Das Schiff Komödie/Tragödie in 8 Szenen Heinrich Wagner, Sommer 2003 Die Personen: W Isabella Zweimaier, M Franz Zweimaier, Unternehmer W Rebecca und Kapitän W Frau Brudl, Verkäuferin, W Frau Arabella, Witwe des Vici, M Herr Zeno de Palva, Musiker, berühmte Persönlichkeit W Brigitte, junges Mädchen WM 3 Marktfrauen, Verkäufer W/M Kellner W/M Hotelier W Wahrsagerin W/M Matrose am Hafen W/M Matrose am Schiff 1.Szene ohne Bühne, um das Publikum herum: Rebecca, Franz, Isabella, Frau Brudl, Arabella, Zeno, Brigitte; Isabella trägt die Fototasche von Franz; während des Sprechens fotografieren die Schauspieler die Zusehenden: Rebecca als einzige ohne Apparat steht etwas abseits. Die Spieler stürzen sich wie hungrige Löwen auf die Zuseher, so als würden sie gerade zu einem Fotostop aus dem Bus aussteigen Franz: (zu Isabella) Isabella, wie oft soll ich noch sagen: gib mir endlich das Tele. Isabella: Ich erinnere mich gerade an die Lemuren in Madagaskar. Franz: Die waren so schwer vor die Linse zu bekommen. Isabella: Die hier sitzen, als hätten wir sie bestellt. Franz: Ich bin von diesem Objektiv begeistert. Die Nase von diesem Herrn dort. Das wird ein spannendes Foto. Arabella: Vici ist da. Der schaut ja aus wie mein Vici. Den muß ich erwischen. Hoffentlich läuft er mir nicht weg. Isabella: Schau dort, ist die süß. Machst du für mich ein Foto. Aber mit Dekolleté. Arabella: Herrlich wie sie alle so ruhig dasitzen. Ich habe zwar nie so das beste Gefühl, wenn man so von der Nähe fotografiert. Aber für meinen Vici .... Frau Brudl: Die schauen doch alle gleich aus. Isabella: Wir Europäer sind viel unterschiedlicher. Frau Brudl: Die denken wahrscheinlich auch alle dasselbe. Lauter Heiden! Sie schauen alle so unerlöst aus. Brigitte: Ich finde, sie schauen heiter aus (oder: lachen so freundlich), nicht so wie die Menschen bei uns daheim. Frau Brudl: Aber sie wissen nichts von Jesus. Was hilft ihnen dann ihre ganze Heiterkeit? Zeno: Frau Brudl, Sie sehen das schon ein wenig eng. Ich als Musiker lebe von der Musik, die in der Luft liegt. Sehen sie dort die Frau, die strahlt Poesie aus, Musik. Brigitte: Aber mit einem Foto ist das schwer einzufangen. Franz: Mit meinem guten Tele ist das kein Problem. Ich kann etwas im Hintergrund bleiben .... Brigitte: Ich würde gerne näher hingehen. Glauben sie, soll ich fragen oder kann ich das auch so? Zeno: Bleiben sie lieber auf Abstand hier. Wir wissen ja nicht, was für Typen das sind. Isabella: Auf Lanzerotte hat mich ein Kind gebissen, weil ich bei einer Großaufnahme zu nahe hinging. Arabella: Frau Zweimaier! Meinen sie, die kapieren das, daß wir sie fotografieren? Frau Brudl: Wir sollten noch zum Markt schauen. Ich muß unbedingt noch ein paar Filme kaufen. Diese Gesichter könnte man ja ununterbrochen fotografieren. (zu Rebecca) Rebecca! Haben sie ihren Apparat im Bus liegen gelassen? (zu Franz Zweimaier) Die Arme hat ihren Apparat im Bus liegen lassen. (zu Rebecca) Ich habe dummerweise nur die große Kamera dabei, die kleine liegt auch im Bus. Isabella: Ob Galapagos, Elfenbeinküste, Mali....ich kann es ihnen sagen, solche Motive bekommen sie nicht jeden Tag vor die Linse. Rebecca: Ich genieße es eigentlich, keinen Fotoapparat dabei zu haben. Brigitte: (zu Rebecca) Wozu machen sie denn überhaupt diese Reise? Einige: Schauen wir noch dort drüben- suchen wir den Markt (oder ähnliches ;alle allmählich ab außer Arabella, Rebecca, Zeno, Brigitte) Arabella: Meinen sie, es gehen sich noch ein paar Fotos aus? Ich werde ganz verrückt, der hat dieselbe Frisur wie Vici. Rebecca: Wenn ich Vici wäre, hätte ich einen Wunsch Arabella: Vici hat keinen Wunsch, Vici hat mich! Rebecca: Vici ist ihr Gott? Arabella: Mehr noch. Sie müßten ihn gekannt haben. Er hatte nur Freunde, alle, alle haben ihn geliebt. Rebecca: Arabella! Darf ich etwas fragen?--Hatte ihr Vici auch Schwächen? Arabella: Was reden sie, sie unerhörte Person, sie , sie,.., sie mit ihren niedrigen Gedanken! Zeno: (zu Brigitte) Jeden Abend empfinde ich so eine beklemmende Leere. Mir geht einfach die Bühne ab, die Fans, die mir zujubeln. Rebecca: (zu Arabella) Wo ist denn ihr Vici? Brigitte: (fixiert auf Zeno) Ich finde Sie himmlisch. Arabella: (zu Rebecca) Wir wollen doch eine schöne Reise haben miteinander. Sie lassen mir meinen Vici, ja? (weint und geht ab) Zeno: Ja, man kann sich daran gewöhnen. Es fällt mir nicht leicht, mich auf diesen Urlaub einzulassen. Brigitte: Darf ich ihnen ein Geheimnis gestehen? Ich habe mich zu der Reise nur angemeldet, weil ich erfahren habe... Zeno: (zu Brigitte) Sprechen sie nur weiter Brigitte: ...dass sie dabei sind.(beide ab) 2 Rebecca: Die saugen mich aus. (an das Publikum) Tut mir leid, dass sie da so überfallen wurden, aber was soll ich tun. Ich hätte nicht mitfahren sollen. Vorhin bin ich im Erdboden versunken, so habe ich mich geschämt. Ich kann nur um Entschuldigung bitten. Sie kommen nicht auf die Idee, wie sich der andere fühlt. Normalerweise meide ich solche Gruppen, aber diese drei Gratistage haben mich verführt. Bereue es eh schon. War es schlimm? Wenn sie als Publikum da so beisammen sitzen und nach vorne schauen, meinen die (die Schauspieler) halt auch, sie wären etwas Besseres! 2.Szene: Markt Marktplatz, Marktfrauen, Schlangenbeschwörer, Händler etc..., Franz, Isabella, Frau Brudl, später Arabella, Zeno, Brigitte, Rebecca, Franz irrt am Marktplatz herum und hört sich die drei Marktfrauen an, die ihre Ware feilbieten, er ist guter Dinge. Will etwas kaufen und kann sich schwer verständigen, Käufer am Markt HändlerInnen bieten ihre Waren an in unverständlicher Sprache Franz: Ich bin beeindruckt, sehr beeindruckt. Dieser Markt ist einfach fantastisch. Was kostet das?( zeigt auf ein Segelschiff) 1.Marktfrau: xxx (=unverständliche Sprache) Franz: prezzo, Preis, wieviel, quanta costa, payer s`il vous plait, (Handzeichen des Zahlens) 1.Marktfrau: (lacht und schüttelt den Kopf) Franz (gibt ihr einen Geldschein) okay? 1.Marktfrau: (schaut verständnislos den Schein an, lacht und gibt ihn wieder zurück) Franz: einen zweiten, (gibt einen zweiten Schein) aber das ist dann nicht mehr billig. 1.Marktfrau: (lehnt ab) Franz: Na sag schon, wieviel möchtest du? 1.Marktfrau: (Bewegung, die a l l e s ausdrückt) Isabella kommt herzu Franz: (lacht) Ja, ihr habt keine Ahnung davon, das weiß ich. Isabella, wo warst du schon wieder, die nehmen unser Geld nicht, hast du wo eine Bank gesehen? Dieser Markt, wunderbar. Isabella: Bank, Bank, das ist wohl deine Aufgabe. Franz: Ich fragte dich, ob du eine Wechselstube oder eine Bank gesehen hast. Ich fragte dich nur. Schau dieses reizende Segelschiff. In die Ecke im Wohnzimmer? Was meinst du? Isabella: Abstauben muß es dann wieder ich. Franz: Seit wann staubst du ab, das macht doch unsere Ursula. Das ist so schlicht, so... Frau Brudl! Haben sie eine Wechselstube gesehen? Frau Brudl: Nein. Hier soll doch der Bus auf uns warten, oder? Franz: Wie immer beim Markt. Was sagen sie zu diesem Ort? Frau Brudl: Wann soll er da sein, ich muß wohl geschlafen haben, als es ausgemacht wurde. Franz: Um 11 Uhr. Wir haben uns doch immer um 11 Uhr getroffen. 3 Frau Brudl: Das ist es ja gerade. Aber wenn er noch nicht da ist, kann ich ja noch kurz herum schauen, ob ich eine Wechselstube finde. Mit meinem Herrn Jesus finde ich alles. Franz: Sehr sehr nett, danke Frau Brudl. (Frau Brudl ab). Sie erinnert mich an die ... na wie heißt sie, du weißt schon, die vom Golf-Club. Isabella: Die will sich bei dir nur einhauen. Außerdem hat sie einen Jesus-tick! Arabella (tritt auf): Wenn mein Vici das alles sehen könnte, wie im Märchenbuch. Wann kommt der Bus? Franz: Um 11 Uhr. Arabella: Aber es ist doch schon 11 Uhr vorbei, der steht sonst immer schon früher da. (zu Isabella): Sie wissen ja, ich war fast 30 Jahre verheiratet, und Vici und ich haben viele Reisen unternommen, die ganze Welt haben wir fotografiert, Vici und ich, wir waren ein Herz und eine Seele. Er würde jetzt sagen: Arabella, stelle dich zu diesem Stand und kaufe etwas, dreh‘ dein Köpfchen etwas nach links, das ist ein gutes Motiv. 35 Filme hat er immer gebraucht auf einer Reise. Isabella: In Patagonien hat Franz einmal neun Filme an einem Tag verknipst. Aber das ist dann schon zuviel. (lachend) Da muss man dann daheim anschauen, wo man überhaupt gewesen ist. (Zeno de Palva und dahinter Brigitte treten auf) Zeno: Dieser Ort ist Musik, reine Musik. Brigitte: Dann kommen sie auf ihre Rechnung. Zeno! Werden sie ein Lied über diesen Ort schreiben? Zeno: Wo ist der Bus? Ich werde ein Lied schreiben über einen verloren gegangenen Reisebus. Brigitte: Zeno! Sie machen so hinreißende Witze. Zeno: Wo sind die anderen der Reisegruppe? Schauen sie sich diese Gesichter, diese Häuser an. Dieser Ort ist ein Traum. Isabella: Das haben wir von diesem Gratisbus-arrangement. Die Kosten haben sie ja sowieso zuerst schon auf den Flug draufgeschlagen. Franz: Ich finde es interessant, einmal mit „solchen Leuten“ drei Tage zu verbringen. Haben wir doch noch nie gemacht. - Nur weil der Bus ein paar Minuten zu spät kommt! Zeno: Sind wir hier aus dem Bus ausgestiegen? Brigitte: Ich habe geschlafen, ich kann mich nur mehr an die Schlucht erinnern. Und dass ich da nicht hinunterstürzen wollte, d’rum bin ich auch ein wenig zu ihnen hinübergerutscht. Arabella: Wo sind die anderen? Zeno: Die hinteren zwei Reihen des Busses sind ja versammelt. Arabella: Nein, Rebecca fehlt. Zeno Vielleicht ist hinten im Bus der Lautsprecher ausgefallen? Aber wo könnte sonst der Treffpunkt sein? Brigitte: Mit Zeno de Palva in einem unbekannten Ort gestrandet...Meine Freundinnen werden vor Neid erblassen. Zeno: Ich werde mich auf die Suche machen, irgendwo müssen die anderen ja sein. Ich bin gleich wieder zurück. Isabella: Wir werden das in die Medien bringen, das soll ein Urlaub sein. Rebecca (tritt auf). 4 Isabella: Das ist kein Reiseunternehmen, das ist eine einzige Katastrophe. Rebecca, sie sind auch da? Rebecca: Wann ist Treffpunkt? Franz: Mir scheint, gar nicht. (lacht) Sie wollen, dass wir für immer da bleiben. Isabella: Meine Nerven. Nur wegen dieses Gratisausfluges. So etwas kann ja nichts Gescheites sein. „Drei Tage das Land - hautnah.“ Hautnah... Wenn das mein Arzt erfährt. Ich muß sofort meine Tabletten nehmen. Franz: Die sind im Bus in der Tasche. Isabella: Franz! Ich habe dir gesagt, nimm meine Tabletten mit. Rebecca: Wann ist eigentlich Treffpunkt? Isabella: Was stehen sie da und fragen sie? Sehen sie nicht, daß eine Katastrophe passiert ist. Ja, das ist ihnen gleich. Ihnen ist sowieso alles gleich. Rebecca: (zu Herrn Zweimaier) Was für eine Katastrophe? Arabella: (zu Rebecca) Ist es ihnen völlig gleichgültig, was passiert ist? Rebecca: (zu allen) Ich brauchte ein wenig Abstand zur Gruppe. Isabella: Abstand zur Gruppe?? Rebecca: Die Fotographiererei vorhin hat mich etwas mitgenommen. Isabella: mitgenommen?. Franz: Sie bringen meine Frau noch ins Grab. Wir müssen den Bus suchen gehen. Irgendwo muß er ja warten. Die können ja nicht ohne uns fahren. (alle ab außer Isabella und Arabella ) Isabella: (zu Arabella) Nie mehr so eine Gratis-Reise. Arabella: Vici und ich haben oft eine Reise gemacht. Isabella: Seien sie froh, daß sie nicht verheiratet sind. Arabella: Wir hatten eine wunderbare Ehe. Ohne meinen Vici habe ich nichts unternommen. Isabella: Ich wünsche mir auch manchmal, daß der meine stirbt. Wissen sie, das Leben ist nicht lustig mit so einem Mann. 1400 Angestellte, jeden Tag 12 Stunden Arbeit... Arabella: Wir haben jeden Abend miteinander verbracht. Isabella: Der war nie fort. Wie haben sie das ausgehalten? Arabella: Wir waren einfach glücklich miteinander. Isabella: Das muss doch jetzt herrlich sein, so ungebunden, endlich frei. Arabella: Wissen sie, Frau Zweimaier, was Liebe ist? 3.Szene: Restaurant Franz, Isabella, Frau Brudl, Arabella, in einem Restaurant, ein Kellner Franz: Eine Speisekarte, bitte! Madam, Fräulein. Eine Speisekarte! Carta. Mampfi, mampfi. Isabella: subito, subito, ja ja, avanti Kellner: xxxxxxxxxx (unverständliche, fremde Sprache) Franz: Die werden doch eine Speisekarte kennen. Frau Brudl: Carta, essen, mammpf, mammpf, Hunger, Gabel, Messer. Kellner: xxxxxxxxx Frau Brudl: (zeigt mit den Händen eine Karte und macht pantomimische Gesten) 5 Isabella: Die ist zu blöd, etwas zu verstehen. Bestellen wir halt ohne Karte. Ich hätte gern einen Champagner. Frau Brudl: Ich ein Cola Franz: Ein Vierterl Weißen, aber nicht zu trocken. Arabella: Ich hätte gerne ein Spezi, ein großes. Kellner: xxxxxxx Franz: Wahrscheinlich meint sie, wir sollen die Speisen auch gleich sagen. Isabella: Ist das Wiener nicht zu fett? Kellner: xxxxxxx Isabella: Ein Wiener vom Kalb, aber ja nicht zu fett. Ich habe meine Tabletten im Bus. Mit Preiselbeeren, verstehen sie, Preiselbeeren, nicht so ein Marmeladegemisch. Franz: Cordon bleue, aber ordentlich Käse hinein und einen gemischten Salat, Salat mixt. Außerdem eine Tomatensuppe mit einem Sahnehäubchen! Malakofftorte, falls sie eine haben. Kann aber auch was Einheimisches sein. Frau Brudl: Mir bringen sie einen Bauernschmaus. Wir haben wenig Zeit, etwas dali dali, ja? Tempo meine ich. Kellner: xxxxx Arabella: Frau Brudl! Ich glaube nicht, daß die das kennen. Bestellen sie doch etwas Einfacheres. Mit einem Wiener kommen sie überall durch. Ich hätte auch gerne ein Wiener mit Pommes. Frau Brudl: Nein, niemals, mit Pommes, da essen sie ja Gift, reines Gift. Außerdem habe ich eigentlich gar keinen Hunger. Bringen sie mir einen großen Braunen und einen Eisbecher, aber ja nicht mit Vanilleeis. Ja? Kellner: xxxxxx Isabella: Die Küche ist sauber bei ihnen? (Kellner ab). Wie lange das wieder brauchen wird? Aber unser Fahrer bringt uns doch nur zu Lokalen, auf die man sich verlassen kann. Franz: Ich kann mir nicht vorstellen, wo die alle sind. 40 Personen und ein Bus, wie vom Erdboden verschluckt... Aber dieser Ort! Das ist überwältigend. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Menschen hier sind so...rein, so rein, so natürlich. Isabella: Franz, wo hast du meine Tabletten? (Die Kellner bringt eine Schüssel, die sie in die Mitte stellt, deutet an, daß das für alle ist, und eine kleinere Schüssel für jeden und beginnt Tee einzuschenken. Alle sind wie versteinert.) Frau Brudl: (nimmt das Getränk, die anderen riechen am Essen und Trinken) ... angebranntes Wasser, unglaublich Isabella: (kostet, spuckt aus und wirft einiges zu Boden. Worauf sich die Kellner still verneigt und hinausgeht) Unglaublich. Franz! Franz: Die hat kein Wort verstanden. Frau Brudl: Eine Frechheit Isabella: Glaubt ihr, wir lassen uns für blöd verkaufen. Ich lasse mir so etwas nicht bieten. Ich, Isabella, nicht. (schreit) Ist das alles, was es hier gibt? Der Kellner schaut hilflos, alle stehen auf, Der Kellner bittet einen Augenblick zu warten, er geht hinaus. Isabella: Franz, wo hast du meine Tabletten? 6 Frau Brudl und andere: Unerhört Arabella: Bodenlos- bodenlos Isabella: Wir gehen! Sie sehen uns nie mehr wieder. Nie mehr, wir veröffentlichen das in der Krone. Das wird jeder lesen können. Jeder! Der Kellner kommt mit dem Schiff vom Markt vorhin und überreicht es Herrn Zweimaier. Kellner: (gebrochenes Deutsch) Präsent. Frau Brudl: Ein deutscher Spruch am Segel Arabella: Lesen sie Franz: (liest) „Du kannst von hier nicht fliehen“ Isabella: „Vor dir“ steht da, „vor dir nicht fliehen“. Franz: Von hier- du kannst von hier nicht fliehen Isabella: Du phantasierst! Du kannst vor dir nicht fliehen. Arabella: (Zur Kellner) Hier, das ist deutsch, unsere Sprache, wir Österreich. In Österreich... Isabella: gibt es nicht so einen Schweinefraß! Arabella: In Österreich essen wir Wiener Schnitzel, Wiener Schnitzel! Aber wo gehen wir jetzt hin? Franz: Ich weiß nicht, ob es hier ein zweites Restaurant gibt, suchen wir eines. Isabella: Mir ist der Appetit vergangen. Das Schiff können sie behalten. Wir lassen uns nichts schenken. (gibt das Schiff zurück) (Die Reisegruppe ist im Gehen, da erscheint der zweite Trupp) (Rebecca, Zeno, Brigitte treten auf) Rebecca: (zu Zeno) Ich muss ihnen gestehen, ich kenne ihre Musik nicht. Brigitte: Ja, haben sie keinen Radio? Rebecca: Ich höre selten.—( zu den Anwesenden) Was ist mit euch los? Was ist passiert? Brigitte: Aber in den Zeitungen, in den Illustrierten, haben sie überhaupt einen Fernseher? Arabella: Die Kellner kann kein Wort deutsch! Sie kennt nicht einmal ein Wiener Schnitzel! Rebecca: Und was hat es dann Gutes gegeben?. Isabella: Sie können es ja probieren. Brigitte: Ist Managerin! Kennt Zeno de Palva nicht! Und sagt das einfach so, als ob nichts dabei wäre. Zeno: Wir haben nirgends ein anderes Restaurant gesehen. Frau Brudl: Ich habe eine große Melone, die können wir uns teilen. Franz: Das ist ein Angebot. Wasser- oder Zuckermelone? Frau Brudl: Sie ist im – Rebecca: Im Bus? Isabella: Im Bus! Franz: Im Bus! Zeno: (singt) Sie ist im Bus, im Bus , im Bus, (ab) 4.Szene: Hafen Frau Brudl, Rebecca und ein Matrose etwas abseits Frau Brudl: Haben sie ihren Artikel schon geschrieben? 7 Rebecca: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Frau Brudl: Matrose: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: Rebecca: Frau Brudl: 8 Welchen Artikel? Sie machen diese Reise doch, um Artikel zu schreiben! Wie oft soll ich es noch sagen. Ich bin Managerin. (hört nicht hin) Ich bin noch nie mit einer Journalistin unterwegs gewesen. Dort sitzt ein Matrose. Jesus, ein Hafen, ein Schiff, ein Matrose, wie im Märchen. (zum Matrosen) Do you speak english oder france oder italiano? Ich spreche auch deutsch, madam O, das gibt es ja nicht. Wir weg, wann Schiff fahren? Wo möchten sie hin? Europa, Flughafen, weg von hier, schnell. (lacht) Was lachen? Kennen sie den Preis? Zahlen? O, du sehr direkt. Im Autobus. Bank, change, Euro? Dollar? Wir Reisegruppe Wir nehmen hier kein Geld. Wenn sie hier weg wollen, kostet das „alles“! Es gibt keine Ermäßigungen. Aber mit Geld kaufen, was man wollen. Was kosten? Sie werden den Preis nicht zahlen wollen. Madame! Wie? Was Preis? Wir reich. Geld no problem Ich glaube, sie können normal mit ihm reden Bitte, halten sie sich da heraus. Ich verhandle. Ich meine nur ihre Sprache Preis; zahlen, wieviel? Sie müssen ihr Leben anschauen, all die Menschen, die sie liegen ließen, nicht geachtet haben. Ich fragen Preis- Schiff! Es gibt keine Flucht von hier- nur die schmerzvolle Einsicht. Wir haben nur diesen einen Preis. Ich noch nicht gehört haben. (zu Rebecca) Ist er Missionar? Hat er überhaupt ein Schiff? (zum Matrosen) Du Schiff haben? Schiffe gibt es genug. Aber keines fährt zurück. Die Leute hier sind mir alle unheimlich. Ich möchte heim. Sie überfordern uns! Er hat schon recht, was er sagt. Aber bitte doch nicht hier im Urlaub! (zum Matrosen) Besinnungstage in Österreich, oft ich gehen, nachdenken über mich! (zum Matrosen) Frau Brudl meint: Das ist ein Lebensprogramm, was sie fordern. Gehen wir! Alles zu seiner Zeit! Ich möchte ihn (den Matrosen) noch etwas fragen. Ich gehe voraus. (zum Matrosen) Du recht haben, aber jetzt, Zeitdruck. (ab) Rebecca: Matrose: Rebecca: Matrose: Rebecca: Matrose: Rebecca: Matrose: Rebecca Matrose: Rebecca: Matrose: Rebecca: Matrose: Rebecca: Matrose: Gibt es hier einen Weg aus diesem Land hinaus? ....wozu das alles? Wir suchen ein Schiff, wissen sie, alle sind in Panik, zugleich überspielt jeder seine Angst. Und? Sie reden nicht wie irgendein Matrose. Ihr habt Angst vor dem Abgrund des Lebens, ihr baut soviel auf, ihn nicht zu sehen. Und seid so gierig auf ein Schiff, das euch zurückbringt. Ja, aber verstehen sie doch, wir sind hier in der Fremde! Die Fremde ist dort, wo ihr vor euch flieht. Ihr meint, ihr könnt überall drüber- und davonsegeln. Ich verstehe jetzt etwas von meinem Traum. Haben sie Angst vor dem Abgrund? Gestern träumte mir: der Regisseur ist mitten in der Aufführung aufgestanden und hat abgewunken. Ich weiß nicht mehr, warum er abgewunken hat. Aber die Spieler spielten weiter und taten so, als würden sie ihn nicht sehen. Und wo waren sie in dem Traum? Ich spielte gerade ein stürmisches Stück am Klavier, schlug wie verrückt in die Tasten und .... habe den Regisseur wie gebannt angesehen. Es war plötzlich totenstill. Da schreien alle und liefen sinnlos herum und riefen mir zu:… Was riefen sie? Ich solle weiterspielen. Aber ich konnte nicht. (überreicht ihr das Schiff) Rebecca! Nehmen Sie! Wieso kennen sie meinen Namen? Sie schenken es mir? Das ist jetzt ihr Schiff! 5.Szene: die Nacht Hotelier, Rebecca (mit Holzschiff), Franz, Isabella, Frau Brudl, Arabella, Zeno, Brigitte , (die Texte können auch durcheinander gesprochen werden) Franz: Hotel, Hotel, habe ich jemals gesagt, daß das ein Hotel ist? Ich will jetzt keine Unterstellung mehr hören. Isabella: Ja bist du nicht einmal fähig, ein Hotel zu finden Franz: Isabella! Hier gibt es kein Hotel Isabella: Ein Ort, wo es kein Hotel gibt? Franz: Hier gibt es kein Hotel. Frau Brudl: Das soll das Hotel sein, Franz? Franz (brüllt): Ja, das ist das Hotel, Fünfstern! Brigitte: Fünfstern? Hotelier: Das hier ist der Schlafsaal, ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserem Hotel „Traumschiff“. Zeno: Was ist das für ein Ort, wo es nicht einmal ein Hotel gibt! Franz (zum Hotelier): Traumschiff! So nennen sie dieses Loch? Hotelier: Zu uns haben noch alle gefunden. Rebecca: Haben sie auch in ihren Häusern keine Möbel, Betten, Tische, Schränke? 9 Hotelier: Was meinen sie?- (zeigt die beiden Decken) Die hier ist zum Liegen, die zum Zudecken. Arabella: Vici geht nicht in so eine Bude, unerhört. Hotelier: Fehlt etwas? Franz: Vici soll hingehen wo er will. Isabella: Ihr Vici ist tot, mausetot, Arabella, verstehen sie, dem ist das gleich, aber wir, wir leben. Arabella: Das nehmen sie zurück. Das nehmen sie zurück! Wenn Vici tot ist, dann sind sie -- -Brigitte: Keine Einzelzimmer? Möbel? Hotelier: (Hotelier schüttelt verständnislos den Kopf) Einzelzimmer? Möbel? Wozu, sie haben doch kein Gepäck! Wir alle sind nur auf der Durchreise hier. Brigitte: (zu Herrn Zweimaier) Sie haben gesagt, sie führen uns zu einem Hotel. Hotelier: Gefällt es ihnen nicht? Brigitte: Wollen sie uns ... Hotelier: Wir haben etwas Besonderes anzubieten, hier träumt jeder seine Zukunft, das Ziel auf das er hinlebt. Darum Traumschiff. Arabella: Gut, daß Vici das nicht sieht. Ein Alptraum! Hotelier: Oder ein Seligkeitstraum-schiff Rebecca: Bitte hören sie mit ihrem Vici auf, ich halte das nicht aus. Isabella: Fernseher mit Satellitenempfang, eigener Tresor, Minibar, Brigitte: Alle in einem Raum? Hotelier: Gefällt es ihnen nicht? Wozu Tresor, sie haben kein Geld. Isabella: Der sagt zu Isabella: Sie haben kein Geld! Zeno: Malerisch, unerhört, aber malerisch. Brigitte, was meinen sie? Brigitte: Malerisch? Ich verehre sie, Zeno, aber ... Frau Brudl: Das ist Hölle, ja die Hölle. Rebecca: Ich finde das spannend, daß uns das passieren muss. Brigitte: Spannend? Brudl: Passieren muss? Brigitte: Wir sterben- und sie sagen: spannend!!! Rebecca: Sterben? Brigitte: Ja, ich sterbe, ich halte das nicht aus. Franz: Ruhe- Ruhe Zeno: Sie sind hier nicht der Boss! Hotelier: Ich wünsche einen guten Traum Frau Brudl: Wo sollen wir uns da umziehen? Ich schlafe doch nicht mit allen in einem... Isabella: Ich schlafe hier nicht, um alles Geld der Welt nicht. Ich bin doch nicht mehr 20. Ich bin doch kein wildes Tier, das am Boden liegt. Die Decken sind verwanzt. Franz: Dann suche dir etwas anderes. Hotelier: Gefällt es ihnen nicht? Beruhigen sie sich. Eine gute Nacht. Isabella: Wer geht mit mir? (mit der Zeit gehen alle mürrisch zu einem Schlafplatz, der aus zwei Decken am Boden besteht, und setzen sich nieder, bzw. schlafen ein, Hotelier ab) 10 Rebecca: Bleiben wir doch zusammen, es gibt nichts Besseres. Wozu brauchen wir Kästen? Das hier ist jetzt unser Platz. Isabella: Es gibt nichts Besseres? Es gibt nichts Schlechteres! Sie reden nur Unsinn, nur Unsinn! Frau Brudl: (zu Rebecca) Gehen sie, gehen sie! Rebecca: Das ist ein Missverständnis. Frau Brudl: Sie sind schuld. Ja, sie sind schuld! Arabella: Vici, schau bitte nicht her Franz: Kein Wort mehr von Vici Frau Brudl: Abscheulich. Arabella: Vici Franz: (schreit)... ist tot. (zu Brudl) Frau Brudl! Und wo ist jetzt ihr Gott? Frau Brudl: Weil es uns schlecht geht, muss plötzlich Gott herhalten! Rebecca: Gute Nacht und träumen wir von einer guten Zukunft. Gott segne uns. Isabella: Wenn er uns segnen würde, wären wir nicht hier!... Wer hier schlafen kann. (alle schlafen-; in der Folge werden die Träume der einzelnen dargestellt: zuerst rücken alle zusammen, traumwandlerisch steht jeweils eine Person auf und spielt ihre Traumszene, u.U. mit Unterstützung der anderen.) Zeno: Wo seid ihr, meine Fans? alle: Alter, geh brav zurück in dein Zimmer! Zeno: Werft mir Küsse zu, werdet ohnmächtig vor Begeisterung, betet mich an verschiedene: legt ihn doch in ein Gitterbett, den armen Trottel, versteht doch, er war einmal Musiker! Was die damals unter Musik verstanden haben!? Zeno: (geht von Person zu Person, alle schütteln verneinend den Kopf, bricht zusammen; kurze Schlafphase) Brigitte: Ich habe mein Leben nie gelebt, wer bin ich? Alle: Du bist nicht Rebecca, du bist nicht Isabella, du bist nicht Zeno de Palva ,sie weint) Brigitte: Wer bin ich? Alle: Du bist Brigitte Brigitte: Wer ist Brigitte? Ich kenne Brigitte nicht, führt mich zu ihr. Habt ihr sie kennengelernt? (Schlafszene) Isabella: (lallend) Ich bin eine bedeutende Frau mit reicher Erfahrung und keiner hört mir zu?! Alle: keiner Isabella: Wozu habe ich all meine Erfahrung gesammelt? Alle: Wozu Isabella: Ich werde euch zwingen mir zuzuhören Alle lachen (Schlafphase) Franz: Ich habe mit dem Präsidenten Golf gespielt. alle: Die Schwester kommt schon... Franz: Ich hatte eineinhalbtausend Angestellte alle: Schwester, bitte eine Beruhigungsspritze für ihn Franz: Begreift ihr nicht, wer ich bin? Alle: hoffentlich wirkt sie bald (Schlafphase, danach wachen alle auf außer Rebecca) Rebecca: Das Schiff fährt in meine Heimat 11 alle: Und geht dabei unter, gluck gluck gluck. (gehen mit den Decken bedrohend auf Rebecca zu) Rebecca: Und erhebt sich wie ein Vogel. alle: Wie rührend. Ob der Vogel fliegen kann? (Frau Brudl wirft übertrieben lachend ihre Decke auf die Schlafende, dann die anderen, sie setzen sich künstlich lachend auf die Schlafende, reden miteinander, währenddessen macht Rebecca Klopfzeichen und verstummt schließlich, Rebecca erstickt) Frau Brudl: Und- wovon habt ihr geträumt? Zeno: Träume sind Schäume. Brigitte: Ich hatte einen furchtbaren Traum. Ich habe mich gesucht, überall! Arabella: Gut, dass es nur ein Traum war. Dieses Haus ist ein Geisterhaus. Wer klopft hier?(sie hört das Klopfen Rebeccas) Franz: Wir leben, meine Freunde, über meinen Traum muss ich wohl noch etwas nachdenken. Und Frau Brudl, was haben sie geträumt? Frau Brudl: Entsetzlich. Mein ganzes Leben ist ein Irrtum! Franz: Das haben sie geträumt? Frau Brudl: Gott hat zu mir gesprochen! Isabella: Ich glaube, Franz, wir gehen. (Alle gehen und verlassen den Raum. Isabella kommt zurück, steht nachdenklich, schaut auf die Leiche, sieht das Schiff stehen, zögert und nimmt es dann an sich und geht auch.) 6.Szene: Hafen Herr und Isabella, Zeno, Brigitte, Frau Brudl, Arabella; zuerst Brigitte und Zeno Brigitte: Wir sitzen hier fest für immer. - Mir geht die Geschichte mit Rebecca nicht aus dem Kopf Zeno: Das Leben ist nicht Denken. Leben, Sterben, das ist der faszinierende Kreislauf der Natur Brigitte: Mir geht sie nicht aus dem Kopf. Ich weiß nicht, warum das passieren hat müssen. Zeno: Jede Schuld rächt sich. Brigitte: (entsetzt) Zeno! Wie meinen sie das? Zeno: Ich meine, sie hat sich ihr eigenes Grab geschaufelt. Brigitte: (erleichtert) Ich dachte schon... Franz (tritt zusammen mit den anderen auf): Da seid ihr! Brigitte: Haben sie ein Schiff gefunden? Franz: Ja, es gibt aber noch ein kleines Problem. Zeno: Diese verschlüsselten Antworten der Matrosen, das ist mystisch. Franz: Wir brauchen eine Person als Gewährsmann, da sie unser Geld nicht kennen. Dann fahren sie uns über das Meer. Eine Person also muß hierbleiben. Damit wir nachher wirklich zahlen. Zeno: Von einer Person hat zu mir keiner was gesagt, jeder soll irgendwie umdenken, wollen sie. Franz: Wir werden sie herumkriegen. Was ist besser: Wir gehen hier alle zugrunde, oder sie haben einen von uns – vorerst? Isabella: Du warst schon einmal besser, Herr Generaldirektor 12 Arabella: Franz: Isabella: Franz: Zeno: Brigitte: Frau Brudl: Franz: Isabella: Franz: Frau Brudl: Alle: Frau Brudl: Isabella: Frau Brudl: Isabella: Frau Brudl: Isabella: Frau Brudl: Isabella: Franz: Isabella: Franz: Frau Brudl: Arabella: Frau Brudl: Franz: Alle: Es ist ein Hafen hier, es muß doch einen Ausweg geben. Sobald wir in einem anderen Land sind, können wir zur Bank und zahlen. Und diese Person auslösen. Das ist nicht das Problem. Ich glaube, darauf kann sich derjenige verlassen, oder? Das ist doch Ehrensache. Einer bleibt für alle da? Wer übernimmt das für die Gemeinschaft? (Schweigen) Das dachte ich mir. Dann müssen wir alle durchgehen und miteinander entscheiden. Beginnen wir mit mir, da sind wir schnell fertig. Sie wissen um meinem Betrieb! Ich brauche da nicht viel zu erläutern. Kann ich mich einmal als Kandidaten streichen? Wenn ein Betrieb so groß ist, dann läuft er doch von alleine. Anders geht das gar nicht. Gerade wenn sie so wichtig sind, würde sich der Staat einsetzen und sie kämen bestimmt frei. Sie sollten als Vorbild den Schritt tun. Ich bin mit lauter Verrückten unterwegs, Isabella, sag du etwas. Franz. Mach es doch! Die Firma läuft wirklich alleine. Was sagst du? Am Montag habe ich sieben entscheidende Besprechungen, da läuft gar nichts. Frau Brudl soll gehen, die ist mit Jesus im Bund. Der kann nichts passieren. Ja, ich könnte mir das gut vorstellen, sehr gut. Unser Herr hat sich auch geopfert. Ich habe auch einen Chef mit viel Verständnis. Großartig, danke, die Lösung, Frau Brudl, super Der geht unglücklicherweise nächste Woche in Urlaub und ich bin alleine im Laden. Wenn ich ihn da hängen lasse, bin ich sofort entlassen. Sonst sehr gerne. Das „sehr“ hätten sie sich sparen können Wie meinen sie das? Sie heucheln herum, das ist unerträglich. Wie reden sie überhaupt. Isabella soll hierbleiben, die ist Hausfrau und ihre Söhne können sich wohl ein paar Tage selber versorgen. Und wer geht für mich zum Zahnarzt. Ich habe am Montag eine Kieferoperation. Wenn ich da nicht erscheine, bekomme ich den nächsten Termin in 2 Jahren. Lügen sie nicht so. Das haben sie jetzt erfunden. Unverschämt. Franz sag ihnen, daß das stimmt. Keine Ahnung, was interessiert mich dein Kiefer. Franz! Meine... Tabletten – ich weiß. Schade, daß Rebecca nicht mehr unter uns ist, die wäre uns jetzt eine Hilfe gewesen. Meinen sie, sie hätte es gemacht. (leise) Die war naiv genug. Brigitte, wir wissen sie sehr zu schätzen, ihr außerordentlich liebenswertes Wesen. Ich meine, ich spreche da im Namen aller... Ja, natürlich... 13 Franz: und dass sie immer so auf die Gruppe schauen. Wir wissen, daß sie uns nicht im Stich lassen werden. Wir werden uns alle auch sehr großherzig erweisen... Alle: Ja, ja... Franz: wenn sie uns auch diesmal einen Beweis ihres netten Wesens geben und für uns noch ein paar Tage Urlaub hier machen. Zeno: Ich würde ihnen das nie vergessen und vielleicht auch ein kleines Lied Brigitte: ein Lied Zeno: für sie komponieren...was heißt „vielleicht“- natürlich sicher. Zeno de Palva komponiert ein Lied für Brigitte. Brigitte: Wie komme ich, ein Lied, Zeno de Palva für mich, ich weiß nicht, warum gerade...außerdem ist noch völlig unklar, ob das mit der Geisel geht. Franz: Da lassen sie mich nur machen. Ich habe gewußt, daß sie nicht absagen werden, der große Dank der Gruppe, auch in finanzieller Weise, versteht sich, ist ihnen sicher. (alle applaudieren und reichen ihr die Hand; sie bricht darauf zusammen und weint) Brigitte: Aber, ich habe doch gar nicht... Franz: Ich werde das Schiff für nachmittags fixieren, daß dann alle beim Hafen sind und natürlich auch Brigitte, wir müssen noch ausgiebig Abschied feiern. Brigitte, sie werden ein Leben lang unserer Dankbarkeit sicher sein. Kommt, kaufen wir einen ordentlichen Sekt zum Feiern. (alle ab außer Brigitte) Matrose(tritt auf): Sie weinen Brigitte: Sie kaufen ein zum Feiern, womit frage ich mich? Sie lügen und lügen und lügen Matrose: Und ihre eigene Lüge? Brigitte: Wie reden sie. Ich – wieso ich, ich lüge nie. Matrose: Warum sind sie dann hier? 7.Szene, bei der Wahrsagerin Franz, Isabella, Frau Brudl, Wahrsagerin; später Brigitte; am Ortsrand Franz: Schauen wir, was läuft uns da über den Weg, da möchte ich noch vorbeischauen, die schaut mir aus wie eine Wahrsagerin. Frau Brudl: Das ist das Werk des Teufels, Franz Franz: Man soll nicht überall gleich den Teufel sehen. Gönnen sie mir doch die kleine Freude. (setzt sich zu ihr) Frau Brudl: Ich distanziere mich. (zum Rand mit Isabella) Franz: Lesen sie aus meiner Hand. Ach, die Hexe spricht natürlich nicht deutsch. Wahrsagerin: Ich wußte, daß sie kommen werden. Franz: Was, sie sprechen deutsch. Großartig. Dann bitte sagen sie uns: wo befinden wir uns überhaupt, welcher Ort ist das, welche Stadt?- (ruft zu Brudl) das ist ein Engel, meine Damen Wahrsagerin: Im Land der Suche nach der eigenen Wahrheit Franz: Sehr aufschlußreich. Ich dachte schon, ich bin gerettet. Wahrsagerin: Das ist noch ein weiter Weg. Franz: Wir haben ein Schiff gefunden, wohin wird es uns bringen? 14 Wahrsagerin: Ihr wollt von hier weg und könnt es nicht. Ihr geht über Leichen, nur um nicht an euch erinnert zu werden. Aber ihr könnt von hier nicht fliehen. Ihr opfert das schwächste Glied und glaubt, euch loskaufen zu können. So kommt ihr nicht an das Ziel. Franz: Sehr aufbauend. Wissen sie etwas über meine Firma, wenn sie schon eine Hellseherin sind? Wahrsagerin: Die Trauerfeierlichkeiten wurden bereits abgehalten und ein neuer Leiter ernannt. Franz: (lacht) Haha, nach ein paar Tagen hätte man mich schon abgeschrieben. Sie gefallen mir. Und wie heißt der neue Leiter? Wahrsagerin: Ulrich Zabo. Franz: (erschrickt) Nein. Verdammt. Was wissen sie? Was soll das? Woher kennen sie mich? Wahrsagerin: Franz: wir kennen euch alle, aber ihr kennt euch nicht. Franz: Wieso wurde schon getrauert? Sie wollen mir Angst machen. Wahrsagerin: Ihre Zeit hier ist nicht die Zeit der Lebenden. Ihr Reisebus ist in der Nacht in der Kobaldschlucht abgestürzt und die hinteren zwei Reihen wurden eingedrückt. Alle sieben, die hinten saßen, waren sofort tot, auch sie. Franz: Kobaldschlucht... Wieso wissen sie, wo wir ... saßen? Wahrsagerin: -Franz: Aber gute Frau, wir leben aber alle noch. Wahrsagerin: Nein, der Regisseur hat abgewunken, aber ihr spielt immer noch. Franz: Das Stück ist aus? Nein, ich habe noch soviel vor mir. Wahrsagerin: Wir sind hier nicht im Land der Lebendigen Franz: Ich habe noch soviel vor, das kann nicht sein. Niemals! Wahrsagerin: Das ist. Franz: Dieser Ausflug war nur eine verrückte Laune, ich reise sonst nie mit so einem Haufen ..... Wahrsagerin: Wir sind fertig.(Franz verläßt schwankend den Platz) Isabella: Was ist passiert? Franz: Da drinnen sitzt der Teufel. Er hat mir alles gesagt. Frau Brudl: Ich habe ja gesagt, Wahrsagerinnen stehen mit dem Teufel im Bund, sie hätten nicht hineingehen dürfen! Franz: Gehen wir hinunter zum Hafen, vielleicht ist alles nur ein böser Traum. (alle ab) (Brigitte tritt auf, bleibt in einiger Entfernung von der Wahrsagerin, unschlüssig hinzugehen, dann geht diese auf sie zu) Wahrsagerin: Sie wollen wissen, ob Zeno de Palva ein Lied über sie schreiben wird. Brigitte: Wieso wissen sie? Wahrsagerin: Er wird es nicht schreiben. Brigitte: Aber er hat es mir versprochen, wenn ich für ihn hier bleibe. Wahrsagerin: Keiner kann sich wegstehlen von seiner Wahrheit, indem er einen anderen schickt. Brigitte: Aber Franz hat gesagt, wir brauchen einen Freiwilligen. Wahrsagerin: Weil er es nicht glauben will, daß nur er selbst bezahlen kann. Brigitte: Wozu bleibe ich dann da? 15 Wahrsagerin: Ihr seid da um der Wahrheit zu begegnen. Sie werden das Schiff besteigen. Aber der Wahrheit werden sie nicht entkommen. Brigitte: Ich will der Wahrheit nicht begegnen, ich kann das nicht, niemals. Zeno de Palva wird das Lied schreiben, das werden sie mir nicht zerstören. Sie alte Furie nicht. (Brigitte wendet sich ab und den Zuschauern zu) Sagen sie bitte ja: Zeno de Palva wird das Lied schreiben, bitte sagen sie ja, bitte antworten sie. (Sie fragt solange, bis ein Zuschauer „JA“ sagt) Ich danke ihnen. Zeno de Palva wird für Brigitte ein Lied schreiben. Ich danke ihnen. Ich spüre jetzt Kraft, hier zu bleiben. Durch sie. Nur durch sie. 16