Pressestimmen

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LE CHATEAU DES SINGES
Titel Deutschland: Kwom und der König der Affen
Regie : Jean-François Laguionie
Buch : Jean-François Laguionie, Norman Hudis
Kinostart in Frankreich: 1999
Kinostart in Deutschland: 2003
Länge: 76 Minuten
Französische Stimmen: Tara Römer, Nadia Farès, Pierre Arditi, Jean Piat, Michael
Lonsdale, Patrick Préjean u.a.
Musik : Alexandre Desplat
Genre : Zeichentrickfilm
Produktion : La Fabrique, Les Films du Triangle, Steve Walsh Productions, Cologne
Cartoon Film und Medienproduktion GmbH
Produzent: Patrick Moine, Steve Walsh, Gerd Hecker
Kinoverleih: MFA
Auszeichnungen: Hollywood Discovery Award (2000)
Synopsis
Vor langer Zeit lebten die Affen friedlich in der Savanne, bis eine Naturkatastrophe
sie in zwei Stämme spaltete. Die Woonkos entkamen dem Hochwasser, in dem sie
auf Urwaldbäume kletterten, die Lankoos dagegen fanden Zuflucht zwischen
gigantischen Felsmassen. Die Zeit verging und die beiden Affenvölker entwickelten
sich auseinander, sie wurden einander fremd und feindlich. Auch der junge
Wonkoos-Affe Kwom weiß kaum noch etwas über die geheimnisvolle Welt der
Lankoos, die nach Art der Menschen auf der Erde leben und vor denen sich alle
Wonkoos fürchten. Eines Tages stürzt Kwom bei einem tollkühnen Sprung hinab ins
Reich der Laankos. Die folgende abenteuerliche Entdeckungsreise führt ihn zum
mythenumrankten Schloss der Affen, wo der Herrscher der Lankoos residiert und
sich als Erfinder betätigt. Dieser rettet Kwom vor seinen Landsleuten, die den
‚Wilden’ töten wollen und ernennt ihn zu seinem Hofnarren. Mit Hilfe der hübschen
Zofe Gina und dem alten Gelehrten Flavius entdeckt Kwom die Sitten der Laankos.
Aber dem Königreich droht Gefahr: der Großkämmerer Serignole intrigiert, um an die
Macht zu kommen und vergiftet systematisch die Tochter des Königs... Nach
zahlreichen Verwicklungen gelingt es Kwom Serignoles Pläne zu durchkreuzen und
beide Affen-Völker wieder zu versöhnen. Eine märchenhafte Komödie über
Erwachsenwerden, Intoleranz, Machtmissbrauch und Aberglauben.
Der Regisseur
Der 1939 in Besancon geborene François Laguionie arbeitet zunächst als Ausstatter
für Theater und Schattenspiele. Mit dem von Paul Grimault produzierten
musikalischen Traumgedicht La Demoiselle et le Violoncelliste gewinnt er den Grand
Prix der internationalen Animationsfestspiele in Annency. 1978 erhält Laguionie für
seine Kurzfilme die Palme d’Or in Cannes und für das Märchen La traversée de
l’Atlantique à la rame den Grand Prix in Ottawa. 1984 dreht er seinen ersten langen
Zeichentrickfilm Gwen, le livre des sables. Le château des singes entsteht 1999. Er
ist das erfolgreiche Ergebnis einer europäischen Zusammenarbeit:
1
Laguionie, dessen Produktionsfirma La Fabrique internationales Ansehen genießt,
tat sich für die aufwändige Produktion, an der mehrere hundert Animationskünstler
mitwirkten, u.a. mit dem Kölner Produzenten Jürgen Engelhof (Cologne Cartoon)
zusammen. Die beiden hatten 1989 bereits gemeinsam die erste europäische
Trickfilmgruppe EVA gegründet.
Pressestimmen
Première
... zwischen Dschungelfilm und Shakespeare-Drama.
Les Inrockuptibles
Endlich ein Zeichentrickfilm, der Anspruch und Unterhaltung verbindet... DisneyDreamWorks erzittert!
Studio
Die Handlung – zwischen philosophischer Fabel à la Voltaire und reiner Unterhaltung
angesiedelt – ist für alle jene zugänglich, die nicht vergessen haben, dass man sich
über Menschen am besten anhand von Tieren lustig macht. Aber anders als La
Fontaine ist Laguionie kein Moralist und er versteht es wie die Engländer,
Musiknummern, Verfolgungsjagden und eine gute Dosis Humor zu mischen. Ein
Cocktail der den Kleinen wie den Großen munden wird.
NRZ
In Zeiten der dreidimensionalen Digitaltechnik erscheint Kwom und der König der
Affen wie eine nostalgische Rückbesinnung an die guten, alten Trickfilmzeiten, als
alles noch handgemacht war.
Hamburger Abendblatt
Es sind die gewohnten Kinderfilm-Zutaten: Ein frecher Held, eine Geschichte um
Freundschaft und Toleranz und ein Abenteuer, das sein Leben verändert. Und
dennoch hebt Jean-François Laguionies Zeichentrickfilm sich von der Massenware
ab. Es sind die aquarellierten Hintergründe, die unscharfen Umrissen und die
verwischten Übergänge, die ihm eine ganz eigene märchenhafte Stimmung
verleihen.
Die Welt
Die Zeichner schufen kantige Figuren und blumige, leicht verwaschen wirkende
Bilder in zarten Pastelltönen, die sich von den quietschbunten Disney-Werken mit
ihren runden Helden abgrenzen und eine komplexe liebevolle Geschichte um
Vorurteile, Toleranz und Eitelkeit erzählen.
Hamburger Morgenpost
Romeo und Julia räumen charmant mit Vorurteilen auf und sorgen für Frieden im
Affenwald.
2
FAIS-MOI DES VACANCES
Regie: Didier Bivel
Buch : Didier Bivel, Djamila Djabri, Philippe Lasry, Marc Syrigas
Kinostart in Frankreich: 2002
Länge: 86 Minuten
Darsteller: Aymen Saidi, Ibrahim Koma, Nabil El Bouhairi, Hiam Abbass, Bernard
Blancan, Marie-Philomène Nga, Rochelle Redfield, Makan Fofana, Hawa Yakaré
Sissoko
Musik: Martin Wheeler
Genre: Komödie
Produktion : Sunday Morning Productions
Produzenten: Bertrand Gore
Kinoverleih: Mars Films / Flach Pyramide International
Auszeichnungen: Preis für den besten Film, Publikumpreis und Preis Ciné-Cinémas
beim Festival Saint-Jean-de-Luz
Synopsis
Eine Hochhaussiedlung in der Pariser Vorstadt. Lucien und Adama, beide zehn
Jahre alt, langweilen sich dort zu Tode. Sie haben nicht einmal einen Ball, um
Fußball zu spielen. Wenn sie etwas erleben wollen, gehen sie in den Supermarkt –
keine besonders spannende Reise! Obendrein müssen sie jeden Tag zusehen, wie
ihre Nachbarn voller Vorfreude in den Urlaub fahren. Auch sie möchten weg! Es fehlt
zwar das Geld aber an tollen Einfällen mangelt es ihnen nicht! Lucien und Adama
beschließen, Urlaub zu machen, koste es was es wolle... Sie verstecken sich im
Wohnwagen eines Nachbarn. Alles läuft wie nach Plan… bis sie in einem FKKZentrum landen. Eine böse Überraschung! Sie machen sich erneut auf den Weg,
aber bald haben sie nichts mehr zu essen und müssen in den Wäldern übernachten.
Fast sind sie bereit, nach Hause zurückzukehren. Da begegnet ihnen eine englische
Touristin, die sie einlädt ihr Schwimmbecken zu nutzen. Kurz darauf richten sie es
sich heimlich in einer Villa ein – bis die Besitzer zurückkehren.
Der Regisseur
Fais-moi des vacances ist Didier Bivels erster Kinospielfilm. Zuvor hat er die vier
Kurzfilme Bas de plafond, Comme les autres, La nuit des corps und Juliette
gedreht sowie den Fernsehfilm Maman a seize ans.
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Auszüge aus einem Interview mit Didier Bivel
Was wussten Sie von dem Leben in den Vororten?
Wenig, außer vielleicht, dass ich dort achtzehn Jahre lang wohnte. Das Leben in den
Hochhaussiedlungen ist genauso wie das Leben in den Häusern von Paris. Man isst
zur selben Zeit! Man hat dieselben Wünsche und Bedürfnisse. Man findet dort
tausend völlig verschiedene Schicksale und Geschichten. Natürlich ist das Umfeld
ein anderes, aber das liegt daran, dass man weniger Geld hat. Fais-moi des
vacances ist kein Film über die Pariser Vororte. Es ist vielmehr ein Film über das
Erwachsenwerden in einem armen Milieu.
Sind alle Schauspieler Profis?
Nein, es gibt eine Mischung. Ich hatte das schon in meinen Kurzfilmen getestet und
ich finde es interessant, mit Schauspielern und Laien zu arbeiten. Die Schauspieler
brauchen Zeit und Material, um mit ihrer Rolle vertraut zu werden. Aber es ist wichtig,
dass sie diese Zeit vor dem Drehen haben. Und darauf haben mich komischerweise
die Nicht-Schauspieler aufmerksam gemacht. Sie werden auswählt als das, was sie
sind, und sie akzeptieren ‚das Spiel zu spielen’, sie machen das auf eine spontane
und natürliche Art. Wenn gedreht wird, sind sie bereit. Die Schauspieler müssen es
auch sein. Die Arbeit konzentriert sich dann darauf, wie die Emotionen vermittelt
werden.
Wo haben Sie Ibrahim Koma und Aymen Saidi gefunden?
Das Buch war lange fertig, bevor wir begonnen haben, die beiden Kinder zu suchen.
Das Casting dauerte lange. Wir begannen mit den Agenturen, dann den Schulen,
den Schauspielkursen, der Straße… Dort haben wir sie schließlich auch gefunden.
Die Schwierigkeit bestand darin, dass die beiden sich gut verstehen mussten. Wir
haben improvisiert und zu meiner großen Überraschung haben sie sich sehr schnell
gegenseitig gratuliert. Jeder versuchte, den anderen zu beeindrucken.
Der Film erinnert manchmal an L’été de Kikujiro... Welche Filme, welche
Filmemacher, haben Sie inspiriert?
Das ist richtig, das ist ein Film, der mir im Gedächtnis geblieben ist. ... Ich mag
Takeshi Kitano gern, weil es ihm gelingt in einer Vielfalt an Genres spazieren zu
gehen, der Komödie, der Gewalt, der Emotion, der Poesie. Das ist jemand, der eine
wirklich einzigartige Arbeit macht. Ich mag auch sehr gern Stephen Frears und diese
ganze Strömung des zugleich realistischen und sehr komischen englischen Films,
wie z.B. The snapper.... Unter französischen Regisseuren gibt es einen, den ich sehr
schätze, es ist Jacques Audiard, der Filme macht, die hart aber sehr schön sind.
Pressestimmen
Le Monde
Didier Bivel filmt die alltägliche Not mit großer Genauigkeit. Fais-moi des
vacances ist ein ermutigendes Spielfilmdebüt.
Studio
Der Reiz dieses Films besteht in der natürlichen Art der kleinen Schauspieler. …
Didier Bivel ist es gelungen, den richtigen Ton zu finden, indem er die Ernsthaftigkeit
des Themas „Kindheit in einem armen Milieu“ überwindet und zu einer größeren
Leichtigkeit gelangt. … Eine optimistische und berührende Komödie.
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SWING
Titel Deutschland: Swing
Regie: Tony Gatlif
Buch: Tony Gatlif
Kinostart in Frankreich: 2002
Kinostart in Deutschland: 2002
Länge: 90 Minuten
Darsteller: Oscar Copp, Lou Rech, Tchavolo Schmitt, Mandino Reinhardt, Abdellatif
Chaarani, Fabiène Mai, Ben Zimet, Hélène Mershtein, Colette Lepage u.a.
Musik: Mandino Reinhardt, Tchavolo Schmitt, Abdellatif Chaarani, Tony Gatlif
Genre: Musikfilm
Produktion: Princes Films
Kinoverleih: Arsenal Filmverleih GmbH
Auszeichnungen: Offizielle Auswahl der Berlinale (2002)
Synopsis
Der zehnjährige Max verbringt seine Ferien bei seiner Großmutter im Elsass,
während seine Mutter durch die Welt reist. Er ist ein großer Fan von Django
Reinhardt, dem Begründer des Swing ‚manouche’* dem Jazz der 'Zigeuner'. Als er
den Straßburger Swing-Meister Miraldo in einer Bar spiele hört, wird es sein
sehnlichster Wunsch, bei ihm Unterricht zu nehmen. Max kauft sich im Sinti- und
Roma-Viertel eine alte Gitarre und sucht Miraldo auf. Durch den Gitarrenunterrichten
bei Miraldo lernt Max nicht nur die Musik der Manusch, sondern auch ihre Kultur
kennen und lieben. Er begegnet dem Mädchen Swing, die ihn durch ihr
Selbstvertrauen, ihren Freiheitssinn und Charme in den Bann zieht. In den beiden
Kinder begegnen sich zwei Kulturen.
*’manouche’ (dt. Manusch) bedeutet ‚Mensch’. So bezeichnen sich die Sinti und Roma selbst, um sich
von dem Namen ‚Zigeuner’ zu distanzieren, der von den Nationalsozialisten missbraucht wurde .
Der Regisseur
Tony Gatlif wird 1948 in Algier geboren. Seit Anfang der 60er Jahre lebt er in
Frankreich, zunächst als Straßenkind zwischen Jugendkriminalität und
Erziehungsanstalten. Aber das Kino fasziniert ihn. Er trifft Michel Simon, der ihm hilft,
einen Schauspielkurs zu besuchen. Nach seinem erstem Drehbuch zu La Rage au
poing von Eric le Hung, wendet er sich 1975 mit La Tête en ruine der Regie zu. 1978
dreht er einen Film La Terre au ventre über den Algerienkrieg und 1981 macht er
seinen ersten Film Corre Gitano über die Manusch. Mit Les Princes über die
Manusch der Pariser Vororte gelingt Tony Gatlif der Durchbruch. Es folgen
zahlreiche Filme, die meist Außenseiterfiguren darstellen (Rue du Départ, Pleure-pas
my Love, Gaspard et Robinson, Mondo, Je suis né d’une cigogne). Seine Filme
Corre Gitano, Latcho Drom, Gadjo Dilo, Vengo und Swing sind eine Hommage an
die Kultur der Manusch. In den letzten beiden spielt Musik eine zentrale Rolle: Vengo
ist dem andalusischen Flamenco gewidmet und Swing dem Jazz Manusch.
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Auszüge aus einem Interview mit Tony Gatlif
Nach Vengo, einer Rachegeschichte, treten Sie mit Swing ein in das Universum
der Kindheit und der ersten Liebesaufregungen
Ich wollte ein Kind zeigen, das noch einen ungetrübten Blick hat, ohne ständige
Vernunftbeweise oder Vorurteile, und das einer Welt gegenüber steht, die es nicht
kennt... Max besucht die Sinti und Roma und findet bei ihnen eine Gitarre. Die Musik
ist die Verbindung. Max wird in eine Lebensart eingeweiht, die sich von seiner sehr
unterscheidet.
Die Begegnung der beiden Kinder ist die Begegnung zweier Welten, zweier
Erziehungsweisen und zweier Träume ...
Es ist die Kultur des Schriftlichen und die des Mündlichen. Max empfindet das
Bedürfnis, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Für Swing bedeutet Schreiben gar
nichts, sie kann noch nicht einmal lesen. Die Nazis haben diese Kultur der
mündlichen Überlieferung der Sinti und Roma teilweise vernichtet.
Andalusien inspirierte Vengo, für Gadjo Dilo filmen Sie in einem Dorf in der
Nähe von Bukarest. Diesmal spielt der Film inmitten sesshaft gewordener
französischer Manusch
Wir drehten mitten im Neuhofviertel und der Siedlung Cité des Aviateurs. Es ist ein
besonderes Viertel von Straßburg, dort wohnt Tchavolo Schmitt. Ich hatte große
Lust, einen Film mit ihm zu drehen. ... Für die Manusch ist Tchavolo Schmitt so
etwas wie Tomatito für die Sinti und Roma Andalusiens. Der eine ist auf der ganzen
Welt bekannt, der andere bevorzugt, in einem Übergangswohnheim in der Gegend
von Straßburg zu bleiben. Ich habe ihn also in seinem eigenen Haus gefilmt. Er hat
kein Auto und verdient sein Geld, indem er in Bars spielt.
Die Überlieferung der Zigeunerkultur ist allgegenwärtig im Film. Es gibt eine
schöne Szene, in der Miraldo (Tchavolo) Max erzählt, wie seine eigenen Kinder
sich kaum für den Swing ‚manouche’ interessieren…
Als wir mit Mandino und Tchavolo zusammengetroffen sind, haben sie gesagt:
„unsere Kinder interessieren sich für unsere Vergangenheit nicht mehr, sie sagen, es
sei überholt, und wenn wir Musik spielen, hören sie einem oder zwei Stücken zu, und
dann gehen sie fort…“. Das ist schmerzhaft, es bedeutet, dass die Nazis, die die
Zigeuner vernichteten, gesiegt haben; dass die Überlieferung aufhört. Wenn es keine
Überlieferung mehr gibt, dann ist auch die Kultur verschwunden, besonders wenn es
sich um eine mündliche Kultur handelt. ... Ich übe keine Kritik, so ist die Realität, und
wenn Sie nach Straßburg gehen, dann können Sie das feststellen. Aber ich denke,
dass die internationale Gesellschaft diesem Volk seine Kultur und seine Musik
geraubt hat. Man sollte die Leute nicht zur Sesshaftigkeit zwingen. Das ist so, als
würden Sie Wasser in einen Teich geben und es Jahrhunderte lang dort lassen: es
versumpft, es entsteht nichts mehr. Die Manusch müssen in Hochhaussiedlungen
wohnen, ohne Arbeit, ohne Zukunft, ohne Bildung. Ich will nicht, dass die Manusch
wieder mit ihren Wohnwagen fahren, aber ihre Kultur beruhte auf dieser
Lebensweise. Eine ganze Tradition wurde so zunichte gemacht. Ich habe diesen
Film vor allem für die Manusch gedreht, damit sie diese sehen können, und damit
sich die Kinder Fragen stellen.
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Sie filmen die Lebensfreude der Feier, aber sie widmen eine Sequenz auch dem
Völkermord an den Sinti und Roma
Das ist ein schwieriges Thema. Die wenigen Sinti und Roma, die überlebt haben,
zögern oder vermeiden noch darüber zu sprechen. Ich habe eine Frau gesucht, die
einverstanden war, über ihre Deportation zu sprechen und habe Hélène Mershtein
gefunden. Ich habe in dieser Sequenz jeden Ansatz einer Inszenierung vermieden.
Die Kamera stand einfach da und ich ließ Hélène Mershtein absolute Freiheit, ihre
Geschichte zu erzählen.
Wie würden Sie den Swing Manusch beschreiben?
Der Swing Manusch ist eine schwebende Musik, eine Musik der Weite: Tchavolos
Hand, die auf dem Gitarrenarm auf und ab läuft, ist wie ein Vogel, der sich erhebt.
Diese Musik, die mit Leiden und Wut gefüllt sein sollte, ist von mitteilsamer Freude.
Man findet Sehnsucht, aber keine Ernsthaftigkeit. Es ist keine hübsche Musik, aber
sie ist schön, fröhlich und frei, wie die kleine Swing auch... Es ist eine Musik, die vom
Herzen und von den Ohren kommt, sie traut sich zu Noten, die sich ein ausgebildeter
Musiker nicht ausdenken könnte. Tchavolo ist der Erbe von Django Reinhardt, der
Erbe seiner Musik. Er besitzt die Freiheit, die Arroganz des Nichtwissens.
Wie haben Sie die Musiksequenzen gedreht? Man hat den Eindruck, im
Wohnwagen selbst und von den Musikern und den Tänzerinnen umgeben zu
sein. Haben Sie improvisiert?
Im Gegenteil: Der Wohnwagen war so eng, dass wir uns sorgfältig vorbereiten
mussten. Wir haben jede Kamerabewegung präzise festgelegt, um im richtigen
Moment im Rhythmus und mit der richtigen Brennweite auf jedem der Musiker zu
sein. Als ich dem Tonmeister Régis Leroux und dem Kameramann Claude Garnier
erklärte, dass wir 20 Musiker in einem Wohnwagen filmen würden, hat mich Claude
gefragt: "Und wo soll die Kamera stehen?" Ich antwortete: "Überall."
Sie haben zwei ‚César’ für die Musik in Gadjo Dilo und Vengo bekommen. Stört
es Sie, dass die Filmbranche Sie eher als Musiker, der Filme macht, denn als
Filmemacher betrachtet? Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie eines Tages
einen Film ohne Musik drehen?
... dass ich einen Film ohne Musik mache, darauf können Sie ewig warten. Ich
glaube, dass am Anfang die Musik steht. Es gibt kein Volk ohne Musik, auch im
Dschungel nicht. Ein Volk, dass seine Musik verliert, ist ein gefühlskaltes Volk. Ich
spreche hier für die Franzosen, die bald keine Musiker mehr sind. Wenn zwanzig
Leute in Frankreich zusammen feiern und einer sagt „na, lasst uns singen», kann
niemand singen, oder sie singen falsch. Das finde ich nicht normal. Denken Sie an
die Spanier oder die Kubaner: sie klatschen, sie kennen die Rhythmen und die
Lieder ihres Lands. Das ist ein Warnsignal, es ist sehr schlimm. In Frankreich ist das
Sprechen viel wichtiger, darin sind die Franzosen den Spaniern überlegen. …
Vielleicht wiegt es den Verlust auf, ich ziehe aber die Lieder vor…
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Pressestimmen
Libération, 20.03.2002
Swing ist ein Film über musikalischen Rausch, aber auch ein Blues, der der
verschwundenen Freiheit nachtrauert und das Leid der Ausgestoßenen, die
tragischen Geschichte der Zigeuner beklagt...
Studio
Erneut wird man sie schätzen, die Menschlichkeit, die Zärtlichkeit, die Wärme und
die Kraft, mit der der Regisseur von einer aussterbenden Kultur Zeugnis ablegt,
deren bewegendstes und einzigartigstes Symbol die Musik ist.
Le Figaro
Sehr schöne poetische Momente, in denen man den Charme Gatlifs wiederfindet,
glühend und rein.
Ciné Libre
Swing ist von großer Poesie, hinter der sich der tiefere Sinn der Humanität verbirgt ...
DPA
Zarte Liebe und kraftvolle Musik.
Neue Zürcher Zeitung
Der Swing „manouche“ strukturiert, gewissermaßen als Pulsschlag, diesen Film, er
entsteht aus dem Nichts, hängt ständig in der Luft. Der Maschenzaun wird zu Musik,
das Hundegebell zu Rhythmus, ein Fest im Wohnwagen wird zur atemberaubenden
Party.
Der Schnitt
Vielmehr spielt die Musik, im speziellen der 'Jazz manouche', die eigentliche
Hauptrolle. Die Gitarrenklänge der Roma und Sinti, deren Kultur Gatlif sich schon in
früheren Filmen...annahm, erfüllen gleich mehrere Funktionen: An erster Stelle sind
sie Identifikationsstifter für eine porträtierte Minderheit. Die Musik wird aber auch zu
einer allgemeinen Metapher für eine unbeschwerte Freiheit, die die 'Zigeuner' als
sesshaft gewordene Nomade längst nicht mehr besitzen...Und zuletzt wird der ‚Jazz
manouche' zum Bindeglied zwischen zwei Kulturen.
8
MON PERE, CE HEROS.
Titel Deutschland: Mein Vater, der Held
Regie: Gérard Lauzier
Buch: Gérard Lauzier
Kinostart in Frankreich: 1991
Länge : 103 Minuten
Darsteller : Gérard Depardieu, Marie Gillain, Patrick Mille, Catherine Jacob,
Charlotte de Turckheim, Eric Berger, Jean-François Rangasamy, Yan Brian u.a.
Musik: François Bernheim
Genre: Komödie
Produktion : Film Par Film, D.D.Production, Orly Films, Paravision International, TF1
Films Production
Produzenten : Jean-Louis Livi
Kinoverleih : Roissy Films
Auszeichnungen: Marie Gillain wurde 1992 als bestes weibliches Nachwuchstalent
für den Oscar nominiert
Synopsis
André und seine fünfzehnjährige Tochter Véronique machen auf der Insel Mauritius
Urlaub. Wie jedes Jahr sind die gemeinsamen Ferien für den geschiedenen Vater die
einzige Möglichkeit, seine Tochter wiederzusehen. Diesmal aber muss André sich
der Tatsache stellen, dass Véronique kein Kind mehr ist: sie schminkt sich, zieht sich
aufreizend an und wird von Männern umschwärmt.
Am Strand begegnet Véronique dem jungen Benjamin. Ihm macht sie weis, André
sei ihr Liebhaber, der sich für ihren Vater ausgebe, da sie eine minderjährige
Ausreißerin sei. Außerdem sei André ein Geheimagent mit falschem Ausweis.
Benjamin wird eifersüchtig und beschließt, Véronique von André zu befreien.
André seinerseits versucht, mit Isabelle ein neues Leben zu beginnen. Als Véronique
ihm ihre Lügen beichtet und ihn bittet, den Schein zu wahren, willigt er zögernd ein.
Der Regisseur
Gérard Lauzier wird 1932 in Marseille geboren. Nach dem Studium der Philosophie
und Architektur, ist er zunächst Karikaturist und Comiczeichner. Sein Kinodebüt hat
er als Drehbuchautor von Je vais craquer (François Leterrier). Der Film ist eine
Adaptation seines Comics La course du rat. 1980 dreht er seinen ersten
Langspielfilm T'empêches tout le monde de dormir. Danach die Filme P'tit con
(1983) und La tête dans le sac (1984), in denen er das Universum seiner satirischen
Skizzen verfilmt. Die romantische Komödie Mon père, ce héros mit Gérard
Depardieu verhilft ihm 1991 zum Durchbruch.
9
Auszüge aus einem Interview mit Gérard Lauzier
Wurde die Geschichte von Mon père, ce héros von eigenen Erfahrungen
inspiriert?
Ja natürlich, ich habe mich von der Beziehung zu meiner Tochter inspirieren lassen,
um diese Geschichte über die ‚Komplizenschaft’ der Generationen zu schreiben. Und
besonders über den etwas traurigen Moment, wenn ein junges Mädchen zur Frau
wird, indem sie ihre erste Liebe erlebt. Wenn ein Mädchen verliebt ist, fühlt sich der
Vater garantiert wie enteignet, das ist nicht dramatisch, aber er entwickelt eben
etwas Eifersucht. Das ist auch das Alter, in dem die Jugendlichen sich dafür
schämen, jung zu sein, und deshalb extravagante Geschichten erfinden. Meine
Tochter ist da auch nicht drum herum gekommen.
Die junge Heldin erfindet für ihren Vater eine romanhafte Vergangenheit. Aus
welchem Grund?
In diesem Alter – das glaube ich zumindest –, wünschen sich die Mädchen den
Vater, den sie nicht gehabt haben. Und was dieser Generation fehlt, ist das
Abenteuer ...Es gibt einen Mangel an Vorbildern. Wahrscheinlich lügen die
Jugendlichen deshalb manchmal, um auf diese Weise das Leben interessanter zu
machen. Ich habe keine soziologische Studie machen wollen, ich habe mich einfach
nur von dem inspirieren lassen, was ich dank meiner Tochter kenne.
Auszüge aus einem Interview mit Gérard Depardieu
Was hat Ihnen bei der Lektüre des Drehbuchs von Mon père, ce héros
gefallen?
Zuerst hat mir gefallen, dass es um eine väterliche Figur geht. Ob er wirklich ein Held
ist, weiß man nicht… Und ich habe auch die Geschichte schön gefunden, die von
einem Mann erzählt, der nicht genau weiß, wer seine Tochter ist. Mit zwanzig Jahren
wurde ich Vater, mit vierzig finde ich neben mir einen Mann, meinen Sohn Guillaume,
und eine junge Frau, meine Tochter Julie, das zwingt einen, die Dinge anders zu
betrachten.
Ist ihrer Meinung nach das Hauptthema des Films das Leid eines Vaters, der
zusieht, wie seine Tochter aufwächst und wie sie sich von ihm entfernt?
Nein, es ist das Leid, sich selbst fortgehen zu sehen.
Pressestimmen
Le Monde
… eine schöne psychologische Beobachtung väterlicher Sorgen. …
Gérard Depardieu, der agile Koloss, versteht es, sein Gefühlsleben natürlich und
wahrhaftig darzustellen. Ihm gegenüber Marie Gillain, die, eher von ihren Gefühlen
als von ihrem Körper irritiert, mit dem Spiel ihrer Phantasie der Liebe zu ihrem Vater
Ausdruck verleiht, den sie sich aufregender wünscht als er ist. Es ist ein Film ‚à
deux’, ein Film über einen Vater und eine Tochter, die Komplizen werden, bevor sie
sich trennen - mit einer Prise Traurigkeit und Zärtlichkeit.
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LA GRANDE VADROUILLE
Regie : Gérard Oury
Buch: Gérard Oury
Kinostart in Frankreich: 1966
Länge: 122 Minuten
Darsteller: Bourvil, Louis de Funès, Terry-Thomas, Mike Marshall, Claudio Brook,
Marie Dubois, Benno Sterzenbach, Pierre Bertin, Andrea Parisy
Musik: Georges Auric
Genre: Komödie
Produktion : Les Films Corona
Kinoverleih: Valoria Films
Auszeichnungen: Goldene Leinwand (1977)
Synopsis
Paris 1942. Ein englisches Flugzeug wird über der Stadt abgeschossen. Am Bord
drei Flieger, die noch rechtzeitig abspringen: Peter Cunningham landet vor der
deutschen Militärkommandantur im Baugerüst von Augustin Bouvet. Alan Mac Intosh
rettet sich auf das Dach der Pariser Oper, während einer Generalprobe des
Dirigenten Stanislas Lefort. Und Sir Reginald springt in das Seehundbecken des
Zoos. Während die Gestapo sich auf die Suche nach den drei Flüchtlingen macht,
beschließen Augustin und Stanislas, den Engländern zu helfen. Sie treffen Sir
Reginald im türkischen Dampfbad, wo sich die drei Engländer verabredet haben. Sir
Reginald erklärt den beiden Franzosen seinen Plan: Er will mit den anderen beiden
Fliegern die freie Zone zu erreichen. Währenddessen entdecken die Deutschen den
Fallschirm in Stanislas’ Loge. Dieser sieht sich gezwungen, die Flucht zu ergreifen.
Augustin und Stanislas beschließen, die drei Engländer bis nach Burgund zu
begleiten. Um inkognito zu reisen, ziehen sie deutsche Uniformen an. Es folgen
zahlreiche Abenteuer, bis alle fünf im Krankenhaus von Beaunes bei Schwester
Marie-Odile Zuflucht finden.
Der Regisseur
Gérard Oury wird in einer Künstlerfamilie geboren. Mit siebzehn Jahren besucht er
einen Schauspielkurs. Er dreht zuerst drei Krimis: La main chaude (1959), La
menace (1960) und Le crime ne paie pas (1961). Während der Dreharbeiten von Le
crime ne paie pas begegnet ihm ein damals noch unbekannter Schauspieler, der zu
ihm sagt: „Du bist für komische Filme bestimmt, und du wirst dich erst dann wirklich
finden, wenn du diese Wahrheit akzeptierst.“ Mit diesem Schauspieler, namens Louis
de Funès, macht Oury daraufhin die meisten seiner Filme. Seine Spezialität ist es,
heikle Themen mit viel Humor anzugehen.
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Die Schauspieler
Louis de Funès
Bevor Louis de Funès in den sechziger Jahren zum beliebtesten französischen
Kinostar wird, hat er lange in Varieté und Kabarett gespielt. Im Kino übernahm er
zunächst komische Nebenrollen. Als ihn der Film Pouic-Pouic von Jean Girault 1963
zum Star macht, hat er schon in 112 Filmen gedreht. Seine plötzliche Beliebtheit
wächst mit Le gendarme de Saint-Tropez und vor allem mit Le corniaud (1964) und
La grande vadrouille (1966) von Gérard Oury, in denen er neben Bourvil spielt. Seine
Figur des kleinen, leicht reizbaren Mannes, seine übertriebene Mimik, seine
Grimassen gefallen dem Publikum, und bleiben ebenso unvergeßlich wie
unnachahmlich. Mit Oury macht er noch zwei weitere erfolgreiche und ergötzliche
Filme: La folie des grandeurs (1971) und Les aventures de Rabbi Jacob (1973).
Bourvil
Heutzutage ist Bourvil vor allem als Filmschauspieler bekannt. Seine Künstlerkarriere
beginnt er als Sänger. Bereits mit zehn Jahren tritt er mit lustigen Liedern zu
Schulfesten auf. Zu seinem Unterhaltungstalent gesellt sich seine musikalische
Begabung: er lernt Akkordeon und Ventilkornett spielen. Als er zwanzig Jahre alt ist,
spielt er in seinem Regiment Trompete. Nach dem Militärdienst wird er – um seinen
Lebensunterhalt zu verdienen – Bäcker, später Klempner. 1946 nimmt er im Kabarett
seine Sängerkarriere wieder auf und lässt von Pathé eine Schallplatte pressen.
Während er als Sänger immer größere Erfolge feiert, beginnt seine Film-Karriere. Er
spielt Musikerrollen oder glänzt in komischen Rollen. Mit Oury dreht er drei Filme: Le
Corniaud (1964), La Grande Vadrouille (1966), und Le Cerveau (1968). Wie Louis de
Funès, der oft sein Filmpartner war, zählt Bourvil zu den bekanntesten Schauspielern
Frankreichs.
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DIVA
Titel Deutschland: Diva
Regie : Jean-Jacques Beineix
Buch: Jean-Jacques Beineix, Jean van Hamme nach einem Roman von Delacorta
Kinostart in Frankreich: 1981
Kinostart in Deutschland: 1982
Länge: 123 Minuten
Darsteller: Wilhelmenia Wiggins Fernandez, Frédéric Andrei, Richard Bohringer,
Thuy An Luu, Jacques Fabbri, Chantal Deruaz, Anny Romand, Roland Bertin u.a.
Musik: Vladimir Cosma
Genre: Krimi
Produktion: Les Films Galaxie, Greenwich Film Production
Produzent: Irène Silberman
Kinoverleih: Arsenal Filmverleih GmbH
Auszeichnungen: vier César (1982)
Synopsis
Der junge Briefträger Jules ist ein leidenschaftlicher Fan der berühmten
Opernsängerin Cynthia Hawkins, deren wunderschöne Stimme nur live zu erleben
ist. Bei einem Konzert gelingt es ihm, die Stimme seines Stars heimlich
aufzunehmen und ihr ein Kleid zu stehlen. Zwei Asiaten versuchen, die kostbare
Aufnahme zu rauben, um als erste eine Schallplatte von Cynthia Hawkins zu
pressen. Vor dem Bahnhof von Saint-Lazare in Paris steckt eine junge Prostituierte,
kurz bevor sie getötet wird, ein weiteres brisantes Tondokument in Benjamins
Tasche. Die Kassette enthält kompromittierende Informationen über Kommissar
Saporta. Jules ahnt nichts davon und sieht sich plötzlich von einem
Menschenhändlerring, Schallplattenbossen und der Polizei verfolgt. Inmitten der
Wirren bringt Jules Cynthia das gestohlene Kleid zurück. Und es entsteht
Freundschaft zwischen der Diva und ihrem Bewunderer... Die Musik von Vladimir
Cosma und die ‚Diva’ Wilhelmenia Wiggins Fernandez machen den romantischen
Thriller auch akustisch zum Genuss.
Der Regisseur
Jean-Jacques Beineix wird 1946 geboren. Er studiert zuerst Philosophie, dann
Medizin, bevor er sich dem Kino zuwendet. Von 1969 bis 1977 arbeitet er als Regieund Produktionsassistent bei Regisseuren wie Claude Berri, Gérard Brach und René
Clement, und für das legendäre Jerry-Lewis-Desaster The day the clown cried. Für
seinen ersten Kurzfilm Le chien de Monsieur Michel erhielt er 1977 den ersten Preis
auf dem Festival von Trouville. 1978 wird der Film für die Verleihung des Césars
nominiert. Sein erster Spielfilm Diva wird zu einem Kultfilm der achtziger Jahre. Es
folgen 1983 La Lune dans le caniveau und 1986 eine Verfilmung des Romans 37°2
le matin von Philippe Djian. Letzterer wird ein großer Kritiker- und Publikumserfolg
und verhilft Béatrice Dalle zum Durchbruch. 1989 dreht Beineix Roselyne et les lions
und 1992 L’île aux pachydermes, in dem Yves Montand zum letzten Mal zu sehen
ist.
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TGV
Titel Deutschland: TGV Express. Der schnellste Bus nach Conakry
Regie: Moussa Touré
Buch: Moussa Touré, Alain Choquart
Kinostart in Frankreich: 1997
Kinostart in Deutschland: 1999
Länge: 90 Minuten
Darsteller: Makéna Diop, Al Hamdou Traoré, Bernard Giraudeau, Philippine LeroyBeaulieu, Joséphine M’Boup, Joséphine Zambo
Musik: Wasis Diop
Genre: Komödie
Produktion : Flach Films, Les Films de la Saga, Les Films du Crocodile
Produzenten : Jean-François Lepetit, Bernard Giraudeau, Moussa Touré
Kinoverleih: Kairos Film
Auszeichnungen: Prix Spécial des Festivals von Namur (1998), Publikumpreis des
Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg (1998), Nominierung für das
Festival in Montréal (1998)
Synopsis
Der Held dieses afrikanischen Roadmovies ist ein klappriger, buntlackierter
Reisebus, der zwischen Dakar und Conakry dahinrattert. Sein stolzer Besitzer
Rambo hat ihn nach dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV getauft.
Trotz eines drohenden Aufstandes des Bassari-Volkes an der Grenze zu Guinea will
Rambo das Krisengebiet nach Conakry durchfahren. Nur eine Handvoll Passagiere
wagen die Reise ins Ungewisse, darunter ein Ex-Minister auf der Flucht, ein
europäisches Ethnologen-Pärchen, zwei Marabouts und ein paar selbstbewusste
Frauen. Natürlich gerät der Bus unterwegs von einer abenteuerlichen Situation in die
nächste, und Rambo und sein Assistent Demba haben alle Hände voll zu tun, um die
bunte Reisegesellschaft durch alle Widrigkeiten der afrikanischen Savanne und der
politischen Wirren hindurch ans Ziel zu geleiten.
Der Regisseur
Moussa Touré wurde in Dakar geboren. Er beginnt seine Kinokarriere als
Elektrotechniker, später wird er Regieassistent. 1987 dreht er den Kurzfilm Baram,
1991 seinen ersten Langfilm Toubab Bi, der ebenso wie sein späterer Film TGV
mehrfach ausgezeichnet wurde.
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Auszüge aus einem Interview mit Moussa Touré
Wie kamen Sie auf die Idee, die aktuellen afrikanischen Probleme ausgerechnet
in der für Afrika ungewöhnlichen Form des Roadmovies anzugehen?
Es gibt drei Dinge im Leben, die ich besonders liebe: das Meer, das Reisen und die
Familie. ... Ich bin ein Afrikaner, der Grenzen aufhebt. Wenn ich in Burkina oder in
einem anderen afrikanischen Land bin, versuche ich Vergleiche anzustellen und
merke, dass ich in Wirklichkeit Gemeinsamkeiten finde. Ich denke, heutzutage sollte
jeder Afrikaner ein Roadmovie machen. Er sollte nicht einfach nur in seinem Land
bleiben und von dort aus einen Schwenk machen. Mein Film ist eine lange
Kamerafahrt, die im Senegal beginnt, und rund um Afrika führt. Die Kriege, die
Freuden, die Leiden sind die gleichen für alle Afrikaner...
Nach welchen Kriterien haben sie die Darsteller ausgesucht?
Wenn Sie in ein ‚Taxi brousse’ einsteigen, wissen Sie nie, wem Sie
gegenübersitzen... Sie können neben einem Polygamisten sitzen, einer
Geschiedenen, einem Drogenhändler oder einem mysteriösen Mann, der heimlich
eine Rebellenarmee führt... Das sind die Realitäten, die ich auseinandernehme. Was
die Leute sonst flüstern, rufe ich laut heraus. Und das ist auch die Grundlage, nach
der ich meine Schauspieler aussuche.
Ihr Erzählstil folgt den Motiven populärer Geschichten und dem Rhythmus des
Westerns
Inspiriert hat mich der amerikanische Regisseur John Ford mit Two rode together.
Ich ging vom Western aus, weil ich glaube, wir Afrikaner haben heute die besten
Voraussetzungen für das Genre. Wenn Sie in eine afrikanische Bar gehen, tauchen
Sie in die Atmosphäre des Westerns... Außerdem bin ich ein Geschichtenerzähler.
Ich bin ein typischer Afrikaner, der Filme macht.
Was für ein Afrikabild wollten Sie zeigen, indem Sie den ‚traditionellen’ Priester
und den fundamentalistischen Marabout aufeinandertreffen lassen?
Wir alle sind Christen oder Muslime, aber wir hängen alle auch am einen oder
anderen Fetisch. Das ist das moderne Afrika. Um das zu zeigen, musste ich es
ableiten von einem fundamentalistischen Muslim und einem Fetisch-Priester.
Und dazu mussten Sie die beiden Priester auch noch mit einem Exminister
zusammenbringen?
Hier ging es mir genau um das Komplizentum zwischen Politikern und religiösen
Führern. Ich habe in groben Zügen das Verhältnis herausgearbeitet zwischen
moderner und traditioneller Macht.
Was hat es mit dem französischen Anthropologenpaar auf sich?
Hier sind es eben die beiden Anthropologen, die mit der Karte aus dem letzten
Jahrhundert reisen, als ob sich seither nicht geändert hätte. Das reflektiert die
europäische Vorstellung. Europa redet viel von der Moderne und ist überzeugt, dass
sich in Afrika nie etwas verändert habe. Das ist der Grund dafür, dass ich behaupte,
die Sklaverei existiere weiterhin. Sie existiert in ihren Köpfen.
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Pressestimmen
Ecrans d’Afrique
Halb Roadmovie, halb Western, Moussa Tourés neuester Film TGV ist eine
Metapher für ganz Afrika.
Figaroscope
Eine Reise, voller erfrischendem Witz.
Africultures
Das Abenteuer des Busses auf dem rissigen afrikanischen Leib wird untermalt von
schönen Musikeinlagen, komponiert von den senegalesischen Musiker Wasis Diop,
der Sinn hat für das Vibrieren der Menschen und der Dinge.
Multimedia
In wunderbaren Bildern und mit einem sorgfältigen Blick auf Details zeigt Touré die
vielfältigen Probleme eines afrikanischen Staates. Diese kompakte Problematik in
der Leichtigkeit und Beschwingtheit eines Roadmovies versteckt und in einen
lebendigen Optimismus transformiert zu haben, ist das große Verdienst und
Kunststück dieses Films.
Zoom
Touré ist ein Wurf gelungen. Sein TGV lebt nicht zuletzt auch von einem
hervorragend geführten und motivierten Schauspielerensemble und ist einer der
unterhaltsamsten und klügsten Filme aus Afrika, die man je in unseren Kinos
gesehen hat.
Tip Berlin
TGV Express ist das seltene Beispiel eines rundum gelungenen afrikanischen
Unterhaltungsfilms, der in sich bündige Dramaturgie, stilvolle Inszenierung und, nicht
zuletzt, eine unaufdringlich formulierte Botschaft zu vereinen weiß. Regisseur Touré
kommt ganz ohne Folklorismus aus, beschönigt nichts und gelangt dadurch zu einer
kraftvollen Filmsprache.
TAZ
Zweifellos ist TGV Express ein großartiger kleiner Film.
epd-Film
...einer der besten afrikanischen Filme seit langem.
FAZ
Abgründig munter schildert TGV eine Linienbusreise nach Guinea, die zugleich in
Widersprüche afrikanischer Geschichte und Gegenwart einführt, wenn unterwegs ein
argloses Ethnologenpaar von einem medienversierten Stammeshäuptling als Geisel
genommen wird und ein gestürzter Minister auf der Flucht den nächsten korrupten
Karrieresprung ausheckt.
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LE FABULEUX DESTIN D’AMELIE POULAIN
Titel Deutschland: Die fabelhafte Welt der Amélie
Regie : Jean-Pierre Jeunet
Buch : Jean-Pierre Jeunet und Guillaume Laurant
Kinostart in Frankreich: 2001
Kinostart in Deutschland: 2001
Länge: 120 Minuten
Darsteller: Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz, Rufus, Serge Merlin, Jamel
Debbouze, Yolande Moreau, Artus de Penguern, Urbain Cancelier, u.a.
Erzähler: André Dussollier
Musik: Yann Tiersen
Genre: romantische Komödie
Produktion : Victoire Productions, UGC Images
Produzenten: Claudie Ossard, Brigitte Maccioni
Kinoverleih: Prokino Filmverleih
Auszeichnungen: vier César (2002)
Synopsis
Es war einmal ein ganz besonderes Mädchen namens Amélie Poulain. Als sie noch
ein Kind war, sah sie, wie eine Touristin von Notre-Dame auf ihre Mutter
hinabstürzte, die auf der Stelle tot war. Ihr Vater war darüber so erschüttert, dass er
von da an seine ganze Zuneigung einem Gartenzwerg schenkte. Amélie wächst auf
sich allein gestellt auf und verlässt das Haus ihres Vaters, um Kellnerin in einem
Café im Pariser Künstlerviertel Montmartre zu werden. In ihrem Leben nehmen die
Phantasie und die kleinen Freuden des Alltags einen großen Platz ein. Eines Tages
trifft sie einen Entschluss, der ihr ruhiges Leben völlig verändert: Sie möchte andere
glücklich machen. So schreibt sie ihrer Hausmeisterin im Namen des verschollenen
Ehemannes Briefe. Ihrem Vater macht sie Lust auf Reisen, indem sie seinen
Gartenzwerg entführt, und ihn dank der Hilfe einer Stewardess um die Welt reisen
lässt... Da begegnet Amélie einem mysteriösen Mann, Nino Quincampoix. Nino
arbeitet teils im Sexshop, teils im Karussel und sammelt Passfotos, die er in
Automaten findet. Amelie verliebt sich in ihn, doch sie ist zu schüchtern diese Liebe
zu gestehen. Es beginnt ein Versteckspiel durch ganz Paris.
Der Regisseur
Jeunet beginnt seine Filmkarriere als Autodidakt. Zuerst dreht er einige Werbespots,
Clips, Kurzfilme und Zeichentrickfilme. Mit Marc Caro macht er seinen ersten
Spielfilm, Delikatessen (1991), der sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum
großen Erfolg hatte. Damit ist das Jeunet-Caro Duo geboren. In Delikatessen ist es
ihnen gelungen, eine ganz besondere persönliche Atmosphäre mit einem
einzigartigen Dekor zu schaffen, die jeden ihrer weiteren Filme auszeichnet. Es folgt
La cité des enfants perdus (1995), eine wunderschöne, düstere und lyrische Fabel.
Jeunet dreht einen Teil der Alien-Serie: Alien la résurrection (1997). Mit dem
unerwarteten Erfolg von Le fabuleux destin d’Amélie Poulain (2000) erlangt Jeunet
Weltruhm.
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Auszüge aus einem Interview mit Jean-Pierre Jeunet
Die Figuren in Ihrem Film zeigen eine auffällige Sammelleidenschaft…
Ich bin selbst ein großer Liebhaber von Listen und Sammlungen. Ich sammle zum
Beispiel Ideen dazu, was man alles sammeln könnte. Und einiges davon ist in den
Film eingeflossen: Ninos Sammlung von Fußabdrücken im Zement oder seine
Leidenschaft für Fotos, die er an Fotoautomaten aufliest…
Ich hatte lange Zeit eine Dose, in der ich das Ende von Geschichten und alle
möglichen anderen Ideen gesammelt habe. Das tue ich heute auch immer noch,
aber ich bin inzwischen rationeller geworden und ordne diese Ideen und Listen mit
Hilfe meines Computers.
Die Art und Weise, wie Sie die Figuren des Films einführen, diese Aufzählung
ihrer Vorlieben und Abneigungen, erinnert stark an Ihren Kurzfilm Foutaises…
Ja, das ist auch ganz typisch für mich. Ich habe endlos lange Listen darüber, was ich
mag und was ich nicht mag. Aber davon die passenden für den Film auszuwählen,
war enorm schwierig, denn diese Vorlieben und Abneigungen müssen einerseits
sehr persönlich sein und zu der jeweiligen Figur passen, aber andererseits doch
auch jedermann berühren, jedem Zuschauer etwas sagen. Außerdem müssen sie
auch noch optisch zu illustrieren sein…
Worin besteht Ihrer Meinung nach Audrey Tautous größte Qualität?
Mit ihr zu arbeiten, ist die reinste Freude. Sie spielt nicht einfach nur sich selbst,
sondern sie versteht es, eine Figur sorgsam zu komponieren, was in Frankreich
selten genug ist. Außerdem hat sie ein unglaubliches Gespür für das richtige Timing.
Dabei ist sie erst 23 Jahre alt!
Für die Musik haben Sie Yann Tiersen gewonnen…
Ich hatte eigentlich bereits etwas anderes geplant, aber dann hat mich eines Tages
eine Praktikantin mit dem Auto abgeholt und dabei eine Musik gespielt, die ich nicht
kannte und die ich absolut großartig fand: Es war ein Stück von Yann Tiersen. Noch
am selben Abend hatte ich alle seine Platten. Ich habe ihn getroffen, und wir hatten
auf Anhieb einen sehr guten Draht zueinander. Er hat uns neunzehn Stücke in
fünfzehn Tagen komponiert! Außerdem hat er uns erlaubt, uns aus allen seinen
Platten das auszuwählen, was uns gefiel… Allerdings fiel gerade diese Auswahl
besonders schwer, weil alle seine Stücke zu den Bildern des Films passten. Idealere
Bedingungen hätten wir uns nicht erträumen können.
Während der Dreharbeiten haben Sie gesagt, Amélie solle „die Menschen
glücklich machen“. Warum haben Sie neuerdings Lust, die Menschen glücklich
zu machen?
Das hängt vielleicht mit meiner persönlichen Entwicklung zusammen. Mit 47 Jahren
hat man nicht mehr unbedingt zu denselben Dingen Lust wie vorher. Ich hatte noch
nie einen durch und durch optimistischen Film gemacht, und genau das hat mich
interessiert. An diesem Punkt meines Lebens, meiner Wegstrecke, hatte ich Lust,
einen Film zu machen, der leicht und beschwingt ist, der zum Träumen verführt und
einfach Vergnügen bereitet…
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PRESSESTIMMEN
Le Monde
Mathematisch und gefühlsbetont, eine unwiderstehliche Romanze. ... Dieser Film ist
eine Falle. ... Man kann den Kinosaal gar nicht verlassen, ohne dem Zauber Amélies,
ihres Schicksals, ihrer Familie und ihrer Freunde erlegen zu sein.
Studio Magazine
Ein Stück Magie. Ein Juwel. Ein Schatz. Eine einzige Freude. Le fabuleux destin
d’Amélie Poulain ist ein Film, wie man ihn nur allzu selten findet … Dieser Film ist die
Melodie des Glücks.
Le Point
… ein Meisterwerk, phantasiereich und bewegend. Eine Rarität.
Positif
… Amélie Poulain knüpft an eine ganze cinematographische Tradition von
‚französischer Eigenart’ an (ohne negative Konnotation): Ästhetisierung der kleinsten
Aufnahme, sorgfältige Komposition des Dekors …
L’Express
… ein Wunder. Zwei ganzen Stunden Vergnügen.
Le Parisien
Endlich ist das so oft schlecht verwendete Wort ‚Meisterwerk’ angemessen! … Ein
Heilmittel gegen Melancholie, eine humorvolle Liebesgeschichte, ein von Anfang bis
Ende inspirierter Film, der die Tür zum Glück ein wenig öffnet.
Le Journal du Dimanche,
... Amélie Poulain ist einer dieser Filme, die Gemüt und Seele beglücken.
Figaroscope
Er ist entzückend, wie eine Ritornelle auf der Drehorgel.
Spiegel
Pariser Kinowunder
Focus
Zauberwerk
Stern
‘Amélie, mon Amour’
Die Welt
Hätten wir nur alle solch eine gute Fee: die schönste Eskapismus-Wolke am
Kinohimmel seit langem.
Augsburger Allgemeine,
... ein hinreißend poetisches Pariser Großstadt-Märchen
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TAZ
... zweifellos der beste Film des Jahres!
Tagesspiegel
Wundern gibt man sich hin. Wunder nimmt man wie einen Rausch, wie Verliebtheit,
wie einen schönen Wahnsinn. Nennen wir ihn: Ameliefolie.
Berliner Morgenpost
Kino der Imagination, mit visueller Perfektion und versponnenem Humor, da schwebt
man am Ende mit Amélie auf der Wolke sieben.
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