„Die Weite des Meeres“ Mein Werden zum Seemann auf der Roald Amundsen Reisetagebuch über die Segeltörns vom 14. Februar bis 21. März 20011 14. Februar 2001 Erster Eintrag. Sitze im Flieger und der Pilot erzählt gerade seine Reisestory zum zweitenmal auf Englisch. Es ist losgegangen. Endlich. Gefühl: neutral, bin das Fliegen als Streckenüberbrückung halt gewohnt. Ankommen ist wichtig – ich bin gespannt. Bin angekommen. Habe Siegfried Müller (zus. Stamm) am Busbahnhof St. Cruz getroffen und sind zusammen zum Schiff gelaufen (ca. 30min.). Neue Leute aber (fast) alle machen netten Eindruck. Abends gleich „Küchendienst“ mit abtrocknen und rausspülen. Ein paar Bier auf Deck (mild, tolle Luft) und dann ab in die Koje – erste Nacht. 15. Februar 2002 Erste Nacht perfekt geschlafen (noch durfte Bier getrunken werden – im Hafen). Morgens teilt Kapitän „Arno“ ein: Reinschiff außen! Ich nehme den Schlauch und bin gleich voll dabei. Jörg, einer der Toppsgasten (Maat) weist ein. Jörg ist ein Seebär, wie man ihn sich vorstellt: breit, groß, bullig, sanft wenn er will – ich wird’ mich wohl prima mit ihm verstehen. Jeder packt an, um das Schiff „fein“ für die neuen Trainees zu machen, die am Nachmittag eintrudeln sollen. Ich finde mich bereits sehr gut zurecht an Bord. Trainees sind da – nette Leute, für die alles genau so neu ist wie für mich (obwohl ich einen „Vorsprung“ habe). Wir waren auf 2 Bier in St. Cruz und dann mit ein paar Leuten am Schiff noch am Pier (Zigarre + Bier). So, morgen geht’s richtig los – gute Nacht! 16. Februar 2001 Gerade war ich das erste mal oben – muss ich gleich aufschreiben: geil geil geil geil! Gleich Royal – das heißt auf der obersten Rah ganz außen. Gut gesichert – schön langsam – aber oben. Und: im Hafen! Mal sehen, wie es beim auslaufen wird... 1 Dokumentiert vom 25. Dezember 2002 bis 04. Januar 2003. Unverfälschte Originalaufzeichnungen übernommen. Aktuelle Ergänzungen nur in Fußnoten. Da hieß es: Klarmachen Untermars und Obermars (jeweils Groß- und Fockmast, ich bin auf dem Großmast eingeteilt). Freiwillige vor – ich bin Freiwilliger! Und ich gehe auf die Obermars-Rah ganz außen (Rahnock) und löse die Bändsel die das Segel an der Rah festhalten. Das äußerste wird um die Nock gebunden und die anderen auf meiner Seite um die Rah mit Webeleinensteg. Dann Mittagessen. Ich bin in die 00-04 Wache eingeteilt und ich habe „Dienst“ gleich nach dem Mittagessen. Das Schiff schaukelt gleich nach dem Auslaufen recht stark. Oben in den Rahen ist das noch heftiger aber ich nehme es nicht als schlimm wahr. Im Gegenteil – ich lache oben vor Vergnügen und entschuldige mich bei Nancy (Stamm), dass ich deswegen meine Arbeiten nicht so schnelle/konzentriert machen kann. Und so mache ich am ersten Tag bereits die „geilsten“ Erfahrungen, stehe sogar am Nachmittag am Ruder. Kurs 120 Grad auf die Nordwestspitze von Gran Canaria halten. Das bedeutet Kurbeln sanft aber mit Nachdruck, Schiff kommen lassen, gegensteuern, ausbalancieren. Große Konzentration. Nach links und rechts wird nicht geschaut, nur auf den Kreiselkompass. Der Ausguck ist das „Auge“ des Schiffes – nicht der Rudergänger. Der Steuermann Wolfgang kontrolliert den Kurz am Kompass und GPS und ist zufrieden. Und ich bin es auch. Bin total happy – tolles Gefühl auf See (bin nicht [noch nicht?] seekrank...). 17. Februar 2001 Erste Nachtwache mit recht viel Arbeit und wenig Lohn vorbei (00-04). Bei hartem Am-Wind-Kurs machen wir kaum Fahrt. Eine Halse und Segelmanöver2. Zum Schluss noch Ruder gegangen. Langweilig war’s in den vier Stunden nicht. Aber sehr windig. Bin jetzt kaputt und müde in der Koje. Gut nacht. Bin grad’ aufgewacht: 10 vor 10. Frühstück verpasst. Wir motoren die Küste von Teneriffa rauf, weil’s mit der Wind-Richtung nicht gepasst hat. Draußen ist „Waschmaschine“, wie ich es nenne – das Bullauge wird vom Seewasser immer wieder durchgespült (Schiff rollt bei recht ordentlichem See- und Wellengang). So, heute war einiges los und ich will mal über das Wachegehen berichten. Bis 12 Kaffee getrunken und gelesen. Dann Wache 12-16 die mit dem aufrollen von Löschwasserschläuchen begann (es gibt immer was zu tun). Dann: „Reinschiff Keramik“ (Toiletten + Duschen). Das ist mir bei dem Seegang auch übel geworden. Das Schiff schaukelte wie wild und dann saubermachen in der engen Duschkabine3. Habe gedacht: muss das sein? Gehört das wirklich dazu, kann es nicht ohne? Aber watt mutt datt mutt und gemeinsam geht’s auch recht schnell. Dafür anschließend die Belohnung: Segelsetzen. Klarmachen Obermarssegel am Großmast: Ich melde mich sofort freiwillig. Von oben sehe ich die Wachkollegen die 2 3 Üblicherweise Feinbrassen nach einer Halse und zuvor weggenommene Stagsegel wieder setzen. Unter Deck ohne Blick nach draußen – sehr ungemütlich bei Seegang. anderen Segel setzen. Vorstengestagsegel, Außen- und Innenklüver, Großstengestagsegel. Dann, als wir wieder unten waren, Gerhard und ich, wird das Obermars gesetzt (Obermarsfall). Zu Gerhard: A rechter Schwob, aus der Nähe von Pforzheim. War früher Landvermessungsingenieur (Vermessungsamt). Jetzt ist er pensioniert und wandelt sich zum urigen Seebär. Er ist ca. 65 Jahre4, vielleicht etwas älter, und bereits auf der Sorlandet gesegelt. Wenn seine Frau ihn „springen“ lässt geht er segeln. Er ist so nach meinem Geschmack, würde auch gut in die Kegeltruppe passen. Wir liegen in der selben Kammer und gehen die selbe Wache und verstehen uns prima (ond schwätza Schwäbisch dasses kracht). Jetzt die Wache: es gibt drei Wachen: 00-04, 04-08 und 08-12. Für jede Wache gibt es einen sog. Toppsgasten und einen wachhabenden Offizier, den Steuermann. Es gibt insgesamt 4 Offiziere an Bord: Arno, der Kapitän, Wolfgang, 2. Steuermann, Martin, 3. Steuermann sowie Gerd, 1. Offizier (Steuermann). Meine Wache führt Wolfgang, unterstützt durch Uta, die Toppsgast“in“. Uta setzt die Befehle5 des Steuermanns um, z.B. Brassen – die Trimmung der Segel verändern - oder Segel bergen (niederholen). In unserer Wache sind wir zu acht (Volker – der Zimmermann, Gerhard, Alia – die Tiermedizinstudentin, Anne – die Tierärztin, Heiko – der „Forstverwalter“, Nadja – die Architekturstudentin, Jonas – der undurchschaubare und ich). Es gibt jeweils zwei feste Rollen an Bord, die jeweils durch die Wache im ½ Stunden Rhythmus geleistet werden: Ausguck und Rudergänger. Der Ausguck sitzt auf dem Vorschiff auf den vordersten Nagelbänken und hält Ausschau. Wenn etwas gesehen wird, wird dem Steuermann Meldung gemacht (z.B. Segeljacht 2 Strich Steuerbord voraus). Der Rudergänger hält das Schiff auf Kurs. Das ist schon alles eigentlich. Der Steuermann gibt einen Kurs vor (z.B. 350 Grad) und der Rudergänger soll ihn halten. Das heißt, man schaut eigentlich nur auf den Kreiselkompass und versucht durch ausgleichende Ruderbewegungen das Schiff auf Kurs zu halten. Der Ausguck ist ja das „Auge“ des Schiffs (daneben das Radar...). So, nach der Wache habe ich noch mal Glück gehabt: ich hatte meinen Gurt noch um, und die nachfolgende Wache suchte noch freiwillige für das Klarmachen des Bram- und Royalsegels am Vortopp. Ich durfte dann mit auf die Bramrah. Schwere Arbeit bei schlingerndem Schiff aber tolle Aussicht! Das Fußpferd6 war zu lang für mich, so dass ich Schwierigkeiten hatte noch festzuhalten, die Zeiser 7 loszumachen und dann wieder unter dem Segel zu sichern. Mit ein paar tollen Fotos, Segeleinweisung und Tagebuch schreiben geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. 4 Lt. Nachfrage am 18.01.01. ist er Baujahr 1925, also 76 Jahre alt. Alle Achtung! Es gibt keine Befehle auf der Roald, nur Kommandos... 6 Das Fußpferd ist ein lederummanteltes Stahlseil, das unter den Rahen verläuft. Darauf wird gestanden, wenn man in den Rahen Arbeit zu verrichten hat. 7 Eigentlich „Zeising“, allgemeiner Fachbegriff an Bord der Roald Amundsen für Sicherungsseile mit einem Auge. 5 18. Februar 2001 Zweite Nachtwache 00-04. Es versprach recht ereignislos zu werden. Bin Ausguck gegangen und zweimal Ruder. Dazwischen Witze und ein Gespräch mit dem Steuermann Wolfgang – ein pensionierter Theologe (Berufsschule), der die Liebe zum Meer/Segeln entdeckt hat. Dann um ½ Fünf todmüde ins Bett. Jetzt sitze ich in der schwankenden Messe – 6 Windstärken, 7 ½ Knoten, starker Seegang. Gleicht gibt’s Mittag – danach Wache. Oops, jetzt ist es doch passiert – war zu lange unter Deck (s. obige Zeilen) und Kaffee auf nüchtern Magen – da hing ich über der Keramik. Das gute daran: anschließend hab’ ich Rouladen mit Rotkraut und Kartoffeln und Soße gegessen und das blieb drin (hatte ja auch Hunger). Die Wache 12-16 Uhr verlief „arbeitslos“. Ich bin über 1 Std. Ausguck gegangen: Die weite des Meeres, unendliches Blau. Der Seegang ein ständiges Auf und Ab und Links und Rechts. Stehe auf dem vorderen Niedergangshaus und trotze dem Wind und „fliege“. Ein irres Gefühl. Hab’ die ganze Wache fast nur rausgeschaut. Auch heute wieder hieß es nach meiner „offiziellen“ Wache: Segelsetzen. Ich bin (freiwillig gemeldet) auf die Vor-Royal-Rah (ganz ganz oben8). Habe Fotos gemacht von oben, hoffe, die werden was! Ich war mit Victor oben (aus Friedrichshafen – Maschinenbauer) der etwas Schwierigkeiten hatte (er ist zu groß...). Aber nach einiger Zeit war auch das geschafft. Es schaukelt irre da oben9 – das ist toll – und die Aussicht rundum und nach unten ist atemberaubend. Man ist ganz sich selbst überlassen da oben. Und die Weite gibt einem das Gefühl von schier grenzenloser Freiheit. Und unten wartet die kleine Heimat. Jetzt ist bald Abendessen. Danach duschen. Morgen hab’ ich den ganzen Tag Backschaft. 19. Februar 2001 „Backschaft“ Backschaft. Ich wusste vorher nur ungenau was das heißt. Jetzt weiß ich es. Und: der einzige Vorteil ist, dass man wachfrei hat und ich bis 05:45 durchschlafen konnte. Und nach frischer Luft schnappen ging es auch schon los (ohne Kaffee ohne alles). Frühstück machen: Tisch decken, Kaffee und Tee kochen, Wurst, Käse, Butter, 8 9 Mastspitze über Wasserlinie 34 Meter. Geschätzte 6 Meter Ausschlag zu jeder Seite bei entsprechendem Seegang. Obst, Tomaten und Paprika. Zu dritt geht es schnell: Barbara, 38 Jahre alte GrafikDesignerin aus Köln10 und Siegfried, 47 Jahre alter Chemiker aus Bad Homburg11. Dann, nachdem wir auch allerdings Vorbereitung zum schneiden, Kartoffeln schneiden Käse. Und das alles in zwei Großküche! gefrühstückt hatten, kurze Pause. Kurz danach Mittagessen. Kartoffeln schälen, Blumenkohl – Auflauf mit Bechamel-Soße und überbackenem großen Backformen für 37 hungrige Mäuler – Das war sehr schweißtreibend in einer sehr schwankenden Küche. Es ging im hinteren Deckshaus, wo sich die Kombüse befindet, wild hin und her. In der Kombüse sind zwei Strecktaue gespannt, wo man sich festhalten kann. Da der Boden glitschig ist, rutschen wir in der Küche (Kombüse) hin und her. Es ist witzig und anstrengend zugleich, da alles länger dauert und man ständig Gefahr läuft, dass etwas verschüttet wird oder ausläuft. Aber wir sind ein gutes Team, das in zwei Fuhren das Mittagessen an den „Mann“ bringt – etwas später als sonst (12 Uhr). Und wir bekommen Lob für das Essen. Am Abend werden wir auch noch vom Kapitän (Arno) gelobt – für eine tolle Backschaft. Nach dem Mittag lege ich mich ziemlich erschöpft auf Deck in die Sonne. Bekomme dadurch reichlich der solchen auf die Haut. Danach Abwaschorgie Nr. 2 (insg. 4 mal an dem Tag). Darauffolgend muss Kaffee (und Kuchen vom Smut12) gemacht werden. Der Kaffee wird um 15:30 Uhr an Deck serviert (sofern das Wetter es zulässt). Während dem Kaffee laufen wir in Sta. Cruz de la Palma ein. Alle Segel werden geborgen (von der Wache...) und das Schiff am Kai festgemacht. Der Kapitän hält eine kurze Ansprache – lobt alle Beteiligten für den tapferen Einsatz drei Tage und Nächte auf See und gibt ein „Hafenbier“ aus! Das schmeckt! Aber dann muss noch das Abendbrot gerichtet werden. Wieder für 37 „Mann“, die Essen wie die Scheunendrescher (am besten geht Hering in Tomatensoße). Nach dem Abwasch ist allerdings alles für heute getan. Nach 14 Stunden Backschaft-Dienst beginnt dann auch für mich der Landgang. Jetzt sitze ich an der Pier vor der Roald und schreibe Tagebuch. Habe Hafenwache von 00-02 Uhr. Auch das noch... Aber Nancy singt mit ihrer Gitarre Lieder auf dem Poller – dann geht’s. 20. Februar 2001 Heute Landgang. Wir sind zu siebt (Jörg, der Toppsgast, Sebastian, Nancy, Jens, Lars, Alia und ich) mit einem Hyundai Galopper über die Insel La Palma. Eine wunderschöne Insel auf der ich noch mal mehr Zeit verbringen möchte. Jörg zeigte uns eine Schlucht, in der wir ca. 1,5 Std. gewandert und geklettert sind (Los Tilos). 10 Hatte an dem Tag auch noch Geburtstag War mit Heiko bereits segeln... andere Geschichte 12 Smut war auf dieser Fahrt Andreas, der Maschinist 11 Dann sind wir in San Andres zum Mittagessen in eine Bar – auch Jörg’s Tip, der die Insel von Törns in den vergangenen Jahren noch kennt. Wir saßen mit wunderschönem Blick auf die Iglesia de San Andres und das Meer, leicht erhöht. Ein ruhiger (verträumter) Ort – kaum bzw. keine Touristen außer uns. Wir sind anschließend in einer langen Tour der Nordküste entlang (wunderschön grün, zerklüftet) nach Westen gefahren. Im Auto haben wir gesungen: den Text am besten Lars und Nancy, alle anderen die Refrains – toll! Wir hatten viel Spaß im Auto. Zum Abschluss sind wir noch an den Calderra-Krater gefahren, ein implodierter Vulkan hat eine beeindruckende Landschaft hinterlassen. Sehr pflanzenreich (überwiegend Pinien). Dort sind wir ein bisschen umhergewandert, um anschließend zum Schiff zurück zu kehren. Abschluss mit Rum-Cola auf der Pier. Toller Tag! 21. Februar 2001 Ich sitze gerade auf der ersten Saling13 des Vortopps und lasse es mir nach der 12-16 Wache gut gehen! Wir motoren die Süd-/West-Küste von La Palma hoch (Windschatten) und hier oben hat man einen schönen Blick auf die Küste. Ich habe meinen Belegplan mitgenommen und lerne. Will ja schließlich Stammcrew-Mitglied werden. Nach dem auslaufen haben wir Segel gesetzt (war wieder „oben“ zum Klarmachen) und an die Südspitze von La Palma (Leuchtturm) gesegelt. Von da ab sind wir „motort“. Es gabv viel zu tun: Brassen und alle Segel wegnehmen. Das dauert so alles in allem 1 Stunde inkl. aufklaren, d.h. aufschießen allen laufenden Gutes auf die Belegnägel14. 22. Februar 2001 00-04 Wache verläuft ereignislos. Das aufstehen fällt mir recht schwer (wen wundert’s). Ich gehe so gegen 19 Uhr ins Bett und um 23:30 Uhr ist wecken. Nach der Wache schlafe ich über das Frühstück hinweg bis ca. 09:30 Uhr. Während der Wache passiert nicht viel. Bin 1 Std. Ausguck gegangen. Ich war zwar müde aber das beobachten der Sterne und des Wassers macht Spaß. Mit Gerhard habe ich den großen Wagen, den Polarstern, den kleinen Wagen, den Orion, den Sirius, die Vega („Himmels-W“) gefunden. Die Ablösung vom Ausguck war endlich um 2 Uhr mit Mousse-au-chocolat („Querfraß“, was eigentlich verboten ist). Mit Schwätzchen vergeht die Zeit so langsam bis wir um 04:15 Uhr ins Bett fallen können. Plattform am Mast – nicht zu verwechseln mit dem Ausguck oder „Krähennest“, wie fälschlicherweise angenommen wird. 14 Auch der Begriff „aufschießen“ ist nicht allgemein verständlich: damit ist einfach „aufräumen“ an Deck gemeint. 13 Der Wachwechsel verläuft übrigens so: die beiden Wachen stellen sich gegenüber auf und der Wachführer15 der noch aktiven Fahrwache berichtet über die vergangenen 4 Stunden (Kurs, zurückgelegte Strecke, Wind- und Wetterverhältnisse, durchgeführte Manöver sowie besondere Vorkommnisse). Dann wünscht „die aufziehende Wache der abziehenden Wache“ eine „gute Wacht“, wonach die aufziehende Wache der abziehenden Wache eine „gute Ruh“ wünscht. Während der 12-16 Wache war heute einiges los. Der Kapitän hat uns heute eine Fotosafari ermöglicht. Das heißt mit dem Dingi16 ausfahren und von See aus Fotos vom Schiff unter vollen Segeln machen können. Das hört sich einfach an, erfordert aber viel Arbeit, da wir insgesamt 4 Fuhren machen, um allen die Schnappschüsse zu ermöglichen. Folgendes Vorgehen17, nachdem das Dingi ausgesetzt worden ist: 1. 2. 3. 4. 5. Großtopp Backbrassen, um Fahrt raus zu nehmen. Dingi ausfahren lassen Großstengestagsegel und Bramstagsegel setzen Großtopp anbrassen Fock setzen Um das Dingi wieder anfahren zu lassen wird das ganze wieder umgekehrt durchgeführt (rückgängig gemacht), um Fahrt raus zu nehmen. Aber abgesehen davon, dass das Erlebnis das Schiff von außen zu sehen toll ist, machen die Manöver Spaß und üben in der Seemannschaft. Lieber was zu tun als während der Wache nur rumsitzen. Alles andere als rumsitzen nach 16 Uhr. Bei gutem Wind (4-5) und allen Segeln stand vor Teneriffa eine Wende an. Ein schwieriges Manöver, da alles sehr schnell gehen muss. Es galt „all hands“ und alle waren auf vorher abgestimmte Positionen eingeteilt. Dirk (Briggsegel), Großtopp-Brassen, Vortopp-Brassen und VorsegelSchoten. Ich war an den Brassen zum überholen der Rahsegel eingeteilt. Insgesamt standen wir zu siebt an den Brassen. Auf Kommando ging dann alles recht gut. Auch einige von den erfahreneren Nautikern hatten mit der Roald noch keine Wende gefahren und man war recht zufrieden. Aber erledigt – war ganz schön anstrengend. Aber als dann gewendet war lag das Schiff hart am Wind – fantastisch! Das ist Segeln – unter Vollzeug! Dann war aber noch nicht Schluss: bei strammem Wind erforderte das Trimmen des Schiffs alle verfügbaren Kräfte. Zum Abschluss war ich dann noch mal auf der Royal zum Segel wegnehmen. Mit dem Kapitän! Der hat mir auch gleich lautstark Tips gegeben (man könnte auch „Anschiss“ sagen?). 15 Steuermann und Toppsgast teilen sich das auch auf: Steuermann zu Navigation, Toppsgast zu Seemannschaft. Beiboot 17 insgesamt natürlich 4 mal mit „all hands“ 16 Nach dem Abendbrot endete der Tag mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang vor Wolken und vor dem weiten Meer und dem Schattenriss von La Gomera. Das einmalige an diesem Törn ist auch, dass ich vieles zum ersten Mal in meinem Leben erlebe. 23. Februar 2001 Die 00-04 Wache verläuft ereignislos – zumindest bis 4 Uhr. Dann wird mit der nachfolgenden Wache noch eine Halse gefahren und wir können (endlich) ins Bett. Der nächste Morgen beginnt windig und bedeckt. Ich gehe in meiner aktiven Wache 1 ½ Stunden Ruder – macht großen Spaß! Und ich spare mir Reinschiff! Wir laufen am Abend La Gomera an, den Hafen San Sebastian. Nach getaner „all hands“ Aufräumarbeit gibt’s wieder ein „Hafenbier“. Mit Victor ziehe ich dann los ins Städtle (Victor kommt aus Friedrichshafen – segelt aber nicht. Sollte ich doch meinen alten Plan wiederbeleben und nach Friedrichshafen ziehen?). Im Städtle treffen wir noch nach einigen Irrungen und Wirrungen Anne, Barbara, Andreas und Siegfried und verleben nette Stunden bei Wein und Käse in einer Bar. Wache habe ich keine! 24. Februar 2001 Ich habe am Vorabend mit Heiko ausgemacht, dass wir wandern gehen. Route nach Empfehlung von Andreas. Es werden dann mit Jens, Lars und Daniela 5 und wir lassen uns von einem Taxi zum Ausgangspunkt „Pajero“ auf 1.200m bringen. Und dann begann einer der schönsten Wandertage, die ich je erlebt habe! Wir beginnen mit dem Aufstieg auf den Garajonay auf 1.486m bei Nebel. Über dem Lorbeer- und Zedernwald hängt ein feuchtkühler Nebel, der dort oben alles recht feucht hält. Deshalb sind die Bäume von Moosen und Flechten überzogen. Es sieht alles sehr „urwaldmäßig“ aus. Vom Gipfel (ohne Aussicht) geht’s bergab nach El Cedro wieder auf ca. 1.100m. Dort angekommen, öffnet sich das Tal. Wir verlassen den Wald und haben einen prächtigen Ausblick auf das Tal und dahinter das Meer. Im Hintergrund sieht man Teneriffa! Während ich dies schreibe kann ich gar nicht die Freude und Entzückung wiedergeben die ich dort hatte. Ich war begeistert und ließ es alle wissen (übrigens gutes Team – nette Leute). Die lächelten ob meiner ausgesprochenen Begeisterung, die ich immer wieder kund tat. Wir machten Rast bei einer Bar mit besagtem Ausblick. Bei Vino Tinto und Thunfisch a la plancha ging es uns fabelhaft. Von dort ging es eine atemberaubende Schlucht hinunter auf einem schmalen Serpentinenweg, der mit schweren Bruchsteinen ausgelegt war. Mit Blick zurück auf die Steilwand mit ca. 300m tiefem Wasserfall und Blick voraus auf das Tal und das Meer stockte uns allen der Atem. Jeder war begeistert! Vor allem Heiko und ich waren einig in unserer Freude. Der Abstieg war schwierig weil sehr steil (gutes Oberschenkel-Training – morgen werde ich es spüren). Wir gingen immer weiter bergab bis El Cabo auf ca. 500m. Die Vegetation hatte sich komplett geändert auf Subtropisch (Palmen, Kakteen, Schilf, Orchideen, Bananen – ein unermesslicher Pflanzenreichtum). Unten angekommen sahen wir den Bus gerade davonbrausen und gingen davon aus (lt. Reiseführer), dass der nächste erst gegen 19 Uhr kommt. Das wäre zu spät für das Schiff. Also entschlossen wir uns zu trampen und teilten uns in 2 Gruppen. Jens und ich hatten Glück – es kam doch noch ein Linienbus. Die anderen wurden nicht mitgenommen, fanden aber eine Mitfahrgelegenheit.18 Am Schiff angekommen hieß es nach kurzer Ruhe und Abendbrot „klar zum auslaufen“ und um 21 Uhr (jetzt) sind wir bereits wieder auf dem Meer mit Ziel Gran Canaria.19 25. Februar 2001 00-04 Wache verläuft ruhig, nachdem wir Segel weggenommen haben, um um die Südspitze von Teneriffa herum zu motoren. Am morgen nach einer erfrischenden Dusche wache ich so langsam auf bis zum Mittagessen. Dann Wache. Wir müssen alle Segel bergen und verpacken. Dabei hilft unserer Wache niemand (sonst immer mit Freiwache oder „all hands“) und es wird eine Plackerei. Danach Reinschiff „Messen und Niedergänge“. Danach wegnehmen der restlichen Segel (Vorsegel, Stagsegel). Wieder hilft niemand mit, sondern sie sonnen sich und singen Lieder. Ich bin echt sauer und K.O. Dann gehen endlich vor Port Mogán auf Gran Canaria die Anker zu Wasser und meine Wache ist beendet. Hm- obwohl das Wetter super ist kann ich mich nach der Arbeit nicht so recht freuen. Werde wohl schwimmen gehen und danach ins „Städtle“ mit dem Dingi an Land gehen. Das Baden war toll! Tarzan-Sprung mit der Fock-Schot über die Rah-Nock und Sprung von der Spitze des Klüverbaums (9 Meter, in Worten: neun) – das entschädigt. Um 18 Uhr dann ins „Städtle“. Port Mogán ist eine Marina, die extra angelegt wurde. Obwohl architektonisch durchdesigned wie einst Karlsruhe oder Mannheim, Wir überholten die andere Gruppe mit dem Bus aber der Busfahrer wollte nicht anhalten auf unser rufen – er meinte (und damals konnte ich noch kein Spanisch) irgendetwas von „umsonst mitfahren geht nicht“ ... ? 19 Es passiert und ich erlebe so viel, ich könnte noch viel mehr schreiben – aber es soll reichen... muss halt im Kopf bleiben – wird’s auch! 18 ist es sehr nett dort. Der Tag schließt mit einem guten Essen (Gambas al Ajillo und Calamares a la Plancha) und reichlich Rotwein von Gran Canaria.20 26. Februar 2001 „Rosenmontag“ Rosenmontag bei strahlendem Sonnenschein und 23 Grad am morgen. Postkarten Sonnenaufgang durch das Bullauge der Kombüse: habe Backschaft! Nancy malt uns karnevalistisch an und wir haben alle Kombüsenjacken an. Arno macht Pfannkuchen und singt zu Freddy Quinn – wir haben riesen Spaß! Danach sonnen und baden... ums Mittag muss ich mich nicht kümmern, erst zum Kaffee bin ich wieder aktiv. Zwischendurch ist „Eimerwaschen“ dran. An langer Leine die Abfalleimer auswaschen. Beim „aufditschen“ geht mir ein Eimer verloren, da der Henkel gerissen ist (Knoten haben gehalten!).21 Das Abendessen erfordert noch mal all unsere „Backschaftskraft“ und gegen 20 Uhr sind wir endlich fertig – nach Hunderten von Tellern, Tassen und Besteck. Das Wasser ist am Abend spiegelglatt – kein Wind. Im Licht des Sonnenuntergangs sieht das Meer grünblauviolett aus mit langgezogenen Spiegelwellen. Ein Schiff erscheint aus der Ferne. Der Unterschied zwischen Wasser und Himmel ist fast nicht zu erkennen und so meint man, das Schiff erscheint aus dem Nichts – grandios. Auf dem Atlantik ein seltenes Schauspiel, wie auch die „Altvorderen“ meinen. Saumüde falle ich in die Koje. 27. Februar 2001 Ich werde zur Wache geweckt. Wir treiben auf dem Spiegelmeer – fast regungslos ohne Wind. Verkürzte Wache. Gerhard, Uta und ich bis 2 Uhr. Die Sterne „waschen“ sich im Meer – ein tolles Schauspiel. Der Mond und der Abendstern (?) kristallklar . Beim einwerfen des Wasserthermometers entsteht ein Feuerwerk aus phosphorisierten Leuchtalgen – „Kinoprogramm an Bord“. Der Wind ist auch am morgen noch nicht da... wir dümpeln und alle sind träge. Blöde Sprüche werden gemacht, da gehe ich unter Deck lesen. Was ist das für ein Unterschied für die „Moral“ an Bord, wenn richtig Wind ist und gearbeitet werden muss! 14:45 Uhr. Jetzt ham’ wir die Segel weggepackt und liegen wieder im Hafen von Sta. Cruz. Nach dem Hafenbier noch mal „Reinschiff Keramik“. Stimmungsdrücker. Heute Abend ist grillen angesagt – Abschiedsstimmung. Mit Barbara, Andreas, Siegfried, Wolfgang, Victor und Anne. Später kommt Gerhard noch auf ein „Viertele“ dazu... 21 Wir sind bereits wieder auf See... 20 Nach dem grillen (nett) sind wir noch nach Sta. Cruz zum „Carneval“ gegangen. Wir mussten feststellen, dass a) alles schon vorbei war (Umzug, Kostüme), b) überalle die gleiche, viel zu laute Musik gespielt wurde und c) es fast leer und müllig war. Na ja, nach einiger Zeit bin ich zurück zum Schiff. Da habe ich noch Siegfried und Gerhard getroffen. Wir haben eine selbstgedrehte Zigarette geraucht, uns gut unterhalten (Gerhards Erlebnisse der letzten Kriegswochen + Gefangenschaft) und dann bin ich um 2 Uhr ins Bett. 28. Februar 2001 Aus die Maus. Verabschiedungen und formell-feierliche Kapitänsübergabe. Walter22 verliest die Übergabe von Arno and Gerd und die Besatzung steht in einer Reihe Spalier. Ja und dann geht der Tag vorbei – irgendwie. Neuer Stamm kommt und die alte Crew geht (schluchz – ich hasse Abschiede). Abends zwangssaufen, aus dem ich micht raushalte. 00-02 Wache und noch’n Feuerwerk. Postamt-Odyssee Teil I. Am Nachmittag habe ich mich zu Fuß noch auf den Weg gemacht zum Postamt. Poste-Restante, also postlagernde Briefe hatte ich meine Freunde und Familie motiviert mir zu senden. Doch das Hauptpostamt am Plaza Major hatte wegen Umbau geschlossen und so musste ich unverrichteter Dinge wieder umkehren (Teil II siehe 01. März). 01. März 2001 Am morgen fahren Andreas und ich zum Supermarkt – Bunkern ist angesagt. Mit einem uralten Fiat Fiorentino Kastenwagen geht es los (eine Frechheit für das alte Teil einen vollen Mietpreis zu verlangen). Die Proviantliste siehe separat. Wir waren einen ganzen Tag beschäftigt. Mit zwei großen Einkaufswagen sind wir 10 mal zum Auto gegangen mit einem Zwischenstopp beim Schiff (Der Fiat drohte uns unter dem Gewicht zusammenzubrechen und so haben wir erst mal einen Teil zum Schiff gefahren). Aber es war hochinteressant das Proviantbunkern mitzuerleben. Harte Arbeit – habe geschwitzt wie ein Ochs und war richtig fertig. Dann nach dem Abendbrot – die Postamt Odyssee ist zu Ende. Mit dem Fahrrad der Roald das Oficina de Correos gefunden, das die postlagernden Briefe hat. Zwei für mich – von Mum und von Antje Kelm. Toll!!! Dann an Bord noch mit ein paar neuen Leuten zusammengesessen – machen einen netten Eindruck. Bald sicher wird man alle wieder gut kennen. Ich bin gespannt. Habe 04-06 Wache mit Claudia – sehr nettes Mädel. Mal sehen... 02. März 2001 22 Bootsmann auf diesem Törn Üble Hafenwache 04-06 Uhr. Am morgen der Entscheid: wir laufen wegen zuviel Wind nicht aus – Mist! Dröges Gammeln an Deck. Am Nachmittag weiterer Entscheid (mein eigener): ich packe den Sportboot-Führerschein See an und nicht zeichnen. War das richtig? Bin eigentlich zum Segeln da. 03. März 2001 Endlich wieder auf See aber bei wenig Wind. Nach all-hands Segel setzen kehrt jetzt der ordentliche Schiffsbetrieb wieder ein. Ich merke schon, dass ich mich gut auskenne und die Stammcrew bei der Einweisung der Trainees unterstützen kann. Ich werde von einigen bereits auch schon gefragt. 04. März 2001 Auf diesem Törn habe ich 04-08 Wache. Das bedeutet um 3:40 Uhr geweckt zu werden (ächz). Dafür aber wieder “Stern- und Wassermeer“. Heute klarste Nacht seit Anbeginn meiner Seemannschaft mit sichtbarem Milchstraßengürtel! Wie bei der Hafenwache bereite ich den Brötchenteig zu (mit Horst). 23 Dann heißt es „klarmachen der Vorbram und Vor-Royal“ und ich erlebe dort oben den Sonnenaufgang – genial! Danach Frühstück, Duschen und Sportboot-Führerschein-See (SBS) sowie Zeitung vom 2. März lesen. Ich stelle fest, das mich das überhaupt nicht interessiert – Sport/Fußball noch am meisten! Zum Thema Uhrzeit und Tag: ich weiß zumeist nicht, welcher Wochentag es ist. Heute ist z.B. Sonntag – es gab Ei zum Frühstück. Und ich habe selten eine Uhr an, so dass ich auch selten weiß, wie viel Uhr es genau ist. Zur Wache werde ich geweckt und auch die Ablösung ist klar. Tagsüber Glasen und „Bimmeln“ mit der Schiffsglocke zum Essen. Das es mir egal sein kann, wie viel Uhr an welchem Wochentag es ist, ist ein schönes Gefühl. Das Gefühl von Ungebundenheit in Verbindung mit der schier grenzenlosen Freiheit des Meeres! Jetzt liegen wir vor Fuerteventura auf Anker. Nach einem Nachmittag bei schönem Segelwetter (gut Wind) sind wir durch die Meerenge zwischen Fuerte und Lanzarote durch. Dies ist nur ein Zwischenstopp (aber immerhin gab es ein Ankerbier von Karin und Manni).24 Morgen früh geht es weiter nach Norden zu einem Ankerplatz von Lanzarote. Bin gespannt, würde aber lieber mehr segeln... 05. März 2001 23 Haben Wale gesichtet: zwei (kleinere) Pottwale waren schnaufend nur etwa 150-200m vom Schiff entfernt. Mein erstes Mal. Später auf der Walkarte erkenne ich allerdings, dass es auch Grindwale gewesen sein könnten... 24 Viel Arbeit beim Segelbergen, ich bin richtig müde (wie so oft). Die Pläne haben sich aufgrund des Wetters geändert. Der Wind hat gedreht und wir haben bereits in der Bucht strammen Südwind. Der würde uns zwar nach Lanzarote bringen, aber dort an der Ostseite zu Ankern wäre bei dem heftigen SüdSchwell (Seegang durch Südwind) nicht gut möglich. Also dampfen wir südwärts, um um die Südspitze von Fuerteventura nach Gran Canaria zu kommen. Unter Motor ist es gegen die Dünung recht ruppig und als wir die Vorsegel sowie das Großstengestag setzen, um einen schnelleren Kreuzkurs zu fahren, kommen sogar Seen über. Das so recht ruppig anmutende Wetter (was es eigentlich gar nicht ist) macht Spaß. Ich helfe in meiner Regenkombi bei einer Halse und mache dann nach dem Mittagessen ein Schläfle... Wir haben bereits seit zwei Tagen einen Gast an Bord25. Eine Taube stapft recht zutraulich auf der Suche nach Futter auf dem Deck herum. Der Bootsmann Jens-Peter hat sich ihr angenommen und versorgt sie entsprechend. Abends spielen wir UNO. Ich verliere . Wünsche der neuen Wache fälschlicherweise „gute Ruh“. Alles lacht und wir wiederholen die Übergabe . 06. März 2001 In der Nacht haben wir erneut vor Fuerte geankert, da der Wind zu stark nachgelassen hat und der Kapitän nicht die ganze Nacht durchmotoren wollte. Wir sind heute morgen noch etwas näher gekommen, um die badewilligen auszulassen. Ich durfte heute Nacht durchschlafen, hatte keine Ankerwache. Bin also ausgeschlafen, werde aber an Bord bleiben. In ca. 3-4 Stunden soll es weitergehen, um unter Segeln Gran Canaria anzulaufen.26 Um 13 Uhr hieß es all-hands zum Segelsetzen. Inkl. Brassen, Vorsegel, aller Rahsegel und wieder Brassen hat das ganze ca. 2 Stunden gedauert. Und das war gut – der Kapitän hat uns anschließend gelobt. Ich war wieder auf der Royal – ein geiles Gefühl. Endlich wieder unter Segel – bin richtig süchtig danach! Aber nur kurz war die Freude, schon nach kurzer Zeit war nach des Käpt’ns Meinung27 der Wind zu stark, dass wir die Royals und die Bramen wegnehmen mussten (meine Meinung: Wind war gerade richtig). Beim einholen der Vor-Royal hatte sich was verklemmt. Ich hatte es gesehen und durfte rauf zur Behebung! Dann einpacken Royal und Bram. Kurz darauf war der Wind völlig eingeschlafen!! Also wieder rauf und restliche Segel einpacken. Das ist richtig schwere Arbeit da oben, vor allem wenn man so oft und so viel rauf muss und wegpacken muss. Als dann nach dem Abendbrot noch die Vorsegel wieder gesetzt werden mussten (ok – nur das Vor- und Großstengestagsegel) war ich so richtig groggy! Blinder Passagier – eine Brieftaube. Hat nicht geklappt mit dem Baden. Anker hält nicht im Sand... 27 Käpt’n war ultra vorsichtig, hat jedes Risiko ausgeschlossen. 25 26 Und dann noch der Lohn der harten Arbeit (wurde von mehreren als sehr engagiert bezeichnet): der Kapitän Gerd nimmt mich zur Seite und sagt: „also auf dem nächsten Törn fährst Du garantiert als Stamm, das wollte ich Dir mal sagen. Was Du geleistet hast...“. Und da ich erst als Stammanwärter fahren sollte, ist das eine große Auszeichnung, wie ich finde. Die Umstehenden waren beeindruckt – und ich nehme das ja doch gerne an und zur Kenntnis. Aber ich selbst habe auch das Gefühl, viel zu leisten, sehr einsatz- und lernwillig zu sein, und bereits über das Schiff und wie es zu segeln ist viel gelernt zu haben. Bin ja auch bereits aktiv in die Stammcrew eingebunden: bei den Wachen, dem Verschlusstrupp, der Backschaft, bei Manövern nimmt sogar mancher Stamm mal hin und wieder meinen Rat in Anspruch. Mit diesen Gedanken kann ich jetzt zufrieden und todmüde in den Schlaf sinken. 07. März 2001 In der Nacht haben wir vor Las Palmas geankert (vor der Hafeneinfahrt).28 Den ganzen Vormittag liegen wir dröge auf Reede und warten auf Einfahrterlaubnis. Beschäftigungstherapien. So, die Hafenbehörden wollen 7.800 DEM für 2 Liegetage an der Pier. Der Kapitän wurde herbeizitiert. Der lehnt diesen Wegelagererpreis ab und so sind wir unverrichteter Dinge wieder auf See. Auch gut – gleich heißt es wieder: „Segel setzen“. Ziel: Puerto de Mogán. Nach einer Runde UNO falle ich ins Bett. 08. März 2001 „Backschaft“ – wieder einmal. Ziemlich zerknautscht begrüße ich Gisela und Ulla, mein Team. Frühstück klappt prima, Brötchen sind gut. Mittagessen Hühnerfrikassee mit Hilfe von Smut Karin. Am Nachmittag bekommen wir frei, da wir am morgen bereits vor Puerto de Mogán Anker geworfen haben und die ganze (fast) Crew auf Landgang ist. Ich war heute der „Held der Dosenlast“. 7 mal musste ich da runter in das enge Proviantloch! Die Dosenlast ist lang und niedrig - man kann gerade drin sitzen. Aber muffig, kompliziert einzusteigen und einfach unbequem29. Jeder hasst es. Ich auch – aber es gehört dazu. Nach der Backschaft durfte ich mich in das Dingi einweisen lassen! Das hieß das Tina Sebastian und mich zu „Fährenkapitänen“ ausbildete. Ich kam sehr gut mit dem Boot zurecht: Ablegen, Passagiere aufnehmen. Anlegen am Steg, Anlegen am Schiff, allgemeine Manöver etc. Die erste Fahrt war den Kapitän und den 2. Steuermann an Land zu bringen. Prompt kam eine Welle über und machte den Kapitän nass. „Musst Du üben, Frank, sagte er, kein Vorwurf“. Aber ich bin stolz das 28 29 Gran Canaria bei steifer Brise, das Schiff hat ganz schön an der Ankerkette gezogen... Bei einem Ausstieg verletze ich mich am Schienbein. Noch heute (21.03. im Flugzeug) spüre ich den „Burren“. so gut gemeistert zu haben30 – wurde gelobt von Tina und das abholen von Kapitän und Steuermann klappte hervorragend, so dass sich die beiden bedankten. Jetzt habe ich noch 2 Bier getrunken und werde gut schlafen. Das Schiff schaukelt sanft unter dem Vollmond. Das war vom Dingi aus ein toller Anblick. Morgen noch ein Liegetag und ich hab’ komplett frei (nach der Wache 04-06). Will den Sonnenaufgang erleben und dann mal sehen... 09. März 2001 (Mutter’s Geburtstag nicht vergessen...) Heute hab’ ich frei und nach einer großen Portion Müsli lasse ich mich an Land bringen. Habe mir einen Weg ausgeguckt, den ich zu einem Aussichtspunkt gehen will. Es ist ca. 11 Uhr und bereits recht heiß (da Windstill). Zuvor gehe ich aber noch ins Internet-Cafe und ein Versuch Mutter anzurufen (besetzt). Dann los. Der Weg führt mich außerhalb des kleinen „Dorfs“ bis ich eine Serpentinenstraße links abgehen sehe. Das ist der Weg. Ich muss jedoch feststellen, dass der Zugang für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Zunächst bin ich unschlüssig was ich tun soll – sehe Menschen den Weg31 rauf- und runtergehen. Also entschließe ich mich auch für den Aufstieg. Wieder mal ein guter „Frank-auf-eigene-Faust“ Entschluss. Auf dem Weg treffe ich ein Deutsches Paar, das mir bestätigt, dass der Aufstieg ein lohnendes Ziel hat. [Einschub: sitze gerade auf der Treppe des SteuerbordSchanzkleids und der Wind ist so toll, das sich das Schiff recht stark krängt – endlich wieder richtiges Segeln mit 7 Knoten] Auf den nicht zu steilen Weg brennt die Sonne nieder. Oben angekommen stoße ich zu drei weiteren Deutschen, die sich über das Für und Wieder des gesperrten Fahrwegs unterhalten. Es ist eine Zufahrtsstraße, die für eine geplante Hotelanlage auf dem Gipfel angelegt wurde. Durch einen Baustopp blieb es bei der Straße, die rechts und links von künstlich bewässerten Palmen gesäumt ist. Oben steht dann auf einem Schild in vier Sprachen: „Privatweg – Zugang für Fußgänger erlaubt“. Na also! Ich laufe einen Fußweg an der Felskante Richtung Puerto de Mogán entlang und dann öffnet sich der Blick auf den Hafen, Kliffs, das Meer und die Roald, eingerahmt von weiteren Yachten. Ein grandioser Anblick! Und Ausblick! [erneuter Einschub: gerade war ich bei besagten 7 Knoten zum beifangen des Segels auf der Royalrah! Vor mir die See mit weißen Schaumkronen aufgewühlt und im Hintergrund der Pico del Teide. Hinter mit die See und die sich entfernende Küste Gran Canarias im Schattenriss. Und das Schaukeln und die Sonne – geil!] Ich bin oben noch etwas herumgelaufen. Einsame, trockene Ödnis. Verzweifelt halten zahlreiche knorrige Sträucher dagegen. Unter einer Abrisskante und später unter dem Leuchtturm suche ich Schutz und Schatten. 30 31 Aber ultra peinlich war es schon... eigentlich eine gut ausgebaute Fahrstrasse, aber eben abgesperrt. Nach dem Abstieg muss ich erst mal was Essen und mich mit einem Eis belohnen. Wasser hatte ich zum Glück ausreichend dabei. Dann rief ich Mutter an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Sie zu erreichen hat mich sehr gefreut. Auch Petra zu sprechen und die Kids im Hintergrund zu hören war schön. Abends (nach Dingi-Dienst – „Frank Olsen Express“) bin ich mit ein paar anderen (u.a. Rolf und Wolfgang) zum Essen gegangen. Das selbe Restaurant wie beim vorigen Törn. Thunfischsalat (reichlich) und Schwertfisch-Filet von der Küste von Mogán – sehr lecker. Dazu Canaria-Wein. Todmüde falle ich ins Bett. 10. März 2001 Traumwetter und Wind (siehe Einschübe vom 09. März 2001). Wir segeln! Ich genieße und bleibe an Deck. Später bleibt der Wind weg und wir ankern über Nacht vor Los Christianos32. Ich kann durchschlafen, obwohl wie gegen 7 Uhr bereits auf dem Weg nach La Gomera sind (meine Wache). 11. März 2001 Gegen 10 Uhr laufen wir im Hafen von La Gomera ein (San Sebastian, der mir vom vorigen Törn bekannte kleine Hafenort). Ich werde von Tina und Mathias und Udo mit dem Dingi an der Pier ausgesetzt, damit wir die Festmacherleinen entgegen nehmen können. Sie werden uns mit Wurfleinen zugeworfen und es muss alles schnell gehen. Alles geht gut und Gerd unser Kapitän ist froh über sein erstes (!) Anlegemanöver als Kapitän. Nachdem ich geduscht hatte (war nötig) bin ich mit Rolf und Roland ins Städtle gepilgert. Es war ja Sonntag und zur Siesta-Zeit (gegen 14 Uhr), so dass alles gähnend leer war. Im einzigen offenen Cafe/Bar trifft „man“ sich auf ein Bier. Es ist bestes Wetter, sehr heiß. Auf dem Rückweg zum Schiff (16-18 Uhr Wache) lasse ich mir noch ein Eis schmecken. Nach der Wache gehen Roland und ich zum „Parador“, einem Aussichtsplateau und Hotel33, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Sonnenuntergang war längst nicht so spannend wie die Wolkenformation, die sich wie ein gigantischer Wasserfall ins Tal von San Sebastian zu wälzen schien.34 Noch nie zuvor... Nach einem weniger guten Essen im „Gomera Garden“ (nie mehr hingehen!) mit gepanschtem Wein (Wasser) und mäßigem Fisch trinken wir noch einen Absacker (Arehucas-Rum) in der „Grottenbar“. Auch das nicht so toll – aber die Stimmung war gut (Rolf, Roland, Katharina, Claudia, Silke und ich). Danach falle ich in die Koje – habe 04-06 Wache... 32 Südspitze von Teneriffa Erhöht über San Sebastian – eigentlich irgendwie logisch... 34 Wie ich später höre, ein deutliches Zeichen für Schlechtwetter auf Gomera und La Palma. Und das Wetter wurde ja auch richtig schlecht... 33 12. März 2001 Nach der Wache (langweilig – Fehler beim Brötchenteig machen) haue ich mich nochmals hin, bis mich der Ruf „all hands an Deck“ aus dem Schlaf reißt. Ohne Frühstück an Deck – mit etwas schlechter Laune. Aber ein großartiger Tag wartet! Gemeinsam mit Mathias, Rolf und Roland (aus Biberach) ziehen wir los, um die gleiche Tour zu machen, die ich bereits am 24. Februar entdecken durfte. Ich habe damals schon gesagt: „die Tour laufe ich gleich noch mal“! Diesmal hatten wir durchgehend Nebel und Regen – sogar der Aussichtspunkt „Restaurante la Vista“ war in Nebel und Nieselregen gehüllt. Keine Aussicht in Tal und Meer aber das Essen (Kressesuppe und Bauernsalat) hat trotzdem geschmeckt! Auch der Abstieg beginnt neblig. Aber wir haben Glück – der Nebel reißt kurz´auf und gibt den (Foto-) Blick auf den Wasserfall frei! Dann erwischt uns noch ein heftiger Regenguss, der bis unten nach El Cabo anhält. Tolle „Dunst-NebelRegen-Palmen“ Stimmung! Die durchnässten Wanderer Mathias und Rolf sind pitschnass – tragen es aber mit Fassung – ich und Roland haben wasserdichte Jacken an, da werden nur die Hosen nass. Ein Hoch auf meine Jack Wolfskin – sie hält dicht (für das Geld erwarte ich das natürlich – aber ein guter Test). In El Cabo rufen wir uns mit „Mit-“ Wanderern Patrick und Kerstin (?35) ein Taxi zurück nach San Sebastian. Am Abend dann die Entscheidung des Kapitäns: Wegen starken Fallwinden laufen wir nicht wie geplant am Abend aus – wir würden gar nicht von der Pier wegkommen, der Wind drückt uns gegen die Pier. Im Moment sitze ich in der Messe und die Fallwinde erreichen beständige 8 Windstärken. Im Hafen ist Sturm!! Es spielen sich unheimliche Szenen ab: eine Yacht kommt kaum gegen den Sturm in die Marina und muss einer Fred. Olsen Express ausweichen, die der Yacht ein internationales Notsignal tutet (7x kurzer Ton). Alle aus der Messe kommen da an Deck – es könnte ja uns betreffen! Eine andere Fähre hatte den Steuerbord-Anker ausgelegt, um von der Pier loszukommen. Unter großer Anstrengung kommt schließlich auch das Heck frei – und das bei dieser großen Fähre! Wenn das so anhält, kommen wir auch morgen nicht los. Es ist geplant, um 8 Uhr nach der Alex auszulaufen – mal sehen. Apropos Alex: Alexander von Humboldt. Das „Becks-Schiff“ hat am morgen direkt vor uns festgemacht. Am Abend bekomme ich Gelegenheit zu einer Führung mit Sebastian, Babs und Manni. Wir werden ausführlich herumgeführt vom Steuermann (Werner) und einem Stamm’ler (Stephan). Alles ein „bisschen“ größer und feiner als auf der Roald. Insgesamt 57 „Mann“ Besatzung, schöne Messen, Becksbier im Kühlschrank aber einiges wie auf der Roald. Viel mehr Stahl, weniger „handgemachtes“. Die Oberdecks-Aufbauten lassen die ca. 15 Meter längere Alex mächtiger erscheinen. Sie hat ja auch einen Besanmast mehr. Ein besonderes Erlebnis – auf der Sail in Flensburg konnte man nicht an Bord, aber als Seglerkamerad... 35 Die beiden haben wir auf dem Weg getroffen, sie gehören nicht zum Schiff. Nette Rückfahrt. Ein wunderschöner Tag ist zu Ende. Ich bin glücklich, dankbar und müde! 13. März 2001 So, da der Wind in der Nacht auf 11 Windstärken zugenommen hat (im Hafen!) und auch am morgen noch Sturm herrscht, laufen wir auch heute noch nicht aus. Die Schiffsführung ist in Aufregung um das Schiff. Die abreisenden Besatzungsmitglieder in Sorge um die Heimreise. Bei den herrschenden Windverhältnissen gibt es keine Chance Teneriffa bis zum nächsten morgen zu erreichen. Diejenigen, die bereits am 14. März ab Teneriffa abfliegen, werden wohl mit dem Fred. Olsen Express übersetzen müssen. Der Kapitän entscheidet: wie bleiben auf La Gomera, auch der Crewwechsel findet hier statt. Das bedeutet, die neuen Leute müssen auch von Teneriffa nach hier übersetzen. Man ist halt abhängig vom Wetter [diese Zeilen schreibe ich im halbdunkel der Kammer, da ich nicht zum Decksdienst „shangheit“ werden will – ich habe so viele Dienste schon geschoben und um 10 Uhr gehe ich an die Pier Trainees einfangen; 15.03.01, 09:15 Uhr]. Am Nachmittag laufe ich durchs „Städtchen“, bin ca. 1 Stunde in der Kirche und denke an Vater, Mutter, Petra und familiy, meinen zukünftigen Wohnort (München, Friedrichshafen oder Reutlingen) nach. Dann laufe ich gegen den Sturm zum Leuchtturm (Faro). Da draußen tobt es und man hat Blick über die rauschende See bis zum Pico del Teide (wie so oft ). Am Abend dann das Captain’s Dinner. Wegen Wind unter Deck. Der Captain gibt die Seemeilenbestätigungen aus. Meine ganz zuletzt mit besonderer Belobigung und Aufnahme in die Stammcrew. Bekomme Applaus – bin stolz und freue mich. Als Geschenk erhalte ich das offizielle Crew-T-Shirt in Blau mit weißer Schrift. Sieht gut aus. Nach ein paar Bier bin ich müde und gehe zur Ruh. 14. März 2001 - BACKSCHAFT Mit Claudi der Chaos-Frau habe ich Backschaft, nur zu zweit. Um 15 Uhr wollen wir auslaufen. Die Alex läuft um 10 Uhr aus und ich schaue ihr auf der Mole hinterher, wie sie mit gesetzten Untermarsen durch die Wellen peitscht. Tolles Bild! Bei unserem auslaufen hangeln wir uns mühsam bis ans Ende der Pier, da der Wind uns immer noch randrückt. Aber schließlich kommen wir los und die offenen Wellen schließen uns (endlich) wieder ein. Ich gehe Ruder und bei dem extrem starken Wellengang ist das wie das Reiten eines wilden Pferdes – toll, toll, toll! Wir gehen mit Motor und Stagsegeln nach Los Christianos auf Teneriffa, um die Trainees (und Rest-Stamm) abzuholen (bis nach Sta. Cruz schaffen wir’s nicht in der Zeit). Nach bereits 4 Stunden sind wir da. Ich bin wieder Backschafter im weißen Koch-Kittel und mache gemeinsam mit Mareike und Karin (Smut) Abendbrot. Als neues Stammcrew-Mitglied spendiere ich das Ankerbier, das dankend und erneut mit Applaus angenommen wird. Dann bin ich so fertig, dass ich nur noch mit Mühe die Backschaft zu Ende machen kann, dankenswerterweise von Ulla, Werner und Mareike unterstützt. Ich falle todmüde ins Bett... 15. März 2001 06-08 Wache mit Sonnenaufgang und einem Ständchen (Let It Be) von Tina mit Gitarre nur für mich! Gegen 10 Uhr soll ich zum Pier-Dienst von Bord: Dann mal los... Nix war! Das mit dem Pier-Dienst verzögerte sich und ich wurde zum Kojen klarmachen (Betten beziehen) einberufen. Bin total sauer a) habe ich wirklich jeden Dienst in den letzten 24 Stunden gemacht, sogar während der Backschaft und b) ist das reine ABM, als ich an Bord kam, musste ich meine Koje selbst beziehen.36 Aber ich lerne dazu und tue beschäftigt und diensteifrig – renne mit Eimer und Besen durch die Gegend, so dass jeder mich gesehen hat. Dann erwischt mich doch noch das Glück und ich werde zum Dingi-Dienst eingeteilt. Das übt das Motorbootfahren und macht Spaß. Von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr habe ich dann mit Mareike Hafen-Dienst. Da stehen wir beim Fähranleger und wollen neue Trainees abfangen. Wir haben einen „Roald Amundsen“ Rettungsring dabei und ich bin in offizieller Montur. Habe mein neues blaues Crew-T-Shirt an, meine Roald-Mütze (auch blau) sowie meine schwarze Cordhose an. Dazu noch ein hochprofessionelles Funkgerät mit Lederriemen umgehängt: eine Frau spricht mich an, ob ich für die Fährangelegenheiten zuständig sei... Danach wieder Dingi-Dienst abwechselnd bis 22 Uhr (rauche ein abgebrochenes Zigärrchen und trinke eine Dose Bier an der Pier – bis Sebastian mich ablöst). Nach einem guten Gespräch mit Sebastian (über Magdeburg) gehe ich gegen Mitternacht ins Bett.37 16. März 2001 Konnte durchschlafen. Am nächsten Morgen Rigg-Einweisung. Ich bin für die Einweisung von Trainees zuständig und erkläre auf der Bramrah das auspacken der Segel bzw. davor das aufentern. Auch sonst kann ich (fast) alles erklären und bin erstaunt über meine Entwicklung an Bord – die Begeisterung macht’s wohl. Wir laufen gegen 11:30 Uhr unter Motor aus Richtung Puerto de Mogán (again). Ohne Wind dümpeln wir dahin... 36 Später erfahre ich, das das doch wegen der hässlichen Matratzen als Service für die neuen Trainees üblich ist. Geärgert hat es mich aber trotzdem. Ich reiß mir den „A....“ auf... 37 Habe gerade auch die neuen Trainees kennengelernt. Wieder eine auf den ersten Blick nette Claudia an Bord. Außerdem zwei Engländer, Craige und Simon aus La Palma, für die ich die Kapitänsrede (Begrüßung) übersetze. Dann die Überraschung: Badestopp mitten auf dem Atlantik – 2.400 Meter Wasser unter uns – irre! Ich bin der zweite, der reinspringt – nach dem Käpt’n. Ein tolles Gefühl, angenehmes Wasser und Abkühlung nach der Hitze. Dann der Ruf: „Delfine“! Und wahrhaftig: ein kleiner Schwarm Delfine kommt näher, um nachzusehen, was da für Gestalten so einen Lärm im Wasser machen. Mein erster Instinkt: raus aus dem Wasser. Dann aber denke ich: „die sind ja friedlich“ und schwimme näher. Als wir38 etwa auf 5 – 10 Meter näher gekommen sind, fangen zwei mit ihren Schwanzflossen auf dem Wasser an zu patschen. Ob sie uns begrüßen oder warnen wollen? „Kommt nicht näherf“? Oder „Hallo, Ihr 4-Füßler“? Die Delfine, ca. 2m lang – also klein, halten uns auf Abstand und ziehen dann von dannen. Ein ganz ganz außergewöhnliches Ereignis. Wir sind alle ergriffen und freuen uns! Am Abend kommt dann Wind auf. Wir müssen Vorsegel einpacken und umbrassen. Nach Einbruch der Dunkelheit nimmt der Wind zu und die StammcrewMitglieder der zwei angrenzenden Wachen müssen aufentern, um die am morgen „unnütz“ losgemachten Segel beizufangen. Anfangs ärgere ich mich – nicht gesegelt und dann noch Überstunden und bei Dunkelheit und Wind Segel wegpacken! Aber es ist ein Ereignis. Der Wind tost, die Sterne prangen und unter uns tobt die See. Eine schwere Welle schießt über Deck und macht die paar Seelen da unten nass... Anschließend kenne ich nur ein Ziel: ins Bett. Was für ein Tag mal wieder! Einschub: „Roald-Fotos“ oder ... „Frank’s Bilder-Dienst“ Auf Teneriffa habe ich die Bilder vom ersten Törn entwickelt. Dabei sind von der „Foto-Safari“ so tolle Bilder entstanden, dass alle (viele) begeistert sind und Abzüge haben wollen. Also fertige ich Listen von 4 der besten Bilder an und lege sie aus. Die Bilder finden so guten Zuspruch, dass ich in Puerto de Mogán 116 Kopien in Auftrag gebe plus 10 Großformate! Als ich die Bilder abhole, quält mich die Frage des Abgabepreises, den ich verlangen will. Ich habe pro 10x15 PTS 50,00 bezahlt. Aber ich habe ja auch den Aufwand der Nachbestellung gehabt und bin der „Künstler“. Hin und Her. Ich bin für mich zur Überzeugung gekommen, nur den Einstandspreis zu verlangen und auf Trinkgeld zu hoffen. An Deck fragt mich daraufhin eine Gruppe von Leuten nach dem Preis und ich berichte von meinem Entschluss. Sie reden mir zu (!) und ich verlange dann DEM 1,00 pro Bild (DEM 1,50 pro Großformat). Der Preis wird easy akzeptiert und ich habe über DEM 50,00 Gewinn gemacht . Das gleicht die teure Entwicklung meines Films wieder aus! 17. März 2001 38 Etwa 4 bis 6 von uns noch im Wasser. Ein geruhsamer Tag beginnt mit 04-06 Wache und Brötchenteig machen. Von 06-08 lege ich mich noch mal hin, nur um richtig „angematscht“ zum Frühstück zu erscheinen.39 Danach einpacken (Hafenfein) des Bramstengestagsegels, das Mareike und ich vor ein paar Tagen so hässlich beigefangen haben (immerhin hat das 11 Windstärken ausgehalten!). Unter theoretischer Anleitung von Klaus, dem Toppsgasten, falten und binden Sebastian und ich in luftiger Höhe bei strahlendblauem Sonnenhimmel einen prima Segelsack – bene! Nach dem Mittagessen versuche ich Claudia auf die erste Saling des Vortopps zu verhelfen. Ihre Höhenangst bringt sie nicht ganz so weit. Danach habe ich (jetzt gleich) Dingi-Dienst (yippieee). Apropos Essen: Es gibt 4 mal Essen an Bord. Sobald sich ein Hunger meldet, bekommt man prompt Nachschub – das ist sehr angenehm. Frühstück (mit frischen Brötchen jeden Tag) ist von 7:30 bis 8:30 Uhr. Es gibt Nutella, Marmeladen, Streichkäse (Philadelphia) sowie Käse, Wurst und sogar Gemüse und Obst. Mittag ist von 11:30 bis 12:30 Uhr mit einer warmen Mahlzeit, die an einer Durchreiche zur Kombüse ausgegeben wird. Ab und zu gibt es auch Salat oder Dessert dazu. Um 15:30 Uhr ist Kaffee-Stündchen (wie dahoim) mit Kaffee, Tee und Keksen, manchmal auch Kuchen. Von 17:30 bis 18:30 ist bereits Abendbrot bereitgestellt. Es gibt Aufschnitt, eingelegte Heringe, Thunfisch, Corned Beef, Jagdwurst, selbstgebackenes Vollkorn-Krustenbrot (sehr herzhaft und lecker) sowie Gemüse (Tomaten, Gurken, Paprika). Manchmal auch Reste vom Mittag oder Salate (Nudel- oder ThunfischSalat, zum Beispiel). All das bereitet die Backschaft mit großer Mühe für bis zu 40 Leute – alle Achtung (aber das Thema hatte ich ja schon). Dingi-Dienst: Ab 14 Uhr bis 18 Uhr. Vor der 18 Uhr Fahrt nehme ich ein kurzes Bad („Tarzan“). Dann geht es wieder los – ich will meinen Flug bestätigen und Mutter benachrichtigen – was mir beides nur halb gelingt: Mutter spreche ich auf den AB und den Condor-Flug bekomme ich nur über www.flughafen-stuttgart.de bestätigt – was nicht 100%ig sicher ist. Ich bin unzufrieden. Abends gehe ich dann mit Claudia, Thomas und Peter zum Essen. Thomas ist zwar ein komischer Typ und in Konkurrenz40 zu mir gegenüber Claudia (!) aber es wird trotzdem ein lustiger Abend. Ich falle etwas betrunken41 zu Bett... 18. März 2001 Der Tag beginnt verkatert und mit einem „all-hands“ zum auslaufen. Aber als ich oben auf der Rah bin, Rolf und Peter in die Segelarbeit einweise, genieße ich den Ausblick auf die Steilküste von Gran Canaria. 39 Wir liegen vor Puerto de Mogán, wo wir in der Nacht angekommen sind. Natürlich nur in der Rolle als Gentleman. 41 Köstlicher Rioja... 40 Dann gehe ich unter Deck zum Tagebuch schreiben und SBS lernen (jetzt). Danach gehe ich an Deck und stelle fest: Wind! Da eile ich los, um beim Segelsetzen mitzuhelfen – das tue ich bis auf 1 Stunde Mittagspause dann ununterbrochen bis nach Ende meiner Wache um 20 Uhr. Dazwischen gab’s viel Arbeit: ein Mann-über-Bord Manöver (das erste an Bord – sehr interessant – und es lief recht gut in 11 Minuten, wir haben nur vergessen, einen Rettungsring hinterherzuschmeissen – nicht so gut), sowie eine Foto-Safari mit Brassen, Bergen, Setzen von Segeln etc. Dazu ein Word zu Gerd, dem Kapitän: bei allem, was gemacht wird, hat man den Eindruck, das er mit allem unzufrieden ist. Nach den Manövern hat er auch immer was zu meckern an der Stammcrew. Er sagt dann „es sei keine Kritik, er will es sacken lassen“ aber in Wirklichkeit ist es immer ein Anschiss. Dadurch verliert er den Anschluss an die Stammcrew und er wird in seiner Entscheidungsfunktion immer einsamer – und mit sich selbst und allen anderen vermutlich stets unzufriedener. Da sucht er sich dann ein paar Vertraute, die ihm sicher sind und nicht weh tun (z.B. Tina die „Toppsgästin“ oder Andreas, den Maschinisten). Wenig echtes Lob kommt von Gerd, wenig echte Anerkennung. Die größte kann evtl. sogar ich beanspruchen, da er mich offiziell zum Stamm ernannt hat? Auf jeden Fall schließt mit einer abendlichen Halse ein schöner, ereignisreicher Segeltag42, mit all den wunderbaren Facetten, die ich bereits früher schon berichtet habe. Ein gelungener Abschluss einer Segelreise. 19. März 2001 Die 04-08 Wache verläuft ereignislos. Ich muss beim an Deck kommen feststellen, dass wir ohne Wind mit aufgegeiten Segeln auf offener See dümpeln. Langeweile und der Gedanke: „ich will ins Bett“ machen sich breit. Die Zeit bis zum Sonnenaufgang vergeht aber doch recht schnell. Zum Sonnenaufgang klettere ich auf die Vor-Royal und genieße! An Deck scheißt mich Jens-Peter mal wieder an, ich solle Mareike helfen einen Feuerwehrschlauch (klein) wegzustauen. Ich sage „Mareike wir das schon alleine schaffen“, was ihn sehr ärgert. Ich mag es nicht, wenn jeder meint er könne jeden zum arbeiten einteilen, insbesondere Jens-Peter, der zu allem seine schlauen SeebärKommentare abgibt, den ich aber selten arbeiten sehe (der Bootsmann Walter auf dem ersten Törn war ständig mit irgendwas beschäftigt). Ich muss mir wahrlich keine Vorwürfe machen, zu wenig zu arbeiten oder nicht mit anzupacken! Das kann Jens-Peter gar nicht beurteilen. Und wenn er das tun sollte, kann er was erleben!43 42 Habe ganz vergessen: Foto-Session: Sebastian macht von der Bram Fotos während ich Titanic-mäßig auf dem Klüverbaum stehe. Genieße lange den „Augen-Blick“! 43 Hier war ich offensichtlich sehr „uneins“ mit Jens-Peter (und mir). Mittlerweile habe ich aber gelernt: „man muss sich Respekt an Bord verdienen“. Insbesondere bei Jens-Peter, der (fast) ständig an Bord ist und Trainees (Neue) ohnehin mit kritischen Augen sieht (Kurzzeitpiraten). Und so braucht man seine Zeit. Mittlerweile kennt mich Jens-Peter und wir kommen ganz gut zurecht – da bin ich auch froh! Nach einer „Morgenpause“ mit Sebastian ziehe ich mich zum Tagebuch schreiben und SBS lernen in die Messe zurück. Wir laufen gegen 14 Uhr im Osthafen von Sta. Cruz ein. Ich bin wieder Voraustrupp zum Vorleine aufnehmen. Die Nummerierung am Kai ist verwirrend, so dass wir unsere Poller erst suchen müssen. Dann stellen wir fest, dass an unseren Pollern zwei Schlepper liegen. Die werden von der Hafenpolizei verjagt, während die Roald im Hafenbecken einen Kreis fährt – schön anzuschauen. Nach dem anlegen müssen die Segel noch hafenfein gepackt werden. Zuerst helfe ich noch Tina auf der Untermars-Rahnock sitzend eine Schot-Rolle zu reparieren und dann zum letzten Mal Packen bzw. sogar das letzte mal im Rigg! Das das ein Abschied war, lerne ich erst später, als ich Wolfgang den Gurt zurückgeben muss. Das Hafenbier macht mich so müde, dass ich nur bis 22 Uhr aushalte und zu Bett gehe – außerdem habe ich Backschaft morgen. 20. März 2001 Ein letztes mal Backschaft. Frühstück machen. Der erste morgen ohne frische Brötchen, das das Mehl ausgegangen ist. Gegen Mittag fahre ich mit dem Fahrrad zur Post: für mich ist NICHTS da! Wie kann das sein? Aber es wird wohl so sein, wie Peter sagte: man darf auf solchen langen Reisen keine (großen?) Erwartungen an Briefe etc. hegen. Man ist doch aus dem Sinn der meisten und wenn dann kommt eine Email. Da habe ich ja auch einige bekommen. Auf dem Rückweg mache ich noch mal eine Tour rund um den Stadtkern mit seiner weitläufigen und langgezogenen Lorbeerbaum-Allee, prächtigen Villen und Parks. Besonders der Stadtpark ist wunderschön mit Palmen haushoch, Schilfallee, Lorbeerbäumen mächtig und tropischen Blumen sowie Anlagen von Springbrunnen und Wasserspielen. Ein schöner Abschied auch hier, Sta. Cruz zeigt sich von seiner Schokoladen(eis)-Seite. Souvenirs (Arehucas-Ron Oro und Mojo-Sauce für Mutter) kaufe ich später noch ein. Nach dem aufklaren des Abendbrots und einer Dusche gehen Sebastian, Norbert, Mareike, Kerstin und ich noch mal zum Tapas-Abschieds-Essen los. Norbert gibt sich sehr klug. Ich halte mich zurück – habe in den vergangenen 5 Wochen ohnehin eine andere Rolle gespielt... bin gut damit gefahren, nicht den Unternehmensberater raushängen zu lassen. Alle haben mich jünger geschätzt und für einen Studenten gehalten. Nur in einzelnen Gesprächen, wenn also jemand konkret gefragt hat, habe ich mich erklärt. Da haben sich alle immer gewundert. Nur Sebastian meinte einmal zu mir: „Unternehmensberater – das passt zu Dir“ !??! Mit Manfred, dem Steuermann, saß ich am Nachmittag zu „Fachgesprächen“ bzgl. SBS zusammen. Er ist Prüfer und sehr erfahren. Das Wissen gibt er gerne in seiner Dortmunder netten Art weiter („woll“...). Ich bin ohnehin der einzige, der sich in den SBS reingehängt hat. Er bittet mich, ihm nach bestandener Prüfung dies Wissen zu lassen, als er mir die Übungsprüfungsbogen als Leihgabe überreicht. Ein sehr netter und angenehmer Mensch und in bewundernswerter Harmonie mit seiner Frau Karin (die „Smut“), die mindestens ebenso freundlich und natürlich ist. Müde und ein bisschen betrunken vom Rotwein und der Abschiedsstimmung sinke ich in meine Bettstatt – ohne Wache in der Nacht – goude Ruh!44 21. März 2001 „Packen und Weg“ Um 10 Uhr geht unser Bus. Sebastian und ich fahren gemeinsam. Ich habe mich dazu entschlossen, einen schnellen Abschied zu wählen obwohl mein Flug erst um 16:20 Uhr geht. Norbert fährt uns zum Busbahnhof. Ein letzter Blick zur Roald zurück und weg. Nach 5 Wochen räume ich meine „Wohnung“ aus, in der ich mich so gut eingerichtet hatte. Mit den Gedanken voran („schneller Abschied“) geht es recht leicht. Im Flughafen, als Sebastian schon weg war, beginne ich das schaukeln auf dem Meer und das Deck der Roald bereits zu vermissen. Ausführlich habe ich mich verabschiedet von Gerd, Andreas, Manfred, Wolfgang, Klaus (obwohl ich anfangs dachte, er sei ein komischer Vogel, wäre ich gerne länger als nur 1 Woche mit ihm gefahren). Im vorbeifliegen von Tina (für die ist Abschied Routine geworden) und der süßen Mareike, da sie zum einkaufen weg müssen. Und jetzt sitze ich am Flughafen als ich diese Zeilen nachtrage. Vielleicht fange ich im Flugzeug bereits an, das Tagebuch zu lesen – das wird den Wehmut noch vergrößern. Aber ich denke auch schon voraus: Geldwechsel (Sprachschule, Spende), Steuererklärung, Impfung, Kegeln, Post, Besuch in Allendorf, wo Petra mit den Kinder ist etc. So geht das – es ist Schluss, Fin, Ende!? Nein, es geht jetzt erst richtig los... Jetzt sehe ich das Meer vom Flughafen aus, an dem wir ein paar mal vorbeigesegelt sind... Ich fühle mich ganz komisch – etwas schwindelig, saumüde, seltsam im Magen. Die Sonne von gestern? Oder etwas „landkrank“? Das soll es ja geben... Na ja, das wird schon, vielleicht ist es auch der „gefühlte“, unbewusste Trennungsschmerz vom Schiff? Jetzt sitze ich im Flieger, in einer Stunde werden wir bereits in Stuttgart landen. Ich habe gerade 5 Wochen Erlebnisse Revue passieren lassen. Das hat den Wehmut nicht vergrößert, sondern die Freude verstärkt, so etwas erlebt zu haben! Einmal sprach mich Manfred auf meine sichtbare Begeisterung an. Ich erwiderte ihm, dass ich schon lange an Windjammern interessiert bin, von der 44 Manuel verabschiedet sich und schenkt mir sein wertvolles SKS/SBS Buch! Da muss ich mir was als Dank überlegen! Kindheit an45. Und nun erst erfülle ich mir diesen in mir ruhenden Traum und es löst sich quasi ein Stau, es bricht aus mir heraus die Begeisterung und Freude. Ich habe das Meer gefunden. Ich weiß nun, dass ich lange diese Sehnsucht hatte, die mich nun nie mehr verlassen wird. Ich werde immer wieder aufs Wasser zurückkehren. – FIN – 45 Gorch-Fock, Basteln, Bücher, Bildbände, zu „Feige“ zur Marine zu gehen...