Der Kampf gegen AIDS in den Schulen - w

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Streit um Strafe Gottes und grüne Affen
Wie Schüler der Martin-Luther-Highschool Vorurteilen und
Aberglauben begegnen
Das ABC heißt: Hab’ keinen Sex, sei treu und benutzte ein Kondom. Wenn die drei
Teenage-Girls Wendy, Charmaine und Nonno ihren AIDS-Song anstimmen, hören
ihre Mitschüler aufmerksam zu. Noch vor drei Jahren gab es solche Töne an der
Martin-Luther-Highschool (MLH) nicht.. Über AIDS wurde eher hinter vorgehaltener
Hand gesprochen. Auch das „Anmache-Klima“ hat sich verändert. Jungen verzichten
häufiger auf ihr Machogehabe, und Mädchen lassen sich davon weniger
beeindrucken.
Der Bewusstseinswandel in den Köpfen und im Verhalten der MLH-Schüler ist
spürbar. Die Aufklärungskampagnen der Regierung, aber vor allem der Kirchen
tragen Früchte. Das Anti-AIDS-Programm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
der Republik Namibia (ELCAP) hat die zentralnamibische Savanne und dort eine der
wichtigsten Zielgruppen erreicht: die Jugend. Aus jeder Klasse der Martin-LutherHighschool in Okombahe nahmen Schüler an einem ELCAP-Workshop teil. In
Rollenspielen, Texten und Liedern setzten sich mit dem Thema HIV/AIDS
auseinander. Sie lernten für sich und für andere. Denn als „peer educator“ sind sie
nun in den Klassen unterwegs und klären über das tödliche Virus auf. Ihre
auffallenden gelben T-Shirts mit dem leuchtendroten ELCAP- Aufdruck gehören wie
ihre Schuluniformen inzwischen zum alltäglichen Bild an der Schule.
„Ich will helfen, gegen diese tödliche Krankheit zu kämpfen. Durch die Schulung kann
ich auch mit meinen Leuten zuhause reden und sie aufklären“, erzählt Helena. Und
Ismael fügt hinzu: „Es gibt für mich zwei wirklich wichtige Probleme auf dieser Welt
und die heißen Armut und Aids. Ich fühle mich verpflichtet, dagegen anzugehen.“ Die
Motivation der Schüler bei ELCAP mitzumachen, ist bei allen ähnlich.
Die Gruppe tauscht sich regelmäßig aus, entwickelt Theaterstücke, schreibt Gedichte
und Lieder. Instrumente mit denen sie die Jugendlichen besser erreichen als mit
Vorträgen oder erhobenem Zeigefinger. Marius und Terence haben ein Stück über
„Sugar Daddies“ geschrieben. Es geht um ältere Männer, die junge Mädchen mit
materiellen Versprechungen zum Sex nötigen, sie schwängern und mit HIV
infizieren.
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„Wie Mädchen können zwar auch Jungen in die Fänge eines sugar daddy geraten.
Aber Mädchen tragen ein größeres Risiko HIV zu bekommen, weil sie danach
suchen, was wir die drei C’s nennen: Cash, Car, Cellphones (Geld, Auto, Handy)“,
meint Terence.
Stella widerspricht vehement. Es ginge nicht nur um die Mädchen. Die Schuld liege
bei den Männern, die stärker seien, die Mädchen bedrohten und zum Sex zwängen.
„Aber die Dinge ändern sich. Es gibt nicht mehr so viele sugar daddies, weil die
Mädchen heute selbstbewusster sind“, sagt sie. Die 20-Jährige weiß wovon sie
spricht. Als Trainerin eines Mädchenprogramms (Girl-Child-Programme) bestärkt sie
ihre Mitschülerinnen, Nein zu sagen. „Wenn du Nein sagst, musst du das deutlich
machen, nicht nur mit Worten, sondern mit deinem ganzen Körper sonst nimmt man
dich nicht ernst“, so Stella.
Dieser Diskussionsprozess in der Gruppe überträgt sich auf die gesamte
Schülerschaft. Ohne ausgelacht zu werden, stellen auch Jüngere ganz offen ihre
Fragen. Oft geht es dabei auch um Vorurteile und Aberglauben. „Es kursieren viele
Geschichten um die Ursache für den Killervirus: einige sagen es kommt von den
grünen Affen, andere daher, dass eine Frau mit einem Affen geschlafen hat oder ein
Mann mit einem anderen Sex im Gefängnis hatte“, erzählt Immaculata. Und noch
immer hören Schüler von Männern, die zum Hexendoktor gingen und sich dort
einreden ließen, sie müssten mit einer Jungfrau schlafen, um sich vor AIDS zu
schützen.
Den ELCAP-Aufklärern fällt es leicht Aberglauben zu begegnen. Schwieriger wird es,
wenn es um ihren christlichen Glauben geht. Bei der Frage, ob AIDS eine Strafe
Gottes sei, scheiden sich die Geister. „Du bist es, der losgeht, ungeschützten Sex hat
und Gott bestraft dich dafür“, sagt Ismael. Und Simeon fügt hinzu: „Die ersten
Menschen in der Bibel sind durch die Sintflut gestorben und wir sind die zweiten, die
durch diese Krankheit ausgelöscht werden.“ Die anderen verdrehen entnervt die
Augen, einige verlassen sogar den Raum. Sie wollen sich nicht weiter
auseinandersetzen. Nur Marius hält den beiden entgegen: „Ich habe in der Bibel
nichts dazu gefunden, niemand weiß genau, wo es begann und niemand weiß, wo es
endet.“ Begonnen hat an der Martin-Luther-Highschool der Kampf einiger
Engagierter gegen Unwissenheit und Verantwortungslosigkeit.
© Petra Vennebusch
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Song der Teenage Girls Wendy, Charmaine und Nonno
The ABC says
Abstain sex, be faithful and use a condom.
If you wanna die you ignore this
And if you wanna live you obey this
.
You’re very young so be careful
Of how you do things around the school
This goes to you everyone
Know what you want out of life
The ABC …
My friend say they abstain sex, but they not sure, because they`re still young
Being faithful is very good because you won`t get HIV
My friend say condoms are save but they not sure because they still young
Das ABC heißt
Hab keinen Sex, sei treu und benutzt ein Kondom
Wenn du sterben willst, dann ignoriere das
Und wenn du leben willst, dann befolge dies.
Du bist sehr jung, also sei vorsichtig
Was du in der Schule so treibst
Das geht euch alle an
Du musst wissen, was du vom Leben erwartest.
Meine Freunde sagen, sie wollen dem Sex entsagen, aber sie sind unsicher. Sie sind
noch jung.
Treu sein, ist sehr gut, weil du dann kein HIV bekommst.
Meine Freunde sagen, Kondome sind sicher, aber sie sind unsicher. Sie sind noch
jung
Das ABC heißt....
Franklins Gedicht
My name is HIV. And my surname is AIDS.
I’m invisible and I walk around 24 hours looking for young, poor, clear, rich blood. But
remember my force, remember me, I’m here. And I’m here to take you, my brothers
I’m HIV.
Mein Name ist HIV. Und mein Nachname ist AIDS. Ich bin unsichtbar und ich gehe
herum 24 Stunden lang auf der Suche nach jungem, reinem, klarem und reichem
Blut. Aber erinnert euch an meine Kraft. Denkt an mich. Ich bin hier, um euch
mitzunehmen meine Brüder. Ich bin HIV.
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