8. März, II Block 1: Warenhandel – Menschenhandel – Arbeitskraft Chinesische Seide, indische Kalikos, Maschinengarn aus Manchester – „Industrielle Revolution“ aus globalhistorischer Perspektive Vortragende: Andrea Komlosy (Wien) (liegt im Sekretariat Afrikanistik auf) Begriffe Industrie Gewerbliche Marktproduktion, Industriearbeit ist dafür erforderlich (Haus, Handwerk, Fabrik, bezahlt, unbezahlt,….) Industrialisierung Prozess des Wachstums d. industriellen Sektors im Verhältnis zu anderen Sektoren Deindustrialisierung Industrielle Revolution Sozioökonomische, techn., organisatorische Neuerungen, verbunden mit neuem mechanischen Antrieb, Zentralisierung (18.Jhdt.: führende Industrieländer: China, Indien) Nur wenige Staaten mit industrieller Revolution: GB, europ. Kontinent tw. (wichtigste Industrieproduzenten vollzogen keine IR) Spezialisierung: Textilsektor, China und Indien bzw. England und Schweiz Wie waren Arbeit und Produktion organisiert? Englische Entwicklung: englische IR war eine Form des Aufholens GBs gegenüber den asiatischen Ländern; viele asiatische Textilregionen gerieten durch die Engländer unter Druck, was dort in Deindustrialisierung umschlug (= Kehrseite der Revolution). Ausgangspunkt 18.Jhdt.: Regionen waren damals in eine Weltumfassende Arbeitsteilung eingebunden mit Zentrum Mittelmeerraum NW-Europa, asiatische Reiche gerieten in westliche Abhängigkeit was einen Wandel zur Folge hatte: Hegemonie der europ. Seemächte trat an die Stelle einer multizentralen Ordnung (England, NL, F,…); Interpretation des Wandels wurde von Europa geprägt! Europ. Entwicklung relativieren: regionale Perspektive wechseln! Interkulturell vergleichen! China: Kapitalistische „Sprossen“? 18.Jhdt., Bestandsaufnahme: Baumwollindustrie: größter Wirtschaftssektor Chinas, bäuerliche Hausindustrie (der Mann pflügt, die Frau webt), Nachfrage nach Textilien entsteht, 60-70 Millionen Baumwollstoff-produzierende Haushalte (für den Markt produziert), keine merkantilen Verleger, keine technische Innovation, Monopol des Außenhandels (chinesische Regierung kontrollierte den Handel indem sie nur einen Hafen zuließ). Seidenindustrie: auch in den bäuerlichen Haushalt integriert, außer Weberei: war eigenes Handwerk (staatl. Manufakturen, private Handwerker). Beginn 18.Jhdt. bildet sich in den Städten ein Unternehmertum das die ländl. Unternehmen unter Kontrolle bringt („Zhang-fang“ System = Verlegersystem: Generalunternehmer kontrollieren durch Einkauf ihre Zulieferer/Verleger, arbeitet über Mittelsmänner; gewisse Vorarbeiten werden aufgeteilt auf andere Betriebe Spezialisierung). Chinesischer Kapitalismus? Baumwollindustrie: keine Ansätze von Kapitalismus (obwohl dort mehr produziert wurde als in der europ. Baumwollindustrie); Seidenindustrie: „Kapitalistische Sprossen“ (Embryonic Capitalism) China wurde vom Westen zu Unrecht des orientalischen Despotismus’ bezichtigt VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Indien: Das „Thread & Money“-System der Ostindien-Kampagnien - Küsten waren von europ. Handelskompanien gesäumt (Welthandel war aber schon vorher da); vorwiegend Gewürze, später Dekorstoffe (z.B. Calico – hochwertiger Baumwollstoff), ca. seit 1500 - 1650 bis 1750: Beziehung zw. Europäischen Händlern und indischen Produzenten wandelt sich: immer weitere Eingriffe der Händler in den Produktionsprozess (Wunsch nach Standardisierung, Nachfrage war extrem hoch) - Handelskompanien nehmen immer mehr Einfluss: „Thread&Money“-System: Verlagssystem, unter Kontrolle der Handelsgesellschaft (ähnlich wie Zhang-fang – Arbeitsteilung, Kredite, Vorschüsse, Mittelsmänner,…) - Um 1700: Importverbot für indische Baumwolldrucke (obwohl sie davor stark in Mode waren), wodurch gewisse Regionen in Indien herunterkommen (Ausnahme Bengalen: unbedruckte Stoffe werden sehr populär) Kapitalistischer Charakter? Eindeutig vorhanden, ist allerdings nicht in eine IR gemündet sondern in Deindustrialisierung - Ab 1757: East Indian Company lenkt den indischen Export um (Rohbaumwolle,…) England: die „klassische Legende“ Interne Faktoren: - England als Ursprungsland der Industriellen Revolution (Technisch/mechanischer Aspekt florierte sehr stark sehr schnell, Arbeitsbedingungen - Mentalitätswandel, gesellschaftliche Situation – staatliches Engagement bei neuer Produktionsweise,…) - Durch diese Faktoren entsteht ein Gesamtbild in dem sich die engl. Gesellschaft in ihrer inneren Dynamik präsentiert (modern, wachstumsorient, kapitalistisch,…) England andersrum: Musterland der Importsubstitution Importsubstitution: versucht Importe durch Einheimische Produktion zu substituieren um von außen unabhängig zu werden. Globaler Aufstieg: - englischer Aufholprozess beginnt im 16.Jhdt.: eigene Kapazitäten entwickeln, Protektionistische Maßnahmen (auch militärisch), Eroberung von neuen Absatzmärkten (Bsp.: Konkurrenz der Holländer wird gebrochen: England wird Wollstoffproduzent – vorher wurde nur Schafswolle produziert, kein Endprodukt) - Baumwolle, Seide: Import aus Asien wurde mit Lateinamerikanischem Silber (Kolonie) bezahlt; Konkurrenz zw. Einerseits den Handelsgesellschaften, andererseits den Produzenten - 17.Jhdt.: „Verlagssystem“ (nicht zentralisiert, aber auf Massenabsatz gerichtetes Produktionssystem): sowohl in England (Wollstoffe) als auch in Indien (Spinn- und Webarbeiten); überall getragen von der ländlichen Bevölkerung - Importverbot für indische Calicos basiert auf einer Forderung nach Einfuhrverbot für indische Wollprodukte, nicht aber für schlichte gewebte Stoffe (England hatte keine Webereitradition). Damit sollte der Re-Export von bedruckten Stoffen nach Indien erschlossen werden. Interessensgegensätze: - Wollproduzenten – Importeure (Importverbot für Drucke). - Wollproduzenten – Baumwollproduzenten (1720 Erzeugungs- und Konsumverbot für Baumwolldrucke, Luxusgesetz – durchgesetzt von englischen Baumwollproduzenten; 1736 wieder aufgehoben). - Mechanisierung (Baumwollindustrie ist leading sector; 1740-1770: Verlagssystem bildet sich heraus, ist aber nicht ausreichend weshalb bis 70er noch immer zusätzlich aus Indien importiert wird; ab 1770er: Mechanisierung des Spinnens, später des Webens). - Indische Rohbaumwolle wird von nun an nicht mehr für England produziert (eher für chinesische Tees, Zucker…) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Ab Ende 18.Jhdt.: Rohbaumwolle wird aus Karibik und Südamerika importiert (Sklavenarbeit) IR ist kein singuläres Ereignis, sonder die Mechanisierung war eine Folge der Importsubstitution. Spitzenreiter der Textilproduktion waren damals die ostasiatischen Gebiete. England schaltete Koloniale Konkurrenten, Produzentenkonkurrenz etc. aus und wurde damit Vormacht. Um diese Vormachtsrolle gab es starke Konflikte! (GB, F,…) z.b. Kontinentalsperre der Franzosen - 1720-1730 gab es einen Versuch einer Ost-Indien-Handelskompanie seitens Österreich; hatten aber keine Chance gegen die Großen GB, F, NL, Spanien,… und haben es freiwillig wieder eingestellt Österreich und die Schweiz: Industrialisierungserfolge ohne Kolonien? - gute Entwicklung (ab 1718) der Textilindustrie weil keine Konkurrenz mit anderen großen Mächten - erfolgreiches Verlagssystem ab 18.Jhdt.; wird aber stark unter Druck gesetzt ab dem Moment in dem es in England Maschinengarn gibt; Reaktionen: es wurde im Nachvollzug Industrialisiert, Rückstände blieben aber aufrecht Die andere Seite der Medaille: Deindustrialisierung der alten Gewerbezentren Bis Mitte 18.Jhdt. waren die großen Gewerbezentren nicht in Europa, sondern - in den heutigen „3.Welt“ Staaten - in China, Indien, Japan. Durch die Importsubstitutionen und die maschinelle Weiterentwicklung verlagerte sich der Schwerpunkt Mitte 18.Jhdt. in Richtung Westen (Newly Industrialised Countries), v.a. England (alte Gewerbezentren wurden zu Rohstoffproduzenten, England zum Weiterverarbeiter). China und Japan blieben aber weiterhin unabhängig. Mit der Industrialisierung Englands ging somit eine Deindustrialisierung der alten Gewerbezentren einher. Europäischer Sonderweg oder globale historische Wende? Wird je nach Gesichtspunkt (Asien/Europa) anders interpretiert. 15. März, III Block 1: Warenhandel – Menschenhandel – Arbeitskraft Vom Menschenhandel zum Warenhandel (Arno Sonderegger) Schwerpunkt: Anti-Sklavenhandelbewegung im 19.Jhdt. (Afrika) „Vom transatlantischen Sklavenhandel zum sogenannten legitimen Handel mit agrarischen Produkten“ Wandel im Laufe des 19.Jhdts. wird als automatische Wandlung angesehen. Transatlantischer Sklavenhandel - setzt zu Beginn des 16.Jhdts. ein Zweck waren die Zuckerplantagen der neune Welt, die mit menschlicher Arbeitskraft versorgt werden mussten: Einsatzgebiet Karibik (Indianer Amerikas waren zahlenmäßig zu gering; eingewanderte Europäer waren nicht einsatzfähig) Mehrere Regionen Afrikas waren betroffen: v.a. westafrikanischer Raum, später Tendenz nach Süden (Portugiesen sind immer weiter nach Süden vorgedrungen und hatten bis Mitte 17.Jhdts. eine Monopolstellung im Sklavenhandel) Sklavenhandel wurde betrieben von v.a. den Portugiesen; ab Mitte 17.Jhdt. wurde deren Monopolstellung von den Niederlanden gebrochen, danach kein neues Monopol VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - (lange Zeit waren viele Nationen Europas beteiligt – GB, F, D, Dän, Schweden,…); auch Afrikaner haben vereinzelt daran teilgenommen; 18.Jhdt.: Sklavenhandel hat sich extrem intensiviert (verschiedene Gründe); Zahlen: ca. 10-20 Millionen im Laufe der Jahrhunderte 1807: Sklavenhandel wird in GB verboten; wurde von nicht allen Afrikanern positiv aufgefasst (Wirtschaft war dahin gehend ausgerichtet) Gründe für das Verbot Kombination aus wirtschaftlichen und humanitären Gründen: - Menschenhandel wurde moralisch in Frage gestellt (Abolitionsbewegung) - Ökonomische Entwicklung in Europa und den Kolonien: o Sklavenhandel wurde für den englischen Staat unrentabel o Konkurrenz der franz. Zuckerrohrplantagen in der Karibik war spürbar für den englischen Staat o Beginn 19.Jhdt.: Kontinentalsperre machte England klar dass es nicht abhängig von der Produktion in den Kolonien werden möchte da es sonst schnell von Zufuhr abhängig werden könnte (langsamer Umstieg auf Zuckerrüben aus dem heimischen Anbau) o Das ganze ging natürlich auch zu Lasten der englischen Plantagen in der Karibik, der Verlust war aber in Relation nicht so schlimm (es war profitabler, Frankreich durch deren Zuckerproduktion zu schwächen; bedeutete auch, dass sie die eigenen Plantagen geschwächt haben, England war aber nicht so darauf angewiesen wie Frankreich) o Aufgrund der Industrialisierung/Maschinisierung war immer mehr Bedarf an Tropenprodukten da (Erdnüsse, Öle Schmiermittel, Seife), insofern war GB sehr an einem Wandel in Bezug auf die Handelsgüter interessiert (mehr Tropenprodukte als menschliche Arbeitskraft) o Durch die gesteigerte Produktion wurden neue Absatzmärkte gesucht, zb der afrikanische Markt - Eric Williams (1944): Buch zum Thema Sklavenhandel: Interpretierte die Abolitionsbewegung nur als ideologische Begleiterscheinung zu den ökonomischen Faktoren: das Verbot des Sklavenhandels sei eine logische Entwicklung in Europa stellte dieser Auffassung starke Kritik gegenüber und führte alles auf eine wirtschaftliche Frage zurück behauptete, dass sich die englische Industrialisierung sich aus Geldern vom Sklavenhandel finanziert wurde ein heiß umstrittenes Thema (hängen die Unterentwicklung Afrikas und die Entwicklung des Westens so direkt zusammen?) - Andere Meinung: Sklavenhandel einerseits und Industrialisierung andererseits bedingen sich gegenseitig (= Position von Williams); lange Zeit waren einzelne Bürger die großen Profiteure, nicht der Staat (war natürlich trotzdem von Vorteil für den Staat) Abolitionsbewegung: Fürsprecher (Abolitionisten): 3 Trägergruppen (mit engen Verbindungen) - Glaubensgemeinschaften Katholische Kirche gehörte nicht dazu; eher Gruppen von Quäkern: USA: schon länger antisklaverei Politik in die Praxis umgesetzt haben, allerdings fast nur in der eigenen Glaubensgemeinschaft; GB: 1787 wurde ein Komitee für den Stopp des Sklavenhandels gegründet, sehr wirksames politisches Instrument auf parlamentarischer Ebene; 3 NichtQuäker im Komitee: G. Sharp, W. Wilberforce, T. Clarkson (waren eigentlich die berühmtesten): haben mehrere Versuche gemacht ein Gesetz durchzubringen, z.b. 1789, 1791, 1807 ist das Gesetz zur Abschaffung des Sklavenhandels dann in Kraft getreten. Sklaverei an sich war aber noch immer im Gang und wurde bekämpft (Thomas Buxton: 1820er Jahre) Ende der 1830er Jahre trat das Antisklaverei Gesetz in Kraft. - Philosophen (Aufklärung) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Tendenz zur Säkularisierung im 18.Jhdt. äußerte sich in Antiklerikalismus (Bürgertum wollte sich mehr und mehr von der Herrschaft des Souveräns befreien); Rousseau, Herder, Frossard (1789: „Der Fall des Negerhandels und der Bewohner Guineas – Geschichte des Handels der Sklaverei von Schwarzen“ ist von der typisch gewordenen Ansicht ausgegangen, dass alle Menschen eine gemeinsame Natur hätten, wobei Europa zwar fortgeschrittener ist, Afrika in der Entwicklung sich aber am aufholenden Ast befinde, idealisiert Afrika fast schon als Land der Friedfertigkeit und Ruhe, Höflichkeit,…; macht die Europäer dafür verantwortlich, dass Afrika in einen kriegerischen Zustand geschlittert ist) Aufstrebendes Bürgertum („Segment“ der Bewegung) Ansiedlung von Sklaven in Sierra Leone: Allianz aus den Vertretern der 12 Apostel (9 Quäker + 3 Nicht-Quäker); Ex-Sklaven wurden von den Engländern rückgesiedelt Aboltionsgegner: 4 Gruppen - Kirche und Staat - Denker der Reaktion - Sklavenhändler - Sklavenhalter in den Kolonien Robert Norris: 1789: Buch über seinen Aufenthalt in Dahome (Königreich in Westafrika), wo er aktiv im Sklavenhandel war, schreibt über seine Erinnerungen: zieht Vergleiche zwischen Europa und Afrika (Kannibalismus, Barbarei, Wildheit Afrikas, betont dass Afrikaner kulturell keine Ahnung hätten wenn es nicht einen zivilisierten Handel mit Europäern geben würde = Sklavenhandel), interpretiert den Sklavenhandel als „Rettung der Afrikaner“, der Europäer bewirkt für sie eine Verbesserung ihrer Lage. 3 Ebenen des Verbotsgesetzes: 1. GB hat nach dem Sklavenhandelverbot diplomatische Initiativen gestartet damit auch andere Länder nachziehen 2. GB richtete Schiffsblockaden ein, die jedoch wenig erfolgreich waren (Handel war nicht wirklich kontrollierbar) 3. Änderung der Politik zum „informellen Imperialismus“ (territoriale Machtergreifung), über weite Strecken des 19.Jhdts. sehr lokal und beschränkt geblieben, trotzdem griffen Engländer immer weiter in afrikanische Angelegenheiten ein (z.b. Jurisdiktion) Folgen für Afrika: unterschiedliche Reaktionen - Sklavenhandel ging auch illegal weiter 3 Thesen: 1. Stabilisierungsthese (trotz des Verbots des Sklavenhandels sind die ökonomischen/ gesellschaftlichen Strukturen Afrikas dieselben geblieben) 2. Destabilisierungsthese (Abolition führte zu politischer Unordnung und nur manchmal zu Neuorganisationen) 3. Große regionale Unterschiede in Bezug auf die Auswirkungen des Sklavenhandelverbots; dort wo der Sklavenhandel fest verankert war haben sich im Zuge der Abolition auch tw. Sehr stabile Verhältnisse entwickelt; Einzelfälle sind primär interessant, Verallgemeinerungen schwierig VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz 22.März, III Block 2: Las Americas im Vergleich (19.Jhdt.) Vortragende: Martina Kaller-Dietrich Verhältnis der USA zu den lateinamerikanischen Staaten ist geprägt von Sendungsposition der USA (Opferrolle etc.) 19.Jhdt. ist in den Amerikas bereits postkoloniale Zeit Entwicklung von USA und LA lässt sich mit Rückblick auf die Kolonialzeit besser verstehen (heute: entwickelter Norden, unterentwickelter Süden): Eduardo Galeano: „Entwicklung ist eine Reise mit mehr Schiffbrüchigen als Seefahrern“ dort wo Entwicklung angestrebt wird (was DIE Doktrin des Westens im 20.Jhdt. war), gibt es viele negativ-Folgen Entwicklung ist ungleichzeitig und schafft diese Ungleichzeitigkeit selbst Kolonisation - - Lateinamerika: 1492 Columbus landet in der Karibik Zentralistisches Staatsunternehmen liegt der Kolonisation zu Grunde Sind Indios Vasallen/ zu missionierende Seelen? (sind sie menschlicher Art oder nicht? Sind sie würdig die Frohe Botschaft zu empfangen?); dahinter steht politische Fragen: wenn die Indios keine „Menschen“ sind dann können sie auch keine Untertan sein; Staat und Kirche treten gemeinsam als Kolonialisten auf (Conquista/spirituelle Conquista) Spanier wollten möglichst viele „Schätze“ erbeuten und nach Hause bringen; Staat+Kirche Bürokratie - - USA: 1607 Pilgrims landen in Jamestown, sind aber keine Repräsentanten einer Kolonialmacht sondern sind: Dissidenten Wie lässt sich das Land agrarisch nutzbar machen? Wollten keine Staat gründen sondern nur überleben und dort siedeln; Motiv der Immigration ist die Loslösung vom Mutterland (Separatismus); Dissidenz+Ideologie Separatismus Siedlungspolitik Gesiedelt wird: - in den präkolumbischen urbanen Zentren (Mittelamerika, Anden); die meisten Kirchen wurden auf präkolumbischen Kultstätten errichtet - in der Nähe von Minen - von Häfen; - Militärische Stützpunkte - Massive Konzentration von Verwaltungshauptstädten - Siedlungen an der Ostküste Norden: Anbindung an GB Süden: Anbindung an britische Karibik (Umschlagplatz v.a für Sklavenhandel) Es wird (anders als in LA) kein Zentrum geschaffen, wirtschaftliche Anbindungen müssen erst konstruiert werden. Organisation = föderal und wirtschaftlich flexibel Organisation der Kolonie = Zentralistisch Amerikanische Revolution 1804 – 1825: wird von sehr unterschiedlichen Ereignissen forciert; 1775 – 1783: alle ehemaligen Kolonien werden unabhängig, was auch von GB anerkannt VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Simón Bolivar in Südamerika: Vereintes militärisches Vorgehen gegen die spanische Herrschaft (es gibt eine „gemeinsame latinität“) nicht gelungen: - Neuspanien zerfällt in Mexiko und zentralamerikanische Konföderation (5 Länder) Lateinamerika reicht vom Mississippi bis Feuerland wurde: - Konföderation von 13 Staaten: N-Küste: Connecticut, Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island; Zentrum: Delaware, Pennsylvania, New Jersey, New York; S-Küste: Georgia, Maryland, North+South Carolina, Virginia; - Friedensvertrag von Paris 1783: Gebietsansprüche von Kanada bis Mississippi, Louisiana und Florida Unabhängigkeitsbewegungen: „Anfang einer antidespotischen Progression“ (D. von Bülow); Politische Entwicklung 1825 – 1870 - externe Konflikte: autonome Staatenbildung - interne Konflikte: Caudillismo, Konzessionen an die Indigenen, Diktaturen 1823 – 1898 - externe Konflikte: Krieg mit Mexiko (1846 – 1848) - Interne Konflikte: Indianer werden ausgegrenzt und ausgerottet: „trail of tears“ unter President Andrew Jackson (1829-37) im Zuge der „West-Bewegung“ Expansion der USA: größtes Immobiliengeschäft der Weltgeschichte Amerika den Amerikanern: - 1823 Monroe Doktrin Präsident James Monroe (1817-25) hat den Hegemonialanspruch über den Doppelkontinent formuliert (meinte die Zurückweisung der europäischen Interventionen – Amerika den US-Amerikanern); - 1845 „manifest destiny“: formuliert vom Journalist John L. O’Sullivan: Die Menschheit habe mit dem Aufstieg der USA zugleich den Gipfel der Zivilisation erklommen. Die Erschließung und der Besitz des Kontinents sei die „offenkundige Bestimmung“ der Vereinigten Staaten von Amerika. - 1846-48: manifest-destiny wird auch von militärischen Aktionen bestimmt (USamerikanische Truppen greifen Mexiko an) „green coats“ greifen Mexiko-Stadt an Gebietserwerbung der USA 1845-1898: - 1846: Aufteilung in einem Kaufvertrag besiegelt (Nordgrenze Lateinamerikas transferiert sich nach Süden; mehr als die Hälfte Mexikos wird in diesem Vertrag an die USA abgetreten; im Hintergrund standen politische Abmachungen, mexikanische Machthaber glaubten dass sie nicht fähig wären das gesamte Land zu kontrollieren) - 1867: Kauf Alaskas von Russland - 1898 :Annexion von Hawai und Protektorate im Pazifik und in der Karibik (z.B. Kuba) Kulturelle Alterität: - wurde im modernismo gegenüber dem hegemonialen Zentrum USA definiert - USA greifen bald in die Lage Lateinamerikas ein: o Militärisch o Wirtschaftlich (durch Kaufverträge) o Werden immer häufiger zu Kreditgebern für LA (Fruit Companies,…) Ende 19.Jhdt.: VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - kulturelle Elite hält sich an bekannte Konzepte wie etwa das der „Latinität“ wird wieder ein Thema man spricht vom „modernismo“ (getragen von den Eliten); Gegner wird identifiziert: USA 2 Autoren der Modernistas: - José Martí: „Nuestra América“ (1891) : Ein politisch eigenständiges LA bedarf nicht der Mission aus dem Norden; Modernität hat nicht nur das eine US-amerikanische Gesicht - Enrique Rodó („Ariel“ 1900) und seine Nachfolger die Arielisten: entwarfen eine auf die Überlegenheit der ethischen und religiösen Werte LA s gestützte Idee von der eigenen Zukunft und somit einer dynamischen lateinamerikanischen Identität. differenzierte Kritik am Utilitarismus der USA und zugleich am Voluntarismus der – allerdings klischeehaft ausgelegten –Philosophie Nietzsches erörtert Das politische Projekt: - in der Zeit der Modernistas gab es in LA trotzdem vorwiegend Diktaturen - die pragmatischen (liberalen) Kräfte haben sich währenddessen schon mit den Wirkungen der Globalisierung auseinandergesetzt - Liberalität meint in erster Linie den Freihandel. - Konflikt zwischen Liberalen (Öffnung der Märkte, Freihandel) und Konservativen (suchen nationalstaatliche Lösung) beherrschen auch die Diskussionen die zu den Modernistischen Konzepten führen 1876-1910: General Porfirio Díaz „weniger Politik, viel Verwaltung“ sowie „Ordnung und Fortschritt“ lagen dem Prototyp moderner Entwicklungsdiktaturen zugrunde; sog. „Porfiriat“ (wirtschaftliche Modernisierung wurde mit Auslandskapital vorangetrieben) Soziale Stratifikation Mexiko: Es kommt zu einer zentralistischen Lenkung und massiver Landkontralle (1% besitzt 97% des nutzbaren Ackerlandes während 70% der Bevölkerung am Land leben Lohnarbeiter, vor allem für Cash Crops) USA: Sklaverei im US-Süden und in Brasilien Brasilien: - 1888 Lei Aurea (Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei Sklaverei war eigentlich sehr teuer, in Brasilien vorwiegend „Einwegsklaven“); - bleibt bis ins späte 19.Jhdt. von Direktimporten abhängig (65% afrikanische Männer) USA: - 1863 Emancipation Bill - „Slave Breeding“ auf den Plantagen (Voraussetzungen wurden geschaffen, dass sich die afrikanische versklavte Bevölkerung reproduzieren konnte) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz 29. März, IV Revolution und Staatenbildung in Mexiko (Karen Imhof) Wesentliche Fragestellungen: - Welche gesellschaftlichen Gruppen revoltieren und inwiefern ist es ihnen möglich nationale mexikanische Anliegen zu vertreten? - Inwieweit konnte durch die Revolution eine Nationalisierung des mexikanischen Staates herbeigeführt werden? - Wie sieht der Staat aus, der sich nach der Revolution in Mexiko bildet? - Wie sieht der Einfluss des Auslandes auf die Revolution aus und wie wirkt er sich auf die postrevolutionäre Staatsbildung aus? Ad - Kolonialzeit: war eine spanische Kolonie zahlreiche Bodenressourcen die exportiert/geraubt wurden 1821 Unabhängigkeit Mexikos 1821-1850 Staatenwirren 1850-1900 mexikanischer Staat bildet sich heraus 1821-1850: Machtvakuum entsteht nach Abzug der Kolonialherren, mehr als 50 Militärregierungen wechseln sich ab: - Mexiko hatte als spanische Kolonie kaum Tradition der Selbstverwaltung - Immer noch vorherrschende Schicht war die spanische bzw. kreolische Elite; indigene Bevölkerung war nie in irgendeiner Weise eingebunden - Fehlte an einer homogenen politischen Elite: einerseits gab es die katholische Kirche, andererseits Großgrundbesitzer, und keiner der beiden wollte die indigene Bevölkerung in den Staatsapparat einbinden und als politisch Elite fungieren. - Machtfaktor Armee: war eher ein Unruhefaktor als ein Stabilisierungsfaktor, weil sie immer wieder in politische Angelegenheiten eingriff. - Wechselbeziehung zwischen sozialen Unruhen und dem Fehlen eines fehlenden Zentralstaates nach der Entkolonialisierung - Staat hatte kaum Steuereinnahmen (also keine Finanzeinnahmen) - Mexikanisch-amerikanischer Krieg 1816: dauert bis 1848, zeigt die Unfähigkeit Mexikos: die USA haben sich damals einen großen Teil Mexikos einverleibt (über 1/3 des ursprünglichen Gebietes) 1850-1900: Mit 1850 setzt ein Konsolidierungsprozess ein: - Kommt eher überraschend: Bürgerkrieg zwischen konservativen und liberalen ist ausgebrochen, liberale nehmen überhand - 1867 kommt es zur ersten Republik inklusive Staatsverfassung für föderalistischen Staat: - warum konnte die Staatsmacht zentriert werden? Es kam um die Jahrhundertwende zu starken ausländischen Investitionen (USA, England), vorwiegend im Bergbau und Erdöl (großteils von den Amis aufgekauft). Hat mehrere Wirkungen: - haben Einfluss auf die regionalen Machtgruppen - es bildet sich eine mexikanische Unternehmerschicht, die auch eine staatliche Rahmenbedingung fordert (Zentralstaat) - das Land wurde über Nacht industrialisiert, breite Bevölkerung konnte anfangs nicht partizipieren (Massenarbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Massenproduktion; keine kaufkräftige Menge) - die Leute die davon profitieren konnten waren entweder Ausländer und brachten das Kapital mit oder waren mexikanische Großindustrielle (gab nur wenig davon; im politischen Bereich vor allem deshalb mächtig, weil sie dem mexikanischen Staat oft in finanzieller Hinsicht aushelfen mussten). VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Staatliche Konsolidierung nach 1850: Regierungszeit Porfirio Diaz (Porfiriat) 1876-1910/11 - Eindringen nordamerikanischen und europäischen Kapitals (Außenöffnung) - Entstehung einer neuen politisch-wirtschaftlichen Führungsschichte (cientificos) - Administrative Durchdringung und Einbindung autonomer Herrscher in das politische System (wurden sowohl wirtschaftlich als auch politisch integriert; wurden in Staatsstellungen gebracht etc.; ähnliche Methode beim Militär) - Ausdehnung des Zentralstaates bei mangelnder politischer Integration (weite Teile der Bevölkerung waren nicht integriert, es gab keine Parteien, Wahlen waren von der Diktatur Diaz’ geprägt) - Liberal staatlicher Verfassung aber geringe politische Partizipation - es gab in dieser Zeit immer Bedrohungen von außen (USA), wodurch der Staat noch mehr Zusammenhalt gewann; wirtschaftliche Investitionen wurden als Garant dafür gesehen, dass es keine militärische Intervention geben werde Revoltierende Gruppen – Ziele der unterschiedlichen Revolutionsfraktionen: - Revolution steht in Verbindung mit den raschen Veränderungen im wirtschaftlichen Bereich und den sozialen Spannungen; - Autoritärer Herrscher wurde als überholt angesehen, neue Bildungsschicht fühlte sich zu wenig eingebunden - Agrar-Bereich: fühlte sich auch zu wenig eingebunden (haciendas – landwirtschaftliche Großbetriebe mit Lohnarbeitern trugen zu sozialen Spannungen bei) - Auslandsöffung führte zu einer extremen Auslandsabhängigkeit und starker Einbindung Mexikos in die Schwankungen des Weltmarkts (1907 Wirtschaftskrise USA, schlägt auch auf Mexiko nieder - Mexiko hatte damals eine extrem ungleiche Einkommensverteilung (nur wenige profitierten von der Industrialisierung) 1910/11 kommt es im Wahlkampf zu militärischen Aufständen Hauptzentren liegen im Norden und Süden: - Norden: heterogen mit starker Abhängigkeit der USA (getragen von urbaner Bevölkerung, auch Großindustrielle) o Später kristallisieren sich im Norden 2 Bewegungen heraus: Unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Mobilisierungsform (in Sonora war es der Staat selbst der mobilisiert und revoltierte) - Süden: Bauernrevolution mit klarem sozialradikalen Veränderungsprogramm (Politische Forderung: Landreform) - Alle Proteste richteten sich gegen das Porfiriat - Einfluss der USA auf die Revolution: Intervention mit dem Ziel der Fremdbestimmung (hat in der Form eingegriffen, dass sie immer wieder die nördlichen Bewegungen finanziell unterstützt hat); sahen ihre Investitionen in Mexiko gefährdet und waren klar gegen die südliche Revolution (im Norden hatten sie eher den Eindruck als wenn diese Schichten auf Stabilität aus waren und das bestehende System beibehalten würden); USA haben nie direkt interveniert, nur mit finanziellen Mitteln. 1917: Ende der Revolution – Staatsbildung nach der Revolution - Sieg der stark mittelständisch geprägten Revolutionsbewegung des Nordens über die sozialreformerischen Kräfte des Südens. - Klare Ablöse der alten politischen Elite, zumindest auf politischer Ebene (wirtschaftlich gab es anfangs kaum Veränderungen) - Neue Verfassung 1917: interventionistischer Staat mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einflussrechten (Kompromisscharakter; möglichst viele Gesellschaftsschichten sollten zufrieden gestellt werden – 8-Stunden-Tag, Recht auf Streik, Landreform, Recht auf Bodenschätze,… allerdings fehlte es an der Durchsetzung) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Nationalismus als gemeinsames Fundament der Revolutionsfraktionen Konsolidierung des postrevolutionären Staates Regierung Obregon 1920-24 Regierung Calles 1924-28 - Institutionelle Absicherung durch Einbindung der Arbeiter- und Bauernschaft (Gewerkschaften entstehen; allerdings mit dem Ziel, die Leute unter Kontrolle zu bringen, nicht der Mitbestimmung wegen) - Kontrolle der Armee - Ausschaltung lokaler Machtbereiche - Bedrohung des postrevolutionären Staates durch Konflikte in der Herrscherschichte selbst - Gründung der nationalen Revolutionspartei (Revolution soll „institutionalisiert“ werden – großer Schritt für Mexiko, da es bis jetzt noch keine Parteienvertretung gegeben hatte; wurde von oben herab gegründet, Staat wollte eine Partei haben, wodurch sich Regierung und Partei gedeckt haben – war kein demokratischer Prozess von unten) - in jeder Vor-Wahl-Zeit kommt es immer wieder zu Putschversuchen, vor allem seitens der Armee - erst Anfang der 30er Jahre scheitern mehrere Putschversuche und die Armee gliedert sich ein USA und der postrevolutionäre Staat: Die Tatsache, dass das mexikanische Erdöl nun Staatseigentum werden sollte, beunruhigte die USA. Die ersten 3 Regierungen sind gekennzeichnet von: - noch schwacher nationalstaatlicher Ausprägung, - hoher wirtschaftlicher Abhängigkeit, - hoher Auslandsverschuldung (Mexiko war immer schon verschuldet; hat dazu geführt, dass gewisse Dinge nicht so ausgeführt werden konnten wie eigentlich in der Verfassung vorgeschrieben; Abhängigkeit von Auslandskapital bleibt). Mexiko in den 1930er Jahren – die Regierungszeit Cárdenas: Cárdenas stammte aus dem Süden und war sozialen Belangen gegenüber offener. Durchsetzung wesentlicher revolutionärer Forderungen: - Landreform (Umverteilung an die kleinbäuerlichen Schichten: Ejido – indigene Subsistenzproduktionen; Cárdenas führte Produktionskooperativen ein um Wettbewerbsfähigkeit zu steigern; Anteil an umverteilten Landes stieg auf 35,9%) - Nationalisierung der Rohstoffindustrie (waren vorher in amerikanischer oder englischer Hand; USA sind zwar empört, äußern sich dazu aber nicht militärisch – Roosevelt führte eine sehr milde Mexiko-Politik und die USA kämpften gleichzeitig mit dem Zweiten Weltkrieg) - Gründung der PRM (Partido de la Revolucion Mexicana); Versuchte zwar, möglichst alle Gesellschaftssektoren einzubeziehen, war aber immer noch nicht demokratisch sondern von oben. Internationale Rahmenbedingungen: - Trendwende in der amerikanischen Außenpolitik - Zweiter Weltkrieg - Weltwirtschaftskrise (Mexiko stand nicht mehr im primären Interesse Amerikas/Englands) 1950er bis 1980er: - Wirtschaftsboom als Folge (Staat greift in die Wirtschaft ein, Infrastruktur wird aufgebaut, Investitionen fallen auf fruchtbaren Boden Importsubstituierende Industrialisierung) - Ende des mexikanischen Wunders: 1970er VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - - Weitergehende Demokratisierung war ausgeblieben; außenwirtschaftliche Schwierigkeiten (Verschuldung ist mit der Schuldenkrise in den 80ern vollständig eskaliert), weil Mexiko nie aus der Nischenproduktion herausgekommen ist und keine wirtschaftliche Eigenständigkeit besaß. Trotz der Industrialisierung kein eigenständiger Wirtschaftsaufstieg (Exportabhängigkeit zu den USA) Politische Aspekte: Kommt 1980er/90er zur neoliberalen Wende (Umkehr des postrevolutionären Staatsprogrammes), Strukturanpassungsprogramme von WB und IMF (Haushaltskürzungen, Reallohnsenkungen, Außenhandelsliberalisierungen, Rückzug des Staates aus der Wirtschaft); 1994/95 neuerliche Finanzkrise, Verschärfung der Probleme Landreform wurde zurückgenommen Verfassung wurde stark abgeändert (auf Druck der USA, da sie sonst kein Freihandelsabkommen mit Mexiko abgeschlossen hätten) Resümee: Mexiko 1980 – heute: - Abbau des Entwicklungsstaates im Zuge der globalen Liberalisierungswelle - Abbau der Wirtschaftsnationalismus- Außenöffnung - Anpassungsprogramme der WB - Reduktion der öffentlichen Ausgaben - Abwertung - Abbau der Einfuhrbarrieren - „wettbewerbskonforme“ Lohnschemata - sehr ungleiche Einkommensverhältnisse 19. April, V Japan: von einem Staat des Südens zu einem Staat des Nordens Vortragender: Sepp Linhart Warum sprechen wir über Japan? - Japan ist die einzige nicht weiße Nation im Reigen der führenden Wirtschaftsmächte, und das seit 1918 (Ende 1.WK) - Japan ist außerdem ein Paradeland für die „Modernisierungsstudien“ der 50er und 60er Jahre der USA (Japan war kapitalistisches Musterland für die USA, man dachte dass die japanische Entwicklung auf andere 3.Welt Staaten übertragen werden könnte); diese Studien wurden in den 70ern von den Japanern wieder aufgenommen - Vor 150 Jahre öffnete sich Japan für den Westen (31.3.1954), die Isolierungspolitik fand ein Ende - 1542/43: erste Kontakte Japans mit dem Westen: Portugiesen kamen von China zur südjapanischen Insel und betraten erstmals japanischen Boden; zu diesem Zeitpunkt herrschte ein Bürgerkrieg in Japan, das 16.Jhdt. war ein Jahrhundert des Bürgerkriegs zwischen verschiedenen Fürsten; das Land war vom Militärstand der Samurai beherrscht, die sich für die Waffen der Portugiesen interessierten (Musketen), kauften ihnen auch welche ab und bauten sie nach; die entscheidende Schlacht im Bürgerkrieg wurde dann durch die Feuerwaffen entschieden; so steht bereits am Beginn der Beziehungen Japans zum Westen ein wichtiges Muster, das fortan eine wichtige Rolle spielen sollte: Japan hat fremde Technologie und Wissen um jeden Preis gekauft und nachgemacht (hat sich immer wieder wiederholt: z.B. das LD-Verfahren) - 1540-1640: „christliches Jahrhundert Japans“ trotz dieser Bezeichnung wurden die Ausländer wegen ihrer mitgebrachten Ideologie (Christentum) für gefährlich erachtet; Japaner waren sehr interessiert an der europäischen Kultur, vor allem aber der Anspruch des Christentums, alleinige Religion VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - - - - - - sein zu wollen, war den Japanern sehr fremd und schien ihnen letztendlich gefährlich zu sein. (In Japan koexistieren verschiedene Religionen nebeneinander) 1640 - 1850: Abschließungspolitik des Landes gegen die Außenwelt (Japan war isoliert); Handel wurde auf die Holländer begrenzt, die keine Missionierungsabsichten verfolgten, und auf die Chinesen (bekamen Handelsstützpunkte in Nagasaki) Über 200 Jahre gab es nur minimalen Verkehr mit dem Ausland; durch Nagasaki gab es aber immerhin einen geringfügigen Austausch. Ab Ende des 18.Jhdts. nahm die „Hollandwissenschaft“ (Wissenschaft vom Westen) großen Aufschwung: versuchte, alles Wissen über den Westen, vor allem in den praktischen Wissenschaften (Geographie, Militär, Medizin, Astronomie,…) über die Holländer zu erlangen, wodurch Japan relativ gut über den Westen informiert war. Japan wusste bescheid über vieles, auch über die Niederlage Chinas im Opiumkrieg (1840-1842), was entscheidend dafür war dass sie damals (1853 als die Amerikaner nach Japan kamen) fürs Verhandeln entschieden. Öffnung Japans durch amerikanische Kanonenbote. Damals war Japan ein agrarischer Ständestaat mit einigen Besonderheiten: o ca. 30 Millionen Einwohner, o Großstädte mit hohem Urbanisierungsgrad (Tokio war damals die größte Stadt der Welt) und einer breiten Schicht von Händlern und Kaufleuten für die Profitstreben ein hoher wert ist (hatten bereits eine erhebliche Anzahl von kapitalistischen Methoden entwickelt – Kreditwesen, Werbung, Vertrieb,…) o Der herrschende Militärstand der Samurai wurde durch die fehlende Bedrohung von außen mit der Zeit obsolet und hatte keinen Existenzgrund mehr: wurden dann zu einer Art Verwaltungsdienst umgewandelt (Militärstand hat sich im Laufe der Zeit zu einer Bürokratie umgewandelt) führte zu einer hohen Institutionalisierung und Bürokratisierung des Landes (Ab Mitte des 12. Jhdts. War Japan von den Samurai beherrscht) o Verbreitung einer elementaren Erziehung: zum Zeitpunkt der Öffnung konnte ein Gut Teil der Bevölkerung Lesen und Schreiben (im Gegensatz zu China, das keine Zusatzschrift zur Erleichterung erfunden hat, haben die Japan das sehr wohl getan – mit Hilfe dieser Silbeschrift konnte auch das gemeine Volk die meisten Texte lesen); in den Städten war die elementare Erziehung zu 80% verbreitet; Japan entwickelte in dieser Zeit auch eine Druckkultur; o 1730-1860: japanische Gesamtbevölkerungszahl stagnierte, Geburtenbeschränkung war weit verbreitet und wurde bewusst eingesetzt (auch um Lebensstandard zu erhalten) trotz dieser günstigen Voraussetzungen für Modernisierung musste Japan einen Vertrag mit den USA unterzeichnen (der erste der so genannten „ungleichen Verträge“ der Geschichte: japanische Häfen mussten für amerikanische Schiffe geöffnet werden, musste Schiffbrüchigen gute Behandlung garantieren, einen amerikanischen Konsul zulassen, Warenkauf ermöglichen sowie die Meistbegünstigungsklausel einführen), wird heute als „Freundschaftsvertrag“ verstanden…; Abschließungspolitik ist nicht länger aufrecht zu erhalten; Samurais und Fürstentümer begannen mit dem Import von neuen Waffen und Schiffen (Militärregierung und halbautonome Fürsten waren sich der Wichtigkeit der Aufrüstung bewusst, für sie waren die Verträge mit den Ausländern nur eine notwendige SpontanMaßnahme, wollten sie aber wieder ungültig machen) Militärregierung hat ein Institut zum „Studium westlicher Bücher“ eingerichtet (ist der Vorläufer der Uni Tokyo) 1857 bombardierten Briten und Franzosen Kanton, auch Japan wird dann ein neuer Vertrag aufgezwungen: Exterritorialität der Amerikaner in Japan (Gerichtsbarkeit ist nicht wirksam), Zoll auf Im- und Exporte wurde einheitlich auf 5% festgesetzt (somit konnten keine Gewinne mehr erzielt werden, die in die Modernisierung fließen sollten); Verträge mit anderen Ländern folgen (auch mit Österreich) Japan wurde zu einer halben Kolonie des Westens (keine Zollfreiheit, Ausländer können im Land machen was sie wollen). VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Anfang 1868: neue Regierung, Militärregierung wird abgeschafft, mit ganzer Kraft werden Modernisierungsanstrengungen unternommen; größtes außenpolitisches Ziel: Änderung der ungleichen Verträge. - Westen gerät in Argumentationsnotstand: sagt, dass die Verträge zu gegebenem Zeitpunkt in gleiche Verträge umgewandelt wird, wenn Japan so zivilisiert ist wie die Staaten des Westens Japan musste haben: ein Rechtssystem und eine Verfassung Japan unternimmt Anstrengungen, das Land zu Westernisieren (Zivilisieren) - Schlagwort der damaligen Politik: „Ein reiches Land durch eine starke Armee“. Japan hat von Anfang an sich bemüht eine imperialistische Politik zu betreiben. Um das umzusetzen gab es verschiedene Maßnahmen: - Politiker wollten sich selbst ein Bild vom Westen machen (Studienreisen); größte war 1870 als die gesamte japanische Regierung für 2 Jahre in den Westen gereist ist – man dachte dass man die westlichen Regierungen so auch überzeugen könnte; in Bezug auf Militär hatte der Westen aber noch einen gewaltigen Vorsprung, weshalb das nicht funktionierte; daraufhin wurden die westlichen Staaten eingeteilt in das was sie am besten können und man versuchte, das zu übernehmen (England: Seefahrt, Frankreich: Verwaltung, Deutschland/Preußen: Militär und Entwicklung im Allgemeinen, USA: Kolonisierung, Österreich-Ungarn: Musik; - Ausländer wurden als Berater nach Japan geholt (Gehälter waren enorm); 1875 über 500 Berater; nationale Verteilung der Berater: an erster Stelle GB, dann USA, F,… - Durchführung einer Bodenreform um von einer Besteuerung der Ernten zu einer Besteuerung des Bodens zu kommen. In Bezug auf Ernten variiert die Steuer jedes Jahr, bei Grund und Boden ist sie jedes Jahr gleich. Bodensteuer war viel zu hoch angesetzt, wurde dann gesenkt, trotzdem mussten viele Bauern ihr Land verkaufen (Verpächterung des Landes). Positiver Effekt: viele neue Arbeitskräfte. - Schaffung einer starken Armee. Samurai Bevölkerung betrug 7% der Gesamtbevölkerung, Regierung hat sich 1873 dazu entschieden, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen, Samurai wurden nicht mehr bezahlt. 3 Jahr Dienst, 4 Jahre Reserve, 5 Jahre 2.Reserve enormes Heeraufgebot. Ausbau der Marine wurde vorangetrieben - Staat hat begonnen Modellfabriken zu bauen: Industrialisierung war ein wichtiges Anliegen; es gab viele billige Arbeitskräfte was auch das Kapital des Landes war (Frauenarbeit im Textilsektor,…). Die jungen Mädchen (arbeiteten ohne Bezahlung) haben den japanischen Imperialismus im Prinzip ermöglicht: konnten extrem billig produzieren und mit vielen konkurrieren, etablierten sich langsam am asiatischen Markt. Diese ersten vom Staat gegründeten Fabriken wurden nach kurzem sehr billig an Private verkauft = Beginn der erfolgreichen großen japanische Konzerne (Mitsubishi,…) - Versuch, die nationale Identität zu bewahren: „Der Westen hat zwar die Technologie, aber Japan hat die Moral“. Japans Außenpolitik: - Korea erstes Ziel des japanischen Imperialismus: Korea (klein und schwach) Korea betrieb, wie Japan, eine Abschließungspolitik, weshalb bereits seit 1869 über eine Expedition zur Öffnung von Korea diskutiert;1875 schickte Japan 3 Kanonenbote nach Korea von denen eines beschossen wurde woraufhin 4000 Soldaten nach Korea entsandt wurden und die Öffnung forderten. Im Vertrag wird Korea als unabhängige Nation anerkannt, 3 Häfen werden für den Handel mit Japan geöffnet, Japaner bekommen Exterritorialität und konsularische Vertretung in Korea (ungleicher Vertrag…). Korea war tatsächlich sowohl von Russland als auch Japan und China immer wieder bedroht; 1894 wurden bei einem koreanischen Aufstand die Chinesen zu Hilfe gerufen ohne das Japan verständigt wurde, woraufhin Japan China den Krieg erklärte. - China VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Die Chinesen wurden leicht geschlagen, Japaner marschierten weiter ins Land; 1895 ersucht die chinesische Regierung um Frieden Friedenskonferenz, bei der ein Vertrag ausgehandelt wird der die Abtretung von Taiwan an Japan vorsieht sowie Öffnung von Häfen, Kriegsentschädigung, neuer Handelsvertrag, Meistbegünstigungsklausel; Japan bekommt in Ostasien endgültig Großmachtstatus. „Sieg der Moderne über die Tradition“. - Russland, F, D intervenieren (Tripple-Intervention) Russland wollte den Einfluss Japans am Kontinent zurückhalten, Japan muss sich dem Druck der Großmächte beugen, verlangt aber noch mehr Kriegsentschädigungen von China (baut damit neue Kriegsschiffe); 1898 macht Russland eine Insel Chinas selbst zur Kolonie, was die Japaner in ihrer Ansicht stärkt, dass nur militärische Stärke zählt. Der aggressive japanische Weg wurde durch diese Intervention verstärkt. Konsequenz ist ein Krieg mit Russland: 1904-05: ging um Korea und Mandschurei was Russland für sich beanspruchte, Japan war stärker und hat Russland den Krieg erklärt lange Belagerungen und viele Tote Japan gewinnt und wird DIE dominierende Macht in Ostasien; - USA: finden das gar nicht gut. Spanien hat sich auf den Philippinen eingekauft, was sowohl die USA als auch Japan beunruhigt. In den USA kommt feindselige Stimmung gegen Japaner auf („gelbe Gefahr“). Japaner sprechen von der „weißen Gefahr“ in Asien. 1914: Ausbruch des 1.WK, Japan erklärt D den Krieg um die Stellung Deutschlands in China einzunehmen und wird somit zur Siegermacht im 1. WK (mit USA, GB, F, I) und Mitglied bei der Schaffung des Völkerbundes. Japan wollte in er Präambel eine Grundsatzerklärung über das Prinzip der Gleichheit aller Nationen und Rassen (17 waren dafür, 11 dagegen, der amerikanische Präsident Willson hat aber als Vorsitzender den Vorschlag abgelehnt, dass solche Beschlüsse einstimmig gefasst werden müssen – tatsächlicher Grund war, dass manche große Angst hatten, dass sie ihre Restriktionen zu Einwanderung aus Asien nicht mehr aufrecht erhalten könnten) damit wurde den Japanern vor Augen geführt dass Entwicklung nicht in Gleichberechtigung führt. 26. April, 2004, VI Prof. Erich Pilz: China Leistungsschau vom China des 18.Jahrhunderts um zu zeigen, wie unverständlich es ist, was in China nach 1850 passiert ist. „Leistungsschau“: China um 1800 - China galt als DIE Supermacht der Welt. Die größe der Bevölkerung wurde damals mit der Macht eines Landes positiv in Beziehung gesetzt. - Die europäischen Seemächte brachen erst auf, als chinesische Flotten die Südsee bereits 7 Mal durchquert hatten. - Der chinesische Staat war effizienter zentralisiert als irgendein anderer in der Welt. China war ein Beamtenstaat mit hoch gebildeten zivil-Beamten (säkularer Staat der nicht nur auf das Militär angewiesen war). - China war die am höchsten urbanisierte Gesellschaft der Welt. Der Unterschied von Stadt zu Land war sehr gering. - In der ländlichen Sozialstruktur war China um 1750 fortschrittlicher als Europa. - 1800 hatte China den Höhepunkt wirtschaftlicher Entwicklung erreicht. Es hatte ein hochkomplexes Handelsnetz, einen leistungsfähigen gewerblichen Sektor. - China war (bis 1850!) in absoluten Gesamtgrößen das Land mit der weltweit größten gewerblich-industriellen Produktion. (Eigentlich hat im 11.Jhdt. die Moderne begonnen.) - China war bis ins 18.Jhdt. die fortschrittlichste Zivilisation Asiens, der jeweils fortgeschrittensten Gesellschaft Europas technologisch überlegen. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Die geistigen und kulturellen Leistungen der Qing um 1800… Entwicklung nach 1800 im globalen Kontext: - von dieser Zeit an ist Westeuropa (England) ins Zentrum einer neuen Welt (Weltsystem) getreten; bedeutet den „Niedergang“ Chinas - es ergeben sich 3 Fragen: - Was war zwischen 1750 und 1850 in und mit Europa geschehen, dass England und Westeuropa zum neuen Zentrum wurden und China, Japan etc… bedroht und zur Peripherie gemacht wurden? - Wie ist die Auseinandersetzung Chinas mit dem imperialistischen Westen abgelaufen? (Abläufe und Konsequenzen der kolonialen Interventionen seit 1839) - Warum hatte China so große Schwierigkeiten, rasch und systematisch auf diese Herausforderung zu reagieren? Warum hat China so deutlich anders reagiert als Japan, sodass es nicht in der Lage war, in einer ähnlich kurzen Zeit ins Zentrum zurückzukehren? (Japan ist bald wieder eine imperiale Macht geworden, China kehrt erst jetzt wieder zurück ins Zentrum) 1. Frage: Stichworte: Industrielle Revolution (siehe Vortrag Komlosy: neue Methoden der Produktion haben das ProKopfEinkommen erhöht; es war möglich etwas neues zu werden wenn man die Revolution schaffte). Überlegenheit der Militärtechnologie. 2. Frage: 1839-1860: Die gewaltsame Öffnung des Marktes (Opiumkrieg) - 1839-1842 erster Opiumkrieg Ursachen: Opium rief in China negative Handelsbilanz hervor (weil alles in Silber bezahlt werden musste); Chinas Ablehnung des Opiumhandels (uferte dem Kaiserhaus zu sehr aus, außerdem war es schlecht für die Handelsbilanz Lin Zexu: Beamter, der den Auftrag hatte Schluss mit dem Opiumhandel zu machen); Englands Unzufriedenheit mit den Cohung (Gonghang). Anlass: Die Provokation durch Lin Zexu der nach Kanton zur Beendigung des Opiumhandels entsandt wurde. Zexu war sich der militärischen Situation der Welt nicht bewusst und hat sie provoziert. Folgen: Krieg. Vertrag von Nanjing (1842): ungleicher Vertrag Öffnung 5 weiterer Häfen neben Kanton Abtretung der Insel Hongkong auf ewig Konzessionen und Konsulargerichtsbarkeit (Exteritorialität massiver Eingriff in die Souveränität des Landes) Meistbegünstigungsklausel Einheitliche Zölle Kriegsentschädigung Abschaffung des Cohong-Systems (verhasste Kaufleute mit denen früher ausschließlich Handel getrieben werden konnte) Eigentlich hätten die Ausländer zufrieden sein müssen, aber: - 1857-1860 zweiter Opiumkrieg Ursachen: Beiderseitige Unzufriedenheit mit dem Vertrag von Nanjing (die Chinesen waren – anders als die Japaner – sehr skeptisch und vertrauten nicht auf die Nachahmung des Westens): China unternahm jeden Versuch, den Vertrag zu unterlaufen. Verhandlungen mit GB wurden von einem lokalen Beamten aus Shanghai geführt (das VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Kaiserhaus wollte nie viel mit dem Handel zu tun haben). Engländer wollten eine Revision des Vertrages: Mehr Häfen, Legalisierung des Opiumhandels, Abschaffung der Inlandszölle, Botschaft in Peking Ideologie des chinesischen Reichs bestand darin, dass es (das Kaiserhaus) das Zentrum der Zivilisation war und es durfte niemanden geben der ihm irgendwie an Würde und Macht gleich kam. Diese Forderungen schreckten die Chinesen sehr auf: sollten auf jeden Fall abgelehnt werden. Folgen: Vertrag von Tianjin (1869): Öffnung 10 weiterer Häfen Ungehinderte missionarische Tätigkeit (wurde mit Waffengewalt durchgeführt) Einrichtung des Zongli Yamen (Außenministerium) Diplomatische Vertretungen in Beijing Unterschied der chinesischen von der japanischen Haltung: Interesse am Ausland: - China hatte einen zögernden Staat und die gespaltenen Intellektuellen so lange Diskutieren und Verzögern bis die anderen aufgeben (Japan: geschlossener Staat und geforderte Intellektuellen) - 1872: erste offizielle Bildungsmission Chinas in die USA (Gruppe armer Jugendlicher, praktisch ohne Folgen) - 1868-1879: 98 Übersetzungen publiziert und 45 weitere angefertigt; - 1894-95: Beginn des großen Lernens von Japan. = sehr unterschiedliche Entwicklung der beiden Länder China und Japan ( Siehe auch Folie im Handapparat!) Industrialisierung: - China: staatliche Kontrolle und kaufmännische Leitung; Produktion eigener Waffen in Arsenalen: alles lief unter der Führung eines Beamten; 1872 erste japanische Eisenbahn/ 1876 erste chinesische Eisenbahn (von englischen Firmen gebaut und von den Chinesen gekauft und demoliert, weil sie die Gleise über Friedhöfen gebaut haben = großer Unterschied zum japanischen Selbstverständnis) - Probleme in China: Misstrauen des kaiserlichen Hofes, Beamte sehen vor allem neue Einnahmenquelle, Kapitalmangel. Einzelne Gemeindebezirke beginnen selbstständig ab zu kassieren. - Vorteile in Japan: Der Staat initiiert Pilotprojekte, er koordiniert systematisch die industrielle Entwicklung, er finanziert und veräußert rasch und günstig an private Invfestoren - Forderungen der chinesischen Studenten 1895: Moderne, bestens ausgerüstete Armee, Nationale Industriebasis, Steuererhöhung, Modernes Bankensystem, Eisenbahnnetz. 1898: Reform, dauerte 100 Tage daraufhin bekam der junger Kaiser Hausarrest Japan hat de Sprung geschafft, ohne Krieg wieder zurück zu kommen. Wurde jedoch vom Westen später schwer enttäuscht, als es nicht in die Riege der Weltmächte aufgenommen wurde (ist dann aus dem Völkerbund ausgetreten). 1860-1895: Das Vertragssystem in Operation Nachdem die Engländer schwer in China (und vor allem Peking) gewütet hatten waren die Chinesen bereit zur neuerlichen Vertragsbindung. Unter der Hegemonie der Freihandelsmacht GB wird die wirtschaftliche Durchdringung Chinas vorangetrieben: Prinzipien: Gebremste Konfliktbereitschaft und Kanonenbootpolitik. China: passte sich den diplomatischen Verkehrsformen an. Immer wenn die Westmächte mit etwas nicht zufrieden waren fuhren die Kanonenboote auf. Japan: passte sich der westlichen Diplomatie auch an, aber nur als Teil dieser westlichen Gesellschaft. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Die christliche Mission: - Gab es bis Mitte 18.Jhdt. - Missionare waren am chinesischen Hof sehr geachtet (Dolmetscher, Kalenderentwicklung,…) - Konflikt mit dem Papst: vertrat die kirchliche Doktrin und hat den chinesischen Diplomaten gewisse Dinge verboten. - Kaiser: verbannte daraufhin alle Missionare aus dem Land Ende der Mission. - Mit den imperialistischen Mächten kam die Mission zurück: schuf eine problematische Situation: Bischöfe traten auf wie Provinzgouverneure (in China ein sehr hohes Amt). - Beanspruchten frühere „Kircheneigentümer“ in China zurück; Regierung musste dem Zustimmen was sehr schlechtes Blut schuf. - Kirchliche Würdenträger fühlten sich als Vertreter des Christentum verantwortlich und vertraten somit nur noch christliche Chinesen. - Führte zur Aufheizung der Stimmung: 1870 „Tiensing Massaker“ Eklat, Untersuchungskommission 16 Franzosen (Priester und Nonnen) waren um Zuge des Aufruhrs umgekommen, im Gegenzug 16 Chinesen getötet. = einer der Fälle wo sich die Schwierigkeit des Verhältnisses zeigte, dass die Chinesen sie nicht als gleichwertig ansehen wollten. 1895-1931: Kolonialpolitik - 1894/95 Chinesisch-Japanischer Krieg - 1904/5 Japanisch-Russischer Krieg auf chinesischem Territorium - Japan besiegt eine westliche „weiße“ Großmacht - damit begann die Politik der Interessensphären und des Finanzkapitalismus = Übernahme staatlicher Funktionen durch Ausländer sowie strukturelle Abhängigkeit vom ausländischen Kapital (China hat sich mit den ausländischen Anleihen so stark verschuldet). - In dieser Phase sind die Auswirkungen der Durchdringung Chinas durch imperialistische Mächte am deutlichsten geworden, mit zweifachem Resultat: Entwicklung in den Städten auf allen Gebieten/ Unterentwicklung im ländlichen Raum (man arbeitet unter dem Subsistenzlohn man arbeitet viel mehr als vorher und kriegt ein bisschen mehr dafür heraus maschinelle Produktion war zu billig). das ist der Zustand in dem China lange verharrt ist. - Pro/Kopf Wachstum in den Städten und Unterentwicklung auf dem Land 3. Mai 2004, VII Ingrid Grau: Strukturwandel im Kolonialismus Koloniale Expansion der „scramble for africa“ (1880-1900) beginnt eigentlich schon früher: - 1876: Internationale Konferenz in Brüssel: einberufen von König Leopold II (Belgien), Einladung von Afrikaexperten Gründung der „Association Internationale Africaine“ (Ziel: gegen die Sklaverei in Zentralafrika vorzugehen war ein Vorwand für eigene koloniale Interessen in Afrika belgische Kolonien wurden Privatbesitz des Königs) - 1878 Berliner Kongress - 1884/85 Berliner Konferenz: Reichskanzler Otto von Bismarck (November 1884 bis Februar 1885), Bismarck war zunächst nicht kolonial interessiert, dann aber doch; wird oft als Aufteilungskonferenz bezeichnet (wie könnte eine Aufteilung in Afrika aussehen?) - schon zu dieser Zeit war Afrika keine tabula rasa sondern es gab viele verschiedene Reiche (1870) das imperialistische Zeitalter (1878-1914) - Phase der Expansion ist sehr rasch vor sich gegangen VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Nach der Festlegung der Außengrenzen zwischen den europäischen Mächten gab es vielfach erst eine Kolonisierung nach innen Ziele kolonialer Expansion - Absatzmärkte für industrielle Massenproduktion - Rohstoffe für Industrie Rahmenbedingungen: - Vorübergehende Lösung der Balkan-Frage - Vorübergehende Überwindung der Nationalstaats-Frage in Europa - Aus dem Vorsprung Europas ist ein übersteigertes Selbstbewusstsein hervor gegangen - Afrika war aber für die europäische Wirtschaft angeblich nicht von zentraler Bedeutung Formen kolonialer Expansion Waren sehr unterschiedlich und von vielen Rahmenbedingungen abhängig: Legitimierung: - vgl. Leopold II (Versklavung im Kongo-Becken) - Legitimer Handel (mit Waren) dadurch sollte sich der Sklavenhandel intern von selbst erübrigen, tatsächlich waren Lohnsystem in Afrika aber nicht in jenem Umfang existent wie notwendig, und die interne Sklaverei hat sich in dieser Zeit sogar noch erhöht; - Anti-Sklavereibewegung - Missionstätigkeit Diplomatie, Täuschung, Betrug: - durch (Schutz)Verträge bzw. Protektorate (Königreich Buganda,…) - mit Privatleuten - mit Handelsgesellschaften - mit offiziellen Agenten des Kolonialismus - durch militärische Maßnahmen („expedition“, Patrouillen; „Kanonenboot-Diplomatie“) Akteure - ForscherInnen - EntdeckerInnen - Reisende - Missionare - Händler - Kaufleute - SiedlerInnen - Eigentliche Agenten des Kolonialismus (Militär, Verwaltungsbeamte) Formen kolonialer Präsenz (das koloniale System – Verwaltung, Wirtschaft, Missionen/Schulen) Kolonialverwaltungen: - direkte und indirekte Verwaltung (indirec rule) Plantagegesellschaften Handelsgesellschaften: - BSA-Company - IBEA-Company - RNC, - DOG,… Konzessionsgesellschaften: - Sammelwirtschaft - Bergbau - Infrastruktur - Plantagen/Landwirtschaft Siedlerkolonialismus (Kenia,…) Koloniales Schulwesen: - christliche Missionen (Missionskongretationen, Missionsgesellschaften) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz (Re)aktionen afrikanischer Gesellschaften Widerstandsmodell/ Interaktionsmodell - unterschiedlich in den einzelnen Phasen des Kolonialismus - mitbestimmt von der Form der Expansion, Etablierung, Sicherung, Rückzug und mitbesimmt durch die sozialen und politischen Strukturen - die bisherigen Erfahungen - die Formen kolonialer Durchdringung; - wechselnde, ineinander-übergehende unterschiedliche Strategien; - wechselnde Koalitionsbildungen/ Bündnisse o auf Seiten der Kolonisierten o der Kolonisaterue und o zwischen ihnen. Aktiver und passiver Widerstand: - militärisch, Magie, Verweigerung, Sabotage, Streiks, Go-Slows, Proteste, Petitionen, Suche nach Alliierten bis hin zu Sich-Entziehen, Flucht,… - Manipulation, Kollaboration (self-improvement), Kooperation, Anpassung, Diplomatie und Koexistenz, Unterwerfung,… Strukturwandel/ Gender Anmerkung: sozialer Wandel wir als immanenter Prozess verstanden – nicht erst durch den Kolonialismus ausgelöst! Ökonomie: „Arbeit“ (Zwangsarbeit/ Lohnarbeit) - Sammeltätigkeit, Raubkolonialismus - Cash Crops Produktion für den Export Handel, Geldökonomie, Arbeitsmigration, Landenteignung, Plantagen, extraktive Industrie,… Politik: - Kolonialverwaltungsstrukturen - Koloniale Chiefs Recht: - kolonieales/kodifiziertes Recht - customary law Missionen: - Bildungssystem,… Wer bekommt in den unterschiedlichen Formen der Kolonialherrschaft welche Rollen? Anmerkungen: Zu Gender: Die meisten Gesellschaften Afrikas betrieben Landwirtschaft, Ackerbau, Viehzucht… daneben gibt es Sammeltätigkeit. Zugang zum Land war in bäuerlichen Gesellschaften im Allgemeinen unterschiedlich für Männer und Frauen geregelt. „Norm“: man richtet sich nach dem Mann, Männer hatten den Zugang zum Land („Abstammungslinie“ berechtigt sie auf Landnutzung, selten Landeigentum). Frauen haben in diesen Gesellschaften Zugang durch die Eheschließung oder die erwachsenen Söhne. Keine Gleichheit, auch nicht in Bezug darauf, wie viele Menschen in einem Verhältnis zu Mann/Frau stehen. Männer haben mehr Rechte auf Arbeitsleistung als Frauen. Geschlechtliche Arbeitsteilung war sehr unterschiedlich geregelt, aber i.A. hatten beide komplementäre Aufgaben (gegenseitige Ergänzung). Es gibt nicht „die“ Frauen/Männerarbeit, ist eingeteilt nach Alter, Status, Lebensposition… Prestige und Status sind meist nicht durch Geburt geregelt sondern durch persönliches Verdienst. Vieles erschwert diese mehr oder weniger Gleichstellung. Zum Widerstandsmodell: (vgl. Shula MARKS, Frederick Cooper) Widerstand, Anpassung etc. müssen einander nicht ausschließen. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Zu neuen Formen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung (Gender-Diskurs): Gender in Männer/Frauenräumen Wesentlicher Aspekt im Kolonialismus: - die neue Bestimmung von dem, was „Arbeit“ ist: was wird im Kolonialismus als produktiv wahrgenommen? Unproduktiv: alles was zur Versorgung im engeren Sinn zählt, wird nicht als produktiv gesehen (Subsistenz), Familienarbeit,… Produktion für den Binnenmarkt informeller Sektor produktiv: alles was Geldwert produziert (sichtbar – Cash-Crops, Export,…) ist der eigentlich „produktive“ Bereich 10. Mai 2004, VIII Walter Schicho „Vom Kalten Krieg zum „New Wave“: Afrika seit dem Zweiten Weltkrieg“ Globaler Rahmen: Übernahme der globalen Hegemonie der USA auch im Süden, auf jeden Fall aber in Afrika, nachdem sich in Verbindung mit den beiden Weltkriegen und der dazwischenliegenden Wirtschaftskrise die Weltmachtverhältnisse für und in Europa zugunsten der neuen Supermacht des Kapitalismus verschoben hatten. Die Ausgangssituation Fast alle Staaten in Afrika waren zu diesem Zeitpunkt kolonialisiert (außer Liberia, Ägypten, Äthiopien, Südafrikanische Union). Dies war eine Zeit der Not, der Sparmaßnahmen, der Requisition von Nahrungsmittel, der Rücknahme der politischen Freiheiten, der steigenden Lebensmittelpreise, der Hungersnöte und Epidemien – eine Zeit der Krise für die breite Bevölkerung. Für eine Minderheit und die kolonialen Unternehmen war der Kalte Krieg ein Geschäft. Auf politischer Ebene hat die 2.Weltkriegszeit eine baldige Änderung der Lage versprochen: - Treffen von US-Präsident Roosevelt und Britischem Regierungschef Churchill: „Atlantic Charta“: nach dem Ende des Krieges sei das Recht aller Völker zu respektieren (Wiederherstellung, Souveränität,…) o Hat in den Kolonien große Hoffnungen geweckt, o Aber keiner hat das wirklich in Bezug auf die Bevölkerung Afrikas so gemeint, o Churchill sagte, er sei nicht Regierungschef geworden um die Kolonien aufzugeben, o Roosevelt wollte die Erschließung der Kolonien für den amerikanischen Markt. - DeGaulle: sprach immer von fortschrittlicher Kolonialpolitik und Neuordnung, dachte aber nicht an ein Ende der französischen Kolonialherrschaft. Auch er löste aber Hoffnung der kolonisierten Länder aus. - Weiterer Motivationspunkt war die Gründung der Vereinten Nationen. das alles signalisierte eine Unabhängikeit und eine Entkolonisierung. Für kleine Gruppen (Unternehmer,…) war der 2. Weltkrieg eine gute Zeit. Mit Ende des Krieges fanden sich die Kolonialmächte in mehr als einer Hinsicht abhängig von den neuen Mächten USA/UdssR: Hatten sich die Welt aufgeteilt, Blockbildung. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Weitere wichtige Schiene in den Nord-Süd Beziehungen ist die Rede von US-Präsident Truman: erste offizielle Nennung eines Begriffes wie „Unterentwickelte Gebiete“, dass es Gebiete gibt die man entwickeln muss. Die Neuordnung der kolonialen Welt Szenario des Kalten Krieges: drei Arenen: 1. die Vorfeldstaaten des Südens – wobei China und Indien sicherlich gesondert zu betrachten sind: nur hier ist der Kalte Krieg zu einem Heißen Krieg eskaliert; Den Krieg haben die Supermächte indirekt über Stellvertreterländer geführt. 2. die Vorfeldstaaten des Nordens (COMECOM – NATO) 3. die Staatsgebiete der Supermächte Die Umgestaltung der Beziehungen des Nordens zu Afrika vollzieht sich grob in drei Phasen: 1. die Entkolonisierung bzw. Neokolonisierung 2. der Kalte Krieg oder die Phase des labilen Gleichgewichts 3. die Dritte Kolonisierung durch die Internationalen Finanzinstitutionen und den USKapitalismus. Die Entkolonisierung bzw. Neokolonisierung Afrikas Ausgehend von einem oberflächlichen Pluralismus kommt es meist zu einer Konzentration der Macht bis hin zur Despotie. Elitenbildung: - Unterschied zwischen Briten und Franzosen: Briten haben den Wechsel von der indirect rule zur Beteiligung der lokalen Politiker eher forciert, während die Franzosen das sehr zentralistisch organisiert haben (tw. in Paris). - Eliten wurden also auf unterschiedlichste Art und Weisen gefördert und herausgebildet; - Über diese Eliten verläuft die Neokolonisierung Afrikas. - Die Unabhängigkeiten waren für den Prozess des Machtzuwachses für die Eliten ein wichtiger Höhepunkt, - Diejenigen neuen Eliten die die Macht übernommen haben waren im Wesentlichen auf ihre Metropolen ausgerichtet und sind aber gleichzeitig oft auch an dem System der beiden Supermächte (USA, UdssR) orientiert. (USA waren aber nie so wirklich dort vertreten) Parteien und Gewerkschaften: - nach Ende des 2.WK entstehen in den Kolonien viele Parteien und Gewerkschaften die sich schnell etablieren können; - je aktiver ihre Forderungen waren desto häufiger sind sie mit der kolonialen Macht in Konflikt gekommen (haben Gegenparteien geschaffen); - beim Aufbau dieser neuen Organisationen gab es dann auch Geschwisterorganisationen im Norden (sozialisten,…), ließ dann aber nach der Unabhängigkeit eher nach; - ersten Jahre nach dem 2.WK waren von Arbeitskämpfen gekennzeichnet; - so rasch wie die Gewerkschaften gewachsen sind, so sind sie auch nach der Unabhängigkeit wieder vertrieben wurden. Gegenbewegungen zur Neokolonisierung: - von der Kolonialkontrolle zur indirekten Kolonialkontrolle; Internationale Organisationen, „Blockfreie“/“Nicht-blockgebundene“ Staaten (Bandung), Panafrikanische Kongresse, regional: Organisationen der Afrikanischen Einheit (OAE/OAU) Versuch, sich in Institutionen wie z.B der UNO selbst zu organisieren; je etablierte die Bewegungen waren desto mehr wurden sie von den Großmächten als „nützliche Debattierklubs“ verwendet (die Wirkung wurde in Diskussionen erschöpft) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Wirtschaft und soziale Entwicklung: - die 50er sind von der Öffnung der Kolonien geprägt und davon, dass die Kolonialmächte begonnen haben mehr in ihre Besitzungen zu investieren; - Versuch, einen Teil der Bevölkerung zufrieden zu stellen durch Anheben des Lebensstandards von wenigen - „Wohlfahrtskolonialismus“, Förderungsmaßnahmen für die Wirtschaft, Finanzsysteme (Währungsgemeinschaft des Franc CFA, Communauté Financiére Africaine) Unterschiedliche organisationelle Beziehungen zur Metropole nach der Unabhängigkeit. Formen der Vernetzung: Wirtschaftlich, sozial, kulturell, Wissenschaft, finanziell,… mit dem Ende der Kolonialzeit ist die Vernetzung und somit die Kontrolle des Nordens über den Süden keineswegs zu Ende; in Bezug auf Afrika hatte Frankreich lange eine Vormachtstellung in Bezug auf die Kontrolle; nach Ende des Kalten Krieges erhoben auch die Amerikaner Anspruch. Entwicklung als Projekt und Produkt - früher war Entwicklung einer integraler Bestandteil von Missionen und Sozialarbeit, - nach 1945 wird das zunehmend separiert (Truman-Rede), - es entsteht ein neues Produkt und somit ein neuer Markt, - Entwicklung wird als Gegenstand an sich. - Die Regierungen der unabhängigen Staaten verwendeten dieses Produkt vorwiegend zur Ruhigstellung der dortigen Probleme. - Entwicklung ist also ein Produkt mit politisch hohem Stellenwert (in der Konsolidierung und der Schaffung politischer Zentren). - Die kolonialen Metropolen haben diese Entwicklung über den staatlichen Apparat verwaltet – diesen misstraut die Zivilgesellschaft wodurch Misstrauen auch gegenüber von NGOs etc. aufkommt. Der neue Staat übernahm die Aufgaben der Entwicklung (vorher die Kolonialmacht). Folgendes ist passiert: die meisten afrikanischen Staaten waren sehr leicht erreichbar für Finanzspritzen und Investitionen, ab den 60ern werden die Kosten der Entwicklung und des Staates immer größer und es steigt die Abhängigkeit von externen Gebern. Erst mit dem Ende des Kalten Krieges tritt dann der Staat stärker in den Hintergrund Reprivatisierung der Entwicklungshilfe. Vom Kalten Krieg zum New Wave Für die meisten Staaten hat das Ende des Kalten Krieges viel Optimismus mitgebracht (Literatur). In den meisten Fällen ist daraus leider nicht viel geworden: - Vereinnahmung der Macht durch eine kleine Masse, - Pervertierung des Staates (wird zum Instrument der Bereicherung einer kleinen Minderheit: Freibeuterstaat bzw. Freibeuterklasse), - Partner im Norden (Geber, Kontrolleure des Produkts Entwicklung) konnten sehr gut mit diesem pervertierten Staat zusammen leben: man konnte mit autoritären Regimen ohne Progleme zusammenarbeit. - Für die Mehrheit der Bevölkerung bedeutete diese Begegnung mit dem autoritären Staat Gehorsam, Unterwerfung und Angst – für die Geberländer waren es Partner. Es kommt immer wieder zu ungezielten Aktionen der Bevölkerung gegen diesen autoritären Staat (u.a. Rückzug in die Subsistenz, örtliche Revolten, spontane Arbeitskämpfe, hohe Kriminalität, Flucht in religiöse Tätigkeiten, steigender Drogenkonsum). - Der Staat hat auf diese Veränderung der Gesellschaft nur dann reagiert wenn es ihn direkt betroffen hat. wenn er eingegriffen hat dann entweder mit Gewalt oder mit Entwicklung. Demokratisierung – widersprüchliche Argumente: Demokratiediskurs - die demokratischen Institutionen der jeweiligen kolonialen Metropolen können auf die neuen afrikanischen Staaten übertragen werden, VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Demokratie ist angeboren und muss nicht erlernt und geübt werden, Es gibt eine eigene politische Tradition der afrikanischen Gesellschaften, an die nach dem Ende der Kolonialzeit wieder angeknüpft werden kann, Die afrikanischen Staaten haben das Recht und die Pflicht die politischen Institutionen und die Verfassung so zu gestalten, wie es ihrer Sicht der Gegebenheiten entspricht, Soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist wichtiger als demokratische Grundrechte, Autoritäre Regime, vor allem Diktaturen von Einzelpersonen, sind vorübergehend notwendig und es gibt keine Alternative zum jeweils regierenden Diktator, Entwicklung kann nur durch und unter Einbindung des Staates und seines Apparats gefördert werden, Demokratie ist teuer und Entwicklungsländer können sie sich nicht leisten, Menschenrechte sind nicht universell sondern kulturabhänig. ODER - Menschenrecht sind unverzichtbarer Teil der nationalen und internationalen Politik, Der Staat muss demokratisiert werden, weil nur so der freie Zugang zum Markt garantiert ist, Demokratie muss gelernt werden, Der Staat muss demokratisiert werden, doch solange die Voraussetzungen in der Bevölkerung nicht geschaffen sind, dürfen autoritäre Regimes erhalten bleiben, Entwicklung setzt Demokratie voraus und dementsprechend setzt die fremde Finanzierung der Entwicklung Demokratie voraus, Demokratie ist gleich freier Markt und Demokratie und fremde Hegemonie sind vereinbar. dieser Diskurs setzte sich von den 60ern bis zu den 90er Jahren durch Zivilgesellschaft 90er: Geber des Nordens verschieben ihre Sympathie weg vom Staat hin zur Zivilgesellschaft die Zivilgesellschaft wurde erst in den 80er Jahren „wieder entdeckt“, ist aber eigentlich nichts Neues ein Teil der Zivilgesellschaft wurde regelrecht von der Gesellschaft aufgesogen und wurden vom Staat im eigenen Interesse benutzt Definition „Zivilgesellschaft“: Jener Teil der Gesellschaft, der sich zwischen Staat und Familie befindet, und Zivilgesellschaft existiert dort, wo man sie sieht. Globalisierung, Internationale Finanzinstitutionen und dritte Kolonisierung Globalisierung: Für viele Leute ebenso mit Angst behaftet wie man Zivilgesellschaft mit Hoffnung assoziiert. Befürworter sagen, dass sie einerseits unvermeidbar ist, dass sie die Ressourcen maximal nutzt, dass nur freier Markt Entwicklung garantiert und, dass nur durch Globalisierung der Entwicklungsländer zur Integration in den Weltmarkt beitragen können. afrikanische Gesellschaften haben noch nie Vorteile von Globalisierung gehabt, G. bedeutet noch weniger staatliche Souveränität, Strukturanpassungsprogramme sind unspezifisch und führen zur Verschlechterung von Staatshaushalten. Konsequenz der Globalisierung: Verschlechterung der Lebensqualität der afrikanischen Bevölkerung. Die Staaten des Nordens schützen sich dagegen, die des Südens können das nicht. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Ein großer Teil von Entwicklungshilfe ist nichts anderes als eine neue Form der Kolonisierung und Abhängigkeit („Post-Neo-Kolonialismus“). Die Kontrolle Afrikas intensiviert sich wieder: auf Wegen der EZA werden afrikanische Gesellschaften kontrolliert. Dritte Kolonisierung: „partizipatorische Kolonisierung“ früher gab es zumindest einen afrikanischen Diskurs gegen die Kontrolle durch den Norden, heute gibt es keine Kritik in den Machtzentren mehr, die „Kolonisierung“ wird hingenommen. Man braucht keine Gewalt mehr um die Kontrollpolitik durchzuführen, die afrikanischen Länder handeln von sich aus so, wie sie sich verhalten sollen. Was kommt als nächstes? vierte Kolonisierung oder erneute Entkolonisierung? 17. Mai 2004, IX Christian Mährdel, Entkolonisierung der 3.Welt (unvollständige Mitschrift!! Nur ca. 50% des Vortrages…) Thematik hat einen globalen Charakter. Schwerpunkte im Vortrag: Globale Entwicklung, Neue Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, Afrika. - Globale Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg Gründung der Vereinten Nationen 1945 Entstehen einer bipolaren Weltsituation (Kalter Krieg) Legitimitätskrise in die der europäische Kolonialismus geraten ist und die Überwindung der Kolonialherrschaft Weltorganisation des Südens konnte sich daraufhin herausbilden (s. 24. Mai 2004) Gründung der UNO Neue Konstellation in den Nord-Süd Beziehung (auch der Süd-Nord Beziehungen). Gründung und Aktivitäten der UNO waren für die Kolonialfrage von Bedeutung und es gibt dazu eine Vorgeschichte: Kontrastposition Atlantikchart 1941: Punkt 3 „Selbstbestimmungsrecht aller Völker“, sollte auch für Kolonien gelten Boden für Entkolonialisierung: Gründung der vereinten Nationen (ab 1942), Aktivität der USA aus dem unmittelbaren Kontext der Kriegsführung Japans. Beim Treffen in San Francisco waren bereits 50 Nationen Mitglieder, darunter viele asiatische. In kurzer Zeit wurde beschlossen, dass die Situation der Kolonien nicht mehr in dieser Art und Weise tragbar ist. Ähnliches steht in der Charta zu den Treuhandgebieten (die nach dem ersten WK in europäische Hände gefallen waren). 1960 („afrikanisches Jahr“ weil viele Unabhängigkeitserklärungen) UN Deklaration: Druck aus dem Süden hat sich verstärkt 1969 gab es eine sachbezogene Abstimmung (zu Null mit Stimmenthaltungen von ehemaligen Kolonialmächten wie Belgien, Spanien, GB, F,…) Legitimitätskrise Tiefgehende Krise die sukzessive zu einem Zusammenbruch wurde. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz internationaler Vorgang von besonderer Wichtigkeit: in Hinblick auf die Haltung im Norden: die Krise entstand durch die Polarität und die unterschiedliche Position der USA und einiger anderer kleineren Staaten zu den europäischen Mächten im Westen Gesichtspunkt zur eigentlichen Thematik: Die Kolonien in Asien und Afrika sind „Dekolonisiert“ und in die Unabhängigkeit „entlassen“ worden. weist auf einen einseitigen Prozess hin M. geht aber von etwas anderem aus: von einer Position von gegeneinander und miteinander (contra- und interaktionäre-Elemente). Kolonialmacht und antizipatorische Bewegung waren jene Kräfte, die zur Erringung der Staatssouveränität eingetreten sind und deren Wirken darauf hinaus laufen musste. Vorgang der Entkolonialisierung: ist entsprechend unterschiedlich je nach Kolonialmacht spezifische Situationen in Siedlerkolonien (wer soll eigentlich Freiheit bekommen) wichtig ist auch der jeweilige Staatscharakter der Metropolen indigene emanzipatorische Bewegung mit der (nationalen) Ideologie Es gibt Differenzen in den einzelnen Kolonien und verschiedene Einwirkungen von außen. Vergleich Indien/Vietnam Vietnam: Nationale Ideologie, die aufgenommen worden ist von kommunistisch beeinflussten Führungen. Eine radikalere Richtung, tw. sogar Minderheit in der eigenen Organisation. Indien: National bürgerliche Ideologie noch jüngeren Datums. Ziel war ein unabhängiges Indien, Gründung des Indian National Congress um Indien in die Unabhängigkeit zu führen. De gesamte ideelle Vorbereitung von Veränderung der kolonialen Situation war schon sehr weit entwickelt worden (schon vor dem 20. Jahrhundert gab es ein Wirtschaftskonzept für ein unabhängiges Indien). Immer deutlicher werdende Auseinandersetzung innerhalb der indischen Bewegungen: es bestehen viele verschiedene Bewegungen (Nationalkongress, muslimische Bewegungen,…Ideologisierung von Religion schon in der Kolonialzeit Aufteilung des Landes). Zusammenfügung von bürgerlich geleiteter antikolonialer Organisation und breiter Volksmeinung. Bedeutung von Dekolonisierung: Ist von der Wissenschaft mehr oder weniger früh aufgedeckt worden. Lange gab es Unklarheit um den Begriff „Entkolonisierung“. Historiografisch sehr interessant, wäre aber zu ausführlich. Begriff der „Gegenkolonisation“: geprägt von Ökonom Marius Bonn Synonym für Decolonisation in Verbindung mit „empire braking“ Formuliert in den 1920er Jahren, dann noch mal 1938 in seinem Hauptwerk „The Crumbling of the Empire“; Von der inhaltlichen Seite tritt ein Punkt ganz deutlich zu Tage: Dekolonisation ist nicht einfach eine Bewegung gegen politische Abhängigkeit. Sie wendet sich eben so sehr gegen ökonomische Abhängigkeit. In der selben Zeit gibt es einen indischen Wissenschafter, Ökonom: Studium von wirtschaftlichen Entwicklungen in den ersten eineinhalb Jahrzehnten in seinem Land, unter Nützung seiner internationalen Partnerschaften und Begegnungen (Deutschland), hat dann denselben Begriff der „Gegenkolonisation“ verwendet. Hat sich dann rasch im asiatischen Raum verbreitet und Fuß gefasst. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz 24. Mai 2004, X Christian Mährdel „Das Phänomen der 3. Welt in einer globalen Bipolarität“ (siehe auch: 3seitiges Handout) Blockfreie Staaten Die eigene verbindliche Begrifflichkeit lautet „non-alignment“ (nicht-Pakt-gebundene). Es geht um die Nichtbindung an die beiden Militärblöcke NATO bzw. Warschauer Pakt. Historische Periodisierung: 4 Phasen - asiatische Phase: 1947 – 1955 - afrikanisch-asiatische Phase: 1955 – 1961 - trikontinentale Phase (mit Lateinamerika als 3. Partner) 1961 – ??? - post-bipolare Phase (wird im Vortrag nicht behandelt): ab 1990er Erster Gesichtspunkt: jene Antwort aus Asien auf Erfahrungen, die man im 2.WK und davor gemacht hat (das „Dritte“ wurde schon angedacht…???) First Asian Relations Conference, Delhi 1947: - es ging darum, Standpunkte der Teilnehmer abzusprechen, Spannungsverhältnisse zu minimieren und ein Programm für die Entwicklung einer andauernden asiatischen Zusammenarbeit zu kreieren; - hatte ein sehr konkretes Konzept auf der Grundlage von eingehenden Debatten entwickelt: ausgehend von politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Beziehungen wurden sehr konkrete Schlussfolgerungen in Hinblick auf die Verwirklichung gezogen; - die Verwirklichung sollte entsprechend kontrolliert werden, wozu man eine Folgekonferenz für 1949 in China in Aussicht stellte; - Nehrusche Eröffnungsrede: große Solidarität unter den asiatischen Völkern, um eine andere asiatische Nation zu retten; Indonesien: einseitige Unabhängigkeitserklärung von Holland, führte zu Militärintervention (auch von GB); Weitere Behandlung in bilateralen Formen sollte fortgesetzt werden Konferenz von Colombo 1954: Burma, Indien, Pakistan, Indonesien… - Vorschlag Indonesiens: nicht im Verbund des asiatischen Raumes zu verbleiben sondern auch afrikanische Länder einbeziehen; - Vorkonferenz: da ging es um den Streit Indonesiens mit den Niederlanden, um die Genfer Konferenz, um Marokkos Abhängigkeit von Frankreich, um die Regelungen nach dem Korea-Krieg von 1953, um Auseinandersetzungen bewaffneter Natur in anderen asiatischen Staaten und um die Einflüsse die von der Bipolarität ausgingen (vor allem im Zusammenhang mit Atombomben-Versuchen); - Diese Beratung im Vorfeld der Konferenz hat ein gewisses Näherrücken zwischen den asiatischen Teilnehmern gebracht und den Fall Indochina unmittelbar zu einem Schwerpunkt gemacht (Franzosen wollten dort die militärische Kraft der Vietming zerstören und sind bekanntlich gescheitert); - Zur selben Zeit fanden die Verhandlungen um das Genfer Abkommen statt: diese Konferenz, noch bevor sie eine Entscheidung traf, wartete ab, was auf dieser Tagung der asiatischen Länder herauskommt; - Um sich auf eine Erweiterung vorzubereiten war es wichtig, sich auf die möglichen Positionen einzulassen: Ergebnis war, man solle doch abwarten bis die Asiaten ihre Meinung gesagt haben (vor allem in Bezug auf Vietnam, Indochina); - Das wichtigste von Colombo war die Vorbereitung der Bandung-Konferenz asiatisch-afrikanische Konferenz von Bandung 1955: - Eröffnungssitzung: eröffnet von Sukarno, erste interkontinentale Konferenz der farbigen Völker, „unsere Völker kämpften für die Unabhängigkeit und gewannen sie“; VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz - Konferenz hat deutlich gemacht, dass diese asiatische Komponente durchaus noch sehr problematische Stellen hat aber auf der anderen Seite auch das Gemeinsame betonte, auch wenn bestimmte Akzente des Nicht-übereinstimmens weiter existierte; Es gab eine fundamentale Gemeinsamkeit: Nicht-Bindung an einen der Militärblocks. selbst China war nicht unzufrieden mit der Konferenz; der „Geist von Bandung“: bedeutete jene 3. Art und Weise der Handlung, der „DritteWeg“ (unabhängige Entwicklung); der neue Kontinent (Afrika) war vertreten durch die bereits unabhängigen und neuen Länder; Die afro-asiatische Gruppe hat sich schnell in den UN zusammengefunden. Die UNO wird zum Hauptfeld für die Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen. Auf dem Gebiet der kulturellen Zusammenarbeit wurde auf die Konferenz von Delhi zurückgegriffen. - die Konferenzteilnehmer wollten die Bewegung voran bringen und sie auch für andere offen zu halten; - bereits auf dem Weg zur Trikontinentalität: ein Europäer taucht auf: Jugoslawiens Staatschef Tito. Jugoslawien hatte sich nach der Auseinandersetzung mit Stalin wieder an den Titoismus gewandt, was zum Bruch mit Moskau und damit einem Alleingang führte (non-aligned). Damit war Tito in Europa allein, weshalb er sich Partner auf der afroasiatischen Konferenz suchte. Hatte die Absicht, eine universelle fortschrittliche Plattform für den Frieden zu schaffen (veröffentlicht in einem indischen Blatt, was ihm Sympathien dort verschaffte). Ab 1954 kam es zu Staatsbesuchen Titos in Indien, Burma, Ägypten, Äthiopien (Haile Selassie). Besonderes Gewicht hatte sein Indien-Besuch: „non-alignement“ beinhaltet keine Neutralitäts- sondern eine anitkoloniale Politik. Es geht nicht um die Schaffung eines 3. Blockes oder einer 3. Kraft. 1956 Tito in Ägypten mit Nassau: Bekenntnis gegen Wettrüsten, Spannungen und Misstrauen zwischen den Nationen. Einige Monate danach wurden die Beziehungen zu Ägypten konkretisiert und ausgebaut in Hinblick auf die Analyse der Weltsituation plus Bekenntnis zu friedlicher und aktiver Koexistenz: Treffen Nassau – Nehru – Tito in Belgrad: - erstmals eingehende Erklärung in einer sehr deutlichen und konkreten Ausführung, worum es dieser Organisation gehen müsse; - damit hatte sich bereits eine größere Achse herausgebildet: Tito, Nassau, Nehru, Sukarno, ein Afrikaner (?); - Sitzung der UN-Vollversammlung: auf jugoslawische Anregung wurde dieser Beschluss dort gefasst - Tagung in Kairo für die Gipfelkonferenz in Belgrad im September 1961 - Planung: 21 offizielle Teilnehmerstaaten + Beobachter - Zu klären war: Was ist eigentlich Blockfreiheit? davon hing ab, wer einzuladen wäre und zur Gruppe gehört; 5 Punkte wurden definiert: Kriterien für die Blockfreiheit: 1. das einzuladende Land musste unabhängige Außenpolitik betreiben, sich im Koexistenzprinzip bewegen, sich zur Blockfreiheit bekennen, oder eine Tendenz dieser Art (Blockfreiheit) aufweisen. 2. das Land soll die anti-koloniale Unabhängigkeitsbewegung unterstützen 3. wenn das Land einer fremden Macht Militärstützpunkte einräumt sollte diese Konzession nicht im Rahmen des Kalten Krieges gegeben worden sein. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz 4. Ein Land darf einen nur bilateralen Militärvertrage haben…. 5. …. Die Mehrheit der Anforderungen lag in dem Schwerpunkt, nicht militärisch paktgebunden zu sein. Auf dieser Grundlage müsste man in der Lage sein, eine Politik der uneingeschränkten Unterstützung der anti-kolonialen Unabhängigkeitsbewegung zu führen. Conference of the non-aligned countries, Belgrad 1961 - 25 Teilnehmerländer (12 Afrika, 12 Asien, Zypern) - die fehlenden (obwohl eingeladenen) Länder: Nigeria, Togo, Mexiko, Brasilien (war dann Beobachter) - verabschiedete Dokumente: Deklaration: - Welt befindet sich in einer Übergangszone von einer alten Ordnung zu einer neuen Ordnung, die sich auf Zusammenarbeit der Völker gründet und die Entwicklung des Wohlstandes zum Ziel hat, - kein neuer Block soll entstehen, - 27 Sondergebiete: Beschleunigung des Dekolonisationsprozesses, Souveränitätsfragen (nicht nur im politischen: über Verfügung über Ressourcen, Selbstbestimmte kulturelle Entwicklung,…), Militarisierung, Konkretisierung die sehr weit blickend war: Abschluss eines Abkommens über Nichtbenutzung des Weltraums für militärische Zwecke, keine Kernwaffenversuche, Wirtschaftsprobleme (Fonds für unterentwickelte Länder), aktuelle politische Fragen: Mitwirkung der VR China in der Union und Regelung der deutschen Frage im Zusammenhang mit dem Mauerbau. - Es gab keine Handlungsorientierung bei den beiden politischen Punkten (die anderen dienten sehr wohl zur Handlungsorientierung, mit hohem Grad der Verbindlichkeit). - Appell an die beiden Großmächte: Besorgnis wurde ausgedrückt, Aufruf zur sofortigen Einstellung der Kriegsvorbereitungen und bilateralen Verhandlungen, Achtung der Lebenswichtigkeit eines solchen Schrittes für alle Länder dieser Welt. Aufforderung für alle nicht anwesenden Länder, sich diesem Appell anzuschließen. - Es lief hinaus auf den Versuch einer Änderung von Spielregeln in der internationalen Politik. Kriegsgefahr und Teilung der Welt sollten beseitigt werden. zum Wirkungsfeld der Blockfreien in der UNO: siehe Literaturhinweise am Handout Es stellte sich heraus, dass die Praxis zwang, zu einer Systematik zu kommen: - Kontinuität musste erreicht werden, und damit auch ständige Organisationseinheiten; Die weltweit wirkende Hauptaktivität fand über die UNO statt: - organisiert in einer Struktur, - agil im Anknüpfen von Gesprächen um Unterstützung zu bekommen, - Netzwerk, das mindestens so stark gegliedert war wie das für die eigene Organisationsform (zur Vorbereitung der Konferenzen: dazwischen gab es immer wieder Außenministerkonferenzen etc.). - man musste sich erst in der eigenen Gemeinschaft über vieles einig werden um dann für auswärtige Unterstützung zu werben; - als Struktur war diese sehr differenziert und breit. Allerdings gab es in der tatsächlichen Wirksamkeit und schwache Stellen. Größte Einheitlichkeit hatte man in den Fragestellungen in Bezug auf Wirtschaft (Mainstream der Aktivitäten ab 60er Jahren – Konferenz von Kairo 1964: Wirtschaftskonferenz für die Interessen des Südens). Ausarbeitung von Plattformen für ein „Weltprogramm“, Vorbereitungen für das erste Konzept der neuen internationalen Wirtschaftsordnung. Charta der ökonomischen Rechte und Pflichten der Staaten in den UN. Weiters: Fragen der Koexistenz und des Nicht-Angriffs. Ab 2. Hälfte 70er: Konzept der Collective Self-Alliance VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz brachte nicht die Ergebnisse die man erreichen wollte; Öffnung auf mehr Kooperation mit Staaten des Nordens. (auch ausgelöst durch die Wende) Aktivitäten: - in allen Gremien: - G7, - G8-Gruppe im UNO-Sicherheitsrat, - Präsidentschaften - Starke Einflussnahme auf Tagesordnungen der Vollversammlungen und Resolutionen (Norden konnte sich nicht mehr abkapseln), - Nutzung von Spezialorganisationen der UN (bei aller Selbstüberschätzung konnte hier doch in gewissen Situationen die Welt verändert werden, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Verhinderung von weltumfassenden militärischen Auseinandersetzungen) 7.Juni 2004 Süd-Süd Kooperation Southern African Development Community Überblick: 1970: Zusammenschluss der Frontline Staaten (Zambia, Tanzania, Botswana) 1980: „alte“ SADCC: Southern African Development Co-ordination Conference 1992: “neue” SADC: Southern African Development Community Südafrika ist seit Ende des Apartheid-Regimes 1994 Mitglied der SADC. Charakteristika der Region: - hohes Maß an Arbeitsmigration hohes Maß an Landenteignung (vor allem in Südafrika, Zimbabwe und Namibia) gemeinsame historische Erfahrungen nicht homogen sondern interdependent: sehr unterschiedliche geographische und wirtschaftliche Ausprägungen der einzelnen Staaten. Staaten unterscheiden sich aber auch in vielen Aspekten: - unterschiedliche Kolonialmächte in den Regionen (Portugal, GB, Deutschland) - Formen des Kolonialismus (Siedlerkolonien, Protektorate) - Wirtschaftspolitische Ideologie: o Angola und Mozambique: sozialistisch o Tanzania, Zimbabwe und Zambia: sozialistische Rhetorik o Botswana, Lesotho, Swaziland, Malawi: kapitalistisch - Geographische Lage: o Binnenländer und Küstenländer o Bergländer (Lesotho) und Wüsten (Namibia, Botswana) - Größe: o Swaziland mit nur 17,363 km2 o Angola mit 1,246 700 km2 (Kongo ist größer – aber erst 1997 beigetreten) - Einwohnerzahlen: o Sehr dünn besiedelt: Namibia, Botswana o Hohe Bevölkerungsdichte: Malawi, Lesotho - Höhe des BIP: o Hoch: in Botswana, Angola, Zimbabwe, Lesotho VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz o Niedrig: in Mozambique, Tanzania, Zambia, Malawi, Swaziland Die einzelnen Länder: Botswana, Angola, Mozambique, Malawi, Zimbabwe, Lesotho, Namibia, Zambia, Tanzania, Swaziland, Südafrika. Sonderfall: Südafrika: - am stärksten industrialisiertes Land der Region, - ungleichste Einkommensverhältnisse der Welt. - Schlüssel zum Verständnis der Rolle Südafrikas in der Region: Goldfunde von 1886(1970: 60% der weltweiten Goldproduktion); Minenarbeiter kamen aus der ganzen Region, vor allem Lesotho, Malawi, Mozambique. anstrengender und gefährlicher Job, temporäre Arbeitsmigration verhindert ein normales Familienleben und bringt schwerwiegende soziale Konsequenzen mit sich. - bis 1994: System der Apartheid (institutionalisierter Rassismus) - sollte ursprünglich nicht Teil der SADC werden (die SADC war gegen Südafrika gegründet worden) - Südafrika ist nach wie vor die regionale Hegemonialmacht Was ist die SACU (South African Customs Union)? - 1969 gegründete Zollgemeinschaft der Namibia, Botswana, Lesotho, Swaziland und Südafrika angehören: o gemeinsamer Aussenzoll o Verteilungsschlüssel für die Zolleinnahmen wurde von Südafrika festgelegt o Innerhalb der SACU freier Handel o Die BSLN Länder waren verpflichtet südafrikanische Importe zu kaufen, zu höheren Preisen als am Weltmarkt o Ihr überproportionaler Anteil an den Zolleinkommen war daher als eine Art Entschädigung für diese Verpflichtung o Einbußen ihrer Souveränität. Unterschiedliche Beziehungen der Länder der Region zu Südafrika: - für die Länder die zur SACU gehörten - die, die kooperierten wie Malawi unter seinem Langzeitpräsidenten Banda (erhielt diplomatische Beziehungen mit Südafrika aufrecht und akzeptierte auch Kredite von Südafrika) - die, die nicht kooperierten wie Zambia unter Kaunda - die, die aufgrund der großen geographischen Entfernung kaum Beziehungen zu Südafrika hatten wie Tanzania Destabilisierungspolitik Südafrikas: - politisch und ökonomisch motiviert - zielte vor allem auf die Zerstörung von Transportwegen in en Nachbarländern ab, um dadurch seine eigene wirtschaftliche Bedeutung in der Region zu stärken und die Regierungen der Nachbarländer zu schwächen. - Denn, nicht Südafrika hat die „natürlichen“ Exporthäfen der Region für die Mehrzahl der Länder sondern Angola bzw. Mozambique. - Ökonomische Komponente: eigenständige Entwicklung der Nachbarstaaten ohne Südafrika sollte unterbunden werden (und genau dagegen ist wiederum die SADC gegründet worden) Beispiel für diese Politik: - Zentrale Rolle Südafrikas im Ausbau der Eisenbahnlinien - RENAMO (Resistencia Nacional Mocambicana): 1975 von Rhodesischen Sicherheitskräften initiiert Ziel: Mazambique zu destabilisieren um die Unterstützung für die zimbabwanischen Unabhängigkeitsbewegungen zu schwächen VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz RENAMO ist keine Widerstandsbewegung, die sich in Mozambique selbst bildetet, sondern sie wurde von Rhodesien aus kreiert, kollabierte zunächst mit der Unabhängigkeit Zimbabwes 1980. - Südafrika revitalisierte RENAMO in den 1980ern Attacken auf Verkehrsnetz, vor allem Eisenbahnlinien Zerstörung des Gesundheitssystems Ähnliches Szenario in Angola: neben Südafrika unterstützten auch die USA die Oppositionspartei UNITA um zu verhindern, dass ein an Bodenschätzen reiches Land kommunistisch wird. Integration der Region – Der Weg zur Gründung der SADCC Überlegung, wie die Abkoppelung von Südafrika erfolgen könnte: die Zerstörung der Integration war daher in der ersten Phase das Ziel Vorteile regionaler Zusammenarbeit: - Region kann gemeinsam große Entwicklungsprojekte an Land ziehen, da auch Geber gerne große, grenzenüberschreitende Projekte durchführen, - Gemeinsames Auftreten gegenüber multinationalen Unternehmen. Nachteile regionaler Zusammenarbeit: - Angst, die eigene Identität zu verlieren - Angst, Steuereinnahmen und Zölle zu verlieren, - Uneinigkeit über die Standortwahl großer Projekte. Hauptziel bei der Gründung der SADC: wirtschaftlicher Gegenpol zu Südafrika Konzentration auf Export, da Binnenmarkt zu klein und einzelne Wirtschaften zu undifferenziert. Die Frontline-States: - - 1970: Tanzania, Zambia, Botswana Staaten, die an Länder grenzten, die noch kolonialisiert waren oder unter dem Apartheid System standen erhielten ein Mandat der OAU (Organisation of African Unity) und führten einen Kampf gegen den Kolonialismus: o den portugiesischen in Angola und Mozambique o das illegale Siedlerregime in Zimbabwe o die südafrikanische Apartheids-herrschaft über Namibia o und gegen das südafrikanische Apartheidregime selbst. 1975 wurden Angola und Mozambique unabhängig und Teil der Frontline States 1980 wurde Zimbabwe unabhängig 1990 wurde Namibia unabhängig 1994 Abschaffung des Apartheidsystems in Südafrika, erste freie Wahlen SADCC - 1979: 5 Frontline-States verabschiedeten in Tanzania eine „Arusha Declaration“ Die Präsidenten aller beteiligten Länder waren alte Freunde 1.4.1980: beim Lusaka Summit wurde die SADCC gegründet: o ursprüngliche 9 Mitgliedsländer: die fünf Frontline-States, Lesotho, Swaziland, Malawi, Zimbabwe o Sekretariat in Gaborone (Botswana): umsichtig getroffene Wahl, eine große Überstruktur sollte vermieden werden. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Die Ziele waren: o Die Abhängigkeit zu reduzieren, vor allem von Südafrika, zu dem eine ökonomische Gegenmacht entstehen sollte, aber ebenso von anderen Staaten und Staatengruppen. o Die Umsetzung von Programmen und Projekten mit nationalen und regionalen Auswirkungen. o Verständnis für die Situation der SADCC-Staaten und Unterstützung von internationaler Seite. Ansatz: - entspricht nicht dem klassischen Verständnis von regionaler Integration - nicht der klassische Weg hin zu einer Integration der Märkte: sondern pragmatischer Schritt-für-Schritt Ansatz - innerhalb einer dezentralisierten Struktur wurden Projekte durchgeführt, vor allem in den Bereichen: o Transport o Technologie o Industrialisierung - Problem: Transportsystem war auf die kolonialen Ökonomien ausgerichtet, kaum Querverbindungen zwischen den einzelnen Ländern; kaum Verbindungen innerhalb der Länder, abgesehen von Verbindungen von Rohstoff- zu urbanen Zentren. - Verschiedene Länder übernahmen Verantwortung für einzelne Sektoren Handel: Freier Handel war anfangs nicht das Ziel. - Kritik daher unangebracht, denn die Gründung der SADCC vor allem eine politische Antwort auf die Versuche Südafrikas die Region zu destabilisieren; - SADCC war erfolgreich darin, Hilfsgelder in die Region zu bringen - Der intra-regionale Handel nicht mehr als 4-5% der Exporte, rund 80% davon wiederum inkludierte Zimbabwe - Minimalistischer Kooperationsansatz: Entscheidungen bleiben bei den einzelnen Rebierungen - Nur eine überregionale Einrichtung: die SATCC (Southern African Transport and Communications Commission in Maputo) Erfolge: - gemeinsames regionales Bewusstsein wurde entwickelt; SADCC wurde in den 80ern zu einer glaubwürdigen Staatengruppe nach außen - Rehabilitierung des Transportsystems, vor allem des Eisenbahnsektors: o 1970-1976: neue Bahnlinien von Zambia nach Tanzania (TAZARA) o nach Unabhängigkeit Zimbabwes: Wiederherstellung des Harare-BeiraKorridors o 1987 ging bereits die doppelte Menge an Exportgütern der Binnenländer durch SADCC Länder und nicht durch Südafrika - Generierung von Hilfsgeldern: weitaus mehr als vor SADCC-Gründung. Probleme und Hindernisse: - Destabilisierung durch Südafrika - Schlechte weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen - Nur in geringem Ausmaß Mobilisierung von eigenem Kapital, Rund 90% der Finanzierung der Projekte kam von außerhalb der Region (hohe Abhängigkeit von den Geberländern) - Projekte zum Aufbau einer Transportinfrastruktur litten unter der starken Geberdominanz o Projekte belebten alte Strukturen des Transportsystems wieder o SADCC aber ging es vor allem um Rationalisierung und nicht nur um Rehabilitierung der alten Verbindungen. - Mangel an Engagement der einzelnen Staaten, Vorrang für nationale Bestrebungen. VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Warum stellte Südafrika seine Destabilisierungspolitik Ende der 80er schließlich ein? - aufgrund der fortschreitenden Krise des Apartheidsystems in Südafrika, - veränderte internationale Ordnung, - Erkenntnis, dass eine Re-Stabilisierung der Region auch zum Vorteil von Südafrika selbst sein würde. Weitere Entwicklung der SADCC: - 1990: Namibia kommt dazu - 1992: Windhoek Summit: Neugründung und Umbenennung in SADC - stärker zentralisiert, bindende Verträge: der erste bindende Vertrag wurde 1995 zu dem Thema „Wasser und Energie“ ausgearbeitet. - 1994 Südafrika wird Mitglied - 1995: Mauritius tritt bei (steht politisch und geographisch außerhalb) - 1997: Seychellen und Kongo treten bei Neue Ziele ab 90ern: - gemeinsamer Handel wird zum erklärten Ziel der Gemeinschaft - gemeinsame ökonomische, politisch, soziale Werte - 1997-2007: Errichtung einer SADC-Freihandelszone: o Freier Warenhandel o Freier Personenverkehr o Abbau von Zöllen. Problematisch: Dominanz von südafrikanischen Konzernen und multinationalen Unternehmen. Weiteres Ziel: - regionale Stabilitätssicherung: - Konflikte in den Regionen: o Krieg in Kongo o Krise nach Landbesetzungen in Zimbabwe o Erst vor Kurzem Bürgerkriegsende in Angola - Generelles Problem: Neoliberale Wirtschaftspolitik von WTO und EU - Gegenprojekt: Utopie einer African Renaissance (NEPAD, ausgehend von Südafrika) 14. Juni 2004 Wolfgang Dietrich: Süd-Süd-Kooperation Süd-Süd-Kooperation in LA Periphere Bedingungen unter denen die Kooperation stattfinden soll macht es notwendig, die Beziehungen zwischen Peripherie und zentraler Macht zu analysieren. LA und USA man kann nicht so tun als ob es die USA nicht gäbe - eine Analyse der aktuellen US-Außenpolitik zeigt, dass sehr viele Selbstverständlichkeiten die die aktuelle Regierung leiten aus Erfahrungskontexten entstanden sind, die sich auf LA beziehen. - Er würde von einer Lateinamerikanisierung der US-Außen und Weltpolitik sprechen. (z.B. Irak) Methodik: baut auf 2 Begriffe, geprägt von Galtung (Friedensforschung): - Tiefenstruktur (strukturelle Gewalt) o - Tiefenkultur o (kulturelle Konzepte die strukturelle Gewalt legitimieren) o kommt aus der Psychologie (Freud, Jung, Reich, Galtung) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz o o o o Aber: es gibt in LA…) Definition: ist die Summe jener Umstände die für die Menschen in einer bestimmten Zivilisation festlegen, was sie als natürlich empfinden und dadurch die Beziehungen formen; Kollektives Gedächtnis, Leitungssystem Was empfinden Menschen in einem bestimmten Rahmen als normal? kommunikationstheoretisches Problem Gilt auch für die Eliten von Ländern auch andere Faktoren: Herrschaftsinteressen, Machtstrukturen,… (Spanier 2 Thesen: 1. (in Hinblick auf die Herrschaftsstrukturen in Amerika): die Konjunktur von militärischer Intervention und suprastaatlicher Integration in den americas des 20.Jhdt. folgt kulturellen Verhaltensmustern der beteiligten Akteure, welche auch durch unterschiedliche Tiefencodes bestimmt werden, die das Verhalten leiten 2. militärische Intervention und suprastaatliche Integration in den americas sind taktische Herrschaftsmethoden der jeweiligen Eliten (auf beiden Seiten). Die Entscheidung der jeweiligen Taktiken wird durch die Konjunkutrzyklen bestimmt. LA und NA verfolgen aber dasselbe Ziel: politische und ökonomische Dominanz über die jeweils anderen. Subthese: Konjunktur: wenn die Wirtschaft boomt verhalten sich die Eliten anders als in Zeiten der Rezession. Moralische Frage: man soll nicht in die Falle geraten zu sagen, dass etwas immer „schlecht“ oder immer „gut“ ist (Intervention bzw. Integration). Historischer Rückgriff: 1820er Jahre: MONROE/BOLIVAR - entscheidende Jahre der spanischen Entkolonisierung - Unabhängigkeit war ein elitäres Projekt; - Bolivar: orientierte sich an Rousseau - Europäische Freiheitsidee: bürgerliches Konzept wurde übernommen, obwohl es in LA überhaupt nicht verbreitet war („Staatsbürger“) USA: James Monroe LA: Simon Bolivar hat die Souveränität der neuen Staaten im Vorschlag: alle die, die spanisch Sprechen Süden sehr begrüßt: sollten sich zusammen schließen - Botschaft an die Europäer „Monroe - war nicht allen recht: Angst vor Doktrin“: Amerika den Amerikanern Zentrum und Peripherie Verhältnis der Eliten alle wollten ihre eigenen (Finger weg von LA) Zentren Streit Dahinter stehen 3 Prinzipien: - non-colonizing Vorstellung einer Vereinigung aller Gebiete - no transfers (zw. Kolonien) in denen die Eliten spanisch sprechen. - non-intervention - Bolivar sprach sich gegen das Verhalten Hatten die USA die Macht dazu? der USA aus (Konferenz von Panama USA waren ausgeladen, sind trotzdem - man kann davon ausgehen dass ihre engsten Alliierten (GB) das gekommen unterstützen Warum? Weil sie glauben, dass ihr Erfolgs- Adresse waren F, NL, D (nicht GB) projekt der Siedler im eigenen Land weiter Problem: militärische/politische Stärke: geführt werden muss bis in die Peripherie. - Hilfestellung von GB war nötig (Besetzung der Malvinas…) Problem: LA wurde nicht gefragt: - Erklärung war einseitig 2 Grundverständnisse über die Zukunft LAs: - Panamerikanisches Konzept - Zusammenschluss der Länder des Südens (zum Schutz gegen die USA) VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Lateinamerikanische Eliten (Kreolen): orientiert an Rousseau - haben europäische Grundprinzipien importiert (Staatsgedanke) - bis heute andauernde Argumentationsweise derjenigen Teile der LA Eliten, die nicht an der Macht sind: sagen, dass die die Regieren so schlecht sind, und dass deshalb in LA nichts weiter geht o sagen, dass sie selbst die moralisch besseren sind o sagen, dass sie selbst das bessere Konzept haben „Revolution“ ist notwendig (populistischer Anspruch der ausgeschlossenen Gruppen) - dazu kommt der Minderwertigkeitskomplex gegenüber den USA: literarische Strömung: Roman „Ariel“ (Luftgeist-LA gegen Erdgeist-USA) „Arielismus“ in LA: Luftgeister müssen sich vor den bösen Erdgeistern schützen Konzept der USA: - Ideologische Rechtfertigung der „Zivilisierung“ - Verallgemeinerung des LA-Kontinents - Eliten wollen nicht gehorchen, also werde sie entfernt, sodass die (wirtschaftlichen) Rahmenbedingungen entsprechend geformt werden können Anlassfall für militärische Intervention: Wirtschaftskrise von Venezuela (Zahlungsunfähigkeit gegenüber europäischen Staaten und Banken Europäer wollten intervenieren) - USA (Roosevelt): intervenieren einfach selbst, wodurch die Rahmenbedingungen in LA gleich hergestellt werden können (im Jahr 1904) Frage, ob militärisch interveniert wird, hängt von der Konjunktur ab: - hohe Konjunktur ist günstig für Intervention - Krisensituation: Absatzmärkte sind gefragt, Intervention könnte sie liefern 1. Hälfte des 20.Jhdts: Vielzahl militärischer Interventionen ab 2. WK: - Änderung der terms im weltpolitischen Kontext (Kalter Krieg, neue Doktrinen) o Realismus (Mensch ist von Grund auf schlecht, darum bedarf es eines Regulativs also einem autoritären Staat, starkes Heer,…) o Idealismus (in LA besonders wichtig; Mensch ist vernunftbegabt, braucht zwar einen Staat, dieser muss aber demokratisch legitimiert sein; Zollabbau, denn wer miteinander Handel treibt schießt nicht aufeinander; vernunftbegabt Vertreter von Staaten sollen das internationale System leiten; Kant) - In Bezug auf Integration/Kooperation zwischen Staaten: o Realismus: Kooperation muss so ausschauen, dass erst einmal das persönliche Wohl gesichert wird, dann Verhältnisse geschaffen werden die einem selbst genehm sind, dann wird es umgesetzt o Idealismus: zuerst sollen sich die Vertreter zusammentun, etwas aushandeln, formalisieren und dann umsetzen Was folgt auf zwischenstaatlicher Position aus der Monroe-Ansicht? - starkes Zentrum, starker Realismus der Stärkeren = Intervention (immer wenn einer nicht so gut ist wie er in meinen Augen sein soll, wird eingegriffen) - schwacher Idealismus der Stärkeren = nach Intervention kommt Institution (damit wird völkerrechtlich legitimiert) - „form follows function“ (Funktionalismus) Panamerikanismus VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Was folgt auf zwischenstaatlicher Position aus Sicht des Arielismus? - schwacher Realismus der Schwächeren = Revolution (Intervention wäre zu hoch gegriffen, ist nicht realistisch) - starker Idealismus der Schwächeren = Emanzipation (wie kann man sich wehren? - Konzept „function follows form“ (Föderalismus) Ruf nach Gipfelkonferenzen, nach Institutionen, nach Verträgen,… Emanzipation Süd-Süd Kooperation: - Zusammenschluss auf Basis von Verträgen - Anspruch: bessere Verhältnisse trotz Zentrums-Abhängigkeit Zwei Seiten von Konzepten für Amerika: - US-amerikanische (aktuell: Freihandelszone unter Führung der US) - LA-amerikanische (forciert von CEPAL), emanzipatorische Konzepte o Realpolitische Erkenntnis: Bipolarer Widerstand gegen die USA hat keinen Sinn, deshalb wird immer auf die Unterstützung der europäischen Mächte gehofft; Allianz mit Europa soll geschaffen werde Keines der Konzepte und Systeme hat jemals funktioniert. Mercosur: - Idee stammt aus den 80ern: instabile Lage, mehrere neu-instaliierte Regierungen - Gründung eines gemeinsamen Marktes nach europäischem Vorbild - Demokratieklausel, sodass wenn ein Land wieder unter Militärherrschaft kommt, dieses ausgeschlossen wird - Klare Grenzziehung gegenüber den USA: in Form eines Vertrages mit den USA: o 4+1 Abkommen (ist nicht gleich 5) - Konzept: Anliegen des Mercosurs schlägt wieder ganz klar in die Idee der Emanzipation; aber: man macht es nicht mehr so wie früher, sondern man macht lediglich ein Rahmenabkommen, bei dem fast der Leitsatz des Realismus dominiert - Sofortmaßnahme: Angebot an die EU zu einem erstmaligen interkontinentalen Freihandelsabkommen (evtl. ab 2005); auch mit den USA wird so was geplant - Mercosur ist realpolitisch noch nicht sehr wichtig, aber er bringt eine neuKonzeptualisierung mit sich (gegen die Logik der letzten 200Jahre..) Ausblick: - 2006 Präsidentschaft Österreichs der EU - LA-Europäisches Gipfeltreffen in Wien, evtl. dort die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens 21. Juni 2004, XIV Andrea Komlosy, „Global Village als optische Täuschung“ Buchempfehlung: Immanuel Wallerstein: „Utopistik“ Zum Einstieg: gibt es eine Homogenisierung, d.h. wächst die Welt zu einem „global Village“ zusammen? Werden die Differenzen überwunden? 2 Ansätze: HOMOGENISIERUNG: Dafür spricht: weitere und verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten, zunehmende Interdependenz zwischen Nord und Süd, kulturelle Vereinheitlichung, internationale Arbeitsteilung… FRAGMENTIERUNG, Polarisierung: anderer Ansatz wäre Fragmentierung, d.h. es kommt zu einer sozialen und räumlichen Polarisierung; VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz dafür spricht: größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, „Kampf der Kulturen“, cultural revival (Rückbesinnung auf traditionelle Werte), Auseinanderfallen von Arbeitsverhältnissen (Lohn, Sicherheit, Aufstiegschancen,…) Können diese beiden Phänomene gleichzeitig/ergänzend auftreten? Gibt es eine historische Entwicklungstendenz? Wenn ja, in welche Richtung? Gibt es eine Entwicklungsabfolge, z.B. ein auf und ab? Welche Konsequenzen entstehen für das Verhältnis Zentrum-Peripherie? - Verhältnis könnte verschwinden (Gegensatz 1./3. Welt könnte verschwinden) - Verhältnis bleibt im Grunde wie es ist - Verhältnis wird zwar in Frage gestellt, erlebt aber neue Form und Gestalt Vom Wiederaufbaumodell zum neuen Akkumulationsmodell der neuen internationalen Arbeitsteilung: Historisch: ab Ende des 2.WK - 1945-73: Wiederaufbau - 1973: Ölkrise (aufgrund von zunehmender Verwertungsschwierigkeiten, Wiederaufbaukrise, Verschärfung der Konkurrenz im kapitalistischen Weltsystem) Anpassungsmaßnahmen; Möglichkeiten der Unternehmen zu reagieren: Produktionskosten senken o Verlagerung von bestimmten Fertigungsschritten der industriellen Produktion an Standorte mit niedrigeren Kosten (NIAT) o Als Investor: sein Geld monetär veranlagen, Kredite vergeben (= Fundament der Schuldenkrise) o Rationalisierung: Investitionen in Forschung und Innovation; Grundstock für digitale Evolution - Es entsteht die sog. Standorthierarchie: o Produktionen mit unterschiedlicher Wertschöpfung Standorte der Unternehmen sind begehrt - Folgen: o Ende der industriellen Massenproduktion in den Zentren (War das Paradigma der Wiederaufbauphase) o Ende des Wohlfahrtsstaates in den Zentren o = Ende des Fordismus (… Wohlfahrtssystem, stabile und qualifizierte Belegschaft die auch am Konsum teilhaben sollte) - Heterogenisierung der Arbeitsverhältnisse (Flexibilisierung, Deregulierung,…) - Bedeutung der NIAT für die Dritte Welt: o Global Cities o NIC vermehren sich (Verlagerungseffekt: andere Länder werden zu IL) o 3. Welt verliert das Stigmata „Dritte Welt“ Folgen für (staatliche) Politik: - Wandel in den 70ern: „Disparitätenausgleich“ - 80er: Paradigmenwechsel mit Neoliberalismus, wichtig ist ein gutes Abschneiden bei der Konkurrenz um Investitionen - Staat-Region-Regionalblock: o Der Zusammenschluss zu Regionalblöcken verleiht mehr Gewicht o Gewisser Kompetenzverlust von Staaten, auch auf Kosten von Regionen o Nationalstaat wird in die Zange genommen (gibt Kompetenzen ab, ist Druck von Regionen ausgesetzt) - Abschied von flächenhafter Politik - Systemwandel in der Politik (auf der ganzen Welt), als Folge der neuen ökonomischen Verhältnisse: o West: Wohlfahrtsstaat Wettbewerbsstaat o Ost: Staatssozialismus Peripherer Kapitalismus o Süd: Entwicklungsstaat Anpassung an int. Investoren und Finanzorganisationen VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz Kurve zu den Eingangs gestellten Fragen: Der Nationalstaat muss sein Handeln heute an gewisse Dinge anpassen. Fragmentierung von Raum und Zeit: - Punkt versus Fläche - Weltraum und Zwischenraum o Es findet ein Zusammenwachsen statt, allerdings nur in einzelnen Punkten o Die Frage ist, ob diese Punkte mehr werden und allen Menschen Zugang bieten, oder ob der Zugang für wenige beschränkt bleiben wird o Entwicklungspolitik konzentriert sich zunehmen darauf, wie können die existierenden Punkte besser vernetzt werden; weniger darauf, wie man den Raum zwischen den Punkten gestalten sollte - Dezentralisierung der Produktion – Konzentration von Macht und Wertschöpfung - Beschleunigung versus Stillstand Schlussfolgerungen: Ende der Neuauflage des Z-P Verhältnisses? Polarisierung tritt in neuen Formen auf: - Raumebene: o Zunehmende Differenzierung (Punkt statt Fläche), Territorium geht verloren (IL, EL, Dritte Welt…löst sich auf), Zerfallsprozess o Standortpolitik statt Regional- und Entwicklungspolitik, was die Polarisierung nur weiter voran treibt o Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist die Folge (= soziale Fragmentierung) o Bsp.: amerikanische Großstädte (Bezirke lösen sich heraus, Gründen Stadt in der Stadt reiche Viertel grenzen sich von armen Vierteln klar ab); einzelne Punkte haben günstigere Bedingungen und wollen diese Bedingungen nicht mit anderen Teilen, also isolieren sie sich Z-P Verhältnis ist nicht verschwunden, hat sich vervielfältigt. - Zeitebene: o Beschleunigung vs. Stillstand: manche können nicht mithalten, kommen zum Stillstand o Polarisierung hat auch eine zeitliche Dimension: unterschiedliche Möglichkeit, an dem beschleunigten Vernetzungsprozess (der die Weltwirtschaft prägt) teil zu nehmen VO Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen (Grau), SS2004, Sophie Uitz