Bachelor Modul biol113

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Bachelor-Modul biol113
ZELLBIOLOGIE 1: Themen und Stichwörter
WS2014/15
Stand: 2.2.2015
Die Folien, die im Rahmen der Vorlesung gezeigt werden, sind u.a. folgenden Büchern und
BIUZ-Artikeln entnommen:
Buchanan, Gruissem, Jones (2000, 2002) Biochemistry and Molecular Biology of Plants,
ASPB, Rockville, Maryland
Strasburger (2008) Allgemeine Botanik, Spektrum Verlag
Alberts (2011) Molekularbiologie der Zelle, Wiley/VCH
Lodish (2012) Molecular Cell Biology, Int. Student Version
Karp (2008) Molekulare Zellbiologie, Springer-Verlag
Karp (2013) Cell Biology, Int. Student Version
Ude/Koch (1994): Die Zelle – Atlas der Ultrastruktur, G. Fischer Verlag
Gunning/Steer (1996) Bildatlas zur Biologie der Pflanzenzelle, G. Fischer-Verlag
BIUZ-Artikel:
Autophagie – Heft 6/2012, S. 374 ff.
Grüne Tiere – Heft 3/2009, S. 11
Mitochondrienfalten – Heft 5/2013, S. 270
Mikroskopie jenseits der Auflösungsgrenze – Heft 4/2012, S. 244
Plastiden-Proteinimport – Heft 2/2013, S. 74
Plastidensignale – Heft 5/2011, S. 298 ff.
Stromuli – Heft 3/2010, S. 162-170
1. Doppelstunde - Einführung
Allgemeines zur Zelle
Die Zelle als Grundeinheit des Lebens, Kriterien, Grundeigenschaften aller Zellen
Geschichte der Zellbiologie und Mikroskopie
Größe von Zellen
Vergleich von Procyte und Eucyte
Definition: Kompartiment, Organellen, „semiautonome Organellen (Plastiden und
Mitochondrien)
Kompartimente der Eucyte
Kompartimentierungsregel
Meristematische und ausdifferenzierte Zellen, Anteile verschiedener Kompartimente am
Zellvolumen
1
2
2. Doppelstunde am 3.11.2014 – Methoden der Zellbiologie
Mikroskopie
Literatur: BIUZ 4/2012, S.244-253
Auflösungsvermögen von Auge, Licht- und Elektronenmikroskop
Größenbereiche der Licht- und Elektronenmikroskopie
Lichtmikroskopie und Elektronenmikroskopie (TEM, REM)
Physikalische Verfahren zur Verbesserung des Kontrasts:
Phasenkontrastmikroskopie
Fluoreszenzmikroskopie und CLSM:
Anregungs- und Emissionslicht
Primärfluoreszenz- und Sekundärfluoreszenz
2 Verfahren zum Nachweis von Proteinen:
1. Immunologischer Nachweis: Unterscheidung zwischen erstem spezifischen und
zweitem Antikörper, der mit Fluoreszenzfarbstoff, Enzym oder Goldkügelchen
gekoppelt ist
2. Gentechnischer Ansatz: GFP-Fusionskonstrukte, GFP als Reporter
Nobelpreis 2008 für die Entdeckung und Anwendung von GFP in der Zellbiologie
Mit GFP können auch Kompartimente sichtbar gemacht werden.
Hochauflösende Mikroskopie jenseits der Auflösungsgrenze:
Nobelpreis 2014 für zwei Verfahren zur Überwindung der Auflösungsgrenze der
Lichtmikroskopie:
PALM – Photoaktivierte Fluoreszenzmikroskopie
STED – stimulated emission depletion
Biochemische Schlüsselmethoden der Zellbiologie
Trennung von Organellen nach Dichte:
1. Differenentialzentrifugation
2. Dichtegradientenzentrifugation
Dichten verschiedener Zellbestandteile:
2
Svedberg Konstante
3
3. Doppelstunde am 10.11.2014
Vorbereitung: großer Alberts (2011)
Membranen
Funktionen von Membranen: Abgrenzung, Rezeption, Energiegewinnung etc.
2 Seiten der Membran: exoplasmatische und plasmatische Seite
Membranen sind dünne zweidimensionale Flüssigkeiten (Fluid mosaic Modell)
Grundlage der Struktur: Membranlipide sind amphipatisch
Membranlipidklassen:
- Phopholipide
- Galaktolipide
- Ceramide bzw. Sphingolipide
- Sterole wie Cholesterin
Beweglichkeit der Lipide: lateral, Rotation, Flip-Flop katalysiert durch Flippasen
Zwei Grundeigenschaften von Membranen:
1. Asymmetrie
Phosphatidylserin als Marker der endoplasmatischen Seite
2. Laterale Heterogenität
z.B. Lipid Rafts
Fluidität, Schmelztemperatur
Regulation von Änderungen durch Umbau
Fettsäuren, Sterole, LTP, PLA2
Vergleich verschiedener Membranen der Pflanzenzelle (prozentuale Angaben):
Lipidklasse
MGDG
DGDG
SL
PC
PE
PS
andere
Plastide,
Hülle
35
30
6
20
1
0
8
Thylakoidmembran
51
26
7
3
0
0
13
Mito. Inn.
Membran
0
0
0
27
29
25
19
Plasmamembran
0
0
0
32
46
0
22
Peroxisom
0
0
0
52
48
0
0
Lipide geben Auskunft über die Evolution:
Die Lipidzusammensetzung der Plasmamembran verschiedener Bakterien und der
Membranen der eukaryotischen Organellen liefert Belege für die Endosymbiontentheorie.
Beispielsweise kommen in der Plasmamembran von Cyanobakterien Galaktolipide vor, die in
der Eucyte nur in den Plastidenmembranen zu finden sind.
Markerlipide der Organellen:
Chloroplasten: Galaktolipide (MGDG, DGDG), Sulfolipid
Mitochondrien: Cardiolipin
Die Galaktolipide und Sulfolipide der Chloroplasten sind Phosphor-Sparlipide.
3
4
Membranproteine:
Vergleich von Membranen im Hinblick auf Verhältnis von Proteinen zu Lipiden
Membran
Myelinscheide
PM Erythrocyten
PM Leberzellen
Äußere
Mitochondrienmembran
Innere
Mitochondrienmembran
Purpurmembran
Protein
18
49
44
52
Lipide
79
43
52
48
Kohlenhydrate
3
8
4
0
75
25
0
75
25
0
75% Protein in innerer Mitochondrienmembran und in Purpurmembran
weniger als 20% Protein in Myelinscheidenmembranen
Integrale und periphere Membranproteine (MP):
Integrale MP:
Single- und multi-pass Proteine (alpha-Helices)
ß-Fass-Proteine bei Bakterien und Organellen, u.a. Porine mit 16 ß-Faltblättern
Integrale MP und Transport:
Durchlässigkeit von Membranen
Transporter: Carrier (Symporter, Antiporter), Ionenkanäle und Pumpen
Verankerung peripherer MP an Membran:
1. nichtkovalente Wechselwirkungen mit integralen MP
2. kovalente Bindung an Lipidanker, z.B. innen: Prenylreste, Myrsitinsäure
außen: Phosphatidylinositol (PIP)
Gefrierbruchpräparate zur Untersuchung von Membranen:
4 Flächen einer Membranen: Oberflächen und Bruchflächen
Visualisierung von Proteinkomplexen (Größe, Verteilung)
Nachweis der Beweglichkeit von Proteinen in der Membran
Fusion von 2 Zellen mit unterschiedlichen Membranproteinen
Antikörper mit Fluoreszenz erkennen Epitope; Messung der Zeit bis zur homogenen
Verteilung
4
5
4. Doppelstunde am 17.11.2014
Synthese von Proteinen an verschiedenen Ribosomen
Cytoplasma: 80S (40S und 60S)
Organellen (Plastiden, Mitochondrien): 70 S (30S und 50S)
Targeting von Proteinen, die an 80S Ribosomen hergestellt werden
Kompartiment
Sequenz
Lage der Sequenz
Zellkern
Peroxisom
Plastide
im Protein
C-Terminus
N-Terminus
ER/Golgi
NLS, basische Aminosäuren
PTS: Aminosäuren SKL
PTP (Plastiden Target-Peptid)
Transitsequenz
MTP (Mitochondrien Target-P.)
Präsequenz
Signalsequenz
Vakuole
Signalsequenz und VSS
N- oder C-Terminus
Mitochondrium
N-Terminus
N-Terminus
Transport,
Prozessierung
gefaltet
gefaltet
ungefaltet
Protease im Stroma
ungefaltet
Protease in Matrix
ungefaltet
Protease im ER-Lumen
Spaltung vor oder nach
Transport
Posttranslationale Prozessierung bei Organellenproteinen und ER-Proteinen: N-terminale
Targetsequenzen werden durch spezifische Proteasen abgespalten.
Bei den MTP und PTP gibt es eindeutige und zweideutige Sequenzen. Mit letzteren
gelangen die Proteine in beide Organellen (duales Targeting).
Beispiel: Von 24 als GFP-Fusionsproteine getesteten Aminoacyl-tRNA-Synthetasen werden
15 dual in Plastiden und Mitochondrien importiert.
Methode zum Test der subzellulären Lokalisation eines Proteins:
Biolistische Transformation von Zwiebelepidermiszellen mit GFP-Fusionskonstrukten zur
Überprüfung des Targeting, BIUZ 3/2010
Das Endomembransystem
Vor- und Nachbereitungsempfehlung: Alberts (2011)
Übersicht über das Endomembransystem
Kernhülle
Endoplasmatisches Retikulum
Golgiapparat
Hypothese zur Co-Evolution von Zellkern und Endomembransystem; Membranlipide
stammen sind eubakteriellen Typs, nicht archaebakteriell, Vesikel aus diesen Lipiden haben
sich nach der primären Endosymbiose (Mitochondrien) um Genmaterial herumgelagert
Endoplasmatisches Retikulum
Hauptdomänen des ER: Kernhülle; raues und glattes ER
Weitere funktionelle Subdomänen:
Kontaktstellen zu den Organellen
Stellen für Proteinkörperchenbildung (raues ER)
Stellen für Ölkörperchenbildung (glattes ER)
5
6
Kontakte mit Cytoskelett
Ribosomen am ER, Polysomenbildung
Vektorielle Translation von Proteinen mit Signalsequenzen am N-Terminus (Ausnahme bei
multi pass Membranproteinen, s. Alberts)
Signalsequenzerkennungspartikel (SRP): Aufbau aus 5 Proteinen und einer RNA
Das SRP ist wie auch die Ribosomen ein Ribonukleoprotein-Komplex. Auf einer Seite bindet
es an die Signalsequenz, auf der anderen Seite an den SRP-Rezeptor in der ER-Membran.
Prozessierung von löslichen Proteinen:
ER-Membranproteine können wie die löslichen Proteine im Lumen prozessiert werden
(Abspaltung des N-terminalen Signalpeptids). Dann weist der neue N-Terminus zum Lumen.
Das Protein bleibt mit einem hydrophoben Sequenzabschnitt in der Membran (StoppTransfer-Sequenz).
anterograder und retrograder Vesikeltransport zwischen ER und Dictyosomen
cis- und trans-Seiten von ER und Dictyosomen
Was passiert mit Proteinen im ER?
Prozessierung durch Signalpeptidase
Faltung und Oligomerisierung unter Beteiligung von Chaperonen, u.a. Bip, Calnexin
S-S Brücken (intra- und intermolekular)
N- Glykosylierung an Asparaginresten – Dolichol als Lipid-Carrier für Oligosaccharide
Qualitätskontrolle im ER, Export von falsch gefalteten Proteinen zum Abbau durch
Proteasom im Zellkern
Besondere Domänen des ER in der Pflanzenzelle:
Bildung von Ölkörperchen am glatten ER. Diese auch Oleosomen genannten Körperchen
enthalten Triglyzeride, sind von einer monomolekularen Schicht von Phospholipiden
umgeben, auf die Oleosine aufgelagert sind. Oleosine stabilisieren die Oleosomen.
Bildung von Proteinkörperchen am rauen ER; Speicherproteine (Globuline, Prolamine)
5. Doppelstunde am 24.11.2014 (H.-P. Mock)
Aufbau von Proteinen: Primär- Sekundär-, Tertiärstruktur;
Funktion von Co-Chaperonen bei der Proteinfaltung
Enzymaktivität; Schlüssel-Schloß-Prinzip vs. Induced fit; Cofaktoren;
Michaelis-Menten-Kinetik
Dimere/Komplexe; Bespiel RuBisCo
Omics-Techniken, Vergleich Transkriptom/Proteom; Post-translationale Modifikation
(Bespiele: RuBisCo kleine Untereinheit; Phosphorylierung/Dephosphorylierung der
Nitratreduktase)
Dynamik des Proteoms, Einfluss von Entwicklungsprogrammen und Stressfaktoren
Trenntechniken für komplexe Proteinproben (SDS-PAGE, 2-D Gelelektrophorese)
Isoelektrischer Punkt von Proteinen
Färbetechniken für Proteine (Sensitivität, dynamischer Bereich)
Gezielter Nachweis und Quantifizierung von Proteinen: Western-Blotting
6
7
Identifizierung von Proteinen über Massenspektrometrie: Typtischer Verdau, PeptidmassenFingerprint, Peptidsequenzierung mit MS/MS-Techniken
Funktionsweise eines MALDI-TOF-MS.
6. Doppelstunde am 1.12.2014
Der Golgiapparat
Aufbau aus Dictyosomen
Subzelluläre Lokalisation von Dictyosomen.
Tierzelle: um den Kern herum
Pflanzenzelle: um Kern und im Cytoplasmasaum am Rand der Zellen
Eine normale Pflanzenzelle enthält ca. 20-400 Dictyosomen.
Dictyosomen können durch Teilung vermehrt werden.
Sortierung von Proteinen zwischen ER und Dictyosomen
KDEL-Sequenz bei ER-Proteinen
Allgemeine Funktionen des Golgiapparates:
O-Glykosylierung
Glykolipidsynthese
Spezielle Funktionen in der Pflanzenzelle:
Synthese komplexer Polysaccharide für die Zellwand
Synthese von Lignin-Vorstufen
Schleimproduktion bei Zellen der Wurzelhaube (Kalyptra)
Vesikel des Endomembransystems (Vesikel haben variablen Inhalt):
Vesikelbildung, Hüllproteine:
COPI für retrograden Transport (Golgi zum ER)
COPII für anterograden Transport (ER zum Golgi)
Clathrin für Transport zur Vakuole und für Endocytose
Hülle der Vesikel erfüllt mehrere Funktionen:
- Bildung der Vesikel (mechanisch)
- Sortierung des Inhalts
- Zielsteuerung
Zielsteuerung über SNARE-Proteine:
v-SNARE
t-SNARE
SNARE-Proteine bilden Dimere an der Zielmembran
Energiebedürftiger Prozess: Beteiligung von Rab-GTPasen (phylogenetisch alte
Proteinfamilie, typisch für Eucyten)
Der Zellkern
Aufbau des Zellkerns:
Kernhülle (doppelte Hüllmembran, verbunden mit ER)
Poren mit Kernporenkomplexen
Kernmatrix
Kernlamina: Lamine sind Intermediärfilamente, verankert in Kernmembran über einen
Prenylrest
Phosphorylierung: Auflösung der Lamina vor der Mitose
7
8
Nucleolus:
Transkription der ribosomalen Gene (rDNA, hochrepetitiv)
Bildungsort für RNA-Proteinkomplexe
Präribosomen, Prozessierung der rRNA durch sno-RNA (small nucleolar RNAs)
SRP
U6-snRNP (Untereinheit des Spleißapparats)
Telomerase
Kernporenkomplexe (NPC):
30 verschiedene Proteine
Achtstrahlige Symmetrie, Korbbildung aus 8 Filamenten (Länge: 100 nm)
Transport in den Kern und aus dem Kern, NLS, Importine, NES, Exportine, Ran GTP
Kernproteine größer 40kD brauchen eine Kernlokalisationssequenz (NLS),
Centromer mit Kinetochoren zur Verankerung der Mikrotubuli
Chromatin: Eu- und Heterochromatin (fakultativ und konstitutiv)
Histone: H1-Linkerhiston, H2A, H2B, H3, H4
Modifikationen an Histonen: Acetylierung, Methylierung, Phosphorylierung
Nukleosomen: Histonoktamere aus H2A, H2B, H3, H4 und 168 bp DNA
Epigenetik, Chromatinmodellierung, Histon-Code
Histon-Modifikationen: Acetylierung, Phophorylierung, Methylierung
Acetylierung: Lockerung des Chromatins, erhöhte Zugänglichkeit für Transkriptionsfaktoren
Telomere, Telomerase (RNA-als Matrize)
Krebszellen haben erhöhte Telomeraseaktivität
7. Doppelstunde am 8.12.2014
Das Cytoskelett
Funktionen: Verankerung, Bewegungen von Zellbestandteilen (Komparetimenten, Vesikeln,
Ribosomen u.a.), Information über Polarität
Grundkomponenten:
Untereinheit
Aktin
Mikrotubuli
Intermediärfilamente
Grundbaustein
G-Aktin
α-, ß-Tubulin
Heterodimer
nicht besprochen
Polymer
Aktinfilament
Mikrotubulus aus 13
Protofilamenten
nicht besprochen
Durchmesser
6 nm
25 nm
10 nm
Polarer Aufbau von Aktinfilamenten und Mikrotubuli (+- und – Pol)
Zerfall und Assemblierung
Gifte, die auf das Cytoskelelett abzielen:
Colchicin, Taxol: Mikrotublin
Phalloidin, Cytochalasin B: Aktin
Bewegung und Verankerung von Organellen und anderen Kompartimenten bei Tier und
Pflanze
8
9
Kompartiment
ER
Golgi
Mitochondrien
Plastiden
Zellkern
Aktinfilamente
Pflanze
Pflanze
Pflanze
Pflanze
alle Eucyten
Mikrotubuli
Tier
Tier
Tier
alle Eucyten
Plastiden
Algen haben einen bis wenige Chloroplasten pro Zelle.
Höhere Pflanzen haben viele (ca. 100) Chloroplasten pro Parenchym-Zelle.
Verschiedene Plastidentypen, Differenzierungsmöglichkeiten
Entwicklung von Chloroplasten aus Proplastiden im Gramineenblatt
- Entstehung von Thylakoiden: Vesikel aus der inneren Hüllmembran fusionieren
Entwicklung von Chloroplasten aus Etioplasten (Ergrünung)
- Etioplasten, Prolammellarkörper
- Chlorophyllbiosynthese, Lichtabhängigkeit bei Angiospermen, ProtochlorophyllidOxidoreduktase (POR)
- Entstehung von Thylakoiden bei der Ergrünung: Primärthylakoide entwickeln sich
ausgehend vom Prolamellarkörper
Subkompartimentierung eines Chloroplasten
Zwei Hüllmembranen mit Intermembranraum
Stroma
Thylakoidmembran mit Lumen
Struktur des Thylakoidmembransystems: Grana- und Stromathylakoide
Laterale Heterogenität in der Verteilung der Komplexe
des Photosyntheseapparates:
Komponente
% Vorkommen in
Granathylakoiden
% Vorkommen in
Stromathylakoiden
PSII
85
15
PSI
10
90
Cyt f/b6
50
50
LHCII
90
10
ATP-Synthase 0
100
Plastocyanin
(Lumen)
60
9
40
10
8. Doppelstunde am 15.12.2014
Vorteile der lateralen Heterogenität in der Thylakoidmembran:
1. Langfristige Anpassung an Lichtbedingungen durch Änderung des Verhältnisses von
Stroma/Granatylakoiden bzw. des Verhältnisses zwischen den Photosystemen
2. Kurzfristige Anpassung an Lichtänderungen durch „State-Transition“
State-Transition: Wanderung des LHCII zwischen PSII und PSI,
Wenn PSII aktiver ist als PSI kommt es zur Reduktion des Plastochinon-Pools, dadurch wird
eine Kinase aktiv, die den LHC phosphoryliert, dieser wandert dann nach PSI.
Umgekehrt, wenn PSI aktiver ist als PSII, wird LHC-P dephosphoryliert und LHC wandert
zurück zum PSII im Granabereich.
Literatur dazu: Buchanan et al. (2000) Biochemistry & Molecular Biology of Plants, ASPB, S.
590-596
Plastidenteilung
arc-Mutanten mit unterschiedlicher Größe und Zahl an Plastiden
Proteine des inneren Ringes: FtsZ1,2; ARC6
Proteine des äußeren Ringes: ARC3, ARC5
Ringpositionierung durch die Min-Proteine
Immunologischer Nachweis der Ringproteine
Methoden: Nachweis von Protein-Protein-Interaktionen:
- FRET (Fluoreszenzresonanzenergietransfer)
- Bimolekulare Fluoreszenzkomplementation (BiFc)
9. Doppelstunde am 12.1.2015
Evolution – Plastiden von höheren Pflanzen und Grünlagen gehen auf eine Endosymbiose
vor ca. 1,5 Milliarden Jahren zurück, sind also monophyletisch
Entstehung der Plastiden durch Endosymbiose; ein einmaliger Vorgang in der Evolution?
Beispiel für eine andere Endosymbiose vor ca. 1 Million Jahren: Paulinella hat sog.
Cyanellen mit ca. 1 Million bp DNA, d.h. noch 25% des ursprünglichen Genoms des
Vorläufer-Cyanobakteriums (andere Gruppe als Vorläufer der Chloroplasten)
Die Schnecke Elysia nimmt Chloroplasten auf und kann damit Energie gewinnen
(BIUZb3/2009).
Plastiden-DNA ist verpackt in polyploiden Nukleoiden,
hohe Kopienzahl pro Plastide (mehrere Hundert) und pro Zelle (mehrere Tausend Kopien)
Größe von Plastidengenomen:
Porphyra purpurea
Nicotiana tabacum
Arabidopsis thaliana
Hordeum vulgare
Epifagus
Apicomplexa
10
191 kbp
156 kbp
154 kbp
136 kbp
70 kbp
35-40 kbp
11
Sekundäre Endosymbiosen, z.B. Dinoflagellaten, Apicomplexa
Apicomplexa mit Apicoplasten: Malariaerreger
Biosynthesen in Plastiden ohne Photosynthese:
Fettsäuren
Stärke
Aromatische Aminosäuren
Häm
Isoprenoide
Plastiden-DNA (ptDNA)
Größe (ca. 150 kbp) und Struktur: LSC, IRa, IRb, SSC
Kodierungspotential
Gennomenklatur: Tabelle BIUZ, 2011
psa, psb, pet, atp, ndh, trn, rrn, rps, rpl
Evolution: Gentransfer in den Kern findet immer noch statt
Beteiligung von kernkodierten und plastidenkodierten Proteinen am Aufbau des
Photosynthesepparates u. a. Proteinkomplexe der Plastiden
ca. 85 Proteine der Plastiden sind plastidenkodiert; 3000-4000 Proteine sind kernkodiert
Aufbau des PS-Apparates erfordert Proteine von außen, innen und Kofaktoren wie
Chlorophyll
Import kernkodierter Plastidenproteine:
TOC und TIC, Importexperiment mit radioaktioven in vitro Translationsprodukten
TOM/TIM, ähnlicher Importapparat und Mechanismus bei Mitochondrien:
Präsequenzen für Import; Prozessierung in Matrix und Stroma
Ergänzung zum Import in Organellen
Überraschungen von Proteomuntersuchungen.
An einer Auswahl von 500 Proteinen des Proteoms der Chloroplasten stellte man fest:
260 haben eine PTP-Sequenz
40 haben eine MTP-Sequenz
Daraus folgt:Duales Targeting in Plastiden und Mitochondrien
50 haben eine Signalpeptid (SP)-Sequenz
Daraus folgt: Alternativer Importweg in die Plastiden: ER- oder Golgi-Vesikel
Diese Proteine kann man auch an Glykosylierung erkennen.
140 haben keine N-terminale Targetingsequenz
Bei diesen weiß man noch nicht, wie sie in das Organelle gelangen
Regulation des Proteinimportapparates über das UPS (Ubiquitin-Proteasom-System):
Während der Ergrünung wird Importrezeptor von TOC abgebaut und neuer inseriert. Dies hat
andere Spezifität zum Import von Proteinen zur Folge (BIUZ 2/2013, S. 74).
11
12
10. Doppelstunde am 19.1.2015. Mitochondrien und Peroxisomen
Evolution der Mitochondrien
Archaezoen-Hypothese: eukaryotische Zellen ohne Mitochondrien
Aber: Archaezoen (Parasiten) haben reduzierte Mitochondrien: Mitosomen ohne Genom
Verwandt mit Mitochondrien: Hydrogenosomen, entwickeln Wasserstoff, können Genom
besitzen
Zahl der Mitochondrien pro Zelle ist stark variabel:
Wurzelspitze Mais: 200-2000; Hefezelle: 1-50; Leberzelle: 1000
Subkompartimentierung: Intermembranraum und Matrix
Innere Hüllmembran: Cristae
Funktionen von Mitochondrien
Übersicht über die Atmung: Glykolyse, Citratzyklus, Atmungskette
Komplexe der Atmungskette, Alternative Oxidase
ATP-Synthase, Protonengradient
Photorespiration
Alter: Abnahme in der Faltung der inneren Hüllmembran, Verlust der lateralen Heterogenität,
Bildung von Vesikeln, Austritt von Cytochrom c: Signal für Apoptose (s. 12. Vorlesung)
Größe, Form, Zahl pro Zelle
Dynamik: Gleichgewicht von Fusion und Spaltung
Vor Teilung von Zellen: Bildung eines grossen mitochondrialen Netzwerkes
FtsZ in der Rotalge Mallomonas, sonst während der Evolution verloren gegangen
Spaltung erfordert DRP (Dynamin related proteins)
Genom der Mitochondrien, Mastergenom und subgenomische Formen
Größe und Gengehalt der mtDNA:
Mensch
17 kbp
13 Gene für Proteine, 22 tRNAs, 2 rRNAs
Hefe
86 kbp
30 Gene für Proteine
Pflanzen
367 kbp (At) 58 Gene für Proteine
Pflanzen: Plastidengene in mitochondrialer DNA: Pseudogene
Mitochondriale Gene und Funktionen
Gen
cob
coxI
nad
rrn
trn
atp
Protein
Cytochrom c Apoprotein
Untereinheit I der Cytochrom
c Oxidase
Untereinheit der NADH
Dehydrogenase
18SrRNA, 26SrRNA
tRNA
ATP Synthase
rpo Gene nur bei Reclinomonas (Protozoa)
5SRNA wurde bei Pflanzen beibehalten
12
Funktion
ATMUNG
ATMUNG
ATMUNG
Proteinbiosynthese
Proteinbiosynthese
ATP-Synthese
13
SSS=substoichiometrisches Shiften: bestimmte Gene können in höherer Kopienzahl
vorhanden sein
CMS: Cytoplasmatisch männliche Sterilität, wichtiges Instrument für Züchter
Wenn Mitochondrien nicht richtig funktionieren, ist Pollenentwicklung gestört.
Peroxisomen
Anderer Name: Microbody
Leitenzym: Katalase: Disproportionierung von Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff
Entstehung aus dem ER oder Vermehrung durch Teilung (ähnlich wie bei Mitochondrien)
Import von peroxisomalen Proteinen: SKL-Sequenz am C-Trminus; gefaltet
Funktionen:in der Pflanze:
Photorespiration (zusammen mit Plastiden und Mitochondrien)
ß-Oxidation von Fettsäuren
Tier: ß-Oxidation in den Mitochondrien
Funktionelle Spezialisierung:
Glyoxisomen in fettreichen Samen führen Gluconeogenese durch
11. Doppelstunde am 26.1.2015
Genexpression allgemein (Kerngene: meist Exone und Introne)
Regulation auf verschiedenen Ebenen:
Transkription; RNA-Polymerasen in der Pflanzenzelle (Zellkern: I, II, III, IV+V)
Mitochondrien: mtNEP (und MEP bei Reclinomonas)
Plastiden: PEP (mit kernkodiertem Sigmafaktor) und ptNEP
Prozessierung von RNA, u.a. Spleissen und Edierung
Translation
Stabilität von Proteinen,
Proteasom im Zellkern und Cytoplasma: Abbau ubiquitinylierter Proteine
Die Genexpression in Organellen kann auch über Gendosis (Kopienzahl der DNA ) reguliert
werden.
Hauptregulationsebene im Zellkern: Transkription
Hauptregulationsebenen in den Organellen: Prozessierung, Spleissen, Edierung, Translation
Für alle dieser pottranskriptionellen Prozesse werden kernkodierte Proteinfaktoren benötigt,
d.h. die Genexpresssion wird von Zellkern kontrolliert (anterograde Kontrolle).
Pflanzenzellen haben drei Genome
Koordination der Genexpression in drei Kompartimenten:
Retrograde Signale (BIUZ 5/2011): u.a. ROS, Intermediate der Chlorophyllbiosynthese,
Häm, Störungen der Proteinbiosynthese
Plastiden können Stromuli bilden. Diese können bei der Übertragung von Signalen eine Rolle
spielen (BIUZ 3/2010).
13
14
12. Doppelstunde am 2.2.2015
Die Vakuolen der Pflanzenzellen
Die Vakuole ist das größte Kompartiment in ausdifferenzierten Zellen: 30-90% des
Volumens.
In meristematischen Zellen gibt es viele kleine Vakuolen, die während der Differenzierung
fusionieren.
Funktionen der Vakuole
1. Ionenhomeostase
2. Entgiftung
3. Abbau von geschädigten Organellen (Autophagie)
4. Stickstoffremobilisierung im Herbst: massiver Abbau von Chloroplasten-Proteinen, u.a.
RUBISCO
5. Speicherung von Proteinen
6. Abbau von Speicherproteinen im Holz und in Samen
7. Zelltod
1.Osmoregulation, pH-Homeostase (pH Wert im Cytoplasma ca. 7,5 und in Vakuole ca. 5,5):
Protonentransportsysteme im Tonoplasten: Pyrophosphatase und ATP-abhängige
Protonenpumpe
2. Entgiftung: Bildung von GSH-Konjugaten unter Katalyse durch Gluthathiontransferasen
Transport der Konjugate über ABC-Transporter im Tonoplasten
ABC-Transporter heißen auch MDRP (multidrug resistance proteins)
GSH: Tripeptid aus Cystein, Glutamat, Glycin; enzymatische Biosynthese, Redoxsystem
Bildung von Phytochelatinen durch Transpeptisierung von GSH:
(Glu-Cys)nGly
n=2-11
Phytochelatine komplexieren Schwermetallionen, z.B. Cd2+
3. Autophagie: Isolierung von defekten Organellen und anderen Teilen des Cytoplasmas,
Bildung von Autophagosomen, die von Vakuole aufgeneommen werden und deren Inhalt
dann verdaut wird.
Autophagie bei Hefezellen unter Mangelbedingungen: Autolyse einzelner Zellen zum Vorteil
der Kultur.
Autophagie als Entgiftungsprozeß:
Autophagie-Mutanten sterben schneller, weil Kompartimente mit toxischem Inhalt nicht mehr
entfernt werden können (Autophagie verhindert Zelltod)
4. Chloroplasten werden im Herbst abgebaut (Blattseneszenz), weil sie Stickstoff liefern.
70% des Proteins in den Chloroplasten entfallen auf RUBISCO. RUBISCO u.a. Proteine
werden aber nicht in den Plastiden abgebaut. Bildung von Vesikeln (RCB: RUBISCO
containing bodies), Fusion mit Vakuole, Abbau durch Proteasen in der Vakuole. Auch ganze
Chloroplasten können während der Seneszenz von der Vakuole aufgenommen werden.
Aminosären werden in Amide umgewandet, Transport zum Holz, dort Bildung von
Speicherproteinen
5. Speicherung von Proteinen
Es gibt mehrere Typen von Vakuolen, u.a PSV (Proteinspeicher)
Proteintransport in die Vakuole:
Prolamine in ER Proteinkörperchen, Aufnahme durch Autophagie
Globuline in Golgivesikeln, Fusion mit Vakuole
6. Abbau von Speicherproteinen im Holz und Samen
Proteasen gelangen vom ER über Golgi in Vesikeln zur Vakuole (LV lytische Vakuolen).
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Beispiel: Aleuronprotoplasten: Fusion von PSV und LV bei der Keimung
7. Zelltod
Beispiele: Bildung von Gefäßen, Hypersensitive Reaktion auf Pathogene,
Aerenchymbildung, Blattseneszenz (spätes Stadium) u.a.
Autolyse ganzer Zellen: Zellsaft ist nicht mehr kompartimentiert, Hydrolasen aus Vakuole
werden freigesetzt
Reaktive Sauerstoffspezies in Organellen als Auslöser des Zelltods:
ROS bewirkt in Mitochondrien Freisetzung von Cytochrom c, Aktivierung von Caspasen,
Apoptose=Programmierter Zelltod (PCD)
ROS, vor allem Singulettsauerstoff, bewirkt bei Chloroplasten Freisetzung stromaler Proteine
(Nachweis mit GFP im Stroma transgener Pflanzen)
Nachweis von Zelltod:
- DNA-Fragmentierung, 180 bp Differenz in der Fragmentlänge
- TUNEL (Terminal deoxynucleotidyltransferase dUTP nick end labeling)
- Färbungen mit Propidium-Jodid, Evans Blau, Trypan Blau
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