45 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Christian Klein, Datum: 08. 06. 2004 E-Mail: [email protected] Reflexe als Basis der Sensomotorik: (Nr. 11) – Versuchsplan Versuchsziel: Kennen lernen verschiedener Reflexe Hilfsmittel: Reflexhämmer, Wattestäbchen, Tische und Stühle Organisation: Einteilung der Gruppe in Dreiergruppen. In jeder Gruppe gibt es erstens einen Tester, zweitens einen Probanden und drittens einen Schriftführer, die sich gegenseitig abwechseln. Die Gruppen verteilen sich an die Stationen. Jeder Reflex wird dreimal durchgeführt und der stärkste wird auf dem Versuchsplan notiert. Versuchsplan: Name: Geschlecht: ○ männlich Kontaklinsenträger/in: ○ Ja Benutze Wimperntusche: ○ Ja ○ weiblich ○ Nein ○ Nein 1. Eigenreflex: 1.1 Patellarsehnenreflex: a) Der Proband sitzt entspannt auf einem Tisch und lässt die Beine locker über die Tischkante hängen. Der Tester schlägt mit dem Reflexhammer auf die Sehne des M. quadriceps femoris unterhalb der Kniescheibe. Effekt: Streckung des Beines im Kniegelenk ○ starke Reaktion ○ schwache Reaktion ○ keine Reaktion b) Versuchsaufbau wie bei a) allerdings verhakt der Proband seine Hände vor der Brust und versucht sie auseinander zu ziehen (Jendrassikschen Handgriff) ○ stärkere Reaktion ○ gleiche Reaktion ○ geringere Reaktion ○ keine Reaktion 1.2 Achillessehnenreflex: Der Proband kniet mit frei überhängenden Füßen auf einem Stuhl. Der Tester schlägt mit dem Reflexhammer auf die Achillessehne. Effekt: Anheben des Fußes ○ starke Reaktion ○ schwache Reaktion ○ keine Reaktion 1.3 Masseterreflex: Der Proband sitzt mit leicht geöffnetem Mund und entspanntem Unterkiefer. Der Tester legt seinen Zeigefinger quer unterhalb der Lippen auf den Unterkiefer des Probanden und schlägt sich mit dem Reflexhammer auf den Zeigefinger (indirekt auf den Unterkiefer) Effekt: Mundschluss ○ starke Reaktion ○ schwache Reaktion ○ keine Reaktion 2. Fremdreflex: 2.1 Lidschlussreflex: Der Proband sitzt mit geöffneten Augen entspannt auf einem Stuhl. Der Kopf ist geradeaus, der Blick ist nach oben gerichtet. Der Tester berührt die Wimpern des Probanden mit einem Wattestäbchen. ○ Wegziehen des Kopfes ○ Lidschluss ○ Wimpernzucken ○ keine Reaktion Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 46 47 48 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Christian Klein, Datum: 15. 06. 2004 E-Mail: [email protected] Reflexe als Basis der Sensomotorik (Nr. 11) – Versuchsbericht 1. Zielsetzung Ziel der Versuche vom 08.06.2004 war das Kennen lernen verschiedener Reflexe. Es wurden der Patellarsehnenreflex mit und ohne Jendrassikschen Handgriff, der Achillessehnenreflex auf einem Stuhl knien, der Masseterreflex und der Lidschlussreflex getestet. 2. Sachstand Reflexe: Ein Reflex stellt die unmittelbare Aufeinanderfolge von Reizaufnahme (über einen Rezeptor), Erregungsleitung und Reizbeantwortung (über einen Effektor) dar (WEINEK, 1998, S. 53). Ablauf eines Reflexes (Reflexbogen): Die plötzliche Dehnung des Muskels, ausgelöst durch einen bestimmten Reiz, bewirkt eine Dehnung der Muskelspindel. Die entsprechenden Aktionspotenziale werden über afferente Fasern zum Hinterhorn des entsprechenden Rückenmarksegmentes geleitet und ohne Vermittlung von Interneuronen direkt auf die α-Motoneurone des gleichen Muskels umgeschaltet. Die Erregung läuft dann über motorisch efferente Fasern zum Muskel und bewirkt eine Kontraktion (JELKMANN, SINOWATZ, 1996, S. 309). Reflexe werden unterteilt in Eigen- und Fremdreflexe. Beim Eigenreflex sind Rezeptor und Effektor im gleichen Organ lokalisiert: z. B. führt die Erregung des Längenrezeptors eines Muskels auch zur Kontraktion dieses Muskels. Beim Fremdreflex sind Rezeptor und Effektor in verschiedenen Organen lokalisiert: z. B. führt die Erregung der Schmerzrezeptoren der Haut zur Kontraktion mehrerer Muskeln (ILLERT, 1992, S. 176). Im Gegensatz zu den Eigenreflexen sind die Fremdreflexe in der Intensität der Reflexantwort von vorangehenden Reflexauslösungen abhängig. So nimmt bei häufiger Reizung des Reflexes die Intensität ab (HAAS, AMBERG, 1992, S. 235). Jendrassikscher Handgriff: Monosynaptische Dehnungsreflexe wie der Patellarsehnenreflex können durch willkürliche Innervationen anderer Muskelgruppen verstärkt oder gebahnt werden. So kommt es während des Jendrassikschen Handgriffs, bei dem der Proband seine vor der Brust ineinander gehakten Hände auseinander zieht, zu einer bahnenden Wirkung auf die Motoneuronen des Lumbalmarks (HICK, HICK, 2002, S. 315). Der Begriff Sensomotorik setzt sich zusammen aus den Begriffen Sensorik und Motorik. Sensomotorik bezeichnet also das Zusammenspiel des sensorischen und motorischen Systems. Erst durch das Zusammenwirken dieser beiden Systeme können sinnvolle Handlungen entstehen (DE MAREES, 1996, S. 62). 3. Hypothesen 1) Durch den Jendrassikschen Handgriff kommt es zu einer Verstärkung der Reaktion auf den Reiz. 2) Kontaktlinsenträger (und Wimperntuschenträger) reagieren auf den Lidschlussreflex nicht so stark wie andere Probanden. 49 3) Bei welchen Personen kam es mit Jendrassikschem Handgriff häufiger zu einer Verstärkung: die mit der ohnehin schon starken Reaktion oder die mit einer schwachen Reaktion? 4) Gibt es einen Zusammenhang der Auslösereaktion zwischen Patellarsehnenreflex und Achillessehnenreflex? 4. Methodik Das Experiment fand am 08.06.2004 im Arbeitsraum des Fachbereichs Sport der Johannes Gutenberg Universität Mainz statt. Es nahmen insgesamt 21 Probanden teil. Davon waren 4 weiblich und 17 männlich. Von einer Person gibt es verletzungsbedingt keine Daten über den Masseterreflex. Auch gab es einen männlichen Probanden, der nicht angekreuzt hat, ob er Wimperntusche trägt oder nicht. Die genauen Instruktionen zur Durchführung der Tests sind auf dem Versuchsplan vermerkt. 5. Ergebnisse Beim Patellarsehnenreflex ohne Jendrassikschen Handgriff (Abb. 1) gab es 13 Probanden mit einer starken Reaktion und 8 Probanden mit einer schwachen Reaktion auf den Reiz. Somit hat jeder Tester das sichtbare Auslösen des Reflexes bei allen Probanden hervorgerufen. Beim Patellarsehnenreflex mit Jendrassikschem Handgriff (Abb. 2) kam es bei 11 Probanden zu einer stärkeren Reaktion, das entspricht 52%. Bei 4 Probanden (19%) wurde keine Veränderung festgestellt und 6 Probanden (29%) hatten sogar eine schwächere Reaktion. Beim Vergleich der Ergebnisse der Probanden zwischen Patellarsehnenreflex mit und ohne Jandrassikschem Handgriff (Abb. 3) gab es folgende Ergebnisse: 1. Bei den Probanden die ohne Jendrassikschem Handgriff schon eine starke Reaktion aufwiesen, kam es bei 54% der Probanden zu einer Verstärkung, bei 15% gab es keine Veränderung der Reaktion und bei 31% wurde die Reaktion geringer. 2. Bei den Probanden mit der vorher geringen Reaktion, kam es bei 50% zu einer Verstärkung, bei 25% wurde keine Veränderung festgestellt und bei 25% kam es sogar zu einer geringeren Reaktion mit Jendrassikschem Handgriff. Beim Achillessehnenreflex (Abb. 4) gab es 8 Probanden (38%) mit einer starken Reaktion und 13 Personen (62%), die eine geringe Reaktion aufwiesen. Beim Masseterreflex (Tab. 1) haben nur 7 Probanden (35%) eine schwache Reaktion gezeigt, bei 13 Probanden (65%) fand keine Reaktion statt. Bei dem Lidschlussreflex (Tab. 1) zeigten 5 Probanden (5%) keine Reaktion, 9 Probanden (43%) zuckten mit den Wimpern und bei 7 Probanden (33%) gab es einen Lidschluss zu beobachten. 6. Diskussion 6.1. Zu den Hypothesen Zu Hypothese 1: Die Auswertung unserer Ergebnisse in Abb. 2 zeigt, dass diese Hypothese nur auf 11 Probanden zutrifft. Das heißt in nur 52% der Fälle kommt es zu einer Verstärkung der Reaktion durch den Jendrassikschem Handgriff. Bei 4 Probanden (19%) blieb die Reaktion gleich bei 6 Probanden (29%) wurde die Reaktion geringer. Die Ursache für die geringe Anzahl der Verstärkungen (nur bei 52% aller Probanden) kann an der ungenauen, individuellen Definition von stark und stärker liegen. Auch der direkte Vergleich der Reaktion mit Jendrassikschem Handgriff im Gegensatz zur vorherigen Reaktion liegt im Ermessen des Testers und kann daher Grund für dieses Ergebnis sein. Zu Hypothese 2: Bei dem Lidschlussreflex (Abb. 6) zeigten 50% aller Kontaktlinsenträger keine Reaktion, 33% zuckten mit den Wimpern und bei 17% 50 ergab sich ein Lidschluss. Bei den nicht Kontaktlinsenträger zeigten nur 13% keine Reaktion, 47% zuckten mit den Wimpern und bei 40% der Probanden gab es einen Lidschluss zu beobachten. Mit diesen Werten wird die Hypothese bestätigt, dass Kontaktlinsenträger nicht so stark auf den Reiz mit einem Lidschluss reagieren wie die nicht Kontaktlinsenträger. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Kontaktlinsenträger täglich Kontakt mit dem Auge haben und dadurch eine Adaptation auftritt. Zu Hypothese 3: Wie in Abb. 3 schön zu sehen ist, gibt es fast genauso viele Probanden mit einer Verstärkung der Reaktion, egal, ob sie vorher eine starke oder schwache Reaktion hatten (54% von stark und 50% von schwach). Somit lässt sich nicht eindeutig sagen, ob es einen Zusammenhang zwischen der ursprünglichen Reaktion und der stärkeren Reaktion mit Jendrassikschem Handgriff gibt. Es ist demnach egal, wie stark die Ausgangsreaktion beim Patellarsehnenreflex war, da durch den Jendrassikschen Handgriff genauso oft die schwachen wie die starken Ausgangsreaktionen verstärkt wurden. Daraus kann geschlossen werden, dass eine Verstärkung mit dem Jendrassikschen Handgriff zumindest in diesem Versuch sehr unzuverlässig ist. Zu Hypothese 4: Wie Abb. 5 zeigt, gab es 12 Probanden, bei denen der Patellarsehnenreflex genauso stark oder schwach wie der Achillessehnenreflex ausgelöst wurde. Das heißt bei 57% kam es zu einer Übereinstimmung der Ausschlagsstärke. Von diesen 12 Probanden hatten 6 bei beiden Versuchen eine starke Reaktion und die anderen 6 eine geringe Reaktion. Bei 7 Probanden war die Auslösestärke beim Achillessehnenreflex stärker als beim Patellarsehnenreflex (ASR > PSR), bei den restlichen 2 Probanden war der Patellarsehnenreflex stärker als der Achillessehnenreflex (ASR < PSR). Bei diesen 9 Probanden (7 + 2 = 9, das entspricht 43%) wurde demnach eine unterschiedliche Ausschlagsstärke festgestellt. Mit diesen Daten lässt sich kein Zusammenhang der Ausschlagsstärke zwischen Patellarsehnen- und Achillessehnenreflex feststellen. Dass die Probanden bei allen Reflexen am Körper gleich stark oder schwach reagieren, lässt sich nicht eindeutig belegen. Ursache hierfür können auch die in 6.2. genannten möglichen Fehlerquellen sein. Weiterhin kann man auch die aufgestellte Hypothese in frage stellen. 6.2. Mögliche Fehlerquellen Die individuelle Definition von stark und schwach Absichtliches offen Halten oder Schließen der Augen Nicht genaues Einnehmen der Ausgangsposition Angst bei empfindlichen Körperstellen wie bei dem Masseterreflex und dadurch eine unbeabsichtigte Anspannung der Kiefermuskulatur 7. Fazit Das Ziel, die unterschiedlichen Reflexe kennen zu lernen, wurde erreicht. Es wurde festgestellt, dass es einfach zu aktivierende Reflexe gibt, aber auch schwierigere, so wie den Masseterreflex. Der Jendrassiksche Handgriff verstärkt aber nur in 52% der Fälle die Reaktion. 8.Literatur DE MAREES, H.: Sportphysiologie, Köln 1996 HAAS, R., AMBERG, S. C., Physiologie 12. Auflage, Neckarsulm - Stuttgart 1992 HICK, C., HICK, A.: Kurzlehrbuch Physiologie. 4. Auflage, München Jena 2002 ILLERT, M., „Das Rückenmark“ in: DEETJEN, P., SPECKMANN, E.-J. (Hrsg.): Physiologie, München 1992 51 JELKMANN, W., SINOWATZ, F., Physiologie, Köln 1996 WEINECK, J.: Sportbiologie. 6. Auflage, Balingen 1998 Hiermit versichere ich, dass ich die vorgelegte Seminararbeit selbstständig angefertigt und alle benutzten Quellen und Hilfsmittel angegeben habe. Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Jörg Daum, Datum: 08. 06. 2004, E-Mail: [email protected] Koordination vor/nach lokaler körperlicher Ermüdung (Nr. 12) – Versuchsplan Versuchsziel: Vergleich einer koordinativen Aufgabe vor und nach lokaler körperlicher Ermüdung Organisation: Gruppen mit 3 Personen, jeweils 1 Proband, 1 Zeitnehmer und 1 Protokollant Hilfsmittel: Stühle, Tische, Nadeln, Faden, Scheren, Stoppuhren, Fingerhanteln Versuchsablauf: Der Proband hat die Aufgabe, einen Faden in ein Nadelöhr einzufädeln. Er befindet sich dabei in einer Sitzposition an einem Tisch und hat beide Ellbogen aufgestützt. Die Stoppung der Zeit erfolgt ab dem Aufnehmen von Nadel und Faden vom Tisch bis zu dem erfolgreichen Einfädeln der Nadel, was der Proband dem Zeitnehmer durch ein akustisches Zeichen signalisiert. Benötigt der Proband länger als 45 sec, wird in der Tabelle ein Fehlversuch notiert. Es folgt nun die Übung, die zur lokalen Ermüdung führen soll: Der Proband nimmt in jede Hand eine Fingerhantel und drückt diese bei jeder Ausführung soweit es geht zusammen. Es werden so viele Wiederholungen durchgeführt, bis der Proband völlig ermüdet!!! Die Zahl der geschafften Wiederholungen wird unter der Tabelle eingetragen. Direkt im Anschluss wird erneut versucht, einen Faden in ein Nadelöhr einzufädeln (analoges Vorgehen wie zuvor). Name: Proband Nr.: Zeit (s) Fehlversuch Nadel einfädeln in ausgeruhtem Zustand Nadel einfädeln nach lokaler Ermüdung Anzahl der Wiederholungen beim Beugen der Fingerhantel: Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 52 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 04, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer Referent: Jörg Daum, Datum: 15. 06. 2004, E-Mail: [email protected] Koordination vor/nach lokaler körperlicher Ermüdung (Nr. 12) – Datenblatt Tab. 1: Rohdatentabelle zur benötigten Zeit beim Einfädeln einer Nadel vor/nach lokaler körperlicher Erschöpfung (Mittelwerte ohne Probanden 5, 15 und 16) Proband Nr. 11 14 4 3 8 10 6 13 2 7 1 12 19 18 20 21 9 16 * 5* 17 15 * vor 4 5 6 7 7 8 9 9 10 10 12 12 13 14 14 14 16 23 34 43 45 nach 29 11 8 7 17 11 15 11 40 16 10 35 13 24 25 7 24 45 45 22 41 Differenz 25 6 2 0 10 3 6 2 30 6 -2 23 0 10 11 -7 8 22 11 -21 -4 Wdh. 52 34 52 30 43 37 25 14 17 25 20 31 48 53 50 50 28 25 15 20 13 Mittelwert (N = 18) Standardabweichung rel. SD 11,8 8,5 72% 18,1 9,8 54% 6,2 11,8 190% 35 13,5 39% Vor= benötigte Zeit in s beim Einfädeln einer Nadel im ausgeruhten Zustand Nach= benötigte Zeit in s beim Einfädeln einer Nadel nach dem Ausführen der Übung, die zur lokalen körperlichen Ermüdung führen soll Differenz= Differenzbetrag der intraindividuellen Differenz "nach" minus "vor" in s Wdh.= Wiederholungszahl beim Betätigen der Fingerhantel bis zur Erschöpfung * = abgebrochener Versuch nach 45 s 53 50 Zeit in s 40 30 20 10 vor nach 0 11 14 4 3 Proband Nr. 8 10 6 13 2 7 1 12 19 18 20 21 9 17 vor= benötigte Zeit nach lokaler körperlicher Ermüdung nach= benötigte Zeit nach lokaler körperlicher Ermüdung nach Abb. 1: Benötigte Zeit für das Einfädeln einer Nadel vor/nach lokaler körperlicher Ermüdung (aufsteigend rangiert nach Werten der Stichprobe "vor") 45 Maßkorrelationskoeffizient r = 0,20 40 35 Vor = Zeitbedarf vor lokaler körperlicher Ermüdung Identitätslinie 30 25 Nach = Zeitbedarf nach lokaler körperlicher Ermüdung 20 15 10 5 vor 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 60 Wdh. Abb. 2: Zeitbedarf der einzelnen Probanden mit Identitätslinie, Korrelationskoeffizient ohne markierten Wert 50 Maßkorrelationskoeffizient r = 0,10 40 30 20 10 0 -30 -20 -10 0 10 20 30 Differenz 40 Differenz= Intraindividueller Differenzbetrag der Stichproben nach - vor in s Wdh.= Wiederholungszahl beim Betätigen der Fingerhantel Abb. 3: Zusammenhang der intraindividuellen Differenz nach- vor und der Wiederholungszahl mit der Fingerhantel 54 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Jörg Daum, Datum: 15. 06. 2004 E-Mail: [email protected] Koordination vor/nach lokaler körperlicher Ermüdung (Nr. 12) – Versuchsbericht Einleitung: Gegenstand dieser Seminararbeit ist der Vergleich einer koordinativen Aufgabe, nämlich des Einfädelns eines Fadens in ein Nadelöhr, in ausgeruhtem Zustand und nach einer lokalen körperlichen Ermüdung. Sachstand: Zunächst ist zu bemerken, dass in der Literatur kaum Aussagen zu finden sind, die das Thema Koordination in Zusammenhang mit lokaler körperlicher Ermüdung behandeln, wohingegen Aussagen über den Einfluss einer zentralen körperlichen Ermüdung auf die Koordination in vielen Werken der Sportphysiologie erscheinen. In Studien an der Universität der Bundeswehr München, der Fakultät für Pädagogik, wurde von HOFFMANN untersucht, wie sich Bewegungskoordination unter dem Einfluss von Ermüdung verändert. Sie formuliert dabei in ihrem Ausblick, dass „...eine primär muskuläre Ermüdung in ihrem vorliegenden Experiment einen leistungsmindernden Effekt hatte“ (HOFFMANN 2001, S. 244). Eine muskuläre Ermüdung wirkt sich negativ auf die Reaktionszeit aus und hat somit einen Einfluss auf die Koordination, denn „die Größe der Fehler, welche korrigiert werden müssen“, ist laut HAIDER „abhängig von der Zeit, die verstreicht, bis man die Notwendigkeit einer Korrektur bemerkt“ (HAIDER 1962, S. 92). Hypothese: Das Lösen der koordinativen Aufgabe „Einfädeln einer Nadel“ nimmt nach einer lokalen körperlichen Ermüdung mehr Zeit in Anspruch als in ausgeruhtem Zustand. Methodik: Das Experiment wurde gemäß des Versuchsplans vom 8.6.04 durchgeführt. Ergänzungen: Der verwendete Faden hatte für alle Probanden dieselbe Stärke und die Nadelöhre dieselbe Größe. Bei den weiblichen Probanden wurden Fingerhanteln mit einem geringeren Widerstand verwendet. Da die Muskelgruppen ermüdet werden sollten, die an der Bewegungskoordination zum Lösen der Aufgabe beteiligt waren, wurde die Vorgabe gestellt, die Ellbogen auf den Tisch aufzustützen. Somit konnten einige große Muskelgruppen des Schultergürtels von der Bewegung ausgeschlossen werden. Diese Vorgabe wurde jedoch von einigen Probanden nicht beachtet. Gemäß Instruktionen sollten von jedem Probanden Wiederholungen ausgeführt werden, bis dieser „völlig ermüdet“, also bis zur Erschöpfung. Ergebnisse: Die Ergebnisse sind dem Datenblatt vom 15.6.04 zu entnehmen. Ergänzungen: Das Experiment wurde mit 21 Probanden durchgeführt; bei Proband 5 und Proband 16 kam es im Versuch „nach“ zu einem Fehlversuch, denn nach 45 Sekunden wurde der Versuch abgebrochen. Bei Proband 15 wurde die Zeitvorgabe 45 Sekunden 55 schon im Versuch „vor“ überschritten, wodurch auch diesem ein Fehlversuch angerechnet wurde. Die Auswertung erfolgte somit mit einer Probandenzahl N = 18. Tab.1 kann man entnehmen, dass eine große interindividuelle Streuung der benötigten Zeit für das Einfädeln einer Nadel vorliegt. Die Extremwerte der Stichprobe vor der lokalen körperlichen Ermüdung liegen bei 4 und 43, die Extremwerte nach der lokalen körperlichen Aktivität bei 7 und 41. Somit ist die Variationsbreite des Versuches „vor“ größer als die des Versuches „nach“. Der Mittelwert der Stichprobe „vor“ ist 11,8, der Mittelwert der Stichprobe „nach“ liegt mit 18,1 um 53% höher als der Ausgangswert. Die Standardabweichung liegt in der Stichprobe „vor“ bei 8,5, in der Stichprobe „nach“ bei 9,8. Die Variationskoeffizienten bzw. die relative Standardabweichung beträgt im Versuch „vor“ 72%, im Versuch „nach“ 54%. Die Probanden 1, 17 und 21 benötigten für das Einfädeln der Nadel nach der lokalen körperlichen Ermüdung weniger Zeit als vor der Ermüdung, die Probanden 3 und 19 hatten in beiden Versuchen dieselbe Zeit, die restlichen 13 Probanden brauchten für die Lösung der Aufgabe nach der Ermüdung mehr Zeit (siehe Abb. 2 auf Datenblatt). Der Mittelwert der intraindividuellen Differenz der Stichproben „nach“ minus „vor“ beträgt 6,2; es wurden mit der Fingerhantel durchschnittlich 35 Wiederholungen durchgeführt, bei einer vorliegenden Standardabweichung von 13,5. Die Standardabweichung des Differenzbetrages der Stichproben „nach“ minus „vor“ ist 11,8. Der t-Test für die gepaarte Stichprobe „vor“ minus „nach“ bei N = 18 ergab einen signifikanten Unterschied von 6,3, was ca. 53% des Wertes „vor“ war, mit einer Signifikanz von 0,039 für das Signifikanzniveau von 0,05. Die Korrelation für die gepaarten Stichproben „vor“ und „nach“ ergab den Wert r= 0,20, woraus sich das Bestimmtheitsmaß r2 = 0,04 bzw. 4% errechnen lässt. Abb. 2 des Datenblattes veranschaulicht dies, wobei die Berechnung von r = 0,20 ohne den auffälligen, markierten Wert stattfand. Die Korrelation für die Stichproben „Differenz“ und „Wdh“ weist einen Korrelationskoeffizienten r = 0,10 auf und das Bestimmtheitsmaß r2 beträgt 0,01 bzw. 1%. Diskussion: Die oben genannte Hypothese hat sich bestätigt, denn sowohl die graphische Darstellung als auch der t-Test für gepaarte Stichproben zeigen, dass zwischen den beiden Stichproben ein deutlicher, signifikanter Unterschied vorliegt. Die großen Standardabweichungen beider Stichproben deuten auf eine hohe interindividuelle Variabilität innerhalb einer Stichprobe hin, was ebenfalls durch Abb. 1 auf dem Datenblatt bestätigt wird. Es lagen also unterschiedliche individuelle Voraussetzungen für den Umgang mit Nadel und Faden vor. Auch die Mittelwertsdifferenz der Stichproben „vor“ und „nach“, die bei 6,3 liegt, zeigt deutlich auf, dass nach einer lokalen körperlichen Ermüdung die koordinative Aufgabe durchschnittlich mehr Zeit in Anspruch nahm. Der Differenzbetrag der Stichproben „nach“ minus „vor“, also der intraindividuelle Unterschied, zeigt eine hohe Variationsbreite auf. Die lokale körperliche Ermüdung hat offensichtlich unterschiedliche Auswirkungen bei den Probanden hervorgerufen. Abb. 3 des Datenblattes soll einen Zusammenhang dieses Differenzbetrages der Stichproben „nach“ minus „vor“ und der durchgeführten Wiederholungszahl beim Beugen der Fingerhanteln veranschaulichen. Die Verteilung der Werte und das Bestimmtheitsmaß von 1% erklären, dass kein Zusammenhang besteht. Der subjektive Wert der Ermüdung, der definiert werden kann als „...eine als Folge von Tätigkeit auftretende reversible Herabsetzung der Funktionsfähigkeit eines Organs oder eines Organismus“ (LEHMANN 1962, S. 37), war im Rahmen dieses Experimentes nicht nachweisbar. Somit ist als mögliche Ursache nicht auszuschließen, dass bei einzelnen Probanden keine lokale körperliche Ermüdung erreicht wurde oder sich diese nicht auf die Koordination ausgewirkt hat. Weitere mögliche Fehlerquellen sind der Zufall, der bei diesem Experiment nach Aussagen der beteiligten 56 Probanden sehr hoch ist, ebenso wie der Lerneffekt, der bei diesem einfachen Vorgang auch nach einmaliger Durchführung erfahren werden kann. In den Versuchsvorgaben sollte durch das Weglassen von Probeversuchen der Lerneffekt minimiert werden. Die beteiligten Probanden bemerkten jedoch, dass selbst die einmalige Ausführung ein Lernen bewirkte. Der Verbesserungsvorschlag, jeden Probanden drei Probeversuche durchführen zu lassen, damit ein Könnensniveau erreicht wird und weitere Lerneffekte nur noch geringe Verbesserungen bewirken, scheint eine positive Veränderung des Experimentes darzustellen. Trotz eines eventuellen Lerneffektes waren die Zeiten der Stichprobe „nach“ jedoch deutlich schlechter als die der Stichprobe „vor“. Eine weitere Möglichkeit, die das Ausbleiben einer Verschlechterung des Zeitbedarfs einzelner Probanden nach erschöpfender Tätigkeit erklärt, lehnt sich an die Ergebnisse der Untersuchung von ULMER/MACSENAERE/VALASIDAS an. Bei dieser Untersuchung zur psychophysiologischen Erholung blieben die Reaktionen nach einem erschöpfenden 400-m- Lauf, die sich in schlechteren Ergebnissen bei einem Reaktions- und einem Divisionstest äußern sollten, fast aus. Dies wurde u. a. zurückgeführt auf methodenspezifische Effekte, die Ursache der „Diskrepanz zwischen einem physiologischen Ermüdungsindikator und gebräuchlichen, objektiv-psychologischen Indikatoren der Ermüdung“ (ULMER/MACSENAERE/VALASIDAS, S. 16), gewesen seien. Bei dem vorliegenden Experiment „Koordination vor/nach lokaler körperlicher Ermüdung“ liegen Ergebnisse vor, die eine Verschlechterung der Koordination nach lokaler körperlicher Ermüdung vermuten lassen. Dennoch erfasst dieser Test nicht alle Parameter, die eine über die Grenzen des Experimentes gehende Aussage erlauben, denn „mit einem Test erfasst man nur wie durch einen Sehschlitz einen mehr oder weniger relevanten Teilaspekt“ (ULMER/MACSENAERE/VALASIDAS, S. 16). Literaturverzeichnis: HOFFMANN, M.: Koordination und Ermüdung, Experimentelle Untersuchung zu Veränderungen der Bewegungskoordination unter dem Einfluss von Ermüdung. Herbert Utz Verlag, München 2001. LEHMANN, G.: Praktische Arbeitsphysiologie. G. Thieme Verlag, 2. Auflage, Stuttgart 1962. HAIDER, M.: Ermüdung, Beanspruchung und Leistung. Franz Deuticke, Wien 1962. ULMER, H.-V./MACSENAERE, M./VALASIADIS,A.: Psychophysiologische Erholung nach einem 400-m-Lauf – Vergleich zweier objektiver und zweier subjektiver Tests. In: Psychologie und Sport, 6, 12-17, 1999. Hiermit versichere ich, dass ich die vorgelegte Seminararbeit selbständig angefertigt und alle benutzten Quellen angegeben habe. 57 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Roland Gerfin, Datum: 15.06.2004, E-Mail: [email protected] Statistischer Vergleich von „Jump-and-reach-Test“ und „Sprunggürteltest“ (Nr. 13) – Versuchsplan Versuchsziel: Ziel ist es, die Standhochsprungleistung mittels zwei verschiedener Tests zu erfassen und aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf die Testmethoden zu ziehen. Die in beiden Tests gemessene vertikale Sprungkraft wird verglichen und statistisch ausgewertet. Organisation: Zur Testdurchführung werden sowohl für den „Sprunggürteltest“ als auch für den „Jump-andreach-Test“ mehrere Stationen aufgebaut. Die Probanden werden in Dreiergruppen eingeteilt: 1. Proband, 2. Protokollführer und Versuchsleiter 3. Ableser für die gemessenen Werte. Pro Testmethode drei gültige Versuche und zuvor je ein Probeversuch. Materialien: Sprunggürtel, Maßbänder, Kreide, Klebeband, Kästen Testdurchführung: Test 1. Sprunggürteltest nach ABALAKOW: Der Proband steht aufrecht in der mit Klebeband markierten 50x 50cm großen Absprung-/ Landezone. Der Sprunggürtel ist um die Hüften befestigt und hängt senkrecht und straff unter dem Körperschwerpunkt des Probanden. Am Boden kann nun der Ausgangswert an der dafür vorgesehenen Klemme abgelesen werden. Dieser erste Wert wird notiert und in das Versuchsprotokoll eingetragen. Hiernach folgt ein beidbeiniger Absprung mit vorheriger Ausholbewegung. Die Landung muss innerhalb der markierten Fläche erfolgen. Ein Übertreten oder Berühren der Markierungen wird als Fehlversuch gewertet. Danach wird erneut der Wert an der Klemme abgelesen und in das Protokoll eingetragen. Die Differenz zwischen den Werten wird berechnet und ebenfalls eingetragen. Test 2, Jump-and-reach-Test: Der Proband steht seitlich zu einer Wand. Die maximale Reichhöhe wird ermittelt, indem an der Wand mit den Fingerspitzen eine Kreidemarkierung gemacht wird. Die Fersen bleiben hierbei auf dem Boden. Der Absprung erfolgt mit einer Ausholbewegung. Im subjektiv empfundenen höchsten Punkt des Sprungs wird von dem Probanden eine zweite Markierung an der Wand gesetzt. Die Entfernung zwischen den beiden Markierungen wird gemessen und in das Protokoll eingetragen. Name: …………………………………………… Sex: m / w Sprunggürteltest: 1. Versuch 2.Versuch Ausgangswert Endwert Differenz 3.Versuch Jump-and-reach.Test: 1.Versuch 2. Versuch 3. Versuch Sprunghöhe Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 58 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Roland Gerfin, Datum: 22.06.2004 E-Mail: [email protected] Statistischer Vergleich von „Jump-and-reach-Test“ und „Sprunggürteltest“ (Nr. 13) – Datenblatt Tabelle 1: Rohwerttabelle der Versuchsergebnisse vom 15.06.04 (Vpn. = Versuchsperson, Sex: Geschlecht w = weiblich, m = männlich, Werte in cm, n = 21, markierte Werte (fett, kursiv) = Bestleistung der Versuchsperson, Bestl. = Bestleistung) Spunggürteltest Jump-and-reach-Test Vpn. Sex V. 1 V. 2 V. 3 Bestl. Vpn. V. 1 V. 2 V. 3 Bestl. 1 1 m 43,0 43,0 44,0 44,0 55,0 55,0 55,0 55,0 2 2 m 47,0 49,0 48,0 49,0 44,0 45,0 44,0 45,0 3 3 m 56,0 52,0 54,0 56,0 48,0 51,0 48,0 51,0 4 4 m 42,0 41,0 39,0 42,0 40,0 42,0 40,0 42,0 5 5 m 64,0 68,0 71,0 71,0 56,0 58,0 55,0 58,0 6 6 m 46,0 50,0 47,0 50,0 42,0 48,0 51,0 51,0 7 7 m 64,5 64,0 67,0 67,0 61,0 63,0 66,0 66,0 8 8 m 39,0 43,0 48,5 48,5 52,0 51,0 54,0 54,0 9 9 m 50,0 47,0 44,0 50,0 41,0 41,0 44,0 44,0 10 10 m 47,0 57,0 52,0 57,0 59,0 58,0 54,0 59,0 11 11 m 41,5 47,0 47,5 47,5 56,0 57,0 57,0 57,0 12 12 m 50,0 51,0 53,0 53,0 49,0 50,0 55,0 55,0 13 13 m 57,0 60,0 58,0 60,0 62,0 64,0 65,0 65,0 14 14 m 51,0 60,0 62,0 62,0 53,0 54,0 57,0 57,0 15 15 m 52,0 57,0 57,0 57,0 62,0 52,0 56,0 62,0 16 16 m 43,0 47,0 47,0 47,0 47,0 43,0 42,0 47,0 17 17 m 44,0 45,0 45,0 45,0 46,0 47,0 47,0 18 18 m 57,0 53,5 63,5 63,5 58,5 57,0 62,0 62,0 19 19 w 46,0 41,0 45,0 46,0 43,0 44,0 43,0 44,0 20 20 w 37,0 45,0 45,0 45,0 36,0 37,0 35,0 37,0 21 21 w 38,0 42,0 43,0 43,0 31,0 28,0 30,0 31,0 Mittelwert (M) M 48,0 50,5 51,7 52,5 49,5 50,0 50,5 51,9 Vpn. 1. Sprunggürteltest 2. Jump-andreach-Test Differenz 1. - 2. Tabelle 2: (links): Gemessene Bestleistungen von Sprunggürtel- und Jump-and-reach-Test, 1 44,0 55,0 -11,0 Mittelwerte (M) und Standardabweichung (s), 2 49,0 45,0 4,0 Differenz (Sprunggürteltest - Jump-and-reach-Test) 3 56,0 51,0 4,0 Werte in cm, Vpn. = Versuchsperson, 4 42,0 42,0 0,0 5 71,0 58,0 13,0 6 50,0 51,0 -1,0 7 67,0 66,0 1,0 8 9 48,5 50,0 54,0 44,0 -5,5 6,0 10 57,0 59,0 -2,0 11 47,5 57,0 -9,5 12 53,0 55,0 -2,0 13 60,0 65,0 -5,0 14 15 62,0 57,0 57,0 62,0 5,0 -5,0 16 47,0 47,0 0,0 17 45,0 47,0 -4,0 18 63,5 62,0 1,5 19 46,0 44,0 2,0 20 21 45,0 43,0 37,0 31,0 8,0 12,0 M 52,5 51,9 s 9,3 8,4 59 Tabelle 3: Extremwerte (Maximal- und Minimalwerte), Mittelwerte, Variationsbreite und Variationskoeffizient der Bestleistungen, (Werte in cm) n Maximalwert Mittelwert Minimalwert Variations- Variationsbreite koeffizient Sprunggürteltest 21 71,0 52,5 42,0 29,0 18,0% Jump-and-reach-Test 21 66,0 51,9 31,0 35,0 16,0% 80 n = 21 r = 0,753 r² = 0,5624 Sprunggürteltest 60 40 20 Jump-and-reach-Test 0 0 20 40 60 80 Abb. 1: Korrelationsdiagramm mit Regressionsgerade der erreichten Maximalwerte, n = 21, dreieckige Markierungen = weibl. Probanden, viereckige Markierungen = männl. Probanden, Winkelhalbierende Gerade = Identitätslinie 15 Differenz 10 5 0 1 11 8 13 15 17 10 12 6 4 16 7 18 19 2 3 14 9 20 21 -5 -10 Versuchsperson Nr. -15 Abb. 2: Rangierte Differenzen aus Tab.2, negative Werte = höherer Wert des Probanden beim Jump-and-reach-Test, positive Werte = höherer Wert des Probanden beim Sprunggürteltest 5 60 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Roland Gerfin, Datum: 29.06.2004 E-Mail: [email protected] Statistischer Vergleich von „Jump-and-reach-Test“ und „Sprunggürteltest“ (Nr. 13) – Versuchsbericht 1. Einleitung Das Thema „Statistischer Vergleich von „Sprunggürteltest“ und Jump-and-reach-Test“ entstand aus der Diskussion vom 25.05.2004. In der Diskussion ging es um den Vergleich von Sprunggürteltest und Standweitsprung. Die Frage nach der Reliabilität des „Sprunggürteltests“ sollte durch den Vergleich der Werte mit denen des „Jump-and-reach-Tests“ überprüft werden. Am 15.06.2004 wurden in einem Versuch von den Kursteilnehmern des sportphysiologischen Seminars beide Tests durchgeführt. 2. Sachstand Zur Testdurchführung gibt es in der Literatur zahlreiche Werke. In FETZ & KORNEXL (1993) und RAPP & SCHODER (1977) werden die Sprungkrafttests beschrieben. Der statistische Vergleich beider Tests wurde am Fachbereich Sport der Universität Mainz in einer Diplomarbeit von GABRIEL (1995) insbesondere in Hinblick auf Validität und Reliabilität durchgeführt (Tab. 4, neu). In der Diplomarbeit von wurden zwei männliche und drei weibliche Gruppen untersucht. Für die nach Geschlecht und Leistungsbereiche eingeteilten Gruppen liegen folgende Werte vor: Tabelle 4: Ergebnisse der Untersuchung von GABRIEL (1995), Korrelation, Bestimmtheitsmaß, Stud. = Studentengruppe, VB 1 = Volleyballspieler unterer Ligen, VB 2 = Volleyballspieler oberer Ligen weiblich männlich Stud. n 36 r 0,69 r² 48% VB 1 VB 2 Stud. VB 2 16 0,64 19 0,73 57 0,60 26 0,98 41% 53% 36% 96% GABRIEL (1995) 3. Hypothesen Im intraindividuellen Vergleich sind die in beiden Tests gemessenen Sprunghöhen gleich. Die Korrelation für Sprunggürteltest und Jump-and-reach-Test ist hoch. Der erwartete Wert beträgt r = 0,80. 4. Methodik Untersucht wurden die Teilnehmer des sportphysiologischen Seminars. Die Anzahl der Probanden betrug 21, wobei drei weibliche Teilnehmerinnen und 18 männliche Teilnehmer untersucht wurden. Alle Teilnehmer absolvierten je drei gültige Versuche pro Testmethode. Der jeweils beste Wert wurde zur weiteren Berechnung verwendet. Entgegen der Empfehlung in der Literatur von FETZ & KORNEXL (1993) und RAPP & SCHODER (1977) wurde der „Jump-and-reach-Test“ nicht frontal, sondern seitlich zur Wand durchgeführt. Die Bewegungsfreiheit der Arme und Beine war so durch die Wand nicht eingeschränkt. Die Reichhöhe wurde ebenfalls seitlich mit einem Arm ermittelt. Der Sprunggürteltest wurde nach den Richtlinien des Sporteignungstests der Universität Mainz durchgeführt. 5. Ergebnisse Die Ergebnisse der untersuchten Gruppe können auf dem Datenblatt vom 22.06.2004 eingesehen werden. In Tabelle 1 sind die Rohwerte dargestellt. Bei Versuchsperson 17 wurde kein Wert für den dritten Versuch beim Sprunggürteltest in den Versuchsplan eingetragen. Dieser fehlende Wert 61 wurde bei der Berechnung des Mittelwerts für den dritten Versuch berücksichtigt. Tabelle 2 zeigt die Bestleistungen der Probanden, den Mittelwert und die Standardabweichung, sowie die Differenz zwischen beiden Tests. Die Differenz wurde berechnet, indem der Wert des Jump-andreach-Tests von dem Wert des Sprunggürteltests abgezogen wurde. Bei einem Proband war die Differenz = 0, die Werte beider Tests waren also gleich. Bei je zehn Probanden wurde eine negative bzw. eine positive Differenz berechnet. Die Differenzen variieren von -11 cm bis 13 cm (siehe auch: Abb.2 im Datenblatt). Der Mittelwert für den Sprunggürteltest beträgt 52,5 cm für den Jump-and-reach-Test 51,9 cm. Die Standardabweichung beträgt für den Sprunggürteltest 9,3, für den Jump-and-reach-Test 8,4. Der in Tabelle 4 berechnete Variationskoeffizient beträgt 18,0% beim Sprunggürteltest und 16,0% beim Jump-and-reach-Test. Im Korrelationsdiagramm (Abb.1) schneidet die extrapolierte Regressionsgerade die Ordinate (y) bei einem Wert von ca.10. Die Korrelation zwischen beiden Tests beträgt r = 0,753. Daraus ergibt sich ein Bestimmtheitsmaß von 56%. Die Abbildung 2 zeigt die von negativen zu positiven Werten rangierten Differenzen. 6. Diskussion Zunächst einmal ist festzustellen, dass die anfänglich angenommene Hypothese, „Im intraindividuellen Vergleich sind die in beiden Tests gemessenen Sprunghöhen gleich“, nicht bestätigt werden kann. Die großen Differenzen zwischen Sprunggürteltest und Jump-and-reachTest im intraindividuellen Vergleich widerlegen diese These. Die negative Abweichung in 9 Fällen sowie die positive Abweichung in 10 Fällen lassen den Schluss auf einen systematischen Trend nicht zu. Der Grund für diese +/- Differenzen kann nicht in der eigentlichen Sprungkraft liegen. Er ist vielmehr auf Seiten der Technik und Taktik zu finden. Insbesondere bei Versuchsperson 1, 11, 21 und 5 ist die Differenz so hoch, dass die Testspezifität zu deren Erklärung herangezogen werden muss. Der erwartete Korrelationskoeffizient von r = 0,80 konnte nahezu bestätigt werden. Der ermittelte Korrelationskoeffizient r = 0,753 weicht vom erwarteten Wert nur gering ab. Diese recht hohe Korrelation kommt unter anderem auch durch die große Streuung der Messergebnisse zustande. Weiterhin ist zu vermerken, dass die statistische Korrelation nur für die erhobene Stichprobe gilt und ein ursächlicher Zusammenhang nicht zwangsläufig besteht. Das aus dem Korrelationskoeffizient resultierende Bestimmtheitsmaß besagt, dass nur zu 56% ein gemeinsamer Faktor hinter den gewonnenen Werten aus beiden Tests steht (ULMER 2002). Daraus folgt im Umkehrschluss, dass zu 44% die Messwerte von externen Faktoren beeinflusst werden. Zwar messen beide Tests die vertikale Sprunghöhe aus der tiefen Hocke, doch die Ergebnisse werden zu großen Teilen durch Motivation, Technik und Taktik mitbestimmt. Der Vergleich der Ergebnisse mit denen von GABRIEL (1995) bestätigt weiterhin diese Annahme, da sich für vier von fünf Stichproben ähnliche Ergebnisse ergeben haben. 7. Literaturverzeichnis FETZ, F. & KORNEXL, E. (1993). Sportmotorische Tests: Praktische Sportmotorischen Tests in Schule und Verein. Wien: Pädagogischer Verlag. Anleitung zu GABRIEL, O. (1995). Zum Vergleich zweier Sprungkrafttests (Abalakow-Test und Jump-andreach-Test), speziell hinsichtlich Validität und Reliabilität. Diplomarbeit am FB Sport. Mainz. RAPP, G.& SCHRODER, G. (1977). Motorische Testverfahren, Grundlagen – Aufgaben – Anwendung in Sportpraxis und Bewegungsdiagnostik. Stuttgart: CD – Verlagsgesellschaft. ULMER, H.-V. (2002). Einführung in die Grundlagen der deskriptiven und analytischen Statistik. Mainz. Hiermit bestätige ich, dass ich die vorgelegte Seminararbeit selbstständig angefertigt und alle benutzten Quellen angegeben habe. 62 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS2004: Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Seminarleiter: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referentin: Karolin Krah, Email: [email protected], Datum: 15.06.2004 Zur Genauigkeit propriozeptiver Rückmeldung (Nr. 14) – Versuchsplan Versuchsziele: - Nachweis zur Genauigkeit des Bewegungssinns der Schulter - Nachweis zur Genauigkeit des Bewegungssinns im Bezug auf Entfernung Versuch 1: Winkelreproduktion im Schultergelenk nach Pause und nach Belastung Materialien: Stoppuhr, Winkelmesser, Bandmaß, Augenbinde Organisation: in Vierergruppenein Proband, ein Protokollant, 2 Helfer Zunächst wird die Armlänge des Probanden gemessen (Oberarmkopf bis Fingerspitze). Dann bekommt er eine Augenbinde über und seine Arme werden von einem Helfer in einen Arm-Rumpfwinkel von 90° gebracht. Ellbogen-; Hand- und Fingergelenke sind dabei gestreckt. Es wird der Abstand von der Fingernageloberseite bis zum Boden gemessen. Während dessen hat der Proband die Aufgabe, sich diese Position genau einzuprägen. Anschließend lässt er die Arme fallen und versucht unmittelbar, den 90°-Winkel wiederherzustellen. Es wird wiederum der Abstand zum Boden gemessen. Die dritte Messung erfolgt nach einer Pause von 30 s, im Anschluss drückt der Proband gegen einen Widerstand seine Arme nach oben (ca. 10-15 mal gegen die Arme eines Helfers) und direkt daran schließt sich die letzte Wiederholung der Winkelreproduktion.. Vpn Nr: Name: Armlänge (cm): Ausgangswert (cm): unmittelbar nach 30 s nach Aktivität Pause Abstand zum Boden (cm) Differenz (cm) zum Ausgangswert Versuch 2: Entfernungsexperiment Materialien: Stoppuhr, Bandmaß, Markierungsstreifen Es wird eine Strecke von 5 m markiert. Der Proband steht an der Startlinie und prägt sich den Abstand genau ein. Anschließend bekommt er die Augenbinde über und muss versuchen, so nah wie möglich an die Ziellinie heranzukommen. Es wird der Abstand von den Fußspitzen zum vorderen Ende der Markierung gemessen. Nach 30 s Pause erfolgt ein zweiter Versuch, der dritte nach weiteren 60 s Pause. unmittelbar Entfernung Zielpunkt nach 30 Pause s nach 60 Pause s zum Wichtig ist, dass die Probanden während der Versuche keinerlei Rückmeldung über die erzielten Ergebnisse erhalten!!! Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 63 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referentin: Karolin Krah, Email: [email protected] Datum: 22.06.2004 Zur Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung (Nr. 14) – Datenblatt Versuch 1: Winkelreproduktion im Schultergelenk Tab.1: Rohwerte Vpn = Versuchsperson Arml. = Armlänge (in cm) cm = Höhenunterschied zum Ausgangswert Istwert° = erreichter Winkel sD = Standardabweichung = Abweichung in ° (Absolutwerte) M = Mittelwert Die Versuchspersonen sind nach der Abweichung in cm beim unmittelbaren Versuch rangiert. Grau untermalte Flächen kennzeichnen Extremwerte mit einer Abweichung über 5°. unmittelbar nach 30 s Pause nach Aktivität Vpn Arml. cm Istwert° ° cm Istwert° ° cm Istwert° ° 1 73 -7 85 5 0 90 0 5 94 4 2 72 -2 89 1 -6 87 3 -10 82 8 3 72 -2 89 1 3 92 2 -2 89 1 4 68 -1 89 1 -5 86 4 -8 83 7 Ergebnis des t-Test für gepaarte Stichproben: 5 79 -1 89 1 -2 89 1 -1 89 1 6 74 -1 90 0 -3 88 2 -3 88 2 Die Mittelwerte (Istwerte) der verschiedenen 7 70 0 90 0 9 97 7 1 90 0 Messzeitpunkte, unmittelbar, nach 30 s 8 74 0 90 0 1 91 1 -3 88 2 Pause und nach körperlicher Aktivität 9 74 0 90 0 -7 85 5 -10 82 8 unterscheiden sich nicht signifikant 10 74 0 90 0 0 90 0 2 92 2 von 90°. 11 81 1 91 1 0 90 0 2 91 1 12 75 1 91 1 -1 89 1 -4 87 3 13 74 1 91 1 0 90 0 -7 85 5 14 69 2 92 2 0 90 0 1 90 0 64 15 16 17 18 19 20 21 M 70 78 73 80 71 82 78 74 2 2 3 4 5 5 6 1 92 92 92 93 94 94 94 91 2 2 2 3 4 4 4 2 -2 -5 3 -4 -1 1 5 -1 88 86 92 88 90 91 94 89 2 4 2 2 0 1 4 2 -3 5 -2 -6 -1 -3 5 -2 88 94 88 86 90 88 94 88 2 4 2 4 0 2 4 3 sD 4 3 2 2 4 3 2 5 4 2 Abb.1: reproduzierte Winkel zu den verschiedenen Messzeitpunkten 1 = unmittelbare Messung, M = 91° 2 = nach 30 s Pause, M = 89° 3 = nach Aktivität, M = 88° Ein Unterschied zwischen dem Mittelwert der Istwerte und dem der Abweichung in ° (für den unmittelbaren Versuch 91° und 2°) hat sich dadurch ergeben, dass positive und negative Abweichungen sich bei den Istwerten ausglichen. Abb.2: Abweichung der Mittelwerte in ° zu den verschiedenen Messzeitpunkten M1 = 2° M2 = 2° M3 = 3° weitere Beschriftung siehe Abb.1! 65 Entfernungsexperiment über eine Strecke von 5 m (Nr. 2) - Datenblatt Tab. 2: Rohwerte Vpn = Versuchsperson Abw. = Abweichung zur Zielmarkierung 5 m (in cm) = prozentuale Abweichung zum Ziel Wert % = prozentuale Genauigkeit, M = Mittelwert, M* = Mittelwert ohne Ausreißer sD = Standardabweichung sD* = Standardabweichung ohne Ausreißer Die grauen Zeilen kennzeichnen die beiden Ausreißer, Vpn 1+16, deren Wert über M*± 3s (Grenzwert für das Ausreißerkriterium) liegt; in den Abbildungen 3, 4 und 5 wurden sie deshalb nicht berücksichtigt! unmittelbar nach 30 s nach 60 s Vpn Abw. (%) Wert% Abw. (%) Wert% Abw. (%) Wert% 1 -103 21 79 -149 30 70 -140 28 78 2 -26 5 95 -26 5 95 -13 3 97 Ergebnis des t-Test für gepaarte Stichproben: 3 -17 3 97 49 10 90 63 13 87 4 -34 7 93 -20 4 96 -39 8 82 Die Mittelwerte (in %) der drei Durchgänge 5 -64 13 87 -88 18 82 -44 9 91 unterscheiden sich signifikant vom 6 -71 14 86 -38 8 92 -8 2 98 Zielpunkt 5 m (= 100 %). 7 45 9 91 16 3 97 10 2 98 8 13 3 97 114 23 77 38 8 92 9 -76 15 85 -43 9 91 -58 12 88 Ergebnis des multiplen t-Test: 10 -12 2 98 31 6 94 -5 1 99 11 8 2 98 -41 8 92 -42 8 92 Die Mittelwerte der verschiedenen Mess12 -55 11 89 -62 12 88 -104 21 79 zeitpunkte untereinander unterscheiden 13 -37 7 93 9 2 98 56 11 89 sich jedoch nicht signifikant voneinander. 14 -64 13 87 -69 14 96 -51 10 90 15 -99 20 80 -124 25 75 -82 16 84 16 -169 34 66 -172 34 66 -116 23 77 17 -106 21 79 4 1 99 -3 1 99 Fortsetzung Tab 2: nächste Seite 66 18 19 20 21 M -64 34 -89 25 -46 13 7 18 5 12 87 93 82 95 88 -56 -27 -47 -10 -35 11 5 9 2 11 89 95 91 98 89 -29 0 -51 37 -28 6 0 10 7 9 94 100 90 93 90 sD M* 54 -36 8 10 8 90 66 -23 9 9 10 91 55 -22 8 8 7 92 sD * 46 6 6 53 7 7 50 6 6 unmittelbar Abb.3: unmittelbare Messung, M = 90% 100 Abbildungen 3, 4 und 5: Die Abbildungen zeigen die erreichten prozentualen Werte der Versuchspersonen zu den drei Messzeitpunkten. Die beiden Ausreißer, Vpn 1 und 16, sind in den Diagrammen nicht aufgeführt. Die Probanden sind nach ihrer Schätzgenauigkeit rangiert. M = mittlere Schätzgenauigkeit in %. Auf der X-Achse sind die Versuchspersonen aufgeführt. Die Y-Achse zeigt die erreichte Schätzgenauigkeit in %. 90 80 70 60 50 10 11 3 30 s Abb.4: Messung nach 30 s, M = 91% 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 9 20 3 18 12 4 19 7 12 14 18 5 6 9 20 15 17 60 s 100 4 14 2 19 10 11 6 2 13 Abb. 5: Messung nach 60 s, M = 92% 100 17 21 13 7 8 21 5 8 15 Abb.5: Messung nach 60 s Pause 19 10 17 7 6 2 18 21 11 8 5 14 20 13 M = 92 % 9 3 15 4 12 67 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referentin: Karolin Krah, Email: [email protected] Datum: 22.06.2004 Zur Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung (Nr. 14) – Versuchsbericht 1 Allgemeine Versuchsziele Ziel der Experimente war es, die Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung zu veranschaulichen. Dies sollte an 2 Experimenten zum Bewegungssinn deutlich werden, von denen der erste sehr einfach, der zweite überaus komplex war. 2 Literaturüberblick Nach ZIMMERMANN (2000) versteht man unter Propriozeption (Tiefensensibilität) „...die Wahrnehmung der Stellung und Bewegung unseres Körpers“(S. 224). Die Sensoren befinden sich in Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenkkapseln (vgl. HICK/HICK 1997, S. 334). Bei TITTEL (2000) werden die Propriozeptoren Eigenrezeptoren genannt, „...die wie „Antennen“ oder „Längendetektoren“ auf Lageveränderungen der Muskel- bzw. Sehnenfasern ansprechbar sind und als „Muskel- bzw. Sehnenspindeln“ bezeichnet werden.“ (S. 67/68). Funktionell unterscheidet man bei Rezeptoren zwischen Exterozeptoren (übermitteln Reize, die durch z.B. Sehen oder Riechen zustande kommen), Enterozeptoren (registrieren beispielsweise Blut-pH-Änderungen) und den Propriozeptoren (vgl. TITTEL 2000, S. 348). „Die Propriozeption besitzt drei Qualitäten, nämlich Stellungs-, Bewegungs- und Kraftsinn“ (ZIMMERMANN 2000, S. 224). Der Stellungssinn bewirkt beispielsweise das genaue Anpeilen einer vorher festgelegten Körperstelle auch ohne visuelle Kontrolle. Der Kraftsinn ermöglicht einen adäquaten Krafteinsatz z.B. beim Heben von Gegenständen und der Bewegungssinn, wozu die beiden durchgeführten Experimente zu zählen sind, erlaubt eine bewusste Wahrnehmung von Richtung und Geschwindigkeit einer Änderung von Gelenkstellungen (egal ob passiv oder aktiv) (vgl. HICK/HICK 1997, S. 335). Zur Genauigkeit des Bewegungssinns wird in der Literatur gesagt, dass in proximalen Gelenken kleinere Winkeländerungen wahrgenommen werden können als in distalen, im Schultergelenk liegt dies bei 0,2 - 0,4° (bei einer Geschwindigkeit von 0,3 Grad/s), im Handgelenk hingegen bei 1,0 - 1,3° (bei 12,5 °/s (vgl. ZIMMERMANN 2000, S. 224). Experimente zur Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung konnten in der Literatur nicht gefunden werden, jedoch in vorangegangenen Seminarberichten. 3 Methodik Die beiden Experimente wurden gemäß des Versuchsplans (in Anlehnung an RAPP (1997) vom 15.06.2004 durchgeführt. Es nahmen 21 Versuchspersonen daran teil und die Versuchspläne wurden von allen Teilnehmern korrekt ausgefüllt, so dass komplette Datensätze ausgewertet werden konnten. Für das erste Experiment wurde zusätzlich zu den übrigen Messwerten die Armlänge (= r) angegeben. Mit der Formel U = 2 x π x r gelangte man zum Umfang des Bewegungskreises im Schultergelenk. Durch diesen Wert und die Differenz der verschiedenen Messwerte zum Anfangswert konnte die Abweichung in Grad ermittelt werden. 4 Ergebnisse Die erhobenen Daten sind dem Datenblatt vom 22.06.2004 zu entnehmen. Da bei der Versuchsdurchführung Dezimalstellen von den ablesenden Personen kaum genutzt wurden und sie zudem im Bezug auf die Auswertung keinen Unterschied ausmachten (vgl. Vpn 16 und 17 im unmittelbaren Versuch, die 1 cm voneinander abweichen, in Grad umgerechnet ist dies jedoch kein Unterschied, was mit der Armlänge zusammenhängt), wurden die Daten zur Vereinfachung auf ganze Zahlen gerundet. Bei Versuch 1 gab es bei der unmittelbaren Messung nur einen Probanden (Vpn 1), der den gewollten Wert von 90° um mehr als 5° (entspricht 5 %) verfehlte, im Durchgang nach 30sekündiger Pause war dies bei den Versuchspersonen 7 und 9 der Fall, in der dritten 68 Messung nach körperlicher Aktivität gab es bei den Versuchspersonen 2, 4, 9 und 13 Abweichungen über 5°. Im unmittelbaren Versuch wurde der 90°-Winkel tendenziell überschätzt (M=91°), bei den anderen beiden Messungen hingegen unterschätzt (nach 30s Pause M=89°, nach Aktivität M=88°) (vgl. Abb.1). Da die positiven und negativen Abweichungen im Bezug auf die Mittelwerte sich nicht aufwiegen sollten, wurde nur die absolute Abweichung in Grad als aussagekräftig herangezogen. Diese lag entsprechend bei den ersten beiden Messzeitpunkten bei 2° und im dritten bei 3° im Mittel. Wenn auch die Abweichung im Versuch nach körperlicher Aktivität etwas abnahm, wurde trotzdem beim t-Test für gepaarte Stichproben ein nicht signifikanter Unterschied der Mittelwerte zum 90°-Winkel für alle drei Messzeitpunkte berechnet. Beim Entfernungsexperiment über 5 m fiel besonders auf, dass die Strecke von den Probanden größtenteils unterschätzt wurde, denn im unmittelbaren Versuch und dem nach 60 s Pause war dies bei 16 Probanden (=76 %) der Fall, nach 30 s Pause liefen 15 Probanden (71 %) zu kurz. Dies zeigt sich auch im Mittelwert der Abweichung zum Zielpunkt (Munm= -46 cm, M30s= -35 cm, MAkt= -28 cm) Besonders fielen die Versuchspersonen 1 und 16 mit in ihren großen Abweichungen auf. Da ihre Werte jenseits vom Mittelwert ± 3sD liegen, der ohne diese beiden zustande kommt, wurden sie als Ausreißer „entlarvt“ und in den übrigen Diagrammen und Berechnungen ausgelassen. Ohne diese Ausreißer lagen die prozentualen Abweichungen bei 10 % (unm.), 9 % (nach 30 s) und 8 % (nach 60 s). Anders ausgedrückt erreichten die Probanden im ersten Durchgang im Mittel 90 % der Strecke, im zweiten 91 % und im dritten 92 %. Der t-Test für gepaarte Stichproben zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen der Zielstrecke (= 100 %) und den erreichten Prozentwerten bei den drei Versuchsdurchgängen. Kein signifikanter Unterschied hingegen zeigte sich beim Vergleich der erreichten Prozentwerte untereinander, was bedeutet, dass die Probanden zwar die 5 m nicht genau abschätzten, jedoch in ihren Abweichungen im Verlauf der Durchgänge sich nicht unterschieden, was die Mittelwerte von 90 %, 91 % und 92 % belegen. 5 Diskussion 5.1 Zu den Versuchszielen Vor allem im ersten Versuch wurde die Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung sehr gut verdeutlicht, da die Abweichung beim unmittelbaren Durchgang und dem nach 30 s Pause bei 1 % lag und im Durchgang nach Aktivität bei 2 %. Die große Genauigkeit kann dadurch erklärt werden, dass das Schultergelenk maßgeblich an der Zielmotorik beteiligt ist und zudem ein proximales Gelenk ist, was schon in der Literatur als sehr genau beschrieben wird (siehe Literaturüberblick). Gerade im Sport könnte eine Ungenauigkeit (z.B. beim Anpeilen eines Balles in den Spielsportarten) erhebliche Konsequenzen für das Spielgeschehen beinhalten. Das Entfernungsexperiment war in der Anforderung weitaus komplexer. Die Propriozeption spielt insofern eine Rolle, als dass die Strecke vom Auge zuerst berechnet und anschließend aus dem Winkel im Hüftgelenk, der bei den Schritten entsteht, die Schrittlänge berechnet wird. Die einzelnen Schritte wiederum müssen ihrer Länge nach addiert werden, um zum Zielpunkt zu gelangen. Da trotz dieser Schwierigkeiten die Abweichung bei weniger als 10 % lag und, wie bereits erwähnt, das Experiment in der Ausführung sehr komplex war, kann es für den Nachweis der Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung herangezogen werden. 5.2 Methodendiskussion Das Experiment zur Winkelreproduktion im Schultergelenk war von der Durchführung her sehr einfach und Messfehler können durch die Rundung auf ganze Zahlen und dadurch, dass nur die Absolutwerte in Grad betrachtet wurden, vernachlässigt werden (vgl. Datenblatt, Tab.1, Vpn 20+21). Im zweiten Experimenten können die Messfehler jedoch eine recht große Rolle gespielt haben, denn zum einen wurde die Instruktion, die 5 m lange Strecke abzuschätzen, teilweise missverstanden, so dass einige der Versuchpersonen dachten, dies mit 5 Schritten tun zu müssen. Die Probanden wussten nach 5 Schritten, dass sie den Zielpunkt noch nicht erreicht hatten, wussten jedoch nicht, dass sie dem Ziel durch einen weiteren Schritt hätten näher kommen können. 69 Zum anderen hatten die einzelnen Versuchspersonen trotz verbundener Augen annähernd Rückmeldung über ihr erreichtes Ergebnis („Du stehst gleich in der anderen Halle“ - Zitat eines Studenten). Schwierig wurde die Durchführung zudem durch die ungünstigen Raumverhältnisse, denn die Strecke war in einem relativ engen Gang, in dessen Mitte sich eine Säule befand, abgeklebt. Es bestand zwar nicht direkt die Gefahr, gegen diese zu stoßen, jedoch wurden die Probanden durch die verbundenen Augen unsicher. Dies zeigt sich auch beim Vergleich mit den Ergebnissen, die ein Student 1997 für das gleiche Experiment ermitteln konnte. Damals wurden 2 Messungen durchgeführt und die Abweichung der Gruppe lag im ersten Durchgang bei 7 %, um zweiten sogar nur bei 5 %. 6 Fazit Die Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung, in den beiden Experimenten der Bewegungssinn, wurde recht beeindruckend veranschaulicht, wobei man zusätzlich sagen kann, dass die Rückmeldung umso genauer ist, je einfacher eine Versuchsdurchführung. Literatur: HICK, C./ HICK, A.: Physiologie. 2. Auflage, Stuttgart 1997 RAPP, J.: Zur Genauigkeit der propriozeptiven Rückmeldung. Seminarbericht zum Projekt Sportphysiologische Experimente mit einfachen Mitteln, Band 51, Mainz 1997, S. 69-73 TITTEL, K.: Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen. München, Jena 2000 ULMER, H.-V.: Einführung in die Grundlagen der deskriptiven und analytischen Statistik. Unveröffentlichtes Skript Mainz 2002 ZIMMERMANN, M.: Das somatoviszerale sensorische System. In: SCHMIDT, R./ THEWS, G./ LANG, F. (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 28. Auflage, Berlin Heidelberg New York 2000, S. 216-235 Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Seminararbeit selbständig angefertigt und alle benutzten Quellen angegeben habe. gez. Karolin Krah 70 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer Referent: Benjamin Rönisch, Datum: 22.06.2004 E-Mail: [email protected] Ganzkörperschwingungen vor und nach intensiver körperlicher Arbeit (Nr. 15) – Versuchsplan Versuchsziel: Untersuchung des „Zitterns“ einer mechanischen Personenwaage vor und nach körperlicher Arbeit unter Berücksichtigung der Atmung und der Herzfrequenz. Organisation: Es werden 4er Gruppen gebildet. Folgende Aufgaben werden verteilt: 1 Protokollant, der gleichzeitig der Versuchsleiter ist; 1 Zeitnehmer, 1 Ableser der Waage und 1 Versuchsperson. Danach werden die Aufgaben gewechselt. Hilfsmittel: mechanische Personenwaage, Stoppuhr Versuchsablauf: Im ersten Teilabschnitt des Versuchs werden alle Messungen vor intensiver Arbeit durchgeführt. Die Probanden stellen sich auf die mechanische Personenwaage (Nr. bitte eintragen!). Als erstes übernimmt der Zeitnehmer zusätzlich die Aufgabe, die Atemzyklen des Probanden beim normalen Atmen zu zählen. Der Ableser beobachtet den Ausschlag der Personenwaage und zählt gleichzeitig die Ausschläge in der vorgegebenen Zeit und der Protokollant trägt beide Werte in die Tabelle ein (das gleiche Verfahren gilt auch für das intensive Atmen). Beim dritten Teil des ersten Teilabschnitts wird die Atemfrequenzzählung durch die Herzfrequenzzählung ersetzt, da der Proband den Atem anhält, wiederum trägt der Protokollant die Intensität des Ausschlags, die Herzfrequenz und die Anzahl der Waagenausschläge ein. Im zweiten Teilabschnitt des Versuchs gilt es zunächst einen 5minütigen Treppendauerlauf durchzuführen, um unmittelbar im Anschluss die Atemfrequenz des Probanden nach intensiver Arbeit festzustellen (bitte direkt nach dem Lauf auf die Waage), der Ableser stellt in den zwanzig Sekunden der Messung die Waagenausschlagsintensität fest und zusätzlich werden die Atemzyklen vom Zeitnehmer gezählt. Direkt im Anschluss hält der Proband für zehn Sekunden den Atem an, wiederum wird die Anzahl der Herzschläge und die Intensität des Waagenausschlags eingetragen. Name: Waagen-Nr.: Proband Nr.: vor intensiver Arbeit: (Legende: 0=nicht, 1=schwach, 2=stark) mit Atmung Atmung: normal intensiv Atemfrequenz (pro 20“): WaagenausschlagsIntensität (bitte einkreisen): Waagenausschlag (Anzahl pro 20“): mit Atemanhalten angehalten Herzfrequenz (Anzahl pro 10“): 0-1-2 0-1-2 0-1-2 Waagenausschlag (Anzahl pro 10“) nach intensiver Arbeit: mit Atmung Atemfrequenz (Anzahl pro 20“): Waagenausschlagsintensität: Waagenausschlag (Anzahl pro 20“) mit Atemanhalten oder n/s Herzfrequenz (max. 10“) 0-1-2 0-1-2 Waagenausschlag (Anzahl pro 10“) Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 71 Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Benjamin Rönisch, Datum: 29.06.2004 E-mail: [email protected] Ganzkörperschwingungen vor und nach intensiver körperlicher Arbeit (Nr. 15) – Datenblatt Tab. 1: Rohwertetabelle: Werte der Probanden vor intensiver Arbeit Vpn = Probanden-Nummer; Waagen-Nr. = Nummer der Personenwaage, mit der das Experiment durchgeführt wurde; vor intesiver Arbeit = vor 5-min-Treppenlauf; M = Mittelswert; SD = Standardabweichung; MD = Medianwert vor intensiver Arbeit mit Atmung normal VPN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 AtemfreWaage quenz Nr. (20") 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 3 3 3 3 3 3 3 M SD MD 7 7 6 7 4 3 5 4 6 5 5 4 8 6 9 6 7 5,8 1,6 WaagenWaagenausausschlag schlags(20") intensität 1 5 0 0 1 2 0 0 1 2 1 2 1 3 1 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 mit Atmung mit intensiv Atemanhalten WaagenWaagen AtemfreWaagenWaagenausHerzfre-quenz ausquenz ausschlag ausschlag schlags(10") schlags(20") (20") (10") intensität intensität 8 1 6 11 0 0 32 1 26 10 0 0 14 2 14 14 0 0 12 2 12 12 0 0 8 2 7 11 0 0 20 2 23 15 0 0 8 2 8 12 0 0 14 2 12 14 1 2 15 1 18 14 0 0 8 1 3 20 1 1 21 2 31 9 0 0 20 2 22 10 0 0 28 2 24 8 0 0 19 0 0 15 0 0 33 1 33 17 0 0 11 1 2 16 0 0 29 1 7 14 0 0 17,7 16 13,1 8,6 9,9 3,1 2 0 0 Tab. 2: Rohwertetabelle: Werte der Probanden nach dem 5minütigen Treppenlauf Vpn = Probanden-Nummer; Waagen-Nr. = Nummer der Personenwaage, mit der das Experiment durchgeführt wurde; vor intensiver Arbeit = vor 5min Treppenlauf; M = Mittelswert; SD = Standardabweichung; MD = Medianwert nach intensiver Arbeit mit Atmung VPN Waagenausschlagsintensität AtemfreWaage quenz Nr. (20") Waagenausschlag (20") mit Atemanhalten Herzfrequenz (10") Waagenausschlagsintensität Waage-ausschlag (10") 1 1 9 2 9 20 2 7 2 1 40 2 38 37 2 16 3 1 10 1 13 19 1 19 4 1 15 2 15 25 2 25 5 2 13 1 12 22 1 3 6 2 5 1 37 21 2 18 7 2 15 1 20 20 2 14 8 2 7 1 15 31 2 14 Fortsetzung nächste Seite 72 9 2 13 2 13 20 1 11 10 2 9 1 6 24 1 3 11 3 14 1 8 22 1 3 12 3 13 0 0 23 0 0 13 3 17 1 40 34 1 16 14 3 14 1 6 19 0 0 15 3 13 0 0 14 0 0 16 3 15 1 12 17 1 1 17 3 9 1 9 25 0 0 M 14 14,9 23,1 SD 7,5 12,3 5,9 1 7 MD 1 Tab. 3: Intraindividuelle Differenz bezüglich der AF (ohne Vpn 14) vor Arbeit mit tiefer Atmung VPN = Versuchsperson, a = absolute Differenz, r in % = relative Differenz Eine Abweichung von > 20% wird nicht mehr als Übereinstimmung angesehen Atemfrequenz/ Waagenausschlag VPN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 16 17 Atemfrequenz (20") 8 32 14 12 8 20 8 14 15 8 21 20 28 33 11 29 Waagenausschlag (20") a 6 26 14 12 7 23 8 12 18 3 31 22 24 33 2 7 r in % 2 6 0 0 1 -3 0 2 -3 5 -10 -2 4 0 9 22 25 18,7 0 0 12,5 15 0 14,2 20 62,5 47,6 10 14,2 0 81,8 75,8 73 Tab. 4: Intraindividuelle Differenz bezügl. der HF (ohne Vpn 14) nach Arbeit bei angehaltenem Atem VPN = Versuchsperson, a = absolute Differenz, r in % = relative Differ. Eine Abweichung von > 20% wird nicht mehr als Übereinstimmung angesehen Herzfrequenz/ Waagenausschlag VPN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 16 17 Herzfrequenz (10") 20 37 19 25 22 21 20 31 20 24 22 23 34 14 17 25 Waagenausschlag (10") 7 16 19 25 3 18 14 14 11 3 3 0 16 0 1 0 a 13 21 0 0 19 3 6 17 9 21 19 / 18 / 16 / r in % 65 56,7 0 0 86,3 14,2 30 54,8 45 87,5 86,3 / 52,9 / 94,1 / Sportphysiologisches Seminar: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Benjamin Rönisch, Datum: 05.07.2004, E-Mail: [email protected] Ganzkörperschwingungen vor und nach intensiver körperlicher Arbeit (Nr. 15) – Versuchsbericht 1. Zielsetzung Ziel des Versuches war es zu untersuchen, ob Ganzkörperschwingungen vor und nach intensiver körperlicher Arbeit durch Rückstoßeffekt der Herztätigkeit und der Atmung durch die Messung mit einer mechanischen Personenwaage nachweisbar sind, und in wie fern dabei die Waagenausschläge (Zittern des Zeigers) mit der Atemfrequenz bzw. Herzfrequenz übereinstimmen. Den praktischen Bezug bekommt das Thema durch den Biathlonsport, wo Ausdauerleistung und Präzisionsleistung beim Schießen miteinander kombiniert werden. 2. Sachstand Biathlon ist eine Sportart, die sich aus verschiedenen komplexen Leistungen zusammensetzt: der Laufgeschwindigkeit, dem Schießstandaufenthalt und dem Schießergebnis. Der Biathlet sieht sich abwechselnd der Laufbelastung und dem Schießen gegenüber. In der Laufpause nach großer Anstrengung kommt es am Schießstand zu 74 heftigen Bewegungen des Brustkorbes beim Atmen. Zusätzlich verursacht die hohe Herzfrequenz erhebliche Körperbewegungen, die dann die Stabilität des Systems SportlerGewehr beeinträchtigen (NITZSCHE 1998, 13). Die Technikelemente des Schießens, wie Anschlag, Zielen, Atmung und Abzug müssen automatisiert sein, um die motorischkoordinativen Hauptmerkmale des Schießens (Präzision und Schnelligkeit) zu erfüllen. Wichtige Kriterien, die darüber entscheiden, ob das Schießen zum Erfolg wird, sind: die Umstellungsfähigkeit vom Laufen zum Schießen und das Erreichen einer stabilen Anschlagposition durch zweckmäßiges Atmen. Die größte Schwierigkeit besteht darin, den Atem nach intensiver körperlicher Arbeit anzuhalten. Der Sportler muss sich die Atemtechnik so aneignen, dass sie aus dem Feld der bewussten Aufmerksamkeit verlagert und unbewusst gesteuert werden kann (NITZSCHE 1998, 106). Die Qualität der Atemtechnik wird bestimmt durch die Gleichmäßigkeit von Schuss zu Schuss. Es wird gewechselt zwischen Ein- und Ausatmung (Inspiration bzw. Exspiration) und Apnoe. Der Begriff Apnoe kommt aus dem Griechischen und wird in der Medizin als Atemstillstand bezeichnet (ZETKIN/SCHALDACH 1992, 146). Vor Beginn und während des Grobvisierens wird tief ein- und ausgeatmet. Dies wird mit dem Beginn des Feinvisierens unterbrochen. Die Atemzüge während der Schussreihe werden auf eins bis zwei im Zeitabschnitt des Nachladens beschränkt. Nach der Inspiration erfolgt eine unvollständige Exspiration. Mit der Restluft in der Lunge wird die Atmung unterbrochen und die Apnoe-Phase setzt ein. Hierdurch wird die Ausarbeitung einer stabilen Zentrumslage des Gewehrs angestrebt. Die Exspiration wird nach dem Schussbruch langsam fortgeführt. Genauso wie die Atmung, muss auch die Herzfrequenz (HF) beim Einlaufen in den Schießstand berücksichtigt werden. Bei langem Warten vor dem Schiessen kommt es zum rapiden Absinken der Herzfrequenz (vagotonen Umschlag der HF). Der daraus resultierende starke Herzschlag wirkt sich negativ auf die Haltestabilität der Waffe aus. Dadurch kommen in der Regel Fehlschüsse zustande (NITZSCHE 1998, 14). Bei intensiver körperlicher Anstrengung, steigt das Herzminutenvolumen und das Schlagvolumen. Während der Systole (Kontraktionsphase) ist der Druck in der Aorta am größten (DE MAREES 2002, 254). Man könnte nun davon ausgehen, dass durch den ansteigenden Druck in der Systole auch in der Diastole (Erschlaffungsphase) eine Art Rückstoßeffekt zu erwarten sei. Die könnte eine mögliche Erklärung für Ganzkörperschwingungen während dem Anhalten des Atems sein. 3. Methodik Das Experiment wurde nach dem Versuchsplan vom 22.06.2004 durchgeführt. An dem Experiment haben 22 Versuchspersonen teilgenommen (4 weiblich, 17 männlich), davon wurden nur 17 Probanden in der Auswertung berücksichtigt, da die Datensätze der anderen Probanden nicht komplett waren. Weiterhin kamen drei verschiedene mechanische Personenwaagen zum Einsatz. Die unterschiedlichen Ergebnisse vor der intensiven körperlichen Arbeit und auch beim Atemanhalten können auf die unterschiedlichen Personenwaagen zurückgeführt werden, was auch in den Vorversuchen festgestellt werden konnte. In Tab. 3 und Tab. 4 ist die intraindividuelle Differenz zwischen der Atemfrequenz bzw. der Herzfrequenz und der Anzahl der Waagenausschläge abzulesen. Hierbei wurde folgendes festgelegt: Wenn die Abweichung der Atemfrequenz bzw. Herzfrequenz vom Waagenausschlag 20% oder weniger ergab, wurde dies als „Übereinstimmung“, war die Abweichung größer als 20%, wurde dies als keine „Übereinstimmung“ gewertet. 4. Ergebnisse Die Versuchsergebnisse des Experiments sind den Tabellen und Abbildungen des Datenblattes vom 29.06.2004 zu entnehmen. Zusammenfassend können folgende Ergebnisse genannt werden, die sich aber nicht bei allen Probanden zeigten: 75 Bei immerhin vier Probanden konnten die erwarteten Ergebnisse bezüglich der Atemfrequenz völlig bestätigt werden, da die intraindividuelle Differenz zwischen Atemfrequenz und Waagenausschlag gleich Null war (s. Tab. 3). In weiteren 7 Fällen konnten Abweichungen festgestellt werden, die noch als „Übereinstimmung“ gewertet werden können. Somit lag also gemäß des gewählten Kriteriums in 11 von 16 Fällen (~ 69%) eine „Übereinstimmung“ vor. In den übrigen 5 Fällen lag die relative Differenz über dem Wert von 20%, der als erlaubte Abweichung eingesetzt wurde. Bei der Betrachtung von Tabelle 4 wird deutlich, dass der angenommene Zusammenhang zwischen der Herzfrequenz und dem Waagenausschlag nicht bestätigt werden konnte. In nur 2 Fällen wurde eine völlige „Übereinstimmung“ nachgewiesen, d.h. die Herzfrequenz und der Waagenausschlag waren identisch. In einem weiteren Fall wurde eine relative Übereinstimmung erreicht. Zusammenfassend kann folgender Schluss aus dem durchgeführten Experiment gezogen werden: a) Körperschwingungen werden durch die Folgen körperlich intensiver Arbeit (erhöhte Atemfrequenz/ erhöhte Herzfrequenz) bzw. künstlich erhöhte Atemfrequenz ausgelöst. b) Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Atemfrequenz und der Waagenausschlagsfrequenz (Übereinstimmung von 69%) bzw., bei angehaltenem Atem, ein nur geringer Zusammenhang zwischen der Herzfrequenz und der Waagenausschlagsfrequenz (nur eine Übereinstimmung von 19%). 5. Diskussion 5.1 Zur Zielsetzung Bei dem Versuch galt es, einen Zusammenhang zwischen vertiefter Atmung sowie erhöhter Herzfrequenz (z.B. nach körperlich intensiver Arbeit) und Ganzkörperschwingungen aufzuzeigen. Die Ergebnisse der Messungen bestätigten den vermuteten Zusammenhang in der Form, dass es beim intensiven Atmen vor und nach körperlicher Arbeit zu einem deutlich wahrnehmbaren Waagenausschlag kam, dessen Frequenz in unzweifelhaftem Zusammenhang mit der Atemfrequenz stand. Sehr deutlich wurde das Ergebnis bei der tiefen Atmung vor intensiver körperlicher Arbeit. Hier kam es in 69% der Fälle zu einer relativen Übereinstimmung zwischen der Atemfrequenz und der Anzahl der Waagenausschläge. Ursache dafür dürfte eine relevante Massenverschiebung in der Vertikalebene sein, die auch mit weniger empfindlichen Personenwaagen registriert werden kann. Die schwächeren Rückstoßeffekte durch den Blutauswurf mit jedem Herzschlag ließen sich offensichtlich nicht so eindeutig registrieren, obgleich sie für den Biathleten relevanter sind: Bei angehaltenem Atem nach körperlicher Arbeit konnte nämlich nur ein sehr geringer Zusammenhang zwischen der gemessenen Herzfrequenz und der Frequenz des Waagenausschlags aufgezeigt werden (in 19% der Fälle). 5.2 Zur Methodendiskussion Die bei diesem Versuch eingesetzten „einfachen Mittel“, wie die mechanischen Personenwaagen, sowie die Stoppuhren, haben sich durchaus bewährt. Zwar ist eine geringfügige Abweichung zwischen den Waagen möglich, diese konnte jedoch durch die hoch angesetzte Fehlerwahrscheinlichkeit von 20% weitestgehend nivelliert werden. Letztlich kam es bei dem Versuch aber auch auf die Motivation der Teilnehmer an, die ihnen gestellte Aufgabe möglichst präzise durchzuführen. Daher galt es, den 76 Versuchsaufbau so einfach wie möglich zu gestalten, um die eigenständig arbeitenden Probanden nicht zu verwirren. Nach Abschluss der Tests kann der Versuch als gelungen bezeichnet werden, wodurch bewiesen wäre, dass sich auch komplexe Abläufe mit Hilfe vereinfachter Mittel nachvollziehen lassen. Eine genauere wissenschaftliche Analyse erfordert jedoch spezifischere Methoden. 6. Literaturverzeichnis MAREES, H., Sportphysiologie, Bochum 2002 NITZSCHE, K., Biathlon, Leistung – Training – Wettkampf, Wiesbaden, 1998 ZETKIN, M./SCHALDACH, H., Wörterbuch der Medizin, Wiesbaden, 1992 Hiermit versichere ich, dass ich die vorgelegte Seminararbeit selbstständig angefertigt und alle benutzten Quellen angegeben habe. Mainz, den 02.08.04 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Sport Seminar: Sportphysiologie – Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004 Seminarleiter: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Versuchsleiter: Alper Bozkurt, [email protected] Versuchsdatum: 22-06-2004 Motorisches Lernen anhand eines einfachen Beispiels: (Nr. 16) – Versuchsplan Versuchsziel: Nachweis eines motorischen Lernerfolges am Beispiel des Pedalofahrens Organisation: Gruppenbildung bestehend aus vier bis fünf Teilnehmern. Eine Versuchsperson Ein Zeitnehmer Ein Protokollant Ein sichernder Helfer Gerätebedarf: Pro Gruppe wird ein Pedalo und eine Stoppuhr benötigt. Versuchsablauf: Auf ein Startsignal des Zeitnehmers hin, legt die Versuchsperson eine vorher markierte, 10m lange Strecke, auf dem Pedalo zurück. Ziel ist es die Strecke so schnell wie möglich zu bewältigen. Um Stürze zu vermeiden, wird die Versuchsperson von einem Helfer gesichert. Die Stoppuhr wird vom Zeitnehmer beim Startsignal gestartet und bei Überquerung der Ziellinie gestoppt. Der Protokollant zählt die Bodenkontakte des Fahrers vom Startsignal bis zur Überquerung der Ziellinie. Danach trägt der Protokollant die gestoppte Zeit und die Bodenkontakte des Probanden in das Versuchsprotokoll ein. Die Versuchsperson führt sechs aufeinander folgende Versuche (ohne Pause!) durch. Drei dieser Versuche vorwärts und drei rückwärts. Nach dem 6. Versuch werden die Aufgaben innerhalb der Gruppe neu verteilt. Versuchsprotokoll: Name: __________________________ Probandennummer (wird vom Versuchsleiter eingetragen) _____ Geschlecht: m/w Bist du bereits mit dem Pedalo gefahren: Ja / Nein Wenn ja, wann? vor _______ Tagen/Wochen/Monaten/Jahren 77 Versuch Zeit (s) Absteiger 1 vw 2 vw 3 vw 1 rw 2 rw 3rw Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 78 Johannes Gutenberg-Universität Mainz Seminar Sportphysiologie: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004 Seminarleiter: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Versuchsleitung: Alper Bozkurt; Datum: 29.06.2004 Motorisches Lernen anhand eines einfachen Beispiels (Nr. 16) – Datenblatt 79 80 81 Johannes Gutenberg-Universität Mainz Seminar Sportphysiologie: Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004 Seminarleiter: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Versuchsleitung: Alper Bozkurt; Datum: 29.06.2004 Motorisches Lernen anhand eines einfachen Beispiels (Nr. 16) – Versuchsbericht 82 83 84 Sportphysiologisches Seminar : Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Daniel Nemetschek, Datum: 29.06.2004 Email: [email protected] Bedeutsamkeit des visuellen Kanals für die Sensomotorik bei raschen Bewegungen (Nr. 17) – Versuchsplan Versuchsziel: Es soll ermittelt werden ob der visuelle Kanal entscheidend für die Sprunghöhe des Jumpand-Reach-Tests ist. Organisation: Die Probanden werden in Gruppen zu je drei Personen eingeteilt, wobei eine Versuchsperson, eine Person die Messwerte (Sprunghöhe minus Reichhöhe) abliest und die Zeit nimmt und ein Protokollant ihre Aufgaben wechseln. Hilfsmittel: Magnesia, Maßbänder, Augenbinden, Uhren, Schreibzeug Versuchsablauf: Um die Reichhöhe zu messen steht der Proband seitlings zur Wand und streckt die wandnahe, mit Magnesia präparierte Hand möglichst weit nach oben, ohne dabei auf die Zehenspitzen zu gehen und markiert am höchsten Punkt die Wand. Die ermittelte Höhe wird lotgerecht ausgemessen und im Versuchsprotokoll notiert. Beim Sprung soll der Proband jeweils drei Sprünge sehend sowie drei Sprünge blind ausführen. Der Ablauf wird sich so gestalten, dass der Versuchsleiter die Hälfte der Gruppe anweisen wird zuerst dreimal „blind“ zu springen und danach „sehend“, wobei die andere Hälfte zuerst „sehend“ und danach „blind“ den Versuch durchführt. Die Probanden stehen jeweils seitlich zur Wand und sollen an der höchsten Stelle, im oberen Totpunkt an die Wand schlagen. Die Werte sollen auf 0,5 cm genau bestimmt werden. Die Pause zwischen den Sprüngen soll 30 Sekunden betragen. Geschlecht: weiblich Name: Versuch 1- sehend 2- sehend 3- sehend 1- blind 2- blind 3- blind Versuch 1- blind 2- blind 3- blind 1- sehend 2- sehend 3- sehend Reichhöhe Sprung männlich Differenz Abweichungen vom Versuchsplan und besondere Vorkommnisse bitte auf der Rückseite notieren 85 Sportphysiologisches Seminar : Experimente mit einfachen Mitteln SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Daniel Nemetschek, Datum: 29.06.2004 Email: [email protected] Bedeutsamkeit des visuellen Kanals für die Sensomotorik bei raschen Bewegungen (Nr. 17) – Datenblatt Tab. 1: Rohdatentabelle des Jump-and-Reach-Tests der einzelnen Probanden sowie Mittelwerte und Standartabweichungen Vp= Versuchsperson, Vp1-11= sehend zuerst, Vp12-20 = blind zuerst, Sex = Geschlecht, S1 = sehend 1.Versuch, B1= blind 1.Versuch, Smax = sehend maximaler Versuch, Smittel = sehend Mittelwert, SD= Standartabweichung, m = männlich, w = weiblich, Diff = intraindividuelle Differenz sehend-blind, fett markiert = Versuchsperson mit gleichem Smax-Bmax oder größerem Bmax als Smax Vp Sex m 1 m 2 m 3 m 4 m 5 m 6 m 7 m 8 m 9 m 10 m 11 m 12 m 13 S1 S2 S3 Smax Smittel B1 B2 B3 Bmax Bmittel 46,0 44,0 46,0 46,0 45,3 43,0 40,0 40,0 43,0 41,0 44,0 48,0 47,0 48,0 46,3 47,0 45,0 45,0 47,0 45,7 63,0 62,0 60,0 63,0 61,7 59,0 61,0 57,0 61,0 59,0 47,0 51,0 53,0 53,0 50,3 46,0 50,0 49,0 50,0 48,3 38,0 46,0 47,0 47,0 43,7 41,0 45,0 45,0 45,0 43,7 52,0 54,0 54,0 54,0 53,3 53,0 52,0 50,0 53,0 51,7 53,0 55,0 54,0 55,0 54,0 52,0 51,0 51,0 52,0 51,3 48,0 46,0 44,0 48,0 46,0 47,0 42,0 47,0 47,0 45,3 50,0 50,0 50,0 48,0 49,3 50,0 49,0 48,0 50,0 49,0 48,0 49,0 47,0 49,0 48,0 46,0 48,0 49,0 49,0 47,7 37,0 46,0 49,0 49,0 44,0 46,0 45,0 48,0 48,0 46,3 43,5 44,5 37,5 44,5 41,8 40,5 44,5 46,5 46,5 43,8 66,5 71,5 69,5 71,5 69,2 59,0 61,0 62,5 62,5 60,8 Fortsetzung nächste Seite Diff 3 1 2 3 2 1 3 1 0 0 1 2 9 86 m 51,0 47,0 52,0 52,0 50,0 44,0 47,0 45,0 14 m 51,0 50,0 48,0 51,0 57,0 56,0 55,5 57,0 43,0 44,0 43,0 44,0 54,0 50,0 53,0 54,0 40,0 40,0 41,0 41,0 37,0 36,0 37,0 37,0 49,0 49,5 49,3 50,7 49,3 46,4 47,2 47,4 Mm,18 50,1 50,8 50,4 52,0 50,4 47,6 48,4 48,6 1,5 2,0 1,9 2,1 1,7 1,4 2,8 1,5 2,1 1,9 54,2 0 39,0 36,0 5 51,0 50,7 3 - 42,0 40,7 1 32,0 31,7 5 48,6 47,0 2,1 49,8 48,2 2,2 1,7 1,5 0,2 1,7 1,5 0,2 1,4 SDm/w,20 SD m,18 57,0 36,7 32,0 32,0 31,0 20 Mmw,20 2,7 2 40,3 39,0 41,0 42,0 19 w 48,0 52,3 51,0 51,0 50,0 18 w 49,0 43,3 35,0 34,0 39,0 17 m 5 56,2 51,0 57,0 54,5 16 m 45,3 49,7 47,0 49,0 48,0 15 m 47,0 2,1 1,7 1,3 1,4 Abb. 1: Verteilung der Sprunghöhendifferenzen, rangiert aufsteigend nach der Höhe der Differenz der maximalen Versuche sehend - blind, negative Werte = blind höher gesprungen als sehend, positive Werte = sehend höher gesprungen als blind 87 Abb. 2: Regressionsgerade der maximalen Wertepaare Sprunghöhe sehend und blind, r = 0,923, n = 20 Tab. 2: Korrelation für 20 Versuchspersonen. r = Korrelationskoeffizient, m = männlich, w = weiblich, M = Mittelwerte, Max = Maximalwerte, n = Anzahl der Versuchspersonen, ( ) = da n =2 r Mm, n18 (r Mw, n2) r Maxm, n18 (r Maxw, n2) 0,894 0,927 0,956 0,967 Sportphysiologisches Seminar : Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004, Fachbereich Sport, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leitung: Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Referent: Daniel Nemetschek, Datum: 29.06.2004 Email: [email protected] Bedeutsamkeit des visuellen Kanals für die Sensomotorik bei raschen Bewegungen (Nr. 17) – Versuchsbericht 1. Einleitung Gegenstand dieser Seminararbeit war es, die Bedeutsamkeit des visuellen Kanals für die Sensomotorik bei raschen Bewegungen zu erörtern. Es wurde hierfür ein Jump 88 and Reach Test eingesetzt, um festzustellen inwieweit ein Springen ohne Sicht die Sprunghöhe beeinflusst. 2. Literaturüberblick Sensomotorik lässt sich aus den Begriffen Sensorik und Motorik herführen. LANG (S. 37/38, 2000) definiert Sensomotorik als „nervale und motorische Prozesse, die über Sinnesempfindungen und deren Verarbeitung zu einer motorischen Antwort führen“. Nach PROHL (S. 402, 1996) „bezeichnet die Sensomotorik den Gegenstand der kybernetisch orientierten Theorie über den Zusammenhang der sensorischen und motorischen Systeme“. Für KLINKE (S. 656/650, 1996) nimmt der Bewegungs- und Lagesinn eine Sonderstellung unter den Sinnen ein, da er „Informationen aus mehreren Rezeptorsystemen verarbeitet, speziell aus dem Gleichgewichtsorgan (Vestibularsystem), dazu aus dem visuellen und dem propriorezeptiven System“. Der Vestibularapparat liegt beidseitig im Felsenbein, ist also Teil des Innenohrs. Angefüllt ist das Organ mit zwei Flüssigkeiten: Endo- und Perilymphe. Es besteht ferner aus zwei morphologischen Untereinheiten aus dem Makularorgan und dem Bogengangsorgane. Die Sinnesepithelien (Haarzellen) werden durch Reibung der Flüssigkeiten, verursacht durch Bewegungen der Endolymphe, innerviert (LANG, S. 80/81, 2000). ZIMMERMANN (S. 217/218, 1990) versteht unter Proprioreception die Wahrnehmung der Stellung und Bewegung des Körpers. Die Körperstellung wird durch die Stellung der Gelenke bestimmt, welche wiederum passiv von außen oder aktiv durch Muskelkontraktion in ihren Positionen verändert werden können. BAUER führte im Rahmen einer Staatsexamensarbeit das im Versuchsplan beschriebenen Experiment durch und konnte mit seinem Versuch bestätigen, dass es andere Sinnesorgane gibt, welche die Aufgaben des Auges in diesem Versuch nahezu ersetzten können (s. auch ULMER et al., 2001). Nach LANG (S. 66, 2000) ist das „Auge in der Lage, elektromagnetische Wellen mit einer Wellenlänge von 400 – 475 nm aufzunehmen und Bilder von Objekten zu entfernen, von denen diese Strahlen ausgehen“, es dient somit der Orientierung im Raum. Durch diese Ausstattung bedingt, kann von einer gewissen Redundanz der Sinnesorgane gesprochen werden. Zwar können durch Interdependenzen auch Täuschungen entstehen, bleibt das System jedoch beim Ausfall eines Teiles recht funktionsfähig. 3. Hypothese Der Literatur nach und vor allem des vorangegangnen Versuches von BAUER muss folglich mit keinem wesentlichen Einfluss durch das Nehmen der Sicht auf den Jump and Reach Test gerechnet werden. 4. Methodik Der Versuch wurde gemäß des Versuchsplans vom 29.06.2004 durchgeführt. Untersucht wurden die Studenten des sportphysiologischen Seminars. Die Anzahl der Probanden betrug 20, wobei 18 männliche und 2 weibliche Teilnehmer untersucht wurden, für die weiblichen Teilnehmerinnen machte es aufgrund der geringen Anzahl keinen Sinn, Standardabweichungen oder Korrelationskoeffizienten zu errechnen. Alle Teilnehmer absolvierten je drei gültige Versuche. 89 5. Ergebnisse Die Ergebnisse der untersuchten Gruppe können auf dem Datenblatt zum Versuch vom 29.06.2004 eingesehen werden. Tabelle 1 gibt die Rohwerte über die 6 Sprünge (3 sehend und 3 blind) wieder, enthält außerdem Angaben über Geschlecht, durchschnittliche Sprunghöhe, maximale Sprunghöhe, die intraindividuelle Differenz der maximalen Versuche sowie über die Mittelwerte und Standardabweichungen von den Maximalwerten und Mittelwerten. So sprangen die Probanden im Durchschnitt maximal 50,7 cm hoch, ohne Sicht waren es dann 48,6 cm was eine Differenz von 2,1 cm (ca. 4%) ergibt. Die Standardabweichungen (differenziert angegeben für männliche, alle und bezüglich aller Sprünge, der Maximal- und Mittelwerte) betragen für die Maximalwerte sehend 1,7 cm und für blind 1,9 cm. In Abbildung 1 ist die Verteilung der Differenzen der Maximalwerte sehend zu blind dargestellt (von negativen zu positiven Werten rangiert). Es ist zu erkennen, dass die Versuchspersonen 12 und 19 blind höher gesprungen sind als sehend und die Versuchspersonen 9,10 und 16 jeweils gleich hoch gesprungen sind. Die übrigen 15 Probanden sind sehend höher gesprungen als blind. Im Korrelationsdiagramm Abbildung 2 schneidet die extrapolierte Regressionsgerade die Ordinate (y) bei einem Wert von 2,2. Die Korrelation zwischen den maximalen Wertepaaren liegt bei r = 0,923. Daraus ergibt sich ein Bestimmtheitsmaß von 85%. Die Tabelle 2 zeigt, dass die Korrelation für die Maximalwerte der Männer bei 0,956 liegt. Die Korrelation für die Mittelwerte liegt bei den Männern bei 0,894 und für die Gesamtgruppe bei 0,923. 6. Diskussion Die Ergebnisse des Versuchs weisen in die gleiche Richtung: Es wird deutlich, dass das Verbinden der Augen kaum Einfluss auf die Sprunghöhen hatte (siehe Tab.1). Dem entspricht auch die ermittelte strenge Abhängigkeit der maximalen und durchschnittlichen Sprunghöhen jeweils blind und sehend voneinander. Als weiterer sehr entscheidender Punkt muss erwähnt werden, dass sogar 2 Personen (10%) blind höher gesprungen sind als sehend und weitere 3 Personen (15%) in ihrer maximalen Sprunghöhe keinen Unterschied von sehend zu blind zeigten, lediglich 75% der Teilnehmer sind sehend höher gesprungen als blind. Die geringen Abweichungen der maximalen Sprunghöhen vom Mittelwert sowohl sehend als auch blind unterstreichen das Ergebnis und schaffen Vertrauen in die Repräsentativität der Ergebnisse und Probanden. Da die durchschnittlichen Werte für S1 bis S3 und B1 bis B3 nur diskret voneinander abweichen, also kein wesentlicher Leistungsverlust oder eine Leistungssteigerung verzeichnet werden kann, darf behauptet werden, dass kein Lern- und kein Ermüdungseffekt eingetreten ist. Hierfür muss auch der systematische Wechsel der Sprungreihenfolge erwähnt werden (siehe Versuchsplan). Dies unterstreicht auch, dass die Abweichungen der Durchschnittswerte von B1 zu B3 extrem gering sind. Die Probanden konnten ihre Sprünge also vom ersten Sprung an ohne Sicht fast so gut koordinieren wie sehend. Die Klärung der Frage, wie es die Probanden schafften, blind eine derart exakte Positionierung des Anschlages mit der Hand zu erreichen, kann leider nur spekulativ 90 beantwortet werden. Sie schaffen es auf jeden Fall ohne visuelle Orientierung. Es scheint als ob das Vestibularsystem mit seinen Makularorganen, oder die Propriorezeptoren, oder etwa beide Systeme zusammen ausreichen, um derartige Leistungen zu vollbringen. Zum Vergleich der Werte und zur Berechnung der Korrelation wurden jeweils die Maximalwerte der blind und sehend gesprungenen Versuche gewertet, dies aus zwei Gründen: 1. um nach unten ausreißende Werte nicht mit einbeziehen zu müssen. Denn die Ausreißer nach unten sind oft durch die nicht optimale Ausübung des Versuches entstanden und nicht aufgrund des wirklichen Leistungsvermögens. 2. um, wie bei sportlichen Wettkämpfen üblich, auch hier den Maximalwert (wie auch bei den Maximalkraftversuchen) in den Vordergrund zu stellen. 7. Schlussbetrachtung Die Bedeutsamkeit des visuellen Kanals konnte in dieser Versuchsdurchführung überprüft und somit unter den vorliegenden Bedingungen für die Aufgabe des Versuches sogar relativiert werden. So zeigen die Ergebnisse auf, dass es den Probanden durchaus möglich war, blind nahezu genauso gut den höchsten Punkt der Flugbahn wahrzunehmen, wie sehend. Dazu gehört auch, dass somit die tatsächlich realisierten Sprunghöhen einander fast entsprechen. Es konnte im Versuch gezeigt werden, dass ohne visuelle Orientierung, also über die übrigen kinästhetischen Sinneskanäle, die vorliegenden Leistungen realisiert werden konnten. Als deutlichster Beweis dafür und außerdem am erstaunlichsten ist die Tatsache, dass 2 von 20 Probanden blind höher gesprungen sind als sehend und weitere 3 Probanden keine Unterschiede in ihren maximalen Sprunghöhen aufwiesen. 8. Literatur BAUER, M: Die Bedeutsamkeit des visuellen Kanals für den Jump and Reach Test, Staatsexamensarbeit, Mainz 1999 KLINKE, R.: Lehrbuch der Physiologie, 2., neugestaltete und überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 1996 KLINKE, R. u. SILBERNAGL, S.: Taschenatlas der Physiologie, 3. vollständig überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 2001 LANG, F.: Basiswissen Physiologie, Springer Verlag Berlin/ Heidelberg/ New York, 2000 PROHL, R.: Sensomotorik. In RÖTHIG, P. (Hrsg.): Sportwissenschaftliches Lexikon, Schorndorf 1996 ULMER, H.-V., BAUER, M. u. BERWANGER, A. P.: Wie bedeutsam ist der visuelle Kanal für die Sensomotorik bei raschen Bewegungen?, Vortragsmanuskript auf der 4. Jenaer Arbeitstagung Motodiagnostik-Mototherapie vom 20. bis 21. Juli 2001 in Jena. Abstract p. 48 http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/Physio/SchriftenverzeichnisIII/329 ZIMMERMANN, M.: Das somatoviscerale System. In SCHMIDT, R. F. u. THEWS, G. (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 24. Auflage, Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1990 Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Seminararbeit selbstständig angefertigt und alle benutzten Quellen angegeben habe.