Sportsoziologie nach HEINEMANN, K - sport

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Sportsoziologie nach HEINEMANN, K
1. Soziologie als Wissenschaft
1.1Soziologie


Soziologie = Empirische Einzelwissenschaft, die soziales Handeln, die institutionellen
Ordnungen, Funktionen und Entwicklungen von Gesellschaften oder von ihren
Teilbereichen versucht zu beschreiben, zu erklären und zu prognostizieren
Aufgabe der Soziologie des Sports: wie mit einer Lupe in immer größeren
Detailaufnahmen eine genaues Bild über den Bereich Sozio- kulturelle Faktoren
gewinnen
1.2Bestimmungsfaktoren des Verhaltens im Sport:




Persönlichkeitsmerkmale
Sozio- kulturelle Faktoren
Poltische Ordnung
Biologische Konstitution



Räumliche Gegebenheiten
Technik, Wissenschaft
...
1.3Elemente soziologischer Denkweise
Anthropologisch bedingte Offenheit
 Instinktarmut (menschliches Handeln nicht biologisch determiniert)
 Weltoffenheit (Mensch besitzt Anpassungsfähigkeit)
 Zeitöffnung (Mensch lebt nicht nur in der Gegenwart)
Handlungsproblem
 Innere und äußere Unsicherheit (unvorhergesehene Situationen versus
Ritual)
 Improvisationszwang (Erfolgschancen ungewiss)
 Triebregulierung (Anpassung an äußere Bedingungen )
Institutionalisierte Entlastung – institutionalisierte Ordnung
 Normen/ Werte
o Kulturelle Werte (Soziale Normen: bestimmte Verhaltenserwartungen
+ Sanktionen  stabile Wert- und Verhaltensmuster)
o Soziale Strukturen (soziale Institutionen): schränken des menschliches
Handeln ein
 Macht (Fähigkeit, den eigenen Willen gegen Widerstand durchzusetzen)
 Sachgegebenheiten (Infrastruktur, Technik)
Sozio- kulturelle Persönlichkeit
 DEF. Sozio- kulturelle Persönlichkeit: Vermittlung biologischer,
physiologischer und psychologischer Faktoren mit der institutionellen
Ordnung Nahtstelle zwischen Gesellschaft und Individuum
 Soziale Kontrolle der Triebstrukturen
 Identität
 Individualität
1.4 Soziologische Theorieansätze






Individualistische Theorien
o Soziologie ausgehend vom aufwärts zu dem Gesellschaftlichen Oberbau
o Willensfreiheit wird mehr betont als Anpassung an die Gesellschaft 
sozialwissenschaftliche Erkenntnisse nur aus der Sicht des Handelnden zu
gewinnen
Das ökonomische Programm der Soziologie
o Soziales Handeln als zweckrationaler Wahlakt – zusammen sind wir stark(Vorteile
von Gruppen, Gemeinschaften)
o Ethnische Bindungen und sozial- normative Festlegungen um Rationalitätsfälle +
Egoismus des einzelnen zu verhindern
Interpretative Ansätze
o Es gibt keine objektive, von der Person unabhängige Wirklichkeit, sie wird sozial
konstruiert und interpretiert
o Bildung der Identität durch Interaktion mit anderen Akteuren (Gedankenmodell
nach WENDT)
Systemtheoretische Ansätze
o Soziale Systeme haben mehr Bedeutung für das menschliche Handeln als die
individuelle Willensfreiheit  soziale Systeme besitzen ein höheres
Emergenzniveau
Strukturell- funktionale Systemtheorie nach PARSON
o Ursachen für soziologisches Handeln viel zu komplex, daher fragt man nach
Funktionen einzelner Strukturelemente  Strukturkategorien
o Funktionsanalyse: untersucht spezifische Probleme innerhalb des sozialen Systems
sowie die Strukturelemente und Regelungsformen
o LIGA- Schema, autonome Teilsysteme, die in wechselseitiger Beziehung stehen +
funktionale Differenzierung
Die Systemtheorie nach LUHMANN
o Systemautonomie: Systeme sind von außen allenfalls beeinflussbar
Prozesskategorien
o Autopoiese: Systeme reproduzieren sich automatisch selbst neu (Eigendynamik)
o Selbstreferenz (System entscheidet über Verbindungen nach außen + Entwicklung
eines Codes – z.B. Sieg/ Niederlage)
o Operative Geschlossenheit (Sport ist in sich operativ geschlossen)

Prozess- Figurationstheorie nach ELIAS
o Sozilogische Tatbestände werden im Prozesscharakter des Wechselspiels zwischen
sozialem Handeln und seiner Einbettung in Figurationen betrachtet
o Soziale Ordnung ändern sich durch individuelles, eigenverantwortliches Handeln
sowie durch die Weiterentwicklung von Systemen (Differenzierung in Subsystem
+ Verinnerlichung von Fremdzwängen zu Selbstzwängen)
2. Konzepte einer Soziologie des Sports
2.1Was versteht man unter Sport – Sport als soziales Konstrukt

Sport ist nicht gleich Arbeit, da Bewegungen eine situationsspezifische Rezeption und
Bedeutungszuweisung erfährt – wie zweckfrei, erholsam, gesund, unproduktiv, fair
leistungsorientiert, .... Konstruktionsmuster
2.2 Modelle des Sports





Traditionelles Sportmodell
o Gliederung in Freizeit-, Breiten-, Leistung- und Hochleistungssport, in höheren
Klassen mit Wettkampfcharakter und spezifischem Regelwerk; zweckfrei
Professioneller Showsport
o Sport als Teil des Unterhaltungsprogramms mit kommerziellen Hintergedanken,
also Entertainment, Management und Marketing im Sport
Expressives Sportmodell
o Reduktion auf unproduktive körperliche Bewegungen, kein Leistungsvergleich,
Erlebnis und Freude stehen im Vordergrund
Funktionalistisches Sportmodell
o Sport wird instrumentell verstanden, z.B. Gesundheit, Körperformung,
Entspannung, Wohlbefinden  kein Übungsbetrieb, Rituale, langfristiges
Training
Traditionelle Spielkulturen
o Wiederbelebung traditioneller, vorindustrieller Spiel- und Bewegungskulturen mit
dem Ziel lokaler Identifikation, gegen globale Kultur und Rückbesinnung auf die
Wurzeln der eigenen Kultur
2.3 Schwerpunkte sportsoziologischer Forschung – Entwicklung der
Sportsoziologie





RISSE/ PLESSNER: Als Gegenpol zur Entkörperlichung, Entpersonalisierung
(Anonymisierung) in der industriellen Gesellschaft
HABERMAS: Freizeit als Gegenwelt zur Arbeit
LINDE/ HEINEMANN: Sozialisation und Selektion im Sport
RIGAUER: Entwicklungen im Hochleistungssport
HEINEMANN/ GUTTMANN...: Sport und Gesellschaft
2.3Der Systematische Zugang zur Sportsoziologie:



Kulturelle Ebene
GesellschaftSport:
Kulturelle Werte (Leistungsprinzip, Gleichheitsideal, Wert der Gesundheit)
Binnenstruktur des Sports:
Werte und Ethik des Sports (Fairness, Kameradschaft, Solidarität)
SportGesellschaft:
Vorbildwirkung sportlicher Werte u. Leistung für andere gesellschaftl. Bereiche
Sozial- strukturelle Ebene



GesellschaftSport:
Einfluss gesellschaftlicher Bereiche auf den Sport (Familie, Kirche, Arbeitswelt)
Binnenstruktur des Sports:
Soziale Struktur des Sports (Normen, Regeln, Gruppenstrukturen,
Organisationsstruktur, Differenzierung nach verschiedene Sportarten)
SportGesellschaft:
Einfluss des Sports auf andere Systeme (Wirtschaft, Familie, Medien, Märkte)
Personale Ebene



GesellschaftSport:
Vorsozilisation durch Familie, Schule, Peer Group, Religion
Binnenstruktur des Sports:
Sportler/ Trainer/ Mitarbeiter als Sozialfiguren (Prägung, Biographie,
Handlungspotential, Sportlerkarrieren)
SportGesellschaft:
Transfer von Persönlichkeitsmerkmalen (im Beruf, Freizeitverhalten, Familie)
Organische Ebene



GesellschaftSport:
Körper als soziales Gebilde, Bewegungsmangel, Zivilisationskrankheiten
Binnenstruktur des Sports:
Körperformung, Fitness, Körpererfahrung
SportGesellschaft:
Identitätsbildung, Entlastung des Gesundheitssystems
3. Die institutionelle Ordnung des Sports
Die institutionelle Ordnung des Sports
Soziale Normierungen





Regeln, Normen
Rollen
Konfigurationen
Soziale Gruppen
Organisationen
Macht








Funktionale Autorität
Oligarchisierung
Verbandmacht
Monopolbildung
Beziehungsressourcen
Indoktrination
Politische Einflussnahme
Definitionsmacht
Sachgegebenheiten
 Technik
 Raum
3.1 Die soziale Organisation des Sports
3.1.1 Das Regelwerk:





Sinn von Regeln und Normen im Sport: um Leistungen vergleichbar zu machen
Orientierung durch verbindliche Verhaltensaufforderungen, wechselseitige Erwartungen,
gemeinsame Einschätzungen, Bewertung von Handlungssituationen
Regeln auf dem Sportplatz:
o Konstitutive Regeln (bildet generellen Rahmen der Sportart)
o Prozessregeln (Festlegung der Mittel zur Zielerreichung)
o Fertigkeitsregeln (Kenntnisse, Fähigkeiten und Techniken)
o Strategische Regeln (ermöglichen optimale Zielerreichung)
o Ethische regeln (positive Einstellungen, Werthaltungen)
Regeln und Normen am Rande des Spielfeldes (indirekt auf den Sport bezogen, da sie
die Rahmenbedingungen des Sport determinieren)
o Verkehrs- und Vorfahrtsregeln
o Bau- und Sicherheitsvorschriften
o Qualifikationsanforderungen
o Umweltschutzbestimmungen
Regeln außerhalb des Sportplatzes (z.B. Steuerrecht, Vertragsrecht, Arbeitsrecht,
BGB,...)

Der Eigenweltcharakter des Regelwerks im Sport
o Wertlosigkeit des Ziels (Festlegung solcher Ziele ist willkürlich, eigenes
Bewertungssystem)  Der Sport ist wertlos in seinem Ergebnis und daher
unproduktiv. Das Ziel ist nur darin wertvoll, dass man es mehr oder weniger gut
erreicht!
o Regeln als Rituale (Festlegung der Mittel – Ziel: knappe Mittel bei maximalen
Nutzen  Instrumentalisierung bzw. Ökonomisierung des Körpers wird zum
Selbstzweck
o Neutralität gegenüber dem Gegner (gleiche Wettbewerbsbedingungen für
alle) Schaffung sozialer Gleichheit  durch Regeln wird das Ergebnis offen
und nicht vorhersehbar
o Eigenweltcharakter (der Sieg hängt durch das Regelwerk in erster Linie von den
eigenen Fähigkeiten und dem eigenen Einsatz ab)
o Zwang zur Legitimation (Rechtfertigung von bestimmten Normen, ob diese
faktisch normativ richtig erscheinen)
 Rationalistische Legitimation: Sport tut Deutschland gut! (Gesundheit,
Sozialisation, Integration, Gegenwelt zu Arbeit,...)
 Strukturalistische Legitimation: schafft Leistungsgerechtigkeit und
Chancengleichheit
 A- Rationale Legitimation: betont den Selbstwert des Sportes, blendet die
tägliche Wirklichkeit aus

Situative Ausführungsmuster
o Doppelköpfigkeit der Sportregeln: Beschränken das Handeln, schaffen aber
gleichzeitig auch Spieldynamik Spannungsverhältnis zwischen Regelwerk und
Dynamik der sozialen Situation
o Hohe Prägnanz und Dichte des Regelwerkes  geringe Ich- Leistungsfähigkeit
und Ich- Identität und umgekehrt
3.1.2 Soziale Rollen im Sport






Normen werden um Positionen in sozialen Rollen zusammengefasst
Definition: Soziale Rolle: entspricht der Summe sozialer Normen, denen der Inhaber
einer Position entsprechen muss  Rechte und Pflichten des Rolleninhabers 
legt zum einen das Verhalten, aber auch die Einbettung in das Netzwerk sozialer
Beziehungen fest (umfassendes Netz unterschiedlicher Verhaltensansprüche und
Erwartungen (von z.B. Zunft der Sportlehrer, Schüler, Kollegen, Elter, Verein,...)
Herkunft sozialer Rollen:
o Organisationsbezogene Rollen (durch Vereinssatzung)
o Personenbezogene Rollen (Gestaltungskraft, Ich- Leistung)
o Situationsbezogene Rollen (situativer Rahmen)
Funktion der Rolle (Art der Beteiligung):
o Kontrollrolle (Schiedsrichter)
o Alimentationsrolle (Sponsor)
o Instrumentelle Rolle (Trainer)
o Kommunikationsrolle
o Sportausführende Rolle
(Sportreporter)
(Stürmer)
o Expressive Rolle (Fan)
o Organisationsrolle
o Rezeptive Rolle (Zuschauer)
(Vereinpräsident)
Grad der positionellen Verfestigung:
o beim Trainer in der Satzung klar bestimmt, beim Zuschauer nicht  Bindung an
Positionen:

Grad der Verfügbarkeit
o In welchem Umfang die Person verfügbar sein muss, z.B. ehrenamtlicher
Mitarbeiter verus Platzwart
3.1.3 Soziale Konflikte



Definition: Sozialer Konflikt: liegt bei unterschiedlichen Verhaltenserwartungen an einen
Rolleninhaber vor oder bei Interessenkonflikten verschiedener Personen oder sozialen
Kollektiven (Lösung: Nicht Auswechselung der Personen, sondern Veränderung der
Strukturen)
Rollenkonflikte:
o Inter- Rollenkonflikt: wenn unterschiedlichen und nicht gleichermaßen erfüllbaren
Verhaltensansprüchen ausgesetzt ist
o Intra- Rollenkonflikt: ergeben sich daraus, dass jemand verschiedene Rollen
innehat, die sich in ihren Verhaltensansprüchen widersprechen
Interessenkonflikte: wenn verschiedene Parteien gleichermaßen Ansprüche auf knappe
Ressourcen haben (z.B. Zeit, Geld, Infrastruktur)
3.1.4 Soziale Konfigurationen



Soziales Handeln: wenn man sich am erwarteten Verhalten anderer orientiert, soziales
Handeln ist nicht zu verwechseln mit dem Handeln zum Wohl anderer, z.B. Altruismus
Voraussetzungen sozialen Handelns:
o Durch gemeinsam anerkannte Normen und Regeln
o Durch rationales Verfolgen von Interessen
o Aufgrund von Gewohnheiten
o Aufgrund von Sachstrukturen (was technisch möglich ist)
Bausteine sozialer Konfiguration
o Wettbewerb: Theoretische Grundlage ist das Nullsummenspiel – der Gewinn des
einen, bedeutet einen Verlust des anderen  Streben nach relativen Gewinnen
o Konkurrenz: liegt vor, wenn nicht gegen einen zweiten um den Sieg gekämpft
wird, sondern um etwas Drittes  Streben nach absoluten Gewinnen
o Kooperation: wenn ein Ziel aufgrund gemeinsamer Anstrengung versucht wird zu
erreichen  Addition gleichartiger Einzelkräfte oder in Kombination
verschiedener Einzelleistungen
o Individualismus: wenn einzelnen Ziele oder eine Belohnung ohne Bezugnahme
auf andere angestrebt wird, vor allem ohne Berücksichtigung der Lage anderer
in extremer Form purer Egoismus

Ausprägungen sozialer Konfiguration:
o Regeln der Sportart: Regelwerk der einzelnen Sportarten legt
Konfigurationsmuster weites gehend fest z.B.: Mannschafts- Individualsportarten
o Historische Veränderungen: Veränderungen des Regelwerkes im Laufe der Zeit
+ unterschiedliche ethische Interpretation jeder Generation
o Kulturelle Unterschiede: unterschiedliche Interpretation des Regelwerkes in den
Kulturen
o Status in der Mannschaft: Kooperationsbereitschaft hängt z.B. von der internen
Gruppenstruktur ab
o Erfolgsdruck: Abhängig von äußeren Zwangen, Sanktionen, Art und Verteilung
von Sanktionen
o Gemeinsame Interessen: Den Gegner völlig auszuschalten heißt, sich selbst die
Möglichkeit zu nehmen, Sport zu treiben  Kooperation im Wettstreit
o Attraktivität des Wettkampfes: wird bestimmt von dem Regelwerk und der
situationsspezifischen Gestaltung
3.1.5 Soziale Gruppen im Sport

Charakteristika sozialer Gruppen
o Soziales Gebilde mit relativ beständiger persönlicher Mitgliederbeziehungen 
Die Individualität der Mitglieder prägt das Milieu der Gruppe
o Keine eindeutigen, definierten Ziele ausgerichtet, d.h. Handlungsorientierung
funktional diffus
o Hohes Zusammengehörigkeitsgefühl – Wir-Gefühl
o Abgrenzung gegen die Außenwelt
o Gruppen sind stark mit personenspezifischen Tatbeständen wie z.B. persönliches
Vertrauen, gegenseitiges Kennen, gemeinsamer Konsens und Emotionalität
geprägt
o Meist keine ausgeprägte soziale Struktur – Autorität basiert auf Ausstrahlung und
Überzeugungskraft

Gruppenformen
o Kleingruppen: geringe Anzahl; Face-to-Face- Beziehungen
o Primärgruppen: hohe soziale Integration des einzelnen, emotionale Bindung z.B.
Familie
o Formelle Gruppen: Organisation funktionsspezifisch, geplant, koordiniert, meist
schriftlich fixiert z.B. mit Satzung z.B. Sportmannschaft
o Informelle Gruppen: kleine, ungeplante Face-to-Face- Beziehung z.B.
Freundschaft, Clique, Interessengruppierung
o Totale Gruppen: kaum individuelle Handlungsspielräume und Möglichkeiten der
Selbstentfaltung
Soziometrie: Messverfahren zu quantitativen Ermittlung von Präferenzen, Abneigungen,
Zuneigungen bei einer Gruppe  abgeleitete Beziehungsstrukturen ergeben die
soziometrische Konfiguration (z.B. in einem Soziogramm dargestellt)


Gruppenstruktur und Leistung:
o Bei motorischen Fähigkeiten kommt es zu einer Kräfteaddition z.B. Tauziehen
o Bei kognitiven Fähigkeiten ist das Ergebnis besser als die Summe der
Einzelleistungen (SHERIF 1935 Konstruktion der Wirklichkeit)
o Leistung abhängig von der
 Gruppengröße (4 Mitglieder optimal, danach
Koordinationsschwierigkeiten bzw. Identifikationsschwierigkeiten
einzelner mit dem Endprodukt – nur ein Rad von vielen) +
 Entscheidungs- und Führungsstil
 Autoritär: durch von oben nach unten durchlaufende Befehlswege
 Demokratisch: Wahl aller
 Laisser- Faire: jeder kann tun und lassen, was er will
 Poliarchisch: gegenseitige Abhängigkeit und Kontrolle anderer
 Integration
 Sozialer Status einzelner
 Druck von außen
3.1.6 Sportorganisation

Der Informelle Sport:
 Vorteile:
 Spontaneität
 Fehlen von Wettkämpfen
 Keine definierten körperlichen Fähigkeiten und Kompetenzen
 große Flexibilität an Angebots- und Übungsformen
 Nachteile:
 Komplexe Konsumtechnologie
 Hohe Kosten
 An andere Organisationen z.B. Wartung, Service- Einrichtungen gebunden

Kommerzielle Sportanbieter:
o Große Sport- und Freizeitanlagen: Alles unter einem Dach, vielfältiges Angebot
o Fitness- und Bodybuilding Studios: Steigerung der Fitness und Verbesserung der
Körperform
o Moderne Tanz- und Gymnastik- Studios: Ballett, Tanzstile aus anderen Kulturen,
Tanz für bestimmte Zielgruppen, z.B. Kindertanzen
o Tanzschulen: klassische Gesellschaftstänze
o Sportschulen: die sich auf bestimmte Angebote spezialisiert haben z.B.
Surfschulen, Tauchschulen, Fallschirmspringen,...
o Studios für asiatische Kampfsportarten: größere Bedeutung ende der 70´er Jahre,
z.B. Judo, Karate, Kung Fu,...
o Angebote für Sport, Psyche und Gesundheit: richten sich vor allem auf das
subjektive, emotionalen Erleben in Wechselbeziehung mit körperlicher Bewegung
 Problem: hohe Fluktuation, geringe Bindung an den kommerziellen Betreiber





Der Sportverein:
o Trotz starker Konkurrenz blieb die starke Stellung der Vereine erhalten
o Vorteile:
 Intensive Jugendarbeit
 Geringe Kosten
 Wir- Gefühl, insgesamt höheres Engagement
o Im allgemeinen eher klein mit nur einer Sportart (Einspartenvereine)
vergleichsweise jung mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern
Die Entstehung des Vereinswesens:
o Aus der deutschen Turn- und Sportbewegung (mit Leistungsvergleich im
Wettkampf nach Turnvater JAHN 1816)
a) Turnverein als Gesinnungsgemeinschaft: aufgrund gemeinsamer Werte und mit
dem Ziel der Pflege nationaler Gesinnung und des Geistes der Gemeinschaft
b) Identitätsstiftende Funktion der Vereine: „Heimat auf Zeit“ im Kontrast zum
Umbruch zu einer industriellen vormodernen Gesellschaft Geselligkeit sollte
Identitätsprobleme helfen zu lösen
c) Der multifunktionale, aber unpolitische Charakter der Sportvereine:
Selbstverständnis der „Gesinnungsgemeinschaft“ + Entwicklung zu
multifunktionalen Freizeit-, Kultur- und Bürgervereinen
d) Die Definitionsmacht der Vereine: Vereine hatten Definitionsmonopol und
Angebotsmonopol  Sie bestimmten über Angebot, Regelwerk, sportliche Werte
und Normen etc.
Die deutsche Turn- und Sportbewegung
o Zu anfangs Sport nach englischer Prägung mit Zugangsbarrieren (sozialer
Abgrenzung)
o Popularisierung des Sports in anderen Gesellschaftsschichten überwältigender
Erfolg des Fußballes staatliche Förderung Austragen von Wettkämpfen
o Entwicklung neuer Sportarten
Moderne Vereinsentwicklung
o 1959 wollte CRON den Niedergang des Vereins prognostizieren: Entwicklung hin
zu modernen Dienstleistungsbetrieben
o kein quantitativer Niedergang zu beobachten: ehrenamtliche Tätigkeit, Solidarität,
gemeinschaftliche Bindungen tragen den Verein weiterhin
Themen der Vereinssoziologie
a) Vereine im politischen System:
1. Politische Macht der Vereine: Einfluss auf das politische Geschehen,
Versammlungsfreiheit als Grundsatz der Vereine
2. Chancen der Interessendurchsetzung: Sport produziert ein öffentliches Gut,
inwieweit hat der Sport ein Druckmittel zu Interessendurchsetzung
3. Politische Einflussnahme des Staates: Subventionen, Sportstättenbau,
Achtung der Vereinsautonomie
b) Vereine in der Gemeinde:
1. kommunale Machtstruktur: Netzwerke personeller Verflechtungen
zwischen Verein und Kommune
2. Vereine als Teil des Alltagslebens in Gemeinden: Teil sozialen Lebens mit
lokaler Identitätsstiftung, Integrationsfunktion
c) Vereine als Sozilisationsagenturen:
1. Vermittlung zentraler Werte und Normen und Ideologien
d) Vereine als Teil der Kultur und Folklore:
1. Vereinskultur: Vereine entwickeln selbst Organisationskultur
2. Vereine als Kulturträger: kulturelle Vielfalt des Sports mit verschiedensten
Sportarten
e) Vereine als Wirtschaftfaktor: ehrenamtliche Mitarbeiter produzieren
Dienstleistungen  trägt zum Wohlstand einer Gesellschaft bei!
f) Der Verein als Teil des dritten Sektors: erfüllt wichtige Aufgaben zwischen
Markt, Familie und Staat, schützt Interessen organisationsfähiger Gruppierungen
(Dritter Sektor: Organisationen zwischen den Polen Wirtschaft und Staat auf der
einen Seite und Familie auf der anderen)

Sportvereine als „Organisationsmix“
Soziale
Gruppe
Verein
Formale
Organisation
o Formale Organisation: soziale Gebilde mit klaren Zielen und festgelegten sozialen
Strukturen und Arbeitsteilung, differenzierten Autoritätsebenen und klaren
Kommunikationswegen + Kooperations- und Kontrollsystem
o Der Verein verknüpft der unterschiedliche Elemente miteinander:
o Soziale Ordnung: rationale Planung und Gestaltung
o Soziales Gebilde: freiwillige Mitgliedschaft
o Vergemeinschaftung: nicht nur gemeinsame Ziele, sondern auch Solidarität
und Wir- Gefühl

Konstitutive Merkmale des Vereins:






Freiwillige Mitgliedschaft: kein Zwang zur
Mitgliedschaft
Orientierung an den Interessen der
Mitglieder: Angebot nach Interessen
Unabhängigkeit von Dritten: Autonomie des
Vereins
Freiwillige Mitarbeit – Ehrenamt: keine
Idealtypus
Weisungsbefugnis
Demokratische Entscheidungsstruktur:
Machtbasis beruht auf Stimmrecht
 Monopolisierung
 Kommerzialisierung,
Politisierung
Realität
 Professionalisierung
 Oligarichisierung
Besonderheiten in den Strukturmustern
a) Informelle Abstimmung: meist nur geringe explizite Regelung des
Vereinsgeschehens, im Laufe der Zeit verfestigen sich Handlungsmuster
b) Personalisierung der Erwartungen: Verhaltenserwartung ist an die Persönlichkeit
der Rolle gebunden z.B. Fähigkeiten, Fertigkeiten +Engagement für die Belange...
c) Informelle Sanktionen: in Form von Tadel, Ironisierung, Scherz, demonstratives
Schweigen, Unaufmerksamkeit
d) Koordinationsbedarf: Selbstabstimmung in informellen Zusammenkünften,
allgemeinen Treffen, oder Komitees
e) Geselligkeit als Struktureigenschaft: „Vereinsmeierei“ verus „Demokratie der
Geselligkeit“


Sportverbände
o Mitglieder sind Vereine, Typus freiwilliger Mitgliedschaft, haben andere
Funktionen, Organisationsstruktur stärker arbeitsteilig mit hauptamtlichen
Management, hierarchische Entscheidungsstruktur formal bürokratische
Organisation
Grundprinzipien der Organisation des Sports in der BRD
o Interessen der Sportler als Basis: Repräsentation der Interessen aller Sportler
o Doppelachsigkeit der Organisationen: regionale Ebene (Landessportbünde) 
Fachverbände
o DSB als Dachverband: fasst 17 Landessportbünde und 85 Fachsportverbände
zusammen
o Vielfalt der Zuständigkeiten: DSB gliedert sich nach den Bereichen Breiten-,
Freizeit- und Leistungssport, sowie Wissenschaft, Bildung, Gesundheit,...auf
o Funktionen der Sportorganisation im DSB:
 Ordnungsfunktion: nach den verschiedensten Bereichen sortiert und
gefördert durch den DSB
 Programmfunktion: Selbstverständnis muss immer wieder neu bestimmt
werden, Ziele, Mittel, Prioritäten immer neu geordnet
 Dienstleistungsfunktion: Angebot muss gemeinnützig bleiben, also Sport
mit öffentlicher Aufgabe u.a. um staatliche Zuschüsse zu rechtfertigen
3.2 Macht im Sport





Funktionale Autorität: ergibt sich im Verein aus individueller Fachkompetenz, Erfahrung
und Überzeugungskraft Umwandlung in stabilere Amtsautorität (z.B. 1. Vorsitzender)
möglich
Oligarchisierung: Im Verein basiert die Macht der Mitglieder nicht auf Eigentum,
sondern auf Stimmrecht  je nach Passivität der Mitglieder kommt es zu einer
Oligarchisierung, d.h. eine kleine Gruppe bestimmte über die Geschicke des Vereins
Verbandmacht: Interessen der Mitglieder sind zu heterogen und schwer zu mobilisieren,
deshalb übergeordnete Instanz, die politische Macht (z.B. Aufgrund Monopolstellung)
ausübt  hohes Einflusspotential u.a. aufgrund personeller und institutioneller
Verflechtungen zwischen Sport und Politik
Macht und Kontrolle über den Körper: Mit dem Körper im Sport werden soziale
Ordnungen, Macht und Einfluss in sozialen Beziehungen zum Ausdruck gebracht und
sichtbar (Instrumentalisierung des Körpers im Leistungssport  Wer verfügt über den
Körper? Der Trainer, Arzt, Sponsor, Verein,...?)
Beziehungsressourcen - Sozialkapital: Vorteilhaft sind Beziehungen, die Mitglieder des
Vereines als Amtsträger zu anderen, für die Vereinsarbeit wichtigen Personen und
Institutionen haben jeder vierte Sportfunktionär ist Mitglied einer Partei und Häufungen
in verschiedenen Vereinigungen



Politische Einflussnahme und Politisierung:
o Subsidiaritätsprinzip: öffentliche Förderung des Sportes (Subventionen) durch den
Staat rechtfertig staatliche Einflussnahme
o Instrumentalisierung des Sports für z.B. Gesundheitsvorsorge, Integration von
Minderheiten, sozialen Randgruppen, Jugendbetreuung, Resozilisation,
Repräsentation der Nationalmannschaft international...
Indoktrination: Sport als wichtiges Instrument der Einflussnahme auf Werte, Normen,
Einstellungen, Bewusstseinsinhalte zu ändern oder zu verhindern, dass sich andere
eigenständige Urteile bilden  Sport hat 250 Funktionen, die aber empirisch nicht
nachgewiesen werden können
Definitionsmacht: Vereine können kulturelle Grenzen, Klassengegensätze zwischen
Vereinen verschiedener sozialer Schichten aufbauen oder herabsetzen
o Durch finanzielle Regelungen, Beiträge
o Ausgrenzung von bestimmten Leistungsbereichen (z.B. Leistungssport, um
Gegenwelt zum Beruf zu wahren)
o Verbot jeglicher Vermarktung sportlicher Erfolge, um als Sportfunktionär
Kontrolle über den Sport zu behalten
3.3 Sachstrukturen im Sport

Sachgegebenheiten im Sport sind sozial konstruiert, sie haben weitreichende
Auswirkungen Inhalt, Inszenierung und Sinngehalt des Sports
3.3.1 Technik im Sport


High- Tech im Sport
o Früher: Sporttechnik war durch Einfachheit, Klarheit und strikte
Funktionsbestimmung im Rahmen des vorgegebenen Regelwerks gekennzeichnet
o Heute: technologische Entwicklung ist zu einer eigenständigen Triebkraft der
Sportentwicklung geworden, dies gilt nicht nur für den Hochleistungssport,
sondern auch für den Freizeit- und Breitensport
Signaturen der Sporttechnologien:
o Komplexe Konsumtechnologie: eine Vielzahl von Technikkomponenten müssen
kombiniert werden (z.B. Ski, Bindung, Bekleidung + verschiedenste Fitnessgeräte,
MTB- Komponenten, GPS beim Segeln) komplexe Erlebnis- und Erholungswert
o Einbettung in Sach- und Sozialsysteme: spezialisierte Beratungs-, Ausbildungs-,
Wartungs-, Service- und Reparaturmöglichkeiten Konsummanagement
o Produktionsnetzwerke: Gerätehersteller + Ausgliederung hochspezialisierter
High- Tech Unternehmen für z.B. Komponenten (mit monopolartiger
Marktstellung)
o Funktionale Differenzierung: Sporttechnologien werden auf immer speziellere
Nutzungsmöglichkeiten, Leistungsklassen oder Anwendungsbereiche ausgerichtet
(MTB: Downhill, Cross-Country, Dualslalom, Marathon...)
o Externe Einflussnahme: Sporttechnologien entstammen nicht primär des Sports,
sondern externer Organisationen (z.B. der Wirtschaft Fremdnutzung)
o Verkürzung der Nutzungs- und Lebenszyklen: Produkte in immer schnellerer
Folge (hohe Investitionskosten und technologischer Fortschritt der Unternehmen)

Sporttechnologie und Sportentwicklung:
o Sporttechnologie wird zum Merkmal des Sports und entscheidet über 
Zugangschancen, Art der Ausübung, Anforderungsstrukturen, Sinngebung,...
o Veränderung der Anforderungsstrukturen: Kenntnisse über komplexes Produkt
müssen erworben werden (z.B. durch Fachzeitschriften)
o Wandel der Sportnachfrage: neue Personengruppen, Sport als Massenphänomen,
Differenzierung der Ansprüche, Bedürfnisse und Interessen der Sportler 
subkulturelle Milieus (Boarder, Skater, Surfer,...)
o Veränderung der Sinngehalte und Erfahrungen des Sports: auf der einen Seite
wird versucht das „Mühsal“ des Sports zu überwinden (leichtere Materialien), auf
der anderen Seite wird versucht, neue Dimensionen, wie z.B. Risiko, Nervenkitzel,
direkte Auseinandersetzung mit den Elementen der Natur und Spannung zu
erzeugen
o Neue Sportarten und neue Bewegungsräume: Neue Räum, z.B. Skater in der
Innenstadt, für Segler die Hochsee, abgelegenste Wälder für Wanderer
o Steigende Geld- und Marktabhängigkeit: es wird professionelles Know- how,
Kompetenzen und Kapital zu Voraussetzung  Geldausgaben  Sportkonsument
Sporttechnologien sind zwar vom Menschen sozial konstruiert und geschaffen,
werden aber gleichzeitig werden sie eine soziale Institutionen und ein Medium der
Vergesellschaftung
3.3.2 Sport und Raum


Der Raum als Thema der Sportsoziologie:
o Räumliche Verteilung der Sportarten mit kulturellen, wirtschaftlichen, politischen
Ursachen und Folgen
o Segmentierung und Segregation und Territorialisierung von Sporträumen
o Funktionen und symbolische, politische, kulturelle,... Bedeutung von Sporträumen
o Wirkungen auf die Binnenstruktur des Sports
o Kontrolle und Macht: durch Territorialisierung und Segmentierung des
Sportraumes wird dieser nur bestimmten Personen/ Gruppen zugänglich
o Nutzungskonflikte: z.B. zwischen Schule und Verein (Infrastruktur) oder
Umweltschützern und Wassersportlern,...
o Die emotionale Bindung an den Raum: affektive Bindung an den Raum, wecken
Gefühle des Vertrauten und des Wohlbefindens  aber auch z.B. Raumphobie
o Die symbolische Bedeutung des Raumes: Symbolgehalt der Sportstätten z.B. bei
Weltrekord, politischer Widerstand (Olympische Spiele in München)
o Raum und Organisation: Spiegelbild der Organisation bezüglich Gestaltung,
Sicherheitsvorschriften, Umweltverträglichkeit,...
Der Reine Sportraum:
o Spiegelt Normen und Regeln der betreffenden Sportart wieder  standardisierter
Raum zwecks Leistungsvergleich
o Territoriale Sägregierung: früher Wettkampf zwischen verschiedenen Bewohnern
von Orten
o Segmentierung von Zuschauer und Spieler: klare Trennung von Sportler und
Zuschauer
o Segmentierung (ökonomische) der Zuschauer: Eintrittgelder, Sitz- und
Stehplätze, VIP Boxen
o Individualisierung der Zuschauer: Stadien zivilisieren den Zuschauer in einen
passiven, emotional geordneten Rahmen
o Der virtuelle Sportraum: Massenmedien wie Fernsehen oder Radio überwinden
Grenzen des Raumes  internationales Fußballspektakel

Das Durchbrechen und Aufheben der Grenzen:
o Einflussreiches Engagement: Zuschauer werden zu „Mitspielern der
Hinterbühne“ – wollen aktiv die Mannschaft unterstützen
o Gewaltsames Engagement: z.B. Hooligans
o Aufheben begrenzter Normen: neue Sporträume, neue Gestaltung, z.B.
Spaßbäder, Joggingbahnen,...
4. Der Körper als soziales Gebilde




Der Körper als soziales Gebilde – Einleitung:
o Techniken des Körpers: Gestalt körperlicher Bewegungen beim Sport und im
Alltag
o expressive Körperbewegungen: Körperhaltungen, Gestik, Mimik,
Selbstdarstellung und Kommunikation durch den Körper
o Körperethos: Vorstellung über das Bild des Körpers, z.B. Schönheitsideale,
Präsentation,...
o Kontrolle der Trieb- und Bedürfnisstrukturen:
Anthropologische Voraussetzungen einer Soziologie des Körpers:
o Aufgabe und Möglichkeit des Menschen, seinen Körper sozialer Gestaltung und
Kontrolle zu unterwerfen  Der Mensch ist Körper (soziales Gebilde) und Leib
(Physisch)
Die soziale Kontrolle des Körpers:
o Körper ist soziales Gebilde, Bewegungstechniken sind nicht natürlich vorgegeben ,
sie wurden erlernt
o Umgang mit dem Körper ist in einer Gesellschaft normiert und wird kontrolliert
z.B. anhand einem Kodex der guten Sitten (Regeln über äußerliche Reinlichkeit,
Haartracht, Kleidung, Schmuck,...)
o Ebenso variabel sind Schönheitsideale, sowie der Körper als Ausdrucksmedium
Kommunikation und Aufrechterhaltung sozialer Strukturen
Der Umgang mit dem Körper ist nach bestimmten Alltagstheorien nach einem
bestimmten „Normalstatus“ normiert (u.a. nach Standards der Medizin und
Biologie)
o Allgemein: Gesundheit hat meist den Höchstwert, doch schichtspezifische
Unterschiede bei der Definition von Gesundheit
Körperkontrolle und gesellschaftliche Entwicklung
o Der Körper ist auch Ausdruck des jeweiligen kulturellen Systems, dass für seine
Sozialisation maßgeblich bestimmt ist
o Entkörperlichung: bedeutet, dass die Identität, der soziale Rang der Menschen
und das funktionieren der sozialen Systeme unabhängig gegenüber körperlichen
Eigenschaften und dem körperlichen Erscheinungsbild werden  wichtiger:
Intelligenz und Charakter + expressive Körperkontrolle (Lachen, Weinen,...)
 Heraufsetzen von Peinlichkeits- und Schamschwellen
 Dämpfung der Triebstruktur
 Disziplinierung des Körpers
o Grad der Sensibilität für einen aggressiven Sport hängt vom Entwicklungsstand
des Staates ab
o Körper im Sport stärker instrumentalisiert, d.h. zur Leistungssteigerung mit den
möglichen Folgen (Überbetonung: Abkochen, Schönheitsideale durch Hungern
erreichen, Funktionsstörungen, Depressionen, pathologische Reaktionen,...) 
versus Präsentation des Körpers freizügiger, dadurch Körperempfindungen
möglich (u.a. Körper als Medium der Kommunikation)


Soziologische Aspekte der Emotionen:
o Definition: Emotionen erfüllen wichtige Funktionen, sie sind wichtiger Teil bei der
Interpretation der Wirklichkeit und Bestandteil der Lebenswelt
o Positive versus negative Emotionen – instrumentelle Emotionen  normative
Festlegung in einer Gesellschaft durch Gefühlsregeln und Emotionsarbeit
o Emotionen sind kodiert und sind Bestandteil bei der Kommunikation
Sport als soziales Gebilde und Sportengagement:
o Instrumentalisierung des Körpers: Reduktion des Körpers auf seinen
Gebrauchswert z.B. Leistungsfähigkeit
o Kognitive Aneignung des Körpers: Erlernen von Präferenzen über die
Ökonomisierung von Körpereigenschaften oder Leistungsmerkmalen, Grenzen
körperlicher Leistungsfähigkeit,...
o Körperethos und Sportengagement: je nach dem das Normalbild des Körpers
auszusehen hat, orientiert sich auch letzten Endes der Sportler
o Techniken des Körpers: Bewegungsformen werden durch die Gesellschaft
geprägt, die Techniken allgemeiner B. stellen das Grundrepertoire sportlicher B.
dar
o Kodex der guten Sitten: Scham- und Peinlichkeitsschwellen, z.B. durch
Sportbekleidung, Körperkontakt, Präsentation
o Gesundheitsideale: spielen bei der Orientierung an bestimmten Sportarten mit,
d.h. welche trage im besonderen Maße der Gesundheit bei, welche nicht
o Emotionen im Sport: gekennzeichnet von „feeling rules“ / Emotionsarbeit z.B.
steigern der Emotionen zu einer Art Inszenierung für die Zuschauer, Vortäuschen
bestimmter Emotionen als taktische Maßnahme gegen den Gegner, oder Senken
der Emotionen aufgrund Moral und Ethik z.B. Fairer Verlierer
5. Soziale Prozesse im Sport
5.1Sozialisation:

Der Zusammenhang von Sport und Sozialisation
o Sozialer Prozess: Bezeichnet Veränderung und Bewegung innerhalb einer
institutionellen Ordnung, z.B. Veränderung sozialer Normen und Werte, Auf- oder
Abstieg innerhalb einer sozialen Schicht, abweichendes Verhalten
o Vorsozialisation: erste Einflussnahmen auf kulturelle Normen und Werte,
Einstellungen,... durch Einfluss der Sozialisationsagenturen (Eltern, peer group,
Schule)
o Sozialisation in den Sport: Gründe des Sporttreibens müssen sich nicht unbedingt
aus der Vorsozialisation ergeben, sondern können auch durch signifikante Andere
(sind jene Personen, die einen starken Einfluss auf Wertorientierungen,
Einstellungen und Verhaltensmuster besitzen - Vorbilder) führen


o Einbindung in den Sport: über die Sportart, das Leistungsniveau, die zeitliche
Beanspruchung bestimmt
o Sozialisation im Sport: Effekte: Normative Konformität, Ich- Stärke, IchIdentität, Solidarität  Rahmenbedingungen: institutionelle Einbindung,
Bezugspersonen, Art der Inszenierung,...
o Transfer: abhängig von der Strukturähnlichkeit, entweder erwünscht oder nicht
erwünscht
o De- und Resozialisation: Rahmenbedingungen: Bedeutung des Sports, alternative
Beschäftigungschancen
Empirisch ist kein Zusammenhang zwischen Sport und Sozialisation
nachzuweisen
Zum Begriff der Sozialisation:
o Definition Sozialisation: sozialer Prozess, durch Mitglieder der Gesellschaft oder
einzelner gesellschaftlicher Daseinsbereiche in moralisch, sozial- normativ und
symbolisch strukturierten Handlungssituationen, also in der vorgegebenen
institutionellen Ordnung angemessen zu interagieren.
o Normative Konformität - Wertmaßstäbe: Also Werte, Normen, Moralauffassungen
und Verhaltensweisen zu vermitteln  normative Konformität 
Eigenständigkeit und Selbstverantwortlichkeit nach KANT: mündig sein
o Ich- Identität: bezeichnet die Fähigkeit, soziale Rollen und Positionen und den
Ansprüchen der sozialen Umwelt in Einklang mit der eigenen Persönlichkeit zu
bringen (durch Kommunikation und Interaktion)  Aufbau eines eigenen Selbst –
soziale Identität: Balance zwischen Individualität und Konformität  eigene
Persönlichkeit
o Definition Identität: bezeichnet das über einen längeren Zeitraum bestehende
stabile Bild und Erleben der eigenen Person und der Selbstdarstellung des
Individuums  Individual- und Sozialwesen
o Ich- Stärke: Fähigkeit autonom zu handeln, Normen selbst zu reflektieren und
flexibel anzuwenden + souveräne Bewältigung sozialer Konflikte
o Solidarität: Entwicklung von Identität und Ich- Stärke mit sozialer Verpflichtung
verbinden, Aufbau sozialer Netzwerke,
Normative Konformität, Ich- Stärke, Ich- Identität und Solidarität werden in der
Sozialisation erworben. Die Entwicklungsphasen, in denen diese geprägt werden,
überschneiden sich nicht unbedingt mit der Teilnahme am Sport, oder an
Bindungen mit anderen Gruppen Grenzen der Sozialisation des Sports
Sozialisation in den Sport
o Einfluss der Eltern: lebenslanges Sportinteresse wird durch die Eltern festgelegt,
abhängig von Schichtzugehörigkeit und Erziehungsstil der Eltern
o Einfluss der Geschwisterfolge: Ausbildung der Geschlechtsidentität +
Geschwisterfolge wichtig für Rollenverständnis und Sportengagement
o Einfluss der Peer Group: Jugendliche befinden sich inmitten der
Identitätsprobleme  Loslösung vom Elternhaus + Erproben eigener
Autoritätsformen; PG ist besser über Probleme und Anforderungen der Umwelt
informiert als z.B. die Eltern, daher hoher Einfluss
Von einer eigenständigen Sozialisationsfunktion des Sports kann man nicht
uneingeschränkt sprechen, andere Instanzen wie z.B. Eltern, PG,... sind sehr
wichtig, da sie eine Vorsozialisation bilden  Selektionsprozess: es kommen nur
jene zum Sport, die eine Vor- Prägung erfahren haben – deren Präferenzen werden
weiter gefördert

Sozialisation im Sport:
o Normenkonformität und Ritualismus: Einübung sozialen Handelns  haben
besonders gläubige Einstellung gegenüber Normen und Regeln, sie eigen dazu
diese als unumstößlich und absolut zu betrachten
o Frustrationstoleranz und Überbelastung: durch Emotionsarbeit  Niederlagen
verarbeiten, vergrößern des Selbstvertrauens, und Selbstbewusstseins 
Abwehrmechanismen und Informationsverarbeitung
o Ich- Stärke und Rigidität: abhängig von der Sportart und dem Umfeld, kann der
Persönlichkeit förderlich, aber auch hinderlich sein, so zeigt sich bei jungen
Spitzensportlern ein hohes Maß an Rigidität, d.h. z.B. dass sie kaum andere
Handlungsmuster verfügen
o Empathie und Verletzung der Grenzen: erlernen der Fähigkeit, sich in die
Eigenwelt des Sports hineinzuversetzen  Problem, wenn die Grenzen zum Alltag
unklar sind und eine Transfer nicht erwünscht ist
o Solidarität und Ethnozentrismus: soziale Integration erfahren und reproduzieren,
allerdings abhängig von z.B. der Organisationsform (Mannschaft), äußerer
Druck,... Ethnozentrismus als Abgrenzungsmerkmal zu anderen Gruppen
o Demokratieverständnis und Enttäuschung : demokratische Verhaltensmuster,
Organisationsfähigkeiten versus Oligrchisierungstendenzen oder z.B. durch
Mitgliedschaft kommt es zu einer Entpolitisierung

Die Bedeutung der Sozialisation im Sport für außersportliche Bereiche:
o Zwischen Sport und Arbeitswelt Unterschiede aufgrund anderer Motivation
o Sport trägt mehr der Bedürfnisbefriedigung bei als die Arbeit, aufgrund der
fehlenden Identifikation mit dem Produkt
o Konformitätszwang bei der Arbeit höher
o Fehlende Frustrationstoleranz wirkt sich im Sport nicht so stark aus
5.2 Soziale Mobilität


Soziale Mobilität: bezeichnet den Aufstieg oder Abstieg von einzelnen Personen oder
sozialen Kollektiven innerhalb einer hierarchischen, wertmäßigen Gliederung/ Schichtung
eines sozialen Systems
Soziale Mobilität im Sport: bei Versagen aufgrund fehlender Motivation, Verletzung, etc.
kann die erwartete Leistung nicht mehr erbracht werden und führt zu
o Degradierung: Veränderung in eine andere Leistungsklasse
o Distanzierung: cooling out, man wird von seinen Mitspielern nicht mehr
einbezogen
o Coping: subjektive Verarbeitung der veränderten Situation durch
 Umdefinition der Präferenzen
 Angleichung des Anspruchsniveaus
 Abwehrmechanismen: externe Schuldzuweisung, Verdrängung
 Rationalisierung des Abstieges: Zeit für andere Dinge
 Bereichswechsel


Das Aussteigen aus dem Sport
o Freiwillig oder unfreiwillig, z.B. aufgrund des Alters, der Gesundheit,... 
Folgen:
o Suche nach neuer Identität: Gefahr: sozialer Tod durch Festhalten an alten
Maßstäben
o Suche nach neuer sozialer Einbindung: neue soziale Kontakte finden
o Suche nach neuer sozialer Rolle: schwierig, da meist die Leistungssportler sich
auf den Sport konzentriert und die Schul- oder Berufsausbildung vernachlässigt
haben
Sport als Instrument sozialer Mobilität: heute besser, da
o Sport demokratisiert: Sport steht jedem offen
o Sport auf individuelle Leistung bezogen
o Wachsende Bedeutung des professionellen Sports als Massenunterhaltung
Problem: Sieg ist relativ ungewiss, Karrieremöglichkeiten in der Realität begrenzt,
viele scheitern auf dem Weg dorthin  meist kehren Berufssportler aus den
unteren Schichten nach ihrer Karriere wieder zurück in die alten Verhältnisse,
deshalb
o Ausnutzen der Popularität: Werbung, Sponsorverträge,...
o Ausschöpfen erlernter Kompetenzen: z.B. Anstellung als Trainer, Manager,...
o Nutzen von Beziehungen: Nutzen verschiedener Fördereinrichtungen
5.3 Soziale Integration



Definition: Soziale Integration heißt gleichberechtigte Einbindung verschiedener
Personengruppen oder Kollektiven in ein offenes soziales System + Vermittlung von
Werten und Normen damit der einzelne ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft werden
kann
Integration im Sport:
o Sportvereine als Solidargemeinschaft mit gegenseitiger Akzeptanz und
Anerkennung der Mitglieder
o Problem: meist ist dies gar nicht so schwierig aufgrund der Homogenität der
Gruppe  Sport nach bestimmten sozialen Schichten
o Erfordert kulturelles Kapital und ermöglicht eine „Heimat auf Zeit“
o Verein kann identitätsstiftende Wirkung auf Person haben
o Verein als Dritter Sektor zwischen Familie und Staat/ Wirtschaft
Integration in die Gesellschaft
o Auch im Sport muss man mit einer Segregation und einer Schließung von
Personenkreisen rechnen, weniger mit einer Öffnung und sozialen Integration
rechnen Sport für alle in einem Verein nur kaum vorstellbar
5.4 Abweichendes Verhalten im Sport




o Definition: Abweichendes Verhalten verletzt die in einer Gesellschaft gültigen
Normen und Regeln  Abweichendes Verhalten ist eine Form von nicht
konformes Verhalten
Besonderheiten abweichenden Verhalten im Sport
o Entkriminalisierung des Sports: z.B. K.O. beim Boxen (In der Gesellschaft
verboten, beim Boxen gefordert)
o Ritualisierung abweichenden Verhaltens: Spieler versuchen an der
Toleranzschwelle des Schiedsrichters oder in Grauzonen nicht regelgerecht zu
agieren, z.B. Fallenlassen im Strafraum
o Ambivalenz der Bewertungen: z.B. faires Foul, Krieg ohne Waffen,...
Typen abweichenden Verhaltens im Sport:
o Überkonformes oder unterkonformes Verhalten: überkonformes V.: unreflektiertes
Übernehmen von Normen und Regeln, die einen absoluten Charakter erhalten +
Ausrichtung aller Lebensbereiche nach dem Sport (Bodybuilder, Marathon) 
unterkonformes V.: unkonformes Verhalten
o Abweichendes Verhalten im
 Sportfeld – Regelverletzungen: Doping, Materialveränderungen,...
 am Rande des Feldes – Regelverletzungen: Bestechung des
Schiedsrichters, Medikamente,...
 außerhalb des Feldes – Regelverletzungen: z.B. von Spielern nach einem
Auslandsspiel, Ausbeutung von Sportlern durch krumme Verträge,...
o Unterscheidung nach den delinquenten Personen: Unterscheidung nach
Personengruppen, z.B. Sportler, Arzt, Trainer, Reporter,...
Gründe für abweichendes Verhalten
o Bedingungen der Sportart: z.B. Nähe zum Gegner; Gewinnprämien,...
o Situative Gegebenheiten: aus der Folge der Spieldynamik z.B. Heim- oder
Auswärtsspiel, Leistungsklasse,...
o Regelverletzungen als Rollenerwartung: wenn die Rolle selbst mit aggressiven
Handeln in Verbindung gebracht wird z.B. Eishockey
o Einfluss von Medien und Kommerz: abhängig vom Medienrummel, den
Verdienstmöglichkeiten durch Inszenierung, um später Werbeaufträge zu sichern
Abweichendes Verhalten im Sport schwierig zu bestimmen, aufgrund
Entkriminalisierung des Sports. Abweichendes Verhalten heißt nicht nur
unkonformes, sondern auch überkonformes Verhalten – beide zeigen sich auch am
Rande und außerhalb des Sportfeldes
Abweichendes Verhalten als Rationalitätsfalle
o Prisoner Dilemma: beschreibt die Situation, bei der das Ergebnis nicht nur von der
eigenen Entscheidung abhängig ist, sondern auch von der Entscheidung des
anderen. Bei der Abwägung der Alternativen neigen beide eher zu einem worst
case, die letzten Endes für beide unvorteilhaft sind (z.B. Wettrüsten – Kalter
Krieg)  Spieltheorie nach PUTNAM
o Auswege aus dem Gefangenendilemma:
 Unterwerfung unter eine Moral: Individualethik
 Sanktionierung: Übergeordnete Instanzen der Kontrolle und
Sanktionierung  Institutionalisierung
 Vertrauen: durch Kooperation, Kommunikation,...
o Rationalitätsfalle: weil alle dopen, ist kein Vorteil mehr zu erringen + Kosten an
der Gesundheit sind letzten Endes höher als der einzelne Sieg
6. Sozialfiguren im Sport
6.1 Der Sportler


Das Konzept Sportengagement differenziert nach
o Verhalten: aktiv, passiv, expressiv, rezeptiv + zeitlicher Umfang und Kontinuität
o Wissen: Präferenzen über die Sportart,...
o Emotion: affektive Bindung, Identifikation,...
Determinanten des Sportengagements:
o Anforderung der Aufgaben:
 Sozial normativer Aspekt, z.B. Rollenerwartungen, Verhalten,
Einstellungen
 Sozialstruktur + Macht + Sachstrukturen
o Aufforderungscharakter: Ergibt sich aus den
 Nutzenerwartungen (z.B. Spaß, Freude, Prestige, Schönheit,...) und
 Erfolgswahrscheinlichkeit, abhängig von den
 Handlungserfordernissen,
 Zukunftbezogenheit des Nutzens,
 Nutzungspotential und den Kompetenzen,
 Strukturellen Unsicherheit,
 Verfall des Nutzens,
 Verteilung positiver und negativer Wirkungen
 und den Restriktionen (ökonomische Lage, Zeitkultur )
o Handlungspotential des Individuums:
 Vorsozialisation (Habitus, kulturelles Kapital)
 Sozialisation im Sport
 Funktionsausrüstung (Biologische Konstitution, Körper als soziales
Gebilde, Schichtzugehörigkeit, Lebensstil)
Nutzen des Sports ist unsicher, keine konstante Rechengröße und daher auch nicht
kalkulierbar, Aufforderungscharakter multikausal!
6.1.1 Schichtzugehörigkeit und Sportinteresse


Definition soziale Schicht: beschreibt vertikale Gliederung einer Gesellschaft nach
objektiven (Beruf, Einkommen, Bildung) und subjektiven Gesichtspunkten (Prestige,
Anerkennung)  Unterscheidung nach den Lebensgewohnheiten
Formen schichtspezifischem Sportengagement: Forschungsergebnisse
1. Mitglieder aus der mittleren und oberen Schicht treiben häufiger Sport als Mitglieder
aus unteren Schichten
2. Spitzensportler stammen eher aus einem Elternhaus mit hohem Einkommen und
hohen sozialen Status
3. Die schichtspezifischen Unterschiede entwickeln sich erst nach dem 20. Lebensjahr
BACHLEITNER
4. Das Sportengagement der sozialen Schichten zeigt qualitative Unterschiede durch z.B.
Grade der Exklusivität einer Sportart, Umfang, Leistungsniveau,...
o Sportarten mit Körperkontakt eher bei sozial unteren Schichten
o Je Neuer die Sportart, desto höher der soziale Status der Sportler zu anfangs
o Leistungsniveau höher, soziale Status höher
5. Die Unterschiede bei der Teilnahme an Wettkämpfen sind schichtspezifisch weniger
stark ausgeprägt
Keine soziale Integration durch den Sport  relative Geschlossenheit sozialer Schichten,
sowie Homogenität der Verkehrskreise werden im Sport reproduziert


Erklärungen schichtenspezifischen Sportengagements:
o Wirtschaftliche Lage: Kosten- und Zeitaspekt
o Unterschiede in der Biographie: Schulabschluss, Familienstand, Eheschließung
o Differenzen im sozialen Habitus: umschreibt spezifische Einstellungen,
Sichtweisen, Formen des Geschmacks, Lebensstile,...
o Kulturelles Kapital: spezifisches Wissen, Sprach- und Umgangsformen,
Denkweisen, Lebensstil, Präferenzen – jene Elemente des sozialen Habitus, um
durch Eignung Zugang zu bestimmten Angeboten oder Personenkreisen,
Organisationen zu finden
o Somatische Kultur: Training der Unempfindlichkeit durch z.B. Kampfsportarten
für alltägliche, körperliche Arbeit – oder Training für Schönheitsideale für
Ausstrahlung in der Berufswelt
Lebensstil- und Milieuforschungen:
o Nicht mehr allein Schichten, sondern individuelle Wahlentscheidungen und
Identitätskonstruktionen, eigenständige Statusentwürfe, bestimmen das
Verhalten und damit auch die Freizeitaktivitäten
Soziale Schichtung (Beruf, Bildung, Prestige) prägen Umfang, Qualität und Art
des Sportengagements, wenn auch die Lebensstilforschung mit einer zunehmenden
Individualisierung Einfluss gewinnen. Ebenfalls von Bedeutung: Kulturelles
Kapital
6.1.2 Sport und Geschlecht:

Unterschiede im Sportengagement: Ergebnisse
o Beteiligung am Sport ist viel geringer als bei Männern (Frauen: Mitglieder aus
höheren sozialen Schichten treiben häufiger Sport)
o Frauen stärker in kommerziellen Sportanbietern anzutreffen
o Internationaler Wettkampf: Frauen unterrepräsentiert (28%)
o Typische Männer- (Kampfsportarten, Gewichtheben,...) typische Frauensportarten
(Tanz, Gymnastik,...)
o Ehrenamtliche Tätigkeit von Frauen sehr gering
o Unterschiede in der Sportberichterstattung in den Medien: Frauen (Probleme mit
Karriere und der Familie, äußerliches Erscheinungsbild,...)
Geschlechtspezifische Unterschiede nehmen ab!

Gesellschaftliche Prägung der Gesellschaftsidentität:
o Geschlecht ist gesellschaftliches Ordnungsprinzip, Teil der sozialen Ordnung 
wird im Laufe der Zeit mit der Sozialisation erlernt - durch bestimmte
Verhaltensformen, Einstellungen und Interessen
o Körperhaben: physische Voraussetzungen  Körpersein: soziale Rolle, mit
Sozialnormen
o Biologismus wird zu einer Ideologie: Rechtfertigung bestimmter
geschlechtsspezifischer Rollen aufgrund physiologischer Unterschiede (Der Mann
ist hart, stärker (Muskeln,...), die Frau hingegen sensibel,...)
o Sozialer Habitus ist somit auch geschlechtsspezifische geprägt
o Definition Geschlechtsidentität: beschreibt Selbstverständnis von Mann oder Frau
mit den damit verbundenen sozialen Positionen und Rollen, die mit der eigenen
Identität (Ich- Identität) in Einklang gebracht werden müssen

Geschlechtsidentität und Sportengagement:
o Zeitliche Belastungen: abhängig von Kinderzahl, Hausstand,...
o Aufforderungscharakter des Sports: bei Frauen ist aufgrund der
Geschlechtsidentität ein starkes Sportengagement eher dem sozialen Rollenbild
und dem Selbstverständnis entgegengesetzt
o Körperethos: entspricht dem Bild vom Körper: Beim Mann ist Körperkraft in
Hinblick auf Erfolg und Attraktivität eher sekundär, primär ist z.B. Intelligenz
o Leistungsorientierung: Anziehungskraft des Sports von der Offenheit des Sports
(Karrierechancen eher gering) und den Erfolgschancen abhängig  Frauen eher in
kommerziellen Sportanbietern anzutreffen aufgrund fehlenden
Leistungsvergleichs, flexible Trainingszeiten, Köperformung im Vordergrund
o Männliche Dominanz: Vereine werden meist von Männern geleitet, dominiert und
damit auch eher dessen Interessen vertreten  Sportengagement nicht nur durch
Schichtzugehörigkeit geprägt, sondern vor allem auch durch das unterschiedliche
geschlechtsspezifische Rollenbild
Moderne Gesellschaften: Individualisierung und Differenzierung der Lebensstile
6.1.3 Sportengagement und Konfessionszugehörigkeit:
o Protestanten sind bei Spitzensportlern gegenüber Katholiken überrepräsentiert 
gegenteilige These: Kein Zusammenhang von Religion und Sportengagement
o Nach Max, Weber: protestantische Ethik und Geist des Protestantismus: hohes
Wirtschaftswachstum aufgrund hohen Leistungsstreben und asketische
Lebensführung + gesellschaftliche Ordnung (Bürgerrechte, kalkulierbares
Rechtssystem in Kombi mit Kalvinismus)
o Fazit:
 Einfluss der Konfession kann über die Schichtzugehörigkeit erfolgen
 Konfession kann Einfluss auf politische, gesellschaftliche und
wirtschaftliche Ebene nehmen und darüber Spitzensportler
hervorbringen
6.1.4 Der einzelne im Sport
o
o
o
o
Isolation durch den Sport: Klettern, Wandern, Segeln weitab der Zivilisation
Isolation im Sport: isoliert in einer Mannschaft
Individualist: Abkapselung, Aussteiger,...
Gründe: fehlen von kulturellem Kapital, aufgrund Leistungsabfall, keine
konformen Körpermerkmale
6.2Der Zuschauerengagement

o Anforderungen der Aufgabe
o Aufforderungscharakter der Aufgabe
o Handlungspotential des Zuschauers
Besonderheiten des Produktes „sportlicher Wettkampf“
o Es muss Expertenwissen vorhanden sein
o Geld und Zeit
o Zugänglichkeitsbarrieren überwinden
o Akzeptanz der Eigenheiten des Produktes
 Inkonsistenz und Unsicherheit
 Schädlichkeit der Monopolstellung  sportliche Anbietermonopole
 Flüchtigkeit der Produkte


Nutzenerwartungen:
o Ergebnisorientierung
o Soziale Orientierung
o Sachorientierung
o Erlebnisorientierung
Der FAN:
o Politische Demonstration z.B. gegen Apartheid
o Austragen gesellschaftlicher Konflikte
6.3 Mitglieder in Sportvereinen

o Mitglieder in Sportvereinen suchen meist weitaus mehr als „nur“ Sport zu treiben
o Jugendliche überdurchschnittlich stark vertreten, Frauen eher unterrepräsentiert
o Ziel eigene Interessen verwirklichen zu können bzw. Gleichgesinnte zu treffen +
Soziale Integration u.a. abhängig von dem Kulturellen Kapital  Problem: Meist
kein Sportangebot für alle und meist sehr homogene Gruppen
o Definition Einbindung: bezeichnet Prozess und Ergebnis der
Mitgliedergewinnung, Wahrnehmung der Mitgliederinteressen und Wünsche im
Verein, aktive Mitarbeit der Mitglieder und Identifikation der Mitglieder mit dem
Verein
Aktivitätsgrad – Grad der Einbindung:
o Umfang der Teilnahme am Sport (je nach Sportangebot)
o Grad der Wahrnehmung zusätzlicher Leistungen (Feste, Ausflüge,...)
o Grad der Teilnahme an demokratischen Entscheidungen (Diskussionen)
o Grad der ehrenamtlichen Mitarbeit
6.4Ehrenamtliche Mitarbeiter


o Definition Ehrenamtlicher Mitarbeiter: ist eine freiwillige, unentgeltliche
Erstellung von Leistungen für und in Vereinen
o Erscheinungsformen des Ehrenamtes:
o Grad der Institutionalisierung (formell, informell, fest dauerhafte
Position,...)
o Kollektive und individuelle Leistungserstellung:
o Verpflichtungscharakter (Sanktionen?)
o Art der Anbindung
Ehrenamtliche Mitarbeit aus der Perspektive des Mitgliedes
o Motive:
 Altruismus
 Psychisches Einkommen (Anerkennung, Prestige)
 Egoismus (Gegenleistungen, Vorteile)
o Nachteile:
 Opportunitätskosten (Zeitaufwand)
 Entscheidungs-, Durchsetzungs- und Kontrollkosten
 Psychologische Kosten (Unsicherer Job mit hoher Unsicherheit)
 Qualifikationserfordernisse (Steuerrecht beim Kassierer)
Ehrenamtliche Mitarbeit aus der Sicht des Vereins
o Vorteile
 Qualifikationspotential (berufliche Erfahrungen der Mitglieder)
 Personalisierung der Erwartungen (Rolle und Person sind kaum trennbar)
 Flexibilität (Ehrenamtliche Tätigkeit eröffnet hohe zeitliche, sachliche und
soziale Flexibilität)

o Nachteile:
 Strukturelle Unsicherheit (keine Mitgliederverpflichtung gegenüber Amt)
 Fehlende Sanktionsmechanismen (kein hierarchische System, bei Versagen
meist höchstens Tadel, ....)
 Begrenztes Qualifikationspotential
 Probleme bei der Rekrutierung
6.5Hauptamtliche Mitarbeiter


o Generelle ist die Anzahl hauptamtlicher Mitarbeiter in Vereinen eher gering
o Dennoch besteht in vielen Vereinen ein Professionalisierungsdruck  Definition:
Entwicklung eindeutig festgelegter Zugangsvoraussetzungen und formalisierter
Qualifikationsanforderungen, Entwicklung einer Standes- und Berufsorganisation,
um Verhaltens- und Wertmaßstäbe zu standardisieren.
 Aus den Strukturschwächen des Vereins heraus
 Aus den Problemen mit den ehrenamtlichen Mitarbeit
 Steigende Anforderungen
 Sinkende Bereitschaft der Mitglieder der aktiven Teilnahme
o Definition: Verberuflichung: Ersatz freiwilliger unbezahlter Arbeit, oder
nebenberuflicher Arbeit, Laien- durch Facharbeit.
Leistungsanforderungen an hauptamtliche Mitarbeiter:
o Engagementbereitschaft
o Anforderungsstruktur (besondere Qualifikation)
o Geringer Professionalisierungsgrad
o Autoritätsstrukturen: Hauptamtlicher Mitarbeiter ist Angestellter des Vereins
Strukturveränderungen durch Professionalisierung:
o Erweiterung der Arbeitsteilung
o Formalisierung (Abgrenzung der Zuständigkeiten, Kompetenzen,
Entscheidungsspielräume)
o Verschiebung von Einfluss (Verschiebung der Einflussstrukturen)
o Mitgliederengagement (Professionalisierung kann zu Passivität der Mitglieder
führen
6.6 Die soziale Rolle des Trainers und Übungsleiters


Definition Trainer: verfügt über fachliches Wissen für die Vervollkommnung sportlicher
Leistungsfähigkeit + Vorbereitung für Wettkämpfe + Betreuung + Beratung  anomische
Elemente (Paradoxien)
Charakteristika der Trainerrolle:
o Eindeutige Verantwortung (Leistung, Sieg)
o Weiter Entscheidungsspielraum
o Erfolgsunsicherheit
o Ambivalente Orientierungen (zwischen Erwartungen der Eltern, Lehrer, Presse,...)
 Funktionsspezifisch, instrumental (Sieg)
 Affektiv neutral (z.B. in seinen Entscheidungen)
 Universalistisch (Sportler als austauschbar ansehen, Orientierung am
Verein)
 Selbstorientiert entscheiden (sich nicht den sekundären Interessen von z.B.
Medien beugen)
 Pädagogisch moralische Verpflichtungen
o Problemlösungen:
 Autoritarismus: Bestreben nach alleiniger Entscheidungsbefugnis als
Ersatz für mangelnde Kontrolle
 Selektion sozialer Kontakte (Auswählen bestimmter Bezugsgruppen,
werben um Zustimmung + Vermeidung von Kontakten mit
Problemgruppen)
 Suche nach Unterstützung: Argumentieren und Überzeugen  Koalitionen
bilden
6.7 Der Schiedsrichter



Bestimmungsfaktoren des Schiedsrichtereinsatzes
o Große Interessengegensätze der Parteien (Mannschaften)  Nullsummenspiel
o Bereitschaft gegen die Regeln zu verstoßen
o Normative Regelung erfährt z.T. großen Auslegungsspielraum
Funktion und Bedeutung des Schiedsrichters
o Balance zwischen Zwängen des Regelwerkes und der Dynamik der Situation
o Probleme verzerrter Wahrnehmung: Parteien erleben Wirklichkeit unterschiedlich
Fremdeinschätzung des Schiedsrichters:
o Steht vorwiegend im Betrachtungshintergrund (namentlich meist unbekannt)
o Im Vordergrund meist nur bei vermeintlich falschen Entscheidungen
o Soll den Spielfluss wahren
7. Sport und Gesellschaft
7.1Sport in vorindustriellen Gesellschaften

Grad sozialer Differenzierung:
o Definition Soziale Differenzierung: Trennung von Individuum und System,
Trennung von internen und externen Rollen  Arbeitsteilung mit dem Ziel der
Leistungssteigerung
o Vorindustrielle Gesellschaft: einzelne Lebensbereiche und Funktionen noch nicht
eigenständig, und in funktionsspezifischen Institutionen zusammengefasst
 Grad der Arbeitsteilung
 Soziale und politische Zwänge
 ...
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