Professor Dr - Technische Hochschule Nürnberg

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Professor Dr. Gerhard Riemann
Sommersemester 2008, Modul 3.3
Dienstag, 17.30 – 19.00 Uhr, Raum 402
Beginn: 1.4.2008; der 18.3. ist ein Studientag, der Termin am 25.3. fällt in die Osterferien.
Praxis-Theorie-Transfer
10 Leistungspunkte, Workload 300 (Präsenz 22, Eigenleistung 278), Prüfungs-Studienarbeit
Das Modul ist für diejenigen Studierenden gedacht, die aus ihrem Praktikum an die
Hochschule zurückkehren und noch einmal eine Brücke zur Praxis schlagen sollen – und
zwar in Form eines studentischen Praxisforschungsprojekts. Bisher hat es solche Seminare
an der Fakultät noch nicht gegeben, d. h. es gibt keine Sicherheit stiftenden Traditionen, auf
die wir zurückgreifen können. Aber das ist ja nicht nur schlecht, weil wir experimentieren und
herausfinden können, was „passt“ – vor allem für die Studierenden, aber auch kooperierende
Praxiseinrichtungen. Wir werden uns daher am Anfang ausreichend Zeit nehmen, damit
Teilnehmer/innen ihre Praktikumserfahrungen zur Sprache bringen und gemeinsam mit mir
als Seminarleiter entdecken können, (a) welche Fragen sie im Rahmen eines möglichen
Praxisforschungsprojekts verfolgen möchten, (b) welche Forschungsverfahren sich dafür
anbieten und (c) wie sie ihre Feldforschung organisieren und welcher Zeitablauf dafür
sinnvoll ist. Es gibt insofern eine Einschränkung, als ich aufgrund meiner bisherigen Arbeit
mit
Studierenden
der
Sozialen
Arbeit
prozessanalytische
bzw.
qualitative
Forschungsprojekte begleiten kann – im Unterschied zu verteilungstheoretischen bzw.
quantitativen. (Es gibt andere Kolleginnen und Kollegen an der Fakultät, die das sehr viel
besser können als ich und die entsprechenden Verfahren vermitteln.) Aber in dem
Gesamtspektrum der qualitativen Sozialforschung gibt es sehr verschiedenartige Ansätze,
die sich anbieten, um unterschiedliche Fragestellungen zu verfolgen, und mit denen man
sich im „learning by doing“ vertraut machen kann. – Ich gehe davon aus, dass die
Teilnehmer/innen ihre Praktikumserfahrungen in unterschiedlichen Feldern der Sozialen
Arbeit gesammelt haben.
Damit sich die Teilnehmer/innen ein Bild davon machen können, was ich „mitbringe“1, habe
ich einen Text angehängt, in dem ich über einen Teil meiner Arbeit mit Bamberger
Studierenden nachgedacht habe. Ich empfehle denjenigen Studierenden, die an dem
Seminar zum „Praxis-Theorie-Transfer“ teilnehmen möchten, sich mit diesem Aufsatz
während der Studientage oder zumindest vor dem ersten Seminartermin (am 1.4.) vertraut
zu machen.2 Die Idee ist, dass sie sich dadurch anregen lassen, darüber nachzudenken, was
sie mit Blick auf die sozialarbeiterische Praxis oder Problemgegenstände der Praxis
herausfinden möchten. Es kann sich um etwas handeln, was sie in ihrem Praktikum
kennengelernt haben, aber das muss nicht in jedem Fall so sein. Möglicherweise sind
einzelne TeilnehmerInnen auch an meinem AfW-Seminar „Einführung in die
Biographieanalyse“ interessiert (Modul 4.4), das mittwochs von 9.45 bis 11.15 Uhr stattfindet.
Der Besuch dieses Seminars bietet sich z. B. dann an, wenn man selbst daran interessiert,
einen vertieften verstehenden Zugang zur Lebensgeschichte von Klientinnen und Klienten zu
erhalten.
1
Im Zuge der Auflösung des Fachbereichs Soziale Arbeit an der Universität Bamberg wechselte ich
zum Wintersemester 2007/2008 an die Fakultät Sozialwissenschaften der Georg-Simon-OhmHochschule Nürnberg, ich nehme zur Zeit aber auch noch Lehrverpflichtungen in Bamberg wahr.
2 Eine weitere Lektüreempfehlung: Völter, Bettina (2008). Verstehende Soziale Arbeit. Zum Nutzen
qualitativer Methoden für professionelle Praxis, Reflexion und Forschung [58 Absätze]. Forum
Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(1), Art. 56, http://www.qualitativeresearch.net/fqs-texte/1-08/08-1-56-d.htm. (6.3.2008)
Erschienen in: Andreas Hanses, Hrsg., Biographie und Soziale Arbeit. Baltmannsweiler: Schneider
Verlag Hohengehren, 2004, S. 190-208
Gerhard Riemann
Die Befremdung der eigenen Praxis3
1
Vorbemerkungen
Im Folgenden geht es mir darum, einen Teil meiner Arbeit mit Studierenden des
Sozialen Arbeit an der Universität Bamberg sichtbar zu machen, der sich als Versuch
verstehen lässt, sie anzuregen und dabei zu begleiten, ihre eigene Praxis
(insbesondere im Kontext von studienbegleitenden Praktika oder integrierten
Berufspraktika) und die von Professionellen, mit denen sie in Berührung kommen, mit
einem fremden – ethnographischen - Blick zu betrachten. Ein solches Lehr- und
Lernarrangement trägt dazu bei, dass (1) angehende Professionelle
sozialwissenschaftlich-fallanalytische Kompetenzen erwerben, die für ihre spätere
berufliche Tätigkeit grundlegend sind, (2) sich selbstkritische professionelle Diskurse
über die eigene Praxis und das, was daran problematisch sein kann, entwickeln und
(3) unprätentiöse (studentische) Beiträge zur empirischen Erkundung professioneller
Handlungsfelder im Stil einer Grounded Theory (Glaser und Strauss 1967)
entstehen. Ich orientiere mich dabei an der Vorstellung von einer Sozialforschung
von unten und in eigener Sache. Auch wenn ich mich hier ausschließlich auf die
Soziale Arbeit beziehe, lässt sich vieles auf andere professionelle Ausbildungs- und
Handlungsfelder übertragen.
Bei der Entscheidung für die Überschrift zu meinem Artikel ließ ich mich von dem
Titel eines Sammelbands anregen, der von Stefan Hirschauer und Klaus Amann
(1997) herausgegeben wurde. Sie verwenden, um ethnographisches Arbeiten in der
Soziologie zu kennzeichnen, die Formulierung „Die Befremdung der eigenen Kultur“.
Auch wenn es bei ihnen um die „Befremdung“ von etwas Eigenem – d. h. zur
eigenen Gesellschaft Gehörendem - geht, ist hier noch immer eine klare Trennung
von soziologischem Feldforscher und seinem Forschungsgegenstand mitgedacht –
seien es „spezialsprachliche Expertengemeinschaften und Subkulturen“ oder
„allgemein zugängliche Bereiche der Alltagserfahrung, z. B. städtische
Öffentlichkeiten“, die „unter der Prämisse des zu entdeckenden Unbekannten“
betrachtet werden (Hirschauer und Amann 1997a, S. 12). Eine solche Trennung
verschwimmt, wenn die Untersuchung der eigenen Praxis und des entsprechenden
professionellen Handlungsfeldes und in diesem Zusammenhang die Rekonstruktion
und Reflexion des eigenen Kompetenzerwerbs ins Zentrum der Aufmerksamkeit
rücken. Die (angehende) Sozialarbeiterin wird selbst zur Ethnographin und zur
Sozialforscherin in eigener Sache, zumindest ist dies das Ziel.
Den Begriff der „Ethnographie“ verwende ich im Folgenden nicht, wie dies häufig
geschieht, im Sinn einer bestimmten Methode, sondern um eine systematische
Fremdheitshaltung gegenüber der sozialen Realität zu kennzeichnen, „die gleichwohl
auf Verstehen abzielt“: „eine metatheoretische und metamethodische Haltung, die
3
Ich danke Thomas Reim und Fritz Schütze für ihre Anmerkungen zu einer ersten Fassung dieses
Aufsatzes.
eine prinzipielle Phänomenoffenheit und eine verfremdende Perspektive auf die zu
erkundenden Phänomene impliziert. Sie muss sowohl Tendenzen zur Einvernahme
(Nostrifizierung) als auch solche zur verdinglichenden Fremdmachung abwehren. Die
ethnographische Sichtweise kann durch alle Verfahrensweisen der interpretativqualitativen Sozialforschung realisiert werden“ (Schütze 1994, S. 189f).4
Meine Vorgehensweise ist sowohl beeinflusst von meiner langjährigen
Zusammenarbeit mit Fritz Schütze, insbesondere am Fachbereich Sozialwesen der
Universität Kassel5, als auch von den Arbeitsuntersuchungen von Anselm Strauss
und seinen Mitarbeiterinnen, die immer stark von der Reflexion eigener Arbeits-, aber
auch Krankheitserfahrungen geprägt waren (Strauss und Glaser 1970, Strauss et al.
1985, S. 294f.) – in seiner Sprache: „experiential data“ (Strauss 1987, S. 10 – 13).6
Strauss´ wichtigste Forschungsmitarbeiterinnen waren in seinen letzten
Lebensjahrzehnten in erster Linie berufserfahrene und soziologisch ausgebildete
Krankenschwestern.
Bevor ich näher auf das Lehr- und Lernarrangement eingehe, auf das ich mich
eingangs bezogen habe, möchte ich, um den Sinn einer solchen
forschungsbezogenen Ausbildung in der Sozialen Arbeit zu plausibilisieren, mit einer
Beobachtung aus einer eigenen Untersuchung beginnen und anschließend ein paar
grundsätzliche Anmerkungen zum Stellenwert sozialwissenschaftlicher Fallanalysen
in der Sozialen Arbeit machen.
2
Das (Miss-)Verstehen einer Erzählung
Ich beginne mit einer Beobachtung aus einem arbeits-, biographie- und
interaktionsanalytischen Forschungsprojekt, das ich zur sozialpädagogischen
Familienberatung durchgeführt habe (Riemann 2000) und das in der Tradition der
Arbeits- und Professionsstudien von Everett Hughes (1984) und Anselm Strauss
(Strauss et al. 1985) steht, also in der Tradition des Chicagoer Interaktionismus.
Es geht um ein Gespräch7 zwischen einem Sozialarbeiter und einem männlichen
Klienten (in der Anfangsphase eines längeren Arbeitsprozesses). Der Sozialarbeiter
4
Eine weite Verwendung des Ethnographiebegriffs findet sich auch in neueren Handbüchern
(Atkinson et al., Hrsg., 2001) und programmatischen Erklärungen. Vgl. etwa Willis und Trondman
(2000, S. 5): „What is ethnography for us? Most importantly it is a family of methods involving direct
and sustained social contact with agents, and of richly writing up the encounter, respecting, recording,
representing at least partly in its own terms, the irreducibility of human experience. Ethnography is the
disciplined and deliberate witness-cum-recording of human events.” (kursiv im Original, G.R.)
5 Schütze hatte im Jahr 1994 einen längeren Artikel zur ethnographischen Perspektive in der Sozialen
Arbeit verfasst (vgl. insbesondere Schütze 1994, S. 265-280), der für meine im Folgenden dargestellte
Ausbildungspraxis wichtig wurde.
6 Ich sehe ebenfalls Anknüpfungspunkte bei den von Harold Garfinkel angeregten „studies of work“
(Sharrock und Anderson 1986), für deren Durchführung von ihm die Beherrschung der
entsprechenden praktischen Kompetenzen als „unique adequacy requirement“ postuliert wird – eine
Forderung, die mir zu scharf erscheint, zumal gerade die Schwellensituation der „Praxisnovizin“, der
die Praxisroutinen noch nicht „in Fleisch und Blut übergegangen“ sind, für die Entdeckung von Neuem
besonders fruchtbar ist. Das, was gegenwärtig unter dem Konzept der „Autoethnographie“ verstanden
und diskutiert wird, ist in diesem Zusammenhang aufgrund der Tendenz zur „Selbstabsorption“ der
Feldforscher / Autoren nicht so hilfreich. Hinweise auf diese Variante ethnographischen Schreibens
finden sich bei Emerson et al. (2001, S. 361)), Murphy (2001, S. 345) und Reed-Danahay (2001, S.
407).
7 Die Ausführungen zu diesem Beispiel habe ich teilweise übernommen aus Riemann (2000, S. 321f.).
bittet seinen Gesprächspartner, ihm einfach seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Der Klient beginnt mit seiner Erzählung, er ist außerordentlich motiviert, seine
Geschichte zu rekapitulieren, und überlässt sich seinem Erinnerungsstrom. Es
entsteht eine detaillierte und facettenreiche Stegreiferzählung, und der
Sozialarbeiter, der ein sehr freundlicher Mann und ein erfahrener Professioneller ist,
hört gut zu und ist sehr sparsam mit seinen Nachfragen, so das der Erzählfaden - die
Orientierung an der eigenen autobiographischen Erfahrungsaufschichtung; oder
weniger technisch formuliert: wie so eins zum anderen gekommen ist in der eigenen
Lebensgeschichte - nicht unterbrochen wird. Aber zugleich ist für einen
aufmerksamen Beobachter - und das war ich in dieser Situation - an einigen
Reaktionen des Professionellen erkennbar, dass ihn irgendetwas an der Darstellung
irritiert, und was das ist, wird deutlich, als der Klient gegangen ist und der
Sozialarbeiter mir seine Eindrücke von dieser Sitzung und seine Einschätzungen von
dem Klienten mitteilt: Er habe die Erzählung als diffus und ungeordnet erlebt, es
habe ihn außerordentlich gestört, wie sein Gesprächspartner ständig gesprungen sei.
Und diese Gesprächseindrücke verbindet er dann recht schnell mit leicht
abschätzigen diagnostischen Typisierungen des Klienten überhaupt.
Der Sozialarbeiter hat erst einmal etwas getan, was gute Professionelle tun sollten,
was aber längst nicht selbstverständlich ist - er hat eine Situation herbeigeführt, in
der sein Interaktionspartner frei von sich erzählen konnte, er hat ihm zugehört und
sich bemüht, ihn zu verstehen. Aber zugleich ist bei diesem Verstehensprozess
etwas missglückt. Wenn man etwas anders hingehört hätte - und dieses “Etwas
anders Hinhören” lässt sich einüben - , hätte man entdeckt, dass die Erzählung in der
Tat kompliziert war, aber nicht ungeordnet, und dass das, was erst einmal Mühe
beim Zuhören bereitete, eine wichtige Ressource hätte sein können, um ein tieferes
Verständnis
für
schwierige
lebensgeschichtliche
Erfahrungen
des
Interaktionspartners zu entwickeln - und auch für seine Probleme mit ihrer
nachträglichen Verarbeitung. Das vermeintlich Diffuse waren die Anstrengungen des
Erzählers, seine Darstellung an den Stellen zu korrigieren, an denen er merkte, dass
er etwas ganz Wichtiges ausgelassen hatte, das unbedingt nachgetragen werden
musste – man spricht von „Hintergrundskonstruktionen“, durch die die Erzähllinie
zeitweilig unterbrochen wird (vgl. Schütze 1987, S. 207-235); und manchmal werden
auch solche korrigierenden Einschübe selbst noch einmal unterbrochen, wenn ein
Erzähler erneut auf Stellen mangelnder Plausibilität stößt – man spricht hier von
“doppelt eingebetteten Hintergrundskonstruktionen”. Das sind jetzt keine
erzählanalytischen oder soziolinguistischen Spitzfindigkeiten, die bloß für eine
akademische Betrachtung von Texten interessant wären. Die eingehende und
vergleichende Auseinandersetzung mit Stegreiferzählungen hat immer wieder
deutlich werden lassen, dass solche Hintergrundskonstruktionen häufig auf ganz
schwierige - turbulente, undurchschaute, traumatische oder mit Scham- bzw.
Schuldverstrickungen verbundene - Erfahrungen verweisen, deren narrative
Rekapitulation erst einmal schwierig ist; in der Erinnerung sträubt sich etwas
dagegen, und dann kommen solche Erfahrungen aufgrund der Zugzwänge des
Erzählens doch noch zur Sprache (Schütze 1987, S. 207-235; Riemann 2000, S.
57f., S. 230f., S. 272; Riemann 2002, S. 181-190). So etwas herauszuhören ist für
Professionelle in ihrer praktischen Arbeit nicht unwichtig. Ihre Tätigkeit ist riskant, sie
können Schaden anrichten, wenn sie nicht richtig hinhören und dann schnell mit
stigmatisierenden Zuschreibungen bei der Hand sind.
3
Zum Stellenwert sozialwissenschaftlicher Fallanalysen in der Sozialarbeitsausbildung
Ich bin zu Beginn meiner Ausführungen auf ein Beispiel aus der Praxis eingegangen,
um zu illustrieren, dass ein wichtiger Teil der Arbeit von Sozialarbeitern aus
Fallanalysen besteht. Damit wird keine schlichte Gleichsetzung von Fallanalysen in
der professionellen Praxis und Fallanalysen in der Sinnwelt der Wissenschaft
vorgenommen, die von praktischem Handlungs- und Entscheidungsdruck entlastet
sind, aber es handelt sich auf jeden Fall um komplexe Prozesse der
Erkenntnisbildung und der eigenen Verstrickung in das Geschehen, die sich nicht auf
die bloße Anwendung von Orientierungswissen reduzieren lassen, wie dies bisweilen
geschieht.8 Wenn der hier vorgestellte Sozialarbeiter seinem Klienten, den er
aufgefordert hat, von sich zu erzählen, zuhört und fortlaufend und nachträglich seine
Schlüsse zieht, dann ist das eine Fallanalyse – unabhängig davon, was dabei schief
geht. Es entsteht die Frage, wie man Kompetenzen zu solchen praktischen
Fallanalysen erwerben kann und dabei lernt, sich gewissermaßen selbstkritisch über
die Schulter zu schauen, was die eigene Handlungsbeteiligung und die potentielle
Folgenhaftigkeit der eigenen Analysearbeit betrifft.
Wichtig ist jetzt der Gesichtspunkt, dass die explizite Einsozialisation in Verfahren der
sozialwissenschaftliche Fallanalyse in der professionellen Ausbildung - und die
sequentielle
Analyse
von
Transkriptionen
autobiographischer
oder
interaktionsgeschichtlicher Stegreiferzählungen gehört dazu, ist aber nur eine von
mehreren Möglichkeiten - ein wichtiges Fundament für die eigene spätere praktischprofessionelle und auf Abkürzungspraktiken (Schütze 1994, S. 280–287) basierende
Fallanalyse sein kann, die sich notwendigerweise unter einem großen Zeit- und
Handlungsdruck vollzieht. Sowohl in der sozialarbeiterischen Praxis (als einer Form
von professioneller Arbeit überhaupt) als auch in der interpretativen Sozialforschung
geht es - allgemein gesprochen - um die rekonstruktive Analyse individueller und
kollektiver Einzelfälle. Dabei spielt es eine besondere Rolle, einen verstehenden
Zugang zu Erscheinungen zu gewinnen, die oft - gemessen an vorherrschenden
Normalitätsvorstellungen - als fremdartig, unverständlich oder moralisch anstößig
bewertet und stigmatisiert werden. Professionelle in der Sozialen Arbeit haben einen
besonderen Zugang zu Leidenserfahrungen und Milieus, die der großen Mehrheit der
Bevölkerung verschlossen bleiben, insofern gibt es viele Berührungspunkte zu dem,
8
Vor kurzem hörte ich den Vortrag eines Erziehungswissenschaftlers, der sozialwissenschaftliche und
berufspraktische Fallanalysen dadurch von einander abgrenzte, dass die ersteren eben mehr seien
als die Anwendung von Orientierungswissen. Ein ähnlich verkürztes Verständnis der hier relevanten
Erkenntnisprozesse – eine Art subsumptionslogische Vereinseitigung – findet sich auch in der (in der
Sozialen Arbeit) weitverbreiteten Formulierung, dass „eine Theorie auf Fälle anzuwenden“ sei – etwa
im Rahmen von Instruktions- und Prüfungssituationen, in denen Studierende als angehende
Professionelle ihre Fachlichkeit unter Beweis zu stellen haben. Was in solchen Situationen „Fälle“
sind, ist oft ungeklärt und höchst uneindeutig. Vor allem in den USA, in Großbritannien und in anderen
englischsprachigen Ländern hat das von Donald Schön (1983, 1987) unter dem Einfluss von Dewey
vorgeschlagene Konzept des „reflective practitioner“ dazu beigetragen, dass in ganz unterschiedlichen
professionellen Ausbildungen – vor allem in der Sozialen Arbeit und im Pflegewesen - ein solches topdown-Modell der bloßen Applikation höherprädikativer Theoriebestände auf die Niederungen der
Praxis zunehmend in Zweifel gezogen wurde und sich stattdessen das Augenmerk sowohl auf das
„implizite Wissen“ (Polanyi 1985) und die intuitive Kunstfertigkeit als auch die Theoriebildung in der
Praxis selbst richtete (vgl. seine Konzepte des „reflecting-in-action“ and „reflecting-on-action“). Vgl.
auch Taylor und White (2000, S. 180-201) zu einer Gegenüberstellung von „evidence-based practice“
und „reflective practice“ und zur Kritik an manchen Verkürzungen im Schrifttum über „reflective
practice“, in dem der Reflexionsprozess ihres Erachtens nicht weit genug getrieben wird.
was ethnographisch orientierte Sozialwissenschaftler tun, u.a. solche, die - wie die
Soziologen und Soziologiestudenten in Chicago in den zwanziger und dreißiger
Jahren - die unterschiedlichen sozialen Welten ihrer eigenen Stadtgesellschaft zum
Untersuchungsgegenstand gemacht haben. Es geht aber nicht nur um die
Annäherung an das Fremde, sondern auch um einen verfremdenden Blick auf das
vermeintlich Vertraute, um sich davor zu schützen, es zu schnell unter die vertrauten
Kategorien zu subsumieren, es zu „nostrifizieren“ (Stagl 1981) und damit zu
beherrschen. Wenn sich angehende oder schon im Beruf stehende
Sozialarbeiter/innen mit unterschiedlichen Ansätzen und Verfahren vertraut machen,
die sich im Gesamtspektrum der qualitativen oder interpretativen Sozialforschung
entwickelt haben, und ggf. zur Durchführung eigener Studien angeregt und dabei
begleitet werden, dann erwerben sie Kompetenzen, die für ihre praktische Arbeit mit
Klienten hilfreich sind - und die auch hilfreich sind für die Entwicklung einer
selbstbewussten Haltung gegenüber Angehörigen “stolzer” Professionen (Hughes
(1984b)). Ich denke dabei an Ansätze wie die sozialwissenschaftliche
Biographieanalyse, die sich vor allem auf der Basis autobiographisch-narrativer
Interviews entwickelt hat, an die Interaktionsanalyse, an Analysen langfristiger
Arbeitsabläufe und Professionellen-Klientenbeziehungen, an die Erkundung sozialer
Welten (Strauss 1978) und Milieus und an die selbstreflexive ethnographische
Untersuchung der eigenen Praxis. Auf diese letztere Variante – und auf das
entsprechende Lehr- und Lernarrangement, das ich eingangs angedeutet hatte –
konzentriere ich mich im Folgenden.
4
Erfahrungen mit einem Lehr- und Lernarrangement zur „Befremdung“
der eigenen Praxis
Eine Vorbemerkung: Um studentische Forschung, um die es hier geht, anzuregen
und zu ermöglichen, ist es zum einen wichtig, dass die Studierenden die Möglichkeit
haben, intensive und ausgedehnte Erfahrungen in professionellen Handlungsfeldern
zu sammeln und diese Erfahrungen in die Hochschule (ob Fachhochschule oder
Universität) - in welcher Form auch immer - „hereinzuholen“. Ich denke hier in erster
Linie an integrierte Berufspraktika und studienbegleitende Praktika, aber auch an
Praxiserfahrungen, die Studenten schon vor Aufnahme ihres Studiums gemacht
haben (z. B. während eines Sozialen Jahrs, eines Zivildiensts oder einer Tätigkeit als
Krankenschwester
oder
Erzieher/in)
und
in
der
Hochschule
zum
Reflexionsgegenstand machen könnten. Ich habe es in unterschiedlichen
sozialarbeiterischen Ausbildungseinrichtungen erlebt, dass das Lehrpersonal dazu
tendiert, solche Erfahrungen als Ressourcen für die Ausbildung und die Forschung
entweder nicht zur Kenntnis zu nehmen oder abzuwerten, und dass Studierende
häufig zu der Auffassung gelangen, dass sie Fragestellungen, die sich aus solchen
Vorerfahrungen ergeben, in einer Weise reformulieren sollten, dass sie ihren
Entstehungskontext nicht mehr erkennen lassen. Um ein konkretes Beispiel zu
erwähnen: Eine Studentin, die vor Aufnahme ihres Studiums über einen längeren
Zeitraum in einem U.S.-amerikanischen Indianerreservat gelebt hatte und dort mit
Erscheinungen biographischer und kollektiver Demoralisierung (aufgrund der
Zerstörung der indigenen Kultur) konfrontiert worden war, die sie sehr beschäftigen,
ohne dass sie sie in der Hochschule irgendwo zur Sprache bringen konnte,
transformierte diese Erfahrungen in die Frage nach „Ursachen des Alkoholismus“, d.
h. sie entwertete den Gesamtzusammenhang ihrer eigenen Erfahrungen und isolierte
ein bestimmtes Phänomen in Termini, die diesen lebensweltlichen Kontext
verleugneten, um eine „wissenschaftlichen Ansprüchen genügende“ Hausarbeit
schreiben zu können (Riemann 1999). Zum anderen ist es wichtig, dass der
Gesamtrahmen der Ausbildung so organisiert ist, dass tatsächlich ein Raum für
studentische Forschung existiert und als wertvoll angesehen wird. Studierende
geraten in einer Reihe von Ausbildungsstätten durch disparate und kumulierte
Prüfungsanforderungen in einen Zustand der Kurzatmigkeit und können überhaupt
nicht, falls dies überhaupt vorgesehen ist, in Ruhe eigene studentische
Forschungsfragestellungen entwickeln. Diese Tendenz wird durch technokratische
Standardisierungstendenzen in der Hochschulausbildung und die selbstverständliche
Akzeptanz vermeintlicher Qualitätskriterien, wie sie etwa durch bundesweite
„Rankings“ nahegelegt wird, weiter vorangetrieben. Es versteht sich heute fast von
selbst, dass eine kurze Ausbildung per se eine gute Ausbildung ist – ohne Rücksicht
auf die individuellen Bildungsprozesse und die gesellschaftlichen Kosten, die
entstehen, wenn unzureichend ausgebildete Absolventen auf die Menschheit
losgelassen werden.
Ich hatte mich in der Vergangenheit sowohl mit dem Lehr- und Lernarrangement der
Forschungswerkstatt beschäftigt und gemeinsam mit anderen dazu etwas
veröffentlicht (Riemann/Schütze 1987, Reim/Riemann 1997) als auch mit der
Betreuung von qualitativ-empirischen Studienarbeiten in der Anfangsphase des
Studiums (Riemann 1999). Beide Ausbildungssettings existieren weiterhin in meiner
Ausbildung von Studierenden der Sozialen Arbeit. Ich möchte mich im Folgenden
aber ausschließlich auf ein drittes soziales Arrangement konzentrieren, nämlich die
Begleitung
von
Studierenden
bei
der
selbstreflexiven-ethnographischen
Auseinandersetzung mit ihren eigenen Berufspraktika und studienbegleitenden
Praktika und Hospitationen, für die ich den Begriff der „Befremdung der eigenen
Praxis“ verwende.
Wenn man Studierenden nahe legt, Feldprotokolle über ihre eigenen – aktuellen oder
vor ihnen liegenden - praktischen Arbeitserfahrungen anzulegen9, die i. d. R. später
zumindest auszugsweise im Rahmen von Praxisanalyseseminaren vorgestellt und
diskutiert werden, dann fühlen sie sich häufig angesichts der vermeintlichen Diffusität
der Aufforderung, „einfach mal aufzuschreiben, was man erlebt hat“ 10, überfordert:
„Soll ich jetzt einen Roman schreiben, oder was?“ Es lassen sich eine Reihe von
Vorbehalten entdecken, die sich aus unterschiedlichen Bedingungen und
Vorerfahrungen herleiten lassen.
9
Ich empfehle Studierenden außerdem häufig, anderen über zurückliegende Praxiserfahrungen im
Stegreif zu erzählen und solche Erzählungen auf Band aufzuzeichnen, z. B. dann, wenn sie über
diese Erfahrungen (noch) keine Feldnotizen angefertigt haben. In meiner Arbeit mit Berufspraktikanten
im Rahmen sogenannter „Arbeitsfeldgruppen“ (einer Begleitveranstaltung zu den beiden
berufspraktischen Studiensemestern) handhabe ich dies anfänglich immer so, dass die Teilnehmer
ausführlich über ihre ersten Wochen im Praktikum erzählen. Auf diese Weise entsteht eine
Datengrundlage, auf die die Studierenden bei der Erstellung ihrer (sequentiellen) Berichte
zurückgreifen können, wenn sie sich retrospektiv, indem sie selbst ihrer Erzählung zuhören, etwas von
den biographischen und sonstigen sozialen Prozesse während ihres Praktikums in Erinnerung rufen
möchten. Transkriptionen solcher narrativen Darstellungen lassen sich natürlich auch mit Mitteln der
sozialwissenschaftlichen Erzählanalyse (Riemann 2003) analysieren, wenn Studierende ihre eigene
Praxis genauer rekonstruieren und die entsprechenden Kernprobleme aufdecken möchten. Dafür ist
das soziale Arrangement einer Forschungswerkstatt hilfreich, weil man den fremden Blick der
Kommilitonen braucht.
10 Natürlich beschränkt sich die Einstimmung der Studierenden nicht auf eine so schlichte und
lakonische Formulierung (vgl. die etwas später aufgelisteten Empfehlungen), aber ich tendiere immer
wieder dazu, auch solche Äußerungen zu verwenden.
1. Es gibt bisweilen die anfängliche Abwehrhaltung gegenüber einem Dozenten, der
einem zumutet, in die längst überwunden geglaubte Phase schulischer
„Erlebnisaufsätze“ zurückzufallen. Außerdem hat man oft in der Schule gelernt,
den eigenen Schreibfähigkeiten gründlich zu misstrauen.
2. Es herrscht oft die Vorstellung, dass so etwas mit ernsthafter
„Wissenschaftlichkeit“ überhaupt nichts zu tun hat: „Das ist doch bloß subjektiv.“
Wenn man in anderen Seminaren lernt, dass die erste Person Singular des
Personalpronomens in wissenschaftlichen Texten nichts verloren hat, dann ist die
Aufforderung, solche persönlichen Texte zu schreiben, erst einmal irritierend und
provoziert Reaktionen der Abwehr und der Abwertung. – Ernsthafte
Wissenschaftlichkeit und Fachlichkeit verbindet man auch oft mit dem top-downModell der „Anwendung von Theorie auf Praxis“11. Wenn Studierende lernen, sich
an bestimmten weitverbreiteten Orientierungs- und Erklärungstheorien für das,
was in der Interaktion mit Klienten geschieht oder geschehen sollte, auszurichten
und sich zu ihnen zu bekennen12, dann stößt die Aufforderung, bei der
Beobachtung und Beschreibung von Prozessen und Situationen in beruflichen
Handlungsfeldern „received ideas“ einzuklammern und die Applikation eines
entsprechenden Kategorien- oder Fragesets erst einmal zu vermeiden, oft auf
Unverständnis.
3. Manche Schwierigkeiten mit einer ethnographischen Beobachtungshaltung und
Schriftlichkeit haben auch mit beruflichen Prägungen zu tun wie der
Einsozialisation in die Sprache der Aktenführung. Ein Student schilderte mir
plastisch eine Art Initiationsritus während seines Praktikums in einem
Gesundheitsamt: Sein Anleiter zerriss mehrmals und demonstrativ seine
Berichtsentwürfe für eine Akte, bis er schließlich den Eindruck hatte, dass es sein
Praktikant begriffen hatte, worauf es bei dieser Form des Schreibens ankommt.
Das Umlernen in Richtung eines anderen Beschreibungsstil – z. B. weg von der
Subsumption von Ereignissen unter vorgegebene Kategorien - fiel diesem
Studenten anfangs sichtlich schwer.
4. Vorbehalte rühren z. T. aus der Beziehung zu den Praktikern in dem zu
beobachtenden Handlungsfeld – Professionellen, mit denen man sich identifiziert,
mit denen man vielleicht befreundet ist und gegenüber denen man sich
solidarisch verhalten möchte, d. h. man erlebt es als Zumutung, sie in
Feldprotokollen, die für eine fremde Leserschaft bestimmt sind, „vorzuführen“,
auch wenn alle Angaben, die erkennen lassen, mit wem man es zu tun hat, so
verändert sind, dass eine Identifizierung der beteiligten Personen und
Einrichtungen nicht möglich ist.
5. Natürlich spielt auch die Beziehung zu Mitstudenten eine wichtige Rolle, denen
man – im Setting von Praxisanalyseseminaren - persönliche Einblicke in das
geben soll, was man „draußen“ erlebt hat und wie es einem dabei ergangen ist,
und die man vielleicht noch gar nicht ausreichend kennt, um ihnen wirklich
11
Vgl. Fußnote 6.
Eine solche Orientierung an bestimmten Schulen oder Ansätzen kann eher einen pragmatischstrategischen Charakter annehmen – „das ist eine Theorie, die ich wenigstens verstehe und von der
ich glaube, sie in einer Prüfungssituation am leichtesten anwenden zu können“ – oder von einer
tieferen Loyalität geprägt sein: wenn man sich etwa die Terminologie und die Fragestellungen der
systemischen Sozialarbeit angeeignet hat und sich am Ende des Grundstudiums als (angehender)
„Systemiker“ sieht.
12
vertrauen zu können. Deshalb dürfen solche Praxisanalyseseminare auch nicht
zu groß sein.
6. Anders als ein soziologischer Ethnograph, der sich gewöhnlich einem ihm bis
dahin unbekannten Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit nähert und sich mit ihm
nach und nach vertraut macht, ohne die Absicht zu haben, in dieser „Szene“,
diesem Milieu, dieser „sozialen Welt“ (Strauss 1978) usw. zu bleiben – auch
wenn das hin und wieder passiert13 - , stimmen sich angehende
Sozialarbeiterinnen
und
Sozialarbeiter
gerade
darauf
ein,
in
Praktikumssituationen wertvolle Kompetenzen in einem Beruf zu erlangen, für
den sie sich i. d. R. entschieden haben. Ihre existenzielle Situation ist eine
andere. Dass man der Weltsicht und dem Kategoriensystem, in die man jetzt in
der Praxis eingeführt wird, mit einer relativierenden Haltung begegnen und
Geltungsansprüche einklammern soll, kann immer wieder als schmerzhaft und als
Überforderung erlebt werden. M.a.W., der Dozent, der von mir erwartet, das, was
ich mir jetzt an Sicherheiten angeeignet habe, wieder in „Anführungszeichen“ zu
setzen oder dort den Konjunktiv zu verwenden, wo es „normal“ und „natürlich“
und auch „moralisch geboten“ ist, den Indikativ zu verwenden (weil
Anführungszeichen und Konjunktiv als Ausdruck von Ironie oder Zweifeln an der
Geltung einer Kategorie verstanden werden könnten), ist nicht nur so etwas wie
ein nervender Deutschlehrer, der die schlimmsten Erinnerungen in mir weckt,
sondern - schlimmer noch - ein akademischer Spinner, der nicht ausreichend mit
der Sache der Sozialen Arbeit identifiziert ist.14 Für manche Studierende ist erst
einmal die Vorstellung fremd, dass es zwischen dem Satz „Die Sozialarbeiter in
dieser Einrichtung arbeiten systemisch.“ und dem Satz „In der Konzeption der
Einrichtung heißt es, dass sie ´systemisch` arbeite.“ einen nicht-trivialen
Unterschied gibt. Es ist etwas anderes, ob man schreibt: „Wie wir vom Heimleiter
erfuhren, leben in seinem Haus zwölf Schizophrene.“ oder ob es heißt: „Der
Heimleiter sagte mir, in seinem Haus lebten zwölf `Schizophrene´.“, wobei der
Begriff „schizophren“ in Anführungszeichen gesetzt wird, ohne damit in eine
ironische oder strittige Haltung zum jeweiligen Sprecher zu geraten. Es geht
einfach nur um die Kennzeichnung der Sprache des Feldes und um die
Entwicklung eines Gespürs dafür, dass die so Bezeichneten sich selbst
möglicherweise anders verstehen als „schizophren“ oder andere Dinge als das so
gekennzeichnete psychische Leiden für ihr eigenes Selbstverständnis wichtig sind
und sie sich nicht auf diese Kategorie reduzieren lassen möchten. Nach meinen
Erfahrungen führt in so einem Kontext die Empfehlung, Anführungszeichen zu
verwenden, unter Studierenden manchmal zu dem anfänglichen Missverständnis,
man wolle sie auf eine antipsychiatrische Haltung festlegen.
Wie können sich Studierende darauf einstimmen, worum es bei der Anlegung von
Feldnotizen geht? Das Thema des Schreibens von „fieldnotes“ ist in den letzten
Jahren in einer Reihe von Arbeiten in der Kulturanthropologie und der Soziologie
behandelt worden, z. T. auch in einer Weise, die für angehende Feldforscher sehr
hilfreich ist (vgl. Emerson et al. 1995, 2001).15 Eine gute Vorbereitung besteht sicher
Eine witzige literarische Verarbeitung dieses Seitenwechsels ist Alison Luries Roman „Imaginary
Friends“ (1967): Der Soziologieprofessor Tom McCann wandelt sich vom Feldforscher zum Aktivisten
einer kleinen Sekte, die zuvor sein Forschungsgegenstand gewesen war.
14 Wenn ich mein eigener Student gewesen wäre, hätte ich mir den Indikativ an dieser Stelle nicht
durchgehen lassen.
15 Vgl. auch Sanjek, Hrsg., 1990. Die stärker auf die Vermittlung von Handwerkszeug ausgerichteten
Darstellungen von Emerson et al. (1995, 2001), die etwas schriftlich fixieren möchten, was in der
13
darin, veröffentlichte ethnographische Studien zu lesen und sich zugleich
auszugsweise damit vertraut zu machen, was Kommilitoninnen und Kommilitonen vor
einem zu Papier gebracht haben, wenn sie ihre Praktikumserfahrungen mit einem
fremden Blick betrachteten. Dabei sollten solche Berichte keinesfalls als
Regieanweisungen oder Kochbuchrezepte („So wird´s gemacht.“) missverstanden
werden, weil dadurch die Kreativität des freien Schreibens behindert würde.
Ein kurzes Feldprotokoll, das aus einem studentischen Praktikumsbericht stammt,
findet sich im Folgenden – ein Beispiel dafür, dass eine gute Ausgangsbedingung für
die Entwicklung einer ethnographischen Haltung darin besteht, dass einem das zu
beobachtende Handlungsfeld noch nicht vertraut ist: Man stößt auf Neues – auch in
sich selbst. In dem Bericht rekonstruiert die Studentin, Ingrid Hornung, ihre
Erfahrungen während eines studienbegleitenden Blockpraktikums in einer
psychiatrischen Bezirksklinik. 16 Im Anfangsteil diskutiert sie eine Situation am ersten
Tag ihres Praktikums, als sie sich um 8 Uhr morgens beim Sozialdienst der Klinik
einfinden soll, aber vor verschlossenen Türen steht. Sie berichtet, dass sie sich auf
den Rasen vor der Tür gesetzt und gewartet habe. Während sie noch darüber
nachgegrübelt habe, ob sie sich evtl. in der Zeit geirrt habe, sei ein junger Mann
erschienen („Er war in einen Jogging-Anzug gekleidet, trug Birkenstock-Sandalen
und rauchte.“). Dann präsentiert sie folgenden Ausschnitt aus ihren Feldnotizen, in
dem es um ihre erste Begegnung mit Patienten dieser Klinik geht:
„Das ist jetzt wohl der erste Klient, dem ich hier begegne. Er sieht unsicher aus. Er
hat die Zigarette weggeworfen und fummelt die ganze Zeit nervös an einem Zettel,
der in einer Klarsichthülle steckt. Ich begrüße ihn mit einem „Guten Morgen!“ Wir
grinsen einander an. Er sagt nichts. Während ich gerade überlege, ob und wie ich ein
Gespräch mit ihm beginnen kann, meint er: `Hi, bist Du auch wegen der Abrechnung
hier?´ Ich schau bestimmt etwas merkwürdig drein. Mir ist überhaupt nicht klar, um
welche ´Abrechnung` es sich hier handeln könnte. Er sieht mir meine Verwirrung
wohl an, schaut weg. Ich spreche ihn an: `Nein, ich bin nicht wegen der Abrechnung
hier. Ich mache hier im Sozialdienst die nächsten Wochen ein Praktikum und soll
heute anfangen. Ich warte schon ein Weile auf Frau K.´ Ich komme mir etwas
seltsam vor, wie wir so versuchen, Kontakt aufzunehmen, er an der Tür lehnend, ich
auf dem Rasen sitzend. Es gefällt mir nicht, zu ihm `aufzublicken´, während ich mich
mit ihm unterhalte. `Ah so, hm´ ist seine Reaktion. Außerdem kommt mir langsam zu
Bewusstsein, dass er mich tatsächlich für eine KLIENTIN hält. Mein Bauch sagt mir:
Geschichte der interpretativen Sozialforschung (z. B. in der Tradition des Chicagoer Interaktionismus)
gewöhnlich mündlich vermittelt wurde, unterscheiden sich deutlich von den zahlreichen Abhandlungen
einer postmodernen ethnographischen Selbstreflexion, in denen es um die Krise, die Stilvielfalt und
die Rhetorik ethnographischer Repräsentation geht. Die Wende hin zur primären Fokussierung auf
das eigene Schreiben wurde durch das einflussreiche Buch von Clifford und Marcus (Hrsg., 1986)
eingeleitet.
16 Seit längerem organisiere ich gemeinsam mit meinem Kollegen Jörg Wolstein, einem Mediziner, am
Fachbereich Soziale Arbeit der Universität Bamberg einen Studienschwerpunkt „Soziale Arbeit mit
psychisch kranken und suchtkranken Menschen“. (Wenn die Studierenden im sechsten Semester in
diesen Studienschwerpunkt kommen, haben sie gerade ein zweisemestriges Berufspraktikum
absolviert.) Ein wichtiger Bestandteil des Studienschwerpunkts besteht in einem (erneuten und
diesmal) studienbegleitenden Praktikum, über das die Studierenden fortlaufend ethnographische
Feldnotizen anlegen, die längerfristig für die Erstellung eines Berichts genutzt werden. Meine
folgenden Ausführungen basieren vor allem auf meinen Erfahrungen mit der Begleitung solcher
Praktika, die entweder über einen Zeitraum von zwei Semestern stattfinden (in Form von
regelmäßigen Besuchen in einer Einrichtung einmal pro Woche) oder in den Semesterferien als
Blockpraktika absolviert werden.
Ungeheuerlich! Mein Kopf sagt mir: Na ist doch klar, warum auch nicht?! Ich stehe
auf und blicke auf die Uhr. Schon 20 nach acht. Ich schaue wieder zu dem jungen
Mann und sehe aus den Augenwinkeln eine Frau Mitte Vierzig des Weges kommen.
Ob das meine Anleiterin ist? Nein, ich glaube nicht. Sie hält auch so einen Zettel in
Händen. Ob der wohl was mit dieser Abrechnung zu tun hat? Die Frau kommt näher,
grüßt und meint: `Ha, ich werde heute entlassen!´ Sie wendet sich mir zu: `Müssen
Sie noch lange hier bleiben? Ich kann mich gar nicht an Sie erinnern?` `Jetzt hält die
mich auch noch für eine von hier´, schießt es mir durch den Kopf. So was ist mir ja
noch nie passiert. Warum eigentlich nicht? ....“17
Es ist schwierig, Studierenden eine Liste von „zu beachtenden“ Merkmalen an die
Hand zu geben, die nicht dazu führt, dass Befangenheit entsteht („Mache ich es
richtig?“). Auch fühlen sie sich anfangs häufig, bevor sich schließlich im Prozess der
Feldforschung sukzessive bestimmte Beobachtungsintereressen und –foki
entwickeln, angesichts der vor ihnen liegenden Aufgabe schlicht überfordert. Die
studentischen Ethnographen erwerben eine Sicherheit letztlich erst dann, wenn sie
sich auf den Prozess des Beobachtens und Schreibens einlassen – ein Fall von
„learning by doing“ - , ihre Schreibversuche anderen (einschließlich dem Dozenten)
zugänglich machen und persönliche Rückmeldungen zu dem bekommen, was in den
Augen der Leser an ihren Texten besonders interessant oder noch unklar ist. Aber
trotzdem erscheint es mir sinnvoll, ihnen vorab einige Elemente des Schreibens zu
nennen, die sich bei der Anfertigung ethnographischer Feldnotizen bewährt haben 18:

Man sollte für eine fremde Leserschaft schreiben, die mit dem hier relevanten
Praxisfeld und der Geschichte „meines“ Praktikums nicht vertraut ist, die etwas
darüber – und auch über „mich“ als damalige Akteurin und nachträglich
Reflektierende - erfahren möchte und der man zugleich unterstellt, „mich“ nicht
entlarven zu wollen. Es ist sinnvoll, sich immer wieder zu fragen: Mache ich mich
gegenüber außenstehenden Lesern ausreichend verständlich? Werden z. B. die
sozialen Rahmen und Territorien erkennbar und gewinnen die erwähnten
Personen eine hinreichend klare Kontur?

Es geht darum, systematisch eine Haltung des Sich-Wunderns einzuüben, d. h.
möglichst
wenig
als
selbstverständlich
zu
betrachten
und
Aufmerksamkeitsspannen einzunehmen, die im Alltag ungewöhnlich sind: um z.
B. Prozesse im Detail zu betrachten, auf man sich im Jargon der entsprechenden
Einrichtung mit großer Selbstverständlichkeit – etwa mithilfe eines
programmatischen
Kürzels
(„lebensweltorientiert“,
„lösungsorientiert“,
„humanistische Psychologie“ usw.) – bezieht.
17
Ich habe diesen Ausschnitt nur als Beispiel für eine lebendig geschriebene Feldnotiz ausgewählt, in
der die inneren Zustände einer Protokollantin in der damaligen Situation erkennbar werden. Ingrid
Hornung, die Autorin, setzt sich in ihrem Bericht ausführlich mit ihren eigenen damaligen Reaktionen
in dieser Situation auseinander - einem unfreiwilligen und irritierenden Krisenexperiment, durch das
sie am eigenen Leib etwas von der Übermächtigkeit und der Stigmaqualität der Kategorie „psychisch
krank“ und der Quasi-Natürlichkeit der Gegensatzanordnung von „psychisch krank“ und „normal“
erfährt. Sie berichtet auch davon, dass sie kurze Zeit später - nach dem ersten Vertrautwerden mit
den lokalen Gegebenheiten - entdeckt habe, wie die falsche Zuordnung zustande gekommen sei:
aufgrund der strikten Kleiderordnung der Klinik für unterschiedliche Personenkategorien, die ihr zu
diesem Zeitpunkt noch unbekannt gewesen sei, hätten ihre Interaktionspartner sie wegen ihrer
Kleidung in dieser Situation für eine Mit-Patientin gehalten.
18
Es geht im Folgenden noch nicht um Merkmale (abschließender) ethnographischer
Untersuchungsberichte, wie sie von Schütze (1994, S. 235ff.) diskutiert werden, sondern erst um die
schriftliche Fixierung von Feldbeobachtungen.

Das „Ich“ sollte zu unterschiedlichen Zeitpunkten erkennbar werden: als Akteur/in
in der damaligen Situation, später und bei der Verschriftlichung und Reflexion der
eigenen Erlebnisse; diese Zeitpunkte müssen sich klar unterscheiden lassen. M.
a. W., die eigenen inneren Zustände sollten zum Ausdruck kommen, auch das
Unbehagen über das, was man getan und erlebt hat und was nicht nachträglich
„aufpoliert“ werden sollte. Aber natürlich sollte dies nicht als Aufforderung zur
ausschließlichen Selbstbespiegelung und „Selbstabsorption“ missverstanden
werden, wie dies etwa in einem privaten Tagebuch der Fall sein kann, da es
schließlich darum geht, etwas über ein professionelles Handlungsfeld zu erfahren
(zu dem der Protokollant als Akteur gehört).

Es ist wichtig, eine sequenzierende Haltung einzunehmen, um die Ordnung, aber
auch die Unordnung von sozialen Prozessen herauszuarbeiten und nicht in
zufälligen Impressionen stecken zu bleiben, die dann spekulativ und
dekontextualisiert ausgedeutet werden. Das Interesse kann sich z. B. auf die
sequentielle Struktur eines alltäglichen Gesprächs richten (unter Beachtung der
„adjacency pairs“ wie Frage-Antwort-Sequenzen); auf den Ablauf eines
professionellen Handlungsschemas (wie etwa eine Beratung, die gelingen oder
misslingen kann); auf die Entstehung und Dynamik von Erzählungen oder
Argumentationen in bestimmten Handlungsabläufen; auf langfristige kollektive
Prozesse, eine Beziehungsgeschichte, ein Projekt usw.. Dabei kann es um
alltägliche, wiederkehrende Rhythmen, aber auch historisch einmalige soziale
Prozesse gehen. Man sollte darauf achten, die relevanten Aktivitäten in ihrer
Abfolge und ihrer Interaktion in den Blick zu bekommen und sie nicht durch
anonymisierende Passiv-Formulierungen („Die Klienten wurden davon in Kenntnis
gesetzt, ...“) zu verschleiern.

Es ist notwendig, in seinen Feldbeobachtungen die Perspektiven
unterschiedlicher Akteure (etwa unterschiedliche Kategorien von Professionellen,
Klienten, Angehörige usw.) zu berücksichtigen und sie zu differenzieren, ohne
bestimmte mächtige und etablierte Sichtweisen als selbstverständlich,
maßgeblich, „normal“ usw. zu übernehmen und zu privilegieren – eine
Problematik, auf die sich Howard Becker (1967) mit seinem Konzept der
„Hierarchie der Glaubwürdigkeit“ bezieht.

Die Sprache des Feldes sollte als solche kenntlich gemacht und damit von der
eigenen Beobachtungssprache unterschieden werden. Zu der Sprache des
Feldes gehören die vorherrschenden Selbstverständlichkeiten, wie sie sich
beispielsweise im Diagnosevorrat, in informellen Typisierungen und offiziellen und
prestigereichen Konzepten niederschlagen. Indem man die „native categories“ als
solche kennzeichnet – schon durch die Verwendung von Anführungszeichen - ,
wahrt man analytische Distanz und klammert Geltungsansprüche ein.

Die sozialen Prozesse, Situationen, inneren Zustände und Reflexionen sollten in
einer sequentiellen Darstellung so präsentiert werden, dass eine Analyse des
Textes durch einen fremden Leser möglich wird. Es ist
wichtig, die
perspektivischen Grenzen, aber auch Möglichkeiten solcher Materialien – im
Unterschied zu anderen Texten wie Transkriptionen aktualtextlicher
Aufzeichnungen oder narrativer Interviews – im Auge zu behalten.19
Natürlich entstehen auch schon dann, wenn man sich seinen Erinnerungen überlässt
und – möglichst noch unter dem unmittelbaren Eindruck des Geschehens - seine
Feldbeobachtungen zu Papier bringt, neue Erkenntnisse, wie an der oben zitierten
Notiz der Studentin ersichtlich ist (vgl. etwa ihre Frage am Ende des Ausschnitts:
„Warum eigentlich nicht?“), aber es ist darüber hinaus notwendig, einen sozialen
Rahmen zu schaffen, der aufgrund der aufmerksamen Rückmeldungen der anderen
Interaktionsteilnehmer noch mehr analytische Distanz ermöglicht und einen
Schutzraum darstellt für Prozesse der Selbstvergewisserung und der Aufdeckung
von Vagheits- und „Blindstellen“. Dies wird in Praxisanalyseseminaren angestrebt, in
denen die Studierenden reihum ihre Beobachtungsprotokolle zur Verfügung stellen
und sich bei der Erstellung ethnographischer Abschlussberichte begleiten; ein
Termin wird jeweils für die Besprechung eines einzigen Feldprotokolls reserviert,
derjenige, der an der Reihe ist, erhält außerdem schriftliche Rückmeldungen zu
seinem Protokoll von Seiten des Dozenten. „Schutzraum“ bedeutet nicht, auf Kritik zu
verzichten, aber dies sollte in einer respektvollen, angstfreien und egalitären Form
geschehen, in der jeder Anflug einer Entlarvungshaltung vermieden wird. Nach
meiner bisherigen Erfahrung gelingt dies auch, vor allem dann, wenn die
Teilnehmerzahl überschaubar bleibt.20 In der Evaluation dieser Veranstaltungsform
wurde von den Studierenden immer wieder erwähnt, dass es für die Entwicklung
einer vertrauensvollen Atmosphäre unter den Studierenden in diesem
Studienschwerpunkt wesentlich gewesen sei, dass sie sich dabei abgewechselt
hätten, den jeweils anderen mithilfe ihrer Feldprotokolle Einblick in ihre
Praxiserfahrungen zu geben und von ihnen dazu Rückmeldungen zu bekommen.
Die Normalform der Arbeit in solchen Praxisanalyseseminaren sieht folgendermaßen
aus:

19
Wenn für eine Seminarteilnehmerin ein Termin festgelegt ist, übernimmt sie es,
rechtzeitig den anderen ein von ihr ausgewähltes Beobachtungsprotokoll zur
Verfügung zu stellen (mit einführenden Hintergrundinformationen zum
studienbegleitenden Praktikum, so dass der nachfolgende Text hinreichend
verstanden werden kann). Ein solches Beobachtungsprotokoll bezieht sich auf ein
Diese Unterscheidung von perspektivischen Grenzen und Möglichkeiten unterschiedlicher qualitativer
Daternmaterialien ist wesentlich. Es greift m. E. zu kurz, ethnographische Beschreibungen dem 19. Jahrhundert
zuzurechnen und als grundsätzlich defizitär gegenüber Datenmaterialien auf der Grundlage von Tonband-,
Video- oder Filmaufzeichnungen zu kennzeichnen, da sie das methodische Defizit „der zirkulären Verschlingung
von Datenerhebung und – auswertung“ (Oevermann 2001, S. 85) aufwiesen. Entscheidend ist vielmehr, dass sich
in der Analyse einzelner mündlicher oder schriftlicher Texte die unterschiedlichen Kommunikationsschemata
der Sachverhaltsdarstellung (Kallmeyer und Schütze 1977) – Erzählung, Beschreibung und Argumentation –
auseinanderhalten lassen und kein „Schemasalat“ (Schütze 1987, S. 256) entsteht, durch den die Analyse
erschwert wird. Es wird im Folgenden noch deutlich, dass in dem von mir skizzierten Lehr- und
Lernarrangement ethnographische Gedächtnisprotokolle keinesfalls „at face value“ genommen und als QuasiTranskripte behandelt werden, sondern kritisch hinterfragt werden sollen: sowohl auf Stellen mangelnder
Plausibilität in der Darstellung von Ereignisabläufen als auch auf die Beobachtungsfoki und -kategorien,
Deutungen und Wertungen des Protokollanten selbst. Gerade weil solche Texte soviel über den Protokollanten
als angehenden Professionellen preisgeben, sind sie eine wichtige Grundlage, um einen Zugang zu beruflichen
Sozialisationsprozessen zu gewinnen und sie selbstkritisch zu reflektieren.
20
Eine Faustregel für die maximale Teilnehmerzahl ist, dass für jeden Seminarteilnehmer mindestens ein Termin
im Semester für die Besprechung seines Protokolls reserviert werden kann. Ggf. müssen zwei
Praxisanalyseseminare parallel angeboten werden, um allen Teilnehmern die Möglichkeit zur Präsentation und
Diskussion ihrer Materialien zu geben.
Geschehen, das klar markiert ist und in einer bestimmten Weise bezeichnet
werden kann: beispielsweise als „erster Tag im Praxisfeld“, als „professionelles
Handlungsschema“
(wie
etwa
eine
Beratung,
ein
psychiatrisches
Aufnahmegespräch, eine Visite, ein Teamgespräch usw.), als die „Geschichte der
Beziehung zu einem Klienten“, als „wiederkehrende alltägliche Abläufe“ (wie
beispielsweise die Tischgespräche in einer Wärmestube für Menschen, die
obdachlos oder von Obdachlosigkeit bedroht sind usw.). Von den anderen
Seminarteilnehmern wird erwartet, dass sie sich intensiv mit diesem Text
beschäftigen: ihn auf seine sequentielle Struktur hin durchmustern und Fragen
und Beobachtungen festhalten, die sie später in die Seminarkommunikation
einbringen können. Je differenzierter und detaillierter das Beobachtungsprotokoll
ist, umso ergiebiger wird in der Regel die anschließende interaktive
Erkenntnisbildung im Praxisanalyseseminar. Sehr lakonische Protokolle eignen
sich lediglich dazu, Fragen über Fragen zu stellen oder Empfehlungen für weitere
Feldbeobachtungen zu geben.

Zu Beginn der Zusammentreffens mit den anderen Seminarteilnehmern berichtet
die Kommilitonin, die ihren Text verschickt hat, noch einmal kurz über die
Rahmenbedingungen und den bisherigen Verlauf ihres Praktikums und
beantwortet Fragen, die dazu entstehen.

Anschließend gibt es eine erste Einschätzungsrunde, in der die Teilnehmer
reihum unter Rückgriff auf ihre Notizen
den Text in seiner Gesamtheit
kommentieren und Fragen stellen. Dabei geht es sowohl um Auffälligkeiten des
Materials – stilistische Merkmale, besonders lebendige Passagen, Vagheiten,
Widersprüche, Diskrepanzen, Stellen mangelnder Plausibilität - als auch um
Prozesse, Problemstellungen und soziale Rahmen, die in ihm repräsentiert sind.
Die „Texteinbringerin“ soll ihr Protokoll jetzt selbst nicht kommentieren, kann aber,
wenn sie möchte, zu dem, was von den anderen vorgetragen wird, Stellung
beziehen. Falls sich die anderen Teilnehmer zuvor nicht die Mühe gemacht
haben, das Datenmaterial durchzuarbeiten und Stichworte festzuhalten, entsteht
in dieser Phase – und natürlich auch im Folgenden – die Gefahr, dass der Dozent
zu stark seine eigenen Interpretationen ins Spiel bringt und durch sein
Amokreden dazu beiträgt, dass sich unter den Studierenden eine passiv-rezeptive
Haltung verfestigt. Gleichzeitig ist es natürlich immer wieder notwendig, dass
auch der Dozent vorführt, wie er etwas analysiert und was er für Einsichten meint
gewonnen zu haben. Es ist aber i. d. R. besser, wenn dies im Anschluss und in
Anknüpfung an studentische Beiträge geschieht.

Es folgt eine Phase eher mikroskopischer Analysen, in denen man sich
gemeinsam auf bestimmte Textpassagen konzentriert, um im Stil des offenen
Kodierens (Strauss 1987) zu lernen, sich zu wundern, generierende Fragen zu
stellen und interessante Phänomene versuchsweise beim Namen zu nennen, d.
h. analytische Konzepte zu bilden.21 Dabei geht es vor allem darum, (a) die
Strauss (1987, S. 28) schreibt über das „offene Kodieren“: „This open coding is done (......) by scrutinizing the
fieldnote, interview, or other document very closely: line by line, or even word by word. The aim is to produce
concepts that seem to fit the data. These concepts and their dimensions are as yet entirely provisional; but
thinking about these results in a host of questions and equally provisional answers, which immediately leads to
further issues pertaining to conditions, strategies, interactions, and consequences. As the analyst moves to the
next words, next lines, the process snowballs, with the quick surfacing of information bearing on the questions
and hypotheses, and sometimes even possible crosscutting of dimensions. A single session with a single
document can often astonish even the experienced researcher, especially when the document at first glance
21
Abfolgestruktur der jeweils interessierenden soziale Prozesse und die
Perspektiven unterschiedlicher Interaktionsteilnehmer aufzudecken und
Problemstellungen des professionellen Handelns und Formen ihrer Bearbeitung
zu erfassen; (b) Eindrücke zu den Erfahrungen und Interpretationen des
studentischen Feldforschers festzuhalten – Eindrücke, die sich sowohl auf seine
damalige Handlungsbeteiligung als auch seine nachträglichen Interpretationen
beim Vorgang des Protokollierens beziehen; und (c) Ansätze zu einer nichtnormativen Praxiskritik (Riemann 2002) zu formulieren, beispielsweise wenn es
um die – in Feldbeobachtungen aufgedeckte - fehlende Reziprozität in der
Beziehung von Professionellen und Klienten (etwa in Form von Degradationen
oder Ansätzen zur Verhörkommunikation) oder Störungen in der sequentiellen
Ordnung von Arbeitsabläufen und Handlungs- oder Kommunikationsschemata
geht. In solchen gemeinsamen und recht detaillierten Textanalysen kristallisieren
sich immer wieder Fragestellungen, Konzepte und Beobachtungsfoki heraus, die
für die weitere Teilnahme der jeweiligen Praktikantin / Ethnographin am
Geschehen in dem betreffenden Handlungsfeld und für ihre Reflexionen darüber
hilfreich sind. Auch kann zu diesem Zeitpunkt schon ansatzweise darüber
nachgedacht
werden,
was
Schwerpunkte
des
ethnographischen
Abschlussberichts sein können.

Von denjenigen, die ihr Beobachtungsprotokoll eingebracht haben, wird erwartet,
dass sie eine schriftliche Ergebnissicherung der Seminardiskussion anfertigen,
um auf diese Weise mit dazu beizutragen, analytische Distanz zu ihren eigenen
Erfahrungen herzustellen.

Die Studierenden fertigen Im Verlauf ihrer studienbegleitenden Praktika Entwürfe
ihrer ethnographischen Abschlussberichte an, die sie dem Dozenten und den
Kommilitonen zur Verfügung stellen, um Rückmeldungen für die Überarbeitung zu
erhalten, bevor die Berichte in ihrer Endfassung eingereicht werden. In der
Diskussion der Entwürfe wird nach und nach sichtbar, welche
Darstellungsarchitektonik den jeweiligen Praktikumserfahrungen am ehesten
Rechnung trägt. Wichtig ist auf jeden Fall, dass erkennbar wird, wie sich die
Praktikantin nach und nach mit dem Praxisfeld vertraut gemacht hat und sich ihre
Wahrnehmungsperspektiven verändert haben, aber darüber hinaus weichen die
Berichte hinsichtlich der Komplexität ihrer Darstellungsstruktur stark voneinander
ab. Manche Berichte konzentrieren sich beispielsweise lediglich unter
Bezugnahme auf unterschiedliche Belege aus dem Datenmaterial auf ein
bestimmtes wiederkehrendes professionelles Handlungsschema (wie etwa das
Aufnahmegespräch in einer psychiatrischen Tagesklinik) , während andere
Berichte den Charakter von Mehrebenenanalysen haben, in denen etwa zugleich
Einblicke in die Alltagskommunikation von Klienten einer Einrichtung, in
professionelle
Handlungsschemata,
in
langfristige
ProfessionellenKlientenbeziehungen und in Biographien vermittelt werden. Auf jeden Fall ist es
erforderlich, dass die Darstellungsebenen der Feldnotizen und des
ethnographischen Endberichts – also des Datenmaterials und der darauf
bezogenen analytischen Kommentare - unterscheidbar bleiben (Schütze 1994, S.
236).
seemed not to promise much in the way of leads. The point is really that the potential is not so much in the
document as in the relationship between it and the inquiring mind and training of a researcher who vigorously
and imaginatively engages in the open coding.”
5
Abschließende Bemerkungen
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die meisten Studierenden dieser Arbeit der
„Befremdung“ ihrer eigenen Praxis – und natürlich der Praxis anderer professioneller
Akteure in einem bestimmten professionellen Handlungsfeld - etwas abgewinnen
können und es zu ihrer Sache machen, auch wenn es anfangs und zwischendurch
charakteristische Phasen der Unsicherheit und der Irritation gibt. Eine Reihe von
ihnen entwickeln in diesem Zusammenhang Ideen für empirische Diplomarbeiten.
Ein solches Lehr- und Lernarrangement zielt darauf ab, dass

sich professionelle Kompetenzen und Sensibilitäten entwickeln, die zur
Fundierung einer fallanalytischen Praxis dienen. In diesem Prozess des genauen
und perspektivenreichen Zur-Sprache-Bringens eigener Erfahrungen und der
allmählichen Erkenntnisbildung ist – im Unterschied zu Formen der beruflichen
Selbstreflexion im Rahmen der Supervision – das Element der Schriftlichkeit von
besonderer Bedeutung. Wie eine Studentin in einer gemeinsamen
Abschlussevaluation feststellte: „Erst wenn ich´s hinschreibe, habe ich´s richtig
begriffen.“

in der Auseinandersetzung mit qualitativen Datenmaterialien – in diesem Fall:
selbstreflexiven ethnographischen Beobachtungsprotokollen - ein spontaner und
möglichst egalitärer professioneller Diskurs über die eigene Arbeit, ihre
Paradoxien, Kernprobleme und Fehlertendenzen (Schütze 1992, 1996, 2000,
Riemann 2000, 2002) eingeübt wird. Ein solcher Diskurs, in dem es um die
professionelle Praxis selbst und nicht nur um Konzeptionen und
Selbstverständnisse geht, ist für die kollektive Entwicklung einer Profession und
ihre Beziehungen zu anderen Professionen nicht unwichtig (um es sehr
zurückhaltend zu formulieren). Die sehr genaue, offene und selbstkritische
Repräsentation und diskursive Reflexion dessen, was die professionelle Praxis
ausmacht und welche Folgen mit ihr verbunden sind, sollte immer
selbstverständlicher werden. Eine solche Form der professionellen
Selbstverständigung muss organisiert und begleitet werden, wenn sie Bestand
haben soll.

studentische Forschungsbeiträge zu einer Grounded Theory (Glaser und Strauss
1967) bestimmter professioneller Handlungsfelder entstehen, die u.a. in der
forschungsbezogenen Ausbildung zukünftiger Professioneller eine wichtige Rolle
spielen können. In meinem Aufsatz sollte deutlich geworden sein, dass gerade
die Schwellensituation von „Praxisnovizen“, die sich einerseits ernsthaft darauf
vorbereiten, professionelle Kompetenzen zu erwerben, aber andererseits die
Selbstverständlichkeiten eines bestimmten professionellen Handlungsfelds noch
nicht übernommen haben und noch nicht „betriebsblind“ geworden sind,
besondere Chancen bietet für die Entdeckung von Neuem. Angesichts einer
Hochschullandschaft, in der die Qualität von Forschung und das „standing“ von
Universitäten, Fachbereichen und Hochschullehrern oft ausschließlich an der
Quantität der eingeworbenen Drittmittel festgemacht werden und die Lehre trotz
aller Evaluationsrhetorik nach wie vor randständig bleibt, ist daran zu erinnern,
dass in der Geschichte der Sozialwissenschaften Neues oft dann entstanden ist,
wenn der quasi „natürliche“ Gegensatz von Forschung und Lehre nicht existierte
und studentische Forschung in werkstattförmigen Zusammenhängen einen
besonderen Stellenwert besaß.22 Das war etwa in der frühen Chicagoer
Soziologie der zwanziger und dreißiger Jahre im Umkreis von Robert Park der
Fall, aber auch bei Anselm Strauss und anderen Interaktionisten in der Chicagoer
Tradition.
Literatur
Atkinson, Paul, Amanda Coffey, Sara Delamont, John Lofland und Lyn Lofland, Hrsg. (2001):
Handbook of Ethnography. London, Thousand Oaks und New Delhi: Sage Publications
Becker, Howard S. (1967): Whose Side are we on? In: Social Problems, Vol. 14 (Winter), S. 239 –247
Clifford, James und George E. Marcus, Hrsg. (1986): Writing Culture. Berkeley, Los Angeles und
London: University of California Press
Emerson, Robert M., Rachel I. Fretz und Linda L. Shaw (1995): Writing Ethnographic Fieldnotes.
Chicago und London: The University of Chicago Press
dies. (2001): Participant Observation and Fieldnotes. In Paul Atkinson et al., Hrsg., S. 352 – 368
Glaser, Barney und Anselm Strauss (1967): The Discovery of Grounded Theory. Strategies for
Qualitative Research. Chicago: Aldine
Hirschauer, Stefan und Klaus Amann, Hrsg. (1997): Die Befremdung der eigenen Kultur. Zur
ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
dies. (1997a): Die Befremdung der eigenen Kultur. Ein Programm. In: dies., Hrsg., S. 7-52
Hughes, Everett C. (1984): The Sociological Eye. Selected Papers. New Brunswick (USA) und
London: Transaction Books
ders. (1984a): The Humble and the Proud: The Comparative Study of Occupations. In: ders.. S. 417427
Kallmeyer, Werner und Fritz Schütze (1977): Zur Konstitution von Kommunikationsschemata der
Sachverhaltsdarstellung. In: Dirk Wegner, Hrsg., Gesprächsanalysen. IKP-Forschungsberichte, Reihe
I, Band 65. Hamburg: Buske, S. 159-274
Lurie, Alison (1967): Imaginary Friends. New York: Avon (auf Deutsch unter “Varna oder Imaginäre
Freunde“. Zürich: Diogenes, 1988)
22
Für den Erkenntnisertrag einer solchen Sozialforschung von unten ist es schlicht irrelevant, ob sie
an Universitäten oder Fachhochschulen betrieben wird. Es kommt lediglich darauf an, ob die
beteiligten Dozenten und Studierenden ein Bewusstsein davon haben, dass professionelle
Praxiskompetenzen auf dem Erwerb von entsprechenden Forschungsfertigkeiten beruhen und im
Rahmen der Ausbildung Freiräume für studentische Forschung entwickelt und bewahrt werden
können. Das ist gerade auch in anwendungsbezogenen Studiengängen wie dem der Sozialen Arbeit
von großer Bedeutung. Die Auseinandersetzung mit Paradoxien und Kernproblemen professionellen
Handelns, die seit Beginn der neunziger Jahre verstärkt in der sozialwissenschaftlichen
Professionsforschung eine Rolle spielt, wurde durch die Betreuung von Studienarbeiten,
Diplomarbeiten und Dissertationen von Studierenden der Sozialen Arbeit und der Supervision im
Rahmen von Forschungswerkstätten angeregt (Riemann/Schütze 1987, Reim/Riemann 1997), in
denen narrative Interviews, Beobachtungsmaterialien, Transkriptionen von Aktualtexten wie
Beratungs- und Therapiegesprächen und andere sprachliche Materialien bearbeitet wurden. - Die
permanente Konfrontation mit und Reflexion von Praxiserfahrungen schafft für die
sozialwissenschafltiche Forschung ein besonderes Anregungspotential, was in den „professional
schools“ des angloamerikanischen Universitätssystems schon seit langem erkannt worden ist.
Murphy, Elizabeth und Robert Dingwall (2001): The Ethics of Ethnography. In: Paul Atkinson et al.,
Hrsg., S. 339 – 351
Oevermann, Ulrich (2001) : Das Verstehen des Fremden als Scheideweg hermeneutischer Methoden
in den Erfahrungswissenschaften. In: Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und
Sozialforschung. Heft 1, S. 67 – 92
Polanyi, Michael (1985): Implizites Wissen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
Reed-Danahay, Deborah (2001) : Autobiography, Intimacy and Ethnography. In: Paul Atkinson et al.,
Hrsg., S. 407 - 425
Reim, Thomas und Gerhard Riemann (1997): Die Forschungswerkstatt. In: Gisela Jakob und HansJürgen von Wensierski, Hrsg., Rekonstruktive Sozialpädagogik. Konzepte und Methoden
sozialpädagogischen Verstehens in Forschung und Praxis. Weinheim und München: Juventa, S. 223
– 238
Riemann, Gerhard (1999): Ein Blick von innen – ein Blick von außen. Überlegungen zum Studium der
Sozialarbeit / Sozialpädagogik. In: Regina Kirsch und Florian Tennstedt, Hrsg., Engagement und
Einmischung. Festschrift für Ingeborg Pressel zum Abschied vom Fachbereich Sozialwesen der
Universität Gesamthochschule Kassel. Kassel: Gesamthochschul-Bibliothek, S. 71 - 85
ders. (2000): Die Arbeit in der sozialpädagogischen Familienberatung. Interaktionsprozesse in einem
Handlungsfeld der sozialen Arbeit. Weinheim und München: Juventa
ders. (2002): Biographien verstehen und missverstehen – Die Komponente der Kritik in
sozialwissenschaftlichen Fallanalysen des professionellen Handelns. In: Margret Kraul, Winfried
Marotzki und Cornelia Schweppe, Hrsg., Biographie und Profession. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt,
S. 165 – 196
ders. (2003): Erzählanalyse / Narrationsanalyse. In: Bohnsack, Ralf, Michael Meuser und Winfried
Marotzki, Hrsg., Hauptbegriffe qualitativer Sozialforschung. Opladen: Leske und Budrich
ders. und Fritz Schütze (1987): Some Notes on a Student Research Workshop on Biography Analysis,
Interaction Analysis, and Analysis of Social Worlds. In: Newsletter No. 8 (Biography and Society) of
the International Sociological Association Research Committee 38, hgg. Von Erika M. Hoerning und
Wolfram Fischer, Juli, S. 54 - 70
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