürfnis nach Kontakt nicht immer befriedigt  Kind
ist ängstlich und bewegt sich kaum von der Mutter weg
39
Mutter hat Kind ignoriert oder zurückgewiesen  Kind meidet Kontakt
zur Mutter
Das in der Kindheit erworbene Bindungsverhalten beeinflußt auch das spätere soziale
Verhalten der Menschen. Dazu wurde folgende Parallelen gefunden:
3. Vermeidend
Hazan und Shaver (1987) entdeckten Zusammenhang zwischen Liebe und Bindungsstil.
D:
Sie befragten die Pbn zu nahen Freundschaften
E:
Sicher
Ambivalent
sind glücklicher und fühlen sich sicherer
empfinden Mischung aus Freude und Schmerz in der
Beziehung, sind eifersüchtig und besitzergreifend, machen
sich Sorgen
zeigen Bindungsangst, Flucht in Arbeit
Vermeidend
Auch andere Lebensbereiche sind betroffen:
Menschen mit sicherem Bindungsverhalten haben am wenigsten Angst vor Bewertung und
sind mit ihrem Job zufriedener, sie haben weniger Angst vor dem Tod, mehr soziale
Kontakte und ein allgemein höheres Gefühl der Zufriedenheit.
6.6
Das Machtmotiv und seine Verhaltensauswirkungen
McClelland, Davis, Kalin & Wanner (1972) gelang es bei folgenden 4 Verhaltensweisen
einen hohen Zusammenhang mit Machtmotivation nachzuweisen:
1. Lesen von Literatur mit sexueller oder aggressiver Thematik
2. Sammeln von Prestigeobjekten
3. Teilnahme an Sportwettkämpfen
4. Mitgliedschaft und Leitung in Vereinen
Unter Machtmotiv wird hierbei das Bestreben verstanden, Kontrolle über sich selbst und
andere auszuüben.
Modell der verschiedenen Arten der Machtausübung
externale Quelle
Internale Quelle
auf sich selbst Macht Lesen von Gewalt mit
machtorientiertem Inhalt
ausüben
/
Alkoholkonsum
/
Identifikation mit starken
Charakteren
I
auf andere Macht Leitung und
Mitgliedschaft in
ausüben
Vereinen / Manager
IV
Bodybuilding /
Prestigeobjekte
II
Sportliche Wettkämpfe /
Bullie
/
offene
Aggression
III
(Stufe IV bezeichnet man auch als Don Juan, Stufe III als Imperial)
6.6.1 Kennzeichen und Unterscheidung der Stufen III & IV
Personen, die in Kategorie IV gehören, zeichnen sich durch eine hohe Machtmotivation und
ein geringes Bestreben diese zu verbergen, bei geringem Anschlußmotiv aus.
40
Personen, die in Kategorie III gehören, haben die gleichen Motive wie diejenigen, die man
der Kategorie IV zuordnet, jedoch ist bei ihnen das Bestreben, die Machtmotivation nicht zu
zeigen, wesentlich stärker ausgeprägt. Der hohen Machtmotivation steht eine starke
Hemmung gegenüber  sie versuchen deshalb, die Macht in sozial akzeptierter Form
auszuüben (in Vereinen, im Auftrag anderer z.B. Gott)
Die Personen in Gruppe IV haben wesentlich häufiger jüngere Geschwister, als die in
Gruppe III. Man geht deshalb davon aus, daß sie gelernt haben, soziale Verantwortung zu
tragen und die Machtmotivation zu hemmen oder zu verbergen.
6.6.2 Zusammenhang
Krankheit
von
Machtmotivation,
Streß
und
Durch das ausgeprägte Machtmotiv, bei gleichzeitig starkem Motiv dies nicht zu zeigen oder
zu unterdrücken, gerät das Machtmotiv “unter Druck”. Die Hemmung eines Motives führt
zum Auftreten von Streß. Streß verursacht eine Erhöhung der Aktivität des VNS, erhöhte
Adrenalinund
Noradrenalinkonzentration
und
eine
Veränderung
des
Immunglobulin-spiegels.
Krankheitsbilder, die sich daraus ergeben:
Managerkrankheit (Herz-/Kreislauferkrankungen)
Anfälligkeit für Erkrankungen der Atemwege
Bluthochdruck
7
Soziale Einflüsse auf die Motivation
7.1
Soziale Ängstlichkeit
Diese entsteht, wenn eine Person mit einer anderen interagiert und einen guten Eindruck
machen will, sich aber nicht sicher ist, ob ihr das gelingt.
Sie tritt nur in bestimmten Situationen auf und endet mit diesen.
Die Tendenz einer Person so zu reagieren, bezeichnet man als soziale Ängstlichkeit. Diese
ist relativ stabil.
Auswirkungen der sozialen Ängstlichkeit:
 Arousal (erhöhter Puls, Muskelanspannung, erhöhter Blutdruck,)
 Stockungen beim Sprechen (Versprecher, Zittern der Stimme)
 Wenig sprechen
 Vermeidung von Augenkontakt
 Versuch der Situation zu entkommen
Kann die Person der Situation nicht entkommen, so versucht sie alles, um keine Fehler oder
sich unbeliebt zu machen.
Funktion der sozialen Ängstlichkeit:
Sie dient als Warnsignal, in dem sie die Person daran erinnert, daß Zurückweisung und
Ausschluß aus der Gruppe jederzeit möglich ist. Somit kann die Person unerwünschtes
Verhalten vermeiden oder alternative Verhaltensweisen suchen. Es wird verhindert, daß die
Person für die Gruppe unattraktiv wird.
Untersuchung von Leary (1987)
D:
Gespräche von Vpn wurden mitgeschnitten, danach analysiert
41
B:
Vpn mit hoher sozialer Ängstlichkeit machten kaum Aussagen über sich, antworteten
häufig nur mit “mhm” oder “ah” und widersprachen so gut wie nie.
7.1.1 Impression Motivation
Damit bezeichnet man das Bestreben, sich anderen in der Weise zu präsentieren, daß man
in der Lage ist, das Bild, das das Gegenüber erhält, zu kontrollieren.
Diese Motivation wird von den folgenden Faktoren beeinflußt:
1. Relevanz, d.h. wie wichtig ist es, einen guten Eindruck zu hinterlassen (z.B.
Vorstellungsgespräch)
2. Wert des Ziels, das mit dem entsprechenden Eindruck erreicht werden soll. (z.B. Job
bekommen bei Vorstellungsgespräch)
3. Diskrepanz, die die Person zu erkennen glaubt zwischen dem angestrebten und dem
tatsächlichen Eindruck.
7.1.2 Prüfungsangst
Sie tritt nicht nur in Testsituationen auf, sondern immer dann, wenn die Leistungen von
Menschen durch andere bewertet wird und die Möglichkeit besteht, zu versagen.
Prüfungsangst geht mit ähnlichen Symptomen einher wie soziale Ängstlichkeit. In
Prüfungssituationen sind Menschen häufig bestrebt, andere, die ihnen wichtig sind, zu
beeindrucken.
Personen, die an Prüfungsangst leiden, fühlen sich unfähig und antizipieren in der Situation
Versagen.
7.1.3 Die
Motivation
(Self-Presentation)
zur
Selbstdarstellung
Bakan (1966) hat zwei beteiligte Bedürfnissen identifiziert:
1. agency Individuum versucht, seine Individualität zu behaupten. Erzeugt: sich selbst
verteidigen, sich durchsetzen, Macht ausüben, Unabhängig sein wollen
2. communion Individuum versucht, einer Gruppe anzugehören. Erzeugt: Mitgefühl,
Altruismus, Annäherung
Das Bild, das andere von einem Menschen haben, ist diesem deshalb so wichtig, weil es zur
Erhaltung seines sozialen Status und seiner Zugehörigkeit zur Gruppe notwendig ist.
7.2
Soziale Erleichterung
7.2.1 Zajoncs (1965) Erklärung über Trieb und Arousal
Er geht von folgenden 3 beteiligten Prinzipien aus:
 Die Anwesenheit von anderen Personen (Beobachter / Team) erregt das
Individuum
 hohes Arousal erleichtert die Ausführung von einfachen oder überlernten
Aufgaben (H groß)
 gleichzeitig mindert es die Leistung bei neuen und schweren Aufgaben (H
klein)
42
E=DxH
Untersuchung von Hunt & Hillery (1973)
D:
Vpn sollten mit den Fingern den Weg durch einen Fingerirrgarten finden. Sie sollten
dies entweder alleine oder in Gruppen tun. Dabei konnten sie die Finger nicht
sehen.
B:
Vpn, die gemeinsam mit anderen arbeiteten, machten weniger Fehler bei der
leichten Bedingung als Vpn, die alleine arbeiteten. Umgekehrt war das Ergebnis bei
der schweren Bedingung
7.2.1.1 Warum entsteht bei der Anwesenheit von anderen
Arousal?
 Menschen haben Angst, daß ihr Leistung schlecht bewertet wird.
Nachweis: Geen (1983) ließ Vpn unter Aufsicht eine Aufgabe bewältigen, stellte den Beobachter einmal als jemanden vor,
der die Leistung bewerten soll und einmal als jemanden, der der Vpn Helfen soll. Arousal entstand nur, wenn die Vpn den
Eindruck hatten, daß sie bewertet werden
 Social Monitoring
Menschen fühlen sich unsicher, weil sie nicht wissen, was die andere Person tut. Um
diese Unsicherheit zu minimieren, versuchen sie, die andere Person zu beobachten und
ihr Verhalten vorauszusagen.
Durch diesen Überwachungsprozeß wird Arousal reduziert.
Nachweis: Schlechteste Leistung zeigen die Personen, hinter deren Rücken der Beobachter sitzt. Ist es für Vpn
offensichtlich, was die andere Person tut, so ist das Arousal niedriger.
 Konflikt; Person gerät in Erregung, weil sie nicht weiß, ob sie ihre Aufmerksamkeit auf
die Aufgabe oder auf die anderen Personen richten soll.
 Andere Person weiß über Versagen Bescheid.
Nachweis: Vpn wurde von dem Beobachter entweder ein schlechtes oder ein gutes Ergebnis bei einem ersten Test
mitgeteilt. Dann sollten sie unter Anwesenheit des Beobachters einen zweiten Test ausführen.
Arousal war nur bei denen zu erkennen, die zuvor schlecht abgeschnitten hatten.
7.2.1.2 Auswirkungen auf das Verhalten, die nichts mit
Arousal zu tun haben
 Die Anwesenheit anderer kann auch deshalb das Verhalten verändern, weil die Person
bestrebt ist, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.
Dazu vermeiden es Menschen, sich auffällig zu verhalten oder außergewöhnliche oder nicht
normgerechte Antworten zu geben Antworten zu geben.
Nachweis: Vpn, die beim Erlernen einer Wortliste beobachtet wurden, unterdrückten es, sich die Worte vorzusprechen, die
Finger zu benutzen oder die Augen zu schließen. Vpn, die nicht beobachtet wurden, führten dies aus.
Geen (1976) hat gezeigt, daß die Anwesenheit anderer eine zusätzliche Stimulation aus der
Umwelt darstellt. Diese kommt noch zu der, die von der Aufgabe ausgeht, hinzu.
Da die Verarbeitungskapazität begrenzt ist, selektiert die Person die Wahrnehmung.
Soziale Erleichterung bei leichten Aufgaben ist damit folgendermaßen zu erklären:
Bei leichten Aufgaben müssen nur wenige Informationen verarbeitet werden. Es
kommt deshalb nicht zur Verschlechterung der Leistung. Bei schweren Aufgaben
müssen mehr Informationen berücksichtigt werden. Aufgrund der Selektion bleiben
aber sogar relevante Informationen unberücksichtigt, was zu einer Verschlechterung
der Leistung bei diesen Aufgaben führt.
Nachweis: Vpn sollten eine komplexe Aufgabe lösen. Dies sollten sie einmal unter Aufsicht, einmal alleine tun. Die, die
beaufsichtigt wurden, konnten Informationen, die nachgereicht wurden schlechter mit in die Bewältigung der Aufgabe mit
einbeziehen, als die anderen.
43
7.2.1.3 Elektronische Überwachung
Bei elektronischer Überwachung kommt es zu den gleichen Effekten.
Haben die Personen allerdings die Möglichkeit, die Kamera abzuschalten, so kommt es nicht
zu einer Verschlechterung der Leistung. Dies, obwohl in der Untersuchung keine Person
tatsächlich die Kamera abgeschaltet hat.
7.2.2 Motivationsrückgang in Gruppen (Social Loafing)
Wenn Menschen etwas als Gruppe durchführen sollen, dann ist die Gesamtleistung der
Gruppe kleiner als die Summe der Einzelleistungen der Gruppenmitglieder.
Man geht davon aus, daß es zu dieser Erscheinung kommt, weil die Verantwortung für die
Leistung auf andere übertragen werden kann.
Untersuchung von Latané, Williams & Harkins (1979)
D:
Vpn sollten alleine oder in unterschiedlich großen Gruppen auf ein Signal hin
klatschen. Dabei wurde die erreichte Lautstärke gemessen.
B:
Je größer die Gruppe wurde, um so geringer wurde die durchschnittliche
Klatschlautstärke pro Person.
Ähnliche Ergebnisse konnten auch bei Aufgabenstellungen zur kognitiven Verarbeitung und
Kreativität und beim Schwimmen gefunden werden.
7.2.3 Mögliche Erklärungen
7.2.3.1 Angleichung der Anstrengung
In einer Gruppe hat jedes Mitglied den gleichen Nutzen von der Gruppenleistung. Deshalb
sollten sich auch alle gleich stark bemühen.
Um zu verhindern, daß es sich mehr anstrengt als andere, reduziert ein Individuum gleich zu
Beginn seine Anstrengung.
In einer Untersuchung hat sich herausgestellt, daß Menschen, sofern ihnen keine
anderweitige Information vorliegt, davon ausgehen, daß sich die anderen in einer Gruppe
nicht besonders anstrengen. Teilt man ihnen hingegen mit, wie stark sich die anderen
bemühen, so passen sie ihr Bemühen dem mitgeteilten Level der Gruppe an.
Nachweis: Vpn sollten in der Gruppe laut schreien. Wurden in formiert, daß andere lauter bzw. leiser schreien.
7.2.3.2 Sich in der Menge verstecken
Dabei geht man davon aus, daß es sich um eine Reaktion auf uninteressante oder
unangenehme Aufgaben handelt, bei denen die Person keine Lust hat, sich anzustrengen.
Die Gruppe gibt der Person eine Möglichkeit, sich zu verstecken.
Nachweis: Williams, Harkins & Latané (1981) haben Vpn in einer Gruppe laut schreien lassen. Danach wurde einem Teil der
Vpn mitgeteilt, daß es möglich ist, die Lautstärke von einzelnen Personen zu überwachen. Nach dieser Information schrien
diese Personen genauso laut, als wären sie alleine und nicht in einer Gruppe.
Die Angst, einen schlechten Eindruck zu machen, verbietet es den Individuen, sich in der
Gruppe nicht anzustrengen, wenn ihre individuelle Leistung bewertet werden kann.
7.2.3.3 Fehlen eines Standards
Der Leistungsrückgang ist besonders ausgeprägt, wenn den Vpn kein Standard vorgegeben
wird, was eine gute Leistung ist.
44
Gibt man ihnen jedoch einen Standard vor bevor man sie etwas als Gruppe ausführen läßt,
dann überwacht sich jede Person selbst und vergleicht die eigenen Leistung mit dem
Standard. Leistungsrückgang kann somit verhindert werden.
8
Prosoziales Verhalten und Aggression
8.1
Warum helfen Menschen anderen?
1. Soziobiologischer Ansatz
Dabei wird menschliches Verhalten als biologisch zielgerichtet auf die Fortpflanzung
verstanden.
Es geht dabei nicht primär um das Überleben des Individuums, vielmehr um das Überleben
der Gene. Deshalb tritt altruistisches Verhalten, ausgehend von diesem Ansatz, auch eher
zwischen Individuen mit hohen Verwandtschaftsgraden auf (viele Gene gemeinsam).
Reziproker Altruismus
 Vampirfledermaus
gehe ich
(Wenn ich jemandem helfe, dann gehe ich davon aus, daß er auch mir hilft / Durch Annahme von Hilfe
Verpflichtung zur Gegenleistung ein)
 Schwache Tiere stehen außen und fallen den
Räubern als erste zum Opfer
2. Menschen suchen Belohnung / wollen Strafe für unterlassene Hilfeleistung
umgehen
Es kann sich dabei um materielle oder soziale (Anerkennung durch andere, Bewunderung) Belohnung
handeln. Die Belohnung kann auch internal erfolgen, z.B. in Form von Zufriedenheit mit dem
eigenen Handeln.
Kooperation
3. Aufrechterhaltung der guten Stimmung
Gutes zu tun / zu helfen, hält die gute Stimmung aufrecht.
Außerdem sind prosoziale Verhaltensweisen bei guter Stimmung leichter verfügbar.
4. Abbau von negativen Gefühlen
Werden Schuldgefühle erzeugt oder sind diese bereits vorhanden, dann versucht die Person
diese durch Hilfeleistung abzubauen. Besonders hilfsbereit sind Menschen denen
gegenüber, denen sie geschadet haben. Baumeister hat in einer Untersuchung zeigen
können, daß Menschen auch dann hilfsbereiter sind, wenn sie zuvor irgend jemandem
geschadet haben
Untersuchung von Chaldini:
D:
Pbn wird Stimmung induziert
½ der Vpn bekommt Pille, die die Stimmung einfrieren soll
½ der Vpn bekommt Pille, die die Stimmung verändert
Danach haben die Vpn die Möglichkeit einer anderen Person zu helfen
E:
Helfen mehr, wenn sie vorher nicht die Pille bekommen haben, die die Stimmung
einfriert
5. Wenn Person direkt angesprochen wird und/oder Verantwortung nicht auf andere
übertragen werden kann.
Bei hoher Selbstaufmerksamkeit (z.B. Person vor dem Spiegel) spürt die Person die
Abweichung vom Ideal-Self besonders deutlich und versucht gegenzusteuern.
6. Abbau von Drive, der aufgrund von Empathie mit dem Opfer entstanden ist oder weil
diese Verhaltensweise durch soziales Lernen entstanden ist.
Untersuchung von Cialdini & Kenrick (1976) induzierten bei Kindern eine negative Stimmung. Danach konnten die Kinder
Gutscheine an andere Kinder verteilen. Bei Kindern mit neutraler Stimmung war die Großzügigkeit unabhängig vom Alter, nicht
jedoch bei Kindern mit negativer Stimmung.
45
7. Emphatische Freude über das Glück eines anderen Menschen / Abbau von Leid, das
aufgrund des Leides anderer bei dem Beobachter selbst entsteht.
8.
9. Wenn sich die Person in der Lage fühlt zu helfen
10. Persönliche Bekanntschaft zu dem Opfer
11. Man davon ausgeht, daß man das Opfer später noch einmal trifft
8.2
Modelle und Theorien
8.2.1 Empathie-Altruismus Theorie (Batson)
Empathie kann zu Altruismus führen.
(Empathie = ich weiß, wie sich die andere Person jetzt fühlt; Dabei kann es zu persönlicher Betroffenheit oder emphatischer
Besorgnis kommen)
Empathie wird eher ausgelöst bei:
Gemeinsamkeiten, was man auch schon erlebt hat, sich ähnlich sein, jemanden
kennen, mit jemandem verwandt sein, jemanden später noch einmal sehen
Damit Altruistisches Verhalten ausgelöst wird, genügt das Entstehen von Empathie nicht,
dazu müssen 2 Schritte ablaufen:
1. Einfühlen, Mitfühlen mit dem Opfer (emotionale Komponente)
2. Perspektivenübernahme (kognitive Komponente)
 Wir nehmen wahr, daß jemand Hilfe braucht. Dies führt zu personal Distress, den man
aus egoistischen Motiven, aufgrund des eigenen schlechten Gefühls versucht abzubauen.
Dieser kann durch Weglaufen, Wegsehen abgebaut werden
 Übernimmt man noch zusätzlich die Perspektive des Opfers, dann entsteht
empathische Besorgnis. Diese kann nicht mehr durch Entziehen aus der Situation
abgebaut werden, sondern nur durch altruistisches Hilfeverhalten
8.2.1.1 Untersuchung von Batson (1991) (Von Strack in der
VL angesprochen)
D:
B:
Vpn konnten zusehen, wie einem Mitarbeiter E-Schocks geben wurden. Dieser
Mitarbeiter wurde entweder als ähnlich oder als total anders als die jeweilige Vpn
vorgestellt.
Bei geringer Ähnlichkeit  wenig empathisches Mitgefühl  Verminderung des
negativen Gefühls durch Wegsehen / Versuch zu gehen. Vpn gehen, wenn ihnen
eine einfache Möglichkeit zur Flucht gegeben wird und die Aufgabe schwer ist.
Bei großer Ähnlichkeit  empathisches Mitgefühl  Versuch zu helfen, auch wenn
Aufgabe schwer ist und eine einfache Möglichkeit zur Flucht angeboten wird.
Bei diesem Empathie-Altruismus Modell, ist das Hauptmotiv für das Verhalten, das Ziel, das
Wohlergehen eines anderen wiederherzustellen. Dabei setzt die Person die eigenen
Bedürfnisse hinter die des Opfers und setzt alle möglichen verfügbaren Mittel mit ein, ohne
vorher eine Kosten-Nutzen Analyse durchzuführen.
8.2.2 Empathie-Distress Motivation
Motiv:
“sich gut fühlen”
46
Beobachten des Leids von
anderen
Ziele:
Helfen, Fliehen,
Umbewertung,
Normgerechtes Verhalten
Anreiz:
Negative Emotionen
beseitigen
Bei dieser Theorie geht man davon aus, daß das Beobachten von Leid anderer negative
Gefühle beim Beobachter verursacht. Dieser versucht, diese negativen Gefühle zu
beseitigen, tut diese aber aus egoistischen Motiven heraus, um sich selbst gut zu fühlen.
Die Ziele des Verhaltens, das gewählt wird, um die negativen Emotionen zu beseitigen,
werden in Abhängigkeit von Kosten-Nutzen (siehe nachfolgendes Modell) Überlegungen bestimmt,
da das primäre Ziel das Wohlergehen des Beobachters ist. (Aufwand darf deshalb nicht zu groß sein)
8.2.3 Das Kosten-Nutzen Modell
Es bezieht sich auf Situationen, in denen der Aufwand oder das Risiko für die Hilfeleistung
so hoch sind, daß sie in keinem Verhältnis zu der Verbesserung des Gefühls des
Beobachters stehen.
Nach diesem Modell entsteht Hilfeverhalten aus zwei Komponenten:
1. Ein Arousal muß beim Beobachter entstehen. Als Auslöser muß das Leid der
beobachteten Person identifiziert werden. Das daraus entstehende negative Gefühl muß
die Person versuchen zu reduzieren.
2. Eine Reduktion kann durch Helfen erreicht werden. Bevor geholfen wird, wird zunächst
eine Kosten-Nutzen Analyse durchgeführt.
Kosten, die für den Helfen entstehen können:
 Gefahr
 Zeit- und Kraftaufwand
 Persönliche Unannehmlichkeiten
 Gefahr, keine Belohnung zu erhalten.
Kosten, die für den Beobachter entstehen, wenn er nicht hilft:
 Andere verlieren den Respekt
 blamiert sich selbst
 schuldig werden
 Wir helfen anderen, um vor den andren nicht schlecht dazustehen.
 Wenn die Kosten für das Helfen gering sind, helfen Menschen direkt, sind diese
hoch, dann helfen sie indirekt (Bsp.: Seil suchen, wenn einer ins Wasser gefallen ist,
anstatt selbst hineinzuspringen) oder gar nicht.
8.2.3.1 Untersuchung von Schotland and Heinold (1985)
D:
B:
I:
Schauspieler mimte eine Verletzung, an der er zu verbluten droht.
Ein Teil der Studenten, die an dem Versuch teilnahmen, hatten vorher eine 1. Hilfe
Ausbildung absolviert.
Die, die zuvor einen 1.Hilfe-Kurs besucht hatten halfen direkt (versuchen Blutung zu
stoppen), die anderen halfen vermehrt indirekt (begannen den Schulsanitäter zu
suchen)
Kosten für Hilfeleistung bei denen, die keinen 1.Hilfe-Kurs besucht hatten waren viel
höher als bei den anderen. (Kosten = Angst etwas falsch zu machen)
47
Die Absolventen des 1.Hilfe-Kurses fühlten sich kompetent zu helfen. Kompetenz
vermindert die Verantwortungsdiffusion
8.2.4 Vorübergehende Stimmungen und ihr Einfluß auf das
Hilfeverhalten

Wenn Menschen in positiver Stimmung sind, sind sie eher bereit zu helfen als wenn sie in
einer negativen Stimmung sind. Untersuchung: Vpn haben einer anderen Person eher geholfen, wenn sie zuvor
Geld in einer Telefonzelle gefunden haben.
 Menschen mit einem schlechten Gewissen helfen verstärkt, weil sie meinen, damit ihr
schlechtes Gewissen beseitigen zu können.
 Keine Verstärkung der Bereitschaft zur Hilfeleistung zeigt sich, wenn Personen sich
selbst bedauern.

Mögliche Erklärung:
Positive und negative Emotionen richten die Aufmerksamkeit einer Person verstärkt auf sich
selbst, was zu einem Vergleich mit anderen Personen führt. Dabei kann die Person an ein
IDEAL erinnert werden, anderen, die weniger Glück haben, zu helfen. Durch das dem IDEAL
entsprechende Verhalten wird die positive Stimmung verstärkt.
8.2.4.1 Untersuchung von Berkowitz (1987)
D:
B:
Vpn sollten zunächst über etwas angenehmes, unangenehmes oder neutrales
nachdenken. Danach wurde die Selbstaufmerksamkeit bei ½ der Vpn durch Sitzen
vor einem Spiegel erhöht.
Danach wurde den Vpn die Möglichkeit gegeben, dem Vl zu helfen, einen
vermeintlichen Rückstand aufzuarbeiten.
Hilfsbereitschaft war bei den Vpn vor dem Spiegel höher.
Bei schlechter Stimmung helfen die Vpn vor dem Spiegel sogar weniger.
8.2.5 Einfluß des Gefühls der Nähe und Ähnlichkeit
 Hilfsbereitschaft steigt, je verbundener sich der Beobachter mit dem Opfer fühlt.
Bsp.: Freundschaft, Verwandtschaft, Gruppenmitglied, Jemanden, den man danach noch
einmal sieht
8.2.5.1 Untersuchung von Lanzetta & Englis (1989)
D:
B:
Vpn sollten Aufgabe bearbeiten, die parallel von einer anderen Person bearbeitet
wurde. Diese Person konnte von der Vpn über einen Monitor beobachtet werden.
Diese Person wurde entweder als Konkurrent oder als jemand, mit dem die Vpn
kooperieren sollte, vorgestellt.
Die Hautleitfähigkeit als physiologisches Maß für Arousal wurde gemessen.
Arousal höher, wenn kooperierende Person Schmerz zum Ausdruck brachte
Arousal höher, wenn Konkurrent lächelte
 höhere Hilfsbereitschaft bei communal relationship (=sich verantwortlich fühlen für den
anderen) als bei exchange relationship (= Hilfe wird gegeben, weil vorher Hilfe erhalten
wurde oder davon ausgegangen wird, daß man ebenfalls einmal Hilfe benötigen könnte
z.B. Umgang mit Fremden, Kollegen, Geschäftsfreunden)
8.2.6 Einfluß von Zeitdruck auf die Hilfsbereitschaft
48
Zeitdruck vermindert die Hilfsbereitschaft.
D:
B:
8.2.6.1 Untersuchung von Batson & Daley (Aus VL)
In einem Seminar wurde das Gleichnis vom barmherzigen Samariter besprochen, im
anderen nicht. Danach sollten die Seminarteilnehmer einzeln an anderen Ort gehen.
Unterwegs wurde ein Treffen mit einer hilfsbedürftigen Person arrangiert.
Die Vpn waren einmal unter Zeitdruck, einmal nicht.
Die ohne Zeitdruck haben geholfen, die mit nicht.
8.2.7 Einfluß der Situation auf das Hilfeverhalten
Bei mehrdeutigen Situationen, bei denen nicht sofort eindeutig klar wird, daß es sich um
eine Notfallsituation handelt, orientieren sich Personen an dem Verhalten von anderen.
Bsp.: Gruppe beobachtet Streit eines Paares, alle schauen zu, keiner tut etwas.
8.2.7.1 Untersuchung von Latané & Darley
( Siehe Anhang A8)
D:
Haben Nebel in Raum mit Vp geleitet. Es war nicht klar, ob es sich dabei um einen
Notfall handelte oder nicht.
Konflikt:
Soll Person etwas tun oder nicht?
B:
War die Person alleine im Raum, so hat es nicht so lange gedauert, bis sie begann
den Hausmeister zu suchen. War Gruppe im Raum, so dauerte es wesentlich
länger
Verantwortungsdiffusion konnte stattfinden / Die Situation muß als Notfallsituation
interpretiert werden, sonst kein Hilfeverhalten  wenn noch andere Menschen im Raum
sind, dann kann sich die Person an deren Verhalten orientieren, das macht aber jede der
Personen in der Gruppe (Nicht aber eine Person, die besonders kompetent ist wie z.B. ein
Arzt wenn er in Gruppe steht und eine Person einen Epileptischen Anfall hat)
 Wenn Verantwortung auf andere übertragen werden kann, dann wird nichts getan.
 Wenn sich Person nicht in der Lage fühlt, etwas zu tun, dann tut sie auch nichts.
 Wenn kompetentere Person in der Gruppe ist (z.B. Arzt) wird gewartet was er macht.
8.3
Methoden eines Opfers, Hilfe zu erlangen
1. Beobachter soll Notfallsituation als solche erkennen.
Oper muß sich bemerkbar machen & mitteilen, daß es Hilfe braucht.
2. Opfer muß Verantwortungsdiffusion vermeiden
Dazu muß sie eine Person aus der Gruppe der Schaulustigen direkt ansprechen.
3. Zweifel des Helfers an seiner Kompetenz ausschalten.
D.h. ihm sagen was er machen soll
49
8.4
Aggressives Verhalten
8.4.1 Definition von Aggressivem Verhalten
Unter Aggressivem Verhalten versteht man die absichtsvolle Schädigung einer Person oder
eines Gegenstands. Dabei ist nicht der Erfolg der Handlung ausschlaggebend, sondern
deren Intention. Man unterscheidet:
1. Instrumentelle Aggression
= Aggression in Kauf nehmen um ein Ziel zu erreichen. Vor der Aggressiven Handlung findet
eine Kosten-Nutzen Analyse statt, in der untersucht wird, ob sich das aggressive Verhalten
auch lohnt.
Bsp.: Fußballspieler foult vor dem Tor um ein Tor zu schießen und nicht aus Bosheit.
2. Feindselige Aggression
= Emotionsgesteuerte Handlung, deren Ziel es ist, eine Person zu schädigen. Es findet
keine Kosten-Nutzen Analyse für aggressives Verhalten statt.
8.4.2 Formen der Aggression
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Gefühl der Aggression, das nicht ausgelebt wird
Gereizt sein (gleich explodieren)
Mißtrauen
Kooperation verweigern, ständig (hauptsächlich Autoritätspersonen) widersprechen.
Verbale Aggression
Indirekte Aggression z.B. Türen schlagen
Direkte Aggression gegen den Auslöser (Schlägerei)
8.4.3 Motivation für aggressive Verhaltensweisen
Geen (1990) hat folgende situationale Bedingungen aufgelistet, auf die aggressive
Verhaltensweisen folgen können:
1. Negative Affekte, die durch das Verhalten anderer oder durch Umweltbedingungen
(Hitze, schlechte Luft) entstehen. Individuum folgt dem Motiv sich möglichst wohl zu
fühlen/negative Affekt abzubauen.
2. Person fühlt ihr Selbstwertgefühl bedroht. Sie folgt dem Motiv dieses
aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen.
3. Situationen, die dem Verständnis von Fairness und Gerechtigkeit einer Person
widersprechen. Person folgt dem Motiv, Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten.
8.4.4 Theoretische Perspektiven der Aggression
8.4.4.1 Aggression als angeborenes Verhalten
Die Psychoanalyse geht davon aus, daß Aggression durch die beiden antagonistischen
Triebe Todestrieb und Eros entstehen. Triebenergie, die sich nicht ausleben läßt, wendet
sich wieder gegen das eigene Ich. Die menschliche Kultur fordert ein Ausleben der
Triebenergie durch Introjektion, d.h. nicht nach außen, sondern nach innen gerichtet.
Die Verhaltensforschung erklärt aggressives Verhalten über das psychohydraulische
Modell (Dampfkessel). Es baut sich ein Druck auf, der in aggressiver Handlung wieder
abgebaut werden muß.
Durch folgende Faktoren kann eine aggressive Handlung ausgelöst werden:
 Schlüsselreiz
 Überstarker Druck und wenig adäquaten Reiz
 Überdruck und “Überdruckventil”
50
Kritik:
1. Es gibt weder für die Katharsis, noch für den Trieb empirische Belege. Beide sind
hypothetische Konstrukte.
8.4.4.2 Die Frustrations-Aggressions-Hypothese (Dollard et
al., 1939)
Dollard ging ursprünglich von einem rein reaktiven Konzept aus. Nach seiner Hypothese
erzeugt Frustration immer Aggression.
Als Frustration bezeichnete er dabei alles, was einen Menschen davon abhält, ein Ziel zu
erreichen. Unter dem Begriff Aggression werden nach seiner Definition Handlungen, Pläne
und Phantasien zusammengefaßt, deren Intention es ist, andere zu verletzen oder ihnen zu
schaden.
Er konnte in Untersuchungen beobachten, daß besonders hohe Maße an Aggression
auftreten, wenn Menschen besonders hoch motiviert sind, ein Ziel zu erreichen, sie völlig
handlungsunfähig gemacht werden oder die frustrierenden Ereignisse wiederholt werden.
8.4.4.3 Überarbeitete Frustrations-Aggressions-Hypothese
Sozialpsychologen sind zu dem Schluß gekommen, daß die Hypothese, daß auf Frustration
zwangsläufig Aggression folgen muß, nicht haltbar ist.
Im Zentrum der überarbeiteten Theorie steht die Emotion Ärger. Menschen reagieren
gereizt, wenn sie geärgert, gestört, frustriert, enttäuscht oder ihnen Schmerzen zugefügt
werden. Um eine Bereitschaft zur Aggression herzustellen, muß aber die Emotion Ärger
entstanden sein.

Beleidigung / Frustration /
Enttäuschung / körperliche
erzeugt
Gewalt
Ärger

erzeugt
Aggression

Ausüben von
aggressiven
Verhaltensweisen.
 reduziert Ärger
und
Aggression
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß Ärger nur eine der möglichen Emotionen ist,
die auf Frustration folgen. Genauso kann Frustration auch depressive Verstimmungen
auslösen. Wenn aber Ärger erzeugt ist, dann ist es wahrscheinlicher, daß Aggression
auftritt, wenn dann in der Situation noch entsprechende Cues vorhanden sind.
Berkowitz & LePage, (1967) haben in einer Untersuchung den Nachweis erbracht, daß Vpn,
die vorher provoziert worden sind, eine viel härtere Vergeltung anwenden, wenn sie sich in
einem Raum mit Waffen befinden. Weniger hart sind die Vergeltungsmaßnahmen von Vpn,
die sich in einer Umgebung mit Sportequipment oder ohne jegliche Gegenstände befinden.
Erklärung der Ergebnisse von Berkowitz & LePage:
Die Cues in der Situation wirken wie eine Art Priming, in dem bestimmte Gedankeninhalte
verfügbarer gemacht werden als andere (auch möglich durch Priming mit aggressiven Worten).
51
8.4.4.4
Kognitiver Neoassoziationsansatz (Berkowitz, 1990)
Dieses Modell baut auf dem Assoziationsprinzip auf. Nicht nur Frustration, sondern auch
andere unangenehme (=aversive) Ereignisse (Kälte, Hitze, Lärm, Schmerzen, räumliche Enge, unangenehme
Gerüche) können die Aggressionsbereitschaft erhöhen.
Die wichtigste Veränderung gegenüber den früheren Modellen besteht darin, daß neben
Frustration auch andere aversive Ereignisse zu negativen Affekten führen. Diese werden
dann in einem kognitiven Prozeß weiterverarbeitet.
Eine erhöhte Aggressionsbereitschaft zeigt sich wenn:
 keine Möglichkeit zur Flucht besteht
 mögliche Opfer leicht verfügbar sind
 keine Dominanzhierarchie vorhanden ist.
 Aggression erlernt wurde
 aktuelle Aggression nicht bestraft wird
Tendenz zu
Kampfverhalten
kognitiver Prozeß
Aggression
Aversive Erfahrung
negativer Affekt
(Mißerfolg, Beleidigung)
“gereizt sein”
Flucht
Tendenz zu
Fluchtverhalten
kognitiver Prozeß
Das Modell von Berkowitz beinhaltet sowohl den feindseligen Aspekt der Aggression
(negativer Affekt), als auch den instrumentellen Aspekt der Aggression (durch kognitiven
Prozeß)
Nur wenn beim Kognitiven Prozeß eine Verhaltensweise
als angemessen für die Situation bewertet wird, dann wird sie
auch gezeigt
8.4.4.5 Aggression als erlerntes Sozialverhalten (Bandura,
1983)
Bandura geht im sog. Erwartungs-Wert-Modell von der Beteiligung von zwei Prozessen aus,
die für den Erwerb und das Auftreten von aggressiven Verhaltensweisen verantwortlich sind.
 a) neue Verhaltensweisen werden über das Beobachtungslernen erworben.
 b) wurde dieses Verhalten in der Vergangenheit belohnt und welche Konsequenzen
bringt es jetzt in der Situation
 Gelernt werden Erwartungen. Mit bestimmten Verhaltensweisen werden Erfahrungen
antizipiert
52
Untersuchung von Bandura
D:
B:
Während Kinder in einem Teil des Raums malen, mißhandelt ein Erwachsener in
einem anderen Teil des Raums eine Puppe. Nachdem sie diese Szene beobachtet
haben, werden die Kinder frustriert, in dem sie nicht in den Raum mit vielen
Spielsachen dürfen.
Sie werden in einen anderen Raum geführt, in dem sich u.a. Puppen befinden.
Kinder, die vorher beobachtet haben, wie der Erwachsene die Puppe mißhandelt
hat, tun dies jetzt auch. Dabei greifen sie auch zu den üblen Schimpfwörtern, die
das Modell vorher ebenfalls gebraucht hat.
Kinder, die ebenfalls frustriert worden sind, nicht aber vorher den aggressiven
Erwachsenen beobachten konnten, spielten ganz normal.
8.4.5 Aggression in der Interaktion
Aggression erzeugt in der
Intentionszuschreibung wichtig.
Regel
Gegenaggression.
Dabei
ist
allerdings
die
Bei der Intentionszuschreibung tritt der sog. fundamentale Attributionsfehler auf. Damit
bezeichnet man den Umstand, daß Menschen, sofern sie nicht wissen woher die Aggression
bei ihrem Gegenüber stammt, immer auf eine Veranlagung (d.h. internal) schließen und
entsprechend aggressiver reagieren.
Untersuchung: (Beispiel aus der Vorlesung)
D:
Ein verdeckter Vl fügt der Vp einen Schaden zu.
B:
Ist es für die Vp offensichtlich, daß er vorher gereizt worden ist, dann erfolgt eine
mildere Gegenreaktion.
Weiß die Vp allerdings nicht, warum ihr die Person aggressiv gegenübertritt, dann
schließt sie auf internale Ursachen und reagiert entsprechend aggressiver.
8.4.6 Kartharsis-Konzept
Die bisherigen Theorien haben sich mit der Anregung und Aufrechterhaltung der Aggression
beschäftigt. Das Kartharsis-Konzept beschreibt hingegen eine hypothetische Reduktion der
nachfolgenden Aggression durch Ausleben oder bloßes Beobachten der Aggression.
Motiviert wird das Bestreben zur Aggressionsreduktion durch das Motiv sich wohl zu fühlen
(well-being) und negative Affekte abzubauen.
In Untersuchungen hat sich gezeigt, daß es für die Gesundheit besser ist, Aggressionen
auszuleben als diese zu unterdrücken.
Geen et al. (1975) haben allerdings gezeigt, daß das Ausleben von Aggressionen, keine
Abschwächung von nachfolgenden Aggressionen bewirkt. Eine mögliche Erklärung ist, daß
Personen mit dem Ausleben der Aggression wieder den erwünschten Triebabbau verbinden
(  Effekt der positiven Verstärkung, Erwartung, daß das Ausleben von Aggression auch in
Zukunft wieder zu diesem angestrebten Zustand führt)
Aggressive Handlung wird beendet, wenn das Ziel dieser Handlung erreicht worden ist.
Wenn zur Erreichung eines anderen Ziels Aggression wieder die Strategie der Wahl ist, wird
dieses Verhalten wieder gezeigt.
Keine Evidenz für den Aggressionsabbau durch bloßes Beobachten. Kinder lernen
Aggressionen durch Lernen am Modell (vgl. Untersuchung von Bandura) / Aggression in den
53
Medien  aggressive Verhaltensweisen werden durch das Beobachten von Aggression
sogar noch verfügbarer als Handlungsalternativen / Hemmschwelle sinkt.
8.4.7 Erregungstransfer nach Zillmann
( Siehe Anhang A9)
und entsprechendes Kapitel im Skript
8.4.8 Wann kommt es zu einer Reduktion der Aggression?
 Kinder werden weniger aggressiv, wenn ihr aggressives Verhalten ignoriert und
nicht-aggressives Verhalten belohnt wird.
 Angst vor dem Opfer

Schuldgefühle reduzieren den Ausdruck von Aggression. Solche Schuldgefühle
entstehen bei Normverletzungen. Die Norm, an der sich Menschen orientieren, ist meist
durch die familiären Umstände oder kulturell bedingt.
Bsp.: Bei Japanern ist es nicht erwünscht, daß Aggressionen gezeigt werden. Männer und besonders Frauen zeigen im
Vergleich mit Kulturen, in denen das Zeigen von Aggressionen nicht verpönt ist, wesentlich weniger Aggression.
 Intentionszuschreibung  vgl. Aggression in der Interaktion
 Empathie, d.h. sich kognitiv in eine Person hineinzuversetzen, reduziert die Aggression.
Besonders gut können sich Menschen in andere hineinversetzten, wenn sie ihnen ähnlich
sind bzw. nachvollziehbare Gründe für das aggressive Verhalten vorliegen.
Bsp.: Mit Schülern wurde ein Empathietraining durchgeführt. Danach zeigten sie in der
Schule deutlich weniger Aggressionen als ihre Mitschüler.
 Räumliche Nähe zum Opfer
 Erhöhung der Selbstaufmerksamkeit (z.B. indem man die Personen vor einen Spiegel
setzt. Diskrepanzen mit dem Ideal-Self (nicht aggressiv sein) fallen dann viel stärker auf.
Aggression sinkt). Entsprechend kann die Aggression durch Deindividualisierung
(Masken, Uniform) noch verstärkt werden.
 Wenn sich der Aggressor entschuldigt
 Auslösen von inkompatiblen Verhaltensweisen (Lachen)
Untersuchung (Barren)
D: Vl fährt bei Grün nicht los und mißt die Zeit bis jemand hinter ihn hupt.
Arrangiert folgende Ereignisse während des Nicht-Losfahrens:
Empathie
 jemand mit Arm in Schlinge läuft vorbei
Sex
 Frau in kurzem Rock läuft vorbei
Humor
 Clown läuft vorbei
Kontrollbedingung
 Mann im grauen Anzug läuft vorbei
B: In der Bedingung Humor wird am wenigsten und später gehupt.
8.4.9 Methoden Aggression zu messen
 Schmerzen zufügen (E-Schocks)
 Zeitdauer, bis man ein Gespräch unterbricht wenn man warten muß
 Einer anderen Person unangenehmes Rauschen einspielen dürfen
54
8.4.10 Einfluß der Medien auf Aggression
Den sicher stärksten Einfluß üben die Medien über das Lernen am Modell aus. Es wird nur
die aggressive Form der Konfliktlösung dargestellt, Alternativen werden nicht gezeigt. Diese
Aggression führt dann auch meist noch zum Erfolg.
Auch wenn der Täter später noch zur Rechenschaft gezogen wird, hat dies kaum einen
Effekt, da Bestrafung nur dann wirkt, wenn sie unmittelbar erfolgt.
Durch das häufige Sehen von Gewaltszenen kommt es zu einer Gewöhnung an die
Aggression. Die Hemmschwelle sinkt.
Meist erfährt der Held, der sich aggressiv durchsetzt, ein hohes Maß an sozialer
Anerkennung.
Schaubild zum Einfluß der Medien auf das Aggressionsverhalten:
Hemmung von aggressiven Verhaltensweisen
wird abgebaut
Neue Ideen zum Ausüben von Gewalt
führt zu
Gesteigerte
Aggressionsbereitschaft
Gedankeninhalte werden aktiviert
Desensibilisierung
9
Arousal
9.1
Drive-Theorie (Hull, 1943)
Drive ist angeborene Triebkraft, die ursprünglich dazu diente die biologischen Bedürfnisse
zu befriedigen. Durch Verhalten wird Triebreduktion angestrebt.
Hull geht davon aus, daß Menschen bestrebt sind, die Effekte von stimulierenden Reizen zu
reduzieren.
H  habit strength
Stärke der Habituation / wie oft man etwas
bereits getan hat / wie leicht einem etwas
fällt
E  excitatory potential
Wahrscheinlichkeit, daß diese Verhaltensweise
gezeigt wird
D  Drive
Triebkraft für bestimmte Handlung
(Futter zu suchen bei Hunger)
Ziel ist es, den Drive zu reduzieren. Nur die dem Drive angemessene Verhaltensweise führt
zu einer Reduktion des Drives. Diese Drivereduktion führt zu einer Verstärkung dieser
Verhaltensweise. Je häufiger diese Verstärkung erfolgt, um so mehr steigt die Habituation
E=DxH
(Bsp.: Drive ist Hunger, bei Hunger oft in die Mensa gegangen und dort satt
geworden  durch WDH steigt H und durch Drivereduktion erfolgt Verstärkung
jetzt bei Hunger: E für in die Mensa gehen höher, als z.B. bei Hunger aufs Klo zu
gehen, da H für Mensa größer ist.)
Menschliches Verhalten wird über diese Formel folgendermaßen erklärt:
55
 Bei einer leichten Aufgabe ist H für die richtige Antwort am größten. Deshalb führt eine
Vergrößerung des Triebs zu einer Verbesserung der Leistung.
 Bei einer schweren Aufgabe ist H für richtige Antwort gering. Nach der Formel sinkt die
Leistung bei Vergrößerung des Drives, da nur die Auftretenswahrscheinlichkeit von
falschen Antworten erhöht wird. Nachdem die Aufgabe gelöst worden ist, steigt die
Habituation für diese Lösung. Eine Erhöhung des Drives führt jetzt zu einer Verbesserung
der Leistung.
9.1.1 Manifest Anxiety Scale (Taylor, 1953)
Diese mißt die Tendenz von Personen, in Belastungssituationen ängstlich zu reagieren.
Was hat dabei Ängstlichkeit mit Drive zu tun ?
Man geht im Experiment davon aus, daß ängstliche Erregung ein Anzeichen
von hohem Drive ist
9.1.2 Untersuchung von Spielberger und Smith (1966)
D:
B:
E:
Vpn sollten sich eine Reihenfolge von sinnlosen Silben einprägen. Über die
MAS-Skala wurde vorher erfaßt, ob die Vpn in Belastungssituationen in
Erregung geraten.
Silben, die am Anfang bzw. am Ende der Reihe stehen werden leichter
gelernt als die in der Mitte.
Dieser Effekt war bei den Vpn mit einem hohen MAS-Wert besonders
ausgeprägt.
Hoher Drive behinderte zunächst noch das Lernen der Silben in der Mitte.
Nach einigen Wiederholungen stieg die Vertrautheit mit diesen Silben jedoch
und der hohe Drive erleichterte das Lernen. (weil H größer geworden ist)
Vgl.  Sprung in der Kurve bei Hard Items (die in der Mitte stehen) bei Vpn
mit hohem MAS-Wert.
9.1.3 Kritik an der Drive-Theorie (Zusammenhang von Drive
und Stimulation)
Es wird davon ausgegangen, daß Menschen den Effekte von stimulierenden Reizen aus der
Umwelt möglichst gering halten wollen.
 Menschen suchen aber häufig Stimulation und Erregung  Achterbahn, Bungee
 Kinder erkunden Unbekanntes nur aufgrund seiner Neuartigkeit.
9.2
Arousal-Theorie
Diese beschreibt ebenfalls eine unspezifische Energetisierung von Verhalten.
Die Grundannahme der Drive-Theorie ist, daß Menschen danach streben, die Erregung zu
minimieren bzw. zu eliminieren.
Die Arousal-Theorie geht davon aus, daß Menschen ein optimales Mittelmaß an Erregung
erreichen wollen.
Maß an Erregung, das von einem Stimulus ausgeht hängt ab von:
Dauer, Intensität, Häufigkeit
Überraschungseffekt, Bedeutsamkeit, Veränderlichkeit, Neuheit, Komplexität
Manche Eigenschaften von Reizen verhalten sich additiv.
56
Das Arousal ist bei einem Ereignis, das komplex und neu ist, stärker, als bei einem,
das entweder komplex und gewohnt oder einfach und neu ist.
Wenn das optimale Level gestört ist, wird diese Person:
 neue, bedeutsame, komplexe Reize aufsuchen um Arousal zu erhöhen
 bekannte, simple Reize suchen um Arousal zu erniedrigen
9.2.1 Unterschiede von Arousal- / Drive-Theorie
Drive ist ein rein hypothetischer Konstrukt, wohingegen Arousal über physiologische Maße
gemessen werden kann (Blutdruck, Hautleitfähigkeit, Puls)
Bei Drive-Theorie strebt der Mensch danach das Maß an Erregung zu minimieren oder gar
zu eliminieren. Von einem optimalen Level geht die Arousal-Theorie aus.
9.2.2 Wie entsteht Motivation?
Menschen sind bestrebt, das optimale Level zu erreichen. Sowohl Überstimulation als auch
Langeweile und Reizarmut lösen Verhaltensweisen aus, die darauf ausgerichtet sind, den
optimalen Level wieder zu erreichen.
Bsp.: Streß in der Arbeit  Person wird nicht auf eine Party gehen, sondern zu
Hause bleiben oder etwas mit einem Freund unternehmen
9.2.3 Die Wundt Kurve
Diese zeigt, wie angenehm verschiedene hypothetische Situationen empfunden werden. Die
untersuchten Situationen sind dabei:
 einfach & gewohnt erzeugt sehr geringes A
 unangenehm
 komplex & gewohnt
mittleres
 angenehm
 einfach & neu
mittleres
 angenehm
 komplex & neu
erzeugt sehr hohes A
 unangenehm

Komplex & gewohnt und einfach & neu werden dabei als am angenehmsten empfunden.
9.2.4 Acquired Taste
Damit beschreibt man, daß man etwas zunächst nicht gemocht hat, es nach häufigerer
Konfrontation dann schließlich doch mag.
Erklärung:
Bei einem ursprünglich komplexen & neuen Reiz (Moderne Kunst, exot. Früchte, atonale
Musik) wird durch häufigere Konfrontation eine Gewöhnung erreicht.
Vgl. Wundt-Kurve: Komplexer & gewohnter Reiz wird als am angenehmsten empfunden.
9.2.5 Psychological Reversals (Apter, 1989)
Dabei geht man davon aus, daß Menschen zwei unterschiedliche optimale Arousal-Level
haben. Welches Level sie in einer bestimmten Situation bevorzugen, hängt von ihrem
meta-motivationalen Zustand ab.
57
Es gibt 2 dieser Zustände:
 telic
Dabei ist die Aufmerksamkeit auf das Ziel der Handlung gerichtet.
Bsp.: Überleben, Aufgabe lösen
 geringes Arousal-Level wird bevorzugt
 paratelic Dabei ist die Aufmerksamkeit auf die Handlung und nicht auf das Ziel
gerichtet; eher spielerisches Umgehen mit der Aufgabe
 höheres Arousal-Level wird bevorzugt
positiv
Entspannung
G
e
f
ü
h
l
angenehme
Erregung
telic
paratelic
Langeweile
Angst/
Unruhe
hoch
negativ
niedrig
Arousal
Der Wechsel zwischen telic & paratelic geschieht plötzlich und verursacht eine verändertes
Empfinden der Person.
Bsp.: Zuerst paratelic, dann telic (Achterbahnfahren)
Suchen eines hohen Arousal-Levels, Aufmerksamkeit ist auf die Handlung gerichtet.
Knacken im Mechanismus
wurde das hohe Arousal zunächst noch als angenehm empfunden, so versucht die
Person jetzt dieses zu reduzieren, da sie es jetzt als Angst empfindet.
9.2.6 Auslöser für psychological Reversals
1. von telic zu paratelic
Jemandem fällt in einer fröhlichen Runde plötzlich ein, daß er noch unbedingt etwas vor
einem bestimmten Zeitpunkt erledigen muß. Hohes A. wurde zunächst noch als angenehm
empfunden, jetzt als unangenehm
Zwei Personen spielen Tennis, plötzlich sieht eine der beiden ihr Selbstwertgefühl bedroht,
weil sie ständig verliert.
2. von paratelic zu telic
kurzzeitige Unterbrechung einer anstrengenden Arbeit um Zerstreuung zu suchen
58
Jemand will Almhütte erreichen, plötzlich fängt es an zu regnen. Bleibt er telic  Streß,
wechselt er zu paratelic  macht Rast und schaut dem Regen zu
9.3
Individuelle Unterschiede in der Suche nach Stimulation
9.3.1 Theorie von Extraversion und Introversion (Eysenck,
1967)
Extrovertierte suchen ein höheres Maß an Stimulation als Introvertierte
Introvertierte bevorzugen ruhige Umgebung, meiden Menschenmassen und Lärm
Extravertierte gehen auf Parties, meiden das Alleinesein, versuchen andere
Menschen kennenzulernen
9.3.2 Untersuchung von Geen (1984)
Er untersuchte, ob Introvertierte und Extrovertierte den gleichen Arousal-Level haben, dieser
nur unterschiedlich schnell erreicht wird.
D:
B:
E:
Männer werden in extrovertiert / introvertiert eingeteilt und sollen dann unter
Lärm eine Aufgabe ausführen. Jeweils die Hälfte der Vpn in jeder Gruppe
kann die Lautstärke regulieren, die anderen nicht
Extrovertierter stellt sich Lautstärke auf optimales Maß ein, diese wird dann
einem Introvertierten eingespielt, der nicht die Möglichkeit diese zu regulieren
Als AV wird die Hautleitfähigkeit gemessen (und umgekehrt)
Introvertierte stellen geringere Lautstärke ein
Extrovertierte waren bei der Durchschnittslautstärke der Introvertierten
weniger erregt
Die Lautstärke, die von den Vpn in beiden Gruppen als am angenehmsten
eingestellt werden konnte, erzeugte bei beiden +/- gleiche Arousal.
Der optimale Level ist bei beiden gleich, wird nur bei unterschiedlichen
Reizstärken erreicht
9.3.3 Sensation Seeking (Zuckermann 1990)
Er erfaßte über Fragebogen Einschätzung von Verhaltensweisen, die mit Stimulationssuche
in Verbindung gebracht werden.
Bsp. für Items:
Drogenkonsum, schnelles Fahren, Sexuelle Abenteuer
Zuchermann erklärte gefundene Unterschiede zunächst wie Eysenck über die
unterschiedlichen Optimumlevel, ging später jedoch dazu über, zur Erklärung neuronale und
chemische Prozesse im Gehirn heranzuziehen.
9.3.4 Bevorzugung für telic / paratelic
Man hat festgestellt, daß Personen generelle Tendenz haben einen der beiden Zustände zu
bevorzugen.
59
 paratelic
 telic
suchen Aktivitäten, die ernst und aufgabenbezogen sind
suchen Aktivitäten, die unterhaltsam und entspannend sind
Versuch dazu:
D:
Vpn konnten zwischen einem Computerspiel und dem Ausprobieren von
einem neuen mathematischen Programm wählen.
B:
paratelic 
telic 
9.4
Physiologische Erklärungen für Arousal
haben vermehrt gespielt
haben vermehrt das Programm ausprobiert
Ganz allgemein gesehen läßt sich der Grad des Arousals mit der Aktivität des
ZNS/VNS/ANS in Verbindung bringen.
Es gibt 3 Erklärungsmodelle:
9.4.1.1 Formatio Reticularis & Limbisches System
Die F.R. ist ein Neuronenbündel im Mittelhirn und hat zwei Funktionen:
 leitet sensorische und akustische Information an den Cortex weiter
 leitet unspezifische Reize weiter, die die corticale Region aktivieren.
Externe Reize (plötzlicher lauter Ton) lösen Reize in beiden Bahnen aus. Deshalb ist es
möglich einen Ton zu hören und gleichzeitig zu erschrecken.
Internale, die im Limbischen System entstehen, können ebenfalls zu einer Aktivierung der
F.R. führen.
9.4.1.2 BIS & BAS (Gray, 1981)
Gray beschreibt 2 antagonistische Systeme im Gehirn. Diese werden durch Signale aktiviert,
die Belohnung bez. Bestrafung ankündigen.
Annäherung
(BAS)
Verhaltenshemmung (BIS)
spricht auf kond. Reize für Belohnung und
Nicht-Bestrafung an.
spricht auf kond. Reize für Bestrafung und
Nicht-Belohnung an.
beide wirken auf ein zentrales Arousal-System
60
9.4.1.3 Arousal-Activation-Effort Model (McGuinness, 1975)
Amygdala
Erkennen des Reizes / Was ist es?
kurzzeitige erhöhte Aktivität
Reiz
Hippocampus koordiniert beides
Basalganglien
längerfristige Aktivierung
Verhalten
Stellen Verhaltensmuster
zur Verfügung / Was ist zu tun?
Bsp.: Frau sitzt im Restaurant, Mann kommt, dessen Gegenwart sie meiden möchte. Sie
ißt schnell zu Ende und geht dann
Erscheinen des Mannes
Arousal
Aktivation
Erkennen des Reizes
Bereitschaft zu reagieren
verläßt
das Restaurant
Frau überlegt was zu tun ist
9.4.1.4 Aktivierungsmuster von ZNS, ANS und Verhalten
zeigen oft nur geringe Korrelation:
1.
Gegen ein General Arousal spricht die Tatsache, daß die verschiedenen physiologischen
Maße und das Verhalten nicht hoch korrelieren.
Lacy (1967) geht deshalb von der Existenz von 3 Systemen aus, die nur wenig
zusammenhängen.
 Cortex
 ANS
 Verhalten
Aktivität im ZNS
Aktivität der inneren Organe
motorische Aktivität
2.
Es gibt individuelle Unterschiede zwischen den Menschen in der Form, daß manche mehr
mit einer Veränderung des Pulses reagieren, andere mit einer Veränderung der
Hautleitfähigkeit.
3.
Eventuell sind die Erregungsmuster zu komplex, man muß das Erregungsmuster beachten
und kann nicht einzelne Indikatoren separieren
4.
Eventuell ist auch die Theorie falsch oder es liegen Meßfehler vor.
9.4.1.5 Signifikanz der Herzrate
Muskelspannung und Hautleitfähigkeit steigen bei jeder Veränderung der Reizsituation, sind
deshalb unspezifisch
61
 Herzrate hingegen steigt bei unkontrollierbaren Stressoren stärker an als bei
kontrollierbaren.
 Herzrate sinkt bei Konzentration
 Aussicht auf Belohnung steigert die Herzrate beim Lösen einer Aufgabe
Untersuchung von Elliott (1969)
D:
Alle Vpn wissen, daß sie Elektroschocks bekommen. ½ der Vpn wird Schock
angekündigt, von jeder Gruppe hat jeweils die ½ die Möglichkeit die Hand
von der Metallplatte zu nehmen
B:
Herzrate am höchsten bei denen, die Schock angekündigt bekommen und
Hand wegziehen können.
I:
Motivation entsteht, weil alle wissen, daß sie einen Schock erhalten. Die
Herzrate ist nur bei denen deutlich erhöht, die den Schock angekündigt
bekommen, weil die anderen nicht dauermotiviert sein können.
Erhöhte Herzrate zeigt Vorbereitung auf den Schock an.
9.5
Yerkes-Dodson-Gesetz
Menschen zeigen die beste Leistung, wenn sie mittelmäßig erregt sind. Deutlich schlechter
ist die Leistung bei extrem starker Erregung oder zu geringer Erregung
Untersuchung dazu:
D:
Vpn sollen mittelschweren Test ausfüllen. Erregung wird durch Gabe
von Koffein bzw. der entsprechenden Tageszeit variiert
E:
Mittelstarke Erregung führt zum besten Abschneiden im Test.
Allgemein gilt:
Je schwerer die Aufgabe ist, um so geringer muß die Erregung sein
Je leichter die Aufgaben ist, um so höher muß das Arousal sein
um die optimale Leistung zu erreichen.
9.5.1 Übermotivation
Werden Vpn unter Leistungsdruck gesetzt (sollen im Experiment die eigene Bestleistung
übertreffen), so entsteht das Phänomen der Übermotivation.
Dies bewirkt eine gesteigerte Erregung, Veränderung im Blutzuckerspiegel und eine
schnellere Ausführung der Handlung bei gleichzeitig wesentlich verringerter Effizienz.
Dieser Übermotivation kann durch Selbstkontrolle entgegengewirkt werden.
Action-oriented Vpn zeigen geringere Erregung
State-oriented Vpn zeigen stärkere Erregung
62
9.5.2 Erklärungen für das Yerkes-Dodson-Gesetz
1.
Bei allmählicher Steigerung der Erregung werden die aufgenommenen Cues immer stärker
selektiert. Schließlich werden nicht nur unrelevante, sondern auch solche, die zur
Aufgabenlösung notwendig sind, nicht mehr aufgenommen.
Dadurch kommt es zu einer Verschlechterung der Leistung bei Steigerung der Erregung.
Niedrige Erregung
 man nimmt zuviel unrelevantes mit auf
(achtet auf Dinge wie Hunger und Durst
haben und ist deshalb abgelenkt)
Hohe Erregung
 selbst aufgabenrelevante Cues werden ignoriert (Black-Out bei Klausur)
(Davis & Jones, 1985)
2.
Humphreys & Revelle (1984) erklären das Gesetz über die Beteiligung von zwei Prozessen:
1. bei einfachen Aufgaben muß nur ein Informationstransfer stattfinden
2. bei schweren Aufgaben muß zusätzlich noch die Speicherung von Informationen
erfolgen, um später bei der Aufgabenlösung wieder auf sie zurückgreifen zu
können.
Erregung hemmt den Informationstransfer und überlastet das Arbeitsgedächtnis.
 maximale Effizienz bei mittlerer Erregung
9.5.3 Kritik am Yerkes-Dodson-Gesetz
 es läßt sich kein general-arousal nachweisen
 U-Kurve ist evtl. auch über Zunahme an Angst/Besorgnis zu erklären.
Leichte Aufgabe  entspannt
Schwere Aufgabe  ängstlich
 Ablenkung der Vpn führt zur Verschlechterung der Leistung
Nachgewiesen über Untersuchung, bei der Vpn radfahren mußten und dabei von einer
Reaktionsaufgabe abgelenkt wurden
10
Emotionen
10.1 Einführung & Begriffsklärung
10.1.1 Definition des Emotionsbegriffs
Emotionen sind z.B. Gefühle wie Ärger, Angst, Mitleid, Enttäuschung usw.
Sie sind aktuelle Zustände von Personen, die objektgerichtet sind. Personen, die sich in
einem solchen Zustand befinden, haben in der Regel ein charakteristisches Erleben,
bestimmte physiologische Vorgänge und zeigen ein bestimmte Verhaltensweisen.
Emotionen sind auf der einen Seite genetisch, physiologisch und biochemisch bedingt, auf
der anderen Seite aber auch nachhaltig durch Lernen und die Lebensgeschichte beeinflußt.
63
10.1.2 Über Emotionen
Emotionen spielen in allen Bereichen des Lebens eine wichtige Rolle. So werden bei der
Kommunikation von Menschen immer zwei Arten von Informationen ausgetauscht. Zum
einen ist dies die eigentliche Information und zum anderen eine Metainformation über die
Beziehung der Gesprächspartner.
Solche Metainformationen werden u.a. über die Mimik übermittelt. (Ich kann jemanden lachend oder
mit ernstem Gesichtsausdruck Arschloch nennen.)
 Emotionen sind relativ intensive aber wenig überdauernde Empfindungen, die immer
objektgerichtet sind (ich bin traurig wegen etwas)
Bei Emotionen unterscheidet man:
emotionale Episoden (üblicherweise als Emotionen bezeichnet), diese beginnen zu einem
bestimm-ten Zeitpunkt und verschwinden nach kurzer Zeit wieder
Bsp.:
sich über jemanden ärgern
emotionale Dispositionen, damit bezeichnet man eine bestehende erhöhte
Bereit-schaft, mit einer bestimmten Emotion zu reagieren, falls geeignete Umstände
eintreten.
Bsp.:
Wenn wir sagen, daß Ingo 3 Tage sauer auf Markus war, dann war er das nicht 3 Tage lang
ununterbrochen,
sondern hat in den 3 Tagen u.U. allergisch auf die Nennung dieses Namens reagiert.
 Emotionen haben verschiedene Aspekte
Verhaltensaspekt 
Erlebensaspekt 
Physiologischer 
sind.
Aspekt
damit bezeichnet man den Gesichtsausdruck, Gestik und Körperhaltung, Zusammenzucken und
Merkmale der Stimme. Dazu zählen aber auch zielgerichtete Handlungen wie z.B. Weglaufen
damit bezeichnet man das, was eine Person empfindet (Angst, Trauer usw.)
darunter versteht man Veränderungen, die insbesondere auf das ANS zurückzuführen
Beispiele sind: Puls, Schwitzen, Atmung
 Abgrenzung des Emotionsbegriffs
Stimmungen (gut gelaunt, depressiv, gereizt) grenzen sich von Emotionen dadurch ab,
daß sie weniger intensiv, nicht objektgerichtet und überdauernder sind.
Gefühle ordnet man hingegen eher der momentanen Bewertung der Situation zu, sie
sind außerdem wenig überdauernd (Bsp.: das fühlt sich großartig an)
 Man bezeichnet Emotionen als zentrale Phänomene, da sie jeden häufig betreffen und
immer dann eine Rolle spielen, wenn Menschen mit anderen interagieren.
Bei der Kommunikation von Menschen wird die eigentliche Nachricht immer von einer
Meta-Nachricht begleitet. Diese wird u.a. in Form von emotionalem Ausdrucksverhalten
übermittelt.
Bsp.: Ich kann jmdn. lächelnd ein Arschloch nennen oder ich kann dabei ein ernstes
Gesicht machen.
 Dimensionen, auf denen Emotionen klassifiziert werden können:
angenehm / unangenehm
 Valenz
angespannt / entspannt
erregt / Ruhezustand
 Erregung
man kann Emotionen aber auch im funktionalen Sinne bewerten, d.h. unterscheiden, ob
es sich in einer bestimmten Situation lohnt, diese Emotion zu haben.
Allerdings bleibt immer zu berücksichtigen, daß Emotionen einmal einen Anpassungswert
gehabt haben, den sie in der heutigen Zeit evtl. nicht mehr haben.
Ebenso kann die selbe Emotion in verschiedenen Situationen auch unterschiedlich bewertet
werden. (Bsp.: Angst kann einen Studenten motivieren, einen Geschäftsmann aber auch daran hindern, in ein Flugzeug zu
steigen)
10.2 Historische Ansätze der Emotionspsychologie
64
10.2.1 Die psychodynamische Theorie von Freud
Man bezeichnet seine Theorie als psychodynamisch bzw. motivational, weil sie annimmt,
daß Unbewußtes und Bewußtes das menschliche Verhalten bestimmen.
Das strukturelle Konzept Freuds:
ES
 Es enthält die Triebenergie des Sexual- und des Todestriebs und vom ich
verdrängte Wünsche, Ängste und Vorstellungen
ICH  Seine Aufgaben sind das Denken und Fühlen, sowie die Willkürhandlungen. Es
soll zwischen den impulsiven Wünschen des Es, den Anforderungen der Realität
und dem Über-Ich vermitteln.
ÜBER-ICH es hat die beiden Instanzen Gewissen und Ich-Ideal. Es versucht, verbotene
Impulse aus dem ES zu unterbinden.
Diese drei Instanzen stehen im ständigen Konflikt. Konflikte bedeuten jedoch Angst. Um
Angst zu reduzieren und unangepaßtes Verhalten zu vermeiden, benutzen Menschen den
Mechanismus der Verdrängung.
Die Triebe aus dem Es werden durch das Ich und das Über-Ich modifiziert. Sie können
entweder völlig unterdrückt, als Emotion oder Angst auftreten.
 Formen der Angst:
 neurotische Angst (Ich + Es)
 moralische Angst (Ich + Über-Ich)
 reale Angst (Ich + Realität)
Emotionen, sind die durch ICH und ÜBER-ICH modifizierten bewußtgewordenen Triebe
10.2.2 Physiologische Ansätze
10.2.2.1 James-Lange-Theorie der Emotionen
 siehe Kapitel 8
10.2.2.2 Die Theorie von McLean
Er hat entdeckt, daß sich im Verlauf der Evolution das Hirn des Menschen als dreigeteilte
Struktur entwickelt hat. Diese Teile unterscheiden sich in Struktur, den chemischen
Prozessen und in ihren Aufgaben:
1. Hirnstamm
 Arterhaltung & Befriedigung primärer Bedürfnisse
2. Limb. System
 Emotionales Erleben (Angst, Ekstase usw.) / Aufbau von soz.
Beziehungen
3. Cortex
 logisches Denken und Sprache
Nach seiner Theorie steuern Emotionen und nicht die Kognition das Verhalten. Mit den
Emotionen sind adaptive Verhaltensweisen verbunden. Somit konnten sich Emotionen im
Verlauf der Evolution entwickeln.
10.2.3 Evolutionsbiologischer Ansatz von Darwin
Darwin ging ebenfalls davon aus, daß mit Emotionen bestimme Formen von motorischem
Ausdrucksverhalten (Mimik, Gestik) und Verhaltensweisen verbunden sind. Sie haben sich in
der Evolution durchgesetzt, weil sie die Fitness die Individuums erhöht haben.
Das Emotionale Ausdrucksverhalten wird nach Darwin durch die folgenden drei Prinzipien
geformt:
65
1. Die Assoziation mit zweckdienlichen Verhaltensweisen
Mit bestimmten Situationen sind bestimmte Verhaltensweisen verknüpft. In ähnlichen
Situationen verhält man sich dann wieder ähnlich.
Bsp.: Als Beifahrer Angst haben, weil jemand zu schnell fährt  Bremsen
Darüber hinaus wird eine Handlungsabsicht durch motorisches Ausdrucksverhalten
signalisiert.
2. Prinzip der Gegensätzlichkeit
Wenn man ein Gefühl erlebt und das damit verbundene motorische Ausdrucksverhalten
zeigt und plötzlich ein gegensätzliches Gefühl empfindet, so zeigt man auch die
entsprechende gegensätzliche Verhaltensweise, obwohl diese in der Situation keinen
Vorteil bringt.
Bsp.: Hund sieht Fremden  signalisiert Angriff, plötzlich bemerkt er, daß es sich um das
Herrchen handelt  Hund zeigt Unterwerfungshaltung
3. Direkte Aktion des NS
Emotionen entstehen aufgrund von biologischen Vorgängen, die genetisch veranlagt
sind.
Nach Darwin hat die Adaptation das Ziel, die Zahl der geschlechtsreifen Nachkommen
zu erhöhen und nicht das Wohlfühlen eines Individuums.
Nachweis: Als Beleg dafür, daß emotionales Ausdrucksverhalten angeboren ist, spricht besonders die Beobachtung von
Florence Goodenoughs (1932). Er beobachtete ein Mädchen, das von Geburt an taub und blind gewesen ist. Der Erwerb von
emotionalem Ausdrucksverhalten durch Beobachtungslernen war damit ausgeschlossen. Im Alter von 10 Jahren zeigte dieses
Mädchen jedoch die gleichen Gefühlsausdrücke wie die Altersgenossen.
10.2.4 Vergleich der Theorie von Freud & Darwin
Freud betrachtet hauptsächlich das Individuum und greift dabei auf dessen persönliche
Geschichte zurück. Veränderungen sind schneller und leichter möglich als bei Darwin, da
auf eine der drei Instanzen eingewirkt werden muß.
Bei Darwin sind Veränderungen nur über die langwierigen Prozesse der Evolution möglich.
Freud erklärt die Entstehung von Neurotizismus über den Konflikt der Instanzen Ich, Es,
Über-Ich & Realität. Nach Darwin hat sich Neurotizismus im Verlauf der Evolution entwickelt.
Würde er dem Träger nicht irgendeinen Vorteil bringen, wäre diese bereits ausgestorben.
10.2.5 Verhaltenstheoretische Ansätze
Dabei haben die Theoretiker besonders emotionale Verhaltensweisen untersucht und
gehen davon aus, daß diese erlernt und angeboren sind.
10.2.5.1 Watson (1919)
Er geht davon aus, daß Kinder 3 angeborene Emotionen Angst, Wut & Liebe haben, die
auf spezifische Auslöser reagieren und mit bestimmten Verhaltensweisen verbunden sind.
Angst
 durch unerwarteter Lärm
 Luftschnappen, Zappeln mit den
Händen, Weinen
Wut
 durch Behindern
 Um sich schlagen
von Bewegungen
Liebe
 Schütteln, Kitzeln,
 Lachen, Vorstufe von Umarmen
Streicheln
Die Komplexität der emotionalen Reaktionen und der sie auslösenden Bedingungen beim
Erwachsenen, führte er Umgebungsfaktoren und Lernen zurück.
Eine wichtige Rolle spielen dabei Lernen durch Reizersetzung (an die Stelle des
ursprünglichen Auslösers tritt ein neuer / vgl. der kleine Albert) und
66
10.2.5.1.1 Untersuchung:
1. Der kleine Albert & die Angst vor Ratten
Immer wenn Albert nach der Ratte gegriffen hat, hat der Vl auf einen Gong geschlagen 
Kind ist erschrocken.
Dadurch wurde dem Kind Angst vor Ratten erlernt, die es bald auch auf Dinge übertrug, die
es an Ratten erinnerte (Haare von Menschen, weises Fell ...)

der ursprünglich neutrale Reiz “Ratte” hatte sich aufgrund der gemeinsamen Darbietung mit einem unkonditionierten
Reiz
zu einem konditionierten Reiz entwickelt. Er ist jetzt auch in der Lage die Furchtreaktion alleine auszulösen.
2. Der kleine Peter
Peter hat Angst vor weisen Hasen. Diese wurde ihm durch Lernen wieder genommen. Man
ging dabei so vor, daß man den weißen Hasen immer mehr an das Kind angenähert hat
während dieses gegessen hat. (Essen als positiver Stimulus)
Mit diesen Untersuchungen hat Watson zeigen können, daß es möglich ist, einen Reiz, die
ursprünglich keine Furchtreaktion ausgelöst hat, in einen Reiz zu verwandeln, der Furcht
auslöst. Ferner konnte er mit seinen Untersuchungen zeigen, daß eine Reizgeneralisierung
auf Reize, die diesem ähnlich sind (Pelz, Hase aber nicht Bauklötze) stattfindet und diese
Reaktion beständig ist.
10.2.5.1.2 Systematische Desensibilisierung
Dies ist eine häufig verwendete Technik in der Verhaltenstherapie. Sie läuft in folgenden
Schritten ab:
(Therapieansatz, der auf “der kleine Peter” zurückgeht)
1. Aus den Objekten, die Angst auslösen erstellen Therapeut und Patient eine
Angsthierarchie.
2. Patient lernt sich tief zu entspannen
3. Im entspannten Zustand soll sich der Patient die angstauslösende Situation vorstellen
(beginnend bei der schwächsten)
10.2.5.1.3 Kritik an Watson:
Watson geht von angeborenen Grundemotionen aus, die aber beim Erwachsenen
weitgehend verschwunden sind. Ihre Identifizierung ist also nur bei genauer Kenntnis der
individuellen Lerngeschichte möglich. Durch Klassische Konditionierung werden neue Reize
als Auslöser erlernt, durch Reizgeneralisierung können auch dem Reiz ähnlich andere Reize
das Verhalten auslösen.
Auch geht er nicht auf die Frage ein, wie sich aus den 3 angeborenen Grundemotionen das
große Spektrum der Emotionen beim Erwachsenen gebildet hat.
Nachweisen ließ sich nur der Erwerb von Furchtreaktionen durch Klassische
Konditionierung. Watsons Theorie stellt keine umfassende Erklärung dar. Darüber hinaus
kann Angst auch durch Beobachtung mit einem Reiz verknüpft werden oder durch bloße
mündliche Androhung von Bestrafung.
Ebenso scheint eine Verknüpfung nicht bei allen Reizen gleich leicht zu fallen (preparedness).
10.2.5.2 Bereitschaft zu Phobischem Verhalten
Eine Phobie ist eine spezifische Form der Furcht, die durch ganz bestimmte Objekte
und Situationen (offene Plätze, Höhe, Tiere) ausgelöst wird und zu deren Meidung führt.
Dabei steht die Furchtreaktion in keinem Verhältnis zur Gefährlichkeit des
auslösenden Objektes und kann durch das Wissen um dessen Ungefährlichkeit nicht
beeinflußt werden.
Die Ergebnisse legen nahe, daß die Konditionierung von Furcht bei bestimmten Reizen
leichter möglich ist als bei anderen und bei diesen die Furchtreaktion auch beständiger
gegen Löschung ist.
67
Dieser Befund wurde teilweise durch eine angeborene, phylogenetisch erworbene,
Bereitschaft erklärt, zunächst neutrale Reize mit Furcht zu assoziieren. Das Entstehen von
Phobien geht damit auf das Zusammenwirken einer genetische Veranlagung und einer
spezifischen Lerngeschichte zurück.
In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff der latenten Hemmung von Bedeutung.
Darunter versteht man, daß man mit potentiell phobischen Reizen positive oder normale
Erfahrungen gemacht hat und damit gegen die Entstehung eine Phobie resistent geworden
ist.
[Nachgewiesen über Untersuchung in der den Vpn neutrale & potentiell phobische Reize
(Bilder von Schlangen) geboten wurden und diese mit E-Schocks verknüpft werden sollten. /
Löschungsphase: Bild ohne Schock darbieten]
10.2.5.3 Der Garcia-Effekt (Garcia & Koelling, 1966)
Watson war noch der Auffassung, daß jeder beliebige ursprüngliche Stimulus zu einem
konditionierten Stimulus gemacht werden kann, in der folgende Studie wurde das Gegenteil
bewiesen.
D:
Ratten wurde beim Trinken gleichzeitig ein audiovisueller und ein
Geschmacksreiz dargeboten.
Geschmacksreiz:
salzig oder süß
Lichtreiz:
hell
Tonreiz:
laut
Der Schock in der einen Gruppe bestand in einem Elektroschock, den die Ratte
beim Trinken zusammen mit dem Geschmacks-, Ton-, und Lichtreiz erhielt.
Der Schock in der anderen Gruppe bestand darin, daß die Ratten den Licht-,
Geschmacks- und den Tonreiz zusammen mit einem Stoff im Wasser verabreicht
bekamen, der Übelkeit auslöst.
Die Menge des getrunkenen
Vermeidungsverhalten
E:
Wassers
diente
als
Indikator
für
das
Ratten verknüpfen nur den Geschmacksreiz mit Übelkeit. Ebenso verknüpfen sie
auch nur den visuellen Reiz mit dem E-Schock und nicht den Geschmacksreiz.
Erklärung:
Garcia führte dies auf einen artspezifischen Mechanismus zurück, der im Verlauf der
Evolution entstanden ist und eine höhere Bereitschaft zur Verknüpfung von bestimmten
Reizen mit unkonditionierten Reizen darstellt, die für das Überleben wichtig sind. (Seligman
nennt den Garcia-Effekt preparedness)
Bsp.: Bei Ratten schützt die Bereitschaft Geschmacksreize mit Übelkeit zu
verbinden vor Vergiftungen.
10.2.5.4 Das Konditionieren von emotionalen Bedeutungen
Staats & Staats (1957) haben folgende Studie durchgeführt um den Erwerb des
emotionalen Bedeutungsgehalts von Wörtern zu klären:
D:
Haben Vornamen (als emotional neutrale Wörter) und daran im Anschluß ein
emotional positives oder negatives Wort dargeboten. (Insges. 18 Wdh)
68
E:
Vorname sollte anschl. auf einer 7-Stufen-Skala (unangenehm - angenehm)
eingestuft werden.
Tom gekoppelt mit emotional positiven Wörtern:
positivere Beurteilung
Bill gekoppelt mit emotional negativen Wörtern:
negativere Beurteilung
Baeyens et al (1990) arbeiteten mit Bildern.
D:
E
Von den Vpn sollten Bilder von Personen auf einer Skala bewertet werden, wie
angenehm sie sind.
Neutral bewertete Bilder wurden in der Konditionierungsphase wiederholt mit einem
als angenehm oder unangenehm bewerteten Reiz dargeboten
Die mit angenehmem Reiz gepaarten neutralen Bilder wurden angenehmer
eingeschätzt, bei unangenehmem Reiz entsprechend.
10.2.5.5 B. F. Skinner
Er ging davon aus, daß Emotionen nicht die Ursache von menschlichem Verhalten sind,
sondern menschliches Verhalten an sich.
Nach seiner Auffassung müssen private Ereignisse (Gedanken, Gefühle, Zuneigung) und
öffentliche Ereignisse (Gehen, Sprechen) als Verhalten angesehen werden, deren Ursachen
es zu finden gilt. Er betrachtet Mensch als black-box. Emotionen können nicht beobachtet
werden.
Emotionen sind die Tendenz einer Person in einer bestimmten Situation mit einer
bestimmten Verhaltensweise zu reagieren.
Man unterscheidet zwei Arten von Emotionen:
1. Reflexe, diese sind relativ simpel und können erlernt oder angeboren sein.
Bsp.: Weinen bei Schmerzen
2. Operants, dabei handelt es sich um komplexe erlernte Verhaltensweisen.
Bsp.: Das Vermeiden, in dunklen Alleen zu gehen.
Ein Teil des Ausdrucks von Emotionen geht immer auf einen angeborenen Anteil zurück
(Beißen, Kratzen),andere Teile sind erlernt (andere Kinder ärgern, in dem man ihnen das
Spielzeug wegnimmt). Reaktionen, die unangemessen oder uneffektiv sind, werden wieder
verlernt. Effektive Verhaltensweisen werden aufgrund von Verstärkung beibehalten.
Menschen nehmen ihre Emotionen wahr, in dem sie die Konsequenzen ihres Verhaltens
beobachten.
10.2.6 Vergleich
von
Behaviorismus
Evolutionsbiologischem Ansatz
&
Beide gehen von den Prinzipien der Evolution und der Anpassung des Verhaltens an die
Umwelt.
Darwin geht von unveränderlichen biologischen Prozessen aus, wohingegen der
Behaviorismus von veränderlichen Lernmechanismen ausgeht.
Beide betrachten die motorischen Ausdrucksformen von Emotionen, da nur über sie ein
Anpassungsvorteil entstehen kann.
10.3 Methoden zur Stimmungsinduktion
 Velten-Aufgabe  Vpn müssen Beschreibungen von Ereignissen laut vorlesen, bei
denen negative Emotionen empfunden werden. (z.B. immer wenn ich nicht angerufen
werde, fühle ich mich niedergeschlagen)
69
 nochmaliges bildhaftes durchleben von Ereignissen,
Stimmungen empfunden worden sind
 Gerüche
(Vorteil: frei von Kontexteffekten)
 Musik
(s.o.)
in
denen
entsprechende
10.4 Emotionsmaße
10.4.1 Maße des subjektiven Erlebens von Emotionen
(Zu den verschiedenen Skalenniveaus siehe Anhang A 10)
Die gebräuchlichste Methode zur Erfassung von Einstellungen ist die Likert-Skala. Dabei
wird den Pbn zunächst eine Aussage vorgelegt. Dann sollen sie anhand einer Skala wie der
folgenden angeben, inwieweit sie dieser Aussage zustimmen.
Beispiel:
“Jeder Mann sollte einmal im Leben mit einem anderen Mann Analverkehr praktiziert haben”
+2
stimme ich zu
+1
stimme ich etwas
zu
0
unentschieden
-1
lehne ich etwas
ab
-2
lehne ich sehr ab
Der Einstellungswert wird errechnet, in dem die Ratings zu den einzelnen Items summiert
werden.
Die Verhältnisskala von Borg (1982) berücksichtigt in der Einteilung der Stufen die Tatsache,
daß es Menschen sehr leichtfällt, Emotionen von leichter bis mittlerer Stärke zu skalieren.
Sie haben allerdings dann Probleme, wenn starke Emotionen skaliert werden sollen. Diese
Skala hat einen absoluten Nullpunkt.
Beispiel:
0
0,5
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
überhaupt nicht
extrem schwach
sehr schwach
schwach
mittelstark
leicht stark
stark
*
maximal
sehr stark
extrem stark
10.4.2 Gängige Methoden zur Erfassung von Emotionen
mittels Selbstbeschreibungen
Fragebögen zur Selbstbeschreibung sind dazu geeignet, um relativ überdauernde
Eigenschaften von Menschen zu erfassen. Dies geschieht indem erfaßt wird, wie oft die
Pbn bestimmte emotionale Zustände erleben.
STAI (State-Trait-Anxiety Inventary)
Dieser Fragebogen erfaßt sowohl die momentan
erlebte Ängstlichkeit als auch die überdauernde
Eigenschaft ängstlich zu sein
70
Die Pbn sollen zur Erfassung der momentanen Ängstlichkeit einstufen, inwieweit die
aufgelisteten Eigenschaften auf sie zutreffen. Zur Erfassung der überdauernden
Eigenschaft Ängstlichkeit sollen Pbn angeben, wie oft sie sich so fühlen, wie es in
den Aussagen beschrieben ist.
EPI (Emotion profile index)
Er ist ein Test mit erzwungener Auswahl. Die
Pbn werden dabei einfach gefragt, welches der
Adjektive sie am besten beschreibt.
Dabei werden immer paarige Adjektive
verwendet.
Beispiel eines Items:
Sind Sie eher schüchtern oder eher
spontan?
Die Pbn erhalten dabei je einen Wert auf den
insgesamt 8 Skalen von Grundemotionen (Test
geht auf Plutchik zurück)
Durch den EPI kann ein Profil der überdauernden Emotionen erstellt werden,
welches dann mit den Werten von anderen Pbn oder Gruppen verglichen werden
kann. Da die Adjektive, die in den Wortpaaren verwendet werden, oft bei gleich
negativ konnotiert sind, kann das Testergebnis nicht durch sozial erwünschte
Antworten verfälscht werden.
Mögliche Interpretationen des Testergebnisses:
Hohe Werte auf den Skalen Ärger und Niedergeschlagenheit und hohe auf der Skala
Ängstlichkeit kann u.U. auf einen Selbstmordversuch bei einem depressiven
Patienten hinweisen.
10.4.3 Erfassung eines Emotionsprofils über Adjektivlisten
Adjektivlisten sind in erster Linie dafür konzipiert, um den momentanen emotionalen
Zustand eines Pbn zu erfassen. Sie können in der Regel ein Profil erstellen und sind nicht
auf eine Eigenschaft beschränkt.
MAACL (Multiple Affect Adjective Checklist)
Mit diesem Test kann das Ausmaß erfaßt
werden, mit dem Pbn die Emotionen
Ängstlichkeit / Niedergeschlagenheit /
Ärger-Feindseligkeit erleben.
Die Pbn müssen eine Liste von 132 Adjektiven durchgehen und diejenigen mit einem
- versehen, die nicht ihre Gefühle beschreiben, mit einem + die anderen.
MACL (Mood Adjective checklist)
Mit diesem Test wird ein breites
Spektrum von Emotionen erfaßt
10.4.4 Physikalische Maße zur Erfassung von Emotionen
 EMG
dient der Erfassung von Muskelaktivität, wenn Muskeln aktiv sind,
dann verändert sich das elektrische Potential auf der Oberfläche
 EKG
dient der Erfassung der Herztätigkeit
 EEG
dient der Erfassung von Hirnströmen / Elektroden werden auf der
Kopfhaut plaziert
 Hautleitfähigkeit die Leitfähigkeit der Haut steigt mit zunehmender Feuchtigkeit
(schwitzen) an
 Körpertemperatur
 Blutdruck
 Augenbewegung
 Atmung
71
10.4.4.1 Die Aufzeichnung von Physiologischen Reaktionen
Die Informationen von den verschiedenen Meßelektroden werden zunächst gefiltert und
verstärkt und anschließend an einen Polygraphen weitergeleitet. Dort aktivieren die
elektrischen Signale Magnete, die ihrerseits Stifte bewegen und den Ausschlag auf ein
kontinuierlich laufendes Papierband aufbringen.
10.4.4.2 Methoden, mit denen physikalische Maße verfälscht
werden können
 Ablenkung
Die Pbn zählen während einer Befragung mit dem Lügendetektor
rückwärts / Wenn Menschen abgelenkt sind, dann reagieren sie nicht
so stark auf emotionale Fragen
 Tranquilizer
 Pbn denken absichtlich an Ereignisse, die starke Emotionen auslösen und verfälschen
damit die Ergebnisse
10.4.4.3 Studien, in denen physikalische Maße eingesetzt
worden sind
 Hokanson (1961) hat die Feindseligkeit von Männern anhand eines Fragebogens erfaßt.
Danach hat er sie zwei Frustrationsbedingungen zugeteilt. Die Pbn sollten von 100
rückwärts zählen. In der Bedingung mit hoher Frustration wurden die Pbn zusätzlich von
dem Versuchsleiter frustriert.
ERGEBNIS:
Blutdruck und Hautleitfähigkeit von frustrierten Pbn war stark erhöht.
Bei Pbn, die vorher anhand des Fragebogens als feindselig eingestuft worden sind, war
dieser Effekt am stärksten.
10.4.5 Das Messen von Emotionen über das Verhalten
10.4.5.1 ... bei Tieren
 In Laborstudien werden bei Versuchstieren “künstliche Neurosen” erzeugt. Dabei sollten
die Tiere eine leichte Aufgabe lösen, die zunehmend erschwert wurde, bis sie schließlich
unlösbar war und das Tier den Ausgang der Situation nicht mehr durch sein Verhalten
beeinflussen konnte. Die Frustration wurde durch das Beobachten von “Abnormaler
Fixation” bzw. “Stereotyper Reaktionen” erfaßt. Darunter versteht man, daß die Tiere
nach einer Folge von frustrierenden Erfahrungen sich überhaupt nicht mehr bewegen,
bzw. die Verhaltensweise, auf die die Frustration erfolgt, trotzdem beibehalten, obwohl sie
sie ändern könnten (springen noch immer auf die weiße Türe, obwohl sie dafür immer bestraft werden und somit
offensichtlich hinter der schwarzen das Futter versteckt ist) . Weitere Symptome der künstl. Neurose sind
Angst, Verweigerung von Futter usw.
 Weitere mögliche Maße: Stärke der gezeigten Reaktion / Wie lange dauert es, bis eine
Reaktion gezeigt wird / Wie schnell rennt ein Tier oder preßt es einen Hebel / Wie oft
wiederholt ein Tier eine Verhaltensweise oder wann hört es auf zu reagieren.
10.4.5.2 ... bei Menschen
 Paul Eckman und Wallace Friesen (1975) haben die FAST (Facial Affect Scoring
Technic) entwickelt, mittels derer die Mimik von Pbn erfaßt und damit auf die Emotionen
geschlossen werden kann.
 Der IBR (Infant Behavior Record) erlaubt es, den emotionalen Entwicklungsstand von
Babys zu erfassen und zu kodieren. Eine Methoden zur standardisierten Erfassung und
Kodierung der Mimik von Babys sind AFFAX und MAX. Es können aber auch die Laute
der Babys erfaßt und anschließen verschiedene Parameter untersucht werden, sowie die
Blickdauer auf Objekte, Blinzeln, Anzeichen von Unruhe.
72
 In der Klinischen Psychologie wird häufig der DSM-III-R (jetzt: DSM IV - Anmerkung des
Freundes) zur Erfassung von Angst und ängstlichem Verhalten von Patienten über deren
gezeigtes Verhalten verwendet.
10.4.6 Probleme beim Erfassen von Emotionen
Emotionen können nie direkt erfaßt werden. Wenn man die 3 Aspekte der Emotionen
betrachtet, so ergeben sich bei den Aspekten folgende Probleme:
 der Erlebensaspekt (subjektive Komp.). Menschen haben unterschiedliche sprachliche
Fähigkeit. Behinderte und Kinder sind nicht in der Lage zu sprechen, oft sind die
Antworten sozial erwünscht. Bei Befragung nach der Häufigkeit, mit der einzelnen
Emotionen empfunden werden, spielen Verfügbarkeitsheuristiken eine Rolle, ebenso die
subjektive Einschätzung. Allerdings sind solche Test rationell durchführbar.
 Bei der Erfassung der physiologischen Veränderungen, sind die kausalen
Zusammenhänge nicht eindeutig geklärt. Individualspezifität. Menschen verhalten sich
anders, wenn sie im Labor verkabelt werden. Ergebnisse können durch Pbn oder
Meßfehler verfälscht werden, die Technik ist sehr aufwendig.
 Die Beobachtung des Verhaltens ist problematisch, weil sich Menschen im privaten
Bereich anders verhalten als in der Beobachtungssituation. Nicht bei jedem äußern sich
Emotionen im Verhalten gleich stark. Nicht objektiv, da das Verhalten erst durch Rater
kodiert und Emotionen zugeordnet werden muß.
10.5 Die Theorie von James
Er behauptet, daß die körperlichen Veränderungen den Emotionen vorangehen und daß die
Emotionen nicht anderes sind, als das Empfinden dieser körperlichen Veränderungen.
10.5.1 Die ursprüngliche Fassung seiner Theorie
Für James waren die Emotionen zunächst eng mit Instinkten verbunden. Dies sah er darin
begründet, daß jeder Gegenstand, der einen Instinkt auslöst, auch eine Emotion auslöst.
Unterschied Emotionen / Instinkte
 emotionale Reaktionen enden im Körper des Individuums und treten nicht in praktische
Beziehung zu dem erregenden Objekt
 werden auch von Gegenständen ausgelöst zu denen wir keine praktische Beziehung
haben (z.B. lustige Ereignisse)
Seine Theorie beinhaltet folgende Annahmen:
1. Die bloße Wahrnehmung reicht aus um eine reflexartige körperliche Reaktion
auszulösen
2. Zwischen der Wahrnehmung und der Reaktion muß kein Bewertungsprozeß
stattfinden (deshalb reflexartig)
3. Die Veränderungen sind spezifisch
4. Das Empfinden der Veränderung ist die Emotion
Die ursprüngliche Fassung der Theorie:
Wahrnehmung einer
erregenden Tatsache

willkürliche Reaktion
viszerale Reaktion
73

Empfinden der
körperlichen Veränderung
James hat sich nicht nur auf die viszeralen Veränderungen beschränkt, sondern auch die
motorischen körperlichen Reaktionen (Davonlaufen) mit einbezogen. Die Vielfalt der
Emotionen entsteht durch die Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten der Reaktionen auf
den Reiz.
Einwände gegen seine Theorie:
 Für viele Reize ist bloße Wahrnehmung noch keine hinreichende Bedingung für
charakteristische Reaktionen wie z.B. Davonlaufen, flacher Atem, hoher Puls
Bsp.: Bär im Käfig oder läuft in freier Wildbahn auf uns zu
 Ein und dieselbe Reaktion kann mit unterschiedlichen willkürlichen Handlungen
verbunden sein
Bsp.: Laufen weil ich mich beeile und Laufen weil ich fliehe
10.5.2 Seine präzisierte Fassung
Idee eines lebenswichtigen
Elements einer
Gesamtsituation

emotionsspezifische
viszerale
Veränderung

Empfindung der visceralen
Veränderung = Emotion
(Element muß im Kontext betrachtet
werden z.B. Bär im Käfig oder rennt
auf uns zu)
10.5.3 Cannons Kritik an dieser Theorie
 Veränderungen in den Viszera erfolgen nur relativ langsam und können deshalb nicht der
Auslöser für etwas sehr schnell eintretendes wie Emotionen sein.
 Emotionen lassen sich nicht durch künstliche Stimulation der Viszera induzieren
 In den Viszera sind zu wenige Nerven
 Patienten, bei denen aufgrund von Verletzung keine Rückmeldung der Viszera ans
Gehirn mehr möglich ist, haben trotzdem Emotionen
 Die Veränderungen in den Viszera sind zu wenig variabel um die Vielzahl der Emotionen
des Menschen auszulösen.
10.5.4 Theorie Cannons
Thalamus
Wahrnehmung der Emotion
Stimulus
Motorischer Ausdruck (Zittern, Grinsen)
Hypothalamus
Erregung des ANS
10.5.4.1 Kritik an Cannons Kritikpunkten
 Angst ist immer mit einer Hemmung des gastrointestinalen Systems, Ärger mit einer
Erregung
Ferner konnten kardiovaskuläre Unterschiede zwischen Freude, Trauer, Furcht
nachgewiesen werden.
 Durch Verletzungen des Rückenmarks kommt es doch zu Beeinträchtigungen in der
Wahrnehmung von Emotionen
 Viszera sind doch nicht so unempfindlich wie Cannon angenommen hatte.
 Die Behauptung, daß die Rückmeldung der körperlichen Veränderung nicht schnell
genug erfolgt, ist läßt sich experimentell nicht bestätigen.
74
 Zur Induktion von Emotionen: Echte Emotionen lassen sich durch
Adrenalininjektionen nicht erzeugen, es entsteht vielmehr ein “als ob” Gefühl
z.B.
10.5.5 Wie können Emotionen gemessen werden?




durch Befragung der Vpn
durch Messung physiologischer Maße (Puls, Hautleitfähigkeit, Hormonkonz.)
Erfassung der Aktivität der Gesichtsmuskeln
Verhaltensbeobachtung
10.6 Die Theorie von Schachter & Singer
10.6.1 Die Untersuchung von Maranon (1924)
D:
E:
Er injizierte Vpn Adrenalin in unterschiedlichen Dosen und beobachtete die
Reaktion, deren Stärke und Latenz.
70% der Vpn berichteten von körperlichen Empfindungen, die starke Emotionen
begleiten können. Nur 30% berichteten ein Erleben von tatsächlichen Emotionen.
Er formulierte den Prozeß der Emotionsentstehung folgendermaßen:
Ein anfänglichen psychologisches Element (Empfindung, Gedanke, Erinnerung) löst eine periphere
körperliche Reaktion aus. Erst durch die Wahrnehmung dieser Veränderung und deren
Verknüpfung mit dem psychologischen Element führt zum Entstehen der Emotion.
10.6.2 Die 2-Komponententheorie von Schachter & Singer
Sie haben die kognitive Verarbeitung von Informationen bei der Entstehung von Emotionen
mit einbezogen. Diese kognitive Verarbeitung findet in Form einer Ursachenzuschreibung
statt.
Die Theorie kann in 4 Punkten zusammengefaßt werden:
 Die unmittelbare Reaktion des Körpers auf einen Reiz ist eine unspezifische
Erregung
 Die physiologische Erregung determiniert ausschließlich die Stärke der
Emotion
 Die Art und Qualität der Emotion hängt von der Kognition ab.
 Eine Emotion entsteht nur dann, wenn die Erregung, die die Person empfindet,
von ihr auf eine emotionale Ursache zurückgeführt wird.
Wenn die Person die Erregung aber auf eine nicht-emotionale Ursache (z.B.
Einnahme von Medikamenten) zurückführt, dann kann nach Schachter auch keine
Erregung entstehen.
Eine Emotion ist ein Produkt aus dem Erregungszustand und dem kognitiven Vorgang,
bei dem diese Erregung auf eine emotionale Ursache zurückgeführt wird.
Emotionen sind nach Schachter & Singer post-kognitive Phänomene, da:
 Qualität der Emotion hängt von der subjektiven Bewertung ab
 Stärke der Erregung hängt von der Einschätzung ab
 Für das Erleben der Emotion ist die Attribution der Erregung auf die emotionale
Ursache notwendig
75
10.6.3 Der alltägliche Fall der Emotionsentstehung
Situation



Aktivierung von
Wissen um die
Situation
wahrgenommene Erregung
10.6.4

emotionale
Einschätzung der
Situation

physiologische
Erregung

Attribution von Erregung auf die
emotionale Einschätzung
Emotion
Der nicht-alltägliche Fall der Emotionsentstehung
(wie z.B.
im Experiment von Schachter & Singer)
physiologische
Erregung


wahrgenommene
Erregung
emotionale Einschätzung

Erklärungsbedürfnis

Ursachenzuschreib
ung
von Erregung auf die
 Attribution
emotionale Einschätzung

Emotion
10.6.5 Untersuchung von Schachter & Singer (1962)
D:
Es wurden 3 AVs variiert:
1. Physiologische Erregung durch Adrenalin- oder Kochsalzinjektion
2. Erklärungsbedürfnis durch richtige Information über die Symptome (=
nichtemotionale Erklärung) oder falsche/keine Information über die Symptome (=
nicht vorhandene Erklärung soll gesucht werden)
3. Emotionale Kognition durch das Zusammensein der Vpn mit einem ärgerlichen
oder euphorischen Vertrauten des Vl. Damit sollte eine emotionale Einschätzung
der Situation als Ursache für den unerklärten Erregungszustand nahegelegt
werden.
Manipulation der physiologischen Erregung:
Nach der Instruktion betrat ein Arzt den
Adrenalin/Kochsalz)
Raum
und
injizierte
Suproxin
(d.h.
Manipulation des Erklärungsbedürfnisses:
In der Bedingung richtig informiert wurden die Vpn über die tatsächlichen Symptome von
Adrenalin (Zittern, Gesicht wird warm und rot, starker Herzschlag) informiert. Durch diese
nicht-emotionale Erklärung sollte keine Erregung auftreten.
In der Bedingung nicht-informiert wurden die Vpn nicht informiert, in der Bedingung
falsch-informiert wurden den Vpn die Symptome Juckreiz, schwere Beine beschrieben.
Manipulation der emotionalen Kognition:
Vertrauter des Vl verhielt sich während des gemeinsamen Wartens entweder euphorisch
(Wirft mit Papierkugeln, bastelt Flugzeuge) oder aggressiv (regt sich auf, beide müssen
unverschämten Fragebogen ausfüllen)
Emotionserfassung erfolgt durch
 Beobachtung während dem Zusammensein mit dem Vertrauten des Vl
 Befragung der Vpn, wie sie sich fühlen
E:
Leider fielen in der Placebobedingung die Emotionswerte relativ hoch aus
Wenn physiologische Erregung induziert und falsch oder gar nicht informiert
worden war, dann wirkten sich die durch die Information induzierten Kognitionen
erwartungsgemäß auf die Emotionen aus. (euphorischer Vertrauter  Vp fühlt sich
euphorisch)
76
Insgesamt sind die Ergebnisse aber nicht signifikant
10.6.5.1 Kritik an der Untersuchung:
 Bei den Vpn, die Placebo bekommen hatten, was die Erregung fast genauso hoch wie bei
den anderen  hätten eigentlich weniger stark reagieren müssen.
 Vpn hätten über den Zeitpunkt der Verabreichung nicht informiert werden dürfen
(Erwartungshaltung)
 Es handelt sich um eine Laborsituation, wie sie in der Realität wahrscheinlich nie
vorkommt. Es ist deshalb auch nur die Aussage möglich, daß es sich um eine Möglichkeit
handelt, wie Emotionen ausgelöst werden können. Nicht zwangsläufig übertragbar, da
kaum Erregungszustand entsteht, von dem man nicht weiß, woher er kommt
 Reduzierte physiologische Erregung (z.B. durch Beta-Blocker) sollte zu einer
verminderten Intensität der Emotion führen. Dies konnte aber in einer Untersuchung nicht
nachgewiesen werden.
 Die Wahrscheinlichkeit, verspürte Erregung negativ zu interpretieren ist höher. Die
Plastizität der wäre dann unter der Annahme der Theorie von S&S in Frage gestellt.
 Replikation war nicht möglich
10.6.6 Verbesserte Methode von Ross, Rodin & Zimbardo
(1969)
D:
Weiblichen Vpn wurden immer wieder schmerzhafte Elektroschocks angedroht (dies
wurde aber nur getan, um Erregung zu erzeugen), während die Vpn über das ganze
Experiment hinweg starkem Lärm ausgesetzt wurden. Danach wurden die Vpn über
die Effekte des Lärms informiert.
½  richtig (Kopfschmerzen, Klingeln in den Ohren)  in dieser Bedingung konnte
die Angst aufgrund der Schockankündigung auf den Lärm zurückgeführt
werden
½  falsch (Angstsymptome wie erhöhter Puls)  in dieser Bedingung konnte die
Erregung aufgrund der Schockankündigung nicht auf den Lärm zurückgeführt
werden.
Vpn sollten danach zwischen der Bearbeitung von zwei Puzzles wählen:
1. Belohnung beim Lösen dieses Puzzles
2. Durch Lösen kann der angedrohte E-Schock verhindert werden.
B:
Vpn, denen Angstsymptome als Effekt des Lärms mitgeteilt worden sind, haben
mehr Zeit auf das 1. Puzzle verwendet.
I:
Sie haben die Erregung auf den neutralen Reiz, den Lärm, attribuiert.
10.6.6.1 Die Auswirkungen
Emotionen
von
Fehlattributionen
auf
Aus der Zwei-Faktorentheorie läßt sich ableiten, daß Fehlattributionen ganz bestimmte
Auswirkungen haben müssen, da nur die Ursache, auf die die Emotion zurückgeführt wird,
sich auf die Emotion auswirkt.
Wahre Ursache
Emotional (Gewinn)
Ursache, auf die die Erregung von der
Vp zurückgeführt werden soll
emotional (Symptom einer Krankheit)
77
Auswirkung
statt Freude tritt negative
Emotion auf
Emotional
nicht emotional
Verhinderung einer Emotion
z.B. in der Therapie von
Angstpatienten
nicht emotional
emotional
Entstehung einer Emotion
nicht emotional
nicht emotional
Beibehaltung eines
nichtemotionalen Zustandes
10.6.6.2 Die Hypothese der vorbereitenden Information
Es ist möglich, emotionale Reaktionen allein dadurch abzuschwächen, daß die Vpn
zutreffende Informationen über die Symptome von Erregung erhalten.
Diese Information hat vorbereitenden Charakter, d.h. sie macht die Symptome weniger
überraschend und unangenehm und erlaubt eine vorbereitende Aktivität, die Symptome zu
kontrollieren.
 Erklärung der Ergebnisse von Ross, Rodin & Zimbardo (1969) über die HdvI:
Die geringere Furcht in der Bedingung, die die zutreffende Information über die
Erregungssymptome bekommen hat, wäre demnach alleine darauf zurückzuführen,
daß die Symptome dadurch weniger überraschend und unangenehm geworden
sind.
10.7 Die Modifikation der Zwei-Faktoren-Theorie durch Valins
Schachter & Singer gingen davon aus, daß das Empfinden von tatsächlicher Erregung für
das Entstehen von Emotionen unbedingt notwendig ist.
Valins hingegen ging davon aus, daß die Erregung nicht automatisch das emotionale
Erleben beeinflußt, sondern dazu erst wahrgenommen werden muß. Da Menschen eher
schlecht in der Lage sind ihre innere Erregung wahrzunehmen, können sie durch ein
falsches Feedback irregeführt werden d.h. für die Entstehung von Emotionen genügt schon der bloße Glaube
erregt zu sein, ohne daß die Erregung tatsächlich vorhanden sein muß.
Seine Unterschungsmethode:
D:
E:
Männlichen Vpn wurden Playboybilder gezeigt. Bei einzelnen Bildern wurde den Vpn
eine angebliche Erhöhung ihrer physiologischen Reaktion (erhöhter Puls) über
Kopfhörer vorgespielt.
Als Emotionsindex wurde die Beurteilung der Frauen auf den Bildern und die Wahl
des Bildes, das die Vpn mit nach Hause nehmen wollten, herangezogen.
Die Vpn, deren Puls sich beim Anblick einer der Frauen angeblich erhöht hatte,
beurteilten diese als attraktiver und wollten ihr Bild gerne mit nach Hause nehmen.
 Die Beurteilung erwies sich als zeitlich stabil. (Bei Nachuntersuchung nach 8 Wochen)
 Auch das Wissen um die Falschheit der Rückmeldung bei den Vpn führte zu keinem
veränderten Ergebnis
10.8 Replikationsversuch von Marshall & Zimbardo
Dabei konnte nachgewiesen werden, daß die durch Adrenalin induzierte unerklärte
physiologische Erregung durch Kognition nicht beliebig in positive oder negative Emotionen
ausformbar ist. Die durch Adrenalin hervorgerufene Erregung scheint durchweg mit
negativen Emotionen verbunden zu sein.
Sie führten dies darauf zurück, daß unter natürlichen Bedingungen Adrenalin besonders in
Angstzuständen ausgeschüttet wird.
78
Ihre Untersuchung lief ähnlich ab wie die von Schachter & Singer, jedoch arbeiteten sie mit
den Stufen Placebo / Adrenalin / viel Adrenalin und gaben allen Vpn unzutreffende
Informationen über die Symptome
10.9 Die Emotionstheorie von Mandler
Mandler geht davon aus, daß die Registrierung von Veräderungen bzw. Diskrepanzen in der
Umgebung zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems führen. Diese
Aktivierung erfolgt vorprogrammiert und automatisch. Eine solche automatische Aktivierung
kann auch durch Gewebsverletzungen hervorgerufen werden.
Neben diesen automatischen Auslösern nimmt Mandler auch funktionale Auslöser an.
Darunter versteht er ehemals neutrale Reize, die erst aufgrund von Erfahrung mit dem
jeweiligen Objekt, eine Aktivierung auslösen können (z.B. Gewehre, Tiere).
Die Qualität der Emotion hängt von einer Bedeutungsanalyse ab. Damit ist der Vergleich des
aktuellen Ereignisses mit erfahrungsbedingten, in Kategorien abgespeicherten,
Erinnerungen gemeint.
Die Prozesse auf denen die Entstehung von Emotionen beruht sind:
1. Auslösung und Rückmeldung peripherer Erregung
2. Bedeutungsanalyse
3. Integration der Komponenten 1. Und 2.
Die Entstehung von Angst
Die Unterbrechung der Handlung einer Person führt zunächst zum Auftreten von
physiologischer Erregung. Wenn die Person aufgrund einer Bedeutungsanalyse glaubt, daß
sie keine Handlungsalternative hat, um die begonnen Handlung zu Ende zu führen, dann
entsteht durch die Integration Angst.
Depressionen entstehen aufgrund von Integration des Gefühls der Hoffnungslosigkeit und
physiologischer Erregung.
Emotionen in zwischenmenschlichen Beziehungen
In engen Beziehungen haben die Handlungen, Pläne und Erwartungen einer Person einen
starken Einfluß auf die Handlungen, Erwartungen und Pläne der anderen Person. Bei
parallelen Beziehungen ist dies nicht der Fall.
Die Unterbrechung (z.B. Verlassen des Partners) ist ein engen Beziehungen größer und löst
damit mehr physiologische Erregung aus. Diese wiederum führt zu stärkeren Emotionen.
10.10 Erregungstransfer (Zillmann, 1978)
Diese Theorie bezieht sich auf emotional erregende Situationen, in denen zwei solcher
Situationen mit kurzem zeitlichen Abstand aufeinanderfolgen.
Erregung von der einen kann dann auf die andere übertragen werden und die Emotion, die
auf eine der beiden Situationen hin gezeigt wird, verstärken.
10.10.1 Untersuchung von Zillmann (1971)
D:
männlichen Vpn wurden von einer Person provoziert.
Danach schauten sie einen Film (neutral, Preisboxen, Sexfilm)
( die Erregung, die durch den Sexfilm erzeugt wurde, war am
größten)
79
B:
I:
Dann hatten die Vpn die Möglichkeit der Person, die sie vorher provoziert hatte, ESchocks zu verabreichen.
Vpn, die den Sexfilm gesehen hatten, gaben die meisten Schocks.
Erregungstransfer hat stattgefunden. Die Erregung vom Sexfilm hielt noch an, als
die Vpn die Möglichkeit zur Vergeltung hatten und wurde fälschlicherweise als
Aggression interpretiert.
10.10.1.1 Vergleich dieser Theorie mit der von Schachter &
Singer
Bei Zillmann interpretiert die Person ihre Erregung falsch, was zu einer falschen Emotion
führt. Bei Schachter & Singer sucht die Person aktiv nach einer Ursache für die Erregung
bevor die Emotion entsteht.
10.10.1.2 Bedingungen, unter denen der Erregungstransfer
stattfinden kann
1. Die beiden Ereignisse dürfen nicht zu schnell aufeinander folgen, da die Person sonst die
Erregung dem richtigen Ereignis zuordnen kann.
2. Bei zu großem zeitlichem Abstand ist keine Resterregung mehr vorhanden und deshalb
auch kein Transfer möglich.
Optimaler zeitlicher Abstand: 5 min
(Gemessen in Experiment mit Hometrainer. Nach 5 min war die Erregung noch da, wurde
aber nicht mehr wahrgenommen.)
10.11 Ist physiologische Erregung überhaupt
Entstehung von Emotionen notwendig?
für
die
Neuere Untersuchungen zeigen, daß der Rückgang im emotionalen Erleben von
Rückenmarksverletzten nicht auf die Verletzung, sondern auf deren Umgang mit dieser
Zurückzuführen ist.
Patienten, die auch nach der Verletzung noch ein ausgefülltes und aktives Leben führen,
berichten teilweise sogar von einer Intensivierung ihrer Emotionen nach der Verletzung.
Auch durch eine Reduktion der physiologischen Erregung mittels Beta-Blockern können
Emotionen nicht wesentlich abgeschwächt oder verändert werden.
10.12 Die Theorie von Plutchik
10.12.1 Seine Annahmen
1. Evolutive Postulate
Emotionen sind nach der Auffassung von Plutchik angeborene Verhaltensmuster, die im
Verlauf der Evolution entstanden sind, weil sie die fitness des Individuums erhöht haben.
Diese adaptiven Verhaltensweisen lassen sich in 3 Bereiche einteilen
 Selbstverteidigung / Schutz (Fliehen, Verstecken, usw.)
 Angriff / Zerstörung (Kratzen, Beißen, usw.)
 Vermehrung (Bilden eines Territoriums, Kopulation, usw.)
Plutchik geht davon aus, daß Evolution ultrakonservativ ist, d.h. Verhaltensweisen auch
dann noch weitervererbt werden, wenn der Anpassungsvorteil aufgrund einer Veränderung
in den Umweltbedingungen schon lange nicht mehr vorhanden ist.
2. Postulat von Grundemotionen in Gegensatzpaaren
80
Es gibt 8 Grundemotionen, aus denen alle anderen Emotionen durch Mischung entstehen.
Diese Grundemotionen lassen sich als gegensätzliche Paare darstellen und variieren in
Ähnlichkeit und Intensität.
1. Freude
vs.
2. Trauer
3. Ärger
vs.
4. Angst
5. Akzeptanz
vs.
6. Ekel
7. Überraschung
vs.
8. Erwartung
 Prototypen sind die Grundemotionen
Jede dieser Emotionen ist mit unterschiedlichen physiologischen Reaktionen
verbunden.
 aus diesen 8 Grundemotionen entstehen sämtliche anderen Emotionen des
Menschen durch Mischung in veränderlichen Anteilen.
 Werden durch einen Stimulus gegensätzliche Emotionen ausgelöst, so wird
entweder ein Konflikt empfunden (Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen
sollte) oder die Verhaltensweisen heben sich gegenseitig auf (Ind. tut nichts)
 Alle Emotionen, die keine Grundemotionen sind, unterscheiden sich in
Mischungsverhältnis und Intensität der beteiligten Grundemotionen.
10.12.2 Sein
3-dimensionales
Emotion-Solid”
Emotionsmodell
“Die
 siehe S. 154
Zum Aufbau:
 die Grundemotionen bilden die senkrechten Sektoren der Emotion-Solid. In diesen
Sektoren stehen immer die gleichen Emotionen in unterschiedlichen Intensitäten.
 Je ähnlicher Emotionen sind, um so näher stehen sie beieinander (z.B. Freude &
Überraschung), gegensätzliche Emotionen stehen sich gegenüber.
 Die Intensität steigt von unten (tiefer Schlaf) nach oben hin an.
10.12.3 Die Sequenz des Auftretens von Emotionen
Ereignis
Bewertung
Subjektive Empfindung
Verhalten
Funktion
Feind kommt
Gefahr
Angst
1
Fliehen
2
Schutz
3
Plutchik geht davon aus, daß man die Emotion unter 3 Aspekten beschreiben kann, nämlich
als subjektives Empfinden, als Verhalten oder als Ergebnis des Verhaltens.
Plutchik hat sich auf die subjektive Empfindung von Emotionen bezogen.
10.12.4 Plutchiks
Auffassung
Persönlichkeitseigenschaften
von
Er geht davon aus, daß Persönlichkeitseigenschaften und Emotionen das selbe sind. Wenn
eine Person häufig ärgerlich ist, dann nimmt man an, dies sei ein Persönlichkeitsmerkmal
von ihr.
Darüber hinaus geht er davon aus, daß sich in den Persönlichkeitseigenschaften einer
Person deren Konflikt zwischen verschiedenen Emotionen spiegeln.
Bsp.: Eine Person, die folgsam ist, hat gleichzeitig Impulse zu Akzeptieren und wegzulaufen
81
Er geht ferner davon aus, daß psychische Störungen am spezifischen Profil der 8
Grundemotionsskalen im EPI erkennbar sind.
Im EPI (Emotions Profil Index) werden den Testpersonen 64 Eigenschaftswörterpaare
vorgelegt, von denen sie das ankreuzen müssen, welches sie am besten beschreibt.
Anhand dieses Test läßt sich erkennen, welche Grundemotionen das Leben des
Individuums am stärksten beeinflussen und ob Konflikte zwischen diesen vorhanden sind.
Persönlichkeitsstörungen entstehen, wenn die Konflikte zwischen den Grundemotionen zu
stark werden.
10.13 Das Emotionsmodell von Millenson
10.13.1 Seine Grundannahmen
Er geht davon aus, daß es nicht möglich ist, direkt zu erfassen, was Menschen empfinden.
Die Wissenschaft muß sich deshalb auf die Untersuchung von physiologischen
Veränderungen und/oder verbalen Beschreibungen von Gefühlen beschränken.
Über die Beobachtung von physiologischen Veränderungen können Emotionen erfaßt
werden, weil Gefühle mit physiologischen Veränderung korrelieren. Verbale Beschreibungen
eignen sich deshalb, weil Kinder schon im Krabbelalter von den Eltern lernen, innere
Zustände mit sichtbaren Verhaltensweisen und mit Worten zu verbinden.
(Bsp.:
Fremder kommt, Kinder versteckt sich unterm Tisch, Mutter holt es vor
und
sagt,
daß es sich nicht genieren soll.)
Allerdings können Erwachsene ihre Emotionen oft nicht in die angemessenen Worte fassen
Millenson untersuchte nicht die Empfindungen von Emotionen, sondern die
Verhaltensweisen, die mit diesen verbunden sind.
10.13.2 Die Entstehung von Emotionen
Er ging von den 3 Grundemotionen Angst, Ärger und Hochgefühl aus, die beim Säugling
durch angeborene Auslöser ausgelöst werden und durch Klassische Konditionierung auf
andere Auslöser übertragen werden.
Verhaltensweisen, die einer Emotionen assoziiert werden, werden reflexartig ausgelöst,
unterscheiden sich jedoch von Reflexen dadurch, daß sie in einer entsprechenden
Auslösesituation zunächst das Verhalten unterbrechen und zum Zeigen von emotionalem
Ausdrucksverhalten führen.
Bsp.: Wenn ich mich über meinen Computer ärgere, unterbreche ich meine Arbeit, werfe
ihn an die Wand und arbeitet erst dann weiter.
Angst, Ärger und Hochgefühl können auf zwei Weisen ausgelöst werden:
 durch Situationen, die mit diesen Emotionen assoziiert werden
 durch negative oder positive Verstärker
Emotion
Ängstlichkeit
Stimulus
negative Verstärker,
Ärger
Wegnehmen von positiven Angreifen, Zerstören von
Verstärkern
Dingen,
Positive Verstärker
Appetitverlust und Suche
nach dem verstärkenden Reiz
Hochgefühl
d.h. etwas,
das man gerne meiden würde wie z.B.
Spinnen usw.
Verhaltensweise
Vermeidung, Flucht,
Verteidigung
positive Verstärker  Unerwartete freudige Ereignisse,
gute Noten, usw.
82
negative Verstärker
unangenehm,
empfunden werden
 Alle Reize,
schmerzhaft,
die
als
usw.
Emotionen beeinflussen das Verhalten wesentlich, weil:
 sie reflexartige Verhaltensantworten auslösen
 sie zu einer momentanen Unterbrechung der Handlung führen
 sie die Wahrnehmung und Bewertung von Ereignissen beeinflussen und die
Wirksamkeit von Verstärkern verändern. Somit kann es zur Aufgabe von
gewohnten und zur Ausbildung von neuen Verhaltensweisen kommen.
Bsp.: Wenn man verliebt ist, vergißt man zu schlafen und zu essen. Das Zusammensein
mit dem Partner wird zum wirksamsten Verstärker.
Wenn man sich gut fühlt wird etwas als angenehm (positiver Verstärker) empfunden, was in
einem depressiven Zustand als unangenehm (negativer Verstärker) empfunden wird.
Entsprechend ändert sich das Verhalten.
10.13.3 Sein Modell und der Vergleich mit Plutchik
Auch Millenson geht von 3 Grundemotionen aus, aus denen die anderen Emotionen durch
Mischung und unterschiedliche Intensitäten entstehen (wie Plutchik). Emotionen werden
durch die Präsentation oder das Wegnehmen von Verstärkern ausgelöst. Sie können durch
klassische Konditionierung auch an andere Auslöser gekoppelt werden (wie Watson).
Er beschreibt die 3 Grundemotionen als Vektoren in einem geometr. Raum. Die Emotionen
sind nach Außen hin am stärksten und werden zum Ursprung hin immer schwächer. Im
Ursprung sind die Emotionen so schwach, daß man sie nicht mehr unterscheiden kann.
Emotionen, die nicht entlang eines Vektors auftauchen, sind aus einer Mischung von min.
zwei Grundemotionen aufgebaut.
Millenson
Plutchik
konzentriert sich auf die Art und Weise wie konzentriert sich auf die Verhaltensweisen,
Menschen lernen, emotional zu reagieren
die Menschen angeboren sind
Menschen können lerne, gegensätzliche
Emotionen wahrzunehmen
Konditioniert
wird
bei
Reizen,
die
gegensätzliche
Emotionen
hervorrufen
(Rafting Angst und Freude ), das relative
Verhältnis der beiden Emotionen
geht davon aus, daß immer dann Konflikte
entstehen,
wenn
Menschen
mehrere
gegensätzliche
Emotionen
gleichzeitig
wahrnehmen
10.13.4 Wie können Emotionen kontrolliert werden?
Adaptation 
Menschen können sich selbst bewußt häufig Situationen aussetzen,
die starke Emotionen auslösen. Nach einigen Malen läßt die Intensität
der ausgelösten Emotion dann nach.
Dieser Prozeß ist reversibel. Wird die Emotion einige Zeit nicht
ausgelöst, so kann sie wieder in voller Stärke ausgelöst werden.
Bsp.:
Löschung 
diese erfolgt durch Ausbleiben von Verstärkung und ist irreversibel.
Bsp.:
gebe es
Maskierung 
Wenn ich oft Referate halte, dann bin ich irgendwann nicht mehr nervös
Ich versuche durch Lernen meine Noten zu verbessern, bleiben unverändert  ich
auf.
dies kann erfolgen, indem Emotionen nicht gezeigt oder andere
Emotionen gezeigt, als tatsächlich empfunden, werden.
83
Vermeidung 
Wir könne unser Leben aktiv so gestalten, daß Situationen bewußt
gemieden werden, die unangenehme Emotionen auslösen.
Bsp.:
Ich ärgere mich über Michael  versuche ihn nicht mehr zu treffen
10.13.5 Abnormes emotionales Verhalten
 Bei machen Menschen werden nur sehr schwache emotionale Reaktionen ausgelöst.
Die Ursache liegt dabei meist in der Kindheit; emotionale Bedürfnisse des Kindes sind
nicht ausreichend befriedigt worden.
 Manchen Menschen sind gehemmt und übervorsichtig um normal funktionieren zu
können. Als mögliche Ursache führt Millenson ein Übergewicht an negativen Verstärkern
und Bestrafung für unangemessenes Verhalten in der Gesellschaft an.
10.14 Zusammenhang
Verhaltens
zwischen
den
Elementen
des
10.14.1 Verbindung zwischen ANS und Mimik
Ekman & Collegues(1983) haben untersucht, ob durch die Manipulation von
Gesichtsausdrücken spezifische physiologische Veränderungen induziert werden können.
D:
Vpn wurden trainiert, daß sie auf Kommando lächeln / ärgerlich schauen konnten.
Physiologische Maße wurden dabei erfaßt.
B:
Die Veränderung des Gesichtsausdrucks erzeugte durch Rückkopplung mit dem
ANS spezifische Erregungszustände.
!!! Bei dieser Untersuchung konnten nur unterschiedliche Physiologische Veränderungen für
Emotionsklassen (positiv, negativ) festgestellt werden, nicht aber für einzelne Emotionen. !!!
(Kritik von Panksepp)
Alternativerklärung:
- Die Vpn wußten, welche Emotion sie über die Mimik dargestellt haben. Evtl. fühlten sie sich
nur deshalb freudig erregt, weil sie wußten, daß sie lächeln.
10.14.2 Aktivität von Cortexbereichen und Emotionen
Davidson (1984) ging von folgender Überlegung aus:
 Wenn jede Emotion durch einen spezifischen biologischen Vorgang erzeugt wird,
dann müssen auch spezifische Vorgänge im ZNS und in den Organen, die vom
ANS innerviert werden, nachweisbar sein.
 Die Aktivität im Gehirn muß sich dann auch bei unterschiedlichen Emotionen
unterscheiden.
Er entwickelte folgendes Modell:
 Annäherungsverhalten
 Rückzugverhalten
 entsteht durch erhöhte Aktivität in der linken Hälfte des
Frontallappens
 entsteht durch erhöhte Aktivität in der rechten Hälfte des
Frontallappens
Ein Reiz, der Glücklichsein auslöst, muß deshalb die linke Hälfte mehr aktivieren als die
rechte.
Untersuchung von Davidson (1984)
84
Den Nachweis hat er in einer Untersuchung erbracht, in der er Vpn Filme zeigte & danach &
dabei ein EEG anfertigte.
 lustiger Film
 linke Hälfte aktiviert
 ekelhafter Film
 rechte Hälfte aktiviert
Rechte Hälfte der anterioren Vorderhirnregion erzeugt Ekel / Entfernung von dem Reiz
Linke Hälfte der anterioren Vorderhirnregion erzeugt Freude / Annäherung
10.15 Zusammenhang zwischen Emotion und Mimik
10.15.1 Universelle und kulturelle Basis von Emotionen
Mimik ist teilweise angeboren
Bereits Säuglinge sind in der Lage, den Gesichtsausdruck von Überraschung, Freude,
Angst, Trauer, Ekel und Schmerz zu zeigen (Klinnert, Campos, Emde 1983)
Nachweis: Man gibt z.B. Geschmacksreize auf die Zunge
Umgekehrt können Säuglinge bereits Gesichtsausdrücke lesen.
Nachweis: Säuglingen wurde neuer unbekanntes Spielzeug gegeben, das teilweise angsteinflößend aussah. Die Kinder waren
verwirrt, schauten zur Mutter. Wenn sie den Gesichtsausdruck von Freude zeigte, krabbelten die Kinder auf das Spielzeug zu;
zeigte sie Angst, taten sie dies nicht. Bei einem neutralen Gesichtsausdruck der Mutter zeigten sie gemischte
Verhaltensweisen.
85
Mimik im interkulturellen Vergleich
Eckman & Friesen (1972) konnten zeigen, daß spontane Emotionen im privaten Bereich in
unterschiedlichen Kulturen durch die gleiche Mimik zum Ausdruck gebracht werden. In der
Öffentlichkeit wird hingegen ein starker kultureller Einfluß deutlich.
Nachweis: Amerikaner und Japaner wurden gefilmt, während ihnen Filme mit emotionalem Inhalt gezeigt wurden. In der einen
Bedingung wußten die Vpn, daß sie gefilmt wurden, in der anderen nicht.
Menschen aus verschiedenen Kulturen zeigen und interpretieren die gleichen
Gesichtsausdrücke auf die gleiche Weise. (hohe Übereinstimmung bei Freude, Trauer, Ärger)
 für die genet. Komp. spricht, daß im privaten Bereich die Emotionen interkulturell auf die
gleiche Weise gezeigt werden
 für die kulturelle Komp. spricht, daß im öffentlichen Bereich der kulturelle Einfluß deutlich
wird.
10.15.2 Können
werden?
Lügen
am
Gesichtsausdruck
enttarnt
Bei seinen Untersuchungen ging Eckman von folgenden Annahmen aus:
 Lügen können nur entdeckt werden, wenn sie vom Lügenden selbst nicht geglaubt
werden
 Beim Lügen entstehen starke emotionale Regungen
 Je stärker die Erregung ist, um so schwerer kann sie beherrscht werden
 Es gibt im Gesicht reliable Anzeichen, die nicht vorgetäuscht werden können und
solche, bei denen dies möglich ist. Diese gilt es zu unterscheiden
Indikatoren von Lügen
Lächeln wird sehr häufig benutzt, um negative Emotionen zu vertuschen. Menschen haben
deshalb viel Übung im Einsatz von künstlichem Lächeln.
 Die Augen
Menschen können die Pupille nicht willentlich weiten. Eine erweiterte Pupille spricht deshalb
für das Vorliegen von Erregung und damit für Lügen
 Erröten
Erröten, Schwitzen und Bleichwerden sind über das ANS gesteuerte Anzeichen von
Erregung. Beim Lügen entsteht Erregung
 Symmetrisches Auftreten
Wahre Mimik wird durch das Limbische System gesteuert, sie ist deshalb symmetrisch und
tritt auf beiden Seiten des Gesichts gleichzeitig auf. Um eine Mimik vorzutäuschen, muß der
Cortex mit einbezogen werden. Weil es die linke und die rechte Hälfte des Cortex gibt und
diese die beiden Seiten getrennt voneinander steuern, tritt die Mimik nicht auf beiden Seiten
zeitgleich und symmetrisch auf.
Beim echten Lächeln sind die obere und die untere Gesichtshälfte beteiligt, bei falschen
Lächeln nur eine.
 Mikro-Expressions
Wenn eine Person eine Mimik vortäuscht, dann wird diese durch die tatsächliche Mimik für
Bruchteile von Sekunden durch die echte Mimik unterbrochen. Diese Veränderungen kann
man durch Übung, Zeitrafferaufnahmen oder sein Gefühl erfassen.
86
 Timing
Werden Gesichtsausdrücke für längere Zeit (mehr als 5 sec) beibehalten, dann sind sie mit
großer Wahrscheinlichkeit gestellt
 Periphere Körperteile
Unruhe und Erregung können z.B. durch Zappeln auch an peripheren Körperteilen erkannt
werden
10.15.3 Methoden zur Erfassung der Veränderung der Mimik
 Das FACS (facial action coding system) = Methode, um die Mimik von Menschen zu
kodieren
 Ableitung der Aktivität der Gesichtsmuskeln über EMG
 FAST (facial affect scoring scale) = Methode, um über den Gesichtsausdruck Art und
Dauer von Emotionen zu bestimmen.
 Videoaufzeichnung
10.15.3.1 Verfeinerte Methode zur Erfassung von Emotionen
über die Mimik
Wenn Menschen darüber nachdenken was sie sagen wollen, dann formen die Muskeln um
ihren Mund bereits die Worte, obwohl dieses nicht ausgesprochen wird. Ebenso können
kaum sichtbare Aktivitäten der Muskeln in den Fingern nachgewiesen werden, wenn
Menschen über das Schreiben eines Wortes nachdenken.
Diese Muskelaktivitäten lassen sich jedoch mit dem bloßen Auge nicht erfassen. Man
benutzt dazu ein EMG.
Cacioppo & Petty (1979) haben in der folgenden Untersuchung gezeigt, daß Emotionen und
deren Intensität schon lange bevor sie mit dem Auge sichtbar sind, in der Mimik über die
Messung eines EMG erkannt werden können.
D:
E:
Zunächst wurde ein EMG angelegt und die Basisrate jeder Vp erfaßt. Dann wurden
die Vpn darauf hingewiesen, daß sie gleich eine unangenehme / neutrale Nachricht
hören werden.
Das EMG wurde einmal gemessen, nachdem die Vpn den Hinweis erhalten hatten
und während sie die entsprechende Nachricht hörten
Schon während die Vpn auf die angekündigte Nachricht warten, können durch das
EMG spezifische Muster von Muskelkontraktionen erfaßt werden.
angenehme Nachricht:
Aktivität in den Muskeln um den Mund in der Backe und
keine Aktivität in den Muskeln, die die Augenbrauen
bewegen
unangenehme Nachricht: Keine Aktivität in den Muskeln um den Mund und in der
Backe, dafür hohe Aktivität in den Muskeln, die die
Augenbrauen bewegen

Cluster der Muskelaktivität bei den Augenbrauen (currogator), sind ein guter
Indikator für das Vorhandensein von negativen Emotionen, bei positiven Emotionen
ist keine Aktivität in diesem Muskeln nachweisbar.
Aber auch die Stärke von Emotionen kann über das EMG erfaßt werden:
87
Cacioppo et al. haben dabei Frauen ebenfalls die Aktivität der Gesichtsmuskeln durch ein
EMG erfaßt. Dabei wurden den Frauen Szenen gezeigt, die zwischen angenehm und
unangenehm stufenweise variierten.



je positiver eine Emotion ist, um so weniger Aktivität des Corrugator-Muskels bei den
Augenbrauen und um so mehr Aktivität der Muskeln um Mund und Auge
werden gezeigt.
je negativer eine Emotion ist, um so mehr Aktivität des Corrugator-Muskels bei den
Augenbrauen und um so weniger Aktivität der Muskeln um Mund und Auge werden
gezeigt.
Je stärker die empfundene Emotion ist, um so stärker ist der Ausschlag im EMG
Zusammenfassung:
 Obwohl Menschen denken, daß sie über ihre Mimik keinen Ausdruck von
Emotionen zeigen, kann diese anhand von EMG-Messungen erfaßt werden
 Aktivität im Corrugator ist Anzeigen für negative Emotionen, Aktivität im
Zygomaticus und Depressor ist ein Anzeigen für positive Emotionen
 EMG-Messungen sind in erster Linie hilfreich, um die Auswirkungen von milder
emotionaler Stimulation zu erfassen. Bei zu intensiver Stimulation reagieren die
Pbn stereotyp.
10.15.3.2 Theoretische
Schlußfolgerungen
Erkenntnissen von Cacioppo et al.
aus
den
 Ob sich Menschen über ihre Gefühl bewußt werden ist abhängig von ihrer Persönlichkeit,
wohin sie ihre Aufmerksamkeit gerichtet haben und der Zeit, die sie haben um ihre
inneren Veränderungen zu verarbeiten.
 Auch wenn sich Menschen nicht immer darüber bewußt sind, entstehen bei kognitiven
Verarbeitungsprozessen immer auch emotionale Informationen, die über EMG an der
Mimik abgelesen werden könne.
 Obwohl sie für das bloße menschliche Auge nicht immer sichtbar sind, kann jeder
Emotion ein spezifisches Gesichts-EMG-Aktivitätsmuster zugeordnet werden.
 Nur auf milde emotionale Stimulation antworten Menschen differenziert. Wenn die
Intensität zu stark wird, erfolgt eine für jede Emotion stereotype Reaktion
 Cacioppo geht davon aus, daß zuerst eine Meldung aus dem ZNS (Gehirn) kommt.
Darauf erfolgt eine Antwort des Peripheren Nervensystems (Menschen zeigen die
Emotion über die Mimik). Durch das Feedback beeinflussen sich dann alle Effekte
gegenseitig.
10.15.4 Gibt es eine Aufgabenverteilung zwischen rechter
und linker Hemisphäre in Bezug auf Entstehung,
Empfindung und Verarbeitung von Emotionen?
10.15.4.1 Allgemeine Überlegungen
 Beide Seiten sind an der Wahrnehmung von Emotionen beteiligt.  (weil: beide Seiten durch den
Balken miteinander verbunden sind). Rechts ist allgemein stärker am Erkennen, Verarbeiten, und
Beantworten von emotionalen Reizen beteiligt
 Links: Sprachwahrnehmung, semantisches Verständnis / Rechts: visuell-räumliche
Wahrnehmung (Mimik einer Person, emotionales Ausdrucksverhalten)
 Links: Hauptsächlich Verarbeitung positiver Emotionen (Freude) / Rechts: Hauptsächlich
negative (Angst und Ärger)
88
 Gespielte Emotionen werden über den Cortex gesteuert, echte Emotionen über das
Limbische System
10.15.4.2 Wahrnehmung, Verarbeitung und Ausdruck von
Emotionen
Bryden & Ley (1983) konnten zeigen, daß die rechte Hemisphäre für das Verständnis von
Emotionen wichtiger ist als die linke.
D:
Untersuchung von Bryden & Ley (1979)
Haben Bilder, die den Gesichtsausdruck von Menschen zwischen extrem positiv und
extrem negativ zeigen, auf das Linke bzw. rechte Gesichtsfeld projeziert. (Achtung!
Linkes Gesichtsfeld
wird von der rechten Hemisphäre verarbeitet). Danach sollten die Vpn die
gezeigten Bilder mit einem anderen Bild vergleichen und sagen, ob auf beiden
Bildern die gleiche Emotion gezeigt wird oder nicht.
E:
Bei Projektion auf die rechte Hemisphäre kommen die Vpn schneller zu einem Urteil,
das auch im Durchschnitt weniger fehlerhaft ist.
Ähnliche Untersuchungen wurden auch durchgeführt, in dem Vpn mit der gleichen Methode,
Wörter mit emotionaler Bedeutung oder emotionale Beschreibungen dargeboten wurden.
Untersuchung von Bryden & Ley (1979)
In einer anderen Untersuchung sollten die Vpn den emotionalen Inhalt und die Emotion des
Sprechers aus Sätzen erkennen, die ihnen entweder über das linke oder rechte Ohr
dargeboten wurden.
Ergebnis:
Rechts
 konnten besser den emotionalen Zustand des Sprechers
aus der Stimme bestimmen
Links
 konnten besser den emotionalen Inhalt eines Satzes
erkennen
Durch den Vergleich der linken und rechten Seite von Bildern von Personen, die bestimmte
Gesichtsausdrücke zeigen, konnte festgestellt werden, daß die Mimik auf der linken
Gesichtsseite intensiver dargestellt wird als auf der rechten.
Untersuchungen von Ausfallerscheinungen bei Hirnverletzten:
 Patienten, bei denen die rechte Hemisphäre zerstört ist, können emotionale Situationen
noch richtig erkennen, auf diese aber nicht mehr die angemessene emotionale Reaktion
zeigen. (Bsp.: lachen und machen in unpassenden Situationen Witze, auch über ihre
eigene Lage)
 Patienten, bei denen die linke Hemisphäre zerstört ist, sind extrem pessimistisch,
depressiv und ängstlich.

über die linke Seite läuft der Ausdruck von positiven Emotionen ab, über die rechte Seite
der Ausdruck negativer Emotionen
89
 Steven DeKosky (1980) hat beim Vergleich von Patienten mit rechts- oder linksseitiger
Verletzung der Hemisphären herausgefunden, daß Patienten mit einer rechtsseitigen
Verletzung wesentlich schlechter zur Mimik einer anderen Person die passende Emotion
zuordnen konnten.
 die rechte Hemisphäre ist hauptsächlich für das Erkennen von Emotionen bei anderen
Menschen zuständig
 Verletzungen der rechten Hemisphäre verschlechtern die Fähigkeit, Emotionen über
Mimik und Stimmführung auszudrücken.
 Die Intensität der Emotionen geht bei Patienten mit einer Verletzung der rechten
Hemisphäre zurück.
10.15.5 Die Facial-Feedback-Theorie
Dabei geht man von einer Verbindung zwischen Gesichtsmuskulatur und den Bereichen im
ZNS aus, in denen Emotionen wahrgenommen werden.
D.h. wenn wir lächeln werden wir fröhlich
10.15.5.1 Die Sichtweise von Bemm
Der Attributionstheoretiker geht davon aus, daß die Erfahrung von Emotionen durch viele
Faktoren beeinflußt wird, wovon das Facial-Feedback nur eine ist.
Bemm geht davon aus, daß Menschen häufig nicht im geringsten wissen, was sie fühlen und
sich über ihre eigenen Emotionen oft genauso im Unklaren sind wie jemand, der ihnen
gegenübersteht.
Deshalb gehen Menschen bei sich selbst genauso vor, wie sie es auch bei anderen
Menschen tun würden, um deren Emotionen zu erkennen: sie beobachten ihr
physiologisches Ausdrucksverhalten von Emotionen. Dabei beachten sie u.a. auch ihren
Gesichtsausdruck.

d.h. ich schaue grimmig, dann muß ich wohl ärgerlich sein
10.15.6 Untersuchungen zur Facial-Feedback Theorie
Eine große Zahl von Untersuchungen bestätigt den Einfluß von Facial-Feedback auf
Emotionen.
Es gibt dabei 3 Quellen:
1. Beobachtungen an Schauspielern, die gezeigt haben, daß diese die Emotion empfinden,
die sie darstellen.
2. Beobachtungen, daß die Emotionen von Vpn dem Gesichtsausdruck entsprechen, den
sie durch eine entsprechende Instruktion unbewußt zeigen.
3. Beobachtungen, daß wir bei Interaktionen mit anderen unbewußt deren Mimik und Gestik
nachahmen und dabei deren Emotionen annehmen
10.15.6.1 Untersuchung von Eckman, Levenson & Friesen
(1983)
D:
E:
Vpn sollten Situationen, in denen sie glücklich/ängstlich/überrascht usw. waren,
noch einmal mental durchleben.
Dabei nahmen sie den Gesichtsausdruck an, der mit der, der Situation
entsprechenden Emotion, übereinstimmte. Ebenso empfanden sie die spezifische
Erregung
90
10.15.6.2 Untersuchung von Laird (1984)
Laird ging davon aus, daß die Art der empfundenen Emotion von der Selbst-Attribution
(d.h. wie Menschen ihr momentanes Ausdrucksverhalten und ihr physiologisches Empfinden
erklären) abhängt.
Menschen ziehen dabei Informationen über ihre Erregung und ihr emotionales
Ausdrucksverhalten heran.
D:
Vpn erhalten von einem Vl Anweisungen, die Muskeln im Gesicht auf eine
bestimmte Weise zu kontrahieren. Sie nahmen dadurch unbewußt eine bestimmte
Mimik an. Es wurde mit den Stufen grimmig schauen und lächeln gearbeitet.
E:
Vpn in der “Lächeln-Bedingung” waren danach fröhlicher als die Vpn in der anderen
Bedingung.
Laird konnte damit zeigen, daß zur Attribution auch die Information über die Mimik
herangezogen wird.
10.15.6.3 Untersuchung von Strack, Stepper & Martin (1988)
D:
B:
Vpn sollten Stift zwischen den Zähnen (Lächeln) oder zwischen den Lippen (grimmig
schauen) halten, während sie Comics vorgeführt bekamen. Coverstory: Fragebogen
wie Behinderte mit den Lippen ausfüllen.
Diese sollten von den Vpn bewertet werden.
Die, die “lächelten” stuften die Cartoons auf einer Rangreihe insgesamt als lustiger
ein als die Vpn in der anderen Gruppe und die Kontrollgruppe (hielten Stift in der
Hand)
Ferner hat man festgestellt, daß Menschen eine höhere Erinnerungsleistung haben, wenn
die Stimmung in den zu reproduzierenden Texten konform mit der Mimik ist, die während
des Recalls empfunden wird.
10.15.7 Ansteckende Wirkung von Emotionen
unbewußte Nachahmung der Mimik anderer
und
Viele nehmen die Launen der Menschen an, die sie umgeben. D.h. wenn wir mit fröhlichen
Menschen zusammen sind werden wir fröhlich, sind wir dagegen mit niedergeschlagenen
Menschen zusammen, dann werden wir ebenfalls niedergeschlagen.
Diese Beobachtung wird heute über die unbewußte Nachahmung der Mimik unserer
Interaktionspartner erklärt. Durch die Imitation der Mimik kommt es dabei zur Empfindung
der Emotion, die mit dieser Mimik assoziiert ist, was zu einer Übernahme der Emotion führt.
10.15.8 Erklärungsansätze zur Facial-Feedback-Theorie
10.15.8.1 Kognitive Mediation (Buck, 1985)
Er erklärte das Phänomen als Lernprozeß, bei dem die Verbindung zwischen Emotionen und
einem spezifischen Gesichtsausdruck hergestellt wird.
Bsp.:
Mensch bemerkt einen
 Hat gelernt, welche Emotion
91
empfindet diese Emotion
best. Gesichtsausdruck
zu diesem Gesichtsausdruck gehört
10.15.8.2 Neuronale Netzwerke
Dabei geht man von der Vorstellung aus, daß die Information im Gehirn, in Form von Knoten
eines Netzes, abgespeichert ist.
Mit einem bestimmten Gesichtsausdruck sind spezifische Gedanken und Erinnerungen
verbunden. Durch den Gesichtsausdruck werden diese im ZNS verfügbar gemacht.
Bsp.: Lächeln aktiviert Erinnerung an freudige Ereignisse  erzeugt Fröhlichkeit.
10.15.8.3 Biological Mediation
Zajonc (1985) geht davon aus, daß Gesichtsmuskeln die Blutgefäße im Gesicht dehnen
oder verengen. Durch die Dehnung kommt es zu einer Abkühlung des Blutes, durch die
Verengung zur Erwärmung.
Durch die Veränderung des Gesichtsausdrucks kommt es gleichzeitig zu einer Erleichterung
bzw. Behinderung des Luftdurchlasses durch die Nasenhöhle, was ebenfalls Einfluß auf die
Temperatur des Blutes nimmt.
Somit wirkt sich die Aktivität der Gesichtsmuskeln auf die Temperatur des Blutes aus,
das zum Gehirn strömt.
Die veränderte Temperatur wird von Sensoren im Gehirn erfaßt, gleichzeitig moduliert sie
die Wirkung von Hormonen und Neurotransmittern  Emotion entsteht
Nachweise:
 Durch Infrarotaufnahmen des Kopfes nach der Induktion von Stimmungen erbracht.
 Durch Einblasen von kalter Luft in die Nase können positive Emotionen erzeugt werden.
10.15.8.4 Feedback als Informationsquelle
Frijda (1986) sieht in Emotionen eine Art von Bereitschaft und Voranpassung für
Verhaltensweisen.
Bevor eine Emotion auftreten kann, muß also schon vorher eine Bereitschaft für die
entsprechende Verhaltensweise dagewesen sein.
Bsp.: Traurig sein  vorher muß Bereitschaft zu weinen da sein.
Ein Gesichtsausdruck ist nur eine Vorstufe einer Emotion. Die tatsächliche Emotion entsteht
nur, wenn eine Bereitschaft dazu da ist.
D.h. Lächeln löst nur dann Fröhlichkeit aus, wenn die Bereitschaft dazu da ist.
10.15.9 Die Untersuchung von Eckman, Levenson & Friesen
(1983)
Den Forschern gelang es nachzuweisen, daß jede Emotion mit einem spezifischen
Gesichtsausdruck , und jeder Gesichtsausdruck mit einem spezifischen Erregungsmuster
des ANS verbunden ist.
D:
Den Vpn wurden folgende 6 Emotionen induziert: Überraschung, Ekel, Trauer,
Ärger, Angst, Freude.
92
Dies wurde entweder durchgeführt, in dem a) die Vpn noch einmal mental
Situationen durchleben sollten, in denen sie die entsprechenden Emotionen
empfunden haben oder b) , in dem sie durch entsprechende Instruktionen dazu
gebracht wurden, die den Emotionen entsprechende Mimik zu zeigen.
Dabei wurden ständig 5 physiologische Maße (Puls, Hauttemperatur,
Muskelspannung, Hautleitfähigkeit usw.) erfaßt.
Ergebnisse der Untersuchung:
1. Wenn Vpn dazu gebracht werden, emotionale Ereignisse noch einmal mental zu
durchleben, dann zeigen sie die Mimik, die für die durchlebte Emotion charakteristisch ist.
Dabei empfinden sie auch die spezifische Erregung. Sogar wenn Vpn unbewußt die
Mimik zeigen, entsteht eine Erregung im ANS
2. Das mentale Durchleben einer emotionalen Situation und das unbewußte zeigen einer
emotionsspezifischen Mimik, erzeugt ein ANS-Erregungsmuster, das charakteristisch für
die entsprechende Emotion ist.
3. Jeder Emotion können spezifische Erregungsmuster des ANS zugeordnet werden
10.15.9.1 Erklärung, warum dies in früheren Untersuchung
nicht nachgewiesen werden konnte
 In diesen Untersuchungen wurde nur mit max. 2 Emotionen und max. 2 physiologischen
Maßen gearbeitet
 Die Vpn fühlten sich unwohl, weil sie alle Emotionsbedingungen belegen mußten
 Eventuell wurden keine reinen Emotionen erzeugt, da andere Methoden der
Emotionserzeugung gewählt worden sind.
10.15.9.2 Kritik an der Untersuchung und dem Ergebnis
 James Henry führt an, daß es sich im Verlauf der Evolution entwickelt hat, daß dominante
Männchen ihre Aggression frei zeigen und abreagieren dürfen, unterlegenen aber nicht.
Noch heute versuchen Menschen, ihre Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Obwohl
sie nach außen hin ruhig scheinen haben sie die physiologischen Symptome von
Aggression.
 Buck hat beobachtet, daß Männer trotz geringer äußerer Anzeichen von Erregung, stark
physiologisch erregt sein können. Frauen zeigen Erregung offener als Männer.
 Individualspezifität, d.h. unterschiedliche Menschen bringen ihre Emotionen auf
unterschiedliche Art und Weise zum Ausdruck. Der eine schwitzt bei Erregung, der
andere wird knallrot, ein anderer bekommt Durchfall
10.16 Alternative Emotionstheorien
10.16.1 Perceptual-Motor-Theorie (Leventhal, 1980)
 er geht davon aus, daß Emotionen aus erlernten und angeborenen Elementen bestehen.
 Informationen aus der Umwelt in zwei getrennten Prozessen verarbeitet werden.
1. Objective Processing, über das willkürliches Verhalten entsteht
2. Emotional
Processing,
über
das
Emotionen
und
Ausdrucksverhalten entsteht.
93
motorisches
Emotionen entstehen aus Ergebnis der 3 folgenden Informationsverarbeitungsarten:
1. sensory-motor-processing
(angeboren)
Es werden einfache motorische Antworten erzeugt, die angeboren sind
Bsp.: Schreien von Babys beim Unwohlsein
keine Kognition nötig, motorisches Ausdrucksverhalten wird automatisch gezeigt
2. schematic-processing (erlernt)
Die Verknüpfung von neuen Reizen und Emotionen wird gelernt.
Reize werden zu Schemata zusammengefaßt. Mit diesen Schemata werden bestimmte
Emotionen verbunden.
keine Kognition nötig, die Emotion wird automatisch abgerufen.
3. conceptual-processing
Gibt der Person hat die Möglichkeit, nach geeignete Emotionen zu suchen und diese
dann zu empfinden. Sie tut dies immer dann, wenn die Vergleich mit der Erfahrung nicht
paßt oder bewußt eine andere Emotion erzeugt werden soll.
Dazu ist allerdings die Kognition nötig. Somit können z.B. Emotionen, die durch 1. & 2.
entstanden sind, korrigiert werden. Emotionen werden in Form von Adjektiven
abgespeichert.
Beispiel zur Verdeutlichung:
Ein Freund schenkt mit etwas. Zunächst freue ich mich (2.). Die Erfahrung sagt mir aber, daß ich von ihn immer nur dann
etwas erhalten habe, wenn er etwas von mit möchte. Meine Freude verändert sich in Wut (durch 3.)
Wenn die Fähigkeit dazu erworben worden ist, dann laufen alle drei Prozesse parallel ab.
10.16.2 Implikationen der Theorie von Leventhal
1. Nur für das conceptual processing ist Kognition nötig. Im Gegensatz dazu gehen
Schachter & Singer davon aus, daß zur Entstehung einer Emotion, die unspezifische
Erregung, ausgehend von der Ursache der Erregung, interpretiert wird,
2. Aufgrund der beiden getrennten Informationsverarbeitungsprozessen kann eine
Stimulation der Gesichtsmuskeln keine Auswirkung auf das emotionale Empfinden
haben, da die Emotion nur über das emotional processing entstehen kann, die Mimik
aber über das objective processing gesteuert wird.
10.16.3 Theorie der kognitiven
Appraisal Theorie)
Bewertung
(Cognitive
Kognition

Emotion
Lazarus (1991) mißt kognitiven Prozessen bei der Entstehung von Emotionen sehr große
Bedeutung bei. Es findet eine ständige Bewertung der Stimuli aus der Umwelt statt.
Nachdem aufgrund der zweiten Bewertung eine Emotion und die entsprechende
Verhaltensweise ausgelöst worden ist, findet eine erneute Bewertung statt.
Nach dieser Theorie ist das Vorhandensein von physiologischer Erregung überhaupt nicht
notwendig
Die Emotion entsteht aus der Bewertung der Situation, d.h. Kognition führt direkt zur
Emotion
1. Bewertungsschritt (primary appraisal)
94
Dabei wird entschieden, welche Konsequenzen die Ereignisse auf das Wohlbefinden haben.
Bsp.: Wenn mir im Park
anderer Jogger begegnet
unbedeutend
positiv


wird ignoriert
2. Bewertungsschritt
folgt
streßauslösend

2. Bewertungsschritt
folgt
...nur ein anderer Jogger
...der Typ, den ich toll
finde
...der Psychopath aus
dem Fernsehen
2. Bewertungsschritt (secondary appraisal)
Dabei wird entschieden, was wie zu tun ist.
- falls positiv

bewirkt positive Emotion und Annäherungsverhalten
- falls streßauslösend



- wenn Schaden ist bereits verursacht
- wenn Schaden erst angekündigt
- wenn Herausforderung
traurig
Angst
verstärkte
Anstrengung
Bsp.: 1. Job wurde verloren, 2. Job soll gekündigt werden, 3. Job wird bei mangelhafter
Leistung gekündigt
Nach dieser Theorie steuert der Mensch seine emotionale Lage selbst, in dem er sie durch
aktive Bewertung der Stimuli erzeugt.
10.16.3.1 Untersuchung zur Theorie von Lazarus
Dabei ging man davon aus, daß wenn kognitive Prozesse zu Emotionen führen, Emotionen
in den gleichen auslösenden Situationen durch Veränderung der Kognition verändert werden
können.
D:
E:
Pbn sollten sich einen Film anschauen, in dem Unfälle in einem Sägewerk gezeigt
wurden. Dabei wurden physiologische Maße der Erregung gemessen.
½ der Pbn wußten, daß es sich um gespielte Szenen handelt
½ der Pbn wußten das nicht
Die physiologischen Reaktionen der Pbn die wußten, daß es sich um gespielte
Szenen handelt, waren weniger stark als die der anderen
Emotionen setzen als Kognition voraus, sonst hätte sich kein Unterschied zwischen den
beiden Gruppen ergeben.
Die Tatsache, daß beide Gruppen relativ stark auf die Szenen reagieren spricht dafür, daß
Menschen einen Reflex haben, auf Unfälle erregt zu reagieren.
10.16.3.2 Coping-Strategien:
Menschen können dabei entweder ihre Reaktionen verändern oder die Situation, die diese
auslöst.
 intrapsychische Beschönigung
 Dabei verwenden Menschen eine Reihe von
kognitiven Strategien um die Konfrontation mit der Realität zu vermeiden (Verdränung,
Nicht-wahrhaben-wollen)
95
 somatische Beschönigung
 Dabei versuchen Menschen, ihr physischen
Reaktionen unter Kontrolle zu bringen. Dies kann z.B. durch Meditation, Alkohol oder
Medikamente erfolgen.
 Ursachenbekämpfung
 Dabei versuchen Menschen, die auslösende Situation
zu verändern. (Fliehen, Planen, auswählen, zerstören)
3. Bewertungsschritt (reappraisal)
Wiederbewertung der Situation, nachdem die Reaktion erfolgt ist.
Nach der Auffassung von Lazarus unterbrechen Emotionen ein Verhalten, erzeugen einen
Erregungszustand und aktivieren Coping-Verhalten, wobei sie andere Verhaltensweisen
hemmen.
10.16.3.3 Die drei Aspekte von Emotionen
1. subjektive Anzeichen
 Ärgerlich sein
2. physiologische Anzeichen  Rot werden usw.
3. Handlungen
 Jemandem einen Schwinger verpassen
Diese Äußerungen müssen aber nicht übereinstimmen. So kann man z.B. wütend sein, aber trotzdem der anderen Person
beim Aufstehen helfen, obwohl man sie am liebsten schlagen würde. (Dieses Beispiel ist nicht auf mein Bärchen bezogen!!!!)
10.16.3.4 Vergleich von Theorien
Schachter & Singer gehen davon aus, daß erst die Erregung vorhanden sein muß und erst
danach die kognitive Bewertung (Ursachenzuschreibung) stattfindet.
Robert Zajonc behauptet, daß Emotion auch ohne Kognition entstehen kann.
Bower geht von einem großen Effekt von Emotionen auf die Erinnerungen aus.
10.17 Die Theorie von Rober Zajonc
Emotion

Kognition
Er geht davon aus, daß Kognition und Entstehung von Emotionen in getrennten, parallelen
und unabhängigen Systemen ablaufen.
Dabei führt er an, daß es oft lange dauert, bis wir wissen was wir denken. Wir wissen aber
sofort was wir fühlen. Wenn wir dann darüber nachdenken, dann sind wir auch in der Lage
zu sagen, warum wir etwas gerade so fühlen
Bsp.: Man kann sofort sagen, ob man etwas mag oder nicht, ohne die Gründe dafür
benennen zu können.
Die Ursache dafür sieht er in der Evolution: Denken steigerte die FITNESS weniger als
Fühlen. Alle Tiere besitzen einen Hirnstamm und damit die Fähigkeit Emotionen zu
empfinden. Denken läuft in den höherentwickelten Bereichen des Gehirns wie z.B. dem
Cortex ab. Dieser ist nur bei Primaten und Menschen entwickelt.
Bsp.: Wenn ein Hase eine Schlange sieht, dann flieht er sofort. Er hätte keinen Vorteil darin,
die Kosten und Nutzen der Flucht gegeneinander abzuwägen.
96
10.17.1 Untersuchung von Littman & Manning (1954)
D:
Raucher sollten unter verschiedenen Zigaretten die ihrer Lieblingsmarke
identifizieren. Darüber hinaus sollten sie den Geschmack der Zigaretten beurteilen.
E:
Obwohl sie wußten, welche der Zigaretten ihnen am besten schmeckt, konnten sie
die Zigaretten nicht den Marken zuordnen.
Ausgehend von solchen Ergebnissen, schloß Zajonc, daß Emotion und Kognition
unabhängig voneinander funktionieren.
10.17.2 Zajoncs Idee der Emotionsentstehung
 Siehe Alternative Erklärung zum Facial-Feedback
10.18 Die Theorie von Bower
( Siehe Anhang A10)
Bower (Neurornales Netzwerk) hat sich mit den Auswirkungen von Emotionen auf
Wahrnehmung, Entscheiden, Denken und Merken beschäftigt.
Er ist der Begründer der Vorstellung des Gedächtnisses als semantisches Netzwerk
Bsp.: Gäste und Geschenk  Geburtstag, Geburtstag  Freude
Er geht davon aus, daß im Gehirn Informationen in Gruppen abgespeichert werden,
zwischen denen Verbindungen bestehen. Das Kriterium für die Gruppeneinteilung sind die
Emotionen, die mit diesen Informationen assoziiert werden. Je ähnlicher sich die Emotionen
sind, die mit den Gruppen verknüpft sind, um so näher liegen diese Gruppen beieinander.
Durch die Aktvierung eines Knotens werden auch die umliegenden aktiviert.
Bildhaft kann man es sich so vorstellen, daß es für jede Emotion (Freude, Ärger usw.) eine Tafel
gibt, an die Zettel mit Ereignissen geheftet sind, die mit der entsprechenden Emotion
verbunden sind. Sobald ein Ereignis bewußt wahrgenommen wird, wird es einer der Tafeln
zugeordnet. (Bsp.: Ah, das ist ein Beispiel für Freude, das eines für Ärger)
10.18.1 Einfluß von Emotion auf Kognition(Implikationen
von Bowers
)
Theorie
State-dependent-Memory
Diese Theorie sagt aus, daß Ereignisse am besten erinnert werden, wenn man sich im
selben Emotionszustand wie in der Lernphase befindet.
Untersuchung von Bower et al. (1978)
D:
Bei Vpn wurde eine Stimmung induziert. Danach sollten die Vpn einmal in einer
guten Stimmung eine Liste mit Wörtern lernen, einmal in einer schlechten Stimmung
E:
In fröhlicher Stimmung konnten sich Vpn am besten an die Sachen erinnern, die sie
gelernt hatten, als sie fröhlich waren.
Es kommt auch zum sog:
Selektive filtering  Wenn Menschen in einer bestimmten Stimmung sind, dann richten sie
ihre Aufmerksamkeit auf Ereignisse, die mit dieser Stimmung
übereinstimmen. (Lustige Ereignisse, wenn fröhlich)
Nachweis:
Vpn wurden hypnotisiert und in eine Stimmung versetzt, in dem sie an ein entsprechendes Ereignis denken
sollten. Danach mußten sie eine Geschichte lesen. Diese handelte von zwei Collegejungen, der eine war ein Erfolgstyp, der
97
andere der Versager. Entsprechend ihrer Stimmung, behaupteten die Vpn, die Story hätte die meisten Informationen über den
Jungen enthalten, der mit ihrer Stimmung übereinstimmte.
Selektive retrieval Wenn Menschen sich in einer negativen Stimmung befinden, dann fällt
es ihnen schwer, positive Dinge zu erinnern.
Die Ergebnisse gelten auch über den Laborbereich hinaus:
 Menschen in negativer Stimmung fällt es schwer, sich an positive Ereignisse zu erinnern
( = mood cogruence)
 Die Einschätzung und Beschreibung von Mitmenschen ist von der momentanen
Stimmung stark beeinflußt
 Menschen sehen sich selbst und andere in Abhängigkeit von ihrer Stimmung
10.18.1.1 Untersuchung von Forgas
D:
E:
Vpn haben gelernt, Verhalten zu raten. Gespräch von je zwei Vpn wurde auf Video
aufgezeichnet. Danach wurde geratet.
Am darauffolgenden Tag wurden die Vpn in eine positive / negative Stimmung
versetzt und sollten das Gespräch vom Vortag erneut raten.
Vpn in glücklicher Stimmung sahen sich und ihren Gesprächspartner durch eine
rosa Brille. Unglückliche Vpn entsprechend.
10.18.1.2 Paul Blaney (1986)
Er definierte state-dependence (Kontextabhängigkeit) folgendermaßen:
Es ist unerheblich, oder der Inhalt einem gefällt oder nicht. Die Erinnerungsleistung steigt,
wenn die Stimmung beim Erinnern die gleiche ist wie beim Erlernen.
Er definierte mood-congruence (Stimmungsabhängigkeit) folgendermaßen:
Lustiges Material läßt sich leichter erinnern und lernen, wenn man in fröhlicher Stimmung ist.
Bei traurigem Material entsprechend.
Ein signifikantes Ergebnis bei seinen Untersuchungen konnte er aber nur für die
mood-congruence vorlegen.
 Mood-Congruence beim Recall und Selektive-Filtering sind +/- das selbe und können
beide als Erklärung für folgendes Ergebnis bei einer Untersuchung herangezogen
werden:
D:
E:
Vp unterhält sich mit Vl. Sie bekommt eine Aufgabe gestellt. Die Stimmung wird
induziert, in dem die Vp die Aufgabe erfolgreich löst oder nicht
Danach werden vom Vl Fragen an die Vp gestellt, die sie beantworten soll
Danach soll die Vp möglichst viele Fragen des Vl erinnern
Bei negativer Stimmung erinnert sich die Vp eher an Items mit negativer Valenz, bei
positiver entsprechend
10.18.2 Die
continuierliche
Candland
Feedback-Schleife
nach
Candland geht davon aus, daß Ereignisse gleichzeitig eine kognitive Bewertung und eine
physiologische Reaktion auslösen. Die Kombination der beiden ergibt die Emotion.
Ereignis, kognitive Bewertung und physiologische Reaktion modifizieren sich gegenseitig.
98
Anfangs löst das Ereignis eine kognitive Bewertung und einen physiologische Reaktion aus.
Daraus entsteht die Emotion. Danach kann sich die Situation verändern, die Bewertung kann
sich ändern usw.
Dargestellt als Diagramm:
Bewertung
Ereignis
Emotionale Erfahrung
Physiologische Reaktion
11
Die Attributionstheorie von Weiner
Bei Weiner spielt physiologische Erregung keine Rolle. Die Art der entstehenden Emotion
hängt von der Überzeugung oder der Meinung über die Ursachen von Ereignissen ab.
Im Gegensatz dazu:
 Bei Schachter stellt die Attribution das Bindeglied zwischen wahrgenommener Erregung
und der entstehenden Emotion dar. Emotionen können nur dann entstehen, wenn die
Erregung auf eine emotionale Ursache (Androhung von Elektroschocks) zurückgeführt
werden kann.
Die Attributionstheorie befaßt sich mit Kausalerklärungen von Ereignissen, wie sie “die
Menschen von der Straße” vornehmen.
Bsp.: Aufgrund welcher Prozesse komme ich zur Überzeugung, daß mich eine Person aus
Sympathie und nicht aus Höflichkeit eingeladen hat?
Attributionen beeinflussen neben dem Erleben auch das Verhalten.
Bsp.: Sehe ich die Ursache für schlechte Leistung bei einem meiner Schüler in:
a) mangelnde Fähigkeit, dann zeige ich Mitleid und werde evtl. Helfen
b) Faulheit, dann zeige ich Ärger und werde den Schüler anschreien
11.1 Funktion von Attributionen
Mensch strebt immer danach, seine Umwelt vorhersagen und kontrollieren zu können.
Durch Attributionen erhalten Ereignisse:
a) eine bestimmte Bedeutung
Aggressiver Akt, wenn mich jemand in der Straßenbahn absichtlich schubst /unbedeutendes
Ereignis, wenn mich jemand unabsichtlich schubst.
b) können Vorhersagen über das zukünftige Auftreten von solchen
Ereignissen in solchen oder ähnlichen Situationen gemacht werden
c) können Situationen und Ereignisse kontrolliert werden
Wenn mich jemand absichtlich angestoßen hat, dann kann ich ihn zur Rede stellen. Wenn es ein alter
Mensch war, dann kann ich mich in Zukunft von alten Menschen in der Straßenbahn fernhalten
11.2 Wann werden Warum?-Fragen notwendig?
Wir haben implizite (momentan nicht bewußte) Annahmen über die kausale Struktur von
Ereignissen.
Bsp.: Der Nachbar schließt die Türe ab, weil er sich vor Diebstahl schützen will
99
Solange solche Schemata anwendbar sind und Ereignisse mit diesen vereinbar sind, besteht
kein Anlaß, Warum?-Fragen zu stellen und damit in den Prozeß der kausalen Analyse
einzutreten.
Erweist sich ein Ereignis als schemawidrig, dann wird eine kausale Analyse der Ereignisse
durchgeführt. Dadurch kann das Schema verändert oder völlig ersetzt werden, und danach
unser Handeln und unsere Wahrnehmung wieder unbewußt steuern.
Aber: Weiner geht davon aus, daß Attributionen, die sich auf eine Emotion auswirken
immer das Ergebnis einer bewußten Kausalanalyse sind.
11.3 Dimensionen der Attribution
Von Heider wurden 3 Dimensionen vorgeschlagen, die später von Weiner wieder
aufgegriffen wurden.
1. Personenabhängigkeit oder Lokation
internal = völlig in der Person liegend / external = völlig außerhalb der Person liegend
Begabung wird als internal, Schwierigkeit der Aufgabe als external angesehen
2. Stabilität über die Zeit
dabei wird bestimmt, ob eine Ursache stabil oder variabel ist.
Begabung wird als stabil, Glück als variabel angesehen
3. Kontrollierbarkeit
damit ist gemeint, in wieweit ein Ursachenfaktor der willentlichen Kontrolle der
handelnden Person unterliegt.
Begabung und Aufgabenschwierigkeit wird als unkontrollierbar, Anstrengung als
kontrollierbar angesehen.
Jeder Mensch besitzt eine implizite Meinung darüber, inwieweit verschiedene
Ursachenfaktoren auf diesen Dimensionen einzuordnen sind. Dabei gibt es individuelle
Unterschiede.
Bsp.:
werden
Eine Person betrachtet math. Fähigkeit als stabil, da sie von einer angeborenen Veranlagung ausgeht, eine andere
Person hingegen betrachtet sie als variabel, da sie davon ausgeht, daß diese Fähigkeit durch Lernen erworben
kann.
Es ist also stets die von der Person nach eigenem Ermessen vorgenommene
Dimensionierung, die sich auf die Emotion auswirkt.
100
11.4 Der Prozeß der Emotionsentstehung
zeitlicher Ablauf von oben nach unten
Wahrnehmung
eines Ereignisses

Bewertung in
Bezug auf die
Zielrichtung

ereignisabhängige
Emotion
sind von der Attribution in Bezug auf die Ursache völlig
unabhängig. Es erfolgt eine Bewertung in die
Richtung, ob ein Ziel erreicht bzw. nicht erreicht
worden ist.
Gefühle glücklich, erfreut, zufrieden, unglücklich,
unzufrieden , bedrückt können entstehen

attributionsabhängige
Emotion
es wird ein Ursache für das Ereignis gesucht / Diese
Ursachensuche findet nur dann statt, wenn das Ereignis
negativ, unerwartet oder von hoher pers. Wichtigkeit ist.
Wenn Zufall die Ursache  Überraschung
Wenn Unfähigkeit die Ursache  Inkompetenz

dimensionsabhängige
Emotion
Die im vorausgehenden Schritt gefundene Ursache wird
auf den Dimensionen Personenabhängigkeit /
Stabilität / Kontrollierbarkeit eingeordnet.
Bsp. für d. Emotionen: Stolz, Mitleid, Schuld, Ärger

Zurückführen auf
Ursachenfaktor

Einordnen des
Ursachenfaktors
auf Dimensionen
Die in den einzelnen Schritten entstehenden Emotionen werden nicht ersetzt, sondern
bleiben nebeneinander bestehen.
Zusammenfassend geht Weiner davon aus, daß unsere Emotionen und unser Denken von
den Bewertungen und Ursachenzuschreibungen abhängt. Diese Emotionen wirken sich
wiederum auf unser Handeln aus.
Bsp.: Beim Vorliegen einer positiven Stimmung werden z.B. positive Ereignisse verstärkt
beachtet und positiver bewertet, bei negativer Stimmung entsprechend.
11.5 Beispiele für einige Emotionen auf den 3 Dimensionen
 internal / external
Stolz und andere selbstwertbezogene Emotionen können nur dann entstehen, wenn die
Handlungsergebnisse auf internale Ursachen zurückgeführt werden.
 Kontrollierbarkeit
Schuld und Scham sind an die Überzeugung über die eigene Kontrollierbarkeit der
Ereignisse gebunden.
Ärger, Mitleid und Dankbarkeit sind an die Überzeugung über die Kontrollierbarkeit des
Ergebnisses durch andere gebunden.
 Stabilität
Diese wirkt sich auf Mitleid und Ärger verstärkend aus, ebenso auf selbstwertbezogene
Ereignisse (Resignation, Depression)
11.6 Die Dimension der Kontrollierbarkeit
Diese ist besonders wichtig, weil die Zuschreibung von Kontrollierbarkeit bzw.
Verantwortlichkeit ganz bestimmte Emotionen hervorruft, die dann unsere Verhalten
gegenüber der in Frage stehenden Person in direkter Weise beeinflussen.
Bsp.: Drogenabhängigkeit wird meist auf kontrollierbare Ursachen zurückgeführt. Die
emotionale Reaktion ist dann Ärger und als unmittelbare Verhaltensfolge könnte das
Meiden der Person bzw. das Äußern von Vorwürfen sein.
101
Behinderung wird meist auf unkontrollierbare Ursachen zurückgeführt und ruft Mitleid
hervor. Als direkte Verhaltensfolge könnte Hilfeleistung und Zuwendung auftreten.
11.6.1 Untersuchung von Weiner, Perry & Magnusson
(1988)
Sie haben für 10 Stigmata (= physische und charakteristische Merkmale
Zuschreibungen, Emotionen und intendiertes Verhalten untersucht.
D:
E:
von Personen
) kausale
Die Vpn sollten auf Skalen angeben, inwieweit Personen für das jeweilige Stigmata
verantwortlich sind, inwieweit sie Ärger und Mitleid mit diesen Personen empfinden
und inwieweit sie bereit wären, diesen Personen zu helfen oder für sie Geld zu
spenden.
Stigmata, für die die Person nicht verantwortlich gemacht werden kann (Alzheimer,
Blindheit, Krebs), wird Mitleid und kaum Ärger empfunden. Ebenso besteht bei
diesen Stigmata eine größere Bereitschaft zu helfen und zu spenden.
In einer weiterführenden Studie ging Weiner nach der gleichen Methode vor, nur gab er jetzt
für die Stigmata a) keine, b) eine kontrollierbare, c) eine unkontrollierbare Ursache an.
Ergebnis diese Studie war
 daß manche Stigmata spontan auf unkontrollierbare bzw. kontrollierbare Faktoren
zurückgeführt werden.
Bsp.: . AIDS kontrollierbar, Blindheit unkontrollierbar)
 bei kontrollierbaren Ursachen sinkt die Bereitschaft zu helfen, auch wenn daß Stigmata
spontan ohne die Information auf unkontrollierbare Ursachen zurückgeführt worden wäre.
Bsp.:
Blindheit ohne Information, Blindheit als Folge eines durch Trunkenheit
verursachten Unfalls.
 es gibt auch Stigmata, bei denen durch die Vorgabe einer unkontrollierbaren Ursache
keine Verminderung der Schuldzuschreibung erreicht werden kann.
Bsp.:
Kindesmißhandlung, auch wenn die Person früher selbst mißhandelt worden
ist.
11.7 Emotionen als Hinweise auf Attributionen
Bestimmte emotionale Reaktionen einer Person können beim Empfänger zu Vermutungen
darüber führen, wie diese Person ihn beurteilt (z.B. seine Fähigkeiten einschätzt).
Dies kann wiederum die Selbstbeurteilung einer Person beeinflussen.
11.7.1 Untersuchung von Weiner, Graham, Stern & Lawson
(1982)
D:
E:
Den Vpn wurde mitgeteilt, daß ein Schüler bei einer Aufgabe Mißerfolg hat und der
Lehrer daraufhin mit Ärger/Mitleid/Schuld/Überraschung/Trauer reagiert.
Ausgehend davon sollten die Vpn anhand eines Fragebogens beurteilen, worauf der
Lehrer nach ihrer Ansicht den Mißerfolg des Schülers zurückgeführt hat.
Als mögliche Ursachen wurde angegeben:
mangelnde Fähigkeit/Faulheit/große Schwierigkeit der Aufgabe/Zufall/schlecht
erklärt
Über die emotionalen Reaktionen wurde auf die Kognitionen geschlossen, von
denen Weiner annimmt, daß sie genau diesen Emotionen vorangehen.
11.7.2 Implikationen dieser Erkenntnis
102
1. Es ist offensichtlich nicht notwendig, einem Handelnden direkt mitzuteilen, wie man
dessen Anstrengungen und Fähigkeiten einschätzt.
2. Die Reaktionen einer Person auf einen Handelnden kann u.U. beeinflussen, wie dieser
sich selbst einschätzt.
Nachweis:
In einer Untersuchung sollten Vpn zunächst eine Aufgabe bearbeiten, die
dann von einem angeblichen Lehrer ausgewertet wurde.
Bei ½ der Vpn reagierte Lehrer auf - Mißerfolg mit Ärger
- Erfolg mit Zufriedenheit
Bei ½ der Vpn reagiert Lehrer auf - Mißerfolg mit Mitleid
- Erfolg mit Überraschung
Ergebnis:
Vpn, bei denen der Lehrer auf Erfolg mit Zufriedenheit und auf Mißerfolg mit
Ärger reagiert hat, haben die eigene Fähigkeit höher eingeschätzt, als Vpn,
bei denen der Lehrer auf Erfolg mit Überraschung und auf Mißerfolg mit
Mitleid reagiert hat.
11.7.3 Emotionen als direkte kausale Determinanten von
Verhalten
In einer Untersuchung von Weiner (1980) & Reisenzein (1986) sollten Vpn auf einer Skala
beurteilen, inwieweit sie einer Person helfen würden, inwieweit diese die Ursache für den
momentanen Zustand kontrollieren konnte und ob sie in der dargestellten Situation Mitleid
oder Ärger empfinden würden.
Dabei wurde den Vpn eine Situation geschildert, in der ein Fahrgast in der U-Bahn plötzlich
umfällt. Dieser wurde einmal als körperbehindert und einmal als betrunken beschrieben.
Durch
eine kausale Analyse der Daten konnte gezeigt werden, daß kein direkter
Einfluß der Kontrollierbarkeit auf die Hilfsbereitschaft besteht. Vielmehr wird das
Verhalten durch die aufgrund der Attributionen entstehenden Emotionen
bestimmt.
Situation/
Ereignis
wahrgenommene
Kontrollierbarkeit
Ärger /
Mitleid
Bereitschaft
zu helfen
wöre keine kausale Struktur vorhanden, dann wäre die Bereitschaft von Menschen zu helfen völlig unabhängig von deren durch
das Ereignis hervorgerufener Emotion.
11.8 Kritik an den Untersuchungen von Weiner
 Er hat ausschließlich mit Fragebogen, d.h. fiktiven Ereignissen gearbeitet und keine
tatsächlichen Emotionen erzeugt. Es wurden als Gedanken über Emotionen untersucht.
 Weiner ging von der Notwendigkeit der Bewußtheit der Attribution aus. Es konnte aber
nachgewiesen werden, daß wir in vielen Fällen ein implizites Wissen über die kausalen
Ursachen haben und eine bewußte Attribuierung in diesen Fällen nicht notwendig ist.
 Lazarus ging ferner davon aus, daß das Wissen um die Ursache einer Situation eine
notwendige, aber keine hinreichende Bedingung ist. Die Ursache und die Situation
müssen darüberhinaus, damit eine Emotion entstehen kann, dem eigenen Wohlergehen
als zuträglich oder abträglich bewertet werden.
 Die
Behauptung
einer
zeitlichen
Sequenz
zwischen
attributionsund
dimensionsabhängiger Attribution, kann nicht unbedingt als Regelfall gelten.
Bsp.:
Wissen um die Ursache eines Ereignisses impliziert häufig schon dessen
Kontrollierbarkeit.
 Nicht alle Ereignisse können daraufhin bewertet werden, inwieweit ein eigenes Ziel
erreicht worden ist (das ist nach Weiner der 1. Schritt der Kognitions-Emotions-Sequenz)
103
Bsp.:
Die Notlage einer Person kann man nicht unter dem Aspekt eines
angestrebten Ziels beurteilen, da es ja nie das Ziel war, diese Situation
herbeizuführen, um der Person helfen zu können.
11.9 Abschließender
Theorien
Vergleich
mit
anderen
kognitiven
11.9.1 Gemeinsamkeiten mit den Theorien von Maranon,
Schachter & Singer und Mandler
 Weiners Theorie befaßt sich ebenfalls mit dem Erlebensaspekt von Emotionen
 Er geht auch davon aus, daß Bewertung und Interpretation der Situation die Emotion
determinieren
 Er nimmt ebenfalls an, daß die Ursachenzuschreibung von entscheidender Bedeutung ist
11.9.2 Unterschiede zwischen den Theorien von Maranon,
Schachter & Singer und Mandler
 Bei Weiner spielt das Vorhandensein von physiologischer Erregung keine Rolle
 Bei Weiner geht es um die Überzeugung der Person von den Ursachen von Ereignissen,
bei den anderen Theorien um die Ursachen von physiologischer Erregung
 Weiner sieht in Emotionen kausale Determinanten von Verhalten
12
Einfluß von Emotion auf Kognition
12.1 Noetisch
und
Urteilsbildung
Experientielle
Komponenten
der
( Siehe Anhang A11)
12.1.1 Definition
 noetisch
(wissenbasiert)
 durch semantische Interpretation und kognitive Prozesse entstehen
Schlußfolgerungen
 experientiell
(erfahrungsbasiert)
 damit bezeichnet man alle Empfindungen auf der Ebene, die den
Sinnesorganen direkt zugänglich ist.
Keine Schlußfolgerung notwendig
Bsp.:
 Geschmack von Honig
 experientiell
 Vitamingehalt von Honig  noetisch, da das Wissen darüber im
Gedächtnis verankert ist und der Vitamingehalt nicht über die Sinnesorgane
erfaßt werden kann.
 Noetische und experientielle Repräsentationen können auch gleichzeitig bestehen und
unterschiedlich Implikationen haben.
Bsp.: Müller-Lyer-Täuschung
Noetisch
 das Wissen, daß die beiden Streckenabschnitte gleich lang sind
Experientiell  die Strecken sehen aber ungleich lang aus ( opt. Täuschung)
104
12.1.2 Übertragung auf Emotion & Kognition
Noetische Repräsentation wurde erst durch die Entwicklung des Cortex möglich
12.1.2.1 Das Netzwerkmodell von Bower
( Siehe Anhang A10)
Bower (Neuronales Netzwerk) hat sich mit den Auswirkungen von Emotionen auf
Wahrnehmung, Entscheiden, Denken und Merken beschäftigt.
Er ist der Begründer der Vorstellung des Gedächtnisses als semantisches Netzwerk
Bsp.: Gäste + Geschenk  Geburtstag, Geburtstag  Freude
Er geht davon aus, daß im Gehirn Informationen in Gruppen abgespeichert werden,
zwischen denen Verbindungen bestehen. Das Kriterium für die Gruppeneinteilung sind die
Emotionen, die mit diesen Informationen assoziiert werden. Je ähnlicher sich die Emotionen
sind, die mit den Gruppen verknüpft sind, um so näher liegen diese Gruppen beieinander.
Durch die Aktvierung eines Knotens werden auch die umliegenden aktiviert.
Bildhaft kann man es sich so vorstellen, daß es für jede Emotion (Freude, Ärger usw.) eine Tafel
gibt, an die Zettel mit Ereignissen geheftet sind, die mit der entsprechenden Emotion
verbunden sind. Sobald ein Ereignis bewußt wahrgenommen wird, wird es einer der Tafeln
zugeordnet. (Bsp.: Ah, das ist ein Beispiel für Freude, das eines für Ärger)
12.1.2.2 Schwarz & Clore: Verwendung von Stimmungen als
Information (mood-as-information)
Bei ihren Überlegungen gingen sie vom Netzwerkmodell von Bower aus, d.h. die
entsprechenden Emotionen werden durch Aktivierung der umliegenden Knoten, in denen
Ereignisse abgespeichert sind, ausgelöst.
Durch die erzeugte Stimmung werden bestimmte Gedächtnisinhalte leichter zugänglich.
Über sog. Heuristiken können Stimmungen damit Urteilsprozesse beeinflussen.
Empirische Evidenz:
D:
Haben Personen am Telefon zur Lebenszufriedenheit befragt. Da die Antwort
komplex ist, ziehen Menschen bei der Beantwortung Heuristiken heran.
(bei guter Stimmung sind positive Gedankeninhalte leichter verfügbar, bei schlechter
Stimmung negative Gedankeninhalte)
Befragung wurde einmal bei gutem und einmal bei schlechtem Wetter durchgeführt.
Variation:
 zuerst nach der Stimmung gefragt, dann nach der Lebenszufriedenheit
 zuerst nach der Lebenszufriedenheit gefragt, dann nach der Stimmung
E:
Wenn zuerst nach dem Stimmung und dann nach der Lebenszufriedenheit gefragt
wird, dann werden die Personen auf den Einfluß der Stimmung auf ihre
Einschätzung aufmerksam und steuern gegen.
Wenn zuerst nach der Lebenszufriedenheit und dann nach der Stimmung gefragt
wird, beeinflußt die Stimmung die Einschätzung.
Zum leichteren Verständnis der Theorie:
Gefühle werden betrachtet als: Kognitiver Prozeß + Bewertung
dadurch werden die Unterschiede zwischen Wissen und Fühlen in den Hintergrund
gedrängt.
105
 Kennzeichen von Gefühlen:
 sie sind unterschiedlich komplex.
Stolz ist komplexeres Gefühl als Freude, da Freude ein Element von Stolz
ist.
 sie haben eine Valenz (angenehm, unangenehm) (Feeling of knowing ist ebenfalls ein Gefühl, hat aber
keine eindeutige Valenz)
 die Erlebnisqualität von Gefühlen ist unmittelbar ohne Schlußfolgerung zugänglich
 Unvermeidbarkeit  der Reiz löst ein Gefühl aus, ohne daß eine regulative Kontrolle des
Gefühls möglich ist.
Bsp.: Das erfolgreiche Bearbeiten einer Aufgabe löst ein Wohlgefühl aus, auch wenn die
Person auf die Aufgabe konzentriert ist und nicht schlußfolgert (ich kann die Aufgabe lösen, also bin ich
stolz)
Das Gefühl von Glück braucht Kontrast. Alleine durch die Valenz kann kein Glücksgefühl
entstehen.
Nachweis: Durch Befragung hat sich ergeben, daß Unfallopfer auf Dauer glücklicher sind als Lottogewinner  bei
Lottogewinnern fehlt der Kontrast
 Kennzeichen von Wissen:
 Wissen löst keine Empfindungen aus
 hat keine Valenz (angenehm, unangenehm)
12.1.2.3 Vorgehensweise bei Urteilsprozessen
Längsschnittstudien haben gezeigt, daß die Korrelation zwischen den Urteilen bei
identischer Form der Befragung nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit mit
zunehmendem zeitlichen Abstand beträchtlich abnimmt.
Oft ist sogar die Korrelation zwischen Fragestellungen innerhalb eines Fragebogens  1.
Wie gehen Menschen vor, um die Frage: “Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben als
ganzes?” zu beantworten?
Theoretisch müßten alle Ereignisse, die im Laufe des Lebens eingetreten sind,
berücksichtigt werden. Allerdings steht zur Beantwortung der Aufgabe nicht beliebig viel Zeit
zur Verfügung.
Tatsächlich werden bei der Urteilsfindung auch nur die Ereignisse berücksichtigt, die der
Person auf die Schnelle einfallen. Welche Ereignisse das sind, hängt von folgenden Effekten
ab:
 Recency-Effekt  wenn etwas erst kürzlich aktiviert worden ist
 Frequenz-Effekt  wenn etwas häufiger aktiviert wird
 Kontexteffekt  wenn in einer vorausgehenden Frage / im Vorgespräch schon
einmal in ähnlicher Weise gefragt wurde
 Moodcongruent Recall
Auch hierbei gilt: Je komplexer eine
Verfügbarkeitsheuristiken ins Gewicht.
Fragestellung
ist,
um
so
mehr
fallen
Bsp.: Hohe Korrelation zwischen der Antwort auf die Frage nach der Zufriedenheit mit der
Ehe und der anschließend gestellten Frage nach der allgemeinen
Lebenszufriedenheit.
106
Untersuchung von Strack “Dating und allgemeine Lebenszufriedenheit”
1. Frage
2. Frage
Dating
Lebenszufriedenheit
Lebenszufriedenheit
Dating
Im ersten Fall ist die Korrelation höher, da die 2. Frage sehr global und unspezifisch ist.
Wenn zuerst +/- Ereignisse aus der Vergangenheit erfragt werden:
Wenn zuerst +/- Ereignisse aus der Gegenwart erfragt werden:
Kontrasteffekt
Assimilationseffekt
 Im 1. Fall wird die Frage vor dem Hintergrund der vergangenen Ereignisse beurteilt
12.1.2.4 Einfluß der Stimmung auf Urteilsprozesse
 Abstraktes Nachdenken wie z.B. Aufzählen von negativen oder positiven
Lebensereignissen / Begründen warum ein Ereignis eingetreten ist erfolgt noetisch. Es
handelt sich dabei um die Repräsentation von Wissen und es kommt nicht zu einer
Veränderung der Stimmung.
 Bei einer Nachfolgenden Befragung zur Lebenszufriedenheit kommt es nur zu einem
Kontrasteffekt.
Nachweis: Vpn sollen Lebensereignisse aus der Vergangenheit aufzählen. Wenn sie nach negativen Ereignissen befragt
worden sind, dann fällt die Beurteilung der momentanen Situation positiver aus. Es kommt allerdings nicht zu einer
Veränderung der Stimmung  d.h. rein noetisch
 Bildhaftes Nachdenken über positive oder negative Lebensereignisse / Durchleben der
Ereignisse vor dem geistigen Auge erfolgt experientiell. Die momentane Stimmung gleicht
sich an, es kommt zum sog. Assimilationseffekt bei nachfolgenden Urteilsprozessen
Nachweis: Untersuchung von Strack & Gschneidinger, bei der die Vpn positive oder negative Ereignisse noch einmal bildhaft
durchleben sollten  Stimmungsveränderung
 Wenn Vpn auf die Verwendung der Stimmung als Informationsquelle aufmerksam
gemacht werden, dann steuern sie gegen.
 ABER!!!! Die Stimmung wird nicht immer zur Urteilsbildung herangezogen!!!!!!
Wenn es klare Entscheidungskriterien gibt und es sich um eine spezifische Fragestellung
handelt, dann wird die Stimmung nicht zur Urteilsbildung herangezogen (Zufriedenheit mit
dem Zimmer).
Vermehrt wird die Stimmung zur Urteilsbildung herangezogen, wenn es sich um komplexe
globale Fragestellungen handelt, für die es keine klaren Kriterien gibt und bei denen es die
Vielzahl der Aspekte verhindert, daß alle bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt
werden (z.B. Frage nach Lebenszufriedenheit).
Unter Zeitdruck lassen sich Menschen ebenfalls leichter von Heuristiken oder der Stimmung
leiten
Untersuchung von Strack et al.
D:
Vpn sollen entweder in einem angenehm eingerichteten Zimmer auf den Vl warten
oder in einem unangenehm eingerichteten.
Danach werden sie zur allgemeinen Lebenszufriedenheit und zur Zufriedenheit mit
ihrem Zimmer / Wohnung befragt
E:
Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Wohnung wird die Stimmung nicht als
Informationsquelle in die Urteilsbildung einbezogen. Es gibt für die Beurteilung des
Zimmers klare Kriterien. Es kommt zum Kontrasteffekt (Vpn in dem häßlichen Zimmer
beurteilen
die Zufriedenheit mit dem eigenen Zimmer positiver)
Bei der Beurteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit handelt es sich um eine
komplexe Frage. Die Stimmung wird bei der Urteilsbildung mit einbezogen.
107
Stimmung der Vpn in dem häßlichen Zimmer ist schlechter, entsprechend fällt ihre
Beurteilung negativer aus. Assimilationseffekt
12.1.2.5 Discounting-Effekt
1. Frage
2. Frage
3. Frage
 Lebenszufriedenheit
 Wetter
--------- hohe Korrelation
 Wetter
 Stimmung
 Lebenszufriedenheit
 niedrige oder negative Korrelation zwischen
Stimmung und Lebenszufriedenheit
Im 1. Fall handelt es sich um eine globale und komplexe Frage. Da die Vpn in der Schnell
nicht alle Lebensereignisse heranziehen kann, nutzt sie die Stimmung als
Informationsquelle. (Bei gutem Wetter  höhere Lebenszufriedenheit)
Im 2. Fall erhält die Vpn durch die Frage nach dem Wetter und der anschließenden Frage
nach der Lebenszufriedenheit einen Hinweis, daß ihre Stimmung auf das Wetter
zurückzuführen ist. Jetzt ist die Stimmung als Informationsquelle nicht mehr sinnvoll. Die
Person versucht sogar gegenzusteuern ( Effekt auf die Korrelation: bei guter Stimmung
wird Lebenszufriedenheit negativer eingeschätzt, bei schlechter entsprechend.)
Der Effekt tritt auch auf, wenn die Person auf den Einfluß der Stimmung hingewiesen wird,
selbst wenn die Stimmung nicht vorliegt.
12.1.2.6 Facial-Feedback unter dem Aspekt noetischer und
experientieller Repräsentation
 Wenn eine Person weiß, daß sie lächelt  noetische Repräsentation
Dieser Effekt muß ausgeschlossen werden
(wenn die Vpn weiß, daß sie lächelt,
dann kann sie ihr Gefühl schlußfolgern)
Bsp.: Im Stift-im-Mund-Experiment von Strack & Stepper kann keine noetische
Repräsentation erfolgen.
Zajonc hat die noetische Repräsentation unterbunden, in dem er die Vpn Wörter
nachsprechen ließ, die viele ö&ü (grimmig schauen) oder i&e (lächeln) enthalten.
12.1.2.7 Untersuchung noetischer und experientieller
Komponenten bei Stolz durch Strack & Stepper
 Vpn wird mitgeteilt, daß sie in einem IQ-Test sehr gut
oder sehr schlecht abgeschnitten hat.
 Experientielle Komponente
 Realisiert durch aufrechte bzw. gebückte
Körperhaltung
 Coverstory
 Vpn sollten an zu hohem Tisch (aufrecht) bzw. zu
niedrigem Tisch (gebückt) sitzen
 Als AV sollten die Vpn ihr Gefühl von Stolz skalieren
 Noetische Komponente
Ergebnis:
Die Vpn fühlten sich am stolzesten bei aufrechter Körperhaltung und der
Mitteilung über ein sehr gutes Abschneiden in dem IQ-Test.
12.1.2.8 Untersuchung
Urteilsheuristiken
108
von
Strack
&
Stepper
zu
In dieser Untersuchung wurde untersucht, ob die Anzahl der abgerufenen Informationen
oder die Leichtigkeit der Aufgabe einen Einfluß auf das Gefühl haben.
D:
Vpn sollten sich an 6 / 12 Ereignisse erinnern, in denen sie ein hohes / niedriges
Gefühl von Selbstsicherheit empfunden haben
falls Anzahl entscheidend:
falls Leichtigkeit entscheidend:
E:
Einfluß auf nachfolgende Beurteilung der
Selbstsicherheit müßte bei 12 Ereignissen höher sein
Selbstsicherheit müßte bei 6 Ereignissen höher
eingeschätzt werden
Die Vpn schätzten ihre Selbstsicherheit in der Bedingung, in der 6 Ereignisse
erinnert werden sollten, höher ein.
 Gefühl der Leichtigkeit der Aufgabe ist entscheidend
12.2 Einfluß von Emotionen auf das Gedächtnis
 Siehe Theorie und Implikationen von Bower
Stimmungskongruenz wurde noch einmal angesprochen
12.3 Einfluß von Emotionen auf die Urteilsbildung
Man unterscheidet dabei die:
 periphere Route der Beeinflussung
Man hinterfragt keine Argumente / man orientiert sich an Äußerlichkeiten wie:
Handelt es sich um die Meinung eines Experten? / Ist mir die Person, die mich
überzeugen will, sympathisch? Qualität der Argumente fällt wenig ins Gewicht
 zentrale Route der Beeinflussung
Argumente werden hinterfragt / deren Qualität spielt eine größere Rolle als
Hinweisreize durch Äußerlichkeiten (er ist Experte)
Untersuchung:
D:
Vpn werden in gute / schlechte Stimmung versetzt
Es werden gute und weniger gute Argumente verwendet, die einmal von einem
angeblichen Experten bzw. keinem Experten vorgetragen werden.
E:
Bei guter Stimmung hat die Qualität der Argumente ein geringes Gewicht, der
Hinweisreiz ein hohes
 periphere Route wird eingeschlagen
109
Warum gehen Mensch in positiver Stimmung peripher vor?
 die Person will die gute Stimmung beibehalten und versucht sich nicht durch die Aufgabe
der Entscheidungsfindung davon abbringen zu lassen.
 in schlechter Stimmung ist die Person bestrebt diesen Zustand zu beenden und
konzentriert sich deshalb auf die Lösung der Aufgabe  schlägt zentrale Route ein
 die Verarbeitungskapazität des Gehirns ist begrenzt. Möglichst viele Prozesse sollten
deshalb automatisch ablaufen um Kapazitäten einzusparen. Erst wenn es zu einer
Störung in diesem Ablauf kommt, wird die volle Aufmerksamkeit auf die Aufgabe
gerichtet. (Sprechen während dem Autofahren hört auf, wenn man in eine gefährliche Situation kommt) Eventuell
handelt es sich bei schlechter Stimmung um eine solche Störung
12.4 Einfluß von Stimmung auf die Aufmerksamkeitslenkung
 bei schlechter Stimmung ist die Aufmerksamkeit eingeschränkt: “tunneling” d.h. es
werden nur relevante Informationen aufgenommen und verarbeitet
 die Art der Handlungsidentifizierung ist abhängig von der Stimmung
Man unterscheidet:
 abstrakte
Handlungsidentifizierung

Wahrnehmung
von
Handlungskomplexen und nicht von Einzeltätigkeiten (Ich halte gerade eine
Vorlesung)
 konkrete Handlungsidentifizierung  detaillierte Wahrnehmung von
Einzelhandlungen (ich bewege meine Zunge) und Details
Untersuchung zum Wechsel der Handlungsidentifizierung:
D:
E:
I:
Vpn führt eine einfache Tätigkeit durch
Plötzlich kommt ein Vl
1) mit Spritze in der Hand und teilt Vp mit, daß sie eine Spritze bekommt
2) mit Stift in der Hand und teilt Vp mit, daß er ihr einen Punkt auf den Arm malen
muß
Auf der Hand des Vl hat man dabei Merkmale angebracht.
Wenn der Vl mit der Spritze kommt, dann kann sich die Vp danach genau an die
Merkmale auf der Hand des Vl erinnern. Es fällt ihr aber schwer, sich an das
Aussehen des Vl zu erinnern
Die Handlungsidentifizierung wurde aufgrund von Angst von abstrakt auf konkret
umgestellt
12.5 Einfluß von Emotionen auf die Wahrnehmung
“Stroop-Effekt”  Inkompatible Gedankengänge verzögern die Benennung
 Dieser Effekt tritt auf, wenn die das Wort grün in blauer Schrift geschrieben wird und Vp
das Wort vorlesen soll.
 Es kommt auch zu einer verzögerten Benennung, wenn Vpn die Farbe benennen sollen,
mit denen Wörter mit emotionaler Bedeutung geschrieben sind
110
Untersuchung zur stimmungsabhängigen Wahrnehmung
D:
E:
Vpn werden in eine bestimmte Stimmung versetzt. Dann bekommen sie einzelne
Buchstaben gezeigt und sollen entscheiden, ob es sich dabei um ein Wort handelt
oder nicht.
Vpn können schneller entscheiden ob es sich um ein Wort handelt oder nicht, wenn
emotionale Wörter verwendet werden, die mit der Stimmung der Vp kongruent sind.
12.6 Einfluß von sozialen Regeln auf die Beantwortung von
Fragen
Die sozialen Regeln der Konversation verlangen es, Redundanz zu vermeiden.
Ein sog. “Subtraktionseffekt” ist um so stärker je auffälliger es ist, daß zwei Fragen
zusammengehören, d.h. die Fragen ähnlich sind.
Dieser Effekt tritt besonders in Kommunikationssituationen auf.
Untersuchung von Strack
D:
1. Frage
2. Frage
Korrelation
I:
Kontrollgruppe
Allgemein
Dating
,16
Priminggruppe
Dating
Allgemein
,55
Konversation
Dating
Allgemein+Kontext
,26
Die niedrige Korrelation in der Kontrollgruppe ergibt sich, weil zuerst die komplexere
globale Frage gestellt worden ist und dann die konkretere
In der Konversationsgruppe ergibt sich die niedrige Korrelation, weil es die Vpn
aufgrund der Konversationssituation vermieden haben, redundant zu sein. Sie
haben sich deshalb nicht an der Beantwortung der 1. Frage orientiert.
 Der Kontexteffekt kann gebrochen werden, in dem die Fragen nach der
Lebenszufriedenheit auf zwei getrennten Fragebogen dargeboten werden oder die
Zusammengehörigkeit der Fragen versteckt wird
Nachweis: Bei Befragung nach Lebenszufriedenheit in zwei getrennten Fragebogen ist die Korrelation wesentlich höher
 Wer die Fragen stellt hat ebenfalls einen Einfluß auf die Beantwortung
 Wenn ein Arzt nach dem Befinden fragt, fällt die Antwort ausführlicher & ehrlicher aus, als
wenn ein flüchtiger Bekannter fragt.
 Wenn ein behinderter Vl die Vp nach deren Lebenszufriedenheit befragt, dann fällt die
Beurteilung aufgrund der sozialen Erwünschtheit negativer aus (Man prahlt nicht vor
einem Behinderten)
Dieser Effekt geht zurück, wenn die Befragung schriftlich erfolgt.
13
Streß und Motivation
13.1 Der Begriff “Streß”
Es handelt sich dabei um eine Metapher. Der Begriff wird in der Physik und den Ingenieurwissenschaften verwendet für die
Kraft, die benötigt wird, um ein Metallteil zu biegen oder einen Bolzen zu brechen.
Streß ist im psychologischen Sinn die Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen, die eine Diskrepanz zum normalen
Zustand darstellen.
Die Metapher ist etwas ungeschickt, da das Metallteil nicht reagieren und auf den Außenreiz nicht einwirken kann.
111
13.2 Streß als physiologische & psychologische Reaktion
13.2.1 Physiologische Auswirkungen von Streß




Vergrößerung der Drüsen, die Adrenalin und Noradrenalin produzieren
Schrumpfen der Lymphknoten und der Thymusdrüse
Zersetzung der Magenschleimhaut
Tod
Selye (1956) hat entdeckt, daß man die Reaktionen des Körpers, die auf Streß hin erfolgen,
in 3 Phasen einteilen kann.
Es handelt sich dabei um unspezifische Reaktionen, die in fast immer der gleichen Weise
von allen Streßauslösern ausgelöst werden (General Adaption Syndrom)
 der Körper mobilisiert seine Kräfte um den Streß
aufzufangen
2. Resistenz
Widerstandsphase
3. Erschöpfung
 Widerstand des Körpers bricht zusammen, wenn Streß zu
lange andauert.
Nach diesem Modell reagiert der Körper auf jeden Streßauslöser mit immer der gleichen
unspezifischen physiologischen Reaktion.
1. Alarmzustand
13.2.2 Zusammenspiel von psychologischen und physischen
Faktoren bei der Entstehung von Streß
Streß ist abhängig von:
 Dauer / Intensität / Häufigkeit
 Ist geringer, wenn sein Auftreten vorhergesagt werden kann
 Ist geringer, wenn er kontrolliert werden kann, d.h. auf die Ursache eingewirkt werden
kann
Lazarus, Opton, Nomikos & Rankin (1965) haben in einer Untersuchung gezeigt, daß die
Streßreaktion davon beeinflußt ist, wie Menschen bedrohliche Situationen wahrnehmen.
D:
Vpn wurde ein Film gezeigt, in dem einige schreckliche Unfälle passierten.
3 unterschiedliche Bedingungen:
1.
Nur Zuschauen, dabei Messen von Puls und Hautleitfähigkeit
2.
Vpn wurde mitgeteilt, daß es sich nur um nachgestellte Szenen
handelt
3.
Vpn wurde mitgeteilt, daß es sich um eine Dokumentation von
realen Unfällen handelt. / Sollten aber objektiv & neutral
beobachten
B:
Die Erregung der Vpn in den Bedingungen 2 und 3 war wesentlich geringer, als die
der Vpn in der 1.
I:
Durch die Interpretation bzw. den Versuch nicht involviert zu werden, entstand
weniger Streß.
Mit dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, daß nicht ein Ereignis Streß auslöst,
sonder der Umgang damit.
Durch entsprechenden Umgang mit dem Ereignis, läßt sich Streß allerdings nie ganz
vermeiden, nur reduzieren.
Kritik an den frühen Streßversuchen:
112
 Keine Langzeitauswirkungen wurden untersucht, nur die unmittelbare Reaktion
 Arbeiteten mit künstlichen Streßauslösern (z.B. E-Schocks)
13.3 Ein Streßmodell
 siehe S. 275 (Geen Figure 11-1)
13.3.1 Einige Erläuterungen zum Modell:
Live events oder Anhäufungen von daily hassles werden auf dem Hintergrund des steady
state (Normalzustand bzw. Zustand vor dem Auftreten einer Veränderung) betrachtet.
Bsp.: Ein Streit mit dem Freund steht im Kontrast zum früheren Glück. Ein Streit mit einer unwichtigen Person verursacht
keinen großen Kontrast, weil sich dadurch keine wesentliche Veränderung ergibt.
 Falls kein großer Kontrast vorhanden ist  Ende
 Falls ein großer Kontrast vorhanden ist, wird das normale Verhalten unterbrochen und
das Individuum steht vor einem Problem. Dieses wird in einem 1. Bewertungsschritt
entweder als negativ, irrelevant, oder vorteilhaft eingestuft.
Aufgrund dieser Beurteilung entstehen emotionale Empfindungen. Im Falle einer negativen
Beurteilung sind diese dreifach unterglieder:
 Trauer, Hilflosigkeit, Depression  wenn Schaden bereits eingetreten ist
 Angst und Ärger
 wenn etwas einzutreten droht
 Herausforderung
 wenn etwas einzutreten droht, aber noch
abgewendet werden kann.
Danach erfolgt ein 2. Bewertungsschritt, in dem die Person die Ressourcen, die ihr für die
Bewältigung der Streßsituation zur Verfügung stehen, prüft.
Ausgehend von dieser Bewertung entwickelt die Person eine Bewältigungsstrategie. Sie hat
dabei 3 Möglichkeiten:
1. Ursachen bekämpfen
2. Bedeutung der Situation durch Umbewertung ändern
3. Emotion, nicht die Ursachen, bekämpfen.
13.3.2 Kritik an diesem Streßmodell
 Modell reduziert komplexe Prozesse auf einige Schritte
 Persönliche Unterschiede werden zu wenig einbezogen
 Versuche eine Ursache zu bekämpfen bringt u. U. andere Probleme mit sich (Angst vor
AIDS  ohne Sex leben  Unzufriedenheit & Einsamkeit)
 Modell hat keinen Ausgang
 Wo fängt Streß überhaupt an?
 Physiologische Aspekte werden nicht berücksichtigt
 Keine Verrechnung der Streßfaktoren
13.4 Streßauslöser beim Menschen
13.4.1 Natürliche Katastrophen / Katastrophen aufgrund von
menschlichem Versagen
113
Untersucht wurden Menschen nach einem Reaktorunfall bei Harrisburg
 Auswirkungen sind langanhaltend, konnten auch noch ein Jahr nach der
Katastrophe nachgewiesen werden
 Streß größer, wenn sich Menschen machtlos fühlen
Psychischer Streß kann durch soziale Unterstützung abgebaut werden, nicht
jedoch physischer
(Untersucht wurden Menschen über Selbstbeschreibung von Gefühlen der Angst & Depression, Messung von physischen
Indikatoren, Tests zur Bestimmung der kognitiven Leistung; Baum, Gartcher, Schaffer (1983))
13.4.2 Bedeutsame Lebensereignisse
Meyer begann auf der Basis von Selbstbeobachtungen psychischen Streß und Krankheiten,
die auf Streß zurückzuführen sind, zu untersuchen.
13.4.3 Live-Event Forschung
Social Readjustment Rating Scale (Holmes & Masuda, 1974)
Liste bestehend aus 43 Lebensereignissen, denen unterschiedliche LCU-Punktwerte (Live
Change Units) zugeordnet werden. (Bsp.: Tod eines Verwandten  100 LCU / Konflikt mit
Gesetz  29 LCU)
Dabei werden nicht nur negative Ereignisse erfaßt, sonder auch solche wie z.B. Hochzeit
oder Urlaub, weil davon ausgegangen wird, daß jede tiefgreifende Veränderung im Leben
einer Person (solche mit negativen, als auch solche mit positiven Auswirkungen), eine
Anpassung an die neuen Lebensumstände notwendig macht.
Allerdings sind negative Ereignisse stärker streßauslösend als positive, da sie eine
Aktivierung des ANS und intensive Emotionen bewirken.
Der Gesamtstreß, den eine Person in einer bestimmten Zeitspanne erfahren hat, ist definiert
als die Summe der LCU für diesen Zeitraum.
13.4.3.1 Kritik an der Live-event-Forschung:
 Arbeitet mit Befragung
 Retrospektive
 Stimmung hat Einfluß auf Verfügbarkeit von Ereignissen (schlechte Stimmung  mehr
negative Ereignisse werden erinnert)
13.4.4 Alltäglicher Ärger
Bsp.: Verlegte oder verlorene Sachen, Auto kaputt, Geldmangel, sich etwas nicht leisten
können
Studien haben gezeigt, daß die Häufigkeit und Intensität der daily hassles höher mit dem
Auftreten von Streßerkrankungen korrelieren, als das Auftreten von bedeutsamen
Lebensveränderungen.
 Mögliche Erklärung:
Die bedeutsamen Lebensumstände erzeugen eine negative
Stimmung und Grundgereiztheit, die bewirkt, daß die
Reaktionen auf das Auftreten von solchen Kleinigkeiten
verstärkt werden
Bsp.: Ich habe Klausur versaut  schlechte Laune  plötzlich nerven mich
Sachen an meinem Freund, die mir vorher noch nie aufgefallen sind
13.4.4.1 Alternative Erklärung:
Untersuchung von Cohen, Tyrrell & Smith (1993)
114
D:
Vpn wurden mit Grippevirus infiziert und der Verlauf der Erkrankung beobachtet.
Folgende Messungen wurden vorgenommen:
 Streß aufgrund von bedeutsamen Lebensereignissen
 Überforderung
 negativ getönte Stimmung
B:
Person wird Grippevirus
ausgesetzt
Streß und
negative Stimmung
schwächen
Schleimhäute und
Immunabwehr
Infektion findet statt
Erleichtern
Streß aufgrund
negativer Ereignisse
Ausschüttung von
Histaminen
Krankheitssymptome
Streß aufgrund von alltäglichen Kleinigkeiten führt zu einer Schwächung der Immunabwehr
des Körpers und damit zu Erhöhter Anfälligkeit für Infektionen. Das plötzliche Auftreten von
tiefgreifenden Lebensveränderungen kann dann zu einem Ausbruch der Krankheit führen.
13.5 Kognitive Bewertung und Bewältigung der Streßsituation
(Lazarus & Folkman (1984)
13.5.1 Primäre und sekundäre Bewertung (Zusatz zum Modell)
Die primäre Bewertung führt zu der Entscheidung, ob eine Situation bedrohlich, vorteilhaft
oder irrelevant für das Individuum ist.
115
Situation:
vorteilhaft
Person empfindet keinen Streß, vielmehr
Freude und Entspanntheit
irrelevant
negativ
Schaden/Verlust
wenn etwas bereits eingetreten ist
Gefühl von Trauer, Hilflosigkeit, Depression
Bedrohung
wenn etwas noch nicht eingetreten ist
Gefühl von Angst und Ärger
Herausforderung
etwas kann durch pers. Einsatz noch
verhindert werden
Erhöhte Aufmerksamkeit und Erregung
Die unmittelbare Quelle von Streß sind zunächst die emotionalen Zustände, die sich
aufgrund der Bewertung ergeben.
Bei der sekundären Bewertung prüft die Person ihre Ressourcen für die Bewältigung der
Streßsituation.
Folgende Faktoren werden in die Bewertung mit einbezogen:
 Kontrolle haben, sich gewachsen fühlen (internal)
 Unterstützung durch andere (external)
Ausgehend von dieser 2. Bewertung wird eine von 3 möglichen Bewältigungsstrategien
entwickelt:
1. Problemzentrierte Bewältigungsstrategien
Bekämpfen der Ursache / sich der streßauslösenden Situation entziehen /
Kompromisse eingehen
2. Die Situation anders bewerten
3. Emotionszentrierte Bewältigungsstrategien (das körperliche Befinden
beeinflussen, nicht jedoch den Stressor an sich)
Drogen + Medikamente / Entspannungsübungen / sich ablenken / unbewußte
Prozesse, die die Wahrnehmung der Realität verändern
Lazarus & Folkman (1985) haben die Ways of Coping Checklist entwickelt, mit der anhand
von Statements zu Verhaltensweisen, die unter Streß durchgeführt werden, die
Streßbewältigungsmethode von Menschen erfaßt werden kann.
13.5.1.1 Untersuchung von Folkman & Lazarus (1985)
D:
Haben Studenten vor und nach einer Prüfung und nach der Bekanntgabe der Noten
eine Ways of Coping Checklist ausfüllen lassen.
B:
In den drei Phasen wurden jeweils unterschiedliche Strategien angewendet.
 vor der Klausur  problemorientiert (mehr lernen)
 nach der Klausur  emotionsorientiert (mehr lernen nützt jetzt nichts mehr)
 nach Notenbekanntgabe  emotionsorientiert
Bei einer weiteren Untersuchung von Folkman & Lazarus wurden Ehepaare über einen
Zeitraum von 6 Monaten in regelmäßigen Abständen jeweils getrennt von einander nach
Streßsituationen befragt und wie sie diese bewältigt haben.
116
Dabei hat sich gezeigt, daß in Situationen, die die Person glaubt beeinflussen zu können,
hauptsächlich problemorientierte Bewältigungsstrategien angewendet werden. In
Situationen, bei denen die Vpn davon ausgingen, daß sie sie nicht ändern können, haben
sie versucht, Distanz zu gewinnen und zu verdrängen. Hatten sie den Eindruck, daß sie
mehr Information zur Bewältigung benötigen, dann haben sie die Unterstützung durch
andere gesucht und versucht die, Ursache des Problems zu lösen.
13.5.2 Effektivität der Streßbewältigung
In Untersuchungen hat sich gezeigt, daß nur durch die Methoden Symptome von Streß
verhindert werden können, die sich gezielt gegen die Ursachen der Streßreaktion richten.
Versuche, durch Verdrängen, Hoffen oder die Unterstützung durch andere, das Auftreten
von Symptomen zu verhindern, zeigten sich als wenig erfolgreich.
Bewältigungsstrategien, die hauptsächlich auf die Emotionen gerichtet sind, können in
traumatischen Situationen oder in Situationen, in denen die Person von den Ereignissen
überwältigt wird, den Level von Streß eine zeit lang niedrig halten. Damit hat die Person Zeit
gewonnen, die sie dazu nutzen kann, eine optimale Strategie zu entwickeln, um mit dem
Problem auf lange Sicht fertig zu werden. Vorübergehend gewinnt die Person auch das
Gefühl, daß sie der Situation gewachsen ist.
13.5.3 Unterstützung durch andere bei der Streßbewältigung
Unterstützung durch andere hat zwei Effekte:
 Personen, die in ein soziales Netzwerk eingebunden sind, haben ein allgemein
höheres Maß an Lebenszufriedenheit
 Der Streß wird schon alleine dadurch reduziert, daß Menschen wissen, daß
jemand für sie da ist, wenn sie jemanden brauchen.
13.6 Unterschiede in der Persönlichkeit und deren
Zusammenhang mit Streß und dessen Bewältigung
13.6.1 Prädispositionen aufgrund der Lebensgeschichte




Verletzlichkeit aufgrund von geringer Bildung und niedrigem sozialen Status
Neigung zur Depression
Neurotische Menschen
Leistungsniveau des sozialen Umfeldes (bin ich nur mit Dummen zusammen, kann ich
dort auch mit geringen Leistungen soz. Anerkennung erhalten)
13.6.2 Die Auswirkung von Persönlichkeitsmerkmalen auf
Streß
13.6.2.1 TypA-Verhalten
Smith & Rhodewalt (1986) haben TypA und TypB Menschen untersucht.
TypA Menschen setzen sich aufgrund von Merkmalen ihrer Persönlichkeit größerem Streß
aus.
 suchen sich größere Probleme aus, die sie bewältigen müssen
 empfinden mehr Streß während der Problemlösung
117
 bewerten Situationen generell stärker als Herausforderung und Ursache
von Streß als TypB
 sind aufmerksamer für das Erkennen von Einschränkungen ihrer pers.
Freiheit
 sehen in jeder Aufgabe eine Herausforderung
TypA-Menschen scheinen hauptsächlich Problembewältigungsstrategien zu verwenden, die
nicht die Ursachen des Streß beseitigen, sondern eher auf die daraus resultierenden
Emotionen gerichtet sind. Zu dieser Annahme kommt man, weil TypA-Menschen objektiv
gesehen mehr unter Streß stehen als TypB-Menschen, sich selbst aber als weniger gestreßt
beschreiben.
13.6.2.2 Ängstlichkeit und Neurotizismus
Menschen, die hoch neurotisch sind, fühlen sich generell schlechter und sehen, unabhängig
von der tatsächlichen Situation, vermehrt die “schwarze Seite”.
Bei Menschen mit hoher Ängstlichkeit kommt es leichter zur Anhäufung von kleinen
Ärgernissen, die dann Streß erzeugen.
Menschen mit hohen Neurotizismuswerten zeigten nach bedeutsamen Veränderungen im
Leben mehr emotionalen Streß als Menschen mit niedrigeren Werten. Ebenso sind sie durch
die alltäglichen Probleme bereits mehr gestreßt als andere Menschen.
13.6.2.3 Härte (=Widerstandsfähigkeit gegen Streß)
Kobasa (1979 ) hat diese Bezeichnung für Menschen eingeführt, die trotz der Einwirkung
von viel Streß keine Streßreaktionen zeigen.
Er fand bei diesen Menschen 3 Eigenschaften:
1. Sie bewerten Ereignisse, die Streß auslösen könnten, als kontrollierbar und deshalb als
weniger bedrohlich und gefährlich / optimistisch bei Problemlösung und führen diese auch
auf die Ursache gerichtet aus
2. Haben eine positive Einschätzung von sich und ihrer Arbeit und sehen Ereignissen, die
bei anderen Menschen Streß auslösen würden, als normale Ereignis an.
3. Sehen in Situationen, die bei anderen Menschen Streß auslösen würden, eine
Herausforderung, an der sie wachsen können und nicht eine Bedrohung
In einer Untersuchung hat sich gezeigt, daß ein hohes Maß an Härte, die schädlichen
Auswirkungen von Streß nicht völlig beseitigen kann, diese jedoch erheblich reduziert.
13.6.2.4 Internals vs. Externals
Untersuchung von Parker (1984)
D:
Weibliche Krankenschwestern wurden nach einem besonders streßerzeugenden
Ereignis der letzten Wochen befragt. Danach sollten sie angeben, wie sie das
Ereignis damals eingeschätzt hatten und wie sie es bewältigt haben.
Anhand eines Fragebogens wurde erfaßt, in wieweit die Frauen glauben, daß sie
persönliche Kontrolle haben
B:
Vpn, die glauben, daß sie Kontrolle ausüben können wendeten eine passende
Bewältigungsstrategie an, sofern sie die Situation als veränderbar eingestuft haben.
Vpn, die generell nicht glauben, daß sie wesentlichen Einfluß nehmen können,
haben ihre Bewältigungsstrategie nicht an ihre Bewertung der Situation angepaßt.
118
Mögliche Erklärung:
Die Bewältigungsstrategien von internals scheinen effektiver zu sein als die von externals.
Zusätzlich wurde in einer Untersuchung nachgewiesen, daß Menschen, die glauben,
wesentlichen Einfluß auf Situationen nehmen zu können (having cotrol) im Alltag weniger
Streß empfinden.
Durch Erfahrung haben sie gelernt, daß sie Einfluß nehmen können. Sie haben effektive
Strategien entwickeln können und wenden diese auch an.
Aufgrund des positiven Gefühls kommt es zur Verstärkung der effektiven Strategien
13.6.3 Selbstwertgefühl
Campbell, Chew & Scratchley (1991) haben gezeigt, daß Menschen mit geringem
Selbstwertgefühl, normale Veränderungen in ihrem Leben negativer bewerten und ihnen
auch einen größeren negativen Einfluß auf ihre Stimmung zuschreiben.  Ursache von
Streß
Ebenso fällt auf, daß Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl nach, Versagen in einem
Test, verstärkt versuchen sich selbst besser darzustellen. Der drohende Verlust an
Selbstwertgefühl aufgrund von Versagen bei einer Aufgabe wird durch ein hohes Maß an
Selbstwertgefühl kompensiert.
Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl neigen auch verstärkt dazu, Niederlage auf
einem Gebiet zu generalisieren und auf Situationen zu übertragen, die absolut nichts mit der
Niederlage zu tun haben.
13.6.4 Optimismus und Hoffnungslosigkeit
Optimistische Menschen versuchen mit ihren Bewältigungsstrategien die Ursachen des
Streß zu beseitigen. Solche, die hoffnungslos sind, versuchen die Probleme zu verdrängen
und Unterlassen Versuche, die Ursachen zu bekämpfen. Sie tun dies, weil sie ihre eigene
Effektivität geringer einschätzen als die, die optimistisch sind.
Gefühl der Hoffnungslosigkeit kann entstehen, wenn (vgl. Erlernte Hilflosigkeit)
 negative Ereignisse im Leben global und stabil attribuiert werden
 negativen Ereignissen im Leben eine höhere Bedeutung beigemessen wird
 sich die Person für wertlos hält
13.6.5 RAM+ und RAMRAM+ suchen sich Aufgaben aus, die ihrer Leistungsfähigkeit angemessen sind
(mittelschwere).
13.7 Streß am Arbeitsplatz
13.7.1 Auswirkungen von Streß am Arbeitsplatz:





Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
geringe Arbeitsmoral
schlechte Stimmung
Unzufriedenheit / Frustration
Antisoziales Verhalten (Diebstahl, Sabotieren der Arbeit anderer)
13.7.2 Streßfaktoren am Arbeitsplatz
1. Nicht wissen, was der Vorgesetzte tatsächlich von einem erwartet
119
2.
3.
4.
5.
Geringe Selbständigkeit
schlechte Verfügbarkeit von Hilfsmitteln, strenge Vorschriften, Unterbrechungen
Konflikte mit Kollegen
hohe Anforderungen an die Produktivität und wenig Freizeit
13.7.3 Streß aufgrund von individuellen Eigenschaften
1. Ängstlichkeit  je ängstlicher eine Person ist, um so mehr gestreßt wird sie von einem
negativen Ereignis
2. TypA-Verhalten  Menschen mit dieser Eigenschaft setzen sich selbst unter Streß und
verursachen auch durch ihr Verhalten Konflikte.
13.7.4 Bewältigung von Streß am Arbeitsplatz
Schonfeld (1990) hat bei Untersuchungen gezeigt, daß sich Depressionen und
psychosomatische Erkrankungen, durch problemorientierte Bewältigungsstrategien besser
verhindert werden können, als durch Strategien, mittels derer die negativen Emotionen
verdrängt oder reduziert werden sollen.
Untersuchung von Schonfeld (1990)
D:
Lehrer an öffentlichen Schulen untersucht
B:
Konnte sie in 2 Gruppen einteilen:
1. Gruppe versuchte die Problem im Gespräch mit den Schülern zu lösen und
sich bei anderen Rat zu holen
2. Gruppe ignorierte die Zustände oder versuchte sie herunterzuspielen
Weniger Depressionen und psychosomatische Erkrankungen bei denen, die
versuchen, die Probleme zu lösen.
14
LeDoux’s Neurophysiologische Emotionstheorie
14.1 Aufbau und Struktur des Nervensystems
Das ZNS und das PNS bestehen aus Neuronen. Zum ZNS zählt man Hirn, Hirnstamm und
Rückenmark. Zum PNS gehören alle Neurone, die Reize vom Körper zu ZNS leiten um von
ZNS in den Körper.
1. Afferente Bahnen leiten Reize aus der Peripherie ins ZNS. Exteroceptoren leiten
Reize aus den Sinneszellen (Auge, Ohr, Haut), Proprioceptoren über die
Bewegung, Position und Orientierung des Körpers und Interoceptoren über
Vorgänge im Inneren des Körpers wie Hunger, Durst, Erregung.
2. Efferente Bahnen leiten Reize aus dem ZNS in die Peripherie.
Das Gehirn kann somit somatische (Armstellung, Bewegung der Beine, Mimik) und viszerale
Informationen erhalten und verarbeiten.
(Magen, Darm)
Beim PNS unterscheidet man Somatisches Nervensystem und Autonomes
Nervensystem. Letzteres besteht aus dem Sympathikus und dem Parasymphatikus.
14.1.1 Das Autonome Nervensystem (ANS) /Vegetative
Nervensystem
Man bezeichnet es so, weil seine Funktionen außerhalb der willentlichen Beeinflussung und
des bewußten Erlebens liegen. Es steuert z.B. Herz, Atmung usw.
120
 Siehe auch Abb. 4.3. S. 107 in Human Motivation
Autonom ist hier im Sinne von unabhängig von der bewußten Steuerung gemeint, d.h. auch wenn ich schlafe wird die Atmung
gesteuert. Kapazitäten werden eingespart, indem dies nicht bewußt erfolgen muß.
Symphatikus
 Ganglien verlaufen in einer Reihe zu beiden Seiten der Wirbelsäule (“Grenzstrang”)
 Überträgerstoffe sind Acetylcholin (präganglionär) & Noradrenalin (postganglionär)
 Steuert Adrenalin- & Noradrenalinproduktion des Nebennierenmarks
 Bereitet den Körper auf Kampf oder Flucht vor
 Mehrere Erfolgsorgane werden von einer Ganglienzelle versorgt, d.h. parallele
Veränderungen in mehreren Organen
Parasymphatikus:
 Ganglien liegen verstreut in der Nähe der Erfolgsorgane
 Überträgerstoff ist Acetylcholin (prä- und postganglionär)
 Fördert Vorgänge, die der Erholung dienen
 Spezifische Steuerung einzelner Erfolgsorgane, da
Ganglienzelle
wenige
Erfolgsorgane
je
 Wenn eine Notsituation eintritt, dann muß der Sympathikus für eine Aktivierung des
ganzen Organismus sorgen. Deshalb werden in diesem Teil des ANS auch mehrere
Erfolgsorgane von einer Ganglienzelle enerviert. Kommt der Körper wieder zur Ruhe, dann
ergibt sich kein Vorteil aus einer solchen schnellen und undifferenzierten Veränderung.
Deshalb steuert der Parasymphatikus die Erfolgsorgane wesentlich spezifischer.
14.1.2 Individualspezifität
Verschiedene Menschen zeigen unterschiedliche spezifische Profile von physiologischen
Veränderungen auf die gleiche Reizsituation.
Bsp.: Eine Person reagiert immer stärker mit einer Veränderung von Puls und Blutdruck,
die andere stärker mit dem Magen.
Im Gegensatz dazu geht Cannon von einem Alles-oder-Nichts Prinzip bei der Auslösung von
physiologischer Erregung aus. Wenn dies so wäre, wären Menschen allerdings nur in der
Lage zu sagen, ob sie erregt sind oder nicht. Ekman hingegen geht von einem spezifischen
Erregungsmuster für jede Grundemotion aus.
14.1.3 Untersuchungen zur
Emotionsentstehung
Rolle
des
ANS
bei
der
14.1.3.1 Generalisierte Anpassungsreaktionen
Untersuchungen haben gezeigt, daß durch elektrische Reizung von bestimmten Gebieten im
Gehirn, die Auslösung von motorischem Ausdrucksverhalten von Emotionen möglich ist.
(Untersucht bei Katzen, zeigen Verteidigungsbereitschaft durch: Buckel machen, Haare stellen, Puls steigt usw.)
Brod et al. (1959) hat gezeigt, daß ein rein psychischer Streßfaktor eine Erregung des ANS
auslösen kann, obwohl zu dessen Bewältigung kein körperlicher Einsatz von Nutzen ist.
D:
E:
Vpn sollten rückwärts zählen und dabei alle zwei Sekunden 17 subtrahieren.
Zeigen Streßsymptome wie: vermehrte Durchblutung der Skelettmuskulatur und
verminderte Durchblutung der Verdauungsorgane. (=Vorbereitung auf Angriff)
121
 Es gibt also doch unspezifische Anteile bei emotionalen Zuständen
LeDoux geht davon aus, daß die Anpassung an eine Notstandssituation in zwei Phasen
verläuft:
1. Symphatikus
veranlaßt
eine
verminderte
Durchblutung
des
Verdauungssystems
und
eine
verstärkte
Durchblutung
der
Skelettmuskulatur
2. Danach schüttete die Nebenniere Adrenalin aus, was zu einer
längerfristigen Veränderung führt.
3. Hält der Streß an, dann werden Corticoide ausgeschüttet, um eine
dauerhafte Anpassung zu erreichen. Diese können Streßsymptome wie
Bluthochdruck, Magengeschwüre und Krebs verursachen.
14.1.3.2 Spezifische Effekte von emotionalen Zuständen
Ax (1953) konnte nachweisen, daß Angst und Ärger mit unterschiedlichen physiologischen
Veränderungen verbunden sind.
D:
E:
Vpn wurden an eine Reihe von Elektroden angeschlossen.
Ärgerbedingung:
Arzt verhielt sich arrogant / kritisiert das Verhalten der Vpn
Angstbedingung: Apparatur, die angeblich zur Messung dient, blitzt und funkt.
Bestimmung des Hormontiters der Vpn
Angst 
hoher Adrenalinspiegel
Ärger 
hoher Adrenalin- und Noradrenalinspiegel
Ekman et al. (1983) führte folgende Untersuchung durch:
D:
E:
Vpn sollten den Gesichtsausdruck wie bei Ärger / Angst / Trauer / Überraschung
zeigen, dabei wurden verschiedene physiologische Maße erfaßt.
Ärger/Angst/Trauer  Steigerung von Puls
Überraschung
 Verminderung von Puls
ebenso zeigten sich spezifische Veränderungen der Körpertemperatur

beide Untersuchungen zeigen, daß Angst und Ärger mit spezifischen
physiologischen Veränderungen verbunden sind.
Allerdings kann man an der Studie von Ax kritisieren, daß sich die Unterschiede evtl. nur
aufgrund der unterschiedlichen Stärken der emotionalen Zustände ergeben haben.
14.1.3.3 Die Rolle des Feedback bei der Emotionsenstehung
LeDoux geht davon aus, daß es zwei Feedbacksysteme gibt, die Informationen aus den
Viszera an das Gehirn weiter leiten:
1. Rezeptoren, die in den Organen liegen und mit afferenten Bahnen verbunden sind
2. Hormonrezeptoren im Gehirn, die auf Hormone im Blut ansprechen, die durch den
Einfluß des ANS ausgeschüttet worden sind.
Methoden, mit denen man die Rolle des Feedback untersuchen kann:
 Durchtrennung der afferenten Nervenbahnen
 Medikamente
 Drogen
 ergeben sich Ausfallerscheinungen, dann spielt das Feedback eine Rolle
Kritik an diesen Methoden:
 Es ist schwierig sicherzustellen, daß alle afferenten Bahnen unterbrochen sind
122
 Hormone können dann noch immer Feedback geben
 Die Intensität wird manchmal durch die oben genannten Methoden nur reduziert
 Es läßt sich nicht feststellen ob die Erfahrung der Emotion oder die physiologische
Reaktion verändert wird, wenn das Feedback verhindert wird
 Manchmal bleiben sowohl die Erfahrung, als auch die physiologische Reaktion
unverändert

es gibt unterschiedlich Untersuchungsergebnisse bei Rückenmarksverletzten:
manche Studien zeigen eine Verringerung der emotionalen Erfahrung, manche
sogar eine Intensivierung.
14.1.4 Der Papez-Kreis
James ging noch davon aus, daß es keine spezifischen Bereiche im Gehirn gibt, die mit
Emotionen und deren Entstehung in Verbindung stehen. Nach seiner Auffassung werden
emotionale Informationen von den motorischen und sensorischen Zentren wie jede andere
Information verarbeitet.
LeDoux hingegen postuliert, daß die motorischen und sensorischen Zentren im Cortex nichts
mit der Erfahrung und dem Ausdrucksverhalten von Emotionen zu tun haben, sondern der
Thalamus.
Seine Theorie:
Im Thalamus werden die afferenten Bahnen in 3 Routen aufgeteilt:
1. zum Cortex
 dort erfolgt Kognition
(d.h.
2. zu den Basalganglien
3. zum Hypothalamus
Bewertung, Vergleich
Gespeichertem, usw.)
mit
 dort werden Bewegungsprogramme ausgelöst
 dort entstehen Gefühle und Emotionen, nur von dort
kann Papez-Schleife ausgehen, nicht von 1. und 2.
Die Reize aus der Umwelt werden vom Thalamus zum Hypothalamus weitergeleitet. Dort
beginnt der Papez-Kreis:
 manchmal werden die Informationen vom Hypothalamus direkt zum zu Stammhirn und
von dort ins Rückenmarkt geleitet. Ohne Kognition werden so Emotionen gezeigt
 Werden die Informationen vom Hypothalamus zum Cortex weitergeleitet, dann werden
Erinnerungen, Bewertungen und Einstellungen mit einbezogen
 Vom Cortex können Impulse über den Hippocampus zum Hypothalamus geleitet werden.
Somit ist eine bewußte Beeinflussung der peripheren Reaktionen möglich.
123
Schematische Darstellung:
Thalamus
Hypothalamus Anteriorer Thalamus
Gyrus cinguli
Hippocampus
Assoziationsfelder
Vom Hypothalamus können sie in zwei Richtungen weitergeleitet werden:
1. nach unten zum PNS (Peripheren NS)
2. nach oben zum Cortex
Bsp.: Eine Person hört ein altes Lied, im Assoziationscortex wird dieser z.B. mit einer verstorbenen Person in Verbindung
gebracht, Person beginnt zu weinen.
LeDoux sieht im Hippocampus den Bereich, in dem viszerale Reize und Umweltreize
integriert werden und Emotionen entstehen.
14.1.5 Neurophysiologische Korrelate der 3 Aspekte von
Emotionen
Diese 3 Aspekte sind:
1. Bewertung des Stimulus
2. Ausdruck der Emotion
3. Empfindung der Emotion
14.1.5.1 Bewertung des Stimulus
Diese erfolgt, in dem ein Input mit gespeicherten Informationen oder Wissen verglichen wird.
Solche gespeicherten Informationen können entweder angeboren oder durch Lernen
erworben worden sein. Diese Prozesse laufen in der Amygdala ab.
Evidenz für die Funktion der Amygdala:
Nachdem Affen die Amygdala entfernt worden ist, konnten sie noch immer Gegenstände
und Situationen erkennen, jedoch nicht mehr in angemessener Weise emotional darauf
reagieren.
Bsp.: Affe, kopuliert mit Gleichgeschlechtlichen und Artfremden / steckt alles in den Mund
/ hat keine Angst mehr vor Menschen.
Untersuchungen zur Rolle der Amygdala bei der Steuerung von Verhalten hat ergeben, daß
die Amygdala ein sog. Belohnungszentrum ist. (Ratten mit Elektroden in diesem
Gehirnbereich, die die Möglichkeit haben, sich selbst zu stimulieren, tun dies ständig und
vernachlässigen die Befriedigung ihrer primären Bedürfnisse). Sie steuert das Verhalten, in
dem sie Reizsituationen mit Belohnung oder Bestrafung bewertet und das Individuum diese
dann gezielt such bzw. meidet.
14.1.5.2 Ablauf einer emotionalen Sequenz:
Die Sinneszellen erfassen einen Reiz (z.B. Geruch, Geschmack) und leiten diesen über
afferente Bahnen ans Gehirn weiter. Im Thalamus erfolgt die Weiterleitung zum
Hypothalamus, dem Cortex und den Basalganglien
Wenn eine einfache und wenig komplexe Bewertung ausreicht, dann erfolgt diese in der
Amygdala und dem Limbischen System (Mag ich/mag ich nicht, wenn Geruch von Gebäck
124
in die Nase kommt). Solche Bewertungsprozesse können ohne bewußtes Nachdenken
erfolgen, die Auslösung einer emotionalen Handlung kann durch die Amygdala unabhängig
vom Cortex erfolgen. Durch die Weiterleitung zum ANS über den Hypothalamus erfolgt die
Auslösung von emotionalem Verhalten (Wenn etwas gut riecht gehen wir darauf zu)
Manche Reizsituationen sind besonders wichtig und komplex und können nicht routiniert
und ohne bewußtes Nachdenken mit einer Emotion und einer emotionalen
Ausdruckshandlung beantwortet werden. In diesem Fall erfolgt dann die Weitergabe der
Information zum Cortex. Über den Hippocampus und den Hypothalamus erfolgt die
Weiterleitung ans ANS und die Auslösung einer emotionalen Verhaltensweise.
In der Regel erfolgt ein 2-Stufen-Prozess. Zunächst erfolgt eine grobe Bewertung durch
das Limbische System (warnt vor etwas). Dieses löst auch die sofortige Reaktion aus.
Danach erfolgt eine genauere Untersuchung im Cortex.
14.1.5.3 Wahrnehmung von Emotionen
Belege dafür, daß das Sprachzentrum in Cortex auch der Bereich des Gehirns ist, in dem
Emotionen bewußt wahrgenommen werden:
 Alle Organismen, die zu Selbstwahrnehmung fähig sind, können auch sprechen
 In der linken Hemisphäre ist das Sprachzentrum. Split-Brain Patienten wissen noch über
die Vorgänge in der linken Gehirnhälfte Bescheid, nicht aber über die in der rechten.
Der Untere Parietallappen des Cortex (UPL) ist das Gebiet, das für das semantische
Verständnis von Bedeutung ist. Emotionen werden nur dann bewußt wahrgenommen, wenn
die Information, bevor sie zum ANS geht, über diesen Bereich läuft.
Bewußter Weg der Emotionsentstehung:
Reiz
Limbisches System
Cortex
Hippocampus
ANS
(durch sprachliche Verarbeitung im Cortex kann der Mensch sofort sagen, wie es ihm geht)
Unbewußter Weg der Emotionsentstehung:
Reiz
Limbisches System
ANS
(hier läuft die Information nicht über den Cortex, UPL muß erst aufgrund der Rückmeldung der Viszera, der Sinneszellen, der
Muskeln und der auslösenden Reizkonstellation darauf schließen, wie sich Person jetzt fühlen würde)
 ähnlich Schachter und Singer !!!!
125
15
Neuroendokrine Theorie von J. Henry
15.1 Sein Grundmodell
Reiz
z.B.
Streß
+ Erfahrung mit dem
Reiz / angeborene
und
erworbene
Verhaltensmöglich
keiten
genet. Veranlag: einer
reagiert mehr mit Puls,
anderer mit dem Magen
Erfahrung: einem hilft
es, mit Freunden zu
sprechen, der andere
betrinkt sich

Wahrnehmung
und Bewertung in
Cortex und Limb.
System / Wahl
einer Verhalensw.

Durch die Bewertung
entstehen Gefühle wie:
Angst, Ärger,
Niedergeschlagenheit,
Heiterkeit, Zufriedenheit
Die
Emotion
und
Verhaltensweise, die in
der Situation paßt wird
aus den möglichen
gewählt
Hypothalamus
und Hypophyse
schütten
Hormone aus
Die
elektrischen
Impulse werden in
chemische
Signale
umgewandelt
und
bewirken
eine
Veränderung in der
Peripherie
z.B. Anpassung an
Streßsituation

Physiolog.
Veränderung
Diese
physiologischen
Veränderungen
können u.U. zu
emotionsbedingte
n
Krankheiten
führen (bei Streß
Magengeschwüre)
Henry postuliert, daß die Emotionen Ärger, Angst, Niedergeschlagenheit, Heiterkeit und
Entspannung mit spezifischen Erfahrungen, Verhaltensweisen und hormonellen
Veränderungen verbunden sind.
15.2 Determinanten, die Emotionen beeinflussen
15.2.1 Das Gefühl von Kontrolle
Nach Henry ist das Gefühl von Kontrolle eine der wichtigsten Determinanten bei der
Entstehung von Emotionen. Tiere und Menschen, die das Gefühl von Kontrolle über eine
Situation haben, verhalten sich völlig anders als solche, die es nicht haben. Entsprechend
zeigen sie ein anderes Profil von ausgeschütteten Hormonen und Verhaltensweisen.
Untersuchung von Weis zur Erlernten Hilflosigkeit / Ratte, die die E-Schocks nicht beeinflussen kann, zeigt im Gegensatz
zu den anderen beiden Ratten, erhebliche Symptome von Streß, bis hin zum tödlichen Magengeschwür.
Im Hippocampus sind Muster gespeichert, wie eine Situation sein soll bzw. wie sich ein
Eingriff durch das Individuum auswirken soll. Wenn eine Diskrepanz zwischen diesen
abgespeicherten Mustern und dem tatsächlichen Zustand vorhanden ist, hält das Individuum
inne und versucht durch einen Strategiewechsel den Verlust an Kontrolle zu verhindern.
(deshalb wird Hippocampus als Landkarte für Verhalten bezeichnet)
15.2.2 Angst und Ärger
 Ärger geht mit einer Aktivität der Amygdala im zentralen Bereich einher, Angst mit
Aktivität im basalen Bereich.
Nachweis: Untersuchung an Katzen, die durch Reizung der Amygdala in diesen
Bereichen, das entsprechende Ausdrucksverhalten von Emotionen gezeigt haben.
126
 Bei Ärger ist der Noradrenalinspiegel im Blut höher, bei Angst der Adrenalinspiegel
Nachweis: Frauen, die über einen Fragebogen als leicht zu verärgern eingestuft werden,
hatten einen höheren Noradrenalinspiegel.
 Bei Ärger wird zusätzlich noch Testosteron ausgeschüttet, das die Aggressivität noch
zusätzlich verstärkt.
(Untersuchung eines gedopten Sportlers, der durch die Einnahme von Testosteron
wesentlich aggressiver wurde)
 Wenn Angst nicht nur vorübergehend, sonder chronisch oder länger anhaltend ist, dann
wird durch die Ausschüttung von Cortisolen eine dauerhaftere Anpassung in einer
zweiten Stufe erreicht.
15.3 Depression
Henry geht von zwei unterschiedlichen Formen von Angst aus, nämlich Angst im Sinne von
Ängstlich sein und Angst im Sinne von depressiv sein.
Wohingegen Angst mit Aktivität im basalen Bereich der Amygdala einhergeht, ist es
bei Depression der Hippocampus. Ob Angst oder Depression entsteht, hängt vom Maß an
Kontrolle ab, die das Individuum zu haben glaubt.
Nach seiner Auffassung hat die Depression den Zweck, in einer ausweglosen Situation,
Kräfte zu sparen und sich zu erholen, um einen neue Strategie auszuarbeiten. Depression
hat sich im Verlauf der Evolution entwickelt. Bei unseren Vorfahren konnten z.B. nach
Kämpfen in diesem Zustand die Wunden verheilen.
15.3.1 Zufriedenheit und Entspannung
Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch eine verminderte Aktivität des Symphatikus und
einer gesteigerten Aktivität des Parasymphatikus. Ebenso sinken der Adrenalin und
Noradrenalinspiegel.
15.3.2 Stolz
Diese entsteht bei der Wahrnehmung von Kontrolle über die Umwelt und Anerkennung
durch das soziale Umfeld. Der Catecholaminspiegel sinkt, ebenso der Gehalt an
Corticosteroiden. Es kommt aber zu einem Anstieg von Testosteron.
15.4 Archetypen und physiologische Veränderungen
Henry geht wie Jung davon aus, daß Archetypen das Verhalten bestimmen. Sie entstehen
im Verlauf der embryonalen Entwicklung. Sie können nur korrekt entstehen, wenn der
Embryo zu einer bestimmten Zeit in der Schwangerschaft eine bestimmte Menge von
Hormonen bekommt.
Bsp.: Animus/Anima  männliche Rattenembryos, die nicht genügend Testosteron
bekommen, reagieren nicht in angemessener Weise auf gegengeschlechtliche Artgenossen.
 Durch Sexualhormonspielgel ist darüberhinaus die Aggressivität einer Person festgelegt.
 Mutter-Kind-Bindung entsteht aufgrund von Hormonen
127
 Auf Hormone führt er auch die Bereitschaft zur Entwicklung von Phobien gegen
bestimmte Gegenstände und Situationen zurück.
Bsp.: Vorfahren mußten sich vor großen Insekten (Spinnen) schützen, um zu überleben
15.5 Zusammenfassung der Theorie von Henry
Er geht davon aus, daß die 5 Basisemotionen (Ärger, Angst, Niedergeschlagenheit,
Heiterkeit, Zufriedenheit) durch spezifische Aktivität der Nebenniere, des Limbischen
Systems und der Hormone entstehen.
Ähnlich wie Jung geht er von Archetypen aus. Diese sind in Amygdala, Hippocampus
und den Neurotransmittern angelegt sind und stellen die biologische Basis von
Emotionen und deren Ausdrucksverhalten dar.
Bsp.: Sexuelle Vorlieben, Gesichtsausdruck, Phobien, Versorgung der Nachkommen bei
Frauen.
15.6 Die analytische Psychologie von Jung
15.6.1 Die Persönlichkeitsstruktur nach Jung
Nach Jung besteht die Persönlichkeit (=Psyche) aus drei Komponenten.
1. Das Bewußtsein (consciousness)
Menschen können bewußte Informationen durch Denken, Spüren, Fühlen und die Intuition
verarbeiten.
Menschen nutzen diese Verarbeitungsmöglichkeiten unterschiedlich ausgeprägt.
Bsp.: Schüler denkt über Antwort nach, ein Künstler fühlt, was die richtige Antwort ist.
Das ICH entsteht aus den bewußten Wahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken und
Erinnerungen. Es entscheidet darüber, welche Informationen bewußt, wie sie bewertet und
ob sie ins Gedächtnis aufgenommen werden.
2. Das persönliche Unterbewußtsein
Es beinhaltet verdrängte Gedanken und Probleme, unwichtige Informationen (Welche Farbe
hat der Buchdeckel?) und die Komplexe.
Als Komplexe bezeichnet er dabei, daß Lebensereignisse des Menschen, zu für ihn
bedeutsamen Kategorien zusammengefaßt sind.
3. Das kollektive Unterbewußtsein
Jung geht davon aus, daß Menschen ein “Entwurf” angeboren ist, auf eine bestimmte Weise
zu denken, zu handeln und zu fühlen. Es ist bei allen Menschen gleich.
Ob dieser Entwurf in die Realität umgesetzt wird, hängt von den persönlichen Erfahrungen
des Individuums ab. Es ist bei allen Menschen gleich
Bsp.: Die Angst vor Schlagen ist in solch einem Entwurf angelegt. Tatsächliche Angst vor Schlagen
entsteht aber erst, wenn wir min. eine unangenehme Erfahrung mit ihnen gemacht haben.
Die Instinkte
Nach der Auffassung von Jung liefern die Instinkte detaillierte Verhaltenspläne. Sie sind
im Unterbewußtsein als Bilder oder Symbole, genannt Archetypen, gespeichert. Sie sind bei
allen Menschen vorhanden und erblich angelegt.
Bei Freud sind Instinkte “rohe Energie”, die nur Power zur Verfügung stellen, aber keine
Richtung. Erst durch Erfahrung kann man damit umgehen.
Die wichtigsten Archetypen sind:
128
 Persona, sie ist die Urform von Konformität. Im Laufe des Tages zeigen Menschen in
unterschiedlichen Situationen, je nach Bedarf, ein passendes Gesicht.
Da das kollektive Unterbewußtsein bei allen Menschen gleich ist, würden sich alle
Menschen ohne die Persona, entsprechend ihrem Plan, gleich verhalten.
Bsp.: Ein Mann mimt am Arbeitsplatz den Managertyp mit den entsprechenden Verhaltensweisen
und am Abend ist er der Macho.
Persona = Instinkt sein Verhalten zu modifizieren
 Anima / Animus. Damit bezeichnet er das Bild des gegengeschlechtlichen Anteils, der in
jedem Menschen vorhanden ist. Durch die weiblichen Anteile der Anima im Mann werden
dessen männliche Eigenschaften abgeschwächt.
In ihrer Partnerin suchen Männer die Verkörperung ihrer Anima.
 Mit The Shadow bezeichnet er die unzivilisierten animalischen Urtriebe im Menschen, die
von der Persona modifiziert werden. Es ist der Gegensatz zu dem was gezeigt wird.
Die Archetypen sind die Urformen der Instinkte. Sie sind nicht in Form von Bildern, sondern
als Neigung des Menschen angelegt, die Umwelt in einer bestimmten Weise wahrzunehmen
und auf sie emotional und mit dem Verhalten zu reagieren.
15.6.2 Die Dimensionen der Persönlichkeit
1. Haltung
Introvertierte konzentrieren ihre psychische Energie nach innen.
Extrovertierte konzentrieren ihre psychische Energie nach außen und sind an anderen
Menschen und Dingen interessiert.
Die beiden Haltungen sind komplementär und wechseln sich ab. Menschen sind nie völlig
introvertiert oder extrovertiert.
Bsp.: Sekretärin, die immer völlig introvertiert wirkt, läßt am Wochenende in der Disko die Sau raus.
Eysenck hingegen bezieht sich bei Introvertiert / Extrovertiert eher auf das Maß an
Stimulation, das ein Individuum benötigt.
2. Informationsverarbeitung
Menschen können über folgende verschiedene Wege Information aufnehmen:
 Sinneswahrnehmung
 sagt uns, daß etwas vorhanden ist
 Intuition
 sagt uns, wo es herkommt
 Denken
 sagt uns, was es ist
 Fühlen
 sagt uns, ob etwas angenehm ist oder nicht
Diese Informationen können durch Denken oder Fühlen weiterverarbeitet werden.
Analytische und logische Informationsverarbeitungsprozesse sind am Denken beteiligt.
Wohingegen Fühlen nur zwischen dem ICH und dem Objekt stattfindet und lediglich
aussagen kann, ob wir etwas mögen oder nicht, läuft beim Denken ein Vergleich mit in
Kategorien organisierten Gedächtnisinhalten ab, der eine Identifikation möglich macht.
15.6.3 Die Funktionen des Fühlens: Bewertung und die
Entstehung von Emotionen
Fühlen ermöglicht eine ständige Bewertung der aktuellen Situation, in der sich ein
Individuum befindet. Es determiniert, ob etwas als angenehm oder unangenehm und wichtig
oder unwichtig empfunden wird.
Wenn Gefühle sehr intensiv werden, dann löst die psychische Energie physiologische
Reaktionen aus, wodurch Emotionen entstehen können. Je intensiver das Gefühl ist, um so
129
stärker ist die physiologische Reaktion. Im Gegensatz zu James-Lange ist dabei aber die
psychische Energie die Ursache von Emotionen und nicht die körperliche Reaktion.
Emotionen entstehen erst durch die Kombination psychologischer & physiologischer
Reaktionen
Implikationen von Jungs Sichtweise
 Menschen können lernen, ihre Fähigkeit zu Fühlen zu benutzen (bzw. zu denken)
 Gefühle über Gefühle sind möglich (z.B.: Wie fühle ich mich, weil ich verliebt bin?)
 Durch Gefühl wird angepaßtes Verhalten möglich
 Nicht die Gefühle und die daraus entstehenden Emotionen machen den Menschen Probleme, sondern deren
Unfähigkeit, mit ihnen umzugehen
15.6.4 Jungs Methode Gefühle zu messen
Er hat dazu den Wort-Assoziations-Test entwickelt. Dabei werden den Klienten Wörter
vorgegeben. Zu diesen Wörtern sollen die Klienten sagen, was ihnen spontan einfällt. Dieser
Test besteht beinhaltet neutrale Wörter (Tisch, Stuhl), aber auch Wörter mit emotionaler
Konnotation (Tod, ...).
Dabei achtet er auf folgende “diagnostischen Anzeichen”:
 antwortet die Person oder nicht
 antwortet sie oberflächlich
 zeigt sie Nervosität (lachen, stammeln, usw.)
 Hautleitfähigkeit
Aufgrund der Beobachtung, daß Wörter, die einen ähnlichen Bezug haben, die gleichen
Erregungszustände erzeugen, kam er zu der Auffassung, daß Erinnerungen in sog. Cluster
abgespeichert sein müssen.
15.6.5 Versuch einer Bewertung seiner Theorie
1. Neuere neurologische Forschung hat gezeigt, daß es unbewußte Anteile in der
Informationsverarbeitung gibt (z.B.: Steuerung des Herzschlags)
2. Die unterschiedlichen Anteile von Emotionen werden in unterschiedlichen Teilen des
Gehirns verarbeitet und ausgelöst.
3. Es existiert kein Beweis für die Archetypen
4. Lerntheoretiker unterstreichen ebenfalls die Bedeutung von Gefühlen bei kognitiven
Prozessen
5. In den Modell vom Neuronalen Netzwerk wird die Idee, daß Wörter mit semantischer
Ähnlichkeit benachbart eingelagert werden, aufgegriffen.
16
Emotionalität und Beziehungen
16.1 Beziehungstheorien
1. Soziale Austauschtheorie
Untersuchungen haben gezeigt, daß Menschen die mögen, die sie belohnen oder die
anwesend sind, wenn eine Belohnung erfolgt.
Die Soziale Austauschtheorie ist eine Weiterentwicklung der Verstärkungstheorien
Grundannahme:
Jeder versucht seinen Nutzen zu maximieren und die Kosten zu
minimieren und wird von einer Beziehung angezogen, wenn sie
ihm diese Möglichkeit bietet
Kosten
Nutzen
130
Monogamie
Nachgiebigkeit
eingeschränkte Freiheit
Selbstwertschätzung steigt
Vorhersagbarkeit des Kontakts
Sex
Wann bleiben Menschen nach dieser Theorie in einer Beziehung?
( Siehe Anhang A oben)
 Wenn der Gewinn im Laufe der Beziehung steigt
 Comparison-Level: Ob jemand in einer Beziehung bleibt ist auch abhängig von den
Erwartungen, die diese Person an die Beziehung stellt. So kann eine Person mit einem
niedrigen Erwartungslevel mit einer Beziehung zufrieden sein, die jemand anderes bereits
beendet hätte
 Wenn der Gewinn aus der Beziehung größer ist als der aus früheren oder als Alternative
zur Verfügung stehender Beziehungen ( Das Angebot bestimmt also auch die Zufriedenheit)
ABER:
Wenn die Bindung sehr eng ist, dann werden Alternativen auf dem Beziehungsmarkt
weniger wahrgenommen.
 Menschen bleiben auch oft deshalb in einer Beziehung, um ihren Einsatz (Investment) zu
retten. Im Falle der Trennung wäre alles, was in die Beziehung investiert worden ist,
verloren.
2. Equity-Theorie
Diese Theorie berücksichtigt, daß Menschen in Beziehungen und Gruppen nach
Ergebnissen streben, die ihrem eigenen Beitrag proportional sind.
D.h. der der viel investiert, will auch viel bekommen / der der wenig investiert entsprechend
Dabei ist die Akzeptanz zu viel zu erhalten größer als für zu wenig.
Beiträge eines Partners sind dabei:
dessen Attraktivität
Arbeiten
freundliches Verhalten
Begabung
Beim Vorliegen von Unausgewogenheit (inequity) entsteht Unzufriedenheit, und die
Wahrscheinlichkeit des Verlassens der Beziehung wächst.
Nachweis: In Befragung an amerik. Paaren hat sich ergeben, daß die, die Verteilung der Ergebnisse als gerecht ansehen, am
zufriedensten sind. An zweiter Stelle kamen die, die glaubten mehr zu profitieren. An dritter Stelle schließlich die, die glaubten
weniger zu profitieren als der Partner.
3. Kognitive Theorien
Am einflußreichsten ist dabei die Attributionstheorie  siehe Anhang A unten
Glückliche Paare attribuieren:
Positives am Partner
internal / stabil / global
Negatives / Fehler
external / instabil / spezifisch
dadurch wird positives maximiert und negatives minimiert
Unglückliche Paare attribuieren:
Positives am Partner
external / instabil / spezifisch
Negatives / Fehler
internal / stabil / global
(negatives: er ist halt immer so, es ist ein Persönlichkeitsmerkmal von ihm und übertragen
diese Einschätzung auf alle Bereiche)
131
 durch diese Art der Attribution werden unglücklich Paare immer unglücklicher, bis es zur
Trennung kommt
 diese Verzerrung der Wahrnehmung gilt es wahrzunehmen und gegenzusteuern
16.2 Bildung von Liebesbeziehungen
16.2.1 Kennenlernen
 Die physische Attraktivität korreliert mit den Datings und beeinflußt die Auswahl von
Freunden. Sie dient als erster Filter beim Kennenlernen, es findet sich aber auch bei
schon lange verheirateten Paaren eine hohe Korrelation der Attraktivität.
Nachweis: Untersuchung bei Collegestudenten: Sollten Partner, den sie neu kennengelernt hatten in Bezug auf die
physische Attraktivität beurteilen. Paare, die sich gegenseitig als attraktiv eingeschätzt hatten, verabredeten sich später
auch häufiger und hatten eine längere Beziehung miteinander.
 Räumliche Nähe und Häufigkeit der Interaktion beeinflussen die Wahl von Freunden
 Gleich und Gleich gesellt sich gern
Bei Freundschaften und Liebe bevorzugen Menschen andere mit ähnlichen Einstellungen,
Meinungen, Werten, Interessen, Alter und sozialer Schicht
 nonverbale Signale (freundlich lächeln), hilfsbereit sein fördern Sympathieempfindung
 Menschen, die uns mögen, sind auch uns sympathischer
 Gesellschaftliche Konventionen (Mann muß dominant sein; Sympathie auch bei
Ungleichheit)
16.2.2 Beziehungsaufbau und -intensivierung
1. Beziehungsaufbau durch soziale Enthüllung
( Siehe Anhang A unten)
Selbstenthüllung ist eine notwendige Voraussetzung für die Intensivierung einer Beziehung.
Die Inhalte der Unterhaltungen verändern sich, da Menschen dann zunehmend mehr über
intime Dinge sprechen. Die Selbstenthüllung impliziert die Bereitschaft, ein Risiko
einzugehen und ist Ausdruck von Vertrauen in den anderen. Sie erfolgt strategisch,
schrittweise und immer reziprok.
2. Beziehungsaufbau nach der Theorie vom sozialen Austausch
( Siehe Anhang A oben)
16.2.3 Einflüsse aus der Kindheit auf spätere Beziehungen
Die Mutter-Kind-Bindung ist der leidenschaftlichen Liebe sehr ähnlich
Kinder sind schon im Alter von 3 ½ Jahren in der Lage, leidenschaftliche Liebe zu
empfinden. (Nachgewiesen über kindgerechten Fragebogen)
 Kinder, die nur sehr inkonsistent Liebe und Zuwendung, besonders vom
gegengeschlechtlichen Elternteil, erfahren haben, sind besonders anfällig für
leidenschaftliche Liebe.
Ihre Beziehungen sind gekennzeichnet von emotionaler Abhängigkeit und Verlustangst,
Eifersucht und Depression nach der Trennung
132
16.2.4 Anatomie der Liebe
Das Lustzentrum liegt im Limbischen System und hat ausgeprägte Verbindungen zu den
anderen Hirnbereichen.
Sexualverhalten wird gesteuert von der Suche nach Stimulation durch die
Belohnungszentren und der Vermeidung von Bestrafung durch die Vermeidungszentren.
Die Belohnungszentren sprechen auf Endorphine an, die von Neuronen im Gehirn
ausgeschüttet werden.
Kognitive Faktoren haben nachhaltigen Einfluß auf das Verlangen nach Sex; diese kommen
durch die Verbindung zwischen Lustzentrum und Cortex zustande.
Neurochemische Korrelate von Liebe und Lust
 Das Hochgefühl, das mit leidenschaftlicher Liebe verbunden ist, entsteht durch
amphetaminähnliche Substanzen. Die Leidenschaft läßt mit der Zeit nach, weil es zu
einer Habituation an den Level dieser Substanz kommt
 Der Zusammenbruch nach der Trennung ist auf den Entzug von diesen Substanzen
zurückzuführen und kann durch Monoaminooxidase-Hemmer abgeschwächt werden.
 Der Wechsel zwischen Hochgefühl und Niedergeschlagenheit, der bei Beziehungen
auftritt, ist auf Veränderungen der Konzentration von chemischen Substanzen
zurückzuführen. Ebenso Empfindungen wie Bedeutungsfülle (LSD-ähnlicher Stoff) und
Entspannung (ähnlich Dope)
16.2.5 Erregungstransfer
Anziehung
Auch bei Leidenschaft und der
Erregungstransfer eine wichtige Rolle.
bei
Zwischenmenschlicher
Zwischenmenschlichen
Anziehung
spielt
der
Untersuchung:
D:
Männern wurden Pornobilder / neurtrale Bilder gezeigt. Danach sollten sie die
Attraktivität von schönen / häßlichen Frauen raten
E:
Die sexuelle Erregung der Männer wurde übertragen auf die Bilder und
intensivierte deren Rating.
d.h.
häßliche Frauen wurden im erregten Zustand noch unattraktiver eingeschätzt
Negative Emotionen können sexuelles Verlangen verstärken. So wurden männlichen
Vpn in einer Untersuchung E-Schocks angedroht, wobei eine Frau im Raum war. Danach
sollte diese Frau von den Männern in Bezug auf Sexappeal und Attraktivität geratet werden.
 Männer, bei denen Angst induziert worden war, fanden die Frau wesentlich sexier.
Die gleichen Effekte konnten für neutrale Erregung nachgewiesen werden, wie sie z.B.
durch sportliche Betätigung erzeugt wird (Fahrradfahren)
16.3 Arten der Liebe
16.3.1 Unterscheidung Liebe und Sympathie
 Kognitiv (Beschäftigung mit der Person / Idealisierung des Partners / Verlangen, sich in
den Partner versetzen zu können)
 Emotional (sexuelle Anziehung, physiologische Erregung, Wunsch nach Nähe &
Gegenseitigkeit)
 Verhalten (physische Nähe suchen, helfen)
133
16.3.2 Triangel der Liebesarten nach Sternberg
( Siehe Anhang A oben)
In den Ecken befinden sich die 3 Komponenten, aus denen Liebesbeziehungen bestehen.
In der Mitte steht die vollständigste und ausgeglichenste Form der Liebe. Den
Liebensbeziehungen, die an den Seiten des Dreiecks stehen fehlt jeweils eine der
Komponenten.
16.3.3 Leidenschaftliche und Kameradschaftliche Liebe
 Leidenschaftliche Liebe ist gekennzeichnet durch ein extrem starkes Verlangen, mit dem
anderen zusammen zu sein und ist mit starkem Arousal verbunden
 Kameradschaftliche Liebe ist hauptsächlich gekennzeichnet durch das Gefühl von
Vertrauen und Vertrautheit
Die LL. ist weniger beständig als die KL. Die LL. geht oft in KL. über.
16.4 Konflikte in Beziehungen
16.4.1 Soziale Macht
Soziale Macht ist die Fähigkeit den anderen zu kontrollieren und zu beeinflussen.
In Beziehungen ergibt sich soziale Macht aus:
 Je wichtiger einem der Partner die Beziehung ist, um so weniger soziale Macht kann er
auf den anderen ausüben
 Der Partner, der mehr Alternativen hat, hat die höhere soziale Macht, weil er schneller
wieder eine andere Beziehung findet (z.B. mehr Leute kennen, attraktiver sein)
 Männer üben soziale Macht direkt aus, Frauen eher auf eine subtile Weise
Zufriedener sind Beziehungen, wenn jeder Partner Gebiete hat, auf denen er dominieren
kann. Von Frauen wird Dominanz des Mannes oft aufgrund von gesellschaftlichen
Konventionen und der Erziehung akzeptiert.
16.4.2 Eifersucht
Eifersucht ist die Reaktion auf eine vermeintliche Bedrohung des “Eigentums”. Sie
kann bereits entstehen, wenn noch keine Beziehung existiert.
Modell nach White
1. Primary appraisal
“Die Bedrohung wird empfunden”
Menschen mit geringem Selbstwertgefühl oder Menschen in ungleichen Beziehungen
sind besonders anfällig für Eifersucht
2. Secondary appraisal
gesucht
3. Emotionale Reaktion
4. Coping-Verhalten
Situation wird untersucht, es wird nach einer Strategie
 sich selbst die Schuld geben
 dem 3. die Schuld geben
 den Partner entschuldigen
134
16.4.3 Warum verletzen sie Paare?
 Je länger und enger die Beziehung ist, um so mehr steigen die Erwartungen, allerdings
wird kein Gewinnzuwachs mehr erzielt. Weil:
 man sich nicht mehr bemüht, sich von seiner besten Seite zu zeigen
 Kränkungen wirken vom Partner stärker als von anderen / Komplimente werden als
selbstverständlich angesehen
 Komplimente wirken von anderen stärker, weil man sich deren Sympathie noch
nicht sicher ist
 negativer Affekt / Reziprozität
 auf Negatives mit Negativem reagiert und es kommt zur Überbewertung, wobei positives
einfach übersehen wird

1.
2.
3.
Nachfrage-Rückzugs-Interaktion
Initiierung (einer versucht ein Gespräch anzufangen)
Interaktion (der andere will nicht)
Kritik wird geäußert  der andere zieht sich noch weiter zurück, der andere nörgelt und
verletzt noch mehr
 vgl. Art der Attribuierung bei unglücklichen Paaren
16.4.4 Ende einer Beziehung
Konflikte führen zur Trennung oder zur Intensivierung der Beziehung
 Bei höher Abhängigkeit eines Partners oder starker Aufgabenverteilung leidet dieser bei
der Trennung stärker. Er ist zunächst nicht in der Lage sein Leben selbst zu regeln (das
hat immer er gemacht, das kann ich nicht)
 Trennungschmerz ist geringer, wenn die Trennung voraussehbar war und Alternativen
(Freunde) geschaffen werden konnten / Zeit für mentale Vorbereitung war
 ebenfalls geringer bei geringem Wert der Beziehung oder einer verfügbaren vermeintlich
besseren Alternative
16.5 Positive Auswirkungen von Beziehungen





Menschen in festen Bindungen sind glücklicher und zufriedener
Eigenes Selbstwertgefühl steigt durch einen attraktiven Partner
Regelmäßige Befriedigung des Bedürfnisses nach Liebe und Zärtlichkeit
Soziale Unterstützung
Paare haben gesündere Form der Lebensführung (essen regelmäßiger / rauchen und
trinken weniger)
 Streß kann in Beziehung aufgefangen werden
135
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