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Ammerland, 14. März 2009
Nr. 2/2009
90 Zeilen à 60 Anschläge
TOURA D'OR-Filmwettbewerb 2008
Zukunftsfähiger Tourismus in Film- und Fernsehbeiträgen
Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung hat heute auf der
Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin die Preisträger des
TOURA D'OR 2008 bekannt gegeben. In der Kategorie „Informationsund Dokumentationsfilme“ erhielten zwei Beiträge die Trophäe TOURA
D'OR. Ausgezeichnet wurde die ARTE-Produktion Chile – Die
Stimmen der Wüste sowie der in Nepal spielende Dokumentarfilm
Journey of a red fridge von Lunam Docs. Den Sonderpreis
„Pädagogik“ der Konferenz der Landesfilmdienste erhielt die von bce
film eingereichte BR-Reportage Die Sklavenstraße von Ouidah.
Der „TOURA D’OR-Filmwettbewerb zukunftsfähiger Tourismus“ wird
seit 1990 veranstaltet und prämiert jedes zweite Jahr Film- und
Fernsehproduktionen,
die
sich
für
einen
sozialverantwortlichen,
umweltverträglicheren und damit auch zukunftsfähigen Tourismus
einsetzen.
Insgesamt waren 55 Filmproduktionen eingereicht worden. „Besonders
erfreulich ist, dass wir sehr unterschiedliche Einreichungen hatten, die
sich mit dem Wettbewerbsthema sehr engagiert und kreativ aus ganz
verschiedenen
Perspektiven
auseinandergesetzt
haben“,
so
Studienkreis-Geschäftsführerin Wibke Reger. Mehr als die Hälfte der
Filme beschäftigten sich mit touristischen Themen in Entwicklungs- und
Transformationsländern.
Mit Chile – Die Stimmen der Wüste (ARTE-Strasbourg, Reihe: „Die
neuen Paradiese“, 43 Minuten, deutsch/französisch, 2008) stellt Pascal
Vasselin eine jener Regionen vor, die touristisch bislang wenig beachtet
wurden. Es gelingt ihm, ein anschauliches Bild der Hochgebirgswüste
Atacama zu zeichnen.
Die chilenische Regierung hat es den ortsansässigen Indigenen
überlassen, Naturparks in der Wildnis einzurichten und zu pflegen. So
können sie selbst den wachsenden Tourismus – und den auch damit
einhergehenden Wohlstand – regeln. In dem Filmbeitrag wird
beschrieben, welche Ziele die einheimischen Guides verfolgen und
welche Mittel sie wählen, um eine schonende und nachhaltige
Erkundung der Atacama zu gewährleisten. In vielen Statements
gewähren die Indigenen einen Einblick in ihren zunehmend von
touristischen Besuchern bestimmten Alltag. Das Bemühen um die
Wahrung der Balance zwischen der notwendigen Erhaltung der Natur
und dem aufstrebenden Tourismus wird deutlich. Die Schilderung der
sich verändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen ist
außerordentlich gut gelungen.
Ebenfalls mit einem TOURA D'OR 2008 ausgezeichnet wurde der Film:
Journey of a red fridge von Lunam Docs aus Novi Sad in Serbien (52
Minuten,
Nepali
mit
englischen
Untertiteln,
2007).
Das
Dokumentarfilmerpaar Lucian und Natasa Muntean lassen den
Betrachter an einer absurd anmutenden Geschichte teilhaben: Der
17jährige Hari Prasad Rai schleppt aus den Höhen der HimalayaRegion einen großen roten Kühlschrank zur Reparatur ins Tal.
Unwirklich schön und unwirtlich ist die Szenerie, in der der junge Mann
in Nepal tagelang mit seiner beschwerlichen Last unterwegs ist. Der
Film
fasziniert
durch
seine
Bildgewalt,
die
hervorragende
Kameraführung, den Schnitt, die sparsam eingesetzte Musik, die
Originalgeräusche
und
die
oft
überraschenden
Gespräche
am
Wegesrand.
Hari Rai erzählt von seinem Alltag als Lastenträger – bescheiden,
selbstkritisch und humorvoll. Mit 14 Jahren fing er an, sich als Träger
Geld für seine Schulausbildung zu verdienen; und so dient auch diese
„Kühlschrank-Tour“ der Finanzierung des mittlerweile aufgenommenen
Studiums.
Indem
Lebensbedingungen
wir
ihn begleiten, lernen wir
der
Menschen
im
viel über
Himalaya,
über
die
das
Zusammenprall von Tradition und Moderne. Auch über die Touristen,
deren Gepäck Hari getragen hat. In wenigen Sätzen über die westlichen
Urlauber hält der junge Nepali dem Publikum einen Spiegel vor.
Überraschend, packend und anrührend zeigt die Geschichte sowohl
Chancen wie auch Schattenseiten des Tourismus.
Den Sonderpreis „Pädagogik“ der Konferenz der Landesfilmdienste
erhielt der Wettbewerbsbeitrag Die Sklavenstraße von Ouidah von
Bettina Ehrhardt (bce film
/ Bayerischer Rundfunk, Kompass-
Auslandsreportage, 28 Minuten, deutsch, 2008). Der Autorin ist nach
Meinung der Jury eine außergewöhnliche Dokumentation gelungen; sie
zeigt die Geschichte des Sklavenhandels von Afrika nach Amerika und
die gegenwärtige Aufarbeitung dieses leidvollen Themas.
Ouidah ist ein Ort im westafrikanischen Benin, zu dem einst bedeutende
Handelsstraßen aus der gesamten Region führten. Nach Ouidah
2
wurden seinerzeit unter menschenunwürdigen Bedingungen Sklaven an
die Küste verschleppt, um von geschäftstüchtigen Händlern über den
Atlantik verschifft zu werden. Weitgehend unbekannte Aspekte der
Sklaverei werden angesprochen: Die Rolle der ortsansässigen Fürsten
und Mittelsmänner, die diesen Menschenhandel unterstützten, und die
der europäischen Sklavenhändler, die sich mit der einheimischen
Bevölkerung mischten und eine Art euro-afrikanische Oberschicht
Der TOURA D’OR wird im Frühjahr
2010 erneut ausgeschrieben und
veranstaltet vom:
Studienkreis für Tourismus und
Entwicklung e.V., Ammerland
in Zusammenarbeit mit:
zeugten.
Heute lernen Einheimische wie auch ausländische Besucher – unter
Ihnen viele Nachkommen afrikanischer Sklaven – am „Tor ohne
Wiederkehr“ und anderen Stätten der Erinnerung über die Geschichte
Integrationsbeauftragte des Landes
Brandenburg
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
des Sklavenhandels und gedenken der Leiden der Menschen, die von
Evangelischer Entwicklungsdienst
e.V. (EED) – Tourism Watch
dort bis ins 19. Jahrhundert hinein verschifft wurden. Ein emotional
Gemeinnütziges Bildungswerk
Nord-Süd-Netz des Deutschen
Gewerkschaftsbundes e.V.
packender Beitrag, der anschaulich einen „Ort des Erinnerns und der
Versöhnung“ vorstellt.
Evelyn Huhmann-Durra, Jury-Mitglied und Redakteurin bei der VOX
Katholisches Auslandssekretariat
der Deutschen Bischofskonferenz
Film- und Fernseh-GmbH, betonte in ihrer Laudatio: „Mit dem TOURA
Konferenz der Landesfilmdienste e.V.
D’OR werden Filmbeiträge ausgezeichnet, die es schaffen, ihren
ITB Berlin
Zuschauern ein anderes Land und seine Menschen emotional nahe zu
Österreichisches
Entwicklungszusammenarbeit im
Außenministerium / respect
bringen; sie bauen Ängste ab und ermutigen zur Annäherung an das
Fremde.“
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Verantwortlich für den Text: Klaus Betz
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