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10. April 2014 sth
Vortrag von Anselm Grün «Menschen führen, leiten und begleiten»
Sehr geehrter Pater Anselm Grün
Sehr geehrte Forumost-Mitglieder
Sehr geehrte Gäste
Ich freue mich sehr, dass ich als Stadtpräsidentin von Wil kurze
Begrüssungsworte zu diesem Forumost-Anlass an Sie richten darf. Das
Forumost setzt sich ein für einen konstruktiven Dialog, für gehaltvolle
Begegnungen und das intensive Miteinander von Menschen, um «Interessierte
zu Engagierten werden zu lassen», wie das Forumost sich selber und seine
Ziele kurz beschreibt. In der heutigen schnelllebigen Zeit und in unserer
Multioptionsgesellschaft sind das sehr wertvolle und wichtige Ziele – sie
helfen, Orientierungen zu vermitteln und die Menschen um uns herum richtig
wahrzunehmen.
Der heutige Abend mit dem Referat von Pater Anselm Grün steht unter dem
Titel «Menschen führen, leiten und begleiten». Als Stadtpräsidentin darf
auch ich Menschen führen, leiten und begleiten – einerseits ganz direkt
meine vier Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat sowie die rund 360
Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und andererseits in einem weiteren
Sinne auch die gut 23‘500 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Wil. Ich
empfinde diese Aufgabe als sehr vielfältig und auch als sehr bereichernd:
Miteinander möchten wir etwas bewegen und bewirken, das der Stadt Wil und
ihrer Bevölkerung, aber auch der ganzen Region zu Gute kommt und nicht nur
kurzfristig, sondern auch langfristig und nachhaltig die Entwicklung der
Stadt und der Stadtgemeinschaft positiv gestaltet.
Doch wie führt, leitet und begleitet man? Autoritär und hierarchisch,
demokratisch und kooperativ, doch lieber «laisser-faire» oder vielleicht
sogar eine Mischung aus allen drei klassischen Führungsstilen: Die Frage
nach der richtigen Form ist nicht so einfach zu beantworten – wie soll ich
Mitarbeitende oder Teams leiten und auf Kurs halten? Dabei ist diese Frage
ganz wichtig und zentral – denn wie heisst es so schön in einem
Sprichwort, das der Humanisten Erasmus von Rotterdam in seiner Sentenzen-
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Sammlung «Adagia» festgehalten hat: «Piscis primum a capite foetet – der
Fisch stinkt zuerst vom Kopf her». Beim Mann oder bei der Frau am Kopf,
sprich bei der Person an der Spitze liegt also viel Verantwortung –
Verantwortung für ein Unternehmen, für ein Projekt oder in meinem Falle
für eine Stadt, Verantwortung für die Erreichung eines Zieles oder für die
Erfüllung einer übertragenen Aufgabe, aber auch Verantwortung für eine
anvertraute Gruppe von Menschen, für ihr Zusammenwirken und letztlich
zumindest ein Stück weit auch für ihr Wohlergehen.
Eine klare, einfache und universell gültige Antwort auf die Frage nach dem
einzig richtigen, einzig wahren Führungsstil gibt es wohl nicht – die
Antwort ist von der jeweiligen Person, vom jeweiligen Team, vom jeweiligen
Ziel und von der Situation abhängig. Es gilt also, den Führungsstil immer
wieder mit Fingerspitzengefühl den Umständen anzupassen. Und trotzdem darf
der
Führungsstil
auch
nicht
beliebig,
nicht
wankelmütig
sein
–
schliesslich müssen sich die Geführten auf etwas verlassen und sich an
klaren Linien orientieren können.
Letztlich muss also jede und jeder für sich ganz persönlich die Frage nach
dem Führungsstil beantworten. Als Stadtpräsidentin pflege ich einen
demokratischen, kooperativen Führungsstil– es ist mir ein Anliegen, dass
die Vorgesetzten ihre Mitarbeitenden so weit als möglich in das
Betriebsgeschehen mit einbeziehen. Dass in einer öffentlichen Verwaltung
wegen vieler enger Rahmenbedingungen und gesetzlicher Vorgaben kein
vollumfänglicher kooperativer Führungsstil möglich ist und teilweise eine
hierarchische Steuerung unumgänglich ist, ist mir sehr wohl bewusst. Ich
setze mich aber in meiner täglichen Arbeit dafür ein, dass der kooperative
Führungsstil, dort, wo er möglich ist – und dies ist meiner festen
Überzeugung nach in vielen Bereichen der Fall – auch wirklich umgesetzt
wird.
Diskussionen sind nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht! Ein Klima
ehrlicher, direkter und offener Kommunikation; das Zulassen von Ideen und
Kritik,
die
Schaffung
von
Mitsprachemöglichkeit
und
eine
echte
Entscheidungsteilhabe
der
Mitarbeitenden
sowie
eine
Kultur
des
gegenseitigen Respekts – das alles macht für mich das Wesen des
kooperativen Führungsstils aus. Und bei Fehlern – denn wo gearbeitet wird,
da können auch Fehler passieren – bei Fehlern also soll nicht bestraft
werden, sondern geholfen werden. Dabei gilt aber auch, dass aus Fehlern
gelernt werden soll: Einen Fehler einmal zu machen, das ist menschlich und
kann bei aller Umsicht passieren – einen Fehler aber zu wiederholen, das
ist unprofessionell.
Die Vorteile des kooperativen Führungsstils liegen vor allem in der hohen
Motivation der Mitarbeitenden durch Entfaltung der Kreativität, aber auch
in der Förderung der Leistungsfähigkeit. Zudem kann so eine höhere
Selbstständigkeit und Eigenverantwortung vom einzelnen Mitarbeitenden
entstehen. Nicht zuletzt fördert das auch eine höhere Identifikation mit
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der Verwaltung und mit der Stadt Wil – denn als Team sitzen wir alle «in
einem Boot».
Apropos «Boot». Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery hat es schön
auf den Punkt gebracht: «Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle
nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die
Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem
weiten, endlosen Meer.» Gemeinsame Visionen schaffen, gemeinsame Ziele
vermitteln und gemeinsame Wege dorthin aufzeigen – auch das ist ein
Element des kooperativen Führungsstils, bei dem nicht nur der Kopf des
Fisches weiss, wo er hinwill, sondern dieses Ziel vom ganzen Fisch und
sogar vom ganzen Fischschwarm mitgetragen wird.
Jetzt freue ich mich auf die Ausführungen von Pater Anselm Grün und bin
gespannt, wie er seine verschiedenen Hintergründe – Benediktinermönch,
Philosoph,
Theologe
und
Betriebswirtschafter
–
im
spannenden,
vielschichtigen Thema des heutigen Abends zusammenführen wird. In diesem
Sinne wünsche ich uns allen einen anregenden Abend. Herzlichen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit.
Susanne Hartmann
Stadtpräsidentin Wil
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