13.3.2007 CARL MICHAEL BELLMAN (1740 – 1795) aus Stockholm, seine Milieus stammen auch aus Stockholm. R.M. Rilke schrieb „Ode an Bellman“ und beschrieb die Essenz der bellman’schen Kunst (lustvoll, „wir sterben in Liebe und leben in Wein“). Diese Themen wirken noch heute faszinierend auf das Publikum. Bellman ist einer der am schwersten verstehbaren Dichter Schwedens Komplexität. Jede Generation muss Bellman neu entdecken und neu interpretieren. Bellman wird in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Versionen aufgeführt. Er war einer der ganz großen schwedischen Genies, deshalb hat er nichts von seiner Aktualität verloren. Seine Komplexität geht aus seiner Kunst hervor. Es gibt nicht viele Quellen über ihn, die meisten sind widersprüchlich. Daten: Eine Autobiographie (nur als Fragment bewahrt) ist sehr witzig, es gibt einige Augenzeugenberichte von den Hocharistokraten Carl Bonde (1763) J.G. Oxenstierna (1769) Fredrik Sparre (1774) Diese Texte sind sogar auf Deutsch zugänglich: C.M. Bellman: Der lieb zu Gefallene. München, 1976 Darin ist auch das selbstbiographische Fragment enthalten. BONDE beschreibt eine kleine Episode über Bellman auf einer Überfahrt nach Djurgården. Auf dieser Überfahrt gibt es einen Wortstreit zw. Bellman und der Frau, die das Boot ruderte. OXENSTIERNA war an einigen Septemberabenden bei Anders, erlebte Bellman, als er einige Lieder vortrug. Er beschreibt, welch überwältigenden Eindruck er mit seiner Darstellungskunst gemacht hat. SPARRE bringt eine zusammenfassende Beurteilung, diese ist negativ herablassend. Aber er ist von Bellman’s Leichtigkeit, wie er die Verse dichtet, beeindruckt. Andererseits ist er negativ, bedauert, dass Bellman zu freisinnige Ideen hat. Die Themen sind fast immer niedrig und unedel. Quellen aus erster Hand sind die letzten Lebensjahre Bellman’s. Seine Frau Luise starb erst ein halbes Jahrhundert später als Bellman. Sie erzählte wenig über ihren Mann. Mittte des 19.Jh, im Nachlass von Evert von SALTZA, fand man eine Beschreibung seiner ersten Begegnung mit Bellman: „Erinnerungsbilder. Eine Zusammenfassung meiner Lebensereignisse.“ Olof BYSTRÖM schrieb „Bellmanstudier 16“ (1970) – Memoiren sind glaubwürdig und authentisch. Laut Erzählungen trat Bellman meist im Rausch und mit schrecklicher Stimme auf. Seine Vortragsweise war aber ergreifend und lebhaft. SALTZA’S Begegnung fand im Herbst 1794 im Stockholmer Opernhaus statt. Etwas später erkrankte Bellman an Tuberkulose, und starb am 11.2.1795 im Alter von 55 Jahren. Das war wahrscheinlich Bellman’s letzter öffentlicher Auftritt. Er war aufgrund seiner Krankheit depressiv. C.G. LEOPOLD sagte, Bellman sei völlig nüchtern gewesen. Christian GJÖRWELL schrieb in einem Brief an L. HAMMARSKIÖLD 1808, dass Bellman sich durch täglichen unmäßigen Alkoholgenuss körperlich und seelisch ruiniert hat. Andere Theorien sagen, dass er ein Opfer des Branntweinmonopols. Der König habe ein wirtschaftliches Interesse daran gehabt, dass seine Leute zuviel Schnaps trinken, Bellman solle das Vorbild sein = Spekulation. Dazwischen positioniert sich P.D.A. ATTERBOM, der eine Bellman-Biographie schrieb. Er sagte, dass Bellman nicht so auftreten hätte können, wenn er ein vom Alkohol zerstörtes Frack gewesen wäre. Fredmans Epistler = Gedichte. Fredman ist nicht automatisch Bellman. Man spekuliert, ob Fredman überhaupt existiert hat. Bellman hatte oft Musik gestohlen, nur die enge Verknüpfung zw. Text und Melodie ist einmalig. Wo liegt die Trennungslinie zw. erfundene Gestalten und dem Autor Bellman? Der größte Teil seiner Dichtung ist Rollendichtung, der Autor spricht durch Masken = verwirrend, amüsantes Spiel. Manchmal spricht er aber unmittelbar zum Publikum, zum Beispiel gibt es ein Lied über seinen Sohn Carl, der 3 Tage nach seiner Taufe starb. Die Grundstimmung ist düster, sehr traurig. Zeichen dafür, dass Bellman ein treu sorgender Vater war (Das Wiegenlied). BELLMAN’S SOZIALE STELLUNG Er stammte aus einer Familie des gehobenen Bürgertums, und lebte dann in einem geordneten bürgerlichen Rahmen, dieser war ihm zu eng. In der Freiheitszeit (1714-1772) suchte und fand er seine Motive bei der niedrigsten Schicht der Gesellschaft, in einem abgesunkenen Bürgertum, der Verfall war deutlich sichtbar. Dieses Milieu zeichnet Bellman mit viel Komik und satirischer Schärfe, aber nie ohne Sympathie. Die Sympathie zum Bürgertum hielt sich aber in Grenzen. Es gab 2 politische Gruppierungen: Hattar och mössor. Die Hüte waren eine frankofile Partei, die den Handel betrieb und förderte. Die Mützen waren moderner, russisch orientiert. Bellman’s Sympathie für die neureichen Bürger war sehr gering. Diese Bürger litten an Titelsucht, darüber macht Bellman sich lächerlich. Die Hüte hatten eher die Sympathie des Königs, aber nicht Bellman’s. Er brauchte aber die Protektion des Königs. Er musste willig sein, sich vom Königshaus einspannen zu lassen (Stichwort: Alkoholmonopol). Er musste auch Gelegenheitsgedichte (Hochzeiten, Verlobungen,...) für das Königshaus schreiben. Seine Kunst sollte geschützt und gefördert werden. Stichwort: Bohème. Bellman als freistehender Künstler. 20.3.2007 Es gibt viele Diskussionen über Bellman’s soziale Stellung, man weiß nicht so viel darüber. Bellman stammt aus einer Familie des gehobenen Bürgertums. Er führte ein geordnetes, bürgerliches Dasein, er war nicht so ein Trunkenbold, wie manche behaupten. Viel Satire, nie ohne Sympathie in seinen Werken, er war kein politisch aktiver Bürger, es gab keine scharfe Kritik von Bellman. Es gab auch keine demokratische Gesellschaft im 18.Jh, aber einen politischen Streit zwischen 2 Parteien. In der Kunst war man auf die Unterstützung des Königshauses angewiesen, man findet in Bellman’s Werken nie Kritik gegen das Königshaus. Außerdem las Bellman viel Rousseau und Voltaire. Er war gegen das aufkommende Bürgertum, und dieses wird auch von ihm aufs Korn genommen. Merkantilismus boomender Handel, neue Reichtümer wurden über Nacht geschaffen (und auch über Nacht zerstört). Wo war Bellman wirklich zuhause? „Ich war zuhause, wo ich geliebt und willkommen war.“ Bellman schätzt sich selbst hoch als Künstler ein. Er wusste, dass er gut war (Singen, Improvisieren,...). Es gibt viel Literatur über Bellman als Künstler/Bohème: - H. Kreutzer: „Die Bohème“ (1968) - Alf Kjellén: „Bellman som bohème“ (1961) Dieses Buch ist voller Widersprüche. Das Lebensbejahende bei Bellman, er hat positive Einstellung zum elenden Leben (Krankheit, Tod, Not). Im Tod ist die Lebenslust im Hintergrund betont, deutliche Ader von Melancholie, dunkle Grundtöne, Mischung aus Melancholie und Lebensbejahung. Am Anfang seiner autobiographischen Skizze schrieb Bellman eine beruhigende Ouvertüre: „...bin ein Herr von wenig Tiefsinnigkeit, ... ich will keinem Geschöpf etwas böses.“ Bereits vor diesem Text gab es die Theorie von dem einfachen Dichter, der vom Alkohol gefangen wurde. Diese Theorie hängt auch von der Vorstellung der Zeit ab (Sturm und Drang). Atterbom schreibt in seinem Portrait genauso von Bellman. Der Forscher GÖSTA LJUNGREN schrieb „Bellman och Fredmans Epistler“ (1867). Er sagte, dass Bellman ein kindliches Gemüt habe, lustig, lebt unreflektiert dahin. Der dänische Autor ERIK BÖGH schrieb in seinem Aufsatz (1863), dass Bellman nicht ein tiefsinniger Melancholiker sein darf. WIE WAR BELLMAN WIRKLICH? Wir wissen nur wenig. Er war aber nicht naiv, jubelnd oder oberflächlich. Er hatte aber Depressionen und war pessimistisch. OLOF BYSTRÖM war ein Bellman-Forscher „Bellman Studier“. Er ist der erste, der sich die Mühe macht, sich mit den Texten Bellman’s auseinander zu setzen. Bei ihm ist Bellman ein äußerst zielbewusster Künstler. NILS AFZELIUS war auch Bellman-Forscher, „Aftonkväde“. Bellman wurde auch als gewissenhafter Arbeiter bezeichnet, andererseits als improvisierender Gesellschaftsdichter. Wäre er nur Improvisator gewesen, hätte seine Dichtung nicht so kunstvoll ausgeformt werden können. Haltung zur Religion Teilweise auch widersprüchlich. Sein Schwiegervater war Pfarrer, selbst schrieb Bellman auch Übersetzungen religiöse Werke, uns selbst religiöse Werke „Betrachtungen über verschiedene Evangelientexte“ (1780), „Zions´ Fest“ (1787). In seinen Episteln gibt es keine Religion, hier geht es um die Genussphilosophie. Es gibt auch Bibelparodien. Wie sah Bellman sich selbst? Sah er sich als Genie, oder Bürger, der seine Familie ernähren musste? Fritz Graßhoff: „Bellman auf Deutsch“ Jeder Künstler möchte anerkannt werden. Bellman wollte eine gewisse Unabhängigkeit bewahren, auch vor den höheren Mächten. Er sah sich als seriöser Künstler, wusste, dass er ordentlich dichten konnte (Technik), dass er etwas Neues schuf (charakteristisch: Text – Musik). Er wollte auf keinen Fall nur als Dichter von Trinkliedern abgestempelt werden. Er wurde von dem zeitgenössischen Dichter J. KELLGREN als solcher zu Beginn abgestempelt. Bellman bekam aber den Preis der schwedischen Akademie, was das Gegenteil beweist. Heute steht Bellman als ein hoch geschätzter, und begabter Dichter da. Der heutige LARS GUSTAFSSON meint, dass Bellman der größte war (wenn man Strindberg mit einbezieht). Viele Autoren haben sich von Bellman inspirieren lassen. Es gibt einen Bellman-Kult, gegen diesen wendet sich Strindberg. Wenn man sich analytisch mit Bellman beschäftigt, sieht man, wie komplex seine Werke sind. Ein Problem ist die altertümliche Sprache Bellman´s auf Schwedisch, auch Problem, dass sich die Sprache ständig ändert. Bellman hat viele Anspielungen auf Personen seiner eigenen Zeit. Bellman las schwedische, deutsche und französische Literatur, er kannte auch die Malerei, Instrumentalmusik,... seiner Zeit. Bellman schrieb nicht nur Rollengedichte, es gibt mehrere Stufen Komplexität. Männer: 1. Stufe: Bellman selbst 2. Stufe: Fredman (den er als Sprachrohr verwendete) 3. Stufe: Bacchus (Gott des Trinkens) Frauen: 1. 2. 3. 4. Stufe: Bellman selbst Stufe: Maja Stina Stufe: Ulla Winblad Stufe: Fröja (Liebesgöttin aus der nordischen Mythologie) Byström versucht, die Entstehungsgeschichte zu dokumentieren, Afzelius geht in die gleiche Richtung. Es gibt zwei Sammlungen von Bellman-Texten, mit denen wir uns beschäftigen werden: - Fredmans Epistlar (1790) - Fredmans Sånger (1791) Im ersten Band gibt es 82 Texte, im Liedband 65 Texte. Allgemein ist es unbestritten, dass die Episteln das Hauptwerk ist. Bellman schrieb darüber hinaus: - Bacchi Tempel (1779), 1783 in erweiterter Form gedruckt. Das Werk ist eine eigenartige Mischung aus Epik, Lyrik und Drama, mit eingefügten Gesangsspielen. Mischung aus munter und ernst. Wein, Weib und Gesang. Bellman erfindet den Bacchus-Orden, teilweise ist es eine Parodie auf das Freimaurertum. Byström und Afzelius beschäftigen sich mit einem weiteren Aspekt bei Bellman: das Theatralische, die Verbindung zur Bühne. Die beiden verwenden das Theater als Metapher bei Bellman. Bellman selbst wird als Marktschreier dargestellt. Manche Texte von Bellman sind sehr dramatisch, es geschieht viel auf der imaginären Bühne. Es gibt ein Einaktsdrama von Bellman „Die Einschreibung ins Melderegister“. Er schreibt sowohl Komödien als auch Tragödien. Epistel 34 (Seite 114): Troja wird zerstört. In der letzten Strophe werden die Götter (Erdengötter angerufen.) 27.März 2007 Bellman hatte deutsche Vorfahren. Er übersetzte auch aus dem Deutschen. Rilke war ein großer Bewunderer Bellmans, sowie H.C. Artmann, der Bellman übersetzte. Weitere Übersetzungen: 1856: Erste Bellman-Übersetzung von August von Winterfeld 1892: zweite Übersetzung von Peter J. Willatzen 1909: Felix Niedner, Hannes von Gumppenberg 1994: Hans J. Huber 1995: Fritz Grasshoff, Klaus-R. Utschick 1976: H.C. Andersen Theaterstück von Karl Zukman: Ulla Winblad Beim Übersetzen: Es wird wortgetreu übersetzt oder frei nachgedichtet. Fritz Grasshoff: „Bellman ist nicht leicht zu übersetzen. Man muss es frei machen.“ Er hat frische Sprache und gute Reime, aber auch Vergröberung der Sprache. Epistel Nr. 33: Samalain (Mädchennamen) –> verschwand bei Grasshoff, da es eine Metapher ist. Es ist eine keusche Gestalt, der Text wird somit neutralisiert. Utschick übersetzt textgetreu, mit Reim und Rhythmus, aber manchmal etwas unrein. STOCKHOLM im 18.Jahrhundert war sehr klein (72.000 Einwohner) auf einer Insel platziert und stark übervölkert. Es wurden keine Wälle, Mauern oder Türme gebaut, die Stadt (als sie wuchs) konnte sich einfach expandieren. Die wohlhabenden Bürger lebten in Häuser aus Stein. Im Süden wohnte das Proletariat, es gab auch Kleinfabriken und Werkstätten. Nördlich wohnte die Aristokratie. Ansonsten wurde meistens mit Holz gebaut, die Dächer waren mit Gras bedeckt. Das Zentrum war die Insel mit der Altstadt (Gamla Stan). In dieser Altstadt gab es hohe Häuser, Pflastersteinweg. Hier wohnte der größte Teil der Einwohner. Von morgens bis nachts war es immer sehr laut: Geschrei von Leuten, die was verkaufen wollten, Lärm von Schubkarren auf den Pflastersteinen, Rufe von Wächtern. Es stank, die Gosse floss offen in der Straßenmitte. Die meisten Bewohner hatten im Hinterteile des Hauses noch Stallungen mit Kühen, Schweinen und Pferden. Die Kirchenglocken läuteten ständig (wegen Beerdigungen). Es starben viele Leute aufgrund von Krankheiten (offene Senkgruben Bakterien). Es gab auch Ausbrüche von Pest, vor allem im Zentrum. Im Winter war der Gestank nicht so schlimm. Das Wasser holte man in verschiedenen Brunnen (unsauberes Wasser!). Im Winter gab es kaum Gemüse, man as meist gesalzene Fische, Fleisch. Die Zahl der Toten war enorm, fast so hoch wie in Paris (Paris war die giftigste Stadt in ganz Europa). Man hatte ca. 4 Beerdigungen pro Tag, aber keinen Platz mehr für Gräber. Man war ständig vom Tod umgeben. Geschichte: König Karl XII war der Soldatenkönig Schwedens (1697 – 1718), er baute erst das Imperium auf, aber verlor das meiste wieder. Schweden bewegte sich von einem politischen Extrem ins andere. Nach Karl XII folgte die Frihetstid (bis 1872), es war keine gute politische Zeit. Die Macht des Königs wurde stark beschnitten, Schweden sollte von den 4 Ständen regiert werden: Adel, Geistliche, Bürgertum, Bauerntum. Schweden wurde aber von einem Staatsrat regiert (geheime Kommission). Diese Gruppe von Männern (meist aus dem Adel) diktierte den Staat mit eiserner Faust. Sie waren Mitglieder der Mützen und Hüte (Parteien). Bestechung war normal, um Macht zu bekommen. Frankreich und Russland waren die bestechenden Organe. Ferner wurden auch Ämter verkauft. Es gab viel Geld unter diesen Leuten, gab aber auch ökonomische Krisen, dennoch kam die Nation vorwärts (vor allem die neue Mittelklasse). Das neue Bürgertum strebte nach oben, wollte Reichtum, Eleganz und politischen Einfluss erlangen. Der Prozess ging langsam vor sich. Der Handel begann zu blühen auf einer geringen Stufe, es baut sich ein Erz- und Kupferexport auf. Diese Güter stammten aus Mienen im Landesinneren und wurden zum Stockholmer Hafen gebracht und exportiert. Der Hafen war im südlichen Teil von Stockholm. Die Mittelklasse hatte einen ökonomischen Boom. Es gab Zölle und Abgaben. Langsam wurden auch Kleinindustrien gegründet. Kleine Fabriken wurden im Süden der Stadt angesiedelt. Es kamen auch Spinnereien auf (Seidenspinnereien). Da die Schweden keine Erfahrung hatten, importierten sie Fachleute vor allem aus Deutschland. Diese arbeiteten hart und tranken sehr viel. Kinder mussten oft arbeiten, schon ab 5 Jahren. Sie wurden vor allem in der Textilindustrie verwendet. Schweden ist keine politische Großmacht mehr, sondern beginnt sich als ökonomische Macht zu manifestieren. Schweden wurde von dem Monarchen Adolf Fredrik regiert, er war sehr gutmütig, regierte von 1751 – 1773. Vorher regierte der Staatsapparat. Lovisa Ulrika war schon von zuhause aus prädestiniert, Macht auszuüben. Ihr Vater war König von Preußen. Es gab Diktaturen in Potsdam und auch in Schweden (durch den Staatsrat). Sie wollte die Macht zurück an den König reißen. Sie war in französischer Kunst und Kultur erzogen. Der kleine Prinz Gustav wurde mit französischer Literatur, Kunst, Kultur erzogen. Die Erziehung des Kronprinzen war eine Angelegenheit des Staatsrates. Dieser bestimmte, wer den Kronprinzen unterrichten sollte. Der erste Tutor war Karl Gustav Tessin, sehr bescheiden. Er versuchte, den jungen Prinzen zur Monarchie zu erziehen. Er wurde aber deswegen abgesetzt. Der Prinz war an der Kunst interessiert, er spielte gerne Theater und begann zu dichten. Die Mutter versuchte, dass er keinen Philosophieunterricht bekam, wollte sein Kunstinteresse nicht fördern. Die Erziehung war ein Hin und Her zwischen zwei Lager. Allgemeines: Es war das Jahrhundert der Aufklärung, absolute Monarchie. Man soll die Bevölkerung aufklären und erziehen. Andererseits wollten die Bürger nicht nur erzogen werden, sondern auch das Leben genießen (1750 – 1800: Rokoko). Es war eine weltliche Ausrichtung. Die Bürger, die Geld hatten, veranstalteten Picknicks, zogen hinaus aufs Land (Schären), gingen in den Tierpark (Djurgården). Die wohlhabenden Bürger hatten Obst und Gemüse. Auch Bellman und Fredman fuhren zum Djurgården. Man aß Räucherlachs und filbunke (Topfen). Man ging auch auf Bällen, ging in Weinkeller, Freudenhäuser (Frauen: Nymphen). Es wurde sehr viel Glücksspiel betrieben, geknobelt, es gab Lotterien und Kegelbahnen. Das 18. Jahrhundert war die Zeit der Entdeckungen: Carl von Linné (1707 – 1778) versuchte, die Flora und Fauna nach Arten zu systematisieren. Ganz oben im Tierreich setzt er den Menschen (homo sapiens). Aber der Mensch wurde von Gott geschaffen. Bis Linné waren die Namen der Tiere und Pflanzen sehr kompliziert. Er reduziert alle Namen. Er unternahm botanische Ausflüge nach Lappland. Carl Wilhelm Scheele (1742 – 1786) ist der Gründer der organischen Chemie. Anders Celcius (1701 – 1744) teilte Siede- und Gefrierpunkt ein. Emanuel Swedenborg (1688 – 1772) war ein Philosoph und Theologe. Schrieb seine Visionen auf Lateinisch auf. Er beeinflusste Goethe, Balzac, Strindberg mit seinen mystischen Visionen. Olof von Dalin (1708 – 1763) ist der Autor der schwedischen Aufklärung, Dichter, Dramatiker, Prosaist. Veröffentlichte die Zeitschrift „Den svenska Argus“. Es war ein Magazin für das neue Bürgertum. Dalin war ein sehr großer Stilist. Frankreich war wichtig, man reiste nach Paris Verfeinerung der allgemeinen Kultur. Man geht mehr in die Oper (z.B.: operá comique). Man versuchte, Französisch zu sprechen. Erst 1773 wird die erste Oper auf Schwedisch aufgeführt. Man trug Perücken (kam auch von Frankreich), Fredman trägt sie auch. Die Naturbegeisterung bei Bellman ist eine naturromantische Sache. Im 18. Jahrhundert wird die Natur neu entdeckt. Es gibt keine wilde Natur, sie ist kultiviert. Die Tafelfreude (Essen und Trinken) ist sehr wichtig bei Bellman. Deutscher Wein (rhinsk vin) war beliebt. Das gewöhnliche Volk trank dagegen Bier und Schnaps, auch Kinder. Getrunken wurde auch bei den Wohlhabenden und Geistigen. 17.4.2007 Epistel Nr. 35: Snapshot eines Beiselabends. Es wurde vor allem Schnaps getrunken. Neben dem Trinken gab es auch noch Tanz und Musik in den Freudenhäusern Bälle. Es wurde getanzt, gesungen, musiziert, geprügelt. Der populärste Tanz war das Menuett, ein höfischer Tanz. Er passte nicht in ein Beisl, später wurde er vom Contratanz abgelöst. Paartanz im Dreivierteltakt, schnell getanzt entwickelte sich in eine Polska. Die Beiseln gab es überall in Stockholm, vor allem im Zentrum –Djurgården- dieses Viertel entwickelte sich zum Vergnügungsviertel der armen Leute. Bellman poetisiert diese Gegend, er spricht vom Bacchus, der Liebesgöttin Freyja, Amor,... Man bekommt einen sehr guten Einblick in das moralische Chaos dieser Zeit. Politisch gesehen gab es auch kein starkes Königshaus. Einige polnische Besucher stellten diese Verhältnisse mit Abscheu dar. Die Staatskirche hatte sich seit der Reformation gefestigt, man versuchte nicht mehr so stark, den neuen Glauben zu verfestigen. Die Situation war gespannt, offen, liberal. Dennoch versuchte man, das moralische Leben zu beeinflussen, vor allem durch das geistliche Gericht. Dort wurden unmoralisch lebende Menschen angeklagt: Wenn zum Beispiel die christliche Ehe verletzt wurde. Den Kampf gegen den Alkohol gab die Kirche auf, ist aber weiterhin auch heute noch ein Problem. Auch die Freudenhäuser wurden akzeptiert, man versuchte aber, den Damen eine Alternative zu bieten (Textilarbeiten,...). In einer solchen Stadt gab es viele Originale, manche wurden bei Bellman verewigt: Korporal Mowitz spielte am liebsten Chello (bassfiol), seine Frau hatte ein Beisl in der Drottninggatan. Dort spielte auch Mowitz. Er widmete sich auch der Herstellung von Schirmen. (Episteln Nr. 34) Er starb am 29. Mai 1779. Der Adlige Friedrich von Bercu wurde 1752 von der schwedischen Nationalbank gefeuert, und danach heiratete er unter seiner Würde, eine Witwe eines Schnapsbrenners. Er starb 22. April 1771 nach einer durchgezechten Nacht. Der Uhrmacher Fredman musste sein Haus verpfänden, um den Erlös für Alkohol zu verwenden. Bellman schrieb dazu: „Trinken, wenn die Uhr zwölf geschlagen hat.“ Mitte des 18.Jh strebte die Mittelklasse empor. Diese Mittelklasse wohnte in bestimmten Teilen von Stockholm: Söder. Hier begannen diese Bürger, ihre Häuser und Gärten zu bauen, im Rokoko-Stil. Man aß auf französischem Porzellan. Viele Familien waren aus dem Ausland, aus Frankreich und Deutschland. Diese Familien hatten ein gemeinsames Hobby: handgeschriebene Liederbücher zu besitzen und zu schreiben. Man lud Gäste zum Abendessen ein, die Liederbücher wurden mitgebracht und man schrieb die Lieder ab, die man noch nicht hatte. Es gab nur ein Theater in der Stadt, das Hoftheater, wo französische aufgeführt wurden. Das allgemeine Publikum hatte keinen Zugang. Die wichtigste Quelle für diese Liederbücher war die Operá comique (Singspiel), ein Import aus Frankreich. Der Dialog wurde gesprochen, die dramatischen Höhepunkte gesungen. André Gretry und Pierre Monsigny waren wichtige Vertreter. Ein dänischer Musikforscher schrieb über diese Tradition. Neben der Operá comique verwendete man auch Oratorien und Kirchenlieder, um Schuld und Pein zu schildern. Bellman ist mit dieser Liedtradition sehr vertraut. Um 1750 beginnt sich eine schwedisch-europäische Kultur zu etablieren, die Kultur wurde internationalisiert. BELLMAN’S STOCKHOLM Bellman’s Welt ist Fiktion. Selten spricht er deutlich von dieser äußeren Welt und trennt sie von der Welt seiner Schriften. Dies tut er in seiner autobiografischen Skizze. Diese stammt aus dem letzten Sommer seines Lebens, als er im Gefängnis saß. Die selbstbiografische Darstellung wird oft als eine Parodie auf das Genre gesehen. ZB. Bellman’s Wiegenlied Tod wird angesprochen. Fredman spricht nicht so deutlich über den Tod. Man überwindet den Tod durch das Trinken (Fredmans Lied Nr. 21). Episteln Nr. 11: Parodie auf die Freimaurer-Loge. Bellman gehörte auch einer Loge an, man musste fast einer Loge angehören. Bellman macht sich darüber lustig, und etabliert eine BeislLoge. Das Wiegenlied ist ein privater Text Bellmans, Epistel Nr. 11 ist ein Fredman-Text. Die beiden sind nicht miteinander identisch. Das Wiegenlied ist ein ICH-Text, während die Episteln in dritter Person geschrieben worden sind. Fredman-Text (Epistel Nr. 11): Es sind Rollentexte, wir befinden uns in einem Theater vor einer Bühne. Diese heißt Fredmans Episteln. Bellman versucht, die reale Stockholmer Welt zu vermitteln, es kommt auch der Uhrmacher Fredman vor. Er hieß Jean Johannes Fredman. Auch Mowitz, Mollberg und Ulla Winblad haben wirklich existiert. Man bekommt das Gefühl, dass Bellman deren Leben bis ins kleinste Detail gekannt hat, könnte aber Fiktion sein. Bellman hat nie zusammen mit Fredman getrunken, man kennt keine Verbindung zwischen den beiden. Bellmans Bestreben war, eine Illusion von Wirklichkeit zu erzeugen. Der schwedische Kritiker Lagerkrank sagte, dass Bellman immer mit halb abgewandtem Gesicht auftritt (= wir sehen nicht den ganzen Bellman, wir kennen Bellman nicht ganz). Bellman konstruiert mit der Erfindung Fredmans bewusst eine Abspaltung. Man kann Bellman auch als einen Schauspieler beschreiben, der immer eine andere Rolle spielt. Er lebt in einer Zeit, als Kunst als eine Nachahmung der Wirklichkeit beschrieben wurde. Bellman überschreitet dieses Dogma, es geht nicht darum, nur Abzubilden. Er stellte eine dritte Dimension auf, man muss bei Bellman hinter die Texte schauen. 24. April 2007 Er wurde populär mit seinen Trinkliedern. Bellman entwickelte eine einzigartige Produktivität, es gibt mehr als 200 Trinklieder. Er sammelte später eine Reihe von diesen Trinklieder, wurden in „Bacchi Tempel“ veröffentlicht, 1783. Die Struktur dieses Bandes ist eine Nachahmung des Freimaurerordens mit verschiedenen Graden, durch die man gehen muss. Es ist eine Parodie über das Freimaurertum. Bei einem Abend bei der Familie Lissander war der Dichter Oxenstierna und Carl Bonde (1. Zeugnis) anwesend. Im Tagebuch von Oxenstierna (2. Zeugnis): „Bellman’s Gesten sind unvergleichlich,...“ Zwei Tage später: „Bellman ist ein wirkliches Genie, ein Original der Poesie. Ein Stipendium zu seiner Ermunterung wäre gut ausgegebenes Geld,...“ Nun tritt Bellman als professioneller Künstler und Musiker auf. Das 3. Zeugnis tritt auf, als Bellman 54 Jahre alt ist, er ist entmündigt, weil er seine Finanzen nicht in Ordnung halten konnte. Er wird aber mit Hofsekretär angeredet, er war auch von der schwedischen Akademie ausgezeichnet worden. 1790 wurden Fredmans Episteln veröffentlicht. Im Spätherbst 1794 ist Bellman bereits von der Lungenkrankheit in Mitleidenschaft gezogen. Er wurde von der Familie Rålamb eingeladen (Chef des Theaters), unter den Gästen befand sich Evert von Saltza, der auch ein Tagebuch führt (3. Zeugnis): „Bellman schob die Flaschen beiseite, und begann mit dem Daumen am Tisch zu spielen. Nun hörte man die Blasebälge knarren. Jetzt schlugen die Wogen der Begeisterung hoch, er trank tüchtig, er sang von Ulla Winblad, jeder hielt sich den Bauch vor Lachen.“ Weitere Steigerung des Künstlers. Er hat keine Lust, aber weiß, was von ihm erwartet wird. Er schafft an Ort und Stelle seine eigene fiktive Welt. BIOGRAPHIE 1660 –Bellmans Urgroßvater zog nach Stockholm (aus Bremen). 1664 – Sein ältester Sohn wird geboren: Johann Arendt Bellman, war musikalisch und sprachlich begabt, wird Professor an der Universität in Uppsala für römische Rhetorik und Poesie. Von ihm erbt Bellman die Instrumente. 1704 – Heiratete Johann Arendt Katharina Elisabth, und haben drei Kinder. Der älteste Sohn heißt auch Johann Arendt (= Bellmans Vater). Er heiratete auch eine Katharina, sie ist Tochter des Pfarrers der Marienkirche in Stockholm. 4.2.1740 – Carl Michael Bellman wird geboren, er hat 14 Geschwister, wobei nur 5 die Kindheit überleben. 1743 – Die Familie zieht in die heutige Bellmansgata 24 in Stockholm. Hier wohnt er ca. 20 Jahre, es geht der Familie gut, sie werden von Privatlehrern unterrichtet. 1757 – Bellman debütiert mit einigen religiösen Gedichten und Übersetzungen (aus dem Deutschen und Französischen). Er wird auch vorläufig an der Reichsbank angestellt. 1758 – Bellman veröffentlicht anonym eine moralisierende Satire „Tankar om flickors ostadighet“. Er immatrikuliert sich an der Universität in Uppsala, besuchte aber keine Vorlesung. Er kehrt wieder nach Stockholm zurück. 1759 – Er beginnt bei der Reichsbank zu arbeiten. 1763 – Bellman macht Schulden und flüchtet im Herbst nach Norwegen, kommt im November wieder zurück. Er muss die Bank verlassen. 1764 – Bellman wird bankrott erklärt. Er muss durch die Schulden bei den Eltern wohnen. Aus finanziellen Gründen zogen sie auf einen Hof ausserhalb von Stockholm. Bellman kehrt nach Stockholm zurück und bekommt eine Stelle beim Generalzollamt. 1765 – Die Eltern sterben. Bellman trifft Anders Lissander (Bellmans Vorgesetzter) und ist oft singender Gast bei dieser Familie. Er singt „Gubben Noah“ und es wird populär und in einem Flugblatt als Gassenhauer verbreitet. 1766 – Bellman beginnt seine Dichtung, die im Bacchi Tempel mündet. 1769 – Johann Gabriel Oxenstierna erlebt Bellman zum ersten Mal als Entertainer. 1770 – Bellman schreibt die 1. Epistel, bis Oktober hatte er 25 Episteln geschrieben. Er zieht nach Södermalm um. 1772 – Weitere 25 Episteln werden fertig geschrieben. Er entwirft einen Plan für insgesamt 100 Episteln. Im August gibt es den Staatsstreich von Gustav III, er wird zum absoluten Monarchen und löst die Freiheitszeit ab. Als Gustav III die schwedische Flotte inspiziert, trifft er Bellman. Zusammen singen sie das Lied „Gustavs skål“. Der König ist begeistert. 1775 – Bellman bekommt eine jährliche Summe vom König. 1776 – Bellman wird zum königlichen Hofsekretär ernannt (nur ein Titel). Nun konnte Bellman heiraten, da die Schulden abgebaut waren. 1777 – Bellman heiratet Lovisa Grönlund (1755 – 1847), Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes. 1778 – Bellman wird gebeten, am Hof aufzutreten. 1779 – Der schwedische Maler Per Krafft wird vom König gebeten, ein Portrait von Bellman zu malen. 1781 – Der erste Sohn Gustav wird geboren. 1783 – Bacchi Tempel wird veröffentlicht. 1785 – Der zweite Sohn Ellis wird geboren, der dritte Sohn Carl wird geboren (Wiegenlied!). 1790 – Fredmans Epistlar werden veröffentlicht, der jüngste Sohn Adolf wird geboren. 1791 – Fredmans Sånger werden veröffenlticht 1792 – Der König wird während eines Maskenballs erschossen. Es geht mit Bellmans Finanzen bergab. 1794 – Bellman muss den Frühling im Gefängnis verbringen, Arrest im Königsschloss wegen seinen Schulden. Er hat Lungentuberkulose. Er kommt wieder aus dem Arrest, und bittet darum, eine Vormundschaft zu erhalten. Er wird von der Familie Rålamb eingeladen, er ist schwer krank. 11.2. 1795 um 00:30 stirbt Bellman an Tuberkulose. Er wird auf dem Klara-Friedhof begraben, er liegt irgendwo in einem Gemeinschaftsgrab. Die Witwe Lovisa starb erst 1847. Der älteste Sohn Gustav starb in Spanien 1817 in Napoleons Armee. Karl wurde Seemann, Adolf wurde Seidenhändler in Stockholm, beendete sein Leben in Geisteskrankheit und ertrank 1834. (Gustav III regierte von 1772 – 1792, er gründete die schwedische Akademie, schwedische Oper. Er war großzügig gegenüber den Künstlern der damaligen Zeit. Der Kronprinz war oft in Paris und in Versailles bei Ludwig XIV. Er reformierte auch das finanzielle Chaos. Für Bellman war Gustav III der beste König, den es im Norden gibt.) FAKTEN ÜBER DIE BELLMAN-GESTALTEN Fredman: Zum ersten Mal in einem Text 1767. Er war ein versoffener Hofuhrmacher, starb mit 55 Jahren in Stockholm (9.5.1767). Wir wissen nicht, ob Bellman ihn persönlich gekannt hat oder nicht, aber er existierte. Bellman schreibt ein Lied über ihn: „Fredmans sång“. 3 Jahre nach dem Tod von Fredman schreibt Bellman die ersten Episteln, wo Fredman erwähnt wird. 1712 oder 1713 muss Fredman geboren worden sein. Auch sein Vater war Uhrmacher. Er war anerkannt, es gibt heute noch ca. 25 von Fredmans signierten Uhren. Er wurde zum königlichen Hofuhrmacher ernannt und war Zunftmeister der Uhrmacher. Ein großes Problem war, dass er sich mit reichen, 12 Jahren ältere Witwe verheiratete. Er suchte Trost bei der Flasche. Vorwort von Bellman: Er schreibt über Fredman, wie er ihn sich vorstellte. „Episteln“ – Begriff kommt aus dem neuen Testament. Fredman wird oft auch als der „heilige Fredman“ angesprochen. Bellman plante, 100 Epistel zu schreiben (gibt aber nur 82) in vier Teilen mit je 25 Texten. Epistel Nr. 25: Man sieht, dass der erste Teil endet. Epistel Nr. 50: Ulla Winblad wird erwähnt, wie in Nr. 25. Es könnte bewusst ein Akzent gesetzt sein. Der Ton der Texte ändert sich, er wird gedämpfter und verfeinert. Um 1775 versucht Bellman, seine Texte zu veröffentlichen, aber es war zu teuer. Um Fredman herum gibt es eine große Galerie an Personen: Ulla Winblad Mowitz Mollberg Fader Berg Die drei Herren hatten den Alkohol und die Instrumente gemeinsam. 15.5.2007 Ulla Winblad Ulla Winblad ist die weibliche Hauptperson. Sie wird als Nymphe und Priesterin im BacchiTempel bezeichnet. Sie ist die Muse Fredmans, die ungekrönte Königin der Episteln, die Inkarnation der Vorstellung von Hure und Madonna. Bellman hatte anscheinend ein nicht platonisches Verhältnis zu Ulla Winblad. Winblad war fiktiv, aber sie existierte in Wirklichkeit als Maja Stina Källström (1744 – 1798). Winblad war der Nachname ihrer Stiefmutter. Epistel Nr. 36: Ulla wird als dunkelhaarige Schönheit dargestellt. (PRÜFUNGSFRAGE KÖNNTE SEIN: In welchen Episteln wird Ulla Winblad beschrieben? Nr. 36, 43, 48) 1861 gibt es eine Augenzeugin, sie schilderte, dass Ulla mittelgroß war, üppig in den Formen, braune Augen, schwarzes lockiges Haar. Meist trug sie Hüte. Sie war eine außergewöhnliche Schönheit. In Wahrheit entstammte Maja Stina der Arbeiterklasse. Sie bekam ein Kind außerhalb der Ehe, heiratete den Söldner Erik Norrström. Bellman verschaffte ihm eine Anstellung in Norrköping. Maja kehrte aber nach Stockholm zurück und heiratete wieder. Sie war wegen ihrer Liederlichkeit bekannt. Epistel Nr. 43: Ulla im Bett, Kindsgeburt des 1.Kindes Epistel Nr. 48: Hochzeitsfeier mit Norrström, wildes Fest Vater Mowitz war ein Saufbruder Fredman’s. Er war künstlerisch begabt und hatte ein weiches Gemüt. Epistel Nr. 27: Ernsthafter Text, es geht um Vergänglichkeit, Zeitverlauf und den Tod. Fredman spekuliert über seinen Tod, indem er mit Mowitz spricht. Er bespricht BellmanThemen: Wein, Weib & Gesang Epistel Nr. 35: Unbeständigkeit einer schönen Dame – Anna Fredman. Er will seinen Kummer begießen, Gespräch zwischen Fredman und Mowitz, tragisch. Epistel Nr. 27: traurige Form Auch Mowitz hat gelebt, er war ein Soldat, hieß Fredrik Mowitz (1721 – 1779). Danach wurde er Perücken- & Regenschirmmacher und Beislwirt. Er starb arm, da er sein Geld versoff, aber hinterließ sein Chello. Er tritt in mehr als 30 Episteln auf. Bellman hat diese Gestalt geliebt. Lorentz Mollberg hat auch gelebt. Er war auch beim Militär, er hatte die Funktion eines Zeremonienmeisters und war bei Hochzeitsfeiern, Tauffeiern, etc. tätig. Tritt als harmlos, charmant, Antiheld-artig auf und zeigt sich als enthusiastisch. Mollberg taucht in den Episteln ab 1772 auf. Mollberg (1734 – 1772) stirbt arm, das Geld verspielte und vertrank er. Fader Berg war ein Tapezierer und Stadtvirtuose auf mehreren Instrumenten. Er ist die musikalische Hauptperson in den ersten 22 Episteln. Er spielte hier die Geige, Cello, Oboe, Waldhorn und Flöte. Danach wird er von Mollberg abgelöst. Jergen Puckel Epistel Nr. 18: Szene in einem Beisel, Puckel tritt auf. In der zweiten Strophe spricht Puckel. Man weiß nicht, ob er gelebt hat. Er ist ein Handwerker, der aus Norddeutschland einwanderte, und spricht Plattdeutsch. Er säuft viel, wird als Charmeur dargestellt. Epistel Nr. 73: Er verschreibt sich dem Satan Faustmotiv, Teufelspakt. Die Anspielung auf Faust zeigt, dass Bellman belesen gewesen sein muss. Auch wenn manche Gestalten real waren, so befinden wir uns in einer fiktiven Welt. Fredman stellt diese Welt vor, er spricht zu seinen Akteuren, gibt ihre Reaktionen wieder, ist selbst dabei. Er spricht oft im Präsens, verwendet oft den Imperativ fast wie ein Regisseur. Man kann von einem Theater sprechen. In der Wirklichkeit war es ein 1-Personentheater von Bellman. Er schlüpft von einer Rolle in die andere. Es ist seine gedichtete Welt, hier treten verschiedene Personen auf, es gibt verschiedene Themen, zB. die Kunst. Epistel Nr. 82: Die letzte Strophe kann man biographisch interpretieren. In Epistel Nr. 82 & 11 wird ÜBER Fredman gesprochen. Sonst spricht immer Fredman selbst („Fredman sieht schon sein Leben....“). Bellman und Fredman begegnen einander. Gedichtete Welt der Wirklichkeit Ob es Menschen oder nur Rollen geht wissen wir nicht. Fredman ist autofiktiv, die Grenzen sind fließend. Manchmal spürt man eine perfekte Identität. Epistel Nr. 23: Kerntext. Fredman denkt über sein Leben nach, er blickt zurück existentieller Rückblick. Seine Geburt war Zufall. In Strophe 3 und 4 ist Fredman am Nullpunkt (es gibt davon eine Übersetzung von H.C. Artmann). In der Strophe 6 öffnet sich eine Tür zum Ersatzparadies. Fredman ist Held dieser Texte, er kommt über das Saufen hinweg, aber er ist ein leidender Mensch. Der Rinnstein wird zur Bühne. Der monologisierende Säufer wird zum Philosophen der Vergänglichkeit. Epistel Nr. 33: Prosagedicht, keine Strophen. Epistel hat eine zweiseitige Prosaeinführung, Vater Mowitz betritt die Bühne. Verbindung mit Daniel’s Buch „Die keusche Susanne“. In diesem Fall ist sie wohl nicht keusch, sie ist eine Muse. Auf Seite 110 erfährt man etwas über Mowitz’ Aussehen. Der Auftritt der Hauptperson wird mit Regieanmerkungen vorbereitet. Es gibt viele Komparsen, einer der Matrosen taucht später im Text auf (typisch für Fredman’s Welt). 22.5.2007 Epistel Nr. 33: Matrosen, Kapitän taucht in Epistel Nr. 77 wieder auf. Im Lokal Lokatten Eintritt ins Beisel und Szene wird aufgeführt. Mowitz ist ein sanftmütiger und multitalentierter Musiker. In dieser Epistel spielt er am Cello und Horn, er trägt eine Perücke, hat eine Flasche in der Hand, er leidet an Tuberkulose. Seine Schwindelsucht wird in Epistel Nr. 30 beschrieben, er ist gelb, hat fleckige Wangen, platte Brust, matten Puls. Der Tod wird durch Alkohol bekämpft. Hinweise kommen nebenbei (Epistel Nr. 75). Er säuft und singt weiter (Hinauszögerung des Todes auch durch die Kunst). Ulla Winblad ist die Frau in der Männerwelt, sie ist die bühnenwirksamste Gestalt. Epistel Nr. 36: Es wird munter und lebenslustig über Ulla erzählt. Auch Episteln Nr. 71, eine pastorale Ballade, ist über Ulla. Sie ist die weibliche Hauptgestalt, sehr freizügig, unbekümmert im Umgang mit Geld. Über Mollberg wird in Episteln Nr. 37, 41, 45, 56 geschrieben. Es wird über die Liebe, Tod, das Altwerden gesprochen, auch über die Vergänglichkeit. Religiöse Themen werden nur indirekt angesprochen. Wir befinden uns in der untersten Lage der schwedischen Gesellschaft, typisch für das Drama im 18. Jahrhundert ist aber Aristokratie, Bürgertum und Adel. Der Klassizismus folgt bestimmten Regeln. In der Komödie ist das Milieu nicht so gehoben. Bei Bellman sind wir aber in den Beisln und Freudenhäusern, im Djurgården. Mehr oder weniger sind sie alle sozial weit unten. Es wird gelebt, offen über Erotik gesprochen und viel Alkohol getrunken. Epistel Nr. 2: wurde im Juli 1770 geschrieben. Ein Beispiel für das Universum Fredman’s. Milieu ist das Beisl Lokatten, ein anonymes Lokal. Es wird getrunken und musiziert. Epistel Nr. 3: Ähnliche Szenerie. In den ersten Episteln ist Fader Berg sehr wichtig. Fredman verwendet wieder Imperativ. Auch die Nymphen sind in der 2. Strophe anwesend, sie singen und tanzen mit. Man soll den Augenblick genießen. „Trinken, Triebe, nichts als Liebe“ (Supa, dricka, ha sin flicka). Epistel Nr. 7: Die Thematik wird verschoben. Titel: „Welche eine Elegie vorzustellen scheint.“ Das Lied ist äußert erotisch, an Ulla’s Bett geschrieben, eine Arie aus einem französischen Singspiel. Es gibt religiöse Hinweise auf die Bibel. 3. Strophe: Vergleich mit dem alten Testament, wo Moses seine Schuhe vor dem brennenden Busch abstreift. „Ich muss zu ihr,... stirb du Nymphe!“ Erotik als lebensspendende Kraft. Vergleich mit der Auferstehung. „Der kleine Tod“ ist der Höhepunkt der sexuellen Verschmelzung, verglichen mit „Stirb du kleine Nymphe“ im Lied – weist auf den Höhepunkt hin. Wenn Bellman über Hochzeit spricht, meint er die Hochzeitsnacht, und was geschehen ist. Das Lied ist deswegen keine Elegie. Das Ereignis findet in der Öffentlichkeit des Beisls statt. Wichtiger Text. Epistel Nr. 9: Geschrieben März – Mai 1770. Die Melodie stammt von Johann Helmich Roman (1744). Die Musik kommt von einem Streichquartett. Das Lied ereignet sich auch in einem Beisl, die Wirtin ist eine alte, hässliche Ruine, aber sie erfüllt ihre Funktion. Fader Berg und die Nymphen sind anwesend. Das Beisl liegt in der „Gamla Stan“. Puckel wird auch im Gedicht erwähnt. Das Beisl war für Nichtraucher gedacht, es scherte sich aber niemand darum. Ulla findet man in der 2. Strophe. Schluss: Fredman spricht selbst „Ich...“ sehr burlesk. Man findet eine versteckte Botschaft, dass die Leute ihre Armut durch Tanz und Trinken vergaßen. Epistel Nr. 18: Hier findet man keine Frauen! Im Beisl „Terra Nova“ sind viele „gubbar“ (alte Männer) anwesend. Epistel ist ein Kontratanz, geschrieben zwischen März und Mai 1770. Es spricht Puckel und Benjamin Schwalbe, sie trinken. Dieser Text war nicht als Epistel gedacht, sondern als Stammtischlied. Epistel Nr. 23: Soliloquium (Monolog), wird als ein schwedischer Hamletmonolog oder schwedische Hiopsklage (Hinweis auf das Alte Testament) bezeichnet. Oft erleben wir Fredman als Regisseur, hier aber monologisierend. Düsteres und tragisches Portrait eines Säufers. Am Ende kommt die Umkehr: zuerst verflucht er seine Eltern, dann dankt er ihnen. Könnte ironisch gemeint sein, da die Umkehr sonst zu krass wäre. 5.6.2007 Epistel Nr. 25: Melodie unbekannt. Episteln sind in vier Teilen. Am Ende des ersten Teiles sollte etwas im Marschtakt kommen, zum Finale. Es ist eine Art Ulla Winblad-Epistel: Ulla und die antike Götterwelt, das Boot als Muschel, Ulla als Liebesgöttin, Freyja, Venus. Sie wird nach Djurgården gebracht, und von Engeln, Delphinen, verschiedenen göttlichen Wesen und Fredman begleitet. Demaskierung: Die Muschel wird zum Ruderboot, Venus & Freya zu Ulla. In Epistel Nr. 50 handelt es sich um eine Rückfahrt von Djurgården, auch im pompösen Stil. Epistel Nr. 26: (1771) Fredman blickt auf sein Leben zurück. Es ist ein Text über die Vergangenheit, vor allem aber über seine Eltern. Die Melodie stammt aus einem französischen Singspiel. Epistel Nr. 27: Bellman’s Bewunderung kommt zum Ausdruck, das Verhältnis zu seinem Vater ist aber zweideutig (Alkoholismus). Der Tod wird fast als Freund gesehen. Warum kann er so munter sein? Es ist nicht seine Vergänglichkeit, sondern die seiner Eltern. Epistel Nr. 28: (17.8.1771) Alte französische Melodie. Beschreibung, wie Ulla sich kleidet: Elegant. Diese Beschreibung wird eindeutig durch Fredman’s verliebte Augen gesehen. Es ist eine Geschichte von Ulla, die arrestiert wurde, und das aber nicht die Strafe bekommt, die sonst leicht lebende Frauen bekommen (sie mussten spinnen, während aus der Bibel vorgelesen wurde). Ulla wird nicht bestraft, und das wird von Fredman gefeiert. Kleine Episode aus Ulla’s Alltagsleben. Epistel Nr. 30: (September 1771) Diese Epistel ist an Vater Mowitz gerichtet. Es handelt von seiner Schwindsucht und von seinem bevorstehenden Tod, der durch den Alkohol zumindest vorläufig überwunden wird. Über den Ursprung der Melodie ist nichts bekannt, vielleicht Bellman’s eigenen Komposition? Damals war man mit 50 Jahren alt, nur wenige konnten den 80er feiern. Gründe waren schlechte Ernährung und Hygiene. Im folgenden Jahrhundert wird die Lungentuberkulose romantisiert. Hier ist das nicht der Fall. Es ist eine Beschreibung, wie sich die Krankheit äußert, fast wie eine Diagnose. Sehr bekannter Text von Bellman. Epistel Nr. 34: Augenblick-Bilder. Mowitz Wohnung brennt, aber der Text (19.12.1771) ist lustig. Feuer war die größte Gefahr jeder größeren Stadt. Es war alltäglich, dass auf der Strasse Feuerwehrleute patrouillierten. Die Häuser waren aus Holz. Mowitz geht ruhig aus seinem Haus das brennt, geht zum nächsten Beisel, trinkt und schläft dann ein. Dramatische Ereignisse werden oft mit mythologischen Bildern dargestellt. In der vorletzten Strophe Gespräch zwischen Mowitz und Aeneas (Gründer Roms). Mowitz ist versoffen. Im Laufe des Liedes wird der Rhythmus immer schneller. Epistel Nr. 35: (14.12.1771) Hier erkennt man die Melodie einer französischen Oper aus den 1760er Jahren. „Brüder, verirrt euch nicht!“ ist ein direktes Bibelzitat. Aber hier geht es um das Beisel. Mowitz und auch die anderen sind wieder anwesend. Sie haben sich im Rausch verprügelt. Mowitz soll eingießen, weil Fredman seine unglückliche Liebe vergessen will (es handelt sich um Anna, sie ist bedeutend jünger als Fredman und hat ihn betrogen für alles, was er für sie getan hat). Er schenkte ihr vieles, pflegte ihr Kind und sorgte für das Begräbnis des Kindes. „... soff ich den Grabschaufler bleich“ man war meist schon vor dem Begräbnis betrunken. Man soll Bellman’s Werke als Theaterstücke interpretieren, um den wahren Geist Bellman’s herauszulesen. Carl Zuckmayers Autobiographie: „Als wär’s ein Stück von mir“ (1966) Er schildert seine Zeit in der Universitätsstadt Heidelberg kurz nach dem 1. Weltkrieg. Diese Bellman Rezitation bestand aus Fraenger und anderen Studenten. Es gab eine gesteigerte Lebensstimmung und Freude nach dem Krieg. Man kann auch darüber lesen in „Im Westen nichts Neues“. man sollte sie nicht als fest gezimmerte Gruppe sehen, sondern als eine Gemeinschaft. Der geistige Gründer war Wilhelm Fraenger, Doktor des kunsthistorischen Institutes in Heidelberg. Sie führten immer wieder kleine Spiele auf, welche auch in den Studentenlokalen in Heidelberg stattfanden. Zuckmayer selbst verwendet die Bezeichnung Boheme für diese Gruppe. Aus diesem Milieu ging später Zuckmayers Theaterstück „Ulla Winblad“ hervor. Die Darstellerin war ein Malermodell. Zuckmayer selbst spielte Bellman als Fredman. Erst 1938 gelingt es ihm, den ganzen Text fertig zu stellen, Gesamttitel: „Ulla Winblad oder das Leben des Carl Michael Bellman“. Das Stück sollte auch in Österreich aufgeführt werden, wurde jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg in einer veränderten Fassung in Wien aufgeführt: Helmut Kreutzer: „Die Boheme“. Zuckmayers Stück wurde ausgearbeitet. Boheme als Rebellion gegen das Bestehende. Abkömmlinge verschiedener Schichten treffen zusammen (Zeichen der Boheme). Diese Beschreibung trifft sehr gut auf den Kreis Fraenger’s zu. Bellman selbst gehörte nicht zur Bohème, Fredman schon. Von den Schauspielern und Zuckmayer wird Bellman als Trinker dargestellt, man kann aber nicht sagen, dass es wirklich so war. Zuckmayer versuchte in seinem Stück aber, die Wirklichkeit umzuwandeln, um darin eine Boheme zu schaffen. Genussphilosophie: Man soll das Leben genießen, denn man weiß nicht, ob man morgen noch weiterlebt. Amoral, ordinär, vulgär. Es gibt ein Zitat von dem Schriftsteller Jack London, wo er die Bohemians als sehr negativ darstellt, was zu einer Stärkung der Boheme führte. Jack London war aus dem Bürgertum. Bellman war sein Leben lang bemüht, von der Gesellschaft anerkannt zu werden, vor allem vom Königshof. 12.6.2007 Epistel Nr. 38: (1773-1778), war damals ein Militärmarsch. Wir wissen nicht, wer Boman ist. (In Epistel 54 hat Mollberg das Kommando über die Prozession, am Grab von Boman). Mollberg ist betrunken. Memento-Maori: Boman musste gehen – stirbt. Epistel Nr. 41: Populäre Melodie (findet man in einer Oper von Händel). Sehr dramatisch, Dialog wird dargestellt. Mollberg ist im Zentrum, am Anfang sieht man ihn verkatert im Bett, er hat reichlich Bier und Rum. Wingmark taucht auf (er ist eine Art Modegag, spaziert durch Stockholm und lädt sich selbst bei verschiedenen Leuten ein). Er macht Mollberg Vorwürfe, er bittet, dass er bei Mollberg bleiben kann, da er zuhause von seiner Frau verprügelt wird. Epistel Nr. 42: (1773-1780) Tanzmelodie. Es ist ein dramatischer Vortrag, seltenes Beispiel: wir befinden uns im Winter (normalerweise immer Sommer). Es ist kalt und schmutzig. Fredman und seine Freunde spielen im „Klubben“ Karten. Durch Ulla wird die Stimmung ab der 2.Strophe heller. Die letzte Strophe wird von Fredman gesprochen. (Prüfungsfrage könnte sein: Welche Jahreszeit ist bei den Episteln die bevorzugte? Ausnahmen? –Epistel 42) Epistel Nr. 43: (1771) Mit Ulla Winblad. Es geht um die Geburt eines Kindes. Die Melodie ist unbekannt, aber romantisch. Es ist eine Liebeserklärung an die Frau und das Kind. Die Geburt ist nicht einfach, Fredman ist bekümmert. Maja Stina war 21 Jahre alt, als sie eine Tochter bekam, der Vater war ein Adliger Oberst. Das Kind wurde nur acht Tage alt. Memento-Maori-Motiv. Der Wurm soll das Kind sein, das den Tod mit sich bringt – Bild der Vergänglichkeit. Epistel Nr. 48: (1772) Bekannte französische Melodie, eines der populärsten Lieder von Bellman, es hat 21 Strophen und enthält gute Naturschilderungen natürliche Natur, direkt erlegte Natur, am See. Ab der zwölften Strophe deutet Fredman direkt auf die Natur und zeigt sie uns. Epistel Nr. 63: (1773) Die Melodie kommt vom Komponisten Böritz. Es handelt sich um einen Snapshot in einem Beisel bei Fader Bergström. Ursprünglich gab es eine dritte Strophe. Bellman macht sich über die Priester lustig. Paulus wird erwähnt, ist aber keine ernsthafte Religionssatire. Die Zensur spielt eine Rolle. Epistel Nr. 71: (1790) Die Melodie ist unbekannt, das Epistel einem Freund von Bellman gewidmet. Pastorale Stimmung, Refrain wird wiederholt. Ulla ist im Zentrum, aber ihr Portrait hat sich verändert. In den ersten 50 Episteln war sie ein Freudenmädchen, hier ist sie eher eine vornehme Dame geworden. Die Verliebtheit Fredman’s hat sich nicht vermindert. Fredman sitzt am Pferd als Kavalier. Es gibt nicht viel Handlung, was typisch für eine Pastorale ist. Epistel Nr.72: (1790) Melodie kommt aus einem französischen Singspiel. Ursprünglich war dieses Epistel Nr. 28. Burleske Situation: Schlafzimmer. Nordström (Ehemann von Ulla) bricht sein Bein im „Kampfe“. Die Frau heißt Kajsa. Epistel Nr. 73: (16.11.1771) Melodie ist eine französische Tanzmelodie. Puckel verschreibt sich dem Teufel (Faust!). Die Epistel hat plattdeutsche Einschläge. Über Puckel macht man sich lustig, er ist oft betrunken (auch Epistel Nr. 76). Epistel Nr. 77: (1788-1790) Melodie wurde mehrmals von Bellman verwendet. Wir befinden uns im populärsten Beisel „Lokatten“, Seeleute gingen dort hin (Lokatten kommt auch in Episteln Nr. 11 & 59 vor). Fredman wird noch satirischer, fühlt sich überlegen, macht sich über die Gäste lustig. Es ist eher eine Momentaufnahme. Epistel Nr. 79: (1785-1790) „Abschied“ war ein wichtiges Wort. Charon ist der Fährmann (kommt aus der griechischen Mythologie. Es ist ein sehr trauriges Lied, die Melodie ist unbekannt. Fredman spürt, dass der Tod naht, er nimmt Abschied von seinen Freunden, schreibt sein Testament. Epistel Nr. 80: (1789-1790) Melodie ist unbekannt, es geht um Ulla und Moberg. Pastorale im Djurgården. Königlicher Sekretär Kellgren war später Herausgeber der Episteln. Mollberg lud Ulla ein in den Djurgården ein, es ist Sonntag. Ulla ist schön (modisch – elegant). Sommernatur wird wie bei Epistel 48 beschrieben. Die Epistel endet ausgelassen. Epistel Nr. 81: (1785-1790) Melodie ist unbekannt, Stimmung traurig: im Sterbehaus. Es geht um den Tod, Beerdigung von Frau Lövberg. Grabinschrift: „Durstig war sie“. Epistel Nr. 82: (1790) Fredman bittet Ulla, mit ihm ein Picknick zu machen. Abschiedsmahlzeit – Abschied vom Leben. Ulla ist elegant. Es wird nicht geflucht und gesoffen. Bellman nimmt Abschied. Am Ende tritt Bellman selbst hervor und spricht zu Fredman (das einzige Mal, dass Bellman hervortritt!). 17. Juni 2007 DEUTSCHE EINSCHLÄGE IN DEN EPISTELN Bellmans Urgroßvater wanderte im 17. Jahrhundert aus Bremen ein (viele deutsche Einwanderer gingen nach Stockholm im 17./18. Jahrhundert). Ab dem 18. Jahrhundert findet man viel Französisch (da es die Vorliebe des schwedischen Königshauses war), Deutsch war aber mehr in den Episteln vertreten (hoch- & niederdeutsch). 12 Episteln mit breitdeutschen Strophen/Sätzen/Wörtern (weniger in den „Fredmans Sånger“) es gibt auch französische, italienische, lateinische, englische, russische, finnische und dänische Einschläge. Bellman spricht fließend deutsch, er übersetzt zum Beispiel die Werke des Dichters Gellert. Epistel Nr. 1: „....stets dein ergebener Diener“ – es sprechen Puckel und Schwalbe. Epistel Nr. 15: „Gottschwerenot und Wetter“ ist ein deutscher Kraftausdruck. Teofile war ein deutscher Schuhmachergeselle. Epistel Nr. 18: Die Übersetzung von „gubbe“ ist sehr schlecht gewählt „Großvater“ ist viel zu bestimmt. 2. Strophe/Zeile 5: Es geht um Benjamin Schwalbe „Hier ist, Genoß, sehr scheen ze tanzen.“ Auf Schwedisch wird er nicht Genoß genannt, sondern „kamrat“. Benjamin ist aus Sachsen, man versuchte vielleicht, den sächsischen Dialekt wiederzugeben. 4. Strophe: „Der Teufel soll den Fahn regieren“. Auf Schwedisch bedeutet „fa’n“ Teufel, es ist hier nicht korrekt übersetzt. 5. Strophe: „Der Kaiser hoch“ ist fraglich, auf welchen Kaiser man sich bezieht. Epistel Nr. 33: hat eine impressionistische Art, es wird eine Gruppe von Menschen als Kollektiv geschildert. Hier wird teilweise auf Französisch gesprochen, und enthält onomatopoetische Nachahmungen: „furz-furz-furz-furz!“ Seite 111: „tummer Teifel“ schlechte Übersetzung Seite 110, 4 Zeile von unten: „Appeldeutsch“ ist vielleicht zurückzuführen auf den Obsthandel, der teilweise von Leuten aus Pommern betrieben wurde. Epistel Nr. 34: 1.Strophe: „Feuer! Schreit man durch die Gassen“ ist eine falsche Übersetzung. In der Originalfassung „Wer da? Wer da?“. Epistel Nr. 40: 5. Strophe: „Ja, Hans Casper, tritt nur ein!“ Wir wissen nicht genau wer das ist, soll ein Narr dargestellt werden? Epistel Nr. 41: 4. & 5. Strophe: In der Originalfassung sind diese beiden Strophen mit „aber“ statt „na“ eingeleitet. Epistel Nr. 59: Hinweis: „Danziger Doppelbier“ auch „Goldwasser“ genannt enthielt kleine Goldplättchen. In dieser Epistel findet man Italienisch und Finnisch: Seite 217, Zeile 7: Dolce vino della pace – Italienisch Pallo vinno ja olta tannä – Finnisch Epistel Nr. 76: In den Strophen 3,4 & 5 hat anscheinend Jergen Puckel gesprochen. ZUSAMMENFASSUNG Bellman wird von Kritikern (vor allem in Schweden) als größter schwedischer Lyriker angesehen, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen – diese sahen ihn eher als Unterhalter. Bellman lebte mit Erfolge und Misserfolge, hatte Schulden und nannte sich selbst „ein Mann mit wenig Tiefsinn“. Die Gattung waren lyrische Gedichte, es waren aber auch oft Parodien (Nachahmung mit komischem Effekt). Die Parodien werden nicht so hoch eingeschätzt – unterstreicht es das Tragische? Bellman schrieb auch Bibelparodien, was etwas gewagt war, außerdem ahmte er französische Singspiele nach (typisch: kurze Dialoge). Bellman wurde als erster Stockholmschilderer gesehen, aber an sich spielen nur wenige Lieder direkt in Stockholm, wenn, dann IN den Häusern von Stockholm. Wir erfahren mehr von der Umgebung Stockholms (Schären), diese ist der Kontrast zu den verrauchten Beiseln. Landschaftsschilderungen: - Realistische Darstellungen (zB. Djurgården) - Idyllische Auffassung, typisch Rokoko; enthält auch mythologische Gestalten. Bellmans Ruhm beruht auf 2 Werken: - Fredmans Epistlar (1790) - Fredmans Sånger (1791) Er hat auch „Bacchi Tempel“ (1783) herausgebracht, und es gibt an die 1000 Gelegenheitsgedichte. Die Bellman-Forschung hat sich leider in Details verloren, man hat sich NICHT mit dem Künstler auseinander gesetzt. Von Bellmans Größe erfährt man wenig. Die beste deutsche Übersetzung ist die von H.C. Artmann. Eine gute englische Übersetzung gibt es von Paul Britten Austin. Bellmans/Fredmans Welt ist nicht die wirkliche Welt des 18. Jahrhunderts. Es gibt eine Reihe von realistischen Details, es geht aber nicht darum, eine realistische Fotoaufnahme von Stockholm zu präsentieren. Es ist aber nicht nur Phantasie. Die wahre Welt ist die negative, und die gedichtete Welt die positive. In beiden Welten wird Durst, Lust und Tod dargestellt (Wein, Weib, Gesang und das Ende). Der Tod ist immer am stärksten. Bellman will zwischen diesen Themen ein Gleichgewicht etablieren. Deshalb gibt es positive und negative Texte. Es überwiegt jedoch der Aspekt des Todes. Gibt es das Schöne nur in der Imaginären Welt und das Schlechte nur in der realen Welt? Nein, es kann auch umgekehrt sein. Hinweis: Der französische Dichter Charles Baudeloire schrieb das Werk „Les fleurs du mal“ (1857). Er war einer der ersten Dichter, der das Leben in einer Großstadt als schillernde Bewegung dargestellt hat (Pariser Volksleben, aber die Menschen sind anonym). Bei Bellman wird auch das Grossstadtleben geschildert, die Menschen gehen aber nicht aneinander vorbei, sondern sprechen miteinander (zB. Epistel 33). Diese Menschen sind nicht anonym. Es ist ein Versuch, simultane Ereignisse gleichzeitig zu beschreiben. Bei Bellman bewegt sich eher die Kamera, nicht so sehr die Menschen. Er individualisiert seine Gestalten, was zB. Molière nicht tut. Er vermischt die Zeitepochen, sie bilden eine Einheit (zB. Epistel 12, 2. & 3. Strophe verschmelzen zeitlich). Vor allem ist Bellman ein Dichter des Augenblickes. Wenn der Tod kommt, versucht man, ihn mit einem Schluck Alkohol zu überwinden, das ist aber nur eine Verschiebung des Zeitpunktes. Parodie: „Gubben Noa“ spielt auf einer eindimensionalen Ebene. Wir sind sozusagen alle Noa’s. Wir versuchen, in eine andere Dimension zu flüchten wir können auf verschiedenen Ebenen sein. Es werden immer weitere Dimensionen eröffnet. Puckel ist eher eindimensional, aber Mollberg ist vielschichtig. ZUR PRÜFUNG: Text darf mitgenommen werden Wichtige Themen bei Bellman: - Lob von Bacchus und Freyja - Lustvolle und berauschende Themen - Gegensatz: Leben & Tod - Zusammenhang: Liebe & Wein Es gibt 3 wichtige Quellen, nämlich die Tagebücher von Oxenstierna, Bonde und Sparre. Weitere Quellen sind Bellman im Gefängnis (selbstbiographische Skizze), das soziale Stockholm, die Rolle des königlichen Hofes in Stockholm. Thema: Fredman IN den Texten Zuckmayer – welche Unstimmigkeiten gibt es? Funktion der Parodie?