Diskursanalyse - Methoden der

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Diskursanalyse
Myriam Dunn und Victor Mauer
Seit nunmehr rund zwei Dekaden stehen die dominanten Theorieannahmen der
Politikwissenschaft in der wissenschaftlichen Kritik. Insbesondere die in der
sicherheitspolitischen Forschung noch immer vorherrschenden Ansätze des
Neorealismus und des Neoliberalismus mit ihren positivistischen
Grundannahmen und ihrem fast ausschließlich auf staatliches Handeln
bezogenen Forschungsinteresse, das eine flexible Analyse komplexer
Zusammenhänge erschwert, geraten bei einer Reihe relevanter politischer
Phänomene in einen Erklärungsnotstand (Siedschlag 2002; Guzzini 2001).
Dieses Defizit hat dazu geführt, dass sich die politikwissenschaftliche Forschung
vermehrt konstruktivistischen Ansätzen und Fragestellungen zugewandt hat.
Unter dem Begriff Konstruktivismus werden theoretische Ansätze,
Wissenschaftsverständnisse und Methoden zusammengefasst, die davon
ausgehen, dass die soziale Welt nicht objektiv gegeben ist, sondern sozial
konstruiert wird (Adler 1997; Wendt 1999; Guzzini 2000). Unzureichend
erscheint den Konstruktivisten vor allem die den neorealistischen und
neoliberalen Theorien zugrundeliegende Annahme, dass äußere Gegebenheiten
Akteure zu bestimmten Handlungsweisen quasi zwingen, ihre Handlungen im
Endeffekt also durch systemische Begebenheiten fremdgesteuert sind. Im
Zentrum dieser Weltsicht steht eine Abkehr vom Menschenbild des homo
oeconomicus, welcher seine Handlungen stets nach dem größtmöglichen
Eigennutzen ausrichtet, der ihm aus einer potentiellen Handlung erwachsen
kann, hin zum homo sociologicus, der nach Normen und Werten handelt, die er
im Laufe seines Lebens internalisiert hat (Ulbert 2003; Dahrendorf 1974). Damit
verbunden sind Fragen, wie Normen in verschiedenen Systemen zustande
kommen und wie es zu einer Veränderung dieser Normen kommt. Eine zentrale
Rolle
dabei
spielt
die
Sprache
als
wirklichkeitsabbildendes,
wirklichkeitsdefinierendes und wirklichkeitsveränderndes Regelsystem. Die
Konsequenz einer solchen Neuausrichtung der Forschung ist das Beiziehen von
Methoden, die diese Umstände zu erfassen vermögen. Dabei ist die
Diskursanalyse ein für konstruktivistische Fragestellungen unabdingbares
Instrument geworden.
1
Seit Anfang der siebziger Jahren entwickelt sich die Diskursanalyse im
Fahrwasser der kulturalistischen Wende, die im Englischen als linguistic oder
cultural turn bezeichnet wird (Rorty 1967), als ein neues, fächerübergreifendes
Forschungsprogramm. Da verschiedene Disziplinen über Jahre sehr
unterschiedliche, teilweise länderspezifische Ansätze entwickelt haben, ist
Diskursanalyse heute ein Sammelbegriff für eine Reihe äußerst heterogener
Strömungen (Keller 2004:13-60). Innerhalb dieses heterogenen Feldes kann
zwischen Diskurstheorien, die allgemeine theoretische Grundlagenperspektiven
entwickeln, und eigentlichen Diskursanalysen, die die (empirische)
Untersuchung von Diskursen zum Ziel haben, unterschieden werden. Obwohl
diskurstheoretische
Überlegungen
unbestritten
die
Basis
des
Forschungsprogramms bilden und stets Ausgangspunkt für jedwede Art von
Untersuchungen sind, richten wir gemäß des Rahmens dieses Buches das
Hauptaugenmerk auf die Diskursanalyse als Methode für die
sicherheitspolitische Forschung.
Die Vielzahl der Definitionen von Diskursen bzw. Diskursanalysen bringt
gewisse Schwierigkeiten, aber auch Chancen mit sich. Zum einen ist es eine
nicht geringe Herausforderung, der Heterogenität des Ansatzes in einem einzigen
Kapitel gerecht zu werden – insbesondere, weil Diskursanalyse ein
Forschungsprogramm bezeichnet, jedoch keine spezifisch feststehende,
definierte methodische Praxis. In der Forschung werden Techniken der
Textanalyse eingesetzt, die in der qualitativen Sozialforschung bereits länger
etabliert sind, auf die wir aber nur sehr oberflächlich eingehen können. Die
Vielschichtigkeit des Ansatzes ist jedoch gleichzeitig auch eine große Chance,
denn die oben geforderte Flexibilität ist dem diskursanalytischen
Instrumentarium ureigen: Der Ansatz lässt nicht nur eine Fülle möglicher
Fragestellungen für die empirische Forschung zu; diese werden durch den
Ansatz vielmehr gefördert.
Im Umfeld der Sozialwissenschaften interessieren jene Arten von
Diskursen, die als kommunikative Praktiken in einem bestimmten Regelsystem
verstanden werden. Ein Diskurs ist daher eine Denk- und Sprechpraxis, die aus
institutionalisierten Aussageformen spezialisierten Wissens, Rede- und
Schweigeordnungen besteht (Foucault 1974). Folglich geht es in einer
Diskursanalyse schwerpunktmäßig darum, die Regeln zu erfassen, die einen
bestimmten Diskurs konstituieren. Zentraler Untersuchungsgegenstand ist der
Gebrauch von Sprache innerhalb eines sozialen Rahmens (Keller 2004:8).
Politische Diskurse formen politische Diskussionen, erklären politische
Ereignisse, rechtfertigen politische Handlungen und (re-)interpretieren
historische Erinnerungen (Boekele/Nadoll/Stahl 2001:12). Durch die Analyse
2
von Diskursen können so relevante Erkenntnisse in Bezug auf den Kern
sicherheitspolitischer Fragestellungen erzielt werden.
Nach einer Absteckung des Forschungsfeldes mit Hauptaugenmerk auf
Diskursanalyse in der sicherheitspolitischen Forschung wird erläutert, wie die
Herausbildung der amerikanischen Sicherheitsstrategie von 2002 mit einem
diskursanalytischen Instrumentarium analysiert werden kann. Dabei werden wir
hauptsächlich die eingesetzten sprachlichen und symbolischen Mittel und
Strategien identifizieren, Träger, Adressat und Publikum des Diskurses eruieren
sowie Erklärungen für die spezifischen Merkmale des Diskurses liefern. In
einem abschließenden Kapitel soll ein Gesamtresümee über Stärken und
Schwächen der verschiedenen diskursanalytischen Ansätze gezogen werden.
3
Was ist Diskursanalyse? Annäherung an ein
heterogenes Konstrukt
Seit den frühen siebziger Jahren werden in verschiedenen Disziplinen von der
Linguistik über die Psychologie bis zur Soziologie Beiträge zur Theorie des
Diskurses und der Methode der Analyse des Diskurses entwickelt. Unter der
Bezeichnung Diskursanalyse ist daraus ein interdisziplinäres und internationales
Forschungsgebiet entstanden (Diaz-Bone 2003). Weil die einzelnen Disziplinen
eine Ausdifferenzierung verschiedener Diskurstheorien mit jeweils
unterschiedlichen Konzepten von Diskurs betreiben, ist das Forschungsgebiet
durch eine verwirrende Anzahl heterogener Ansätze geprägt (Keller 2001, 2004;
Sarasin 2001:59; van Dijk 1997a; Howarth 2000:2-5).
Dessen ungeachtet lassen sich im Großen und Ganzen zwei Ausprägungen
unterscheiden: eine linguistisch orientierte Diskursanalyse, die das „Wie” der
Kommunikation betont, und eine soziologische Diskursanalyse, die sich vor
allem auf gesellschaftlich institutionalisierte Diskursfelder bezieht und
analysiert, wie in Diskursen Themen konstituiert, definiert und verändert werden
(Howarth 2000:6-8).
In diesem Kapitel werden wir in einem ersten Teil in den Bereich der
Diskursanalyse einführen, der aus sozialwissenschaftlicher Sicht derzeit die
größte Relevanz inne hat. Es handelt sich um Formen der Diskursanalyse, die
sich auf die Arbeiten des französischen Philosophen und Historikers Michel
Foucault (1926-1984) beziehen. In einem zweiten Teil wenden wir uns dann
konkreten empirischen Umsetzungen dieser Diskurskonzeptionen zu.
Ansätze und Strömungen in der sozialwissenschaftlichen Diskursforschung
Der Begriff Diskursanalyse hat seinen Ursprung in den distributionslinguistischen Studien von Zelig S. Harris (Harris 1952), der als erster den
Begriff discourse analysis in einem wissenschaftlichen Artikel verwendete
(Keller 2004:14). Von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der
soziologischen Diskursanalyse ist aber der französische Strukturalismus und
Poststrukturalismus der fünfziger und sechziger Jahre, der unter Rückgriff auf
die Sprachtheorie des Genfer Sprachwissenschaftlers Ferdinand de Saussure
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(1857-1913) und den daraus abgeleiteten ethno-soziologischen und kulturanthropologischen Fragestellungen des Anthropologen Claude Lévi-Strauss
(1908-) Fragen zu einem strukturierten bzw. strukturierbaren Zusammenhang
von Phänomenen sowie über Begriffe selbst und ihre Entstehungsgeschichte zu
behandeln begann (Bublitz 2003:23-33; Howarth 2000:16-34).
Mit Abstand am einflussreichsten für die heutige Forschung sind die
Arbeiten Michel Foucaults. 1966 veröffentlichte er seine „Ordnung der Dinge”
(deutsch 1974), in der er Wissensordnungen bzw. allgemeine
Erkenntnisstrukturen (episteme) in verschiedenen Zeitaltern der Menschheit
unterscheidet. Foucault rekonstruiert diese Ordnungsstrukturen aus sogenannten
Diskursen, die die sprachliche Erscheinungsform der Episteme sind.
In der „Archäologie des Wissens” sucht Foucault 1969 (deutsch 1973)
nachträglich ein konzeptuelles Gerüst für seine Diskursanalyse zu entwickeln.
Dabei versteht er unter „Diskurs” bzw. unter „diskursiver Praxis” eine
überindividuelle Praxis der Wissens(re)produktion, die in einem sozialen Feld
empirisch anzutreffen ist und die sich in einem stabilen, kohärenten
Aussagenkorpus niederschlägt (Mills 1997; Bublitz et al. 1999). Diskurse sind
demnach eine Denk- und Sprechpraxis, die systematisch die Dinge erzeugen,
von denen sie sprechen. Sie bestehen aus institutionalisierten Aussageformen
spezialisierten Wissens, Rede- und Schweigeordnungen, wie sie etwa in den
Wissenschaften vom Menschen produziert und erlernt werden, um so eine
„Ordnung der Dinge” nach Begriffspaaren wie wahr/falsch, normal/pathologisch,
vernünftig/wahnsinnig, männlich/weiblich usw. durchzusetzen.
Obwohl Foucault als Begründer der Diskursanalyse gilt, hat er kein
konsequent strukturiertes Theoriegebäude hinterlassen. Foucault hat, vielmals als
Reaktion auf die heftige Strukturalismuskritik seiner Kollegen, in den
verschiedenen Etappen seines Schaffens unterschiedliche Vorschläge zu einer
Theorie und Methodologie der Diskursanalyse unterbreitet (Howarth 2000:4850). Dabei stehen jedoch immer Fragen nach dem Verhältnis von Strukturen und
Ereignissen, Handlungen und Subjekten, Statik und Dynamik im Vordergrund
(Keller 2004:17). Im Herzen der Foucaultschen Diskursanalyse liegt somit
sowohl das Regelsystem, welches den Diskurs generiert, als auch der soziale
Rahmen (etwa der Zusammenhang von Praktiken und Ritualen) und die mediale
Basis, in dem der Diskurs sich verwirklicht.
Im Anschluss an Foucault haben verschiedene Forschergruppen im Raum
Paris die Diskursanalyse als empirische Methode auszuarbeiten versucht.
Insbesondere Michel Pêcheux (1969) bemühte sich um die Analyse
ideologischer Strukturen, indem er linguistische Methoden auf die Art der
„Produktion” von mündlichen oder schriftlichen Diskursen anwendete (Donati
2001:146). Wir können also unterscheiden zwischen Diskurstheorien, die
5
allgemeine theoretische Grundlagenperspektiven auf die sprachförmige
Konstituiertheit der Sinnhaftigkeit der Welt entwickeln, und Diskursanalysen,
die die empirische Untersuchung von Diskursen zum Ziel haben. Neben der
Diskurstheorie von Foucault – darüber hinaus gilt es noch die postmarxistischen
Ansätze von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe (Laclau/Mouffe 1985) zu
erwähnen, die in die cultural studies, den Postkolonialismus und die
feministische Theorie aufgenommen wurden – wollen wir für das weitere
Verständnis der Vielfalt des Ansatzes in Anlehnung an Keller (2004:13-60) fünf
idealtypische Akzentuierungen der empirisch ausgerichteten Diskursanalyse
unterscheiden (vgl. auch Phillips/Hardy 2003:18-29):

die
discourse
analysis
als
breiteste
Strömung
der
eher
sprachwissenschaftlich ausgerichteten Diskursforschung, welche sich mit
der Analyse von Kommunikationsprozessen in unterschiedlichen Kontexten
beschäftigt. Im deutschen Sprachgebrauch spricht man häufig von
empirischer Gesprächsforschung (Henne/Rehbock 2001). Prominentester
Vertreter dieses Ansatzes ist der niederländische Sprachwissenschaftler
Teun van Dijk (van Dijk 1997a, 1997b);

die korpuslinguistisch-historische Diskursanalyse an der Schnittstelle
zwischen Geschichtswissenschaft und linguistischer Sprachforschung,
welche Sprache als Materialisierung von Ideologien versteht und soziale
Sprachstrukturen mit teilweise quantitativen Textanalysemethoden
aufzudecken versucht. Neben den vor allem in Frankreich entwickelten
Analysemethoden (z.B. Pêcheux 1969) bildete sich in den siebziger Jahren
eine englische Strömung um Quentin Skinner in Cambridge (Skinner 1978)
und neuerdings auch eine deutsche Strömung (Landwehr 2001; Jung 2001)
heraus;

die critical discourse analysis, die durch ideologie-, gesellschafts- und
sprachkritische Ansätze eine emanzipatorisch-aufklärerische Praxiskritik
betreibt. Die exponiertesten Vertreter dieser Strömung sind Norman
Fairclough, Ruth Wodak, Siegfried Jäger und Jürgen Link (Fairclough
1992; Wodak/Ludwig 1999; Jäger 1999; Link 1983);

die kulturalistische Diskursforschung, die sich mit der gesellschaftlichen
Bedeutung symbolischer Ordnung befasst und zu der Diskurskonzepte
innerhalb soziologischer Theorietraditionen gehören. Hier sind es die
Arbeiten von Pierre Bourdieu zum Sprachgebrauch als symbolischem
Kampf in seiner Theorie der Praxis (Bourdieu 1979), die Rahmenanalyse
von William A. Gamson (Gamson 1992) sowie die Analyse von
Diskursgemeinschaften von Robert Wuthnow (Wuthnow 1989), die
charakteristisch sind;
6

die wissenssoziologische Diskursanalyse, die auf die Wissenstheorie von
Peter Berger und Thomas Luckmann (Berger/Luckmann 1967) zurückgeht
und die zum Ziel hat, die Prozesse der sozialen Konstruktion,
Kommunikation und Legitimation von Deutungs- und Handlungsstrukturen
auf der Ebene kollektiver sozialer Akteure ebenso zu rekonstruieren wie auf
der Ebene von Institutionen und Organisationen (Keller 2001:114).
Diese Auslegeordnung macht deutlich, wie vielfältig die diskursanalytische
Forschung
ist.
Trotz
der
Heterogenität
diskursanalytischer
und
diskurstheoretischer Ansätze lassen sich jedoch drei Hauptmerkmale der
sozialwissenschaftlich ausgerichteten Diskursanalyse aufzeigen (Keller 2004:8):
1. Die Diskursanalyse beschäftigt sich mit dem Gebrauch von Sprache und
anderen Symbolformen in gesellschaftlichen Praktiken.
2. Der Bedeutungsgehalt der durch Sprache und Symbole bezeichneten
Phänomene ist sozial konstruiert, was wiederum bedeutet, dass diese
Phänomene in ihrer gesellschaftlichen Realität konstituiert werden.
3. Interpretationsangebote sind durch spezifisch institutionell-organisatorische
Zusammenhänge erzeugt und stabilisiert. Diese Kontexte sind Teile einer
umfassenderen Diskursstruktur. Die Regeln des Deutens und Handelns sind
rekonstruierbar.
Eine Diskursanalyse hat also zum Ziel, die typischen und sich wiederholenden
Strukturelemente und Relationen innerhalb eines Diskurses herauszufiltern. Weil
Diskurse nie unmittelbar verstanden werden können, hat Rainer Diaz-Bone
diesen Prozess der Strukturrekonstruktion als „Hermeneutik zweiter Ordnung”
bezeichnet; sie müssen durch ein methodisches Instrument(arium) zugänglich
gemacht werden (Diaz-Bone 1999:127). Diesem methodischen Instrumentarium
wollen wir uns im nächsten Kapitel zuwenden.
Methoden der Diskursanalyse
Es wurde mehrfach konstatiert, dass die Diskursanalyse nicht per se als Methode
bezeichnet werden kann. Die Spannweite der Begriffsverwendung führt vielmehr
zu einer ebenso großen Bandbreite der zur Verfügung stehenden methodischen
Ansätze (Phillips/Hardy 2002:8-11). Das konkrete methodische Vorgehen hängt
letztlich
von
den
jeweiligen
Untersuchungsinteressen
und
Untersuchungsgegenständen ab, wobei stets eine Verbindung zwischen den
explizit oder implizit verwendeten theoretischen Grundannahmen und dem zur
Beantwortung der daraus hervorgehenden Fragestellung verfügbaren
Instrumentarium besteht (Gee 1999:5).
Dennoch lassen sich auf einer methodischen Metaebene drei allgemein
gültige Hauptarbeitsschritte definieren, die in allen Diskursanalysen anzutreffen
7
sind (Fairclough 1992, 2001; Jäger 1999; Keller 2004:79-113; Renkema 2004).
Dabei ist die empirische Grundannahme, dass zwischen diversen verstreuten
Äußerungen innerhalb eines Diskurses ein Zusammenhang besteht bzw. dass
Regeln und Strukturen desselben empirisch identifizierbar sind:
Phase I: Erstellen des Datenkorpus
Nach der Definition des Forschungsproblems folgt die Zusammenstellung des
(Daten)korpus. Ein Korpus ist eine aus Einzeltexten nach lexikalischen oder
inhaltlich-thematischen Kriterien zusammengestellte Datensammlung, die sich
nach den Untersuchungszielen richtet. Dieser Korpus kann auch während der
Untersuchung laufend ergänzt werden (Keller 2004:81; Fairclough 2001).
Datengrundlage für eine Diskursanalyse sind also die von den Forschenden
zusammengetragenen Texte (u.a. Dokumente, Medientexte, Bücher,
Gesprächsaufzeichnungen und -protokolle, Filme oder Interviews). Verschiedene
Schulen stellen verschiedene Ansprüche an die Auswahl der Daten. Geht es nur
darum, Textdaten als Informationsquelle für das Untersuchungsfeld zu
verwenden, ist es durchaus sinnvoll, möglichst viele und bewusst heterogene
Dokumente zusammenzutragen. Geht es jedoch um die Feinanalyse und die
eigentliche Rekonstruktion der Diskursstrukturen, ist eine konsistente
Datenauswahl zentral (Keller 2004:84).
Phase II: Datenanalyse
Nach Zusammenstellung des Korpus erfolgt die eigentliche Datenanalyse. Wie
der Interpretations- und Analyseprozess im einzelnen gestaltet wird, liegt im
Ermessen des Forschenden. Das Augenmerk wird mehr oder weniger bei allen
Analyseverfahren auf formale und sprachlich-rhetorische Strukturen gelegt
(Jäger 2001:104ff.). Die Daten werden mit unterschiedlichen, quantitativen oder
(z.T. softwaregestützten) qualitativen Auswertungsverfahren analysiert, jedoch
immer durch einen Prozess interpretativer hermeneutischer Textauslegung
(Keller 2004:72). Dabei unterscheidet sich die Diskursanalyse von der in diesem
Band ebenfalls behandelten Inhaltsanalyse durch die spezifische perspektivische
Kontextualisierung der analysierten Materialien und der den textuellen,
rhetorischen und argumentativen Strukturen verliehenen Bedeutsamkeit (Donati
2001:163).
Aus Platzgründen ist es unmöglich, hier auf alle möglichen Methoden der
Datenanalyse im Detail einzugehen. Generell setzen viele Diskursanalysen
Techniken ein, die in der qualitativen Sozialforschung bereits länger etabliert
sind (Keller 2004:71-77). Insbesondere die Kodier- und Memostrategie der
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Grounded Theory wird häufig verwendet. Ein zentrales Arbeitsprinzip der
Grounded-Theory-Analyse ist das Kodieren bzw. die Analyse von Daten durch
Bildung von Konzepten (oder Kategorien) und Zuordnung der Daten
(Indikatoren) zu diesen Konzepten. Bei dieser Art des Kodierens werden
Kategorien erst im Verlauf des Kodierprozesses gebildet und im Fortgang der
Auswertung sukzessive erweitert und verfeinert (Glaser/Strauss 1967). Es
existiert eine Reihe von Computerprogrammen, die diese Arbeit erleichtern und
zum Teil Anschlussmöglichkeiten für statistische Analysen bieten. Weiter finden
sich häufig kontrollierte interpretative Textanalysen wie die analytischen
Ansätze der Konversationsanalyse (Bergmann 1981).
Die eher linguistische Diskursanalyse bedient sich zum Teil statistischquantifizierender Methoden, mit Hilfe derer innerhalb eines sogenannten
Textkorpus nach Verbindungen und Streuungen von Wort- und Aussageformen
gesucht und deren Wandel im Falle einer historischen Analyse im Zeitverlauf
analysiert wird. Michel Pêcheux hat dafür eine computergestützte „Automatische
Diskursanalyse” entworfen (1969). Diese Verfahren der quantitativen
Inhaltsanalyse müssen sich jedoch oft der Kritik stellen, dass sie aufgrund ihrer
reduktionistischen und atomistischen Grundhaltung diskursanalytischen
Fragestellungen nicht gerecht werden können.
Phase III: Rekonstruktion des Gesamtdiskurses
Als dritter Schritt wird aus den gesammelten Teilstücken der Gesamtdiskurs
rekonstruiert. Dies erfolgt zum Beispiel mit Hilfe der „minimalen” und der
„maximalen Kontrastierung” (Keller 2004:110). Bei der minimalen
Kontrastierung wird ein spezifischer Diskurs oder ein Teilphänomen möglichst
vollständig erfasst, in dem ähnliche, sich nur geringfügig unterscheidende Texte
analysiert werden, um so das jeweils gemeinsame Grundmuster zu
vervollständigen. Die maximale Kontrastierung wiederum dient dazu, das
vorhandene Datenmaterial in seiner gesamten Breite zu erschließen, wobei
möglichst stark voneinander abweichende Fälle untersucht werden. Beide
Methoden sollten parallel zueinander und so lange eingesetzt werden, bis das
Material erschöpfend analysiert ist und sich aus zusätzlichem Material keine
neuen Erkenntnisse mehr ergeben.
9
Praxis der Diskursanalyse in der
sicherheitspolitischen Forschung
Im Großen und Ganzen sind die Sozialwissenschaften in eine postpositivistische
Phase eingetreten (Keller et al. 2001:8). Unter dem Schlagwort linguistic oder
cultural turn (geprägt von Rorty (1967); siehe auch Rabinow/Sullivan 1979)
bezeichnet man die verstärkte Fokussierung auf die Bedeutung symbolischer
Ordnungen für die Vermittlung gesellschaftlicher Weltverhältnisse bzw. auf die
diskursiven Dimensionen der Konstruktion politischer Ordnungen.
Während sich in der Soziologie jedoch ein breites postpositivistisches
Methodenverständnis etabliert hat, verschließt sich die Politikwissenschaft im
deutschen Sprachraum weitgehend postpositivistischer Theorien und Methoden.
Das heißt auch, dass es keine spezifisch politikwissenschaftlich ausgerichtete
Diskursanalyse gibt (van Dijk 1997a:27; Keller et al. 2001:9-10). Nullmeier
macht dafür spezifisch die Dominanz von Rational Choice-Ansätzen und den
(Neo-)Institutionalismus verantwortlich (Nullmeier 2001:285). Vertreter
rationalistischer Ansätze erklären staatliches Verhalten aus den materiellen
Bedingtheiten des internationalen Systems. Der politische Diskurs ist demnach
bloße Reflexion von materiellen Strukturen und Sprache höchstens eine Form
der Propaganda ohne eigentlichen Einfluss auf die politische Entscheidung. In
Großbritannien und Skandinavien hingegen feiert die politikwissenschaftliche
Diskursanalyse regelrecht Konjunktur.
Nachfolgend werden wir drei unterschiedliche Ansätze der
sicherheitspolitischen Forschung beschreiben, in denen die Diskursanalyse eine
zentrale Rolle spielt. Es handelt sich um Ansätze, die der konstruktivistischen,
das heißt also post-positivistischen Forschungstradition zuzuordnen sind. Im
Gegensatz zu rationalistischen Ansätzen versteht der Konstruktivismus Sprache
als ein entscheidendes Instrument zur Konstruktion sozialer Realität (Adler
1997). Die schwierige Unterscheidung zwischen Rhetorik und inneren Motiven
und damit auch zwischen rhetorischem und argumentativem Handeln ist für
diesen Ansatz ohne Belang, denn die „wahren Interessen” und Motive der
einzelnen Akteure sind bei dieser Art von Analyse nebensächlich (Wæver
1995:254). Einzig der Empfänger einer Sprachhandlung bestimmt über den Sinn
der Kommunikation. Dieser Forschungsansatz folgt damit einem Verständnis
10
von Sprache, demzufolge Sprache Wirklichkeit eher konstruiert als reflektiert.
Politik wird nach dieser Auffassung zum „Kampf um Begriffe” – einem
Konzept, welchem wir uns im folgenden Teilkapitel zuwenden.
Kampf um Begriffe, Diskurshegemonie und Macht
Die im vorhergehenden Kapitel aufgeführten Kernelemente einer Diskursanalyse
wiederholend, können wir festhalten, dass Diskurse über Akteure Realität
determinieren. Diese Akteure vollziehen sowohl diskursive als auch
nichtdiskursive Praxen (darunter fallen z.B. symbolische Gesten) und fungieren
so als (Ko-)Produzenten und (Mit-)Agenten der Diskurse und der Veränderung
der Wirklichkeit. Sie können dies laut Theorie, weil sie als in die Diskurse
Verstrickte über spezifisches Wissen verfügen (Jäger 2001:85). Dabei spielt auch
die Ressourcenverteilung sowie die Position des jeweiligen Akteurs eine zentrale
Rolle (Keller 2004:62; Bourdieu 1991).
Auf die daraus resultierende Möglichkeit der Machtanwendung einzelner
Akteure mittels instrumentalisierter Diskurse verweist Foucault, wenn er
schreibt, Diskurs „ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht,
deren man sich zu bemächtigen sucht” (Foucault 1997:11). Diskursanalyse
richtet das Augenmerk also auch auf den Gebrauch und die Manipulation
diskursiver Mittel, auf die Art und Weise, wie Diskurse gegeneinander in
Stellung gebracht werden und sich wechselseitig verändern, sowie auf die Frage,
wie Diskurse das Ergebnis der entsprechenden symbolischen Kämpfe
repräsentieren.
Gemäss der Theorie versuchen unterschiedliche Gruppen innerhalb eines
Diskurses aus Machtstreben die sogenannte Diskurshegemonie zu erreichen, also
ein dominantes Argumentationsmuster zu etablieren (Nadoll 2000). Wesentlich
beim Ringen um die diskursive Dominanz sind laut Michael Townson vor allem
drei Aspekte (Townson 1992:25-33):

Naming oder die Einführung bzw. Etablierung neuer Begriffe in einem
Diskurs, deren Bedeutung allerdings nicht offen, sondern im eigenen
Interesse gestaltet ist;

Referencing oder die Aufstellung von Verbindungen (Referenzherstellung)
zu bereits existierenden und häufig verwendeten Begriffen, die innerhalb
des Diskurses positiv besetzt, aber ideologisch ungebunden sind (Moral,
Verantwortung);

Signifying oder das Erlangen des Deutungsmonopols, also in einem
spezifischen Diskurs behaupten zu können, als einziger die „wahre”
Bedeutung eines Wortes zu kennen.
11
Wer innerhalb eines Diskurses diese drei Aspekte dominiert, erlangt die
Kontrolle über die Bedeutungszuweisung von Worten (linguistische Dominanz)
und damit über den Diskurs selbst (diskursive Dominanz oder
Diskurshegemonie) und schafft dadurch „sein” Bild der Welt, das von der
Öffentlichkeit aufgenommen und als „normales” Bild akzeptiert wird (Nadoll
2000). Die Tatsache, dass Diskurse nie ohne Macht(-wirkungen) auftreten
(Bublitz 2003:59), ist für die nachfolgend eingeführten drei Forschungsfelder der
Sicherheitspolitik zentral.
Identität, Interessen und staatliches Handeln
Im Mittelpunkt konstruktivistischer Forschung steht oft der Faktor Identität, als
ein
konstitutive
Normen
schaffendes
Grundkonzept
(Jepperson/Wendt/Katzenstein 1996; Wendt 1996, 1999; Hall 1999). Identitäten,
so die Theorie, basieren auf relativ stabilen Wertsystemen, welche aufgrund ihrer
tiefgehenden Verwurzelung in der Gesellschaft nicht schlagartig an neue
(internationale) Herausforderungen angepasst werden können. Eher werden
neue, zusätzliche Identitäten entwickelt als vorhandene verändert; oder aber die
Wirklichkeit wird so interpretiert, dass sie zu den vorhandenen Werten und
Identitäten passt (Gamson 1992).
Mit Hilfe von diskursanalytischen Methoden lässt sich nun eruieren, welche
Wertvorstellungen und Identitätselemente einer Gesellschaft zugrunde liegen
und welche in bestimmten Kontexten von besonderer Bedeutung sind. Die
Wirkung der sich im Diskurs ausprägenden und wiederspiegelnden nationalen
Identität auf das Verhalten einer Gesellschaft ist so weniger im Sinne einer
„Ursache” bestimmter Handlungen als vielmehr als ein „Motiv” konzeptualisiert
(Joerissen/Stahl 2003:4).
Auch wenn der Identitätsansatz keine Entscheidungstheorie, sondern die
Präferenz bestimmter Handlungsweisen gegenüber anderen Handlungsweisen ist,
lassen sich über diesen Ansatz Rückschlüsse hinsichtlich der Aussichten eines
gemeinsamen Handels in den untersuchten Politikfeldern ziehen. Denn nur wenn
sich Gesellschaften in einer konkreten Situation überwiegend gleich
kategorisieren und dem Ereignis eine überwiegend gleiche Bedeutung zuweisen,
wird auf Grundlage eines hohen Kooperationsgrades gemeinsames Handeln
wahrscheinlich (Hansen/Waever 2002). Daraus lassen sich Rückschlüsse
hinsichtlich der Kontinuität bzw. Beständigkeit der aktiven Identitätselemente
ziehen und Prognosen für den zukünftigen Verhaltensrahmen des jeweiligen
Staates in ähnlichen Situationen ableiten. Insbesondere ist dieser Ansatz
erfolgreich auf Fragen der europäischen Integration angewandt worden
12
(Cederman 2001; Diez 1999, 2001; Neumann 1996, 1998; Schimmelfenning
2003).
Diskurse können auf zwei verschiedenen Ebenen untersucht werden:
Einmal vertikal, wobei das Augenmerk auf Diskursen innerhalb eines Landes
liegt, und einmal horizontal, wobei Diskurse zu gleichen Themen im Vergleich
zwischen verschiedenen Ländern interessieren. Durch den Vergleich der
Diskursverläufe eines Landes in verschiedenen Fallstudien lassen sich zum einen
die identitären Hintergründe des Verhaltens aufzeigen, zum anderen lässt sich
über den Vergleich der Diskursverläufe in verschiedenen Ländern eruieren, ob
sich einzelne Länder in der gleichen Situation gleich, ähnlich oder verschieden
kategorisieren lassen bzw. ob sie die Situation gleich, ähnlich oder verschieden
bewerten (Boekle/Nadoll/Stahl 2001). Daraus lassen sich die angestrebten
Rückschlüsse hinsichtlich der Aussichten eines gemeinsamen Handelns in den
untersuchten Politikfeldern ziehen.
Sprechakttheorie und Securitization Studies
Als Reaktion auf einen erweiterten Sicherheitsbegriff, der Sicherheit von ihrer
traditionellen Verbindung mit dem Militär löst und sie zusätzlich in Politik,
Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft verortet, sowie in Ermangelung eines
objektiven Maßstabs für Sicherheit entwickelte die „Kopenhagener Schule”
(Buzan/Wæver/Wilde 1998) einen Ansatz, der Sicherheitsprobleme und die
damit in Gang gesetzte und als legitim erscheinende Dynamik insbesondere auf
der Basis von Sprechakten untersucht.
Die Sprechakttheorie geht davon aus, dass man mit einer Aussage nicht nur
einen Sachverhalt beschreiben oder eine Tatsache behaupten kann, sondern einen
direkten Einfluss auf seine Umwelt ausübt. Es ist dies also eine Theorie des
menschlichen Sprechens, die vor allem den pragmatischen Aspekt der Sprache
betont, also ihre Verwendung in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung J.L. Austins, dass wir „mit Worten Dinge
tun”: Eine Eheschließung oder ein Strafurteil erfolgt durch den Ausspruch der
Worte und durch nichts anderes, sieht man einmal von der schriftlichen
Fixierung ab (Austin 1962; auch Searle 1969; Renkema 2004:12-18). Die
Sprechakttheorie behandelt demnach eine spezifische Art des Diskurses und
kann als spezifisches Subthema der Diskursanalyse verstanden werden.
Politiker bedienen sich der Sicherheitsterminologie zur Durchsetzung und
Legitimierung ihrer Interessen in vielen Politikfeldern, auch in solchen
Bereichen, die losgelöst von traditioneller Militär- und Verteidigungspolitik sind.
Der Ansatz der Kopenhagener Schule untersucht nun, welche Art von Prozessen
ablaufen, wenn das Wort Sicherheit im politischen Kontext ausgesprochen wird.
13
Securitization kann als ein spezifischer Kommunikationsprozess definiert
werden:

ein Thema wird als existenzielle Bedrohung dargestellt, die es erlaubt, mit
anderen innerhalb eines Sicherheitskomplexes vorhandenen Akteuren
vereinbarte Regeln zu brechen;

ein signifikantes Publikum akzeptiert das Thema als existenzielle
Bedrohung und akzeptiert gleichzeitig außerordentliche Maßnahmen, um
dieser zu begegnen;

das Thema wird so aus dem üblichen politischen Prozess – der
regelachtenden, Wahlmöglichkeiten erlaubenden und an Argumenten
ausgerichteten Bearbeitung – heraus gehoben in den Bereich der
„Sicherheit” (Wæver 1995).
Securitization bedeutet also die Summe der Darstellung eines Sachverhalts, einer
Person oder einer Entwicklung als Gefahr für die militärische, politische,
wirtschaftliche, ökologische und/oder gesellschaftliche Sicherheit eines
Kollektivs und der Akzeptanz dieser Darstellung durch den jeweils
angesprochenen politischen Adressaten. Das bedeutet, dass ein Thema nicht nur
dann versicherheitlicht wird, wenn es tatsächlich eine objektive Bedrohung
darstellt, sondern grundsätzlich immer, wenn das Thema erfolgreich als eine
Bedrohung dargestellt werden kann. Securitization rechtfertigt den Einsatz aller
verfügbaren Mittel – auch jener außerhalb der normalen politischen Spielregeln –
und legitimiert somit unter anderem den Einsatz von Gewalt.
Mit Hilfe eines diskursanalytischen Instrumentariums lassen sich die
Merkmale dieser spezifischen Sprechakte identifizieren. Insbesondere richtet der
Ansatz das Augenmerk auf die Akteure einer Versicherheitlichung, die Themen,
die dabei im Zentrum des Interesses stehen, bzw. auf die Frage, wer oder was als
speziell gefährdet dargestellt wird, wodurch diese Referenzobjekte bedroht
werden, aus welchen Gründen versicherheitlicht wird, unter welchen Umständen
und Voraussetzungen eine solche Securitization funktioniert und schließlich, was
die konkreten Konsequenzen einer Securitization sind (Buzan/Wæver/Wilde
1998:32). Wie bei unserem oben beschriebenen Beispiel können auch hier
vertikale oder horizontale Analysen miteinander verglichen werden, um eine
bessere Einsicht in die themengebundenen Prozesse in verschiedenen Ländern
und/oder zu verschiedenen Themen innerhalb eines Landes zu erhalten.
Frameanalyse und Threat Politics
Obwohl oder gerade weil der Securitization-Ansatz von einer großen Anzahl von
Autoren zur Analyse von Sicherheitspolitik verwendet wird, sind die Lücken und
Defizite der Theorie – von Wæver selbst als Idea Theory bezeichnet (Wæver
14
2003) – offensichtlich. Einer der zentralen Kritikpunkte ist, dass der
Securitization-Ansatz zu wenig über den eigentlichen Prozess der Securitization
auszusagen vermag und zentrale Fragen – zum Beispiel warum gewisse Themen
versicherheitlicht werden, andere aber nicht – zu wenig Beachtung schenkt
(Eriksson 2001).
Um erklären zu können, warum gewisse Themen eine höhere Attraktivität
haben als andere bzw. warum bestimmt ausgeprägte Threat Images es eher auf
die sicherheitspolitische Agenda schaffen als andere, haben schwedische
Forscher unter Rückgriff auf die kognitive Rahmenanalyse eine Erweiterung des
Kopenhagener Modells vorgeschlagen (Eriksson/Noreen 2002; Eriksson 2001).
Dieser Ansatz ist unter dem Namen Threat Politics bekannt geworden.
Rahmen oder Frames sind grundlegende und zentrale wahrnehmungs- und
handlungsleitende Strukturen oder Kategorien, mittels derer die Akteure die
Welt wahrnehmen (Minsky 1981). Es sind Kategorien, die bereits in der Kultur
oder dem Gedächtnis der Akteure präsent sind. Akteure verleihen Dingen Sinn
durch deren „Wiedererkennung” als Elemente einer sinnhaft geordneten Welt
und als Elemente vorhandener kognitiver Modelle bzw. Frames (Donati
2001:150). Dies heißt auch, dass Eigenschaften, Daten oder Elemente, die nicht
in das bestehende Schema passen, durch vorhandene Frames entweder angepasst
oder eliminiert werden und dass Datenlücken durch Frames ergänzt werden.
(Donati 2001:151; Gee 1999:40-79).
Die Threat-Frame-Analyse konzentriert sich insbesondere auf die Frage,
welche Art von interpretativen Schemata auf sicherheitspolitische Gefahren oder
Risiken angewendet werden und wie gemäss der relevanten Akteure kollektiv
darauf reagiert werden soll (Dunn 2004, 2005). In Anlehnung an Snow und
Benford wird zwischen drei Arten von Frames unterschieden (Snow/Benford
1988:199-202):
1. die Problemdiagnose (diagnostic framing), die die Identifikation des
Problems, die Bezeichnung der Ursachen und der Verursacher umfasst;
2. die Definition der Problemlösung und der dazu notwendigen
Handlungsschritte (prognostic framing); und
3. die Mobilisierung von Handlungsmotiven (motivational framing).
Für die Resonanz der benutzten Frames sind dabei zum einen die internen
Merkmale der rhetorisch mobilisierten belief systems von Bedeutung, wie die
Zentralität der Werte und Ideologien, an die appelliert wird, und die Art ihrer
Verknüpfung mit anderen, öffentlich geteilten Werten. Entscheidend ist zum
anderen aber auch ihre Übereinstimmung mit kulturellen Deutungen, Mythen
und Symbolisierungen, die im jeweiligen kulturellen Erbe präsent sind, sowie die
empirische Glaubwürdigkeit der jeweiligen Rahmungen und deren Vereinbarkeit
mit bisherigen Alltagserfahrungen (Swidler 1995).
15
Konkret leistet die Frameanalyse, auch hier gibt es eine Vielzahl von
möglichen methodischen Ansätzen (Fisher 1997), die Erfassung und
Beschreibung der im Diskurs relevanten Inhalte und Argumentationsmuster. Die
Bedeutung der Frames als gesellschaftliche Deutungsmuster liegt vor allem in
ihrer Handlungsrelevanz. Da angenommen werden kann, dass gesellschaftlich
anerkannte und gängige Frames das Handeln von zivilgesellschaftlichen
Akteuren, Eliten oder anderen Menschen und damit gesellschaftliche Prozesse
beeinflussen (Gamson 1992:110ff.; Snow et al. 1986:464), ist die Etablierung
bestimmter Deutungsmuster in der Öffentlichkeit ein Instrument
gesellschaftlicher Entwicklung und Veränderung. Weil dieser Prozess der
Kategorisierung praktische Konsequenzen hat, Akteure entsprechend ihrer
Kategorien entscheiden und handeln und damit den relevanten Fakten Sinn
verleihen, werden unterschiedliche Kategorien als Quelle sozialer „Kämpfe” um
legitime Realitätsdefinitionen wahrscheinlich. Frames sind also die
grundlegenden Werkzeuge, die in diesen Deutungskämpfen bzw. in dem Kampf
um die Diskurshegemonie genutzt werden.
16
Fallbeispiel: Die Herausbildung der amerikanischen
Sicherheitsstrategie von 2002
Als Fallbeispiel wählen wir die Herausbildung der amerikanischen
Sicherheitsstrategie vom September 2002 (Bush 2002d). Nationale
Sicherheitsstrategien sind in den Vereinigten Staaten traditionell zentrale
Grundlagendokumente für das außen- und sicherheitspolitische Handeln einer
Administration. Ihrer Verabschiedung geht ein eingehender politischer Prozess
voraus, in dem die Regierung – und hier vor allem der Präsident, dessen Domäne
die Bewahrung der Sicherheit des Landes ist – ihre Haltung öffentlich erläutert
und sich unmissverständlich positioniert.
Für das Verständnis der Nationalen Sicherheitsstrategie 2002 ist der
internationale Kontext – und das heißt die Terroranschläge auf die New Yorker
Zwillingstürme und das Pentagon in Washington vom 11. September 2001 – von
herausragender Bedeutung. Diese sind deshalb auch Ausgangspunkt unserer
Betrachtung. Aufgrund des begrenzt zur Verfügung stehenden Raumes
konzentriert sich die folgende Diskursanalyse, die stets und notwendig ein
Prozess hermeneutischer Textauslegung ist, auf wenige zentrale Reden des
amerikanischen Präsidenten, die Grundstein für die nationale Sicherheitsstrategie
sind. Darüber hinaus wird die Analyse sich nur auf einige klassische
Fragestellungen sozialwissenschaftlicher Diskursforschung konzentrieren: nach
den sprachlichen und symbolischen Mitteln und Strategien, die eingesetzt
werden; nach Träger, Adressat und Publikum des Diskurses; nach den
entscheidenden Ereignissen im Verlauf des Diskurses; nach den Bezügen des
Diskurses zu anderen Diskursen; sowie nach den Erklärungen für die Merkmale
des Diskurses (Keller 2004:66).
Grundsteinlegung für die nationale Sicherheitsstrategie
Als US-Präsident George W. Bush am Abend des 11. September 2001 nach
einem Tag als Gefangener auf der Flucht im eigenen Land endlich in seinen
Amtssitz zurückkehren konnte, sprach er im Bunker des Weißen Hauses
gegenüber seinen engsten Sicherheitsberatern von „einer großen Chance”
(Woodward 2003:32), die die terroristischen Anschläge den Vereinigten Staaten
17
eröffneten – der Chance, die Welt im Kampf gegen den internationalen
Terrorismus hinter der globalen Führungsmacht USA zusammenzuführen. Der
Begriff der Führung wurde damit zu einem zentralen politischen Instrument.
Nicht nur würde George W. Bush, einer Selbstverständlichkeit des
präsidentiellen Systems der Vereinigten Staaten folgend, regierungsintern die
machtpolitischen Fäden in der Hand behalten; amerikanische Außenpolitik sollte
in der Tat vor allem Bushs Außenpolitik werden (Daalder/Lindsay 2003). Von
größerer Bedeutung war jedoch die Tatsache, dass der Präsident sich der eigenen
Nation in seiner ersten öffentlichen Rede nach den Terroranschlägen am 14.
September 2001 in der National Cathedral in Washington als Commander-inChief präsentierte (Bush 2001a). Während er mit einem emphatischen „Ihr seid
nicht allein” als Primus inter pares der nationalen Trauer Ausdruck verlieh,
entrückte der Präsident der Sphäre des durchschnittlichen Amerikaners, dem der
„historische Abstand” zum Geschehen „fehlte”, in den Bereich des überlegenen
und verantwortungsvollen Staatsmannes, der die Antwort auf die Anschläge im
Sinne eines historischen Auftrags kannte: „die Welt vom Bösen zu befreien”.
Die unbeirrbare Entschlossenheit, „das Böse zu bekämpfen, […] nicht zu warten,
[sondern] jetzt zu handeln” (Bush 2001d), und der unbedingte
Führungsanspruch, sich nichts diktieren zu lassen, sondern selbst „den Lauf der
Dinge zu bestimmen”, sowie des „Ich werde nicht nachgeben; ich werde nicht
ruhen; ich werde nicht nachlassen im Ringen um Freiheit und Sicherheit für das
amerikanische Volk” (Bush 2001b) wurden zu Konstanten präsidentieller Reden.
Sprache wurde somit ein entscheidendes Instrument zur Konstruktion sozialer
Realität; und Sprache zwang Volk und Parteien, dem Führungsanspruch des
Präsidenten gerecht zu werden.
Dieser Führungsanspruch beschränkte sich aber nicht auf die Vereinigten
Staaten. Der amerikanische Präsident war vielmehr bereit, die Welt zu führen
(Bush 2002b), weil der „kollektive Wille der Welt“ die Vereinigten Staaten
„unterstützt[e]“ (Bush 2001c). Aus der so wahrgenommenen Unterstützung
leitete der Präsident die ebenso historisch wie manichäisch begründete Pflicht,
die „Sache der Gerechtigkeit”, der Freiheit und des Friedens – gestützt auf
„unseren Mut” – gleichsam wie in einem Kreuzzug „um die Welt” tragen zu
müssen, um diese von der terroristischen Gefahr zu erlösen (Bush 2001b, 2002a,
2002c). Die in jedem Diskurs positiv besetzten Begriffe wie „Mut”,
„Verantwortung” und „Moral” sollten wie in der innenpolitischen Arena auch
auf der internationalen Bühne dazu beitragen, dass die eigene Überlegenheit
innerhalb des Diskurses erst gar nicht in Frage gestellt wurde. Die Konsequenz
eines so begründeten Führungsanspruchs liegt auf der Hand. Während der
Verlauf des Konflikts ungewiss sein mag, ist „das Resultat gewiss” (Bush
2001b): „Frieden und Freiheit werden sich durchsetzen” (Bush 2001c); „wir
18
werden den ersten Krieg des 21. Jahrhunderts gewinnen” (Bush 2002a, 2002b).
Mit anderen Worten: In der Behauptung, die „wahre” Bedeutung und damit das
Ergebnis der Auseinandersetzung bereits zu kennen, liegt der Anspruch, das
Deutungsmonopol nicht aus der Hand geben zu müssen, ja zu können.
Verstärkt wird dieser Anspruch durch den Rückgriff auf historische
Begebenheiten (Chilton 1996, 2004), die ungeachtet ihres fragwürdigen
Vergleichs als Präzedenzfälle präsentiert werden, um Zweifel am Triumph der
eigenen Strategie von vorneherein nicht aufkommen zu lassen. Immer und
immer wieder bezog George W. Bush sich auf drei prägende historische
Ereignisse, bei denen die Rollen von Sieger und Verlierer unmissverständlich
herausgestrichen wurden. „Terrorismus gegen unsere Nation wird keinen
Bestand haben” (Woodward 2003:16), ließ der sichtlich erschütterte Präsident
wenige Minuten nach dem Einschlag des zweiten Flugzeugs in das World Trade
Center die wartenden Journalisten in einem Vorraum der Emma E. Booker
Elementary School in Sarasota, Florida wissen – und wiederholte mit dem „Das
wird keinen Bestand haben” die berühmten Worte, derer sich Präsident George
H. Bush elf Jahre zuvor anlässlich der irakischen Invasion in Kuwait bedient
hatte. Das zweite Beispiel bezog sich auf den amerikanischen Eintritt in den
Zweiten Weltkrieg. In seiner Ansprache an den Kongress und das amerikanische
Volk am 20. September 2001 erinnerte Präsident Bush, ohne den japanischen
Angriff auf die amerikanische Pazifikflotte auf Pearl Harbor explizit zu
erwähnen, an „einen Sonntag im Jahr 1941” (Bush 2001b; auch 2002c). Und in
seinen Reden vor dem US-Kongress am 20. September 2001 sowie im Rahmen
der Warschauer Konferenz zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus
am 6. November 2001 rief George W. Bush die totalitäre Herrschaft der
Nationalsozialisten und Kommunisten in Erinnerung (Bush 2001b, 2001d).
Das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation musste sich bei diesen
Äußerungen unweigerlich an den schmachvollen Rückzug des irakischen
Aggressors, an die verheerende Niederlage der Achsenmächte im Zweiten
Weltkrieg und an den Kollaps des Kommunismus in den Epochenjahren
1989/91, vor allem aber an den Triumph der US-Streitkräfte bzw. an die
Überlegenheit des amerikanischen politischen Systems erinnern. Der Appell an
das historische Vorbild wurde ganz gezielt eingesetzt, nicht nur um das eigene
Volk – und die Welt – auf die bevorstehende Auseinandersetzung vorzubereiten,
sondern vor allem, um ihm zu dokumentieren, dass Amerika auch die anderen
großen „Schlachten“ der jüngeren Vergangenheit für sich entschieden hatte.
Naming, Referencing und Signifying, die drei zentralen Aspekte beim Ringen um
die diskursive Dominanz, finden sich also in den den Terroranschlägen des 11.
September 2001 folgenden Schlüsselreden des US-Präsidenten.
19
Im Mittelpunkt der aufgeführten historischen Präzedenzfälle steht der
Begriff Krieg, also ganz prinzipiell die Frage der existentiellen Bedrohung eines
Staates, einer Gesellschaft. In dem Moment, in dem der Präsident die
terroristischen Angriffe von New York und Washington als kriegerischen Akt
bezeichnet, der die individuelle, die nationale, ja die globale Freiheit gefährdet,
mobilisiert er tief sitzende belief systems, appelliert – losgelöst von Hautfarbe
und Religion, von parteipolitischen Präferenzen und gesellschaftlichen Schichten
– an nationale Werte und beschwört den „Mut zur nationalen Einheit” (Bush
2001a). Zu diesen mit der Metapher des Krieges verbundenen belief systems
gehört unweigerlich die Unterscheidung in Freund und Feind, in Freiheit und
Knechtschaft, in Gut und Böse (Bush 2001a, 2001b, 2001d, 2002b). Die
„Verteidiger der Freiheit” (Bush 2001a), des „Fortschritts, des Pluralismus und
der Toleranz” (Bush 2001b), ja der „Zivilisation” schlechthin (Bush 2001b,
2001d) sehen sich einer Gefahr ausgesetzt, die alles „bislang Gekannte
übersteigt” (Bush 2001b, 2002b). Mit einfachen, für jeden nachvollziehbaren
Beispielen – die massive Diskriminierung von Frauen und Mädchen, die
systematische Verletzung von Menschenrechten (Bush 2001b, 2001d) – und der
religiösen Überhöhung des Streitgegenstandes („Gott verhält sich nicht neutral
zwischen [Freiheit und Furcht, Gerechtigkeit und Grausamkeit] (Bush 2001b))
wird eine Emotionalisierung erreicht, die die „Wut zur Entschlossenheit” (Bush
2001b) werden lässt und dem Präsidenten die Gefolgschaft für seinen Kurs
sichern soll.
Mit dem Begriff des Krieges wird zugleich an ein weiteres belief system
appelliert. Kriege wurden in der Geschichte traditionell durch die militärische
Überlegenheit einer Seite entschieden. Wenn es sich bei dem Krieg gegen den
Terrorismus nun um eine kriegerische Auseinandersetzung bislang ungekannten
Ausmaßes handeln soll und wenn dieser Krieg wie seine Vorgänger gewonnen
werden muss, dann erscheint das Verlangen des US-Präsidenten, eine mit den
zurückliegenden
zwei
Dekaden
unvergleichbare
Erhöhung
des
Verteidigungsbudgets herbeizuführen (Bush 2002a), als ein berechtigtes
Anliegen, dem sich der Kongress kaum entziehen kann, will er sich nicht dem
Vorwurf aussetzen, die Sicherheit des eigenen Volkes zu vernachlässigen. Dass
es sich bei der terroristischen Herausforderung um eine asymmetrische
Bedrohung handelt, also um eine bestimmte Form der Gewaltanwendung, bei der
zuvor untergeordnete taktische Elemente eine eigenständige strategische
Dimension erlangen (Münkler 2003:11) und die gerade deshalb zu einer
Bedrohung der einzig verbliebenen Supermacht heranwachsen kann, weil sie
nicht auf die Regeln des Staatenkrieges setzt, bleibt unerwähnt und
unberücksichtigt.
20
Dank der massiven, bereits im Herbst 2001 vorhandenen Überlegenheit der
US-Streitkräfte gelang es den Vereinigten Staaten mit politischer und teilweise
logistischer Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft, innerhalb
von nur 102 Tagen einen Regimewechsel in Afghanistan herbeizuführen und
damit der Führungsspitze der Al Qaida ihre jahrelange Operationsbasis zwischen
Kandahar und Kabul für Planung und Training von groß angelegten Terrorakten
zu entziehen. Das amerikanische Argument der Sicherheit konnte mit dem
Anspruch des US-Präsidenten, die liberale Zone des Friedens ausdehnen zu
müssen, zur Deckung gebracht werden, gerade weil die Zerschlagung des
radikal-islamischen Terrorismus von einer überwältigenden Mehrheit der
Staatenwelt angestrebt wird. Der Erfolg der afghanischen Operation mochte
damit den zugespitzten Grundsatz „Entweder mit uns oder mit den Terroristen”
(Bush 2001b) bestätigen.
Anders als im Rahmen des gewaltsam herbeigeführten Regimewechsels in
Afghanistan, in dessen Vorfeld ebenso wie in dessen unmittelbarem Gefolge die
Vereinigten Staaten zur globalen Führungsmacht aufstiegen, die die Gefolgschaft
der nach dem Prinzip des selektiven Multilateralismus ausgewählten geführten
Staaten nicht nur einfordern konnten, sondern auch gerade deshalb erhielten,
weil die meisten Staaten die terroristische Herausforderung als Bedrohung ihrer
nationalen und der internationalen Ordnung wahrnahmen, erlag die USRegierung, noch während sie die Welt um sich scharte, der mit ihrer
herausragenden Militär- und Wirtschaftsmacht verbundenen imperialen
Versuchung (Mauer 2004; Snyder 2003; Ikenberry 2003).
Mit der Ansprache des US-Präsidenten an die Nation begann am 29. Januar
2002 (Bush 2002b) ein neuer öffentlicher Diskurs, der bislang lediglich
regierungsintern geführt worden war. Von dem Befund geleitet, dass sich in
keiner anderen Weltregion die neuartigen Risiken an der Schnittstelle von
Terrorismus, Proliferation und autoritären Regime mit umfassenderen
strukturellen Problemen zu einem vergleichbaren Potential an Instabilität
verbinden, waren die einflussreichsten Berater des Präsidenten entschlossen, die
„außerordentliche Gelegenheit, die sich für eine Umgestaltung des
internationalen Systems ergeben” (Kissinger 2003:14; Woodward 2004; Bush
2002a) hatte, mit einer ungewöhnlichen Radikalität und mit einer von Beginn an
einkalkulierten Bereitschaft zum Alleingang zu nutzen. In einer aufgeladenen
Atmosphäre beschwor der Präsident eine zwangsläufig symbiotische Verbindung
zwischen radikal-islamischem Terrorismus, der Technologie zur Herstellung von
Massenvernichtungswaffen und diktatorischen Staaten (Bush 2002b, 2002c).
Von unbändiger Ungeduld getrieben, wollte die Administration alles auf einmal,
wenn nötig ohne die Legitimität verleihende Unterstützung alliierter Mächte und
in jedem Fall ohne Kompromisse. Die neue existentielle Herausforderung des
21
internationalen Terrorismus erfordere, erlaube, ja erzwinge – so lautete das
Argument – ein „neues Denken” (Bush 2002c) und neue Maßnahmen, die de
facto einen Regelbruch mit den hergebrachten Grundsätzen bedeuteten.
Das „neue Denken“, das sich von der Strategie der Eindämmung lösen und
in Fällen unmittelbarer bzw. sich erst herausbildender Gefahren der Strategie der
Präemption zuwenden will – wobei der Begriff der Unmittelbarkeit dem Diktat
der Unbestimmtheit unterworfen bleibt –, wurde unter Rückgriff auf „alte
Formeln“ begründet: Nordkorea, Iran und Irak, Staaten, die nach
Massenvernichtungswaffen strebten, wurden ungeachtet der Tatsache, dass sich
deren politische Führungen zum Teil feindlich gegenüberstanden, als „Achse des
Bösen“ (Bush 2002b) bezeichnet. „Achse des Bösen“ musste zwangsläufig, ja
sollte Ronald Reagans Titulierung der Sowjetunion als „Imperium des Bösen“ in
Erinnerung rufen – und damit den „Sieg“ Amerikas über die Sowjetunion.
Während es dem US-Präsidenten im Rahmen des Irak-Diskurses gelang,
innerhalb seines Landes ein dominantes Argumentationsmuster zu etablieren und
damit weite Teile der Bevölkerung für seinen Kriegskurs zu gewinnen, scheiterte
er im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Dominante Argumentationsmuster in der nationalen Sicherheitsstrategie
Die dominanten Argumentationsmuster, die sich seit den Terroranschlägen des
11. September 2001 in den zentralen Reden des US-Präsidenten herausgeschält
hatten, fanden ihre Berücksichtigung in der Nationalen Sicherheitsstrategie der
Vereinigten Staaten im September 2002 (Bush 2002d). Geradezu
programmatisch wird der im Rahmen der Rede vor den Absolventen der
Militärakademie West Point am 1. Juni 2002 entwickelte aussen- und
sicherheitspolitische Dreiklang der Strategie vorangestellt: „Wir werden den
Frieden verteidigen [...]. Wir werden den Frieden bewahren [...]. Und wir werden
den Frieden ausdehnen“ (Bush 2002c, 2002d:1). Die Begriffe „Verteidigung und
Bewahrung des Friedens“ beziehen sich dabei auf die den Terroranschlägen
unmittelbar folgenden Monate, wohingegen der Begriff der „Ausdehnung“ den
im Januar 2002 in die Weltöffentlichkeit getragenen Diskurs widerspiegelt, der
mit der schriftlichen Fixierung der Sicherheitsstrategie seinen Höhepunkt findet.
Amerika, das in seiner Geschichte nie Status-quo-Macht war, bekennt sich mit
den Begriffen „Verantwortung, Verpflichtung und Gelegenheit“ (Bush 2002d:1)
dazu, treibender Faktor einer neuen Weltordnung zu sein. Es will Verantwortung
übernehmen für die eigene Bevölkerung und den Rest der Welt; es fühlt sich
verpflichtet, freie und offene Gesellschaften auf jedem Kontinent zu ermuntern;
und seine herausragende Machtstellung schafft die Bedingungen der
22
Möglichkeit, „die Welt nicht nur sicherer, sondern auch besser zu machen“
(Bush 2002d:1).
Die acht Kapitel der Sicherheitsstrategie identifizieren Botschaften, die das
amerikanische Selbstverständnis und Sendungsbewusstsein reflektieren sollen:

Champion aspirations for human dignity;

Strengthening alliances to defeat global terrorism and work to prevent
attacks against us and our friends;

Work with others to defuse regional conflicts;

Prevent our enemies from threatening us, our allies, and our friends with
weapons of mass destruction;

Ignite a new era of global economic growth through free markets and free
trade;

Expand the circle of development by opening societies and building the
infrastructure of democracy;

Develop agendas for cooperative action with the other main centers of
global power;

Transform America’s national security institutions to meet the challenges
and opportunities of the twenty-first century.
Der Anspruch der Administration, in einem nicht nur national, sondern
global geführten Diskurs die Deutungshoheit zu gewinnen, ist unverkennbar. So
müssen Freiheit und Gerechtigkeit verteidigt werden, weil „diese Prinzipien
richtig und wahr sind für alle Menschen überall auf der Welt“ (Bush 2002d:3).
Was wahr und richtig ist, kann nicht in Frage gestellt werden, mehr noch: Was
wahr und richtig ist, wird sich zwangsläufig durchsetzen.
Der „Feind“, Terrorismus und diejenigen, die Terroristen Unterschlupf
gewähren bzw. unterstützen, soll „zerstört“ werden in einem „Krieg“ (Bush
2002d:5), der mit keinem seiner Vorgänger verglichen werden dürfe. Während
diese Aussagen vor allem auf die Stärkung der Moral der eigenen Nation
abzielen, ist der Hinweis auf die Stärkung von Allianzen als das Bemühen zu
verstehen, alte Partner bei Laune zu halten, neue zu gewinnen und beiden die
herausragende Gefahr der terroristischen Bedrohung vor Augen zu führen, die
nichts anderes zulasse als eine möglichst enge Kooperation. Zugleich wird mit
dem Hinweis auf Allianzen im Kontext der zentralen Herausforderung der
Epoche auf den Erfolg der westlichen Allianz im Kalten Krieg angespielt.
Wie bereits in den zentralen Reden des Präsidenten rückt die eher
befürchtete als tatsächliche Überschneidung zwischen Terrorismus und
Massenvernichtungswaffen in den Mittelpunkt einer Doktrin, die nach
präemptivem Einschreiten auch dann ruft, „wenn Unsicherheit über Zeitpunkt
und Ort des Angriffs des Feindes“ (Bush 2002d:15) besteht. Rechtfertigt wird
ein solches Vorgehen mit der existentiellen Herausforderung sowie mit der
23
eigenen überlegenen Moral, einem weltumspannenden, von Selbstlosigkeit
angetriebenen Verantwortungsgefühl und einem nationalen Heroismus, der sich
in anderen Epochen der Weltgeschichte behauptet habe.
Subjektpositionen spielen in Diskursen eine zentrale Rolle (Keller 2004:69).
Dass der amerikanische Präsident sich unmittelbar nach den Terroranschlägen
des 11. September 2001 sowohl regierungsintern als auch nach außen als die
entscheidende Symbolfigur im Kampf gegen den Terrorismus präsentierte und in
zentralen Reden sowohl der eigenen Nation, dem Hauptadressaten, als auch der
Welt, in unmissverständlicher Klarheit seine Absichten erläuterte und zugleich
ein Deutungsmonopol für sich in Anspruch nahm, trug wesentlich dazu bei, dass
er in dem den Terroranschlägen folgenden Diskurs als entscheidender
Referenzpunkt wahrgenommen wurde. Naming, Referencing und Signifying, also
die Etablierung neuer Begriffe („Krieg gegen den Terrorismus“, „Krieg der
Ideen“), die Aufstellung von Verbindungen zu bereits existierenden und häufig
verwendeten Begriffen („Wir kämpfen, wie wir das immer getan haben, für
einen gerechten Frieden – ein Frieden, der auf Freiheit setzt“) und der Anspruch,
in einem spezifischen Diskurs behaupten zu können, als einziger die „wahre”
Bedeutung zu kennen („Das Resultat ist gewiss“; „Wir werden den ersten Krieg
des 21. Jahrhunderts gewinnen“) sind für das Verständnis des hier beschriebenen
Diskurses von großer Bedeutung. Das radikale „Entweder-Oder“ („Gut versus
Böse“, „Freiheit versus Knechtschaft“) sowie der Rückgriff auf historische
Präzedenzfälle (Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg), also der Appell an tief
verankerte belief systems, ermöglichten, dass Realität in mancher Hinsicht über
das Mittel des Diskurses konstituiert, also nicht abgebildet wurde.
24
Schlusswort
„Sprache“, so hat Kurt Tucholsky in einem kleinen Bändchen einst geschrieben,
„ist eine Waffe. Haltet sie scharf.” Diese Grundannahme geht einher mit dem in
unserem Kapitel entwickelten Verständnis von Sprache als Instrument, das die
Wirklichkeit nicht allein repräsentiert, sondern in spezifischer Weise konstituiert.
Dieser Beitrag hat eine Einführung in das weite Feld der Diskursanalyse gegeben
und dabei gezeigt, wie die konstruktivistisch ausgerichtete sicherheitspolitische
Forschung Sprache als einen Grundbaustein politischer Realität versteht, die
durchaus als Waffe zur Erlangung einer dominanten Machtstellung eingesetzt
wird.
Auf die Stärken des Ansatzes wurde an verschiedenen Stellen bereits
hingewiesen. Die wachsende Konjunktur diskursanalytischer Analysen in der
Sicherheitspolitik ist erstens zu erklären durch die weitverbreitete
Unzufriedenheit über den Erklärungsgehalt gängiger Theorien der
internationalen Beziehungen und zweitens als Zeichen der Zeit zu verstehen, in
der zahlreiche Disziplinen die kulturalistische Wende zum Paradigma des homo
sociologicus vollzogen haben. Dies spiegelt ein Grundbedürfnis der
politikwissenschaftlichen Forschung wider: Zum einen soll das Handeln des
einzelnen Individuums aufgrund dessen sozialer Wesensart verstanden werden;
zum anderen geht es darum, aus dem Handeln Rückschlüsse auf politische
Prozesse zu ziehen. Dabei gewährt die Diskursanalyse dem Forschenden großen
Spielraum, soweit es um spezifische Forschungsfragen und Theorieperspektiven
geht.
Trotz beträchtlicher Beliebtheit muss sich der diskursanalytische Ansatz
jedoch auch eine Reihe von Einwänden gefallen lassen, auf die hier der
Ausgewogenheit halber kurz eingegangen wird. Auf die relative Unbestimmtheit
des Begriffs, des Ansatzes und der methodischen Vorgehensweise ist mehrfach
hingewiesen worden. Weitere Einwände hängen vielmals von dem allgemeinen
Wissenschaftsverständnis ab: Die entscheidende Frage ist, in welchem Maße wir
eine objektive Wirklichkeit jenseits des forschenden Individuums anerkennen,
die mit wissenschaftlichen Methoden messbar oder zumindest erfassbar ist. Denn
wird die objektive Wirklichkeit nicht hinterfragt, spielt Sprache in der Politik
lediglich eine Nebenrolle. Das heißt dann auch, dass diskursanalytische Ansätze
irrelevant, wenn nicht gar obsolet sind.
25
Grundvoraussetzung für einen Rückgriff auf diskursive Ansätze ist die
Annahme, dass in Diskursen nicht die objektive Wirklichkeit reflektiert wird,
sondern lediglich die soziale Interpretation von Realität. Als Instrumentarium für
konstruktivistische Fragestellungen nimmt der Ansatz sogar an, dass man nicht
von einer bestehenden Realität ausgehen kann. Dies wiederum heißt: Es können
lediglich Annahmen über die Wirklichkeit getroffen werden, diese können jedoch
niemals abgebildet werden. Dementsprechend lassen sich aus einem solchen
Ansatz keine belegbaren Theorien – oder im Popper’schen Sinne falsifizierbaren
Hypothesen – ableiten. Der Ansatz will dies jedoch gar nicht: Diskursanalyse ist
weniger an objektiv messbaren und falsifizierbaren Kausalzusammenhängen
interessiert, sondern an der Interpretation und dem Verstehen von sozial
reproduziertem Sinngehalt innerhalb spezifischer Strukturen; aussagekräftige
Schlussfolgerungen für bestimmte Bereiche und Fragestellungen werden damit
keinesfalls ausgeschlossen.
Diskursanalyse hebt sich durch hermeneutische Interpretation bewusst von
der positivistischen Schule ab, die möglichst naturwissenschaftlich „exakt“ und
in ihren Augen dementsprechend „wissenschaftlich” vorgehen möchte. Der
Rekonstruktionsprozess bzw. die Phase der Ideengenerierung des abduktiven
Schlussfolgerns, der Hypothesenbildung und -überprüfung lässt sich aber
prinzipiell nicht schriftlich fixieren. Dies kann zu fehlender Transparenz des
Analyseverfahrens führen. Generell birgt der Ansatz die jeder heuristischen
Erkenntnisgewinnung eigene Gefahr von textidealistischen Fehlschlüssen, von
Zirkelschlüssen und Überinterpretationen in sich.
Auch im Falle einer größeren Toleranz gegenüber konstruktivistischem
Gedankengut muss sich der Ansatz der Kritik stellen, dass er aufgrund seiner
Fokussierung auf die Denk- und Sprechpraxis wenig Klarheit darüber schafft,
welchen konkreten Einfluss Diskurse auf das Handeln von Akteuren haben: So
bedeutet das Erreichen „linguistischer Dominanz” durch bestimmte politische
Akteure nämlich nicht automatisch Regierungshandeln und -entscheiden;
zwischen Diskurs und Wirkung desselben auf das Handeln der relevanten
Akteure besteht kein zwangsläufiger Zusammenhang. Auch wenn durch den
Diskurs oftmals eine empirisch nachvollziehbare Eingrenzung des
Handlungsspielraums erfolgt, die Frage nach dem „Warum” eines spezifischen
Handlungsmusters kann die Diskursanalyse nur schwer beantworten.
26
Literaturverzeichnis
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Autoreninformation
Dr. des. Myriam Dunn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich. Sie leitet das
Forschungsgebiet “neue Risiken”. Studium an der Universität Zürich.
[email protected]
Publikationen (u.a.):

Information Age Conflicts: A Study of the Information Revolution and a
Changing International Operating Environment, Zürcher Beiträge zur
Sicherheitspolitik und Konfliktforschung, Nr. 64. Zürich: Forschungsstelle
für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse 2002.

The International Critical Information Infrastructure Protection (CIIP)
Handbook 2004, Zürich: Forschungsstelle für Sicherheitspolitik 2004 (mit
Isabelle Wigert)
Dr. Victor Mauer ist stellvertretender Leiter der Forschungsstelle für
Sicherheitspolitik der ETH Zürich. Studium an den Universitäten Bonn, Oxford
und Cambridge. U.a. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Internationalen
Sekretariat der Parlamentarischen Versammlung der NATO, Brüssel.
[email protected]
Publikationen (u.a.):
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Die geostrategischen Konsequenzen nach dem 11. September 2001, in: Aus
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www.css.ethz.ch
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