Schweinekrankheiten

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Schweinekrankheiten
nach einer Vorlesungsmitschrift des SS 98 und des WS 98/99
Kim Weber
Alexandra Müller
Inhalt
1. Infektionskrankheiten
Anzeigepflichtige Schweineseuchen
Meldepflichtige Schweinekrankheiten
Europäische Schweinepest (ESP) = Klassische Schweinepest (KSP)
Ferkelzittern
Pestiviren der Wiederkäuer beim Schwein
Afrikanische Schweinepest (ASP)
Aujeszky´sche Krankheit (AK)
Maul- und Klauenseuche (MKS)
Teschener Krankheit, Teschen-Talfan-Disease
Tollwut (Rabies, Lyssa)
Rotlauf
Otitis purulenta media et interna (Meningitis)
Enzootische Streptokokkenmeningitis
1
1
1
2
6
6
7
8
13
16
17
18
21
22
2. Mangelkrankheiten
Parakeratose
Biotinmangel
Hypoglykämie / Hypothermie der Saugferkel
(Vitamin K - Mangel)  siehe Anämien
(Vitamin E / Selen - Mangel)  siehe Ernährungsbedingte Muskeldegeneration
24
24
25
26
3. Vergiftungen
Kochsalz-Vergiftung
Selen-Vergiftung
Salinomycin-Tiamulin-Vergiftung (Narasin, Monensin, Lasalocid)
Dinitro-O-Toluamid-Vergiftung
Cyanamid-Vergiftung
Schwefelwasserstoff- (Güllegas-) Vergiftung
Nitrit-Vergiftung
Vergiftung durch chlorierte Kohlenwasserstoffe
Vergiftung durch organische Phosphorsäureester
(Kupfervergiftung)  siehe Anämien
27
28
28
30
32
32
33
34
34
35
4. Anämien
Eisenmangelanämie
Magenulzera
Vitamin K - Mangel
Eperythrozoonose
Thrombozytopenische Purpura
Isohämolytische Anämie
Kupfervergiftung
35
36
38
39
40
41
42
42
5. Muskelerkrankungen
Atrophie der kaudalen Oberschenkelmuskulatur
Grätschen / Spreizen der Saugferkel (Splay leg)
Belastungsmyopathie
Ernährungsbedingte Muskeldegeneration
Maulbeerherzkrankheit
Sarkosporidiose
43
44
44
45
48
49
50
6. Hauterkrankungen
Pityriasis rosea = "Bauchflechte"
Schweinepocken
Actinomyces pyogenes (Corynebacterium pyogenes)
Actinobacillus suis (Actinobacillus equi)
Aktinomykose (Actinomyces suis)
Epidermitis exsudativa
Dermatomykose
Läusebefall
Sarcoptesräude
Dermatitis ulcerosa
Stallfliegen
50
51
51
52
53
54
54
56
56
57
57
58
7. Kannibalismus
Schwanzbeißen
Ohrbeißen
Flankenbeißen
58
59
60
61
8. Operationen beim Schwein
Kastration männlicher Schweine
Hernia inguinalis
Hernia umbilicalis
Kryptorchismus
Aktinomykose
61
62
65
66
67
69
9. Stallklima
Luftfeuchte
Luftgeschwindigkeit
Alters- und gewichtsabhängige Temperaturansprüche
Licht
Praxisfälle zur Entstehung vermehrter Schadgasbildung
70
70
70
71
71
72
10. Atemwegserkrankungen
Virusinfektionen
Pneumodiagnostik am lebenden Tier
Pneumodiagnostik am toten Tier
Porcine respiratorische Coronavirusinfektion (PRCV)
Einschlußkörperchen-Rhinitis
Schweine-Influenza
Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS)
Bakterielle Infektionen
Rhinitis atrophicans (RA)
Actinobacillus pleuropneumoniae (A.pp)
Enzootische Pneumonie (EP)
Glässersche Krankheit, Polyserositis
73
73
73
73
74
74
75
77
79
79
80
83
84
11. Erkrankungen von Verdauungsapparat und Abdomen
Durchfall-Ursachen
Diätetische Diarrhoe
Virusinfektionen
Vomiting and Wasting Disease (VW-Krankheit)
Transmissible Gastroenteritis (TGE)
Epizootische Virusdiarrhoe (EVD)
Porcine Rotavirus-Infektion
Bakterielle Infektionen
E.coli-Diarrhoe (Coli-Ruhr)
Ödemkrankheit, Coli-Enterotoxämie
Gründe für Verdauungsstörungen
Nekrotisierende Enteritis der Saugferkel (Clostridium perfringens Typ C-Infektion)
Clostridium perfringens Typ A-Infektion
Proliferative hämorrhagische Enteropathie, Intestinale Adenomatose, Nekrotisierende Enteritis
Salmonellose
Schweinedysenterie
85
85
86
86
86
87
89
90
91
91
93
94
94
96
96
98
100
12. Urogenitalinfektionen als Bestandsproblem
Zystitis
Bakterielle Erreger von Harnwegsinfektionen beim Schwein
Eubacterium suis (Corynebacterium suis, Actinomyces suis)
102
102
102
102
-4-
1. Infektionskrankheiten
Anzeigepflichtige Schweineseuchen
- Europäische Schweinepest
- Afrikanische Schweinepest
- Vesikuläre Schweinekrankheit
- Stomatitis vesicularis
- Maul- und Klauenseuche
- Rauschbrand
- Milzbrand
- Brucellose
- Aujeszky´sche Krankheit
- Ansteckende Schweinelähmung (=Teschener Krankheit)
- Tollwut
Seuchen:
1. Volkswirtschaftliche Bedeutung
2. Gefährdung menschlicher Gesundheit
3. Gemeingefährlichkeit (Besitzer hat keine Schutzmöglichkeit)
 umfangreiche Kenntnis der Epidemiologie
 umfangreiche diagnostische Möglichkeiten
 geeignete Maßnahmen zur staatlichen Bekämpfung
 vertretbare Relation  Aufwendungen bei der Bekämpfung
 wirtschaftliche Einbußen
 Bekämpfung mit staatlichen Mitteln
Anzeigepflichtige Seuchen
zuständiges Veterinäramt
Besitzer, Vertreter
zeitweilige Aufsicht über Tiere
berufsmäßige Beschäftigung mit Tierbeständen
Tierärzte
Meldepflichtige Schweinekrankheiten
- Leptospirose
- Listeriose
- Rhinitis atrophicans
- Säugerpocken
- Toxoplasmose
- Transmissible virale Gastroenteritis (TGE)
 keine staatliche Bekämpfung, aber ständige Übersicht
 Leiter Veterinäruntersuchungsämter, Tiergesundheitsämter, sonstige öffentliche und private
Untersuchungsstellen und Tierärzte
 Meldung an zuständige Behörde
 betroffene Tierart, Anzahl der betroffenen Bestände angeben
 im Einzelfall Anschrift des Besitzers
-5-
Europäische Schweinepest (ESP) = Klass. Schweinepest (KSP)
Wesen:
hochkontagiöse Virusinfektion der Haus- und Wildschweine mit fieberhaftem Verlauf und hoher
Blutungsneigung
Ätiologie:
KSP-Virus, 40 - 50 nm, lipidhaltige Hülle, stabil bei pH 5 - 10
relativ hitzeunempfindlich (70 min bei 56°C)
Familie Flaviviridae, Pestivirus, Togavirus
Tenazität:
- getrocknete Exkremente 7 bis 40 Tage
- Gülle 30 Tage
- Pökel- und Gefrierfleisch bis zu 3 Jahren
Möglichkeiten zur Abtötung:  erwärmen über 60°C
 pH unter 3 und über 12
Infektiosität: hoch
Verlust der Infektiosität (Inaktivierung) durch Detergentien, saure und basische Desinfektionsmittel
Virulenz:
stark wechselnd, daher vielseitige Manifestation  atypischer Verlauf
Pathogenität durch Enzym-Induktion, gerichtet speziell gegen RES und ZNS
Antigen-Verwandtschaft mit BVD-Virus, Kreuzimmunität
Übergang: Tier  Tier
Produkt  Tier
Pathogenese:
- Infektion hauptsächlich oral, aber auch über Respirationstrakt und Genitale
- Inkubationszeit 2 bis 3 Tage, teilweise aber auch bis zu 5 Wochen
- Serumantikörper ab 5. bis 11. Tag p.inf.
- Virusausscheidung über Sekret (Milch, Speichel, Nasenausfluß) und Exkret (Kot, Harn) begünstigen
Übertragung und Verbreitung des Erregers (Kontagiosität)
1. Vermehrungsphase: lymphoretikuläres Gewebe an der Eintrittspforte
 Tonsillen, regionäre Lymphknoten
- nach 24 Stunden im Blut, Maximum nach ca. 1 Woche
- 2. Vermehrungsphase: im retikulo-histiozytären System (Lymphorgane und Adventitiazellen der Gefäße)
 Leukopenie
- Virusausscheidung: vom ersten Tag p.inf. bis zum Tod, bei chronischer Erkrankung über Monate
- ab 3. Tag degenerative Gefäßschädigung  lokale und allgemeine Zirkulationsstörungen
 Verbrauchskoagulopathie  Blutungen
 Sekundärinfektionen
-6- Tod durch:  Gefäßläsionen
 allgemeines Kreislaufversagen
 reaktive Veränderungen im ZNS
 Sekundärinfektionen
- diaplazentare Übertragung  Embryonaltod, Fetopathie
Erste Anzeichen: - viele Saugferkel sterben
- fieberhafte Darmstörungen bei älteren Ferkeln
- später erkranken die älteren Schweine
Beim Krankheitsverlauf ist zu unterscheiden zwischen einer heftig verlaufenden (akuten) und einer
langsam verlaufenden (chronischen) Form.
Akuter Verlauf:
- fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Störung des Allgemeinzustandes 2 bis 3 Tage nach der Infektion,
Körpertemperatur 41°C, plötzliche Todesfälle
- häufig zuerst Futterverweigerung, Hinfälligkeit, schwankender Gang
- punktförmige bis flächenhafte Blutungen oder Rötungen in der Haut, Blutung aus Körperöffnungen
- Durchfall / Verstopfung
- Ataxie
- Konjunktivitis
Virus: hochvirulent
Virämie: hochtitrig
Zeit: postnatal
Verlauf: kurze Inkubationszeit
Leukopenie: entwickelt sich rasch
Tod: nach 10 bis 20 Tagen
Pathologisch-anatomisch: - multiple Blutungen
- Milzrandinfarkte
Mikroskopisch: - Endotheldegeneration
- Proliferation retikulärer Zellen
- Enzephalitis (nicht-eitrig)
Chronische Form:
3 Phasen: 1) gestörtes Allgemeinbefinden
2) klinische Besserung
3) terminale Exazerbation
Virus: mäßig virulent
Virämie: kann vorübergehend verschwinden
Zeit: postnatal
Verlauf: kurze Inkubationszeit
Leukopenie: rasch, später Leukozytose
Tod: nach 1 bis 3 Monaten
Pathologisch-anatomisch: - Ulzeration in Caecum und Colon
- Milzrandinfarkte
Mikroskopisch: - Endotheldegeneration
- Glomerulonephritis
-7-
"Late onset"-Form:
- tritt spät auf (nach Monaten)
- allmähliche Verschlechterung
- Konjunktivitis
- Dermatitis
- Bewegungsstörungen
- evtl. geringgradig Fieber
Virus: schwach virulent
Virämie: hochtitrig, persistiert auf hohem Niveau
Zeit: pränatal
Verlauf: tritt spät auf (nach Monaten), allmähliche Verschlechterung
Tod: nach 1 Jahr
Pathologie:
- petechiale bis flächenhafte Blutungen in Haut und Unterhaut
- petechiale Blutungen in Kehldeckel, Magenschleimhaut, Harnblase, Nieren, Rektumschleimhaut
- Hydroperikard
- flächenhafte Blutungen im Myokard
Verdacht der Schweinepest-Infektion ergibt sich durch:
1. anhaltende, oft geringgradige Temperaturerhöhung bei mehreren Tieren des Bestandes trotz
antibakterieller Chemotherapie
2. zentralnervöse Ausfallserscheinungen (schwankender Gang, Ataxie, Parese) oder Reizerscheinungen
3. Durchfall (feucht geballt bis dünnflüssig mit kariösem Geruch) in Verbindung mit Fieber
4. gleichzeitiges Auftreten von Umrauschen, Mumifikation, Abort und Geburt lebensschwacher oder
zitternder Ferkel
5. anhaltende Leukopenie (>10 Giga/l) mit relativer Lymphozytose und Neutropenie
ohne Linksverschiebung
6. punktförmige Hautblutungen, die in Nekrosen übergehen  typisch, aber selten!
Differentialdiagnosen:
- Krankheiten mit perakutem, akutem oder chron. Verlauf ausgezeichnet durch Fieber (therapie-resistent)
- hämorrhagische Diathese
- Durchfall und Obstipation
- ZNS-Reize
Diagnostik:
Labor: Leitsymptome Leukopenie, relative Lymphozytose
Antigen-Nachweis (Vollblut)
Antikörpernachweis (Serum)
Sektion: Petechien, Milzrandinfarkte, marmorierte Lymphknoten, "Boutons"
Histologie: nichteitrige Enzephalitis
Direkter Nachweis:
- Gefrierschnitt von Tonsillen, Lymphknoten, Organen  Immunfluoreszenz mit KSP-Antikörpern
- Virusisolierung in Zellkultur aus Leukozyten (buffy caot) und Organhomogenaten
 Immunfluoreszenz
Indirekter Nachweis:
- Nachweis KSP-neutralisierender Antikörper
- Zellkultur + Virus-Serum-Gemisch + KSP-Konjugat
- Neutralisations-Immunfluoreszenz-Test (NIF)
- Plaque-Reduktionstest
- ELISA
- Immunfluoreszenz-Inkubationstest
-8-
Epidemiologie:
Einschleppungsursache: unbekannt
Speiseabfälle3 %
Zukauf von Tieren
Transportmittel
Personenkontakt
andere Ansteckungsträger
Einschleppung nach Deutschland: lebende Schweine
Wildschweinefleisch
Wildschwein
Personen u. Fahrzeuge
Fleisch- u. Wurstwaren
29 %
22 %
8%
8%
8%
--++
(+)
(-)
(+)
Hausschwein
Wildschwein
Zerlegung von Wildbret in Schweinebetrieben
infizierte Feldfrüchte
Hausschwein
Wildschwein
Jäger als Schweinehalter
Weidehaltung der Hausschweine
Hausschwein
Wildschwein
infizierte Gülle
verbotene Ferkelbeseitigung (Misthaufen)
Kirrungen: Anlockung der Wildschweine mit Körnermais Wochen vor Auslage der Köder
(3 bis 6 pro Wildschwein)
Kosten: 1,40 - 1,60 DM (Tierseuchenkasse)
Köderaufnahme: 68 - 92%
Konkurrenz durch Fuchs, Dachs, Kolkrabe ( eingraben, abdecken)
Problem Rangordnung, Frischlinge oft keine Aufnahme
Antikörpernachweis: 48 - 49%, Differenz 22 - 100% (je nach Försterei)
Problem: 5 - 6 km Aktionsradius der Wildschweine, Neigung zum Vagabundieren, keine Standorttreue
Weiterverbreitung innerhalb der BRD
- infizierte Tiere
- Infektion auf Transporten
- Fahrzeugverkehr
- Personenverkehr
- Nachbarschaft
- Abproduktbeseitigung (Gülle)
begünstigende Faktoren: zu spätes Erkennen, Behandlungsprobleme
Bekämpfung:
- Anzeigepflicht !
- Verdacht ebenfalls anzeigepflichtig (klinische Befunde, pathologisch-anatomische Befunde,
serologische Befunde)
- Feststellung:  Virus- oder Antigennachweis
 eindeutige klinische und pathologisch-anatomische Befunde
 neutralisierende Antikörper in Verbindung mit epidemiologischen Anhaltspunkten
- nach tierseuchenrechtlichen Bestimmungen (Keulung etc.)
Impfstoff gegen Schweinepest
- vorhanden und gut wirksam
- vom Tierarzt nur nach Genehmigung durch den Amtstierarzt zu beziehen
- Impfantikörper sind nicht von Feldantikörpern zu unterscheiden, deshalb zur Zeit Impfung verboten
 Bemühungen um markierten Impfstoff
-9-
Ferkelzittern
Wesen:
- Kleinhirnhypoplasie
- Rückenmarksreduktion
- Myelinbildungsstörung
- Schwellung der Gliazellen, Verminderung der Gliazellen
 tritt vor allem in der Bewegung auf, wird in der Ruhe und im Schlaf weniger, ist aber immer vorhanden
Ätiologie:
- Schweinepest
- unbekanntes Virus
- rezessives Gen (geschlechtsgebunden)
- Neguvon® - Behandlung der Sau
Pestiviren: kleine behüllte RNS-haltige Viren
Familie: Flaviviridae (z.B. Gelbfiebervirus Msch., Hepatitis C Virus Msch.)
- Europäische Schweinepest (ESP)
- Bovine Virusdiarroe (BVD)
- Border Disease (BD) beim Schaf
Wirtsspektrum: Haus-Wdk., Wild-Wdk., Schwein
Pestiviren - Antigenetischer Unterschied:
- bei Wdk. kaum
- zu ESP-Virus deutlich
aber weitgehend serologische Kreuzreaktion
Pestiviren der Wiederkäuer beim Schwein
durch hohe Mutationsrate einsträngiger RNS-Viren schnelle Adaptation an andere Wirtstierarten
Antikörper bei ca. 50% der untersuchten Schweine
Klinik:
- meist symptomlos, Fieber, Virämie
- besonders in Zuchtbeständen (da diaplazentare Übertragung)
- allgemeine Fertilitätsprobleme (Totgeburten)
- Anämie bei Ferkeln
- rauhes Haarkleid
- Kümmerer
- Durchfall
- selten Konjunktivitis, Polyarthritis
Pathologie:
- chron. Gastroenteritis
- Hypertrophie und Ulzeration der Mukosa ("Boutons")
- multiple Blutungen (Lymphknoten, Epikard, Nieren)
- nekrotisierende Tonsillitis
- Polyserositis
- Polyarthritis
- Thymusatrophie
- 10 -
Resümee:
- große Zahl seropositiver Tiere
- selten klinische Erscheinungen
- bei genannten Befunden an BVD (Rind) denken!
Afrikanische Schweinepest (ASP)
Ätiologie:
ASP-Virus, African swine fever-Virusgruppe, DNA-Virus
175 - 215 nm, lipidhaltige Hülle
Familie Iridoviridae
keine Kreuzreaktionen mit anderen Viren bei Haussäugetieren
Vermehrung in Zellen des RES und in Ornithodorus-Zecken
Tenazität:
- hoch (pH 1,9 - 13,4)
- wärmestabil (60°C, 20 min)
- Blut, Schinken, Knochen 4 bis 6 Monate
- Ställe 3 Monate
- Kühlung 6 Jahre
Virulenz:
- unterschiedlich
- verschiedene Serotypen, breite pathogenetische Variation
- nimmt mit Fehlen von Warzenschweinen und Zecken ab
Vorkommen:
- endemisch in Afrika südlich der Sahara
- Virusträger: Warzenschweine, Lederzecken
- Verbreitung durch Speiseabfälle (Flug-, Schiffsverkehr)
- Seuchenherde innerhalb der Region zwischen Hausschweinen
- blutsaugende Insekten
Ausbrüche:
Portugal, Spanien, Italien, Kuba, Brasilien, Malta, Sardinien, Belgien (´85)
Pathogenese:
Infektion oral oder nasal  Tonsillen  Lymphe  Blut  RES
Virämie nach 1 bis 3 Tagen
Inkubationszeit bis 14 Tage
- Proliferation, Degeneration von befallenen Zellen
- Lymphknoten  Gefäßendothelien
Klinik:
abhängig von Virulenz, ähnlich wie bei KSP
- Inappetenz
- Fieber (2 - 4 Tage bis 42°C)
- plötzliche Todesfälle (perakut)
- Hämorrhagien
- Aborte, Kümmerer
- Pneumonie
- Durchfall (blutig)
- Erbrechen
- akuter Verlauf bis zum Tod ca. 2 Tage
- chronisch-inapparent intermittierendes Fieber
- 11 -
Pathologie:
 Krankheit wird von Gefäßschäden bestimmt
- Kongestion
- Ödeme
- Aszites, Hydrothorax, Hydroperikard
- Hämorrhagien in Lymphknoten, Nierenkapsel
- Infarkte
- Splenomegalie
- Leukopenie mit Lymphopenie und relativer Neutrophilie (Fieber) ohne Linksverschiebung
Diagnose:
- Erregernachweis, Antikörpernachweis (BFA Tübingen)
- Berücksichtigung epidemiologischer Anhaltspunkte
Differentialdiagnosen: siehe KSP
Bekämpfung:
Anzeigepflicht !
nach tierseuchenrechtlichen Bestimmungen (Keulung etc.)
Aujeszky´sche Krankheit (AK)
(Morbus Aujeszky, Pseudorabies, Pseudowut, Infektiöse Bulbärparalyse, Juckpest)
seit 1980 anzeigepflichtige Krankheit
Wesen:
fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Erregungs- oder Dämpfungserscheinungen infolge Gehirn- oder
Rückenmarksentzündung
Ätiologie:
Porcines Herpesvirus 1 (PHV 1), Varcello-Virus, Familie Herpesviridae
Stamm 1  neurotrop
2  pneumotrop (Pneumonien und Rhinitiden)
3  pantrop
4  apathogen
immunologisch einheitlich, Unterschiede in Virulenz und Tropismus
Tenazität:
- pH 5 - 9
-Temperatur bis 60°C, Frost (nicht -10 bis -13°C)
- in Kadavern, Sekreten wochenlang
Vorkommen:
- alle Haussäugetiere (außer Pferd)
- Fuchs, Nerz, Ratte = Reservoir ?
- Schwein = Hauptwirt und Reservoir
Pathogenese:
- Infektion oral, nasal, genital (auch intrauterin)
besonders von Tier zu Tier, auch über unbelebte Vektoren, Wind  mehrere km
- Inkubationszeit 1 bis 21 Tage
- Virusausscheidung: Nasensekret, Speichel, Milch, Genitalsekret
während Inkubationszeit möglich
- 12 -
- Virusausbreitung: neurogen, lymphogen-hämatogen
- Viruspersistenz: Gehirn und Tonsillen
- Ansteckungsfähigkeit des Aujeszky-Virus abhängig von altersbedingter Empfänglichkeit bzw. Resistenz,
Immunitätslage, Erregerkonzentration, Virulenz des Erregers
- Immunität:
 zellulär (1 Woche p.inf.) bleibt lebenslang erhalten
 humoral (7-14 Tage p.inf.)
 maternale Antikörper (6 -12 Wochen p.inf.)  Impfung frühestens nach 8 Wochen
- Altersabhängigkeit: Empfänglichkeit für Infektionen, klinischer Verlauf, Letalität
Saugferkel  letal
ältere Tiere  Resistenz, klinisch inapparente Infektion
Ausbreitung im Bestand:
abhängig von Altersstruktur, umweltbedingten Kontaktmöglichkeiten
1. Vermehrungsphase: Nasen-Rachen-Raum
2. Vermehrungsphase: Ganglien und Gliazellen
anhaltende zelluläre Immunität
aber: Virus-DNS-Persistenz in ZNS und Tonsillen
Streß  Reaktivierung des Virusgenoms
 Virusvermehrung und -ausscheidung, Immunitätsbruch, Krankheits- und Todesfälle
 Rekonvaleszente und vakzinierte Schweine können Erreger übertragen !
Fluktuation in der Population = permanente Infektionskette
 chronisch infizierte Betriebe
Schutzimpfung verhindert nur die klinische Erkrankung, nicht die Infektion !
Klinik:
Ferkel: zentralnervöse Symptome
Zuchtschweine: Fertilitätsstörungen ca. 20% (sonst 10 -15%)
oft symptomloser Verlauf
Mastschweine: respiratorische Symptomatik
Ferkel: zentralnervöse Symptome
- Fieber 41°C
- Inappetenz
- Apathie (= 1. Stufe der Bewußtseinsstörung)
- Muskelzittern
- tonische Krämpfe (Opisthotonus, Ohren nach hinten oder seitlich)
- klonische Krämpfe (Ruderbewegungen)
- Kreisbewegung
- Kaumuskelkrämpfe und Schlucklähmung (Speicheln, Schaumbildung)
- Nystagmus
- Ataxie
- Lähmungen
- Zwangsseitenlage
- evtl. Erbrechen, Aphonie, Pneumonie
- Tod nach 2 bis 3 Tagen
- 13 -
Morbidität bei Neuausbruch: Ferkel (1-2 Wochen) bis 100%
Betrieb 50 -100%
Letalität: bis 100% bei Ferkeln (1 - 2 Wochen)
Ferkel (3 - 4 Wochen): protrahierter Verlauf, Letalität 50 - 70%
Absatzferkel (bis 3 Monate): Letalität 5 - 30%
Zuchtschweine: oft symptomlos, Fertilitätsstörungen
- unspezifische Initialphase
- Dämpfung: Apathie, Inappetenz
- Rekonvaleszenz
Sauen:
- Fertilitätsstörungen (ca. 20%)
- SMEDI - Symptomatik
- Aborte, lebensschwache Ferkel
- Agalaktie
- Stereotypien: Kauen, Schnalzen
- evtl. respiratorische Symptome: Husten, Niesen
Eber:
- Periorchitis
- Störungen der Spermiogenese
- evtl. Hodenatrophie
Mastschweine:
respiratorische Symptome:
- interstitielle Pneumonie
- Niesen, Nasenausfluß
- Husten
- Dyspnoe
- Fieber (40°C)
ZNS-Symptome:
- Somnolenz, Apathie
- unmotivierte motorische Muskelaktivität (Kau-, Schmatz-, Saugbewegungen  Speicheln, Schäumen)
in der Regel Ausheilung, Kümmerer
Tod nach Sekundärinfektion, ohne Sekundärinfektion Letalität < 10%
selten Juckreiz (bei anderen Tierarten häufiger), Aggression, Automutilation
Verlauf der Aujeszky´schen Krankheit im Bestand:
1. Phase
- dauert 1 bis 2 Monate
- hohe Ferkelsterblichkeit
- Erkrankungen beim Schwein
- Infektionsrate bis 70%
- geringe Ansteckungsfähigkeit
- Hund, Katze, Rind = Endwirt (letal, Juckreiz, Ataxie, Lähmungserscheinungen)
2. Phase:
- dauert 4 bis 6 Monate
- Rückgang der Krankheitsfälle
- Zunahme der Immunität
- Rückgang der Virusausscheidung und -ausbreitung
- passive Immunität der Ferkel
- 14 -
3. Phase: chronische Bestandsinfektion
- Viruspersistenz
- Gefahr der Reaktivierung des Virus
- Gefahr der Akkumulierung von Virus
- Immunitätsdurchbrüche
- Virusverbreitung durch Tierhandel
Klinik:
- typische zentralnervöse Erscheinungen = Reizerscheinungen
- gleichzeitig Fruchtbarkeitsstörungen
- schnelle Ausbreitung in der Gruppe
- Tod von Hund, Katze, Rind
Pathologie und Histologie:
- Meningoenzephalitis (nicht-eitrig)
- Ganglienzelldegeneration und Gliaproliferation (Gliaknoten)
- Kerneinschlußkörperchen im Epithel von Tomsillen und Pharynx
- Endometritis
- Vaginitis
- Plazentitis ( Aborte)
- unspezifische Veränderungen: interstitielle Pneumonie, Lungenödem, miliare Nekrosen in Milz, Leber,
Lymphknoten
Virologie:
1. Virusisolierung in Zellkultur
Material: Gehirn, Tonsillen, Lunge, abortierte Feten (verendete Tiere  Sektion, Abortmaterial)
2. Virusnachweis mit
a) Immunfluoreszenztechnik in Gewebeschnitten bevorzugt befallener Organe (Gehirn, Tonsillen)
b) Immunperoxidase-Reaktion
c) DNA-Hybridisierung
d) PCR
3. Antikörpernachweis in Blut, Kolostrum, Milch
a) ELISA
b) Neutralisationstest (gleich-positiver Feldvirus- / Impfvirustiter)
Differentialdiagnosen:
Saug- und Absatzferkel:
- Schweinepest
- Zitterkrankheit
- Streptokokken-Meningitis
- Hypoglykämie und Hypothermie
- akute Polyarthritis
- Tollwut
- Coli-Enterotoxämie
- Askaridose
- Otitis interna
- Kochsalzvergiftung
- Teschener Krankheit
Mast- und Zuchtschweine:
- PRRS
- Influenza
- Schweinepest
- Pasteurellose
- Maulbeerherzkrankheit (Vit E / Selen-Mangel)
- Teschener Krankheit
- Quecksilbervergiftung
- Arsanilsäurevergiftung
- 15 -
Zuchtschweine:
- Fruchtbarkeitsstörungen
- PRRS
- Brucellose
- Leptospirose
- Parvovirose, Enterovirose
Amtliche Feststellung der AK nach Aujeszky-Verordnung:
Aujeszky´sche Krankheit liegt vor bei
a) Virus- oder Antigennachweis
b) klinischer Symptomatik + Antikörpernachweis
c) Histologie + Antikörpernachweis
Verdacht des Ausbruchs von AK liegt vor bei
a) klinischer Symptomatik
b) Antikörpernachweis
c) Histologie
Aujeszky-Sanierungsprogramme:
1. Räumung des gesamten Bestandes (Keulung)
- in AK-freien oder geringgradig durchseuchten Gebieten
- Zuchtbetriebe mit hohem Durchseuchungsgrad
2. Schlachtung serologisch positiver Tiere bei verbleibenden und zugekauften Tieren und Schlachtung
von Reagenten
- Zuchtbetriebe mit geringem Durchseuchungsgrad
3. Schaffung einer zweiten Betriebseinheit, Besetzung mit serologisch negativen Tieren
- nicht infizierte Jungsauen
- allmählicher Austausch des gesamten Bestandes
4. Impfung aller Tiere bis zur Schlachtung des letzten Virusträgers
- Mastbetriebe
- endemisch verseuchte Gebiete
Elimination von Feldvirusträgern durch regelmäßige serologische Differenzierung bei Verwendung von
deletierten Markervakzinen
- Zuchtbetriebe
- gemischte Betriebe
Immunität gegen das AK-Virus:
Infektion mit AK-Virus  Virusvermehrung im Körper
Schwein: langanhaltende zellgebundene Immunität, Viruspersistenz
Rind, Hund, Katze und andere: Tod
Infektion oder Impfung  Antikörperträger
- Ansteckung möglich
- Virusträger (Virus-DNA persistiert lebenslang)
- Virusvermehrung hört auf
 Ansteckung erschwert, Virusausscheidung verringert
Streß  Virus-Reaktivierung und -vermehrung
 Virusausscheidung, Virus-Akkumulation, Immunitätsdurchbruch, Krankheits- und Todesfälle
Maternale Immunität:
- Kolostralimmunität
- Infektion erschwert, Immunisierung erschwert
- Dauer bis zu 19 Wochen
- Impffähigkeit fraglich
- nach Abklingen der Kolostralimmunität empfänglich
- 16 -
Impfstoff:
gl - Deletion: Stückverlust eines Chromosoms, Verlust eines DNA-Abschnittes infolge Mutation
verbunden mit Verlust der Virulenz
Schweine können sich trotz Impfung infizieren!
aber: Vermeidung von klinischen Erkrankungen und wirtschaftlichen Verlusten
Tilgung durch Impfung allein nicht möglich
 latente Virusträger: bei Aktivierung Ausscheidung möglich
Maul- und Klauenseuche (MKS)
- gefürchtetste Tierseuche bei Klauentieren
- weltweiter Tierhandel und Tourismus  tägliche Gefahr der Konfrontation
- je eher erkannt, desto schneller eingedämmt und bekämpft
Deutschland: letzter Ausbruch 1988
seit 1992 flächendeckende Impfung eingestellt
1992 Türkei
1993 Italien (Rinderimport aus Südosteuropa)
1994 Griechenland 95 Ausbrüche (Schafimporte bzw. Personenverkehr Osttürkei)
Wesen:
akute, hochkontagiöse Viruserkrankung der Klauentiere mit intradermaler Blasenbildung (Aphten) im Maulund Klauenbereich
Ätiologie:
MKS-Virus
Serotypen 0, A, C, Asia 1, SAT (South African Territories)
Aphtovirus, Familie Picornaviridae
RNA-Virus, unbehüllt
Tenazität:
- pH-neutral bis geringgradig alkalisch: wochenlang
- Temperatur kühl: wochenlang
- Speichel: 11 Tage
- Exkrete: 5 Tage
Inaktivierung: pH < 6 (Fleischreifung), höhere Temperatur, Feuchtigkeit, UV-Strahlung
Vorkommen:
Schwein, Rind, Schaf, Ziege, alle Paarhufer
selten andere Haustiere
(Mensch)
nicht bei Einhufern
Übertragung:
- Küchen- und Schlachtabfälle
- Vektoren: Personen, Haustiere, Fahrzeuge, Wind, Wildwiederkäuer, Haltungssysteme
- Schwein  Schwein (Nasensekret, Milch, Speichel, Sperma)
- Jahreszeit
- geographische und meteorologische Bedingungen (Wind)
- Konzentration von Klauentieren
Ausscheidung: über die Atemluft
Schwein 400 Mio. infektiöse Einheiten / Tag
Rind 20 Mio. infektiöse Einheiten / Tag
Viruspersistenz: > 1 Monat (Schwein)
- 17 -
Pathogenese:
- Inkubationszeit 4 bis 8 Tage
- Aufnahme oral oder nasal (Respirationstrakt)
- Vermehrung in Schleimhäuten des oberen Respirations- und Digestionstraktes
- Primäraphte (häufig übersehen)
- generalisierte Virämiephase
- Fieber bis 41°C
- Sekundäraphten
- Reepithelialisierung
- Ausheilung (ohne Narben)
Kolliquationsnekrose:
Auflösung der Zellen des Stratum spinosum  Abheben der oberen Zellschicht
 Exsudation aus hyperämischem Korium in Hohlräume  Blasenbildung
Immunität:
zelluläre AK nach 2 Tagen
humorale AK nach 5 bis 8 Tagen
Dauer 5 bis 7 Monate
Klinik:
Morbidität bis 100%
Letalität bei Jungtieren bis 70%, bei Masttieren 2 - 5%
- hohes Fieber (bis 41°C, Dauer durchschnittlich 1 Tag)
- plötzliche Bewegungsstörungen: klammer Gang, Stützbeinlahmheit, bis zum Festliegen
- Aphten: im Klauenbereich Aphtenband, Zwischenklauenspalt, Ballen, vereinzelt Rüsselscheibe,
evtl. Maul (kein Speicheln!), Zitzenwand und Zitzenbasis ( Verweigerung des Säugens)
- Abort
- Allgemeinstörungen
Verlauf:
- Abheilung der Epithelschäden in ca. 2 Wochen
- Rüssel, Maul, Zitzen: Schorf
- Klauen: eitrige Entzündung
Spätschäden:
- Wachstumsverzögerung
- Panaritium
- Ausschuhen (bis 4 Monate nach der Infektion)
- Herzinsuffizienz (myokardial)
- Fehlgeburten steigen
Differentialdiagnosen:
- Bläschenkrankheit (SVD)
- Vesikuläre Stomatitis (VS)
- Vesikuläres Exanthem (VES)
- nässendes Ekzem (besonders Ferkel)
- Verätzungen (Natronlauge)
- Selen-Intoxikation  klinisch u. pathologisch-anatomisch nicht zu unterscheiden
Bewegungsstörungen:
 Klauenleiden: Kronsaumentzündung, Panaritium, Pododermatitis
 Konstitutionsmängel: Osteochondropathiekomplex, Arthrosis deformans, Epi- und Apophysiolysis,
Belastungsmyopathie
 chron. Gelenkschäden: akute Myositis u. Arthritis, traumatische Myopathie/Arthritis, infektiöse Arthritis,
Muskeldystrophie, Skeletterkrankungen
- 18 -
Diagnose:
- Klinik  Verdacht
- Morphologie
- Virusnachweis im Aphtenmaterial (BFA Tübingen)
- Serologie
Amtliche Feststellung
Primärausbruch: Virus- oder Antigennachweis
Sekundärausbruch: klinischer oder pathologisch-anatomischer Nachweis
Verdacht:
klinisch oder pathologisch-anatomisch oder serologisch sowie epizootiologische Anhaltspunkte und
Bestandsuntersuchung (Impfstatus berücksichtigen)
Bekämpfung:
- Anzeigepflicht, MKS-Sperre
- Tötung, Schutzmaßnahmen, Desinfektion
- Impfung verboten seit 1991, Ausnahmeregelung  Notimpfung
- Markierung, Schlachtung in besonderem Betrieb
- keine Therapie
Teschener Krankheit, Teschen-Talfan-Disease
= Porcine Enterovirale Polioencephalomyelitis (PEV-PEM)
Wesen:
fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Lähmungen unterschiedlichen Grades
Deutschland: zur Zeit hoher Durchseuchungsgrad mit avirulenten bzw. schwach virulenten Stämmen
 Immunität
Ätiologie:
Porcines Enterovirus Serotyp 1 (Teschen-Talfan-Virus)
Familie Picornaviridae
schweinespezifisch
Stämme mit unterschiedlicher Neurovirulenz, zur Zeit 13 Serotypen
Serotyp 1: auf die Gegenden beschränkt, in denen die Erkrankung auftritt
Serotypen mit geringer Virulenz ubiquitär
Tenazität:
- pH 2 bis 9
- Temperatur 15°C bis 168 Tage
Desinfektion: 70% Ethanol, Natriumhypochlorid
Pathogenese:
- Inkubationszeit 7 bis 35 Tage
- Aufnahme oral oder nasal
- Vermehrung (enterale Phase) in Tonsillen u. Intestinaltrakt  retikulo-endotheliales Gewebe
möglich:
- Virusausbreitung im Gesamtorganismus (Virämie-Phase)
- Vermehrung im ZNS (neurale Phase)
- Ausscheidung über Kot mehrere Wochen
Immunität:
humorale Antikörper 7-14 Tage p.inf.
Dauer abhängig von: Viruspersistenz, Kontaminationsdauer
- 19 -
Klinik:
- neurovirulente Virusstämme
- Lücke in natürlicher Durchseuchung
- alle Altersklassen (jüngere Tiere schwerer betroffen als ältere)
- besonders Absatzferkel (Abnahme maternaler Antikörper, Gruppenbildung)
Myelitische Form:
milde Verlaufsform, Morbidität gering
häufig Ferkel und Läufer, selten Sauen
Symptome:
- Fieber, Inappetenz
- motorische Ausfallserscheinungen (von hinten nach vorn, Ataxie, Parese)
- Anteilnahme gestört
- Oberflächensensibilität erhalten bis erhöht
- Selbstheilung nach wenigen Tagen
Hirn-Rückenmarksform:
Erreger mit hoher Virulenz, Morbidität hoch, Letalität hoch
besonders Ferkel
Symptome:
- Reizerscheinungen wie Tremor, tonisch-klonische Krämpfe, Opisthotonus, Nystagmus
- Kehlkopf- und Zungenmuskulatur-Lähmungen
- Dyspnoe
Diagnose:
- Klinik
- Epidemiologie: nicht ausreichend
- Pathologie: nicht ausreichend (Hinweis: Virusinfektion!)
Polioencephalomyelitis (nicht-eitrig)
 degenerative Veränderungen motorischer Ganglienzellen
 Gliazellvermehrung in Kleinhirn, Hirnstamm, Rückenmark
 perivaskuläre Infiltrate
- Virusnachweis
beweisend: Erregerisolierung aus ZNS (Tonsillen, Darm-Lymphknoten, Rückenmark, Kot)
nur im Anfangsstadium zentralnervöser Symptome (2 Tage)
- Antikörpernachweis
serologische Typisierung erforderlich
Verlauf: bei Krankheitsbeginn, nach 14 Tagen
Differentialdiagnosen:  Typenvielfalt: Serologie, PEV-1-Infektion
- Aujeszky´sche Krankheit
- Colienterotoxämie
- Europäische Schweinepest
- Vergiftungen: Arsanilsäure, NaCl, Selen
- Rückenmarkskompression
Therapie: keine
hoher Anteil "stumme Durchseuchung" !
- 20 -
Tollwut (Rabies, Lyssa)
Wesen:
tödlich verlaufende Infektionskrankheit mit Bewegungsstörungen, erhöhter Erregbarkeit, Hydrophobie,
Lähmung
Ätiologie:
Rabies-Virus, Lyssa-Virus
Familie Rhabdoviridae
empfänglich: alle Säuger-Arten + Vögel
keine Übertragung Schwein  Schwein (Übertragung nicht bekannt)
Pathogenese:
- Infektion durch Biß (Speichel), bei Weidehaltung durch Füchse
- neurogene Ausbreitung entlang der Nervenbahnen  ZNS  andere Organe
Inkubationszeit: 1 Woche bis 3 Monate
Krankheitsdauer: 1 bis 5 Tage
Klinik:
1. Stadium melancholicum
- Depression, herabgesetzte Anteilnahme
- Freßunlust
- Salivation
- teilweise Muskelzittern
- selten Fieber
2. Stadium irritationis
- Zähneknirschen
- Salivation nimmt zu
- Kopfhochreißen, Kopfschütteln
- Ataxie (Stechschritt)
- Allotriophagie
- Klagelaute auf Provokation
- Hydrophobie
- Schluckbeschwerden
- evtl. aggressives Verhalten gegenüber Mensch und Artgenossen
- Beißen in Gegenstände
- Phasen mit Teilnahmslosigkeit und motorische Aktivität wechseln sich ab
3. Stadium paralyticum
- Apathie
- Paralyse (von vorn nach hinten, Schlundkopf, Kiefer, Inkoordination)
- Lähmung von Vorder- und Hintergliedmaßen
- Koma
- Verenden
Diagnose:
- Klinik: Einzeltier  Verdacht bei Weidehaltung
- Pathologie:
Gehirn  Negri-Körperchen (nicht zuverlässig)
Virus- oder Antigennachweis (Fluoreszenzmikroskopie)
Differentialdiagnosen:
- Aujeszky´sche Krankheit
- Kochsalzvergiftung
- Teschen-Talfan-Disease
 Querschnittslähmung beginnt an den Hintergliedmaßen, Sensorium erhalten
- 21 -
Bekämpfung:
- Anzeigepflicht !
- Tollwut-Verordnung
- Schutzmaßnahmen: Reinigung, Desinfektion, Beobachtung ansteckungsverdächtiger Tiere, Trennung
von Buchtengenossen (über 3 Monate)
- Impfung
Rotlauf
Wesen:
weltweit verbreitete akut bis chronisch verlaufende Infektionskrankheit mit unterschiedlicher
Organmanifestation
Ätiologie: Erysipelothrix rhusiopathiae
gram-positives Stäbchen
Serotypen: insgesamt 25 verschiedene
Haupttypen A, B, N, 1 (akut), 2 (chronisch)
- unterschiedliche Virulenz und Immunogenität  Verlaufsformen
- in der Erde, in Futtermitteln
- hohe Tenazität in kontaminiertem Material  Kot, Gülle: mehrere Monate
Epidemiologie:
empfänglich: Schwein, Schaf, Pute, Mensch, Nager = Reservoir
Erreger bei ca. 50 % der gesunden Schweine auf den Tonsillen nachweisbar
besonders Mast- und Jungtiere betroffen
Tiere jünger als 3 Monate oder älter als 3 Jahre weniger empfänglich  passive bzw. aktive Immunität
Erregerausscheidung mit Kot, Harn, Speichel, Nasen- und Augensekret
kontaminiertes Material: Einstreu, Erde, Futter, Wasser
Pathogenese:
Infektion: oral, perkutan, konjunktival  auch abhängig von Umwelt- und Streßfaktoren
nach 24 Stunden: Bakteriämie oder lokales Krankheitsgeschehen (Dauer 1 - 2 Wo)
Erregeransiedlung besonders Haut, Lymphknoten, Gelenke (über Monate)
verschiedene Verlaufsformen abhängig von:
 Keimdruck, Virulenz
 Durchseuchungsimmunität, resistenzmindernde Faktoren
Neuraminidase = pathogenetischer Faktor
Inkubationszeit bei akutem Verlauf: 3 - 5 Tage
Symptomatik:
1) akuter Verlauf
- hohes Fieber
- Apathie, Anorexie
- steifer Gang
Septikämischer Rotlauf = generalisiert
- 40 - 42°C Fieber
- gestörtes Allgemeinbefinden
- Aborte bei tragenden Sauen
- selten perakute Todesfälle
- evtl. sonst unauffällig oder großflächige violette Hautverfärbungen (DD: KSP)
- 22 -
Hautrotlauf = lokalisiert, Backsteinblattern
- geringe Virulenz, Immunität
- keine Septikämie
- hervortretende mehr oder weniger rechteckige Hautveränderungen (2 - 6 mm groß)
- evtl. sonst unauffällig oder gerötete Hautbereiche
Arthritis: Einzeltier
- steifer Gang, vermehrte Gelenkfüllung
Abort bei Sauen: durch Fieberstreß
Pathospermie bei Ebern: durch Fieber
Vaskuläre Veränderungen:
- Herz, Lunge, Niere, Leber
- Skelettmuskel
- Lymphadenitis, Mikroangiopathie (Gehirn)
2) chronischer Verlauf
- Erreger mit geringer Virulenz
- im Anschluß an akuten Rotlauf (Endokarditis, Polyarthritis)
- bestimmte Haltungsformen: Auslauf, Tiefstreu
- Fieber 39,5 - 40°C
- Bewegungsstörungen
- Kümmern
Arthritis: Gruppenerkrankung
- anfänglich wechselnde Lahmheit (Einlaufen)
- vermehrte Gelenkfüllung
- periartikuläres Ödem
- Synovialitis, Kapselfibrose
- Proliferationsgewebe, Pannusbildung
- Zerstörung der Gelenkknorpel
- Ankylose (gebeugte Karpalgelenke)
Spondylitis: oft mit Polyarthritis (Wirbelentzündung)
- Kyphose, verhärtete Rückenmuskulatur
- Aufstehschmerz
Endocarditis valvularis:
- Ermüdbarkeit
- systolisches Herzgeräusch  AV-Klappen
- Kreislaufversagen, Lungenödem, Maulatmung
Hautnekrose: Hals, Rücken, Ohren
- Folge irreversibler akuter Veränderungen
- zentrale Abheilung
- evtl. großflächige Veränderungen
- evtl. Absterben von Ohren und Schwanzteilen
Diagnose:
- Klinik
- Pathologie: Gefäßveränderungen in verschiedenen Organen
akuter Verlauf:
Splenomegalie, rötliche geschwollene Niere, Hyperämie der Magenschleimhaut
chronischer Verlauf:
Herz: Endocarditis valvularis, Klappenschlußinsuffizienz
Gelenke: Synovia blutig-serös, evtl. getrübt, Pannusbildung (Knorpelschäden)
- 23 -
- Erregernachweis:
akut: Blut und Organe
chronisch: besonders aus Gelenken
- Serologie: ELISA positiv > 1:30, Impftiter niedrig
früher Wachstumsprobe, Lebendagglutination, Totagglutination
Differentialdiagnosen:
Hautrotlauf:
- Pityriasis rosea
- Dermatomykose
- Kontaktekzem
- Pocken
- Epidermitis exsudativa
- Morbus maculosus
- KSP
Septikämischer Rotlauf:
- KSP, ASP
- Salmonellose
- Allgemeininfektionen
Rotlaufpolyarthritis:
- eitrige Arthritis
- Mykoplasmen-Arthritis
- Polyarthritis durch Hämophilus parasuis, Mycoplama hyorhinis
Therapie:
Akuter Verlauf:
alle Schweine einer Gruppe  Metaphylaxe
kausal:
- Penicillin 30.000 IE/kg KM ggf. wiederholen oder Depotpräparate
- evtl. Kombination mit Hyperimmunserum 0,2 - 0,5 ml/kg KM
 Schutz für 8 -14 Tage
symptomatisch:
- Phenylbutazon 10 mg/kg KM  nicht mehr zugelassen
- Dexamethason 0,2mg/kg KM
- Prednisolon 0,5 mg/kg KM
Chronischer Verlauf:
Polyarthritis und Endokarditis kausal nicht mehr therapierbar
symptomatisch:
- Arthritis: siehe oben
- Endokarditis: Strophantin 0,22 mg/kg KM
Prophylaxe: Vakzine
Zuchttiere:
Grundimmunisierung ab 3 Monate 2 x im Abstand von 4 - 6 Wochen
Revakzinierung nach 6 -12 Monaten
Lebendimpfstoffe  cave: behandelte Tiere
Totimpfstoffe  belastbare Immunität nach 14 Tagen, Wirkung gleich
Masttiere:
Kosten-Nutzen-Relation, geringgradige Morbidität
Kombinationsimpfstoffe ( + Parvovirus )
- Reinigung, Desinfektion, Auslauf vermeiden
- Verhinderung der Einschleppung (Zukauf)
- chronisch kranke Tiere entfernen
- 24 -
Otitis purulenta media et interna (Meningitis)
Wesen:
lokale aszendierende Infektion aus dem Nasen-Rachen-Raum
Ätiologie:
- Streptokokken, Actinomyces pyogenes, Pasteurellen u. a.
bei Resistenzminderung durch Räude, Rhinitis, Pneumonien usw.
Pathogenese:
- Nasen-Rachen-Raum  Tuba Eustachii  Mittelohr
- eitrige Einschmelzung des Mittelohres
- Übergreifen auf Innenohr und Meningen
Folge: lokalisierte Meningitis, Kleinhirnabszesse
Klinik:
- alle Altersklassen, besonders Absatzferkel
- evtl. Fieber
- leichtes bis starkes Kopfschiefhalten
- Kreisbewegung zur Neigungsseite des Kopfes, bei schneller Bewegung Niedergehen und Rudern
- Leukozytose (Kernlinksverschiebung)
- trotz Futteraufnahme verzögerte Gewichtsentwicklung
Diagnose:
- Klinik
- Blutbild: > 20 G/l Leukos und unreife Neutrophile (Kernlinksverschiebung)
- Röntgen Bulla tympanica
- Pathologie:
eitrige Einschmelzung (Otitis media et interna, spez. Bulla tympanica)
Kleinhirnabszesse, Meningitis
Differentialdiagnosen:
- Kochsalzvergiftung  Kreislaufen, Sensorium erhalten
- Streptokokken-Meningitis
- Ödemkrankheit
- Aujeszky´sche Krankheit
Bekämpfung:
- Antibiose (Fieber)
- Otitis kaum zu beeinflussen
- Bekämpfung von Räude, Rhinitis atrophicans, Stallhygiene
Enzootische Streptokokkenmeningitis
Wesen:
akute eitrige Infektion von Hirnhäuten und Gelenken, evtl. auch Lunge
seit 1975 gehäuftes Auftreten in GB, zunehmend in BRD
Ätiologie:
Streptokokkus suis
34 Serotypen, einige nicht pathogen
 Lungenläsionen bei verschiedenen Spezies
 Meningitis bei Schwein und Mensch, z. B. Typ 2 + 14
- Typ 1 (Serologische Gruppe S)
- Typ 2 (Serologische Gruppe R)
- 25 -
- Lancefield-Gruppe D
 unterschiedliche Virulenz
- Typ 1 besonders bei Saugferkeln (2 - 4 Wochen)
- Typ 2 besonders bei Absatzferkeln und Mastschweinen (2 - 20 Wochen),
in der 7. Woche höchste Morbidität
- Typ 14 besonders bei Saug- und Absatzferkeln
Tenazität:
bei Raumtemperatur 1 bis 2 Wochen
bei Kälte und Frost 15 Wochen
Desinfektion: Phenol, Chlor-haltige Mittel, Jod, Detergentien (bis 30 min)
Ist ein Serotyp erst einmal im Bestand, gibt es zur Zeit kein Verfahren den Erreger aus dem Bestand zu
entfernen, er wird Teil der Normalflora auf den Tonsillen.
Faktoren:
- dichte Stallbelegung
- Absetzphase, Gruppenumstallung
Übertragung:
-Trägertiere: latent infizierte Überträger (Jungsauen, Eber)
Sau  Ferkel (Nase - Nase)
gesunde Tiere sind noch 12 Monate lang Keimträger (Tonsillen)
- Tröpfcheninfektion, Stallstaub
- peripartal: Vaginalflora, Gesäugehaut, Milch, Abferkelbucht
Infektionspforte:
- Tonsillen
- Zahnpulpa (Zähneabkneifen der Ferkel bei Hypogalaktie der Sau)
- Hautverletzungen
- Nabel
Morbidität: 1 - 50% (in gesunden Herden 3 - 4%)
Letalität: bis 10% (in gesunden Herden 1%)
Pathogenese:
Tonsillen  mandibuläre Lymphknoten  Bakteriämie
(pathogene Erreger überleben und vermehren sich in Tonsillen)
 Gehirn, Gelenke, Serosa, Lunge
Erkrankungshäufigkeit hoch bei gleichzeitiger Infektion mit PRRS und Streptokokkus suis
Klinik:
Serotyp 1 (Gruppe S): bei Saugferkeln im Alter von1 bis 2 Wochen
- Meningitis  Ataxie, steifer Gang, Inkoordination, Tremor, Seitenlage, Rudern
- Tod
- evtl. Arthritis
Serotyp 2 (Gruppe R): bei Absatzferkeln, 2 Wochen nach Absetzen, Mastschweinen bis 18. Woche,
besonders 7. Woche
- generell gute Körperverfassung
Septikämie: wenige Stunden nach Eintritt ins Gefäßsystem
- Inkoordination
- Opisthotonus
- Tetanie
- Tod
- 26 -
protrahierter Verlauf: einige Tage bis Wochen
- Fieber, Inappetenz
- ZNS-Symptome: Ataxie bis Paralyse im Wechsel mit tonisch-klonischen Krämpfen
- Opisthotonus
Diagnose:
- Klinik: diagnostische Therapie
- Erregernachweis im Organmaterial (Gehirn)
- Liquoruntersuchung (Ventrikeltupfer)
- evtl. Gelenkpunktat
- Pathologie: Leptomeningitis purulenta, Hirnödem, (serofibrinöse Polyarthritis)
Differentialdiagnosen:
- Aujeszky´sche Krankheit
- Colienterotoxämie (Ödemkrankheit)
- Kochsalzvergiftung
- Otitis
Therapie:
Maßnahmen:
- Separierung erkrankter Tiere
- festliegende Tiere in Brustlage bringen
- Wärme
- Tränken (4 - 6 Stunden)  Heilungsrate steigt
Injektion:
- Penicillin 30.000 IE/kg 2-3mal pro Tag, danach langwirkendes Penicillin
- Ampicillin 20mg/kg
Dauer: bis 3 Tage, Heilung auch bei ZNS-Störung möglich
Metaphylaxe:
Bestände mit hoher Erkrankungsrate
 Erkrankungszeitpunkt definieren
 Beginn der Medikation 2 bis 3 Tage vor dieser Zeit
Trinkwassermedikation:
- Phenoxymethyl-Penicillin
- Tetrazyklin
- Amoxicillin
- Trimethoprim-Sulfonamid
Futtermedikation: ab Absetzen über 6 Wochen
- Phenoxymethyl-Penicillin 33 g / t Futter
2. Mangelkrankheiten
Parakeratose
= Leitsymptom bei Zinkmangel des Schweines
Vorkommen:
Altersgruppen: besonders Vormast bis Anfangsmast
absoluter Zinkmangel: < 50 mg / kg Futter in Rationen ohne Milchprotein
relativer Zinkmangel: Minimalbedarf 50 - 70 mg / kg Futter
- 27 -
- Antagonismus in der Resorption von Ca und Zn
- hohe Ca-Gehalte, Zn / Ca - Verhältnis 1:100
- hohe Phytatgehalte: versch. Ölsaatrückstände, Leguminosen, Mais, Hafer
- hohe Glukosinolat-Gehalte
 Raps: Sauen und Ferkel nicht über 5 %, Mastschweine bis 10 %
- infektiöse Enteritiden  Resorptionsstörungen
Morbidität: 5 - 30 %
Letalität: nur bei Sekundärinfektionen
Zink-Wirkung:
im Magen-Darm-Trakt:
- Beeinflussung der Darmflora
- Rückgang ungünstig wirkender Mikroorganismen
im Intermediärstoffwechsel:
- Stimulierung der zellulären und humoralen Immunität
- Interaktion mit Hormonen (Steroidstoffwechsel)
Klinik:
- Hautveränderungen an Extremitäten bis gesamte Körperoberfläche
- Erythem  3 - 5 mm große rötliche Knötchen
 nach 24 Stunden Schorf (braun-schwarz, klebrig, konfluierend)  Krusten
 Haut trocken und zerklüftet
- Borsten unbeschädigt
- Sekundärinfektionen
- kein Juckreiz während der Symptomentwicklung
lokalisiert:
- Allgemeinbefinden ungestört
generalisiert:
- Rückgang der Freßlust
- Wachstumsverzögerung
- Fertilitätsstörungen beim Eber
Diagnose:
Plasma: Zn < 40 ug/dl
 1 - 2 ml Überstand sofort im Betrieb abnehmen
 Zinkspiegel reagiert schnell (diagnostische Therapie)
Leber: Zn < 200 mg / kg Trockensubstanz
Borsten: Zn < 150 mg / kg Trockensubstanz
 Borsten wachsen langsam, Zeitraum berücksichtigen
Therapie:
Zink 10 mg/kg KM über 3 Wochen
1 bis 2 Tabletten Zinkhydroxycarbonat / Tier und Tag
0,5 g / Tier und Tag
Prophylaxe:
50 ppm Zink im Futter
Biotinmangel
Ätiologie:
- diätetisch bedingter Mangel (Gerste, Weizen)
- schnelles Wachstum
- fehlende Koprophagie
- 28 -
Klinik und Verlauf:
- Haarausfall !
- Schuppen, Krusten
- Pusteln
- Beläge auf Zunge und Mundschleimhaut
- schlechte Hornqualität  Klauenschäden
- Fruchtbarkeitsstörungen
Diagnose:
- Futteranalyse
- Blutanalyse: Biotin < 500 ng / l Plasma
- Ausschlußverfahren
Differentialdiagnosen:
- Haarwechsel (Frühsommer)
- Räude
- haltungsbedingte Klauenschäden
Therapie und Prophylaxe:
- 200 - 300 ug Biotin / kg Futter
- Futterhefe, Luzernegrünmehl
Hypoglykämie / Hypothermie der Saugferkel
Ätiologie:
Störung des Energie- bzw. Wärmehaushaltes bei Ferkeln in der 1. Lebenswoche
- Energiestoffwechsel
- Thermoregulationsvermögen
- Wärmebildungsvermögen (Fettoxidation, Gluconeogenese)
 untergewichtige Ferkel (1400 bis 1500 g erwünscht) < 1000 g Nahrung (Lactose, Glucose) 90 %
- Haarkleid dünn, Unterhautfettgewebe dünn
 Milchmangel der Sau
- Energiemangel
- Mutterkorn-Vergiftung
- MMA (Mastitis, Metritis, Agalaktie)
führt zu kraftlosem Saugakt, Erschöpfung der Glykogenreserven, Hypoglykämie
 Ferkeldurchfall
- Resorptionsstörungen
 Klimafehler: dadurch erhöhter Energiebedarf
- Ferkelnest < 32°C
- Betonfußboden
- Bodenfeuchtigkeit
- Zugluft
Klinik:
- Unruhe, Schreien
- struppiges Haarkleid
- Exsikkose
- Zittern, Muskeltremor  Wärmebildung
- Untertemperatur < 39°C
- Apathie, Somnolenz
- 29 -
- Seitenlage
- Koma, Tod  Energieversorgung für ZNS nicht mehr ausreichend
Diagnose:
- Klinik
- Labor: Hypoglykämie  Glucose normal > 5 mmol/l, hier oft < 1 mmol/l
Differentialdiagnosen:
- Aujeszky´sche Krankheit
- Myoclonia congenita
Therapie:
- Glucose 50 % 10 ml intraabdominal
- Milchersatzpräparate: bei künstlicher Aufzucht 6 x täglich warm
- Abstellung möglicher Primärursachen
- Behandlung von Agalaktie, Durchfall
- Einrichtung einer thermoneutralen Zone, zugfrei
3. Vergiftungen
Haltung
Fütterung
Therapie
Verdacht:
- Anzahl der betroffenen Tiere
- Aufstallungsbedingungen der betroffenen Nutzungs- und Altersgruppen
- Morbiditäts- und Letalitätsrate der betroffenen Gruppe
- ausführliche Schilderung des bisherigen Krankheitsverlaufes
Ursachen und Diagnosemöglichkeiten bei Vergiftungen der Schweine:
Haltungsbedingte Vergiftungen
FM-Vergiftungen
AM-Vergiftungen
Schwein
Anamnese
Einzeltieruntersuchung
Bestandsuntersuchung
Leitsymptome
Verdachtsdiagnose  vorläufige Anweisung
Weiterführende Untersuchungen
Ätiologische Diagnose  Entscheid
- 30 -
Kochsalzvergiftung
Ätiologie:
a) Überangebot von NaCl bei unzureichendem H2O-Angebot (13 % NaCl)
b) mangelhafte Trinkwasserversorgung bei normalem NaCl-Gehalt im Futter (0,4 - 0,5 % NaCl)
Cave: Flüssigfütterung
Pathogenese: Folge der Isotoniestörung
- Na+ - Ionen extrazellulär  H2O extrazellulär  Ödeme, besonders Hirnödem
- H2O - Ausscheidung erhöht  Exsikkose
Klinik:
- in 24 bis 48 Stunden  Trinkversuch
 Inappetenz (H2O - Versorgung kontrollieren)
- Apathie
- motorische Unruhe (wie blind)
- Muskelkontraktionen (Kopf und Hals)
- Drücken des Kopfes gegen die Wand
- Rückwärtsgehen in Kreisform
- klonische Krämpfe
- Speicheln
Diagnose:
- Klinik: Krampfanfälle
- Hämatokrit-, Hämoglobin-, Harnstoff-Anstieg
- NaCl deutlich erhöht
- Fütterungsanamnese: Abfallfütterung, Wasserversorgung
Pathologie:
- Hyperämie und Ödem in Leptomeninx und Cortex
- perivaskuläre Infiltrate von eosinophilen Granulozyten
- Gastroenteritis, Enteritis
Differentialdiagnosen:
- Aujeszky´sche Krankheit
- Colienterotoxämie (Ödemkrankheit)
- Streptokokkenmeningitis
- Otitis
Therapie:
- Futterentzug
- dosierte Wassergaben, evtl. intraabdominal
cave: Hirnödem bei Wasseraufnahme ad libitum
- Saluretika
- Corticosteroide
Selen-Vergiftung
Vergiftung durch:
- Überdosierung
- Zusatz von Selen (Na-Selenid) im Futter
- Injektionsbehandlung
Futter soll enthalten: 0,2 - 0,5 mg Selen / kg Futter
- 31 -
Zulassung BRD: Futtergehalt max. 0,5 ppm
Empfehlung: 0,2 ppm
Dosierung: 0,1 - 0,15 ppm im Futter
0,1 - 0,2 mg/kg im Futter
0,05 - 0,07 mg/kg KM
toxische Symptome: ab 5 ppm im Futter
ab 0,9 mg/kg KM
Klinik:
akut:
- Erbrechen, Speicheln
- Inappetenz
- Dyspnoe
- Schwäche
- Apathie, Koma
subakut:
- Inappetenz
- Gewichtsverlust
- Diarrhoe
- Inkoordination, Ataxie der Hintergliedmaßen
- Krämpfe, Opisthotonus
- Paresen, auf die Vordergliedmaßen übergehend
- Paralyse der Hintergliedmaßen
akut bis chronisch:
ab 5 ppm - Klauenveränderungen
- Alopezie
ab 20 ppm - Festliegen und Lähmungen
Symptome treten 2 bis 5 Wochen nach der ersten Applikation auf.
perakut:
ab 60 ppm - Anorexie
- Erbrechen
- Diarrhoe
- Festliegen
- Ruderbewegungen
- Opisthotonus
- Tod
Injektion 1,2 - 1,4 mg/kg KM  Symptome nach Stunden oder Tagen
Veränderungen können schon bei neugeborenen Ferkeln vorhanden sein.
Pathogenese:
- fettige Degeneration und Nekrosen in Leber, Pankreas, Nebennierenrinde
- Skelettmuskeldegeneration
- Gefäßwandläsionen im Sinne einer Mikroangiopathie, besonders in der Vorderhornregion des RM
- symmetrische Poliomyelomalazie (fokal) im Zervikal-, Lumbal- und Sakralmark
- 32 -
Diagnose:
- Klinik
- Fütterungs- bzw. Behandlungsanamnese
- Selenbestimmung in
 Futter
 Blut  0,1 - 0,3 ug Selen / ml
 Leber  0,1 - 0,8 mg/kg FS (Feuchtsubstanz)
 Niere  0,2 - 2,0 mg/kg FS
 Haare  5 ppm
Differentialdiagnosen:
- Colienterotoxämie (Ödemkrankheit)
- Arsanilsäure-Vergiftung
- Furazolidon-Vergiftung
Therapie:
- Futter absetzen  klinisch symptomlos bei mildem Verlauf nach 3 bis 4 Wochen
Polyäther-Antibiotika in der Tierhaltung (Leistungsförderer im Futter)
- Salinomycin  Schwein
- Monensin
- Narasin
- Lasalocid
- Maduromycin
Salinomycin-Tiamulin-Vergiftung
(Narasin, Monensin, Maduromycin)
Salinomycin:
Substanz aus Streptomyces-Pilzen
Salinomycin-Na = Salocin®
Polyäther-Antibiotikum
ionophore Substanz, bildet mit ein- und zweiwertigen Kationen Komplexe
beeinflußt den Kationen-Transport durch die Zellmembran
Leistungsförderer
toxisch für Einhufer (Pferd) !
für den Menschen nicht zugelassen
für Ferkel und Schwein zugelassen, keine Wartezeit
Höchstmenge: Ferkel bis 4 Mo.  30 - 60 mg/kg Alleinfutter
Schweine bis 6 Mo.  15 - 30 mg/kg Alleinfutter
Tiamulin:
Antibiotikum
Vorkommen der Vergiftung:
- Fehlmischung
- Futterkontamination
- gleichzeitige Verabreichung von Salinomycin und Tiamulin
- normale therapeutische Dosierungen
Dosis: Firmenangabe
unbedenklich bis 6 mg/kg Gesamtdosis
- 33 -
toxisch ab: Salinomycin
Monensin
Narasin
3 mg/kg KM
20 - 40 mg/kg KM
6 mg/kg KM
Therapie-Einsatz von Tiamulin frühestens 2 bis 3 Tage nach Absetzen des Salinomycins.
Abklären, ob Salinomycin im Futter enthalten ist.
Pathogenese:
Polyäther-Antibiotika  ionophore Wirkung
 Veränderung der Membranpermeabilität
 Beeinflussung des Ionentransportes
Ionophore
Freisetzung von
Katecholaminen
Veränderung der
Membranpermeabilität
Erregungsleitungsstörungen
exzessive Transmitterausschüttung
Radikalbildung
Lipidperoxidation
Läsionen der
Mitochondrien
Muskelzellnekrosen
Herzarrhythmien
1. Hypermetrie, Ataxie
2. Parese, Hyporeflexie
Lahmheit, Festliegen
Herzinsuffizienz
Klin. Krankheitserscheinungen:
- Erbrechen
- herabgesetzte Futteraufnahme
- Myoglobinurie
- Bewegungsstörungen
- herabgesetzte Oberflächensensibilität
- Festliegen
- Tod
Bewegungsstörungen:
1. Trägheit, langsame Bewegungen
2. Trippeln, Überkreuzen der Hintergliedmaßen im Stand, häufiges Liegen
3. Ataxie, torkelnder taumelnder Gang, vorübergehendes Festliegen
4. Tiere können kaum aufgetrieben werden
5. starkes Zittern im Stand und in der Bewegung, Schreien, Festliegen
Pathomorphologische Veränderungen:
- Degenerationserscheinungen in Skelettmuskulatur, Herzmuskel, Leber
- Glomerulo- und Tubulonephropathien
Labor:
- Kreatininkinase (CK)
- Aspartat-Aminotransferase (ASAT)
- Quotient CK / ASAT < 50
- Laktat
- Futterschnelltest auf Ionophore: mit Methanol ausschütteln, Vanillin-Reagenz
- 34 -
Diagnose:
- Anamnese
- Klinik
- Labor
- Futteruntersuchung
Differentialdiagnosen:
- Vit E / Selen - Mangel
- Belastungsmyopathie
Therapie:
- Futter absetzen
- Vit E / Selen (?)  Reparation der Muskelzellen
Dinitro-O-Toluamid-Vergiftung
Dinitro-O-Toluamid (DOT) = Zoalen®
Kokzidiostatikum für Geflügel
Symptome:
konzentrationsabhängig, ab etwa 100 mg/kg
nach 4 Tagen: Apathie, sinkende Körpertemperatur
nach 10 Tagen: Ataxie, Übererregbarkeit, tonisch-klonische Krämpfe, spastische Parese,
plötzliches Aufspringen vom Boden = besondere Motorik
Diagnose:
- Klinik
- Anamnese
- im Serum, Liquor und Gewebe nach 24 - 72 Stunden nicht mehr nachweisbar
- direkter Nachweis im Futter:
9 ml 2-N-Dimethyl-formamid in 1 ml alkoholischer Kalilauge lösen
Lösung auf das Futter tropfen  Blaufärbung = Zoalen®
Cyanamid-Vergiftung
Cyanamid = Kalkstickstoff = Alzogur®
Vorkommen:
orale Aufnahme nach Stalldesinfektion und ungenügendem Abspülen des Bodens vor Neubesatz
Einsatz von Alzogur®:
- Güllezusatz
- Hemmung des Bakterienwachstums (Verhindern der Reiz- und Schadgasbildung)
- chemische Bindung übelriechender Gase
- Abtötung von Dysenterie-Erregern (ab 0,3% = 3 l / m3 Gülle)
- bakterizid ab 10 l / m3 (E.coli, Salmonellen u.a.)
- Abtötung von Insekteneiern, Larven und Maden (Fliegenbekämpfung)
Klinik:
bis 25 mg/kg: Anorexie, Apathie, leichter Temperaturanstieg
bis 50 mg/kg: Erbrechen, Muskelzittern, Zähneknirschen, Dyspnoe, Schaumbildung, Ikterus, beginnende
Ataxie
- 35 -
bis 100 mg/kg: deutliche Ataxie, vermindertes Standvermögen, Festliegen, spastische Paresen,
Hyperämie der Schleimhaut, generalisierter Ikterus, Schluckbeschwerden, gelblich-grüner Durchfall (nach
Tagen)
bis 200 mg/kg: Tod
Intoxikation: ab 25 mg/kg lebertoxisch
200 mg/kg tödlich = 8 ml / 20 kg Läufer
Differentialdiagnosen:
- Leberintoxikation (z.B. Kupfer, Mykotoxine)
- KSP
- Aujeszky´sche Krankheit
- Magenulkus
- Diarrhoe
- ZNS-Erkrankungen
Therapie:
- Unterbrechung der Toxin-Aufnahme
- Emetikum (Carbamylcholin = Lentin® 12 ug/kg KM)
- 100 g Glucose / Liter Wasser oral
Pathologie:
- generalisierter Ikterus
- Leber brüchig, geschwollen (fettige Leberzelldegeneration)
Schwefelwasserstoff- (Güllegas-) Vergiftung
Vorkommen:
Bewegung des Flüssigmistes, z.B. Rühren, Umpumpen, Ablassen
Schadwirkung je nach Konzentration:
- Futterverwertung sinkt, Gewichtszunahme sinkt
- Schleimhautreizungen
- respiratorische Symptome
- Diarrhoe
- ZNS-Störungen, Krämpfe
- Tod innerhalb 30 Minuten bis Tagen
Nachweis: Gasspürgerät
Symptome:
Dyspnoe, Tachykardie, Muskelzittern, Diarrhoe, Gleichgewichtsstörungen, Krämpfe, Bewußtlosigkeit
(Lungen-, Hirnödem), Koma
Pathologie:
- Ödeme in Gehirn und Lunge
- Pneumonie
- hypoxiebedingte Alterationen
Therapie:
- Frischluft (Tiere aus Stall entfernen, Pumpen abstellen)
- Analeptika
- Chemotherapeutika (bei Sekundärinfektionen)
- 36 -
Nitrit-Vergiftung
Vorkommen:
- Aufnahme Nitrit-belasteten Trinkwassers oder Grünfutters
- Ammoniak-belastetes Kondenswasser
Pathogenese:
- bakterielle Umsetzung von NO3 oder NH3 zu NO2 (Ausmaß bei Monogastern?)
- Umwandlung von Hämoglobin zu Methämoglobin  Sauerstoffmangel
Klinik: nur bei akuten Nitrit-Vergiftungen
Futter: > 400 ppm Nitrit-N (2000 ppm Na-Nitrit)
Wasser: > 150 ppm Nitrit-N (740 ppm Na-Nitrit)
40 bis 65 mg/kg Nitrit: Zyanose, Dyspnoe, Unruhe, Ataxie, Koma
70 mg/kg Nitrit: Tod
typische Braunfärbung des Blutes! (> 30 % im Blut)
Diagnose:
- Futter- / Wasser-Untersuchung
- Methämoglobin-Bestimmung im Blut
Therapie:
- Methylenblau-Lösung (1 - 4 %ig) i.v. oder i.m. 8 -10 mg/kg KM
Vergiftung durch chlorierte Kohlenwasserstoffe
Vorkommen:
Überdosierung durch Ektoparasitenbekämpfung
Klinik:
- Unruhe
- Überempfindlichkeit gegen optische und akustische Reize
- Mydriasis
- Tremor, generalisierte tonisch-klonische Krämpfe
- dazwischen komatöse Erschöpfungszustände
- Erbrechen, Salivation, Durchfall
- Tod (zentraler Atemstillstand, Kreislaufinsuffizienz)
Therapie:
- symptomatisch
- Sedation, Narkose
Vergiftung durch organische Phosphorsäureester
Vorkommen:
Überdosierung oder fehlerhafte Applikation bei Endoparasiten- oder Ektoparasitenbekämpfung
(Coumaphos, Trichlorphon, Cholinesterasehemmer)
- 37 -
Klinik:
- Speichelfluß, Tränensekretion
- Erbrechen, Durchfall, Kolik
- Miosis, Nystagmus
- Bradykardie, Hypotonie
- Bronchospasmus, Dyspnoe, Zyanose
- Muskeltremor, tonische Krämpfe
- Inkoordination, Parese
- Tod durch Hypoxie und Kreislaufversagen
Myoclonia congenita bei neugeborenen Ferkeln, wenn Neguvon® - oder Masoten® -Behandlung der Sau
am 45. bis 63. Tag p.conc.
Therapie:
Atropin 0,5 - 2,0 mg/kg KM i.m.
4. Anämien
aplastische bzw. hypoplastische Anämie
z. B. - Erythrozyten-Reifungsstörung
- Spurenelementmangel (Fe, Cu, Co)
- Eiweißmangel
- chronische Infektion
- Markschädigung
- Leukose
- ionisierende Strahlung
hämorrhagische Anämie
z. B. - akuter Blutverlust
- Trauma
- Ulcus ventriculi
hämolytische Anämie
z. B. bei Infektionen
Eisenmangelanämie
Bei Ferkeln werden hohe tägliche Gewichtszunahmen gefordert. Voraussetzung hierfür ist ein hohes
Geburtsgewicht von mind.1400 g.
Fe-Angebot: 0,8 -1,0 mg Fe in 1 l Sauenmilch
Fe-Bedarf: 40 mg Fe für 1 kg Massenzuwachs
d.h. bei 200 - 250 g Tageszunahme werden 11 mg Fe/Tag benötigt
Folge: Entwicklung einer klinisch manifesten Anämie bei Saugferkeln
3 Phasen:
prälatent: Erys, Hb, Hkt im Normbereich
latent: Erys, Hb, Hkt im Normbereich, Serum-Fe-Spiegel abgesunken
manifest: Hb und Erythrozytenvolumen erniedrigt (im Hb gebundenes Eisen wird mobilisiert)
- 38 -
Forderung: 200 mg Fe (z.B. Fe-Dextran) bis 3. Lebenstag
200 mg Fe
in 3. Lebenswoche
Ätiologie:
- primärer Eisenmangel
- Probleme bei Prophylaxemaßnahmen
Pathogenese:
- Störung der Hämoglobin-Synthese  hypochrome, mikrozytäre Anämie
- Folge: Infektanfälligkeit, Hypoxämie, Kreislaufversagen
Klinik:
- Blässe
- Dyspnoe
- schnelle Ermüdbarkeit
- rauhes Haarkleid
- evtl. Durchfall
- chron. Infektionen
Diagnose:
- Klinik
- rotes Blutbild: Hkt < 0,25; Hb < 90 g/l
Bekämpfung:
- Eisen-Dextran-Injektion 200 mg / Ferkel i.m. am 3. Lebenstag, Wiederholung nach 2 Wochen
- alternativ Eisen-Supplementierung in den ersten Stunden p.n. per os
Wiederholung ca. 8. bis 10. Lebenstag (z.B. Bio Veyxin FeVit®)
- Sau: 80. Trächtigkeitstag 5 mg Fe/kg KM
Differentialdiagnosen:
Blutverluste
a) akut: - Nabelbluten
- zootechnische Maßnahmen
- Cumarin-Vergiftung
- Thrombozytopenische Purpura
b) chronisch: - Rhinitis atrophicans
- Magenulkus
- Endoparasiten
chron. Infektionen
- Infektanämie
- Bronchopneumonie
- Parasiten etc.
 Störungen im Cu-Fe-Porphyrin-Stoffwechsel
 Insuffizienz des Knochenmarkes
Kupferintoxikation bei > 200 ppm Cu im Futter
 antagonistische Wirkung auf Fe-Resorption
 Fe < 100 ppm, Zn < 50 ppm, Proteine < 15%
Kupfermangel
Eiweißmangel
- Hypoproteinämie  Fe-Bildungsvermögen im Plasma sinkt
- mangelhafte Fe-Inkorporation ins Knochenmark  hypochrome Anämie
Eperythrozoonose
- 39 -
Mögliche Fehler bei der Eisenapplikation:
1. nachlässige Durchführung
- Vergessen ganzer Würfe oder einzelner Ferkel
2. zu geringe Dosierung
- Dosierungsungenauigkeit zu großer Spritzen
- "Sparsamkeit" des Besitzers
3. Medikamentenverlust bei Applikation
- Kanülenvolumen zu groß (max. 1,2 mm)
- Haut vor Injektion nicht verschoben  Zurücklaufen aus Stichkanal
- Luft in der Spritze (hoher Druck erzeugt Gegendruck der Muskulatur)
4. Präparat-Fehler
- Verwendung unerprobter Medikamente
- Fälschung von Markenpräparaten
Schadwirkung bei Eisenapplikation
1. Eisen in ionisierter Form
 toxisch
 Freisetzung aus organischer Bindung
Folge: - Apathie
- Dyspnoe
- entzündliche Ödeme
- Muskeldegeneration, Nekrosen
- Tod
2. bakterielle Verunreinigung
- des Präparates
- des Stichkanals  Phlegmonen
- Nekrosen bei E.coli-Durchfall, evtl. Todesfälle
3. Vit E / Selen-Mangel bei Sauen
- Futter reich an ungesättigten Fettsäuren, arm an Vit E / Selen
- Ferkel: Klinik wie bei 1.
4. Calciphylaxie
- bei gleichzeitiger Behandlung mit Vit D2 Sensibilisierungsreaktion
 Organerkrankungen (Lunge, Herz, Nieren)
Magenulzera
treten in jeder Altersgruppe auf:
Neugeborene, Zuchtsauen, Schwerpunkt Mastschweine
Ursachen:
feinmehliges Futter  schnellere Durchsaftung  zu frühe Magenentleerung
 verlängerte, intensive Magensafteinwirkung auf Pars proventricularis
 Dyskeratose (Verhornungsanomalie der kutanen Schleimhaut)
Desquamation (lokaler Epithelzerfall)
Erosion (korrosiver Einfluß des Magensaftes)
Ulkus
 Bildung stark vaskularisierten Granulationsgewebes in der Lamina propria
- 40  auch tiefere Schichten betroffen (Muskulatur, Serosa)
 Blutung aus arrodierten Gefäßen; massiver Blutverlust; Blut in Magen, Dünndarm, evtl. Dickdarm
akut  hypovolämischer Schock
chronisch  Mangelanämie
Klinische Symptome:
perakut:
- Blässe der Haut
- Volumenmangelschock (Massenblutungen in den Magen)
- plötzlicher Tod
akut:
- deutliche Anämie (wiederholte Magenblutungen)
- hochgradige Schwäche
- Inappetenz
- erniedrigte Körpertemperatur
- evtl. Erbrechen (Blut)
- Meläna
subakut / chronisch:
- Anämie (intermittierende Sickerblutung)
- schwarzer Kot
- verminderte Zunahme
- verminderte Resistenz (Pneumonien)
subklinisch:
- keine typischen Symptome
- keine offensichtlichen Wachstumsstörungen
Ätiologisch bedeutsame Faktoren:
- Vermahlungsgrad des Futters
- hohe Anteile an Weizen / Mais, niedrige Anteile an Gerste
- Streßbelastung
- Kupfersulfat
- ungesättigte Fettsäuren (Vit E / Selen-Mangel)
- Hitzebehandlung, Pelletierung des Futters
- Futtertemperatur (Schlempe)
- pH-Wert (Molke)
Therapie und Prophylaxe:
- Einzelhaltung, Stroheinstreu
- Plasmaexpander
- Vitamin K, Atropin
- Rohfaseranteil im Futter erhöhen
- Vermahlungsgrad ändern (1/3 der Partikel > 1 mm)
- Getreide quetschen statt vermahlen
- Säureüberschuß im Futter senken
- Haltungsmängel (Streß) abschalten
Vitamin K - Mangel
bei Futtermedikation mit Sulfonamiden, z. B. Tylosin
Sulfonamide = Vitamin K-Antagonisten
- reduzieren die Vit K2 - bildenden Mikroben
- verhindern Vit K-Resorption im Dünndarm durch Reduktion von Bakterienarten, die Voraussetzung für
die Abspaltung von Seitenketten des Vit K-Moleküls sind
 Hemmung der Vit K-Funktion bei der Synthese der Gerinnungsfaktoren
- 41 -
Klinik:
10 - 14 Tage nach dem Absetzen und Einstallen in einstreulose Haltungssysteme (z.B. Flatdecks)
- Blutungen: Nase, Maul, After, Vulva
- subkutane Hämatome: Gelenke (Lahmheit), Hals, Bauch
- Tod (1 bis 2 Ferkel pro Wurf) 3 - 4 Tage nach Blutungsbeginn
Pathologie: Blutungen
- Haut, Unterhaut, Muskulatur
- subepidural und peritoneal
Differentialdiagnosen:
- ESP, Salmonellose, Eperythrozoonose (Fieber)
- Cumarinvergiftung, hämorrhagische Enteropathie
- Cu-Vergiftung (Ikterus)
- Thrombozytopenische Purpura (spätes Auftreten)
Bedarf:
Ferkel bis 30 kg KM: 0,2 mg Vit K (Menadion) pro kg FutterTM
alle Altersstufen: 2,2 - 6,0 mg Vit K pro kg FutterTM = 2,2 - 6 ppm Vit K
besonders bei:
- hofeigenen Mischungen aus wenigen Vit K-armen Komponenten
- einstreuloser Haltung (Koprophagie, Mikroben in verunreinigter Einstreu)
- Futtermedikation mit Sulfonamidanteil
Therapie:
Vit K1 : 2 mg/kg KM i.m. 2 x täglich
Vit K-Prämix (z.B. 10 ppm Menadion-Na-Bisulfat MSB)
Eperythrozoonose
Wesen:
Rickettsien-Infektion mit sekundärer autoimmun-hämolytischer Anämie
Ätiologie: Eperythrozoon suis
0,8 - 2 um groß, Ordnung Rickettsiales, Familie Anaplasmataceae
Vorkommen: Schwein, Rind, Schaf, Ziege, Ratte, Maus, Kaninchen
pathogen für: Schwein, Schaf, Rind, Maus
tierartspezifisch !
Pathogenese:
Übertragung:
- blutsaugende Arthropoden
- intrauterin
- zootechnische, therapeutische Maßnahmen
Zielorgan:
Anheftung und Vermehrung auf der Erythrozytenmembran  Veränderung der Blutzellmembran im Sinne
einer Autoantigenisierung  Eliminierung von Erregern und geschädigten Erythrozyten durch Zellen des
mononukleären Phagozytensystems
- 42 -
Klinik:
latente Infektion, bei gesunder Abwehrlage: Gleichgewicht zwischen Erregern und Wirt
 Erregerzahl im Blut niedrig
Folge: Leistungsdepression
Infektanfälligkeit = eigentliche wirtschaftliche Bedeutung
akuter Verlauf bei Einzeltieren:
- rezidivierendes Fieber (< 41,5°C)
- Zyanose an Ohrrand und Ohrspitzen  Nekrose
- hämorrhagische Diathese, Ikterus
- Anämie (durch Erythrophagozytose nicht intravasale Hämolyse)
- Dyspnoe
Auslösung durch Belastung:
Absetzen, Umstallen, Futterwechsel, chronischer Parasitenbefall
Saugferkel:
akut: Inappetenz, Blässe, Ikterus, Dyspnoe
chronisch: Kümmerer
Morbidität: 15 - 20 %
Letalität: < 10 %
Absatzferkel:
akut: Anorexie, Blässe, Ikterus, Dyspnoe, Atemnot, Fieber < 42°C
chronisch: Kümmerer, hämorrhagische Diathese (Petechien, Ekchymosen, Urtikaria)
Morbidität: 30 %
Letalität: 5 - 25 %
Sauen:
akut: Anorexie, Gesäuge- und Vulvaödem, Hypogalaktie, Fieber 40 - 41,7 °C
chronisch: Schwäche, Blässe, Ikterus, Infertilität (Anöstrie, Aborte, Mumien, kleine Würfe, lebensschwache Ferkel)
Diagnose:
Klinik: Fieber !
Hämatologie: Blut dünnflüssig, lackfarben
normozytäre, normochrome Anämie
nach Anfall: Polychromasie, Anisozytose (MCHC < 300)
Mikroagglutination (Reagenzglas)
Leukozytose mit Neutrophilie
Mikroskopischer Erregernachweis:
- Objektträger + Blut bei 38°C
- Giemsa- oder Akridin-Orange-Färbung  ring- bis kugelförmige Eperythrozoen auf oder zwischen den
Erythrozyten (basophil)
- Serologie (ELISA): Titerabfall nach 4 Wochen  falsch negativ
Biologischer Nachweis:
- Splenektomie: 6 bis 8 Tage p.op. akuter Schub
- Erregernachweis
Differentialdiagnosen:
- Eisenmangelanämie
- Blutungsanämien (Magenulkus, Rhinitis atrophicans, Thrombozytopenische Purpura, Parasitosen)
- Cu-Vergiftung
- KSP, PRRS
- 43 -
Bekämpfung:
- Chlortetrazyklin 10 - 20 mg/kg KM
- Oxytetrazyklin
- Ektoparasitenbekämpfung
- Hygiene bei zootechnischen Maßnahmen
nach Therapie: Intervall zwischen Anfällen länger und Anfälle weniger intensiv
Thrombozytopenische Purpura
Wesen:
Immunreaktion gegen Thrombozyten nach Kolostrumaufnahme
Ätiologie:
Sensibilisierung der Muttersau gegen paternale Thrombozytenantigene der Ferkel
Pathogenese:
ab 2. Wurf (Wiederholung der Passage derselben Elterntiere)
Kolostrumaufnahme  Unverträglichkeit mit Thrombozyten und Megakaryozyten des Ferkels
 Thrombozytopenie
Klinik:
- Ferkel werden unauffällig geboren
- nach 2 bis 3 Tagen: Mattigkeit, petechiale bis flächenhafte Blutungen, Anämie
- Tod nach wenigen Tagen
2 Phasen:
erste Lebenstage: kurze Erholung
2. Lebenswoche: Megakaryozytendegeneration, Plättchenproduktion im Knochenmark nimmt ab
Diagnose:
- Klinik: petechiale Blutungen
- Vorbericht: Anpaarung mit demselben Eber
- Sektion: Hämorrhagien (Darm, Harnwege, Unterhaut, Lymphknoten)
- Degeneration von Megakaryozyten
Differentialdiagnosen:
- Septikämie (Petechien)
- hämorrhagisch-nekrotisierende Enteritis
- Cumarinvergiftung
- isohämolytische Anämien
Bekämpfung:
- Ferkel umsetzen (möglichst vor Kolostrumaufnahme)
- Eber wechseln (nicht immer zuverlässig)
Isohämolytische Anämie
Wesen:
Immunreaktion gegen Erythrozyten nach der Kolostrumaufnahme
- 44 -
Ätiologie:
unterschiedliche Blutgruppen bei Muttertier und Ferkeln, Vollblutvakzinen !
Pathogenese:
Muttertier: Bildung von AK gegen blutgruppenfremde Erythrozytenantigene des Ferkels
Ferkel: Aufnahme der AK über das Kolostrum  Resorption  Erythrozytenzerfall
Klinik:
- Inappetenz, Apathie
- Ikterus, Hämoglobinurie
- Subkutisödem
Differentialdiagnosen:
- Thrombozytopenische Purpura
- Hypoglykämie
- perakute Enteritiden bzw. Enterotoxämien
Kupfervergiftung
Vorkommen:
- Fehlmischung, Entmischung (grobe Kristalle  Ätzwirkung)
Hilfsfaktoren:
im Futter - Protein < 15 %
- Zink < 50 ppm
- Eisen < 100 ppm
- Wassermangel
Bedarf: 5 -10 ppm im Futter
Zulassung als Zusatzstoff: Mast < 16 Wochen 135 ppm
Mast > 16 Wochen 35 ppm
Klinik:
- chronischer Verlauf bei Cu > 200 ppm
- Inappetenz, Futteraufnahme und Gewichtszunahme gehen zurück
- Apathie, Schwäche
- Polydipsie
- blutiger Kot
- Blässe
- Dyspnoe
- Hypoästhesie, feinschlägiger Tremor
- parakeratotische Hautveränderungen
- Ikterus
Pathologie:
- Anämie
- Magenulzera
- Leberdystrophie
- Ikterus
Diagnose:
- Anamnese
- Klinik
- mikrozytäre, hypochrome Anämie
- 45 -
- Serum-Cu > 50 umol/l
- Leber-Cu > 800 umol / kg Trockensubstanz
Differentialdiagnosen:
- Eperythrozoonose
- Aflatoxikose
- Magenulkus anderer Genese
Therapie:
- Futter absetzen
- Fe / Zn-Substitution im Futter
5. Muskelerkrankungen
erbliche Störungen:
- Belastungsmyopathie
- akute Rückenmuskelnekrose
- Atrophie der kaudalen Oberschenkelmuskulatur
- Grätschen der Saugferkel
alimentäre Störungen:
- ernährungsbedingte Muskeldegeneration (Vit E / Selen-Mangel)
- Salinomycin-Vergiftung
- Muskeldegeneration der Saugferkel nach Eisenapplikation
parasitäre Erkrankungen:
- Sarkosporidiose
- Trichinellose
Atrophie der kaudalen Oberschenkelmuskulatur
Wesen:
sporadisch auftretende Oberschenkelatrophie bei Läuferschweinen
Ätiologie:
genetisch bedingt: rezessiver Erbgang (?)
Pathogenese: unbekannt
Klinik:
- erste Symptome mit ca. 30 kg Körpergewicht
- meist einseitige Atrophie der Oberschenkelmuskulatur  Asymmetrie
- evtl. Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen
Diagnose:
- Klinik
- Muskelschwund an langer Sitzbeinmuskulatur und Adduktoren
- unveränderte Muskelfasern, Bindegewebs- und Fetteinlagerungen
- 46 -
Differentialdiagnosen:
- traumatische oder toxische Einwirkungen
- Inaktivitätsatrophie
- Apophysiolysis
Bekämpfung:
- Ausschluß aus der Zucht
- Mast möglich
Grätschen / Spreizen der Saugferkel (Splay leg)
Wesen:
verbreitete Bewegungsstörung bei neugeborenen Ferkeln mit erheblichen Ferkelverlusten
Ätiologie:
genetische Disposition in Verbindung mit ungünstigen Haltungsbedingungen
Pathogenese:
Streßeinwirkungen in der Hochträchtigkeit
 Kortikosteroid-Ausschüttung
 verzögerte fetale Reifung der Skelettmuskulatur, Hypoplasie der Myofibrillen
Klinik:
- Sitzen, Grätschen der Hintergliedmaßen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit
- Ausheilung möglich
- häufiges Erdrücken
Diagnose:
- Klinik
- Histologie in den ersten 2 Tagen p.n.: Hypoplasie der Myofibrillen
Differentialdiagnosen:
- Muskelrisse
- Beckenfrakturen
Bekämpfung:
- Fesselung der Hintergliedmaßen über 8 Tage
- (Selektion)
Belastungsmyopathie
= Transporttod, Porcines Stress-Syndrom (PSS)
= Malignes Hyperthermie-Syndrom (MHS)
Wesen:
degenerative Muskelveränderungen nach abnorm beschleunigter Glykolyse und Laktatbildung
Ätiologie:
erbliche Disposition: Mutation im Ryanodin-Rezeptor-Gen
autosomal rezessiver Erbgang
Gen für Ryanodin-Rezeptor: wichtig für Ca-Regulation im Skelettmuskel
- 47 -
Pathogenese:
physische / psychische Belastung
 Insuffizienz des oxidativen Energiestoffwechsels im Muskel
 anaerobe Glykolyse  Laktatazidose
 Muskeldegeneration
 PSE-, DFD-Fleisch
 Herz-Kreislauf-Insuffizienz, Tod
 Rückenmuskelnekrose
perakut: PSS, MHS, Transporttod
akut: Rückenmuskelnekrose
postmortal: PSE-, DFD-Fleisch
Selektion auf Fleischmenge:
- Reduktion von Fett
- Gewebsstruktur der Muskulatur verändert
(Zunahme der Querschnittsfläche von Typ I - Fasern, viele Typ II - Fasern)
Fleischschwein 5 - 6 Monate alt: 100 kg
Wildschwein 5 - 6 Monate alt : 20 kg
Muskelfasertypen:
Typ II a: Faserdurchmesser klein
Typ II b: Faserdurchmesser groß
Landrasse: II b (Rücken und Schinken) 70 %
Wildschwein: II b (Rücken und Schinken) 40 %
O2 - Diffusion
Glykogengehalt
Myofibrillen
Mitochondrien
II a
hoch
mittel
wenige
viele
II b
niedrig
hoch
viele
wenige
 Energiegewinnung bei Belastung durch aeroben Fettsäure- und Glucoseabbau (II a) bzw. durch
anaerobe Glykolyse  Laktat (II b)
Belastungsmyopathie  weiße Muskelfasern
ernährungsbedingte Muskeldegeneration  rote Muskelfasern
 systemische Myopathien unterschiedlicher Pathogenese
Unterschied: lokale Verteilung und zeitlicher Ablauf
aber: uniforme degenerative Muskelfaserläsionen
Na- und H2O - Eintritt  Faserödem  K+ - und Proteinaustritt  Austritt von Muskelenzymen in den
Extrazellulärraum und ins Blutplasma
Muskelfasernekrose:
fokale Nekrose, hyalinschollige Degeneration
Sarkolemmschlauch und Zellkern bleiben (meist) erhalten  Regeneration der Muskelfaser
- 48 -
Streß, Halothan
 - Rezeptor
Sarkoplasmatisches Ca2+
A
ß - Rezeptor
Muskelkontraktion
Stimulation der Glykogenolyse
Muskelkrämpfe
Laktatbildung
Wärmebildung
Azidose
Katecholaminsekretion
Hyperventilation
(Maligne)
Hyperthermie
periphere
Gefäßkonstriktion
Klinik:
a) latenter Verlauf
 postmortal: PSE-Fleisch
b) perakut, akut
- Zyanose, Blässe, Ohrvenenstauung
- Hyperthermie (bis 42°C)
- Dyspnoe, Maulatmung, hundesitzige Haltung
- Tachykardie (> 220 / min)
- Bewegungsstörungen, Tremor
- Verenden, sehr schnelle Totenstarre
Labor:
- CK, ASAT, Laktat erhöht (= höchstgradiger Muskelkater)
- Blut - pH abgesunken
- CK / ASAT-Verhältnis > 100
- PSE-Fleisch, Muskelfaserödeme
- vereinzelt Degenerationen
c) akut, lokal (oft einseitig  "Bananenkrankheit")
- 2 bis 10 Stunden nach Belastung
- Zyanose, Ohrvenenstauung
- Hyperthermie (> 42°C)
- Inappetenz
- Atemfrequenz und Herzfrequenz erhöht
- gekrümmter Rücken, Schwellung des Rückenmuskels
- Oberflächensensibilität vermindert
- Bewegungsstörung, Muskelzittern im Stand
- Schreien
- hundesitzige Haltung, festliegend
- evtl. Tod
Diagnostik:
- Klinik
- CK, ASAT stark erhöht; CK / ASAT-Verhältnis > 100
- Muskelbiopsie
- 49 -
Pathologie:
- PSE, DFD, hyalinschollige Muskeldegeneration
- Fasernekrose
- Blutungen
- später Granulation, Narbenstränge
Enzyme in der Muskelzelle:
a) Kreatin-Kinase = CK
b) Aspartat-Amino-Transferase = ASAT (früher GOT)
rote Muskelfasern: ASAT (Mitochondrien-Stoffwechsel)
rote + weiße Muskelfasern: CK
CK / ASAT - Quotient:
- Degeneration vorwiegend roter Muskelfasern
CK / ASAT = 20 - 50
- Degeneration vorwiegend weißer Muskelfasern
CK / ASAT > 100
- Degeneration roter und weißer Muskelfasern
CK / ASAT = 50 - 100
- Leberzelldegeneration
CK / ASAT < 20
Therapeutische Maßnahmen:
- 10 g TRIS (HydroxymethylAminomethan) + 10 g Na-bicarbonat ad 1 l aqua dest.
bis zur Besserung der klinischen Symptome: Hautfarbe, Atmung, Füllung der Episkleralgefäße
- Herzglykoside: Strophantin 0,02 mg/kg KM
- keine ß-Rezeptorenblocker
- keine Adrenergika
 - Rezeptoren
 Gefäßkontraktion
Verfahren im Zusammenhang mit Nachkommen- und Geschwisterprüfung:
a) Fleischhelligkeit: Optostar-Gerät (GöFo)
b) pH1, pH24
c) Halothan-Test
Verfahren im Zusammenhang mit der Eigenleistungsprüfung:
a) MHS-Gentest
beide Genvarianten sind eindeutig zu unterscheiden, in jedem Lebensabschnitt
Vorteil:
- eindeutige Darstellung der mischerbigen MHS-Genotypen
- Eigenleistungsergebnis
- gesuchtes Gen wird selbst erfaßt
Nachteil:
- höhere Kosten, geringere Tierzahlen
Anwendung: Herdbuchzucht, Basiszucht, Besamungseber  Preisgestaltung
b) CK-Test
Nachweis der phänotypischen Merkmale erhöhter Streßempfindlichkeit in einer Blutprobe
( Wirkung aller beteiligten Gene)
Definierte Belastung: z. B. "Myostress" = Neostigmin / Atropin 0,5 ml / 20 kg KM  tonische Krämpfe
Blutprobe nach 8 Stunden bei ca. 25 kg KM bzw. 24 Stunden bei ca. 90 kg KM  CK-Bestimmung
Werte > 1000 U/l = typisch für Streßempfindlichkeit
 MHS-pos., Heterozygote, streßempfindliche MHS-neg. = Zuchtausschluß
c) Blutgruppentest
- 50 -
d) Halothantest:
Gewicht: 20 - 30 kg KM
Konzentration: 4 %, Dauer: 5 min
Halothan-neg. (HN) = Muskelerschlaffung
Halothan-pos. (HP) = Verkrampfung der Muskulatur, Hyperthermie (häufig Landrasse und Pietrain)
Ernährungsbedingte Muskeldegeneration
Wesen:
meist protrahiert verlaufende Muskelerkrankung mit unspezifischen Bewegungsstörungen
Begleiterkrankungen:
Maulbeerherz-Krankheit (Mikroangiopathie, Herzmuskelfaserdegeneration)
Hepatitis diaetetica (Leberzellnekrose)
Ätiologie: Vitamin E / Selen - Mangel (primär / sekundär)
- Vitamin E- und Selen-arme Diät
- Böden und Pflanzen selenarm
- Futterverderbnis: Oxidation von Vit E und ungesättigten Fettsäuren  Vitamin E - Mangel
- Angebot an polyungesättigten Fettsäuren (Mais, Fischmehl)
 Vit E - Bedarf wird erhöht, sekundärer Vit E - Mangel
erhöhte Gaben von Vit E / Selen
 kein Einfluß auf Fleischqualität
 kein Schutz vor Belastungsmyopathie
Hoher Vit E - Gehalt: Nachmehle, Malzkeime, Getreidekeime, Pflanzenöle
Hoher Selen - Gehalt: Nachmehle, Futtermehle, Kleien
primärer Mangel: bei unzureichendem Gehalt im Futter
Vit E: Grünfutter, Getreide, Mais, Sojaschrot, Tapioka, Milchpulver, Fischmehl
Selen: Mangel in Böden und Futterpflanzen
sekundärer Mangel: bei ausreichendem Gehalt im Futter
Vit E: - unsachgemäße Futterlagerung
- erhöhte Zufuhr von polyungesättigten Fettsäuren
- Futterkonservierung (Propionsäure)
- Vitamin C - Mangel
Selen: Interaktion mit Cu, Zn (Hg, Ag, Cd, Fe)
Pathogenese:
Schädigung von Zellmembranen und -organellen durch Peroxid-Radikale
 fortschreitende Muskeldegeneration (rote Muskelfasern)
Vitamin E: Regeneration ungesättigter Fettsäuren aus ihren Peroxiden an der inneren Zellmembran
Selen: Cofaktor einer intrazellulären Gluthation-Peroxidase (Fettsäure-Peroxide  Hydroxy-Fettsäuren)
Mangel:
Schädigung von Zellmembranen und -organellen durch Peroxid-Radikale
keine gegenseitige Kompensation von Vitamin E und Selen
aber: klinisch und pathologisch nicht voneinander zu unterscheiden !
- 51 -
Maulbeerherzkrankheit
Klinik:
a) klinisch inapparent
aber: Labor, Histologie
b) protrahiert
- Apathie, Inappetenz
- unspezifische generalisierte Bewegungsstörungen, Bewegung schwankend, Stand unsicher
- Tremor
- Haut: blaß, Zyanose (Ohr, Schwanz, Gliedmaßen)
- evtl. Exophthalmus
c) akut
- Dyspnoe, Tachykardie, Tod
Pathologie:
20 - 60 kg Körpergewicht
- subakut fortschreitende Muskeldegeneration bevorzugt roter Muskelfasern in allen Muskeln
- Herzbeutel: prall gefüllt, gelatinös, sulzig, gallertig
- Myokard: punktförmige bis flächenhafte subperikardiale und subendokardiale Blutungen (Maulbeere)
- Lymphknoten: blutig infiltriert, ödematös
Diagnose:
- betroffene Altersgruppen
- Futteranamnese
- Plasmaenzymaktivitäten (CK / ASAT - Verhältnis < 50)
- pathologisch-histologisch:
gesamte Muskulatur mit Degenerations- und Reparationsvorgängen in diffuser Verteilung
Therapie:
Einzeltier:
Injektion Vit E 10 - 20 mg/kg KM; Selen 0,05 - 0,07 mg/kg KM
Futterergänzung:
30 -50 mg Tocopherol / kg Trockenmasse
0,2 - 0,4 mg Na-Selenit / kg Trockenmasse
cave: 0,5 mg/kg  Selen-Vergiftung
Problembestände:
Vit E: 3- bis 5-facher Bedarf
Selen: max. 0,5 mg / kg Futtertrockenmasse
Sarkosporidiose
Vorkommen:
bei 0,2 bis 20 % aller Mastschweine und bis zu 40 % aller Zuchtsauen
Ätiologie:
Sarcocystis miescheriana
Sarcocystis suihominis
Klinik: klinische Erkrankung nur experimentell
- 52 -
6.Hauterkrankungen
Erbliche und angeborene Erkrankungen der Haut:
- Dermatitis vegetans
- Epitheliogenesis imperfecta
- Haarlosigkeit
- Pityriasis rosea
Infektiöse Erkrankungen der Haut:
Virusinfektionen:
- Bläschenkrankheit
- Maul- und Klauenseuche
- Schweinepocken
Bakterielle Infektionen und Mykosen:
- Abszesse
- Nekrosen im Lippen- und Backenbereich
- Epidermitis exsudativa
- Staphylokokkus aureus - Infektion
- Aktinomykose
- Dermatomykosen
Ektoparasitenbefall:
- Sarkoptes-Räude
- Demodikose
- Läusebefall
Pityriasis rosea = "Bauchflechte"
Wesen:
nicht ansteckende Hautkrankheit der Saug- und Absatzferkel (2. bis 5. Lebenswoche)
Ätiologie: unbekannt
genetische Disposition: Häufung bei Nachkommen betroffener Elterntiere
Klinik:
- lokal und generalisiert
- kleine rötliche erhabene Hautbezirke  wallartige Ringe mit innen unveränderter Haut, evtl. schuppig
 konfluieren (landkartenähnliches Aussehen)
- kein Juckreiz
- Sekundärinfektion
Verlauf: Spontanheilung nach 1 bis 2 Monaten
Diagnose: klinisch
Differentialdiagnosen:
- Kontaktekzem
- Epidermitis exsudativa
- Dermatomykose
- Strongyloides ransomi
Therapie: keine
evtl. Sekundärinfektion behandeln
- 53 -
Schweinepocken
Erreger: Virus
1. originäre Schweinepocken
 eigentlicher Erreger der Schweinepocken
2. Vaccinia-Virus
 Pockenschutzimpfung Mensch
 unwahrscheinlich, da allgemeine Pockenschutzimpfung eingestellt
 kurze fieberhafte Erkrankung ohne Sekundärpocken
3. Kuhpocken
 ausschließlich lokale Reaktion
Tenazität:
Hautveränderungen, Krusten, Läuse  Monate
Übertragung:
besonders Läuse, Insekten
evtl. Kontaktinfektion (Speichel, Augensekret, Nasensekret)
Klinik:
jede Altersgruppe kann betroffen sein
Ferkel (4 -12 Wochen): vorwiegend Kopf, über ganzen Körper
Sauen: besonders Gesäuge, evtl. Ohrgrund
Inkubationszeit: 4 -14 Tage
 bereits Virusausscheidung über Speichel, Augensekret, Nasensekret
unspezifisch: Inappetenz, Apathie, Fieber
spezifisch: Haut
2 - 4 Tage: Roseola (rote Flecken)
4 Tage: Papula (kleine Krusten)
7 Tage: Pustula (Pocken mit Nabel und Wall)
3 - 4 Wochen: Crusta (zentrale Eintrocknung und Wall), Cicatrix (Narbe)
- unspezifische Allgemeinstörungen sowie Roseola und Papeln werden meist übersehen
- ab Pustelstadium typisches Krankheitsbild
- evtl. Sekundärinfektionen, z. B. Epidermitis exsudativa
Verlauf:
Dauer: 7 bis 8 Wochen
Mortalität bis 3 %
Primäransiedlung: Nasen-Rachen-Raum, evtl. Respirations- und Verdauungstrakt  Virämie
nach 12 bis 14 Tagen: Prädilektionsstelle  Haut
evtl. schubweise Wiederholung
Immunität:
nach 15 Tagen: lokale Immunität
nach 21 Tagen: humorale AK (Serologie, Kolostrum)
Differentialdiagnosen:
im fieberhaften Stadium: KSP
im Knotenstadium: Staphylokokkus hyicus
 bei Sauen im Gesäugebereich kleiner als Pocken
 bei Ferkeln unregelmäßiger in Form und Größe
Therapie: keine
evtl. Antibiose gegen Sekundärinfektion
- 54 -
Bekämpfung:
- Desinfektion
- Bekämpfung von Läusen
- Vakzine steht nicht zur Verfügung
- Vaccinia-Impfstoff ist unwirksam
Actinomyces pyogenes (Corynebacterium pyogenes)
Erreger:
- gram-positiv; aerob, fakultativ anaerob; Hämolyse
- Bildung von Hämolysin, Exotoxin
- symptomloser Besiedler von Nasen-Rachen-Raum, Genitaltrakt
- Vorkommen in Milch
Pathogenese:
Erkrankung durch endogene Infektion
- subkutane Läsion  nekrotisches bzw. entzündetes Gewebe
- Nabel
- Tonsillen
- zootechnische Eingriffe: Zähne abkneifen, Kupieren, Kastration; Kannibalismus
Actinobacillus suis (Actinobacillus equi)
Erreger:
- gram-negativ; aerob, fakultativ anaerob
- Hämolyse
- symptomloser Besiedler von Nase, Tonsillen, Genitaltrakt
Tenazität:
- 15 min bei 60°C
- übliche Desinfektionsmittel sind wirksam
- infiziertes Material: wenige Tage
Pathogenese: nicht eindeutig geklärt
septische Embolie
 Organe und Gewebe
 Gefäßwände (Mikrokolonien mit Blutungen und Nekrosen)
Klinik:
Saugferkel: (2 Tage bis 4 Wochen)
- Fieber 40°C
- Zyanose
- petechiale Blutungen
- Dyspnoe (Maulatmung)
- Krämpfe
- Stauung in Extremitäten  Nekrose (Füße, Schwanz, Ohren)
- Arthritis
- plötzlicher Tod
Absatzferkel:
- Anorexie, Fieber
- Pneumonie (persistierender Husten)
- Kümmerer
- 55 -
Adulte:
- Fieber
- Erytheme (rund bis rhomboid)
- Inappetenz
- Mastitis
- Meningitis
- Abort
- plötzlicher Tod
Pathologie:
- Pleuritis
- Perikarditis, Endokarditis
- Miliarabszesse in allen parenchymatösen Organen (Lunge, Leber, Niere, Lymphknoten)
- Arthritis
Diagnose:
- Klinik
- Erregernachweis
Therapie: Antibiose
Aktinomykose
Wesen:
knotig-derbe, zur Fistelbildung neigende Granulome in der Subkutis
Ätiologie: Actinomyces suis
- gram-positiv, fadenförmig
- Bestandteil der Mundhöhlenflora
Übertragung:
Läsionen
- Biß der Ferkel in Gesäugeleiste der Sau
- Verletzung an Einrichtungsgegenständen, Stichverletzung durch Gerätschaften
- anaerobe Bedingungen als Voraussetzung
bakterielle Begleitflora: Streptokokken, Staphylokokken, Actinomyces pyogenes
Klinik:
Gesäuge:
- erbsengroße bis kirschgroße derbe Knoten in der Subkutis
- bis beetartig ausgebreitet über mehrere Gesäugekomplexe
- kugelartige Gebilde
- Oberfläche unregelmäßig höckerig, Haut teils verschieblich, teils narbig festsitzend
- Fistelöffnung  Eiter (übelriechend)
Hals, Ohr:
- feste Verbindung mit der Haut und dem darunterliegenden Gewebe
Diagnose:
- Histologie: drusenhaltige Granulome, gram-positive fadenartige Erreger
- Erregernachweis
Differentialdiagnose:
chronische Mastitis  weniger knotig, enge Verbindung zur Zitze
- 56 -
Therapie:
bis Faustgröße: Chemotherapie
- Umspritzen des Prozesses mit Depot-Penicillin
- Sulfonamide, Erythromycin-Äthylsuccinat
- Ampicillin oral
größer: OP, ausmerzen
 1/3 der behandelten Tiere erkranken erneut
Prophylaxe:
- erkrankte Sauen behandeln oder schlachten
- Zähne abschleifen
- Impfung
Epidermitis exsudativa
= Ferkelruß, Pechräude
Ätiologie: Staphylokokkus hyicus
- 2 immunologisch zu unterscheidende Serotypen
- Toxin: Exfoliacin
Vorkommen: ubiquitär
Isolierung aus:
- typischen Hautläsionen
- Kopf- und Genitalschleimhaut
- Organen erkrankter Ferkel (Leber, ZNS, Harnorgane)
Morbidität: 20 -100 % abhängig vom Alter (mit höherem Alter abnehmend)
Überlebende  Kümmerer
Pathogenese:
Haut:
- degenerative Veränderungen im Stratum spinosum  epidermale Blasenbildung
- zellige Infiltration in Epidermis, entstandene Hohlräume
- schubweise parakeratotische Plattenepithellagen  Abstoßung ohne Vernarbung
Organe:
- Epitheldesquamation und -degeneration in ableitenden Harnwegen
- Ödeme in der Niere
- Ödeme im ZNS  Ursache für therapieresistenten Verlauf
- evtl. Polyarthritis, Polyserositis, Pneumonie
Klinik:
- Hyperämie, Exsudation
- Epidermiserosion mit bräunlichen Krusten
generalisiert: besonders Saugferkel Ende der 1. Lebenswoche
schwerer Verlauf:
- abgestoßenes Epithel, Exsudat
- krustenartige Verdickung mit Rissen
- evtl. Ablösung des Epithels am Zehenballen
leichter Verlauf:
- dünner bräunlicher Belag ohne Erosionen
lokal: besonders Sau, Absatzferkel, ältere Saugferkel
- rundliche Hautveränderungen unterschiedlicher Größe und Zahl besonders an haarlosen Stellen
(Ohrgrund, Gesäuge)
- 57 -
aber: im Vormaststall seuchenhaftes Auftreten !
Bestandserkrankung:
- mehrere Würfe erkranken aufeinanderfolgend
- Durchseuchung nach ca. 8 Wochen
Therapie:
Behandlung des ganzen Wurfes, Ferkel werden bei ersten Symptomen behandelt
Metaphylaxe in allen gefährdeten Würfen
- Penicillin 200.000 IE/Tag
- Tetrazyklin
Bekämpfung im Problembetrieb:
- Vakzination der Sau mit stallspezifischer Vakzine
- Hygiene bei zootechnischen Maßnahmen: Kastrationswunden, Kupieren, Tätowieren, Zähne schleifen
- Bekämpfung von Räude, MMA, Kannibalismus
Dermatomykose
Ätiologie:
Trichophyton mentagrophytes
Trichophyton verrucosum
Microsporum canis
Microsporum nanum
Candida albicans
Klinik:
- 2 -10 cm große Hautveränderungen
- Papeln, Knötchen  zentrale Ausbreitung
Diagnose:
- Wood´sche Lampe (Microsporum canis)
- Nativpräparat + Kalilauge 5 -10 %
- Kultur
Differentialdiagnosen:
- Kontaktekzem
- Epidermitis exsudativa
- Pityriasis rosea
Therapie: Griseofulvin 15 mg/kg KM
Läusebefall
Erreger: Hämatopinus suis = Schweinelaus
- 5 mm groß, deutlich erkennbar
- Lebensdauer: 4 bis 5 Wochen, ohne Schwein wenige Tage
- legen 1 mm große Eier (Nissen) an Borsten im Hals- und Schulterbereich
- Entwicklung über Nymphenstadien mindestens 25 Tage
- Nymphen und Adulte saugen Blut
- 58 -
Klinik:
alle Altersgruppen betroffen
Erosionen mit Sekundärinfektionen
 Beunruhigung durch Juckreiz
 Anämie bei Ferkeln
 verringerte Mastleistung
Übertragung von: KSP, Schweinepocken, Eperythrozoon suis
Diagnose:
Nachweis von Läusen und Nissen (Läuse makroskopisch sichtbar, Nissen mit Lupe)
Therapie:
- Kontaktinsektizide: chlorierte Kohlenwasserstoffe, Phosphorsäureester
- Ivermectin
 Wiederholung nach 2 Wochen (Eier werden nicht abgetötet)
Sarcoptesräude
Erreger: Sarcoptes suis (Grabmilbe)
- Milben legen Eier im Stratum germinativum
- Schlupf nach 2 bis 4 Tagen
- Entwicklung in 10 bis 15 Tagen über 2 Nymphenstadien zu vermehrungsfähigen Weibchen
- Lebensdauer ohne Schwein ca. 10 Tage
- Entfernung vom Wirtstier bis ca. 1 m
- Infektionsweg: Kontaktinfektion (z.B. Deckakt) ab 3. bis 4. Lebenswoche
Klinik:
- punktförmige Hautblutungen und Knötchen in der Leistengegend
- geringgradig erhaben mit zentraler bräunlicher Kruste
- Konfluieren der Veränderungen
- borkenartig verdickte Haut mit Faltenbildung, Entzündung, Hyperkeratose
- Juckreiz
 Zuchtschweine: Aggressivität, verminderte Zuchtleistung bis Sterilität
 Mastschweine: Kannibalismus, verminderte Zunahme und Futterverwertung
Diagnose:
- Hautgeschabsel (besonders Ohr)  5 % KOH, Mikroskopie
- Serologie
Differentialdiagnosen:
- Epidermitis exsudativa
- Parakeratose
- Biotinmangel
- Sonnenbrand
Therapie:
- Phosphorsäureester  Sprühen, Waschen, pour-on
- Ivermectin  Injektion 1,5 ml/kg KM, Prämix
- Doramectin
zusätzlich: Geräte und Stallungen 3 x in 10-tägigen Abständen reinigen und Wirkstoff auftragen
- 59 -
Therapiefehler:
- Behandlung nicht wiederholt
- falscher Behandlungsabstand
- Akarizid-Dosis zu niedrig
- Akarizid-Konzentration zu niedrig
- Anwendung unwirksamer Mittel
- unvollständige Behandlung
- Stalleinrichtungen nicht dekontaminiert
- unbehandelte Zuchttiere eingestellt
Dermatitis ulcerosa
Wesen:
geschwürige flächenhaft auftretende Freilegung des Koriums bei Zuchtsauen
Ätiologie: unbekannt
histologisch: chronisch ulzerierende Dermatitis mit Beteiligung eosinophiler Granulozyten
Klinik:
Zuchtsauen ab 18. Lebensmonat erkrankt
- Allgemeinbefinden ungestört
- vorwiegend unbehaarte oder haararme Regionen betroffen
- zu Beginn rötliche Hautläsionen an Gesäuge, Ohrgrund, Perineum, perianaler Bereich
- Zitzenhaut nicht betroffen
- hochrote Defekte, scharf begrenzt, unempfindlich
- feuchter, schmieriger Belag, übelriechend
- vereinzelt Fieber
- einzelne Läsionen reepithelisieren
- anderorts entstehen neue Effloreszenzen
- keine vollständige Heilung
Therapie: keine
Stallfliegen
= Lästlinge  Beunruhigen, Blutsaugen, Einatmen
= Krankheitsüberträger  KSP, MKS, bakterielle Erreger, Parasiteneier
Arten:
Stubenfliege (Musca domestica)
Wadenstecher (Stomoxys calcitrans)
kleine Stallfliege (Famnia cannicularis)
Taufliege (Drosophila spp.)
Entwicklung:
Ei  Larve (Made)  Puppe (Tönnchen)  Imago
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Substratbegrenzung (Dung- und Güllelagerung)
- physikalisch: Fliegengitter, Klebstreifenfänger, UV-Hochspannungsgeräte
- biologisch: Antagonisten, Güllefliegen, Schlupfwespen
- Larvizide: Alzogur® = Kalkstickstoff, Chitinsynthesehemmer
- Insektizide: Carbaminsäureester, Phosphorsäureester, Pyrethrum, Pyrethroide
- 60 -
7. Kannibalismus
 ist eigentlich ein unzutreffender Begriff, da das Schwein keine Neigung zum Auffressen von
Artgenossen besitzt
Formen:
a) Schwanzbeißen
b) Ohrbeißen
c) Flankenbeißen (selten)
Ursache: multifaktorielles Geschehen
- primär kein Erreger
- Verhaltensänderung durch ungünstige Haltungsbedingungen und / oder Umwelteinflüsse
- evtl. Komplikationen durch bakterielle Sekundärerreger
Elementare Verhaltensweisen:
- Sozialverhalten
- Freßverhalten
- Ruheverhalten
- Erkundungsverhalten, Spielverhalten
- Sexualverhalten
- "Stubenreinheit"
Durch bestimmte Haltungssysteme - besonders Intensivhaltung - werden diese elementaren
Verhaltensweisen auf ein Minimum eingeschränkt  Aktivitätsüberschuß
Dieser äußert sich in:
- wühlender Tätigkeit
- beißender Tätigkeit
- kauender Tätigkeit
Schwanzbeißen
Vorkommen:
- Mastschweine im Alter von 12 bis 16 Wochen
- Tiere zu geringer Körpergröße
- vermehrt männliche Tiere
Faktoren:
1) Haltungsfehler
- strohlose Aufstallung  fehlende Beschäftigungsmöglichkeit  Erkundungsverhalten auf Buchtengenossen gerichtet
- Spaltenböden  unsicheres Standvermögen  Rangordnungskämpfe nur eingeschränkt durchführbar
- dichte Buchtenbelegung: Tierzahl pro Bucht zu groß, Fläche pro Tier zu klein (< 0,6 m2)
- Zusammenlegung ungleich großer Tiere
- fehlende Freßplätze  Troglänge mind. 0,3 m pro Mastschwein
- eingeschränkte Trinkwasserversorgung  mind. 1 Nippeltränke pro 12 Schweine
- erhöhter Ektoparasitenbefall  Juckreiz, Aggression
- zusätzlicher Streß, z. B. häufiges Umstallen, Futterwechsel
2) fehlerhaftes Stallklima
- Schadgaskonzentration:
CO2 > 0,3 Vol%
NH3 > 20 ppm
H2S > 5 ppm
- 61 - Zugluft im Liegebereich  Luftgeschwindigkeit > 0,2 m/s
- Stalltemperatur der jeweiligen Alters- bzw. Nutzungsgruppe nicht angepaßt
- Luftfeuchtigkeit
3) Fütterung
- rationierte Fütterung
- unregelmäßige Fütterungszeiten
- zu hoher Energiegehalt
- zu geringer Rohfasergehalt
- zu wenig tierisches Eiweiß
- schlechte Mineralstoffversorgung
Klinik:
Anfangsstadium:
"Anknabbern" der Schwanzspitze  kleinere Wunden, Verkrustung  Juckreiz
 erneutes, geduldetes Beißen  stark blutende phlegmonöse Schwanzwunden
Fortgeschrittenes Stadium:
Osteomyelitis des betroffenen Schwanzwirbels  aszendierende Infektion
 Wirbelabszesse im Lendenbereich  Nachhandlähme  evtl. Metastasierung über Blut und Lymphe in
Niere, Lunge, Gelenke
Therapie:
Einzeltier: nur im Anfangsstadium sinnvoll
- Elastratorgummiring
- parenterale Chemotherapie
Bestand:
- Übeltäter ausfindig machen
- Überprüfung der Fütterungs- und Haltungsbedingungen
- Abstellen der Mißstände
Fragliche Therapiemaßnahmen:
- Verdunkeln der Ställe  verboten nach Schweinehaltungsverordnung
- Verabreichung von Stroh (nicht möglich bei Spaltenboden)
- Besprühen der Schwänze mit Desinfektionsmitteln oder Holzteer
- Zufüttern von Zinkcarbonat, Natriumbikarbonat
- Jodtinktur ins Trinkwasser
- Zufüttern von NaCl  cave NaCl-Vergiftung
- Einsatz von Sedativa (Wirkungsdauer nur begrenzt)
Prophylaxe:
Kupieren der Schwanzspitze des Saugferkels
 cave: nur das letzte Drittel des Schwanzes !
 bis zum 4. Lebenstag ohne Anästhesie möglich
 Sensibilitätserhöhung des kupierten Schwanzendes
 rechtzeitiges Ausweichen (kein 100 %iger Schutz)
= keine Ursachenbekämpfung, sondern nur Minderung der Folge unzureichender Haltungsbedingungen
Ohrbeißen
Vorkommen:
- jüngere Tiere bis zur 10. Lebenswoche
- häufig bei großen Gruppen früh abgesetzter Ferkel (Flatdeck-Haltung)
- zeitliches Auftreten: vor oder nach der Fütterung
- 62 -
Ätiologie: ungeklärt
Vermutung:
unbefriedigter Saugreflex der Ferkel, Juckreiz durch Ektoparasiten / Staphylokokkus hyicus
 Duldung des Benagens der Ohrbasis oder der Ohrspitze
Therapie: siehe Schwanzbeißen
Flankenbeißen
Vorkommen: selten
- bei großen Gruppen über 20 Tiere
- im Alter von 6 bis 20 Wochen
- sowohl bei strohloser Haltung als auch bei Haltung auf Stroh
- sporadisches Auftreten, häufig in Kombination mit Schwanz- oder Ohrbeißen
- entwickelt sich aus dem Wühlverhalten
Klinik:
Lokalisation: Flankengegend oder Bereich der Hintergliedmaßen
Anfangsstadium:
- Duldung (Anrüsten der Sau)
- Hautrötung, Ödematisierung
Fortgeschrittenes Stadium:
- Hautdefekt  Serumaustritt  Animation zum Beißen für andere Tiere
 Nekrose, ulzeröse Veränderung bis in tiefere Schichten  evtl. Blutungen
 Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Pilzen  Allgemeinbefinden gestört
 schlechtere Gewichtszunahme
Therapie:
- getrennte Aufstallung der betroffenen Tiere
- allgemeine Antibiose
- evtl. lokale Wundbehandlung
 in der Regel komplikationslose Heilung
Prophylaxe:
- Einziehen von Nasenringen  verboten nach Tierschutzgesetz
- Verdunkelung der Ställe  verboten nach Schweinehaltungsverordnung
8. Operationen beim Schwein
1. Kastration männlicher Schweine
a) Saugferkel
b) Absatzferkel
c) Jung- und Alteber
2. Hernia inguinalis
3. Hernia umbilicalis
4. Kryptorchismus
a) inguinal (unvollständig abdominal)
b) abdominal (vollständig abdominal)
einseitig oder beidseitig
5. Aktinomykose
- 63 -
Kastration männlicher Schweine
Indikationen:
1. Verhinderung der Bildung von 5-Androstenon  Geruchsbeeinträchtigung des Fleisches durch
Speicherung im Fettgewebe  Beeinträchtigung der Schlachttierverwertung
2. Ausschluß von nicht zur Zucht geeigneten Tieren
a) Saugferkel
Anästhesie:
bis zu einem Alter von 2 Monaten nicht erforderlich (laut Tierschutzgesetz)
Voraussetzung:
Untersuchungsbefund ist nicht von der normalen anatomischen Beschaffenheit abweichend, d.h.
- Abstieg beider Hoden ins Skrotum
- Leistenringe beiderseits geschlossen
Fixation:
1) Saugferkel bis 1. Lebenswoche
- ohne Hilfsperson, Ferkel auf dem Rücken liegend
- die Gliedmaßen mit einer Hand fixieren
2) Saugferkel ab 2. / 3. Lebenswoche
- Hilfsperson notwendig  fixiert Gliedmaßen
- Ferkel auf dem Rücken liegend
Alternative: an Hintergliedmaßen hängend an der Leiter oder im Kastrationsständer
Reinigung und Desinfektion:
- Waschen
- Entfettung (Alkohol)
- Desinfektion (Jodtinktur)
Gebiet: Skrotum und unmittelbare Umgebung
Operationstechnik:
- Hoden mit Daumen (Kastration ohne Hilfsperson) oder mit Zeige- und Mittelfinger (Kastration mit
Hilfsperson) soweit wie möglich ins Skrotum vorschieben
- Schnittführung: 2 Schnitte links und rechts der Raphe scroti
cave: Processus vaginalis nicht eröffnen  bedeckte Kastration
Schnittlänge ca. 2 - 3 cm
- Vorpressen der Hoden
- Ligatur der Samenstränge (2 Knoten)
- Abtrennung, evtl. mit Ferkelemaskulator
- Durchtrennung des Mesorchiums  Blutungsgefahr
- lokale antibiotische Versorgung (Wundpuder führt zu Verklebungen, besser antibiotische Lösung)
Wichtig:
Kastrationswunde nicht verschließen  Abfluß von (infektiösem) Sekret möglich
Komplikationen:
- vollständige oder partielle Ruptur der Samenstränge durch Abwehrbewegungen
 Blutungen ("Rhexisblutungen")
 Volumenmangelschock
 Exitus bis 48 Stunden p. op.
- Wundinfektionen (selten)
 chronische Samenstrangentzündung (Funniculitis), evtl. mit Fistelbildung
 Polyarthritis
- Übersehen der Hernia inguinalis
- 64  Vorfall von Dünndarmschlingen
 Verklebung des Processus vaginalis
 Reponieren, evtl. Darmresektion
b) Absatzferkel
über 8 Wochen, bis 35 kg Körpergewicht
Anästhesie:
1) Azaperon + Ketamin + Thiamylal = gute chirurgische Toleranz
 Barbiturate fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, wirken atemdepressiv
 ein Drittel der Dosis im Sturz, danach Kontrolle des Pupillenreflexes
 separate Spritzen, Wirkungseintritt nach 10 bis 15 Minuten
Stresnil® = Azaperon 2 mg/kg KM i.m.
Ursotamin® = Ketamin 10 -15 mg/kg KM i.m.
Surital® = Thiamylal 4,7 mg/kg KM streng i.v.
2) Thiamylal 10 -15 mg/kg KM = gute chirurgische Toleranz
3) Acepromazin + Ketamin = tiefe Sedation, mäßige Analgesie
4) Acepromazin + Thiamylal = gute chirurgische Toleranz
Fixation:
1) bis 35 kg KM
- an Hintergliedmaßen hängend an der Leiter
2) über 35 kg KM
- auf dem Rücken liegend, Schonung der Fesselgelenke
Reinigung und Desinfektion:
- Waschen
- Entfettung (Alkohol)
- Desinfektion (Jodtinktur)
Gebiet: Skrotum, Regio pubis, beidseits Oberschenkelinnenseite
Operationstechnik:
a) siehe Kastration Saugferkel
b) siehe Kastration Jung- und Alteber
Komplikationen:
- durch Narkose: Atemstillstand, Herzstillstand (auch bei genauer Dosierung)
- siehe Saugferkel
c) Jung- und Alteber
Bemerkung:
vor EU:
zur vollwertigen Schlachtkörperverwertung Kastration von männlichen geschlechtsreifen Schweinen mind.
6 Wochen vor der Schlachtung
 Reduzierung der Androstenonkonzentration, Fleisch tauglich beurteilt
seit 1994:
Ebermast auch in BRD erlaubt, Geschlechtsgeruch darf nicht vorhanden sein
Methodik nicht festgelegt, z. B. Androstenonbestimmung
Anästhesie:
Barbiturate: Thiobarbiturate, N-methylierte Barbiturate, klass. Barbiturate
Dosierung: 10 - 30 mg/kg KM streng i.v.
cave pH > 10
Wirkungseintritt sofort
- 65 -
Operationsmöglichkeiten:
a) von Regio scrotalis aus
b) von Regio pubis aus
Fixation:
a) Eber auf linker Körperseite (Rechtshänder)
- Ausbinden der oberen Hintergliedmaße nach kranial (Hilfsperson)
- Vermeidung von verletzenden Abwehrbewegungen
- Ausbinden des Schwanzes  Vermeidung der Verschmutzung des OP-Feldes
b) Eber auf linker Körper-Rückenseite (Rechtshänder)
- Abduktion der rechten Hintergliedmaße in Beugehaltung
- Ausbinden der linken Hintergliedmaße nach kranial
- Ausbinden des Schwanzes
Reinigung und Desinfektion:
- Waschen
- Entfettung (Alkohol)
- Desinfektion (Jodtinktur)
Gebiet:
a) gesamtes Skrotum, umliegende Bezirke
b) Skrotum und Regio pubis mit angrenzenden Gebieten
Operationstechnik:
a) Kastration von der Regio scrotalis aus:
- unten liegenden Hoden nach proximal schieben
- darauf Hautschnitt neben und parallel der Raphe scroti
 Schnittlänge abhängig von Hodengröße (ca. 2 cm)
 evtl. stärkere Hautblutungen
- stumpfes Weiterpräparieren
- Processus vaginalis eröffnen
- Vorfallen des Hodens
- Ligatur und Abtrennung der Gefäße im Mesorchium (Massenligatur)
- doppelte Ligatur des Samenstranges kranial des Venengeflechtes
- Bindegewebebrücke zur Sicherheit
- Abtrennung ca. 2 cm kaudal der Ligatur mit Emaskulator (ca. 1 Minute)
- Kontrolle auf Blutungen
- Stumpf in distalen Wundwinkel legen
- antibiotische Versorgung und Verschluß des Processus vaginalis
 fortlaufende Kürschnernaht oder Sultan´sche Diagonalhefte
 Material: Catgut
- zweiten Hoden auf gleiche Weise entfernen und ebenfalls Processus vaginalis verschließen
- unvollständiger Skrotumverschluß mit Donati-Naht (2 cm von einem Wundwinkel aus offen lassen)
 doppelte Durchstechung, seitliche Knüpfung
 Material: Seide
 Sekretabfluß möglich, Fäden ziehen 10 Tage p. op.
b) Kastration von der Regio pubis aus:
- beide Hoden in Regio pubis schieben
- davor Hautschnitt in der Medianen
- von hier aus Processus vaginalis einzeln eröffnen (Skalpell und Knieschere)
- Hoden vorlagern
- Ligatur nach Abtrennung der Gefäße im Mesorchium
- doppelte Ligatur des Samenstranges
- Kontrolle auf Blutungen
- antibiotische Versorgung und Verschluß des Processus vaginalis
- 66  fortlaufende Kürschnernaht oder Sultan´sche Diagonalhefte
 Material: Catgut oder Supramid
- zweiten Hoden auf gleiche Weise entfernen und ebenfalls Processus vaginalis verschließen
- Haut und Unterhaut mit Intrakutannaht unvollständig verschließen (2 cm von einem Wundwinkel aus
offen lassen)  Sekretabfluß (Drainage)
Hernia inguinalis
Wesen:
- angeborener Defekt
- einseitig oder beidseitig
- asymmetrische Umfangsvermehrung im Bereich des Skrotums durch Druck auf das Abdomen
provozierbar
- Palpation:
Bruchsack: Processus vaginalis
Bruchpforte: erweiterter Leistenkanal
Bruchsackinhalt: Hoden und Nebenhoden, evtl. Dünndarmschlingen, Harnblase
 Abschnürung und Inkarzeration
- bei männlichen Tieren erfolgt gleichzeitig mit der Hernien-OP die Kastration
Anästhesie:
Azaperon + Ketamin + Thiamylal
 siehe Kastration von über 8 Wochen alten Ferkeln
Fixation:
a) bis 35 kg KM
- hängend an Hintergliedmaßen an der Leiter
b) über 25 kg KM
- in Rückenlage auf 15° angehobener Leiter
Reinigung und Desinfektion:
 Inguinal- und Skrotalbereich bis zum Nabel
Operationstechnik:
- Hautschnitt (6 - 8 cm) lateral der letzten Zitze über Inguinalspalt
- stumpfes Weiterpräparieren in die Tiefe  Leistenlymphknoten umgehen
- Durchtrennung der Lamina femoralis
- Processus vaginalis mit Samenstrang und M. cremaster sichtbar, evtl. auch Dünndarmschlingen
 loslösen aus Skrotum durch nach kranial gerichtete Hebelbewegungen (ohne Eröffnung des
Processus vaginalis)
- evtl. Reposition von Dünndarmschlingen
- spiraliges Drehen des Bruchsackes
 Verhinderung von erneutem Vorpressen von Dünndarmschlingen
- proximal doppelte Ligatur um Samenstrang mit Bindegewebsbrücke
- Absetzen des Hodens bzw. Bruchsackes
- Stumpf in Leistenkanal schieben
- Bruchpforte = Leistenring mit Sultan´schen Diagonalheften verschließen
cave: A. femoralis Nähen von lateral nach medial
- Haut und Unterhaut mit Intrakutannaht unvollständig verschließen (5 - 6 cm offen lassen)
- falls einseitige Hernia inguinalis:
Leistenring der nicht betroffenen Seite ebenfalls verschließen !
- 67 -
Komplikationen:
- Verklebungen von Darmteilen mit dem Bruchsack durch Peritonitis
- Inkarzeration von Dünndarmteilen
 evtl. Resektion des betroffenen Darmkonvolutes
 End-zu-End-Anastomosen
- Verwachsungen durch unsachgemäße Kastration
trotz Komplikationen: Heilungstendenz gut
in den ersten Wochen p. op. geringere Mastleistung
Hernia umbilicalis
Wesen:
- Ausstülpung des Peritoneums durch unphysiologisch weite Nabelöffnung
- conataler Defekt
- evtl. erbliche Genese
- männliche und weibliche Tiere betroffen (ca. 0,1 - 0,2 %)
- Palpation: weiche Umfangsvermehrung im Nabelbereich
Bruchsack: Haut und Peritoneum
Bruchpforte: Bauchwand
Bruchsackinhalt: Dünndarm und/oder Teile des großen Netzes
Anästhesie:
 siehe Kastration Absatzferkel
Fixation:
siehe Hernia inguinalis
Reinigung und Desinfektion:
 Bereich zwischen Kniefalte und Rippenbogen
Operationstechnik:
- spindelförmiger Hautschnitt
 median
 asymmetrisch auf der größeren Bruchhälfte 2 cm lateral des Präputiums
Wichtig: Sonde während der OP im Präputium
- Abpräparieren des Hautlappens
- Bindegewebe stumpf entfernen bis zur Bruchpforte
2 Möglichkeiten:
a) Einstülpen des Bruchsackes mit Bruchinhalt
- Verschluß der Bruchpforte mit Sultan´schen Diagonalheften  Material: Supramid
- Hautnaht als vertikale Donati-Naht mit Durchstechung der Kammnaht  Material: Seide
- Vermeidung von Wundhöhlen
b) Eröffnung und Entfernung des Bruchsackes
- Eröffnung der Bauchhöhle
- lokale Antibiose
- Verschluß der Bruchpforte mit Sultan´schen Diagonalheften
weiter wie bei a)
Cave bei Verklebungen von Bruchsack mit Bruchsackinhalt !
- 68 -
Komplikationen:
- Inkarzerationen
 Erweiterung der Bruchpforte und Eröffnung des Bruchsackes
 evtl. Verletzung von Darmteilen  Resektion
- bei männlichen Tieren: evtl. Eröffnung des Präputiums (deshalb Sonde)
- ödematöse Schwellung  Harnabsatzprobleme bei männlichen Tieren
- "Taschenbildung" bzw. Serombildung durch falsche Nahttechnik
- Peritonitis durch Eröffnung des Bruchsackes
Kryptorchismus
Wesen:
- Störung des Descensus testiculorum
- einseitig oder beidseitig, inguinal oder abdominal
- keine Ausbildung des Processus vaginalis
- keine Spermiogenese des betroffenen Hodens
- jedoch physiologische Gestalt und Bildung von Androstenon
- physiologische Ausbildung der Bulbourethraldrüsen
- Diagnosestellung bei Tieren über 40 kg KM
Anästhesie:
a) bis 35 kg KM  siehe Hernia inguinalis
b) über 35 kg KM  siehe Kastration Jung- und Alteber
Reinigung und Desinfektion:
a) bis 35 kg KM  Inguinal- bis Nabelbereich
b) über 35 kg KM  Inguinalbereich und Flankenseite des betroffenen Hodens
Fixation:
a) bis 35 kg KM
- an Hintergliedmaßen hängend an der Leiter
b) über 35 kg KM
- Rücken- und Seitenlage
Operationstechnik:
a) bis 35 kg KM
- Hautschnitt  siehe Hernia inguinalis
- stumpfes Freipräparieren von Bindegewebe und Fett  Leistenring wird sichtbar
1) falls Samenstrang mit Processus vaginalis sichtbar = inguinaler Kryptorchismus
- vorsichtige Vorlagerung  cave: Rupturgefahr !
- weiterer OP-Verlauf  siehe Hernia inguinalis
2) falls kein oder nur leerer Processus vaginalis vorhanden = abdominaler Kryptorchismus
- Perforation des Peritoneums im Leistenkanal
- Bauchhöhle vom Leistenring her in kranialer Richtung unter Fingerschutz eröffnen (ca. 10 cm)
- Hodenlage: an der seitlichen Bauchwand zwischen Niere und Becken
- Vorlagerung und Drehung  cave: Rupturgefahr wegen kurzem Gekröse, evtl. Schnittverlängerung
- doppelte Ligatur über Gekröse
- Absetzen von Hoden und Nebenhoden
- antibiotische Versorgung der Bauchhöhle
- Verschluß der Bauchhöhle (Peritoneum, Muskulatur, Faszie) mittels Sultan´schen Diagonalheften mit
Supramid
- Hautnaht: intrakutan (Catgut) oder vertikale Donati-Naht (Seide)
- 69 -
am kranialen Wundwinkel Bauchmuskulatur mit erfassen, am kaudalen Wundwinkel ca. 2 cm offen
lassen
- Fäden ziehen 10 Tage p. op.
b) über 35 kg KM: Diagnostische OP nach Bolz:
- OP in Regio inguinalis
- Klärung, ob vollständiger oder unvollständiger abdominaler Kryptorchismus vorliegt
wenn unvollständig  OP siehe a)
wenn vollständig  paralumbale Eröffnung der Bauchhöhle der betroffenen Seite (Flankenschnitt)
- Hautschnitt ca. 15 cm
- Durchtrennung von M. obliquus abdominis ext. + int., M. transversus abdominis
 Blutungen im proximalen Bereich, peritoneales Fettgewebe sichtbar
- stumpf weiterpräparieren
- freiliegendes Peritoneum anheben, eröffnen, Öffnung unter Fingerschutz erweitern
- Spreizen der Wundränder
- Hodengewebe gut erkennbar durch oberflächlich verlaufende Venen
- Exploration in Richtung Leistenring
- Hoden vorsichtig in die Wunde ziehen  cave: evtl. kurzes Gekröse
- Vorlagerung und Drehung des Hodens
- doppelte Ligatur mit Bindegewebsbrücke
- Absetzen des Hodens, Nachblutungskontrolle
- antibiotische Versorgung der Bauchhöhle
- Verschluß der Bauchhöhle:
Peritoneum-Anteile mittels Klemmen fixieren, fortlaufende Naht mit Catgut
Haut-Muskel-Wunde mittels vertikaler Donati-Naht mit Seide verschließen, dabei Haut, alle Muskelschichten und Wundkamm des Peritoneums erfassen, seitliche Knüpfung
- Fäden ziehen 10 Tage p.op.
Komplikationen:
- Perforation der A. femoralis bei Verschluß der Bauchhöhle
 evtl. Parese der betroffenen Gliedmaße
 Nadelführung von lateral nach medial
- Narbenbrüche  besonders kranialen Wundwinkel gut vernähen
- Ablösen des Peritoneums von der Bauchwand
 ruckartiges Durchstoßen des Peritoneums im Leistenring zur Verhinderung notwendig
Aktinomykose
Wesen:
knotig-derbe Veränderungen im Gesäugebereich
Knoten bis Faustgröße
 konventionelle chemotherapeutische Behandlung:
Erythromycin 5 mg/kg KM p.o. über 20 Tage
Knoten über Faustgröße
 chirurgische Behandlung
Erreger: Actinomyces suis
Anästhesie:
 siehe Kastration von Altebern
Fixation:
- Seitenlage auf der unbetroffenen Gesäugeleiste
- Ausbinden der Hintergliedmaße
- 70 -
Reinigung und Desinfektion:
 großflächig um veränderte Bereiche bzw. Gesäugekomplexe
Operationstechnik:
- spindelförmiger Hautschnitt um veränderte Gewebeanteile
- stumpfes Herauspräparieren
cave: gut durchblutetes Gewebe  zahlreiche größere Blutungen  Ligatur
- Verschluß der Wunde: vertikale Donati-Naht mit Erfassung des Wundbodens, Adaptation der
Wundränder
- Antibiose, zusätzlich äußere Behandlung mit Jodtinktur
Komplikationen:
- große Blutungsgefahr während der OP
- Rezidive bei ca. 30% der Sauen sowohl bei konventioneller als auch bei chirurgischer Therapie
9. Stallklima
= Oberbegriff, der durch viele Parameter bzw. ökologischen Faktoren wie Temperatur,
Temp.schwankungen, Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit, Lichtverhältnisse, Schadgasbelastung und Lüftung
(!!!) bestimmt bzw. beeinflußt wird.
Luftfeuchte
 wichtiger Parameter für Atemwegserkrankungen
optimale Luftfeuchtigkeit: 60-80% für alle Altersklassen
a) > 80%
 Wachstum von Pilzen und anderen Keimen 
 häufig im Winter in schlecht gedämmten Ställen
 Schadgaskonzentration !!!
Technische Auswirkungen: Dämmwirkung sinkt, Energieverlust
 Verhinderung durch Einbau von Heizungssystemen
b) < 60% (größeres Problem)
1. Autrocknung der Atemwege
2. Staubanfall steigt
 Reizhusten oder “Schniefen”
 Auftreten bei:
a) Überhitzung der Ställe oder
b) Zuführung zu trockener Luft
Bekämpfung:
a) Senkung der Stalltemperatur
b) Luftzufuhr senken
c) Befeuchtung von Stall und Gängen  Verdampfung
d) Luftfeuchte ständig messen
e) Wärmetauscher nur bedingt einsetzen, kein Dauerbetrieb
- 71 -
Meßgerät für Luftfeuchte: Hygrometer
Justierung 2x im Jahr:
5-6 Stunden in ein feuchtes Tuch wickeln, sollte 95% Luftfeuchte anzeigen, wenn nicht, die
Einstellschraube auf 95% stellen
Luftgeschwindigkeit
Begriff Zugluft ist schwer zu definieren !
 abhängig von : - Luftgeschwindigkeit,
- Lufttemperatur
- Umgebungstemperatur
- Empfindlichkeit der Tiere
a) bei Ferkeln Wärmeregulationsvermögen noch nicht vorhanden, da die Speckschicht noch zu dünn ist
b) bei Mastschweinen steigt die Futteraufnahme  Wärmeregulationsvermögen steigt
 Luftgeschwindigkeit kann höher sein
Meßgerät:
- ungenau:Tabakqualm  eine brennende Zigarette langsam waagrecht durch den Tierbereich tragen
- besser: Rauchpatrone
DIN-Werte für Luftgeschwindigkeit:
im Tierbereich: 20 cm/sec = 0,2 m/sec (bei korrekter Umgebungstemperatur) WICHTIG!!!
(wenn Temperatur höher bis zu 0,6 m/sec erlaubt)
Alters- und gewichtsabhängige Temperaturansprüche
1. Neugeborene Ferkel
 Körperinnentemp.: 39-40°C
 kurz nach der Geburt: 32°C (Absinken durch Verdampfung und Ableitung)
daher:
- Wärmelampe, Feuchte absorbierende Matten oder Stroh hinter der Sau,
müssen aber nach dem Geburtsvorgang entfernt werden, sonst Gewöhnung!
- Ferkelnest erforderlich! – wird jedoch erst nach einigen Tagen von den Ferkeln aufgesucht
 Mikroklima = 35°C
- wenn Infrarotstrahler benutzt wird, sollte der einen Abstand von 30-50cm zu den Ferkeln haben
um Zug zu vermeiden, sollte ein Brett um den Infrarotstrahler gehängt werden, da sonst die warme
Luft nach oben zieht und kalte Luft (zu den Ferkeln hin) nachzieht
- 72 -
2. Abgesetzte Ferkel
 Streß hoch durch Umsetzung und Neugruppierung  Futteraufnahme sinkt
 Umgebungstemperatur wichtig
3. Güste (= leere) und niedertragende Sauen
 brauchen es wärmer als Mastschweine, da sie weniger essen, aber nicht zu warm, da sonst Sauen
sonst schlechter rauschen
4. Hochtragende Sauen
 Temp.bedarf sinkt, da Ferkel die Wärmebalance der Sau beeinflussen
5. Eber
 20-22°C
6. Mastferkel und Mastschweine
 abhängig von: - Tiergewicht
- Futteraufnahme
- Haltungsform
- Gesundheitsstatus
- Luftgeschwindigkeit
- Luftfeuchte
WICHTIG: Bei Rein-Raus-Verfahren: Stall einen Tag vorheizen!!!
Licht
- Fachleute halten Schweine für Dämmerungstiere
- Tierschützer verlangen zur Sicherung des Wohlbefindens viel Licht
 Meinungsdivergenzen
Mehr Licht:
 Erhöhung der Fruchtbarkeit der Sauen?
Nachgewiesen:
- Stimulation der Fortpflanzungsprozesse
- Sekretion gonadotroper Hormone steigt
 Rauschezeichen 
 Konzeptionsrate 
 Abferkelrate 
 Wurfgröße, -masse 
Voraussetzung: Einsetzen des Lichtreizes 10-20 Tage ante conceptionem
- 73 -
 bei Mastschweinen:
Aggressivität , v.a. bei hoher Belegsdichte
Laut Schweinehaltungsverordnung (Mai 1988): mind. 50 lux über 8 Stunden für alle Betriebsformen
- Maßeinheit: lux
- Meßgerät: Luxmeter
Bsp. für 10 lux:
a) 2 Watt Glühlampe
b) 0,6 Leuchtstoffröhre:
Nachteil: Anschaffungspreise 
Vorteil: Lichtausbeute 
CAVE: Lüftung
- Leuchtstoffröhren parallel zu Luftstrom
Bei natürlicher Beleuchtung: Fensterfläche prozentual zur Stallgrundfläche
a) Sauenställe: 3-4%
b) Ferkelställe: 2-3%
c) Mastställe: 1-2%
Praxisfälle zur Entstehung vermehrter Schadgasbildung
1) Schlechte Wärmedämmung
Wärmeentzug steigt  Lüftung wird gedrosselt  Schadgase steigen stark an
Abhilfe: - Heizung
- Verbesserung der Wärmedämmung  Lüftung 
2) Kaltluft fällt in Güllekeller
a) falsch plazierte Zuluftelemente (Abstand zur Wand; Hindernisse an der Decke)
 Bremsen des Zuluftstrahles
 Abfallen in Güllekeller
 Luftströmungen im Güllekanal
 Schadgase in Tierbereich geleitet
b) Falschluft über undichte Gülleschieberöffunungen
 Luftbewegung im Kanalsystem
 Schadgase gelangen in den Stall
Abhilfe: - Zuluftführung verbessern
- Abdichtung der Güllekanalöffnung
3) Gasbildung der Gülle:
= Blasen auf Gülleoberfläche  Freisetzung von Gasen durch chemische Prozesse
 Schadgaskonzentration im Tierbereich 
Abhilfe: punktförmiges Absaugen an vielen Stellen unterhalb des Spaltenbodens
- 74 -
4) Vergiftung mit CO:
 Gasstrahler: dadurch sinkt der Sauerstoff  unvollständige Verbrennung  CO-Bildung
 bei Einatmung kommt es zur Zerstörung der Erythrozyten und bei Sauen zu Abort
Abhilfe: ausreichende Frischluftzufuhr  zentraler Versorgungsgang
10. Atemwegserkrankungen
Virus-Infektionen:
- Porcine Respiratorische Coronavirus-Infektion
- Einschlußkörperchen-Rhinitis
- Schweine-Influenza
- Porcines Respiratorisches Reproduktions-Syndrom (PRRS)
Pneumodiagnostik am lebenden Tier
Klinische Untersuchung:
Adspektion, Auskultation, Nasentupfer, Trachealtupfer
Serologie:
Aujeszky, Influenza, PRRS, A. pp, P. multocida, M. hypopneumoniae
Bronchoskopie, Lungenspülung:
Bakteriologie, Mykoplamen, Zytologie, (Immunologie)
Lungenbiopsie (Ultraschall) :
Bakteriologie, Histologie
Pneumodiagnostik am toten Tier
Pathologie:
Pathologische Anatomie, Histologie
- 75 -
Mikrobiologie:
Bakterien, Mykoplasmen, Virologie
Porcine respiratorische Coronavirus – Infektion (PRCV)
Wesen:
subklinisch verlaufende Infektion
Ätiologie:
Coronavirus – mit geringgradiger genetischer Veränderung zum TGE- Virus; seit 1984 bekannt
Pathogenese:
 Virämie
 Virusreplikation in Bronchial– und Mesenterial– Lymphknoten
 Epithelzellen des gesamten Respirationstraktes
 auch in Mukosa von Jejunum und Ileum, aber nicht in Erythrozyten
Klinik:
- Infektion im Alter von 2 – 3 Wochen
- Übertragung von der Sau oder über die Luft
- Verlauf meist subklinisch
eventuell auftretend:
- Fieber
- Inappetenz
- Husten, Dyspnoe
 Wegbereiter für andere Infektionen
 Doppel– und Mehrfachinfektionen
Diagnose:
- Virusnachweis
- AK-Nachweis
- keine Differenzierung zwischen TGE und PRCV
- monoklonale Antikörper
- 76 -
Therapie:
weder möglich noch erforderlich; kein Impfstoff
Einschlußkörperchen – Rhinitis
Wesen:
„Ansteckender Schnupfen“ – ohne große wirtschaftliche Bedeutung
Ätiologie:
- Zytomegalovirus
- Herpesvirus, „schweinespezifisch“
- Nachweis nach 12 Wochen p. inf. in Lungenmakrophagen
Pathogenese:
- Inkubationszeit 3 Tage
- Übertragung aerogen, intrauterin
Vermehrung in :
- Zellen des RES
- Drüsenzellen der Nasenschleimhaut
- Lungenmakrophagen
Ausscheidung:
- Nasensekret
Immunität:
- humorale AK +/- 1 - 4 Tage p. inf.
- maternale AK 3 - 4 Wochen
- hoher Durchseuchungsgrad
Klinik:
a) SPF – Herde, besonders Saugferkel betroffen
- plötzlicher Ausbruch von Schnupfen mit schneller Ausbreitung im Bestand
- Fieber: 40 °C
- heftiges Niesen mit serösem Nasenausfluß
- Stenosengeräusche
- Zyanose
- eitrig-nekrotisierende Rhinitis  Kümmerer
- 77 -
b) Nachweis des Virus in fast allen untersuchten Betrieben
- Augenausfluß
- seröse Rhinitis
- Niesen
Diagnose durch:
Klinik:
- Verdacht
Histologie:
- Vergrößerung der Drüsenzellen in der Nasenschleimhaut
- basophile, intranukleäre Einschlußkörperchen
- Nekrose der Drüsentubuli
DD:
- Rhinitis atrophicans
- Pasteurella multocida
- Bordetella bronchoseptica
- tragende Sauen: SMEDI – Syndrom
Therapie:
weder erforderlich noch möglich
Schweine – Influenza
Ätiologie:
Influenza A – Virus (Orthomyxovirus)
Oberflächenantigene
H1N1, H3N2, H1N2, H1N7; H: H1 – H13; N: N1 – N9
WHO – Nomenklatur: Typ des Antigens - Influenza A
- Wirt: Schwein, Ort: Belgien
- Jahr: 1979, Antigenformel H1N4
- wechselseitige Infektion: Mensch, Schwein, Vogel
- Antigendrift
Wesen:
plötzlich auftretende, hoch fieberhafte Erkrankung mit starker Störung des Allgemeinbefindens
- 78 -
Verlauf:
- Hyperämie und Zellinfiltration des Lungengewebes
- Bronchioli und Alveolen mit Exsudat und neutrophilen Granulozyten gefüllt
- Regenerationsbeginn am 4. Tag
Klinik:
- plötzlicher Krankheitsbeginn
- Fieber: 41 – 42°C
- Inappetenz, Dyspnoe, schmerzhafter Husten, Augenausfluß
- Dauer in der Regel 3 – 6 Tage
- bei Sauen: Aborte, Hypogalaktie
Komplikation durch Sekundärerreger
Morbidität: 100%
Diagnose anhand:
Klinik: Verdacht nach epidemiologischen Kriterien
Virusnachweis:
- Nasentupfer 1 – 3 Tage p. inf. (Fieber) bis 1 – 2 Monate p. inf.
Glycerin -, NaCl – Medium, kühlen
- Immunofluoreszenz (Lungenschnitte)
- Immunenzymatisch (Lungenschnitte)
Pathologie:
- alle Lungenlappen betroffen
- interstitielle Pneumonie
- peribronchiale und perivasculäre Zellinfiltrationen
- Exsudation in Bronchien und Bronchioli
Serologie:
- Serumpaar vorhanden: - bei Krankheitsausbruch
- 2 – 3 Wochen später
Therapie:
- Diagnose abwarten!
- Wärme
- frische Luft (keine Zugluft)
- Wasser anwärmen (evtl. mit Traubenzucker)
- AB gegen Sekundärinfektionen
- Antipyretika
- 79 -
Immunität:
- humorale AK: 7 Tage p. inf.; Dauer: 18 Monate
- maternale AK: 30 – 39 Lebenstage  Saugferkel erkranken nicht an Influenza
Reservoir:
- ältere Zuchttiere  infizierte Nachzucht in anderen Beständen
- Mensch ?
Pathogenese:
Inkubationszeit: 1 – 3 Tage  spätestens 3 Tage nach Infektion kann man Virus nachweisen,
Virus ist nur innerhalb der Virämie nachweisbar
Übertragung: aerogen und oronasal (Kontakt)
- 2 h p. inf.  Bronchialepithel
- 4 h p. inf.  Alveolarsepten
- Virusmaximum: nach 24 h
- Verminderung: nach 72 h
DD:
Erkrankungen mit Störungen des Allgemeinbefindens
Prophylaxe:
- Vakzination: ab 10. Lebenswoche, 2x im Abstand von 3 – 4 Wochen
- Wdh.: vor 1. Belegung, 6 – 3 Wochen ante partum
- Eber: alle 6 Monate
Aber: Frage der Wirtschaftlichkeit; hoher Durchseuchungsgrad; unterschiedliche Immunantwort
Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS)
Synonym: - Mystery Swine Disease (MSD)
- Seuchenhafter Spätabort der Schweine (SSS)
- Porcine Epidemie Abortion Syndrome (PEARS)
- Blue Ear Disease
Wesen:
durch irreguläre Trächtigkeitsdauer, Totgeburten, hohe Aufzuchtverluste und hohe Pneumonie-Morbidität
gekennzeichnete Infektionskranktheit von ursprünglich epizootischen, derzeit enzootischem Charakter
Ätiologie:
Familie nicht klassifiziert
Gattung Arterivirus
Art: PRRS-Virus Subgruppe A europäisches Isolat
B amerikanisches Isolat
primäre Zielzellen Makrophagen (besonders Alveolarmakrophagen)
Antigenvariation, Virulenzunterschiede
- 80 -
Pathogenese:
- Infektion: oral, nasal, transplazentar
- Replikation in Alveolarmakrophagen und Typ 2-Pneumozyten (10% infiziert)
- danach sofort Virämie: Dauer 2-4 Wochen
- AK: ab 7-10 Tage p. inf., Dauer: 4-6 (12) Monate
- Ausscheidung über: Nasensekrete, Speichel, Harn, Kot, Sperma; Dauer: Wochen bis Monate
Epidemiologie:
- 1990/91 westliches Münsterland
- explosionsartige Ausbreitung: Nordwest-Deutschland, Westeuropa, weltweit
Verbreitung:
- aerogen (Wind)
- Tierverkehr
- schweinedichte Regionen, große Bestände
Anzeigepflicht: März ´91 bis Oktober ´92
Klinik:
- erhebliche Unterschiede von Bestand zu Bestand
- schlechte Haltungsbedingungen und hoher Besatz  schwere, persistierende Erkrankung
- je höher der Gesundheitsstatus, desto geringer die Krankheitsauswirkungen
- „minimal disease herds“  keine Pneumonie
Initialphase: unspezifisch
- Inappetenz, Fieber, Ferkeldurchfall
Krankheitsphase:
- blauviolette Ohren, Vulva und Gesäuge
- Untertemperatur
- Aborte (nach Plazentitis) um 110. Trächtigkeitstag oder verlängerte Gravidität
- hohe Totgeburtenrate
- lebensschwache Ferkel, hohe Aufzuchtverluste (Pneumonie-bedingt)
- Diarrhoe
- Polyarthritis, Omphalitis
- Lidödem
- Exophtalmus, später proliferative Konjunktivitis
- hohe MMA-Morbidität
bei Mastschweinen verstärkt:
- Pneumonien mit Sekundärinfektionen (asymptomatisch bei reiner PRRSV-Infektion)
- besonders der Respirationstrakt betroffen
- ggr. Inappetenz, leichter Husten
- bei EP oder A.pp: Schniefen, Blässe, akute starke Pneumonie, Mortalität 10-15%, Kümmerer
- 81 -
DD:
- Aujezkysche Krankheit (AK)
- EMC
- Parvo-, Enterovirose
- Influenza
- PRCV-Infektion
Diagnose anhand von:
Antigennachweis: 2 Tage – 8 Woche p. inf.
- Material: Serum, Lunge, Lnn.
- Methode: Lungenmakrophagen, PCR, Immunfluoreszenz
Antikörpernachweis: ELISA
Klinik:
Symptomatik bei Sauen:
- weniger als 10,5 lebendgeborene Ferkel/Wurf
- mehr als 0,7 totgeborene Ferkel/Wurf
- mehr als 15% Saugferkelverluste
- mehr als 15% Würfe unter 113 Tagen Tragezeit
- mehr als 15% Würfe mit 6 oder weniger Ferkeln
- mehr als 15% Umrauscher
Symptomatik im Mastbestand:
- herabgesetzte Futteraufnahme
- Erkrankungsrate über 25%
- Erkrankungen hauptsächlich bei Tieren zwischen 30 und 60 kg KM
- Erkrankungsdauer etwa 3 Wochen und länger
- Todesrate unter 3%
- Konjunktivitis bei ca. 5% der Tiere
- Rhinitis bei ca. 5% der Tiere
- vereinzelt Stoßhusten, Brüllhusten
- vereinzelt Fieber über 39,5°C
- selten Atemnot
- Mastleistung um mehr als 20% vermindert
- gleichzeitiges Auftreten von anderen Allgemeinerkrankungen
- gleichzeitiges Auftreten von Meningitiden
Therapie:
nicht möglich
 Hygiene- und Management- Maßnahmen:
Nutzungsgruppen trennen, Frühabsetzen, Trennen der gesunden und infizierten Würfe
 Elimination des Erregers aus dem Bestand
Prophylaxe:
Impfung (Impfstoff nur zugelassen für Mastschweine)
- 82 -
Bakterielle Infektionen:
- Rhinitis atrophicans progressiva (RA) = Schnüffelkrankheit
- Actinobacillus pleuropneumoniae (A.pp)
- Enzootische Pneumonie (EP)
- Glässersche Krankheit , Polyserositis
Rhinitis atrophicans progressiva (RA) = Schnüffelkrankheit
Wesen:
Entzündung der Nasenschleimhaut mit Atrophie, besonders der ventralen Nasenmuscheln und
Verformung der angrenzenden Knochen
Ätiologie:
Entscheidende pathogenetische Faktoren:
- Pasteurella multicoda Typ A und D  keine Faktorenkrankheit und keine Mischinfektion!
(steht oft in Büchern falsch)
- Toxinbildung
- Einfluß resistenzmindernder Faktoren
Begünstigend:
Mikrobiell:
- Bordetella bronchiseptica
- Mycoplasma hyorhinis
- Cytomegalie – Virus
Abiotisch:
- NH2
- Staub
- sinkende Luftfeuchtigkeit
- Vitamin A – Mangel
Pathogenese:
- Erregerübertragung an dem 1. Lebenstag
- aerogen
- katarrhalisch-eitrige Entzündung der Nasenschleimhaut
- Hemmung der Osteoblasten
aber: normale Osteoklastentätigkeit  Abbau der Knochen und Ersatz durch Bindegewebe
Grad und Dauer der Infektion sind zu bestimmen anhand von:
- Nasenmuschelhypoplasie
- Deformation
- 83 -
Klinik:
- Nasenausfluß: serös, eitrig, blutig  Nasenspiegel hat keine Schleimhaut mehr
- häufiges scharfes Niesen, Schniefen, Schnüffeln
CAVE: frische, staubige Einstreu
- extreme Sekretkrustenbildung in medialen Augenwinkeln ( Brillenbildung)
- Oberkiefer: Verkürzung, Auftreibung
CAVE: Verkürzung der Nase kann auch rassebedingt sein
- Querfaltenbildung auf dem Nasenrücken
- (im Normalfall steht die Nasenscheidewand in der Mitte, hier ist sie verbogen)
Auch Wildschweine können erkranken!
Verlauf:
Zuchtbestand:
- jahrelang ständig erneutes Auftreten von Symptomen bei Jungtieren
- zahlreiche Tiere inert weniger Monate erkrankt
- vereinzelte Erkrankung von Ferkeln eines Wurfes
Wirtschaftliche Bedeutung:
- geringe Futteraufnahme wegen Kieferstellung
- schlechte Futterverwertung (wegen Toxinwirkung)  geringere Zunahmen
- Ausschluß des Zuchtbetriebes vom Zuchttierverkauf
DD:
- Einschlußkörperchen – Rhinitis (hat aber nur eine geringe klinische Ähnlichkeit)
- Rhinitis durch Bordetella bronchiseptica
Diagnose:
anhand der klinischen Bestandsuntersuchung
pathomorphologische Untersuchung
- von Nasenquerschnitten (> 2 Monate alte Schweine) in Höhe des ersten Backenzahnes (Prämolar)
mikrobiologische Untersuchung
- von Nasen- und/oder Tonsillentupfern (Fixation mit Schlinge) besonders bei Niesen, Nasenausfluß,
Verformungen
So wird’s gemacht:
- Hygiene: Nase außen säubern, Nasentupfer mit Gefühl einführen und ein paar Sekunden liegen
lassen
- in Transportmedien (gut verpackt)
- kühl und schnell ins Labor schicken
CAVE: falsch negative Ergebnisse
- 84 -
Ak-Nachweis:
CAVE: nicht alle Tiere bilden Antikörper (AK) (1 – 2 % der Sauen) und es besteht keine Möglichkeit zur
Differenzierung von Impf – und Infektionsantikörpern
- Serum – Neutralisationstest (SNT)  durchzuführen auf Zellkulturen
- ELISA – SNT: nur zum Screening geeignet
Therapie:
nicht möglich
Prophylaxe:
- geschlossener Bestand (ggf. nach Räumung und Neuaufbau aus RA-freien Beständen)
- Vakzination der Sauen gegen Pasteurellen und Bordetellen
- Metaphylaxe (i.m.) mit einem AB (Antibiotikum) bei Saugferkeln am 1., 7. und 14. Lebenstag
Impfstoffe:
- Munaporc / ARTplus
- Borcillis Atrinorod
- Borcillis ART
- Respi porc
- TAD–Rhinitis–rac T
Pasteurellen-Toxoid sollte im Impfstoff enthalten sein!
Eine Vakzination bringt keine Erregerlimitierung aus dem Bestand, d.h. eine Sanierung durch Vakzination
ist nicht möglich!
Verdeckter Mangel:
der Besitzer weiß, daß der Bestand infiziert ist; verkauft aber optisch gesunde Tiere
 der Folgebetrieb wird auch infiziert
Actinobacillus pleuropneumoniae (A.pp)
Wesen:
perakut bis akut, gelegentlich auch chronisch verlaufende Lungenerkrankung mit deutlichen bis
spezifischen Symptomen und hochgradiger Störung des Allgemeinbefindens
Ätiologie:
2 Biovare
12 Serovare (Biovar 1) weltweit
2 Serovare (Biovar 2) vereinzelt
Unterschiedliche Virulenz:
hochvirulent: Serovare 1, 2, 5, 9, 10, 11:
- 85 -
Unterschiedliche geographische Verteilung:
Deutschland: 23, 5, 7, 9,
NL: 123, 9
CH: 23, 7, 12
viele Betriebe latent infiziert!
Pathogenese:
Inkubationszeit: wenige Stunden bis 8 Tage
Faktoren: Streß, Hygiene, Klima, Immunstatus
Übertragung: - aerogen (Lüftung)
- direkter Kontakt
- Zukauf latent infizierter Schweine
- Vektoren
Virulenz – Faktoren:
Antigene:
- Kapselpolysaccharide
- Lipopolysaccharide
- äußere Membranproteine (OMP)
- Zytotoxine (RTX – Toxine) : APX I
APX II  hämolysierende Aktivität
APX III
Immunität:
- maternale AK bis zur 8. – 12. Lebenswoche
- besonders zelluläre Immunität
- humorale Immunität 8 – 14 Tage p. inf.  Titer korreliert nicht mit Protektivität
CAVE: Serovare
Klinik:
- Zucht: vorwiegend ältere Tiere
- Mast: Vormasttiere nach Zukauf
aber schnelle Ausbreitung mit fataler Verlauf in allen Altersklassen möglich !!!
 besonders hohe Morbidität und Letalität im Alter von 12 – 18 Wochen
Verlauf:
perakut:
- Inappetenz, Erbrechen
- Fieber bis 42,5°C
- Dyspnoe, Maulatmung, Zyanose
- blutig–schaumiger Nasen–Maul–Ausfluß
- Tod innerhalb 12 – 24 Std.
- schnelle Krankheitsausbreitung
- 86 -
akut:
- Inappetenz
- Apathie
- Fieber bis 41°C
- Dyspnoe, stoßweise schmerzhafter Husten
- Tod innerhalb weniger Tage
chronisch:
- ggr. Fieber
- evtl. Husten
- Wachstumsverzögerung
- klinisch unauffällig  Schlachtung: Pleuritis
Diagnose anhand von:
Klinik:  Krankheitsverlauf
Pathologie:
- akut  charakteristische herdförmig hämorrhagisch-nekrotisierende Pneumonie (rot-schwarze
Bezirke)
- chronisch  abgekapselte nekrotische Herde (Erregerpersistenz), serofibrinöse bis fibrinöse
Pleuritis, keilförmige Narben
Serologie:
- 2 – 4 Wochen p. inf.
- 7 –15 Proben/Bestand
 Serotypisierung
Bakteriologie:
- Lunge, Lnn.
DD:
- akut verlaufende Pneumonien, z.B. Influenza
- Mikroangiopathie
- Herz-/Kreislauferkrankungen
Therapie:
- Penicillin, Ampicillin, Tetrazyklin, Ceftiofur, Enrofloxacin  Injektion und Futter/Wasser - Medikation
- bei akuten Ausbruch: alle Tiere, parenteral
- bei chronischen Verlauf: nur die erkrankten Tiere
- 87 -
Prophylaxe:
Eradikationsprogramm:
- SPF – Verfahren  nicht medikamentell möglich
- besser: SEW = räumliche Trennung der Ferkel nach dem Absetzen vom Bestand
MEW = Absetzen mit medikiertem Futter
- Impfung: Subunit – Vakzine, inaktiviert ( z.B. Porcilis APP intervet )
 führt zu Reduktion von Mortalität, klinischen Symptomen, verhindert aber nicht Keimbesiedlung der
Tonsillen
- Aerosol - Impfstoff
 gute Wirkung, lokale und humorale AK, nicht praxisreif
ABER: Kosten-Nutzen-Relation
DESHALB:
- Medikamente evtl. mit Impfprogramm verbinden
- Verhinderung von Streßbedingungen
- Zukauf aus A.pp-freien Beständen
- Eradikationsprogramm (SEW)
Enzootische Pneumonie (EP)
Wesen:
Infektion der Lunge mit trockenem Husten, meist klinisch unauffällig oder stumm verlaufende Infektion
Ätiologie: Mycoplasma hyopneumoniae
- Erregermenge
- Belegdichte
- Stallklima
- Faktoren
Vorkommen: weltweit
Pathogenese:
- Anheftung an Zelloberfläche der bronchiopulmonalen Atemwege  Mikrokolonien
- Bildung von Adhäsinen  Schädigung der Zilien, der Lungen-Clearance
- Immunsuppression  primäre oder sekundäre T-Suppressorzellaktivität erhöht
Epizootiologie:
- Verbreitung weltweit
- stark an Schwein adaptiert
- aereogene Infektion
- Erregerverschleppung (Tierhandel); Auftreten besonders Herbst/Winter
- 88 -
Inkubationszeit: 3 Wochen (bis Monate)
Erreger unter Feldbedingungen 48 Std. lebens- und infektionsfähig
Klinik:
Saugferkel:
- trockener Husten, besonders nach Auftreiben
- kein Fieber, keine Dyspnoe  leichte Form der EP
- wesentlich: Infektionsdruck, Stallklima
Absatzferkel und Vormast:
- nach Sekundärinfektion
- hundesitzige Stellung
- Tachypnoe, Dyspnoe
bei schwerem, sekundären komplizierten Verlauf
Diagnose anhand von:
Klinik  Verdacht
Bakteriologie:
- Erreger schwer anzüchtbar (Speziallabor)
- PCR
- Serologie
Pathologie: Spitzenlappenpneumonie:
- lobär bis lobär-konfluierend
- katarrhalische Bronchitis
- grau-rote Herde  Schwimmprobe
DD:
- Chlamydien-Infektion
- Schweine-Influenza
- Bordetella bronchiseptica-Infektion
Therapie:
AB  Tylosin, Tiamulin, Spiramycin, Lincomycin, Tetrazyklin
z.B. Ferkel: am 1. Tag: 50 mg Tylosin, Wdh.: 1. und 2. Woche
Prophylaxe:
Vakzine: 1. Impfung bis zum 5. Lebenstag, Wdh. beim Absetzen
- 89 -
Glässersche Krankheit, Polyerositis
Wesen:
fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Beteiligung der Serosa
Ätiologie: Hämophilus parasuis
- 15 Serovare
- unterschiedliche geographische Verteilung
- unterschiedliche Virulenz
- hochvirulente Serovare 4 und 5
Übertragung: aerogen, Kontakt
empfänglich: - alle Altersgruppen;
- besonders Vor- und Anfangsmast
- besonders Einstallung von SPF- Tieren in konventionelle Betriebe
Meist: sporadische Einzelfälle, besonders im Alter von 2 Wochen bis 4 Monate
Immunologie:
- AK 1-2 Wochen p. inf.
- Kolostrum-AK bis ca. 4 Wochen post partum
Klinik:
- Inappetenz
- Apathie, Fieber (bis 42 °C)
- Rücken aufgekrümmt
- Bauchdecken aufgezogen, berührungsempfindlich, Schmerzäußerung
- Gelenke: Umfangsvermehrung, Fluktuation
- Zyanose der Peripherie
- ZNS- Störungen: Ataxie, Seitenlage, Krämpfe
- Tod innerhalb 2-3 Tagen
Diagnose anhand von:
Klinik
Pathologie:
Pleuritis, Peritonitis, Arthritis  fibrinös  Serosen-Gelenksentzündung
Bakteriologie:
Liquor, Gelenksflüssigkeit
- 90 -
DD:
- Mykoplasmen-Polyserositis
- Streptokokkus suis Typ 2 (Enzephalitis, Polyarthritis)
Therapie:
- Zeitpunkt des Auftretens erster Symptome beobachten, 3-4 Tage vorher Behandlung beginnen
- Medikation über Wasser: z. B. Tetrazykline, Dauer: 4-5 Tage
- Injektion:
- Penicillin 20000 I. E./kg KM
- Trionin/Sulf. 50-100mg/kg KM
Dauer 2-3 Tage
- stallspezifische Vakzine
11. Erkrankungen von Verdauungsapparat und Abdomen
Erbliche und angeborene Zustände
Virusinfektionen
Bakterielle Infektionen
Parasitäre Erkrankungen
Alimentäre Störungen
Sonstige
Durchfall-Ursachen:
1. Verminderte Flüssigkeitsresorption
- Beschleunigte Darmpassage (Rohfasermangel, abführende Mittel)
- Steigerung des osmotischen Druckes (KH im Dickdarm, Na2So4)
- Zerstörung der Darmzotten (Virus, Bakterien, Parasiten)
- 91 -
2. Verstärkte Flüssigkeitssekretion
- Bakterientoxine (E. coli, Salmonellen)
- Darmwandentzündung (Bakterien, Parasiten)
- Gallensäure
- Hormone (Pg)
- Abführmittel (Arachidonderivate)
Diätetische Diarrhoe
Wesen:
- Vermehrung pathogener Erreger
- Ansammlung von toxischen Stoffwechselprodukten
- Futtermittel: - Bakterien > 10 6
- Pilze > 10 5
- Hefen > 10
- LPS-Gehalt > 20 mg /g
- Ungeeignete Qualität
- nicht/schwer resorbierbare nährstoffreiche Bestandteile
- unverdünnte Ballaststoffe (Erde, Stroh)
 günstig für physiologische Peristaltik
 Absorption von toxischen Stoffen
ABER: Reizung, Wasserbindung
 Gärungsdiarrhoe (schwer verdauliche KH)
 Fäulnisdiarrhoe (viel Eiweiß, wenig Rohfaser)
- mangelnde Gewöhnung:
Milch an Mastschweine
Absetzen  Umstellung auf pflanzliches Futter
- schmackhaftes Futter  Magenüberladung  hemmt Motorik  fördert Bakterien (E.coli)
- nicht altersgemäße Nahrungsbestandteile:
Kuhmilch und Stärke an Saugferkel
Virusinfektionen:
- Erbrechen und Kümmern der Saugferkel (VW-Krankheit)
- Transmissible Gastroenteritis
- Epizootische Virusdiarrhoe
- Rotavirus-Infektion
(- Schweinepest)
Vomiting and Wasting – Disease (VW-Krankheit)
- 92 -
Wesen:
mit den Symptomen Erbrechen und Kümmern einhergehende Erkrankung in den ersten drei
Lebenswochen
Europa: Erbrechen und Kümmern der Saugferkel (VW)
USA, Kanada: VW und Encephalomyelitis
Ätiologie:
- hämagglutinierendes Encephalomyelitis-Virus
- Coronavirus
- nasale Infektion
Virusvermehrung: oberer Respirationstrakt, Lunge
Ausbreitung: neurotrop
Bulbus olfactorius  Stammhirn  periphere Nervenbahnen (intramurale Ganglien des Magen-DarmTraktes)  gestörte Magenentleerung
Diagnose anhand von:
Klinik
Pathologisch-anatomisch:
- aufgegaster Magen, wenig Inhalt
- Kachexie
Pathologisch-histologisch:
- Ganglienzelldegeneration in der Magenwand
- evtl. Encephalitis
Virus-Nachweis in:
- Tonsilllen, Gehirn, Lungen
nur zu Beginn klinische Symptome !
bei zahlreichen Schweinen Antikörper ohne Symptome vorhanden
Therapie:
keine
Beschleunigung der Durchseuchung
DD:
- TGE (Anfangsstadium)
- E. coli-Infektion
- Clostridium perfringens Typ C
- 93 -
Transmissible Gastroenteritis (TGE)
Wesen:
akute Erkrankung mit Durchfall bei Schweinen aller Altersstufen mit hoher Morbidität und Mortalität bei
Saugferkeln in den ersten Lebenstagen.
Ätiologie:
- TGE-Virus
- Coronavirus
Tenazität:
- bei 18 – 20°C 10 Tage
- bis zu 20°C über 6 Monate
- in der Sonne 6 Stunden
- bei der Anwendung von Phenol 0,5% oder Formalin 0,05% 20 – 30 Minuten
Vorkommen:
Schweine aller Alters- und Nutzungsgruppen
Vermehrung und Ausscheidung des Virus durch:
Hund, Katze, Fuchs, Star; und diese zeigen keine Krankheitssymptome!
Inkubationszeit:
wenige Stunden bis zu einem Tag und danach explosionsartige Ausbreitung im Bestand
Immunität:
- Dauer bis zu 2 Jahren möglich
- AK ab 5. Tag post infectionem
- der Titer steigt noch Wochen nach Krankheitsbeginn und ist bis zu 9 Monaten nachweisbar
Virusausscheidung:
- Saugferkel: 1. – 7. Tag p. inf., 36 Tage lang
- Mastschweine: 3. – 7. Tag p. inf., bis zu 8 Wochen lang
Der Jejunuminhalt ist infektiös!
- 94 -
Pathogenese:
orale, nasale Infektion
Nach 5-8 Stunden kommt es zur Virusvermehrung in den Zottenepithelien des Jejunums.
Das führt nach 15-18 Stunden zur Ablösung der Epithelzellen (Desquamation) und damit zum Verlust von
Enzymsystemen und dies wiederum zur Maldigestion und –absorption, woraus eine osmotische Diarrhoe
resultiert.
Nach 24 bis 30 Stunden kommt es zur Proliferation von funktionell unreifen Kryptenepithelzellen, welche
die Zottenstümpfe abdecken.
Nach 1-2 Tagen reifen die Epithelzellen aus und das Längenwachstum der Zotten nimmt zu.
Nach 7-10 Tagen haben sich die Zotten regeneriert und die Resorptionsstörung wird damit beendet.
Klinik:
- Verlauf und Intensität sind altersabhängig
- erforderliche Infektionsdosis im Alter von 5-6 Monaten ist 10000fach höher als am 2. Lebenstag
- das Virus setzt an den zu Mikrokaniculi der Epithelzellen bei Saugferkeln an
(durch die vorhandenen Mikrokaniculi können bis zur 3. Lebenswoche Makromoleküle eindringen)
Regenerationsdauer von Darmepithel:
- 7-10 Tage in der 1. Lebenswoche
- 2-4 Tage in der 3. Lebenswoche
dies kann zur Dehydratation und Nährstoffmangel, zu einer kurzfristigen Fieberzacke (meist bei älteren
Tieren) und zu Erbrechen führen
Danach:
- hochgradige Diarrhoe, Kot graugelb und übelriechend
- Exsikkose
- akutes Nierenversagen
- Tod oder Rekonvaleszenz
Folgen:
- Kümmern (Ferkel)
- Mangelhafte Zunahme (Mast)
- Sterilität (Sau)
Krankheitsdauer:
ca. eine Woche und nach 3 Wochen ist die Bestandsdurchseuchung abgeschlossen
Morbidität:
bis zum 10. Lebenstag: 100%
Mortalität:
- bis zum 10. Lebenstag 100%
- ab der 3. Lebenswoche 10%
- 95 -
Großbetriebe:
- gleichzeitiges Vorkommen von Immunität und Infektion
- Reinfektion bei Nachlassen der Immunität
- passive Immunität bei Saugferkeln
- volle Empfänglichkeit bei Absatzferkeln  Enzootie
Diagnose anhand von:
Klinik:
- akuter Krankheitsausbruch
- Verlauf und Ausheilung im Bestand
- Therapieresistenz
Antigen-Nachweis: Immunfluoreszenz
AK-Nachweis
CAVE: PRCV – Differenzierung durch Bloching ELISA  monoklonale AK
Pathologie:
- durch Verlust des Darmepithels „transparente Membran“
- Milchkoagula im Magen
Epizootische Virusdiarrhoe (EVD)
Wesen:
(verlustreiche) infektiöse Durchfallerkrankung besonders bei Mastschweinen
Ätiologie:
- Porcines Epizootisches Diarrhoe-Virus PEDV
- Coronavirus
keine Ag-Verwandtschaft mit anderen Coronaviren beim Schwein  HEV, TEGV, PRCV
Tenazität:
stabil bis 50°C
pH 5-9
( 60°C  30 min )
Pathogenese: siehe TGE
Klinik:
Absatzferkel:
- Ausbreitung bei separatem Einstallen 4-5 Wochen
- Inappetenz
- selten Erbrechen
- Kot: wäßrig, braungrün
Krankheitsdauer: bis zu 3 Wochen
Morbidität: 30-80%
Mortalität: bis 10%
- 96 -
Mastbestand:
- Ausbreitung innerhalb einer Woche
- Anorexie, Mattigkeit
- Abdominalschmerz
- Kot: wäßrig, braungrün, ohne Beimengungen
Krankheitsdauer: 7-10 Tage
Morbidität: 100%
Mortalität: 3-10%
akut im frühen Krankheitsstadium  Belastungsmyopathie
Diagnose anhand von:
Klinik:
- akute Diarrhoe bei Absatzferkeln und älteren Tieren
- keine oder milde Form bei Saugferkeln  EVD
sonst Differenzierung: TGE
Pathologie:
- Antigen-Nachweis  ELMI oder ELISA
- AK-Nachweis  IF, ELISA
 Serum-Agar: - 1. Probe: 15 Tage p. inf.
- 2. Probe: 4 Wochen p. inf.
Therapie:
keine, außer unterstützenden Maßnahmen
die Virusinfektion ist nicht beeinflußbar
Unterstützende Maßnahmen:
- Futterentzug bzw. –reduktion
- Wasser ad libitum (anwärmen)
- orale Rehydratation (isotone Elektrolyt-Glukose-Lösung) mehrmals täglich
- Wärme
- trockene Liegeflächen
- evtl. Antibiotika  bei Sekundärinfektionen
- Beschleunigung der Durchseuchung des Bestandes
 Infizierung tragender Sauen mit Darminhalt erkrankter Ferkel
CAVE: E.coli
Porcine Rotavirus – Infektion
Serogruppen: A (A1A2) – Kreuzreaktion, B, C, E
hoher Durchseuchungsgrad der Schweinepopulation
Erkrankungen bei Ferkeln bis zu 8 Wochen
- 97 -
Pathogenese: wie bei Coronavirusinfektion (TGE/EVD)
meist subklinischer Verlauf (Immunität)
mild  „Zweiwochendurchfall“: ähnliche Symptomatik wie bei Coronavirus-Infektionen
 Absinken maternaler Ak
wenn kaudale Dünndarmabschnitte betroffen sind, kommt es zu gestörter Fettresorption und Steatorrhoe
bei empfänglichen Tieren
- hohe Morbidität
- Mortalität 7-15%
- Apathie, Inappetenz, Erbrechen (fehlende Immunität der Sauen)
Rotaviren sind häufig bei Mischinfektionen mit anderen enteropathogenen
Erregern beteiligt, z.B. E. coli
Diagnose anhand von:
Virusnachweis:
Latex Test Set, (Agglutinationseaktion), IF  am 1. oder 2. Tag des Durchfalls
DD:
- TGE/EVD
- Kokzidien, Strongylidae
- Clostridien
Therapie:
- AB  bei Sekundärinfektionen
- orale Rehydratation
- Durchseuchung des Bestandes fördern
- 98 -
Bakterielle Infektionen:
- Coliruhr
- Colisepsis
- Colientertoxämie
- Nekrotisierende Enteritis der Saugferkel
- Salmonellose
- Dysenterie
- Proliferative hämorrhagische Enteropathie
- Tuberkulose
E. coli – Diarrhoe (Coli-Ruhr)
Wesen:
Diarrhoe, die auf übermäßiger Sekretion bei meist nicht geschädigter Dünndarmschleimhaut beruht
Ätiologie:
- E. coli – toxinbildende Stämme (ETEC)
bei Fehlen serotypspezifischer AK in Muttermilch und Darmsekreten des Ferkels:
- neugeborene Ferkel von Sauen ohne Immunität
- Absatzferkel von immunen Sauen mit hohem Gehalt an Ig A in der Milch
 keine aktive Immunisierung während der Säugephase
- Agalaktie
- Rückgang der Milchaufnahme bei Zufütterung bzw. bei nicht geeigneter Futterzusammensetzung
Infektionsquellen:
- feuchte kotige Liegeflächen
- verschmutzte Tränken
- eitriger Ausfluß
- ältere Ferkel
- 99 -
Pathogenese:
- Vermehrung um das 1000-10.000fache (normal 10.000 Keime/g Darminhalt)
- Obligater Virulenzfaktor: Fimbrien (speziesspezifisch) zur Anheftung an Epithel der Darmzotten
- Genetische Resistenz gegen Anheftung der F4-Typen
aber: Sauen bilden weniger AK!
- Toxinbildung führt zu Sekretionssteigerung, die höher als Resorptionskapazität ist, was zu wäßrigen
Kot führt
STRUKTUR DES DARMEPITHELS BLEIBT ERHALTEN !
Orale Infektion mit pathogenen E.coli- Erregern:
Hilfsursachen:
Milchmangel
Mangel
Ak-
Indigestion
Adhäsion an der
Dünndarmschleimhaut durch Fimbrienantigene
Keimvermehrung
Toxinbildung bzw. –
Freisetzung:
Endotoxin: Schock
Enterotoxämie
Enterotoxin (LT,ST): Diarrhoe
Neurotoxin:
Pathogene Wirkung:
- Enterotoxin Darmsekretion
- Endotoxin (LPS):
 Zytokin-Freisetzung  Gefäßdilatation Blutdruckabfall
serofibrinöses Transudat in Brust- und
Bauchhöhle = Schock
- SLT (= Verotoxin = IIv = Verotoxine auch Shiga-like-Toxin II variant = Vasotoxin), Lipoproteid:
 Blutdruckabfall  Ödembildung  Einengung der Strombahn mit Dickenzunahme der Gefäßwände 
Anoxie mit Schädigung des Nervengewebes (= Enzephalomalazie)
Wirkung:
- LT (großmolekular, hitzelabil)  Aktivierung von cAMP
 Sekretion von Na+, K+ und Bicarbonat-Ionen ins Darmlumen  Wassereinstrom
- 100 - SPap (kleinmolekular, hitzestabil)  Aktivierung von cGMP
 Hemmung der Absorption von Cl--Ionen aus dem Darm: Nettosekretion
- STD (kleinmolekular, hitzestabil)  unbekannt
Klinik:
ausschließlich Folge des Flüssigkeitsverlustes  Exsikkose bei Eindringen des Erregers in den
Organismus und Toxinbildung  Sepsis, Endotoxinschock, Ödemkrankheit
Verlauf:
Neugeborene:
wenige Stunden nach oraler Infektion wäßrig gelber Kot; trotz Sauglust Exsikkose, struppiges Haarkleid,
Abmagerung
Diagnose anhand von:
Klinik
Pathologie: Darm ggr. hyperämisch, Organe unverändert
Bakteriologie: Kot aus oberem Dünndarm: enterotoxische E.Coli  Serotypisierung
DD:
- TGE
- Strongyloidose
- Clostridien
- Kokziidiose
- Dysenterie
- Salmonellose
Behandlungsmöglichkeiten der Coli-Ruhr bei Saugferkeln:
1. Chemotherapie  p.o., CAVE Resistenzbildung!
2. orale Rehydratation: ad libitum für 5 Tage, Lösung immer frisch ansetzen
3. Blockade der Enterotoxinwirkung durch antisekretorische Pharmaka, z.B. Phenothiazine
4. Sekretions- und Peristaltikhemmung durch Anticholinergika z.B. Benzetimid (Spasmenteral ®):
250g/kgKM/Tag 2x im Abstand von 5 Tagen
Häufig bei E.Coli- Infektionen eingesetzte Chemotherapeutika:
- Gentamycin, Kanamycin, Neomycin, Apramycin
- Ampicillin, Amoxicillin
- Trimethoprim - Sulfonamid
- Colistin, Polymyxin
- Tetrazykline
- 101 -
Prophylaxe bei Coli-Ruhr der Saugferkel:
1. Senkung des Infektionsdruckes
- regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Ställe
- Rein-Raus-Verfahren im Abferkelstall
- Behandlung von Puerperalerkrankungen der Sau
- Betreuung beginnend bei jüngsten und gesunden Würfen
2. Verbesserung des Immunstatus (Sau + Ferkel)
- Antigenaustausch zwischen Altsau und Jungsau
- kein Zukauf tragender Sauen
- ausreichende Kolostrum- und Milchversorgung
- Vakzination der Sau
- Hyperimmunisierung der neugeborenen Ferkel
3. Optimale Haltungsbedingungen
- Ferkelnest
- Wärmelampe
- Trinkwasserangebot, Tränken sauberhalten!
- Hygiene
Ödemkrankheit, Coli-Enterotoxämie
Klinik:
- Auftreten 8-14 Tage nach dem Absetzen
- "die besten Ferkel" betroffen
- mehrere Tiere einer Gruppe
- nicht immer charakteristische Symptome
perakut ( Colitoxinschock ):
- unspezifische Allgemeinstörung
- Zyanose
- verwaschene Episkleralgefäße
- vermehrt gefüllte Ohrvenen
akut ( Ödemkrankheit ):
- Kerntemperatur normal bis Untertemperatur
- Ödembildung an Nasenrücken, Augenlidern
- Ataxie
- Parese von der Vorder- zur Hintergliedmaße fortschreitend
- unkoordinierte Muskelzuckungen (da Enzephalomalazie)
- Schreckhaftigkeit
- Ruderbewegungen in Seitenlage
- Lautäußerung: hoch oder Aphonie
- Dyspnoe
- Lungenödem
- Tod innerhalb 24 Stunden oder Kümmern
- 102 -
Therapie:
Spezialfutter für Absatzferkel  ohne Medikamente dann in den Griff zu bekommen
Gerste 78%, Sojaschrot 15%, Spezial-Mineralstoffe 5%, Sojaöl 2%
falls weiterhin Probleme  Rohproteingehalt senken
Angebot:
 eine Woche vor bis zwei Wochen nach dem Absetzen Spezialfutter
 2-3 Tage mit Standardfutter verschneiden
Standardfutter
Gründe für Verdauungsstörungen
Große Futtermengen
im Magen
mangelhafte Durchsäuerung
Vermehrung von Lactobazillen und Streptokokken (Stärke und Zucker sind optimale Substrate)
im Dünndarm große Mengen:
- flüchtige Fettsäuren
- Milchsäure  pH-Senkung < 6
- Ammoniak (Leber)
- toxische Eiweißabbauprodukte
- Histamin ( Bronchialspasmen)
 unverdautes Futter führt zu Gärungsprozessen
Nekrotisierende Enteritis der Saugferkel
(Clostridium perfringens Typ C-Infektion)
Wesen:
perakut bis akut verlaufende Erkrankung mit starker Störung des Allgemeinbefindens und blutigdünnflüssiger Diarrhoe bei hohen Verlusten
Ätiologie:
Clostridium perfringens Typ C, toxinbildend
- 103 -
Infektionsquellen:
- infizierte Sauen (Kot, Haut)
- mangelnde Hygiene
- Erregeranreicherung nach langer Antibiose
- Gruppenhaltung von Sauen
- zusätzliche Belastung
Inkubationszeit: wenige Stunden bis einige Tage
Morbidität: 15-80%
Letalität: bis 100%
Pathogenese:
- orale Infektion in den ersten Lebensstunden
Begünstigung der Infektion durch:
- höheren MagensaftpH
- geringe lokale Immunität
- hohe Konzentration am
Trypsininhibitoren im Kolostrum
- Keimvermehrung
- Toxinproduktion
 Haften an Jejunumzellen nach toxischer Vorschädigung der Enterozyten (Enterotoxin)
 Ausbreitung entlang der Basalmembran  Epithelablösung bis zum 2. Tag
- Permeabilitätsstörung
Koagulationsnekrose
- akute Hämorrhagien
- systemisch wirkende ß-Toxine (Enterotoxämie)
2.-4. Tag: akut:
subakut-chronisch
- hämorrhagisch-nekrotisierende Jejunitis
- Emphysem an Darmwand
Enteritis
 Resorptionsstörung, Dehydratation
Klinik:
perakut bis 2. Lebenstag:
- Toxämie
- keine Diarrhoe
- Tod wenige Stunden nach Krankheitsbeginn
- Zottenstroma
- tiefere Schleimhautbereiche
ab 4. Tag:
- keine Blutungen
- nekrotisierende
- Pseudomembranen
- 104 -
akut ab 2. Lebenstag:
- Inappetenz
- Apathie
- gesträubtes Haar
- Diarrhoe: flüssig, Blutbeimengungen, schaumig-übelriechend
- evtl. Erbrechen
- Tod in der 1.-2. Lebenswoche
subakut-chronisch ab 4. Lebenstag bis Absetzen:
- Diarrhoe (nicht permanent)
- graue nekrotisierende Pseudomembran
- kein Blut
- Kümmern
Therapie:
Behandlung bei Erkrankung wirkungslos
Metaphylaxe:
- Penicillin
- Ampicillin
- antitoxische Immunseren
Prophylaxe:
Clostridium perfringens Typ C-Toxoid-Vakzine
bei Sauen 5.-6. bzw. 2.-3. Woche a. p.
Clostridium perfringens Typ A – Infektion
Enterotoxämie bei
a) Saugferkeln
b) Läufer- und Mastschweinen
Erreger ist Bestandteil der normalen Darmflora (1-2%)
- regelmäßig: -Toxin
- teilweise Stämme mit Enterotoxin (Bildung bei der Sporulation)
- AK im Kolostrum
- meist Erkrankung beim Absetzen
Pathogenese:
a) Infektion über Kot der Sau und aus der Umgebung
b) Keimvermehrung bei
- Verfütterung tierischen Eiweißes in großen Mengen (bes. Milchprodukte)
- KH - Mangel
- Futtermittelkontamination
- plötzlicher Wechsel von proteinarmer zu proteinreicher Diät
 Dysbiose
 Permealilitätsstörungen an Mukosaepithelien und Blutgefäßen
 katarrhalische Enteritis
- 105 -
Klinik: Dauer 1 – 7 Tage
- milde Diarrhoe, dünnflüssig-schleimig, nur ausnahmsweise blutiger Kot
- teilweise Kümmern, selten Todesfälle
- zusätzlich Tympanie
- evtl. Darmdrehung
- oft Selbstheilung, aber Kümmern
Therapie:
a) Antibiose per os
b) Futter absetzen, ausgeglichene Fütterung, genügend Rohfaser
Proliferative hämorrhagische Enteropathie
(Porcine Intestinale Adenomatose, Nekrotisierende Enteritis)
Erreger:
- Lawsonia intracellularis (ileal symbiont intracellularis)
(Campylobacter-like-organism)
- orale Infektion über Fäces  im apikalen Plasma der Kryptenepithelzellen des Ileums
- Exkretion im Kot nach 2-3 Wochen post infectionem bis zu 10 Wochen
Erregernachweis:
- Warthing-Starry-Färbung (Silver Staining, Histologie)  unspezifisch
- Enterozyten-haltige Kultur >>IF<< Immunperoxidase
- DNA-Hybridation, PCR (Fäces)
- Serologie, ELISA
Erkrankungsformen:
- PHE: Proliferative Hämorrhagische Enteropathie
= starke Blutungen an den Schleimhäuten  Dünndarm ist mit Blutkoagel angefüllt
- PIA: Porcine Intestinale Adenomatose = umfangreiche Proliferation unreifer Drüsenepithelzellen
- NE: Nekrotisierende Enteritis (Ileitis)
= Entzündungserscheinungen und tiefe Schleimhautnekrosen
- RI: Regionale Ileitis
= Hypertrophie der Tunica muscularis  Einengung des Darmlumens, evtl. Darmrupturen
Vorkommen von PIA/NE/RI:
vorwiegend Absatzferkel und Läufer
Klinik von PIA/NE/RI:
- Anorexie
- Abmagerung, Kümmern
- Blässe
- gelegentlich Erbrechen
- meist deutliche Diarrhoe mit z.T. blutigem Kot oder Beimengungen von Pseudomembranen
- 106 -
Vorkommen von PHE:
vorwiegend Jungsauen und Jungeber
Klinik von PHE:
- hochgradige Anämiesymptome
- deutlich Diarrhoe mit großen Mengen Frischblut, teerartiger Kot
perakut:
- deutliche Blässe
- massive Blutungen ins Darmlumen
- plötzliches Verenden
Chemotherapie:
Futter- oder Trinkwassermedikation über 2-3 Wochen
- Tetrazyklin 10-20 mg/kg KM
- Tiamulin 10 mg/kg KM
- Tylosin 10 mg/kg KM
- Lincomycin 10 mg/kg KM
- Linco- /Spectinomycin 5 + 10mg/kg KM
- Neomycin 10 mg/kg KM
Jungsauen:
- Zeitpunkt des Auftretens beobachten
Behandlung:
- 1 Woche vorher bis zu 4 Wochen
- Waschen und Desinfektion zwischen dem Umstellen
Kontinuierlicher Gebrauch der Ställe erhöht die Expositionsrate und fördert die
Entwicklung endemischer Krankheiten!!!
Wachstumsphase:
- Reinigung und Desinfektion der Buchten: quarternäre Ammoniumbasen, Detergentien
- Medikation: Virginiamycin
- 107 -
Salmonellose
Ätiologie:
- Salmonellen-Infektionen: weltweit
- Zoonose; Wirbeltiere (einschließlich Vögel) betroffen
- ca. 2000 Serotypen
Vorkommen beim Schwein:
Wirtsadaptierte Serotypen:
- S. cholerae suis (var. Kunzendorf)
- S. typhi suis
Nicht adaptierte Serotypen:
- S. typhimurium (> 50%)
- S. dublin
- S. enteritidis
- S. derby
- S. panama u.a.
Gesetzliche Bestimmungen:
Tierseuchengesetz:
Anzeigepflichtige Seuchen  Salmonellose der Rinder
Verordnung zum Schutz gegen die Salmonellose der Rinder
 Verpflichtung der bakteriologischen Untersuchungsstelle zur Mitteilung aller Salmonellenfunde an den
zuständigen Tierarzt
 Amtstierarzt prüft, ob bei den Salmonellen-positiven Tieren eine "enge räumlicher Verbindung zu
Rindern" besteht und leitet ggf. weitere Maßnahmen ein (Folge-Untersuchung, Bestandssperre,
Desinfektion, Behandlung, Tötung u.a.)
Verlaufsformen:
1. primäre Samonellosen
a) septikämische Salmonellose (S. cholerae suis) = Paratyphus
b) enteritische S. (S. typhimurium u.a.)
2. sekundäre Salmonellosen
in Verbindung mit anderen Primärerkrankungen
- latente Infektion
- Ausscheider
- Kontamination
- 108 -
Klinik:
Krankheitsverlauf abhängig von:
- Keimart, Virulenz des Salmonellenstammes
- Infektionsdosis
- Resistenz des infizierten Tieres
Septikämische Salmonellose (S. cholerae suis)
perakut-akut:
- sehr kurze Inkubationszeit: 1-3 Tage
- Altersgruppe 6-12 Wochen
- Morbidität < 50%
- Mortalität < 40 %
- Temperatur > 41,6 °C
- Inappetenz, Apathie
- Zyanose (Ohren, Rüsselscheibe, Akren)
- plötzliche Todesfälle
- Diarrhoe nach 3-4 Tagen (evtl. blutig)
chronischer Verlauf:
Übergang zu enteritischer Form: rezidivierende Diarrhoe
z. T. Ohrrandnekrose
- Splenomagalie
- Hepatomegalie ( z. T. Nekroseherde)
- Petechien an Nieren, Epikard, Endokard
Diagnose anhand von:
- Klinik
- Pathologie und Histologie
- Bakteriologie: Erregernachweis: wiederholte Kot-Untersuchung
- evtl. Krankheiten anderer Infektionsquellen
- Serologie
DD:
- ESP
- Rotlauf
- Pasteurellose
- Streptokokken (Lymphadenitis)
- Coli-Endotoxinschock
- Dysenterie
-TGE
- NE, PIA (Lawsonia intracellularis)
- Coli-Diarrhoe,
- Askaridose
- 109 -
Bekämpfung:
- schwer erkrankte Tiere ausmerzen
- schlachtreife, noch nicht infizierte Tiere verwerten
- individuelle AB nach Resistenztest ( keine guten Erfolge)
- Metaphylaxe des übrigen Bestandes durch Futtermedikation
- Fütterung: nur einwandfreie Futtermittel  keine Pellets (Erhitzung)
- bei Diarrhoe: zunächst Futterentzug, dann Restriktion
- Rohfaser hoch ( 6 %) oder Strohgabe
Reinigung und Desinfektion:
täglich: Ställe, Kotplätze, Gerätschaften, Stiefel
Maßnahmen wiederholen unter Wechsel des Desinfektionsmittels
Infektionskette unterbrechen:
- Rein-Raus-Verfahren
- Bestandssperre
- Quarantäne
- Belegdichte reduzieren
- Schadnager- und Insektenbekämpfung
- Futtermittel untersuchen, ggf. beseitigen
- Fütterungsanlagen überprüfen
- Zukauf aus Salmonellen-freien Beständen
- Vakzination (stallspezifische Vakzine)
Schweinedysenterie
Erreger: Serpulina hyodsysenterica, versch. Serotypen
- gram-neg. Bakterium
- Spiralform mit 2 bis 4 Windungen
- 6-9 μm lang; 0,3 - 0,4μm dick
- langsames, anaerobes Wachstum
- Hämolysin, LPS (Endotoxin)
Infektionsquellen bei der Schweinedysenterie:
1. Reservoire: infizierte Schweine, infizierte Schadnager, kontaminierte Gülle
2. Vektoren: andere Säuger (infiziert oder kontaminiert), kontaminierte Vögel oder Insekten,
Fahrzeuge (Viehtransporter), Schuhwerk und Kleidung, Stallgerätschaften
Vorkommen von Serpulina hyodysenterica beim Schwein:
- alle Altersklassen (incl. Saugferkel)
- häufiger Nachweis: 40-70kg KM
- 17,6% der Proben aus klinisch erkrankten Beständen positiv
- 8,2% der Proben aus klinisch gesunden Beständen positiv
- 110 -
Tenazität in der Außenwelt:
- 0°C Kot
- 25°C Kot
- 56°C Kot
- Stalltemp./ Gülle
- 4°C Erdboden 18 d
- 80°C Kultur
18-48 d Überlebensdauer
3-7 d
"
0d
"
8 Monate
"
10 Jahre
"
"
Pathogenese:
- orale Infektion mit Serpulina hyodysenterica (synergistische Interaktion mit anderen Bakterien)
 nach zwei Tagen Eindringen in Becherzellen der tiefen Krypten des Dickdarms und Vermehrung
(Erregerausscheidung ab 2. Tag p.inf.)
 nach vier Tagen gesteigerte Schleimsekretion
- Proliferation unreifer Zellen in tiefen Kryptenschichten
 mukohämorrhagische bis diphteroid-nekrotisierende Typhlocolitis  Maladsorption
- 10 -14 Tage später schleimig-blutiger bis fibrinöser Durchfall
 Exitus, Kümmern, Genesung (Erregerausscheidung bis 70 Tage nach Genesung)
Diagnose:
Erregernachweis
Probenmaterial: frisch entnommener Kot, abgebundenes Darmstück (Caecum, Colon)
- zum Versand Probengefäß vollständig füllen oder Probe mit PBS verdünnen (1:10) oder Tupfer im
Transportmedium (anaerob)
- Transport unverzüglich (4°C)
Bakteriologischer Nachweis
- mikroskopisch (nativ, IF)
- kulturell (mit Differenzierung und Resistenztest)
- histologisch (Silberfärbung, Immunperoxidase)
Therapiemaßnahmen:
- Futterentzug für zwei Tage, danach Futterreduktion
- Wasser ad libitum (angewärmt)
- antibiotische Behandlung
 alle Tiere gleichzeitig
 wirksames AB, hohe Dosis, ausreichende Behandlungsdauer
 adäquate Applikationstechnik: Futter-/ Wassermedikation, schwerkranke mehrmals parenteral
- orale Rehydratation schwerkranker Tiere
- gründliche Kotbeseitigung
wirksame AB:
- Tiamulin = Mittel der Wahl (10mg/kg KM)
- Lincomycin
- Lincomycin/Spectinomycin
- Tylosin
- Arsanilsäure
Problem:
definiert freie Bestände kaum möglich, da Erreger sich auch intrazellulär aufhält
- 111 -
Bei klinischer Erkrankung:
initial Trinkwasser- (60mg/l), später Futtermedikation (200mg/kg), individuell parenteral behandeln
Dauer der Therapie, Meta- /Prophylaxe: mind. 14 Tage
Behandlung zur Sanierung: Futtermedikation mind. 6 Wochen
Voraussetzungen und Maßnahmen zur Sanierung
- tierärztliche Kontrolle
- Durchführung in warmer, trockener Jahreszeit
- Reduktion der Bestandsdichte
- Rein-Raus-Verfahren
- Beibehaltung der Gruppeneinteilung
- Therapie (in saugferkelfreier Periode)
- alle Schweine gleichzeitig behandeln
- Futtermedikation, Wasser ad libitum
- Wirksamkeit, Dosis, Dauer, Applikationsart
- Umstellung therapierter Tiere in gereinigte Ställe
- Reinigung und Desinfektion (Ställe, Einrichtungen etc.)
- kontinuierliche Kotbeseitigung
- Schadgasbekämpfung
- Auslaufsperre
- Vermeidung resistenzmindernder Faktoren
- Quarantäne zugekaufter Schweine (Therapie)
Immunität bei Serpulina - Infektionen:
- zur Zeit kein Impfstoff
Serpulina hyodysenterica - Serpulina innocens
- mehrere Serotypen (bzw. Serogruppen)
- serotypenspez. Immunität (labil)
- nur bei unbehandelten Schweinen
- Infektionsimmunität: Dauerausscheider, erste humorale AK (Ig G): 7 Tage p.i.
- Titerhöhe nicht mit Erkrankungszustand oder Schutzwirkung korreliert, vermehrt Kopro-AK (Ig A)
- keine belastungsfähige Immunität bei behandelten Schweinen, hohe Reinfektionsgefahr
Gülledesinfektion bei Dysenterie:
50%ige Cyanamidlösung (Deodorant, Desinfektion, Fliegenbekämpfung)
- toxische Dosis: > 25mg/kg KM, 0,3%  Kontakt
- letale Dosis: 200 mg/kg KM zum Tier unbedingt vermeiden
- 112 -
12. Urogenital-Infektionen als Bestandsproblem
Zystitis
Anamnese:
- Harnveränderungen
- Ausfluß  Pyelonephritis
- Inappetenz
- Abmagerung
- Anämie
- Todesfälle
- Untertemperatur
- MMA-Problematik:
(Fieber, Hypogalaktie, Endometritis, Mastitis)
Saufgerkelerkrankungen
Vaginalflor nach dem Absetzen
Bakterielle Erreger von Harnwegsinfektionen beim Schwein:
- E.coli
- Streptococcen
- Staphylococcen
- Proteus
- Klebsiellen
- Actinomyces pyogenes
- Pseudomonas
- Aerobacter
Bedeutung
- 113 -
Eubacterium suis (Corynebacterium suis = Actinomyces suis)
Veränderungen:
asymptomatische Bakteriurie
Cystitis:
ggr. Harnveränderungen, selten blutig, Freßlust kurzfristig eingeschränkt,
Allgemeinbefinden sonst ungestört, häufiges Absetzen kleiner Harnmengen, Vaginalfluor
Cystitis und Pyelonephritis:
hgr. Harnveränderungen, oft blutig, Freßunlust, Abmagerung, Anämie, Untertemperatur, intermittierende
Dysurie, Abort, Urämie, Tod
Harnuntersuchung:
- Spontanharn (Mittelstrahlurin)
- Katheterharn
- Provokation des Harnabsatzes: Furosemid 0,5 mg/kg KM (+ Neostigmin 10g/kg KM)
- makroskopische Untersuchung (Farbe, Geruch, Beimengungen, Trübung)
- Mikroskopische Sedimentuntersuchung
- Streifenteste (pH, Protein, Blut, Nitrit)
- mikrobiologische Untersuchung (Eintauchnährböden, Gram-Präparat, Laboreinsendung)
Diagnostik: Harn
symptomfreie Bakteriurie < 105 Keime/ml Harn
signifikante
“
> 105 Keime/ml Harn
Cystitis – Harn:
häufiger: - dunkel gefärbt
- getrübt, Flocken, Schleim
- ammoniakalischer Geruch
höhere: - Eiweißkonzentration
- Keimzahlen
- Zellzahlen (Leukos, Nierenepithelzellen, Basal-, Intermediär-,
Übergangsepithel,
Plattenepithelscheide)
Nierendiagnostik:
- rektale Untersuchung Sauen > 150kg KM (Harnleiterkontrolle)
- Proteingehalt im Harn < 0,3 g/l
- Harnsediment (Nierenepithelien, Zylinder)
- Blutproben: Creatinin, Harnstoff 
Blutharnstoffkonzentration (BHK) beim Schwein
ist sowohl Kriterium für die Rationsbewertung in der Tierernährungsforschung, als auch v.a. für die
Proteinbewertung von Futtermitteln
- 114 -
Beeinflussung durch:
a) Höhe der Proteinaufnahme
b) Proteinqualität und AS-Zusammensetzung
c) Proteinsynthesevernögen (bakterielle Leistung, Rasse, Geschlecht, Alter)
d) Energieaufnahme
e) ergotrope Zusätze
Normalwert: 4-7 mmol/l Serum
Herkunft des Harnstoffs: 90% desaminierte AS, 10% Ammoniak aus mikrobieller Verdauung
Bedeutung des Harn-pH-Wertes
saures Milieu  bakteriostatisch
Harnsäuerung möglich mit:
- DL-Methionin
- Ammoniumchlorid
- Phosphorsäure
 temporäre Senkung der Gesamtkeimzahl
Eubakterium suis
- 70-80% der Eber infiziert  Übertragung durch Deckakt
- 8-10% der Sauen infiziert
 z.T. latent, aber Dauerausscheider
 Vorschädigung der Blase erforderlich
 bei Schädigung der Ureterenklappen (Reflux infzierten Harnes bis in die Niere)
Disposition:
- Fütterung: hoher Anteil tier. Eiweißes  pH-Wert hoch
 Futter: wenig Eiweiß
- Hygiene: großer Einfluß
Prognose:
infaust bei Harnstoff >15 mmol/l
Nachweis:
- kulturell  nicht sehr sensitiv, schwer anzüchtbar, da anaerob
- Immunfluoreszenz
Therapie:
- Enrofloxacin (Baytril)
10 mg/kg KM/ Tag per os Baytril Prämix 2,5%
5 mg/kg KM/ Tag i.m. oder i.v. Baytril 5%
- Ampicillin 20 mg/kg KH 2x/Tag per os
 Behandlungsdauer je 10 Tage
- 115 -
zusätzlich (bei gestörtem Allgemeinbefinden):
- Spasmolytika
- Analgetika
- Infusion (physiologische NaCl-Lsg. 5-8 l/Tag)
- Elektrolyte per os
WHO-Mischung: NaCl 3,5g; NaHCO3 2,5g; KCl 1,5g; Glucose 30g ad 1l Wasser
Maßnahmen im Bestand
Infektionsquellen ausschalten
- künstliche Besamung
- MMA-Bekämpfung
- chron. infizierte Sauen eliminieren, Eber entfernen
- prädisponierte Sauen eliminieren:
 Verletzungen an der Vulva und Ostium urethrale
 Bewegungsstörungen (setzen weniger Harn ab)
Keimvermehrung in der Blase verhindern
ausreichendes Wasserangebot  0.8 bis 1 l Durchfluß / min
Wasseraufnahme steigern  NaCl auf 1%
Bewegungsmöglichkeit
Kontrolle des Harn–pH  Erregervermehrung im alkalischen Milieu (Fütterung)
Mineralstoffausscheidung senken
 Kristalle (Veränderungen an der Blasenschleimhaut)
 Mineralstoffgehalt im Futter kontrollieren
Leptospirose
Wesen:
Fortpflanzungsstörungen:
- Umrauschen
- Aborte
- Geburt lebensschwacher Ferkel
Ätiologie: Leptospira interrogans
19 (23) Serotypen, ca. 180 (212) Serovare
Epidemiologie:
Hauptansteckungsquelle:
- latent infizierte Schweine
- Stallenzootie
- Kontaktinfektion (Umgebung, genital, Ratte/Maus)
- Stall (Heu)
- Weide (Feuchtareale)
Reservoir:
- Muriden
- freilebende Kleinsäuger (Hamster, Igel etc.)
- Infektionsimmunität (Leptospirose trotz AK)
- Titerpersistenz über 1 Jahr
- Kolostralimmunität
- bestimmte Serovare, für andere Serovare noch empfänglich
- Fehlen der serolog. Reaktion
- 116 -
Pathogenese:
- Infektion: transkutan, genital
- nach 1-2 Wochen Leptospirämie
- Fieber
- Nachweis von Leptospiren: Blut, Organe
- Ansiedlung in Nierentubuli, Uterus
- Abort (tox. Produkte abgestorbener Ferkel) ab 19. Tag p. inf.; aber meist in 2.Hälfte der Trächtigkeit
(bessere Übertragung zwischen Plazenten)
- Mumien
- lebensschwache Ferkel (z. T. mit Ikteroanämie)
- langsame Ausbreitung im Bestand
Klinik:
- Fieber
- Inappetenz
- evtl. Durchfall
 diese Symptome werden aber oft übersehen
Infektion zur Zeit der Befruchtung:
- führt zum Umrauschen (L. australis)
Infektion ab 70. Trächtigkeitstag :
- Abort
- ödematisierte SubKutis
- fetaler Fruchttod
- Lebensschwäche / selten Ikterus (Ikteroanämie  Ag/Ak – Reaktion, Hämolyse)
- Hämoglobinurie
Diagnose:
- Serologie bei Abort
Titer > 1:400  positiv
1:200  fraglich
chron. infizierte Tiere  niedriger Titer
- Erregernachweis (schwierig)
- interstitielle Nephritis
Differentialdiagnosen:
- KSP
- Aujeszky
- PRRS
- Intoxikationen
Therapie und Bekämpfung: MELDEPFLICHTIG Zoonose !
- 25 mg Streptomycin/kg KM i.m. 2x im Abstand von 2-5 Tagen
- 20 mg Oxytetrazyklin LA 3x im Abstand von 5 Tagen
- 1000 ppm Chlortetrazyklin p.o. für 7 Tage
zusätzlich:
- Hygienemaßnahmen, Reinigung, Desinfektion (auch Tränken, Futterstellen)
- Schadnagerbekämpfung
- Weidesperre
- Selektion der Seroreagenten
einzelne Tiere sofort; Problem: viele Tiere, ferkelführende Sauen
Erfolgskontrolle: serlologische Prüfung der Nachzucht
Impfstoff in Deutschland nicht zugelassen
- 117 -
Schweinebrucellose
Wesen:
chronische Infektionskrankheit mit Fruchtbarkeitsstörungen und
- Endometritis
- Orchitis
- Gelenk- und Wirbelentzündungen  Arthritis, Spondylitis
Zooanthroponose!
Ätiologie:
Brucella suis
Hauptwirt: Schwein, Wildschwein, Hase, Ratte
Brucella abortus
Brucella mellitensis (selten)
Rind, Schaf, Ziege
Übertragung auf: Pferd, Hund, Katze, Huhn (meist Endwirte)
Epidemiologie:
Infektionsquellen:
- infizierte Schweine, Wildschweine, Feldhasen
Verbreitung:
- Ratten, unbelebte Vektoren (Futter, Fahrzeuge, Einstreu, Geräte, Weide)
Pathogenese:
Infektion:
- oral, genital (Deckinfektion), transcutan  reg. Lymphadenitis nach 2 Wochen
Bakteriämie nach 5 Wochen
 Organmanifestation, besonders Genitaltrakt: Endometrium, Feten, Eihaut, Hoden, Nebenhoden,
akz. Geschlechtsdrüsen
Klinik:
- Umrauschen  nach Infektion bei Deckakt
- Aborte mit blutig-eitrigem Vaginalfluor
jedes Trächtigkeitsstadium 3-9 Wochen p. inf.
- Orchitis  Spermiogenese
- Epididymitis
- CAVE: Samenblasenentzündung  inapparent = befruchtungsfähig, aber Kontamination des Spermas
- eitrige Arthritis, Spondylitis
- Abszesse im Wirbelkanal  Lahmheit, Nachhandparese
Evtl. Erlöschen der Klinik nach 3 Wochen, Sauen nehmen wieder auf nach Ausheilung
 Geburt gesunder Ferkel  symptomlose Durchseuchung
Pathologie:
- Eihaut  miliare Granulome
- katarrhalisch-eitrige-abszedierende Endometritis (Mikroabszesse)
- Salpingitis  z. T. Oophoritis
- Feten: Unterhautödem
- 118 -
Diagnose:
- Klinik  Verdacht
- Erregernachweis
- Serologie  AK 6-8 Wochen nach Bakteriämie
- gepaarte Blutprobe mit 4 Wochen Differenz
- Kreuzreaktion mit Yersinia enterocolitica
Differentialdiagnose:
- KSP
- Aujeszky
- Leptospirose
- PRRS
- SMEDI
- Mykotoxikose
- fieberhafte Allgemeinerkrankungen
- Rotlauf, Arthritis
- unspez. Endometritis, Orchitis
13. Entstehung von Klauenerkrankungen
Bodenbeschaffenheit:
- einstreulos
- mangelnde Gewöhnung  harter Boden, Abnutzung, glatter Boden, Tiefstreu
 Stallklauen
- rauhe Oberfläche
- neuer Stall
- Auswaschungen durch Hochdruckreiniger
- Verätzung (alkalische Reaktion des Zements)
- Spaltenweite
Disposition:
- genetisch (unpigmentiertes Horn)
- Stellungsanomalien
- Fehlbelastungen
- mangelnde Gewöhnung
- bewegungsarme Haltung (Kastenstand, Anbindung)
Fütterung:
- Biotinmangel
 Nekrosen im oberflächlichen Bereich von Haut und Horn
Maßnahmen:
- Formalinfußbad 5%ig
- Trockenhalten
- kurzfristig: pumpfähige Einstreu, Späne, Häcksel
- Gewöhnung
- Epoxyharzschicht
- 119 -
Panaritium beim Schwein
Oberflächliches Panaritium
- ggr./mgr. Stützbeinlahmheit
- phlegmonöse Entzündung rings um den Kronsaum
 Rötung, Wärme (Umfangsvermehrung)
 Druckempfindlichkeit
- Eiteransammlung am Kronsaum
- Spontanheilung wird oft übersehen
- Chemotherapie: AB  keine Besserung
- Theranekron
Tiefes Panaritium
- ausgehend vom Kronsaum  Klauengelenk, Ballen
- phlegmonöse Umfangsvermehrung Kronbeinbereich, evtl.bis Metacarpus
- oft Außenklaue betroffen!
- Palpation: derb, schmerzhaft
- Kronsaum oft nekrotisch
- Fistelbildung  Eiter
- Hornschuh o.b.B., hgr. Stützbeinlahmheit
evtl. Sepsis (Inguinal-Lnn., Fieber)
Diagnose:
- Sondierung (Einschmelzung der Zehenknochen, Übergreifen auf anderes Fesselgelenk)
- Röntgen
Maßnahmen:
bis 40 kg KM:
- Chemotherapie lokal/systemisch
- Ankylose
ältere Schweine:
- Klauen-Amputation
CAVE: Wirtschaftlichkeit, Prognose
Polyarthritis der Saugferkel
Infektion über:
- Tonsillen
- Hautläsionen (Schürfwunden an Gldm., Fußboden, Milchmangel)
- Nabel (Omphalitis)
- zootechnische Maßnahmen (Zähne abkneifen, Schwanz kupieren, Kastration, Fe-Injektion i.m.)
- Trittverletzung
Auftreten:
in der 1. Lebenswoche
besonders Jungsauenwürfe
Morbidität: < 30%
Diagnose:
- Anamnese; Klinik
- Gelenkpunktion
- Sektion
- Bakteriologie
- 120 -
Therapie:
Penicillin 30.000 EI kg, 2-3x wdh., ganzer Wurf bei 1. Behandlung
Problembetriebe: Behandlung am 1. Lebenstag, stallspez. Vakzine
Prophylaxe:
- Haltung optimieren
- Hygiene bei zootechn. Maßnahmen
- Gesundheitmanagement der Sau
- Waschen vor Einstallung in Abferkelstall
- Immunprophylaxe (z.B. E.coli)
- Fütterungsregime um die Geburt
- Geburtsüberwachung
- Wurfbetreuung
Mycoplasma - Serositis / Mycoplasma – Arthritis
Differentialdiagnose:
- Glässersche Krankheit
zur Diagnostik:
Mykoplasmen sind nicht penicillinemfindlich!
Apophysiolysis
Ablösung des Sitzbeinhöckers in der Apophyse  “Reithosenphänomen”
Diagnose:
palpatorisch von hinten Krepitation feststellbar
Epiphysiolysis
Ablösung des Femurkopfes in der Epiphyse
Ätiologie ungeklärt
Diagnose:
- Fußen auf der Zehenspitze
- Vorkommen v.a. bei Jungsauen
- Bewegungs- und Belastungseinschränkung
Maßnahmen:
 Fütterungs-, Haltungs- und v.a. Wachstumskontrolle
Arthrosis deformans (tarsi)
Wesen:
Mißverhältnis zwischen Belastungsfähigkeit des Skeletts und schnellem Wachstum (hoher Muskelansatz)
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