Darbringen des Mandalas Hier ist die wunderbare Erde, Voller Weihrauchduft, Bedeckt mit einem Blütenteppich, Der große Berg, Die vier Kontinente, Sie trägt ein Schmuckstück: Die Sonne und den Mond. In meinem Geist mache ich aus alldem Das Paradies eines Buddhas, Und bringe Dir alles dar. Möge durch diese Tat Jedes Lebewesen Die Reine Welt erfahren. Zuflucht und der Wunsch Ich suche Zuflucht Beim Buddha, Dharma und dem höchsten Sangha, Bis ich Erleuchtung erlange, Durch die Kraft Der guten Dinge, die ich tue, Durch das Geben und alles andere, Möge ich ein Buddha werden, Um allen Lebewesen helfen zu können. Widmung einer guten Tat Durch das Gute Das ich gerade getan habe Mögen alle Lebewesen Die Anhäufung von Verdiensten und Weisheit vollenden, Und dadurch die zwei ultimativen Körper erlangen, welche von Verdiensten und Weisheit hervorgebracht werden. Ein buddhistischer Segen Ich bringe dies Meinem Lehrer dar, Größer als jeder andere, Dem unschätzbaren Buddha, Ich bringe dies Dem Schutz dar, Größer als jeder andere, Dem unschätzbaren Dharma, Ich bringe dies Den Führern dar Höher als alle anderen, Dem wertvollen Sangha. Ich bringe dies den Orten der Zuflucht dar, Den Drei Juwelen, Selten und einzigartig. Asian Classics Institute Kurs I: Die grundlegenden Lehren des Buddha Level Eins Der ‚Stufenpfad’ (Lam Rim) Kurs Überblick Eins Thema: Einführung in die Drei Hauptpfade Material: Der komplette Text der Drei Hauptpfade (Lam-stzo rnam-gsum) von Je Tsongkapa (1357-1419) Vorwort der engl. Übersetzung von Pabongka Rinpoche Kommentar zu den Drei Hauptpfaden von Khen Rinpoche Geshe Lobsang Tharchin (1921-) Zwei Thema: Der Lama und die Schriften; Warum die Drei Hauptpfade studieren? Eine Darbietung der Verehrung Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades (Lam bzang sgo 'byed) Von Pabongka Rinpoche (1878-1941), mit einem Kommentar zu Drei Hauptpfade (Lam-gtzo rnam-gsum) von Je Tsongkapa (1357-1419), Drei Thema: Wie man einen Lama auswählt Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Vier Thema: Ein Versprechen das Werk zu vollenden Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Fünf Thema: Ermutigung zum Studium; Warum man Entsagung braucht; die Abwendung von der Besessenheit mit den Dingen dieses Lebens Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Sechs Thema: Abwendung von der Begierde zukünftiger Leben; Wie man weiß, wann man Entsagung erreicht hat Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Sieben Thema: Warum wir den Wunsch nach Erleuchtung brauchen Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Acht Thema: Wie wir den Wunsch nach Erleuchtung entwickeln; Wie wir wissen, wann wir den Wunsch nach Erleuchtung gefunden haben Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Neun Thema: Warum wir die richtige Sichtweise brauchen; Was ist die richtige Sichtweise? Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Zehn Thema: Wie du weißt, daß deine Analyse noch unvollständig ist; Wie du weißt, daß deine Analyse vollständig ist; Eine einzigartige Lehre der ‚Implikations’ Schule; Praktiziere was Du gelernt hast; Die Schlussfolgerung der Erklärung; Gebet eines Schülers; Ein geheimer Schlüssel zu den Drei Hauptpfaden Material: Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades. Die drei Hauptpfade Von Tsongkapa dem Grossen, Koenig des Dharma Ich verneige mich vor meinen erhebenden, unfehlbaren Lamas. (1) Nach bestem Vermögen will ich versuchen zu erklären: Die essentielle Bedeutung aller schriftlichen Äußerungen der Triumphierenden, Den Weg, der von den heiligen Nachkommen der Siegreichen gepriesen wird, Die Furt für die Glücklichen, die sich nach der Befreiung sehnen. (2) Hört mit einem klaren Geist, o Glückliche, deren Geist kein Verlangen hat nach den Vergnügungen des Lebens, Und die, um wahre Ruhe und Reichtum zu erlangen, danach trachten, ihre Aufmerksamkeit auf den Weg zu richten, welcher den Siegreichen erfreut. (3) Es gibt keinen Weg, ohne reine Entsagung, das Verlangen nach erfreulichen Dingen in diesem Ozean des Lebens zu beenden. Es liegt auch begründet in ihrem Leben voller Verlangen, dass die Menschen gefesselt sind, daher sucht zuerst Entsagung. (4) Müßiggang und Glück sind schwer zu finden, das Leben ist nicht lang; Denk immer daran, wende dich ab von der Besessenheit mit den Erscheinungen dieses Lebens, Denke immerfort an (das Gesetz) von Ursache und Wirkung, und den leidvollen Kreislauf von Geburt und Tod: wende Dich ab vom Verlangen nach der Zukunft. (5) Wenn du darüber meditierst und nie, nicht einmal einen Augenblick, in dir der Wunsch entsteht nach den angenehmen Dingen des immer wiederkehrenden Samsara, Und wenn du Tag und Nacht immer nach der Befreiung trachtest, Dann hast du die Entsagung erreicht. (6) Doch selbst diese Entsagung kann niemals die Seeligkeit des unvergleichlichen Zustandes der Erleuchtung bewirken, Wenn sie nicht von der Entwicklung des reinsten Wunsches begleitet wird; Deshalb trachten die Weisen nach dem höchsten Wunsch nach Erleuchtung. (7) Davongetragen von den Strömungen der vier gewaltigen Flüsse, Gebunden von den straffen Fesseln des schwer abwendbaren Karmas, In den Stahlkäfig des „Ichs“ gezwängt, das nach (nach Selbstverwirklichung) greift, Völlig eingehüllt in die pechschwarze Finsternis der Unwissenheit, (8) Immer wieder werden sie geboren, Ein Leben nach dem anderen, und in ihrer unendlichen zwanghaften Existenz werden sie unaufhörlich geplagt von den drei Leiden; Bedenke, wie deine Mütter fühlten, bedenke, was ihnen widerfährt: Entwickle die höchste Absicht (des Bodhichitta). (9) Doch selbst wenn du Entsagung und Bodhichitta entwickelt hast, Wenn du nicht die Weisheit , der Erkenntnis der wahren Realität besitzt, Wirst du nicht in der Lage sein, die Wurzel deiner zwanghaften Existenz zu durchtrennen. Bemühe dich daher in den Methoden, mit denen man das Verständnis des abhängigen Entstehens erkennen kann. (10) Der hat den Weg gewählt, der zur Erleuchtung führt, der erkannt hat, dass (das Gesetz von) Ursache und Wirkung, für alle Phänomene des Samsara oder Nirvana unabdingbar zutrifft, Und wenn diese (Phänomene) für ihn jegliche feste Erscheinung verlieren. (11) Du hast noch nicht die Denkweise eines Fähigen erlangt, wenn Dir diese zwei Ideen als getrennt erscheinen: Die Erscheinung der Dinge – unfehlbare Abhängigkeit; Und Leere – jenseits von jeglicher Position. 12) Doch an einem bestimmten Punkt wechseln diese (Sichtweisen) nicht mehr, sondern kommen zusammen; Diese Interdependenz zu sehen bewirkt Die Offenbarung, welche deine bisherige Sicht der Dinge zerstört, Und dann hast du die Erkenntnis der korrekten Sicht verwirklicht. (13) Wenn du darüber hinaus weißt, dass die Erscheinung das Extrem der Existenz eliminiert, Und die Leerheit das Extrem der Nicht-Existenz, Und wie die Leerheit als Ursache und Wirkung aufgeht, Dann wirst du niemals extremen Sichtweisen, anhängen. (14) Hast du das Wesentliche dieser Drei Hauptpfade so gut wie ich verstanden, Begieb’ dich in die Einsamkeit, mein Sohn, und strenge dich nach besten Kräften an, um deinen ultimativen Wunsch schnell zu verwirklichen. Diese Anweisungen wurden Ngawang Drakpa, einem Mönch aus dem Distrikt Tsako, von dem sehr gelehrten buddhistischen Mönch, dem ruhmreichen Lobsang Drakpa, gegeben. Der folgende Text ist ein Vorwort, geschrieben von Khen Rinpoche Geshe Lobsang Tharchin (1921- ) für die englische Übersetzung von Pabongka Rinpoches Kommentar zu ‘Drei Hauptpfade’ (Lam-gtzo rnam-gsum) mit dem Titel ‘Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades’ (Lam bzang sgo 'byed). ************ Yeshe Lobsang saß, wie üblich, da und starrte mit weit offenem Mund an die Decke. Wir waren junge Mönche in Sera, einem der größten buddhistischen Klöster in Tibet. Wir saßen in langen Reihen einander gegenüber und sagen eines der heiligsten Gebete unserer Religion, die ‚Darbringung für die Lamas’ Offering to Lamas. Er war drei Meter entfernt, immer noch träumend, mit weit offenem Mund. Ich war der Klassenbeste, schlau, aber mit einem Hang zur Schadenfreude, der sich verschlimmerte, wenn meine Spielkameraden dabei waren. Zwei davon saßen bei mir, einer auf jeder Seite, und konzentrierten sich ebenfalls nicht besonders auf das Gebet. Ich wettete mit ihnen, dass ich Yeshe Lobsang genau in den Mund treffen könnte. Wir hatten dieses Spiel, das pakda hieß, das bedeutet "der Pfeil aus Teig". Man nimmt einen kleinen Klumpen Gerstenteig und schnipst ihn dann mit dem Mittelfinger. Das war etwas, worin ich gut war, da ich nicht viel Zeit mit dem Studium verschwendete, wie es eigentlich von mir erwartet wurde. Yeshe Lobsang saß immer noch mit hängendem Unterkiefer da und gab ein gutes Ziel ab. Als das Singen des Gebets zu einem Crescendo anschwoll, zielte ich und feuerte – der Teigklumpen erreichte nicht nur seinen Mund, sondern schoß ganz bis in den Rachen und machte ein befriedigendes THWOCK! Geräusch, als er traf. Und so begann er zu würgen und zu spucken und meine Freunde neben mir und ich grölten vor Lachen. Schon kommt Gergen, unser Hausmeister, der ein Auge auf uns haben sollte, während der Zeremonien, und er erkennt die Täter (sie lachen immer noch während ich ein unschuldiges Gesicht machte). Er hat einen kleinen Stock bei sich, genau für solche Gelegenheiten, und beginnt, sie damit von hinten zu schlagen. Sie fangen an zu weinen, aber sie können nicht aufhören zu lachen und bekommen eine gute Tracht Prügel, und Yeshe Lobsang würgt immer noch und ich sitze da, wie ein guter Mönch und komme davon. Später erzählten sie mir, dass es die Prügel wert war, Yeshe Lobsangs verzerrtes Gesicht zu sehen und sie waren mir nicht böse, dass ich davon gekommen war. Diese kleine Szene war sehr typisch für meine frühen Jahre in Sera. Wie viele tibetische Jungs wurde ich schon sehr jung ins Kloster gebracht – das war 1928, da war ich erst sieben. Zuerst vermissen wir unsere Eltern und Geschwister, aber andererseits war unser Zuhause im Kloster ein wunderbarer Ort für einen Jungen – wir waren etwa fünfzig Jungs im selben Alter, was ein großer Spaß war, wenn wir nicht erwischt wurden, und wir entwickelten auch ein tiefes Gefühl der Kameradschaft, als wir zusammen die 25-Jahre dauernden Kurse absolvierten und schließlich mit dem begehrten Titel ‚Geshe’, Meister der buddhistischen Studien, graduierten. Mein Haus war Gyalrong, eines der größeren von den insgesamt fünfzehn Häusern in Sera Mey Colllege. Das Haus selbst war eines der drei großen Abteilungen des Klosters Sera. Zu seiner Blütezeit hatte Sera über 8,000 Lehrer und Schüler, die die alten Werke buddhistischer Weisheit studierten. Unser Kloster war ganz in der Nähe von Lhasa, der tibetischen Hauptstadt, einem Königreich mitten in den Gebirgen des Mount Everest und des übrigen Himalayas, Nördlich von Indien und westlich von China. Obwohl der Buddha in Indien geboren wurde, haben seine gesamten Lehren bis heute in Tibet überlebt. Sie kamen vor über tausend Jahren in unser Land, wurden sorgfältig in unsere Sprache übersetzt und in unseren Bergklöstern sicher aufbewahrt, während im Rest der Welt buddhistische Bücher, Klöster und Mönche als Befürworter der Gewaltfreiheit in einer gewalttätigen Welt fast verschwunden sind. Wir junge Mönche waren nicht so nobel. Unser Hausvorsteher schickte uns mit Eimern zu den Felsen hinter dem Kloster um dort Wasser aus der Quelle zu holen und wir vertrödelten Stunden damit. Manchmal wickelten wir unsere rot-braunen Kutten um unserer Füße und rutschten die Felsblöcke herunter, bis der Stoff in Fetzen hing und wir wieder Ärger mit dem Hausmeister bekamen. Steine werfen war ein guter Zeitvertreib und ich erinnere mich, dass ich einmal eine Eidechse getroffen und versehentlich getötet habe, was ich furchtbar bereute. Denn wir glauben, dass alle lebenden Wesen Gefühle haben; dass sie sich gut fühlen und Schmerzen vermeiden wollen, genau wie du und ich. Auf unserem Weg zurück zum Kloster war es ein beliebter Trick, Heftzwecken auf den Pfad zum Vordereingang zu legen. Unser Land lag in einer Art Einbuchtung hinter den Himalayas und es war dort nicht so kalt, wie die meisten Leute vom „Land des Schnees“ annehmen. Einige Mönche gingen gern barfuss und wir strichen um die Mauer nah am Eingang herum und warteten auf ein Opfer. Unser Gekicher ging schon los, bevor seine Füße die Zwecken erreicht hatten und dann rasten wir mit wehenden Kutten davon, bevor er uns kriegen konnte. Sogar daheim war ich kein Musterschüler. Mein Hausvorsteher, der uns normalerweise in Lesen und Schreiben unterrichtet, bevor wir unsere philosophischen Studien beginnen, war Geshe Tupten Namdrol. Er war sehr streng mit mir und dem anderen Jungen, mit dem ich das Zimmer teilte. Dieser Junge war ein berüchtigter Quatschmacher und das steckte mich auch an. Als wir unsere ersten Kurse in buddhistischer Logik und Debattieren hatten, lernte ich rein mechanisch - ich schrieb gute Noten, lernte alles auswendig, was ich lernen sollte und hatte eine schnelle Auffassungsgabe, was die Regeln der Logik betraf – aber ich war mit dem Herzen nicht dabei. Als ich den nächsten Kurs begann, zwölf lange Jahre des Studiums der Bedeutung der Weisheit, hatte ich bereits einen recht schlechten Ruf. Zu dieser Zeit wurde meinem Hausvorsteher angeboten, Abt des Klosters Ganden Shedrup Ling im Distrikt Hloka zu werden, ziemlich weit südlich der Hauptstadt. Das war eine große Ehre, denn die Stellung war vom Kashak, dem höchsten Konzil der tibetischen Regierung zugewiesen worden und vom Dalai Lama persönlich befürwortet worden. Diese Stellung würde ihm ein beträchtliches Einkommen bringen, von dem ich als Geshe Namdrols rechter Hand auch profitieren würde. Jeder dachte, dies wäre eine gute Chance für mich, voranzukommen und auch um geschickt um die harten Studien herumzukommen, die vor mir lagen und die ich, wie es schien, niemals schaffen würde. Zu dieser Zeit trat der berühmte Pabongka Rinpoche in mein Leben, der Autor des Kommentares, den ihr gleich lesen werdet. Wie auch ich, hatte er als junger Mann in Sera Mey College im Kloster Sera studiert, er hatte sogar im selben Haus gelebt, in Gyalrong. Pabongka Rinpoche wurde 1878 in einer Stadt namens Tsawa Li, im Distrikt Yeru Shang im Staate Tsang, nördlich von Lhasa geboren. Seine Familie entstammte einem Adelsgeschlecht und besaß ein bescheidenes Anwesen names Chappel Gershi. Als Kind hatte er ungewöhnliche Talente gezeigt und mit sieben Jahren wurde er Sharpa Chuje Lobsang Dargye vorgestellt, einem der führenden religiösen Persönlichkeiten seiner Zeit. Der Lama war sicher, dass der Junge die Reinkarnation eines Heiligen sei und ging sogar so weit, ihn daraufhin zu untersuchen, ob er die Wiedergeburt seines eigenen Lehrers sei. Das war er nicht, aber der weise Mann sagte voraus, dass das Kind ins Gyalrong Haus des Sera Mey College kommen würde und ihm in seiner Zukunft etwas Wundervolles widerfahren würde. Später fand man heraus, dass der Junge eine Reinkarnation aus der Changkya Linie war, der auch der illustren Gelehrte Changkya Rolpay Dorje (1717-1786) angehörte.1 Die Lamas dieser Linie hatten viel in der Mongolei und in China gelehrt – sogar am Hof des chinesischen Kaisers selbst – und der Name "Changkya" war mit China eng verbunden. In jenen Tagen waren die tibetische Regierung und das Volk schon sehr empfindlich, was den Druck unseres mächtigen östlichen Nachbarn betraf, und so war der Name „Changkya“ ausgeschlossen und man nannte ihn stattdessen „Pabongka“. Pabongka, auch als Parongka bekannt, ist eine große und bekannte Felsformation, fast 5 km vom Kloster Sera entfernt. Das Wort "pabong" selbst heißt Felsblock in unserer Sprache. Der Ort ist von großer historischer Bedeutung für Tibeter, denn oben auf dem Fels liegt der Palast des Songtsen Gampo, des Königs aus dem 7. Jhdt., der Tibet zu einer der führenden Nationen Asiens in jener Zeit machte, und mit dessen Hilfe die ersten buddhistischen Lehren aus Indien herübergebracht wurden. Bis zu Songtsen Gampos Zeit hatten die Tibeter keine Schriftsprache. Der König, der wollte, dass die großartigen buddhistischen Texte in unsere Sprache übersetzt würden, sandte mehrere Delegationen nach Indien mit dem Auftrag, ein schriftliches Alphabet zurückzubringen. Viele der jungen Männer, die auszogen, starben in der furchtbaren feuchten Hitze der indischen Tiefebene und des Dschungels, die so anders war als das tibetische Hochplateau, aber der Minister Tonmi Sambhota kam schließlich zurück. Er schaffte es, ein Alphabet und eine Grammatik zu schaffen, die bis auf den heutigen Tag Bestand haben. Und man sagt, dass er diese große Aufgabe im Palast von Songtsen Gampo vollendete, auf den Klippen von Pabongka. Pabongka Rinpoche war eigentlich der zweite Pabongka, denn es wurde beschloßen zu verkünden, daß er die Reinkarnation des Kenpo (Abtes) des kleinen Klosters auf dem Felsen sei. Daher wurde er manchmal auch "Pabongka Kentrul" genannt, oder die "Reinkkarnation des Abtes von Pabongka." Pabongka Rinpoche's voller name war übrigens Kyabje Pabongkapa Jetsun Jampa Tenzin Trinley Gyatso Pel Sangpo, was man übersetzen kann als "Herr des Schutzes von Pabongka, der ehrwürdige und ruhmreiche Meister, dessen Name auch der Liebevolle, der Hüter der Lehren des Buddha, Meer der Großartigen Taten des Buddha ist“. Er ist auch bekannt als "Dechen Nyingpo", was "Wesenheit der Glückseligkeit" bedeutet; dies deutet darauf hin, dass er die geheimen Lehren des Buddhismus gemeistert hat. Wir Tibeter empfinden es als respektlos, einen großen geistlichen Führer nur mit seinem „nackten“ Namen – also als "Tsongkapa" oder "Pabongka" zu benennen — aber hier haben wir versucht, die tibetischen Namen zu vereinfachen um es dem westlichen Leser einfacher zu machen. Pabongka Rinpoche's Laufbahn im Sera Mey College war nicht außergewöhnlich; er erlangte seinen Geshe Titel, aber nur den Rang eines „Lingse“, womit gemeint ist, dass er nur in seinem eigenen Kloster geprüft wurde und nicht einen höheren Rang anstrebte, wie den eines "Hlarampa." Das hlarampa Level verlangt eine anstrengende Reihe öffenticher Prüfungen und Debatten in verschiedenen Klöstern, die schließlich in einer Sitzung vor dem Dalai Lama und seinen Lehrern im Sommerpalast Norbulingka ihren Höhepunkt findet. Erst nach seiner Reifeprüfung in Sera Mey und seinen erfolgreichen Lehrreisen im Land, und nicht in der Hauptstadt, wurde er berühmt. Nach und nach fand er eine große Anhängerschaft und zeigte enorme Fähigkeiten als öffentlicher Lehrer. Er war nicht groß (wenn ich von meiner Größe ausgehe, und ich bin nur 1 Meter 65), aber er hatte eine breite Brust und schien den ganzen Lehrthron auszufüllen, wenn er ihn bestieg um seine Diskurse zu beginnen. Seine Stimme war unglaublich kraftvoll. Oft sprach er vor Tausenden von Menschen und doch konnte ihn jeder klar und deutlich hören (in jenen Tagen hatten wir in Tibet noch nichts von Mikrophonen oder Lautsprechern gehört). Teil des Tricks war natürlich, die Zuschauer auf tibetische Art und Weise zu platzieren, im Schneidersitz auf dem Boden mit dem Lama auf einer erhöhten Plattform. Und trotzdem zwängten sich die Zuhörer auch noch auf die Veranda und saßen auf dem Dach, um ihn durch die Fenster zu sehen. Pabongka Rinpoche hatte eine unglaubliche Fähigkeit, seine Zuhörer zu fesseln und daher wurde er ein Lehrer sowohl für den Mann auf der Straße als auch für uns Mönche. Im Allgemeinen ist der Großteil der Lehren, wie wir sie im Kloster lernen, extrem detailliert, tiefsinnig und manchmal technisch. Darüber hinaus benutzen wir komplizierte Texte formeller Logik zur Analyse, um in unseren Klassen weiter zu kommen. Diese Methoden sind wichtig, um die höchsten Ziele der buddhistischen Praxis in systematischer Art und Weise zu erreichen und um diese Lehren an andere weitergeben zu können. Aber sie überstiegen die Fähigkeiten und waren auch zu zeitaufwändig für viele tibetische Laien. Die große Leistung des Rinpoche war, daß er eine Möglichkeit fand, Zuhörer aus allen Schichten anzuziehen und führen. Seine größte Waffe war sein Humor. Öffentliche Diskurse dauerten in Tibet manchmal zehn Stunden ohne Unterbrechung und nur ein großer Heiliger konnte so lange aufmerksam sein. Zwangsläufig fingen die Zuhörer an zu nicken oder in Träumerei zu verfallen. Dann erzählte Pabongka Rinpoche plötzlich eine lustige Geschichte oder eine Witz mit einer nützlichen Moral, die seine Zuhörer zum Lachen brachte. Das erschreckte die Träumer, die dann um sich schauten und ihre Nachbarn baten, den Witz zu wiederholen. Die Wirkung auf die Zuhörer war gewaltig und unmittelbar. Ich erinnere mich besonders daran, als Dapon Tsago, ein Adeliger, der eine wichtige Position, ähnlich der des Verteidigungsministers, innehatte. Öffentliche Lehren waren in Tibet sowohl eine soziale als auch eine religiöse Angelegenheit und Aristrokaten kamen in ihrer besten Robe; oft schien es, dass sie nicht den Dharma Lehren zuhören wollten, sondern nur Wert auf ihre Erscheinung legten. So kam also eines Tages der große General in die Halle, ganz in Seide gekleidet und sein langes Haar in sorgsam frisierten Locken (das galt im alten Tibet als männlich und sehr modern). Ein großes zeremonielles Schwert hing von seinem Gürtel und rasselte wichtig, als er herein schritt. Am Ende des ersten Teils der Lehren sah man ihn, wie er leise die Halle verließ, tief in Gedanken versunken – er hatte seine Waffe in ein Tuch gewickelt um sie zu verbergen und brachte sie nach Hause. Später sahen wir, dass er tatsächlich seine Krieger-Locken abgeschnitten hatte und schließlich warf er sich eines Tages vor dem Rinpoche zu Boden und bat ihn, ihm die lebenslangen religiösen Laien Gelübde abzunehmen. Danach folgte er Pabongka Rinpoche überall hin, zu jedem öffentlichen Auftritt. Der Rinpoche hatte niemals viel Zeit in dem kleinen Kloster auf dem Pabongka Felsen verbracht und sein Ruhm nahm bald solche Ausmaße an, dass das Ngakpa College im Kloster Sera ihm ein großes Anwesen am Berghang über dem Pabongka Felsen als Ort zur spirituellen Einkehr anbot. Der Name dieser Klause war Tashi Chuling, oder auch "Glückselige geistliche Insel". Dort lebten an die sechzig buddhistische Mönche und ich erinnere mich an etwa sechzehn persönliche Assistenten, die dem Lama bei seinen vielen Terminen und Aufgaben halfen: Zwei Sekretär Mönche, ein Finanzmanager usw. Der Rinpoche teilte seine zeit zwischen seinen Räumlichkeiten dort und einer kleinen Meditationszelle am Eingang einer Höhle, weiter oben am Berg, auf. Die Höhle war auch als Takden bekannt und sie diente Pabongka Rinpoche für längere Zeit zur Meditation und für seine persönliche Praxis. Die Hauptkammer hatte eine hohe gewölbte Decke, so hoch, dass das Licht einer gewöhnlichen Fackel sie nicht erhellen konnte und die Dunkelheit schien sich immer weiter nach oben auszubreiten. In der Mitte der Decke war ein eigenartiges natürliches Dreieck im Felsen, das genauso aussah wie die Form einer der mystischen Welten, die in unseren Geheimlehren beschrieben wurden. In der Ecke dieser wundervollen Höhle, gab e seine unterirdische Quelle, die dem Felsen entsprang – und darüber war ein weiteres natürliches Bild, so wie das Dritte Auge, das wir auf der Stirn einer der weiblichen Buddhas sahen. Übrigens ist dieses ‚dritte Auge’ hauptsächlich metaphorisch und steht für das spirituelle Verständnis des Herzens. Wir glaubten, dass in der Höhle eine dakini wohnte, eine Art buddhistischer Engel, denn die Leute sagten oft, daß sie eine wundervolle Dame aus der Höhle kommen sahen, aber niemand sah sie jemals hineingehen. In seinen Privaträumen der Tashi Chuling Einsiedelei traf ich zum ersten Mal mit Pabongka Rinpoche zusammen. Er war unterwegs gewesen auf einer längeren Lehrreise in Osttibet und war gerade erst zurückgekehrt. Ich war noch immer ein wilder Teenager und man hatte mir den grässlichen Job eines nyerpa von Gyalrong House angehängt — das bedeutete, dass ich eine Art Hausmeister war und dafür Sorge zu tragen hatte, dass genug Feuerholz und Essen da war, das die Küche für einige Hundert Mönche zuzubereiten hatte. Da Rinpoche auch dem Gyalrong Haus angehörte, wurde von uns erwartet, dass wir ein Komitee zu seiner Klause sandten um ihn willkommen zu heißen und ihm Geschenke zu überbringen. Als nyerpa erwartete man von mir, dass ich einige Vorräte zusammenstellte und diese überbrachte. Während des persönlichen Gesprächs mit Pabongka Rinpoche hatte ich die Angewohnheit, alles was er sagte mit „Ganz richtig! Ganz richtig!“ zu kommentieren. Daher erinnere ich mich genau daran, wie er, als ich zu ihm kam, seine Hand auf meinen Kopf legte und sagte: „Ganz richtig! Ganz richtig! Also dieser Junge sieht ziemlich gescheit aus!“ Von dem Tag an fühlte ich mich, als hätte ich seinen Segen erhalten und eine besondere Kraft, um meinen Studien weiter nachzugehen. Als ich achtzehn Jahre alt war, wurde der Rinpoche gebeten, herüber zum Sera Mey College zu kommen und einen Diskurs zu den ‚Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft’ zu geben. Er erhielt zahllose Anfragen dieser Art, normalerweise von wohlhabenden Männern, die hofften, Verdienste für zukünftige Leben zu sammeln, oder von Mönchen, die die Übermittlung einer bestimmten Lehre erhalten wollten, so dass sie selbst diese in Zukunft an ihre Anhänger weitergeben konnten. Der Rinpoche versprach normalerweise, diese Anfragen zu berücksichtigen und versuchte dann, mehrere auf einmal zu erfüllen, indem er eine große öffentliche Ansprache gab. Diese Diskurse wurden Monate vorher angekündigt. Die Sponsoren mieteten eine große Halle in einem der Hauptklöster, außerhalb der Hauptstadt, oder sie mieteten eine der großen Kapellen direkt in Lhasa. Wir Mönche mussten unsere regulären Kurse besuchen, aber manchmal konnten wir es so arrangieren, daß wir eine Stunde nach Lhasa liefen (damals gab es in Tibet noch keine Autos) um eine Lehrveranstaltung zu hören und dann schnell zurück zu gehen bevor die abendlichen Debattiersitzungen im Klosterpark begannen. Ich erinnere mich daran, dass die älteren Mönche vor uns anfingen und später zurück kamen oder sogar die Erlaubnis erhielten, in Lhasa zu übernachten, so lange wie der Kurs dauerte, da der Weg beschwerlich für sie war. Dieser besondere Diskurs in Sera Mey dauerte volle drei Monate. Wir saßen sechs Stunden pro Tag: drei Stunden am Morgen, eine Pause zum Mittagessen und dann drei Stunden am Nachmittag. Pabongka Rinpoche ging sorgfältig das gesamte Lam Rim Chenmo, durch, die großartige Abhandlung der gesamten Stufen auf dem Pfad zur Buddhaschaft, geschrieben vom unvergleichlichen Lord Tsongkapa – der auch der Verfasser der ursprünglichen Verse ist, welche von Pabongka Rinpoche in seinem Kommentar hier erläutert werden. In seinem Diskurs, dem etwa 10.000 Mönche zuhörten, bezog sich der Rinpoche auf alle acht klassischen Texte zu dem ‚Stufen auf dem Pfad’. Wie auch die anderen Zuhörer, war ich erstaunt über die Kraft seiner Lehre. Das meiste hatte ich schon zuvor gehört, aber die Art und Weise, in der er unterrichtete und, so empfand ich, der Segen, den ich von ihm empfangen hatte, ließen mir die Lehre plötzlich bei mir einschlagen. Da war ich und lebte ein kurzes, wertvolles Leben als Mensch und hatte das Glück, ein Schüler in einem der bedeutendsten buddhistischen Klöster der Welt zu sein. Warum verschwendete ich meine Zeit? Was würde geschehen, wenn ich plötzlich starb? In meinem Herzen traf ich die Entscheidung, die Lehren zu meistern, zum Wohle für mich und für andere. Ich erinnere mich, dass ich auf mein Zimmer ging, zu meinem Hauslehrer Geshe Namdrol, um ihm den Wandel meiner Gesinnung mitzuteilen: „Nun wird der böse Junge anfangen zu lernen und ein Meister Geshe werden!“ Geshe Namdrol lachte und sagte mir: „An dem Tag, an dem du ein Geshe wirst, werde ich der Ganden Tripa!“ Der Ganden Tripa ist eine der höchsten geistlichen Persönlichkeiten in Tibet: Er hat den Thron des Lord Tsongkapa selbst inne und er erlangt diese Position, indem er den höchsten Rang der Geshes – den des hlarampa— erreicht und sich dann als Vorstand zweier Hochschulen dem Studium der geheimen Lehren widmet. Mein Hauslehrer war niemals über den Rang eines tsokrampa Geshe hinaus gekommen und so hätte er sowieso niemals der Ganden Tripa werden können, das wussten wir beide. Ich wurde ärgerlich, auf eine gute Art und Weise, und schwor ihm, dass ich nicht nur Geshe werden würde, sondern sogar ein hlarampa Geshe. Später, als ich die hlarampa Prüfungen mit Auszeichnung bestanden hatte, kam Geshe Namdrol verschämt und druckste herum, ob ich ihm helfen könne, ein gutes Thema für die Tagesdebatte zu finden. Es war ein großes Geschenk, dass ich von Pabongka Rinpoche bekommen hatte: Ich warf mich mit Leidenschaft auf meine Studien und bedachte dabei die Kürze des Lebens und den Wichtigkeit, anderen zu helfen. Bis zu dieser Zeit war ich eine Art Schreiber des Hauses, der für jeden Briefe nach Hause schrieb. Um Zeit für meine Studien zu sparen, nahm ich eines Tages meine teuren Stifte und Papier und, vor Hunderten von Mitbewohnern unseres Hauses, gab ich sie dem nächsten Besten, der sie haben wollte. Dann nahm der Plan der Regierung Formen an, Geshe Namdrol und mich zu einem klösterlichen Dienst nach Südtibet zu schicken. Die Beschäftigungsdauer dieser Stellung betrug sechs Jahre und ich rechnete mir schon meinen potenziellen Verlust aus: noch ein Jahr im Kurs „besondere Themen“, der Klasse zur Vollendung der Weisheit, zwei Jahre für den Kurs über den „Mittleren Weg“ oder die richtige Sichtweise und die letzten zwei Jahre für den Kurs über das transzendentale Wissen und die Moralgelübde – alles sehr wichtige buddhistische Themen. Es kostete Mut, aber ich ging zu meinem Lehrer und bat ihn um die Erlaubnis, bleiben zu dürfen und meine Studien in Sera Mey fortsetzen zu dürfen. Zum Erstaunen aller willigte er ein und wählte meinen leichtlebigen Zimmergenossen aus, der ihn statt meiner begleiten sollte. Er gab mir die Schlüssel zu seiner Wohnung und ging, sehr zum Unwillen aller Nachbarn, die überzeugt waren, dass ich dort alles kaputt machen würde. Schon bald nannten sie mich "Gyalrong Chunze"— das bedeutet in etwa "Bücherwurm aus dem Gyalrong Haus"— und meine Studien hatten sich genug verbessert, so daß ich einen miksel, eine spezielle Freistellung von anderen Pflichten erlangen konnte, um jede Minute dem Fortschritt meiner Arbeit widmen zu können. Ich kann sagen, daß sich zu dieser Zeit mein ganzes Leben grundlegend änderte und zwar aus drei Gründen: Pabongka Rinpoche hatte mir die Entsagung und andere wichtige Motivationen nahe gelegt; ich hatte Wohlstand und wichtige Positionen aufgegeben, um meine spirituellen Studien verfolgen zu können; und ich hatte freie Zeit gewonnen, in der ich mich der Praxis widmen konnte. Dieser letzten Kategorie der Freizeitgestaltung möchte ich hinzufügen, dass ich mich auch schließlich des Einflusses des Tunichtguts von Zimmergenossen entziehen konnte und das Glück hatte, den ehrwürdigen Jampel Senge zu treffen. Den klösterlichen Regeln zufolge, wurde die Klasse von Jampel Senge (die der meinen ein Jahr voraus war) dem Curriculum zufolge irgendwann mit meiner Klasse zusammengelegt. Wie einige der berühmten Personen, die in der Lehre erwähnt werden, die du jetzt lesen wirst, wurde er ursprünglich in einer anderen Religion erzogen und kam erst recht spät in seinem Leben in unser Kloster, ein echter Skeptiker. Er blieb jedoch und wurde ein echter Meister des Buddhismu; jeden Tag verbrachte er Stunden damit, das zu wiederholen, was wir im Unterricht gehört hatten und sich für die abendlichen Debatten vorzubereiten. Von Jampel Senge lernte ich den Wert guter spiritueller Freundschat; am Ende erreichten wir gemeinsam den Rang des Geshe. Nachdem unser Land verloren war, reiste er nach Italien, wo er der Tutor des berühmten Tibetologen und Professors Tucci wurde und dort starb er auch. Es war lange vor meinen Abschlussprüfungen, als der werte Pabongka Rinpoche selbst diese Erde verließ. Nach seinen Lehren in Sera Mey, denen ich auch beigewohnt hatte, reiste der Rinpoche in den Hloka Distrikt in Südtibet, um dort viele Anhänger zu unterrichten. Er ging dann in die Provinz Dakpo, weiter ununterbrochen lehrend und starb dort 1941 im Alter von 63 Jahren. Es ist üblich in unserem Land, den Körper einer heiligen Person zu verbrennen und die Asche in einem kleinen Schrein aufzubewahren und ich erinnere mich an den Tag, als die sterblichen Überreste des Rinpoche zurück nach Tashi Chuling, in seine Klause am Berg gebracht wurden. Es wurde ein Schrein gebaut und viele Mönche, mich eingeschlossen, kamen um ihren Respekt zu bezeugen und letzte Gaben darzubringen. Wir Buddhisten glauben, daß, auch wenn der Körper stirbt, der Geist – da er nicht wie physische Dinge zerstört werden kann – weiter existiert und schließlich in einen neuen Körper eintritt, im Mutterleib, wenn man als Mensch wiedergeboren wird. Wir glauben, dass große Heilige ihre Wiedergeburt auswählen können und dass sie aus Mitleid wählen werden zurückzukommen und ihre Anhänger weiter zu unterrichten, wenn dies für diese von Nutzen ist. Daher ist es Brauch für die Anhänger, die Hilfe eines weisen Mannes zu suchen, der ihnen sagen kann, wo das Kind ist, welches die Reinkarnation ihres Lehrers ist. Pabongka Rinpoche's erste Reinkarnation wurde im Drikung Gebiet in Zentraltibet geboren, während der schweren Jahre, als die Chinesen zum ersten Mal in das Land einfielen und das Land an sich rissen. Er flüchtete zusammen mit vielen anderen unserer Leute über die Berge des Himalaya und kam nach Indien. Dort wurden die meisten der Mönche, die die gefährliche Reise überlebt hatten von der indischen Regierung in einem Flüchtlingslager in einem verlassenen Gefängnis in Buxall, im begalischen Dschungel Westindiens untergebracht (ich selbst wurde bei einem Bombenangriff auf unser Kloster fast getötet und als ich Indien erreicht hatte, wählte mich Seine Heiligkeit der Dalai Lama aus, um im neu gegründeten Bildungsbüro der Exilregierung in Dharamsala, nah der Grenze Nordindiens zu arbeiten). Das Gefängnis Buxall war viele Jahre zuvor von den Briten währen ihrer Herrschaft in Indien gebaut worden. Es war ein massiver Betonbau mit großen Eisentüren, der absichtlich in der Mitte von Nirgendwo gebaut worden war. Unter den Insassen waren so berühmte Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi und Nehru, Führer der indischen Freiheitsbewegung, gewesen. Indien ist ein armes Land, aber es wurde alles getan um uns Flüchtlingen zu helfen; das Gefängnis war nur die einzige Unterkunft, die sofort zur Verfügung stand in diesem überbevölkerten Land. Das Dschungelwetter war heiß und feucht – das genaue Gegenteil von unserem Heimatland. Wie schon die Delegationen der Übersetzer, die über tausend Jahre vor uns nach Indien gekommen waren, um ein Alphabet zurückzubringen, erkrankte die Mehrzahl unserer Mönche an Tuberkulose und anderen Tropenkrankheiten. Viele starben. Das Gefängnis Buxall hatte allerdings einen Vorteil – totale Einsamkeit. Und zum ersten Mal in der Geschichte, waren große Gelehrte aus verschiedenen Traditionen und Klöstern aus ganz Tibet zusammengeworfen in einem Ort, für mehr als eine Dekade. In dieser Umgebung tat sich der zweite Pabongka Rinpoche in seinen Studien hervor und schon bald unterrichtete er andere Mönche in Grammatik und Aufsatz. Schon in jungen Jahren machte er die Prüfung als Geshe und profilierte sich. Während dieser Prüfungen schien er schwach zu sein und unter Schmerzen zu leiden und direkt danach wurde er mit schwerer Tuberkulose ins Krankenhaus gebracht. Zur Enttäuschung aller Mönche verstarb er plötzlich; seine engsten Anhänger konnten nicht glauben, dass er sie sie in einer so verzweifelten Stunde der Geschichte verließ – wir stürzten in Depressionen und ein großer Geshe versuchte sogar, sich umzubringen (obwohl wir glauben, dass dies eine Sünde ist). Die zweite Reinkarnation des Pabongka Rinpoche wurde von seinem Schüler, Kyabje Trijang Rinpoche im indischen Darjeeling entdeckt und ist jetzt ein vielversprechender junger Mönch im neuen Sera Kloster, dass in Südindien von einer engagierten Gruppe geflüchteter Mönche, welche die Tortur in Buxall überlebt hatte, gegründet wurde. Er lebt in angenehmen Räumlichkeiten, die von seinen Anhängern gebaut wurden, von denen einige schon in seinen zwei vorherigen Leben seine Schüler waren. Sein Haupttutor war der späte Giku-la Lobsang Samten, der auch der Führer des neuen Gyalrong Hauses und Direktor des Sera Mey Stipendien Fonds war, welchen ich mit meinen Studenten ins Leben gerufen habe um die fortlaufende Unterrichtung junger Mönche in unserer traditionellen Art des Studiums zu sichern. Der ursprüngliche Pabongka Rinpoche lebt auch in den Werken seiner ersten Schüler und in zahlreichen Schriften weiter. Seine gesammelten Werke umfassen fünfzehn Bände mit insgesamt über hundert verschiedenen Abhandlungen über ein breites Spektrum an Themen, welche die offenen und die geheimen buddhistischen Lehren umfassen. Seine Schüler spielten eine besondere Rolle bei der Bewahrung seiner Lehren, denn viele seiner Hauptwerke, die wir heute haben, sind eigentlich Niederschriften seiner mündlichen Diskurse, die von seinen engsten Anhängern angefertigt wurden. Sein Kommentar zu den Drei Hauptpfaden z.B., wurde zusammengestellt aus der Sammlung von Notizen zu seinen Vorlesungen vom ehrwürdigen Lobsang Dorje. Das große Werk des Rinpoche zu den Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft (Liberation in Our Hands), wurde von Kyabje Trijang Rinpoche, Lobsang Yeshe Tenzin Gyatso zusammengestellt, der einer der zwei Tutoren des jetzigen Dalai Lama war und auch mein eigener verehrter Hauptlama. Kyabje Trijang Rinpoche hat uns eine ausführliche Biographie in zwei Bänden von Pabongka Rinpoche hinterlassen, sowie neun dicke Bände seiner eigenen meisterhaften Schriften. Es war auch auf Trijang Rinpoches Weisung hin, dass ich die englische Übersetzung von Liberation in Our Hands, unternommen habe und der erste Band wird in diesem Jahr veröffentlicht werden. Über viele Jahrhunderte hinweg hat Tibet außerordentlich viele buddhistische Heilige und Gelehrte hervorgebracht; daher ist es selten, dass die Lehren eines Lamas schon zu seinen Lebzeiten Klassiker werden, so wie die Werke von Pabongka Rinpoche. Eine weitere Ausnahme von der Regel war der unvergleichliche Je Tsongkapa, der Verfasser der ursprünglichen Verse der Drei Hauptpfade in dem heutigen Umfang. Der volle Name von Lord Tsongkapa ist Gyalwa Je Tsongkapa Chenpo Lobsang Drakpa, und er hat eine einzigartige Position im traditionellen tibetischen Buddhismus inne. Er war gleichzeitig der größte Philosoph, eloquenteste Schriftsteller und Verständiger buddhistischer Strukturen, der je in unserem Land gelebt hat; im Laufe der Zeit seit der erzwungenen Öffnung der Türen unseres Landes, bin ich sicher, dass er in der ganzen Welt als einer der größten Denker der Geschichte anerkannt werden wird. Er wurde 1357 in Amdo, im Nordosten Tibets geboren in einem Distrikt, der Tsongka heißt (daher der Name, der bedeutet „der aus Tsongka kommt“). Er legte die ersten grundlegenden Gelübde schon in sehr jungen Jahren vor Chuje Karmapa Rolpay Dorje ab und empfing den Namen Kunga Nyingpo. Im Alter von acht Jahren legte er schon die Gelübde als buddhistischer Novize ab und empfing schon die Einweihung in die geheimen Lehren des Buddhismus. Er brillierte in seinen Studien und auf den Rat seines Lehrers hin reiste er nach Zentraltibet, als er sechzehn war, um weitere Anweisungen von vielen Heiligen dort zu erhalten. Es wäre unmöglich, hier aufzuführen, was Je Tsongkapa alles studierte. Um es kurz zu machen, meisterte er die gesamten offenen und geheimen buddhistischen Lehren, sowie verschiedene klassische Wissenschaften. Ein paar Beispiele der Themen, mit denen er sich zusammen mit verschiedenen Lehrern befasste sind: die geheimen Lehren des Naro und das Große Siegel von Chen-nga Chukyi Gyalpo; die alten medizinischen Traditionen von Je Konchok Kyab; die Perfektion der Weisheit von den Meistern des Dewa Chen Klosters, der große Sakya Lehrer Rendawa und Nyawon Kunga Pel; die Stufen auf dem Pfad und andere Regeln für Seher vom heiligen Rinpoche; klassische Logik von Lochen Dunsang, dem ehrwürdigen Rendawa, und Dorje Rinchen; der Schatz des Wissens von Lochen Dunsang und dem ehrwürdigen Rendawa; der Mittlere Weg vom ehrwürdigen Rendawa und Kenchen Chukyab Sangpo; ältere Sutren von Kenchen Losel; Gelübde der Moral vom ehrwürdigen Rendawa und Meister Chukyab Sangpo; die geheimen Lehren über das Rad der Zeit von Yeshe Gyeltsen und anderen; die Lehren über die Geheime Ansammlung vom ehrwürdigen Rendawa, wie auch vom heiligen Rinpoche und anderen, nach dem System ihrer eigenen Lehrer, Buton Rinpoche; das „Blaue Buch“ der Seher Meister, die Taten der Bodhisattvas, und frühe Texte zum geistigen Training von Kenchen Chukyab Sangpo; und die Liste geht weiter und weiter. Das beinhaltet nicht all die Lehren, von denen man sagt, dass Lord Tsongkapa sie in seinen Träumen, Visionen und in direktem Kontakt von erleuchteten Wesen erhalten hat. Wir lesen zum Beispiel, dass er über viele Jahre hinweg von einem göttlichen Wesen namens Sanfte Stimme unterrichtet wurde. Zuerst war einer seiner Hauptlehrer, Lama Umapa eine Art Übersetzer, später war Lord Tsongkapa selbst in der Lage, dieses göttliche Wesen zu treffen und von ihm zu lernen. Wir sollten hier ein Wort über diese “göttlichen Wesen” einfügen. Wir Buddhisten glauben, dass es viele Buddhas im Universum gibt und dass sie auf einem oder mehreren Planeten zur gleichen Zeit erscheinen können, wenn dies den Wesen, die dort leben hilft. Wir glauben, dass ein Buddha bzw. die Buddhaschaft die ultimative Entwicklung allen Lebens darstellt; dass er alles weiß, aber nicht alle Macht hat: Er hat z.B. nicht dieses Universum geschaffen (das haben wir selbst aufgrund der Kraft unserer eigenen vergangenen guten oder bösen Taten getan), und er kann auch nicht das Leiden von uns nehmen – auch das, so glauben wir, kommt von den Taten unserer Vergangenheit und muß von uns selbst gestoppt werden. Wir glauben, daß durch das Studium und das Praktizieren der Lehren des Buddhas, wir selbst Buddhas werden können, so wie jedes Lebewesen. Wenn wir also sagen, dass erleuchtete Wesen einem Heiligen direkt erscheinen, meinen wir damit nicht, dass Buddhisten an viele Götter oder ähnliches glauben, sondern vielmehr, dass jedes Wesen, dass sein Leiden überwunden hat und vollkommenes Wissen erlangt hat, einem jeden von uns in irgendeiner Form erscheinen kann, die uns helfen kann, diesen Zustand selbst zu erreichen. Erst nachdem er viele Unterweisungen erhalten hatte, ließ sich Lord Tsongkapa als Mönch ordinieren; dies war in Yarlung, südlich von Lhasa, im Alter von fünfundzwanzig. Sein Name, den er nach der Ordination tragen würde, Lobsang Drakpa, stand schon fest, als er noch Novize war. Im Gedenken an Lord Tsongkapa erhalten viele Tibeter „Lobsang“ als Vornamen. Inzwischen war sein Übergang vom Schüler zum Lehrer schnell vollzogen und er unterrichtete später einige seiner eigenen großartigen Lehrer. Wir können sein Leben von diesem Gesichtspunkt aus besser verstehen, wenn wir uns des Einflusses seiner Lehren auf den heutigen Buddhismus bewusst werden, als wenn wir nur seine Karriere bis zu seinem Ende 1419 im Kloster Ganden nachzeichnen, wo er im alter von zweiundsechzig Jahren starb. Buddhismus zählt zu den Weltreligionen in der modernen Welt, aber tatsächlich läuft er Gefahr zu verschwinden. In einigen Ländern ist er seit kurzem schon verschwunden, aufgrund von brutalen politischen Umbrüchen. In anderen Ländern lebt er noch fort, aber nicht in seiner ganzen Form: Der Buddha lehrte die sogenannten „größeren“ und „kleineren“ Wege , welche Teil der vier großen Hauptrichtungen sind, und alle vier werden heute nur noch in der tibetischen Tradition aktiv studiert und praktiziert. Diese Tradition überlebt hauptsächlich in unseren Klosteruniversitäten; darunter die drei großen Institutionen: Ganden, Drepung und Sera. Wir können von Lord Tsongkapas Leben viel lernen, wenn wir seinem Einfluß auf die letzten großen Bastionen des vollkommenen buddhistischen Weges nachspüren. Und tatsächlich sehen wir seinen Einfluß überall. Ein junger Mönch im Kloster Sera z.B. beginnt seine formelle Ausbildung mit dem Studium der Logik und als Bücher nutzt er entweder den „Pfad zur Freiheit“ oder das „Juwel der Argumentation“. Beide wruden von direkten Schülern von Lord Tsongkapa geschrieben: Das erste von Gyaltsab Je (1362-1432), und das letztere von Gyalwa Gendun Drup (1391-1475). Für den nächsten Kurs, zwölf Jahre über die sogenannte "Perfektion der Weisheit", wird unser Mönch den „Goldenen Rosenkranz“ benutzen, einen Kommentar, der von den Meistern in Kyishu und Dewa Chen nach seiner Ordination geschrieben wurde. Der Mönch wird auch auf den immensen „Unverzichtbaren Juwel“ von Gyaltsab Je zurückgreifen. Wenn sein Kurs die „speziellen Themen“ behandelt, muß er wohl alle 230 Seiten von Lord Tsongkapas „Essenz der Eloquenz“ über bestimmte Grundsätze der großen buddhistischen Schulen auswendig lernen. Zwischen den Kursen wird der junge Mönch oft Gelegenheit haben, selbst Diskursen von Lamas, die von Lamas gegeben werden, welche zu Gast sind, zu besuchen; vielleicht sogar solche vom Dalai Lama selbst. Der jetzige ist der vierzehnte in seiner Linie und, wie wir erwartet hatten, war der erste auch einer aus der Linie von Lord Tsongkapas direkten Schülern. Beliebte Themen für diese öffentlichen Diskurse sind „Größere Stufen auf dem Pfad“ von Lord Tsongkapa), „Das Leben eines Boddhisattvas“ (wahrscheinlich mit dem Kommentar „Die Tür für Boddhisattvas“ von Gyaltsab Je), oder die „Drei Hauptpfade“ (unser vorliegender Text, auch wieder von Lord Tsongkapa). Der nächste Kurs des studierenden Mönches wird die sehr schwierige Philosophie des „Mittleren Weges“, der höchsten Schule des Buddhismus. Er wird Lord Tsongkapas „Großen Kommentar“ zum Verständnis der frühen indischen Kommentare benutzen. Wenn er tiefer gehen will, liest der Mönch vielleicht „Augenöffner“, das großartige Exposé über die Leere von Kedrup Je (1385-1438), ebenfalls ein direkter Schüler von Lord Tsongkapa. Wohin der junge Schüler auch geht, ist er umgeben von dem Einfluß des Meisters. Sogar das Kloster in dem er ist, wurde entweder von Lord Tsongkapa oder einem seiner direkten Schüler gegründet: Ganden wurde 1409 von Lord Tsongkapa selbst gegründet, Drepung 1416 von Jamyang Chuje Tashi Pelden, und Sera 1419 von Jamchen Chuje Shakya Yeshe. Selbst die Roben, die der Mönch trägt wurden zum Teil von Lord Tsongkapa entworfen. Wenn er in seinem Raum meditiert, beginnt er wahrscheinlich mit einem mentalen Bild des Meister, so wie es in dem beliebten Lehrbuch, „Lama Praxis“, gelehrt wird. Wenn er seine Gebetsperlen durch die Finger gleiten lässt, zählt er wohl die miktsemas , das tibetische Pendant zum Gegrüßet-seist-du-Maria, ein Gebet Lord Tsongkapas. Und der Mönch wird irgendwann sein Geshe Examen machen - am großen Monlam Fest, einer nationalen dreiwöchigen Festzeit, die spirituellen Aktivitäten gewidmet ist und die 1408 von Lord Tsongkapa festgesetzt wurde. Wenn er Mongole ist, wird er seinen Geburtstag vielleicht vom Lichterfest am 25. des zehnten asiatischen Monats an rechnen: Ein Tag, der dem Gedenken Lord Tsongkapas gewidmet ist. Wenn er so weit kommt, wird der nächste Kurs unseres Mönches den „Schatz des Wissens“ behandeln. Sein grundlegender Kommentar wird der des ersten Dalai Lama, dem Schüler Lord Tsongkapas sein. Inzwischen ist der Mönch ein Meister der Logik und kann den „Gyalwang Schatz“ nutzen, eine dialektische Abhandlung, geschrieben von Gyalwang Trinley Namgyal vor über hundert Jahren. Dieser Autor ist auch berühmt für seine „Große Biographie“ – über Lord Tsongkapa. Während seiner Kurse, nimmt der Schüler auch an täglichen Debatten statt; er geht in einen offenen Park im Kloster und muß sein Verständnis der Lektion des Tages verfechten, dabei muß er den Text aus der Erinnerung zitieren, denn es sind keine Bücher erlaubt. Auch damit folgt er dem Beispiel Tsongkapas, der als Teenager nach Zentraltibet reiste und sich in vielen öffentlichen Debatten in den Klöstern Dewa Chen, Sakya, Sangden, Gakrong, Damring, Eh, Nenying, und anderen hervortat. Wenn er seine Geshe Prüfung mit Auszeichnung besteht, bekommt der Mönch die Zulassung, eine der zwei tantrischen Hochschulen zu besuchen, wo er die geheimen Lehren des Buddhismus lernen wird. Eines seiner Hauptbücher wird „Größere Stufen auf dem geheimen Weg“ von Lord Tsongkapa selbst sein. Er benutzt vielleicht auch eine der vielen ausführlichen Abhandlungen Kedrup Jes, eines weiteren illustren Schülers des Meisters. Die gesammelten Werke von Lord Tsongkapa und seiner zwei größten Schüler, werden üblicherweise zusammen gedruckt unter dem Titel „Gesammelte Werke des Vaters und seiner Söhne“. Sie umfassen nicht weniger als 38 dicke Bände mit über 300 Abhandlungen über jeden Gegenstand buddhistischer Philosophie. Lord Tsongkapas Aufsätze sind geprägt von ausführlichen Hinweisen auf die frühen buddhistischen Klassiker, einen strengen Gebrauch der Logik und präzise Definitionen und einen umfangreichen tibetischen Wortschatz, eine Ausdrucksweise, die vielleicht unerreichbar ist. Außerdem sind die Aufsätze streng nach den Regeln der klassischen Grammatik geschrieben und haben immer die Bedürfnisse des Schülers im Auge – des Anfängers so wie die des Fortgeschrittenen. Aufgrund dieses letzten Punktes war das vorliegende Werk, die „Drei Hauptpfade“ in Tibet über Jahrhunderte hinweg so erfolgreich. Wie der Kommentator hier beschreibt, hat Lord Tsongkapa es geschafft, die gesamten Lehren des Buddhismus in nur vierzehn Verse zu packen. Wir glauben, dass dieses Werk, wenn es mit reinem Herzen und dem richtigen Eifer studiert wird, zur Erleuchtung führen kann. Wie die letzten Zeilen zeigen, wurde der Text der “Drei Hauptpfade“ von Lord Tsongkapa für einen seiner Schüler namens Ngawang Drakpa geschrieben, der auch als Tsako Wonpo bekannt war, der „Bruder vom Tsako Distrikt“. Ngawang Drakpa war nicht einer der berühmtesten Schüler Lord Tsongkapas, obwohl eine wundervolle Zeichnung ihn in einer Gruppe von Schülern zeigt, die sich um den Meister scharen. Diese Darstellung findet sich in auf einem bedeutenden Bild der Tsongka Gyechu, einem traditionellen Entwurf vom Leben Lord Tsongkapas auf einer Standard Reihe von fünfzehn Roll-Bildern.2 Es ist überraschend, dass eine der besten Quellen für Informationen über Ngawang Drakpa die Biographie Pabongka Rinpoches ist, des Verfassers unseres vorliegenden Kommentars. Im ersten Band seines Werkes, fällt ein spannender Austausch zwischen dem Rinpoche und seiner Mutter auf, welche zum Kloster Sera kam und bestürzt war über das harte Leben dort. Sie wirft die Frage auf, ob die Dinge nicht anders gewesen wären, wenn die Welt den Jungen als das erkannt hätte, was er war –die Reinkarnation des großen Changskya, der 200 Jahre früher als persönlicher geistlicher Rat des Kaisers von China gedient hatte, und dessen luxuriöse Wohnung nahe dem Palast in Peking immer noch auf die nächste Inkarnation wartete. Aber Pabongka Rinpoche sagte zu ihr: ”Ich kann nicht sagen, daß ich jemals auch nur eine Spur der guten Qualitäten gezeigt habe, die Changkya Rolpay Dorje hatte – sein Wissen oder seine spirituellen Erfahrungen. Ich gebe jedoch zu, dass ich großes Vertrauen und Bewunderung für diesen großartigen Mann empfinde, und wenn ich seine Werke lese, ist es einfacher für mich, sie zu verstehen, als andere Werke. Es stimmt, dass ich schon als Kind mich stark zu der Art von Sedan hingezogen fühlte, in der Changkya zu reisen pflege, und ich eine große Vorliebe für alles Chinesische habe. Deshalb und weil du, Mutter, so viel darüber sprichst, wie in mir seine Wiedergeburt erkannt wurde, frage ich mich, ob ich nicht doch Changkya bin – und manchmal identifiziere ich mich mit ihm. Manchmal kommt mir auch der Gedanke, dass ich in anderen Zeiten jemand anders gewesen bin …in den Tagen, als unser großer und sanfter Beschützer Tsongkapa auf der Erde lebte, war ich, so glaube ich manchmal, der Mönch von Tsako – Ngawang Drakpa.“.3 Aufgrund dieser Enthüllung berichtet der Autor der Biographie von Pabongka Rinpoche etwas über das Leben Ngawang Drakpas. In einer Szene des Bildes von Lord Tsongkapas Leben sehen wir, wie er eine Gruppe von vier Mönchen in einem Tempel namens Keru unterrichtet und in der Beschreibung des großen Jamyang Shepa (1648-1721) lesen wir, dass der Meister Lehren zur Perfektion der Weisheit, Logik und des Mittleren Weges an Ngawang Drakpa und seine Klassenkameraden übermittelte4 Dies scheint gleich nach Lord Tsongkapas Ordination zu sein und vor seinem ersten Kontakt mit seinen drei berühmteren Schülern: Gyaltsab Je, Kedrup Je, und dem ersten Dalai Lama. Der Autor der Biographie über Pabongka Rinpoches stimmt damit überein, dass Ngawang Drakpa vor seiner Zeit als Einsiedler zu einer Gruppe von Schülern des Meisters gehörte, die sich die „Ursprünglichen Vier“ nannte, und zitiert dazu aus einer „Geheimen Biographie“. Er sagt, dass Ngawang Drakpa einer Königslinie aus Tsako, im äußersten Osten Tibets, in Gyalmo Rong, angehörte. Dies ist ein anderer Name für Gyalrong, welches auch das Haus im Sera Mey College bezeichnet, in das Pabongka als Kind auf Rat des Weisen hin, eintrat. Wir lesen, daß Ngawang Drakpa, wie auch Lord Tsongkapa selbst, nach Zentraltibet reiste, um weitere Instruktionen zu erhalten. Er wurde eingeweiht in die offenen und geheimen Lehren, traf den Meister, lernte von ihm und begleitete ihn auf einer Reise zum Tsel Kloster in Kyishu, einem Distrikt in Osttibet. Nach seiner Rückkehr nach Lhasa, der Hauptstadt, unterzog er sich verschiedenen spirituellen Praktiken. Es gibt eine bekannte Geschichte über Ngawang Drakpa, die besagt, dass er als er und sein Lehrer beschlossen hatten, ihren Träumen besondere Beachtung zu schenken, in der nächsten Nacht folgendes träumte: Ngawang Drakpa träumte, dass er in den Himmel blickte und zwei große weiße Muschelhörner sah, so wie man sie in Tibet als Hörner für religiöse Zeremonien verwendet. Die Muschelhörner fielen in seinen Schoß und verschmolzen mit seiner Robe. Ngawang Drakkpa sah sich selbst das Muschelhorn aufnehmen und blasen – das Geräusch war ohrenbetäubend und breitete sich bis in weite Ferne aus. Lord Tsongkapa interpretierte den Traum für seinen Schüler und sagte, dass er voraussagen würde, wie Ngawang Drakpa selbst die buddhistische Lehre in Gyalrong, seiner entfernten Heimat, verbreiten würde. Und das tat er auch und gründete über hundert Klöster in Osttibet. Pabongka Rinpoches Biographie erwähnt auch die enge Beziehung zwischen diesem besonderen Schüler und Lord Tsongkapa. In den letzten Sätzen der „Drei Hauptpfade“, nennt ihn der Meister „mein Sohn“, was eine persönliche Zuneigung zeigt, die für den großen Gelehrten ungewöhnlich ist. Er schien auch sehr gewillt zu sein, Ngawang Drakpas Bitte um Unterweisung nachzukommen (in der Szene im Keru Tempel sehen wir einige Mönche in einer bittenden Geste vor dem Meister stehen), und man sagt, dass er seinen Bericht über den berühmten „Immer Weinenden“ Boddhisatva auf Ngawang Drakpas persönliche Bitte geschrieben hat.5 Als letzten Beweis für ihre enge Verbindung, zitiert der Autor der Biographie aus einem Brief, den Lord Tsongkapa seinem Schüler schickte. Aus dem Kontext (die gesamte Mitteilung liegt noch vor) können wir ersehen, dass Ngawang Drakpa schon die lange Reise zurück nach Gyalrong unternommen hat und sich bemüht, die Menschen dort zu unterrichten. In diesen wenigen schönen Zeilen,6 fleht der Meister seinen Schüler an, seinen privaten Unterweisungen zu folgen. Er drängt ihn, in all seinen Leben zu handeln und zu beten, wie sein Lehrer. Und er lädt Ngawang Drakpa ein, ihn am Ende wieder zu treffen, in der Erleuchtung – wo er seinem Lieblingsschüler verspricht, den ersten Schluck aus dem Becher der Unsterblichkeit anzubieten. ************ Das Ende unserer eigenen Geschichte ist kein glückliches, denn wir sind tibetische Flüchtlinge, die von den chinesischen Truppen aus ihrem Shangrila vertrieben wurden. Die Hallen des Gyalrong Hauses, wo Pabongka Rinpoche sein Wissen erwarb und ich Yeshe Lobsang meine Streiche spielte, wurden zerbombt und niedergebrannt. Die Einsiedelei des Rinpoche in den Bergen, Tashi Chuling, steht weiterhin wie ein seltsames Skelett – nur die vordere Steinmauer ist stehen geblieben, der Rest wurde von den Chinesen für Brennholz niedergerissen. Von der Zelle des Mönches am Eingang seiner wundervollen Meditationshöhle ist nur noch Schutt übrig, der den Eingang der Höhle so verdeckt, dass niemand sie mehr finden kann. Als Buddhisten empfinden wir Tibeter keinen Zorn den Chinesen gegenüber, nur eine tiefe Traurigkeit aufgrund des Verlustes unsers Landes und unserer Traditionen und des Todes von über einer Million von Freunden und Verwandten. In gewisser Weise sind wir uns noch mehr bewusst geworden, wie kostbar und kurz unser Leben ist und wie wir Religion praktizieren sollten, solange wir es noch können. Unser Verlust ist vielleicht zum ersten Mal ein Gewinn für den Rest der Welt. Ich bete, dass dies kleine Buch uns allen hilft, unsere wahren Feinde zu bekämpfen – das Verlangen, den Zorn und die Ignoranz in unserem eigenen Geist. Sermey Geshe Lobsang Tharchin Baksha (Abt) Rashi Gempil Ling Erster Kalmuk Buddhistischer Tempel Freewood Acres, New Jersey, USA 31. Mai, 1988 15. Tag des 4. buddhistischen Monats Sagan Dawa, am Tag von Buddhas Erleuchtung Über die Autoren TSONGKAPA (1357-1419), auch bekannt als Je Rinpoche Lobsang Drakpa, ist der größte Kommentator in der 2500-jährigen Geschichte des Buddhismus. Er wurde im Osttibet im Distrikt Tsongka geboren und legte schon in jungen Jahren seine ersten Gelübde ab. Als Teenager hatte er bereits viele buddhistische Studien gemeistert und wurde von seinen Tutoren zu den großen klösterlichen Universitäten Zentraltibets gesandt. Dort studierte er unter den führenden buddhistischen Gelehrten seiner Zeit; man sagt auch, dass er mystische Visionen hatte, in denen er verschiedene Verkörperungen des Buddhas traf und von diesem lernte. Die 18 Bände von Tsongkapas gesammelten Werken enthalten eloquente und prägnante Kommentare zu jedem wichtigen Klassiker des alten Buddhismus, sowie seine berühmte Abhandlung über die „Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft“. Seine Schüler, zu welchen auch der erste Dalai Lama Tibets gehörte, steuerten hunderte ihrer eigenen Darstellungen buddhistischer Philosophie und Praxis bei. Tsongkapa gründete die Drei Großen Klöster in Tibet, wo traditionsgemäß fast 25.000 Mönche über Jahrhunderte hinweg die buddhistischen Schriften studiert haben. Er rief auch das große Monlamfestival ins Leben, eine Zeit religiöser Studien und Feierlichkeiten für die ganze tibetische Nation. Tsongkapa starb mit 62 Jahren in seinem Heimatkloster, Ganden, in Lhasa, der Hauptstadt Tibets. PABONGKA RINPOCHE (1878-1941) auch bekannt als Jampa Tenzin Trinley Gyatso, wurde in einer führenden Familie im Staate Tsang in nördlichen Teil Zentraltibets geboren. Als Junge trat er in das Gyalrung Haus von Sera Mey, einer der Hochschulen der großen Klosteruniversität Sera, ein und erlangte den Rang eines geshe, oder Meisters der buddhistischen Philosophie. Seine kraftvollen öffentlichen Lehren machten ihn schon bald zum geistlichen Führer seiner Zeit und seine gesammelten Werke zu jeder Facette buddhistischen Gedankenguts und buddhistischer Praktiken umfassen 15 Bände. Sein berühmtester Student war Kyabje Trijang Rinpoche (1901-1981), der jüngere Tutor des jetzigen Dalai Lama. Pabongka Rinpoche starb im Alter von 63 Jahren im Hloka Distrikt in Südtibet. GESHE LOBSANG THARCHIN (1921- ) wurde in Lhasa geboren und trat als Junge ebenfalls ins Gyalrong Haus in Sera Mey ein. Er studierte unter Pabongka Rinpoche und Kyabje Trijang Rinpoche und nach einem rigorosen 25-jährigen Kurs über die buddhistischen Klassiker, wurde ihm der höchste Rang des geshe gewährt. Er graduierte 1958 an der tantrischen Hochschule Gyumey in Lhasa mit der Position eines Administrators. Seit 1959 hat er buddhistische Philosophie an verschiedenen Instituten in Asien und den U.S.A unterrichtet und 1975 vollendete er sein Studium der englischen Sprache an der Georgetown Universität. 15 Jahre lang war er Abt in Rashi Gempil Ling, einem Kalmuk Mongolischen Tempel in New Jersey. Er ist der Gründer der Mahayana Sutra und des Tantra Centers in New Jersey und Washington D.C. und Autor zahlreicher Übersetzungen wichtiger buddhistischer Texte. Unter seiner Leitung wurde 1977 der erste computergestützte tibetische Word Prozessor entwickelt und er spielte eine führende Rolle bei der Wiedererrichtung des Sera Mey Klosters, dessen Direktor er auf Lebenszeit ist. GESHE MICHAEL ROACH (1952- ) graduierte mit Auszeichnung von der Universität Princeton und erhielt 1970 im Weißen Haus von Präsident Richard Nixon die Schüler Medaille des Präsidenten. Er studierte in der Bücherei der tibetischen Regierung unter dem Patronat der Woodrow Wilson Schule für Internationale Angelegenheiten und dann über zwanzig Jahre unter Geshe Tharchin in Rashi Gempil Ling, mit zusätzlichen Kursen im Kloster Sera. Er wurde 1983 zum buddhistischen Mönch geweiht und erhielt 1996 in der klösterlichen Hochschule Sera Mey in Südindien den Rang eines Geshe. Michael gründete das Asian Classics Institute, das Asian Classics Input Project, Diamond Abbey, The Three Jewels Outreach Center, Godstow Retreat Center, und Diamond Mountain Retreat Center. Geshe Michael verbrachte drei Jahre (2000-2003) allein in Klausur. Anmerkungen Kapitel 1 1. illustre Schüler Changkya Rolpay Dorje: Eine hervorragende Einführung in die Geschichte der Changgkya Linie wurde von E. Gene Smith geschrieben und ist Teil seines Vorworts zu den gesammelten Werken der tibetischen Weisen Tuken Dharma Vajra (S. 1-7f, Band 1, bibliograph. Eintrag 52). 2. 15 Rollen-Bilder: Es gibt mindestens 4 dieser Bilder-Rollen Sets außerhalb Tibets, sie sind alle sehr ähnlich, denn die ‚Bilder’ sind tatsächlich Block-Drucke. Als ich Student war, gab es diese Drucke im Koster Narthang nahe Shigatse, südwestlich von Lhasa – man bezahlte einen Maler dafür, die Farben auzufüllen und die traditionellen Beschriftungen zur Erklärung jeder Szene vorzunehmen. 3. Ich sehe nicht, wie... S. 221-2 Band. I der Biographie über den Rinpoche Bibliographischer Eintrag 55. 4. Ngawang Drakpa und seine Klassenkameraden: S. 293, bibliographischer Eintrag 27. 5. berühmte ‘Immer Weinende’ Boddhisattva: Der Text ist noch vorhanden; siehe bibliographischer Eintrag 64. 6. diese paar schönen Zeilen: Die Zeilen, die der Autor von Pabongka Rinpoches Biographie erwähnt erscheinen auf S. 584 (bibliographischer Eintrag 69). direkt nach diesem Brief, sind in Lord Tsongkapa's gesammelten Werken noch zwei Briefe an Ngawang Drakpa erhalten, von denen der erste die „Drei Hauptpfade“ enthält. Asian Classics Institute Kurs I: Die grundlegenden Lehren des Buddhismus Kapitel 2 Hier enthalten ist der “Schlüssel der die Tür Zum Noblen Pfad aufschließt“, eine Aufzeichnung, die gemacht wurde, als die Lehren über die „Drei Hauptpfade“ von dem glorreichen Pabongka Rinpoche übermittelt wurden, Dem Hüter des Diamanten.8 "Namo guru Manjugoshaya"— Ich verbeuge mich vor dem Meister der Weisheit, dessen Name ‘Sanfte Stimme’ ist. Ich verbeuge mich vor meinem Lehrer, der aus unvergleichlicher Freundlichkeit heraus, sich mit einer safranfarbenen Robe maskiert, 9 obwohl er in Wahrheit die Drei Heiligen jedes Siegreichen ist.10 Außerdem verspreche ich, hier einige kurze Erklärungen Der Verse, die mir von der ‚Sanften Stimme’ selbst übermittelt wurden, aufzuzeichnen, die „Drei Hauptpfade“12 DIE VORBEREITUNGEN I. Der Lama und das Wort Es gab einen Lama, der der Inbegriff allen Wissens, aller Liebe und Macht jedes einzelnen der unzähligen Buddhas war. Alles in einer Person. Sogar für die, die ihn noch nie getroffen hatten, war er der beste Freund, den sich jeder, hochgeboren oder bescheiden, nur erhoffen konnte. Er stand im Mittelpunkt des Universums, der heilige Lama, der einzige Beschützer von allem, was ihn umgab, in diesen degenerierten Zeiten. Er war der größte Hüter des Diamanten, Pabongka Rinpoche, dessen Freundlichkeit unvergleichlich war. Und von seinen heiligen Lippen kam eine Lehre. Er lehrte die Kernpunkte der „Stufen zur Buddhaschaft“, einer Lehre, welche selbst das Herzstück all dessen ist, was von jedem Buddha, der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, gelehrt wurde. Er sprach über die „Drei Hauptpfade“, die Essenz all der wundervollen Worte, die vom Meister ‚Sanfte Stimme’ gesprochen worden waren. Über die Jahre übermittelte uns Pabongka Rinpoche wiederholt diese tiefgründigen Anweisungen. Er hielt sich dabei sehr eng an die Original Verse, kostete die Lehren aus und verpackte jeden wichtigen Punkt darin. Da wir fürchteten, dass wir etwas vergessen könnten, machten wir uns Notizen und haben viele davon aus verschiedenen Quellen zusammengetragen um daraus ein einziges Werk zu schaffen. II. Warum sollte man die “Drei Hauptpfade” studieren? Pabongka Rinpoche begann seine Unterweisungen mit einführenden Bemerkungen, beginnend mit Zitaten vom großen Tsongkapa, König des Dharma13 in allen drei Reichen.14 Das erste hieß, "Mehr als ein Wunschjuwel (ist) dieses Leben der Möglichkeiten."15 Indem er diese Zeilen zitierte, konnte der Rinpoche seine einleitenden Worte mit dem gesamten Weg von Anfang bis Ende verbinden und viele wichtige Punkte zusammenzufassen. Diese begannen mit der Notwendigkeit für uns Zuhörer, wirklich zu versuchen mit reinem Herzen und klarer Motivation diesen Lehren zuzuhören. Wir sollten sorgsam die drei berühmten „Probleme des Topfes“ vermeiden, 16 und die Übungen praktizieren, in denen man sechs Bilder als Anleitung nimmt.17 Dazu setzte Pabongka Rinpoche uns die verschiedenen Punkte detailliert auseinander; er sagte z.B. dass er zuerst darüber sprechen würde, wie wir das Problem des schmutzigen Topfes vermeiden sollten, weil eine gute Motivation wichtig sei nicht nur für die Unterrichtsstunden, sondern auch für die Stufen der Kontemplation und Meditation, die der Einleitungsphase der Unterweisung folgen sollten. Es gibt eine große Straße, auf der jeder Buddha der drei Zeiten unterwegs ist. Es ist das einzige Licht auf dem Weg für alle Lebewesen in allen drei Ländern. 18 Es handelt sich dabei um nichts anderes als um die Lehre, die bekannt ist als die “Stufen auf dem Pfad zur Buddhaschaft“. Und das Herzstück, die eigentliche Essenz dieser Lehre sind die Unterweisungen zu den drei Hauptpfaden. Wir würden alle gern Buddhas werden, damit wir anderen helfen könnten, aber wir müssen daran arbeiten, um das zu erreichen. Um das zu tun, müssen wir wissen, wie. Und um zu wissen ‚wie’, müssen wir den Dharma studieren. Die Studien müssen sich außerdem auf einen Weg konzentrieren, der niemals irre geht. Das bringt uns zu dem vorliegenden Text, den “Drei Hauptpfaden”, der von dem Beschützer ‘Sanfte Stimme’ übermittelt wurde, als er seinen Schülern in der Form eines Menschen erschien – dem großen Tsongkapa. Er gab diese Lehre an Ngawan Drakpa weiter, einem Mönch vom Tsako Distrikt, im Osten, im Gyamo Tal.19 Wir werden dieses tiefgründige Werk nur kurz wiedergeben, indem wir den Wörtern jedes Verses folgen. Wir sprechen hier von den “Drei Hauptpfaden”, während wir in den Lehren über die Stufen zur Buddhaschaft über die „drei verschiedenen Ausmaße “ sprechen. 20 Abgesehen von dieser Unterscheidung bei der Benennung und einigen Unterschieden der Feineinteilung, sind die Lehren über die drei Hauptpfade und die über die Stufen zur Buddhaschaft im Kern gleich. Für den vorliegenden Text hat sich eine separate Tradition der Lehre entwickelt, aufgrund der verschiedenen Kategorien, in welche die gleichen Themen eingeteilt werden. Die drei Hauptpfade sind wie der Dachtfirst, der das gesamte Dach trägt; dein Geist muß ganz von diesen drei Gedanken erfüllt sein, wenn Du hoffst, überhaupt Dharma zu praktizieren – egal ob die offenen oder geheimen Lehren des Buddhas. Ein Geist, der ganz von der Entsagung durchdrungen ist, führt zur Freiheit, und ein Geist, der mit der Hoffnung erfüllt ist, ein Buddha zu werden, zum Wohle jeden Lebewesens, führt zur Allwissenheit. Ein Geist, der sich die richtige Sichtweise zu Eigen gemacht hat, ist schließlich das Gegenmittel, um den Kreislauf des Lebens zu verlassen. Sonst kannst du unethische Taten begehen, etwas was wir ‘ohne Verdienst’ nennen, und in ein weiteres Leben im Elend wiedergeboren werden21 ‚’Verdienstreiche’ Taten werden nur eine Wiedergeburt als Mensch bewirken, oder als Vergnügungswesen im Reich des Begehrens. Die Taten, die wir ‚beständig’ nennen, werden dich nur zu den Vergnügungswesen der formlosen Reiche bringen. Du kannst vorgeben, alles Mögliche zu praktizieren – die ‚Kanäle und den Wind’ und das ‚Fallen’, das ‚Große Siegel’, die ‚Große Vollendung’, was auch immer22. Aber wenn die Drei Hauptpfade nicht immer in deinem Kopf sind, wird jede dieser profunden Praktiken dich nur wieder zurück in den Kreislauf der Geburten bringen – sie können noch nicht mal anfangen, dich zur Befreiung der des allumfassenden Wissens zu führen. Wir finden dies alles in der Frage, die Geshe Puchungwa Chen-ngawa stellte:23 "Lass uns annehmen, dass du einerseits einer von denen sein könntest, die alle fünf Wissenschaften gemeistert haben,24 der die festeste ungeteilte Konzentration erreicht hat, jemand, der alle fünf Arten der Hellsicht25 hat, der alle acht großen Errungenschaften26 hat. Und lass uns andererseits annehmen, dass du jemand sein könntest, der noch das volle Verständnis von Lord Atishas Lehren erlangen muß,27 aber der trotzdem ein gutes Verständnis ihrer Wahrheit erlangt hat, so dass niemand jemals seine Ansicht ändern könnte. Welcher der beiden würdest du gern sein?" Und Chen-ngawa antwortete: "Mein Meister, lass alle Hoffnung fahren, alle Stufen zur Buddhaschaft zu begreifen – ich würde lieber derjenige sein, der gerade erst begonnen hat, einen Schimmer des Verstehens zu erhaschen, der von sich sagen könnte, dass er mit dem ersten dieser Stufen zur Buddhaschaft begonnen hat.” "Warum wäre das meine Wahl? In allen meinen Leben war ich unzählige Male ein Meister der fünf Wissenschaften. Und unzählige Male habe ich ungeteilte Konzentration erreicht, sogar so gut, dass ich für alle Ewigkeit meditieren könnte. Das gleiche gilt für die fünf Arten der Hellsichtigkeit – und die acht großen Errungenschaften. Aber es war mir nie möglich, diesen Kreislauf des Lebens zu verlassen – ich konnte nie darüber hinausgehen. Wenn ich Verständnis der Stufen zur Buddhaschaft erlangen könnte, wie sie Atisha lehrt, würde ich sicher diesen Kreislauf der Wiedergeburten verlassen können." Der gleiche Punkt wird in den Geschichten über den Sohn des Brahmanen mit Namen Tsanakya erzählt28, dem Meister der Meditation in der Praxis des "Lo Diamond,"29 und von anderen. Der Herr ‚Sanfte Stimme’ sagte zu unserem Beschützer Tsongkapa: Nimm an, dass du bei deiner Praxis teilweise nicht an die Probleme des Kreislaufs der Wiedergeburten und des Vorteils der Befreiung davon denkst. Du setzt dich nicht hin und meditierst über die Häßlichkeit des Lebens oder die Wunder der Freiheit. Du erreichst nicht den Punkt wo du niemals einen Gedanken an das jetzige Leben verschwendest. Du meisterst nie die Kunst der Entsagung. Und lass uns sagen, dass du dann versuchst, eine Begabung in einer tugendhaften Praktik zu erlangen – der Perfektion des Gebens, oder der Ethik, oder der Nachsichtigkeit, der Bemühung, oder der Konzentration.30 Egal was. Nichts davon kann dich befreien. Jemand, der wirklich frei sein will, sollte zuerst alle anderen angeblich tiefgründigen Ratschläge vergessen. Sie sollten die Meditation der ‚mentalen Bewertung’ benutzen um Entsagung zu entwickeln. Jemand, der versucht, den Großen Weg zu praktizieren, sollte regelmäßig darüber nachdenken, wie schädlich es ist, sich nur um sein eigenes Wohlergehen zu kümmern und wie viel Gutes es bringen kann, wenn man sich auf das Wohl der anderen konzentriert. Irgendwann werden diese Gedanken zur Gewohnheit werden, nichts, was du ohne sie tust, wird zu einem Weg werden, der dich irgendwo hin führt. Andere Tugenden werden dadurch geändert, dass du sie für dich selbst tust – also können sie dich am Ende nur zu dem führen, was als ‚geringe Erleuchtung’ bekannt ist. Dies gleicht dem, was geschieht, wenn du die verschiedenen Aspekte der Entsagung nicht aus tiefstem Herzen praktizieren kannst, weil du es nicht geschafft hast, Zeit zu finden, um darüber nachzudenken – jede tugendhafte Tat wird durch deine vorrangige Beschäftigung mit diesem Leben beeinflusst und führt nur zurück in den Kreislauf des Lebens. Es ist daher eine klare Notwendigkeit, zuerst geübt zu werden in der Haltung der Entsagung und dem Verlangen, Erleuchtung zu erlangen zum Wohle aller Lebewesen; daher solltest du jetzt alle möglicherweise tiefgründigen Praktiken zurückstellen, wie die Geheimlehren usw. Wenn Du diese Haltung entwickelt hast, wird jede tugendhafte Tat, die du tust, dich zur Freiheit führen und zu dem Zustand der Allwissenheit. Daher ist es ein Zeichen von totaler Ignoranz, was den Sinn des Weges betrifft, wenn jemand diese Gedanken nicht in seiner Meditation berücksichtigt.31 Was wir oben mit ‘mentaler Überprüfungs-Meditation’ meinen, ist die Art der Meditation, in der ein bestimmter Gedankengang gewählt und analysiert wird. Nun sind die Drei Hauptpfade das Beste der Sahne, die von allen heiligen Worten geschöpft wurde, die Buddhas gesprochen haben. Weißt du, die Bedeutung dieser Worte und die Kommentare dazu sind alle in die Lehre über die Wege für die Praktizierenden der drei verschiedenen Ausrichtungen gepackt worden. Und diese Lehre wurde noch weiter konzentriert zu den Lehren über die Stufen zur Buddhaschaft. Diese Lehre wiederum wurde in die über die drei Hauptpfade gepackt. Wie ist jedes in das nächste gepackt? Jeder einzelne Gedanke, der in den heiligen Worten der Buddhas Ausdruck gefunden hat und die Kommentare, welche diese erklären, wurden geäußert in der alleinigen Absicht, den Schülern zu helfen, den Zustand der Erleuchtung zu erreichen. Um diesen Zustand zu erreichen, muß man die zwei Ursachen aufzeichnen, welche diesen hervorbringen: ‚Methode’ und ‚Weisheit’. Die Hauptelemente dieser zwei Ursachen sind ebenfalls zwei: das Verlangen, Erleuchtung zu erlangen zum Wohle aller Lebewesen und die richtige Sicht. Um diese Einstellung im Strom seiner Gedanken zu entwickeln, muß man zuerst eine Abscheu gegenüber allen scheinbar guten Dinge des Lebens erlangen, das man im Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt verbringt. Nimm an, daß du es niemals schaffst, das Verlangen zu entwickeln, dich aus dem Kreislauf des Samsara zu befreien – nimm an, daß du niemals eine Entsagung entwickelst, die in jeder Hinsicht vollständig ist. Es wäre dir dann unmöglich, das zu entwickeln, was wir das ‚große Mitgefühl’ nennen – das Verlangen, jedes andere Lebewesen vom Kreislauf des Samsara zu befreien. Das macht die Entsagung zu etwas ‚ohne das nichts ist’. Um den Formkörper des Buddha zu erlangen,32 muß man zuerst das sammeln, was wir ‚Anhäufung von Verdiensten’ nennen. Diese Anhäufung hängt im Prinzip von dem Verlangen ab, Erleuchtung zu erlangen, zum Wohle aller Lebewesen. Um den ‚Dharma’ Körper des Buddha zu erlangen, muß man die ‚Anhäufung der Weisheit’ haben. Dabei ist es am wichtigsten, die richtige Sichtweise zu entwickeln. Die wichtigsten Punkte des Pfades sind dann in die drei Hauptpfade gepackt worden und zu einer Anweisung geworden, der die Schüler folgen können. Diese Worte des Rates, die direkt von unserem Werten Herrn, von der Sanften Stimme selbst gesprochen wurden, sind daher wirklich etwas Besonderes. Es gibt keine Möglichkeit, deinen Geist der spirituellen Praxis zuzuwenden, wenn du nicht von Anfang an den Geist der Entsagung hast. Und die Praxis kann niemals als Weg des Großen Weges dienen, wenn du nicht das Verlangen hast, ein Buddha zum Wohle jeden Lebewesens zu werden. Und es gibt keinen Weg, die zwei Hindernisse 33 los zu werden, wenn du nicht die richtige Sichtweise hast. Deshalb werden diese drei Haltungen als ‚Drei Hauptpfade’ bezeichnet. Wenn du mühelos die Drei Hauptpfade beherrschst, dann wird alles, was du tust, zur spirituellen Praxis. Wenn dein Geist nicht von diesen drei Gedanken erfüllt ist, dann wird alles, was du versuchst nirgendwohin führen als wieder zu dem gleichen alten Kreislauf der Wiedergeburt. Wie es in dem Werk ‚Größere Stufen zur Buddhaschaft heißt:, Nimm an, dass du versuchst tugendhafte Taten zu vollbringen, aber dass du noch das spezielle Gegengift finden musst, gegen deinen Hang, gute Dinge in diesem Lebenskreislauf zu begehren – du musst noch die Meditation meistern, in der du alle Nachteile des Lebenskreislaufs analysierst, indem du all die verschiedenen Gründe nutzt, die wir oben erwähnt haben. Nimm weiterhin an, dass du noch nicht in der Lage warst, die Bedeutung von ‚kein Selbst’ zu ergründen, so wie du es solltest, in dem du die analytische Weisheit nutzt. Und lass uns schließlich sagen, dass du noch nicht vertraut bist mit den zwei Arten des Verlangens, Erleuchtung zum Wohle jeden Lebewesens zu erlangen.34 Wenn du ein paar gute Taten in dieser Art und Weise einem heiligen Wesen gegenüber tust, bekommst du vielleicht einige gute Resultate, aber nur aufgrund der Kraft dieses Wesens. Sonst ist alles was du getan hast nur die gleiche alte Quelle für Leiden – und du trittst wieder ein in den Kreislauf der Wiedergeburten. 35 Die Seher der Welt kamen zu dem gleichen Schluß, wenn sie sagten: "Jeder hat ein mystisches Wesen, über das sie meditieren und jeder redet über mystische Texte und alles nur weil niemand eine wirkliche Praxis hat, über die sie nachdenken."36 Daher sollten diejenigen unter uns, die eine reine Praxis des Geistes anstreben, versuchen eine zu finden, die uns zu Freiheit und Allwissenheit führt. Und damit eine Praxis so sein kann, sollte sie uns zu Meistern der Drei Hauptpfade machen. Diese drei sind wie das Herz, das Leben selbst in den Lehren über die Stufen zur Buddhaschaft. Wie der allwissende Lord Tsongkapa einmal sagte:“Ich benutzte die Lampe auf dem Weg als grundlegenden Text und machte diese drei zur Essenz des Pfades."37 So werden wir selbst nur eine kurze Unterweisung geben, basierend auf den Drei Hauptpfaden—den Worten, eben dieses Lord Tsongkapas. III. Darbringung des Lobpreises Wir werden mit einer Erläuterung der Inhaltsübersicht beginnen. Diese Unterweisung über die Drei Hauptpfade ist unterteilt in drei Bereiche: Die Einleitung, die zur Erstellung des Textes führt, den eigentlichen Text und die Schlussfolgerung der Erklärung. Der erste Teil ist ebenfalls in drei Abschnitte unterteilt: Die Darbringung des Lobpreises, den Schwur, das Werk zu verfassen und dann eine starke Ermutigung des Lesers, es gut zu studieren. Das, was wir „Darbringung des Lobpreises“ nennen, ist in den Anfangszeilen des Werkes enthalten. Ich verneige mich vor allen hohen und heiligen Lamas. Das erste, was man tun sollte, wenn man einen Kommentar verfasst, ist, sich vor seinem Herrn der Herren zu verneigen. Wie Meister Dandin sagt, Die Segnung, Verneigung und die Essenz Müssen geschrieben werden: Sie sind die Tür.38 Und wir lesen auch, daß, "man sich vor dem verneigen sollte, den man als seinen Herrn ansieht." Der Zweck dieser Niederwerfung ist es, dass man in der Lage sein möchte, die Schrift zu vollenden, ohne Unterbrechungen oder Hindernisse. Das Wort „alle“ bei dem Ausdruck „alle Lamas“ meint in einem allgemeinen Sinn alle direkten Lamas und die der Linie, welche die Lehre traditionell weitergegeben haben, wie etwa durch die „weit reichenden Aktivitäten“ und die „tiefgründige Sicht“. 39 In bestimmtem Sinn hat das Wort auch die Bedeutung, wie in dem Gebet, das “Wissen erschließt die Welt” heißt: es bezieht sich auf den Sieger, den Träger des Diamanten; den glorreichen Herrn Sanfte Stimme; und seinen Helden des Diamanten.40 Nun erschien der Lord Sanfte Stimme stets dem großen Tsongkapa. Es gibt verschiedene Arten, in denen ein solches Wesen einer Person erscheinen kann: Man kann ihn im Traum sehen, in der Vorstellung oder direkt. Es gibt zwei Arten, wie man ihn direkt sehen kann; mit allen Sinnen, oder mental. Die Art, in der Sanfte Stimme unserem Beschützer, dem großen Tsongkapa erschien, war direkt, so dass er mit allen Sinnen wahrnehmbar war; sie saßen wie Lehrer und Schüler zusammen und Tsongkapa konnte alle offenen und geheimen Unterweisungen von ihm lernen. Es gibt Menschen, die anders denken: Das unser Herr Lama seine Abhandlungen schreiben konnte, nur aufgrund seiner Fähigkeiten als Gelehrter und seines tiefen moralischen Verständnisses. Die Wahrheit ist jedoch, dass es kein einziges Beispiel in allen Schriften des Lord Tsongkapa gibt – keine einzige Abhandlung, lang oder kurz – die nicht von Sanfter Stimme selbst gegeben wurde. Lord Tsongkapa befragte Sanfte Stimme zu allem, was er tat und folgte den Unterweisungen, die er erhielt – sogar bezüglich solcher Fragen, wie der seines Aufenthaltes, oder wie viele Bedienstete er mitnehmen sollte, wenn er reiste. Dieser Herr der Lamas konnte konkrete Erklärungen zu jedem tiefgründigen und entscheidenden Punkt der offenen und geheimen Lehre abgeben – zu Dingen, die all die Weisen zuvor niemals ergründet hatten. Diese Erklärungen sind keineswegs etwas, das Lord Tsongkapa selbst ersonnen hat; sie kamen vielmehr von den Lippen der Sanften Stimme selbst. Generell ist es üblich dass man, wenn man die Darbringung des Lobpreises am Anfang einer buddhistischen Abhandlung schreibt, seine Huldigung gegenüber Mitgefühl, den drei Arten des Wissens, 41 oder anderen heiligen Dingen Ausdruck verleiht. Hier jedoch erfolgt die Niederwerfung vor den „Lamas“ aus gutem Grund. Der Leser will im Allgemeinen die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft – und insbesondere, die Drei Hauptpfade, in seinem eigenen Geist erlangen. Der Sinn der Niederwerfung ist es, ihm klar zu machen, dass all dies davon abhängen wird, wie gut er der Praxis der richtigen Haltung seinem Lehrer gegenüber folgt. Anmerkungen Kapitel Zwei 7. Tür zum Noblen Pfad: Die Ausgabe von Pabongka Rinpoches Kocommentar, die hier übersetzt ist, ist als bibliographischer Eintrag 46 gelistet; die ursprünglichen Verse von Lord Tsongkapas kann man in seinen gesammelten Werken als Eintrag 68 finden. Einige andere nützliche Erklärungen von Lord Tsongkapas Drei Hauptpfade sind die der folgenden Meister: Dem Großen Fünften Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso (1617-1682) und Eintrag 16 und 17; Tsechok Ling, Yeshe Gyeltsen (1713-1793) als Eintrag 78, 79; Tendar Hlarampa (b. 1759) Eintrag 30; Welmang Konchok Gyeltsen (1764-1853) Eintrag 7; Ngulchu Dharmabhadra (1772-1851) Eintrag 37 und 38; sowie Mokchok Trulku (modern) Eintrag 59. 8. Hüter des Diamanten: Eine Form des Buddha in der er geheime Lehren erteilt. 9. die safranfarbene Robe: Die Gewänder eines menschlichen buddhistischen Mönchs. 10. drei Heiligen des Siegreichen: Das Mysterium von Körper, Sprache und Geist eines jeden der zahllosen Buddhas. Buddhas werden "Siegreiche" genannt, weil sie die Hindernisse, die einen davon abhalten, alle schlechten Gedanken zu überwinden und alle Dinge zu wissen, überwinden. 11. Sanfte Stimme: Göttliche Form, welche die Weisheit der Buddhas darstellt 12. Drei Hauptpfade: "Pfad/Weg" in der buddhistischen Philosophie bezeichnet den Zustand mentaler Bewusstwerdung. Diese Bezeichnung wurde oft als "Drei Hauptaspekte des Pfades” übersetzt, aber Entsagung, der Wunsch nach Erleuchtung und die richtige Sicht sind jeweils ein eigener Weg. 13. Dharma: Ein Wort mit vielen Bedeutungen, bezeichnet meist "spirituelle Lehre" oder "existierende Objekte." 14. alle drei Reiche: Bezeichnet die ganze Welt. Der Buddhismus lehrt, dass es drei Reiche der Existenz gibt. Wir leben im Reich des „Verlangens“, das so genannt wird, weil unsere Hauptinteressen Essen und Sex sind. Darüber gibt es das Reich der "Form" wo Wesen in einem Zustand der Meditation leben und schöne Formen haben. Noch höher ist das „formlose“ Reich, wo die Wesen frei sind von groben Leiden und nur noch mentale Körper haben. 15. Mehr als ein Wunschjuwel...Von der kürzesten Version von Lord Tsongkapas Stufen auf dem Pfad zur Buddhaschaft (f. 56a, bibliographischer Eintrag 63). Der gesamte Kontext kommt unten in der Diskussion der Entsagung. 16. drei "Probleme des Topfes": Einer Unterweisung nicht zuzuhören –wei ein Topf mit geschlossenem Deckel (nicht auf das achten, was passiert), ein schmutziger Topf (mit falscher Motivation zuhören, z.B. dem Verlangen nach Anerkennung), und ein Topf ohne Boden (nicht behalten was man gehört hat – man wird angewiesen, jeden Tag mit den Mitschülern das Material zu wiederholen). Vgl. Lord Tsongkapas Stufen auf dem Weg.., Eintrag 61, f. 16; und Pabongka Rinpoches berühmte Befreiung in unserer Hand, Eintrag 47, ff. 54-5. 17. sechs Bilder der Anleitung: Wie man einer Lehre zuhören sollte -a) Stell dir vor, du bist ein Patient, da dich deine mentalen Beschwerden (Verlangen usw.) dich krank machen. b) Stell dir den Dharma als Medizin vor. c) Stell dir deinen Lehrer als Arzt vor d) Stell dir vor, die Lehren exakt zu befolgen, so lange wie nötig, so wie man den Anweisungen eines Arztes folgt. e) Stell dir die Buddhas als unfehlbar vor, oder den Unfehlbaren (deinen Lehrer) als Buddha. f) Bete, daß diese wunderbare Heilmethode, die Lehren des Buddha, lange in der Welt bleiben. Vgl. Lord Tsongkapa, Eintrag 61, ff. 16-19, und Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 55-61. 18. drei Länder: Unter der Erde (wo Schlangen Wesen und ähnliche Wesen leben), auf der Erde (wo Menschen leben), und im Himmel über der Erde (wo die Gottheiten zuhause sind). 19. Ngawang Drakpa: Siehe Vorwort für eine Beschreibung des Lebens des Schülers 20. drei verschiedene Ausmaße: Der Wunsch, selbst den unteren Reichen zu entkommen, der Wunsch, dem gesamten Kreislauf des Lebens zu entkommen und der Wunsch, vollständige Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen zu erlangen. 21. Leben im Elend: Eine Geburt in der Hölle, als unersättlicher Geist oder als Tier. 22.Kanäle und der Wind usw.: Alle fortgeschrittenen Praktiken der Geheimlehren des Buddhas. 23. Geshe Puchungwa (1031-1106) und Chen-ngawa (1038-1103): Quelle des Zitates nicht gefunden. Geshe Puchungwa, voller Name Shunnu Gyeltsen, war einer der "drei großen Brüder," direkter Schüler des Lord DromTonpa, der ihm bei der Gründung und Verbreitung der Tradition der Seher der frühen Tibetischen Meister half (siehe 36 und 49). Chen-ngawa, auch bekannt als TsultrimBar, war auch einer der drei, so wie der große Potowa (siehe 42). 24. fünf Wissenschaften: Klassische Grammatik, Logik, buddhistische Theorie, schöne Künste und Medizin. 25. fünf Arten der Hellsicht: Übernatürliche Kräfte der Ausstrahlung, Sicht, des Hörens, Wahrnehmung der Vergangenheit und Kenntnis der Gedanken des anderen. 26. acht große Errungenschaften: Diese gilt es zu erringen "das Schwert," welches einem ermöglicht überall hin zu reisen; "die Pille," die einen unsichtbar macht oder einen jede Form annehmen läßt; "die Augen Salbe," die hilft, kleinste oder sehr weit entfernte Dinge zu sehen; "flinke Füße," die Fähigkeit, in großer Geschwindigkeit zu reisen; "Essenz zu sich nehmen," die Fäigkeit, von nichts als Unterhalt zu leben; "Himmels Spaziergan," die Fähigkeit zu fliegen und "Untergrund," die Kraft, durch fesen Boden zu gehe, wie ein Fisch durchs Wasser. 27. Lord Atisha (982-1054): Voller Name Dipamkara Shri Jnyana, illustrer indischer Weiser, der die Lehren der Stufen au dem Weg nach Tibet brache. Autor von Lampe auf dem Weg, Prototyp eines Textes dieses Genres (bibliographischer Eintrag 57). 28. der Sohn des Brahmanen, Tsanakya: In seinem klassischen Werk über die Stufen zur Buddhaschaft, erklärt Pabongka Rinpoche, dass Tsanakya schwierige geheime Praktiken des Herrn des Todes meisten konnte, aber in die tiefste Hölle fiel, weil er sein Wissen nutzte, um andere Wesen zu schädigen (f. 225b, Eintrag 47). 29. Meister der Meditation des Lo Diamanten: Befreiung in unsere Hand des Rinpoche erklärt es (f. 291b, Eintrag 47). Der Praktizierende unternimmt eine der mächtigsten Praktiken der Geheimlehren, aber aufgrund seiner nicht perfekten Motivation konnte er nur geringe Ergebnisse erzielen. Lord Atisha erwähnt hier, daß solche Praktizierenden sogar in die Hölle gefallen sind. 30. geben, Moral usw. : Die ersten fünf der sechs buddhistischen Perfektionen Die letzte Perfektion ist Weisheit. 31. Angenommen, du versagst ...Zitat aus Lord Tsongkapas Schreiben an seinen Lehrer und Schüler, dem ehrwürdigen Rendawa, über die Lehren, die er von Sanfter Stimme erhielt (ff. 2b-3a, Eintrag 62). 32. Körper der Form und Dharma Körer: Die physische Form eines Buddha und seines Geistes (zusammen mit der ultimativen Natur des Geises) werden "Körper der Form" und "Dharma Körper" genannt. 33. zwei Hindernisse: Siehe 10. 34. zwei Arten des Verlangens nach Erleuchtung Siehe 136. 35. Nimm an, du versuchst ... Zitat von Lord Tsongkapas Opus magnum (156b, Eintrag 61). 36. Jeder hat ein mystisches Wesen... Original Quelle des Zitats nicht gefunden; Es erscheint auch in Pabongka Rinpoches Befreiung in unserer Hand (294a, Eintrag 47). Die Seher des Wortes waren eine eminente Gruppe früher buddhstischer Meister in Tibet, deren Linie auf Lord Atisha und seinen wichtigsten Schüler, Lord Drom Tonpa, zurückgeht. Der Name des Schüers auf tibetisch "Kadampa," wird erklärt: Sie waren in der Lage, das Wort des Buddha (ka) als persönliche Anleitung (dam) zu sehen, die sofort Bezug hatte zu ihrer eigenen Praxis. 37. Ich nutzte die "Lampe auf dem Weg": Der ganze Kontext dieses Zitats erscheint in Pabongka Rinpoches Befreiung in unserer Hand ( 37b, Eintrag 47); es enhüllt viele der Quellen unseres Textes und nennt erneut seinen umfassenden Charakter. Lord Tsongkapa hat gerade seinem göttlichen Mentor, Sanfter Stimme, den Inhalt des Hauptteils seiner umfassenden Größere Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft und Sanfte Stimme fragt den Lord spielerisch,"Nun, gibt es etwas in deinem Werk, das in den drei Hauptpfaden, die ich dich gelehrt habe nicht enthalten ist?" Lord Tsongkapa antwortete, "Darauf habe ich mein Werk aufgebaut. Ich habe die Drei Hauptpfade, die du, oh Heiliger, mich gelehrt hast, zur Essenz des Weges gemacht. Ich nutzte die Lampe auf dem Weg als grundlegenden Text und ergänzte ihn durch viele andere Ratschläge der Seher des Wortes" 38. Meister Dandin: Hinduistischer Dichter des 7. Jhdts. Autor des Spiegels der Poetik, einer berühmten Abhandlungen über das Schriftstück (Zitat 322b, Eintra 34). Wir konnten das nächste Zitat des Textes nicht finden. 39. Tradition der "weit reichenden Aktivität" und des "tiefen Einblicks": vgl. die Lehren über den Wunsch nach Erleuchtung und der richtigen Sichtweise (erstere basierend auf Entsagung, dem dritten Hauptweg). Siehe auch 195. 40. "Wissen erschließt die Welt": Berühmte Verse des Gebets von Lord Tsongkapa selbst, aus der Anfangszeile (siehe 3a, Eintrag 65). Die drei Wesen, die erwähnt werden, sind verschiedene Formen des Buddha. 41. drei Arten des Wissens: Einsicht in die wahre Natur der Wirklichkeit, in verschiedenen Abstufungen . Asian Classics Institute Kurs I: Die Hauptlehren des Buddhismus Kapitel Drei IV. Wie man einen Lama auswählt Ein Lama ist äußerst wichtig zu Beginn jeden Versuchs eines spirituellen Lebens. Wie Geshe Potowa sagte, um Freiheit zu erlangen, ist nichts wichtiger als ein Lama. Sogar in einfachen Dingen dieses Lebens, in Dingen, die du lernen kannst, wenn du dich hinsetzt und jemandem zuschaust, kannst du nichts lernen, wenn dir niemand etwas zeigt. Also, wie in aller Welt willst du etwas schaffen, ohne Lama, wenn du irgendwo hin willst, wo du noch nie gewesen bist, und du erst eine Reise durch die niederen Wiedergeburten hinter dir hast? 42 Daher mußt du auf jeden Fall von einem Lama lernen; nur Dharma Bücher zu lesen bringt nichts. Es hat in der Geschichte noch nie jemanden gegeben, der spirituelle Ziele ohne Lama erreicht hat, nur indem er Dharma Bücher las. Und das wird es auch in Zukunft nicht geben. Also, welche Art von Lama sollte das sein? Man braucht einen Führer, der jede Wegbiegung kennt, um dorthin zu kommen, wohin du nicht an einem Tag gelangen kannst. Als Lama, der dich zur Befreiung und Allwissenheit führen soll, brauchst du jemanden, der all die erforderlichen Eigenschaften hat. Es ist wichtig, einen wirklich qualifizierten Lama zu finden; es ist nichts, was dir gleichgültig sein sollte, denn am Ende wirst du wie er werden – im Guten und im Schlechten. Der Schüler wird wie die Form, wie die kleinen Tonscheiben mit den heiligen Bildern. Welche Eigenschaften machen einen qualifizierten Lama aus? Basierend auf den Lehren über die geschworene Moral, sollte er, wie man sagt eine „Quelle aller guten Eigenschaften“ sein usw..43 Damit ist gemeint, dass der Lama die beiden guten Eigenschaften der Beständigkeit und Weisheit besitzen sollte.44 Nach den Geheimlehren, sollte auf ihn die Beschreibung passen, die mit den Worten beginnt "alle drei Tore gut abgegrenzt" Traditionsgemäß —die der offenen und geheimen Lehren — sollte der Lama zehn gute Eigenschaften haben, wie es auch in dem Vers heißt, der beginnt mit "Du, der du alle zehn hast..." Zumindest sollte dein Lama eine Person sein, die ihren Geist unter Kontrolle hat, indem sie die drei Übungen praktiziert,45 Kenntnis der Schriften besitzt und die tatsächliche Einsichten hat. Wie es im Juwel der Sutren heißt, Such dir einen geistigen Führer, beherrscht, Friedfertig, Mit außergewöhnlichen Eigenschaften und Anstrengungen, der reich ist, an Kenntnissen der Schriften, mit tiefer Einsicht des Seins, Meister der Unterweisung Der ein Abbild der Liebe ist und sich niemals entmutigen läßt.46 Der angehende Schüler seinerseits, sollte sich vertraut machen mit dieser Beschreibung der Eigenschaften eines guten Lamas und dann einen Lama suchen, der diese Eigenschaften besitzt. Ob der Schüler selbst mehr oder weniger mit diesen Tugenden gesegnet sein wird, hängt davon ab, in welchem Grad sein Lama diese Eigenschaften weit entwickelt hat. Wenn der Schüler eine Beziehung zu einem Lama hat, der in der Lage ist, ihn durch eine Vielzahl an offenen und geheimen Wegen zu führen, dann wird der Schüler gesegnet sein, in dem Sinn, dass er von den ganzen Wegen gehört hat und einiges Verständnis darüber erlangt hat. Auch wenn man nur ein grundsätzliches Verständnis der Wege erlangt hat, stellt dies einen größeren Verdienst dar, als jede andere gute Eigenschaft, die der Schüler besitzt. Wenn der Schüler einen Lama findet, der die Eigenschaften, die oben beschrieben sind, hat so muß er sich richtig auf ihn verlassen. Es sind die acht großen Vorteile, die man durch richtiges Verhalten dem Lama gegenüber erlangen kann, beginnend damit, dass man „nah der Erleuchtung“ ist. 47 Es gibt auch acht verschiedene Gefahren des unangemessenen Verhaltens, seinem Lama gegenüber – dies sind the Gegensätze der erwähnten Vorteile. Wie der große Lord Tsongkapa selbst sagte, Zunächst sieh, dass die Grundlage für einen hervorragenden Beginn aller guten Dinge in diesem oder einem zukünftigen Leben die Bemühung zu rechtem Verhalten, in Gedanken und Tat ist, dem geistigen Führer gegenüber, der den Weg zeigt; So erfreue ihn damit, jede seiner Anweisungen zu befolgen, niemals etwas aufzugeben auch wenn es dein Leben kosten würde. Ich, der Meister der Meditation, praktiziere dies; Du, der du Freiheit suchst, musst Dich selbst ebenso verhalten. 48 Die Menschen der vergangenen Zeit, wie Lord Atisha und der große DromTonpa, 49 haben unvergleichliche Stufen der Erkenntnis erlangt und konnten große Taten vollbringen, die ihresgleichen suchen – alles weil jeder von ihen eine richtige Beziehung zu seinem eigenen geistigen Führer unterhielt. Und damit hört es noch nicht auf – wir können auf Lord Milarepa hinweisen 50 und andere aus alten Zeigen und das gleiche sagen. Richtiges Verhalten zu seinem geistigen Führer hat enorme Kraft – im Guten wie im Schlechten – und bestimmt, ob jemand einen glücklichen Start bei seiner Praxis hat. Marpas Verfehlungen Naropa gegenüber ruinierten seine Chancen für einen guten Beginn. 51 Milarepa gab Marpa einen Tontopf – leer, aber ganz sauber. Der Beginn seiner Praxis war dann gleichzeitig gut und schlecht – übereinstimmend mit dem Guten und dem Schlechten des Geschenks. Der große Inhaber des Thrones, Tenpa Rabgye pflegte seinen Meister und Lehrer Ngawang Chujor hingebungsvoll während dessen späterer Krankheit; daher konnte er eine Einsicht in die “mittlere Sicht” erlangen. 52 Sakya Pandita war auch hervorragend in ihrem Dienst als Pfleger des ehrenwerten Drak-gyen. Alles, was er später erlangte, geschah aufgrund dieses Dienstes: Er konnte seinen Lama als Gottheit Sanfte Stimme sehen; er erlangte vollkommene Verständnis der fünf großen Wissenschaften; viele Menschen in China, Tibet, der Mongolei und anderen Ländern, verehrten ihn über alles; und die Aufzählung könnte so weiter gehen. .53 Wir sollten hier auch von den Gefahren des falschen Verhaltens seinem Lama gegenüber sprechen. Eine Referenz in Schwierige Punkte dem Schwarzen Feind gegenüber sagt es so: Jemand der ihm auch nur einen Satz beigebracht hat, nicht als einen Lama behandelt, wird hundert Mal als Hund wiedergeboren und wird dann in der untersten Kaste wiedergeboren.54 Der Ausgangstext der geheimen Lehre über das Rad der Zeit sagt ebenfalls: Sekunden des Zorns deinem Lama gegenüber Zerstören Äonen an Tugenden, die du erlangt hast, und bringen gleichsam Äonen in denen du die fürchterlichen Qualen der Höllen und den Rest ertragen mußt..55 Die Dauer eines Fingerschnipsens enthält nicht weniger als fünfundsechzig sogenannte “Momente minimaler Aktion”. Wenn das Gefühl des Ärgers einem Lama gegenüber für diese kleine Zeitspanne, für fünfundsechzig dieser Sekundenbruchteile hochkommt, dann musst du fünfundsechzig Ewigkeiten lang in der Hölle bleiben. So beschreibt es übrigens der Kleine Weg; dem Großen Weg zufolge ist der Zeitraum sogar noch länger..56 Und es gibt sogar noch mehr Gefahren; jemand der sich unangemessen seinem Lama gegenüber benimmt, so wie es in den Fünfig Versen über Lamas beschrieben wird, der leidet sogar noch mehr in diesem Leben: Geister, Krankheiten und andere Probleme werden ihn dauernd belasten. In seiner Todesstunde wird er von furchtbaren Schmerzen seiner Vitalpunkte geplagt und von Schrecken überwältigt. Mehr noch, er stirbt durch eine der dreizehn Ursachen eines vorzeitigen Todes – usw. 57 Und es gibt noch weitere Beispiele für Gefahren; wir erinnern uns an Meister Sangye Yeshe,58 dessen Augen aus den Höhlen sprangen, oder des Schülers von Geshe Neusurpa, der eines vorzeitigen Todes starb und anderen.59. Kurzum, es wird gesagt, dass die Konsequenz, die eine Person in ihren zukünftigen Leben erfährt, nachdem sie schlecht von ihrem Lama gesprochen hat, ist so schrecklich, dass selbst ein Buddha nicht in der Lage wäre, es ganz zu beschreiben. Die Person wird in der untersten Hölle wiedergeboren, die auch als „Qual ohne“ bekannt ist, wo der Schmerz andauert, ohne Unterlass. Wenn wir von “angemessenem Benehmen seinem Lama gegenüber” spricht, muß der Schüler erkennen, dass wir nicht unterscheiden zwischen der Person, welche die formalen Dharma Lehren übermittelt und der Person, die ihm das Alphabet usw. beibringt. Was auch immer ein Schüler unternimmt, um seinem Lama während der Zeit ihrer Zusammenarbeit zu dienen – ihm aufzuwarten, ihm Respekt zollen usw., alles außer den Kleinigkeiten wie den täglichen persönlichen Rezitationen, die der Student für sich selbst spricht – alles zählt als „Lama Praxis“. Als solche ist es für den Schüler im Dienste seines Lamas unnötig, andere formelle Meditationstechniken zu verfolgen, die ebenfalls „Lama Praxis“ heißen. Jeder der acht Vorteile und der acht Gefahren tritt auf in direktem Zusammenhang mit seinem guten oder schlechten Verhalten, dem Lama gegenüber. Während der Beziehung sollte der Schüler die so genannte „analytische Meditation“ nutzen. Dazu muß er zuerst in seinem Geist jeden einzelnen Punkt der Lehre darüber, wie wir uns dem Lama gegenüber verhalten sollten, betrachten. So könnte er z.B. damit beginnen, dass der Hüter des Diamanten den Lama einer Person zum Buddha selbst erklärt hat.60 Dann sollte der Schüler verschiedene andere schriftliche Autoritäten und Logik heranziehen, um zu seiner Zufriedenheit die Wahrheit jedes Punktes zu klären. Diese Art analytischer Meditation ist absolute unerlässlich. Trotzdem war Lord Tsongkapa hier in Tibet der Einzige, der die analytische Meditation als eine Art der Meditation anerkannte. Es gibt eine Art Meditation, die bekannt ist als „Lauf“ Meditation, bei der man im Geist alle Konzepte, im Bezug auf die Worte, die man rezitiert, durchläuft. Dann gibt es die „Wiederholung“, bei der man versucht, sich an jeden Punkt einer bestimmten Lehre zu erinnern und man denkt sich „dies geht so und das geht so.“ Analytische Meditation ist anders, darin nähert man sich jedem Punkt als etwas, dass man beweisen oder widerlegen muß – man nimmt es als Mittelpunkt und analysiert es, indem man viele Aussagen von anerkannten Autoritäten und verschiedene Arten der Schlußfolgerung nutzt Tatsächlich ist es z.B. „analytische Meditation“ wenn Leute wie wir unsere Gedanken immer wieder auf ein Objekt richten, das wir begehren, oder ähnliches. Und aufgrund dieser Meditation wird unser Verlangen – oder welches andere ungesunde Gefühl es auch ist – stärker und stärker, bis wir sozusagen gut darin sind. Die Idee ist hier, dass man den Prozess umkehrt um analytische Meditation zu üben, eins nach dem anderen, über Aussagen wie z.B. dass der Hüter des Diamanten erklärt hat, dass der Lama der Buddha selbst ist. Auf diese Art und Weise erlangen wir schnell eine andere Art von Fertigkeit – in der Erkenntnis der Wahrheit. Das gesamte Konzept, wie man sich einem Lama gegenüber verhalten sollte, wird hier in der Schrift über die Hauptpfade mit diesen einfachen Worten des Lobes aufgezeigt: „Ich verbeuge mich vor allen und heiligen Lamas.“ Man kann übrigens die Worte „hoch“, „heilig“ und „Lamas“ in dieser Zeile so interpretieren, dass sie sich auf Praktizierende des Kleinen und Großen Weges bezieht. Anmerkungen Kapitel Drei 42. Freiheit zu erlangen... Geshe Potowa (1031-1105), voller Name Rinchen Sel, war ein Meister der Seher Tradition und einer der drei großen Schüler Lord Drom Tonpas (vgl. 23, 49). Seine Metaphern (mit Kommentar als Eintrag 19) sind ein wichtiger Vorläufer seines späteren Werkes über die Stufen. Das Zitat hier findet sich auf S. 14 von Hladri Gangpas Kommentar zum Blauen Buch (vgl. 89), einer Sammlung der Lehren des großen Potowa, verfasst von seinem Schüler, Geshe Dolpa (vgl. 174). 43.Quelle guter Eigenschaften: Anfangsworte eines Gebets aus einem berühmten Andachtstext, der Darbringung für die Lamas, vom ehrwürdigen Lobsang Chukyi Gyeltsen, erster der illustren Panchen Lamas Tibets (S. 54, Eintrag 51). Die drei Verse, die hier erwähnt werden, haben folgenden Wortlaut Quelle aller guten Eigenschaften, Ozean der Moral; Übersprudelnd mit einer Unzahl Juwelen, Lehren, die du erhalten hast; Mein Herr, zweiter Herr der Fähigen, Der du eine safranfarbene Robe trägst; Ich erflehe deinen Segen, Meister, der du Das Wissen der Gelübde in dir trägst. Du, der du alle zehn Eigenschaften hast, die man besitzen muß, um es wert zu sein, den Pfad derer, die Glückseeligkeit erlangt haben, zu lehren; Herr des Dharma, Regent, der du den Platz jedes Siegers einnimmst; Ich erflehe deinen Segen, geistiger Führer des großen Weges. Alle drei Tore gehütet, weise und geduldig und aufrichtig; Frei von List, Täuschung; Bewandert in den Geheimnissen und ihren Schriften; Meister des Schreibens und erbaulich In Dutzenden geheimer Überlieferungen; Ich erflehe Deinen Segen, erster unter allen Hütern des Diamanten. “Herr der Fähigen” bezieht sich auf den jetzigen Buddha, die “zehn Eigenschaften” werden im nächsten Vers aufgezählt. 44. beständig und weise: Ein buddhistischer Mönch ist “beständig” wenn er seine Gelübde mindestens zehn Jahre nach seiner Ordination rein erhalten hat. „Weise“ bezieht sich auf das Wissen einer ganzen Reihe von Themen im Bereich der Ethik, wie dem Verständnis, was eine moralische Verfehlung ist und was nicht, oder welche Missetaten schwerer wiegen als andere. 45. die drei Übungen: Dies sind außergewöhnliche Moral, außergewöhnliche Konzentration und außergewöhnliche Weisheit. 46. Juwel der Sutren: Als "sutra" werden die offenen Lehren des Buddha bezeichnet. Der Vers stammt aus einem berühmten Kommmentar, der von Meister Asanga gelehrt wurde (c. 350 A.D.) vom Liebenden, dem Zukünftigen Buddha (20a- 20b, Eitnrag 43). 47.acht große Vorteile: Diese acht werden beschrieben, als: der Erleuchtung nahe kommen, die Buddhas erfreuen, schlechte Einflüsse überwinden, unrechte Taten und Gedanken vermeiden, hohe Erkenntnisse erlangen, die Lehrer zu treffen, nie in untere Reiche fallen und vorläufige und ultimative Ziele mit Leichtigkeit erlangen. (Lord Tsongkapa, Eintrag 61, ff. 33-6; Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 124-9). 48. Als erstes sehe... Wieder zitiert aus der kürzeren Version seiner Stufen auf dem Weg (56a, Eintrag 63). 49.der große Drom Tonpa (1005-1064): Voller Name Gyalway Jungne, berühmtester Schüler von Lord Atisha, selbst großer Stammvater der Lehre über die Stufen in Tibet. Gründer des berühmten Klosters Radreng in Zentraltibet. Die Blauen Jahrbücher berichten wie er übernatürliche Kräfte erlangte nachdem er die Zelle von Lord Atisha von dessen Exkrementen säuberte. (S. 259, Eitnrag 94). Lord Atisha selbst, so sagt man, unternahm ein Jahr lang eine gefährliche Seereise um einen seiner Hauptlehrer zu treffen, der sich im heutigen Indonesien befand. Nach seiner Ankunft, untersuchte er seinen Lehrer einige Zeit, bevor er sein Schüler wurde und diente ihm dann zwölf Jahre lang. 50. Lord Milarepa (1040-1123): Der berühmte Tibeter, der in einer Höhle meditierte, Verfasser einiger der großartigsten spirituellen Gedichte aller Sprachen (einige Beispiele erscheinen unten im Abschnitt über Entsagung). Die Schwierigkeiten, die er durchlitt, als Test seines Lehrers Marpa sind berühmt; vgl. z.B. Blaue Jahrbücher, Eintrag 94, S. 430-1. 51. Marpa (1012-1097)und Naropa (1016-1100): Marpa, auch als "Großer Übersetzer" bekannt, war Leherer von Lord Milarepa und ein früher tibetischer Buddhist, der half, die geheimen Lehren aus Indien nach Tibet zu bringen. Sein eigener Lehrer war Naropa, ein renommierter indischer Meister, der auch Lord Atisha unterrichtete. Wie Pabongka Rinpoche nochmals in Befreiung in unserer Hand (133a, Eintrag 47), erwähnt, musste sich Marpa einmal entscheiden, ob er sich erst vor seinem Lehrer oder einem phantastischen himmlischen Wesen, welches im Raum erschienen war, niederwerfen sollte; er machte den Fehler, das Zweite zu wählen. Milarepas Opfer für Marpa selbst, wird auf derselben Seite erwähnt. 52. Inhaber des Thrones, Tenpa Rabgye und der Meister Lehrer, Ngawang Chujor: Lobsang Yeshe Tenpa Rabgye, auch bekannt als Achi Tuno Monhan, was ein bedeutender Schüler der Gelukpa Tradition des Tibetischen Buddhismus; sein Titel zeigt, dass er den Thron innehatte, der in einer Linie von Lord Tsongkapa selbst weitergegeben wurde. Seine gesammelten Werke – hauptsächlich über die geheimen Lehren – existieren noch in zwei Bänden (Eintrag 32). Vom Kolophon der Werke ersehen wir, dass er den Großteil seiner Schriften im Kloster Ganden, in der Nähe von Lhasa anfertigte und wohl um 1758 geboren wurde. Er erwähnt hier auch, dass er die zwei Arten des Wunsches nach Erleuchtung in erster Linie vom großen Ngawang Chujor lernte. 53. Sakya Pandita (1182-1251): Voller Name Kunga Gyeltsen, einer der größten geistigen Leherer Zentralasiens, berühmter Übersetzer und Kommentator des buddhistischen Kanons, brachte den Mongolen die tibetische Tradition. Der ehrwürdeige Drak-gyen (voller Name Drakpa Gyeltsen, 1147-1216) war sein Onkel und Mentor; s.u. 86. 54. Jemand, der …nicht als Lama behandelt.. Das Zitat findet sich unter 161b (Eintrag 82) eines Kommentars zu den geheimen Lehren des Herrn des Todes, aufgezeichnet von Ratnakara Shanti, auch bekannt als Shantipa. Er war im 10. Jhdt. bekannter Meister des großen Vikramashila Klosters, im Nord-Osten Indiens, und unterrichtete Lord Atisha vor seiner Reise nach Tibet. 55. Rad der Zeit: Original Quelle des Zitats nicht gefunden, es erscheint in Pabongka Rinpoches großem Werk über die Stufen auf dem Weg (130b, Eintrag 47), nur dem „Rad der Zeit“ zugeschrieben, ohne Erwähnung des Quellentextes. Der Quellentext der geheimen Lehren über das Rad der Zeit war sehr umfangreich, 12000 Verse und nur Auzüge sind in den tibetischen Kanon eingegangen. Siehe Eintrag 24 für die erste Version. 56. der Große Weg: Der Buddha gab Schülern mit unterschiedlicher Auffassungsgabe verschiedene Lehren, diese sind bekannt als „großer“ und „kleiner“ Weg (Anm. d. Übers.: auch „großes“ und „kleines“ Fahrzeug). 57. Fünfzig Verse über Lamas: Traditionelles Handbuch darüber, wie man sich seinem geistigen Führer gegenüber verhält, verfasst vom großen buddhistischen Dichter, Ashvaghosha (c. 100 A.D.). Die 13 Ursachen für einen vorzeitigen Tod sind unter 10a (Eintrag 29) gelistet und im Kommentar von Lord Tsongkapa folgendermaßen erklärt S. 334-6, Eintrag 66): unerträgliche Schmerzen im Kopf, Verletzungen von wilden Tieren, verschiedene Krankheiten, dämonische Kräfte, Pest, Gift, Autoritäten des Landes, Feuer, Schlangen, Wasser, Geister, Diebe und böse Halbgötter. Nach dem Tod durch eine dieser Ursachen geht die Person direkt in die Hölle ein. 58. Meister Sangye Yeshe: In seinem Meisterwerk über die Stufen zur Buddhaschaft (132a, Eintrag 47), Pabongka Rinpoche erzählt die Geschichte, wie der indische Meister Sangye Yeshe (nicht zu verwechseln mit dem späteren tibetischen Gelehrten gleichen Namens) gab eine Lehre, al ser seinen Lehrer vorbeigehen sah. Dies war der große Paktsangwa, dessen Name "Schweinehirt," bedeutet, da er sich als gewöhnlicher Bauer ausgab. Sangye Yeshe tat so, als ob er seinen Lehrer nicht sehen würde, damit er vor seinen Schülern nicht dem Schweinehirten Gehorsam erweisen müsste. Er schwor später seinem Lehrer, dass er ihn nicht gesehen hätte und daraufhin fielen seine Augen aus den Höhlen. Die Erzählung wird auch von SonamHlay Wangpo erwähnt, in seinem Buch der Illustrationen für die Juwelen Hügel Metaphern (S. 172, Eintrag 88). 59. Schüler des Geshe Neusurpa: Pabongka Rinpoche, auf dem gleichen Blatt wie die letzte Fußnote, erhellt den Zusammenhang indem er sagt, dass der Schüler darin versagt hat, den Bitten seines Lehrers nachzukommen und daher im Moment seines Todes großen Schrecken zeigte; der Name des Schülers wird nicht erwähnt. Geshe Neusurpa, mit vollem Namen Yeshe Bar (1042-1118), war einer der frühen Seher Meister des tibetischen Buddhismus; er studierte unter Potowa und anderen großen Lehrern und zählte auch den illustren Langri Tangpa Dorje Senge, Autor des beliebten Mentales Training in Acht Versen zu seinen Schülern. 60. der Buddha selbst: Eine Anzahl solcher Erklärungen vom Buddha selbst, dass der Lama eines Schülers der Buddha selbst ist, werden von Lord Tsongkapa selbst in seinem großen Werk über die Stufen gegeben (vgl. f. 29ff., Eintrag 61). Asian Classics Institute Kurs I: Die grundlegenden Lehren des Buddhismus Kapitel Vier V. Versprechen das Werk zu verfassen Hier haben wir die zweite Einleitung, die zum Aufbau des Textes führt. Dies ist das Versprechen, den Text zu verfassen und ist im allerersten Vers enthalten. (1) Soweit ich dazu in der Lage bin, werde ich erklären: Den Kern aller hohen Lehren der Siegreichen, Den Weg, den all ihre heiligen Söhne empfahlen, Den Eintrittspunkt für die Glücklichen, die Befreiung suchen. Der Kern dessen, was man praktizieren sollte —der Kern aller hohen Lehren der Siegreichen — sind die drei Hauptpfade, oder das, was wir „Stufenpfad“ nennen. Diese Lehre über die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft ist die einzige, in der alle hohen Lehren der Siegreichen zusammengefasst wurden in eine einzelne Reihenfolge von Schritten, die jeder selbst praktizieren kann. Eine solche Kombination findet sich in keiner anderen Anweisung, ob offen oder geheim, in keiner Tradition, ganz gleich ob wir über die drei der Sakya, Geluk und Nyingma sprechen, oder über eine andere Linie.61 Wir sehen dies in den Zeilen, wie in denen, die Gungtang Jampeyang schrieb: "Jede hohe Lehre, schriftlich oder nicht und beständig…“62 Das Gefühl wird auch in der Epistel ausgedrückt, die der allwissende Tsongkapa Lama Umapa darbrachte: Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass nur die unfehlbare Darstellung der Stufen auf den Wegen, sowohl in den logischen als auch in den geheimen Traditionen, enthalten in dem Werk über den Stufenpfad zur Buddhaschaft, übermittelt vom glorreichen Dipamkara Jnyana, solche Bewunderung verdient; als solche sind die Stufen, die ich meine eigenen Schüler lehre, daraus entnommen. Diese Lehre des Lord Atisha scheint mir die gesamten Inhalte der formellen Kommentare und privaten Anleitungen zu den Worten des Buddhas sowie ihre spätere Erklärungen zu geben, indem alles in eine einzige Reihenfolge von Schritten auf dem Weg zusammengefügt wird. Daher empfinde ich, dass, wenn Menschen lernen, es zu unterrichten und zu studieren, und so in der Lage sind, es zu übermitteln und zu praktizieren, so werden sie (trotz der Kürze des Werkes) die gesamten Lehren des Buddhas in der richtigen Reihenfolge durchlaufen haben. Daher fand ich es nicht notwendig, eine große Anzahl verschiedener Texte zum unterrichten zu benutzen 63 Folglich können wir sagen, daß in nur einem Kurs, der diesem Werk über den Stufenpfad zur Buddhaschaft gewidmet ist, der Lehrer den Kern jeden Bandes buddhistischer Lehren, das es auf dem Planeten gibt, gelehrt hat, und die Schüler damit deren Essenz gehört haben. Nun sind alle Lehren des siegreichen Buddhas in drei Sammlungen zusammengetragen.64 und diese sind in den Lehren über den Stufenpfad zur Buddhaschaft für Praktizierende der drei verschiedenen Ausrichtungen enthalten. Diese Lehren selbst sind vollständig in jedem, auch der kürzesten Werke, über den Stufenpfad enthalten. Als sanfter Beschützer, beschrieb Tsongkapa dies selbst so: "…eine verkürzte Abkürzung des Marks der Worte des Buddhas"65 Der große Führer DromTonpa sagte ebenfalls, Sein wundersames Wort in allen drei der Sammlungen, Rat geschmückt mit den Lehren der drei Bereiche, Ein Rosenkranz der Seher aus Gold und Juwelen, Bedeutungsvoll für alle, die seine Gebetsperlen lesen.66 So kommt es, daß diese Lehre über den Stufenpfad zur Buddhaschaft allen anderen Lehren des Buddhas, die man auswählen mag, überlegen ist, denn sie besitzt, was wir als “drei unterscheidende Eigenschaften” bezeichnen und die „vier Größen“67 Die speziellen Eigenschaften, die oben erwähnt werden, finden sich noch nicht einmal in solch heiligen werken, wie dem glorreichen Geheimen Sammlungen,68 oder den klassischen Kommentaren, die als Juwel der Bewusstwerdung 69 bekannt sind. Jemand der ein gutes Verständnis dieser Stufen auf dem Weg entwickelt, erreicht einen Punkt, von wo aus er zu jedem dieser tsatsa Hütten in der Stadt gehen kann, wo wir alte Schriften und Bilder entsorgen und dort irgendeinen Schnipsel Geschriebenes auflesen, das dort herumliegt, und er wird wissen, welche Relevanz dies für die Praxis seines Lebens hat. Wenn man von hier nach dort geht, das heißt, von dieser einzelnen Lehre über die Stufen zu der Masse anderer buddhistischer Lehren, sind die „Stufen“ wie ein Zauberschlüssel, der Hunderte verschiedener Türen öffnet. Um von hier nach dort zu gehen, wurde der Inhalt der Menge an Lehren in diese Stufen gepackt. Diese Fähigkeiten zu besitzen, die wir gerade beschrieben haben, ist übrigens das, was gemeint ist, wenn wir sagen, daß jemand “Verständnis der gesamten Lehren erlangt hat”. Daher bezieht sich auch der Ausdruck „Meister aller buddhistischer Lehren“ keineswegs auf jemanden, der ein halbgares Mischmasch aller früheren und späteren Systeme zusammengefügt hat und versucht, dies zu praktizieren. Auf diesen Punkt geht auch Tuken Dharma Vajra ein, der sagte: „Wenn du versuchst alle Systeme, die frühen und die späteren, zu mischen, dann bist du am Ende außerhalb von beiden.“70 Wenn wir hier sagen, daß die gesamten Lehren des Buddhas in den Stufenpfad gepackt wurden, meinen wir damit, daß jeder Kernpunkt der Lehren der Themen, die in den drei Schriftensammlungen enthalten sind, in gekürzter Form Ausdruck findet. Bezüglich des Ausdrucks “Stufenpfad” verfasste der königliche Lama Jangchub Uw einmal ein Ersuch an Lord Atisha, in dem er um Anweisungen bat, welche besonders vorteilhaft wären um die Lehren des Buddha in der Welt zu erhalten.71 Lord Atisha verfasste dann die Lampe auf dem Weg zur Buddhaschaft, welche er seit dieser Zeit “Stufenpfad” nannte – und daher verbreitete sich dieser Ausdruck. Diese Lehre ist jedoch keineswegs etwas, das Lord Atisha und der große Tsongkapa selbst erfunden haben, sondern es ist die große Straße entlang derer jeder Buddha reiste. Wie die kürzere Sutra über die Perfektion der Weisheit sagt, Es ist die Perfektion, nichts anderes, die der Weg ist, der begangen wird, von allen Siegreichen der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft 72 Dies ist übrigens der Ursprung des Ausdrucks "Stufen auf dem Weg." Daher ist die Lehre über den Stufenpfad eine Lehre für ganz Tibet; trotzdem empfinden einige kein Verlangen, sie zu studieren, da sie sie für eine nichtöffentliche Unterweisung der Geluk Tradition halten. Sie haben nicht Unrecht; ihr Denken resultiert nur aus unzureichenden Verdiensten aufgrund vergangener Taten. Und damit nicht genug; tatsächlich erreicht man den Zustand, den alle Buddhas erlangt haben, indem man den Weg betritt, der ausgetreten wurde von allen Buddhas. Sonst macht es keinen Sinn, irgendwohin zu gehen, außer zu einem seltsamen Weg oder Level, den kein Buddha oder anderes höhere Wesen der Vergangenheit jemals erreicht hat. Du und ich müssen nicht befürchten, dass wir jemals solche Fehltritte begehen, da wir den Stufenpfad praktizieren. All dies verdanken wir der großen Freundlichkeit des Lord Atisha und Lord Tsongkapa. Jemand, der spirituelle Praktiken sucht, sollte einen unfehlbaren Weg, so wie diesen gehen. Es ist nicht richtig, alles zu praktizieren, was einem über den Weg kommt, wie ein Straßenköter, der alles verschlingt, was er findet. Wie der sanfte Beschützer, Sakya Pandita, sagte: Sogar bei unwichtigen Dingen, Bei einem Pferd, einem Edelstein oder ähnlichem, Prüft man: Fragt jeden, überlegt es gut. Leute bemühen sich so um die geringsten Dinge dieses Lebens. Das letztendliche Ziel all unserer Zahllosen Leben hängt ab vom Dharma, und doch preisen wir irgendeinen Dharma, den wir kennen lernen, ohne zu prüfen ob er gut oder schlecht ist, und benehmen uns wie Hunde, die Essensreste finden. 73 So ist es – sogar bei Kleinigkeiten dieses Lebens, wenn man etwas kauft oder verkauft, ist man sehr sorgfältig: Man tut alles Erdenkliche, läuft herum und fragt andere Leute und verbringt viel Zeit damit, darüber nachzudenken, was man tun kann. Aber egal welche Fehler man mit so etwas macht, es wird uns in zukünftigen Leben weder helfen noch schaden. Wenn du jedoch einen falschen spirituellen Lehrer triffst, machst du einen Fehler, der das ultimative Ziel aller Leben beeinflusst. Generell kann man sagen, daß viele von uns sich an einsame Orte zurückziehen um dort tiefgründige Übungen zu praktizieren. Aber wenn du dabei keine Anweisungen in der Hand hast, die vollständig und absolut richtig ist, und wenn du dich nicht bemühst, den Kern dessen herauszuarbeiten, wird das meiste was du tust, nur verschwendete Mühe sein. Wie Lord Milarepa sagte, Der Punkt: Wenn du nicht über Ratschläge meditierst, die von Mund zu Mund weitergegeben wurden, Der Ort: kannst du in einer Berghöhle sitzen, und dich doch nur quälen.74 Die Meister der Übersetzung haben seit jeher Anstrengungen unternommen, reisten weit bis nach Indien um die authentische Dharma Lehre zurück nach Tibet zu bringen. Aber die in Tibet, die einem falschen Weg folgten, konnten ihnen nicht gerecht werden. Wirklich gutes Wasser sollte letztendlich aus reinstem Schnee entstehen. Und so sollte unsere Dharma Praxis, welche auch immer das ist, ihren Ursprung in etwas Unfehlbaren haben: Im Herrn des Wortes, im Lehrer, im Buddha. Du kannst dich tausend Jahre mit Dharma Lehren abmühen, die keinen authentischen Ursprung haben, und du wirst trotzdem keinen Funken der Erkenntnis haben. Es ist, als ob man Wasser dreschen würde, um Butter zu machen. Daher können wir sagen, daß die Lehre, die zu praktizieren wir uns entscheiden, drei charakteristische Eigenschaften haben: 1) Sie sollte vom Buddha gelehrt worden sein 2) Sie sollte frei sein von Irrtümern: Die Weisen müssen die Lehre in Ihre letztendliche authentische Form gebracht haben, nachdem sie sie untersucht haben um herauszufinden, ob irgendwelche falschen Ideen sich eingeschlichen haben, nachdem der Buddha es gelehrt hat. 3) Sie sollte in den Herzen der meisterhaft Übenden wahre Erkenntnis bewirkt haben, nachdem diese die Lehre gehört und befolgt und darüber meditiert haben. Und schließlich muß die Lehre über Generationen hinweg in ungebrochener Linie an uns weitergegeben worden sein. Wenn der Dharma, den wir praktizieren diese drei Eigenschaften hat, ist er authentisch. Von unserer Seite aus mögen wir Verfehlungen begehen aufgrund von nachlässigen Bemühungen oder Nachlässigkeit bei den täglichen Übungen, aber wir müssen nicht befürchten, dass die Lehre aus sich heraus uns fehlleiten wird. Und diese authentische Lehren sind eben der Stufenpfad. Das höchste, der Gipfel dessen, was der Buddha gesprochen hat ist die wertvolle Sammlung der Lehren über die Perfektionierung der Weisheit. Der offene Gegenstand dieser Lehren besteht aus den „Anleitungen zum Tiefen“ – zur Leere. Diese sind in den Stufen enthalten, in den so genannten „hohen Stufen“. Die Weisheits Sutren zeigen auch so genannte „weit reichende“ Instruktionen: Solche, wie man sich bemüht, alle Lebewesen zu retten. Diese Punkte sind in den Stufen in den so genannten „weit reichenden Stufen“ enthalten. Daher ist nur die Lehre über den Stufenpfad vollständig und frei von Irrtümern. Und daher sollten diejenigen, die eine Dharma Lehre suchen, die ihrer Praxis wert ist, mit Sicherheit mit den Stufenn beginnen. Es gibt viele Menschen, die aus falscher Loyalität zu ihren Familientradition, stur an dem Glauben festhalten, den ihre Eltern zufällig hatten. Sie dem Weg des Bon oder einem ähnlich falschen Weg und am Ende verpassen sie es und der gesamte großartige Sinn unseres jetzigen Lebens, und auch der zukünftigen, wird vom Wind davon getragen. Auch der große Weise, Kyungpo Neljor, war am Anfang Anhänger des Bon.75 Später erkannte er, dass dem Bon anfängliche Irrtümer zugrunde lagen und so wendete er sich den früheren geheimen Traditionen zu. Auch diese, so wurde ihm klar, waren fehlerhaft – und so reiste er nach Indien. Dort studierte er die späteren geheimen Traditionen und brachte seine Praxis zum gewünschten Ende, da er die großen Errungenschaften erlangte. Und es gab viele andere – der große Sakya Lama Kun-nying, z.B., der das gleiche tat.76 Also können wir nun den ersten Vers ins rechte Licht rücken. Lord Tsongkapa sagt, "So weit ich dazu in der Lage bin, werde ich erklären” die Lehre über die drei Hauptpfade. Es ist dieser außerordentliche Weg, zu dem die heiligen Söhne der Siegreichen ihr Lob äußern, der Weg auf dem sie gehen. Er hat keine Irrtümer. Es gibt keinen falschen Weg. Es ist der höchste aller Eingänge: Es ist der Eintrittspunkt für die Glücklichen, die Befreiung suchen." Die Worte "soweit ich dazu in der Lage bin" in diesem Vers wurden von Lord Tsongkapa generell so gewählt, um seine Bescheidenheit auszudrücken. as an expression of modesty. Insbesondere vermitteln sie den Eindruck, das gemeint ist: "So weit ich dazu in der Lage bin, werde ich etwas erklären, das von so großer Bedeutung ist, wie nur in diese paar Worte gefasst werden kann.“ Es gibt noch eine Randbemerkung, nach der die erste Zeile der Erklärung – der, welche die Worte "alle hohen Lehren der Siegreichen" enthält —sich auf die Entsagung bezieht. Wie Chanting the Names sagt, Die Entsagung aller drei Pfade Liegt am Ende in einem einzigen Weg.77 Der Punkt ist, dass der Buddha in einigen seiner Lehren, die bildlich und nicht wörtlich gesehen werden sollten, sagte, daß es drei verschiedene Fahrzeuge oder Wege gebe. Diese drei jedoch, sind in Wirklichkeit nur eins, vom Blickwinkel des ultimativen Endes, zu dem sie führen aus gesehen. In ähnlicher Weise, wurden alle hohen Lehren der Siegreichen formuliert als Mittel um die ultimative „Entsagung“ – das Wissen des Buddhas – im Geist der Schüler zu erzeugen. Und Entsagung ist es, was einen am Anfang dazu bringt, eine Abscheu dem Kreislauf der Wiedergeburten gegenüber zu entwickeln und sich das Erlangen der Freiheit zum Ziel zu setzen. Aus diesem Grund wird die Haltung der Entsagung hier als erstes gelehrt, im ersten Satz. Die zweite Zeile der Erklärung – die die Worte enthält “ihre heiligen Söhne” – bezieht sich auf den Wunsch, Erleuchtung für jedes Lebewesen zu erlangen. Dies ist die Haltung, die alle Siegreichen und ihre Söhne als wichtigste Meditation erachtet haben und deren Lobpreis sie singen. Es ist wie ein Dachfirst, der die gesamte Struktur der Lehre zusammenhält. Die dritte Zeile der Erklärung – die da heißt „die Glücklichen, die Befreiung suchen“ – bezieht sich auf die korrekte Sichtweise. Diese Wahrnehmung ist der einzige Eingangspunkt für die Schüler, die Freiheit suchen. Um Freiheit zu erlangen, muß man die Unwissenheit durchtrennen – die Wurzel für den Kreislauf des Samsara. Um die Unwissenheit zu durchtrennen, muß man die Weisheit entwickeln, die das Nicht-Selbst erkennt. Und um Weisheit zu entwickeln, muß man eine korrekte Sichtweise entwickeln, die frei ist von allen Irrtümern. Die richtige Sichweise ist die einzige Tür ins Nirvana, in den Frieden. Und deshalb hat der große Tsongkapa in den letzten Worten des Verses gelobt, sein Werk über die Drei Hauptpfade zu schreiben – die beinhaltet die richtige Sichtweise. Sein Gelübde macht er in der Art und Weise, wie es von Meister Dandin 78 vorgeschrieben ist, er bezieht darin in verkürzter Form alle Themen, die im Werk selbst behandelt werden ein – was hier bedeutet, dass er in seinem Gelübde jeden Kern Punkt der gesamten Pfade, die zu erklären sind einschließt. In diesem Sinn, folgert unser Lama, hat uns Lord Tsongkapa schon im ersten Vers die Pfade gelehrt. Anmerkungen Kapitel Vier 61. Sakya, Geluk, und Nyingma: Bezeichnungen der drei buddhistischen Traditionen, in denen inTibet die Lehren des Buddhas weitergegeben wurden. Die Geluk Tradition gründet sich auf Lord Tsongkapa selbst. 62. Jede hohe Lehre... Textquelle nicht gefunden. Gungtang Jampeyang (1762-1823), auch bekannt als Gungtang Konchok Tenpay Dronme, war Schüler der ersten Reinkarnation des großen Jamyang Shepa (siehe Vorwort und Eintrag 27). Er ist bekannt für seine eloquenten spirituellen Gedichte und philosophischen Werke; sein prägnanter Kommentar zu den Drei Hauptpfaden wurde an die Ausgabe von Pabongka Rinpoches Kommentar angefügt und ist im Schlußteil beinhaltet. 63. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt... Lord Tsongkapas Brief an seinen Lehrer ist noch vorhanden, das Zitat erscheint unter 69b (Eintrag 67). Der Name "Dipamkara Jnyana" bezieht sich auf Lord Atisha. 64. die drei Sammlungen: Drei Hauptbereiche der Lehren des Buddha: die Sammlung von Moral Gelübden (was sich hauptsächlich auf moralisches Training bezieht), die Sammlung der Sutra (hauptsächlich Training der Konzentration) und die Sammlung von Wissen (Training der Weisheit). 65. eine verkürzte Abkürzung... Wieder aus der kurzen Version des Lord Tsongkapas Stufenpfad zur Buddhaschaft (56a, Eintrag 63). 66. Seine wundersamen Worte... Quelle des Zitats nicht gefunden. Siehe 49 für Informationen über den Autor .67. drei unterscheidende Eigenschaften und vier Größen: Die drei Eigenschaften, die die Lehre über die Stufen von anderen Lehren unterscheiden, sind das Beinhalten aller Themen der offenen und geheimen Lehren, die einfache Praktizierbarkeit, und die Tatsache, dass sie durch Meister der zwei großen Traditionen weitergegeben wurden, vgl. 195 (Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 48b-50b; Lord Tsongkapa, Eintrag 61, f. 8b). Die vier Größen der Lehre: Das man alle Lehren als folgerichtig erkennt, das man alle Schriften als perönlichen Rat ansieht, daß man die wahre Absicht der Buddhas leicht erkennt (nichts anderes als die drei Hauptpfade) und, dass man automatisch den Großen Fehler vermeidet, Schriften zu verunglimpfen (Lord Tsongkapa, Eintrag 61, ff. 8b-14b; Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 41b-48b). 68. die glorreiche Geheime Sammlung: Eine der größten geheimen Lehren des Buddha selbst (Eintrag 87). 69. Juwel der Erkenntnis ewel of Realizations: Wichtiger Text über die Perfektion der Weisheit, übermittelt vom Liebenden an Meister Asanga, vgl. 46 (Eintrag 44). 70. Versuche alle Systeme zu vermischen ...Quelle des Zitats nicht gefunden. Tuken Dharma Vajra, auch bekannt als Lobsang Chukyi Nyima (1737-1802), war der dritte der Tuken Linie der spirituellen Meister und ist brühmt für sein Werk über vergleichende buddhistische Schul Systeme, sowie Bibliographien über Heilige wie z.B. über Changkya Rolpay Dorje, von dem man annimmt, daß er eine frühere Inkarnation des Pabongka Rinpoche selbst war (siehe Vorwort und seine gesammelten Werke, Eintrag 52). 71. königliche Lama Jangchub Uw: Regent des 11. Jhdts. im Königreich Guge in Westtibet, der maßgeblich daran beteiligt war, Lord Atisha und seine Lehre ins Land des Schnees zu bringen 72. Es ist diese Perfektion... Der Wortlaut der Sutra nach dem tibetischen Kanon ist leicht abweichend, obwohl die Bedeutung gleich ist ( 206a, Eintrag 84). 73. Sogar bei unwichtigen Dingen ... Zitat aus 95a seines berühmten Werkes über die drei Arten der Gelübde (Eintrag 2, vgl. 53). 74. Der Punkt: Wenn du nicht meditierst... Quelle des Zitats nicht gefunden, siehe 50 für Informationen über den Autor. 75. der Weise Kyungpo Neljor (978-1079): Seine Beharrlichkeit bei der Suche nach geheimen Traditionen in Indien, und der Überführung der Lehren nach Tibet wird in den Blauen Jahrbüchern (S. 728ff., Eintrag 94).dokumentiert. Bon ist die schamanistische Religion, die vor der Einführung des Buddhismus in Tibet vorherrschend war. 76. Sakya Lama Kun-nying (1092-1158): Voller Name Kunga Nyingpo, Sohn des Gründers des berühmten Klosters on Sakya in nördlichen Zentraltibet und Großvater des illustren Sakya Pandita (siehe 53). 77. Die Entsagung aller drei ... Aus einem Werk der geheimen Lehren, der Sanften Stimme gewidmet (Zitat aus 10a, Eintrag 25). 78. Meister Dandin: Vgl. das Wort "Essenz" in seinem Vers und die Erklärung unter 38. Asian Classics Institute Kurs I: Die grundlegenden Lehren des Buddhismus Kapitel Fünf VI. Ermutigung zum Studium Wir haben nun die dritte und letzte der Vorstufen erreicht, die zum Hauptteil des Textes führen. Diese besteht aus einer starken Ermutigung des Lesers, das Werk gut zu studieren und ist im nächsten Vers des Ausgangstextes enthalten. (2) Hört mit klarem Geist, o Glückliche Deren Geist kein Verlangen hat nach den Vergnügungen des Lebens, Und die, um wahre Muße und Reichtum zu erlangen, danach trachten, ihre Aufmerksamkeit auf den Pfad zu richten, welcher den Siegreichen erfreut. Hier drängt der große Tsongkapa seine Leser, sein Werk zu studieren: “Ihr, die ihr Freiheit sucht und keinen Moment die Vergnügungen des Lebens begehrt; die ihr das absolut Meiste aus dem Körper, den ihr vorgefunden habt, machen wollt, um eurer Muße und eurem Glück Bedeutung zu verleihen; ihr müsst euch nun in dem Weg üben, der niemals irre geht, ein Weg, der nie ins Abseits führt, ein Weg, der umfassend und vollständig ist. Der Weg, der sogar die Buddhas erfreut – der letztendlich, so raten sie, ein Weg ist, der nicht irre leitet, nicht abzweigt, ein Weg, der mehr ist als nur eine Wegstrecke. Und wenn du dich in einem solchen Weg üben willst, musst du ein Schüler sein, der alle Voraussetzungen eines Schülers hat, die Beschreibung der 400 Verse muss auf dich passen: Wir bezeichnen jemanden als angemessenes Gefäß für die Studien, Der unvoreingenommen, intelligent, und bemüht ist.79 „Und die Glücklichen wie du, Schüler, die ihren Geist dem Dharma zugewendet haben, müssen mit klarem Geist zuhören; vermeide in deinem Studium die Dinge, die dem Erfolg im Wege stehen – die drei Probleme des Topfes; verlaß dich in deinem Studium auf das, was dem Erfolg förderlich ist – die sechs Bilder zur Anleitung."80 Es gibt noch einen andere Möglichkeit, den Vers zu interpretieren, der besagt, dass sich die Zeile über diejenigen „die kein Verlangen haben nach den Vergnügungen des Lebens“ auf die Entsagung bezieht – den ersten der drei Hauptpfade. Die nächste Zeile, darüber „der Muße und dem Glück Bedeutung zu verleihen“, bezieht sich dann auf den Wunsch, Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen zu erreichen, denn jeder, der seinen Geist in dieser Haltung geübt hat, hat sicherlich das Meiste aus seinem Leben der Muße und des Glücks gemacht. Und die letzte Zeile, über den „Weg der die Siegreichen erfreut“, bezieht sich auf die richtige Sichtweise, so wie es im Ausgangstext selbst später gesagt wird, Der hat den Weg gewählt, der zur Erleuchtung führt, der erkannt hat, dass (das Gesetz) von Ursache und Wirkung, für alle Phänomene des Samsara oder Nirvana unabdingbar zutrifft, Und wenn diese (Phänomene) für ihn jegliche feste Erscheinung verlieren. Dies schließt dann unsere Vorstellung der üblichen Einleitungen ab: die Darbringung des Lobes, das Versprechen, das Werk zu verfassen, und die Ermutigung des Lesers, es gut zu studieren. Wir können das, was wir bisher gesagt haben, auf die Einleitungen von Werken, wie die mittleren und längeren Darstellungen der gesamten Stufen zur Buddhaschaft beziehen. Die Zeile, „ich verneige mich vor allen hohen und heiligen Lamas“, bezieht sich auf den ersten Abschnitt dieser Werke, der bekannt ist als „Demonstration der Überlegenheit des Autors, um zu zeigen, dass die Lehre aus authentischer Quelle stammt.“ Die Zeile von „Soweit ich dazu in der Lage bin…“ bis „…die sich nach Befreiung sehnen“, entspricht dem zweiten Teil über die Überlegenheit der Lehren. Der Vers, der beginnt mit „Höre mit reinem Geist…“ bis zu „… Weg, der die Siegreichen erfreut“, zeigt uns den dritten Teil, in dem es darum geht, wie man die Stufen „studiert und lehrt“. Der letzte große Teil dieser Präsentation ist bekannt als „die Anweisung selbst, durch die die Schüler entlang der Stufen“ geführt werden können, zur Erleuchtung. Dieser Abschnitt ist im so genannten „Hauptteil“ der Verse Lord Tsongkapas über die drei Hauptpfade enthalten. Daher gehen wir nun weiter zum ersten Vers. 81 DER ERSTE PFAD: ENTSAGUNG VII. Warum man Entsagung braucht Die Abhandlung über den Haupttext lässt sich in vier Abschnitte aufteilen: Eine Erklärung der Entsagung, eine Erklärung des Wunsches nach Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen, eine Erklärung der richtigen Sichtweise und starke Worte der Ermutigung dazu, dass der Leser versuchen sollte, die Wahrheit dieser Anweisungen zu erkennen und sie anzuwenden. Die Erklärung der Entsagung selbst wird in drei Abschnitten ablaufen: Gründe dafür, warum man Entsagung entwickeln sollte, wie man sie entwickelt, und der Punkt, an dem wir sagen können, das wir erfolgreich Entsagung entwickelt haben. Der erste dieser Abschnitte findet sich im nächsten Vers von Lord Tsongkapas Werk: (3) Es gibt keinen Weg, ohne reine Entsagung, das Verlangen nach erfreulichen Dingen in diesem Ozean des Lebens zu beenden. Es liegt auch begründet in ihrem Leben voller Verlangen, dass die Menschen gefesselt sind, daher sucht zuerst Entsagung. Damit wir alle dem Kreislauf des Lebens entkommen können, müssen wir entkommen wollen. Wenn wir niemals den Wunsch entwickeln, heraus zu kommen, und wir an den guten Dingen in diesem Kreislauf des Lebens hängen, dann gibt es auch keine Möglichkeit zu entkommen. Ein Gefangener kann im Zuchthaus sitzen, aber wenn er niemals fliehen will und niemals wirklich versucht zu fliehen, dann wird er auch nie fliehen. Das gleiche gilt für uns – wenn wir nie versuchen, einen Weg aus diesem Kreislauf des Lebens zu finden, dann wird der Tag unserer Flucht niemals kommen. Wenn wir den Wunsch nach Flucht entwickeln, dann wird auch eine Zeit kommen, wo dieses klappt. Wir müssen hier zunächst verstehen, wie wir uns in diesem Lebens-Kreislauf drehen. Der „Kreislauf des Lebens“ wird so definiert, dass wir immer wieder die unreinen Gruppen von Dingen annehmen müssen, aus denen ein normales leidendes Wesen besteht – es ist ihr ungebrochener Strom von einem Leben zum anderen. 82 Was fesselt uns an diesen Kreislauf? Unsere eigenen Taten und schlechten Gedanken. Und woran genau sind wir gefesselt? An die unreinen Teile unseres Seins. Um uns zu befreien aus diesem Kreislauf des Leben, müssen wir erkennen, daß alles darin, von der Eigenschaft her, absolutes Leiden ist. Dies bringt einen Ekel davor mit sich, eine Abneigung, und dann bringt es die Entsagung dessen. Daher sagt der Vers: "Ohne reine Entsagung, gibt es keinen Weg, diese Haltung zu stoppen, dem Verlangen nach erfreulichen Dingen im Leben. Mehr noch es ist gerade aufgrund der Kraft der Gefühle des Anhaftens und Verlangens nach diesen angenehmen Dingen des Lebens, daß alle Menschen gefesselt sind. Und wenn alle gefesselt sind, denkst du, dass du es nicht bist? Natürlich bist du es. Wenn du eines Tages diesem Kreislauf entkommen willst, dann strebe als erstes nach einer reinen Haltung der Entsagung." Dieser Vers verkörpert übrigens das, was in den Werken über die Stufen zur Buddhaschaft als “Anleitung für die der geringeren und mittleren Dimension” bezeichnet wird. Wir sehen einige Leute, die der Auffassung sind, dass sie, um Erleuchtung zu erreichen, nur den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen praktizieren müssen – und nicht Entsagung. Die Wahrheit ist jedoch, dass, auch wenn man nur ein niedrigeres Nirvana erreichen will,83 Entsagung eine absolute Notwendigkeit ist, mehr noch, dass es eine leidenschaftliche Entsagung sein muss. Wie der große Tsongkapa, unser Beschützer selbst sagte: Diese Haltung – sie ist genau so, wie Sharawa sie beschrieben hat. Nimm an, sie ist in deinem Herzen nicht stärker als ein Hauch Gerstenpuder auf selbstgebrautem Bier. Dann wird das Gefühl, dass du die Ursache für den Kreislauf des Lebens – was wir den ‚Ursprung’ nennen – auch nicht stärker als das sein. Dann wird dein Bestreben, Nirvana zu erreichen, wo sowohl das Leiden als auch sein Ursprung enden, ganz genau so sein. Und dann wird dein Wunsch, den Weg zu gehen, der ins Nirvana führt, nichts anderes sein, als leere Worte. So ist es auch mit dem Mitgefühl, dem Geisteszustand, der bewirkt, dass man es nicht mehr ertragen kann, zu sehen, wie andere Lebewesen durch diesen Kreislauf wandern: Es gibt keine Möglichkeit, dass man (diesen Geisteszustand) erlangt. Und schließlich wirst du niemals eine echte Art des Wunsches nach unvergleichlicher Erleuchtung zum Wohle aller Wesen erlangen, einen kraftvollen Wunsch, der dich weitertreibt. Daher wird der größere Weg für dich nichts anderes als ein oberflächliches Verständnis der Beschreibungen, die man in Büchern findet. 84 Der Punkt ist hier, daß man, um den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesesen zu entwickeln, zunächst eine Art Mitgefühl entwickeln muß; daß man es nicht länger ertragen kann, zu sehen, wie diese Wesen von den Leiden des Lebens gequält werden. Um dies zu entwickeln, muss man Entsagung bezüglich der eigenen Situation entwickeln; sonst gibt es keinen Weg, Mitgefühl zu erlangen, denn es betrachtet die Situation, denen sich die anderen gegenüber sehen. Auch dass, so schlussfolgerte unser Lama, meinte Lord Atisha mit seinem sanften Tadel der Tibeter: „Nur in Tibet gibt es Menschen, die den Wunsch nach Erleuchtung hegen, aber noch nicht Liebe und Mitgefühl gefunden haben."85 VIII. Das Verlangen nach Diesem Leben beenden Dies bringt uns zum zweiten Abschnitt unserer Erklärung der Entsagung; der Beschreibung, wie man Entsagung entwickelt. Wir werden zunächst darüber sprechen, wie man das Verlangen nach dem jetzigen Leben beendet, und dann, wie man das Verlangen zukünftiger Leben stoppt. Die Beendigung des Verlangens in diesem Leben ist Gegenstand der nächsten zwei Zeilen des Quellentextes: (4a) Müßiggang und Glück sind schwer zu finden, das Leben ist nicht lang; Denk immer daran, wende dich ab von der Besessenheit Mit den Erscheinungen dieses Lebens Mit der "Besessenheit mit den Erscheinungen dieses Lebens" meinen wir das Verlangen nach Glück und Ruhm in diesem Leben – wo man sich dauernd sagt, „wenn ich nur mehr gute Dinge im Leben bekommen könnte, als sonst jemand auf der Welt – das beste Essen, die tollste Kleidung, einen berühmten Namen und all das.“ Jeder, der sich auf einen spirituellen Weg begeben will, muß dem Verlangen nach den Dingen dieses Lebens entsagen. Wie stoppt man dieses Verlangen? Du musst die zwei Stufen bedenken, die bekannt sind als (1) die „große Wichtigkeit dieses Lebens des Müßiggangs und Glücks und die Schwierigkeit, dies zu finden“ und (2) unsere „Unbeständigkeit, die Tatsache, dass wir sterben müssen.“ Diese Gedanken werden das Verlangen nach diesem Leben in deinem Geist zurückschrauben, du wirst es aufgeben. Die Tatsache, dass du und ich jetzt keine spirituelle Praxis haben – nein, schlimmer noch, die Tatsache, dass wir es versuchen und dass das, was wir machen alles andere ist, als eine spirituelle Praxis – all das liegt an unserem Verlangen nach den Dingen dieses Lebens. Freiheit von den Vier Lieben, der Text zum mentalen Training, drückt es so aus: Kein Praktizierender, der dieses Leben liebt, Keine Entsagung, im Geist, der den Kreislauf (des Samsara) liebt.86 Die Grenze, welche die spirituelle Praxis von dem trennt, was sie nicht ist, und die Grenze, welche die wahre spirituelle Praxis von dem trennt, was sie nicht ist, ist die Haltung, dass man dieses Leben aufgegeben hat. Praxis, in der Form des Rezitierens von Versen, lässt sich noch mit der Welt vereinbaren; aber es ist unmöglich, dass Praxis in der Form der Entsagung dieses Lebens, sich mit der Welt vereinbaren lässt, in dem Sinn, dass man glücklich an diesem Leben teilhat. Es gibt keinen Weg, das Weltliche zu bewahren und die Praxis zu bewahren. Dies meinte der ehrenwerte Lehrer Drom Tonpa, als er zu einem bestimmten Mönch sagte: ”Es erfreut mein Herz, Onkel, zu sehen, wie du an diesem heiligen Ort deine Ehrerbietung zeigst; aber wie viel glücklicher würde es mich machen, wenn du etwas Spirituelles tun würdest! Und er sagte das gleiche über die Niederwerfungen, die Gebete, Meditation und alles andere. Und so konnte der Mönch überhaupt nicht mehr entscheiden, was denn nun eine spirituelle Praxis sein sollte und er fragte Drom Tonpa: „Also, wie soll ich denn praktizieren?" Und die einzige Antwort, die er bekam war: "Gieb dieses Leben auf!" - dreimal wiederholt, und zwar laut.87 Dann gab es noch den Seher Geshe, namens Shang Nachung Tonpa, der sagte, Ich gehe zu Lord Atisha und bitte ihn, mich zu unterrichten. Aber alles, was er zu mir sagt, sind kurze Sätze wie „gieb dieses Leben auf“, oder „praktiziere die Liebe“, „praktiziere Mitgefühl“, oder „praktiziere den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen.“ Lord Drom Tonpa hörte diese Beschwerde und bemerkte, daß es “erstaunlich ist. Gerade wurde ihm die Essenz aller Lehren des Lord Atisha offenbart, und doch versteht noch nicht einmal jemand, der so großartig ist, wie Shang, was eine Unterweisung ist.“ Und später in seinem Leben sagte Shang zu seinen Schülern, dass „wenn man ein spirituelles Leben führen will, ist das Wichtigste dabei, dass man dieses Leben aufgiebt.“88 Im weiteren Sinn, können wir mit dem beginnen, was man auch als die “acht weltlichen Gedanken” bezeichnet. Diese können dann zusammengefasst werden zu den drei Sorgen dieses Lebens: Essen, Kleidung und ein berühmter Name. Diese drei Dinge sind es, die du aufgeben musst. Das Schlimmste dieser drei ist übrigens der berühmte Name. Weise, Heilige, große Meditierende der Vergangenheit – wir können sogar sagen, die Mehrheit von ihnen – konnten alle ohne gutes Essen leben und konnten durch eine dieser mystischen Praktiken überleben, bei der man nur ein paar winzige Pillen oder Blütennektar zu sich nimmt. Und sie kamen auch ohne großartige Kleidung aus: als Einsiedler saßen sie in Meditation und trugen zerrissene, schmutzige Kleidung – sie saßen mit dem Rücken zur Höhlenwand und versiegelten den einzigen Eingang. Aber im Grunde ihres Herzens sehnten sie sich immer noch nach Ruhm – einem großen Namen – und sie träumten, dass alle Einheimischen dort draußen darüber sprechen, welch heilige Meister der Meditation sie doch sind. Es gab viele, viele Weise und Gelehrte und Mönche, die moralisch rein waren, aber die gleichermaßen fehlgeleitet waren. Wie der große Droway Gonpo sagte, Sie gehen in die Einsiedelei, hängen ein Schild an die Tür, Sehen keine Seele, diese Meister der Kontemplation, die doch hoffen, dass sie in diesem Leben „großer Meister der Meditation“ genannt werden.89 Und auch, Füllen sie ihren Geist mit Hoffnungen und Plänen, Gedanken, die alles durchdringen, das sie tun, Und so wird ihre spirituelle Praxis vergeudet, Weggezaubert von einheimischen Banditen, Also nimm einen Speer, stich ihn in jeden Gedanken, der dieses Leben betrifft, und erinnere dich, Sollte ein einziger Speer sein Ziel verfehlen, Kann auch das Leben als Weiser, Heiliger, Meditierender Nicht die Tür zu den drei unteren Reichen schließen. Auch der große Ngaripa sagte, Alle spirituelle Praxis, die du je hattest, ist zu einem Bestreben nach Überlegenheit in diesem Leben geworden. Dies wiederum wird zu dem, was wir den „Ursprung“ nennen – eine Ursache für die Wiederholung des Kreislaufs; es vermehrt in dir das Gefühl des Stolzes und des Neides, Abneigung gegen einige Dinge und Verlangen nach anderen. Dann bringt dich das, von dem du dachtest, es sei spirituelle Praxis, tatsächlich nur in die drei unteren Reiche. Es ist genau so, als wenn du aufgrund schlechter Taten dorthin gelangt wärest.90 Wenn wir also irgendeine spirituelle Praxis aufnehmen wollen, müssen wir die acht weltlichen Gedanken bezwingen – wir müssen gleichgültig ihnen gegenüber werden, frei von beiden Teilen eines jeden dieser vier Paare. „Acht weltliche Gedanken“ ist eine Bezeichnung für die folgenden acht Gefühle: 1) Glücklich sein, wenn wir etwas bekommen, 2) Und unglücklich, wenn nicht. 3) Glücklich sein, wenn wir uns gut fühlen, 4) Und unglücklich, wenn nicht. 5) Glücklich sein, wenn wir berühmt werden, 6) Und unglücklich, wenn nicht. 7) Glücklich sein, wenn jemand gut von uns spricht, 8) Und unglücklich, wenn nicht. Wie es in dem Brief an einen Freund heißt, Oh was die Welt betrifft! Etwas zu bekommen oder nicht, sich gut zu fühlen oder nicht, berühmt zu sein oder nicht, das jemand gut über einen spricht oder schlecht; dies sind die acht weltlichen Gedanken. Bezwinge sie; laß sie nicht in deinen Geist.91 Der große Heilige Lingrepa sagte ebenfalls, In der Stadt der täglichen Sorgen in unserem Kreislauf des Lebens Hasten die erwachten Kadaver der acht weltlichen Gedanken umher. Hier kannst du den schrecklichsten aller Friedhöfe finden; Hier solltet ihr Lamas eure Mitternachts Wache unter Den Toten halten. 92 Es ist egal wer du bist – ein großer Weiser, oder Heiliger, oder Meister, oder Meditierender – und egal, wie tiefgründig du denkst, dass deine Praxis ist, es ist alles Augenwischerei, wenn es sich mit den acht weltlichen Gedanken mischt. Wir finden diese Wahrheit in den Worten des Yang Gonpa, eines Schülers des siegreichen Gutsangpa: Es hilft nichts, wenn die Lehre die heilige und geheime Lehre der „Großen Vollendung“ ist. Die Person selbst muß heilig und geheim werden, großartig vollendet. Wir sehen eine Menge dieser Fälle, bei denen jemand seine spirituelle Praxis so beschreibt, dass es eine ganze Pferdeherde wert wäre – aber die Person selbst ist noch nicht mal einen Hund wert. Religion, die nur aus Worten besteht und niemals im Alltag praktiziert wird ist das Gleiche wie das Gerede eines Papageien; die Person und die Praxis sind meilenweit voneinander entfernt; sein Geist und seine Religion verschmelzen nicht wirklich, es gibt Mehlklumpen, die sich niemals im Teig auflösen. Geplapper über spirituelle Praxis ohne diese zu vertiefen, so dass sie an der Oberfläche dümpelt, wie Gemüse in der Suppe, verfehlt den ganzen Sinn der spirituellen Praxis. Ich sage euch allen, dieses Leben aufzugeben ist der Knackpunkt der gesamten Praxis.93 Wenn sich daher jemand nicht von den acht weltlichen Gedanken, dieses Leben betreffend, befreien kann, wird es schwierig für ihn werden, auch nur die Tür zur Wiedergeburt in den Reichen des Elends zu schließen, und erst recht, etwas zu entwickeln, das eine spirituelle Praxis ist. Für eine solche Praxis musst du die Unterweisung namens „Zehn ultimative Reichtümer“ beherzigen – eine Lehre zur Bezwingung der acht weltlichen Gedanken und Aufgabe des Lebens von den Meistern, die Seher der Welt genannt wurden. Diese zehn „ultimativen Reichtümer“ sind die folgenden:94 Die Vier Ziele, Die Drei Diamanten, Die Drei des Hinausgeworfen Werdens, und Erreichens und Erlangens. Die „vier Ziele“ sind, Den Geist endgültig auf die Praxis ausrichten, Die Praxis endgultig auf den Bettler ausrichten, Den Bettler endgültig auf den Tod ausrichten, Den Tod endgültig auf eine staubige Schlucht ausrichten. Und die “drei Diamanten” sind, Den unerreichbaren Diamanten vorausschicken, Den unzerstörbaren Diamanten hinter sich legen, Den Weisheits-Diamanten an der Seite zu behalten. Die drei des “Hinausgeworfen Werdens und Erreichens und Erlangens” sind, letztendlich, Aus den Rängen der Menschen hinausgeworfen werden, die Ränge der Hunde erreichen, die Ränge der Götter erlangen. "Den Geist endgültig auf die Praxis ausrichten" bedeutet, Religion mit den folgenden Gedanken zu praktizieren: Dieses Mal konnte ich einen guten menschlichen Körper und gute Umstände erlangen; das ist sehr schwer zu finden, es ist unglaublich wertvoll und darin liegt alle notwendige Muße und Glück. Ich werde nur dies einzige Mal ein solches Leben haben. Und es wird nicht lange währen; es ist absolut sicher, dass ich sterben werde, ich kann nicht wissen, wann mein Tod kommen wird. Und wenn ich sterbe, wird allein diese heilige spirituelle Praxis nützlich für mich sein. Alle Dinge und alle Ehren, die ich in diesem Leben erworben habe, jedes bisschen Ruhm, das ich erlangt habe, alles andere, Geld und Besitztümer, die ich habe, wird mir nicht im geringsten helfen. "Die Praxis endgültig auf den Bettler ausrichten" ist so: Angenommen, du denkst „Nun gut, wenn ich aufhöre, das zu tun, was notwendig ist, um dieses Leben gut zu leben, um mich auf den spirituellen Weg zu begeben, dann befürchte ich, dass ich noch nicht mal das Notwendigste haben werde, was ich zum Praktizieren brauche: Ich werde zum Bettler werden." Bedenke dann weiter:“Ich werde für meine Praxis keine Mühe scheuen; und wenn das bedeutet, dass ich zum Bettler werde, dann lass mich zum Bettler werden. Ich werde einen Weg finden, um praktizieren zu können, sogar wenn ich von Essensresten leben muß, die ich von anderen erbettele und alte Kleider tragen muß, die sie mir geben.“ "Den Bettler endgültig auf den Tod ausrichten" bedeutet, niemals das Praktizieren aufzugeben. Angenommen, du denkst, „Also versuche ich zu praktizieren und werde zum Bettler, weil ich keine Zeit habe um auch nur die geringsten materiellen Dinge zu erwerben. Aber dann werde ich noch nicht einmal genug für dieses menschliche Leben haben. Ich befürchte, dass ich eines Tages sterben werde, ohne genug Essen oder ausreichende Kleidung.“ Aber stattdessen solltest du so denken:“In all meinen vorherigen Leben habe ich niemals mein Leben für meine Praxis aufgegeben. Wenn ich dieses eine Mal sterben kann, während ich mich bemühe zu praktizieren, kann ich das vielleicht wieder gut machen. Und außerdem sind wir sowieso alle gleich: Reich oder arm, wir müssen alle sterben. Reiche Leute haben, um Reichtum anzuhäufen, viele schlechte Taten angesammelt und werden damit sterben. Ich, andererseits, werde etwas vollbringen, was von großer Bedeutung ist, wenn ich sterbe aufgrund der Mühsal, die damit verbunden ist, dass ich versuche zu praktizieren. Wenn ich also für meine Praxis erfriere, lass mich erfrieren. Wenn ich dafür verhungere, lass mich verhungern. "Den Tod endgültig auf eine staubige Schlucht ausrichten" bedeutet dies: Angenommen, du denkst, „aber es gibt bestimmte Dinge, die ich brauche von jetzt an, bis zum Zeitpunkt meines Todes. Wenn ich gar kein Geld habe, wie soll mir dann jemand helfen, wenn ich krank bin? Wer wird sich um mich kümmern, wenn ich alt bin? Wer wird an meinem Totenbett stehen? Und wer wird sich um alles kümmern, nach meinem Tod – wer wird sich um den Leichnam kümmern und all das?“ All diese Gedanken fallen in die Kategorie des Festhaltens an den guten Dingen dieses Lebens. Du kannst noch nicht einmal sicher sein, dass du überhaupt lange genug leben wirst, um alt zu werden. Es ist besser ein Einsiedler in den Bergen zu werden und das Festhalten an allen Dingen vollständig aufzugeben und dabei zu denken „jetzt werde ich praktizieren und es ist mir egal, ob ich wie ein Straßenköter in einer staubigen Schlucht sterbe, ohne das sich jemand um mich kümmert und dass Maden meinen Körper bedecken. "Den unerreichbaren Diamanten vorausschicken" bedeutet dies: Vielleicht kannst du dein Leben aufgeben, so wie es oben beschrieben ist und versuchen zu praktizieren. Aber dann werden deine Eltern und deine Familie, deine Freunde und alle versuchen, dich einzufangen und zurückzubringen. Lass dich nicht einfangen, mach deinen Geist so fest und beständig wie einen Diamanten, selbst wenn du deine geliebte Familie und Freunde zurücklassen musst, diejenigen, die dir am Herzen liegen, und dir dies die Tränen in die Augen treibt. Geh, werde zum Einsiedler in den Bergen, ohne Bedauern, ohne Festhalten. Bleib dort und widme dich ganz der reinsten Praxis. "Den unzerstörbaren Diamanten hinter sich legen" sieht so aus: Angenommen, du gibst dieses Leben auf und gehst. Die Leute werden dich verachten und verurteilen und Dinge sagen wie „jetzt ist er nichts anderes als ein nichtsnutiger wandernder Bettler.“ Aber was sie auch sagen, du musst alles aufgeben und denken, „Wenn sie sagen, dass ich so rein wie ein Gott bin ist das gut. Wenn sie sagen, dass ich schlecht wie ein Teufel bin, ist das auch gut. Es macht keinen Unterschied. Wenn ich versuche, für meine Freunde, die sich alle diesem Leben widmen, ein gutes Bild abzugeben, kann das zu vielen Problemen führen und zum großes Hindernis für die spirituelle Praxis werden.“ "Den Weisheits Diamanten an der Seite behalten" bedeutet, niemals gegen das Versprechen zu verstoßen, das du dir gegeben hast. Gib für immer all die absolut bedeutungslosen Dinge auf, die du aufgrund deines Verlangens nach diesem Leben tust. Richte deinen Geist fest auf das Spirituelle, und mach dein Leben und deine Praxis zu ein und demselben. "Aus den Rängen der Menschen hinausgeworfen werden" meint: Nun wirst du beginnen zu verstehen, dass das Verlangen nach guten Dingen im jetzigen Leben dein wahrer Feind ist. Deine gesamte Sichtweise wird dann mit der Ansicht anderer, von hohem oder niedrigem Rang, die trotz allem nach Glück in diesem Leben trachten, nicht mehr zusammen passen. In ihren Augen führst du dich auf, wie ein Verrückter und so wirst du aus den Rängen der Menschen hinausgeworfen – der Menschen, die dieses Leben leben. "Die Ränge der Hunde erreichen" bedeutet, daß du dein Leben ohne großartiges Essen, Kleidung oder Ansehen lebst. Für deine Praxis erträgst du, was auch immer dir begegnet – Hunger oder Durst oder Müdigkeit. "Die Ränge der Götter erlangen" beginnt damit, daß man sich an einen einsamen Ort begibt und alle normalen weltlichen Tätigkeiten aufgibt. Du führst deine Praxis zum gewünschten Ende und erlangst in diesem Leben den Zustand eines Buddhas – des Gottes der Götter. Übrigens mußt du nicht befürchten, daß du zum armen Bettler wirst und verhungern mußt, wenn du alles aufgiebst um zu praktizieren, so wie es oben beschrieben wurde. Es ist möglich, dass eine weltliche Person verhungert, aber es ist absolut unmöglich, dass dies jemandem widerfährt, der die Religion praktiziert. Dies liegt an unserem mitfühlendem Lehrer, der, als er den Zustand völliger Erleuchtung erreicht hatte, noch genug Verdienste aufgrund seiner vorherigen Taten hatte, so dass er noch 60000 mal als „Kaiser des Rades“ hätte wiedergeboren werden können – als eines dieser unglaublich mächtigen Wesen, welche die gesamte Welt regieren. Stattdessen nutze er die phantastische Kraft dieser Taten und widmete sie der Ernährung und anderen Notwendigkeiten, die all seine zukünftigen Nachfolger vielleicht benötigen würden. Im Weißen Lotus, der Sutra über das Mitgefühl, hören wir den folgenden Eid, den der Buddha schwor, als er sich verpflichtete, Erleuchtung zu erlangen zum Wohle aller Lebewesen: Und in jenen Tagen, wenn sich meine Lehre auf der Welt verbreitet, soll jeder, der auch nur zehn Zentimeter der safranfarbenen Robe trägt, soviel zu essen und zu trinken finden, wie er nur mag. Wenn nicht, dann soll ich den Zustand der Buddhaschaft zu Unrecht erworben haben. Und dann möge ich meine Buddhaschaft verlieren.95 Der Buddha sagt auch, In Zukunft wird es auf der Welt eine Zeit der Hungersnot geben, in der man eine Schachtel Perlen für eine Schachtel Mehl zahlen muß. Selbst in jenen Tagen wird ein Anhänger des Lehrers niemals das Lebensnotwendige vermissen.96 Und schließlich sagte Buddha der Herr, Diejenigen, welche einen Haushalt führen, Jeder von ihnen, pflügen ihr Land, Bis ihnen die Finger bluten, Aber denen, die ihr Heim für mich verlassen haben Wird nie das Lebensnotwendige fehlen. Diese Zitate sind der Sammlung der Sutren und anderen Werken entnommen, sie sind die Worte eines Wesens, das nicht lügen kann und dessen Worte niemals falsch sein können. Wenn wir nun sagen, „das Leben aufgeben“, dann meinen wir damit vor allem die acht weltlichen Gedanken oder das Klammern an den Freuden dieses Lebens. Mit dem Aufgeben dieser Gedanken ist nicht unbedingt gemeint, dass man allem materiellen Besitz entsagen und ein Bettler werden sollte. Heilige Lehrer haben in der Vergangenheit Beispiele von Menschen aufgezeigt, denen es gelungen ist, das Leben aufzugeben und darunter waren Personen, die phantastische materielle Besitztümer ihr eigen nannten, wie Gyalchok Kelsang Gyatso und den Panchen Lobsang Yeshe.97 Und auch unser eigener Lehrer, der mitfühlende Buddha, der in das Königreich eines Welt Kaisers hätte eintreten können, es aber aufgab und das Leben zuhause verließ. Die Prinzen Shantideva und der Große Lord, der glorreiche Atisha, gaben ebenfalls ihren Thron auf und verließen ihr Heim.98 Auch der mächtige Lord Tsongkapa verließ, aufgrund der Anweisung der Sanften Stimme, nahezu tausend gebildete Schüler, die Tränen in den Augen hatten, und alles, was er besaß, um mit einer Handvoll ausgesuchten Anhängern in die Einsamkeit zu gehen: die Anhänger, welche als die „Acht Reinsten“ bekannt waren. In jenen Tagen sandte der Kaiser von China sogar ein Schreiben mit goldenem Siegel, überbracht von einem Tashin und anderen hohen Beamten, mit dem er Lord Tsongkapa an den kaiserlichen Hof einlud – aber nichts konnte ihn dazu verleiten zu kommen.99 Diese hohen Wesen lebten asketisch und aßen nur, wenn ihnen jemand etwas anbot. Sie verbrachten ihre Tage damit, ihre Praxis zu vervollkommnen und lebten auf diese Weise so, wie es der wahren Bedeutung der Zehn Endgültigen Reichtümer entspricht – der Lehre des Lord Atisha und der Seher des Wortes. Es gibt viele heilige Lieder über die Erfahrung derer, die dieses Leben aufgegeben haben. Der große Sieger Wensapa, der Buddhaschaft in nur einem menschlichen Leben erreichte, sprach im Körper dieses Mannes folgende Worte: Milarepa, in vergangenen Tagen, Und Lord Dundrup in unserer Zeit, Hatten kein Bedürfnis, auch nur eine Sache zu behalten Außer Essen für den Tag und die Kleidung, die sie trugen. Mach das Beste aus deiner Muße und deinem Glück: Abgeschieden von Vorlieben und Abneigungen; Lebe das Leben gut, folge diesem Weg, Erreiche Erleuchtung in diesem einen Leben. 100 Der große Meister aller Meister der Meditation, Milarepa, sagte ebenfalls: Wenn du, mein Sohn, dir von Herzen wünscht, die heilige Praxis zu bewahren, dann finde in ihren Tiefen zunächst dies – Glaube, Dreh dich nicht um und blick zurück auf – dieses Leben. Wenn du mir wahrhaft nachfolgst, Werden die, die du liebst, zu Dämonen, halten dich zurück; Denke nicht, dass sie wirklich sind – durchtrenne alle Verbindungen. Essen und Geld sind die Vorhut der Dämonen; Je näher, desto schlimmer, gib jedes Verlangen danach auf. Die Objekte der Sinne sind die Falle der Dämonen; „Sie werden mich fangen!“ stoppt deine Gier danach. Deine junge Liebe ist die Tochter der Dämonen; „Sie wird mich irreführen!“ so sei auf der Hut. Der Ort, wo du aufgewachsen bist, ist das Gefängnis der Dämonen; Es ist schwer, daraus zu entfliehen, fliehe schnell. Du wirst alles zurücklassen müssen und Weitergehen – später, Warum verleihst du ihm nicht Bedeutung und verlässt alles – jetzt? Eines Tages wird sowieso alles untergehen, diese Schau-Erscheinung; Es ist besser, diesen Körper jetzt zu nutzen, schnell einen guten Start zu haben, Eines Tages wird der scheue Vogel des Geistes Sowieso vom Körper fliegen; Steige lieber jetzt auf in die Weiten des Himmels. Wenn du auf das Wort dieses einen Mannes hörst und Danach handelst – auf mein Wort, Dann, mein Sohn, ist die Gnade, die heilige Praxis zu bewahren – dein.101 Er sagte auch, Niemals werden die, die ich liebe, erfahren, dass ich froh bin, Niemals werden meine Feinde erfahren, dass ich traurig bin; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Niemals werden meine Freunde erfahren, dass ich alt geworden bin, Niemals wird meine Schwester erfahren, dass ich krank geworden bin; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Niemals werden die Leute erfahren, dass ich gestorben bin, Kein verwesender Leichnam, den die Geier erspähen; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Fliegen werden mein Fleisch und meine Knochen fressen, Maden werden Sehnen und Bänder fressen; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Keine Fußspuren führen von meiner Tür weg, Keine Blutspuren hier auf dem Boden; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann, Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Niemand, der am Totenbett Wache hält, Niemand, der weint, wenn ich nicht mehr da bin; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann, Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Niemand, der sich wundert, wohin ich gegangen bin Niemand, der weiß, wo man mich finden kann; Wenn ich hier in dieser Höhle sterben kann, Dann haben sich meine Wünsche als Einsiedler erfüllt. Möge dieses Totengebet eines Bettlers In der Wildnis einer Berghöhle Allen Lebewesen helfen; Dann haben sich meine Wünsche erfüllt.102 Es gibt nun eine Unterweisung, die man als den Kern aller Lehren darüber, wie man sich der acht weltlichen Gedanken dieses Lebens entledigt, bezeichnen kann. Das ist die Meditation über die eigene Vergänglichkeit und den Tod. Menschen wie wir müssen jedoch ihren Geist zunächst für diese Meditation vorbereiten, indem sie darüber nachdenken, wie wertvoll und schwer zu finden unser jetziges Leben der Muße und des Glücks ist. Dann werden wir nach und nach reif genug werden für die Bewusstwerdung des Todes. Der allwissende Lord Tsongkapa selbst sagte, Dieser Körper der Muße ist wertvoller als ein Juwel, der jeden Wunsch erfüllt, und jetzt ist das einzige Mal, dass du einen solchen Körper finden wirst. Er ist schwer zu finden und stirbt leicht, wie ein Blitz am Himmel. Denk eingehend darüber nach und mach dir bewusst Dass jede weltliche Tat wie die Spreu des Weizens ist. Daher mußt du Nacht und Tag danach trachten, das meiste aus dem Leben zu machen. Ich, der Meister der Meditation, praktiziere dies; Du, der du Freiheit suchst, musst dich ebenso verhalten.103 Der Punkt ist hier, daß du, um dich von den acht weltlichen Gedanken zu befreien und eine spirituelle Praxis aufzunehmen, die wahrhaft rein ist, dir zweier verschiedener Dinge bewusst werden musst: erstens, wie wertvoll und schwer zu finden dieses Leben der Muße und des Glücks ist; und zweitens, der eigenen Vergänglichkeit und der Tatsache, dass du sterben musst. Wenn du diese Erkenntnis erlangt hast, ist es egal – die Hügel können zu Gold werden, die Flüsse zu Milch und jeder Mensch zu deinem Sklaven – aber für dich ist all dies abstoßend, nutzlos, wie ein Festessen, das man einem Kranken hinstellt, der sich übergibt. Und es reicht nicht aus, wenn diese Erkenntnisse von außen kommen – wenn du nur da sitzt und zuhörst, wenn jemand sie beschreibt. Sie müssen von innen kommen, daher, dass du selbst darüber nachdenkst. Dann werden sie deinen Geist festigen und sich nie mehr ändern. Ein einziger Ausdruck im Quellentext, der da heißt “Muße und Glück sind schwer zu finden,” dient dazu, drei verschiedene Konzepte einzuleiten: die Erkenntnis der eigenen Muße und des Glücks, das Nachsinnen über ihren unschätzbaren Wert und darüber, wie schwer dies zu finden ist. Was wir mit „Muße“ meinen ist, frei zu sein von den acht verschiedenen Möglichkeiten mangelnder Gelegenheit, und die Möglichkeit, eine spirituelle Praxis auszuüben.104 “Glück” bedeutet, daß man in der glücklichen Lage ist, dass einem alle inneren und äußeren Umstände erlauben, zu praktizieren. Das schließt auch mit ein, dass man als menschliches Wesen geboren wurde, dass man die buddhistische Lehre verfolgt und so weiter.105 Dieser Körper, in dem wir leben, gibt uns die Möglichkeit in unsere beiden Hände, dass wir alles erreichen können, von den guten Dingen in unserem nächsten Leben bis hin zum Zustand der Buddhaschaft selbst, und ist daher von unschätzbarem Wert. Solch ein Körper und Leben sind schwer zu finden, aus drei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Wir können mit der “kausalen” Betrachtungsweise beginnen. Dieses Leben der Muße und des Glücks ist schwer zu finden, weil es das spezifische Resultat der speziellen Ursachen ist, die einem Muße und Glück brigen, und diese Ursachen sind sehr selten – sein moralisches Leben absolut rein zu halten usw. Dann gibt es die Betrachtungsweise der „Natur der Dinge“. Generell geprochen gibt es weniger Wesen in den glücklicheren Reichen, als in den Reichen des Elends.106 Von all denen in den glücklicheren Reichen, sind die Menschen die wenigsten. Von allen verschiedenen menschlichen Wesen, leben die wenigsten in der Welt, die wir kennen. Und von allen Menschen in unserer Welt sind die, welche Muße und Glück erlangt haben, sehr, sehr wenige. Daher ist dieses Leben von Natur aus schwer zu finden. Und schließlich ist ein Leben wie das unsrige schwer zu finden vom Gesichtspunkt des „klassischen Beispiels“ her. Angenommen, es gäbe einen einzigen Jochring aus purem Gold, der auf der Oberfläche des großen Ozeans treiben könnte. Die Wellen werfen ihn vor und zurück, in jede denkbare Richtung. Weit unten in den Tiefen des Meeres lebt eine große Meeresschildkröte. Sie ist blind. Einmal, und nur einmal im Laufe eines ganzen Jahrhunderts schwimmt sie zur Oberfläche und streckt den Kopf für einen Augenblick aus dem Wasser. Und nimm weiter an, dass der goldene Ring zufällig um ihren Hals rutscht. Die Chancen, die dagegen sprechen sind fast unendlich. Unser Fall ist genau so. Die Lehren des Buddhas kursieren immer wieder auf den verschiedenen Planeten des Universums. Hier sind wir, geblendet von unserer Ignoranz. Wir sind dauerhafte Bewohner der tiefsten Abgünde im Ozean des Lebenskreislaufs. Ein menschlicher Körper, zusammen mit Muße und Glück, wird unglaublich schwer zu finden sein; die Chancen, die dagegen sprechen sind fast unendlich. Aber dieses Mal haben wir einen gefunden. Daher ist unser Leben der Muße und des Glücks unglaublich wertvoll und schwer zu finden; dies ist das erste und letzte Mal, das wir eine solche Chance haben. Wir müssen sie nun so gut nutzen, wie wir nur können. Die beste Art, wie wir dieses Leben nutzen können, ist, den Größeren Weg zu praktizieren. Und wir müssen mit dieser Praxis jetzt beginnen, genau jetzt. Es bleibt nur wenig Zeit bevor der unentrinnbare Tod zu uns kommt. Wir müssen uns unseren Tod andauernd vor Augen halten, es reicht nicht aus, nur ein vages Bewusstsein zu haben, dass der Tod eines Tages kommen wird, oder etwas über den Tod nachzudenken, um deinen nahenden Tod nicht außer Acht zu lassen. Du musst dich akribisch darin üben, was es heißt, zu sterben. In unserem Quellentext wird die Unterweisung, wie man seinen Geist auf den Tod ausrichtet, mit den Worten dargestellt „das Leben ist nicht lang“. Diese Belehrung beinhaltet verschiedene Kategorien: den Nutzen, den es bringt, dass man seinen Geist auf den Tod richtet, die Probleme, die daraus resultieren, dass man seinen Geist nicht auf den Tod richtet und wie man tatsächlich seinen Geist auf den Tod richtet., Die letzte Kategorie umfasst wiederum drei grundlegende Prinzipien, die neun Gründe für diese, und die drei Entschlüsse, die man deshalb treffen muß – sie alle enden mit der Meditation darüber wie es ist zu sterben.107 Jemand, der sich in diesen Kategorien längere Zeit übt, kann die wahre Haltung entwickeln, wie man seinen Geist auf den Tod richtet, und dies gibt ihm die Möglichkeit, sein Verlangen nach den Freuden des jetzigen Lebens zurückzuschrauben. Wenn jemand durch eingehendes Nachsinnen die Haltung entwickelt hat, wie man seinen Geist auf den Tod und die Vergänglichkeit richtet, dann können wir sagen, dass der tugendhafte Weg in ihm angeschlagen hat. An diesem Punkt sollte man die detaillierte Darstellung der Todes Meditation, die in den Standard Werken über die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft studieren. Dies trifft auch auf andere Themen zu, die nun folgen, wie das Zuflucht suchen, und die Lehre über Taten und ihre Wirkung. Hier in diesem Text, folgerte unser Lama, werden die traditionellen Betrachtungen über die Leiden der niedrigeren Geburten und die gesammelten Lehren über das Zuflucht suchen, durch Folgerungen übermittelt, wenn auch nicht direkt in den tatsächlichen Worten der Verse. Anmerkungen Kapitel Fünf 79. Wir nennen jemanden... Aus einem klassischen Text über die Lehren über die Leere von Meister Aryadeva (c. 200 A.D.). Zitat aus 13a, Eintrag 40. 80. sechs Bilder zur Anleitung: Für diese und die drei "Probleme des Topfes," siehe 16. 81. der erste der Verse: Die „Große Darstellung der Stufen des Pfades" behandelt die Überlegenheit des Autors auf Seite 3a-8a, und die Überlegenheit der Lehre auf Seite 8a-14b. Auf Seite 14b-22a findet man Rat, wie man die Stufen unterrichten und lernen sollte. Die tatsächlichen Unterweisungen, wie die Schüler über die Stufen auf dem Weg geführt werden sollten umfasst die Seiten 22a-523a. Die vier Hauptteile finden sich in der mittellangen Version der „Stufen auf dem Weg“ auf Seite 2a-5b; Seite 8b-13b; und 13b-201b. Beide Werke sind von Lord Tsongkapa (siehe Eintrag 61 and 60). 82. normales leidendes Wesen: Unser Wesen besteht aus unserer physischen Form, unseren Gefühlen, unserer Fähigkeit, zu unterscheiden, unseren mentalen Funktionen und verschiedenen anderen Teilen, sowie unserem Bewusstsein. Dies wird auch als „Haufen“ bezeichnet, oder Gruppen von Dingen, die uns ausmachen, denn jede dieser fünf Bereiche umfasst zahlreiche Elemente, die angehäuft werden. Sie sind „unrein“, weil sie im Grunde genommen Produkte unserer schlechten Gedanken sind und ihrerseits schlechte Gedanken und unwissende Taten verursachen. 83. niedrigeres Nirvana: Nirvana, oder das dauerhafte Ende allen geistigen Leides ist das gleiche wie die Buddhaschaft, wenn man sie erlangt mit dem Wunsch, alle Wesen zu befreien. Nirvana ohne diesen Wunsch ist „niedrigeres Nirvana“. 84. Was diese Haltung betrifft... Zitat auf 168a-168b von Lord Tsongkapas Große Darstellung der Stufen des Pfades (Eintrag 61). Sharawa (1070-1141) war einer der Grundpfeiler der frühen Seher Traditon der tibetischen buddhistischen Meister; er war ein Schüler des großen Potowa und Lehrer des illustren Chekapa. 85. Nur in Tibet... Original Quelle nicht gefunden. Das Zitat erscheint auch im größeren Werk über die Stufen von Lord Tsongkapa (f. 206b, Eintrag 61). 86. Kein Praktizierender, der dieses Leben liebt... Zitat aus S. 436 des klassischen Textes “Mentales Training” des ehrenwerten Drakpa Gyeltsen (Eintrag 12, siehe auch Notiz 53). Die „vier Lieben“ werden augezählt als: Liebe für dieses Leben, die dich zu keinem Praktizierenden macht, Liebe für diese Welt, welche keine Entsagung ist, Liebe für die eigenen selbstsüchtigen Interessen, die dich zu keinem Bodhisattva macht. Festhalten am „wahren ich“, welches keine korrekte Sichtweise ist 87. dreimal wiederholt – und zwar laut: Eine vollständige Darstellung dieser Begebenheit findet sich in den Gesammelten Reden über die Seher, verfasst von Tsunpa Chegom; siehe f. 21, Eintrag 18. Für Informationen über Lord Drom Tonpa, siehe 49. 88. Shang Nachung Tonpa: Die Begebenheit mit Lord Atisha wird berichtet von Lord Tsongkapa in seinen Große Darstellung der Stufen des Pfades (f. 192a, Eitnrag 61); ähnliches erscheint in Pabongka Rinpoches Befreiung (ff. 169a und 294a, Eitnrag 47) und in den Gesammelten Reden über die Seher (f. 5b, Eintrag 18). Wir lesen in den Blauen Jahrbüchern daß sein Schüler selbst Meister der Lehren des Liebenden war, dem Zukünftige Buddha und sie Monton Jung-ne Sherab übermittelte, einem Neffen des berühmten Übersetzers, Ma Lotsawa (S. 232-3, Eintrag 94). 89. Sie gehen in die Einsiedelei... Quelle für dieses und das folgende Zitat nicht gefunden. Beide erscheinen in Pabongka Rinpoches Befreiung in unseren Händen (171a, Eintrag 47). "Droway Gonpo" ist ein Name, mit dem verschiedene tibetische Weise bezeichnet werden; Pabongka Rinpoche fügt einmal das Wort "Gyer" vor dem Namen hinzu, aber es ist immer noch nicht klar, wem die Zitate zuzuschreiben sind. 90. All die spirituelle Praxis ... Original Quelle des Zitats nicht gefunden. Ngari Panchen, voller Name Padma Wangyal (1487-1543), war ein Weiser der Nyingma Tradition des tibetischen Buddhismus. 91. Oh was die Welt betrifft! Aus der berühmten Epistel der spirituellen Unterweisung, die vom großen buddhistischen Meister Nagarjuna (c. 200 A.D.) an den indischen König Udayibhadra geschickt wurde (f. 42a, Eintrag 6; für die englische Übersetzung siehe S. 68, Eintrag 95). 92. In der Stadt der alltäglichen Sorgen ... Original Quelle des Zitats nicht gefunden; die Zeilen erscheinen auch in Pabongka Rinpoches Werk über die Stufen (169b, Eintrag 47). Es ist eine Praxis für buddhistische Meditierende, zu einem furchterregenden Ort zu gehen, wie z.B. einem Friedhof, oder einem hohen Felsen, um einen geschärften Sinn für das „ich“ zu bekommen und es besser zu verstehen. In Tibet und Indien waren Friedhöfe besonders furchterregend, da die Körper einfach hingelegt wurden statt begraben und dies gefährliche wilde Tiere anzog. Der große Lingrepa, mit vollem Namen Padma Dorje (1128-1188), war ein Schüler des Droway Gonpo Pakmo Drupa und gründete einen der Orden der Kagyu Tradition des tibetischen Buddhismus. 93. Es hilft nichts... Dieses Zitat findet sich sehr treffend in seiner Abhandlung über die geheime Praktik der „großen Vollendung“ (S. 221, Eintrag 76). Yang Gonpa, mit vollem Namen Gyal Tsen Pel (1213-1258) und sein Lehrer Gu-tsangpa Gonpo Dorje (1189-1258) waren auch die Gründer eines Ordens der Kagyu Tradition. 94. zehn "endgültige Reichtümer": Wir sehen die Wurzeln dieser zehn Reichtümer in den Anleitungen des Geshe Shawopa in den Gesammelten Reden über die Seher( 47b-48b, Eintrag 18). 95. Und in den Tagen, als meine Lehre... Der wortgewandte Eid des Buddha findet sich auf f. 414, Eintrag 28. Die"safranfarbene Robe" ist die eines buddhistischen Mönches. 96. In der Zukunft... Quelle dieses und des folgenden Zitats nicht gefunden. 97. Gyalchok Kelsang Gyatso (1708-1757)und Panchen Lobsang Yeshe (1663-1737): Der erste war der siebte der Dalai Lamas, spiritueller und weltlicher Führer Tibets. Er erbaute Norbulingka, den prächtigen Sommerpalast des Dalai Lama und förderte das Schnitzen der hölzernen Druck Blöcke für die gesamte Sammlung der über 4,000 Titel des tibetischen buddhistischen Kanons. Der zweite war der zweite der Panchen Lamas, einer weiteren erhabenen Linie der spirituellen und weltlichen Führer, die sich im großartigen Tashi Lhunpo Kloster in südlichen Zentraltibet befanden. Er war ein herausragender Praktizierender und Schüler des Buddhismus und gleichzeitig eine der mächtigsten politischen Figuren seiner Zeit. 98. gaben ihren Thron auf und verließen ihr Heim: Der Buddha selbst lehnte die Gelegenheit ab, Kaiser der Welt zu werden und war ursprünglich Prinz Siddhartha, Sohn des Königs Suddhodana und der Königin Maya im weiten Königreich Shakya in Nordindien. Meister Shantideva, der große buddhistische Philosoph und Dichter des 8. Jahrhunderts, wurde als Sohn des Königs von Saurashtra geboren, im heutigen Gujarat (nördlich von Bombay). Lord Atisha war der Sohn des Königs Kalyanashri und der Königin Prabhavati, im 10. Jahrhundert Herrscher des Sahor Königreiches in Bengalen, nahe Kalkutta; sie waren so mächtig wie der Kaiser von China. 99. der Kaiser von China: Die Begebenheit ereignete sich 1408, und Gesandte wurden von Yung Lo, dem dritten Kaiser der Ming Dynastie ausgeschickt. Lord Tsongkapa seinerseits sandte Jamchen Chuje Shakya Yeshe, der später das große Kloster Sera gründete, wo Pabongka Rinpoche fast 500 Jahre später lernte. Die „Acht Reinsten“ die dem Meister in die Einsiedelei folgten waren Jamkarwa Jampel Chusang, Neten Sang-kyongwa, Neten Rinchen Gyeltsen, Neten Jangsengpa, Lama Jampel Gyatso, Geshe Sherab Drak, Geshe Jampel Tashi, und Geshe Pelkyong. 100. Milarepa,in jenen Tagen... Der große Wensapa (1505- 1566) war der weise Lehrer des Kedrup Sangye Yeshe, der selbst Lehrer des ersten Panchen Lama wurde. "Lobsang Dundrup" in dem Vers ist Wensapa selbst, denn dies war sein Name nach der Ordination. Seine glühende Anspielung auf seine eigenen Errungenschaften scheint anmaßend, bis wir verstehen,dass er sich nur auf das bezieht, was er zu werden hofft, denn der Vers findet sich im Abschnitt seiner Schriften mit dem Titel „Rat an mich selbst“ (siehe f. 26B, Eintrag 53). 101. Wenn du in deinem Herzent... Das Zitat steht auf S. 163 der berühmten Biographie des Lord Milarepa von seinem Schüler, Rechung Dorje Drakpa (1083-1161); Siehe Eintrag 36. 102. Niemals werden die, die ich liebe erfahren... Diese Zeilen stehen im Abschnitt über Lord Milarepa (ff. 72-100) im Ozean der Lieder der Kagyu von Karmapa Mikyu Dorje (1507-1554); siehe Eintrag 58. 103. Dieser Körper der Muße... Ein weiteres Zitat der kürzesten Version von Lord Tsongkapas Stufen auf dem Pfad zur Buddhaschaft siehe f. 56a, Eintrag 63. 104. acht verschiedenen Möglichkeiten mangelnder Gelegenheiten: Dies sind, falsche Ansichten zu haben, wie zu glauben, daß das, was man tut, nicht zu einem zurückkommt; als Tier geboren zu werden; als unersättlicher Geist geboren zu werden; in der Hölle geboren zu werden; in einem Land geboren werden, wo die Lehre des Buddha nicht zugänglich ist; in einem „unzivilisierten“ Land geboren zu werden, wo niemand die Gelübde der Moral befolgt; als geistig behinderter Mensch geboren zu werden, oder als jemand, der so behindert ist, dass er die Lehren nicht praktizieren kann; als langlebiges Freudenwesen in einem der befristeten Paradiese geboren werden (Lord Tsongkapa, S.135-7, Eintrag 61; Pabongka Rinpoche, ff. 154b-156b, Eintrag 47; und Meister Nagarjuna, S. 95-6 der englischen Übersetzug, Eintrag 95). 105. "Glück": Das "Glück" das wir haben, gliedert sich in zwei Fünfer-Gruppen: Das, welches sich auf uns selbst bezieht – persönliche Qualitäten – und das, welches sich auf “andere” bezieht, oder die Außenwelt. Die ersten fünf sind, als Mensch geboren zu werden; in einem „zentralen“ Land geboren zu werden, wo man die traditionellen Gelübde der Moral hält; geistig gesund geboren zu werden; keine abscheuliche Missetat verübt zu haben, wie etwa seine Eltern umgebracht zu haben; und Vertrauen in die Lehren zu haben. Die zweiten Fünf sind, in einer Welt zu leben, in die der Buddha gekommen ist; wo seine Lehre verbreitet ist; und wo die gesprochenen Lehren nicht verloren gegangen sind; wo die Menschen sie noch immer praktizieren; und wo die Praktizierenden die freundliche Unterstützung erfahren, die sie benötigen (Lord Tsongkapa, Eintrag 61, S.137-8; Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 156b-158a). 106. glücklichere Reiche: Diese bestehen aus Wesen, die als Menschen Leben, als vollständige Freudenwesen im zeitweiligen Paradies, und als geringere Freudenwesen. 107. Nutzen, den es bringt, dass man seinen Geist auf den Tod richtet… In seinem Meisterwerk, Befreiung in unseren Händen, zählt Pabongka Rinpoche sechs Gewinne auf, die daraus resultieren, dass man seinen Geist auf den Tod ausrichtet: Deine Praxis wird wirklich rein; sie bekommt Kraft; die Gedanken helfen dir beim Beginn der Praxis; sie helfen dir, die während der Praxis zu bemühen; sie bringen deine Praxis zu einem erfolgreichen Abschluß; und in der Stunde des Todes gehst du zufrieden, denn du weißt, dass du dein Leben sinnvoll verbracht hast. Der Rinpoche listet auch sechs Probleme auf, die daraus resultieren, dass du deinen Geist nicht auf den Tod ausrichtest: Du vernachlässigst dein religiöses Leben und verbringst deine Tage damit, darüber nachzudenken, was du essen oder anziehen sollst – die Zerstreuungen dieses Lebens; du denkst manchmal an den Tod, aber denkst immer, dass er später kommen wird, und verzögerst deine Praxis; oder du praktizierst, aber aus den falschen Gründen – mit der Hoffnung auf Ansehen; du praktizierst ohne Begeisterung und gibst nach einer Weile auf; du verstrickst dich tiefer in dieses Leben, deine Einstellung verschlechtert sich und das Leben wird schmerzlich; zum Zeitpunkt deines Todes fühlst du starkes Bedauern, denn du hast deine ganzen Anstrengungen auf dieses Leben gerichtet. Die drei Grundsätze darüber, wie man nun seinen Geist auf den Tod ausrichtet, haben jeweils drei Gründe, das macht insgesamt neun. Erstens ist der Tod sicher: Keine Macht des Universums kann ihn stoppen, wenn er kommt; es gibt keine Möglichkeit, deine Lebenszeit zu verlängern, du näherst dich dem Tod mit jeder Minute, sogar während du lebst, die freie Zeit, die dir für deine Praxis zur Verfügung steht, bevor du stirbst, ist stark begrenzt. Das zweite Prinzip ist, dass es absolut keine Gewissheit darüber gibt, wann du sterben wirst. Wir sind in einer Zeit und einem Reich, wo die Länge des Lebens ungewiss ist; wir können sicher sein, dass wir nie genug Zeit haben werden, um all unsere Feinde zu bekämpfen, all unsere Freunde empor zu heben und noch unsere religiöse Praxis zu vollenden, bevor wir sterben. Es gibt viele Dinge, die uns töten können; es gibt wenig Dinge, die uns am Leben erhalten. Und überhaupt ist unser Körper zerbrechlich, schwach: ein kleiner Splitter in der Hand kann eine Infektion hervorrufen, die zum Tode führt – wir sind wie Luftblasen, wie Kerzen im Sturm. Das dritte Prinzip ist, dass im Moment des Todes uns nichts anderes helfen kann, als nur unsere spirituelle Praxis. Nichts von deinem Geld oder deinen Dingen kann dir helfen. Keiner deiner Freunde oder von deiner Familie kann dir helfen – sie können dich an Armen und Beinen festhalten, aber du wirst ihnen trotzdem allein entgleiten. Und noch nicht einmal dein eigener Körper kann dir helfen – du musst deinen am meisten geschätzten Besitz, deinen geliebten Körper aufgeben, wie alles andere auch. Die drei Prinzipien verlangen von uns drei Entschlüsse. Wenn wir wissen, dass wir sterben müssen, müssen wir uns entschließen, unsere Praxis zu beginnen. Wenn wir wissen, dass wir jederzeit sterben können, müssen wir unsere weltliche Arbeit sofort beenden und noch heute mit der Praxis beginnen. Und schließlich, da uns nichts anderes helfen kann, müssen wir uns ausschließlich der Praxis widmen. Ein Mann, der viele Kilometer wandert, füllt seinen Rucksack nicht mit vielen Dingen, die er nicht braucht. Die oben genannten Punkte sind frei übersetzt aus den Werken über den Stufenpfad von Lord Tsongkapa (Eintrag 61, ff. 65-75) und Pabongka Rinpoche (Eintrag 47, ff.168-182). Zum letzten Punkt, der im Text erwähnt wird, der Meditation darüber, wie es ist, zu sterben, zitieren wir den Rinpoche direkt (ff. 182b-183a): Sie versuchen alle möglichen verschiedenen Behandlungen und heilige Rituale, aber dein Zustand verschlechtert sich immer weiter. Die Ärzte fangen an, dich anzulügen. Deine Freunde und Verwandten erzählen dir alle möglichen fröhlichen Dinge, aber hinter deinem Rücken beginnen sie, deine Angelegenheiten abzuwickeln, weil jedem klar ist, dass du sterben wirst. Dein Körper verliert seine vertraute Wärme. Es fällt dir schwer zu atmen. Deine Nasenlöcher fallen zusammen. Die Lippen fallen ein. Die Farbe weicht aus deinem Gesicht. Alle möglichen abstoßenden Anzeichen zeigen sich in dir und außerhalb von dir. Du denkst an all die falschen Dinge, die du in deinem Leben getan hast und wünscht dir so sehr, dass du sie nie getan hättest. Du kannst dir nicht sicher sein, ob du sie wirklich alle losgeworden bist, wenn du gebeichtet hast, oder dass du wirklich irgendwelche guten Taten getan hast. Dann kommt der letzte Schmerz, der unaussprechliche, versengende Schmerz, der mit dem Tod kommt. Die Hauptbausteine deines Körpers fallen zusammen wie ein Domino, du wirst geblendet von katastrophalen Bildern, Halluzinationen von Schreckensbildern ballen sich in deinem Kopf zusammen und reißen dich fort und die ganze Welt, in der du gelebt hast flimmert und geht aus. Die Leute nehmen deinen Leichnam weg, wickeln ihn in ein Tuch und legen ihn in eine Ecke. Sie hängen einen Vorhang auf, um ihn zu verdecken. Jemand entzündet eine schmutzige kleine Kerze und lässt sie dort. Wenn du einer dieser wiedergeborenen Lamas bist, dann kleiden sie dich in schicke rituelle Gewänder und versuchen dich so herzurichten, dass du gut aussiehst. Jetzt rennen wir alle herum und versuchen ein tolles Haus, angenehme Kleidung und gemütliche Stühle zu bekommen. Aber du kennst den Brauch hier in Tibet – wenn du stirbst, binden sie deine Arme und Beine an deine Brust mit einem Lederband, tragen den Körper weit weg von der Stadt und werfen ihn nackt auf die Felsen. Jetzt gehen wir alle heim und versuchen, ein köstliches Essen zuzubereiten – aber der Tag wird kommen, wenn du dort stehst und betest, dass du ein Krümelchen der Kuchen schmecken kannst, die sie den Geistern der Toten opfern. Jetzt haben wir einen großen namen – sie nennen uns Doktor, Professor oder werter Herr, oder Verehrtester. Aber es kommt der Tag, an dem sie deinen Körper anschauen und dich nur noch „den stinkenden Leichnam“ nennen werden. Eines Tages, wenn sie den Titel vor deinem Namen nennen, dann werden sie sagen „der frühere…“, oder „der, den sie …genannt haben“. Wenn ihr angesehenen Lamas dort unter den Zuhörern euch eure rituellen Gewänder anschaut, dann denkt daran, dass diese die Gewänder sind, in die man eure sterblichen Überreste kleiden wird, wenn ihr verschieden seid. Und der Rest von uns, wenn wir unser Bettlaken anschauen, bevor wir einschlafen, sollten wir daran denken, dass sie unseren stinkenden Leichnam in ein solches Tuch wickeln werden, wenn wir sterben. Wie Milarepa sagte, Dieser fürchterliche Leichnam, über den sie reden Ist genau der Körper, den du jetzt trägst, Meditierender. Er meint damit, schau deinen Körper jetzt an und sieh immer den zukünftigen Leichnam. Asian Classics Institute Kurs I: Die Hauptlehren des Buddhismus Kapitel sechs IX. Das Verlangen nach zukünftigen Leben beenden Dies bringt uns zu der Lehre, wie man das Verlangen nach seinen zukünftigen Leben beendet, was der zweite Schritt bei der Entfaltung des Weges ist, der auch als Entsagung bekannt ist. (4b) Denke immerfort an (das Gesetz) von Ursache und Wirkung, und den leidvollen Kreislauf von Geburt und Tod: wende dich ab von dem Verlangen nach der Zukunft Was wir mit „Verlangen nach der Zukunft“ meinen, ist die Haltung, bei der man denkt, „ich hoffe, dass ich in meinen zukünftigen Wiedergeburten wie ein Gott-ähnliches Wesen leben kann, so wie die Kreaturen, die der Reine und der Hundertfach Begabte genannt werden, oder wie einer jener Kaiser des Rades, welche die gesamte Welt regieren. Möge ich in einem wunderbaren Zustand des Glücks leben, an den besten Orten, mit den besten Dingen, mit einem schönen Körper und allem in Reichweite, was ich mir nur wünsche.“ Übrigens sehen wir auch Menschen, die beten, dass die in einem der wahrhaft reinen Reiche eines Buddha geboren werden, wo sie niemals leiden müssen und immer währendes Glück genießen können – aber sie beten dafür ohne jede Absicht, diesen hohen Zustand erreichen zu wollen, um anderen Wesen helfen zu können. Wenn wir diesem Gedankengang bis zum Ende nachgehen, würde es scheinen, dass solche Leute hauptsächlich zum grundsätzlichen Verlangen nach zukünftigen Leben abgerutscht sind. In Standardtexten über den Stufenpfad zur Buddhaschaft, werden uns die Prinzipien der Taten und ihrer Konsequenzen in dem Abschnitt für Praktizierende der kleineren Dimension, beigebracht, um unser Verlangen nach diesem Leben zu beenden. Die Anweisungen für Praktizierende der mittleren Dimension, sollen uns helfen, das Verlangen nach einem zukünftigen Leben zu beenden. Hier, in der Unterweisung über die drei Hauptpfade soll unser Verlangen nach zukünftigen Leben durch eine Kombination aus dem Verständnis des Prinzips von Ursache und Wirkung und dem Nachsinnen über die verschiedenen Leiden des Lebens im Kreislauf von Geburt und Tod beendet werden, obwohl wir angewiesen werden, über unsere Muße und unser Glück sowie unsere Vergänglichkeit zu meditieren, um das Verlangen nach diesem Leben zu beenden. Diese Art der Darbietung soll zwei wichtige Punkte vermitteln. Erstens, dass die Gesetzmäßigkeit von Tat und Konsequenz so extrem subtil sind, dass die Folgen einer jeden Missetat uns zurück in den Kreislauf von Geburt und Tod wirbeln werden, wenn man diesem Kreislauf nicht zuerst entkommt. Zweitens muß man jede Tat, die von Unwissenheit motiviert ist, gestoppt werden, um diesen Kreislauf zu stoppen. Daher können wir sagen, dass man, um dem Kreislauf des Lebens zu entkommen, sich den guten Taten zuwenden muß und die schlechten Taten aufgeben muß. Aber um das zu tun, muß man zunächst überhaupt an das Gesetz von Ursache und Wirkung glauben. Und dazu muß man über Ursache und Wirkung nachdenken. Diese Überlegung basiert auf der sorgfältigen Erwägung der vier Prinzipien der Taten, welche der Buddha verkündet hat: 1) Taten führen zuverlässig zu ähnlichen Folgen. 2) Die Folgen sind größer als die Tat. 3) Man kann keine Folgen erfahren, wenn keine Tat ausgeübt wurde. 4) Wenn eine Tat ausgeübt wurde, kann die Folge nicht verloren gehen. Wenn jemand ein fundiertes Verständnis dieser Prinzipien erlangt hat, wird er im Alltag automatisch vermeiden, etwas Falsches zu tun und beginnen, das Richtige zu tun. Die Schriften über den Stufenpfad zur Buddhaschaft, die Unterweisung zur Vergänglichkeit, wird gefolgt von Abschnitten, welche die drei niedrigeren Geburten behandeln und die Frage, wie man Zuflucht nimmt. Wir werden hier einige dieser Punkte aus den Stufen einflechten – was ebenfalls die Absicht des vorliegenden Textes ist. Nach deinem Tod erlischt dein Bewusstsein nicht einfach wie eine Lampe – du mußt ein weiteres Leben annehmen. Und es gibt nur zwei Arten von Geburten, die du annehmen kannst: eine des Elends oder eine glücklichere Geburt. Du bist völlig hilflos bei der Entscheidung, welche der beiden du annehmen wirst: du musst der Richtung deiner vergangenen Taten folgen. Tugendhafte Taten werfen dich in eine der glücklicheren Geburten und die nicht tugendhaften Taten werfen dich in eine der drei elenden. Große untugendhafte Taten führen zu den Höllen; mittlere zu einer Geburt als unersättlicher Geist; und geringere Untugenden führen dazu, daß du als ein Tier wiedergeboren wirst. Großartige tugendhafte Taten andererseits führen dich zu einer Geburt als Freudenwesen in einem der zwei höheren Reiche; mittlere Tugenden machen dich zum Freudenwesen des Reichs des Verlangens; und kleinere Tugenden führen zur Geburt als Mensch im gleichen Reich.108 Wie unser glorreicher Beschützer, Nagarjuna, sagte, Untugenden bringen alles Leiden Und alle Geburten des Elends. Tugend bringt alle glücklicheren Geburten, Und Glück in all unseren Geburten109 Aus diesem Grund, und da alle Tugenden, die du und ich haben schwach sind – während unsere Untugenden so mächtig sind – wenn wir also im jetzigen Zustand sterben würden, ist es eine vorherbestimmte Schlussfolgerung, dass wir in einem der Reiche des Elends geboren werden würden. Wenn wir in einem dieser Reiche geboren würden, müßten wir unerträgliche Qualen erleiden. Als Höllenwesen, würden wir unaussprechliche Hitze oder Kälte erleiden, unsere Körper würden gekocht oder versengt und mehr. Als unersättlicher Geist, wären wir immer hungrig oder durstig, in einem dauerhaften Zustand der Erschöpfung und der Angst. Als Tiere wären wir geistloses Vieh, unfähig, etwas zu sagen und ausgebeutet von den Menschen für ihre Arbeit oder ihr Essen. Es gibt eine Möglichkeit, diese Geburten des Elends zu vermeiden und das ist die Hinwendung zu den drei seltenen Juwelen 110 zum Schutz, dies mit ganzem Herzen zu tun, und uns ernsthaft zu bemühen, richtig zu entscheiden, was wir tun und was wir lassen sollten. Diese richtige Entscheidung bei der Wahl unserer Taten ist tatsächlich die wichtigste Anweisung in der gesamten Lehre darüber, wie man Zuflucht sucht. Wenn wir die Prinzipien von Ursache und Wirkung bei unseren Taten außer Acht lassen, steht es schon fest, dass wir in den Reichen des Elends wiedergeboren werden. Menschen wie du und ich hier in dieser Gruppe, zum Großteil Mönche, werden wahrscheinlich nicht in eine dieser niedrigeren Geburten erfahren, einfach weil wir die spirituellen Lehren kennen. Aber bedenke: Es gab jede Menge von Leuten wie uns, welche die Lehren kannten, aber die in die Reiche des Elends eingingen, weil sie die Lehren nicht praktizierten, oder weil sie die Gesetze von Ursache und Wirkung nicht beachteten. Und wir müßen diese Gesetze beherzigen. Wer das nicht tut, muß eine niedrigere Geburt annehmen, egal wie weise oder wie heilig er ist. Du kannst ein Weiser sein, der den gesamten Inhalt des Kanons beherrscht, du kannst ein erfahrender Meditierender sein mit phantastischen spirituellen Leistungen, du kannst übersinnliche Kräfte haben und die Fähigkeit, Wunder zu wirken; aber wenn du dich nicht achtsam verhälst bei deinen Taten und deren Folgen, wirst du leiden. Es gab z.B. einen Mönch namens Lekkar, der da sitzen konnte und alle zwölf großen Schriftensammlugen rezitieren konnte, 111 sowie Devadatta— der die gesamten Schriften, die wir die „Anhäufung“ nennen112, auswendig konnte. Und doch hatte dies letztendlich keinen Nutzen für sie, denn sie wurden in der Hölle wiedergeboren. Dies wäre der Fall, wenn jemand das Wissen der Lehre hat, aber nicht in der Lage ist, es in die Praxis umzusetzen, oder die Prinzipien der Taten und ihrer Folgen außer Acht lässt, oder überhaupt niemals an diese Prinzipien glaubt. Es gibt zahllose Berichte wie diese, von Mebnschen, die vor uns gelebt haben und die gleichen Fehler gemacht haben – und wir sollten daraus lernen. Dies bringt uns nun zu den vier grundlegenden Prinzipien in unserer Betrachtung der Taten und ihrer Folgen: 1) Wenn die Ursache eine tugendhafte Tat ist, dann kann die Folge, die daraus entsteht, nur Freude und niemals Leid sein. Wenn die Ursache eine nicht tugendhafte Tat ist, dann kann die Folge, die daraus entsteht nur Leid sein und niemals Freude. Daher ist das erste Prinzip, dass Taten zuverlässig zu ähnlichen Folgen führen. 2) Die zugrundeliegenden Ursachen, mögen tugendhaft oder nicht tugendhafte Taten sein, die relativ unbedeutend sind, aber die Wirkung, die sie herbeiführen – die Freude oder das Leid – werden von unglaublicher Kraft sein. Das zweite Prinzip ist also dass die Folgen größer sind als die Taten. 3) Wenn man niemals eine tugendhafte oder nicht tugendhafte Tat ausführt, welche als Ursache wirken kann, dann wird man auch niemals die Auswirkung von Freude oder Leid erfahren. Daher ist das dritte Prinzip: Man kann keine Folgen erfahren, wenn keine Tat ausgeübt wurde. 4) Das vierte Prinzip besagt, daß, wenn jemand eine tugendhafte oder nicht tugendhafte Tat begangen hat, die als Ursache wirkt, wenn eine Tat ausgeübt wurde, die Folge nicht verloren gehen kann — so lange die Macht einer guten Tat zum Beispiel nicht von einem Gefühl wie Wut zerstört wird, oder eine schlechte Tat durch die Anwendung des entsprechenden Gegenmittels.113 Es gibt auch andere Prinzipien; man sagt, egal ob die Tat tugendhaft oder nicht tugendhaft ist, ihre Kraft multipliziert sich, wenn sie gegenüber einem sehr wichtigen Objekt ausgeübt wird. Das Gleiche passiert, wenn der Gedanke, der hinter der Tat steckt, besonders ist, oder sogar, wenn die Person, welche die Tat ausübt, jemand Besonderes ist. Du mußt versuchen, einen fundierten Glauben an diese Prinzipien zu erlangen. Nimm dir Zeit, auch die tiefsten und subtilsten Wirkungen von Taten und ihren Folgen zu bedenken und dann setze dieses Verständnis in die Praxis um. Die Gesetze von Ursache und Wirkung der Taten in die Praxis umzusetzen bedeutet, sie einzuhalten – und das heißt, die Regeln einzuhalten, indem man die zehn Untugenden vermeidet.114 Du hast von der richtigen Sichtweise gehört, die wir die „weltliche“ nennen – nun es bezieht sich auf dieses Verständnis von Taten und ihren Folgen. Diese Sichtweise ist übrigens etwas, die sich jeder zu Eigen machen sollte, egal ob er ein Mönch ist, oder nur ein Laie. Du solltest dir klar machen, dass sich das Wort „weltlich“ in diesem Fall nicht nur auf Menschen bezieht, die ein weltliches Leben führen. Es gibt einen Ausdruck, den wir benutzen, „gewöhnliche Leute“, der sich auf eine Person bezieht, die noch den Weg eines Wesens mit Erkenntnis erreichen muß.115 Was wir auch sonst sind, wir sind „weltliche“ Menschen, so lange wir in diesem Sinne gewöhnliche Leute sind. Die Religion in die Praxis umzusetzen muß daher damit beginnen, daß man die Gesetze von Ursache und Wirkung der Taten beachtet. Es ist gesagt worden, dass Der Weg mit dem richtigen Vertrauen auf einen spirituellen Führer beginnt. Die Stufen auf dem Weg beginnen mit dem Nachsinnen über deine Muße und dein Glück. Meditation beginnt mit deiner Motivation; und die Religion in die Praxis umzusetzen beginnt mit dem Befolgen der Gesetze über die Taten und ihre Folgen.116 Daher dürfen wir unserem Körper oder unserer Sprache oder unserem Geist –den drei Türen, durch die wir uns ausdrücken - niemals erlauben, durch Missetaten verdorben zu werden. Und wenn dies aus Versehen doch passiert, müssen wir uns von den Missetaten reinigen durch den Prozess des Schuldbekenntnisses. Generell kann man sagen, daß das Nachsinnen über die Prinzipien von Ursache und Wirkung der Taten ausreicht, um das Verlangen nach zukünftigen Leben zu stoppen. Aber tatsächlich ist der Hauptweg die Betrachtung des vielfachen Leidens in diesem Kreislauf des Lebens. Im weiteren Sinn können wir sagen, dass Entsagung erst begonnen hat, sich im Herzen zu verwurzeln, wenn man über die Qualen der „Wiederbelebung“ (die leichteste Hölle) meditiert hat und ein Gefühl des Schreckens bekommt. 117 Aber vollkommene Fertigkeit bei der Entsagung entsteht nur, wenn man einen absoluten Ekel auch vor den sogenannten guten Dingen dieses sich erneurnden Lebens empfindet. Die traditionelle Kontemplation des Leidens im Kreislauf des Lebens besteht aus zwei Teilen: der allgemeinen Betrachtung dieser Leiden und das Nachdenken über jedes einzelne von ihnen. Der Text, Wort des Sanftmütigen beschreibt die einzelnen Leiden zunächst und geht dann über zu den allgemeinen.118 Die Werke, die bekannt sind als Weg der Glückseeligkeit und Schneller Weg, andererseits, zeigen die allgemeinen Leiden zuerst und später die einzelnen Leiden. 119 Jede Art der Betrachtung übermittelt eine wertvolle Lektion; wir folgen hier dem Wort. Wenn du dein Bestes tust, um die Lehren des ‚Zuflucht suchens’ zu befolgen und wenn du die richtigen Entscheidungen triffst, bei deinen Taten und ihren Folgen, dann wird dich das davon befreien, eine der drei niedrigeren Geburten annehmen zu müssen. Aber was du wirklich brauchst, ist dich von Kreislauf des Lebens insgesamt zu befreien; denn wenn du auch eine niedrige Wiedergeburt vermieden hast, dann ist auch ein wundervolles Leben als eine glücklichere Wiedergeburt nichts anderes als Leiden. Angenommen, du wirst als Mensch geboren; du mußt trotzdem leiden, während der Geburt. Du musst trotzdem leiden, wenn dein Körper Tag für Tag älter wird. Du musst trotzdem leiden, wenn du krank bist. Du musst trotzdem leiden, wenn du stirbst. Du mußt den Schmerz ertragen, deine geliebte Familie zu vermissen. Du musst den Schmerz ertragen, deinen gehassten Feinden gegenüberzustehen. Du musst den Schmerz ertragen, für die Dinge zu arbeiten, die du haben willst und sie nicht zu bekommen – und so weiter. Angenommen, du nimmst die zweite Art einer glücklicheren Geburt an – an einem himmlischen Ort, als eines der niedrigen Freudenwesen. Dann leidest du trotzdem in deinem Leben während der Kämpfe,120 und aufgrund der großen Eifersucht auf die höheren Freudenwesen, oder weil dein Körper aufgeschlitzt wird oder in Stücke gerissen usw. Nimm schließlich an, daß du eines der höheren Freudenwesen wirst. Sie leben in allen drei Reichen des Daseins; angenommen du wirst ein Freudenwesen im ersten dieser Reiche – im Reich des Verlangens. Du musst trotzdem Leid erfahren, wenn nach einem unglaublich langen und mit Freuden erfüllten Leben die Anzeichen des Todes deinen Körper zerstören und dann wenn du in eine niedrigere Geburt zurück-fällst usw. – denn die Mehrzahl der Freudenwesen fallen direkt in eines der Leben im Elend zurück. All die angesammelte Kraft der guten Taten, die sie in den vergangenen Leben erworben haben ist vergeudet, während sie die Folgen genießen – das Entzücken des Daseins als Freudenwesen. Während dieses Daseins haben sie keine Möglichkeit weitere positive Kräfte anzusammeln. Trotzdem haben sie noch einen großen Vorrat an schlechten Taten – große negative Kraft in Form von geistiger Not, wie Verlangen und Anhaften. Dieses wirft sie dann zurück in eine Wiedergeburt im Elend, wo sie dann sterben. Oder laß uns zum Schluß sagen, dass du eine Geburt als Freudenwesen in einem der zwei höheren Reiche der Existenz erlangst. Diese Wesen erfahren kein offensichtliches Leid, aber aufgrund der Art des Lebens erfahren sie die subtilste Form des Leids; das immer präsente Leid des Alterns von einem Augenblick zum anderen. Und diese Wesen sind vollkommen hilflos, wenn es darum geht, im ihrem Paradies zu bleiben; es kommt immer der Tag, wenn die Macht ihrer vergangenen guten Taten, welche sie dorthin gebracht haben, aufgebraucht ist. Dann kommen sie in Berührung mit der Energie einer ihrer vergangenen schlechten Taten und sind gezwungen, eine niedrige Geburt anzunehmen. Du siehst also, es ist egal, welche wundervollen Dinge du im Kreislauf des Lebens erlebst – nichts davon ist dauerhaft, auf nichts davon kannst du vertrauen. Die höchste Form der Existenz, das seltene Meditationslevel, dass wir den „Gipfel des Lebens“ nennen, ist kein bisschen besser, als das allerunterste Level – über einem Topf flüssigen Stahls zu hängen, in den man getaucht werden soll. Lord Tsongkapa, unterteilt in seiner großen Abhandlung über die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft die Betrachtung des allgemeinen Leidens des Lebens in drei Abschnitte. Dies sind die Kontemplation der acht Leiden, die sechs Leiden und die drei Leiden. Die Gruppe der acht bezieht sich jedoch mehr auf das Leben als Mensch und die Gruppe der drei wird als eine Art Zusammenfassung gegeben. Hier werden wir nun darüber sprechen, wie man über die sechs Leiden nachsinnt.121 Diese sechs sind die folgenden: 1) Das Problem, dass es im Leben keine Gewissheit gibt. 2) Das Problem, dass wir immer mehr wollen, als das was wir haben. 3) Das Problem, dass wir unsere Körper immer wieder abstreifen müssen. 4) Das Problem, dass wir immer wieder in ein neues Leben eintreten müssen. 5) Das Problem, dass das Glück im Leben ein ständiges Auf und Ab ist. 6) Das Problem, dass niemand mit uns kommen kann; dass wir letztendlich allein sind. Diese sechs Probleme werden in den Standard Werken über die Stufen zur Buddhaschaft ausführlich beschrieben. Wir sollten uns jedoch an König Mefeed erinnern, dessen letzte Worte waren „Es gibt kein größeres Übel in der Welt, als die Tatsache, dass wir immer mehr wollen als wir haben.“122 Du und ich sind Mönche und es gibt nur zwei Dinge, die wir tun sollten: Lies die heiligen Bücher, lass dich darin unterrichten, sinne über ihre Bedeutung nach. Führe ein Leben der Zurückweisung, und verweile in der Meditation. Mit einem “Leben der Zurückweisung” ist ein Leben gemeint, in dem wir moralisch handeln und schlechte Taten zurückweisen. Wenn wir von diesen zwei Verhaltensweisen nicht abweichen, dann können wir eines Tages weise werden und Erkenntnis erlangen. Wenn wir diese zwei jedoch vernachlässigen, werden wir uns verlieren und „über viele Dinge nachdenken und viele Dinge zu tun haben“. Und dann werden wir gar keine spirituelle Praxis mehr haben. Die Leute machen diesen Fehler übrigens, weil sie nicht in der Lage sind, sich an den Grundsatz zu halten „beschränke deine Wünsche; sei einfach zufriedenzustellen.“123 Weil die drei Arten des Leidens später in unserem Quellentext erwähnt werden, werden wir hier nur kurz darauf eingehen. Alle unreinen Gefühle des Schmerzes bestehen aus der ersten Art des Leidens: dem „Leiden am Leiden“. Alle unreinen Gefühle der Freude bestehen aus der zweiten Art des Leidens: dem “Leiden durch Wechsel”. Wir können dieses Leiden so erklären: Wenn du an einem Ort bist, der sehr heiß ist, dann scheint etwas Kühles als angenehm. Wenn du irgendwo bist, wo es sehr kalt ist, dann scheint etwas Warmes angenehm. Genauso ist es, wenn du weit laufen musstest (dann scheint sitzen erstrebenswert), oder wenn du lange sitzen musstest (dann wäre laufen eine Freude). Keines dieser Dinge, die eine Freude zu sein scheinen ist jedoch von sich aus eine Freude, oder von der Natur her eine Freude. Wenn es so wäre, dann würdest du mehr Freude empfinden, je mehr du davon hättest. Aber das ist nicht der Fall, denn wenn du mehr und mehr davon bekommst, dann bereitet dir das auch Schmerzen. Wenn das passiert, können wir verstehen, dass die Dinge nicht von Natur aus Freude sind. Sie sind tatsächlich Leiden – sie sind das, was wir das „Leiden durch Wechsel“ nennen. Die dritte Art des Leidens ist bekannt als “durchdringendes Leiden, das mehr erzeugt“. Der Punkt ist hier, dass, egal welche der sechs Arten von Geburten wir annehmen, wir einen Körper annehmen, der es durch seine Existenz mit sich bringt, dass bestimmtes Leiden damit verbunden ist. Vom ersten Moment an, wenn wir die verschiedenen unreinen Teile unseres Wesens annehmen, vom ersten Moment ihrer Existenz an, bilden sie eine Basis für all das Leiden, das wir im Leben erwarten können: Geburt, Altern, Krankheit, Tod und den ganzen Rest. Unsere unreinen Teile sind wie ein großer Topf, in den alles kommt, das Leiden am Leiden, das Leiden durch Wechsel, in diesem und unseren zukünftigen Leben. Wir müssen einen Weg finden, das wieder geboren werden zu beenden, aufzuhören, all die unreinen Teile anzunehmen, aus denen wir bestehen. Bis es soweit ist, wird unser Dasein so sein, als ob wir auf einem Nagelbett liegen – kein Ding, sondern eine Qual. Wenn wir sagen „dem Kreislauf des Lebens entfliehen“, dann ist das nicht, als wenn man aus einem Land wegläuft und es schafft, ein anderes zu erreichen. „Kreislauf des Lebens“ ist genau die ununterbrochene Existenz und die Tatsache der unreinen Teile, aus denen wir bestehen. Und wenn die fortwährende Existenz dieser Teile durch die Weisheit, die erkennt, das nichts eine Existenz aus sich selbst heraus hat, an der Wurzel ausgerottet wird, dann ist es das, wodurch wir „dem Kreislauf des Lebens entfliehen“. Dies schließt unsere Erklärung darüber ab, wie man das Verlangen nach zukünftigen Leben beendet. X. Wie man weiß, daß man Entsagung gefunden hat Der dritte und letzte Abschnitt unserer Erklärung der Entsagung beschreibt den Punkt, an dem wir sagen können, daß jemand es geschafft hat, diese zu entwickeln, denn der nächste Vers des Quellentextes heißt: (5) Wenn du darüber meditierst und nie, nicht einmal einen Augenblick, in dir der Wunsch entsteht nach den angenehmen Dingen des immer wiederkehrenden Samsaras, Und wenn du Tag und Nacht immer nach Befreiung trachtest, Dann hast du die Entsagung erreicht. Angenommen, du hast die erwähnten Punkte in dieser Weise eingehend betrachtet: deine Vergänglichkeit, die Geburten im Elend, die Prinzipien der Taten und ihrer Folgen, und das Leiden der glücklicheren Geburten. Und daher siehst du selbst, das alles bedeutungslos ist: dass selbst wenn du die Art des Glücks erlangen könntest, die Freudenwesen im Paradies erfahren, es tatsächlich nichts anderes ist als Leiden; dass dies die einzige Möglichkeit ist, wie es sein kann, bis du für immer vom Kreislauf des Lebens entfliehen kannst. Und dann wird es sogar noch stärker: In deinem Herzen fühlst du nicht einmal einen Augenblick den Wunsch noch nicht einmal nach den phantastischen angenehmen Dingen , dem Reichtum der Gott ähnlichen Wesen, die der Reine und der Hundertfach Fähige genannt werden; du wünscht dir nicht das Vermögen eines Kaisers des Rades, der die Welt regiert. Und dann kommt dir ein bestimmter Gedanke "Tag und Nacht"; das heißt, in jeder bewussten Minute drängt sich der Gedanke von selbst auf – so wie jemand, der eine große Sorge hat, sich wenn er nachts wach wird blitzartig an das Problem erinnert. Wenn du beginnst, so zu denken und Tag und Nacht nach Befreiung trachtest, wenn du so wahrhaft Freiheit willst, nun dann weißt du, dass du die Entsagung erreicht hast. Die Standardwerke über die Stufen zur Buddhaschaft haben die Abschnitte über die Schwierigkeit, Muße und Glück zu finden, bis hin zu den Unterweisungen zur Entsagung unter zwei Oberbegriffen zusammengefasst, dem „Weg für Praktizierende der kleineren Dimension“ und dem „Weg für Praktizierende der mittleren Dimension“. Hier in den Drei Hauptpfaden kommen alle unter dem Oberbegriff “Entsagung” zusammen. Dies ist ein einzigartiges Charakteristikum dieses Werkes und es gibt einen Grund dafür. Entsagung ist die eine spezielle Ursache, die das, was wir „großes Mitgefühl“ nach sich zieht; um dieses Mitgefühl zu erlangen, musst du zunächst wahre Gedanken der Entsagung finden. Großes Mitgefühl ist der Geisteszustand, der es dir nicht mehr ermöglicht zu sehen, wie andere Wesen von den Leiden des Lebens gequält werden; es gibt keine Möglichkeit, diesen Zustand zu erlangen, solange deine Sorge über die Art, wie das Leben dich quält so schwach ist, dass sie nicht ein einziges hochstehendes Haar umpusten könnte. Wie es in dem berühmten ‚Vers über Das Leben des Bodhisattvas heißt, Wenn solche Menschen niemals zuvor Noch nicht einmal in ihren Träumen Einen solchen Wunsch nur für sich selbst gefühlt haben, Wie können sie ihn dann für andere empfinden?124 Daher können wir sagen, dass Entsagung und Mitgefühl ein Geisteszustand sind, nur dass einer aus der Meditation über deine eigene Situation entsteht und der andere aus der Meditation über die Situation der anderen. Um dieses Mitgefühl zu entwickeln, müßen wir die große Lehre des sanften Beschützers Tsongkapa, die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft studieren und darüber nachsinnen, und so nach und nach unseren Geist schulen. Leute wie du und ich sehen, wie unsere Gefühle des Verlangens und unser geistigen Kummer täglich stärker werden; das Problem ist, dass wir noch nicht einmal in der Lage waren, unseren Geist in dem Weg der Praktizierenden der kleineren und mittleren Dimension zu schulen. Intelligente Menschen sollten aufhören, weiter falsche Wege zu verfolgen, die irgendein örtlicher Schamane oder eine unzulängliche „Religion“ meistern: Dinge wie die Entwicklung übersinnlicher Kräfte, oder die Fähigkeit, wundersame Heldentaten zu vollbringen, oder den sogenannten „Eröffnungstag“ – einer ‚Umlageverfahren Religion’. Leute mit Unterscheidungsvermögen sollten stattdessen die drei Schriftensammlungen (welche den wichtigen Großteil der Lehren im allgemeinen enthalten) lernen, bedenken und darüber meditieren, sowie über die Stufen zur Buddhaschaft (denn sie sind die gesammelte Essenz des Weges der drei Übungen).125 Wenn du mit diesen Stufen beginnst, dann wirst du niemals in die Irre gehen und nach und nach den hohen meditativen Zustand der „Stille“ erlangen und die drei Hauptpfade und alles andere bis zu den zwei Ebenen des geheimen Weges. Jede Hoffnung darauf, Buddhaschaft zu erreichen beruht auf genau diesen Lehren. Und wir müssen unbedingt versuchen, großes Mitgefühl in unseren Herzen zu entwickeln; wenn wir dieses Mitgefühl nicht entwickeln können, so schlussfolgerte unser Lama, dann gibt es keinen Weg, um den noblen Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen zu entwickeln. Anmerkungen zu Kapitel Sechs 108. die Reiche: Siehe 14. 109. Untugend bringt alles Leid... Zitat aus 116b aus dem Juwelen Rosenkranz, des Meisters, Eintrag 3. 110. die drei seltenen Juwelen: Sie heißen so, weil sie außerorderntlich wertvoll sind und schwer zu finden – der Buddha, bezeichnet als die ultimative Zuflucht, ein Wesen, welches das Beste, das man erreichen kann, für sich selbst und andere, erreicht hat; Dharma, Erkenntnis oder das Ende nicht wünschenswerter Eigenschaften im Geist eines Menschen; und Sangha, oder ein Wesen, das die wahre Natur der Realität direkt geschaut hat. 111. der Mönch namens Lekkar: Er verbrachte viele Jahre im Dienste des Buddha selbst, aber verfehlte es, seine Lehren zu verstehen. Die bestürzende Geschichte findet sich im zwölften Kapitel der Total-Nirvana Sutra (ff. 285b-418b, Band 2, Eintrag 81) und die spätere Literatur bezieht sich oft darauf, wie z.B. f. 136b in Pabongka Rinpoches Befreiung (Eintrag 47); S. 161 der Juwelen des großen Potowa (Eintrag 19); und f. 5a im Weg der Glückseeligkeit vom ersten Panchen Lama (Eintrag 50). 112. sowie Devadatta: Eng verbunden mit dem Buddha, er wurde vom Neid getrieben, seinen Lehrer zu verachten. Ein „Haufen“ Schriften wird manchmal als die Menge beschrieben, die man mit der Tintenmenge schreiben kann, die Rabten, ein phantastischer mystischer Elephant, auf seinem Rücken tragen konnte. Eine Sutra erwähnt, dass Devadatta geung Schriften rezitieren konnte, um 60.000 Ladungen „Weihrauch“ für den großen Elephanten zu machen. Viele schriftliche Querverweise über den irregeleiteten Mönch werden aufgeführt von Prof. Edgerton (S. 271, Eintrag 92). 113. ein entsprechendes Gegenmittel: Der Buddhismus lehrt, dass es vier Gegenmittel gibt, welche zusammen die Kraft jeder schlechten Tat zunichte machen können. Die „Grundkraft“ besteht darin, zu bedenken, wer unter deiner Tat litt, und auf wen du dich verlassen willst, um dich davon zu reinigen. Die „zerstörende“ Kraft ist ein intensives Gefühl der Scham und des Bedauerns der Tat, die mit Sicherheit in der Zukunft wieder zu dir zurückkehrt und dich verletzen wird. Die „Umkehr“ Kraft besteht darin, dich zu entschließen, diese Tat in der Zukunft nicht zu wiederholen. Die „Gegenmittel“ Kraft ist eine spirituelle Praxis – Schuldbekenntnis, Meditation, oder eine gute Tat – um die Kraft des Falschen auszugleichen. (siehe Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 109-113, 246-8). 114. die zehn Untugenden: Die zehn Untugenden, die bei der buddhistischen Praxis zu vermeiden sind eine grobe Kurzform der vielen Tausend, die wir ausüben. Diese zehn beinhalten drei körperliche (irgendein Lebewesen zu töten, stehlen und sexuelle Verfehlungen); vier der Sprache (lügen, entzweiende Rede, barsche Worte und Geschwätzigkeit); und drei des Geiste (die Habe anderer begehren, verletzende Gedanken, und falsche Ansichten, wie z.B. zu glauben, dass es keine Verbindung gibt zwischen dem was du jetzt tust und dem, was dir später wiederfährt). 115. Wesen, das Erkenntnis erlangt hat: Jeder, der “Leere” direkt wahrgenommen hat, dies wird weiter unten im Abschnitt über die richtige Sichtweise erläutert. 116. Der Weg beginnt... Quelle des Zitats nicht gefunden. 117. Wiederbelebung: Die Hölle heißt so, weil die Bewohner sich gegenseitig schlagen bis sie besinnungslos sind, dann kommt die Wiederbelebung und dann bekämpfen sie sich weiter. Dieser Prozess wiederholt sich tausende von Jahren lang, bis die Wesen endlich sterben können. 118. Wort des Sanftmütigen: Zählt zu den Hauptwerken über die Stufen zur Buddhaschaft und wurde verfasst vom “Großen Fünften” Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso (1617- 1682); siehe Eintrag 15. Der gleiche Dalai Lama hat zwei Kommentare über die Drei Hauptpfade geschrieben (Eintrag 16, 119. "Weg der Glückseeligkeit" und "Schneller Weg": Das erste Werk ist eine weitere klassische Erklärung der Stufen zu Buddhaschaft und wurde vom ersten der großen Panchen Lamas, Lobsang Chukyi Gyeltsen (1570-1662), verfasst, der auch der Tutor des oben genannten Fünften Dalai Lama war. Die zweite Abhandlung wurde als Erklärung des ersten vom Panchen Lama II, Lobsang Yeshe geschrieben (siehe 97, und Eintrag 50,54). 120. die Kämpfe: Es heißt, daß die geringeren Freudenwesen aufgrund ihres Festhaltens und ihres Neides oft einen Krieg gegen ihre etwas ruhmreicheren Cousins, die vollständigen Freudenwesen, anzettelten 121. acht, sechs und drei Arten des Leidens: Die acht Leiden sind: geboren werden, sterben, unangenehme Dinge zu erfahren, angenehme Dinge zu verlieren, versuchen etwas zu bekommen und es nicht bekommen, und das Leiden das damit verbunden ist lebendig zu sein und all die unreinen Teile unseres Ichs zu haben. (Lord Tsongkapa, Eintrag 61, ff. 137- 151; Pabongka Rinpoche, Eintrag 47, ff. 250-267). Eine Erklärung der drei Leiden folgt im Text. 122. König Mefeed: Ein legendärer König von einst, von dem man sagt, daß er spontan geboren wurde; sein Name geht darauf zurück, daß die Konkubinen seines Vaters miteinander wetteiferten um das Wunderkind zu stillen und dadurch zur Königin Mutter zu werden. Seine Geschichte wird in vielen Werken erwähnt; siehe Pabongka Rinpoches Befreiung (f. 252a), und die Aufzählung in Prof. Edgertons Lexikon unter dem Sanskrit Namen des Königs, Mandhata (S. 430, Eintrag 92). 123. Beschränke deine Wünsche... die Maxime, die im sechsten Kapitel seines Klassikers Schatz der Weisheit (S. 316- 7, Eintrag 14) vom großen buddhistischen Philosophen Vasubandhu (c. 300 A.D.) erklärt wird 124. Wenn solche ... Aus dem eloquenten Handbuch für Boddhisattvas vom buddhistischen Dichter und Philosoph Shantideva (695- 743 A.D.). Zitat 3a, Eintrag1. 125. drei Sammlungen und drei Übungen Siehe 64. The Asian Classics Institute Kurs I: The Principal Teachings of Buddhism Kapitel Sieben DER ZWEITE PFAD: DER WUNSCH NACH ERLEUCHTUNG ZUM WOHLE JEDES LEBEWESENS XI. Warum man den Wunsch nach Erleuchtung braucht Wir haben jetzt den zweiten der vier Teile des Textes erreicht. Dies ist eine Erklärung des Wunsches, Erleuchtung zu erlangen zum Wohle jedes Lebewesens. Diese Erklärung selbst wird drei Abschnitte enthalten: Warum man den Wunsch nach Erleuchtung braucht, wie man den Wunsch entwickelt und wie man weiß, daß man ihn schließlich entwickelt hat. Der nächste Vers des Quellentextes sagt uns, warum wir diesen großen Wunsch brauchen. (6) Doch selbst diese Entsagung kann niemals die Seeligkeit des unvergleichlichen Zustandes der Erleuchtung bewirken, Wenn sie nicht von der Entwicklung des reinsten Wunsches begleitet wird; Deshalb trachten die Weisen nach dem höchsten Wunsch nach Erleuchtung. Vielleicht bist du in der Lage, ein ausgeprägtes Gefühl der Entsagung, so wie wir es oben beschrieben haben, zu entwickeln; jede gute Tat, die du mit dieser Haltung vollbringst kann aber nur ein gewöhnliches Nirvana bewirken – das allein kann dich niemals zu allwissender Erleuchtung führen. Das folgern wir aus der Tatsache, dass sogar Praktizierende der geringeren Wege – die wir die „Zuhörer“ und „selbst-gemachte Sieger“ nennen – wahre Entsagung haben können.126 Um volle Erleuchtung zu erlangen, muß man in seinem Geist alle drei der Hauptpfade entwicken – und darüberhinaus muß man den zweiten Weg erlangt haben: Den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohl jedes Lebewesens. Du magst übersinnliche Kräfte besitzen, du magst Wunder wirken können, du magst jede Menge phantastischer Eigenschaften haben – aber wenn du diesen wertvollen Juwel nicht in deinem Herzen trägst, wirst du niemals Teil der auserwählten Gruppe von Menschen, die den größeren Weg praktizieren. Ohne diesen höchsten Wunsch, wird keine deiner Eigenschaften dir absolute Glückseeligkeit bringen – keine davon, absolut keine wird dich zur Buddhaschaft bringen: Der Möglichkeit, jedes einzelne Lebewesen von aller Mühsal des Lebenskreislaufs zu befreien und von denen einer niedrigeren Flucht aus dem Lebenskreislauf.127 Diese großen Praktizierenden der unteren Wege – “Zerstörer des Feindes”, “Zuhörers” oder der “selbstgemachten” Art – haben fünf Eigenschaften, die einem riesigen goldenen Berg ähneiln; sogar solche Eigenschaften, wie die Eigenschaft, Leere direkt wahrzunehmen. Aber diese Wege bringen sie nicht zur Buddhaschaft. Warum? Weil ihnen der Wunsch nach Erleuchtung zum Wohl jedes Lebewesens fehlt.128 Wenn du diesen großen Wunsch erlangst, wirst du zu jemandem, der es wahrhaft verdient, dass sich die gesamte Welt – mit all ihren verschiedenen Arten von Lebewesen bis hin zu den Menschen und Göttern – vor ihm niederwirft, so wie es die heiligen Bücher, wie Das Leben des Bodhisattvas, und Den Mittleren Weg beschreiten, und Der Seltene Stapel es beschreiben.129 Du bist dann auf einem völlig anderen Level des Seins und übertriffst die Zuhörer und selbstgemachten Sieger – die Praktizierenden der unteren Wege. Jede tugendhafte Tat, die du ausübst, sogar, wenn du einem wilden Vogel ein paar Brotkrumen hinwirfst, wird zur Praxis des größeren Weges, zu einer Ursache für deine zukünftige Buddhaschaft, wird zum Lebensweg eines Boddhisattvas. Wenn jemand diesen heiligen Wunsch nach Erleuchtung zum Whole aller Lebewesen besitzt, dann betrachten ihn all die zahllosen Buddhas aller zehn Richtungen als ihren Sohn. Und all die großen Boddhisattvas betrachten ihn als ihren Bruder. Aber das ist noch nicht alles; die ganze Frage, ob du den großen Weg erreicht hast und die ganze Frage, ob du in der Lage sein wirst, in diesem einen kurzen Leben Buddhaschaft zu erreichen, hängt davon ab, ob du wahrhaft diesen Wunsch hast. Wenn du also Erleuchtung willst, so folgerte unser Lama, dann musst du deine Gedanken in diesem Wunsch üben. Anmerkungen Kapitel Sieben 126. Zuhörer und selbstgemachte Sieger: Praktizierende, die noch nicht die höchste Motivation, nämlich Buddhaschaft zum Wohle aller Wesen zu erreichen, entwickelt haben. "Zuhörer" werden so genannt, weil sie den höheren Lehren zuhören können und diese auf andere beziehen, aber nicht selbst diese Anweisungen praktizieren. "Selbstgemachte Sieger" können ihr Ziel erreichen, ohne die Hilfe eines spirituellen Führers in diesem Leben, wenn auch nur aufgrund der ausführlichen Unterweisung zahlloser Leher in ihren vergangenen Leben. 127. einer niedrigeren Flucht: Siehe 83. 128. "Zerstörer des Feindes": Die, welche für immer den Feind geistiger Drangsal besiegt haben – wie etwa Verlangen, Wut und Unwissenheit – und die daher Nirvana erreicht haben.Siehe 83. 129. "Das Leben des Bodhisattvas", "Den Mittleren Weg beschreiten," und "Der Seltene Stapel": Meister Shantidevas Handbuch für Bodhisattvas wurde unter 124 aufgeführt. Der klassische Text über die richtige Sichtweise von Meister Chandrakirti, dem illustren indischen Philosophen des Buddhismus des 7. Jahrhunderts und wird mit dem dritten der Hauptpfade behandelt werden. In jedem Fall erscheinen die Vorteile des Wunsches nach Erleuchtung in den Einleitungsversen. Der Seltene Stapel ist ein separater Teil des buddhistischen Kanons mit 49 verschiedenen Sutren. Eine die oft in Erklärungen zum Wunsch nach Buddhaschaft erwähnt wird ist Das Kapitel über den Beschützer des Lichts (75); es enthält eloquente Beschreibungen der Vorteile des Wunsches und der Abschnitt 237 ist hier besonders relevant. The Asian Classics Institute Kurs I: Die Hauptlehren des Buddhismus Kapitel Acht XII. Wie man den Wunsch nach Erleuchtung entwickelt Der zweite Teil unserer Erklärung des Wunsches nach Erleuchtung für alle Lebewesen beschreibt, wie man diesen Wunsch entwickelt. Wie die nächsten zwei Verse sagen, (7,8) Davongetragen von den Strömungen der vier gewaltigen Flüsse, Gebunden von den straffen Fesseln des schwer abwendbaren Karmas, In den Stahlkäfig des „Ichs“ gezwängt, das (nach Selbstverwirklichung) greift, Völlig eingehüllt in die pechschwarze Finsternis der Unwissenheit. Immer wieder werden sie geboren, Ein Leben nach dem anderen, und in ihrer unendlichen zwanghaften Existenz werden sie unaufhörlich geplagt von den drei Leiden; Bedenke, wie deine Mütter fühlten, bedenke was ihnen widerfährt; Entwickle die höchste Absicht (des Boddhichitta) Wir wollen mit ein paar anderen Versen aus dem Leben des Bodhisattvas beginnen: Auch wenn du nur wünscht, du könntest die Kopfschmerzen eines anderen stoppen, so bringt dir dies maßlosen Verdienst aufgrund der hilfreichen Absicht, die du fühlst. Warum also sollte man den Wunsch erwähnen, dass du den unerträglichen Schmerz, den jedes Wesen empfindet, beenden könntest und jeden in einen Zustand grenzenlosen Glücks versetzen könntest?130 Die Sutra die Viradatta verlangte sagt ebenfalls, Wenn der Verdienst des Wunsches nach Erleuchtung eine körperliche Form annehmen könnte, würde dies den ganzen Weltraum ausfüllen und noch darüber hinaus reichen.131 Die Vorteile dieses Wunsches nach Erleuchtung für alle Lebewesen, die so in diesen und anderen Werken beschrieben werden, sind endlos. Und so gibt es die Masse aller Lebewesen, alle davon unsere Mütter, davongetragen von den Strömungen der vier gewaltigen Flüssen, großen Leidens. Einerseits kann man sagen, als Ursache sind diese vier die Strömung des Verlangens, die Strömung der Ansichten, die Strömung der reifen Kraft der Taten und die Strömung der Unwissenheit. Später, als Wirkung, sind sie die vier Strömungen der Geburt, des Alterns, der Krankheit und des Todes. Und diese Mutterwesen werden nicht nur von diesen vier großen Flüssen davongetragen; es ist, als wenn ihre Hände und Füße noch gefesselt wären – sie sind gebunden von den straffen Fesseln in ihrem eigenen vergangenen Taten und dem schwer abwendbaren Karma. Aber das ist nicht alles; die Fesseln, die sie binden sind keine normalen Fesseln, wie unsere gedrehten Seile aus Yak-Haut oder Haar. Es ist eher so, als ob unsere Mütter in in Eisenfesseln gefangen wären, die unglaublich schwer zu durchtrennen sind, unmöglich zu entfesseln – denn sie sind in den Stahlkäfig des nicht-existierenden “Ichs” gezwängt während sie hinweggerissen werden, Und es wird noch schlimmer. Wenn es etwas Tageslicht geben würde, dann hätten diese Mütter noch einen Hoffnungsschimmer – sie könnten wenigstens schreien und versuchen, Hilfe zu holen. Aber es ist Nacht, und die dunkelste Stunde der Nacht, in pechschwarzer Nacht werden sie von den Strömungen des gewaltigen Flusses weggerissen: Sie sind völlig eingehüllt in die pechschwarze Finsternis der Unwissenheit. Immer wieder werden sie geboren, in das Meer des Lebens hinein und in diesen Geburten werden sie unaufhörlich geplagt von den drei verschiedenen Leiden: dem Leiden des Leidens, dem Leiden des Wechsels und dem alles durchdringenden Leiden. Und ihre Leiden sind unaufhörlich – immer da. Das ist es, was ihnen widerfährt, unseren Mutterwesen, dies ist ihre Situation: Unerträgliche Schmerzen. Es gibt nichts, was sie tun können, um sich zu helfen; der Sohn hat jedoch eine Möglichkeit, die Mutter zu befreien. Er muß einen Weg finden, und jetzt finden, um ihre Hand zu ergreifen und sie herauszuziehen. Und der Weg, den er versuchen muß, ist den Juwel der höchsten Absicht nach Erleuchtung zu entwickeln: Er muß dies zunächst tun indem er bedenkt, was seinen Müttern widerfährt, die gequält werden vom Schmerz; dann indem er sich entscheidet, persönliche Verantwortung zu übernehmen, die Verpflichtung, sie zu befreien und so weiter, jeweils in angemessenen Schritten. Um den Wunsch nach Erleuchtung zu erlangen, muß er zunächst darüber nachsinnen. Um darüber nachzusinnen, muß er erst etwas darüber von jemandem lernen. „Liebevolle Güte“ ist ein fast zwanghaftes Verlangen danach, dass jedes einzelne Lebewesen Glück finden soll. „Mitgefühl“ ist ein fast zwanghaftes Verlangen danach, dass sie frei von Leid sein sollen. Stell dir vor, wie eine Mutter sich fühlt, deren einziger und geliebter Sohn von einer schweren Krankheit heimgesucht wird. Wo sie auch hingeht, was sie auch tut, sie denkt immer daran, wie wundervoll es wäre, wenn sie eine Möglichkeit finden könnte, ihn schnell von seiner Krankheit zu befreien. Diese Gedanken kommen in einem stetigen Strom, ganz von selbst, automatisch. Sie werden zur Besessenheit für sie. Wenn wir so gegenüber jedem Lebewesen empfinden, und nur dann, können wir sagen, dass wir das erlangt haben, was man „großes Mitgefühl“ nennt. Hier in den Lehren des Buddhas gibt es zwei Methoden, um seinen Geist in diesem wertvollen Juwel des Wunsches nach Erleuchtung zu schulen. Die erste ist als „sieben-teilige Unterweisung zu Ursache-und-Wirkung“ bekannt. Die zweite nennen wir „Austausch vom sich selbst und anderen“. Egal welche der beiden du nutzt, um deinen Geist zu schulen, du kannst auf jeden Fall den Wunsch nach Erleuchtug entwickeln. Der Weg, wie man seinen Geist in dem Wunsch schult, der vollständig ist und niemals irre geht, der unerreicht ist von anderen Wegen hier auf der Erde, ist die Unterweisung des Stufenpfades zur Buddhaschaft, der Essenz aller Lehren unseres sanften Beschützers, des großen Tsongkapa. Daher solltest du deinen Geist im Wunsch nach Erleuchtung schulen, indem du genau diese Anleitung benutzt. Wir geben hier nur eine kurze Zusammenfassung davon, wie man sich darin übt, den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle jedes Lebewesens zu erreichen. Man beginnt damit, allen Wesen gegenüber ein neutrales Gefühl zu praktizieren; danach beginnt man mit der Meditation über jeden der Schritte, angefangen mit der „Erkenntnis der Mütter“. Die ersten drei Schritte sind, alle Wesen als seine Mütter anzuerkennen, Dankbarkeit für ihre Güte zu empfinden und den Wunsch, diese Güte zu vergelten. Diese drei zusammen sind die Ursache für die sogenannte „schöne“ liebevolle Güte. Diese Art der liebevollen Güte ist selbst der vierte Schritt; es ist gleichzeitig eine Wirkung, die von den ersten drei hervorgerufen wird und eine Ursache für das fünfte: das große Mitgefühl. Die relative Intensität des Wunsches nach Erleuchtung hängt von der Intensität des großen Mitgefühls ab. Wenn es schwierig für dich ist, Mitgefühl zu entwickeln, kannst du die Meditation praktizieren, die als „Lama Liebevoller Blick“ bezeichnet wird, um es zu erlangen. Wenn du gute Fortschritte in dieser Meditation und den richtigen Gebeten machst, und in der Praxis, bei der man visualisiert, dass der eigene Geist und der Geist des „Liebevollen Blickes“ verschmelzen, dann kannst du Segen dafür erlangen.132 Dies ist eine sehr besondere persönliche Anleitung um großes Mitgefühl zu entwickeln. Es gab, wie unser Lama erklärte, verschiedene andere tiefgründige Aspekte in diesem Zusammenhang – aber er hat sie auf öffentlichen Veranstaltungen nicht im Detail erläutert. Wenn du großes Mitgefühl entwickelt hast, dann kannst du die außergewöhnliche Form persönlicher Verantwortung entwickeln, bei der du die Last auf dich nimmst, für das Wohl anderer zu arbeiten. Und der Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle jedes Lebewesens resultiert daraus. Die Meditation über Neutralität geht so. Zunächst bringst du deine Gedanken in einen ausgeglichenen Zustand, frei von Gefühlen des mögens und nicht-mögens, indem du an eine neutrale Person denkst, jemand der weder dein Feind noch dein Freund ist. Dann stellst du dir vor, dass zwei Menschen vor dir sitzen: einer deiner liebsten Freunde und einer deiner ärgsten Feinde. Als nächstes denkst du sorgfältig darüber nach, wie dein Freund in vielen vergangenen Leben eine Geburt als dein Feind angenommen hat und dich verletzt hat. Du denkst auch an daran, wie dein Feind in so vielen vergangenen Leben als dein Freund geboren wurde und dir geholfen hat. Dies bringt deinen Geist in einen ausgeglichenen Zustand, frei von Gefühlen des mögens und nicht-mögens. Dann denkst du darüber nach, wie alle Lebewesen sich darin gleich sind, das jedes von seinem Standpunkt aus betrachtet glücklich sein will. Sie sind sich auch darin gleich, dass sie Schmerz vermeiden wollen. Und sie gleichen sich darin, dass jedes schon viele, viele Male mein Feind und mein Freund war. Wen soll ich also mögen? Und wen soll ich nicht mögen? Du mußt so weiter üben, bis du eines Tages ein neutrales Gefühl allen Lebewesen gegenüber erlangt hast, das so weit ist wie der Weltraum selbst. Der nächste Schritt ist die Meditation, bei der du erkennst, daß jedes Lebewesen deine Mutter ist. Diese Erkenntnis zu erlangen ist viel einfacher, wenn du die Argumentationskette anwendest, die in dem Kommentar zur gültigen Wahrnehmung erwähnt wird, um die endlose Regression Bewusstseins zu zeigen. Wir wrden diese Argumentation hier verkürzt vorstellen.133 Dein Bewußtsein heute ist eine geistige Fortsetzung des Bewußtseins, das du gestern hattest. Das Bewusstsein von diesem Jahr ist eine geistige Fortsetzung des Bewusstseins von letztem Jahr. Und so ist dein Bewusstsein dieses gesamten Lebens eine geistige Fortsetzung des Bewusstseins, das du in einem vergangenen Leben hattest. Das Bewusstsein, das du in deinem früheren Leben hattest war wiederum eine geistige Fortsetzung des Bewusstseins, das du in dem Leben vor jenem Leben hattest. Du kannst so immer weiter zurückgehen und niemals einen Punkt erreichen, wo du sagen kannst, „davor hatte ich kein Bewusstsein“. Dies beweist die endlose Regression des Bewusstseins. Mein eigener Lebenskreislauf muß also ohne Anfang sein und die Geburten, die ich durchlaufen habe haben ebenfalls keinen Anfangspunkt. Es gibt keinen Ort, wo ich niemals geboren wurde. Ich wurde an jedem Ort schon unzählige Male geboren. Es gibt keine Kreatur, deren Körper ich noch nicht getragen habe. Ich habe jede Art von Körper getragen, unzählige Male. Allein die Leben als Hund waren zahllos. Und das gleiche gilt für jedes Lebewesen. Daher gibt es kein Wesen, das nicht schon meine Mutter gewesen ist. Absolut jedes einzige war schon zahllose Male meine Mutter. Sogar in meinen Geburten als Mensch ist jedes Wesen unzählige Male meine Mutter gewesen. Wiederhole diese Meditation immer wieder, bis du eine tiefe Gewissheit erlangst, daß jedes einzelne Lebewesen deine Mutter gewesen ist, immer wieder, unzählige Male. Der nächste Schritt ist es, ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit zu entwickeln und du kannst damit beginnen, indem du dich auf deine Mutter im jetzigen Leben konzentrierst. Sie hat Beschwernis auf sich genommen, als ich noch in ihrem Schoß war, sie nahm die Beschwernis gern auf sich, alles zu vermeiden, von dem sie fürchtete, dass es mir schaden könnte – sogar beim Essen, das sie zu sich nahm – und war so vorsichtig, als ob sie krank gewesen wäre. Neun Monate und zehn Tage hat sie mich im Mutterleib getragen und hat ihren Körper behandelt, als ob er jemand anderem gehörte, jemandem, einem Kranken, und sie vermied große Schritte. Als sie mich auf die Welt brachte, wurde meine Mutter von gewaltigen Schmerzen zerrissen und trotzdem fühlte sie eine überwältigende Freude, als ob sie einen kostbaren Edelstein entdeckt hätte, der ihr jeden Wunsch erfüllen würde. Damals konnte ich nichts anderes tun als weinen und mit den Armen fuchteln. Ich war völlig hilflos. Völlig dumm. Unfähig. Nichts anderes als ein Küken mit rotem Gummischnabel, der noch hart werden muß. Aber sie schaukelte mich auf ihren Fingern und presste mich an ihren warmen Körper und grüßte mich mit einem Lächeln der Liebe. Sie sah mit glücklichen Augen auf mich herab und wischte mit den Lippen die Tränen aus meinem Gesicht und wechselte meine dreckigen Windeln. Manchmal kaute sie mein Essen für mich und gab es mir aus ihrem Mund. Sie tat ihr Bestes, um mich von allem Bösen zu bewahren. In jenen Tagen war ich in allem auf sie angewiesen; gut oder schlecht, froh oder traurig – alle Hoffnung hing ab von einer Person: Mutter. Wenn sie nicht so gütig gewesen wäre hätte ich noch nicht einmal eine Stunde überlebt; sie hätten mich dann direkt aussetzen können und ich wäre zu einer Mahlzeit für die Vögel oder einen Hund geworden – ich hätte keine Hoffnung auf Überleben gehabt. Jeden Tag bewahrte sie mich hundertmal vor allem Bösen, das mein Leben hätte gefährden können. So groß war ihre Güte. Und als ich heranwuchs, besorgte sie alles was ich brauchte, scheute keine schlechte Tat, kein Leid und kümmerte sich nicht darum, was andere Leute sagen könnten. Alles Geld und alles was sie besaß, gab sie mir und zögerte, etwas für sich zu benutzen. Denjenigen unter uns, die das Glück haben, ein monastisches Leben zu führen, wurde dies auch durch ihre Mutter ermöglicht, die für alle nötigen Ausgaben aufkam und ohne Zögern alles tat, um unsere Aufnahme ins Kloster möglich zu machen. Und seit dieser Zeit unterstützte sie uns hier mit ihren Ersparnissen. So ist die Güte, die sie gezeigt hat wirklich grenzenlos. Und dies ist nicht das einzige Leben, in dem meine jetzige Mutter mir diese Güte erwiesen hat. Sie hat mich mit Freundlichkeit überschüttet, großer Freundlichkeit, immer wieder, zahllose Male, in vielen vorherigen Leben. Und sie ist nicht die einzige; jedes Lebewesen war in meinen vorherigen Leben meine Mutter und hat in diesen Leben nicht weniger für mich gesorgt, als meine jetzige Mutter es tut – ich erinnere mich nur nicht an all diese Mütter, aufgrund des Übergangs vom Tod zur Geburt. Betrachte nur, so schlußfolgerte unser Lama, wie ein gewöhnliches Tier – ein Hund oder Vogel, sogar ein kleiner Spatz - seine Jungen liebt und für diese sorgt. Wenn man dies sieht, kann man sich vorstellen, welche Freundlichkeit auch wir empfangen haben. Der nächste Schritt, um den Wunsch nach Erleuchtung zu erlangen, ist es, den Wunsch zu entwickeln, diese große Güte zurückzuzahlen. Also ist jedes Lebewesen meine Mutter und hat mir ihre liebevolle Fürsorge seit Anbeginn der Zeit unzählige Male zuteil werden lassen. Und von dem, was oben beschrieben wurde wissen wir, daß sie von den vier großen Strömungen hinweggerissen wird zum Meer – zur unendlichen Weite des Ozeans des zyklischen Lebens. Sie werden ohne Unterlass von den drei Arten des Leidens gequält und von all den anderen Schmerzen. Ihre Situation ist hoffnungslos. Und hier bin ich, ihr Kind. Jetzt habe ich die Möglichkeit, sie aus dem Meer des Lebenskreislaufs zu erretten. Angenommen, ich sitze hier nur meine Zeit ab und verschwende keinen Gedanken an sie. Tiefer kann man nicht fallen, dies ist absolut gemein und schamlos. Jetzt kann ich ihnen etwas geben, worüber sie glücklich wären – Essen, Kleidung, ein Platz zum Schlafen – was auch immer. Aber das ist nur ein vorübergehendes Glück, im Kreislauf des Lebens. Die höchste Möglichkeit, um ihre Güte zu vergelten, wäre es, sie in einen Zustand endgültigen Glücks zu versetzen. So laß mich den Entschluß fassen, daß jedes Lebewesen jedes Glück erlangen muß. Und jeder sollte frei sein von jeder Form des Leids. Jetzt ist es absurd, zu sagen, daß diese Wesen eine Art reinen Glücks erfahren – sie haben noch nicht einmal ein unreines Glück. Alles, von dem sie denken, daß es Glück ist, ist im Kern nichts anderes als Leid. Sie wollen ihre Wünsche erfüllen, aber wollen nichts davon wissen, gute Taten zu tun, die Glück bringen. Sie wollen nichts Unerwünschtes, aber wollen auch nichts davon wissen, die schlechten Taten aufzugeben, die Leiden verursachen. Sie verhalten sich verkehrt herum: Sie tun das, was sie nicht tun sollten und tun nicht das, was sie tun sollten. Und darum müßen unsere lieben alten Mütter, diese Lebewesen, leiden. “Wie gut es ware, wenn sie alle jedes Glück und die Ursache allen Glücks finden könnten. Ich wünschte, daß sie es finden könnten. Ich werde dafür sorgen, daß sie es finden werden.“ “Wie gut es ware, wenn sie frei wären von allem Leid, und der Ursache allen Leides. Ich wünschte, daß sie es sein könnten. Ich werde dafür sorgen, daß sie es werden.“ Lass dir diese zwei Gedankengänge immer wieder durch den Kopf gehen. Dann wirst du die starke liebevolle Freundlichkeit und Mitgefühl empfinden. Einige Menschen denken vielleicht:”Warum sollte ich diese große Last auf mich nehmen, die Last jedes Lebewesens? Es gibt jede Menge Buddhas und Bodhisattvas, die sie auf ihrem Weg führen könnten.“ Diese Gedanken sind völlig falsch. Es ist gemein. Es ist schamlos. Es ist so, als ob deine Mutter im jetzigen Leben hungrig und durstig ware und du vom Kind anderer Leute erwarten würdest, ihr zu essen und zu trinken zu geben. Aber um dich hat sie sich gekümmert, und die Verantwortung, ihr dies zu vergelten, liegt nur bei dir. Das gleiche gilt für alle Lebewesen, die seit Anbeginn der Zeit so oft meine Mutter waren und die zu jeder Zeit auf jegliche Art und Weise für mich gesorgt haben, so wie meine jetzige Mutter. Es ist nicht die Aufgabe eines anderen, ihre Güte zu vergelten, nicht die irgendeines Buddhas oder Bodhisattvas – es ist meine Veranwortung und nur meine. Also muß es jemand tun – jemand muß sicherstellen, daß jedes Lebewesen alles Glück hat und niemals ein Leid erfährt. Das muß ich tun; ich werde mich auf niemand sonst verlassen. Ich selbst werde dafür sorgen, daß jedes einzelne Wesen jede einzelne Möglichkeit des Glücks erfährt. Und ich selbst werde dafür sorgen, daß jedes Wesen befreit wird von jedem einzelnen Leid. Ich werde sie selbst in den Stand eines Lamas bringen, in den Zustand der Buddhaschaft. Meditiere voller Inbrunst über diese Gedanken; sie sind die Stufe, die wir die „außergewöhnliche Form persönlicher Verantwortng“ nennen. Ich kann vielleicht diese noble Absicht entwickeln, aber Tatsache ist, daß ich absolut unfähig bin, auch nur ein einziges Wesen zur Buddhaschaft zu führen – und schon gar nicht alle Wesen. Wer hat dann diese Fähigkeit? Die Macht dazu hat ein voll erleuchteter Buddha – nur durch ihn und durch niemand sonst kann dies geschehen. Wenn ich diesen Zustand erlangen kann, werde ich per Definition die Vorteile für mich und die anderen zur Vollendung geführt haben. Und dann wird jeder Lichtstrahl, der von mir ausgeht, ob eine Aktion meines Körpers, meiner Sprache oder meiner Gedanken, die Kraft haben, das Leben zahlloser Wesen zu vollenden. Und so werde ich zum Wohl jedes Lebewesens alles tun, was ich nur kann, um dieses große Ziel zu erreichen – den Zustand eines Buddhas – mit jeder Geschwindigkeit. Denke so und tue alles, was du nur kannst, um den echten Wunsch nach Erleuchtung für jedes Lebewesen zu entwickeln. Wenn du diese Meditationen über die Entwicklung des Wunsches nach Erleuchtung praktizierst, kannst du auch darüber nachdenken, daß – wenn du die Buddhaschaft erlangst – du automatisch auch alles bekommst, was du für dich selbst brauchst. Unser Lama erwähnte, daß dieser Punkt in Lord Tsongkapas Abhandlung über die Schritte auf dem Weg sehr hilfreich war, um zu vermeiden, daß jemand auf die unteren Wege abrutschte.134 Die ersten drei der sieben Teile dieser Anleitung von Ursache und Wirkung liefert ein Fundament für großes Mitgefühl. Die „schöne“ Form der liebevollen Güte ist ein Resultat dieser drei, und so gibt es keine separate Meditationsanleitung dazu. 135 Man muß jedoch stattdessen über die liebevolle Güte meditieren, bei der du wünschst, daß jedes Wesen jede Form des Glücks erlangen möge. Diese liebevolle Güte, sowie Mitgefühl und die außergwöhnliche Art persönlicher Verantwortung, sind Ausprägungen einer Haltung des Stebens nach dem Wohle anderer. Der eigentliche Wunsch nach Erleuchtung ist ihr Resultat. Die Werke über den Stufenpfad haben selbst eine ähnliche Struktur. Die Wege für Praktizierende der geringeren und mittleren Dimension sind Vorläufer für die Entwicklung des Wunsches nach Erleuchtung. Die Lehre darüber, wie man über diesen großen Wunsch meditiert, ist der Hauptteil. Als Schlußfolgerung kommen dann die Abschnitte über die Bodhisattva Taten – Ratschläge über die Anwendung des Wunsches. Wenn du dich darin übst, den Wunsch nach Erleuchtung zu entwickeln, solltest du deinen Geist in seiner ursprünglichen Beschaffenheit und den verschiedenen Formen trainieren: Dies beinhaltet die zweiundzwanzig Formen des Wunsches, die Unterscheidung zwischen Beten und der tatsächlichen Tat usw.136 Dieser wertvolle Edelstein, der Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle jedes Wesens, ist der Kern aller hohen Lehren des siegreichen Buddhas. Es ist die zentrale Kontemplation jedes seiner Söhne – der Bodhisattvas. Wie es im Leben des Bodhisattvas heißt, Es ist die reinste Essenz der Butter, gewonnen aus der Milch des heiligen Wortes. Es heißt auch Viele Zeitalter bedachte es der Kluge Lord, und fand nur dies nützlich.137 Unser sanfter Beschützer, der große Tsongkapa, schrieb auch die Zeilen, die mit dem „Dachfirst des höchsten Pfades, des Wunsches…“ beginnen und die enden mit „…Bodhisattva Prinzen, die dies wissen,/ Bewahren den hohen Juwelenwunsch als Herzstück ihrer Praxis“.138 Nur dieser wertvolle Wunsch nach Erleuchtung und nichts anderes wurde vom allwissenden Herrn als „Herzstück der Praxis“ beschrieben. Daher müssen die von uns, die dem höchsten Weg folgen wollen, den Wunsch nach Erleuchtung zum zentralen Punkt ihrer Praxis machen. Wenn man heute jemanden fragt, was seine wichtigste Übung ist, sagt er dir, daß er über eine der mächtigen Schutzgottheiten meditiert. Man trifft niemanden, der sagt, daß seine Hauptübung darin besteht, über den Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle jedes Lebewesens zu meditieren. Weniger noch, denn tatsächlich ist es schwer, jemanden zu finden, der auch nur erkennt, daß er diesen Wunsch zum Kernpunkt seiner Praxis machen sollte. Wir sehen, daß die Leute die verschiedensten Dinge zum Kernpunkt ihrer Übungen machen: Das Vernichtungs-Ritual, um sich von schlechten Geistern zu befreien, die Darbringung des Goldenen Tees, der Zauber um Böse Prozesse zu beenden, das Ritual, welches die Beendigung allen Unglücks genannt wird, der Schafszauber, der Pferde Zauber, der Geldzauber, das Ritual ‚Keine Probleme Mehr‘. Das Ritual um Unglück am Ende des Zwölfjahreszyklus zu beenden, das Ritual um Zu Verhindern, daß Das Lob der Anderen zum Fluch Wird usw. Diese sind alle so schlecht, daß es ziemlich gut aussieht, wenn jemand sagt, daß er etwas, das mit einer authentischen Schutzgottheit139 zu tun hat, zum Kernpunkt der Praxis macht. Es gibt auch eine Reihe von Werken, die an verschiedenen Orten populär geworden sind, die von allem nur Erdenklichen handeln: Der Juwelenkette der Blutsverwandschaft, die Goldene Klinge des Büßens der Sünden, die sogenannte „Hunde Sutra“, die sogeannnte „Wolfs Sutra“, die sogeannte „Fuchs Sutra“, die sogenannte „Bären Sutra“, die sogeannte „Schlangen Sutra“ und all das. Wir finden jedoch absolut keinen legitimen Ursprung für eines dieser Werke. Wenn du wirklich einen Text brauchst, um deine schlechten Taten zu beichten, solltest du deine Zeit nicht mit solchen falschen Schriften und bedeutungslosen Bemühungen vergeuden. Die Siegreichen haben uns mit all ihren offenen und geheimen Lehren mehr als genug angemessene Werke gegeben: Die Sutra der Drei Ansammlungen, die Erhabene Medizin Sutra, die Sutra der Großen Freiheit, die Sutra vom Zeitalters des Glücks, und ähnliche.140 Der Lama sagte uns, daß wir solche zuverlässigen Texte legitimen Ursprungs für unsere Studien und Rezitationen nutzen sollten. Es gibt auch einige Leute, die sich denken, „Aber ich habe den Wunsch nach Erleuchtung. Schließlich rezitiere ich zu Anfang all meiner Andachten das 'Buddha-Dharma-Sangha' Gebet 141 und denke darüber nach, wie ich Buddhaschaft erreichen kann, so daß ich jedem Lebewesen helfen kann.“ Dies drückt jedoch nur eine Hoffnung aus, daß du den Wunsch nach Erleuchtung erlangen mögest – es ist nur ein Gebet, den Wunsch betreffend. Es ist nicht der tatsächliche Wunsch selbst. Wenn es das wäre, dann wäre der Wunsch, Buddhaschaft zu erlangen, die einfachste all der vielen Übungen zur Tugend, die wir absolvieren sollten. Und, so folgerte unser Lama, müßen wir vielmeh diesen wahren Wunsch erlangen, indem wir unsere Gedanken den Übungen, die oben beschrieben wurden, unterziehen – eine nach der anderen, in genau dieser Reihenfolge von Schritten XIII. Wie man weiß, daß man den Wunsch nach Erleuchtung gefunden hat Dies bringt uns zum dritten und letzten Abschnitt unserer Erklärung des Wunsches nach Erleuchtung: Wie man weiß, daß man ihn schließlich entwickelt hat. Der Punkt wird mit großer Genauigkeit im Einzelnen in verschiedenen Werken behandelt, die ausführlichen und die kürzeren Abhandlungen über die Stufen auf dem Weg zur Erleuchtung eingeschlossen, welche an diesem Punkt Material aus den Stufen der Meditation 142 nutzen. Kurz gesagt, angenommen, eine Mutter sieht, daß ihr geliebtes Kind ausrutscht und in glühende Kohlen fällt und das Feuer seinen Körper verbrennt. Sie kann nicht eine Sekunde zusehen, sondern stürzt vor, um das Kind herauszuziehen. Alle lebenden Kreaturen im Universum, all unsere lieben Mütter, brennen auf diese Art und Weise, in unerträglichen Schmerzen der drei unteren Reiche und des Kreislaufs des Lebens im Allgemeinen. Wenn wir es nicht aushalten können, auch nur eine weitere Sekunde zuzusehen, wenn wir endlich den wahren Wunsch danach entwickelt haben, sofort vollständige Erleuchtung zu erlangen, zum Wohle jedes Lebewesens, nun dann – so schloß unser Lama – kannst du sagen, daß du den Wunsch nach Erleuchtung erlangt hast. Anmerkungen zu Kapitel Acht 130. … nur den Wunsch erwähnen ... Zitat auf 3a dieses Buches für Bodhisattvas (Eintrag 71). 131. Wenn der Verdienst des Wunsches ... Zitat aus f 352b dieser Lehre vom Buddha selbst (Eintrag 11). 132. LiebevollerBlick: Die göttliche Form des Buddha, welche all sein Mitgefühl darstellt. Die erwähnten Praktiken können von einem qualifizierten Lama erlernt werden. 133. Kommentar zur zuverlässigen Wahrnehmung: Berühmte Abhandlung, welche das Fundament für die Studien der formalen Logik in buddhistischen Klöstern darstellt. Er wurde verfasst von Meister Dharmakirti (c. 630 A.D.) als Erklärung des Handbuchs zur zuverlässigen Wahrnehmung geschrieben von Meister Dignaga (c. 450 A.D.), großer Vorreiter der buddhistischen logischen Tradition. Die Beweisführung, die hier erwähnt wird, findet sich im zweiten Kapitel, dem "Beweis der Unfehlbarkeit," beginnend in Zeile 142 (ff. 108b-109a, Eintrag 22). 134. jemanden davon abhalten, daß er … abrutscht: Einige Diskussionen dieser Vorteile erscheinen in Lord Tsongkapas Werk (182-6 und 189 (Eintrag 61)). 135. "schöne" Form der liebevollen Güte: Zielt darauf ab, jedes Lebewesen als schön oder so geliebt wie das eigene einzige Kind zu betrachten; diese liebevolle Güte unterscheidet sich von der als nächstes genannten. 136. zweiundzwanzig Arten des Wunsches: Diese Metaphern finden sich unter f. 2b des Juwels der Erkenntnisse (siehe Anmerkung 69). Hier wird der Wunsch nach Erleuchtung mit der Erde verglichen, dem jungen Mond, Feuer, einem Bergwerk, einer Schatulle voller Edelsteine, dem Ozean, einem Diamanten, dem König der Berge, Medizin, einem geistigen Führer, einem Wünsche-erfüllenden Juwel, der Sonne, einem Lied, einem König, einem Schatz, einer Straße, einem galoppierenden Pferd, einem Brunnen, einem lieblichen Geräusch, einem Fluß und einer Wolke. Jede Metapher steht für den Wunsch auf einem unterschiedlichen Level der Erkenntnis; der ehrenwerte Lama von Chone, Drakpa Shedrup (1675-1748) gibt eine umfassende Erklärung davon in seinem Kommentar (S. 45-6, Eintrag 13). Die Unterscheidung zwischen "beten" für und „sich einlassen" auf den Wunsch nach Erleuchtung wird als Unterschied beschrieben zwischen dem Wunsch, irgendwo hin zu gehen und dann tatsächlich den Entschluß zu fassen, das Ziel zu erreichen. Im letzten Fall hat man die formellen Gelübde für den Wunsch abegelegt und übt seine Taten mit der bewußten Absicht aus, Erleuchtung für alle Lebewesen erreichen zu wollen. Siehe S.109-110 des Eintrags 31, Kommentar zum Juwel von Kedrup Tenpa Dargye (1493-1568), angesehenem Schüler aus Pabongka Rinpoches Kolleg, Sera 137. Viele Zeitalter bedac hte es der Kluge Herr… dieses Zitat findet sich auf f 2a; die vorhergehende Referenz auf f. 7b (Eintrag 71). 138. Dachfirst des höchsten Pfades...Wieder von der kürzesten Version des Stufenpfades (S. 310, Eintrag 63). Der gesamte Kontext heißt: Dachfirst des höchsten Pfades, des Wunsches; Fundament, Stütze für die der großen Taten; Alchemistisches Elixier um beide Sammlungen zu verwandeln; Goldmine der Verdienste, voll des Guten; Bodhisattva Prinzen, die dies wissen, Bewahren den höchsten Juwelenwunsch als Herzstück der Praxis. Die „zwei Sammlungen“ sind die Ansammlung des Wissens und der Tugenden, welche die Körper eines Buddhas bewirken (siehe Notiz 32). 139. das Vernichtungs-Ritual….usw: Wir haben die unrechten Texte, die hier gelistet wrden nicht gefunden. 140. Sutra der Drei Anhäufungen .. usw.: Diese vier Lehren des Buddhas selbst sind jeweils unter Eintrag 39, 21, 33, and 10 aufgeführt. 141. Buddha-Dharma-Sangha Gebet: Ein traditionelles Gebet um Zuflucht und zur Entwicklung des Wunsches nach Erleuchtung. Es heißt: Ich suche Zuflucht Beim Buddha, Dharma und dem höchsten Sangha, bis ich Erleuchtung erlange, Durch die Kraft Der guten Dinge, die ich tue, Durch das Geben und alles andere, Möge ich ein Buddha warden, um allen Lebewesen helfen zu können. Der Buddha, Dharma, und Sangha sind unter Anmerkung 110 erklärt. 142Stufen der Meditation: Der Punkt wird von Lord Tsongkapa diskutiert, vgl f. 89-92 der kürzeren Stufenpfades (Eintrag 60), und ff. 191-202 der längeren Version (Eintrag 61). Hier zitiert er wiederholt die Stufen der Meditation, eine dreiteilige Abhandlung des buddhistischen Meisters Kamalashila aus dem 8. Jhdt. (Eintrag 1). Kamalashila ist am moisten bekannt für seine erfolgreiche Verteidigung der indischen buddhistischen Lehren der analytischen Meditation vor dem tibetischen König, Trisong Detsen. Seine Gegner waren chinesische Mönche, die zu Unrecht behaupteten, daß die Meditation über nichts von Nutzen wäre. Asian Classics Institute Kurs I: Die Hauptlehren des Buddhismus Kapitel Neun DER DRITTE PFAD: DIE RICHTIGE SICHTWEISE XIV. Warum man die Richtige Sichtweise braucht Wir kommen nun zum dritten der vier Teile des Textes, der Erklärung der richtigen Sichtweise. Es gibt hier fünf Abschnitte; der erste, der erklärt, warum man über die richtige Sichtweise meditieren sollte, wird im nächsten Vers des Quellentextes ausgedrückt. (9) Doch selbst wenn du Entsagung und Boddhichitta entwickelt hast, Wenn du nicht die Weisheit, der Erkenntnis der wahren Realität besitzt, Wirst du nicht in der Lage sein, die Wurzel deiner zwanghaften Existenz zu durchtrennen. Bemühe dich daher in den Methoden, mit denen man das Verständnis des abhängigen Entstehens erkennen kann. Was der Vers ausdrückt ist dies: “Wenn du nicht diese tiefgehende richtige Sichtweise über das ‘So-Sein’ hast – wenn du nicht die Weisheit erlangt hast, welche die Realität oder die endgültige Wahrheit erfaßt – kannst du nach perfekter Entsagung streben so viel du willst und nach dem Wunsch nach Erleuchtung (zusammen mit all den anderen ‘methodischen’ Übungen), aber du kannst nicht die Wurzeln zyklischer Existenz durchtrennen, wenn du dich an ein ‚Selbst klammerst‘, denn diese Übungen allein reichen nicht aus als Gegenmittel für dein Festhalten.“ Und das ist nicht alles. Jemand ohne diese tiefgehende Sichtweise kann vielleicht verschiedene Level bis hin zu dem ersten der fünf Pfade des großen Weges erreichen, den Weg der „Anhäufung“, allein aufgrund der Entsagung und des Wunsches nach Erleuchtung. Aber er kann niemals weiter gehen. Und wenn er ein Anhänger des unteren Weges ist, kann er noch nicht einmal den zweiten dieser Pfade, den Pfad der „Vorbereitung“ erreichen.143 Aber angenommen, daß dein Geist völlig durchdrungen ist von Gedanken der Entsagung und des Wunsches nach Erleuchtung für jedes Lebewesen und du dann zusätzlich dein Augenmerk auf diese tiefgründige Sichtweise richtest. Dann kannst du all die verschiedenen Level und Pfade des größeren Weges erreichen, angefangen vom zweiten Weg (auch „Vorbereitung“) und weiter. Dann bekommen die Dinge, die du tust, eine ganz spezielle Kraft, welche den Zustand der Freiheit und Allwissenheit herbeiführt. Alle die wir hier sitzen haben entschieden, daß wir es auf uns nehmen, Lebewesen zu befreien. Aber wenn wir nicht einen wirklichen Weg finden, um sie zu befreien, dann wird dies nie mehr sein als eine noble Absicht. Daher müssen wir schon am Anfang eine Sicht erlangen, die besagt, “Ich werde die endgültige Form dieser tiefgründigen Sichtweise finden, welche die Wurzeln zyklischer Existenz durchtrennt.“ Nun gibt es eine Art richtiger Sichtweise, die wir „weltlich“ nennen; damit erkennt man die Gesetze der Taten und ihrer Folgen. Diese Sichtweise allein ist jedoch nicht ausreichend. Sie ist übrigens auch letztendlich an die Sichtweise gebunden, bei der man erkennt, daß kein ‚Selbst‘ existiert. Bestimmte nicht-buddhistische Weise können sich in einen Zustand tiefer fokussierter Meditation versetzen – und sie erreichen alle acht Ebenen der Konzentration und Formlosigkeit.144 Aber ihnen fehlt die Sichtweise, mit der man erkennt, daß kein Selbst existiert und sie verfehlen es, ihre schädlichen Emotionen auch nur geringfügig zu mildern – geschweige denn, sie zu tilgen. Wie es in der Sutra namens König der Konzentration heißt, Die Weltlichen meditieren über Konzentration Aber es zerstört nicht das Konzept eines Selbst. Dies nährt die ungesunden Gedanken, mischt sie auf, Und endet wie die Meditation von Udraka.145 Unsere Tendenz, an einem „Selbst“ festzuhalten, ist die Wurzel des Kreislaufs unseres Lebens. Um diese Wurzel zu durchtrennen, müßen wir auf jeden Fall die Sichtweise erlangen, die erkennt, daß kein solches Selbst existiert. Wie das gleiche Werk erwähnt, Angenommen, du analysierst, siehst das Nicht-Selbst der Dinge, Und angenommen, du meditierst über das, was du gesehen hast; Es führt dich dazu, daß du Nirvana erreichst – Nichts anderes kann dich zu diesem Frieden führen. Um Freiheit zu gewinnen, mußt du von der Wurzel her das Festhalten an einem „Selbst“ ausrotten. Um es auszurotten, mußt du darüber meditieren, daß nichts ein Selbst hat: Du mußt einen geistigen Weg oder einen mentalen Blickwinkel finden, beid dem die Dinge auf eine Art gesehen werden, die völlig unvereinbar ist mit der Art und Weise, wie du jetzt nach einem „Selbst“ greifst. Du kannst alle möglichen großen Anstrengungen unternehmen, wie Wohltätigkeit und Moral, aber ohne diese Meditation des Kein-Selbst wirst du niemals Freiheit erreichen können. Wie es in den 400 Versen heißt, "Es gibt keine Hintertür zum Frieden"146. Diese Weisheit, welche erkennt, daß kein Selbst existiert ist dann etwas "ohne das nichts" ist, um dich vom Kreislauf des Lebens zu befreien. Weisheit ist jedoch auch nicht allein ausreichend. Mitgefühl ist auch etwas „ohne das nichts“ ist. Und deshalb sagen wir, daß man beides braucht, „Methode“ und „Weisheit“, niemals eins ohne das andere. Wie wir in der Sutra des Vimalakirti, lesen: Weisheit, die nicht von Methode durchdrungen ist, ist ein Zwang. Weisheit, die von Methode durchdrungen ist, ist Freiheit. Methode, die nicht von Weisheit durchdrungen ist, ist ein Zwang. Methode, die von Weisheit durchdrungen ist, ist Freiheit.147 Das Resultat, das wir erreichen wollen, sind die zwei Körper eines erleuchteten Wesens: Der “Dharma Körper” und der “Form Körper”. Um sie zu erlangen müßen wir eine perfekte Einheit der zwei großartigen Anhäufungen des Gutseins zusammenbringen. Dazu müßen wir uns auf die Methode und die Weisheit verlassen, jeweils eines mit dem anderen. Wie unser glorreicher Retter, das erleuchtete Wesen, Nagurjuna, schrieb: Kraft dieser Tugend, mögen alle Wesen Die Verdienste und die Weisheit erlangen. Mögen sie die endgültigen zwei erlangen, Welche die Verdienste und die Weisheit herbeiführen.148 Der illustre Chandrakirti sagte ebenfalls, Auf den weit ausgebreiteten Schwingen des Konventionellen und Realen Fliegt die Königsgans im Mittelpunkt der Formation Der anderen Gänse, aller Wesen, getrieben vom Wind der Tugend, und erreicht die entfernteste Küste des Ozeans der Qualitäten des Siegers.149 Hier bezieht sich das Wort „Konventionell“ auf „Methode“; das heißt, den Wunsch, Erleuchtung zu erlangen für jedes Lebewesen. „Realität“ bezieht sich auf „Weisheit“ – damit ist die richtige Sichtweise gemeint. Ein großer Vogel mit zwei intakten Schwingen kann ungehindert in den Himmel aufsteigen; genauso muß jemand, der zu den fernsten Küsten reisen will, wo er jede gute Qualität eines siegreichen Buddhas besitzt, Methode und Weisheit haben – den Wunsch nach Erleuchtung und die richtige Sichtweise – und er muß beides gleichzeitig besitzen. Jemand, der das eine ohne das andere hat, ist wie ein Vogel mit einem gebrochenen Flügel. Er kann die Reise nicht unternehmen. “Wie erlange ich denn diese Sichtweise?” fragst du nun. Du mußt einer der Schriften, die vom erleuchteten Eroberer gelehrt wurden, folgen, nicht einem beliebigen Weg. Eine wahre Lehre und eine, die “wörtlich“ zu nehmen ist. Generell machen wir die Unterscheidung zwischen “wörtlich” und „bildlich“ wie folgt: Etwas ist „wörtlich“, wenn seine Natur im Engültigen liegt und etwas ist „bildlich“, wenn sein Wesen nicht im Endgültigen liegt. „Wörtliche“ Schriften sind danach solche, die sich hauptsächlich mit engültiger Wahrheit befassen, während die anderen Arten von Schriften „bildlich“ genannt werden. Nicht jeder alte Weise war in der Lage, die wahre Bedeutung der wörtlichen und bildlichen Schriften zu klären. Es mußte erst jemand wie den Retter Nagarjuna kommen, um die wahre Absicht des „wörtlichen“ zu kommentieren, wie es von den Buddhas selbst vorhergesagt wurde. Er war in der Lage, ein gesamtes System zur Klärung der „wörtlichen“ und tiefgründigen Sichtweise einzuführen, so wie es die siegreichen Buddhas gewollt hatten. Er tat dies durch die Grund-Weisheit und andere Werke in seiner berühmten "Sammlung über die Beweisführung des Mittleren Weges," indem er alle auf der Schrift gründete, die bekannt ist als Verständnis ohne Ende.150 Später kamen die Meister Buddhapalita, Autor des gleichnamigen Kommentares, und Aryadeva— der die 400 Verse über den Mittleren Weg verfasste - sowie andere Titel. Insbesondere war es Meister Chandrakirti welcher, der Absicht des erleuchteten Wesens Nagarjuna folgend, verschiedene Werke schrieb, Eine Verdeutlichung der Worte (welches die Worte der Hauptweisheit von Meister Nagarjuna erklärt) und Betreten des Mittleren Weges (welches in die Bedeutung der Hauptweisheit einfließt ).151 Hier im Land des Schnees, in Tibet, war es der sanfte Beschützer Tsongkapa – und kein anderer – der in der Lage war, die wahre Bedeutung dieser Werke absolut korrekt und ohne einen Hauch des Irrtums zu erläutern. Daher sollten du und ich das exzellente System des höchsten der erleuchteten Wesen, Nagarjunas und seiner spirituellen Söhne folgen; wir sollten uns auf die großartigen Lehrbücher des allwissenden Lord Tsongkapas verlassen, auf seine hohen und wundervollen Worte. Wie es im Betreten des Mittleren Weges heißt, Es gibt keinen Weg zum Frieden für Menschen, die Vom Weg des Systems, das vom Meister Nagarjuna gelehrt wurde, abgewichen sind. Sie haben die Wahrheiten verloren, die konventionellen und die realen; Die, welche die Wahrheiten verloren haben, können nicht frei sein. 152 Der unvergleichliche Lord Atisha sagte ebenfalls: Nagarjunas Schüler war Chandrakirti; Die Lehren, die von ihnen weitergegeben wurden Führen dich zum Sehen der Realität, der Wahrheit.153 Du kannst dann sehen, daß dieser tiefsinnige Gesichtspunkt der Dinge unerläßlich ist sowohl für die offenen, wie auch für die geheimen Lehren. Generell gesagt gab es vier große buddhistische Schulen, die aus Indien kamen – dem „Land der Erleuchteten“. Mitglieder der Vatsiputriya Gruppe der "Detailisten" Schule154 behaupten, daß das, was wir sehen wollen, nicht als unveränderliches, einzelnes und unabhängiges Selbst existiert. Andere Mitglieder der Detaillisten Schule, sowie die der „Schriften“ Schule,155 lehren, daß das, was wir widerlegen wollen, etwas ist, daß nicht allein stehen kann, etwas, das auf substantielle Art existiert. Die “Nur-Geist” Schule156 sagt, daß das, was wir erkennen, nicht existiert, da das Subjekt, das ein Objekt erfasst und das Objekt, welches erfasst wird, keine unterschiedliche „Substanz“ haben. 157 Die sogenannte "Unabhängige" Schule, Teil des Mittleren Weges,158 glaubt, dass das, was wir widerlegen müssen, ein Objekt ist, welches auf irgendeine Weise aus sich selbst heraus existiert, statt als existierendes Ding manifestiert zu werden, einfach weil es einem unbeeinflußten Bewusstsein erschienen ist.159 Die "Implikations" Schule des Mittleren Weges,160 schließlich lehrt, daß ein Objekt, das aus sich selbst heraus existiert, statt als Konzept, das von unserer Seite projiziert wird, nicht existiert. Hier in den Versen der Drei Hauptpfade drängte uns der sanfte Beschützer, der große Tsongkapa, die gegenseitige Abhängigkeit zu erkennen; und so heißt es „Bemühe dich daher in den Methoden mit denen man das Verständnis des abhängigen Entstehens erkennen kann.“ Dies tut er, statt uns zu sagen „Bemühe dich darum die Leere zu erkennen“, und aus sehr gutem Grund. Verschiedene Schulen haben unterschiedliche Methoden um diese „Interdependenz“ zu erklären. Die „Funktionalisten“ Gruppe 161 sagt, daß der Grund dafür, daß etwas “in Abhängigkeit“ existiert, der ist, daß es aufgrund verschiedener Ursachen und Umstände entstanden ist. Dies erlaubt ihnen nicht, die Interdependenz für die Dinge zu ermitteln, die unveränderlich und ohne Ursache sind. Die "Unabhängige" Gruppierung hat eine Art, Interdependenz zu beschreiben, die etwas besser ist. Sie sagen, daß etwas in Abhängigkeit existiert, wenn es abhängig ist von seinen Teilen. Folglich können sie Interdependenz sowohl für veränderliche wie auch für unveränderliche Dinge ermitteln: Für solche mit Ursachen und für solche ohne. Die Art und Weise, wie die letzte Gruppe, die wir die “Implikations” Gruppe nennen, entscheidet, daß etwas interdependent ist, ist subtiler als die der anderen. Sie sagen, daß etwas in Abhängigkeit existiert, wenn wir zwei Dinge haben – eine vernünftige Basis um einen Namen zu bekommen und eine vernünftige Idee, um einen Namen zu geben – und dann ein Gegenstand herauskommt, dem wir den Namen gegeben haben. Diese subtile Art der Interdependenz ist nicht an sich der Weg, um Leere zu erkennen, aber wir präsentieren die Interdependenz aus gutem Grund – als Interpretation von Ursache und Wirkung, die von allen Schulen akzeptiert wird – hier gleich zu Beginn. Zunächst behütet sie die Schüler davor, ins andere Extrem zu verfallen, bei dem sie glauben, daß wenn alle Dinge leer sind, sie gar keine Existenz haben können. Zweitens führt ein richtiges Verständnis der Interdependenz zur Erkenntnis der Leere. Und daher, so folgerte unser Lama, gibt es eine entscheidende Bedeutung, warum die Lehre über die Interdependenz als Erstes präsentiert wird – als erste Stufe auf dem Weg zur Erkenntnis der Leere. XV. Was ist die Richtige Sichtweise? Der zweite der fünf Punkte in unserer Diskussion des dritten Hauptpfades wendet sich der Frage zu: Was ist die richtige Sichtweise! Die Antwort erscheint im nächsten Vers des Quellentextes. (10) Der hat den Weg gewählt, der zur Erleuchtung führt, der erkannt hat, dass (das Gesetz von) Ursache und Wirkung für alle Phänomene des Samsara oder Nirvana unabdingbar zutrifft, Und wenn diese (Phänomene) für ihn jegliche feste Erscheinung verlieren. Die Zeile „für alle Phänomene“ gibt uns den zu untersuchende Gegenstand: Das, von dem wir sehen werden, das es leer ist. Die Zeile mit den Worten „Ursache und Wirkung“ soll uns die klassische logische Begründung für den Beweis, dass alle Dinge leer sind, geben: „weil sie abhängig sind“. Die Zeile mit „jegliche feste Erscheinung verlieren“, präsentiert uns die Prämisse, welche die Vernunft beweisen soll. Der Ausdruck "alle Phänomene” bezieht sich auf jeden Gegenstand, angefangen von physischer Materie bis hin zur Allwissenheit eines Buddhas. Sie alle existieren in Abhängigkeit von ihren Teilen, also kann man in gewisser Hinsicht sagen, dass ihre „Ursache und Wirkung unfehlbar zutreffen“. Die Antithese, die wir zu widerlegen haben, ist, daß diese Objekte die feste Existenz haben, die sie zu haben scheinen: Daß sie natürlich existieren. „Wenn sie jegliche feste Erscheinung“ verlieren — das heißt, wenn wir erkennen, daß es im ganzen Universum kein einziges Ding gibt, das irgendeine wahre oder natürliche Existenz hat – dann haben wir den “Weg, der die Buddhas erfreut” gefunden. Wenn wir nach der Wurzel suchen, welche die Ursache dafür ist, daß wir im Kreislauf des Lebens kreisen, kommen wir auf unsere Unwissenheit, auf unser Festhalten am „Selbst“. Um diese Wurzel zu durchtrennen, müssen wir die Weisheit entwickeln, welche erkennt, daß kein solches „Selbst“ existiert. Wenn wir im Detail diskutieren müßten, was das Nicht-Selbst ist, so wäre es am besten, verschiedene Abschnitte der Werke über die Stufen auf dem Weg heranzuziehen; ein Beispiel wäre die „vierfache Analyse“162. Hier werden wir jedoch nur eine kurze Präsentation der Kernpunkte, die richtige Sichtweise betreffend, geben und wir werden die klassische Beweisführung, basierend auf der Interdependenz benutzen. Jedes existierende Objekt ist ein Produkt von etwas, dem ein Name gegeben werden kann und von etwas, das ihm den Namen gibt. Es gibt nicht ein einziges Atom von irgendetwas im Universum, das nicht diesem Prozess unterworfen ist – es gibt nichts, das aus sich selbst heraus existiert. Dann bin also auch ich ein Produkt: Jemand hat die zwei Dinge, meinen Körper und meinen Geist, zusammengenommen und es „mich“ genannt. Ich bin nichts anderes als das. Es gibt kein „mich“, das aus sich selbst heraus existiert; es gibt kein „mich“, das nicht davon abhängt, dass jemand meinen Körper und meinen Geist unter einem Namen zusammenfasst. Und so existieren übrigens auch mein Körper oder mein Geist nicht aus sich selbst heraus. Wir können all dies in der klassischen Form einer logischen Feststellung ausdrücken: Bedenke alle Objekte, die im Kreislauf (des Samsara) Und die des Nirvana. Sie haben keine wahre und feste Existenz Von der ich denke, dass sie sie besitzen; Sie können nicht aus sich selbst heraus existieren, weil sie abhängig von etwas sind. Was wir hier mit “Abhängigkeit” meinen ist, daß alle Objekte mit anderen verbunden sind, von denen sie abhängig sind; das heißt, sie treten auf, durch die Abhängigkeit von anderen Objekten. Daher ist es absolut unmöglich, daß sie aus sich selbst heraus existieren können. Wir können z.B. die Art und Weise betrachten, wie wir einen Vorsänger im Kloster, oder den Gouverneur eines Distriktes oder eine ähnliche Person ernennen. Zunächst muß es eine vernünftige Basis dafür geben, daß jemand Vorsänger wird: Es muß eine Person sein, die es wert ist, Vorsänger zu sein. Dann muß es jemanden, wie den Abt des Klosters geben, der sagt, „Er ist jetzt der Vorsänger“. Bis der Abt dies sagt, bis der Abt die Bezeichnung und das Konzept auf diese Person bezieht, kann er kein Vorsänger sein – auch wenn er alle Qualitäten besitzt, die man als Vorsänger haben muß. Wenn dies nicht so ware und wenn die Person von Anfang an der Vorsänger wäre, ganz von selbst, ohne dass jemand die Bezeichnung oder die Idee mit ihm in Verbindung gebracht hätte, dann wäre er schon die ganze Zeit Vorsänger gewesen, seitdem er im Schoß seiner Mutter lag. Und als er geboren wurde, hätten die Leute gesagt „das ist der Vorsänger“. Aber die Leute haben das nicht gesagt, denn Vorsänger zu werden hängt von vielen Dingen ab. Wir nennen jemanden nicht Vorsänger, bis es einen Grund dazu gibt, die Bezeichnung zu verwenden – einen Mönch, der dazu geschaffen ist, Vorsänger zu sein und bis eine qualifizierte Person ihm die Bezeichnung gibt und sagt „Dies ist der Vorsänger“. Bis zu diesem Moment denkt die Person selbst nicht: „Ich bin der Vorsänger“. Aber nachdem das Konzept mit ihm in Verbindung gebracht wurde, „Du bist der Vorsänger“, dann beginnen die Leute über ihn als „Vorsänger“ zu sprechen und dann beginnt auch er selbst zu denken:“Ich bin der Vorsänger“. Das trifft auch auf so etwas wie ein Pferd zu. Wir nehmen den Körper und den Geist eines Pferdes zusammen – wir nehmen all die richtigen Ursachen und Umstände zusammen – und bezeichnen es mit dem Namen „Pferd“. Ein Gebäude ist das Gleiche: Nichts als ein Name, der eine Ansammlung von Teilen bezeichnet, welche die Basis dafür bilden, dass das Objekt den Namen erhält. Und das gilt für alles was existiert: Es ist nichts als ein Name und ein Konzept, “dies nennen wir so und das nennen wir so”, welche die Ansammlung von Teilen bezeichnet, welche die Basis für den Namen dieser besonderen Einheit bildet. Es gibt nicht die winzigste Kleinigkeit von einem Objekt, die aus sich selbst heraus existiert, losgelöst von den Teilen, denen wir Namen geben. "Na gut," denkst du vielleicht, “wenn jeder Gegenstand nichts anderes ist, als die Bezeichnung, die wir ihm geben, dann nenne ich einfach Gold „Messing“ oder ich sage zu einer Säule „Sahne“ und das ist es dann eben.“ Aber das ist es nicht; wir sagen zwar, daß die Dinge nur als das bezeichnet werden, was sie sind, aber für die richtige Bezeichnung muß es einen vernünftigen Grund geben. Wenn wir eine Bezeichnung wählen, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: 1) Das Objekt muß der konventionellen Wahrnehmung bekannt sein. 2) Keine andere konventionelle Wahrnehmung kann seine Existenz wiederlegen. 3) Keine endgültige Analyse kann seine Existenz widerlegen. Diese drei müssen alle erfüllt sein. Und das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen, daß eine konventionelle Wahrnehmung von einer anderen widerlegt wurde. Wir können in der Ferne eine Vogelscheuche sehen und jemand neben uns sagt:“Das ist ein Mann, dort hinten.“, und wir glauben ihm. Dann kommt jemand, der selbst gesehen hat, daß das Ding eine Vogelscheuche ist und erzählt uns:“Es ist nur eine Vogelscheuche.“ Unsere anfängliche Wahrnehmung des Dings als Mann verschwindet dann. Dies ist ein Hinweis dafür, daß die Basis für die Bezeichnung nicht vernünftig war. Das ist nicht alles – wir können uns alle möglichen Bezeichnungen ausdenken, wir können sagen: „Kaninchen haben Hörner“, aber das heißt nicht, daß die Hörner existieren; es gibt keine vernünftige Basis für diese Bezeichnung. Daher müßen wir einen vernünftigen konventionellen Geisteszustand haben, der die Bezeichnung einer vernünftigen Ansammlung von Teilen, welche zur Basis für die Bezeichnung werden, benennt - und diese muß wirklich existieren. Und wenn wir jemanden zum Gouverneur eines Distriktes ernennen, dann müßen wir ebenfalls eine Person haben, die geeignet ist, diesen Namen zu tragen – wir müssen eine vernünftige Basis für die Bezeichnung haben. Wir nehmen keinen taubstummen Bastard und ernennen ihn zum Gouverneur. Wenn irgendeines dieser Dinge aus sich selbst heraus existieren würde, dann wäre es bei der Bezeichnung nicht von der Gruppe seiner Einzelteile abhängig und dann müßte jedes allein existieren. Aber so ist es nicht: Sie können nur in Abhängigkeit von der Gruppe der Einzelteile existieren, die wir benennen. Und darum existieren sie nicht aus sich selbst heraus, und sie existieren nicht selbstverständlich, und sie existieren nicht wahrhaft. Wenn wir einen örtlichen Stammesfürst betrachten, so ist er der Stammesfürst nur dann, wenn wir ihn so nennen, und nicht aus sich selbst heraus. Uns scheint es so, als ob der Stammesfürst dort von selbst existiert, und wir gehen davon aus, daß er so ist. Ein Stammesfürst, der so existiert, wie wir ihn sehen, ist aber genau das, von dem wir sehen wollen, daß es nicht existiert. Beim “ich” verhält es sich genauso. Es ist nicht etwas, das zusätzlich zu meinem Körper und meinem Geist existiert. Vielmehr ist es nur etwas, das mir erscheint, nur weil ich ihm diesen Namen gegeben habe: Ich habe die Summe der Einzelteile genommen und sie mit der Bezeichnung und dem Konzept „ich“ versehen: das „ich“ gibt es nur in der Bezeichnung. Der Prozess der Bezeichnung geht so vor sich. Die Basis, aufgrund derer die Bezeichnung gegeben wird, existiert. Von unserer Seite kommt das Konzept, das die Bezeichnung, den Namen selbst, einsetzt. Dann haben wir etwas mit einer Bezeichnung – und mehr ist es nicht. Wir können dies mit einem Gebäude veranschaulichen. Sagen wir einmal, daß jemand gerade drei neue Gebäude errichtet hat, jedes davon mit dem gleichen tollen Design. Sie können nicht von Anfang an „Schlafquartiere“ oder sonst irgendetwas sein, bevor sie jeweils ihren eigenen Namen bekommen. Aber dann kommt der Eigentümer und bezeichnet die Gebäude folgendermaßen: Er sagt:“Dies wird für die Schlafquartiere sein, und das wird die Kücheneinheit.“ usw. Erst danach denken wir dann:“Das sind die Schlafquartiere“ oder „Dies ist die Kücheneinheit.“ – und erst dann existieren sie als solche. Wir haben eine Basis für die Bezeichnung – die Gruppe von Gebäuden – aber bevor derjenige, der sie benennen soll, ihnen einen Namen gibt, sind sie nicht die drei. Daher ist auch ein Gebäude nichts anderes, als etwas mit einer Bezeichnung und einem Konzept. Und wir sprechen nicht nur über Gebäude; der Punkt ist, daß es für alles, was existiert, genau so ist: Wir müßen es so sehen, daß es das Produkt einer Bezeichnung ist und nicht die Basis, die unsere Bezeichnung erhält. Dies trifft auch auf das konventionelle “ich” zu – es existiert nur insoweit, als ich es mit einem Konzpt versehe. Du und ich, wir tendieren dazu, uns unter dem „ich“ mehr als nur eine Wortschöpfung vorzustellen; wir haben dieses lebhafte geistige Bild davon, wie es ganz allein existiert, der Vertraute, dem all das widerfährt, was wir fühlen, Freude oder Schmerz oder was auch sonst. Der Geisteszustand, der sich an dem „ich“ auf diese Art und Weise festhält, wird als „angeborenes Festhalten am Selbst“ bezeichnet, oder als „angeborene zerstörbare Sichtweise“. 163 Und die ach-so-lebhaften selbstständigen “ichs”, an denen dieser Geisteszustand festhält, sind das Selbst, von dem wir verstehen müssen, daß es nicht existiert. Wie auch der herrliche Chandrakirti sagte, Hier bezeichnet das, was wir “Selbst” nennen, die Erscheinungsform oder den Zustand der Dinge, bei dem sie auf nichts anderes angewiesen sind. Die Nicht-Existenz davon bezeichnen wir als „Nicht-Selbst“. 164 Nun ist das konventionelle “ich” – das, welches tatsächlich existiert – nur etwas, das wir mit einer Bezeichnung erschaffen haben, indem wir eine Basis für die Bezeichnung genommen haben und eine Idee, um die Bezeichnung zu geben. Darauf beziehen sich die Zeilen in dem Ritual der geheimen Angsterregenden Lehre, die so beginnen:“ Da jedes Ding in Abhängigkeit bezeichnet wird…“ 165 Das gleiche Gefühl wird unter anderem im Ritual der geheimen Lehre von der Höchsten Glückseeligkeit ausgedrückt:“Wie eine Illusion, die nur mit einem Konzept beschriftet ist.“166 Wenn wir ins Detail gehen würden, müßten wir nicht die Art und Weise analysieren, in der uns die Dinge erscheinen, sondern vielmehr, wie wir sie erfassen. So verhält es sich auch mit dem Ding, von dem wir sehen wollen, das es nicht existiert: Wir werden nicht leugnen, was uns erscheint, sondern das, was wir erfassen. Dies kann dann wie unser Refrain sein: Lass mich erkennen, daß diese Dinge bezeichnet sind, Schöpfungen aus Konzepten; Daß sie nur in Abhängigkeit von einer Basis für den Namen und von jemandem, der den Namen gibt existieren; Daß sie in Abhängigkeit von vielen anderen Faktoren auftreten; Daß sie nicht allein dort draußen existieren. Lasst uns nun über das Ding sprechen, von dem wir sehen werden, daß es nicht als das Objekt, welches wir erfassen, existiert. Wenn wir anfangen zu untersuchen, ob es existiert oder nicht, dann ist das Bild, das uns in den Sinn kommt nicht das „ich“, das wir mit unseren Bezeichnungen geschaffen haben, sondern vielmehr ein „ich“, von dem es so scheint, als ob es allein dort draußen existieren würde. Das Ding, das wir erfassen, besteht daher nicht aus dem „ich“, welches nichts weiter ist, als eine Bezeichnung für unseren Körper und unseren Geist, sondern aus dem „ich“, welches allein, zusätzlich zu Körper und Geist existiert. Lasst uns z.B. annehmen, daß es dunkel geworden ist und du ein Stück Seil mit einem Zackenmuster siehst. Zuerst bezeichnest du es und denkst: “Oh je! Eine Schlange!“ Danach vergisst du, daß du es warst, von dem die Bezeichnung kam, und es sieht aus, als ob eine Schlange von sich aus dort wäre. Die Art, wie es in dem Moment aussieht, ist nicht das, was wir bestreiten wollen. Wir wollen vielmehr leugnen, was wir erfassen: daß das, was wir erfassen, wirklich so existieren könnte, wie es uns erscheint. Es ist das gleiche, wenn wir die Vorstellung des “ich” untersuchen. Angenommen, jemand ruft dich bei deinem Namen. Zunächst ist es nur das konventionelle „ich“, das erscheint – du denkst:“Er ruft mich.“ Aber dann sagt er zu dir:“Du bist also der Dieb!“ oder so etwas. Dann wird dein „ich“ stärker und stärker und du denkst dir:“Warum zeigt er auf mich? Ich war es nicht, der das gestohlen hat. Sie können nicht MICH bezichtigen!“ Du fängst an “ich”, “ich” zu sagen und das “ich” scheint so, als ob es selbstständig wäre, ein sehr lebhaftes “ich”. Nun bestreiten wir nicht die Existenz des gewöhnlichen, konventionellen „ichs“, das dir zuerst erschien. Wir bestreiten auch nicht, daß das „ich“ selbstständig erscheint, daß es schien, als ob es wirklich existierte. Wir bestreiten nicht einmal das „ich“, das so scheint, als ob es selbständig wäre, das „ich“, das wahrhaft zu existieren scheint. Vielmehr bestreiten wir, daß das „ich“ tatsächlich selbständig sein könnte, daß das „ich“ naturgemäß existieren könnte: Wir bestreiten jedes „ich“, das natürlich existiert. Und wenn du dieses “ich” leugnest, wenn du siehst, daß dieses “ich” nicht existiert – wenn dieses so lebhafte “ich”, das selbständig und unabhängig von Geist und Körper ist, für dich aufhört zu existieren und nur einfache Leere davon übrigbleibt, dann hast du, wie die Weisen sagen, zum ersten Mal die „Sichtweise des Mittleren Weges“ gefunden. Und dann hast du den „Weg, der die Siegreichen erfreut“ gefunden. Wenn du diese Art der Analyse durchführst und das Ding mit dem Namen suchst, wirst du niemals ein einzelnes Atom von irgendetwas im Universum finden, das aus sich selbst heraus existiert. Alle normalen Abläufe der Welt geschehen ganz logisch und richtig; Dinge verursachen andere Dinge, Dinge tun, was sie tun, aber alles nur auf offensichtliche Art und Weise, in konventioneller und vereinbarter Art und Weise. Ein Gebäude z.B. kann ohne ein einziges Atom „wahrer“ Existenz da stehen und doch, solange die Ursachen und Umstände für das Gebäude zusammenkommen – solange es nur aufgrund einer Bezeichnung und unserer Auffassung davon existiert – kann es genauso sein, wie ein Gebäude sein soll, und zwar gut. Das Spiegelbild eines Gegenstands ist auch nie mehr als nur etwas, das unserem Geist erscheint und einen Namen bekommt, es wird zwar nie als das Ding an sich gebilligt, aber es kann trotzdem die normalen Abläufe der Kausalität zeigen; das Spiegelbild ist zwar nicht mehr als eine Erscheinung, aber es kann dir trotzdem zeigen, ob du einen Fleck im Gesicht hast oder was auch immer. Dies ist der Grund, warum wir sagen, dass es um „zu existieren“ ausreicht, in herkömmlicher Hinsicht zu existieren; aber wenn etwas endgültig nicht existiert, das ist nicht ausreichend um nicht zu existieren. Jeder, der wirklich die gegenseitige Abhängigkeit versteht, so wie wir sie gerade beschrieben haben, fängt an, ein starkes Gespür für die Gesetze von Taten und ihren Folgen zu entwickeln – sie werden immer wichtiger für ihn. Und dies ist der Grund. Zunächst einmal führen gute Taten zu Freude und schlechte Taten zu Schmerzen; jede Ursache ist mit der ihr eigenen Wirkung verbunden – es kann niemals falsch sein und eine Wirkung geben. Diese unveränderliche Beziehung resultiert aus der gegenseitigen Abhängigkeit. Wenn du verstanden hast, in welcher Beziehung diese “gegenseitige Abhängigkeit” zum Fehlen jeder naturgemäßen Existenz steht, dann verstehst du durch die Implikation, dass Interdependenz, als Ursache und Wirkung, im herkömmlichen Sinn vollkommen korrekt und unfehlbar ist. Dies überzeugt dich vollkommen von den Gesetzen, welche alle Taten und ihre Folgen regeln – sowohl diejenigen im Kreislauf des Lebens als auch die außerhalb des Kreislaufs. Wir können also sagen, daß kein Objekt aus sich selbst heraus existieren kann, weil es von anderen Gruppen von Dingen abhängt. Und die Tatsache, dass nichts aus sich selbst heraus existiert macht Ursache und Wirkung absolut plausibel. Und weil die Abläufe von Ursache und Wirkung absolut plausibel sind, können die Samenkörner zu Keimen werden und die Keime zu Korn und so weiter. Angenommen, dies wäre nicht so und die Gerstenkörner, oder was auch immer, existierten naturgemäß aus sich heraus – dann könnten sie niemals zu Keimen werden. Gleichermaßen könnten dann auch Kinder nie zu Erwachsenen heranwachsen oder etwas ähnliches - wenn alle Dinge naturgemäß von sich aus existieren würden. Wenn die höheren Geburten naturgemäß aus sich heraus existieren würden, dann wäre es unmöglich für jemanden, der eine höhere Wiedergeburt erreicht hat, in die Hölle herabzufallen. Wenn gewöhnliche Lebewesen naturgemäß aus sich selbst heraus existieren würden, dann wäre es unmöglich für ein solches Wesen, ein Buddha zu werden und so weiter – die logischen Probleme, die daraus resultieren, dass etwas „naturgemäß“ so ist, sind vielfältig. Was wir oben gesagt haben, so schlußfolgerte unser Lama, trägt eine Lehre in sich, welche einzigartig für die “Implikations” Gruppe der Schule des Mittleren Weges ist: Das diese zwei Prinzipien – Ursache und Wirkung, oder gegenseitige Abhängigkeit und die Tatsache, daß nichts naturgemäß aus sich selbst heraus existiert – Hand in Hand gehen und jeweils eines das andere unterstützt. Anmerkungen Kapitel Neun 143. Weg der Vorbereitung: Eine weitere Gruppe von fünf Wegen oder Stufen der Wahrnehmung wird im Buddhismus beschrieben. Sie beinhaltet die Wege der Ansammlung, der Vorbereitung, des Sehens, des Gewöhnens und des „Nicht mehr Lernens“. Die fünf des „größeren“ Weges unterscheiden sich von denen des „geringeren“ Weges (siehe 56). 144. alle acht Level: Bezieht sich auf äußerst tiefe Formen der Meditation, die zu späterer Wiedergeburt in den acht Bereichen der Form und formloser Reiche führt, wleche aber noch zum Leiden gezählt werden (siehe Anmerkung 14). 145. Die Weltlichen meditieren über Konzentration... Der Vers findet sich unter 44a-44b der berühmten Lehre des Buddha (siehe Eintrag 23). Das folgende Zitat ist der nächste Vers der Sutra aus 44b. Der Wortlaut der uns vorliegenden Ausgabe unterscheidet sich leicht, aber die Bedeutung ist gleich. Udraka war ein nicht buddhistischer Weiser, der aus einer langen Zeit der Meditation erwachte und einen Wutanfall bekam, weil in der Zwischenzeit Mäuse seine eindrucksvollen Yogi-Locken angenagt hatten; aufgrund seines Ärgers wurde er in den Höllen wiedergeboren. 146. Es gibt keine Hintertür... Zitat aus f. 13b aus Meister Aryadevas Werk (siehe Eintrag 40 u. Notiz 79). 147. Weisheit, die nicht durchdrungen ist von Methode... Diese Zeilen erscheinen unter f. 313a seiner bekanten Sutra und werden durch sie anschließend erläutert (siehe Eintrag 35). 148. Durch diese Tugen mögen alle Wesen... Schlußzeilen der Sechzig Verse über die Argumentation, des Meisters, sie werden heute oft als Gebet der Widmung nach der guten Tat des Hörens der Lehre benutzt. Original f. 22b, Eintrag 5. 149. Auf weit ausgebreiteten Schwingen... Zitat unter f. 212a in Beschreiten des Mittleren Weges (siehe Eintrag 74 und Anmerkung 129). 150. Verständnis ohne Ende: Eine berühmte Lehre des Buddha, die von seinem Schüler dieses Namens erfragt wurde (Eintrag 49). Die Grund-Weisheit von Meister Nagarjuna (ca. 200 A.D.) wird unter Eintrag 4 aufgeführt; für andere Werke der berühmten „Sammlung“ siehe Biographie der englischen Übersetzung seiner Briefe an einen Freund (S. 10, Eintrag 95). 151. die Meister Buddhapalita, usw.: Für den Kommentar des Meisters Buddhapalita (ca. 500 A.D.), siehe Eintrag 85. Meister Aryadevas Werk wurde bereists aufgeführt (siehe 79), wie auch Meister Chandrakirtis Beschreiten des Mittleren Weges (Anmerkung 129). Für Eine Erklärung der Worte, siehe 73. 152. Es gibt keinen Weg zum Frieden... Aus dem sechsten Kapitel des Werkes von Meister Chandrakirti (f. 205a, Eintrag 74). Kurz gesagt sind die "zwei Wahrheiten", die erwähnt werden, das, was normalerweise „trügerische Wahrheit“ und „endgültige Wahrheit“ genannt wird. Beide sind gültig und alle Objekte haben beide. Die Abhängigkeit der Objekte (besonders in dem Sinn, wie unten beschrieben wird, im Bezug auf Konzepte und Namen) ist die herkömmliche oder trügerische Wahrheit. Ihre Erscheinung ist „trügerisch“ weil die Dinge dem Geist normaler Menschen als etwas anderes erscheinen, als das, was sie wirklich sind. Die „endgültige“ (hier „wirkliche“) Wahrheit der Dinge ist ihr Fehlen einer NichtAbhängigkeit und es wird zum ersten Mal direkt in dem wichtigen meditativen Zustand, der „Weg des Sehens“ genannt wird, gesehen. Wenn man diese Wahrheit direkt sieht, stoppt dies direkt den Prozess des Leidens. 153. Nagarjunas Schüler war Chandrakirti... Die Zeilen sind aus seinem Werk über die zwei Wahrheiten; siehe f. 72a, Eintrag 56. 154. "Detailisten" Schule: So genannt weil sie ihre Studen ausschließlich dem klassischen Kommentar widmen, der als Detaillierte Darstellung bekannt ist oder auch weil sie die Bedeutung der Darstellung verstehen (der Erste Dalai Lama, Eintrag 14 S. 14) 155. "Schriften" Schule: Der Name soll daher kommen, daß „diese Schule der Philosophen die Schriften (z.B. Sutren) als gültig betrachtet, aber die Gültigkeit der klassischen Kommentare, wie der Sieben Werke über das Wissen aberkennt. (ibid). 156. "Nur-Geist" Schule: Der Name resultiert aus der Behauptung der Schule, daß „jedes existierende Objekt nichts anderes ist, als ein Teil des Geistes“, obwohl diese generelle Beschreibung von der Schule noch weiterentwickelt wird. 157. aus einer unterschiedlichen "Substanz"gemacht: Das heißt, aus unterschiedlicher Hauptursache oder Latenz. 158. "Unabhängige" Gruppe der Schule des Mittleren Weges: Die Schule heißt so, weil ihre Anhänger den Mittleren Weg befürworten, welcher gleichermaßen das Extrem vermeidet, zu denken, dass Dinge (naturgemäß) aus sich selbst heraus existieren wie auch das Extrem, zu denken, dass Dinge nicht existieren können (wenn sie nicht naturgemäß existieren). Die „Unabhängigen“ stellen einen der zwei Teile der Schule dar; sie glauben, dass man jemanden zu der richtigen Sichtweise führen muß, nämlich dass Dinge leer sind in dem Sinne, dass sie einer naturgemäßen Existenz entbehren, indem man ein unabhängiges Objekt nimmt und es in herkömmlicher Weise diskutiert – anstatt von von der falschen Sichtweise der Person auszugehen und und die Absurdität, die diese impliziert, aufzuzeigen. Diese Punkte werden vom großen Changkya Rolpay Dorje, der eine frühere Inkarnation von Pabongka Rinpoche selbst gewesen sein soll, in Vergleichende Systeme (S.289, 305, 325; Eintrag 80). beleuchtet. 159. unbeinflussten Bewusstsein: Jede normale, "vernünftige" Wahrnehmung – der Großteil der alltäglichen Wahrnehmungen; das Gegenteil wäre die seltenen Fälle, bei denen wir etwas falsch sehen, wenn wir etwa beim Autofahren ein Blatt, das über die Straße wirbelt für ein kleines Tier halten, oder wenn wir an etwas glauben, was nicht real ist, wenn wir z.B. im Alkohol- oder Drogenrausch sind. 160. "Implikations" Gruppe der Schule des Mittleren Weges: Heißt so aufgrund ihres Glaubens, dass eine Argumentation, die eine notwendige Absurdität der falschen Sichtweise des Gegenübers impliziert, ausreichend ist, um in seinem Geist die richige Sichtweise der Natur der Dinge zu erwecken (vgl. auch Changkya Rolpay Dorje, S. 407, Eintrag 80). 161. "Funktionalisten" Gruppe: Bezieht sich auf die Detaillisten-, Schriften-, und Nur-Geist Schulen zusammen, weil alle behaupten, dass funktionelle Dinge wahrhaft existieren. 162. die vierfache Analyse: Kurz gesagt, führt Pabongka Rinpoche die vier wie folgt in seiner Abhandlung über die Stufen auf (Eintrag 47, ff. 362-377): 1) Identifizieren, was du bestreitest: Ein Objekt, das wahrhaft existieren könnte. Du kannst keinen Dieb fangen, wenn du nicht weißt, wie er aussieht. 2) Die Notwendigkeit erkennen: Dass, wenn ein Objekt wahrhaft existiert, es wirklich eines oder wirklich mehrere sein muß. 3) Wahrnehmen, dass es nicht wahrhaftig eins ist: Wenn du wahrhaftig deine Teile wärest, könntest du nicht „Teile“ sagen, da du nur eines bist. 4) Wahrnehmen, dass es nicht wahrhaftig viele ist: Wenn deine Teile du wären, dann wäre jeder einzelne Teil von dir du – so wie die Kuh bleibt, wenn man eine Ziege und ein Schaf und eine Kuh hat und dann die Ziege und das Schaf wegnimmt. Die Schlußfolgerung ist, daß, wenn du weder wahrhaftig eines noch wahrhaftig viele bist, du nicht wahrhaftig existieren kannst. Lord Tsongkapa diskutiert diese Punkte auf S. 374-475 der größeren Stufen (Eintrag 61). 163. zerstörbare Sichtweise: Diese Sichtweise wird “zerstörbar” genannt, weil sie auf mich gerichtet ist und ich eines Tages nicht mehr sein werde und auch weil die falsche Sichtweise selbst eines tages korrigiert werden und verschwinden wird. 164. Was wir hier als Selbst bezeichnen... Zitat aus seinem Kommentar zu den 400 Versen Meister Aryadevas (79). Siehe 187b, Eintrag 72. 165.Weil jedes Objekt… bezeichnet wird... Auf Seite 396 Eintrag 45. 166. Wie eine Illusion... Die gesamte Zeile findet sich unter f. 16a des Werkes, Eintrag 70. Asian Classics Institute Kurs I: Die Hauptlehren des Buddhismus Kapitel Zehn XVI. Wie du weißt, ob deine Analyse noch unvollständig ist Die dritte der fünf Teile unserer Abhandlung über die richtige Sichtweise erklärt, wie man weiß, dass die Analyse, die du mit der Sichtweise, die du hast, durchführst, unvollständig ist. Dieser Punkt wird im nächsten Vers des Quellentextes hervorgebracht. (11) Du hast noch nicht die Denkweise eines Fähigen erlangt, wenn Dir diese zwei Ideen als getrennt erscheinen: Die Erscheinung der Dinge – unfehlbare Abhängigkeit; Und Leere – jenseits von jeglicher Position. Angenommen, du hast über die Anleitungen, die wir oben gegeben haben, meditiert. Du lenkst deinen Blick auf die Analyse aller Phänomene. Wenn deine Analyse wirklich vollständig ist, dann müssen gegenseitige Abhängigkeit und Leere für dich Hand in Hand gehen und sich gegenseitig unterstützen. Trotzdem scheint es so, dass einige Leute, wie z.B. alte indische Weise und auch die frühen tibetischen Buddhisten, bei denen es so schien, als ob sie das Konzept des nicht vorhandenen naturgemäßen Selbst verstanden hätten, die gegenseitige Abhängigkeit nicht erklären konnten. Was der Vers also sagt, so folgerte unser Lama, ist dies: “Angenommen, du hast tatsächlich ein Verständnis der zwei einzelnen Konzepte: 1.) von der 'Erscheinung der Dinge’, oder Interdependenz und 2.) von der Leere- der Tatsache, dass nichts naturgemäß aus sich heraus existiert. Aber angenommen, dass dir dies als widersprüchliche Eigenschaften erscheinen – dass du denkst, dass kein Objekt die eine Eigenschaft besitzt und auch gleichzeitig die andere. "Bedenke diese zwei Ideen: (1) unfehlbare Interdependenz, bei der die Ursachen (also die Taten) einer bestimmten Art immer zu Resultaten (Folgen) der gleichen Art führen müssen; und (2) Leere, die Idee jenseits von jeglicher Position — die Tatsache, dass kein Objekt, das im Universum existiert auch nur ein einziges Atom von etwas hat, das für sich selbst existieren kann. "So lange sie dir so erscheinen, —so lange wie die zwei Ideen dir erscheinen als ob sie sich gegenseitig ausschließen würden, wie heiß und kalt — hast du noch nicht den endgültigen Punkt der Denkweise der Fähigen der Buddhas erlangt.“ XVII. Wie du weißt, daß deine Analyse vollkommen ist Dies bringt uns zum vierten Teil: Wie du weißt, dass die Analyse, die du mit der Sichtweise, welche du entwickelt hast, durchführst, vollkommen ist. Dies wird im nächsten Vers des Quellentextes erklärt: (12) Doch an einem bestimmten Punkt wechseln diese (Sichtweisen) nicht mehr, sondern kommen zusammen; Diese unfehlbare Interdependenz zu sehen bewirkt Die Offenbarung, welche deine bisherige Sicht der Dinge zerstört, Und dann hast du die Erkenntnis der korrekten Sicht verwirklicht. Und das ist gemeint, wenn wir sagen, „an einem bestimmten Punkt wechseln diese (Sichtweisen) nicht mehr.“ Wir nehmen zwei Dinge: Zunächst die Tatsache, dass alles, was die Art und Weise, wie Dinge funktionieren betrifft und das mit den guten und schlechten Taten, absolut richtig ist, auch wenn kein einziges Objekt mehr ist als die Bezeichnung, nur Namen. Zweitens ist da die Tatsache, dass wenn wir die Dinge betrachten, welche diesen Namen tragen, wir nur Leere finden: Dass es kein einziges Atom naturgemäßer Existenz gibt, egal bei welchem Objekt. An einem bestimmten Punkt erlangst du die Fähigkeit, diese zwei Tatsachen so zu erklären, sie kommen zusammen und wechseln nicht mehr. Das heißt, du kommst zu der Erkenntnis, wie sowohl Leere als auch Interdependenz sich auf ein und dasselbe Objekt beziehen können, ganz ohne Widerspruch. Dann siehst du, daß die gegenseitige Abhängigkeit unfehlbar ist, dass es nichts anderes ist, als ein Konzept zu nutzen, um die Summe der Teile zu bezeichnen, welche die Basis dafür bilden, diese Bezeichnung zu tragen. Die Einsicht dieser Tatsache; diese unfehlbare Interdependenz zu sehen, bringt dich zu einer Offenbarung welche deine bisherige Sicht der Dinge, deine Tendenz, an wahrer Existenz festzuhalten zerstört. Und wenn du dann an Leere denkst, siehst du Interdependenz; wenn du an die Interdependenz der Dinge denkst, siehst du Leere. Dies ist übrigens damit gemeint, wenn die heiligen Weisen sagten, „Wenn du das Geheimnis der gegenseitigen Abhängigkeit verstehst, kommt die Bedeutung der Leere wie ein Blitz.“167 Wenn dir all dies passiert, erkennst du, dass der springende Punkt bei der gegenseitigen Abhängigkeit ist, dass nichts wirklich existiert. Und dieser Punkt, dass nichts wahrhaft existiert, hat die Kraft, in deinem Geist die starke und bestimmte Erkenntnis zu bewirken, dass gegenseitige Abhängigkeit unfehlbar ist. Und dann weißt du, daß die Analyse, die du durchführst, indem du nun die reine Sicht der "Implikations" Gruppe der Schule des Mittleren Weges anwendest, endlich vollkommen ist. Wir können auch sagen, so folgerte unser Lama, dass du dann den einzigartigen Gedanken des Nagarjuna selbst gefunden hast. XVIII. Eine einzigartige Lehre der "Implikations" Schule Der fünfte und letzte Teil unserer Erklärung der richtigen Sichtweise bezieht sich auf eine einzigartige Lehre, welcher die “Implikations” Gruppe der Schule des Mittleren Weges anhängt. Diese Unterweisung ist Gegenstand des folgenden Verses des Quellentextes. (13) Wenn du darüber hinaus weißt, dass die Erscheinung das Extrem der Existenz eliminiert, Und die Leerheit das Extrem der Nicht-Existenz, Und wie die Leerheit als Ursache und Wirkung aufgeht, Dann wirst du niemals extremen Sichtweisen anhängen. Nun gehen alle Schulen, außer den Mitgliedern der „Implikations“ Gruppe, davon aus, dass ein Verständnis der Erscheinung der Dinge dich davor bewahrt, in das zu verfallen, was wir das „Extrem der Denkweise, dass Dinge nicht existieren“ nennen, während ein Verständnis der Leere dich davor bewahrt, in das Extrem zu verfallen, das bekannt ist als das „Extrem der Denkweise, dass Dinge tatsächlich existieren.“ Die Position der Implikations Gruppe ist jedoch die, dass kein bestimmtes Objekt, dass du auswählst, wahrhaft existiert, abgesehen davon, dass es dir auf diese Weise erscheint; und wenn du das verstehst, bewahrt dich dies davor, in das Extrem zu verfallen, zu denken, dass Dinge existieren – also endgültig existieren. Und weil diese reine Erscheinung nicht aus sich selbst heraus existieren kann, führt das Verständnis der Leere dazu, dass du in das Extrem verfällst, zu denken, dass Dinge nicht existieren – also in herkömmlicher Weise nicht existieren. Wenn etwas in gegenseitiger Abhängigkeit existiert, gibt es keine Möglichkeit, daß es etwas anderes sein kann, als etwas, das nicht naturgemäß existiert – etwas, das nicht allein stehen kann. Dies ist so, weil es dann in Abhängigkeit von der Summe der Teile auftreten muß, welche die Basis für die Bezeichnung bilden. Betrachte das Beispiel eines schwachen alten Mannes, der nicht in der Lage ist, allein vom Stuhl aufzustehen und der Hilfe beim Aufstehen braucht – er kann nicht allein stehen. Dies ist ein ähnlicher Fall: Kein Objekt kann allein stehen, kein Objekt kann naturgemäß existieren, so lange es von einem anderen Faktor abhängig ist. Allgemein gesagt gibt es viele logische Beweise, die dazu herangezogen werden können, um die Bedeutung der Begriffes ‘kein naturgemäßes Selbst” zu erläutern. Es gibt jedoch eine, die alle anderen in den Schatten stellt und zwar diese: Der „Beweis durch Interdependenz.“ Sagen wir, wir wollen dies Argument gegenüber jemandem brigen und sagen: Stell dir einen Keim vor. Er kann nicht wahrhaft existieren, denn er ist abhängig von anderem. Anhänger bestimmter nicht buddhistischer Schulen würden dann sagen: “Ich stimme deiner Begründung nicht zu”, was heißt, “Keime sind nicht abhängig von anderem (interdependent)”. Das müssen sie sagen, weil sie glauben, dass jedes Objekt im Universum die Manifestation einer ursprünglichen Einheit ist. Die Mehrheit der frühen tibetischen Buddhisten verfiel in das Extrem, was da heißt “denken, daß die Dinge aufgehört haben”, denn sie sagten, daß wenn etwas nicht wahrhaft existiert, dann könnte es überhaupt nicht existieren. Die Schulen unterhalb der Nur-Geist Schule, die Gruppen der Schulen, die alle als „Funktionalisten“ bekannt sind, fallen alle in das Extrem „zu denken, dass Dinge beständig sind“, weil sie die Interdependenz nicht erklären können, wenn sie akzeptieren, dass nichts von Natur aus existiert. Anhänger der „Unabhängigen“ Gruppierung der Schule des Mittleren Weges akzeptieren die Idee der Interdependenz, stimmen aber nicht damit überein, dass, wenn etwas in Abhängigkeit von anderem existiert, es dann „per Definition nicht existieren kann“. Auch dies kommt dem Extrem gleich, zu denken, die Dinge wären von Dauer. Die wahren Weisen der Schule des Mittleren Weges machen eine vierfache Unterscheidung: Sie sagen, dass nichts naturgemäß existiert, aber nicht, dass gar nichts existiert. Der Irrtum der Funktionalisten und der anderen Schulen ist der, dass sie nicht zwischen diesen vier unterscheiden: Den zwei Arten des „nichts existiert“ und den zwei Arten des „alles existiert.“ Nach dem Implikations System können beide Extreme – zu denken, daß die Dinge dauerhaft sind und zu denken, dass die Dinge aufgehört haben – mit einem einzigen logischen Argument verhindert werden:“Es kann nicht wahrhaft existieren, weil es abhängig von anderem ist.“ Der erste Teil des Arguments bewahrt uns vor dem Extrem, zu denken, dass die Dinge dauerhaft sind; der zweite, vor dem Extrem, zu denken, dass sie aufgehört haben. Mein eigener werter Lehrer, Chone Lama,168 sagte immer, daß beide Teile des Arguments jeweils beide Extreme verhinderten—Dauerhaftigkeit und das Ende. Er erklärte es folgendermaßen: Der wörtliche Sinn des ersten Teils des Arguments “Es kann nicht wahrhaft existieren”, dient dazu, das Extrem der Denkweise, daß die Dinge dauerhaft sind zu vermeiden. Die Implikation der Feststellung, dass etwas nicht „wahrhaft“ existieren kann, ist jedoch, dass es allgemein gesprochen nicht „ohne Existenz“ ist. Und diese Beschreibung, so sagte er, war ausreichend für uns um den Prozess des zweiten Teils der Behauptung selbst herauszufinden:“… weil es abhängig von anderem ist.“ Mit diesem Verständnis können wir sehen, warum der glorreiche Chandrakirti sagte: Daher durchschneidet diese beweisführende Interdependenz Das Netz jeder falschen Sichtweise.169 Wir haben also gezeigt, daß kein Ding im Universum wahrhaft existiert; wir haben als Grund dafür angegeben: „weil es von anderen abhängig ist“; und wir haben gezeigt, dass diese zwei Tatsachen einen davor bewahren können, in das eine oder andere Extrem zu verfallen. Das ist auch der Grund, warum wir Aussagen, wie die folgenden aus der Grundlegenden Weisheit finden: Alles ist richtig für jedes Ding Für das der Zustand der Leere richtig ist.170 Oder die bekannten Zeilen aus der Sutra: Form ist Leere, Leere ist Form.171 Die letzten Zeilen werden übrigens aufgeführt, um zu zeigen, daß Interdependenz selbst leer ist und Leere selbst abhängig ist von anderem. Es hilft dir beim Verständnis dieses Punktes, wenn du das gleiche Muster nimmst und es so liest: Ich bin Leere Leere ist ich. Kurz gesagt, so schlußfolgerte unser Lama, sind die Gesetze von Ursache und Wirkung vollständig richtig für jede Einheit, die leer ist an naturgemäßer Existenz. Wenn du nur vermeiden kannst, in eines der beiden Extreme zu verfallen, wirst du ansonsten keine großen Schnitzer machen bei deiner Anstrengung, die richtige Sichtweise zu entwickeln. ÜBUNG XIX. Anwendung des Gelernten Wir haben nun den letzten, vierten Teil der gesamten Erklärung des Hauptteils des Textes erreicht. Er besteht aus starken Worten der Ermutigung – dass der Leser versuchen sollte, die Wahrheit dieser Anleitungen zu erkennen und dies dann auch tatsächlich praktizieren sollte. Wie der letzte Vers des Quellentextes sagt: (14) Hast du das Wesentliche dieser Drei Hauptpfade so gut wie ich verstanden, Begieb’ dich in die Einsamkeit, mein Sohn, und Streng dich nach besten Kräften an, um deinen ultimativen Wunsch schnell zu verwirklichen. Dieser Vers ist eine sehr persönliche Anweisung, die Lord Tsongkapa aus dem tiefsten Gefühl der Liebe heraus uns allen, die wir ihm nachfolgen wollen, gegeben hat. Er sagt zu uns, „Gehe zuerst und versuche die Hauptpunkte der Drei Hauptpfade zu verstehen, so wie ich sie oben erklärt habe; tue dies, indem du die Lehren immer und immer wieder hörst. “Nutze dann die Kontemplation, um ein Verständnis der Wahrheit dieser Punkte zu erlangen; tue dies indem du dich zurückziehst und in einem Zustand der Isolation verweilst, in welchem du alle Bande zu diesem Leben durchtrennst und in Einklang mit den Prinzipien der beschränkten materiellen Bedürfnisse lebst und zufrieden bist, mit dem, was du hast – beschränke deine Anliegen und Aktivitäten. Unternimm große Anstrengungen bei diesen Übungen; handle rasch, verliere dich nicht darin, die Übungen auf die lange Bank zu schieben; und dann, mein Sohn, verwirkliche den ultimativen Wunsch all deiner vielen Lebenszeiten.“ Es gibt tiefgehende wichtige Punkte auch bei diesen Worten, die der Lord bezüglich der wichtigen Punkte gebraucht hat. Das Wort „Isolation“ z.B., bezieht sich nicht nur auf eine äußerliche Isolation – sich an einem Ort aufzuhalten, der fern ist von der Hektik des Lebens – sondern in deinem eigenen Geist: Halte deinen Geist davon ab, seine übliche InterkontinentalReise zu den acht weltlichen Gedanken und tausend täglichen Hoffnungen und Ängsten zu unternehmen.172 “Nach besten Kräften anstrengen” hat seine eigene besondere Bedeutung: Wir sagen z.B. nicht, dass du „dich anstrengst“, wenn du dich bemühst, eine schlechte Tat zu vollbringen. Wirkliche „Anstrengungen“ sind die, welche man mit einem Enthusiasmus für das Gute unternimmt. „Dein ultimativer Wunsch“ beginnt in gewissem Sinne jetzt und geht weiter bis zu dem Punkt, an dem du selbst ein Buddha wirst. Und was der Vers sagt, ist, dass du alle Kraft aufwenden sollst, um das Ziel jetzt zu erreichen, schnell, denn du kannst nicht wissen, wie viele Tage in deinem Leben noch verbleiben. Was bedeutet es, “sich nach besten Kräften anzustrengen”? Leute wie du und ich können morgens bestimmte Übungen machen, einen Retreat besuchen um eine besondere Beziehung zu einem heiligen Wesen aufzunehmen, und wenn es Abend wird, halten wir Ausschau nach irgendwelchen mystischen Zeichen dafür, dass die Übungen wirken – wir erwarten dann, irgendeine Gottheit von Angesicht zu Angesicht zu sehen, oder Stimmen zu hören, die uns sagen, dass wir an dem und dem Tag Erleuchtung erlangen werden, oder dass wir einen besonderen Traum oder eine Vision haben. Aber das hat mit religiöser Praxis nichts zu tun. Die Schriften sagen, dass sogar unser mitfühlender Lehrer, der Lord Buddha, drei „zahllose“ Ewigkeiten173 praktizieren musste, bevor er den Zustand der Erleuchtung erlangte. Du und ich müssen uns also denken, „ich bin bereit, nicht weniger als hunderttausend Lebenszeiten mit meiner Praxis zu verbringen, wenn es nötig ist.“ Wir müssen viel Zeit mit dem Lernen und dem logischen Denken verbringen und dann über die verschiedenen Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft meditieren. Dazu müssen wir uns ein Ziel setzen, um zu üben und um die drei Hauptpfade vollständig zu erkennen: Wir müssen sagen, „Bestenfalls erlange ich sie an einem Tag. Wenn es einen Monat dauert, betrachte ich das als Durchschnitt. Aber wenigstens werde ich mich bemühen, die in diesem Jahr zu erlangen.“ Wir sollten den Worten des Geshe Dolpa folgen, einem der Seher des Wortes, der sagte: Stufen auf dem Weg! Stufen auf demWeg! Alles lässt sich in drei kurzen Worten zusammenfassen: “Schaue weit nach vorn”, “Denke sehr groß”, „Behalte den Schritt bei.“174 Was er mit dem Ausdruck „Schaue weit nach vorn“ meinte, war, dass wir unser Augenmerk darauf richten sollten, ein Buddha zu werden. „Groß denken“ bedeutet, dass wir uns denken sollten,“um meine Erleuchtung zu erlangen, werde ich absolut alle Pfade praktizieren, einen nach dem anderen: Die der drei größer werdenden Dimensionen und die der Geheimlehren – die Ebenen der Erschaffung und Vollendung." Was die weltliche Seite der Dinge betrifft, so machen Menschen, die wissen, daß sie innerhalb eines Jahres sterben müssen, noch große Pläne und führen sich auf, als ob sie hundert Jahre alt werden würden. In spiritueller Hinsicht, sind du und ich genau das Gegenteil: Wir richten unser Augenmerk auf das, was direkt vor uns liegt, was die dreifache Praxis des Lernens, der Kontemplation und Meditation betrifft – und wenn es so nur die paar Gebete sind, die wir täglich rezitieren sollen. Wir wählen immer die einfachste Übung aus – wir denken klein, wir denken „dies ist alles, was ich schaffen kann.“ Aber du hast Unrecht: Wenn du dich wirklich bemühst, steht es nicht in Frage, daß du sogar ein Buddha werden kannst. Wie es im Leben des Bodhisattvas heißt, Sei kein Versager und denk nicht „Wie könnte ich jemals ein Buddha werden?“ Diejenigen, die Den Weg Gegangen sind sprechen Die Wahrheit und dies ist eine Wahrheit, die sie gesprochen haben: “Sogar diejenigen, die als Käfer leben, als Fliegen oder Mücken oder sogar als Bazille, erreichen unvergleichliche, hart umkämpfte Buddhaschaft Wenn sie sich wirklich bemühen.“ Hier bin ich als Mensch geboren worden, der in der Lage ist, richtig und falsch zu unterscheiden; Was könnte mich davon abhalten, Erleuchtung zu erlangen Wenn ich meine Taten weiterhin auf die Erleuchtung ausrichte?175 Daher solltest du bei deinen weltlichen Angelegenheit so klein wie möglich denken, aber bei deinen spirituellen so GROSS wie möglich. Die Worte den “Schritt beibehalten” bedeuten, daß du bei der Praxis vermeiden soltest, einmal große Anstrengungen zu unternehmen und dann vollständig aufzuhören – und nur herumzuliegen und nichts zu tun. Stattdessen solltest du lieber einen gleichmäßigen Schritt bei den Anstrengungen, die spirituellen Übungen betreffend, beibehalten: Lass es unablässig fließen, wie einen großen Fluß. Tue alles, was in deiner Kraft steht, so folgerte unser Lama, um zum Kern dieses Lebens der Möglichkeiten zu gelangen. ZUM SCHLUSS XX. Die Schlussfolgerund der Erklärung Dies bringt uns zum letzten der Hauptteile dieses Werkes: Die Schlußbemerkungen als Schlußfolgerund unserer Erklärung des Textes. Diese sind in der Schlußschrift nach dem letzten Vers des Quellentextes aufgeführt: Diese Anweisungen wurden Ngawang Drakpa, einem Bruder aus dem Distrikt Tsako, von dem sehr gelehrten buddhistischen Mönch, dem ruhmreichen Lobsang Drakpa gegeben. 176 Nun werden einige von euch, durch sorgfältiges Zuhören und Nachsinnen über die drei Hauptpfade, so wie wir es oben erklärt haben, schließlich zu einer wirklichen Erkenntnis darüber gelangt sein, was sie bedeuten – und ihr wollt vielleicht den nächsten Schritt unternehmen: Die Meditiation über diese Pfade, damit sie tatsächlich in eurem Geist reifen können. Dazu müsst ihr den richtigen Ablauf der Visualisierungen kennen.177 Die allererste Zeile des Quellentextes, “Ich verneige mich vor allen hohen und heiligen Lamas”, zeigt uns – indirekt – die ersten Schritte, die wir unternehmen müssen. Dies umfasst die Visualisierung der traditionellen Versammlung heiliger Wesen, was wir das „SammlungsFeld“ nennen 178 und auch die Übungen zur Sammlung großer Mengen guter Taten und die Reinigung von schlechten Taten. Kurz gesagt, müssen wir die „vorläufige Praxis“ oder ähnliche Texte benutzen, die sich entweder auf den Weg der Glückseeligkeit oder den Schnellen Weg beziehen.179 Sogar in den Abschnitten über das Erlangen einer korrekten Motivation musst du im Geiste den gesamten Weges von Anfang bis Ende vollständig wiederholen. Das heißt, dass du auch die Stufen auf dem Weg bedenkst, bei denen du zu erkennen versuchst, wie wertvoll dein Leben der Muße und des Glücks ist, wie schwer es ist, ein solches Leben zu finden usw. Es gibt hier einen sehr wichtigen Unterschied, wenn du bei der Meditation deinen Geist mit einer wahrhaft außergwöhnlichen Motivation füllst – dem Wunsch ein Buddha zu werden, zum Wohle jedes Lebewesens, der Haltung der höchsten Dimension, dann werden die Erkenntnisse, die du auf diesen bestimmten Stufen erlangst, nur Wege sein, die du mit den Anhängern der unteren und mittleren Dimension teilst, und nicht der tatsächliche Weg oder die Haltung dieser Leute. 180 Wenn du zu dem Teil kommst, wo du Zuflucht suchst, kannst du verschiedene Systeme benutzen – entweder das aus dem Weg der Glückseeligkeit, des Schnellen Weges oder aus dem Sammlungs-Feld Gemälde, das sich auf diese Lehre bezieht – zur Visualisierung der Wesen, wleche dich beschützten werden. Es gibt auch zwei Wege, um sich vorzustellen wie Ambrosia von ihnen ausgeht und dich reinigt: Es kann an der Außenseite eines Lichtstrahls entlang pulsieren oder sich entlangwinden, oder auch durch das Innere eines Schlauchähnlichen Strahles herab fließen. Das, was durch Ambrosia gereinigt werden muß, sind unsere vergangenen schlechten Taten und all die Dinge, die unseren spirituellen Fortschritt behindern. Die Wurzel aller Probleme ist unsere Tendenz, die wir alle tief in unserem Herzen haben, uns selbst über andere zu stellen. Daher stellst du dir alle schlechten Taten und Hindernisse als pechschwarzen Klumpen dort vor: In deinem Herzen. Das Ambrosia-Licht durchdringt deinen Körper und zwingt alle Schwärze nach unten weg. Unterirdisch, sitzt der Herr des Todes unter dir, in Form einer riesigen schwarzen Sau.181 Sie ist gekommen, weil sie nach deinem Leben hungert und ihre Schnauze ist weit geöffnet und nach oben gerichtet, wartend. Es ist äußert wichtig, an diesem Punkt, dass du dir vorstellst, wie die Schwärze in ihr offenes Maul tropft – das stellt sie völlig zufrieden und sie wird nie wieder versuchen, dich zu verletzen. Wenn du Zuflucht suchst, richtest du deinen Geist auf die zwei Gründe dafür.182 Wenn diese zwei Gefühle für dich nur künstlich und erzwungen sind, wird auch deine Zuflucht nicht besser sein. Aber wenn sie wirkliche Gefühle sind, wird deine Zuflucht auch wahrhaftig sein. In der Phase deiner Meditation, wenn du den Wunsch übst, Erleuchtung für jedes Lebewesen zu erlangen, kommt ein Punkt, an dem du dir vorstellst, dass du dieses Ziel bereits erreicht hast, um es später tatsächlich zu tun. Dabei visualisierst du, dass alle Bewohner des Universums rein sind und frei von jeglichen schlechten Taten oder spirituellen Hindernissen. Das Universum selbst, der Ort, an dem diese Wesen wohnen, ist ein Produkt unserer kollektiven Taten – und so musst du dir vorstellen, dass es ebenfalls vollständig rein ist. Diese Unterweisung ist von großer Wichtigkeit; sie stammt aus derselben Quelle wie die heiligen Praktiken der großen geheimen Traditionen, bei denen man Herr einer mystischen Welt wird. Als nächstes kommst du in der Meditation zur Übung des “Unermesslichen”;183 hier musst du dir darüber klar sein, dass dies nicht nur das ist, was auch "vier Orte des Reinen” genannt wird, sondern etwas ganz anderes. Das Mitgefühl z.b. ist nicht nur herkömmlicher Art: Es ist Großes Mitgefühl. Und die liebevolle Güte ist Große Liebevolle Güte. Bei der Reihenfolge der vier “Unermesslichen” ist es wichtig, daß du zuerst über das Gefühl der Neutralität allen Wesen gegenüber meditierst; dies entspricht dann der Stellung des Gefühls in der siebenteiligen Anweisung zu Ursache und Wirkung zur Entwicklung des Wunsches nach Buddhaschaft zum Wohl jedes Lebewesens. Der nächste Teil der Meditation wird der „besondere Wunsch nach Buddhaschaft“184 genannt. Es ist nicht der Wunsch selbst, aber es ist sehr wirksam für die Entwicklung des Wunsches. Hier sind einige Anmerkungen über den nächsten Schritt der Meditation, bei der du das “Sammlungs-Feld” visualisierst. Es gibt einen magischen Baum unten im Bild, einen Baum, der jeden Wunsch erfüllt. Du solltest dir vorstellen, dass er aus der Vereinigung deiner eigenen Verdienste und des Wunsches nach Erleuchtung der Wesen der Versammlung erwächst. Lord Tsongkapa, in der Mitte der Gruppe, ist weiß; dies symbolisiert die Qualität, die er besitzt und die wir erlangen möchten: Uns von beiden Arten der Hindernisse zu reinigen – denen, die uns daran hindern, Nirvana zu erreichen und denen, die uns daran hindern, vollkommene Erleuchtung zu erreichen. Zur Linken Lord Tsongkapas ist ein Band der Schriften, welchen du als die Acht-Tausend Verse über die Perfektion der Weisheit visualisieren solltest.185 Dies soll die verschiedenen Level und Bedürfnisse der verschiedenen Schüler symbolisieren, je nachdem, wie scharf ihr Verstand ist. Diese Punkte, so sagte uns unser Lama, waren eine mündliche Lehre seines eigenen Lehrers, des Großen Tutors – dem Hüter des Diamanten.186 Die Schriftenband in deiner Meditation spricht zu dir und erläutert seinen Inhalt. Du solltest dir vorstellen, dass das Buch über genau die Übungen spricht, mit denen du arbeitest – Entsagung, den Wunsch, ein Buddha zu werden für alle Lebewesen usw. Unser Lama gab uns spezielle Instruktionen zum „dreifachen Wesen“, bei der wir ein heiliges Wesen in Lord Tsongkapas Herz visualisierten und noch ein heiliges Wesen inmitten des Herzens dieses Wesens. Wenn du die Lehrer der sogenannten Abstammungslinie des „Segens für die Praxis“ visualisierst, solltest du dich an den folgenden Vers halten, der auch als „Wissen, das die Welt Aufschließt“ bekannt ist. 187 Dabei stellst du dir alle Figuren, außer dem Hüter des Diamanten vor, wie sie in der Form der Sanften Stimme erscheinen. Wenn du die gleiche Abstammungslinie in der Meditation der aus dem Handbuch Darbringung für die Lamas,188 visualisierst, gibt es einen Unterschied, je nachdem, ob du es mit der Praxis des Großen Siegels verbindest oder nicht. Die Schutzgottheiten und ähnliche Wesen in der Visualisierung stellt man sich so vor, wie im Weg der Glückseeligkeit und dem Schnellen Weg. Dies bedeutet, daß du vor dir diejenigen hast, welche zur Gruppe der Geheimlehren, die als “Unübertroffene” bekannt sind, gehören. Zur Rechten der Figur in der Mitte sind die aus der Gruppe der „Meister Praktizierenden“; im Hintergrund die der „Aktivitäten“ Gruppe und links die der „Handlungs“ Gruppe.189 Du kannst diese Visualisierung auch noch anders machen. Stell dir im Vordergrund das göttliche Wesen vor, das als „Geheime Sammlung“ bekannt ist. Zur Rechten der Figur in der Mitte ist der „Erschreckende“, zu seiner Linken ist ist die „Höchste Glückseeligkeit“ und im Hintergrund ist der „Hüter des Diamanten“ oder jemand ähnlches. Um sie herum sind Gottheiten der Gruppe der Meister Praktizierenden und außerhalb dieser Gruppe die der Aktivitäten Gruppe, dann die Handlungs Gruppe usw. 190 Es gibt drei verschiedene Wege, wie man das Badehaus aus Kristall visualisiert, wenn man an die Stelle kommt, wo man sich vorstellt, daß man den Körper jedes der heiligen Wesen wäscht, als Darbringung. Du kannst ein Haus in jeder der vier Richtungen erscheinen lassen, oder im Osten oder Süden. An diesem Punkt siehst du dich selbst, wie du Kopien von dir aussendest, so dass drei von dir vor jedem Mitglied der Versammlung stehen. Wenn du viele Körper von dir selbst aussendest, hier und an anderen Stellen der Meditation, hat dies einen zusätzlichen Nutzen: Es lässt dein Potenzial reifen, dich tatsächlich auszusenden. Du wirst die Fähigkeit erlangen, wenn du die verschiedenen Bodhisattva Level erreichst und es zum Wohle anderer nutzen. Wenn du zur letzten vorläufigen Praxis gelangst, dem Bittgesuch, solltest du vor allem den Text des „Wissens das die Welt Aufschließt“ benutzen. Es ist hier zulässig, die zentrale Figur mit einem “Körper Mandala” zu visualisieren, wenn du willst – mit einer kompletten geheimen Welt und ihren Bewohnern als Teil des eigenen Körpers. Benutze die, welche du in der Darbringung für die Lamas 191 findest. Für alle anderen Teile der Meditation – ob sie sich auf die vorläufigen Übungen beziehen, auf die Meditation selbst, oder die richtige Beendigung – solltest du dich nach den verschiedenen Texten über die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft richten und die passenden Abschnitte anwenden. Es ist sehr gut, wenn du am Ende deiner Meditationssitzung ein Gebet zum Ende sprechen kannst, das mit den Worten beginnt, „möge diese gute Tat, die für viele andere steht…“192 Ich hatte das große Glück, so schloß unser Lama, diese Lehren über die Drei Hauptpfade—sowohl über die Verse des Textes und auch des Kommentares – zu Füßen vieler heiliger, vollendeter Weiser zu erhalten. Ich vernahm sie von den heiligen Lippen meines eigenen geschätzten Lamas, meines Beschützers und Retters, welcher der Herr des Wunsches nach Buddhaschaft für alle Wesen ist und welcher der Retter Serlingpa selbst war.193 Und ich hörte sie von meiner Zuflucht und meinem Herrn, dem Hüter des Diamanten von Drupkang, dessen gesegneten Namen meine Lippen kaum wert sind auszusprechen – dem guten und ruhmreichen Lobsang Ngawang Tenzin Gyatso. Ich habe hier versucht, euch nur eine kurze Unterweisung in den drei Hauptpfaden zu bieten, indem ich die Zeilen des Quellentextes als Leitlinie nahm. Ich flehe jeden hier an, bitte sei so freundlich und nimm, was ich mit meinen Worten gegeben habe und praktiziere es, so gut du nur kannst. So segnete uns unser Lama und mit Freude sprach der die Verse, mit denen wir eine großartige gute Tat dem Wohl jedes Lebewesens widmen.194 GEBET XXI. Gebet eines Schülers Er ist der Herr, der die Schau aufführt und dann absetzt, Eine Myriade, ein Ozean mächtiger Taten ausgeübt von den Siegern aller drei Zeiten, um die Tradition der Lehre zu bewahren welche beide Wege verbindet, den, der von der Sanften Stimme weitergegeben wurde Und den des Retters des Liebevollen, den tiefen Gedanken der Sieger.195 Er ist ein Gott, der zum unvergleichlichen Mysterium seines Geistes geht, einem Schatz aus dem alle zehn Kräfte strahlen, um von der Goldmine der Weisen zu sprechen; Er ist Lobsang Drakpa, glanzvoller Ruhm, und in diese Welt kamen Die Juwelen des heiligen Dharma, die seine Lippen ausspien.196 Er ist der verehrte Vater aller Sieger; in der Form ihres Sohnes, eines Kindes197 Gab er eine Lehre, welche die Essenz des Nektars von der Sahne der achtzigtausend herauszieht198 das Mysterium der Reden des Buddhas: Wir nennen es Drei Hauptpfade, bekannt wie die Sonne am Himmel des unbefleckten Wortes. Seine Zeilen sind keine leeren Worte, nur vermeintlich tief, unvollständig, sondern bringen tausend Reichtümer hervor, Rat aus Erfahrung von jeder Stufe der Bedeutung selbst, die hohen Wege in ihrer Gesamtheit, Welche den Ruhm des Guten der Welt des Friedens einfangen, wo auch immer.199 Komm großer Krieger, der du keine Angst hast vor dem, was dich weise macht; Nimm den Bogen dieser wundervollen Bücher, das wahre Wort, offen und geheim; Nutze es mit den gefiederten Pfeilen der Argumentation, Weg der Weisen Überall auf der Welt, durchdringe die Herzen Derer, die falsch lehren würden. Wann werde ich mich entscheiden, dem Rest meines Lebens Bedeutung zu verleihen? Wann werde ich diese Lüge des Glücks in diesem Leben fort werfen, Die glänzende Umarmung des Festhaltens an guten Dingen in dieser Welt, Mein ewiger Freund, der Feind meines ewigen Glücks. In diesem und meinen zukünftigen Leben möge ich niemals versäumen, mehr der kurz- und langfristigen Ursachen zu sammeln, welche mir beide Körper bringen;200 Möge ich die Schönheit solcher Augen gewinnen, welche mich und auch andere leiten Auf den großartigen Wegen, gerichtet auf die Weisen und Meister vor uns. Dies ist keine Last, die jemand wie ich jemals tragen könnte, Aber ich habe mein Bestes versucht, um seine Wortgewandtheit in Schwarz und Weiß niederzulegen. Ich habe vielleicht Fehler gemacht und habe vielleicht einige Wörter oder Bedeutungen verloren, oder ähnliches; Ich knie nieder vor meinem Lama und gebe freimütig jeden Irrtum zu. Durch die reine weiße Macht von Taten wie dieser, die ich vollendet habe, Mögen meine Gedanken und auch die der anderen, zum heiligen Dharma werden. Möge sie dazu führen, dass wir alles was uns an dieses Leben fesselt abstreifen können, Und uns helfen, die beste Essenz aus der Zeit und den Möglichkeiten, die wir haben, zu gewinnen. Dies also ist die Lehre über die drei Hauptpfade, die uns unser Herr und Lama gegeben hat, der und die drei Arten der Güte gewährte 201, unser Retter, der Gott, der im Zentrum des Universums steht, der Hüter des Diamanten selbst, der gute und glorreiche Pabongka. Er gab uns viele Male diese tiefgründigen Unterweisungen, indem er die Worte des Quellentextes als Leitlinie nahm. Bei verschiedenen Anlässen, bei denen er diese Unterweisung gab, wurden Aufzeichnungen gemacht; es gab fünf solcher Manuskripte, die sich in den Händen verschiedener Leute befanden. Sie sind hier von mir selbst, Suddhi Vadzra202, zusammengestellt worden, einem Mönch des Den Klosters, einem Mann, den sein Mangel an spritituellem Wissen schmerzt, einem Blender in Mönchsrobe, dem alleruntersten im ganzen großen Kreis von Schülern, die sich ehrwürdig verbeugten und mit ihren Köpfen den heiligen Staub unter den Füßen des großen Lamas berührten, unseres lieben Vaters, dessen Freundlichkeit niemals vergolten werden kann. Ich konnte dieses Werk vollenden, aufgrund des Segens dieses höchsten Führers selbst; welche ich während der vielen Jahre erhielt, die ich an seiner Seite weilte, während er lebte und die, welche sogar heute noch von seinen sterblichen Überresten, seinen wertvollen Reliquien ausgehen. Ich habe diese Seiten dort geschrieben, wo sich auch diese Reliquien befinden, umgeben vom Licht, das von ihnen ausgeht, in der heiligen Einsiedelei, die bekannt ist als Tashi Chuling.203 Möge es allen Lebewesen helfen! EIN GEHEIMER SCHLÜSSEL XXII. Ein geheimer Schlüssel zu den Drei Hauptpfaden Hier ist ein "Geheimer Schlüssel zu den Drei Hauppfaden," bestehend aus den Notizen Gungtangs.204 Die Anfangszeile von Lord Tsongkapas Drei Hauptpfaden,welche wir die "Darbringung des Lobpreises," nennen, soll die Wurzel aller erfolgreicher Praxis andeuten – richtiges Vertrauen auf einen spirituellen Lehrer – und die sechs vorbereitenden Maßnahmen.205 Die Zeilen umfassen auch diejenige, die da heißt „die Essenz aller hohen Lehren der Siegreichen“ und können sowohl auf jeden der drei einzelnen Wege bezogen werden, oder auf alle drei zusammen. Wenn du jemanden in den drei Pfaden unterrichtest, gehst du sie einen nach dem anderen durch; aber wenn du über sie meditierst, muß jeder von den anderen beiden durchdrungen sein. Dies kannst du aus der einleitenden Referenz auf die zweiten beiden Wege erkennen. Wenn du deine Meditationen nicht auf diese Art durchführst, dann können deine Gefühle der Entsagung nicht als Pfad des größeren Weges betrachtet werden. Jeder hat manchmal das Verlangen nach einer spirituellen Praxis, aber wir alle werden um diese Chance gebracht durch unsere Tendenz, unsere Übungen auf einen anderen Tag zu verschieden. Darum gibt uns Lord Tsongkapa im Quellentext die Unterweisung über dieses wertvolle Leben der Möglichkeiten zusammen mit den Ratschlägen bezüglich unseres nahenden Todes. Er stellt auch die Lehre über die Probleme zyklischer Existenz und die Lehre über die Taten und ihre Folgen nenbeneinander – aus dem Grund, daß jeder Schmerz, den wir in diesem Lebenskreislauf fühlen von den schlechten Taten der Vergangenheit verursacht wird. In den Versen, in denen er erklärt, wie man über den Wunsch nach Erleuchtung meditiert, verknüpft er ebenfalls beide Systeme – das, welches von Lord Atisha gelehrt wurde und das, welches auf Meister Shantideva zurückgeht. Die Tatsache, dass das Wort „Mütter“ in diesen Versen im Plural steht, bezieht sich auf das eine System, in dem man den Selbstbezug mit der Sorge für andere austauscht - eine Art Gleichgesonnenheit.206 Schon die Erwähnung des Wortes “Mutter” soll sich auf die Stufe anderer Systeme beziehen, auf der man erkent, daß alle Wesen deine eigene Mutter sind. Und die Worte, welche vor der Erwähnung der „Mütter“ stehen, sollen den Schritt des Mitgefühls hervorbringen. Wenn du “bedenkst, was passiert”207 kann dies auf zweierlei Weise passieren. Du kannst bedenken, was andere Wesen in der Vergangenheit für dich getan haben, als sie deine Mütter waren; auf diese Weise erinnerst du dich an ihre Freundlichkeit in dem Schritt, der nun folgt, indem du sie zunächst als Mütter anerkennst, in dem einen System. Darüberhinaus kannst du auch bedenken, was andere Wesen sogar jetzt jeden Tag für dich tun; so wird es in dem System praktiziert, bei dem du dich und andere austauschst. Diese zweite Art, dies zu praktizieren erzeugt phantastische Resultate: Du musst dich nicht länger darum sorgen, dass du die Chance verpasst hast, dieses fruchtbare Feld zu bestellen indem du ihre Freundlichkeit zurückzahlst, denn sie sind hier um dich herum, jede Menge Felder, die man bepflanzen kann. Es ist nur dein Fehler, dass du ihre gegenwärtige Freundlichkeit nicht erkennst; sie sind dein Ticket zur Erfüllung der Bedürfnisse jedes Lebewesens, aber du vergilst es ihnen nicht. Das Konzept der gegenseitigen Abhängigkeit oder Interdependenz kann sich darauf beziehen, dass Dinge Ursachen haben. Manchmal jedoch können Dinge herumgedreht werden, wie Speere, die man in den Boden rammt, damit sie einen Baldachin tragen und so können wir oft sagen, dass „Ursachen“ von den „Resultaten“ abhängen. Daher basiert das System, auf das wir hier zurückgreifen, hauptsächlich auf gegenseitige Abhängigkeit im dem Sinn der Bezeichnung aufgrund von Abhängigkeit. Wie funktioniert das Bezeichnen? Angenommen jemand hat niemals den Namen “Tashi” gehabt und dann gibst du ihm eines Tages den neuen Namen „Tashi“.208 Nach ein paar Tagen hast du vergessen, daß du selber es warst, der ihm den Namen “Tashi” gegeben hat und er beginnt für dich von selbst wie “Tashi“ auszusehen. Der Prozess aufgrund dessen sich deine Wahrnehmung ändert ist sehr subtil und schwer zu erkennen. Du kannst alle Bücher lesen und denken, du weißt was Nicht-Selbst ist, aber dann musst du zurück gehen zu den Systemen der unteren Schulen und dich nach oben arbeiten: Vergewissere dich, dass du dir auch vorstellen kannst, was sie unter „Nicht-Selbst“ verstehen. Wenn du es nicht kannst, dann bist du vielleicht selbst ziemlich weit entfernt von der richtigen Sichtweise.209 Hier in seinen Versen macht Lord Tsongkapa zunächst die Feststellung, dass - wenn du nicht die Weisheit hast, die endgültige Realität wahrzunehmen, dich die anderen zwei Hauptpfade auch nicht befreien können. Der Punkt, den er hier machen will ist „wenn du Interdependenz verstehst, verstehst du die engültige Realität; wenn nicht, dann verstehst du es nicht.“ Und das gleiche gilt für das Festhalten an der Tatsache, daß dich ein Verständnis der Erscheinung der Dinge davor bewahrt, in das Extrem zu verfallen, zu denken, daß Dinge existieren. Sogar eine Schule, die keine buddhistische Schule ist, wie die sogenannten „Verstoßenen“210 kann das Gegenteil denken: Noch nicht einmal sie machen den Fehler zu leugnen, dass ein Verständnis der Erscheinung der Dinge dich davor bewahrt in das Extrem zu verfallen, zu glauben, dass nichts existiert. Daher ist die Idee, die dich davor bewahrt in das erste Extrem zu verfallen wahrhaft einzigartig. Das oben genannte sind nur wengige Worte der Unterweisung, aber sie stellen die konzentrierte Essenz von allem dar, was der Meister Tutor, der Wertvolle, gelehrt hat. Bewahre sie daher in deinem Herzen. Der ursprüngliche Holzblock-Druck dieses Textes wurde von einem Anhänger voll unvergleichlichen Glaubens und Moral gesponsort, vom Haus Hlalu, einem wahrhaften Garten der Glückseeligkeit.211 Er widmet diese Tat dem höchten Gut jedes Lebewesens. Anmerkung Kapitel Zehn 167. Wenn du das Geheimnis …verstehst. Quelle des Zitats nicht gefunden. 168. werter Lehrer, Chone Lama: Bezieht sich auf Pabongka Rinpoches Lehrer namens Chone Geshe Lobsang Gyatso Trin. 169. Daher durchschneidet diese beweisführende Interdependenz… Zitat aus seinem Beschreiten des Mittleren Weges ff. 206b-207a (Eintrag 74). 170. Alles ist richtig... Zitat aus 15a von Master Nagarjunas Meisterwerk (Eintrag 4). 171. Form ist Leere... Aus der berühmten Herz (der Weisheit) Sutra, f. 259b (Eintrag 20). 172. acht weltliche Gedanken: Sie wurden oben in Abschnitt VIII, über das "Beenden des Verlangens nach diesem Leben“ erwähnt. 173. drei "zahllose" Ewigkeiten: Die Worte "zahllos" beziehen sich hier tatsächlich auf eine bestimmte Zahl --1,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000, 000,000,000. Die Länge einer “Ewigkeit” wird in buddhistischen Schriften unterschiedlich dargestellt und richtet sich nach den Zyklen der Lebensspanne der Lebewesen; es erübrigt sich zu erwähnen, dass es Millionen von Jahren sind. 174. Stufen auf dem Weg! Quelle des Zitats nicht gefunden. Pabongka Rinpoches Befreiung schreibt die drei Uterweisungen zweimal Gompa Rinchen Lama zu (Eintrag 47, ff. 168a, 334a), der ein Schüler von Lord Atisha gewesen sein soll (siehe Lord Tsongkapas Größere Stufen Eintrag 61, f. 12a), und Lord Drom Tonpa (Blaue Jahrbücher, Eintrag 94, p. 264). Geshe Dolpa, mit vollem Namen Marshurpa Rok Sherab Gyatso (1059-1131) war ein Schüler des großen Powa und fasste die Lehren seines Mentors in dem Blauen Buch, dem berühmten Text der Seher Tradition zusammen (siehe Kommentar unter Eintrag 89). 175. Sei kein Versager.. Aus dem Kapitel über die Bemühungen in Meister Shantidevas Klassiker (f. 20a, entry 71). "Die, welche diesen Weg gegangen sind" bezieht sich auf die Buddhas. 176. der glorreiche Lobsang Drakpa: Wie im Vorwort erwähnt war dies der Ordinationsname Lord Tsongkapas. 177. die richtige Reihenfolge der Visualisierungen: Der folgende Abschnitt war in Pabongka Rinpoches Kommantar enthalten zum Nutzen seiner Schüler, die schon mit der Übung vertraut waren. Er wird hier um der Vollständigkeit willen übersetzt, aber wie bei jeder buddhistischen Lehre wird die persönliche Führung durch einen qualifizierten Lama benötigt, um erfolgreiche Resultate zu erzielen. 178. Sammlungs Feld: Traditionelle Gemälde dieser Visualisierungen sind sehr üblich; ein gutes Beispiel findet sich im Katalog des Newark Museums (Illustration P20, S. 170, Eintrag 93). Der Name der Visualisierung soll zeigen, dass diese heiligen Wesen das beste Feld darstellen, auf dem man die Samen der eigenen Erleuchtung pflanzen kann: Die zwei Sammlungen der Verdienste und der Weisheit. Die Symbole des Bildes werden detailliert von Pabongka Rinpoche in seiner Befreiung in unseren Händen erklärt (ff. 92-102, Eintrag 47). 179. "Weg der Glückseeligkeit" oder "Schnelle Weg": Siehe Anmerkung 119. 180. Haltungen, welche diese Leute haben: Wie oben erwähnt (Anmerkung 20), der Praktizierende der geringeren Dimensionen versucht sich aus den unteren Reichen zu befreien. Der Praktizierende der mittleren Dimension hofft allen Formen des Leidens zu entkommen, sogar denen der höheren Reiche. Der Praktizierende der höchsten Dimension teilt diese Haltungen, aber er versucht gleichermaßen dafür zu sorgen, dass alle anderen Lebewesen auch diese Ziele erreichen. 181. große schwarze Sau: Steht auch für Ignoranz, die Wurzel all unseres Leidens. 182. zwei Gründe um Zuflucht zu suchen: Dies sind (1) die unteren Reiche und den Kreislauf des Lebens insgesamt zu fürchten, und (2) zu glauben, dass die drei Juwelen die Macht haben, dich zu beschützen (siehe Anmerkung 110). 183. die "Unermesslichen": Dies sind unermessliche liebevolle-Güte, Mitgefühl, Freude, und Neutralität; sie werden in einem klassischen Vers jeweils wie folgt beschrieben: Mögen alle Lebewesen Glück erlangen und alles, was zum Glück führt. Mögen alle Lebewesen dem Leid entkommen und allem, was Leid verursacht. Mögen alle Lebewsen niemals ohne das Glück, welches frei ist von allem Leiden, sein. Mögen alle Lebewesen im neutralen Zustand frei von von Zuneigung gegenüber ihren Freunden und Abneigung gegenüber ihren Feinden sein. Die vier werden “unermesslich” genannt, weil sie Gedanken sind, die an eine unermessliche Anzahl von Wesen gesendet werden und weil man unermessliche Verdienste erlangt, indem man sie denkt. Es gibt eine weitere Reihe von vier Geisteshaltungen mit den gleichen Namen, die allgemein als die „vier Orte des Reinen“ bekannt sind. Pabongka Rinpoche erklärt an anderer Stelle, dass die liebevolle-Güte dieser Reihe viele, aber nicht alle fühlenden Wesen umfasst und so wird jemand, der darüber meditiert als ein Wesen ähnlich dem weltlichen Gott namens Der Reine wiedergeboren, dessen Autorität sich über viele aber nicht alle Orte erstreckt. Indem man sich auf alle Wesen konzentriert, erreicht man Nirvana „ohne Ort“ (sowohl jenseits von dieser Welt des Leidens und dem niedrigen Nirvana) als der Große Reine (ein anderer Name für einen vollständigen Buddha (siehe ff. 308b- 309a, Eintrag 47). 184. besonderer Wunsch nach Buddhaschaft: Die Zeile heißt "Zum Wohle all meiner Mutter Wesen, werde ich alles tun, was ich nur kann, um wertvolle vollkommene Erleuchtung zu erlangen, so schnell ich kann. Daher werde ich nun mit einer Meditation über Lehre der Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft beginnen, und den tiefgründigen Weg der Übungen nutzen, welcher sich auf meinen Lama, meinen Gott konzentriert.“ (f. 5a, Eintrag 26). 185. Achttausend Verse: Eine der berühmtesten und eloquentesten Sutren über die Perfektionierung der Weisheit, oder richtige Sichtweise (Eintrag 83). 186. der Große Tutor, der Hüter des Diamanten: Bezieht sich vielleicht auf Pabongka Rinpoches Hauptmeister, Dakpo Lama Jampel Hlundrup. 187. "Wissen, das die Welt aufschließt": Siehe Anmerkung 40 über diese Zeilen, die von Lord Tsongkapa selbst stammen. 188. "Darbringung für die Lamas" Handbuch: Siehe Anmerkung; das Große Siegel ist eine Praxis der geheimen Lehren. 189. "Unübertroffene" Gruppe usw.: Diese beziehen sich auf die vier traditionellen Klassen der geheimen Lehren. 190. "Geheime Sammlung usw.”.: Die Wesen, die erwähnt werden, sind alle Formen, welche der Buddha angenommen hat um die geheimen Lehren zu übermitteln und gehören zur Gruppe der „Unübertroffenen“. 191. Körper Mandala in der "Darbringung für die Lamas": Siehe S. 44-7 des Werkes (Eintrag 51). 192. Möge diese gute Tat... Schlußverse vom "Wissen das die Welt aufschließt" (S. 207-8, Eintrag 65). Sie heißen wie folgt: Möge diese gute Tat, welche für alle anderen steht, die vollbracht wurden von mir selbst und anderen in allen drei Zeiten Nicht einmal für einen einzigen Moment in den vielen Leben, die wir annehmen Frucht tragen indem sie zu etwas wird Das uns zu der Art von Dingen führt auf welche die Welt hofft: Gewinne, welche sich an die Spitze rücken, oder Ansehen, eine Menge Anhänger, die Freuden des Lebens, Begabungen und Ehren von anderen; Sondern möge es uns unvergleichliche Erleuchtung bringen. Durch den wundervollen Segen der Siegreichen und ihrer Söhne, Durch die Wahrheit, daß gegenseitige Abhängigkeit niemals falsch sein kann, Durch die Macht meiner Bereitschaft, alle Wesen zu befreien, Möge alles, für das ich hier gebetet habe so rein wahr werden. 193. ebenfalls der Retter Serlingpa: Bezieht sich wieder auf Pabongka Rinpoches Hauptlehrer, Dakpo Lama Rinpoche (siehe Anmerkung 186). Lama Serlingpa, auch bekannt als Dharmakirti (aber nicht derselbe wie der gleichnamige Weise, welcher den Kommentar über die Zulässige Wahrnehmung geschrieben hat), war ein großer Meister der Lehren über den Wunsch nach Erleuchtung. Er lebte im heutigen Indonesien und unterwies Lord Atisha zwölf Jahre lang (siehe Anmerkung 49). 194. zum Wohle jedes Lebewesens: Teil der Verse, die Pabongka Rinpoche in seinem Schlußgebet der Widmung sprach waren die folgenden. Sie stammen aus dem Schluß von Die hundert Götter des Glückseeligkeits Paradieses (siehe Eintrag 86), welches ein Text zur Lama-Übung ist, bei dem der große Tsongkapa, Lobsang Drakpa im Mittelpunkt steht: Möge jeglicher Vorteil, den ich durch diese Tat erlangt habe zum Nutzen aller Wesen und der Lehren sein. Möge er mir besonders dabei helfen, die Essenz der Lehren Lobsang Drakpas zu erhellen. 195. tiefgründiger Gedanke der Siegreichen: "Siegreiche" bezieht sich auf die Buddhas; in unserer Welt wurden die Lehren über die Stufen auf dem Weg zur Buddhaschaft in zwei großen Abstammungslinien weitergegeben: Die Stufen der richtigen Sichtweise durch die Schüler des Meisters Nagarjuna, welcher sie vom göttlichen Wesen Sanfte Stimme lernte; und die Stufen des Wunsches nach Erleuchtung durch die Schüler des Meisters Asanga, welcher sie vom Liebevollen – dem zukünftigen Buddha hörte. Es ist eine Tradition der tibetischen Dichter, den Namen einer großen Person in einen Vers einzuflechten, oft mit besonderen Bemerkungen unter den jeweils passenden Silben. Hier steht das kursiv Gedruckte für Pabongka Rinpoches vollen Namen (siehe Vorwort). 196. die seine Lippen ausspien: Poetische Metapher, basierend auf dem traditionellen Glauben, daß der Mungo die Juwelen erbricht. Die „zehn Kräfte“ sind die zehn höchsten Formen des Wissens eines Buddhas, wie zu wissen, was real ist und was nicht und wie Taten in einer Person reifen werden. Die Worte „glänzender Ruhm“ sind ein Wortspiel mit dem zweiten Teil von Lord Tsongkapas Ordinationsnamen, Lobsang Drakpa, denn drakpa heißt "berühmt." 197. ihr Sohn, ein Kind: Lord Tsongkapa soll tatsächlich ein Buddha gewesen sein, der seinen Schülern in Form eines Bodhisattva, oder “Sohnes der Siegreichen” erschien. Das Wort „Kind“ ist eine Anspielung auf die jugendliche Erscheinung in der Sanfte Stimme manchmal auftritt. 198. achttausend: Bezieht sich auf die 84,000 verschiedenen Massen der Lehren oder "Anhäufungen von Schriften“ übermittelt von den Buddhas (siehe Anmerkung 112). 199. …der Welt des Friedens, wo auch immer: Bezieht sich in diesem Fall auf die Welt und das was sie transzendiert. 200. beide Körper: Siehe Anmerkung 32. Der geistige Körper resultiert vor allem aus der richtigen Sichtweise; der physische Körper wird von Aktivitäten, welche vom Wunsch nach Erleuchtung motiviert sind, erzeugt. Siehe auch Text bzgl. Eintrag 148. 201. drei Arten der Güte: In der Tradition der offenen Lehren, gewährt ein Lama seinem Schüler die Güte persönlicher Unterweisungen, mündlicher Übermittlungen und formeller Erklärungugen der Schriften. In der geheimen Tradition gewährt er dem Schüler die Initiation, Erklärung und Ratschläge. 202. Suddhi Vadzra: Tibetische Übersetzung der Sanskrit Version des Namens des tibetischen Herausgebers, Lobsang Dorje. Sein Heimatdistrikt war Den Ma, in Südost Tibet (siehe auch Vorwort). 203. Tashi Chuling: Pabongka Rinpoches Einsiedelei in den Bergen; siehe Vorwort. 204. Gungtang: Bezieht sich auf Gungtang Jampeyang; siehe Eintrag 62. Dieser "Schlüssel" zu den Drei Hauptpfaden findet sich in seinen geammelten Werken (siehe Eintrag 9) und wird gefolgt von einer Unterweisung (Eintrag 8) darüber, wie man eine formelle Meditation über die drei Pfade anhand der Zeilen von Lord Tsongkapas Original Text durchführt 205. sechs vorbereitenden Maßnahmen: Die sechs Praktiken vor einer Meditation sind: Das Zimmer reinigen, einen Altar aufstellen, Opfergaben darbringen, in der richtigen Meditationshaltung sitzen und seinen Geist durch die Gedanken der Zuflucht und des Wunsches nach erleuchtung vorbereiten, die traditionelle Anordnung der heiligen Wesen visualisieren, durch die Schritte des Sammelns der Verdienste und des Reinigens von schlechten Taten gehen und dann die demütige Bitte an die Lamas. Siehe auch Anmerkung 177. 206. eine Art Gleichgesonnenheit: Der Satz selbst ist doppeldeutig, denn der erste Schritt des zweiten Systems ist Neutralität gegenüber allen Wesen (siehe Abschnitt XII, "Wie man den Wunsch nach Erleuchtung entwickelt“ 207. "bedenke was passiert": Dieser Satz wird ebenfalls aus dem achten Vers des Quellentextes Lord Tsongkapas herausgelöst und bezieht sich darauf. 208. Tashi: Ein gewöhnlicher tibetischer Vorname. 209. selbst weit von der richtigen Sichtweise entfernt: Die Lehren der unteren buddhistischen Schulen bezüglich des „Nicht-Selbst“ wurden oben in Abschnitt XIV erklärt, "Warum du die richtige Sichtweise finden mußt" 210. die sogenannten "Ausgestoßenen": Eine philosophische Schule im alten Indien, die als eine der gröbsten betrachtet wird, da sie nicht die Konzepte vergangener und zukünftiger Leben akzeptiert oder die Relation zwischen den eigenen vergangenen Taten und den jetzigen Erfahrungen. 211. das Haus Hlalu: Eine bekante aristrokratische Familie im alten Tibet. Ihre Hauptbesitztümer lagen nordwestlich von Lhasa auf dem Weg nach Drepung.