Den Maitrea Buddha kennen wir bereits aus Japan. Er ist in einem

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Deutsch-Japanische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.
バーデンヴュルテンベルク州独日協会
Bambusblätter
Informationen für die Mitglieder und Freunde der Deutsch-Japanischen
Gesellschaft BW e.V.
April 2010
Liebe Mitglieder, liebe Japanfreunde,
wir begrüßen Sie herzlich zur April 2010 Ausgabe der Bambusblätter, der fünften in
Langform. Dieses Mal haben sich sogar die meisten Referenten der Vorträge, die in der
Berichtsperiode gehalten wurden, bereit erklärt, ihre schriftlichen Notizen und
Ausarbeitungen für die Bambusblätter zur Verfügung zu stellen. Beiträge zur traditionellen
Kultur Japans sind der Aufsatz von Hans-Dieter Reese, der Hintergrundwissen zur BunrakuVeranstaltung „Macht der Stimme“ vermittelt, und die Aufzeichnungen von Frau MaruyamaFritz zu Ihrem Vortrag über Totenrituale. Dabei handelt es sich um authentisches Material aus
wichtigen shintoistischen Schreinen, mit denen Frau Maruyama-Fritz Kontakt hält und das sie
übersetzt hat. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis wird Sie davon überzeugen, dass auch
Informationen zum modernen Japan angeboten werden.
Wir hoffen, mit der Auswahl der Themen Ihr Interesse angesprochen zu haben und würden
uns über Ihre Kommentare dazu freuen.
Dr. Hans-Dieter Laumeyer
für den Vorstand der DJG- BW e.V.
Inhalt
Titel
Seite
Neujahrsansprache 2010 des Präsidenten
Manga und Animee
Die Macht der Stimme
Tag der Kulturen
Totenrituale in Japan
Workshop über Interkulturalität in Tübingen
Erlebnis Tokio
Shinnenkai 2010
Was berichtet die japanische Presse über Deutschland?
Der Zweite Weltkrieg in Fernost: Was war eigentlich passiert?
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Neujahrsansprache 2010 des Präsidenten
(nach dem gesprochenen Wort aufgezeichnet)
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft,
liebe Freunde japanischer Kultur !
Seit einigen Jahren nun ist es eine sehr schöne Übung, ein Neujahrszusammenkommen
unserer Deutsch-Japanischen Gesellschaft hier im Lindenmuseum zu veranstalten.
Über die Jahre haben wir so sehr schöne Themen behandeln und besinnliche Stunden in jener
– ich möchte sagen – Zwischenwelt zwischen vergehendem und dem neuen Jahr verleben
können. Wir haben miteinander die alten Lieder gesungen und einen Hauch dieses in unserem
Japan so besinnlich begangenen Familienfestes erspüren dürfen, in welchem die alte
japanische Kultur sich wunderbar offenbart und in welchem sich Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft verschmelzen. So soll es auch in diesem Jahr sein. Ich möchte Sie heute abend
wieder zu unserem traditionellen Shinnenkai begrüßen in der Hoffnung, daß es ähnlich
stimmungsvoll und harmonisch verläuft wie die vorhergehenden - und Ihnen ein herzliches
japanisches Akemashite omedeto gozaimasu. Shinnen no yorokobi o moshiagemasu! zurufen.
Es ist üblich, daß wir das Neue Jahr mit einem Glas Sake und einem gemütlichen
Beisammensein begrüßen. Dazu wollen wir uns nach Ende unserer verschiedenen
Darbietungen auf der Empore einfinden. Aber zunächst entspannen Sie sich und lassen Sie
sich in Ihrer Stimmung nach Japan versetzen. Dort feiert man bekanntlich das Shogatsu in
alter Tradition und ein bißchen davon wollen wir auch heute wieder erahnen, so daß Japan
uns ganz nahe kommt. Als ich in Japan lebte, habe ich wunderbare Shogatsu in dieser
unvergleichlichen japanischen Atmosphäre erlenen können.
Natürlich sind Sie alle die Hauptpersonen heute abend. Das Shinnenkai ist aber auch ein
wunderbarer Anlaß, Ihnen allen, unseren Mitgliedern, für ihr Engagement im vergangenen
Jahr zu danken und zu hoffen, daß Sie uns treu bleiben und unsere Gesellschaft auch weiter
wachsen möge. Ja, die Deutsch-Japanische Gesellschaft ist wichtig – sie ist das Bindeglied
zwischen Japan und Baden-Württemberg und der Bogen ihrer Aufgabenstellung erstreckt sich
über alle Bereiche und Spektren unseres fernen Freundeslandes, auf daß wir diese wunderbare
Nähe erfahren und verstehen lernen und auf daß sich die Liebe zu Japan nicht auf einen
kleinen Kreis beschränke sondern möglichst viele Baden-Württemberger sich zu Japan
hingezogen fühlen.
Als besonderen Gast begrüße ich Herrn Suzuki als Vertreter des Generalkonsulats, der
nachher noch einige Grußworte an uns richten wird. Wir haben uns folgendes ausgedacht,
Ihnen Japan nahe zu bringen:
Die Taiko-Trommler der Temma-Gruppe begrüßen das Neue Jahr mit wilden Rhythmen und
wir danken Frau Yaeko Heinisch für die Organisation. Das ist genau richtig, denn in Ostasien
beginnen wir im chinesisch-japanischen Tierkreiszyklus das Jahr des Tigers, das als
besonders dynamisch gelten soll. Also heute, mit dem Jahr des Tigers, sind heftigere Töne
gefragt als im letzten Jahr, dem Jahr der Kuh. Dann haben wir ein spannendes, ebenfalls
martialisches Thema, das uns Frau Dr. Streb schildern wird: Piraten … ja, Japan war einmal
ein Piratenland (heute allerdings wohl mehr ein Opfer von Produktpiraten) und es gibt auch in
Japan unendlich viele Geschichten, ja sogar Theaterthemen, die uns an Abenteuer und
Piraten-Romantik erinnern lassen – ähnlich wie in unserer Hemisphäre mit Francis Drake,
Störtebeker u.a. In Europa ist das nur wenigen bekannt. Wir freuen uns, daß Frau Streb uns
heute wieder an ihren Forschungen teilnehmen läßt.
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Frau Dr. Streb hat immer hoch interessante Themen - erinnern wir uns an ihre Vorträge hier
im Lindenmuseum zum tausendsten Jahr des Genji Monogatari oder an ihre Ausführungen
zum Kodo – der japanischen Duftzeremonie. Vielen Dank, Frau Dr. Streb. Und dann wollen
wir gemeinsam mit Herrn Yoshihara das Jahr des Tigers mit Gesang willkommen heißen.
Dank gebührt zunächst unseren Sponsoren in Japan, denn mit dem Geld japanischer
Steuerzahler wird die Deutsch-Japanische Gesellschaft unterstützt. Vielen Dank für diese
kontinuierliche Hilfe.
Ich danke dem Lindenmuseum, Frau Dr. Werlich, daß wir den Saal nutzen können und für die
Zusammenarbeit während der letzten Jahre. Dank gebührt auch meinem japanologischen
Seminar der Universität Tübingen. Diese Partnerschaften haben sich gut bewährt und tragen
dazu bei, daß die Gesellschaft mehr und mehr mit allen Japan-relevanten Institutionen unserer
Gegend gut zusammenarbeitet.
Aber besonderer Dank gebührt dem Vorstand, insbesondere Herrn Grosse und Herrn und Frau
Wollboldt für ihre mühevolle Arbeit, dann dem Beirat für Rat und Tat und natürlich dem
Initiativkreis Veranstaltungen: Herr Müller und Herr Andris haben alles bestens organisiert.
Nur so wurde der interessante Ablauf dieses Abends erst möglich.
Der Saal ist festlich geschmückt. Der Dank für die Ikebana-Gestecke gebührt Frau Worms,
Frau Jansen und den Schülerinnen der Ikebana-Schule. Sie tragen wundervoll dazu bei, daß
wir uns nun wieder nach Japan entrücken lassen wollen.
Der Vorstand und auch der Beirat dürfen mit einigem Stolz auf das Erreichte und den Verlauf
des Jahres der Kuh zurückblicken. Ich hoffe Sie stimmen mir zu. Die Deutsch-Japanische
Gesellschaft ist mittlerweile gut vernetzt, hier im Ländle, in Deutschland, aber auch
international. Wir pflegen partnerschaftliche Beziehungen zu unserer Schwesterorganisation
in Nagano, zur Ostasiatischen Gesellschaft in Tokyo, zur örtlichen Handelskammer, zu vielen
Institutionen in Deutschland. Aber viel bleibt noch zu tun: Ich glaube, daß wir, auch wenn wir
uns nicht mit der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft oder Deutsch-Französischen
vergleichen wollen, noch mehr Visibilität und bald eine Bedeutung erreichen müssen, welche
der Größe Japans als einer führenden Wirtschaftsmacht entspricht.
Es war die erklärte Strategie des derzeitigen Vorstandes, daß wir zunächst Japan-relevante
Kompetenz durch eine Reihe von kulturhistorischen Veranstaltungen erarbeiten sollten, die
dann später zu einer breiteren Akzeptanz im Umfeld führen würde. Das sollte sich zunehmend
als richtig erweisen.
Unsere Veranstaltungen im letzten Jahr, die Herr Wollboldt fleißig kommentierte, fanden
immer im vier-Wochen-Rhythmus statt. Sie umfaßten ein breites Spektrum, wie es schöner
nicht hätte sein können. Da war der Bunraku-Abend, das japanische Puppentheater, der
ergreifende Augenzeugenbericht von Professor Sotobayashi vom Schicksalsmorgen
Hiroshimas, der Abend mit dem Manga-Club, unsere musikalischen Abende und viele andere,
die ich hier nicht alle aufzählen will – eine war so informativ wie die andere - ein bunter
Reigen um den Blütenbaum japanischer Kultur. Unser Bulletin Bambusblätter gewinnt auch
durch das Internet und die Zusammenarbeit mit dem Japan Club der japanischen Community
hier zunehmend an Bedeutung und wird als Sammelausgabe aufgelegt mit allen Inhalten
unserer Vorträge. Es zeigt sich, daß Gemeinsamkeit und persönlicher Austausch von
Erfahrungen ein wirklichkeitsnäheres Bild von Japan vermitteln, als es die Medien mit ihren
selektiven und punktuellen Berichten je vermögen.
Meine Damen und Herren! Mit dem Jahr des Tigers, dessen Bildnis aus der KannoMalerschule Sie so eindrucksvoll im Nanzenji zu Kyoto anblickt, verbinden sich allerhand
Allegorien. Das ist bei jedem Tierkreiszeichen so – kein Aberglaube – es ist beste japanische
Tradition, jedem Tierkreiszeichen den Verlauf des neuen Jahres zuzuordnen. Beim Tiger nun
ist es die Kraft, seine Unberechenbarkeit, aber auch sein Verstand.
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Für unsere Gesellschaft war der Verlauf des Kuh-Jahres allerdings bereits viel dynamischer
als es der Trägheit verkündende Name suggeriert. Hoffen wir, daß das Tiger-Jahr ähnlich
verläuft. Aber auch in diesem Jahr haben wir wieder viel vor und haben für die kommenden
Monat wiederum interessante Abende geplant. Bitte machen Sie auch Gebrauch von unserer
monatlichen Stammtischrunde, welche das wichtige gesellige Element vertieft. Im nächsten
Jahr sehen wir dem 150ten Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen
Deutschland, besser Preußen, und Japan entgegen.
Wir wollen das zum Anlaß nehmen, mit einer Reihe von Sonderveranstaltungen, etwa einer
Japan-Woche in Stuttgart, dem Publikum ein breites Spektrum von kulturellen und
wirtschaftsbezogenen Themen zu bieten.
In Japan ist das Tiger-Jahr ein Jahr der Jungen-Babys. Wie auch in China möchte ein Junge,
ein Mann, im Tigerjahr geboren werden. Dieser Wunsch treibt manchmal bizarre Blüten,
besonders in China. Aber vielleicht hilft das Tigerjahr ja, die Sorgen bereitende niedrige
Geburtsrate Japans zu verbessern. Vielleicht sehen wir dann schon bald im April nächsten
Jahres viele neue koi nobori, im Wind flatternde Karpfen-Fahnen über den Dächern Japans.
Wenn ich auf unser Freundesland Japan schaue, jetzt im Tiger-Jahr und zu Beginn einer
neuen Dekade, so zeigte sich auch drüben, daß die Kuh des letzten Jahres eigentlich mehr zu
einem Tiger mutierte, daß sie ganz und gar das falsche Tierkreiszeichen war, bei all den
Ereignissen im Verlauf von 2009:
Der Tiger ist einerseits männlich-stark, verleiht Kraft, andererseits ist er gefürchtet und wild.
Nun, Japan ist ähnlich wie Deutschland von einer ganzen Reihe Zähne fletschender Tiger
umgeben, die mit den Krallen scharren, sprungbereit: Da ist die weltweite Wirtschafts-und
Finanzkrise, die Japan als Export-intensives Land ähnlich hart getroffen hat wie uns, gerade
jetzt, als das Land noch die Wunden der verlorenen Dekade leckt und die Spuren der BubbleEconomy noch nicht ganz verheilt sind. Die Überalterung der Gesellschaft, die neuen
technischen Megatrends, zu deren Finanzierung gewaltige Finanzmittel benötigt werden um
die internationale Konkurrenzfähigkeit Japans zu erhalten und um die Industrie in weiten
Bereichen anzupassen, die immense Staatsverschuldung, dann die noch immer existente und
ehemals sehr bewährte, tief in Japans Kultur verwurzelte duale Wirtschaftsstruktur, deren oft
anachronistisch anmutende Formen angesichts zunehmender Globalisierung eine immense
Herausforderung bedeutet, all diese sind nur einige wenige dieser Tiger zuhause in Japan
selbst.
Aber dann sind da auch die anderen, immer erwachsener werdenden ehemals kleinen Tiger
der Region: Das gewaltig aufrüstende, wirtschaftlich und kulturell erstarkende China, Japans
Alma Mater und zukünftige Hegemonialmacht, und Korea, das sich selbst gern als TigerEconomy bezeichnet. Es sind konkurrierende Tiger, aber alle zusammen sind sie noch keine
Tiger-Familie, in der einer anführt und bestimmt. Auf der Habenseite verbucht das Land
allerdings immense Währungsreserven sowie als beste Aktiva vielleicht die hervorragend
ausgebildete und so konsensfähige Bevölkerung. Noch viel mehr als China steht es als
Nettogläubiger der Welt da, insbesondere gegenüber den USA, was das viel diskutierte
Dreiecksverhältnis einerseits sehr fragil, andererseits aber auch zu einer pazifischen
Schicksalsgemeinschaft macht.
Ein Tiger ist im eigentlich behäbigen Jahr der Kuh mittenhinein gesprungen in das politische
Japan und das Undenkbare wurde Wirklichkeit: Ein Regierungswechsel zu einer neuen
Regierungspartei. Ob die im Grunde genauso heterogene, in Fraktionen zersplitterte, sich gern
sozialdemokratisch nennende Regierung völlig unterschiedliche und weniger kollektivistische
Entscheidungen treffen wird als die alte mit ihren Fraktionszirkeln, bleibt abzuwarten. Doch
es scheint sich abzuzeichnen, daß das neue Kabinett mehr bürokratischere Strukturen und
Entscheidungsprozesse favorisiert und sich von weiteren Privatisierungswellen peu a peu
distanziert. Vielleicht sehen wir eine Hinwendung zu wieder dirigistischeren Methoden wie
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früher ? Wie diese Prozesse im neuen System verlaufen, bleibt unklar, besonders für uns
Fremde.
Denn auch mit Beginn der neuen Dekade zeigt sich, daß Japan ein im Grunde nach Innen
orientiertes Land geblieben ist, dessen politische und wirtschaftliche Strukturen - ganz
abgesehen von kulturellen Strömungen und Empfindungen - für uns Ausländer, besonders aus
der Ferne, kaum zu durchschauen und nachzuempfinden sind.
Ja, das macht die Rolle unserer Gesellschaft so wichtig. Wir wollen dazu beitragen, daß diese
Distanz irgendwann einmal überwunden sein wird, daß das heute an Japan noch so Fremde
einem breit akzeptierten Gemeinwissen in uns Deutschen über Japan Raum gibt, daß unsere
Sympathie gegenüber Japan breitere Präsenz in unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft,
unserer Politik findet, ganz besonders in der Medienlandschaft Deutschlands. Vielleicht sind
es meine subjektiven Eindrücke – doch ich finde so gut wie kaum einen qualifizierten,
kulturelle Hintergründe und Kontinuitäten gut recherchiert und ausgeleuchtet zeigenden
Beitrag in unseren Medien über Japan. Vielmehr werden Klischees punktuell gepflegt:
Oberflächliche touristische Impressionen, aber kaum etwas Analytisches, Objektives. Wir
wollen unsere Meinungen bestätigt finden und kaum jemand fragt nach dem Warum und dem
Dahinter – irgendwie tragisch angesichts der Leistungen Japans, die so oft aus Tradition
schöpfen und sich nur aus der kulturellen Kontinuität erklären lassen.
Ich glaube, daß wohl fast alles, was wir über Japan erfahren, aus japanischen Quellen stammt
und meist zeitlich sehr versetzt ist. Es ist das Dilemma nicht nur der Deutschen, ja wohl aller
Nicht-Japaner, daß wir nolens volens in unserer Information über Japan quasi wie durch einen
Filter schauen müssen, daß wir das übernehmen, was die englischsprachigen Medien oder die
Übersetzer oder japanische Meinungsmacher meinen, es könne von Relevanz und Interesse
für uns sein. Also, alles ist irgendwie, ich will keine Zensur unterstellen, auf japanischer Seite
mental vorbereitet, vorgedacht, und wird erst dann an das nicht-japanische Ausland tradiert.
Dabei wäre vieles, was uns verschlossen bleibt, vielleicht von höchster Brisanz und
Bedeutung im Hinblick auf die immense Stellung Japans in der Welt. Daraus können
resultieren Fehlentscheidungen und ein Unterschätzen der immanenten Kräfte Japans
resultieren – auch in seinem Verhältnis gegenüber China und der ganzen Wachstumsregion
Fernost.
In Wirtschaftspublikationen erscheinen nach wie vor an prominenter Stelle einschlägige
Ratgeber über Markteintrittsstrategien, die die Verschlossenheit des japanischen Marktes
betonen und auf etwaige bürokratisch ausländische Firmen behindernde kulturelle Faktoren
und Barrieren hinweisen – noch ganz genauso wie in den achtziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts, als wäre nichts passiert. Dabei steht das Land ganz vorne als ein Land der
Zukunftstechnologien, die wir auch für uns reklamieren wollen. Unser Export nach Japan ist
gemessen an der Bedeutung des Landes lächerlich und die Direktinvestitionen entsprechen
ebenfalls kaum der Herausforderung, die Japan als ein Schlüsselmarkt in der
Wachstumsregion darstellt. Mit anderen Worten: Unser Verhältnis ist nach wie vor auf den
meisten Gebieten nicht ausbalanciert.
Ein authentisches Bild dieser Großmacht zu kreieren, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
synoptisch zu vermitteln, wie es sich für Japans Kultur geziemte, ist Aufgabe der Japanologie.
In Tübingen bemühen wir uns, jungen Japanologen und Studenten anderer Disziplinen
praxisnahes Auswerten japanischer Medien und aktueller Quellen, auch auf wirtschaftlichem
Gebiet, zu ermöglichen. Wir bauen dabei auf kulturimmanenten Faktoren auf. Natürlich ist
das Lesen japanischer Publikationen schwierig – ein langwieriger Lernprozeß. Es ist jedoch
der einzige Weg zur geistigen Unabhängigkeit gegenüber Japan, zu einem wirklich
subjektiven Japan-Bild – ein Prozeß, welcher erst dann zu einer echten Partnerschaft führen
wird. Japan hat die europäische Kultur über eineinhalb Jahrhunderte intensiv studiert, China
tut es gerade Japan nach. Wir müssen es umgekehrt ebenso tun, auch wenn es reichlich spät
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ist. Nur so können wir drüben in jenem großen Markt unverwechselbar werden,
Kompetenzträger, Markt-Insider und Mitgestalter sein und bleiben.
So gilt es also, den Tigern ins Gesicht zu schauen, ihre dynamischen Möglichkeiten kreativ,
intelligent und nachhaltig zu nutzen. Ja, das ist unsere Aufgabe: Förderung und Verbreitung
von Wissen und vor allem Verstehen Japans, auf daß diese Allgemeingut werden.
Und so wollen wir dieses neue Jahr mit all seinen Herausforderungen unter das Motto stellen:
Wenn uns gute Freunde begleiten, können wir jeden Tiger reiten!
Noch einmal: Akemashite! Omedeto gozaimasu !
(Dr. Hans Dieter Laumeyer)
Manga und Anime
Vortrag am 4.10.2009
Infostand im Jugendhaus Zuffenhausen am 19.12.2009
Eltern war es schon seit einiger Zeit aufgefallen. Wenn ihre Kinder und Jugendlichen sich
zurückgezogen hatten, beschäftigten sie sich mit Manga, betrachteten Animes am Computer
oder schneiderten Kleider für Cosplay. Das Wort ‚beschäftigen’ ist richtig, denn Mangas
fordern die Kinder nicht nur zum Lesen dicker Comics – Bücher auf, sondern auch zum
Malen und Erfinden eigener Geschichten. Ebenso ‚Anime’ lässt sie nicht nur zu Konsumenten
von Trickfilmen werden, sondern regt sie an, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Manga und
Anime kommen aus Japan und stellen nach Meinung von Experten den zweiten Beitrag der
Japaner zur Weltkultur dar. Der erste Beitrag erfolgte in den 1970ger und 80ger Jahren durch
die Qualiätsbewegung, die von der Autofirma Toyota ausgelöst wurde und sich in der
Öffentlichkeit durch beanstandungsarme Autos bemerkbar machte.
Die Liebhaber von Manga und Anime haben sich inzwischen zu einem Fanclub namens
ANIMEXX zusammengeschlossen. Die Mitglieder treffen sich jährlich in Kassel. Im letzten
Jahr waren 15.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland angereist. Die Mitglieder treffen sich
auch monatlich zu regionalen Veranstaltungen, z.B. hier in Stuttgart im Jugendhaus
Zuffenhausen. Frau Wagner und Herr Wernet, die Referenten des Vortrags vom 4.10.2009
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sind die Betreuer dieser Gruppe. Sie gaben an Hand von Schaubildern einen anschaulichen
Überblick über die Entwicklung dieser Modeerscheinung in Deutschland.
Wir empfehlen Eltern, selbst einmal die Zusammenkünfte der jungen Leute aufzusuchen. Sie
werden erstaunt sein, wie freundlich Sie von der Gemeinschaft der Fans begrüßt werden und
Sie werden beruhigt sein über das Treiben der Jungen, auch wenn es Ihnen seltsam erscheinen
mag.
Herr Grosse der GF der DJG-BW beim Vortrag im Jugendzentrum Zuffenhausen.
Foto: Alexander Cebulla
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Nicht nur die DJG-BW, auch ihr bundesweiter Dachverband haben sich bereits Gedanken
darüber gemacht, wo sie den Nachwuchs für ihre interkulturellen Vereinsziele hernehmen
sollen und sind dabei auf ANIMEXX gestoßen. Deshalb hat die DJG-BW anlässlich einer
regionalen Veranstaltung, die von 400 Teilnehmern besucht war, einen Info-Stand der DJGBW im Jugendhaus Zuffenhausen aufgebaut, der allerdings allein von Herrn Grosse, unserm
GF, betreut wurde, weil alle anderen Funktionäre verhindert waren. Herrn Grosse gebührt
daher unser besonderer Dank, auch deshalb weil seine Aktivitäten der Zunahme der
Mitgliedschaft der DJG-BW gedient haben. Doch sollten seine Helfer, Mitchiko Fauser und
Alexander Cebulla in den Dank eingeschlossen werden, denn sie haben bei der Annäherung
zwischen DJG-BW und der Stuttgarter ANIMEXX-Gruppe die Hebammen-Funktion
ausgeübt. Wir würden uns freuen, wenn sie in Zukunft als Brückenbauer aktiv blieben.
Die Macht der Stimme
Bunraku – Rezitation im Wannersaal des Linden-Museums am 18.10. 2009, 18:00h
Vier Künstler des Bunraku Nationaltheaters Osaka ’Koden no kai’:
Takemoto Chitosedayû, Rezitator, Kulturbotschafter Japans 2009
Toyotake Yasutayû, Rezitation
Toyozawa Tomisuke, Shamisen-Laute
Toyozawa Ryô, Shamisen-Laute
Takemoto Chitosedayû und Toyozawa Tomisuke (links)
Die Veranstaltung wurde von etwa 100 Zuschauern und Zuhörern besucht, die sich durch die
vorgetragene Stimmkunst sehr beeindruckt zeigten. Heinz-Dieter Reese gab eine kurze
Einführung in die Bunraku-Tradition und einen Abriss der Handlung.
Bezüglich der Bunraku-Tradition wird auf den nachfolgenden Artikel verwiesen. Der
Handlungsabriss bezog sich auf den Inhalt von zwei dargestellten Szenen aus einem langen
Historiendrama, In dem es um Intrigen am kaiserlichen Hof in der Zeit um 900 geht. Das
Drama entstand 1746 durch ein Team von Autoren in Osaka, die als Gründer der Bunraku Form gelten und gleich bei der Uraufführung das japanische Publikum begeisterten. Die
dargestellten Szenen schildern einen Konflikt zwischen Vasallentreue und Elternliebe. Ein
Feudalherr fordert von seinem Vasallen die Tötung eines Kindes, das ihm als Erwachsener
gefährlich werden könnte. Der Vasall ist auch dem Vater des zu tötenden Kindes verpflichtet
und sucht nach Möglichkeiten, es zu schonen. Er geht so weit, sein eigenes Kind zu töten, um
das andere zu retten. Der Vorgang ist barbarisch, aber Theater spiegelt das Leben wider und
sollte es. Vasallentreue gleicht Nibelungentreue. Sie berührt also auch uns.
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Die Dramatik der Handlung gebietet von den Umständen der Aufführung abzusehen. Doch
Theater ist Abstraktion und so soll erwähnt werden, dass der vom Linden-Museum
beigestellte Faltschirm aus der Sammlung Bälz zwar dem Stil nach von der Aufführung
ablenkte, normalerweise sitzen der Rezitator und der Shamisenspieler vor einem einfarbigen
Wandschirm, aber der bemalte begeisterte als eigenständiges Kunstwerk nicht nur die
Zuschauer, sondern auch die japanischen Gäste.
Jô o kataru - Menschliche Gefühle darstellen
Dramatischer Gesang mit Lautenbegleitung aus dem
Bunraku-Figurentheater
von Heinz-Dieter Reese (Köln)
Das japanische Bunraku-Figurentheater entstand Ende des 17. Jahrhunderts in Westjapan, wo
sich zu jener Zeit erstmals eine städtisch-bürgerliche Kultur entwickelte, die von einer zu
Wohlstand gelangten Kaufmannsschicht getragen und geprägt wurde. Dieser Kultur verdanken
wir beispielsweise auch den ukiyo'e-Holzschnitt oder das haiku-Kurzgedicht. Als offizieller
Begründer des Bunraku gilt ein Rezitator namens Takemoto Gidayû (1651-1714), der im Jahre
1684 zusammen mit dem Textdichter Chikamatsu Monzaemon (1653-1724) und dem
Puppenspieler Tatsumatsu Hachirôbei im Dôtombori-Bezirk von Osaka, dem zentralen
Unterhaltungsviertel der Stadt, sein Theater Takemoto-za eröffnete. Damals sprach man
allerdings noch nicht von „Bunraku“, sondern benutzte die Bezeichnung ningyô-jôruri
(„Puppen-Erzähl-Drama“), die deutlicher auf die drei Komponenten hinweist, die die
Bühnenkunst des Bunraku konstituieren: neben dem Puppenspiel sind dies das epische Drama
und der musikalischen Erzählvortrag mit Instrumentalbegleitung. Dabei handelt es sich um drei
ursprünglich selbständige Traditionen, die als solche in Japan bereits eine lange Geschichte
hatten, ehe sie im Bunraku zu einer einzigen Kunstform fusionierten.
Heute fasziniert das Bunraku-Theater vor allem durch seine ungewöhnliche Form des
Puppenspiels: drei Spieler führen jeweils eine der bis zu 120 cm großen Figuren. Dies
ermöglicht eine Differenziertheit und Natürlichkeit der Bewegungen, die nicht selten den
Eindruck entstehen lässt, als ob die Figuren lebendige menschliche Wesen seien, die
unabhängig von ihren Spielern agieren und von diesen lediglich gestützt werden. Das BunrakuTheater versteht sich denn auch als eine anspruchsvolle Bühnenkunst, die den beiden
japanischen Traditionen des Schauspielertheaters, dem Nô und Kabuki, in nichts nachsteht.
Dabei handelt es sich um ein ausgesprochen dramatisches Theater, das über den Umweg des
kunstvollen Puppenspiels menschliche Konflikte in psychologisch glaubhafter Art und Weise zu
schildern sucht.
Das jôruri-Erzähldrama gilt als eine eigenständige literarische Gattung, die im japanischen
Mittelalter als Vortragskunst entstanden ist. Epensänger, die bis dahin das „Heike monogatari“,
die Geschichte vom Aufstieg und Untergang des Adelshauses der Taira vorzutragen pflegten,
griffen auf der Suche nach neuen Sujets die Erzählung von der Liebe des Mädchens Jôruri zu
dem jungen Yoshitsune, dem berühmten Helden des „Heike monogatari“ auf. In der Folgezeit
nannte man auch andere Stoffe, die im gleichen Stile vorgetragen wurden, einfach jôruri. Als
man den Vortrag zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch Puppenspiel zu illustrieren begann,
bewahrte jôruri zwar weiterhin seinen grundsätzlich epischen Charakter, nahm jedoch immer
mehr auch ausgeprägt dramatische Elemente in sich auf. Für die Textgestalt von jôruri-Stücken
ergibt sich so eine Mischung aus erzählenden bzw. das Geschehen kommentierenden Passagen,
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die gleichsam die Perspektive eines außenstehenden Beobachters wiedergeben, und
dialogischen bzw. monologischen Passagen, in denen die Figuren auf der Bühne sich
unmittelbar selbst äußern.
Das heute gebräuchliche jôruri-Stückerepertoire ist nahezu vollständig im 18. Jahrhundert
entstanden und lässt somit die feudale Welt des alten Japan lebendig werden. Man unterteilt das
Repertoire in zwei Gruppen von Stücken, die mit jidaimono und sewamono bezeichnet werden.
Bei jidaimono handelt es sich um „Historiendramen“. Sie bringen geschichtliche oder auch nur
vorgeblich geschichtliche Ereignisse auf die Bühne, die schon für das Publikum des 18.
Jahrhunderts ferne Vergangenheit waren: Vorfälle am Kaiserhof, Legenden um berühmte
Staatsmänner und mächtige Krieger.
Demgegenüber behandeln die sewamono, die „bürgerlichen Dramen“, zeitgenössische
Ereignisse aus der Welt der Kaufmannsschicht der japanischen Städte des 18. Jahrhunderts.
Hier geht es im Unterschied zu den politischen Tragödien der „Historiendramen“ um
bürgerlich-private Konflikte. Häufig steht dabei die aufrichtige Liebe zwischen einem
Bürgerssohn und einer Kurtisane, der Repräsentantin der Vergnügungsstätten, der kulturellen
Zentren der Städte im Mittelpunkt, die in einer streng reglementierten Gesellschaft keine
Erfüllung finden kann. Einen Ausweg aus dem Gegensatz zwischen sozialer Verpflichtung und
dem menschlichen Gefühl bietet nur der gemeinsame Freitod der Protagonisten. Als
Meisterwerk dieses Typs von Stücken gilt „Shinjû Ten no Amijima“ (Liebestod in Amijima)
von Chikamatsu Monzaemon aus dem Jahre 1720.
Der Unterschied zwischen den historischen und den bürgerlichen Dramen ist nicht nur
thematisch, sondern auch formal begründet. Während sewamono in nur wenigen Szenen, deren
Gesamtaufführung meist weniger als zwei Stunden benötigt, den dramatischen Konflikt mit
einer kurzen überschaubaren Handlung auf die wesentlichen Motive konzentriert vorführt,
tendieren die jidaimono zu epischer Breite mit zahlreichen auftretenden Figuren und einem
komplexen Handlungsgefüge, das in zahlreichen Akten und Szenen entfaltet wird. Die
komplette Darbietung solcher Stücke kann bis zu acht Stunden dauern.
Die jôruri-Dramen waren schon zur Zeit ihrer Uraufführung im 18. Jahrhundert auch in
gedruckten Ausgaben verbreitet. In ihrer textlichen Gestalt weisen sie charakteristische
Merkmale auf. So werden die berichtenden und kommentierenden Passagen oft in gebundener
Form gestaltet, wobei häufig die für japanische Poesie typische Technik assoziativer Reihung
von Gedanken und polysemantischer Aussagen auf engstem Raum zur Anwendung kommt. Die
Dialogpassagen dagegen spiegeln figurenspezifisch die verschiedenen Ebenen der
Umgangssprache des 18. Jahrhunderts wider. Allgemein zeichnen sich jôruri-Dramen durch
einen äußerst konzisen, dabei abwechselungsreichen und lebendigen Sprachstil aus. Der Dichter
Chikamatsu Monzaemon, dessen jôruri-Werke gerade in dieser Hinsicht Maßstäbe setzen, hat
die Bedeutung eines solchen Sprachstils auch theoretisch zu begründen versucht und betont,
dass erst die Kraft der Sprache dem Puppenspiel Leben einhaucht und die szenischen
Geschehnisse zu einem anrührenden Erlebnis werden lässt.
Die Puppenspieler des Bunraku-Theaters sprechen selbst nicht für ihre Figuren; sie bleiben
während der gesamten Aufführung stumm. Die Verbindung zwischen jôruri-Drama und
Puppenspiel geschieht durch den musikalischen Vortrag eines Sänger-Rezitators (tayû), der von
einem zweiten Musiker auf der 3-saitigen Laute shamisen begleitet wird. Beide, bekleidet mit
dem kamishimo, dem altjapanischen Zeremonialgewand, sind für das Publikum sichtbar auf
einer kleinen Plattform an der rechten Bühnenseite platziert, was bereits auf ihre zentrale
Bedeutung für die Bunraku-Darbietung hindeutet. Kenner besuchen das Puppentheater denn
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auch, um die Darbietung primär zu „hören“. Der Reiz liegt darin, wie der Sänger-Rezitator, der
in der Regel nach jeder Szene ausgetauscht wird, alle Dialoge aus der Perspektive sämtlicher
Figuren sowie die kommentierenden Passagen stimmlich (und nicht selten auch gestischmimisch) darzustellen vermag. Es ist der Sänger-Rezitator, der die Interpretation einer Szene
vorgibt. Die Puppenspieler haben sich dem Tempo seines Vortrags anzupassen. Und die
shamisen-Laute markiert mit ihrem Spiel einen rhythmischen Rahmen, an dem sich die
Puppenspieler orientieren, um die Bewegungen ihrer Figuren zu synchronisieren. Dies erklärt,
dass man den jôruri-Vortrag auch gerne ohne Puppenspiel konzertant aufführt, eine
Aufführungspraxis, die man mit su-jôruri („reines jôruri“) bezeichnet.
Diese Vortragskunst - man nennt sie nach dem Begründer Takemoto Gidayû auch gidayû-bushi
- gilt in der japanischen Musik als die Vokalgattung, die den intensivsten stimmlichen und
instrumentalen Einsatz verlangt. Geradezu ausdruckswütig geht der Sänger-Rezitator zu Werke,
so als wolle er jedes einzelne Wort randvoll mit Emotionen aufladen. Der Lautenspieler
versucht es ihm gleich zu tun, indem er nicht minder heftig sein Instrument schlägt.
Die jôruri-Vortragkunst im gidayû-Stil wurzelt in den reichen Epengesangstraditionen Japans.
Als unmittelbarer Vorläufer gilt heikyoku, der im 13. Jahrhundert entstandene Vortrag des
„Heike monogatari“ (s.o.). Es waren heikyoku-Sänger, die Ende des 16. Jahrhunderts eine
Erneuerung des Epengesangs versuchten. Anstelle der alten 4-saitigen biwa-Laute benutzten sie
die shamisen, die damals in Japan neuartige Langhalslaute, die eine weitaus flexiblere,
ausdrucksvollere Klanggestaltung ermöglichte.
Im gidayû-Stil erhält der jôruri-Epengesang ausgesprochen „dramatischen“ Merkmale: Der
Sänger-Rezitator wird zum „stimmlichen Darsteller“ sämtlicher auftretender Figuren. Er ist
nicht mehr der distanziert berichtende Erzähler wie im heikyoku, sondern hat die Aufgabe, sich
mit dem Charakter und den Gefühlen jeder einzelnen Figur zu identifizieren und dies in der
vokalen Äußerung unmittelbar spürbar zum Ausdruck zu bringen. Er improvisiert dabei nicht,
sondern interpretiert eine hinsichtlich der Intonationen und Singweisen durchaus „komponierte“
und in einem Textbuch mit entsprechenden Zeichen fixierte Vortragsgestalt.
Diese Vortragsgestalt wurde für die meisten Repertoirestücke des Bunraku schon im 18.
Jahrhundert weitgehend festgelegt und mit den Textbüchern wie auch durch die mündliche
Überlieferung vom Lehrer auf den Schüler bis heute weitergegeben. Wichtiges Mittel des
Vortrags ist on (Ton, Klang), womit nicht der in ein System fester Intervallbeziehungen
eingeordnete „musikalische“ Ton im engeren Sinne, sondern „Klang“ in seinem natürlichen
Kontinuum unbegrenzt vieler Abstufungen und Schattierungen gemeint ist.
Der jôruri-Gesang ist ongyoku, d.h. mittels modulierter Stimme gestalteter und von
Klanggeräten unterstützter Vortrag lyrischer oder epischer Texte, also primär Vokalmusik, in
der dem Wort eindeutig das Primat zukommt.
Auch der gidayû-Rezitator hat sich darum zu bemühen, den Dramentext in differenzierter Weise
zu verklanglichen, wobei der Übergang von der Vokalität der Wörter zur Tonigkeit einer
gesanglichen Intonation fließend ist. Der Stimmeinsatz bei dieser „musikalischen Klangkunst“
wird durch den herkömmlichen Begriff des „Singens“ nicht zutreffend erfasst. Man benutzt im
Japanischen denn auch das Wort kataru, das im umgangssprachlichen Gebrauch schlichtweg
soviel wie „erzählen“ bedeutet. Etymologische Untersuchungen lassen jedoch ein weitaus
komplexeres Bedeutungsfeld erkennen, nämlich: mit Intensität und Wahrhaftigkeit so erzählen
bzw. darstellen, dass das Mitgeteilte gleichsam vor dem inneren Auge des Zuhörers gegenwärtig
erscheint und ihn nachhaltig beeindruckt.
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Seit den Zeiten des Takemoto Gidayû gilt für die Sänger-Rezitatoren des Bunraku-Theaters die
Maxime: Jô o kataru, Gefühle, szenische Atmosphäre eindringlich zu schildern, und ninjô o
fukaku - den „tiefsten menschlichen Empfindungen“ intensiven Ausdruck zu verleihen. Dazu ist
eine besondere Stimmqualität erforderlich. Die Stimme muss tragfähig sein. Notwendige
Voraussetzung dazu ist eine jederzeit sichere und feste Stütze, die der Sänger-Rezitator durch
allerlei Hilfsmaßnahmen zu erfüllen sucht. So benutzt er zum Beispiel einen langen
Bauchgürtel, den er sich fest und eng um seinen Unterleib wickelt. Und beim Sitzen auf dem
Boden stützt der Rezitator sein Gesäß auf einem kleinen Hocker ab, der es ihm erlaubt, die
Zehen ausgestreckt zu lassen. All dies soll ihn dabei unterstützen, seine Stimme tief aus dem
Bauch hervorzubringen.
Grundlage der Stimmproduktion ist das Brustregister, das durch die kraftvolle Stütze einen
großen Umfang erreicht. Auch hohe Töne werden meist aus dem Brustregister - also ohne
Einsatz der Kopfstimme - erzeugt. Insgesamt muss die Stimme ein raues, heiseres Timbre
haben. So gilt sie als ausdrucksvoller im Vergleich zu einer als allzu glatt empfundenen - in
unserem Sinne - „natürlichen, schönen“ Singstimme. Sie muss dem Begriff des sabi
entsprechen, einem zentralen Begriff der traditionellen japanischen Kunstästhetik, der soviel
bedeutet wie „Anmut und Reiz des Alters“. Sie muss sich durch ibushi (wörtl.: „Oxydierung"“)
auszeichnen, was einen obertonreichen, vielfältig gebrochenen, geräuschhaften Klang meint.
Erst dann hat sie Geheimnis und kann jenseits aller oberflächlichen „Schönheit“ inneren Glanz
entfalten.
Eine solche Stimme ist nicht auf eine momentane Heiserkeit zurückzuführen, sondern das
Ergebnis eines langjährigen harten, ja brutalen Trainings, das jeden Verfechter des „Belcanto“
entsetzen muss: In früheren Zeiten betrieb man sogar besondere „Kälteübungen“. Man begab
sich an kalten Wintertagen in die freie Natur und vollführte dort bei eisigem Wind so lange
Sing- oder besser: Schrei-Übungen, bis der volle, runde Klang der Stimme brüchig wurde und
ein geräusch-behaftetes Timbre erreicht war, das sich dann schließlich dauerhaft erzeugen ließ.
Die shamisen-Laute ist diesem Klangideal der Stimme angepasst. Sie besteht aus einem kleinen,
rechteckigen Resonanzkasten und einem dünnen Hals. Darüber sind drei Saiten gespannt, die
mit einem großen Stabplektron angeschlagen werden. Das schlichte Instrument sieht aus wie ein
Banjo, und doch lässt sich auf ihm eine ungeahnte Vielfalt an Klänge hervorbringen.
Die shamisen gilt neben der Zither koto als das repräsentative Instrument der bürgerlichen
Musikkultur der Edo-Zeit. Sie stammt - wie die meisten japanischen Musikinstrumente ursprünglich aus China und wurde vergleichsweise spät, nämlich erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, über die südlichen Ryûkyû-Inseln nach Japan eingeführt. Hier wurde sie so
umgestaltet, dass sie den klangästhetischen Vorstellungen und musikalischen Bedürfnissen in
Japan entsprechen konnte. Zu den Gemeinsamkeiten aller japanischen shamisen-Lauten gehört
die beidseitige Bespannung des Resonanzkörpers mit Katzenhaut. Der lange, dünne
Saitenhalter, der als Griffbrett dient, hat keine Bünde, was ein Spiel mit gleitenden
Tonbewegungen und nicht exakt intonierten Tonstufen begünstigt. Und typisch für den Klang
aller shamisen ist schließlich auch ein Effekt, der mit sawari („Berührung“) bezeichnet wird und
auf eine besondere Konstruktion des Stegs am oberen Rand des Griffbretts zurückzuführen ist:
Nur zwei der drei Saiten laufen über diesen oberen Steg. Die tiefste Saite wird am Steg vorbei
geführt und berührt bei ihren Schwingungen die Kante des Griffbretts, wodurch zusätzlich zum
eigentlichen Saitenton ein Brummgeräusch entsteht. Diese bewusste Eintrübung der Töne auch
hier wird durch eine japanischen Musikästhetik begründet, für die Klänge umso ausdrucksvoller
und reizvoller erscheinen, je „naturnäher“, und das heißt: geräuschhafter sie sind.
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Mit dem großen Stabplektron und mittels einer schwungvollen Anschlagstechnik können die
Saiten sehr differenziert zum Klingen gebracht werden. Typisch sind äußerst scharf und
perkussionsartig wirkende Töne. Sie entstehen durch kräftiges Anreißen der Saiten bei
gleichzeitigem Aufschlag des Plektrons auf die Korpusbespannung. In solchen Momenten wird
die Laute zu einem Schlaginstrument, das mit heftigen rhythmischen Akzenten besondere
dramatische Ausdruckswirkungen erzeugt. Es lassen sich aber durchaus auch sehr weiche,
anmutige Klänge hervorbringen. Verantwortlich dafür ist die linke Hand des Spielers, die beim
Abgreifen der Saiten die Töne vielfältig moduliert.
Aufgabe des shamisen-Spielers ist es, flexibel und höchst differenziert auf den Vokalvortrag des
Sänger-Rezitators zu reagieren, diesen klanglich zu unterstützen oder zu kontrapunktieren.
Angestrebt ist dabei eine enge Verzahnung von Vokalvortrag und Instrumentalspiel, das nicht
als bloße Begleitung, sondern als gleichwertiger Part angesehen wird und wesentlich zur
Gesamtwirkung der Präsentation beiträgt.
Wie wird nun mit den Mitteln von Stimme und Lautenspiel ein jôruri-Drama, eine Szene
gestaltet? Dies geschieht auf der Basis eines differenzierten Regelwerks, das sich in der mehr
als 300jährigen Tradition herausgebildet hat. Dabei unterscheidet man drei grundsätzlich
verschiedene Vortragsarten, deren japanische Bezeichnungen sich mit „Deklamation“,
„Rezitativ“ und „Gesang“ übersetzen lassen. „Deklamation“ meint eine Vortragsart, die der
natürlichen Sprechweise angenähert ist, sich aber durch eine bewusste Beachtung und
Gestaltung der intonativen Eigentümlichkeiten der Wörter auszeichnet. Sie wird für die direkte
Rede der Figuren verwendet, wobei das Lautenspiel in der Regel pausiert. Besondere Sorgfalt
wird auf die genaue Differenzierung der Sprechweise der einzelnen Figuren gelegt. Wichtige
Gesichtspunkte sind Geschlecht, Lebensalter und Gefühlslage. So unterscheidet sich die
Sprechweise mächtiger Samurai-Krieger von der anderer Figuren durch eine rhythmischfedernde Akzentuierung jeder einzelnen Silbe. Auch nicht-sprachliche Lautäußerungen wie
Husten, Weinen oder Lachen werden bewusst in die vokale Gestaltung des Vortrags mit
einbezogen.
Die zweite Vortragsart, das „Rezitativ“, ist dadurch gekennzeichnet, dass die sprachliche
Intonation nun in einem festeren System musikalisiert ist. Die Laute begleitet mit meist nur
wenigen Stütz- und Orientierungstönen, die den tonalen Rahmen mit zwei Quart-QuintIntervallen (entsprechend der Stimmung der drei Saiten) abstecken. Innerhalb dieses Rahmens
und über ihn hinaus werden die einzelnen Tonstufen nach ihrem Spannungsverhältnis zu den
Rahmentönen bewertet und entsprechend zur klanglichen Vermittlung der sprachlichen
Aussagen der Wörter eingesetzt. Rezitativische Passagen laufen meist in recht schnellem Tempo
ab. Sie dienen dem Vortrag der kommentierenden Textteile des Dramas, können aber auch zur
Hervorhebung und Intensivierung von Aussagen innerhalb einer ansonsten mit „Deklamation“
gestalteten direkten Rede Verwendung finden.
Bei der dritten Vortragsart werden die einzelnen Silben des Textes überwiegend melismatisch,
d.h. auf längeren Tonketten ausgestaltet. Hier nimmt der Vortrag eindeutig den Charakter von
„Gesang“ an, der ein retardierendes Moment in die Darstellung einbringt. Er markiert meist
einen lyrischen Haltepunkt, an dem die geschilderten dramatischen Ereignisse und Gefühle
gleichsam nachhallen. Entsprechend sparsam wird von dieser Vortragsart Gebrauch gemacht.
Meist sind es nur die Schlusskadenzen einzelner Szenenabschnitte oder aber das Finale einer
ganzen Szene.
Die genannten Vortragsarten kommen nicht scharf voneinander getrennt zum Einsatz, sondern
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durchdringen sich selbst in kurzen Abschnitten auf vielfältige Weise. Der Dramentext und sein
Affektgehalt bilden dabei stets die maßgeblich Richtschnur. In formaler Hinsicht ist dieser Text
in einzelne kleinere und größere Abschnitte gegliedert, die auch den Vortrag strukturieren. Die
musikalische Gestaltung dieser Abschnitte folgt meist dem Grundtypus „Rezitation Deklamation - Rezitation - Gesang“. D.h., ein Abschnitt beginnt mit einem kurzen, die Szene
beschreibenden Text in der flüssigen Vortragsart „Rezitation“. Dann folgt ein Dialog oder
Monolog der Figuren, der überwiegend in der Vortragsart „Deklamation“ dargeboten wird, ehe
der Sänger-Rezitator wieder in einen mit „Rezitation“ vorgetragenen Kommentar übergeht. Der
Abschnitt endet mit Worten, die das Geschehen reflektieren, und in der musikalisch
auffälligeren Vortragsart „Gesang“, die eine deutliche Kadenz und damit einen auch
musikalischen Abschluss markiert.
Durch Aneinanderreihung solcher Vortragseinheiten entstehen größere Abschnitte, Szene,
Akte und schließlich ein gesamtes Drama, wobei die einzelnen Einheiten in immer größere
Spannungsbögen eingefügt und auch klanglich-musikalisch nachvollziehbar aufeinander
bezogen sind. Der Vortrag von Sänger-Rezitator und Lautenspieler ist dabei stets voller
klanglicher Hinweise, die - über die textliche Ebene hinaus - wichtige Orientierungshilfen für
ein vertieftes Verständnis des verborgenen Affektgehalts einer Szene bieten. In dieser Art
einer hochexpressiven, episch-dramatischen Vokalmusik mit Instrumentalbegeleitung steht
der jôruri-Gesang des gidayû-Stils im Rahmen der traditionellen Musik Japans einzigartig
dar. Nicht von ungefähr kam im 19. Jahrhundert die Bezeichnung ongyoku no tsukasa auf, die
soviel bedeutet wie „höchste Autorität auf dem Gebiet der Vokalmusik“ und die künstlerische
Vorrangstellung des gidayû-Vortragsstil vor allen anderen musikalischen Ausdrucksformen in
Japan unterstreicht.
Zur Person: Chikamatsu Monzaemon (1653-1724) - Textdichter
1653 als Spross einer Samurai-Familie in Kyoto geboren und an einer Tempelschule erzogen,
scheint Chikamatsu Monzaemon (dessen ursprünglicher Familiennamen Sugimori lautet) in
seiner Jugend vor allem haiku-Poesie studiert zu haben. Das haiku ist eine Kurzgedichtform, die
sich auf drei Verse mit insgesamt 17 Silben beschränkt und den Dichter zu Kürze und Prägnanz
von Gedanken und Sprache zwingt. Seit 1680 ist Chikamatsu zunächst als Kabuki-Schriftsteller
tätig. Literarische und dramatische Meisterschaft erlangt er jedoch erst, als er sich 1684 mit dem
Rezitator Takemoto Gidayû zusammen tut und das Bunraku-Puppentheater mit begründet. In
seiner Reifezeit als Hausschriftsteller dieses Theaters verfasste Chikamatsu neben 20
historischen auch 15 bürgerliche Dramen, als deren Schöpfer er gilt.
(Dieser Artikel ist ein Nachdruck aus dem Programmheft, das bei der Aufführung verteilt
wurde. Hans-Dieter Reese hat es verfasst. Jedem Interessierten sei empfohlen, es zu lesen. Nach
der Lektüre kann er sich als umfassend über die Kunst des Bunraku informiert fühlen.)
Tag der Kulturen am 8. 11. 2009 im Haus der Volkshochschule
‚Treffpunkt Rote Bühlplatz’
Der Tag der Kulturen bot der DJG-BW eine Gelegenheit, sowohl zur Selbstdarstellung als
auch dazu, wichtige Personen kennen zu lernen, die im interkulturellen Vereinsleben der
Region von Bedeutung sind. Zu den Veranstaltungen der DJG-BW sollen natürlich so viele
Freunde und Interessenten kommen, wie irgend möglich. Dazu müssen die Veranstaltungen
bekannt gemacht werden, was Zugang zu den Medien voraussetzt, die es sich zur Aufgabe
gemacht haben, solche Bekanntmachungen veröffentlichen. Außerdem verursachen
14
Der Präsident und der Geschäftsführer im Einsatz
Veranstaltungen Kosten, die durch die Mitgliedsgebühren nicht gedeckt werden können. Wo
gibt es Sponsoren und Spenden, die die Vereinskasse aufbessern? Sehen und gesehen werden
ist Sinn und Zweck des Tags der Kulturen.
Vortrag von Teruko Maruyama -Fritz am 20. November 2009
im Bürgerhaus Stuttgart – West
(Der Vortrag von Frau Maruyama - Fritz war von zahlreichen aufschlussreichen Bildern und
authentischen Texten begleitet, die sie aus dem Japanischen übersetzt hatte. Der
nachfolgende Artikel stellt eine Zusammenfassung des Vortrags durch die Redaktion dar.)
Die Einstellung der Japaner zum Sterben
(Wie Japaner mit dem Tod umgehen)
I. Historischer Hintergrund in der Religion
Die Einstellung der Japaner ist, wie fast überall, von religiösen Vorstellungen geprägt, die
sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben. Vor dem 6. Jahrhundert wurden sie allein
vom Shintoismus bestimmt, danach wurde von China aus über Korea der Buddhismus
eingeführt und integriert. Im 16. Jahrhundert gab es eine kurze Phase christlicher
Missionierung, die nicht ohne Wirkung blieb, doch zahlenmäßig ausgedrückt, heute in Japan
kaum Bedeutung hat. Shintoismus und Buddhismus haben ihre Wurzeln im chinesischen
Taoismus und Konfuzianismus. Daher konnte bereits im 8. Jahrhundert eine Formel gefunden
werden, die Shintoismus und Buddhismus miteinander harmonisierte, so dass niemand eine
dieser Religionen als unverträglich mit der anderen empfand. In der Kaiserzeit seit 1868
wurde der Staatsshintoismus eingeführt, der aber den Buddhismus keineswegs diskriminierte.
Seit der Verfassung von 1947 hat Japan keine Staatsreligion. Es herrscht Religionsfreiheit.
Weder der Schintoismus noch der Buddhismus kennen einen absoluten oder einen
Schöpfergott, wie die mosaischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam).
1. Shintoismus
Shinto ist die religiöse Gesinnung für die Kami, welche ursprünglich im
altertümlichen Japan entstand. Die alten Japaner fühlten eine spirituelle Kraft in
Mutter Natur, ihren Vorfahren und allen Dingen die jenseits menschlichen
Wissens waren und richteten ihre Ehrbietung, Gebete und Dankbarkeit an sie.
Diese spirituelle Kraft sind die Kami, wegen ihrer unzählbaren Menge als
15
Yaoyorozu no Kami bezeichnet. Es kann gesagt werden, dass die Japaner nicht
einfach an die Kami glauben, sondern ihre Präsenz spüren.
Wegen der Sensibilität dieser Menschen besteht Shinto aus bewundernswerten
Tempeln, raffinierten Ritualen, lebhaften Festen und einem Alltag, der Natur und
Zivilisation in Einklang bringt.
Es gibt weder einen absoluten Gott im Shinto, noch Gründer, Doktrinen oder
heilige Schriften. Im Shinto gibt es einzigartige Feste, Ehrbietung an Schöpfung
und Wachstum, die Reinheit von Körper und Geist, Gebete und Dankbarkeit für
das Glück der Gesellschaft und eine üppige Ernte, Verehrung der Vorfahren und
vieles mehr.
Shinto betont das Geniessen des Alltags in dieser Welt, Arbeiten für das
Wohlergehen der Nachwelt und das Erfreuen der Kami mit unseren Taten. Nach
dem Tod wird jeder ein Kami und wacht über das Glück der Nachwelt von nahem.
Gebete für ein glückliches Leben nach dem Tod waren nie von Bedeutung. Erst
mit dem Einzug des Buddhismus aus China und der westlichen Weltansicht wurde
über das Schicksal nach dem Tod nachgedacht.
Die Kami des Shinto schließen nie die Götter anderer Religionen aus. Shinto
akzeptierte und verband sich mit Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus.
Dasselbe wurde nie mit dem Christentum, aufgrund seiner religiösen Intoleranz,
erreicht.
Shintos großmütige Harmonie, seine Ursprünglichkeit und Universalität sind die
fundamentalen Bausteine der japanischen Kultur und ihrer Entwicklung.
Geschichten der Kami sind im Kojiki, Nihon Shoki, Manyôshû und anderen
klassischen Werken niedergeschrieben.
Shinto: Zusammenfassung in 10 Punkten:
1. Shinto ist eine uralte religiöse Gesinnung für die Kami
2. Spirituelle Kraft sind die Kami
3. Japaner spüren ihre Präsenz in der Natur
4. Japaner bringen Rituale und Feste mit dem Alltag der Natur und der Zivilisation
in Einklang
5. Es gibt Feste zur Ehrbietung gegenüber der Schöpfung und dem Wachstum,
Reinheit von Körper und Geist, Gebet und Dankbarkeit und Verehrung der
Vorfahren
6. Es gibt im Shinto keinen absoluten Gott, keinen Schöpfer, keine Doktrinen oder
heilige Schriften
7. Shinto bedeutet das Genießen des Alltags in dieser Welt – Neujahrsfeier.
Hochzeit, Geburt, 753,
8. Nach dem Tod wird jeder ein Kami und wacht über das Glück der Nachwelt aus
der Nähe
9. Die Kami des Shinto schließen Götter anderer Religionen nicht aus
10. Shintos großmütige Harmonie und Universalität sind fundamentale
Bausteine der japanischen Kultur und ihrer Entwicklung.
2. Buddhismus
Der Buddhismus entstand in Indien. Auch er kennt keinen absoluten oder
Schöpfergott und unterscheidet nicht zwischen diesseits und jenseits. In Japan
durchlief er mindesten 3 verschiedene Phasen:
a. Nara-Heian Buddhismus
16
(8. Jahrhundert – 12.Jahrhundert)
In dieser Phase wurde er als Werkzeug des Staates zur Erledigung seiner
Aufgaben betrachtet, nämlich als Hilfe für die Erreichung der Wohlfahrt des
Staates, als Mittel zum Bannen von Epidemien und als Hilfsmittel zur Erzielung
guter Ernten, ausgedrückt im Staatsamt des Regenmachers.
Der Buddhismus galt als zu kompliziert, als dass er dem ungeschulten Volk
verständlich gemacht werden könnte. Der Buddhismus wurde durch zwei
Hauptrichtungen vertreten:
Shingon Misshû – Kûkai
Kûkai gilt in Japan als der bedeutendste Priester, der posthum mit dem Titel Kobo
Daishi (Weisheit spendender grosser Lehrer) geehrt wurde.
Tendaishû – Saichô
Saichô war der Gründer der Tendaishû, einer Richtung des Buddhismus die eng
mit dem Kaiserhaus verbunden war. Saichô war Schüler von Kûkai, obwohl älter
an Jahren und früher berühmt. Sein posthumer Titel ist Djengo Daischi (grosser
Lehrer).
b. Kamakura Bukkyo
(12. Jahrhundert – heute)
Im Zuge der Lösung theologischer Fragen wird der Buddhismus Volksreligion
Jodoshu – Honen
Jodoshinshu – Shinran
Nichirenshu – Nichiren
Zen:
Rintaishu – Eisai
Sotoshu – Dogen
Das Bild verdeutlicht, dass nicht nur Meditation, sondern jede praktische Tätigkeit
als religiöse Übung oder als Weg zur Erleuchtung betrachtet wird.
c. Neue Sekten
Der Einfluss aus dem Ausland führte zur Gründung neuer Sekten, z.B. der
Sokagakkai, deren politischer Arm Koalitionspartner der langjährigen
Regierungspartei war.
3. Sonstiges
Statistische Zahlen zur Religion in Japan
Schreine und Tempel:
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Shintoistische
Buddhistische
85.554 Einrichtungen (172 Gruppen)
77.625 Einrichtungen (194 Gruppen)
Anzahl der Gläubigen:
Shintoismus
Buddhismus
Christen
Sonstige
16.151.937 Personen
96.130.255 Personen
1.761.907 Personen
11.019.359 Personen
Priester, Lehrer und andere religiös Berufliche:
Shintoismus
Buddhismus
Christen
Sonstige
86.712 Personen
259.115 Personen
27.852 Personen
Unbekannt
Die Statistik soll verdeutlichen, je kleiner die religiöse Gemeinschaft, umso mehr
Gruppierungen, Einrichtungen und Priester/Lehrer unterhält sie.
II.
Auswirkung und Ausübung dieser Religionen im Leben
1. Gesellschaftliche Feste
Die Kami werden gespürt. An sie wird nicht geglaubt, d.h. es wird nicht auf Dinge
gehofft, die nicht gesehen werden können. Das drückt sich in den Volksfesten aus, die als
Gemeinschaft mit den Kami, insbesondere der Ahnen gesehen werden, die zu den Festen
gerufen werden, deren Anwesenheit gespürt wird und die nach den Festen in ihre Schreine
zurückkehren, bis sie wieder gerufen werden.
Volksfeste sind eine bedeutende Form der Ausübung religiöser Rituale. Ihr Zweck ist die
Verbindung zu den Ahnen zu pflegen, wobei die Ahnen als die Gründer oder Verursacher des
gegenwärtigen Wohllebens betrachtet werden, also Wesen, denen mit Dankbarkeit begegnet
werden sollte.
2.
Im täglichen Privatleben
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Andachten vor den Schreinen, Meditative Übungen, das Erlernen jeglicher Künste wie
Malen, Musizieren, Dichten, der Umgang mit traditionellen Waffen (Kampfsportarten)
sind religiöse Übungen, die im Sinne des Buddhismus das Loslassen von der Gier im
menschlichen Leben als Ursache jeglichen Übels fördern sollen.
Das Bild ist eine Satire. Sie zeigt den „Neuen Menschen“, der den Sinn traditioneller
Rituale nicht mehr versteht. Das Nachschreiben von Texten aus buddhistischen Sutren
gilt als Vitalisator. Das Bild (rechts nach links, oben nach unten) zeigt einen älteren
Herrn, den Chef, der diese Übung vollzieht. Er ruft einen jüngeren Mann, einen
Angestellten ins Zimmer, lässt ihn zusehen und weist ihn an: „Mach Du es auch!“ indem
er ihm ein Blatt übergibt. Der junge Mann aber versteht nicht die Absicht des Chefs, ihn
zur Revitalisierung anzuregen, er trägt das Blatt zum Kopierapparat.
Im Buddhismus gilt Lernen als möglicher Weg zur Erleuchtung, das Überwinden der
Mühe beim Lernen als Loslassen von der Gier, dem Grund aller Übel.
III.
Ritual des Sterbens
Das Ritual des Abschieds im Buddhismus unterscheidet sich vom
Christentum in folgenden Punkten wesentlich:
Reinkarnation – Rin'ne
Ahnenverehrung – Sosen Suhai
Buddha werden - Jobutsu
(zur Erleuchtung kommen)
1. Trauerfeier
Die Rituale beim Sterben und bei der “Beerdigung”.
Auch in Japan werden Sterbende nach Möglichkeit begleitet, ihr Ableben wird
offiziell festgestellt. Die Angehörigen und Freunde drücken ihre Gefühle aus,
sie trauern. Aber Tote werden nicht beerdigt, sondern aus hygienischen und Platzgründen verbrannt. Die Vorbereitung der Leiche auf die
Verbrennung sowie die Asche sind Gegenstand von Ritualen, an denen
buddhistische Priester beteiligt sind.
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2. Hausaltar
Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wird in den Hausaltar gestellt.
Vor dem täglich Andachten abgehalten werden, in die das Gedenken an
den und die Toten eingeschlossen ist, sie werden mit Gaben von Reis und
Getränken versorgt.
3. Totentag/Todestag
Jährlich wird ein Gedenktag begangen, an dem die Angehörigen und
Freunde zu einem festlichen Totenschmaus zusammenkommen.
Totenschmaus am Gedenktag
IV.
Fazit
Trauer ist ein allgemein menschliches Gefühl, das sich in Japan nicht anders ausdrückt, als
sonst wo in der Welt. Die mit der Trauer verbundenen Rituale jedoch folgen einer Prägung
durch die traditionellen religiösen Vorstellungen der Japaner.
Diese sind Shinto und Buddhismus. Beide unterscheiden sich zwar bezüglich der schwer
entscheidbaren Frage: „Ist der körperliche Tod das Ende eines Menschen oder etwa nicht?“
Nach Shinto existieren die Ergebnisse seiner Taten als „Kami“ fort. Die Leiche wird in einem
Schrein „beerdigt“, die Ergebnisse ihrer Taten bleiben unter den Menschen präsent. Beispiel:
Mozart ist seit langem tot, aber seine Musik erfreut auch heute noch die Lebenden, also kann
er nicht nichtexistent sein, er ist ein Kami. An die Kami wird nicht geglaubt, sie werden
gespürt.
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Entsprechend dem Buddhismus ist der Mensch in einen Zyklus von Leben und Inkarnation
gespannt, den er erst durch Erleuchtung oder Buddha werden (Jobutsu) beendet, nicht etwa in
ein Jenseits verlässt. Der Dieseits/Jenseits – Begriff ist kein fernöstliches Konzept.
Da es sehr lang dauern kann, bis ein Lebewesen zur Erleuchtung kommt, ist im Buddhismus
das Konzept des Bodhisatva entwickelt worden. Ein Bohisatva ist ein Lebewesen, das den
Zustand der Erleuchtung erreicht hat, aber darauf verzichtet, Buddha zu werden, weil er
anderen helfen will, den Zustand der Erleuchtung zu erreichen.
Gedenken der Ahnen
Diese Formel wurde in Japan seit alters her benutzt, um Shintoismus und Buddhismus
miteinander verträglich zu machen. Die shintoistishen Kami sind buddhistische Bodhisatva.
Ein Symbol des Shinto ist der typisch japanische Torbogen (Tori), als Sinnbild für die
Verbindung zwischen den Lebenden und der Natur, die der Lebende sieht, wenn er durch den
Torbogen blickt (der berühmte Torbogen von Miajima z.B. leitet den Blick des Betrachters
vom Schrein in die Natur). Solche Tori finden Sie nicht nur in shintoistischen Schreinen,
sondern auch in buddhistischen Tempelanlagen.
Workshop mit der Universität Doshisha bei den Japanologen in Tübingen
Vom 25.-27. November 2009 fand in der Japanologie der Universität Tübingen ein
gemeinsamer Workshop mit der Universität Doshisha aus Kyoto statt. Die DJG-BW hatte
Einladungsschreiben erhalten, die vom GF an die Mitglieder verschickt worden waren. Das
Thema des Workshops „Japaner und Kultur – aus einer transkulturellen Perspektive“. Zwei
Tage lang wurden die Aspekte des Themas von japanischen und deutschen Referenten
vorgetragen. Bei einem Empfang, zu dem die Doshisha – Universität im grossen Senatssaal
eingeladen hatte, gab es Gelegenheit zur Diskussion, zum Kennen lernen von japanophilen
Menschen und zu einem Blick in die Geschichte der Universität Tübingen.
Interkulturalität kann unter dem Aspekt betrachtet werden: „Wie optimiere ich meinen
Geschäftserfolg im Ausland“ aber auch unter verschiedenen anderen. Wer den Verkaufserfolg
in den Vordergrund stellt, vergisst leicht, dass dieser nicht allein von der eigenen Tüchtigkeit
abhängt, sondern wesentlich von Aspekten, mit denen er sich aus Wirtschaftlichkeitsgründen
gar nicht beschäftigen will und dazu gehören nicht nur Sprachkenntnisse, von denen noch am
ehesten begriffen wird, dass sie zur Interkulturalität gehören. Fragen werfen vor allem die
Tatsache auf, dass Japaner im Ausland in der Summe größeren Erfolg haben, als Ausländer in
Japan. Natürlich werden von den Ausländern dafür die verschiedensten Gründe angegeben.
Aber treffen sie zu, oder sind sie nur Entschuldigung?
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Der Workshop bot Gelegenheit, sich ein Bild vom Stand er Diskussion oder der Erkenntnisse
zu machen. Die Redaktion konnte nicht alle der Veranstaltungen besuchen, besonders zwei,
sind ihr in Erinnerung geblieben. Prof. Hattori wies in seinem Vortrag darauf hin, dass Japan
in den 1970er und 1980ger Jahren mit der Qualitätsinitiative, die besonders durch die Firma
Toyota bekannt wurde, einen nachhaltigen Beitrag zur Weltkultur geleistet habe, dass aber
seinem gegenwärtigem Beitrag, nämlich „Manga und Anime“ bezüglich seiner Nachhaltigkeit
viel geringere Bedeutung beizumessen sei. Er vermutet, das sei eine Folge der
Wirtschaftskrise aus den 1990er Jahren.
Sachkenner wissen, dass die Qualitätsinitiative ein enormes Potential zur Förderung des
öffentlichen Wohlstandes enthält und dass sie auch im Westen hohe Wellen geschlagen hat.
Allerdings ist sie dort zu einem Bürokratismus ausgeartet. Interessanter Weise beruht sie auf
einer 14- Punkte Philosophie des Amerikaners Edwards W. Deming, also nicht auf einer
fernöstlichen. Im Westen ist diese 14 –Punkte – Philosophie immer skeptisch beäugt
worden, der Philosophie von Milton Friedman dagegen, wonach das Streben nach
wirtschaftlichem Profit dasjenige Prinzip sei, das den größten öffentlichen Nutzen erzeugt,
wurde gehuldigt. Mit fatalen Folgen, wie die gegenwärtige Finanzkrise zeigt.
Das zweite Ereignis, das mir in Erinnerung blieb, war der Vortrag von Prof. Horres über
japanische Aktivitäten zu der Frage, inwieweit die praktische Anwendung bestimmter
moderner medizinischer Erkenntnisse, z.B. das Töten von Embryos, um Stammzellen zu
gewinnen, ethisch vertretbar seien. Es gibt in Japan gar nicht wenige Foren, in denen diese
Fragen vom Standpunkt des medizinischen Versorgungssystems aber auch von der
buddhistischen Religion her diskutiert werden und Vorschläge für Regierungshandeln
ausgearbeitet werden.
Erlebnis Tokyo - Gebrauchsanweisung für eine Megalopolis
RA Richard Masamitsu Scheiffele, Stuttgart
Samstag, 5. Dezember 2009, 19.00 Uhr
Im Bürgerhaus-West, Stuttgart*
Der Vortrag wurde von etwa 30 Personen besucht. Verhältnismäßig viele von ihnen wurden
das erste Mal gesehen, was auf Interesse an dem dargebotenen Thema schliessen läßt. Wie
bereits in der Vorankündigung ausgedrückt war, stehen in Tokyo nicht die höchsten
Wolkenkratzer, die berühmteste Oper oder der teuerste Modesalon. Es brilliert aber als Stadt
mit hypermodernen Bauwerken und Einrichtungen, die aufhorchen lassen und bietet seinen
Einwohnern bei genauerem Hinsehen einen interessanten, anregenden und sogar geruhsamen
Platz zum Leben. Herr Scheiffele hat in seinem Vortrag mit vielen Bildern einen Überblick
über die geographische, geschichtliche und administrative Struktur dieses größten
Ballungsraumes der Welt gegeben und sodann die wichtigsten Stadtviertel mit ihren
markanten Bauwerken vorgeführt. Die Bilder vom neuen Rathaus, als postmodernes
Hochhaus das Associationen zu europäischen Kathedralen hervorruft und das Spinnenetz des
städtischen Verkehrssystems sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Nicht alle der
modernen Bauten verbreiten den Eindruck bestechender Ästhetik. Doch es gibt so viele und
nicht wenige davon lassen aufblicken.
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Shinnenkai 2010 im Linden-Museum Stuttgart
Sa. 16. Januar 2010, 18:00 h
Die Veranstaltung wurde von etwa 100 Personen besucht. Das Programm bestand aus der
Neujahrsansprache des Präsidenten (siehe oben), den Grußworten des Generalkonsulats und
des Linden- Museums Der Vorführung des Tenma – Taiko – Ensembles, dem Festvortrag von
Dr. Inga Streb über die japanischen Piraten in der Inlandsee, einer Gesangseinlage von Teru
Yoshihara und einem Stehempfang mit Sake.
Vorführung des Tenma Taiko Ensembles
Das Ensemble hat drei verschiedene Stücke gespielt, die sich in ihrer Rhythmik und Gestik
der Trommler stark voneinander unterschieden. Der Video – Clip, den Sie unter der Rubrik
„Veranstaltungsberichte“ unserer Homepage betrachten können, sofern Sie auf Ihrem
Computer einen passenden „Mediaplayer“ installiert haben, gibt einen sichtbaren und
hörbaren Eindruck von der Darbietung. Aus dem Vortrag von Frau Maruyama-Fritz haben wir
erfahren, dass Trommeln bei japanischen Volksfesten eingesetzt werden, um die Kami zu
rufen. Doch die Vorführung des Ensembles, das sich um Frau Yeako Heinisch gebildet hat,
wollte fern der Heimat, die Teilnehmer des Shinnenkai zum Neuen Jahr begrüßen. Wir
danken dem Ensemble für seine erfrischende Darbietung.
Vortrag von Dr. Inga Streb: Piraten in der japanischen Inlandsee (Setonaikai)
Der Vortrag von Frau Streb gab uns einen lebendigen Eindruck von Lebens- und
Reiseverhältnissen im Bereich der Setonaikai und zwar durch die Zeitläufe hindurch. Der
Sentonaikai, einem Meeresarm mit zahlreichen Inseln, der nur über schmale Kanäle mit dem
großen Ozean verbunden ist. Eine derartige Wasserfläche, die weitgehend vor den Gefahren
des Weltmeeres geschützt ist, stellt ein ideales Medium für den Reise- und Handelsverkehr
der Anrainer dar, aber auch für Seeräuber. Dabei handelte es sich nicht um die Wako, d.h. die
Seeräuber, die bis zum südchinesischen Meer tätig waren und über die in chinesischen
Geschichtsbüchern bewegt Klage geführt wird, sondern um seefahrende Adelige, die den
Verkehr auf dem Meer zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes ausgenutzt haben. Auch bei
uns, auf dem festen Lande gab es solche Leute. Sie wurden als Raubritter bezeichnet. Die
Piratentätigkeit auf der Setonaikai wurde also von seefahrenden Raubrittern organisiert. Von
denen sich einige bereits im 10. Jht einen Namen gemacht hatten. Durchreisende mussten sich
Schutzbriefe von ihnen erkaufen, um unbelästigt ihren Geschäften nachgehen zu können. Erst
in der Edo-Zeit wurden die Piraten gebändigt, indem sie in die Dienste der Regierung
übernommen wurden, wo sie Ordnungsfunktionen zu erfüllen hatten. Frau Streb zeigte Bilder
von den eingesetzten Schiffstypen, die häufig gerudert wurden, aber auch mit Segeln
ausgestattet sein konnten. Allerdings nicht in der Lage waren, gegen den Wind zu kreuzen.
Die Ruderer gehörten nicht zu einer speziellen Klasse von Sträflingen oder Galeerensklaven,
sondern waren Vasallen der regionalen Machthaberfamilie, also der Raubritter.
Gesang von Teru Yoshihara
(Teru Yoshihara, hat drei Lieder gesungen, von denen er eines selbst komponiert hat. Sein
Markenzeichen ist seine Interkulturalität. Er und sein Team haben uns in der Vergangenheit
nicht nur mit japanischen und europäischen Liedern erfreut, sondern auch typisch
japanische Ästhetik erklärt und verständlich gemacht. Denken Sie nur an die japanische
Vorliebe für den aushallenden Klang eines Tones. Er symbolisiert das Loslassen von den 108
Wünschen, positiven und negativen Lüsten oder Gieren der Menschen, das nach
buddhistischem Glauben erforderlich ist, um zur Erleuchtung zu gelangen. Auch diesmal hat
er uns einen Unterschied erklärt, nämlich die unterschiedlichen Empfindungen, die das
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Phänomen der Vergänglichkeit in der japanischen und europäischen Ästhetik besingt. Das
Gedicht von Michelangelo weist darauf hin, daß alles vergänglich ist, und das stimmt traurig.
Auch im Hojoki ist der Strom in der Mündung vergangen, aber an jeder Stelle seines Flusses
fließt in jedem Augenblick neues Wasser, der Schaum ist immer sichtbar, aber er besteht aus
Bläschen, die ständig zerplatzen und sich neu bilden. Vergänglichkeit wird als eine Kette von
Vergehen und Werden gesehen, das stimmt nicht nur traurig, sondern hoffnungsfroh und
neugierig. Sobald die Gründe für die Unterschiedlichkeit bekannt sind, verliert sie ihre
Fremdheit: ‚So betrachtet, sehe ich die Dinge eigentlich genauso’. Die Red.):
無常観(感)‚ Mujo-Kan’ Vergänglichkeitsgefühl
von Teru Yoshihara
Das Thema des heutigen Abends, “Vergänglichkeitsgefühl“ ist etwas Besonderes, das Japaner
seit alters bei sich tragen, und das sie nach wie vor rührt.
Vergänglichkeit heißt: ‚Nichts bleibt ewig’.
Ursprünglich kommt das Wort aus dem Buddhismus. Dieses Gefühl der Vergänglichkeit ist
ein Lebensgefühl für die Japaner, sie tragen es in sich.
Um oben Geschildertes zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen zuerst das Hojoki vorstellen.
Das Hojoki wurde von Kamo no Chome im Jahr 1212 geschrieben und ist eines der
bekanntesten und wichtigsten Essays im Bereich der japanischen Literatur.
Es geht um Mujo-kan, das Vergänglichkeitsgefühl.
Das Hojoki vermittelt tiefe Einsichten zu diesem Gefühl.
Mujo-Kan wird in Japan nicht als etwas Negatives empfunden, sondern auch als etwas
Positives, manchmal sogar als etwas sehr Schönes. In diesem Punkt sehe ich einen wichtigen
Unterschied zwischen europäischer und japanischer Kultur.
Um Ihnen das nachvollziehbar zu machen, möchte ich die Anfangszeilen des Hojoki mit
einem Gedicht von Michelangelo vergleichen. Hier nun die Anfangszeilen aus dem Hojoki:
ゆく河の流れは絶えずして、しかももとの水にあらず。
よどみに浮かぶうたかたは、かつ消えかつ結びて久しくとどまりたるためしなし。
世の中にある人とすみかと、またかくのごとし。
(Obwohl der Strom des Flusses ununterbrochen fließt, ist sein Wasser nicht mehr das
ursprüngliche.
Der Schaum, der auf dem stehenden, trüben Wasser schwimmt, verschwindet unablässig und
bildet sich neu als bleibe er für lange Zeit der Gleiche. Der Mensch in dieser Welt und seine
Behausung, gleichen sie nicht diesem Fluß?)
Das Gedicht des Michelangelo ist in italienisch gedichtet und wurde übersetzt.
Es folgt das Gedicht ‘Chiunche nasce a morte arriva’ von Michelangelo Buonarroti (14751564) im deutschen Text von Walter Heinrich Robert-Tornow (1852-1895):
Alles endet, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet,
Denn die Zeit flieht, und die Sonne
Sieht, daß alles rings vergehet,
Denken, Reden, Schmerz, und Wonne;
Und die wir zu Enkeln hatten
Schwanden wie bei Tag die Schatten,
Wie ein Dunst im Windeshauch.
Menschen waren wir ja auch,
Froh und traurig, so wie ihr,
Und nun sind wir leblos hier,
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Sind nur Erde, wie ihr sehet.
Alles endet, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet.
Dieses Gedicht besingt ein Gefühl der Vergänglichkeit.
Ich sehe aber einen wesentlichen Unterschied zum japanischen Gefühl von Vergänglichkeit,
das stets verbunden ist mit Erneuerung. Das Gedicht von Michelangelo stimmt traurig, weil
alles nur vergeht. Das Hojoki weist in der Vergänglichkeit auf einen Kreislauf von Vergehen
und Werden hin. Traurigkeit und Hoffnung sind miteinander verbunden.
Ich möchte nochmals auf das Hojoki zurückkommen.
Den Anfang des Hojoki habe ich versucht zu komponieren, den Stil mit Text auszudrücken
und das Gefühl zu singen. Ich bin eigentlich kein Komponist, aber da ich in verschiedenen
Ländern gelebt und gesungen habe, habe ich immer mehr Lust, etwas auszudrücken, was ich
als Japaner in Bezug auf Japan empfinde. In diesem Sinne möchte ich Ihnen nicht mein
Kunstwerk präsentieren, sondern möchte meine Empfindung über Mujo-kan als „Gefühl“ frei
ausdrücken.
Gesang „Yukukawano“
Hier möchte ich ein Haiku von Ryokan vorstellen. Ryokan war Mönch und Dichter, ist 1758
geboren und ist 1831 gestorben.
Gesang „Chiru Sakura“
Chiru Sakura Nokoru Sakuramo Chiru sakura
散る桜 残る桜も 散る桜
(Verblühende Kirschblüten Auch bleibende Kirschblüten werden verblühende Kirschblüten)
Natürlich haben blühende Kirschblüten eine Schönheit. Aber auch verblühende Kirschblüten
erzeugen eine besondere Stimmung. Das ist ebenso Teil des japanischen Lebensgefühls.
Jetzt möchte ich meine Komposition erklären:
Die Zeit vergeht sehr langsam. In dieser gedehnten Zeit versuche ich die Welt dieses
Gedichtes auszudrücken. Es ist wieder nicht nur Traurigkeit, sondern mit einem japanischen
Vergänglichkeitsgefühl verbunden.
Zuletzt möchte ich Ihnen ein Tanka-Gedicht von Yakamochi aus dem Manyoshu vorstellen.
Atarashiki Toshino Hajimeno Hatsuharuno
Kyo furu Yukino iyashike Yogoto
新しき 年の初めの 初春の
Der Anfang des Jahres
Im neuen Frühling
Schnee fällt heute;
Ist so Gesegnetes.
今日降る雪の
いや重け吉事
Wie Kirschblüten fallen, so stelle ich mir das Fallen von Schneeflocken vor. In der zweiten
Hälfte habe ich die originale Melodie von SAKURA (Kirschblüten) angewendet. Die Leute
freuen sich, wenn der Frühling kommt. Weil die Tage länger werden, der Himmel blau und
der Wind lau und duftig. Im Japan des alten Kalenders war Januar, der heutige Februar, der
Anfang des Frühlings. Die Leute träumen schon, wie schön die Kirschblüten blühen werden.
Gesang „ Atarashiki“
25
Was berichtet die japanische Presse über Deutschland?
(Anlässlich Japanreise vom 10.12.2009 bis 12.01.2010)
Bemerkung: Die Youmiuri – und die Asahi – Shimbun sind die beiden auflagenstärksten
Zeitungen Japans und der Welt. Sie bringen täglich englisch sprachige Ausgaben heraus, die
nicht einfache Übersetzungen der japanischen Versionen darstellen, aber doch die gleichen
Themen behandeln, eben die, die weltweit aktuell sind. Englisch sprachige Zeitungen sind
nicht an jedem Zeitungsstand zu haben, nur an speziellen. An denen der interessierte Käufer
nicht jeden Tag vorbeikommt.
Zur Auswahl der Themen genügte das Vorkommen des Begriffes “germany” oder eines
typisch deutschen Wortes, z.B. “Holsteinkuh” im entsprechenden Artkel. Die Schlagzeilen der
jeweiligen Ausgabe sind zur Orientierung ebenfalls festgehalten.
The Asaihi Shinbun (International Herald Tribune) vom 10.12.2009 Im Flugzeug der
ANA bekommen.
Schlagzeilen (erste Seite): “China overtaking U.S. as the biggest market” (In China
werden z.Zt. die meisten Autos verkauft, aber warum steigt dann nicht der Benzinverbrauch
im gleichen Masse?); “Is there hope for an innovative India?”; “Climate deal, if
reached would not come cheap”; “A Peace Prize during wartime to test Obama’s
rhetorical skills”
Deutschland betreffend: Artikel aus Potsdam von Judy Dempsey auf Seite 2: “Past haunts
politics in Germany” (Seit der Koalition von Platzeck mit den Linken ist bekannt
geworden, dass einige Abgeordnete Stasi Mitglieder waren, was mit der CDU als
Koalitionspartner 20 Jahre lang nicht aufgefallen war. Der Artikel beschreibt die Für und
Wider der Aufarbeitungspraxis auch in osteuropäischen Staaten, sowie deren Erfahrungen
mit ihrer Aufarbeitung. Zum Schluss kommt noch einmal Platzeck zu Wort. Er will
niemend zur Seite drängen wegen seiner Vergangenheit aber auch die Opfer der
kommunistischen Diktatur zu ihrem Recht kommen lassen. ); Seite 6 Rubrik World News:
“Otto Lambsdorf, 82, shaped fund for Nazi-era laborers” (In einem Zusatz zur Meldung
wird auch ein Ausspruch L’s zitiert, den er 1991 anlässlich von U.S. Kritik an der
deutschen Regierung äusserte, die nichts unternahm gegen Firmen, die Waffen und Giftgas
an den Irak geliefert hatten: ‘Das wird nicht wieder passieren, niemals’.); Aachen,
Deutschland: “Suspekt in Nazi trial admits to killings of 3 Dutch civillians” (Das frühere
Nazi-Mitglied Heinrich Boere gab die Tat zu und berief sich auf die Gehorsamspflicht eines
einfachen Soldaten. Er glaubte seinen Eid zu brechen und selbst erschossen zu werden,
wenn er nicht gehorchte.);
The Daily Yomiuri vom gleichen Tag.
Schlagzeilen (erste Seite): “Suzuki, VW agree to form world’s largest auto alliance” (Die
Geschäftsverbindung wird als vorteilhaft für beide Seiten dargestellt); “Offering a Lifeline,
Getting emergency care needn’t be agony for visitors” (Der Artikel berichtet von einer
älteren Touristin aus Singapur, die wegen einer Herzattacke im Bahnhof Odakyu Shinjuku
zusammenbrach und der trotz Sprachschwierigkeiten durch eine Herzoperation geholfen
werden konnte. Auf den Bahnhöfen sind Defibrilatoren aufgehängt und es gibt Personal,
das sie handhaben kann.).
Deutschland betreffend: Seite 6 Rubrik Business: “German consumer prices remain
subdued in Nov.” (Laut statistischem Bundesamt, aber Industrieproduktion im Vormonat
schwach, trotz EU Meldung zum Besseren.)
The Daily Yomiuri vom 12.12.2009 (Kansai Edition).
Schlagzeilen (erste Seite) “Hatoyama wants govt to set target for bonds” (Wegen
Begrenzung der Staatsverschuldung, aber die Grenze soll nicht bedingungslos eingehalten
26
werden müssen.); “Ministry finds possible proof of secret pacts” (Beim Abzug der
Amerikaner sind Geheimabkommen geschlossen worden, die es erlauben, Atombomben in
Japan zu lagern und im Fall erneuter Korea-Schwierigkeiten, Truppen zu restationieren. );
“Beijing adopts controversial ‘buy China’ rules” (Amerika und die EU wollen gegen die
diesbezügliche chinesische Politik protestieren.); “Kanji des Jahres” (Ein Foto zeigt, wie
der Oberpriester des Kiumizudera das Kanji ‘Shin (neu)’ malt, das als Kanji des Jahres
gewaehlt wurde, wegen ‘neuer Regierung’, ‘neuem (Schweine-) Virus’ und weiteren
Neuheiten. In Anlehnung an das in Deutschland ausgezeichnete ‘Unwort des Jahres’ wurde
in U.S.A. ‘whatever’ als das aergerlichste Wort der englischen Sprache gewählt. Nicht ganz
so ärgerlich sind ‘like, you know, anyway’ und in Japan ‘maji (wirklich)’, das als Antwort
auf eine autoritär verkündete Forderung Zweifel an deren Berechtigung ausdrückt.
Z.B. wenn der Lehrer den Schüler auffordert, sich anständig zu benehmen, weil er es sonst
im Leben zu nichts bingen könne und der Schüler ‘Maji’ antwortet, fühlt der Lehrer sich
herausgefordert. Nicht ganz so ärgerlich wird die Silbe ‘ne’ als Satzausklang empfunden.).
Deutschland betreffend: Kommentar aus Seite 2: “Suzuki – VW tie-up ushers in new era”
(Diese Geschäftsverbindung könnte vernünftig sein. Ihr wird Erfolg gewünscht); Seite 4
Rubrik World: “Foto von einem Holzhaus in Gettorf, Norddeutschland. Das von einem
Kran kopfüber gehalten wird.”
The Japan Times vom gleichen Tag:
Schlagzeilen (erste Seite): “Emerging giants draft climate deal – rich nations called to
cut carbon pollution over 40%” (In Kopenhagen ist ein Papier aufgetaucht, das von einer
Gruppe verfasst wurde, die von China angeführt wird. Sie fordert 40%
Kohlenstoffreduktion von den reichen Staaten); “EU scrambles for climat cash” (EU will
ein weltweites Klima – Abkommen und hat ein 6 Milliarden € Paket angeboten.
Freitagnacht sassen die Führer zusammen, um über die Finanzierung zu verhandeln);
“Nobel peace laureate Obama defends ‘just war’” (Seine Rechtfertigung des ‘gerechten
Krieges’ wird nicht überall akzeptiert. Der volle Wortlaut der Rede ist weiter hinten in der
Zeitung abgedruckt.).
Deutschland betreffend: Seite 9 Rubrik ‘Business domestic’: “Naoshima approves of
Suzuki tie-up” (Der Industrieminister Naoshima stimmt der Firmenverbindung mit VW
zu); Seite 19 Rubrik Sport “Senna named greatest F1 driver” (Ayrton Senna wurde von
217 befragten Formel 1 Fahrern als Nr. 1 gewählt, Michael Schumacher kam auf Platz 2.).
The Daily Yomiuri vom 15.12.2009 (Kansai Edition).
Schlagzeilen (erste Seite): “Chinese Vice President Xi arrives in Tokio” (Xi hat um eine
Audienz beim Kaiser nachgesucht und hat sie bekommen, obwohl das Ersuchen nicht
formgerecht war. Nun hagelt es Kritik an der Regierung. Sie hätte den Chinesen die
Stellung des Kaiseres in der japanischen Verfassung erklären sollen, statt dem
mutmasslichen Nachfolger von Hu Jintao regelwidrig einen Gefallen zu tun und damit den
Kaiser in die operative Politik zu ziehen, wo er laut Verfassung von 1947 nicht hin gehört.);
“Tankan up for 3rd straight qtr – But upturn’s pace slows as investment dips” (Der
Geschäftsvertrauens Index Tankan wurde von der zuständigen Behörde das 3. Mal höher als
im Vorquartal gemeldet. Aber die Erhöhung ist geringer als erwartet.); “Futenma call may
be put off 5 mths” (Die Entscheidung, eine amerikanische Flugbasis auf Okinawa zu
verlegen, wird von der neuen Regierung um 5 Monate verschoben).
Deutschland betreffend: Seite 21 Rubrik Sport: Ergebnisse der Fussballbundesliga; und
“Phelps successful in tuneup” (der 14 fache Olympiasieger hat an einem Wettbewerb
teilgenommen und 4 mal gewonnen. Im Interview gibt er an, nicht in Topform zu sein, sich
aber auf ein Ereignis vorzubereiten, wo er auf englische und deutsche Konkurrenten stossen
wird.); Deutschland wird zwar nicht erwähnt, ist aber betroffen: Ab Seite 10 gibt es eine
Serie von Artikeln, die sich mit der neuen Obama Strategie für Afghanistan befassen. Alle
Konfliktherde seit 1993 werden als Testfälle für gelungene Befriedung und
27
Demokratisierung beleuchtet, Somalia, Haiti, Ost Timor, Irak und Kosovo. Nur im Kosovo
werden Fortschritte festgestellt, so dass die Truppenstärke der Nato reduziert werden kann.
In allen Fällen wird die Schaffung von Arbeitsplätzen als wirksame Problemlösung
genannt. Aber dies wird den Einheimischen überlassen, die Friedenstifter kümmern sich
darum nicht.
The Daily Yomiuri vom 19.12.2009 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “Climate talks in disarray as curtain looms – World leaders
clamber to seal last-minute deal” (Deutschland wird erwähnt als eines der reichen Länder
mit denen Obama hinter den Kulissen verhandelt hat.); “Ozawa staffer pleads not guilty
in scandal” (Es geht um einen Parteispendenfall, in den der Generalsekretär der DPJ (neue
Regierugspartei) Ozawa verwickelt ist. Er liess durch einen Buchhalter oder Schatzmeister
vor Gericht seine Unschuld erklären ); “Limits sought on “registered temp workers.”
(Das Ministerium für Arbeit hat einen Gesetzentwurf vorgestellt: ‘Gesetz für
Arbeitsvermittlung von Zeitarbeitnehmern’. In Japan unterscheidet man den Rechtsstatus
von Festangestellten und Arbeitern auf Zeit. Das Gesetz soll Missbrauch bei der
Arbeitsvermittlung und der Zuerkennung des Status verhindern ).
Deutschland betreffend: Seite 4 Rubrik World “1st Russiann high-speed train debuts”
(Bericht über die Jungernfahrt des Zugs von Moskau nach St Petersburg. Er wurde von
Siemens gebaut); “’Arbeit macht frei’ sign stolen at Auschwitz” (Das Schild über dem
Eingang des Konzentrationslagers Auschwitz wurde gestolen. Der Yatva Schem-Präsident
hat protestiert.); Seite 8 Rubrik Business “Renault, Daimler in talks on devedloping
small cars” (Renault hat angekündigt, dass die Daimler A.G. ein potentieller Partner für
eine Zusammenarbeit sei.) “Does emissions trading work?” (Der Artikel erklärt, wie der
europäische Emissionshandel funktioniert. Er ist z.Zt. der grösste der Welt. Seine
Wirksamkeit wird gemischt beurteilt. Ein holländische Forschungsinstitut hat Daten
ausgewertet, die geringe Wirksamkeit belegen. )
The Daily Yomiuri vom 21.12.2009 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “Approval rate for Cabinet drops to 55% - 51% disagree with
decision on Futenma” (Die Zustimmungsrate zum Ministerpräsidenten Hatoyama ist nach
der letzten Umfrage der Zeitung um 4% gesunken. Insbesondere die Entscheidung der
Regierung, die Verlegung einer Flugbase der Amerikaner auf Okinawa erneut zu
verschieben, stösst auf Kritik. Die Regierung neigt zur Schliessung der Basis, andere
befürchten eine Verschlechterung der Beziehungen zu den USA.); “Snowstorm blasts
eastern U.S.”; “Macao marks lucrative decade of Chinese rule” (Die Wirtschaft boomt,
Kriminalitätsrate ging zurück. Die Chinesen wollen die Abhängigkeit der Wirtschaft vom
Spielcasino-Betrieb reduzieren. In China hat nur Macao eine Lizenz für Glücksspiel.).
Deutschland betreffend: Seite 5 Rubrik Business “Business still wary over COP15 result.”
(Die Japaner berechnen nun die Kosten, die ihnen ins Haus stehen, wenn CO2 Emissionen
reduziert werden sollen. Sie gehen davon aus, dass sie seit der Oelkrise der 1970er Jahre,
die weltweit beste Energieeffizienz implementiert haben. Um eine weitere Tonne an CO2 –
Emissionen einzusparen, rechnen sie mit Kosten, die 40 mal höher sind als in China und 8
mal höher als in USA. Die Japaner führen eine Statistik der Energieeffizienz, die ausweist,
wieviel Energie zur Erzeugung einer Tonne Stahl, einer Tonne Zement oder einer
Megawattstunde an elektrischer Energie eingesetzt werden. Diese Statistik weist sie selbst
als die geringsten Energieverschwender aus. Die USA verschwenden nicht so viel Energie
wie China oder Indien, aber mehr als Deutschland.); Seite 9 special Section “Germany,
cloudy days are no damper” (Die grösste Solar Farm der Welt in Lieberose, Brandenburg
wird vorgestellt sowie das Einspeisegesetz, das die Entwicklung möglich gemacht hat. Die
Rechnung für den Entwicklungsfortschritt zahlen aber die Verbraucher. Es wird auch auf
den Zusammenbruch des Baus von Solar Farmen in Spanien, im Zuge der Finanzkrise
hingewiesen und den damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen. In Deutschland glaubt
28
man Krisen vermeiden zu können und meint die 50.000 neuen Jobs im Bereich
Photovoltaik halten zu können. ); “Moving rapidly, into future ” (Portrait des dänischen
Auto-Designers Henrik Fisker, der den BMW Z8 entworfen hat und bei der Fahrt zur Arbeit
Erfahrungen auf der Autobahn bei 250 km/h sammeln konnte. Jetzt hat er seine eigene
Firma in Kalifornien gegründet und entwirft Gas - elektrische Hybridautos mit 400PS, die
von Prominenten gekauft werden. Er meint umweltfreundliche Autos müssen nicht
unbedingt müde und unansehnliche Karren sein. ).
The Asahi Shinbun (International Herald Tribune) vom gleichen Tag.
Schlagzeilen (erste Seite): “Chinese laborers stir anxiety in Vietnam” (Am Beispiel eines
Projektes in Vietnam wird darüber geklagt, dass die Chinesen überall, wo sie Projekte
abwickeln, eigene Arbeiter mitbringen und zu wenige Einheimische einsetzen. Von Angola
bis Usbekisstan waren 2008 740.000 chinesische Arbeiter im Einsatz mit 58% Zunahme im
letzten Jahr.); “Tenuous pact emerges as climate talks finish” (Absichten, aber keine
festen Zusagen wurden in 12 Paragraphen verabschiedet. Ein Kompromis, der zwar einen
mangelhaften, aber einen wesentlichen Schritt vorwärts darstellt ); “Talking to the enemy:
Has it worked for Obama” (Seine Vorgänger hatten es abgelehnt, mit Staatsfeinden zu
reden, für Obama war es jedoch Bestandteil seiner Strategie, die er umgesetzt hat. Doch
weder im Iran, Nordkorea, Myanmar noch Sudan hatte er bisher Erfolg damit. Es hat sich
aber auch etwas geändert, Russland hat heute eine andere Haltung zu Iran, als noch vor
einem Jahr und in der UNO sind heute viele Länder bereit, mit den USA
zusammenzuarbeiten. Die Politik des Engagement muss nicht Apeasement sein, sie stellt
dem Gegner die Alternative der offenen Tür gegenüber. Langfristig wird die neue Strategie
Früchte tragen.)
Deutschland betreffend: Meldungen Seite 5 Rubrik World News “Pope moves 2
predecessors closer to becoming saints” (Nämlich Johannes Paul II und Pius XII. Bei
letzterem haben jüdische Kreis protestiert, weil er nicht genügend getan habe, den
Holocaust zu stoppen); “Authorities intensify search for stolen Auschwitz sign” (Die
polnischen Behörden fassen den Diebstahl nicht als Scherz auf, sondern vermuten
neonazistische Täter.).
The Daily Yomiuri vom 24.12.2009 (Kansai Edition) Heilig Abend
Schlagzeilen (erste Seite): “Govt on track to OK FY10 budget draft – Key document
could get nod in next few days“ (Der Ministerpräsident hat Konsens zum Staatshaushalt
2010 zustande gebracht, so dass er verabschiedet werden kann. Höhereren Staatsausgaben
stehen sinkende Steuereinnahmen gegenüber. Das Defizit wird durch staatliche
Schuldverschreibungen (bonds) finanziert. ); “Noguchi, 2 others arrived at ISS” (Der
Japaner ist mit einer Sojus – Mannschaft zur Weltraumstation ISS geflogen und grüsst seine
Landsleute per TV mit Nikolaus-Zipfelnmütze und Weihnachtsbaum, seine russischen
Kollegen grüssen freundlich mit.); “Prosecutors ‘set to indict’ Hatoyama’s exsecretary” (Es handelt sich um eine Parteispenden Angelegenheit.).
Deutschland betreffend: Seite 1, Kurzmeldung mit Bild, Artikel auf der letzten Seite Rubrik
Sport “U-Turn for Schumacher - Schumi confirms return to F1” (Schumi hat einen
Dreijahresvertrag mit Mercedes unterschrieben); Seite 4 Rubrik World “Foreigner seen
behind Auschwitz theft in Poland” (Die polnische Polizei hat Täter festgenommen und
erklärt, der Haupttäter sei kein Pole. Gerüchten zufolg sind 5 Verdächtige festgenommen
worden. Es soll sich nicht um eine Neo-Nazi Gruppe handeln. ); Seite 5 Rubrik Business
“Toyota VW to end marketing deal” (Der Vertrag über den Verkauf von VW Autos
durch Toyota-Vertretungen von 1991 soll 2010 enden.).
The Daily Yomiuri vom 25.12.2009 (Kansai Edition) Erster Weihnachtstag
Schlagzeilen (erste Seite): “2 PM ex-aides indicted over fund reports – Hatoyama won’t
face charges” (Hatoyama hat keinen Plan zurückzutreten, obwohl er die Verantwortung
trägt. Auch der Generalsekretar der Partei Ozawa ist in einen Grundstückskauf verwickelt,
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der nicht korrekt im Parteispendenreport registriert ist. ); “Govt targets 1.4% GDP rise in
FY10” (Das Ziel ist ehrgeizig und entspricht nicht den Vorhersagen und den Erfahrungen
der letzten drei Jahre.); “Conditional 25% cut in emissions to be registered by end of
January” (Hatoyama will dieses Ziel auf der Basis von 1990 bis 2020 erreichen und es bei
der UNO registrieren lassen, allerdings sollen auch andere Emittenten ehrgeizige Ziele
anstreben.)
Deutschland betreffend: Seite 18 Rubrik Sport “Schumacher declares bid for 2010 world
title” (Mit Bild. Der Vertrag ist mit Mercedes GP abgeschlossen, früher Brawn GP,
Schumacher bekommt nur 6,2 Mio £ pro Saison, während Hamilton und Alonso 15Mio£
bekommen).
The Japan Times vom gleichen Tag: Anzeige: “The Japan Times Wishes Its Readers A
Merry Christmas”; “Hatoyama’s ex-aides charged over funds scam – Pair avoids
arrest over entries faked to hide family’s donation” (Die Parteispende stammt aus der
Kasse des Familienerbes, hätte aber erklärt werden müssen.); “Fuji Heavy may sue over
nixed defense deal” (Fuji Heavy Industries Ltd will die Regierung verklagen weil sie
40Miliarden ¥ Lizens Gebühren an Boing bezahlt haben um 62 Hubschrauber herzustellen,
die Regierung danach aber die Bestellung storniert hat.) ;
Deutschland betreffend: Seite 10 Rubrik Sports “Schumacher fired up for return to F1,
aiming for 8th title”; Seite 20 Rubrik Weekend Scene “New Year’s concerts held across
Japan” (Weihnachtskonzerte werden als Tradition dargestellt und alle Städte aufgelistet, in
denen sie staffinden. U.a. in Tokio das Wiener Johann Straus Orchester und in Yokohama
das Württembergische Philharmonie Orchester Reutlingen)
The Daily Yomiuri vom 26.12.2009 (Kansai Edition) 2. Weihnachtstag
Schlagzeilen (erste Seite): Meldung mit drei Bildern vom Angriff auf den Papst; “High
school manual omits Takeshima” (Die Insel Takeshima ist zwischen Korea und Japan
umstritten, das Schulbuch bedeutet ein umstrittenes Einlenken der neuen Regierung.);
“Cabinet OK’s record-setting FY10 budget of ¥92trillion” (Der umfangreichste
Haushaltsplan, den das Land je hatte, obwohl die Verschwendung von Mitteln reduziert
wurde. Er enthält einen Zuwachs bei Bildung und Forschung und die Industrie meint, dies
ginge auf Kosten von Konjunkturbelebung.); “Jobless rate rises to 5.2% in Nov.” (Um
0.1% gegenuber dem Vormonat, im July lag er bei 5.7% ).
Deutschland betreffend: Keine gesehen
The Asahi Shinbun (International Herald Tribune) vom gleichen Tag.
Schlagzeilen (erste Seite): “Chinese dissident gets 11 years in jail – Sentence is widely
seen as a harsh signal from the country’s leadership” (Liu Xiaobo, ein früherer Literatur
Professor ist zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein englischer Drogenschmuggler
soll trotz Bitte von PM Gordon Brown hingerichtet werden.); “A bumpy journey to
rebuild Aceh after tsunami” (Ein Bericht über die Schwierigkeiten und Erfolge beim
Wiederaufbau der von der Tsunami Weihnachten 2004 betroffenen Region in Indonesien );
Deutschland betreffend: Seite 11 Rubrik Technologie Oeconomie, Business: “Lucrative
new spot for climbers: Wind turbines” (Es wird über ein neues Berufsbild berichtet: In
Kalifornien werden Seilkletterer eingesetzt, um Windräder zu reparieren und zu warten. Die
ersten Kandidaten haben bei zwei Deutschen gelernt, die in dem Team beschäftigt waren,
das das Bundestagsgebäude in Berlin eingewickelt hatte.); “Banks sold risky debt to
clients, bet against it – and won” (Es wird über riskante Finazgeschäfte berichtet, die ein
Mitarbeiter von Goldman Sachs erfand und die ‘Abacus’ genannt werden. Goldman Sachs
hat damit viel verdient, andere Banken, die das Geschaft nachgemacht haben, waren
weniger glücklich. Sie haben damit viel Geld verloren, u.a. die Deutsche Bank.); Seite15
Rubrik ‘Art Exhibitions weekend Arts’ “Under the Nazis, the bauhaus lived on - After
the school closed, some put their training to work for the Third Reich” (Das Museum
für moderne Kunst von New York hat einen Katalog herausgebracht, der sich mit dem
30
Bauhaus von 1918 -1933 beschäftigt. Dort wird über einen Franz Ehrlich berichtet, der im
Bauhaus ausgebildet wurde und 1938 als Kommunist in Berlin verhaftet wurde. Nach
Buchenwald eingeliefert, gelang es ihm, als Architekt aufzufallen. Nach einiger Zeit wurde
er entlassen und mit Bezahlung weiterbeschäftigt. Später arbeitete er in Berlin u.a. auch für
Hermann Goering. Er war nicht der einzige Künstler des Bauhauses, der für Nazi Grössen
arbeitete. Es wir erwähnt, dass es Franz Ehrlich ums Überleben ging, er hat niemand
verraten oder willentlich geschadet.).
The Daily Yomiuri vom 1.1.2010 (2010 Happy New Year to all readers)
Schlagzeilen (erste Seite): “8 CIA agents die in Afghan suicide blast – Insurgents kill 5
Canadians in separate attack” (Der erste Vorfall ereignete sich innerhalb einer
Militarbasis in der Provinz Khost ); “Japan-China gas deal investment set” (Es geht um
die Ausbeute eines Gasfeldes in der Ostchinasee); “U.S. moves to place new duties on
steel pipes from China” (Amerikanische
Stahlproduzenten und Gewerkschaften
protestieren gegen Billigimporte aus China); “Ozawa floats new site for Futuma
relocation” (Die Verlegung der Flugbasis in Okinawa bringt Spannungen in das Japan USA Verhältnis, Kritiker der neuen Regierung warnen vor der Beschädigung der
Sicherheitssituation in Asien. Der Grund der Schwierigkeiten sind Reibungen zwischen den
Soldaten und der Bevölkerung. Es gibt noch eine weitere Basis auf Okinawa Namens
‘Schwab’ ).
Deutschland betreffend: Seite 5 Rubrik World “Poland seeking Swedish help in
Auschwitz theft probe” (Der polnische Justizminister hat sich an den schwedischen
gewandt mit der Bitte um Hilfe bei der Festnahme des Haupttäters, dessen Name bekannt
sei. Der Vorgang ist aussergewöhnlich, aber es handelt sich um einen Fall besonderer
Bedeutung.).
The Daily Yomiuri vom 6.1.2010 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “U.S.: Al-Qaida in Yemen a global thread” (Das sagte die
amerikanische Aussenministerin Clinton in Washington, nachdem die U.S. Botschaft im
Yemen den 2. Tag wegen Terrordrohungen geschlossen war.); “Bomber of CIA base was
a double agent” (Der Anschlag von Kost wurde durch einen Doppelagenten aus Jordanien
durchgeführt. Er stammte aus der Heimatstadt eines getöteten Al-Quaida Führers und galt
als zuverlässig umgedreht.); “Government eyeing curbs on parents’ rights in abuse
cases” (Es handelt sich um einen Vorschlag, die gültige Gesetzgebung zu ändern, weil sich
seit dem Beginn der Erhebung seit 1990 eine Zunahme von Kindesmissbrauch ergeben
hat.).
Deutschland betreffend: Keine spezielle Meldung gefunden.
The Asahi Shinbun (International Herald Tribune) vom gleichen Tag.
Schlagzeilen (erste Seite): “Afghan base was hit by double spy, officials say” (Die
getöteten Amerikaner waren Topspezialisten für die Festnahme von Osama bin Laden, die
nun erschwert ist. Das Bekanntwerden der Beziehungen zwischen dem jordanischen
Geheimdienst und der CIA bringt die jordanische Regierung gegenüber ihrer eigenen
Bevölkerung in Verlegenheit.); “From C.I.A., satellite images of polar ice – Scientists
given access to U.S. intelligence data to study climate change.” (Die in der Bush Aera
abgebrochene Zusammenarbeit zwischen CIA und Wissenschaft wird reaktiviert. Die CIA
hat Daten, die die Wissenschaft nur durch Aufwand grosser Geldsummen beschaffen
könnte.); “Politician’s tweets have India in a twitter.” (Der Einsatz neuer Technologien
fordert traditionelle Machtstrukturen heraus, mit dem Internet aktivieren politische
Aussenseiter ein politisch wirksames Publikum.); “South Korea’s open secret laid bare”
(Zwei Mediziner versuchen eine Debatte über Abtreibung zu initiieren. Abtreibung ist zwar
illegal, wird aber häufig praktiziert und ist eine Einkommensquelle für Mediziner.).
Deutschland betreffend: Seite 9 Rubrik Kultur: “Grand spree in frugal Hamburg” (Ein
Bericht über die neue Elbphilharmonie in Hamburg. Der Bau soll ein Wahrzeichen für
31
Hamburg werden und kostet sehr viel Geld. Die Hamburger sind bekannt für ihre
Nüchternheit und ihren Geschäftssinn. Dürfen Steuerzahler mit derartigen Kosten für ein
öffentliches Bauwerk belastet werden, das nicht jedem dient? Der Bau wird von der Firma
Herzog & de Meuron geplant. Die Firma ist aufgefallen wegen des Olympia-Baus in
Beijing, dem Nest.);
The Daily Yomiuri vom 8.1.2010 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “U.S. to put Futenma on back burner – Campell says alliance
talks to start soon” (Campel ist der für Japan zuständige amerikanische Vice
Aussenminister. Er hält die Beziehungen zu Japan für so wichtig, dass beidseitige
Gespräche darüber bald beginnen sollten. Die Schwierigkeiten wegen der Flugbase in
Okinawa sollten hinten angestellt werden. ); “Japan must defuse its demographic time
bomb” (Der Artikel ist der erste einer Serie, die sich mit der Kursbestimmung für Japan
beschäftigen soll. Den Beginn macht ein Interview mit Jacques Attali, einem französischen
Intellektuellen. Attali erklärt im Interview sein Modell für erneute wirtschaftliche Stabilität
in der Welt. Es besteht aus 5 Stufen. In der ersten müssen die von der Krise betroffenen
Staaten ihre Hausaufgaben durchführen. Für Japan bedeutet dies, die Probleme aus der
Überalterung der Bevölkerung zu lösen, die USA werden ihre führende Stellung verlieren.
In der zweiten Phase werden 10 bis 12 Staaten die tonangebenden in der Welt sein, China
und Indien werden dazu gehören. In der letzten Phase wird der Individualismus, der die
globale Wirtschaft bestimmt, durch einen rationalen Altruismus ersetzt werden. Eine Welt
von vereinzelten egoistischen Menschen kann nicht nachhaltig sein.); “Kan wants yen ‘at
appropriate level’ to help neconomy” (Naoto Kan ist der neue Finanzminister Japans
nach dem Rücktritt von Hiroisa Fujii wegen versagender Gesundheit. Kan hat in seiner
ersten Pressekonferenz seine Politik erläutert, die auf einen Abbau der Staatsverschuldung
hinauslaufen wird. Das richtige Verhältnis des Yen zum Dollar soll ihm dabei helfen.).
Deutschland betreffend: Seite 2 Rubrik Editorial/ National “Conductor Ozawa to seek
cancer treatment” (Seiji Ozawa war der erste Japaner, der 2002 Direktor der Wiener
Staatsoper wurde. Er dirigierte auch in München. Er hat laufende Verpflichtungen abgesagt,
um sich einer Therapie zu unterziehen.).
The Daily Yomiuri vom So. 10.1.2010 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “Aid on way for Siberia detainees – Labor camp survivors to get
allowance” (Japaner, die nach dem zeiten Weltkrieg in Sibirien oder der Mongolei
festgehalten wurden, können auf eine Entschädigung hoffen. Es handelt sich um 600.000
Betroffene, von denen noch etwa 100.000 leben. Sie haben jetzt ein Alter von etwa 90
Jahren erreicht. Bisher sind sie nicht entschädigt worden.); “Christmas terrorist suspect
pleads not guilty” (Ein Nigerianer der Weihnachten auf einem Flug von Amsterdam nach
Detroit versucht haben soll, durch einen Selbstmordanschlag ein Flugzeug zum Absturz zu
bringen, ist vor einen Richter geführt worden und hat sich nicht schuldig erklärt.); Dritter
Beitrag zu einer Serie ‘Charting Japans Course’ Interview mit Robert Cooper, einem Senior
EU Offiziellen “Japan, EU postmodernity key to global solutions” (Cooper hat in seinem
Buch ‘The Breaking of Nations: Order and chaos in the 21. century’ ein Geschichtsbild
vertreten, in dem er die Staaten als prämodern, modern und postmodern einstuft. Prämodern
sind Staaten, die noch keine wirksamen Institutionen eingerichetet haben, z.B. Europa im
Mittelalter, Japan in der Vormeijiaera. Modern sind Staaten, die solche Institutionen
eingerichtet haben, die aber Gewalt einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, die also auf
Gewalt hin optimieren. Die USA, China und Indien z.B. sind demnach moderne Staaten.
Die EU und teilweise auch Japan werden von Cooper als postmodern kategorisiert. Der
Unterschied zu modern besteht darin, dass sich postmoderne Staaten nicht mehr dann für
überlegen halten, wenn sie militärisch stark sind, sondern wenn ihr Ziel die Verbesserung
der Lebensverhältnisse ihrer Bevölkerung ist, nicht militärische Überlegenheit. Cooper sieht
seine drei Kategorien nicht als Entwicklungsprozess. Japan würde dann als postmodern
32
eingestuft, wenn es seine Nachbarn, China, Korea, Indien, ... ebenfalls zu diesem Ziel
verpflichten könnte.).
Deutschland betreffend: Seite 9 Rubrik The Times in association with the Yomiuri
Shimbun: “Sarkozy feels the pain after succumbing to the swine flu panic” (Frankreich hat
zu viel Impfstoff bei der Industrie bestellt. Nun bleiben viele Millionen Euro ungenutz, was
Kritik hervorruft. In Holland und Deutschland wurde zwar ebenfalls zu viel bestellt, aber
der Schaden konnte reduziert werden, weil unbenutzter Impfstoff weiterverkauft wurde.);
“How a secret Iranian dancer took defiant step to freedom” (Bericht über den Iraner
Afshin Ghaffarian, der wegen seiner Passion als Tänzer, was im Iran verboten ist, von der
Polizei in besonderer Weise misshandelt wurde. Dem es aber wegen seiner Protestaktionen
gelang, über Deutschland aus dem Iran herauszukommen und nun in Frankreich seiner
Kunst beim Nationalen Zentrum für Tanz nachkommen darf. Sein Talent wurde erkannt.)
The Daily Yomiuri vom Di. 12.1.2010 (Kansai Edition)
Schlagzeilen (erste Seite): “Cabinet approval rate level at 56%” (Die Zustimmungsrate
zum Kabinet Haoyama hat seit der letzten Erhebung um 1% zugenommen, trotz des
Bekanntwerdens der Parteispendenangelegenheit.); “Entire JAL board to resign” (Um die
Fluggesellschaft JAL vor der Pleite zu retten, werden Gelder der Steuerzahler fließen. Der
gesamte Vorstand musste zurücktreten.); “N. Korea calls for peace treaty to replace
armistice” (Die USA stellen als Bedingung für die Wiederaufnahme der Verhandlungen
den Verzicht auf den Bau von Atomwaffen.).
Deutschland betreffend: Seite 5 Rubrik World “Heavy snow halts planes, trains, cars in
Europe” (Schneefall behindert ganz Europa, aber besondere Fälle aus Deutschland werden
beschrieben.); “For wealthy Europeans , life in the fast lane expensive” (Deutschland,
Frankreich, Österreich, die Schweiz und die nordischen Länder gehen dazu über,
Verkehrsstrafen an den Einkommens – oder Besitzstatus eines Verkehrssünders zu koppeln.
Ein Ferrari – Fahrer, der mit 100km/h durch einen Ort fuhr, wurde ein Strafzettel über
100.000 Euro zugestellt.); “Bernanke still fighting the wrong war” (Der U.S. Senat wird
bald darüber entscheiden müsen, ob Ben Bernanke weiterhin der Chef der amerikanischen
Notenbank bleibt. Dass Deflation unbedingt vermieden werden muss, ist z.Zt. die
verbreitete Meinung. Inflation wird als das kleinere Übel betrachtet. Der Autor des Artikels,
ein Wirtschaftshistoriker, weist darauf hin, dass Bernanke diese Meinung vertritt und liefert
Beispiele dafür, dass auch Inflationen zur verheerenden Verarmung breiter
Bevökerungsschichten gefürt haben. Ein besonderes Beispiel sei die Hyperinflation in den
1920ger Jahren in Deutschland, die schlimmere Folgen gehabt habe, als die Depression in
den USA, die die Farmer des mittleren Westens verarmte. Sie habe die Bezieher fester
Einkommen verelendet, insbesondere die Bürokraten-Klasse und sei schließlich für die
Machtergreifung Hitlers verantwortlich. Sowohl Deflation als auch Inflation können zu
Depressionen führen. Der Autor verweist auf einen Ausspruch des Carl von Clausewitz:
‘Generäle, die den letzten Krieg ausfechten, sähen sich bald mit dem nächsten
konfrontiert.’. Da die institutionellen Regeln, keine Lösung der anstehenden Probleme
impliziereren, komme es auf den nächsten Chef der Notenbank an. Es wird erwartet, dass es
Bernanke ist. Der Autor empfiehlt ihm, die Lehre von Clausewitz zu beachten, d.h, nicht
nur Deflation sondern auch Inflation als Ursache von Übeln zu betrachten.).
The Asahi Shinbun (International Herald Tribune) vom gleichen Tag.
Schlagzeilen (erste Seite): “U.S. banks lose patience with London bonus curbs”
(JPMorgan und Goldman signalisieren Unzufriedenheit mit den neuen U.K.
Regulierungsanläufen.); “Breaking down the worst deal ever” (Zehn Jahre nach der
Verschmelzung von AOL und Time Warner machen sich die Manager Gedanken darüber,
warum sie nicht funktionierte.).
Deutschland betreffend: Seite 5 Rubrik ‘Vor 50 Jahren in unseren Seiten’ “1935 Voters
flock to Saar” (Zu dem Plebiszit am 11. Januar wurden Wähler sowohl aus Frankreich als
33
auch aus Deutschland in die Saar geschafft.); Seite 7 Rubrik Kommentare “Learning from
Europe” (Der Nobelpreisträger Paul Krugmann weist darauf hin, dass die Europäer doch
nicht so schlecht sind, wie ihr Ruf. Die EU ist ein Fortschritt in der menschlichen
Entwicklung und in Frankreich sowie Deutschland sei das Ergebnis pro Arbeitsstunde nahe
an dem der U.S.A. ); Seite 9 Rubrik Kultur, eine Buchbesprechung: ‘I.O.U. Why Everyone
Owes Everyone and No One Can Pay, John Lanchester, 260 Seiten, Simon & Schuster.
$25’ von Dwight Garner: “The financial crisis: It was an inside job” (2009 gab es viele
kluge Bücher über die Finanzkrise. Nun gibt es auch ein Buch aus der Sicht eines
Schriftstellers. Lachester soll ein guter Schriftsteller sein. Die Besprechung hat mich
neugierig auf das Buch gemacht. Bei Lanchester beginnt die Krise mit dem Fall der
Berliner Mauer und dem Zusammenbruch des Kommunismus. Dieser habe Kapitalisten
übermütig gemacht, was direkt in die Krise führte. Die Kosten der Krise sind höher als die
für die erste Mondlandung, für den Marschall Plan und für den Kauf von Louisiana
zusammen. Sie werden von den Steuerzahlern bezahlt. Inzwischen habe ich das Buch
bestellt und verspreche mir davon, endlich zu verstehen, was um mich herum abläuft.).
Nicht nur Deutschland betreffend: Seite 7 Rubrik Kommentare “Religion and women”
von Nicholas D. Kristof: (Der Artikel berichtet zuerst von einer Ansprache des Jimmy
Carter vor dem Parlament der Weltreligionen letzten Monat, in der er bedauert, dass die
weltweite Diskriminierung von Frauen religiös begründet sei. Der Artikel gibt sodann einen
Überblick über die wesentlichen Schriftstellen in den heiligen Schriften der Weltreligionen,
die die Stellung von Frauen betreffen und weist darauf hin, dass ihre Interpretation häufig
von den Intentionen der Religionsstifter abweicht. Er listet eine Reihe von Organisationen
auf, die sich zur Aufgabe gemacht haben, religiöse Institutionen auf die Diskrepanzen
hinzuweisen und sie dazu zu bewegen, diese abzustellen. Zitat aus der Ansprache von
Jimmy Carter: ‘In vielen Religionen werden Frauen daran gehindert, eine volle und
gleichberechtigte Rolle im Leben zu führen. Die Ansicht, Frauen seien in den Augen Gottes
mindere menschliche Wesen, schafft eine Umgebung, in der Gewalt gegen Frauen zu
rechtfertigen ist. Dem brutalen Ehemann, der seine Frau schlägt, dem Arbeitgeber, der
seinen weiblichen Angestellten den Lohn kürzt, dem Soldaten, der Frauen vergewaltigt, den
Eltern, die weibliche Embrios abtreiben.’).
Der Zweite Weltkrieg in Fernost: Was war eigentlich passiert?
(Der Artikel bietet zuerst einen Überblick über die in der Zeit des 2. Sino/Japanischen und des 2. Weltkrieges abgelaufenen
Ereignisse und nennt dann einige Tatsachen die einen starken Einfluss des „kulturellen Bodensatzes“ (Religion,
Spiritualismus, Okkultismus) auf die operative Politik der Epoche belegen. Er zeigt auf, wo sich dieser Bodensatz speist.
Sowohl im Osten wie im Westen aus den gleichen Quellen. )
Chino-san、der Präsident der Japanisch – Deutschen Gesellschaft von Nagano hielt anlässlich
der „Begrüßungspartie“ einer Delegation der Deutsch – Japanischen Gesellschaft BadenWürttembergs eine Rede, in der er zum Ausdruck brachte, dass die beiden Weltkriege
vermeidbar gewesen wären, wenn die beteiligten Menschen mehr voneinander gewusst
hätten. Bei solchen Gedanken wünscht sich der Hörer dem Urheber zustimmen zu können
und was den Fall des Ersten Weltkrieges angeht, so haben wir durch den “Bando-Film“
nachempfinden können, dass zumindest
die gute Behandlung der deutschen
Kriegsgefangenen in Japan nicht nur dort bleibende Früchte getragen hat, sondern in
Deutschland auch das Bild der Japaner positiv beeinflusste. Das Ergebnis einer Situation, in
34
der sich Menschen unterschiedlicher Kulturen näher kamen und anfingen, sich gegenseitig zu
verstehen.
Wenn wir uns dem Thema zweiter Weltkrieg (WWII) zuwenden, so galt die damals nach dem
ersten Weltkrieg erreichte Friedensregelung als eine wesentliche Ursache für die Entstehung
des zweiten. Europa betreffend braucht nur das Stichwort „Versailler Friedensvertrag“ zu
fallen und schon sind die Gemüter bereit, ihn als unverdiente Demütigung zu betrachten, die
nicht einfach hingenommen werden durfte. Welche Fakten in Asien zur Entstehung oder zur
Beteiligung am WWII geführt hatten, wusste ich nur aus Hörensagen, bis ich anlässlich eines
Japanbesuchs auf das Buch „From Marco Polo Bridge to Pearl Harbor – Who is
responsible?“1 stieß. Es enthielt eine abwägende japanische Meinung dazu. Inzwischen habe
ich mich etwas intensiver damit befasst, was da eigentlich abgelaufen war und glaube nun wie
Chino-san, dass die Leute auf den Krieg verzichtet hätten, wenn sie mehr voneinander
gewusst hätten, statt auf die Worte von politischen Verführern zu hören. Auch glaube ich
ganz im Sinne von Herrn Chino zu handeln, wenn ich Ihnen mitteile, was ich gefunden habe:
In Deutschland ist der Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki als schreckliches,
kriegsbeendendes Ereignis bekannt. Ebenso wie der
“Dreimächtepakt”, der Japan,
Deutschland und Italien zu einer Achse schmiedete, der sich sogar eine Anzahl anderer
Staaten nach und nach anschloss, um gegen die Alliierten anzutreten. Dass dem
“Dreimächtepakt” ein anderer Vertrag mit Japan vorausging 2, der jedoch schon mehrfach
gebrochen3 war, als die Ereignisse heiss wurden, ist weniger bekannt. Über das “Massaker
von Nanking 4 ”, die Trostfrauen und die Einheit 731 5 weiss man Bescheid. Den MaoAusspruch anlässlich des Besuches von Premierminister Kakuei Tanaka in China zur
Errichtung förmlicher diplomatischer Beziehuingen zwischen Japan und China 1972 kennt
man weniger: “Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, denn Sie haben zur Entstehung des
modernen China beigetragen. Warum? Hätte das kaiserliche Japan den Invasionskrieg nicht
angefangen, wie hätten wir Kommunisten dann an die Macht gelangen können? Wie hätten
wir einen Staatsstreich durchführen können? Wie hätten wir Chiang KaiSak besiegen sollen?
Wie sollen wir Euch das danken? Nein, wir wollen keine Reparationen von Euch! (Übersetzt
aus der Biographie von Kakuei Tanaka, Original auf Japanisch.)”
Der zweite Weltkrieg hatte das Ende der Kolonialzeit zur Folge, das ist Allgemeinwissen.
Dass die japanische Beteiligung am WWII jedoch nicht nur massgeblich war für die
Verhinderung der Rekolonialisierung der von ihm besetzten Gebiete, sondern auch für die
Unabhängigkeit Indiens, ist weniger bekannt und müsste Japan zu einem sympathischen Land
für nationalistisch denkende Inder machen, was es tatsächlich ist.
Der Zwischenfall an der Marko Polo Brücke als
Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Er ereignete sich am 7. Juli 1937 in der Form des Verschwindens von japanischen Soldaten
nach einem Ausgang aus ihrer Kaserne. Kidnapping durch Chinesen wurde vermutet. Die
Garnison befand sich mit zähneknirschendem Einverständnis Chinas in einem südöstlichen
Vorort von Peking, nämlich an der Marko Polo Brücke, als Folge einer langen Vorgeschichte,
1
Siehe Bambusbleatter Ausgabe 6 2008
Antikominternpakt 1936
3
Nicht Angriffspakt Deutschland- Russland 1939 und Japan – Russland 1940
4
Darueber ist gerade ein Film in den Kinos gelaufen, der einen deutschen Gutmenschen zeigt, der nach seiner
Rueckkehr zeitlebs in Deutschland nicht bekannt wurde, obwohl er es verdient haette.
5
Die Nachbarlaender China und Korea weisen darauf hin, wenn ein japanischen MP den Yasukuni-Screin
besucht.
2
35
die bis in den Ersten Sino-Japanischen Krieg zurückging. Der lokale japanische
Militärkommandant hatte die Anweisung aus Tokio, den Konflikt in eigener Verantwortung
zu lösen, wobei er nicht zimperlich vorgehen sollte, denn kurz vorher hatte es Japan
feindliche Unruhen in Peking gegeben. Als Investoren und Geschäftsleute waren Japaner und
andere Fremde in China willkommen, als Menschen mit politischen Ambitionen jedoch
weniger.
An einen Krieg mit China dachte die Regierung in Tokio zunächst nicht. Der
Militärkommandant befahl scharfes Vorgehen gegen die Chinesen und meldete schnelle
Erfolge nach Tokio. Doch Chiang Kai-shek, der damalige chinesische Regierungschef ließ
sich das nicht gefallen und griff die japanische Enklave in Shanghai mit seinen besten
Truppen an. Diese waren von deutschen Offizieren ausgebildet worden und mit deutschen
Waffen ausgerüstet.
Die Japaner antworteten entschlossen mit Verstärkungen ihrer Marine. In Tokio gab es zu
dieser Zeit jedoch mindestens drei untereinander konkurrierende Parteien, die Nationalisten,
die Nazisten und die Antikommunisten.
Bekanntlich pflegen die Japaner eine Kultur, die selbstherrliche Verkündung von
Entscheidungen vermeidet. Entschlüsse werden im Rahmen eines Kreises von Sachkennern
gesucht, diskutiert und vom Chef schließlich verkündet. Wenn die Basis zerstritten ist, was
auch in Japan vorkommen kann, ist es Aufgabe des Chefs oder der Regierung, also des
Ministerpräsidenten, die unterschiedlichen Meinungen auszutarieren, das eigentlich
anzustrebende Ziel kann dabei aus dem Blickfeld geraten. So soll es auch in dieser Situation
gewesen sein6. Es setzte sich nicht die Partei durch, die den Krieg mit China vermeiden
wollte, sondern diejenige, die meinte, China sei in drei Monaten zu befrieden, danach könne
man sich in Ruhe der eigentlichen Aufgabe7 zuwenden.
In China herrschte Bürgerkrieg, der sich aus dem Versuch entwickelt hatte, das rückständige,
kaiserlich regierte Land in einen modernen Staat zu verwandeln. Der Kaiser war 1911 durch
eine republikanische Regierung
ersetzt worden. Sun Yatsen, der Gründer der
nationalistischen Kuomintang Partei, hatte die Führung des Landes übernommen. Im Jahre
1937 war die Regierung mit dem Modernisierungsversuch immer noch beschäftigt, ohne die
Lage der Bevölkerung verbessert zu haben, daher hatte sich eine starke Opposition in der
Form von unabhängigen Warlords und der kommunistischen Partei entwickelt, die wiederum
von den Kuomintang bekämpft wurden. Die kommunistische Partei hatte sich durch ihren
„Langen Marsch“ 8 jedoch der Vernichtung entzogen und konnte im Jahre 1936 in
Nordostchina eine starke Widerstandsbasis aufbauen.
Die Japaner hatten Grund, über solchen Dilettantismus die Nase zu rümpfen, denn ihr Land
hatte bereits im Jahre 1868 damit begonnen, die Regierungsform den aktuellen Verhältnissen
anzupassen. Die Chinesen begannen erst im Jahre 1911 mit dieser Aufgabe. Die Japaner
hatten zu dieser Zeit den Umwandlungsprozess ihres Landes vom Mittelalter in die Neuzeit
längst hinter sich gebracht und traten inzwischen als international respektierte Mitglieder in
der Weltgemeinschaft auf.
Siehe Bambusblätter 6/2008 Buchbesprechung „From Marco Polo Bridge to Pearl Harbor. Who is
responsible?“
7
Zur eigentlichen Aufgabe siehe Abschnitt „Kriegsgründe und Folgen“ unten
8
Von 1934-1935, das Ereignis, durch das Maotsetung bekannt wurde.
6
36
Das Rümpfen der Nase mag gerechtfertigt sein, aber es macht auch leichtsinnig. Nach drei
Kriegsmonaten9 hatten die Japaner zwar Shanghai, wo die Chinesen nach dem Zwischenfall
an der Marko Polo – Brücke zurückgeschlagen hatten, „beruhigt“ und einige andere Städte an
der Küste Chinas bombardiert und teilweise besetzt, aber der nicht erklärte Krieg war nicht
beendet. Er musste über die Zeit des Jahreswechsels 1937/38 fortgesetzt werden. Ein Ereignis
dieser Zeit ist der „Zwischenfall von Nanking“, wie die Japaner ihn nennen. International ist
er als „Massaker von Nanking“ bekannt geworden. Nanking, eine alte Kaiserstadt, war die
derzeitige Hauptstadt der Kuomintang – Regierung geworden. Bei der Eroberung von
Nanking ließen die japanischen Soldaten ihren Ärger über den unerwartet starken Widerstand
der Chinesen freien Lauf. Chinesische Quellen behaupten, es seien 300.000 Zivilisten von
den Japanern getötet worden, japanische, es können maximal 47.000 gewesen sein, aufgrund
von lokalen Umständen, aber nicht infolge einer Anweisung der japanischen Militärführung10.
Der Fall erlangte internationale Bekanntheit durch die Veröffentlichung der Tagebücher
eines deutschen Gutmenschen Namens John Rabe, der durch Vorzeigen des Hackenkreuz –
Symbols viele Menschen vor dem Tod retten konnte und durch das Buch der Amerikachinesin
Iris Chang, das zum Weltbestseller avancierte.
John Rabe wurde im Zuge der Beendigung einer Deutsch-Chinesischen Zusammenarbeit nach
Deutschland zurückbeordert, wo er zu seinen Lebzeiten nicht die Anerkennung fand, die er
sich verdient hatte.
Die deutsch - chinesische Zusammenarbeit existierte seit den Zeiten Bismarcks, wurde aber
durch Kaiser Wilhelm II bis zum Jahre 1911 von deutscher Seite nicht gepflegt und aufgrund
des Ereignisses an der Marko Polo Brücke abgebrochen. Auf Befehl Herrmann Görings
verließen im April 1938 die letzten Schiffe deutsche Häfen, die Waren nach China
transportierten11.
Im November 1936 hatten Deutschland und Japan den Anti-Komintern-Pakt abgeschlossen,
der Konsultationen zwischen beiden Ländern vorsah, sofern sie unprovoziert von Russland
angegriffen werden sollten. Der Vertrag
erlaubte keinem der Länder, politische
Übereinkünfte mit der Sowjet Union abzuschließen
Der Abbruch der Deutsch-Chinesischen Zusammenarbeit, die von beiden Seiten als fruchtbar
bewertet wurde, folgte nicht aus dem Anti-Komintern-Pakt, doch schloss Hitler Deutschland
im August 1939, kurz vor dem Einmarsch in Polen, einen Nichtangriffspakt mit Stalin
Russland ab, der den Anti-Komintern-Pakt verletzte, was die Japaner dazu gebracht haben
mag, im Jahre 1941 ebenfalls einen Nichtangriffspakt mit den Russen abzuschließen.
Allerdings stand der Abschluss des Dreimächtepaktes zwischen Deutschland, Italien und
Japan bevor, der im Jahre 1940 Wirklichkeit wurde. Mit einem Telegramm Ribbentrops vom
25. September 1940 an Molotov, war diesem mitgeteilt worden, dass der Vertrag die
Volksstimmung in USA gegen deren Eintritt in den Krieg auf der Seite der Alliierten
beeinflussen sollte, aber nicht gegen die Sowjetunion gerichtet sei.
Um das Jahr 1938 begannen die USA, die japanische Regierung wegen ihres unerklärten
Krieges mit China zu kritisieren. Doch ließen sich die Japaner nicht davon abhalten, in das
Tal des Gelben Flusses einzumarschieren. Ihr Vormarsch wurde jedoch sehr bald gestoppt,
weil die Chinesen das Dammsystem des Flusses fluteten, wodurch nicht nur zahlreiche
Japaner ertranken, sondern auch 1.000.000 chinesische Zivilisten.
9
Der Krieg wurde von chinesischer Seite erst 1941, anlässlich des Angriffs auf Pearl Harbor erklärt.
Siehe Bambusblätter 6/2008 Buchbesprechung „From Marco Polo Bridge to Pearl Harbor. Who is
responsible?“
11
Die Chinesen zahlten mit Rohstoffen wie Wolfram.
10
37
Am Oberlauf des Jangtse - Flusses hatten die Kuomintang-Chinesen eine neue Hauptstadt
eingerichtet, nämlich Chungking. Die Stadt lag zwar außerhalb der Reichweite der
japanischen Bodentruppen, gilt aber als die erste Stadt in der Weltgeschichte, die durch
Luftangriffe schwer beschädigt wurde.
Die Japaner führten den Krieg trotz des unerwartet starken Widerstandes fort, beschränkten
sich nun aber darauf, die Häfen an der Küste zu besetzen, um den Transport von Gütern in
das Landesinnere zu kontrollieren. Die Amerikaner unterstützten inzwischen die
Nationalchinesen auf der Basis von „cash and carry“. Bis Mitte1940 gab es nur noch zwei
mögliche Transportwege von der Meeresküste in das Innere Chinas, die nicht von den
Japanern kontrolliert werden konnten, nämlich eine Eisenbahnstrecke von Haiphong12 nach
Yünan und eine Eisenbahn/Strassenverbindung13 von der burmesischen Hafenstadt Rangun,
damals britische Kolonie, nach Kunming in China, so dass militärische Hilfsgüter für China
nur über Russland geliefert werden konnten und dort mussten sie erst einmal in Murmansk
ankommen, was zeitweise von deutschen U-Booten wirksam verhindert wurde.
Die Russen unterstützten anfangs nicht nur die kommunistische Partei Chinas, sondern z.B.
mit Flugzeugen und freiwilligen Piloten auch die Luftwaffe der Kuomintang, die nach ihrem
Rückzug durch amerikanische Piloten unterstützt wurde, den Flying Tigers, unter ihrem
Commander Claire Chennault, der spezielle Angriffstaktiken für die Piloten entwickelte, die
später von den Allierten generell angewendet wurden. Im Jahre 1938 hatte sich der Sino –
Japanische Krieg zu einer Patt-Situation entwickelt, in der keine der beteiligten Seiten in der
Lage war, eine entscheidende Wende herbeizuführen.
Das Jahr 1939 sah zwei militärische Ereignisse, deren Bedeutung sich erst später
herausstellte, nämlich zwei Grenzzwischenfälle in Manchukuo 14, dem unabhängigen Staat,
den die Japaner 1931 auf dem Territorium der Inneren Manchurei 15 gegründet hatten mit
Puyi, dem im Kindesalter abgedankten chinesischen Kaiser aus der Dynastie der Manchu, als
Staatsoberhaupt. Manchukuo hatte eine mehr als 3000km lange Grenze zu Russland.
Der erste der beiden Grenzzwischenfälle fand am See Khasan in der Nähe von Wladiwostok
statt. Russische Streitkräfte waren auf das Gebiet von Manchukuo vorgedrungen und von den
Japanern zurückgewiesen worden 16 . Seit dem Krieg von 1904/05 hatten sich japanische
Truppen gegen russische immer durchgesetzt, auch diesmal, jedoch nicht eindeutig. Deshalb
zog die Heeresleitung bei der Analyse des Zwischenfalls ungeeignete Schlussfolgerungen für
den taktischen Einsatz japanischer Truppen in der Zeit danach.
Das zweite Ereignis trägt bei den Japanern die Bezeichnung „Grenzzwischenfall von
Nomonhan“17. Es begann Anfang Mai 1939 und endete am 17. September 1939 mit einem
Waffenstillstand, an dem Tag, an dem sowjetische Streitkräfte von Osten her in Polen
einmarschierten, nachdem am 1. September 1939 deutsche Truppen von Westen her in Polen
einmarschiert waren und damit den Zweiten Weltkrieg nach unserer Betrachtungsweise
ausgelöst hatten. Sowohl die USA als auch Japan erklärten sich neutral zu diesem Krieg.
12
In der damaligen französischen Kolonie Tonking (Nordvietnam) gelegen.n
Burmastrasse
14
Siehe Bambusblaetter Ausgabe 2 - 2009
15
Vier der nordöstlichen Provinzen Chinas
16
siehe Bambusblätter Ausgabe 2/2009 Buchbesprechung „Mister Aufziehvogel“
17
Siehe „Mister Aufziehvogel“ von Haruki Murakami. Die Russen nennen das Ereignisch „Schlacht am
Chalkin Gol“ und wieder andere zählen es zu den Shambhala – Kriegen, bei denen es um die Errichtung eines
buddhistischen Gesamtstaates für Mongolen ging. Die Idee wurde von den Japanern unterstützt.
13
38
Das Scharmützel an der Grenze zwischen der Äußeren Mongolei und der Inneren Mandchurei
wurde damals in Europa kaum zur Kenntnis genommen, doch später von Militärtheoretikern
vielfältig analysiert, weil die russischen Operationen von Gregori Konstantinowitsch Jukov
geleitet worden waren, einem späteren Helden der Sowjetunion, der sich hier seine Sporen
verdiente und die Verteidigung von Petersburg und Moskau gegen deutsche Angriffe
durchführte, die Schlacht bei Stalingrad wendete und Berlin einnahm. In Nomonhan wandten
die Russen eine Taktik an, die sie im WWI gelernt hatten, gegen die die Japaner aber noch
keine geeignete Abwehrmaßnahme setzen konnten, sie hatten an den Materialschlachten im
Westen nicht teilgenommen.
Im Kriegsverlauf zwischen Japan und China trat erst wieder Bewegung ein, als Deutschland
im Mai 1940 Frankreich angegriffen hatte und in einem Blitzkrieg zum Waffenstillstand
zwang. Die französischen Kolonien in Afrika und Hinterindien, standen nun ohne die
Protektion durch ein Mutterland in der Welt und Japan musste befürchten, dass ihm England
bei der Besetzung des an Rohstoffen reichen Indochina zuvorkäme. Die französischen
Kolonien in Hinterindien und das unabhängige Thailand gaben zudem eine gute
Ausgangsbasis für die Besetzung von Holländisch Ostindien ab, einer Gegend mit reichen
Erdölquellen. Der amerikanische Boykott von Erdöllieferungen war abzusehen und Japan
bezog derzeit 80% seines Bedarfs aus den USA.
Deshalb schloss Japan Verträge als Protektionsmacht mit den lokalen französischen
Autoritäten und der Vichy-Regierung ab und besetzte im September 1940 einen Teil
französisch Indochinas. Eines der damals besetzten Gebiete ist heute Vietnam. Die
Haiphong- Eisenbahn in das Innere Chinas stand nun unter japanischer Kontrolle. Der
Mekong als Wasserstrasse zur möglichen Versorgung Chinas durch die Alliierten war schon
ausgefallen, weil Thailand sich den Achsenmächten angeschlossen hatte.
Die Japaner durften in Thailand verschiedene Militärbasen einrichten, die ihnen später bei
ihren Operationen in Burma dienlich waren.
In China hatte Chiang Kai-chek, der damalige Führer der Kuomintang - Regierung die Parole
ausgegeben: “Erst die Kommunisten, dann die Japaner”
Diese etablierten am 30.3.1940 unter Wang Jingwei, der als Strohmann der Japaner galt, eine
chinesische Regierung in Nanking. Die Hauptstadt der Nationalisten, Chungking, am
Oberlauf des Yangtse gelegen, wurde am 31.5.1940 von den Japanern aus der Luft
bombardiert.
Inzwischen wurde Japan von den USA wegen seiner Aktivitäten in China und Hinterindien
immer heftiger kritisiert. Auch andere Länder betrachteten die japanischen Aktivitäten dort
nicht mit gefälligem Auge, wollten ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Japan aber nicht
gefährden. Deshalb kam auf Initiative der USA am 22.7.1940 die Konferenz von Havanna
zustande, in der sich die Staaten der westlichen Hemisphäre darüber berieten, ob sie neutral
bleiben sollten oder Japan mit wirtschaftlichen Behinderungen zu begegnen hätten. Zu dieser
Zeit wurde Fumimaro Konoye18 zum Premierminister von Japan ernannt. Die USA hatten
Vertrauen zu ihm, was die Lage des wirtschaftlichen Boykotts gegen Japan zunächst
entspannte.
Doch wurden nun die Japaner auch von den chinesischen Kommunisten angegriffen. Was sie
nicht großartig beeindruckt haben mag, denn im Oktober wurden die Kommunisten von den
Nationalisten angegriffen.
18
Er verkündete das Konzept der „Panasiatischen Wohlfahrtszone“ unter japanischer Führung
39
Im September 1940 wurde der Dreimächtepakt in Berlin unterzeichnet, der die Länder
Deutschland, Italien und Japan zu gegenseitiger Unterstützung verpflichtete, falls eines der
Länder von dritter Seite unprovoziert angegriffen würde. Seit dieser Zeit hießen die genannten
drei Staaten Achsenmächte. Weitere Staaten waren Achsenmächte, wie Rumänien, Ungarn
und Thailand.
Der November 1940 sah ein Ereignis im Mittelmeerraum, das Auswirkungen auf spätere
Geschehnisse an den Fronten im Pazifik haben sollte. Die britische Flotte im Mittelmeer griff
erfolgreich italienische Seestreitkräfte bei Taranto an, wodurch
britische
Nachschubverbindungen im Mittelmeer gesichert wurden. Die Vorgänge wurden von
japanischen Beobachtern19 analysiert und für den damals schon geplanten Angriff auf Hawai
ausgewertet.
Doch nicht nur an der Front liefen Aktivitäten ab, sondern auch dahinter. Molotov besuchte
Hitler und Ribbentrop in Berlin, wo die neue Weltordnung erörtert wurde. Molotov drückte
für die Sovietunion Interesse an Finland, Bulgarien, Rumänien, den Dardanellen und am
Bosporus aus, Hitler schwärmte in himmlischen Sphären, die er in russische, deutsche,
italienische und japanische Einflusszonen aufteilte. Der deutsche Angriff auf Russland, die
Operation Barbarossa, erfolgte erst im Juni1941.
In Honolulu auf Hawai erschien Takeo Yosikawa, ein japanischer Spion, und spähte die
amerikanischen Seestreitkräfte aus, die dort stationiert waren.
Im April 1941 schlossen Japan und die Sovietunion einen Neutralitätspakt ab, der die
Sovietunion vor der Gefahr eines Angriffs aus dem Osten schützen sollte, ebenso wie der
Nichtangriffspakt mit Deutschland, Russland vor Angriffen aus dem Westen schützen sollte.
Doch nun hatten sowohl Deutschland als auch Japan gegen den Antikominternpakt verstoßen.
Am 10. Mai 1941 landete Rudolf Hess in Schottland, mit dem selbst initiierten Versuch,
Frieden mit dem Vereinigten Königreich herzustellen, was ihm nicht gelang. Hess war
Schüler von Karl Haushofer 20 , einem General des WWI, dem Gründer des Studienfaches
Geopolitik an der Universität München. In seinen jungen Jahren war Haushofer
Militärbeobachter in Japan, wo er sich intensiv mit Buddhismus beschäftigt hatte. Er soll auch
Sanscrit-Texte gelesen und in Tibet studiert haben und war überhaupt ein aktives Mitglied in
der internationalen Gemeinde der Geopolitiker, die das esoterische Gedankengut des damals
weltweit in Mode stehenden Spiritualismus, der heute von der New Age Bewegung vertreten
wird, wenn nicht hütete, so ihr doch sympathisch gegenüber stand. Sie hatten die Ergebnisse
der Mythologen und Spiritualisten in den Kreis ihrer Studienobjekte aufgenommen.
Haushofer sowie sein Sohn Albrecht als Assistent des Außenministers Ribbentrop spielten
am Zustandekommen der Verträge zwischen Deutschland und Japan eine beratende Rolle.
Das Abenteuer von Hess allerdings brachte die Familie in Schwierigkeiten. Sein Sohn wurde
wegen Mitwissens des Stauffenberg-Attentats hingerichtet21. Er selbst beging 1946 Seppuku,
als die Frage im Raum stand, ob er vor Gericht in Nürnberg gestellt werden sollte.
Im Juli 1941 besetzten japanische Truppen den südlichen Teil von Fanzösisch Indochina. Die
französische Kolonialverwaltung blieb jedoch im Amt. Die Vichy – Regierung stimmte sogar
19
Bis zum deutschen Angriff auf Russland, der Operation Barbarossa, im Juni 1941 konnten Japaner über
Russland nach Deutschland reisen und umgekehrt, danach war die russische Eisenbahn für Staatsfeinde
unzugänglich.
Christian W. Spang: Karl Haushofer Re-examined – Geopolitics as a Factor within Japanese-German Rapprochement in
the Inter-War Years?, in: C. W. Spang, R.-H. Wippich (eds.), Japanese-German Relations, 1895-1945. War, Diplomacy and
Public Opinion. London, 2006, pp. 139-157.
20
21
Nicht zusammen mit den anderen Beteiligten, sondern in den letzten Kriegstagen 1945.
40
der Übernahme französischer Militärbasen in Indochina zu. Als Antwort darauf ließ der
amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt alle japanischen Bankguthaben in USA
einfrieren.
Am 6.8.1941 wurden die Japaner von der amerikanischen und britischen Regierung gewarnt,
Thailand zu besetzen.
Am 18. Oktober 1941 wurde Hideki Tojo der 40. Premierminister in Japan. Er gehört einer
anderen politischen Fraktion an als sein Vorgänger Konoje. Es war die Zeit, in der die Russen
begannen, den deutschen Angriff auf Moskau abzuwehren. Für Deutschland war die Zeit der
Blitzsiege bereits beendet, während sie für Japan noch bevorstand.
Am 17. November kabelte der amerikanische Botschafter in Japan, Joseph Grew an das State
Department die Mitteilung, dass Japan plane, Pearl Harbor anzugreifen, jedoch wurde die
Nachricht ignoriert. Schon neun Tage später verließ die Angriffsflotte ihre Häfen in Japan.
Sie bestand aus 33 Kriegs- und Hilfsschiffen. Davon waren 6 Flugzeugträger22.
Das Ultimatum der Hull-Note wurde den Japanern überreicht. Am 2. Dezember 1941 lehnte
Premierminister Tojo den Friedensfühler der USA ab. Die japanischen Flotten setzen ihre
Fahrt nach Perl Harbor und nach verschiedenen Zielen in Südostasien fort.
Am 7. Dezember 1941, in Asien war es bereits der 8. Dezember, griffen japanische
Streitkräfte gleichzeitig verschiedene Ziele an, indem sie sie besetzen oder aus der Luft
bombardierten. Für Thailand als Achsenmacht begann eine vorsorgliche Besetzung, für die
britische Kolonie Malaya eine Invasion. Pearl Habor und die Wakeinseln 23 wurden
bombardiert und Guam sowie die Gilbert-Inseln wurden eingenommen, Hongkong und
Singapur als befestigte britische Kolonien und der exterritoriale Teil von Schanghai wurden
bombardiert, danach erklärte Japan den USA und dem Vereinigten Königreich den Krieg.
Gegen die Philippinen begann eine Invasion, der Luftstützpunkt Clark Field wurde
bombardiert und viele amerikanische Flugzeuge wurden am Boden zerstört. Die USA, das
Vereinigte Königreich, Kanada, Neuseeland und Holland erklärten Japan den Krieg. Eine
weitere Reaktion der USA war die Allianz, die das Office of Strategic Services (OSS) mit Ho
Chi Minh und seinen Viet Minh Guerillas einging. - Die frühere Stadt Saigon heißt heute Ho
Chi Minh - Stadt.
Am 9. Dezember erklärten China and Australien den Japanern den Krieg. Tags darauf
erlitten die Briten einen empfindlichen Schlag, weil sie zwei mächtige Kriegsschiffe durch
japanische U-Bootattacken verloren, die HMS Repulse und HMS Prince of Wales. Beide
Schiffe waren widerwillig von Churchill zur Verteidigung von Singapur abgestellt worden,
letzteres war das modernste seiner Art und galt als unbesiegbar, ebenso wie die Festung
Singapur selbst.
Die Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA erfolgte am 11. Dezember 1941
und wurde an diesem Tag auch von den USA an Deutschland und Italien zurückgegeben. Die
Japaner begannen an diesem Tag die Invasion der britischen Kolonie Burma, womit die letzte
noch offene Verbindungsstrasse in das Innere Chinas vom Meer aus für die Alliierten
unterbrochen wurde. Es begann die Zeit der japanischen Blitzsiege.
22
In Deutschland gab es keine Flugzeugträger, obwohl seit geraumer Zeit bekannt war, dass grosse Pötte
ausgedient hätten.
23
Eigentlich sollten auch die Wakeinseln besetzt werden, aber wegen des unerwartet starken Widerstandes einer
amerikanischen Besatzung misslang der erste Versuch. Für die Amerikaner war das eine bedeutende moralische
Stütze für ihr Nationalgefühl.
41
Am 12. Dezember 1941 landeten sie auf den philippinischen Inseln Samar, Jolo und
Minandao.
Indien als britische Kolonie erklärte Japan den Krieg. Eine Fraktion 24 der Inder, die den
friedlichen Bestrebungen des Mahatma Gandhi zur Unabhängigkeit Indiens nicht folgen
wollte, kämpfte allerdings in Burma auf der Seite der Japaner und die an europäischen
Fronten gefangenen und dann freigelassenen Inder der britische Armee auf der Seite der
Deutschen in Westeuropa, was die Freilassung Indiens aus der britischen Kolonialherrschaft
1947 wohl nicht unerheblich gefördert haben mag. In dieser Zeit bildeten sich indisch
deutsche und indisch japanische Sympathien, die bis heute wirksam geblieben sind.
Auf der Seite der Achsenmächte befanden sich auch Staaten wie Rumänien, Ungarn und
weitere, die nun ihre Kriegserklärungen mit den USA austauschten. Derweil machte der
japanische General Yamashita erstaunlich schnelle Fortschritte bei der Eroberung von
Malaya, zu der ihm 30.000 Soldaten zur Verfügung standen, gegen 60.000 britische
Verteidiger, die allerdings hauptsächlich aus der kolonialen Bevölkerung rekrutiert waren.
Die Nachschubversorgung der Japaner musste als dürftig bezeichnet werden. Yamashita
wusste sich zu helfen. Seine Truppen rückten auf Fahrrädern vor. Allerdings konnte er auch
die so genannten Churchill-Fahrzeuge benutzen. Die Briten hatten zur Verteidigung ihrer
Kolonie ausreichende Versorgungslager angelegt, die sie beim unerwartet schnellen Rückzug
nicht in Brand setzen wollten, um die Bevölkerung nicht zu verschrecken. Yamashita benutzte
diese Lager nun zur Versorgung seiner Truppe.
Auch sein Kollege Homma konnte sich in den nördlichen Inseln der Philippinen innerhalb
weniger Tage durch- und festsetzen. Er litt nicht weniger unter Versorgungsschwierigkeiten.
Aber nicht nur die beiden, auch der General Rommel in Afrika hatte unter
Versorgungsschwierigkeiten zu leiden und befahl deswegen am 16.12. 1941 einen Rückzug
auf El Agheila, von wo aus er im März des Jahres seinen spektakulären Vormarsch auf
Ägypten
begonnen hatte. Er hoffte auf Verstärkungen an Soldaten und Panzern.
Die Japaner griffen nun auch die holländische Kolonie auf Borneo an. Zudem landeten sie
am 18. Dezember 1941 auf der Insel Hong Kong, die zum britischen Weltreich gehörte und
als gut gegen Angriffe gerüstet galt. Die chinesische Umgebung von Hong Kong hatten sie
bereits seit 1938 besetzt.
Ein erneuter Versuch der Japaner, die Wake Insel einzunehmen wurde Tags darauf von den
Amerikanern abgewehrt. Im Weißen Haus in Washington fand die ‘Arcadia Konferenz’ statt,
zu der Churchill eingeladen war. Es wurde eine Gesamtstrategie für die Führung des Krieges
beschlossen, sie bestand aus einem vereinigten Kriegsrat und der Absicht, zuerst Deutschland
niederzukämpfen und dann Japan.
Die Japaner machten Fortschritte bei der Invasion der Philippinen und anderswo. Am 23.12.
1941 gelang ihnen die Besetzung der Wake Insel nach erbittertem Widerstand der
24
Siehe Subhas Chandra Bose, (1897-1945), indischer Politiker, Weggenosse Gandhis und führender
Nationalist, der im 2. Weltkrieg gegen die Briten kämpfte.
42
Amerikaner, dem einzigen, den die Amerikaner in der Anfangsphase des Krieges geleistet
hatten und der sie stolz und hoffnungsfroh werden ließ.
Douglas MacArthur war als pensionierter amerikanischer General aktiver Marchall und
militärischer Befehlshaber des Commonwealth der Philippinen geworden, einer ehemals
spanischen und dann amerikanischen Kolonie, deren Status durch Beschluss des
amerikanischen Repräsentantenhauses 1935 in ein Commonwealth umgewandelt worden war
mit Aussicht auf die Entlassung in die Selbständigkeit. 1941 war MacArthur als
amerikanischer General reaktiviert worden, ohne seine Funktion im Commonwealth
aufzugeben. Nun, am 22.12.1941 erklärte er Manila zur offenen Stadt, d.h. zu einer Stadt die
nicht verteidigt werden würde. Am 24.12.1941 zogen sich die Amerikaner und die
philippinischen Truppen auf die Halbinsel Bataan zurück, wo sie bald von den Japanern
gefangen genommen wurden. MacArthur hatte sich inzwischen aus den Philippinen
zurückgezogen mit dem bekannten Schwur, zurück zu kommen. Die Japaner hatten nun
80.000 Gefangene zu versorgen, was in ihrer Kriegsplanung wohl nicht vorgesehen war.
Beim Todesmarsch ins Gefangenenlager kamen viele Menschen ums Leben, das wird den
Japanern als Kriegsverbrechen angerechnet.
Am 25. Dezember 1941 kapitulierte die britische Garnison von Hong Kong vor den Japanern.
Drei Tage später landeten japanische Fallschirmtruppen auf der Insel Sumatra, einer damals
holländischen Kolonie.
Während sich die japanischen Truppen im Rausch ihrer Blitzsiege befanden, lief am 30.12.41
in USA das erste ‘Liberty – Schiff ’ vom Stapel, Prototyp einer rationalisierten Bauart, der
sich als Rückgrat der alliierten Versorgungs-Logistik herausstellen sollte und damit für die
abschließende Niederlage der Japaner ‘verantwortlich’ war. Einer Situation, die Admiral
Isorokuto Yamamoto, der Leiter der Angriffe auf Pearl Harbor und Midway von Anfang an
befürchtet hatte.
Doch setzte sich die Serie der japanischen Erfolge bis Mitte des Jahres 42 fort. Gleich in den
ersten Tagen des neuen Jahres eroberte General Tomoyuki Yamashita, später bekannt als der
“Tiger von Malaya”, die Stadt Singapur, die als uneinnehmbar geltende Festung des
britischen Weltreiches schlechthin, weil er die Lücke der Erbauer im Festungssystem erkannt
hatte. Die Stadt wurde von 160.000 Soldaten verteidigt. Yamashita nahm sie in wenigen
Tagen ein und machte Hitler neidisch, der derartige Erfolge nur arischen Herrenmenschen
zugetraut hatte.
Jedoch ereignete sich bei der Eroberung ein Zwischenfall, der ihm nach Kriegsende als
Kriegsverbrechen angelastet wurde, einige seiner Soldaten waren in ein Krankenhaus
eingedrungen und hatten wahllos die Insassen getötet. Als Yamashita davon erfuhr, ließ er die
Verantwortlichen exekutieren. Yamashita war jedoch ein impulsiver Mensch, der die
Bewohner von Singapur als Mitglieder des japanischen Kaiserreiches angesprochen hatte, was
ihm die Abberufung von seiner Funktion als Oberbefehlshaber der Operationen in Malaya
einbrachte 25 , erst in den letzten Tagen des Krieges, im November 1944 bekam er den
Oberbefehl über die japanischen Streitkräfte auf den Philippinen und musste kurz darauf vor
dem englischen General Perceval kapitulieren, dem gleichen, der vor ihm in Singapur
kapituliert hatte.
Yamashita wurde in Manila ein Kriegsverbrecherprozess gemacht, bei dem sich herausstellte,
dass er für einige der ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen gar nicht verantwortlich sein
konnte, weil er nicht vor Ort war, als sie geschahen, u.a. konnte er nicht für die Verbergung
des sagenumwobenen Yamashita – Goldes verantwortlich gemacht werden, weshalb sich
seine amerikanischen Verteidiger sehr für ihn eingesetzt hatten, nämlich bis zu einem
25
Zur Zeit des Premierministers Konoe war das Konept der Panasiatischen Wohlfahrtsspäre unter jpanischer
Führung verkündet worden.
43
Begnadigungsgesuch beim amerikanischen Präsidenten Truman. Der es jedoch mangels
Zuständigkeit ablehnte zu entscheiden, weil der Prozess von Manila unter der
Schirmherrschaft des Commonwealth der Philippinen ablief, für die Douglas MacArthur
zuständig war. Daher wurde Tomoyuki Yamashita am 23. Februar 1946 gehängt, nachdem er
seine Abschiedsworte 26 gesprochen hatte. Sein Prozess hat allerdings Rechtsgeschichte
geschrieben als „Yamashita Standard“, eine Völkerrechtsnorm, die erstmals die
Verantwortlichkeit eines Befehlshabers für die Taten seiner Ausführenden definierte.
Bis Ende April 1942 hatten die Japaner Burma erobert und damit die letzte noch offene
Versorgungstrasse für China in ihre Kontrolle gebracht. Sie hatten Holländisch Ostindien, das
heutige Indonesien, erobert und gewannen damit Zugang zu den vorhandenen Ölreserven. Die
Philippinen waren erobert. Bei all diesen Operationen hatten die Japaner eine große Zahl von
Gefangenen gemacht und alliierte Schiffe im südlichen China-Meer, in der Java-See und im
indischen Ozean versenkt. Einzig in China waren wiederholt japanische Angriffe auf
Changsha von den Chinesen abgewehrt worden.
Inzwischen entwickelte sich in der Militärführung in Tokio eine Diskussion über das weitere
Vorgehen. Eine Gruppe befürwortete, die Kämpfe in Burma Richtung Westen fortzuführen
um schließlich mit den Achsen-Truppen in Ägypten zusammenzutreffen, die andere schlug
vor, in Richtung Australien vorzugehen, um die Verbindung zwischen Australien und den
USA zu unterbrechen, doch eine japanische Operation, nämlich der Versuch, Port Morsby zu
erobern, schlug fehl. Da ereignete sich die erste Bombardierung von Tokio durch
amerikanische Flugzeuge 27 . Als Antwort darauf schlug Admiral Yamamoto vor, die
Inselgruppe Midway zu nehmen, dadurch die verbleibenden amerikanischen Flugzeugträger
anzulocken und zu zerstören, was die Amerikaner möglicherweise zu einem Friedensschluss
bewegen würde. Um von diesem Ziel abzulenken, sollten ausserdem die Aleuten besetzt
werden.
Dieser Plan wurde angenommen und Anfang Juni 1942 in die Tat umgesetzt. Doch er
misslang. Nicht die Midway Inseln wurden erobert, sondern alle an der Operation beteiligten
japanischen Flugzeugträger versenkt. Die Amerikaner verloren nur einen. Damit war die
Seekriegsfähigkeit Japans erheblich eingeschränkt.
Diese Seeschlacht, bei der die daran beteiligten gegnerischen Schiffe nie in Sichtweite
zueinander gerieten, bedeutete den Wendepunkt des Krieges. Im Nachhinein wurde viel
darüber spekuliert, ob die Schlacht durch Zufall entschieden wurde oder durch geplante
Manöver. Inzwischen spekuliert man über einen Informationsvorteil der Amerikaner. Sie
hatten im Mai 1942 die von den Japanern eingesetzte Verschlüsselungsmaschine „Pink“
entziffert, mit der Funknachrichten zischen räumlich getrennten Kommandostellen übermittelt
wurden, wussten über die Pläne der Japaner Bescheid und konnten entsprechend disponieren.
Ironischerweise war die „Pink“- Maschine eine Variante der deutschen, als unentzifferbar
geltenden „Enigma“, die jedoch mit Hilfe polnischer Wissenschaftler von britischen Experten
entziffert worden war. Einer der beteiligten Experten, Allan Turing, der Vater der TuringMaschine, bewies bevor der erste Computer gebaut worden war, dass seine Maschine alles
berechnen kann, was berechenbar ist, dass es aber mehr Dinge gibt, als die berechenbaren.
Die Amerikaner andererseits sind bekannt dafür, dass sie im pazifischen Raum PuebloIndianer eingesetzt hatten, um geheime Nachrichten zu übermitteln. Es ist nicht bekannt, dass
deren in Pueblo abgefasster Inhalt jemals von Uneingeweihten verstanden worden wäre.
26
27
Siehe Bambusblätter Ausgabe 3 - 2009
Die Doolittle Operation
44
Ab Midway ging es für die Achsenmächte stetig bergab, das Ende zog sich jedoch noch drei
Jahre lang dahin, weil es auch unter den Allierten Diskussionen über den einzuschlagenden
Weg gab, daher starben noch viele Menschen, bis der Krieg schliesslich beendet werden
konnte.
Nach Midway versuchten die Japaner, die Strategie der Trennung der Kommunikationslinien
zwischen Australien und USA fortzusetzen und dieses Mal über den Landweg Port Morseby,
eine wichtige alliierte Marinebasis auf Neuguinea zu erreichen. Die Amerikaner planten
gleichzeitig eine Gegenattacke
auf Rabaul, das japanische Hauptquartier auf dem
Bismarckarchipel. Das führte zu heftigen Verwicklungen beider Streitkräfte, die sowohl auf
See bei Gudalcanal als auch auf Land in Neuguinea ausgetragen wurden und Anfang 1943 mit
einer Niederlage der Japaner endeten.
Ab Mitte 1942 machten die Japaner keine weiteren Eroberungen mehr. Es herrschte gespannte
Ruhe in den eroberten Gebieten. In China gab es keine Entscheidung, die die Japaner
vorangebracht hätte. Aus Verärgerung über die Pattsituation führte der japanische General
Yasuji Okamura die Sank Sakusen 28 – Strategie in seinem Bereich 29 durch, wörtlich
übersetzt die “Drei Alles” – Strategie, . "alles töten, alles plündern, alles verbrennen".
Gekämpft wurde nur dort, wo die Alliierten angriffen. Nämlich im Nordwesten des
Japanischen Reiches von Indien aus in Burma und von Süden aus die Amerikaner durch InselHopping, ausgehend von Neu Guinea, gegenüber von Rabaul, auf dem Bismarck-Archipel30.
Werfen wir zuerst einen Blick auf den Nordwesten des Japanischen Reiches. In Burma waren
inzwischen alliierte Aktivitäten in Gang gesetzt worden. Zudem musste die Versorgung der
Kuomintang – Truppen von Indien aus erfolgen. Dort wurde eine Luftbrücke eingerichtet “the
Hump” genannt, weil anders keine Hilfsgüter nach China geliefert werden konnten. Von
einem ostindischen Flugplatz aus, der gleich am Fuße turmhoher Berge lag, mussten die
Flugzeuge aufsteigen und waren überraschenden Windströmungen ausgesetzt. China lag
jenseits des Gebirges Die Luftbrücke sollte eine vorläufige Einrichtung sein, bis die Ledooder Stillwell – Strasse fertiggestellt sein würde. Weil die Eisenbahnverbindung von Rangun
zur Burmastrasse durch die Japaner gesperrt war, sollte die Ledostrasse von einer indischen
Eisenbahnstation zur Burmastrasse31 gebaut werden. Allerdings durch schwieriges gebirgiges
Gelände. Die Bauleitung oblag dem amerikanischen General Stilwell, der auch den
Oberbefehl über alle amerikanischen Streitkräfte im Raum zwischen China, Burma und
Indien hatte, bevor ihn der General Wedemeyer in dieser Funktion ablöste. Die Strasse wurde
erst Anfang 1945 fertig gestellt, aber es gelang ihm, zusammen mit den Briten und
hauptsächlich mit den Chinesen, die Japaner noch vor ihrer Kapitulation im September 1945
aus Burma zu vertreiben. Zwei Offensiven, eine Ende 1942 und eine im Mai 1943
misslangen. Ein Gegenangriff der Japaner, unterstützt von indischen Truppen 32 bei Imphal
drang bis auf indischen Boden vor. Die Japaner wurden übrigens bei ihrer Eroberung Burmas
von burmesischen Freiheitskämpfern unterstützt, die sie jedoch im Laufe der Besetzung des
Landes gegen sich aufbrachten.
28
Es handelt sich um ein chinesisches Schimpfwort
In Nordchina Hebei-Provinz und auf der Shantung – Halbinsel.
30
Einer ehemaligen deutschen Kolonie
31
Die Burmastrasse wurde in der Anfangsphase des zweiten Sino-japanischen Krieges von den Chinesen gebaut,
sie ist etwa 1100km lang und war von Rangun mit der Eisenbahn zu erreichen.
32
Die Indische National Armee (INA) wurde von Subhas Chandra Bose mit Hilfe der Japaner organisiert. Er
war ein Begleiter Gandhis, der sich nicht mit dessen friedlichen Weg abfand, 1941 nach Deutschland floh und
dort mit Hilfe der Nazis eine Truppe aufbaute, die aus indischen Kriegsgefangenen der britischen Armee
bestand. Von Deutschland ging er nach Malaya, wo er eine indische Nationalregierung gruendete und die INA.
1945 kam er bei einem Flugzeugabsturz in Taipeh ums Leben.
29
45
Stilwell ist bekannt für seine Querelen mit Chiang Kai-shek und mit dem Commander der
Flying Tigers, weil beide seinen strategischen Überlegungen zuwider handelten. Stillwell
wollte wohl die Japaner von China aus besiegen, dazu hätte er sich mehr Engagement der
Chinesen gewünscht, was sie aber aus Gründen, die Stillwell übersah, nicht bringen konnten.
Der Commander der Flying Tigers, brauchte die chinesische Armee am anderen Ende des
Landes, nämlich um seine Flugbasen zu sichern, die im Südost-China lagen. Von dort aus
ließ er strategische B29 – Flüge nach Japan durchführen, von denen einige mehr Tote und
Obdachlose erzeugten, als die späteren Atombombenabwürfe. Brandbomben waren nichts
Neues, Atombomben verbreiteten allein aufgrund ihrer Neuheit Schrecken. Daher sind die
Atombomben – Abwürfe bekannt, die Brandbomben – Abwürfe dagegen weniger.
MacArthur, der alliierte Oberbefehlshaber im pazifischen Raum, begann inzwischen seinen
Angriffsplan, das so genannte Inselhopping, von Süden her in die Tat umzusetzen. Durch
Flugzeugangriffe sollten die nächstgelegenen Inseln sturmreif gebombt werden, um sie dann
mittels amphibischer Aktionen besetzen zu können. Nach der Abwehr des japanischen
Landangriffes auf Port Morseby gewann dieser Plan an Fahrt.
Bis Mitte 1944 hatten die USA die Marschallinseln genommen und benutzten sie als
Ausgangsbasis für B29 –Flugzeuge, um näher an Japan gelegene Inseln zu bombardieren
und dann zu besetzen. Eniwetok wurde zu einer bedeutenden Basis für B-29 Flugzeuge
ausgebaut, Kwajalein, das grösste Atoll der Welt, das die Japaner als Marinebasis benutzten,
ging in amerikanische Hände über.
Im April 1944 landen die Amerikaner auf Minandao einer der südlichen Inseln der
Philippinen. Die Japaner zogen sich von den Admiralitätsinseln zurück.
Im Juni machten sich die Amerikaner daran, die Marianen einschließlich Saipan zu besetzen,
was am 15. Juni erledigt war. Am 19. Juni erlebten amerikanische Marineflieger einen
weiteren Erfolg in der philippinischen See, sie versenkten zwei japanische Flugzeugträger und
zerstören zahlreiche japanische Flugzeuge sowie deren Piloten.
Bei der Besetzung von Saipan hatten die Japaner 30.000 Soldaten und Zivilisten verloren.
Auf Neu Guinea gab es aber noch immer Japaner, die Widerstand leisteten. Seit dem
Luftangriff auf Tokio durch Doolittle im April 1942 führten die Amerikaner am 10. Juli 1944
einen erneuten Luftangriff auf Tokio aus.
Die Regierung von General Hideki Tojo wurde durch die von Kuniaki Koiso ersetzt.
Am 21. Juli landete die U.S. Marine auf Guam, drei Tage später auf Tinian, der späteren B-29
Basis, von der aus die Atombomben abgeworfen wurden.
Amerikanische Marine-Infanterie landete auf den Palau – Inseln, wo sie 2 Monate lang zu tun
haben sollte, um sie einzunehmen.
Am 12. Oktober griff
die amerikanische Marine
Formosa (Taiwan) an.
Am 23. Oktober begann die größte Seeschlacht der Geschichte im Golf von Leyte in den
Philippinen. Die Amerikaner erlebten Kamikaze Attacken der japanischen Luftwaffe. Das
USS Princeton wurde beschädigt. Die Japaner versuchten in der San Bernardino Strasse die
Landung der Truppen MacArthurs auf der Insel Leyte zu stoppen. Durch den Einsatz
kleinerer Flugzeugträger konnten die Amerikaner die Situation retten. Ihr Admiral der großen
Pötte Halsey war weggelockt worden. Trotzdem gelang es den Amerikanern, die
Seekriegsfähigkeit der Japaner entscheidend zu schwächen.
Die Insel Tinian konnte inzwischen als Basis für die systematische Bombardierung Japans
benutzt werden. Franklin Delano Roosevelt gewann die Wahlen für seine vierte Amtsperiode.
46
Amerikanische Schiffe wurden zunehmend von japanischen Kamikaze – Flugzeugen
angegriffen. Am 6. Dezember 1944 wurde Tokio von B-29 Bombern angegriffen. Der
Vormarsch der Amerikaner auf den Philippinen schritt weiter fort, die Amerikaner wurden
dort von einheimischen Guerillaeinheiten unterstützt. Die von den Japanern eingesetzte
philippinische Regierung sollte nie populär werden.
Die Ledo- oder Stilwell-Strasse in Burma wurde endlich von Indien bis Kunming in China
passierbar. Seit Ende Januar 1945 war auch die ursprüngliche Burmastrasse von Rangun bis
Kunming wieder frei geworden.
Von Anfang bis Ende Februar 1945 wurde Manila von den Amerikanern und von Philippinos
befreit. Dabei starben 100.000 Zivilisten. Das Penthouse von MacArthur fiel dabei der
Zerströrung anheim, was er besonders wegen seiner Bibliothek sehr bedauerte.
Am 19. Februar begann die Invasion von Iwo Jima. Vier Tage später entstand das berühmte
Foto, auf dem Marine-Infanteristen die amerikanische Fahne auf dem Gipfel der höchsten
Erhebung der Insel hissten. Inzwischen hatte die Konferenz von Yalta stattgefunden, auf der
über Nachkriegseinflusszonen gesprochen wurde. Am 9. März 1945 wurden Brandbomben
über einigen japanischen Städten abgeworfen, die enorme Opfer unter der Zivilbevölkerung
erzeugten.
Am gleichen Tage riefen die Japaner in Vietnam eine unabhängige Regierung unter dem
Kaiser Bao Dai aus, als Folge von Gerüchten, wonach eine amerikanische Invasion
bevorstehe.
Am 16. März galt Iwo Jima als gesichert. Bei der Eroberung waren mehr Amerikaner als
Japaner ums Leben gekommen. Der einzige Invasionsfall, bei dem das geschehen war.
Am 1. April 1945 begannen die Amerikaner die Operation Eisberg oder die Schlacht um
Okinawa als Sprungbrett zur Eroberung der japanischen Hauptinseln. Am 7. April wurde das
japanische Schlachtschiff Yamato, das grösste seiner Zeit, im Ostchinesischen Meer versenkt.
Am 12. April starb der U.S. Präsident Roosevelt. Harry S. Truman wurde sein Nachfolger.
Am 14. April fand die monströse Bombardierung von Tokio mit Brandbomben statt, die mehr
Opfer erforderte als die Atombombenabwürfe, was wohl auch einen Grund dafür hergab, den
Atombombenopfern keinen herausgehobenen Opferstatus zuzubilligen.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland und Vietnam wurde am 16. Breitengrad aufgeteilt.
Die Chinesen sollten den Norden befreien, die Briten den Süden. Während der Konferenz
kam es zu Streitigkeiten, weil die Franzosen sich übergangen fühlten. Schließlich wurde ihnen
die Rückkehr in ganz Vietnam als französische Kolonie zugestanden. Auf Okinawa dauerten
die Kämpfe an. Ein Taifun traf die Flotte von Admiral Halsey und richtete erheblichen
Schaden an.
Die japanischen Städte Nagoya und Osaka wurden heftig bombardiert. Am 21. Mai war die
Niederlage der Japaner auf Okinawa ein Faktum. Fünf Tage später wurde in San Francisco die
Charta der Vereinigten Nationen unterzeichnet.
Am 10. Juli 1945 nahmen zum ersten Mal amerikanische Marineflugzeuge an der
Bombardierung Tokios teil. Drei Tage später erklärte Italien Japan den Krieg. Zwei Tage
darauf wurde die amerikanische Atombombe in Alamogordo getestet. Tags darauf begann die
Konferenz von Potsdam. Churchill wurde am Konferenztisch durch Attlee abgelöst. Das USS
Indianapolis wurde durch ein japanisches U-Boot versenkt, nachdem es die Atombombe auf
47
Tinian abgeliefert hatte. Kobe und Nagoya wurden bombardiert. Die Konferenz von Potsdam
endete am 2. August. Die Japaner hatten die Erklärung von Potsdam nicht angenommen. Sie
enthielt die Bedingungen unter denen die Alliierten die japanische Kapitulation annehmen
würden.
Am 6. August wurde die Atombombe auf Hiroshima abgeworfen. Die Sovietunion erklärte
Japan den Krieg und besetzte die innere Manchurei (Manchukuo) und Teile Koreas. Am 9.
August wurde die Atombombe auf Nagasaki geworfen. Am 15. August verkündete der
japanische Kaiser nach Annahme der Deklaration von Potsdam die bedingungslose
Kapitulation Japans33 seinem Volk über Radio.
Die japanischen Truppen standen unbesiegt in den Gebieten, die sie noch besetzt hielten, d.h.
ausser in Burma und auf den Philippinen fast überall. Aus Manchukuo und Korea wurden sie
innerhalb von zwei Wochen durch die Russen vertrieben und mussten vor den Russen
kapituilieren. Manchukuo wurde von den Russen an die Kuomintang-Regierung übergeben,
nachdem die Hälfte der von den Japanern aufgebauten industriellen Infrastruktur als
Reparationsleistung abgebaut und nach Russland transportiert worden war.
Die andere Hälfte fiel den Kommunisten in die Hände, denn sie eroberten die Innere
Manchurei. Deren verbleibende industrielle Infrastruktur half ihnen, die Kuomintang –
Regierung nach Formosa zu vertreiben, was allerdings noch 4 Jahre lang dauern sollte.
In Vietnam übernahm Hoh Chi Minh die Regierung, bevor die Franzosen aktiv werden
konnten. Hongkong stellte den einzigen Fall dar, in dem die ehemalige Kolonialmacht erneut
Fuss fassen konnte. Denn dort wurde von befreiten britischen Kriegsgefangenen eine
britische Regierung ausgerufen, bevor das erste britische Schiff auf der Reede erscheinen
konnte und diese Regierung blieb noch einig Jahre im Amt, bevor sie China übernahm.
In den ehemals holländischen Kolonien versuchten auch die Holländer erneut Fuss zu fassen,
was ihnen aber nur vorübergehend gelang. In Japan übernahm General Douglas MacArthur
die Regierung. Am 2. September hatte er auf dem USS Missouri in der Bucht von Tokio die
Kapitulationserklärung der Japaner entgegengenommen. Ähnliche Ereignisse fanden gleichen
Tags auf den Philippinen und in Vienam statt, nördlich des 16. Breitengrades wurde die
Kapitulation von Nationalchinesen in Empfang genommen, südlich in Saigon von Briten. Am
9. September übergab General Yasuji Okamura, der letzte Oberbefehlshaber der japanischen
Truppen in China, der Kuomintang - Regierung in Nanjing die Kapitulationserklärung.
Nun wurden die japanischen Kriegsverbrecher gefangen genommen und in mindestens drei
Prozessen abgeurteilt. Im Prozess des Philippinischen Commonwelth in Manila, im
internationalen Prozess von Tokio und im russischen Prozess von Chabarowsk34.
Als japanische Kriegsverbrechen wurden hauptsächlich das Massaker von Nanking und die
Behandlung der Kriegsgefangenen verhandelt. Die Themen “Trostfrauen” und die
“Experimente der Enheit 731” wurden erst nachträglich genannt. Worum es sich beim
Massaker von Nanking handelte, ist bereits geschildert worden, worum es sich bei den
anderen Steinen des Anstosses handelt, soll weiter unten geschildert werden.
Ursachen und Folgen des Krieges
In seiner Rundfunkrede bezeichnete er die Japaner als „mein treues Volk“, während Hitler vor seinem
Selbstmord die „verbrannte Erde“ - Taktik auch für deutschen Boden anordnete, weil das deutsche Volk „seiner
nicht wert sei“.
34
Es gab weitere Kriegsverbrecher Prozesse
33
48
Sind Kriege eine bewusste und geplante Handlung von Menschen mit konkreten Ursachen
und eindeutigen Folgen oder sind sie, einmal begonnen, wie ein Fußballspiel eine
Angelegenheit mit offenem Ausgang, bei der am Ende nur der Trainer entlassen werden kann,
wenn Unzufriedenheit mit dem Ergebnis auftritt? Offensichtlich handelt es sich um ein
Gemisch aus rationalen Handlungsweisen, Zufällen, Gefühlen und Stimmungen. Als Hitler
die Polen angriff, hätte er wissen müssen, damit einen Weltkrieg auszulösen, aber geplant
war, den Zugang zur Reichsstadt Danzig zu sichern, nicht mehr. Das Mehr war ein Risiko,
das willig hingenommen wurde, sich aber als unbeherrschbar herausstellte.
Als die Japaner in China loslegten, glaubten sie, ihre bis dahin erlebte Erfolgsserie fortsetzen
zu können, eine Kapitulation war wohl in wenigen ihrer planenden Köpfe eine mögliche
Folge.
Während in Deutschland der “Versailler Friedensvertrag”, die Hyperinflation 1922/23 und die
Weltwirtschaftskrise 1929 als harte Ursachen herhalten, waren es in Japan nicht die
Friedensverhandlungen von Paris am Ende des WWI, die die Stimmungslage zum
Kriegseintritt beeinflussten, allenfalls spielten andere Auswirkungen des WWI eine Rolle,
aber auch solche, die mit diesem nichts zu tun hatten, nämlich das Bevölkerungswachstum
Japans seit der Meiji Restauration. Im Jahre 1853, als Commodore Perry in der Bucht von
Tokio erschien, lebten 30 Millionen Japaner auf ihren Inseln, in den 1920ger Jahren 60
Millionen und heute 120 Millionen. Bevölkerungswachstum wird oft als Antrieb für
Wirtschaftswachstum gesehen, denken wir an Parolen wie “Volk ohne Lebensraum”, die
damals geglaubt wurden, dann ist dies nur eine von verschiedenen Folgen.
In den 1920er Jahren wollten viele Japaner auswandern, aber in den Einwanderungsländern
der britischen Kolonien und in USA waren Gesetze erlassen worden, die die Einwanderung
von Japanern beschränkten. Das erzeugte Unmut wie zur Zeit der ungleichen Verträge, die
längst überwunden schienen.
Mehrere Flottenbegrenzungsabkommen wurden damals zwischen den Großmächten
ausgehandelt, die den Japanern nur zweidrittel der Flottengröße, der Briten und Amerikaner
zustanden, was ebenfalls Unmut auslöste. Eines dieser Abkommen hatte ein Attentat junger
Offiziere auf den amtierenden Ministerpräsidenten zur Folge. Die Attentäter gehörten einer
kaisertreuen Fraktion an, wurden aber vom Kaiser
unnachsichtig bestraft. General
Yamashita, der spätere “Tiger von Malaya”, gehörte nicht zu den Attentätern, wohl aber zu
deren Fraktion und legte beim Kaiser besänftigende Worte für sie ein, wodurch er in Ungnade
fiel.
Auf beiden Seiten gab es harte, aber in Japan und Deutschland unterschiedliche Ursachen, die
zum Krieg führten. Die weichen, ideologischen jedoch, die nur in den Köpfen herumgeistern,
scheinen gemeinsam, sowohl in Deutschland wie in Japan gegeben zu sein. Denken Sie an
die Hakenkreuze, mit denen die Menschen in Deutschland plötzlich herumliefen, den HitlerGruß und Ähnliches. Sie deuten darauf hin, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas
abspielte, was sowohl in Deutschland wie in Japan, aber nicht nur dort, gleiche Wurzeln
hatte, nämlich die Berufung auf mythische Grundlagen für politisches Handeln.
In Deutschland und darüber hinaus im Westen war es ein Gedankencocktail aus dem Bereich
der später so benannten New Age Bewegung. Als die ersten Missionare zurückkamen, die in
die heidnischen Kolonialgebiete entsandt worden waren, brachten sie Kenntnisse von
fremden Religionen und Mythen mit. Daraus entwickelte sich eine politisch wirksame
Vorstellungswelt von unterschiedlich leistungsfähigen Rassen, wobei man sich selbst
49
natürlich zur leistungsfähigsten zählte, vom Recht des Stärkeren und all den fragwürdigen
Konzepten, die später mit verheerenden Folgen durchgesetzt wurden.
In Japan wurde eine ähnliche, aber nicht gleiche Entwicklung in Gang gesetzt. Sie begann
1860 mit der Aufhebung des Verbots, ins Ausland zu reisen. Die Japaner, die danach ins
Ausland reisten, sahen sich mit kaiserlicher Genehmigung 35 dort um und erkundeten ihre
Möglichkeiten. Politisch wirksamer, als angenommen, entwickelte sich daraus eine
Solidarität oder Affinität zu buddhistischen Nachbarstaaten, wobei weniger an Korea und
China gedacht wurde, den Ländern, die Japan mit dem Buddhismus in Verbindung gebracht
hatten, als an die Regionen, in denen Buddhisten auch derzeit noch lebten. Das waren Teile
von China, die Äußere Mongolei bis hin zu den Ufern des Baikal-Sees, Tibet, Hinterindien
und Cylon (Srilanka). Affinität zu Glaubensbrüdern ist eine natürliche, menschliche
Eigenschaft.
Bei der Erkundung dieser Gedankenwelt kamen Ähnlichkeiten mit der entsprechenden im
Westen zutage. Zur Verbindung dieser Welt mit dem Militär sei an den Zen-Buddhismus
erinnert. Seit seiner Entstehung im 13. Jahrhundert ist er die von ihm bevorzugte religiöse
Richtung.
Dabei kommt es wenig darauf an, ob kollektive Konzepte, die von den Köpfen Besitz
ergriffen haben, zutreffen d.h. wahr sind oder nicht. Verankerte Gedanken können für
politische Zwecke missbraucht werden. Beispielsweise bietet die “Dolchstoss- Legende”,
eine Erklärung für den verlorenen WWI Nicht die Krieg führenden Militärs hatten ihn
verloren, sondern die zivile Bevölkerung im Hinterland, die der kämpfenden Truppe in den
Rücken gefallen war. Niemand bekennt sich gerne zu gemachten Fehlern, auch Generäle
nicht. Die Legende war politisch wirksam, obwohl intensive Untersuchungen ihre
Unhaltbarkeit klar belegten, doch zu viele Menschen glaubten daran. Legenden können Stoff
enthalten, an den geglaubt wird.
Hitler galt vermittels seines Stellvertreters Hess, einem Schüler des Geopolitikers, Japan- und
Tibetkenners Karl Haushofer über buddhistische Endzeitlehren informiert, die mit seinen
Vorstellungen vom Germanentum und von Herrenrasse übereinstimmten. Insgesamt handelte
es sich um Ideen, die nicht nur Hitler, der Thule-Gesellschaft, der Vril-Vereinigung und den
Liebhabern von Geheimwissen gemeinsam waren, sondern auch Lenin, Stalin, Japanern und
einer internationalen Gemeinschaft von Wissenschaftlern, Gurus, Mahthmas und
Bodhisatvas.
Wer meint, es sei Aufgabe der Politiker, Lösungen für reale Probleme zu finden, bekommt
bei näherem Hinsehen leicht den Eindruck, sie ließen sich lieber von apokalyptischen
Vorstellungen leiten, als von den Tatsachen der Welt, in der wir leben36.
Es würde zu weit führen, den Einfluss von Mythen und Legenden auf das tägliche Handeln
der Menschen darzustellen, doch scheint es nützlich zu wissen, dass sie für politische Zwecke
missbraucht werden können, sowohl gezielt als unbewusst. In der Deutsch-Japanischen
Gesellschaft haben wir bereits einen Vortrag über die Rezeption Rudolf Steiners in Japan
gehört. Dabei ging es nicht um Theosophie, sondern um die Gründung von Waldorfschulen
und deren Verbreitung in Japan, sowie um Methoden, Steinersche Ideen zu vermarkten,
insbesondere denen vom biologischen Landbau. Wir hörten dabei, dass Steiner Mitglied der
Siehe 5-Artikel – Verfassung von 1868
Ein Teilgebiet der „Geopolitik“ ist die Untersuchung der unbewussten kulturellen Bewusstseinsbasis der
Menschen auf die „operative Politik“.
35
36
50
theosophischen Gesellschaft in Berlin war und später die anthroposophische gründete, ohne
zu erfahren, was das eine wie das andere wohl sein könnte. Hier nun eine Vorstellung
darüber:
Im Jahre 1875 gründete Madame Helena Blavatsky (1831-1891), eine russische Adelige,
zusammen mit dem amerikanischen Spiritualisten Colonel Henry Steel Olcott in New York
die Theosophische Gesellschaft, deren Sitz bald nach Madras in Indien verlegt wurde. Frau
Blavatsky hatte mehrere Jahre sowohl in Ägypten als in einem buddhistischen Kloster gelebt
und war dabei von tibetischen Mönchen unterrichtet worden. Sie hatte von den Lehren des
Kalachakra Buddhismus gehört, der den Mythos von Shambhala37 enthielt. Dieser berichtet
von einem Volk hoch gebildeter, zivilisierter, mit besonderen Kräften ausgestatteter
Menschen, das vor grauer Urzeit von seinem ursprünglichen Wohngebiet ausgewandert sei
und im Verborgenen weiter existiere. Diese Botschaft war nicht neu, auch Platon berichtete
von der Insel Atlantis, ein schwedischer Autor hatte von den Hyperboräern erzählt, die nach
Thule ausgewandert waren, andere erzählten von Lemurien eine ähnliche Geschichte und
Napoleon hatte bei seiner Besetzung Ägyptens gleich eine Schar von Wissenschaftlern
mitgenommen, die nach seiner und ihrer Rückkehr dicke Bücher verfassten, in denen genau
solche Geschichten aus Ägypten erzählt wurden.
Das Anliegen von Frau Blavatsky bestand darin nachzuweisen, dass alle Religionen einen
gemeinsamen Kern haben, der sich in den Mythen ausdrücke. Es war die Entstehungszeit der
„New Age“ Bewegung, die die Erkenntnisse der aus den Kolonialgebieten zurückkehrenden
Missionare über fremde Religionen zu einem spiritualistischen Brei zusammenrührte, der
willig aufgenommen wurde und die Entstehung von geheimen Gesellschaften und Lehren
förderte, die die Rassen der Menschen in Herrenmenschen und minderwertige einteilten, die
von Euthanasie und von „Volk ohne Lebensraum“ redeten und ihr Gerede als
unbezweifelbare Wissenschaft ausgaben. Aber es gab unterschiedliche Interpretationen und
Auseinandersetzungen unter den Eingeweihten.
Rudolf Steiner (1861-1925) hatte die naturwissenschaftlichen Schriften Goethes studiert.
Auch der hatte von Thule gedichtet. Als Steiner nach Berlin kam, fand er dort eine
theosophische Gesellschaft vor, der er beitrat. Er geriet dort in Meinungsverschiedenheit mit
anderen Mitgliedern über die Frage, wie der Maitrea Buddha zu verstehen sei. Steiner vertrat
eine am Christentum orientierte Auffassung, der andere widersprachen. Deshalb wurde er aus
der theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen und gründete die anthroposophische.
Den Maitrea Buddha kennen wir bereits aus Japan. Er ist in einem Mausoleum auf dem Berg
Koya in der Nähe von Osaka beigelegt. Die Japaner streben danach, in seiner Nähe beerdigt
zu sein, weil er gemäß buddhistischer Eschatologie am Ende der Zeiten auferstehen wird und
all denen helfen wird, in das Nirvana zu gelangen, die es durch eigene Anstrengungen nicht
geschafft haben, diesen Zustand zu erreichen. Er trägt die Ehrenbezeichnung Kobo Daishi38
und lebte in der Zeit der Wende vom 8. in das 9. Jahrhundert39, als ein Mensch, dem alles
gelang, was er anfasste, sei es die Reparatur von Bewässerungsanlagen, den Bau von
Tempeln, die Architektur einer Stadt, die Erfindung der spezifisch japanischen Schrift, das
Staatsamt des Regenmachers oder die Leitung einer religiösen Gemeinschaft.
37
Auch der Mythos von Shangrila gehört dazu. Siehe auch Film von Piloten der Hump-Luftbruecke, die
abstuerzen und sich in Shangrila wiederfinden.
38
Uebersetzt: “Weisheit spendender grosser Lehrer”
39
Nach der ersten Mappo – Zeit in Japan, die durch einen Kaiser ausgelöst wurde, der den Ergeiz hatte, einen
theokrathischen Gottesstaat auf Erden zu errichten. Kobo Daishi oder Kukai, mit zivilem Namen, gehörte zu der
Generation unter Kaiser Kemmu, die den Neuanfang zu meistern hatte.
51
Zur Zeit Steiners war die Shambhala – Legende bereits mehrfach politisch missbraucht
worden. In der Zeit, als die transsibirische Eisenbahn gebaut wurde, traten ein angesehener
buryatischer40 Kaufmann und danach ein buddhistischer Mönch, der es bis zum Berater des
13. Dalai – Lama gebracht hatte, an den russischen Zaren heran mit der Bitte, die Bildung
eines mongolischen buddhistischen Gesamtstaates41 zu unterstützen bzw. als Schutzmacht für
Tibet einzutreten, weil derzeit dieses Land als Spielball von britischen und chinesischen
Interessen gehandelt wurde, die Tibeter aber keinem der beiden trauten. Die russischen Zaren
sollten damit gelockt werden, dass sie von den tibetischen Weisen als versprengte Shambhala
Herrscher angesehen wurden. Die Zaren erlaubten den Bau eines Kalachakra-Tempels in St.
Petersburg, gingen aber weiter auf den überbrachten Vorschlag nicht ein.
Nach dem Ende des japanisch russischen Krieges von 1904-05 ging diese Funktion der
versprengten Shambhala Herrscher auf die Japaner über. Sie bekamen vom 13. Dalai-Lama42
den Auftrag, das tibetische Militär zu reformieren. Bei Ausbruch der russischen Revolution
zogen sie sich zurück, unterstützten aber den weißrussischen General Ungern-Sternberg bei
der Eroberung der Äußeren Mongolei, weil sie die Bildung eines buddhistischen
Gesamtstaates aus verständlichen Gründen befürworteten. Die Weißrussen wurden jedoch
bald von den Rotrussen unter Führung eines Mongolen verdrängt, weil es diesem gelang,
seine Landsleute mit der Shambhala – Legende zu mobilisieren. Von 1930 bis 1932 gab es
unter den mongolischen Völkern den Shambhala–Krieg und ebenso bei dem
Grenzzwischenfall von Nomonhan43 handelte es sich um einen Angriff der Japaner auf die
Äußere Mongolei aus Shambhala–Gründen. Er wurde jedoch von den Russen
zurückgewiesen.
In München wurde nach dem WWI die Thule-Gesellschaft gegründet, die theosophisches
Gedankengut vermischt mit spezifisch germanischen Mythen vertrat. Es kann nicht
nachgewiesen werden, dass Hitler Mitglied dieser Gesellschaft war, aber er hatte Kontakt zu
deren Mitgliedern, z.B. zu Rudolf Hess, der wiederum bei Karl Haushofer studierte, nachdem
dieser an der Münchener Universität das Fach Geopolitik eingeführt hatte.
Es vertrat eine Weltsicht, die Geographie, Geschichte, Soziologie und Öconomie miteinander
verknüpfte und u.a. das von Hitler gebrauchte Schlagwort vom “Volk ohne Lebensraum”
prägte. Haushofer hatte Hitler einmal während seiner Haft in Landsberg besucht und mit ihm
über geopolitische und Shambhala Angelegenheiten gesprochen. Sein Sohn Albrecht,
ebenfalls ein kenntnisreicher Geopolitiker, der später das Amt eines Assistenten von
Ribbentrop übernahm, besuchte Hitler dort häufiger und versorgte ihn mit Lesestoff.44
Hitler stand zusätzlich in Kontakt zu Ernst Franz Sedgwick („Putzi“) Hanfstaengl45, dem
Sohn eines Münchener Kunsthändlers, dessen Filiale in New York er bis zum Beginn des
WWI geleitet hatte Er war in USA erzogen worden, zu seinem Bekanntenkreis gehörten
prominente Amerikaner, u.a. Roosevelt, der spätere Präsident.
Hanfstengl gelangte durch sein Klavierspiel in Kontakt zu Hitler und wurde dessen
Auslandspressesprecher. Hanfstengel sah Geopolitik vom Standpunkt eines Kaufmanns und
stellte Hitler Japan und China als zukünftige wirtschaftliche Konkurrenten zur alten Welt vor.
Der Kontakt zu Hitler sollte sich für alle drei Personen in der Folge nicht günstig auswirken.
Für Hanftengel noch am günstigsten, ihm gelang nach der “Machtergeifung” die Flucht ins
40
Buryatien liegt südlich des Baikalsees und hat eine buddhistische Bevölkerung.
Dazu sollten das russische Buryatien südlich de Baikalsees gehören sowie die unter chinesischem Einfluss
stehenden Länder Äussere und Innere Mongolei.
42
Der Dalai-Lama von 2010 ist der 14.
43
Siehe Bambusblätter Ausgabe 2 - 2009
44
Hitler verfasste in dieser Zeit das Buch „Mein Kampf“
45
Stefan Hübner, „Die Entwicklung von Hitlers Japan- und Chinabild vom Russisch/Japanischen Krieg, bis zur
Machtergreifung“, OAG-Notizen, 09/2009, Seite 22ff
41
52
Ausland, und er überlebte den Krieg als britischer Kriegsgefangener, der an die USA als
psychologischer Berater ausgeliehen worden war.
Albrecht Haushofer wurde von der GESTAPO in den letzten Kriegstagen erschosen, weil er
als Mitwisser des Stauffenberg Attentats aufgefallen war. Sein Vater überlebte den Krieg und
wurde von Pater Walsch, einem einflußreichen amerikanischen Geopolitiker einem Verhör
unterzogen. Es sollte festgestellt werden, ob Haushofers Lehren, der Ausübung von
Kriegsverbrechen Vorschub geleistet hatten. Das zwar wurde verneint, doch Haushofer
beging daraufhin Seppuku.
Die religiösen und insbesondere die occultistischen Aspekte der Nazis sind ausgiebig
wissenschaftlich untersucht worden. Die Untersuchungen kommen nicht zu dem Ergebnis,
dass Hitler von solchen Ideen besessen gewesen wäre46. Sie lagen viel mehr in der Luft und
waren in den Köpfen vieler Menschen verankert47, nicht nur in Deutschland. So waren die
Haushofers mit den hellseherischen Schriften des Homer Lea vertraut, eines exzentrischen
amerikanischen Geopolitikers, die die kriegerischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts bis
heute vorweg genommen haben, sei es aus Zufall oder aus sonstigen Gründen.
Das offizielle amerikanische Militär ignorierte Lea. Aber MacArthur und auch Hitler kannten
seine Schriften. Lea liegt in Taiwan begraben, und Nationalchinesen versichern, er würde bei
einer Wiedervereinigung Chinas im Mausoleum des Sun Jatsen beigesetzt werden, wegen
seiner Verdienste um China. Sun Jatsen hatte Lea in Japan kennengelernt. Die japanische
kaiserliche Militärakademie hatte die Schriften von Lea aufgekauft. Der Ablauf der
kriegerischen Handlungen der Japaner gleicht sehr den von Lea beschriebenen.
Messias – Gestalten gibt es nicht nur im Judentum, Christentum und Islam, sondern als
Maitrea – Buddhisatva auch im Buddhismus, unter anderen Namen im Hinduismus und
sonstigen Religionen. Und im Laufe der Geschichte sind bereits viele Situation aufgetreten,
die als eschatologische- oder Endzeitereignisse interpretiert wurden und zu politischen
Auswirkungen geführt haben.
Für den Ausbruch des WWII waren zwar konkrete Anlässe massgeblich, wie z.B. der
Zwischenfall an der Marko Polo Brücke, aber Anlässe sind keine Ursachen. Bei Hitler war es
die Vorstellung, seinem Volk einen Lebensraum schaffen zu müssen. Die Ursachen sind
daher eher in missverstandenen eschatologischen Lehren zu suchen, als in klar überlegten
Analysen. Im alten Testament der Bibel werden die Menschen mehrfach gerügt, lieber
fremden Göttern nachzulaufen als dem richtigen, der durch Vernunft zu erkennen sei. Das ist
ein Bild, das den Zustand der Welt erstaunlich treffend beschreibt.
46
Als sein Ideengeber galt der Esotheriker Lanz von Liebenfels, den er weder persönlich kannte noch war er
Mitglied seiner Gesellschaft. Er hatte wohl in seiner Wiener Zeit Schriften von Liebenfels gelesen, die dort
allgemeine Beachtung fanden.
47
In der Umgebung Hitlers galt Heinrich Himmler als Amateur occultistischer Gedanken. Der SS-Brigadeführer
Karl Maria Wilich führte dort esotherische Zeremonien ein, denen breit gefolgt wurde, weil ihre Befolgung wohl
als Statussymbol betrachtet wurde.
53
Die Folgen des Krieges aber waren überraschend, nicht nur Tod und Verderben brachten sie,
sondern im traditionellen Sinne eigentlich Unverdientes. Den Verlierernationen Japan und
Deutschland ging es schneller wirtschaftlich gut, als den Gewinnern England, Frankreich oder
China. Das Kolonialzeitalter hatte die Existenzgrundlage verloren. Die kurzeitige Besetzung
von deutschen, englischen, französichen und holländischen Kolonien durch die Japaner, hatte
deren Freilassung in die Unabhängigkeit beschleunigt. Was aber ist mit den begangenen
Kriegsverbrechen geschehen, sind sie angemessen gesühnt worden? Welche Wunden blieben
offen?
Kriegsverbrechen
Das, was als Kriegsverbrechen gilt und juristisch belangt werden kann, muss im
Völkerrecht 48 , als solches definiert worden sein, bevor es begangen wurde. Nicht jede
begangene Scheußlichkeit ist ein
Kriegsverbrechen. Das Völkerrecht besteht aus
verschiedenen internationalen Abkommen, von denen die Japaner einige nicht unterschrieben
haben, z.B. nicht die Genfer Konvention von 1864. Außerdem ist es erforderlich, den
Zeitraum zu betrachten, in dem die Scheußlichkeiten stattfanden. Und wer genau sie
ausführte. Im Betrachtungszeitraum, dem Zweiten Sino – Japanischen Krieg (1937 – 1945)
und dem Zweiten Weltkrieg (1941 – 1945) fanden in den von Japan besetzten Gebieten auch
Bürgerkriege statt, in denen Scheußlichkeiten geschahen. Außerdem wurden die Japaner
durch einheimische Hilfstruppen und Kollaborateure unterstützt, die ebenfalls
Scheußlichkeiten begingen. Handelte es ich dabei um japanische Kriegsverbrechen oder um
andere? Jedenfalls haben sich Rechtsgelehrte mit der Frage befasst. Waren z.B. die Inder, die
die Achsenmächte unterstützt haben, weil sie als deren Kriegsgefangene frei gelassen wurden,
Verräter ihres Landes oder waren sie Freiheitskämpfer für die Unabhängigkeit ihres Landes?
Die Frage wurde von britischen Gerichten anders beantwortet als von der Mehrheit der
Inder49.
Den Japanern werden hauptsächlich verschiedene, als Massaker bezeichnete Ereignisse,
vorgehalten sowie die Behandlung ihrer Kriegsgefangenen, die nicht den Konventionen
entsprach, die sie unterschrieben hatten. Auch das Schicksal der Trostfrauen und die
Handlungen der Einheit 731 gelten als Kriegsverbrechen, obwohl sie bei den offiziellen
Kriegsverbrecherprozessen aus verschiedenen Gründen nicht verhandelt worden waren. Die
Einheit 731 hatte mit bakteriologischen Waffen und Giftgasen experimentiert und sie auch
eingesetzt, obwohl dies gegen das Völkerrecht verstieß. Dagegen verstieß allerdings auch der
Atombombenabwurf.
Daneben wird ihnen demütigende Behandlung insbesondere von Chinesen und Koreanern
vorgehalten. Korea war ab 1910 eine japanische Kolonie. Die Japaner weisen darauf hin,
dass die besetzten Gebiete mit modernen Infrastrukturen ausgestattet worden waren und nicht
nur wirtschaftlich ausgebeutet. Den besetzten Ländern erwies sich das nach dem japanischen
Rückzug als dienlich.
Nach der Kapitulation Japans wurden Kriegsverbrecher – Prozesse durchgeführt, zuerst in
Manila, später in Tokio, in Chabarowsk, in Batavia und anderswo. Einige der Angeklagten
wurden zum Tode verurteilt und gehängt, andere wurden mit Freiheitsentzug bestraft und
andere wurden freigelassen und einige davon spielten beim Wiederaufbau Japans eine
wichtige Rolle. Die Anzahl der Angeklagten war begrenzt, einige der in Japan weit
48
Der Friedensschluss von Münster und Osnabrück 1648 gilt als erstes Dokument des Völkerrechts nach
europäischen Vorstellungen.
49
Siehe Amitrav Gosh, The glass palace, Harper Collins publishers, London 2001
54
bekannten Täter wurden nicht angeklagt, vermutlich weil diese den Anklägern nicht bekannt
waren. Von vielen Japanern werden diese Prozesse als Siegerjustiz betrachtet, weil sie ihrer
Meinung nach weniger vom Streben nach Gerechtigkeit geleitet waren, als von politischen
Zweckmäßigkeiten.
Betrachten wir das Beispiel des Generals Tomoyuki Yamashita, des ‚Tigers von Malaya’. Er
übergab als Oberbefehlshaber die Kapitulationserklärung auf den Philippinen an den
britischen General Percival, der ihm 1942 bei der Einnahme von Singapur die
Kapitulationserklärung der britischen Armee übergeben hatte. Anschließend wurde Yamashita
gefangen genommen und als Kriegsverbrecher vor das Gericht des
Commonwealth der Philippinen in Manila gestellt mit MacArthur als Gerichtsherrn.
Yamashita wurden alle Kriegsverbrechen der Japaner auf den Philippinen zur Last gelegt.
Dazu gehörten der Todesmarsch der Gefangenen von Bataan, die Strassenkämpfe bei der
Rückeroberung von Manila, die hunderttausende von zivilen Opfern beklagten und die
Todesopfer, die das Verbergen der japanischen Kriegsbeute nach sich zog. Diese Kriegsbeute
bekam im Nachhinein die Bezeichnung ‚Yamashita Gold’50. Die Amerikaner wussten zur
Zeit der Gefangennahme Yamashitas, dass das ‚Yamashita Gold’ existierte und wollten
natürlich wissen, wo es verborgen war, ohne das allgemein bekannt zu machen, weshalb es im
Prozess eine untergeordnete Rolle spielte.
Im Laufe des Prozesses stellte sich heraus, dass Yamashita nicht für den Todesmarsch von
Bataam verantwortlich gemacht werden konnte, weil er zu dieser Zeit keine militärische
Verantwortung auf den oder für die Philippinen trug. Für die Toten bei den Straßenkämpfen
in Manila konnte er nicht verantwortlich gemacht werden, weil er als Oberkommandierender
auf den Philippinen, Manila als offene Stadt erklärt hatte und alle japanischen Streitkräfte in
eine Stellung ausserhalb von Manila zurückgezogen hatte. Zu dieser Zeit gab es aber
Divergenzen zwischen dem Heer und der Marine. Die Marine missachtete den
Oberbefehlshaber und besetzte Manila nach dem Abzug der Truppen, die ursprünglich dort
stationiert waren und war daher auch für die Kriegsverbrechen verantwortlich, die in der
Folge begangen wurden.
Auch für das Verbergen des ‚Yamashita Goldes’ konnte er nicht verantwortlich gemacht
werden, weil er erst in der Endphase des Krieges zum Oberbefehlshaber auf den Philippinen
bestellt worden war und daher am Verbergen des Schatzes keinen Anteil haben konnte.
Trotzdem wurde Yamashita schuldig gesprochen und am 23. Februar 1946 gehängt. Der
Prozess hatte allerdings ein völkerrechtliches Novum geschaffen, nämlich den ‚Yamashita
Standard’, der erstmals die Verantwortlichkeit eines Befehlshabers für die Taten der
Ausführenden definierte.
Die Trostfrauen, also die Frauen, die während der japanischen Besatzungszeit vom
japanischen Militär zur Prostitution gezwungen wurden, waren im Kriegsverbrecherprozess
von Tokio kein Thema. Der Fall wurde erst später thematisiert und untersucht. Inzwischen ist
er von der Menschenrechtskommission der UNO als Menschenrechtsverletzung anerkannt. Es
gab japanische Ministerpräsidenten, die sich entschuldigt hatten aber keine Entschädigung
zahlen wollten. Es gab die Gründung eines privatrechtlichen Vereins, der Entschädigungen
auszahlte, aber Frauen, die eine Entschädigung durch einen privaten Verein ablehnten. Auch
Schulbücher wurden revidiert, um den Sachverhalt darzustellen, allerdings wurden diese
Bücher wieder zurückgenommen, weil es politische Kreise gab, die meinten, staatliche Stellen
könnten für die Rekrutierung der Prostituierten nicht verantwortlich gemacht werden. Der Fall
ist bis heute nicht beigelegt.
Auch die Taten der Einheit 731 sind vor dem Kriegsverbrecherprozess in Tokio nicht
verhandelt worden, weil es einen Deal zwischen MacArthur und Schuldigen gab. Allerdings
wurden Mittäter in Chabarowsk vor das russische Kriegsverbrechergericht gestellt und zu
Zwangsarbeit verurteilt.
50
Siehe Bambblätter Ausgabe 3 – 2009 ‚Yamashita Gold’
55
Die Einheit 731 wurde 1932 als eine Abteilung der japanischen Geheimpolizei (Kempeitai),
die als Äquivalent zur deutschen Gestapo betrachtet werden kann, gegründet und bezog ihr
Hauptquartier in Harbin im damaligen Manchukuo. Später unterhielt sie Niederlassungen in
allen von Japan besetzten Gebieten. Sie wurde als Forschungsinstitut gegründet, das sich mit
der Wirkung und Entwicklung von Waffen beschäftigen sollte, die in einer voraussichtlichen
militärischen Auseinandersetzung mit der Sovietunion zum Einsatz kommen sollten. Zum
Gründungszeitpunkt war bekannt, dass die aktuelle Ausrüstung der japanischen Armee den
klimatischen Anforderungen Sibiriens nicht gewachsen sein würde. Was sich dann im Laufe
der Zeit als Forschungsthema ergab, ist eine andere Sache.
Die Bilanz am Ende des Krieges ist etwa folgende: Es wurden medizinische Experimente,
Vivisektionen an lebenden Menschen durchgeführt, insgesamt an etwa 10.000, was als
moralisch verwerflich zu betrachten ist. Davon wurden jährlich 600 von der Kempeitai
angeliefert. Es handelte sich um Kriminelle, teilweise aus Japan, aber auch um gefangene
Militär- und Zivilpersonen, z.B. Spionen, Agenten, darunter auch Amerikanern und
Europäern.
Fernerhin wurden biologische und chemische Waffen entwickelt und vorwiegend gegen
chinesische und nicht-westliche Ziele eingesetzt, wobei Hunderttausende von Menschen
umkamen, teilweise qualvoll. Als der Fall bekannt wurde, versuchte MacArthur an die
Forschungsergebnisse heranzukommen und sie vor den Russen zu verbergen. Letzteres
gelang nicht, weil die wesentlichen Einrichtungen der Einheit auf russischem
Okkupationsgebiet lagen und ihre Mitarbeiter in russische Kriegsgefangenschaft gerieten.
Andere Mitglieder der Einheit haben ihre Karrieren in der Nachkriegszeit fortgesetzt,
mindestens eines in Forschungsinstituten der U.S.A.
Was die Behandlung ihrer Kriegsgefangenen betraf, die, so wurde geklagt, vielfach nicht den
Anforderungen des Völkerrechts entsprach, so muss unterschieden werden zwischen der
Behandlung gefangener Westalliierter und Mitgliedern farbiger oder als minderwertig
angesehener Völker. Bei der Übergabe der Kapitulationserklärung gegenüber den Chinesen
sollen 56 Kriegsgefangene übergeben worden sein, obwohl allein infolge der Sank Sakusen
– Strategie51 des Generals Yasuji Okamura hunderttausende von Chinesen betroffen waren.
Der Prozentsatz der Kriegsgefangenen aus westlichen Ländern, die die Gefangenschaft nicht
überlebten, wird mit 30% angegeben. Die Gefangenen wurden zu Zwangsarbeiten
eingesetzt.52
Auch in Deutschland gab es eine Unterscheidung bei den Kriegsgefangenen. Westalliierte
hatten eine deutlich größere Chanze die Gefangenschaft gesund zu überleben, als Gefangene
aus Osteuropa.
Wie wir aus dem Bando – Film wissen, wurden in der Zeit des ersten Weltkriegs,
Kriegsgefangene von den Japanern menschlich behandelt. Ein nicht unerheblicher Anteil der
Gefangenen hat sich nach der Freilassung in Japan niedergelassen und Geschäfte gegründet,
die bis heute existieren.
Anders als manchmal angenommen, haben auch Japaner nach dem Krieg
Wiedergutmachungszahlungen an die Staaten geleistet, die sie während der Kriegszeit besetzt
hielten. Im Friedensvertrag von San Franzisco 1952 ist der Modus der Zahlungen geregelt
worden. Die Zahlungen wurden auf Wunsch der betroffenen Staaten jedoch nicht an
individuelle Opfer ausgezahlt, sondern an deren Heimatstaaten.
Facit
51
52
Ein chinesischer Spitzname der japanischen Vorgehensweise
Der international bekannte Film „River Kwai (Marsch)“ thematisiert dies.
56
Doch Japaner gelten als Menschen, die ihre Kriegsschuld nicht genügend bekennen. Es fehlt
ihnen ein Willy Brand, der vor einem internationalen Kriegerdenkmal auf die Knie fällt und
das Haupt beugt. Die japanischen Ministerpräsidenten, die sich weigern, eine derartige
staatliche Schuldanerkennung zu gestehen, verweisen auf nichtstaatliche Urheberschaft,
womit sie möglicherweise Recht haben, denn aus den verfügbaren Dokumenten geht starke
nicht-staatliche Beteiligung an verübten Abscheulichkeiten hervor.
Die Geschichte Japans weist eine Tradition sowohl von Selbsthilfe-Gruppen als auch von
staatlichen Institutionen bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme aus, Beispiele für
Selbsthilfegruppen sind die Yamabushi und die Yakuza.
Yamabushi wird häufig übersetzt als „die in den Bergen liegen“, doch gemeint ist „die in den
Bergen anbeten“. Yamabushi gelten als niedere Geistlichkeit, die sich die Aufgabe gesetzt
hat, der Bevölkerung bei Problemen zu helfen, die aus Krankheiten und bei Pilgerreisen
entstehen. Ihr Gründer, En no Gyoja lebte im 7. Jahrhundert und ist bekannt dafür, bei der
Einführung des Buddhismus in Japan, die von staatlichen Stellen erfolgte, auf individuelle
religiöse Bedürfnisse der Menschen hingewiesen zu haben. Dafür ist er von den staatlichen
Autoritäten verbannt worden, denn diese sahen die Religion als ein Hilfsmittel, das ihnen für
die Erfüllung ihrer eigenen Aufgaben zustand. In der Verbannung hat En no Gyoja die Formel
gefunden, die Buddhismus und Shintoismus bis zum Ende der Tokugawa – Zeit friedlich
coexistieren ließ, weil beide als ein und dasselbe empfunden werden konnten. Die
shintoistischen Götter, konnten als buddhistische Bodhisatvas gesehen werden. Später wurde
En no Gyoja von einem Kaiser zum Avatar erklärt, also einem Heiligen.
Die Yakuza gelten erst durch ein im Jahre 1993 verabschiedetes Gesetz als kriminelle
Vereinigung, die aber weiterhin geduldet wird. Ihr Ansehen in der Bevölkerung entspricht
nicht nur dem von Wetthaltern und Kredithaien, sondern auch dem von Robin Hood. Ihre
Geschichte weist sie aus, als vom Staat unabhängige Gemeinschaften, die im Laufe
insbesondere der Tokugawa – Zeit, Probleme der Bürger gelöst haben, die in den Burgstädten
entstanden, weil der Staat sich darum nicht gekümmert hatte. Sie arbeiteten häufig parallel,
aber auch gegen und mit der Polizei. Im Jahre 1881 wurde eine derartige Gesellschaft
gegründet, die bis heute unter verschiedenen Namen existiert und sich um politische
Strategien gekümmert hat, ohne eine staatliche Institution zu sein, aber zeitweise enormen
politischen Einfluss ausübte, sowohl vor als nach dem WWII, allerdings in anderer Weise
auch während desselben.
Sie war an der panasiatischen Bewegung53 beteiligt, aber auch an speziell buddhistischen54
und weist Parallelen zur deutschen Thule-Gesellschaft auf. Sie gilt als ultranational und war
lange Zeit unter dem Namen „Schwarze Drachengesellschaft“ (Kokuryûkai) aktiv. Ihr
Mitglied Sasakawa Ryoichi kam während des Krieges zu Reichtum, weil er an der
Organisation der Infrastruktur beteiligt war, die die Ausführung von Scheußlichkeiten
begünstigte, z.B. an der Ansammlung des „Yamashita Goldes“. Dieser Mensch starb im Jahre
1995 als von verschiedenen UNO – Organisationen anerkannter Wohltäter der Menschheit,
weil er bedeutende Geldsummen für die Bekämpfung von Armut in der Welt gespendet
hatte55
Zu deren Entstehung u.a. die indische Tagore – Familie einen Beitrag geleistet hat, insbesondere der Vater des
Nobelpreisträgers und auf den Philippinen Emilio Aguinaldo.
54
Siehe Shambhala – Mythos.
55
Auch die japanische Regierung ist in den Berichten verschiedener UNO – Institutionen ausgewiesen als
hauptsächlicher Beitragszahler für Programme, die weltweit aufgelegt werden, um Armut zu bekämpfen.
53
57
Wenn die japanische Regierung sich weigert, die alleinige Schuld für Kriegsverbrechen zu
bekennen, hat sie im legalistischen Sinne wohl nicht ganz Unrecht, weil eben auch
nichtstaatliche Gruppen beteiligt waren. Außerdem erscheint mir richtig, was Chino-san in
seiner Ansprache ausgedrückt hatte, wenn die Leute mehr voneinander gewusst hätten, wäre
das Abgleiten ihrer Regierungen in Phantastereien verhindert worden und damit ihr
Hineinschlittern in Weltkriege.
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