II. JULIUS EVOLA UND DIE DEUTSCHE KONSERVATIVE REVOLUTION Wer in Italien auf die Suche nach Kennern und Bewunderern der deutschen Konservativen Revolution geht, wird sehr schnell auf den Namen Julius Evola stoßen. Sein ausgeprägtes Interesse ist eigentlich verwunderlich in einem Land, in dem der Faschismus gerade große Erfolge feierte und nach dem Konkordat mit dem Vatikan die Macht fest in der Hand hatte. Evola gehörte zur verschwindenden Minderheit derer, die sich ausdrücklich nicht zum herrschenden Faschismus und schon gar nicht zu den nationalen Kräften alter Herkunft bekannten. Er sah sich als Konservativer vorrevolutionärer Prägung und suchte nach den theoretischen Grundlagen für eine primär metaphysisch bestimmte politische Herrschaft. Das führte zu Widerständen gegen ihn und zwar nicht nur in seinem Heimatland. Auch in Deutschland fanden sich nicht nur Freunde. So schreibt Hermann Hesse in einem Brief vom 27. April 1935 an den Verleger Peter Suhrkamp folgende Bemerkungen über Evola: Dieser blendende und interessante, aber recht gefährliche Autor ist ein klassisches Beispiel für eine gewisse Art, esoterisches Wissen anscheinend in exoterisches umzusetzen. Nur sollte dabei die Reinheit der Kategorien einigermaßen gewahrt bleiben, welche Evola ganz wild und dilettantisch, dabei sehr herrschsüchtig durcheinander wirft. Ich teile weitgehend seine esoterische Grundauffassung: seit bald 20 Jahren schon sehe ich die Weltgeschichte nicht mehr im Bilde irgend eines „Fortschritts“, sondern eher wie die alten Chinesen als allmählichen Verfall einer Ordnung, die göttlich war. Die Art aber, wie Evola bald mit „wirklicher“ Historie, bald mit wichtigtuerischem Okkultismus seine Halbwissenschaft treibt, ist lediglich gefährlich. Es wird in Italien beinahe niemand auf ihn hereinfallen, in Deutschland ist das anders (siehe G. Benn etc.)1 Hesse kommt mit dem letzten Satz zum gleichen Urteil wie der in der Vorkriegszeit äußerst bekannte Philosoph Hermann Graf Keyserling, dessen Arbeit Evola übrigens schon 1925 in der profreimaurerischen Zeitschrift L’Idealismo Realistico2 eingehend analysiert. Auch in seinem Buch Saggi sull’Idealismo Magico3 (Aufsätze zum Magischen Idealismus) erwähnt er ihn mehrmals kritisch. Keyserling, der Gründer der sogenannten „Schule der Weisheit“, schreibt nämlich zur faktisch gleichen Zeit in seinem Mitteilungsblatt folgendes: In letzter Zeit nun las ich ein Buch, das in seinem Ursprungsland Italien kaum überhaupt Einfluß ausüben dürfte, in Deutschland jedoch vielleicht zu erheblicher Wirkung berufen ist: Julius Evolas Rivolta contro il mondo moderno....4 Den Erfolg in Deutschland erwarte ich daher, daß Evolas Verherrlichung der sakralen Welt solarmännlicher Artung.....und seine Behauptung, daß nur eine Renaissance dieser Welt das Menschengeschlecht vor dem Untergang bewahren kann, den besten, ja vielleicht einzig 1 Zitiert in Gottfried Benn 1886 - 1956, Katalog einer Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs, Marbach am Neckar, 1987, 210. 1936 bestärkt Hesse seine Ansicht in einer Besprechung von Leopold Zieglers Buch Überlieferung mit folgenden Worten: „Vor kurzem hat der Italiener Giulio Evola sein Werk „Erhebung wider die moderne Welt“ herausgegeben, das sich beinah genau mit demselben Komplex von Fragen befaßt, aber mit weniger Freiheit und Frische, mit mehr Wichtigtuerei und nicht ohne okkultistische Unarten auftritt, wir halten Ziegler für vertrauenswürdiger.“ Der Beitrag ist jetzt in Hermann Hesse, Schriften zur Literatur, 2, Frankfurt 1972, 473 - 475 zu finden. 2 Anno II, fasc. 1 (1 gennaio 1925), 8 – 19. 3 Todi-Roma, 1925. 4 Deutsche Ausgabe Erhebung wider die moderne Welt, Stuttgart, 1935. Neuübersetzung der Ausgabe letzter Hand: Revolte gegen die moderne Welt, Interlaken, 1982 und Vilsbiburg, 1993. 2 möglichen Ansatzpunkt für Nationalsozialisten heidnischer Neigung darstellt, um zu einer Spiritualisierung ihrer Weltanschauung zu gelangen5. Keyserling selbst findet das Buch „persönlich unmittelbar unsympathisch“ und glaubt auch nicht an Evolas „heidnischen Imperialismus“, der ihm „wenig praktische Zukunftsbedeutung zu haben“ scheint. Der Frage, ob diese negative Einschätzung stimmt oder ob Evola doch einen gewissen Einfluß im deutschen Denkraum ausgeübt hat, soll in dieser Studie nachgegangen werden, wobei wir uns allerdings mehr oder weniger nur auf die Weimarer Zeit und in Österreich auf die Erste Republik beschränken wollen. Evolas Kontakte in der NS-Zeit bleiben also ausgespart. Ebenso sollen hier nur der politische Aspekt seines damaligen Wirkens berührt und die künstlerischen, philosophischen und esoterischen Bemühungen, die allerdings eine notwendige Voraussetzung seines politischen Handelns darstellen, ohne die es zwangsläufig mißverstanden werden muß, beiseite gelassen werden. Evola selbst widmet der Frage der Konservativen Revolution in seiner Autobiographie6 nur wenige Seiten, erwähnt allerdings dabei einige ihm verwandte Geister, so vor allem Arthur Möller van den Bruck, Hans Blüher, Ernst Jünger und Ernst von Salomon. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er aber mit keinem dieser Autoren in echter persönlicher Beziehung gestanden - auch nicht mit Ernst Jünger. Abgesehen davon, daß Evola ein Buch und einen längeren Essay über Jünger geschrieben hat7 und in der von Jünger (und Mircea Eliade, der seit seiner Jugend mit Evola in Kontakt stand) herausgegebenen (aber faktisch vom Basler Schriftleiter Philipp Wolff-Windegg geleiteten) Nachkriegszeitschrift Antaios mitgearbeitet hat8, gibt es keine konkreten Hinweise auf eine Zusammenarbeit der beiden. Auf eine direkte Anfrage bei Ernst Jünger gab dieser kurz vor seinem Tod über eine Mittelsperson zur Antwort, daß er über Evolas Werk Metaphysik des Sexus auf ihn aufmerksam geworden sei. Einen persönlichen Kontakt hätte er nicht gehabt. Es hätte zudem höchstens einen einzigen Briefwechsel zwischen ihnen gegeben. Von der Julius-Evola-Stiftung in Rom haben wir gehört, daß auch über den seinerzeitigen Sekretär Jüngers, Armin Mohler, ein kurzzeitiger Kontakt mit Evola gegeben war. Aber auch das hat nicht zu gelten, was André Taguieff in den Jahresberichten von Politica Hermetica9 annimmt, daß nämlich Jünger einer Freundschaft mit Evola ablehnend gegenüberstand. Denn Jünger selbst schreibt in Strahlungen V10 unter dem Datum 24. Februar 1995 folgendes: „An Albrecht Kiel:.....Dank auch für Ihr Buch, in dem Sie eine Reihe meiner verstorbenen Freunde wie Illies, Eliade und Evola zitieren -...“ Auch Hans Blüher erwähnt Evola in seinen Büchern nicht. Nicht einmal im Hans BlüherArchiv in Berlin lassen sich Briefe oder Notizen zu oder von Evola finden. Das verwundert etwas, da neben dem gemeinsamen Interesse an Esoterik und dem gleichen streitbaren Geist die Bekanntschaft mit Baron Heinrich von Gleichen-Rußwurm gegeben ist, zu dem beide sehr freundschaftliche Beziehungen unterhielten. Beide waren auch Gäste im Deutschen Herrenklub, den Baron von Gleichen begründet hatte.11 5 6 Zitiert in: Arnold Keyserling (Hrsg.), Das Erbe der Schule der Weisheit, Wien, 1981, II. Bd. 701 - 704. Julius Evola, Il cammino del cinabro, (Der Weg des Zinnobers) Mailand, 1972, 136 - 139. L’“operaio“ nel pensiero di Ernst Jünger (Der „Arbeiter“ im Denken Ernst Jüngers), Rom, 1974 und L’“operaio“ e le scogliere di marmo (Der „Arbeiter“ und die Marmorklippen), Padua, 1977. 8 Siehe dazu: Hans Thomas Hakl, “Den Antaios kenne und missbillige ich. Was er pflegt, ist nicht Religio, sondern Magie!“ Kurze Geschichte der Zeitschrift Antaios. In ARIES 9.2. (2009)195-232. 9 Politica Hermetica I, Paris, 1987, 126. 10 Stuttgart, Klett 1997, 166. 11 Vgl. Hans Blüher, Werke und Tage, München, 1953, 328ff. 7 3 Evola hat nie behauptet, auf diese oder auch andere deutsche Denker dieser Zeit eingewirkt zu haben. Umgekehrt hingegen muß man sagen, daß das politische Denken der Konservativen Revolution Evola auf jeden Fall stark beeinflußt hat. Deren Vertreter sahen in Evola ja nicht nur einen Geistesverwandten, sondern auch jemanden, der helfen würde, ihre Ideen in Italien zu verbreiten. Evola verschaffte ihnen zudem die Möglichkeit, selbst in Italien zu publizieren, indem er seinen eigenen regelmäßigen - heute würde man sagen - Feuilletonteil Diorama Filosofico in der Zeitschrift Regime Fascista zur Verfügung stellte. Darin konnten dann Leute wie Gottfried Benn, Karl Anton von Rohan, Othmar Spann, Walter Heinrich, und Karl Wolfskehl ihre Ideen vorbringen. Vielleicht hat er auch einigen von ihnen Zugang zu Carlo Costamagnas damals angesehener Zeitschrift Lo Stato (Der Staat), verschafft, wo z.B. schon Othmar Spann und Walter Heinrich vertreten waren. Wie weit er Carl Schmitt dort einführte, ist nicht geklärt, jedenfalls ist dieser durch eine ganze Reihe von Aufsätzen vertreten. Daß die geistige Strömungsrichtung in diesem Zusammenhang eher von Deutschland nach Italien verlief und nicht umgekehrt, ist nach Evola auch kaum verwunderlich, denn er selbst schreibt in seiner schon erwähnten Autobiographie12: „Der Boden und die historischen Voraussetzungen waren in Deutschland wohl sehr unterschiedlich“. In Deutschland gab es nämlich seit Jahren zahlreiche politische und kulturelle Zirkel, wo sich neue und alte Konservative treffen und diskutieren konnten, was anscheinend in Italien nicht der Fall war. Natürlich publizierte auch Evola in Deutschland und gar nicht wenig.13 Aber da er Italiener war, konnte er niemals in entsprechender Weise das Problem behandeln, das der Konservativen Revolution am meisten am Herzen lag: die desolate Situation Deutschlands nach Versailles. Die veränderte deutsche Ausgabe von Evolas erstem politischem Buch Heidnischer Imperialismus, das 1933 in Leipzig erschien, machte den Namen Evolas schließlich einigermaßen bekannt. Es gab viele Rezensionen und einige davon waren von nicht unbedeutenden Vertretern der Konservativen Revolution geschrieben. Die Worte der Bewunderung, die Wilhelm Stapel, Herausgeber der Zeitschrift Deutsches Volkstum, zu Papier brachte und die positive Besprechung von Friedrich Everling, einem monarchistisch gesinnten Reichstagsabgeordneten, die Evola in seiner Autobiographie irrtümlicherweise seinem erst 1935 erschienenen Buch Erhebung wider die moderne Welt zuschrieb, galten in Wirklichkeit seinem Heidnischen Imperialismus. Auch Die Literarische Welt und das Deutsche(s) Adelsblatt drückten ihre enthusiastische Zustimmung aus. Ebenso positiv äußerten sich die antisemitische Zeitschrift Der Hammer und die Völkische Kultur. Seine erste (bekannte)14 Reise nach Deutschland trat Evola Anfang 1933 an, denn am 8. Januar 1933 erschien in der Zeitung Corriere Padano15 ein Interview Evolas mit Dr. Friedrich Everling, das nach den Angaben im Artikel selbst in einem „ultramodernen Café am 12 Cammino, aaO, 136. Sh. Karlheinz Weissmann, Evola: Bibliographie der in deutscher Sprache veröffentlichten Bücher und Aufsätze Julius Evolas ,o.O. o.J, und Alain de Benoist, Bibliographie allemande de Julius Evola in H.T.Hansen (H.T.Hakl), Julius Evola et la „Revolution Conservatrice“allemande, Les Deux Etendards, Montreuil-sous-Bois, 81-94. 14 Es gibt allerdings einen Bericht der römischen Polizei vom 3. März 1930, wonach Evola bereits damals eine „geheime Reise“ nach Deutschland gemacht hätte, um Kontakte zu konservativen politischen Kräften aufzubauen. Dafür gibt es jedoch keinerlei objektive Bestätigung. 15 Julius Evola, „Deutsche Treue“, Il Corriere Padano XI, 19.1.1933. 13 4 Kurfürstendamm“ in Berlin stattfand und auch mit der Ortsbezeichnung Berlin überschrieben ist. Friedrich Everling war Reichstagsabgeordneter der Gruppierung um Dr. Alfred Hugenberg, die wiederum mit dem „Stahlhelm“ eng verbunden war. Everlings Aussagen fanden übrigens die volle Zustimmung des italienischen Interviewers. Daß Evola nun mit dem „Stahlhelm“ sympathisierte oder gar in Verbindung war, steht außer Zweifel.16 Überhaupt sympathisierte Evola politisch am ehesten mit denjenigen Vorstellungen, die sich 1931 als sogenannte Harzburger Front gegen die Weimarer Republik politisch niederschlugen. Sie ging vor allem auf Initiativen des schon erwähnten „Pressezaren“17 Alfred Hugenberg zurück. Dort arbeiteten eben der „Stahlhelm“, der Alldeutsche Verband, die DNVP, aber auch die NSDAP zusammen.18 Die konservativen Kräfte um Hugenberg hatten sich dabei der Vorstellung hingegeben, Hitler beeinflussen und im Hintergrund die Fäden ziehen zu können, was sich jedoch bald als Illusion herausstellte. Schon bei der Großveranstaltung anläßlich der Gründung der Harzburger Front demonstrierten Adolf Hitler und Joseph Goebbels ihre große Distanz zu den anderen teilnehmenden Organisationen, indem sie am gemeinsamen Mittagessen nicht teilnahmen und auch die Parade des „Stahlhelm“ nicht abwarteten, sondern die Ehrentribüne vorher verließen.19 Unbekannt und nach wie vor völlig unklar ist, wie und wann Evola mit Vertretern dieser politischen Strömung Verbindung aufgenommen hat20 und ob das nun brieflich geschehen ist (Evola sprach deutsch) oder über eine „geheime“ Reise. Eine Hilfestellung von „Steinerianern“, wie in dem erwähnten römischen Polizeibericht von 1930 behauptet, ist dabei eine durchaus plausible Möglichkeit. In Evolas magischer Gruppe von UR gab es ja mehrere überzeugte Anthroposophen. Insbesondere ist da Giovanni Colazza zu nennen, dem er sehr freundschaftlich verbunden war. Der Arzt Giovanni Colazza war ein sehr enger Vertrauter Rudolf Steiners und sogar einer seiner wenigen persönlichen Schüler. 1934 folgte die zweite Reise, um Vorträge in Berlin aber auch Bremen zu halten, wohin ihn Ludwig Roselius zum zweiten „Nordischen Thing“ geladen hatte. Wer war nun dieser Ludwig Roselius (1874 - 1943)? Sein Vater hatte Importfirma gegründet, die in kurzer Zeit zu einem der bedeutendsten Industriebetriebe auf diesem Sektor heranwuchs. 1906 wurde die Firma umbenannt und unter der Leitung von Ludwig Roselius wurde als Krönung koffeinfreie Kaffee HAG erfunden. 16 eine Kaffeeeuropäischen in HAG AG der berühmte In Evolas damaligen Zeitschriften- und Zeitungsartikeln gibt es zahlreiche Hinweise darauf. Selbst in seiner Nachkriegsanalyse des Dritten Reichs: Julius Evola, Fascismo e Terzo Reich, Roma: Edizioni Mediterranee, 2001, 185, nennt er den „Stahlhelm“ und die DNVP als die für ihn bedeutsamsten Gruppierungen. 17 Zum weitverzweigten Einflußbereich des Presse- und Filmmagnaten vgl. Heidrun Holzbach, Das „System Hugenberg“. Die Organisation bürgerlicher Sammlungspolitik vor dem Aufstieg der NSDAP, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1981. 18 Volker R. Berghahn, Der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten 1918-1935, Düsseldorf, Droste 1966. 19 Siehe John A. Leopold, Alfred. Hugenberg. The Radical Nationalist Campaign against the Weimar Republic, New Haven: Yale University Press, 1977, 102 f., und Theodor Duesterberg, Der Stahlhelm und Hitler, Wolfenbüttel: Wolfenbüttler Verlagsanstalt, 1949, 23. Duesterberg war 2. Bundesführer des „Stahlhelm“, und so hat seine Schrift zweifellos auch apologetischen Charakter. Aber die dort abgedruckten Briefe der Stahlhelmführer an Adolf Hitler sind doch von Interesse. Theodor Duesterberg ist übrigens auch ein von Evola in seinen Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätzen häufig erwähnter Name, auch wenn er ihn „Düstenberg“ nennt. Ein weiterer Beweis für Evolas nicht immer verläßliches Gedächtnis. 20 Hier ist anzumerken, daß die Kontaktaufnahme bereits 1928 stattgefunden haben muß, denn aus diesem Jahr stammt der erste politische Aufsatz Evolas in der deutschen Zeitschrift Die Eiche. Sein Titel: „Der Faschismus als Wille zur Weltherrschaft und das Christentum“. . 5 Roselius war in seinem Beruf überaus erfolgreich, und entwickelte sich gleichzeitig zu einem großen Kunst- und Kulturmäzen. Er betätigte sich auch selbst schriftstellerisch. 21 In besonderer Weise unterstützte er aber den von der akademischen Welt sehr angefochtenen holländischen Urgeschichtsforscher Herman Wirth, dessen Ideen in Italien auch von Evola verbreitet worden waren. Das zweite „Nordische Thing“ war von Roselius hauptsächlich deswegen einberufen worden, um Wirth eine breitere Plattform zu bieten, aber der Großteil der Teilnehmer zeigte sich voll Reserven, ja sogar ablehnend. Das wichtigste Blatt der Nordischen Bewegung Rasse erklärte in einem Leitartikel dazu, daß dieses zweite „Nordische Thing“ ein Fehlschlag gewesen sei und weitere „Nordische Thinge“ nicht mehr abgehalten werden sollten. Natürlich traf dieser Mißerfolg Evola ebenso, wenn auch nur mittelbar. Die Führungskräfte der Nordischen Bewegung sympathisierten nämlich fast ausschließlich für einen anderen anwesenden Italiener, nämlich den Rasseforscher Giulio Cogni. Cogni, der in Italien ziemlich umstritten war, wurde in Deutschland mit offenen Armen empfangen. Wahrscheinlich sind die Bevorzugung Cognis und die Ablehnung Evolas auf das öffentliche Eintreten des Rasseforschers Hans F.K. Günther zugunsten Cognis zurückzuführen. Günther verfügte nämlich über eine große Anhängerschar in diesen Kreisen. Dieser Konflikt könnte auch einer der Ursachen für manchen späteren Seitenhieb Evolas gegen Günther sein. Evola selbst bezeichnet die Rede, die er im Deutschen Herrenklub in Berlin hielt, als seine wichtigste politische Aktion während dieses Besuchs. Diese Einschätzung wird sicherlich richtig sein, denn im Herrenklub verkehrten Persönlichkeiten von entscheidendem Einfluß, die dann Anfang der 30-er Jahre zum Teil sogar historische Rollen übernehmen sollten. Das allerdings fehlgeschlagene - Ziel des Klubs bestand darin, eine sowohl geistige als auch politische konservative Alternative zum Nationalsozialismus zu bilden und die dafür notwendige Elite heranzubilden. Ein Ziel, dem sich später auch Evola verpflichtet fühlen sollte. Der Herrenklub war 1924 aus einer Spaltung des Juni-Klubs entstanden, in dem auch Arthur Möller van den Bruck mitgewirkt hatte. Beide Vereinigungen standen unter der Führung des schon erwähnten Baron Heinrich von Gleichen-Russwurm. Niederlassungen des Herrenklubs bestanden in verschiedenen deutschen Städten, sein Hauptsitz aber war Berlin. Die Mitglieder rekrutierten sich aus der gesamten konservativen Oberschicht des Landes und aus der Großindustrie: Thyssen, Flick, Stinnes, der zukünftige Finanzminister Hitlers, Hjalmar Schacht, Hindenburg, Friedrich von Hohenzollern ebenso wie der künftige Reichskanzler Franz von Papen. 1933 mußte eine Namensänderung in Deutscher Klub vorgenommen werden, da Mitglieder der NSDAP die Zügel in die Hand genommen hatten, was die Vereinigung auch bald bedeutungslos machen sollte. Als Evola dort seine Rede hielt, war der Klub sicher nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Macht, aber die alten Mitglieder befanden sich noch in seinem Umkreis. Mit Baron von Gleichen muß Evola schon vorher korrespondiert haben. Wie aus einem interessanten Briefwechsel zwischen Oswald Spengler und Rudolf Pechel, dem Herausgeber der Deutschen Rundschau hervorgeht, scheint es sich bei Baron von Gleichen um eine von ziemlich radikalen Ideen durchdrungene Persönlichkeit gehandelt zu haben.22 Das wird auch 21 Sh. z.B. sein Buch Briefe und Schriften zu Deutschlands Erneuerung, Oldenburg,1933. Sh. das in unserem Zusammenhang äußerst wichtige Buch Volker Mauersberger, Rudolf Pechel und die Deutsche Rundschau 1919 - 1933, Bremen, 1971, von dem viele der hier erwähnten Informationen stammen. 22 6 die Ursache für die Auflösung des Juniklubs gewesen sein, der dem Herrenklub voranging. Demselben Briefwechsel ist zu entnehmen, daß 1923 von Gleichen sogar zu einem Putsch bereit war, um Minister der neuen Regierung zu werden. Von Gleichen war auch Mitglied des „Deutschen Schutzbundes“ (für Auslandsdeutsche) und des „Ringbundes“, wo Evola ebenfalls publizierte und der politische Information und Propaganda zum Ziele hatte. Schon während des Ersten Weltkrieges hatte von Gleichen gemeinsam mit Möller van den Bruck enge Beziehungen zur deutschen Kriegspropaganda geknüpft die seiner Meinung nach nur wenig erreichte, weil sie - im Gegensatz zu den Engländern unter Lord Northcliffe die Waffen der „Psychologie“ völlig unterschätzt hatte. Ebenso stand Baron von Gleichen an der Spitze des „Bundes Deutscher Gelehrter und Künstler“, der an die tausend Personen aus dem kulturellen und politischen Leben umfaßte und in einer Art „psychologischer Kriegführung“ einsetzte. In diesem Zusammenhang ist vielleicht ein sich im Hans Blüher Archiv in Berlin befindlicher Brief von Baron Gleichen vom 11. Juli 1947 an Hans Blüher anzuführen. Darin verteidigt sich von Gleichen gegen die Anschuldigung, Wegbereiter des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Er erwähnt dabei, daß 1932/33 der Herrenklub auf Berliner Litfaßsäulen als „Juden- und Freimaurerklub“ angegriffen worden sei. Er selbst hätte im „Ring“ sogar für eine zeitweilige Aussetzung der deutschen Reichsverfassung plädiert, nur um Hitler von der Macht fernzuhalten. Einem Verbot sei der Herrenklub nur durch das Einschreiten einer Dame entgangen, die bei Hitler und Goebbels persönlich ein gutes Wort einlegte. Zudem erwähnt er, daß insgesamt zwölf Klubfreunde den Verfolgungen nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 zum Opfer gefallen seien. Aber das Mitglied des Herrenklubs, zu dem Evola ohne Zweifel die engste und bedeutendste Verbindung besaß, war Edgar Julius Jung, Autor des damaligen Klassikers Die Herrschaft der Minderwertigen 23, einer Sinndeutung der Deutschen Revolution 24 sowie einer ganzen Reihe von Zeitungs- und Zeitschriftenartikel. Edgar Julius Jung war der Wortführer der sogenannten Jungkonservativen im Sinne von Armin Mohler. Mauersberger beschreibt ihn als politischen Hasardspieler25, was eine vielleicht etwas überzeichnete Darstellung ist. Der Philosoph Leopold Ziegler hatte ihn hingegen einmal den „entschiedensten , konsequentesten, mutigsten und klügsten Gegner Hitlers“ genannt. 1924 hatte Jung jedenfalls eine kleine geheime Truppe aufgestellt, die den Führer der Separatisten in der Pfalz Heinz-Orbis erschoß, wobei er die volle Verantwortung auf sich nahm, obwohl er nicht der Todesschütze gewesen war. Die Pfalz stand damals unter französischer Besetzung. Da Jung überzeugt war, auf beträchtliche Finanzmittel der Großindustrie zählen zu können (darunter I.G. Farben), schuf er 1927 eine eigene Bewegung namens „Neue Front“, in der alle bündischen Gruppen zusammengefaßt werden sollten. Gleichfalls plante er, eine Art Orden aufzubauen, der geistig und führungsmäßig die Geschicke des Staates in die Hand nehmen sollte. Er folgte also dem sogenannten „Ordensstaatsgedanken“, den wir sowohl bei Evola als auch bei Ernst Jünger wiederfinden. Karl Martin Graß schreibt dazu in seiner Dissertation26, daß Jung trotz aller Pragmatik den 23 1.Aufl. Berlin, 1927; 2. erweiterte Aufl. Berlin, 1930. Oldenburg, 1933. 25 Pechel...aaO, 229. 26 Edgar Jung, Papenkreis und Röhmkrise 1933/34, Heidelberg, 1966. 24 7 Ursprung seiner Politik in „transzendental vorgestellte, metaphysische Bereiche verlegte“ und die Antriebe politischen Handelns in „Bezirke, die jenseits des Verstandes liegen“. Hier sieht man die unübersehbare Ähnlichkeit zu Evolas Gedankengängen, die wohl beide von Platon bestimmt sind. Ebenso charakteristisch für Jung war seine Beschäftigung mit den Ideen von Othmar Spann und es zeigt sich bei ihm das Streben nach einer „Ganzheit“ der geistigen und sozialen Kräfte. Auch Bernhard Jenschke bestätigt diese Einschätzung voll und ganz und zitiert dazu die „feste Überzeugung Jungs“, daß „wahrhafte Neugestaltung des Gemeinschaftslebens nur auf einer religiösen Grundlage möglich (ist)“.27 Ebenso sehr betont er Jungs „universalistischen Gemeinschaftsbegriff“.28 In dem von Mauersberg publizierten Briefwechsel zwischen Pechel und Jung, bemerkt Jung, daß er von Krupp unterstützt würde, aber wahrscheinlich auch von Bosch Hilfe erwarten könne. Was Jung aber nicht wollte, war eine eigene Partei begründen, er glaubte vielmehr mit Hilfe seines „Ordens“ hinter den Kulissen wirken zu müssen Die Großindustrie ihrerseits hoffte mit ihm eine starke Gegenströmung gegen Hitler aufbauen zu können. Jung selbst schreibt in einem Brief vom 23. Dezember 1930 an Pechel: Selbstverständlich herrscht im Westen eine nationalsozialistische Psychose und Adolf Hitler hat wieder seine üblichen Begeisterungsstürme bekommen. Daneben besteht aber die einfache Tatsache meines Einflusses, der stärker ist denn je.....Tatsache ist, daß ich heute eines der wenigen Gegengewichte gegen den Nationalsozialismus darstelle. Aber nur dann, wenn ich mich nicht in einen lächerlichen Kampf gegen Adolf Hitler hineindrängen lasse. Mein Auftrag lautet genau umgekehrt.29 In einem Brief vom 5. September 1929 an den Chefredakteur der Rheinisch-Westfälische(n) Zeitung hatte Jung schon Näheres mitgeteilt: Was meine Stellung zum Faschismus angeht, so darf ich Ihnen vertraulich mitteilen, daß mein ganzes politisches Lebensziel auf die Schaffung einer Diktatur hingeht. Ich warne nur vor einer Diktatur ohne Inhalt, die für das deutsche Volk nicht erträglich wäre. Deshalb auch meine verzweifelten Bemühungen durch geistig weltanschauliche Vertiefung den Sinn des organischen Staates....herauszustellen.30 1932 wurde ein Mitglied des Herrenklubs, Franz von Papen, Reichskanzler. Von Papen hatte natürlich die Unterstützung der alten preußischen Führungsklasse und der Großindustrie. Auf Empfehlung von Pechel nahm sich nun der neue Reichskanzler Edgar Julius Jung als Privatsekretär31. Dieser bezog damit eine höchst einflußreiche Stellung, denn zu seinen Agenden gehörte auch, daß er Reden für den neuen Reichskanzler verfassen konnte. Andererseits hatte sich von Papen sogar schon öffentlich32 zu Gunsten der politischen Vorstellungen eines Moeller van den Bruck, eines Leopold Ziegler und eben auch eines Edgar Julius Jung ausgesprochen. Ebenso war er mit den Ideen von Othmar Spann bestens vertraut. Nun gibt es kaum Zweifel darüber, daß E. J. Jung in freundschaftlichen Beziehungen zu Evola stand. Bestätigt wird uns das von einem Jugendfreund Jungs, Edmund Forschbach, und zwar 27 Zur Kritik der konservativ-revolutionären Ideologie in der Weimarer Republik (Weltanschauung und Politik bei Edgar Julius Jung), München, 1971, 74. 28 Jenschke, Kritik, aaO, S.86f. 29 Mauersberger, Pechel...aaO, 236. 30 zitiert in Révue d’Allemagne, Juillet-Séptembre, Strasbourg, 1984, 395. 31 Sh. Yuji Ishida, Jungkonservative in der Weimarer Republik, Frankfurt, 1988, 218. 32 in seinem Buch: Appell an das deutsche Gewissen, Oldenburg, 1933. 8 in seinem Buch Edgar Julius Jung , wo er berichtet, daß Evola die einzige ihm bekannte Person war, mit der Jung im Ausland regelmäßige Beziehungen unterhielt. 33 Auch Leopold Ziegler, Vertreter der Ideen Guénons in Deutschland und Autor zweier Bände über Das Heilige Reich der Deutschen34, berichtet in einem Brief vom 9. Juni 1951 an Prof. Walter Heinrich in Wien folgendes: Evola! Ich kannte ihn bisher nur dem Namen nach. Aber - er hatte den Weg zu meinem ermordeten Freunde Edgar Jung gefunden, wollte mit diesem eine ghibellinische Partei gründen: ihn mit mir bekannt zu machen, war Jungs ernste Absicht.35 Danach folgen Hinweise auf den heiligen Gral. Einen ganz wichtigen Aspekt, der die engen Beziehungen zwischen Evola und Jung bestätigt, zeigt Forschbach auf, wenn er in seinem Buch36 einige Passagen aus der berühmten „Marburger Rede“ zitiert, die vom damaligen Vizekanzler von Papen gehalten, aber zum großen Teil von Jung geschrieben worden war und in der die totalitären Bestrebungen der Nationalsozialisten sehr deutlich angegriffen wurden. Die Rede fand am 17. Juni 1934 statt, als Hitler schon seit dem 30. Januar 1933 an der Spitze der Regierung stand. Die Folgen zeigten sich sofort und waren sehr hart. Von Papen mußte aus der Regierung ausscheiden und Jung selbst wurde von einer Gruppe Nationalsozialisten in der sogenannten „Nacht der langen Messer“ ermordet, obwohl er keinerlei Verbindung zu Ernst Röhm gehabt hatte. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch darauf hinweisen, daß von nationalsozialistischer Seite nachträglich betont wurde, daß Jung wegen seiner ausländischen Beziehungen erschossen worden sei.37 In der „Marburger Rede“, die den letzten, arg verspäteten Versuch der konservativen Opposition darstellte, sich Hitlers absoluten Machtanspruch entgegenzustellen, sagte von Papen wörtlich: Wer darüber unterrichtet ist, was in Europa heute in den besten und edelsten Köpfen und förmlich wie eine neue Ghibellinenpartei zu keimen beginnt... Jeder, der Evola gelesen hat, wird hier seine Ideen erkennen und auch für Forschbach sind das klare Hinweise auf evolianische Gedankengänge. Zudem fügt sich dieser Satz nahtlos in den eben erst zitierten Abschnitt von Leopold Zieglers Brief an Prof. Heinrich. Von Papen spricht dann in der Rede weiter vom „Dritten Reich“, dem „Reich des Heiligen Geistes“, wie es der mittelalterliche Mönch Joachim von Floris in seinen Visionen nach dem „Reich des Vaters“ und dem „Reich des Sohnes“ erstehen sah. In diesem Zusammenhang soll noch ein Zitat aus einem Brief Leopold Zieglers vom 10. April 1951 an den Psychiater und Freund Ludwig Binswanger folgen, das dieser Geschichte einen weiteren interessanten, jedoch weitgehend unbekannten Aspekt hinzufügt:38 ...Und wieder befällt mich die Todesangst jener Nacht, die meiner Flucht nach Kreuzlingen vorhergegangen war. Gegen Abend war es meiner Frau endlich gelungen, die nicht nachzuprüfenden Gerüchte über die Hinrichtung Edgar Julius Jungs in der Mordnacht des 30. Juni bestätigt zu erhalten. Er war mir von sämtlichen deutschen Politikern gesinnungsmäßig am nächsten gestanden; wir verfolgten für unser Volk und 33 Pfullingen, 1984, 85. Darmstadt, 1925. 35 Leopold Ziegler, Briefe 1901 - 1958, München, 1963, 208. 36 Forschbach, Jung, aaO, 118. 37 Max Gallo, Der schwarze Freitag der SA. Die Vernichtung des revolutionären Flügels der NSDAP durch Hitlers SS im Juni 1934, Wien, Fritz Molden 1972, 190. 38 Ziegler, Briefe.., aaO, 209. 34 9 seinen Staat bis zur Gleichheit ähnliche Ziele; wir hatten noch zu Pfingsten mit unbedachter Offenheit über Jungs Vorhaben, Hitler zu erschießen, gesprochen; Briefe von mir, wenn auch durchaus zurückhaltender Art, mußten sich in Jungs Korrespondenz gefunden haben. Kurz, jede Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß ich das Schicksal Jungs würde teilen müssen - um so gewisser zwar, als ich noch im Frühling auf Jungs Betreiben den Vizekanzler Papen in Sorrent besucht hatte mit der Aufgabe, ihm „ über Hitler die Augen zu öffnen“.(Hervorhebungen von H.T.H.) Heute zweifelt kaum jemand daran, daß die politischen Aktionen Jungs und von Papens mit seinem „Kabinett der Barone“ den Eintritt Hitlers in die Regierung objektiv erleichterten. 1932 hingegen, als von Papen Reichskanzler wurde, war der Kampf zwischen Konservativen und Nationalsozialisten noch keineswegs entschieden. Den Ausschlag dürfte schlußendlich die Großindustrie mit ihren Geldmitteln gegeben haben. Und die Industrie, die ja - heute wie damals - vor allem an Stabilität und vielversprechenden Zukunftsaussichten interessiert ist, scheint in Hitler die Person gesehen zu haben, die diese Stabilität am ehesten zusichern konnte. Wenn nun der Kampf dieser zwei widerstreitenden Gruppen in Deutschland anders ausgegangen wäre, hätte Evola mit Sicherheit Unterstützung von seinen dann mächtigen Freunden erhalten und eine wichtige Rolle in Italien spielen können. Zudem wäre er als Verbindungsmann und Koordinator zu anderen europäischen Ländern, wo er ja überall zahlreiche Freunde besaß, unverzichtbar gewesen. Eine andere Persönlichkeit, zu der Evola ebenfalls enge Beziehungen unterhielt und die bereits ein weitreichendes Verbindungsnetz zwischen den konservativen Kräften in Europa aufgebaut hatte, war Prinz Karl Anton von Rohan (1896 - 1975). Von Rohan hatte 1922 in Wien den „Kulturbund“ begründet, vor dem Evola 1936 eine Rede halten sollte. 1924 hatte von Rohan ebenso die „Féderation des Unions Intelléctuelles“ geschaffen und schon im ersten Jahr eine internationale Versammlung in Paris organisiert, die Persönlichkeiten aus ganz Europa zusammenbrachte.39 Vertreter der Schweiz z.B. war Gonzague de Reynold40, mit dem Evola ebenfalls Kontakt hatte. 1925 erschien dann die erste Nummer der Europäischen Revue unter der Schriftleitung von Rohans und innerhalb weniger Monate publizierten dort Intellektuelle vom Range eines Croce, Montherlant, Ziegler, Tagore, Pirandello, Hoffmannsthal, Valery, Stresemann ebenso wie der Freund und Mitarbeiter Evolas, der Antifaschist und überzeugte Demokrat Colonna di Cesarò. Seine Mutter hatte die Anthroposophie nach Italien gebracht und sich auch tatkräftig um ihre Verbreitung gekümmert.41 Schon in den Folgejahren sah man dort als Autoren neben Evola Thomas Mann, C. Schmitt, Hemingway, C.G. Jung, den Grafen Dürckheim, Coudenhove-Kalergi und Hans Blüher. 39 Sh. Europäische Revue, I,7, 61f. Zu diesem Denker eines föderalistischem Europa sh. die sehr informative Studie: Paul König, Gonzague de Reynold, Winterthur 1960 und die im Gegensatz dazu kritische Arbeit: Aram Mattioli, Zwischen Demokratie und totalitärer Diktatur (Gonzague de Reynold und die Tradition der autoritären Rechten in der Schweiz), Zürich, 1994. 41 Zu den Beziehungen Evola - Colonna di Cesarò sh. den hochinteressanten Artikel: Marco Rossi, Lo Stato Democratico e l’anitifascismo antidemocratico di Julius Evola in der angesehenen Zeitschrift Storia Contemporanea, XX, no.1, febbraio 1989. 40 10 Höchstwahrscheinlich war diese Europäische Revue das Vorbild Evolas für seine schon erwähnte Feuilletonseite im Rahmen des Regime Fascista, denn viele Autoren erscheinen in beiden Zeitschriften, was Evola sicherlich der Hilfe des Prinzen von Rohan zu verdanken hat. Hier sollte man erwähnen, daß die Europa-Ideen von Rohans ganz anders gelagert waren als diejenigen des viel bekannteren Grafen Richard von Coudenhove-Kalergi, der die noch heute existierende Paneuropa-Bewegung begründete. Prinz Karl Anton von Rohan dachte nämlich eher in „metapolitischen“ Kategorien, da er als erstes ein gemeinsames geistiges Klima bereiten wollte, um erst danach konkrete Schritte zur politischen Einigung Europas einzuleiten. Coudenhove-Kalergi hingegen wollte von Anfang an ein politisch vereinigtes Europa schaffen, wobei er allerdings sowohl Großbritannien als auch Rußland außerhalb belassen wollte, da beide Länder nicht eigentlich europäisch seien. Evola stand den Vorstellungen von Rohans zwar näher, publizierte aber trotzdem ebenso in Coudenhove-Kalergis Zeitschrift Paneuropa. 1936 mußte von Rohan dann die Leitung der Europäischen Revue abgeben, da es deswegen zu erheblichen Unstimmigkeiten zwischen der österreichischen und der deutschen Regierung gekommen war. 1942 wurde dann die Zeitschrift endgültig eingestellt. Ebenfalls erwähnenswert ist, daß Prinz Rohan in seinem Werk Schicksalsstunde Europas42 Evolas Erhebung wider die moderne Welt als ein „bedeutendes Buch“ bezeichnet. In Wien hatte Evola insbesondere Kontakte zum Freundeskreis um den charismatischen Ökonomen und Philosophen Othmar Spann. Dieser hatte eine dichte Gruppe von Schülern und Anhängern um sich geschart und besaß sowohl in Deutschland als auch in Österreich großen Einfluß. Selbst Ernst von Salomon, der bekannte Schriftsteller und Mittäter bei der Ermordung Walther Rathenaus, ging nach Wien, um Othmar Spanns Vorlesungen verfolgen zu können.43 Spann war als Universitätsprofessor und Theoretiker des „Wahren Staates“44, bei den Konservativen in ganz Europa berühmt. So hatte ihn auch Franz von Papen in Wien kennengelernt und war in Verbindung mit ihm geblieben, ebenso wie ihn Edgar Julius Jung immer wieder zitierte und ihm seine Verehrung aussprach. Selbst in Italien kannte man seinen Namen, hatte er doch einiges in Carlo Costamagnas Zeitschrift Lo Stato veröffentlicht, wo auch sein wichtigster Schüler und Nachfolger Walter Heinrich (ebenso wie Prinz Karl Anton von Rohan) mitarbeitete. Hatte man bisher vielfach vermutet, daß diese Arbeiten auf Empfehlung Julius Evolas aufgenommen wurden 45, so muß nun nach den Untersuchungen von Giovanni Franchi46 eher davon ausgegangen werden, daß es Costamagna und seine Zeitschrift waren, die Evola mit Spann und seinen Umkreis bekannt gemacht hatten. Evola schreibt nämlich in seiner Autobiographie, daß er mit Rohan und Spann erst nach 1934 bekannt wurde. Die Mitarbeit der Wiener Schule an Lo Stato beginnt aber bereits 1930. Franchi nimmt an, daß Walther Heinrich bei seiner Arbeit über den 42 Graz, 1937, 25. Sh. Ernst von Salomon, Der Fragebogen, Hamburg , 1951, 202 - 220, wo der Autor in sehr lebendiger Weise das Charisma Spanns beschreibt. 44 Sh. Othmar Spann, Der wahre Staat, Leipzig, 1921 und jetzt in Othmar Spann, Gesamtausgabe, Bd. 5, Graz, 1972. 45 Sh. dazu Gennaro Malgieri, Carlo Costamagna, Vibo Valentia, 1981, 26. 46 sh. seinen Aufsatz Il contributo della scuola universale-organicista di Vienna a „Lo Stato“ di Costamagna in der Zeitschrift Storia Verità, Anno IV, N. 22, Juli 1995, 28 - 31. 43 11 Faschismus in Rom Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre mit Costamagna in Kontakt getreten war und davon Spann in Kenntnis setzte. Evola war vor allem mit Rafael Spann befreundet, der leider 1983 bei einem Reitunfall ums Leben kam und ein Sohn Othmar Spanns war. Nach Informationen, die wir vom Europapolitiker Dr. Theodor Veiter erhalten haben, der sowohl Rafael Spann wie auch Evola persönlich sehr gut kannte und ihnen auch politisch nahestand, sollen die beiden gemeinsam mit anderen Personen in Wien einen geschlossenen Zirkel begründet haben. Dieser nannte sich „Kronidenbund“ in deutlicher Anlehnung an Kronos, der führenden Gottheit des „Goldenen Zeitalters“. Im Mai 1936 wurde - von der GESTAPO - ein Dossier zusammengestellt, das den Titel: Der Spannkreis, Gefahren und Auswirkungen und die Stampiglie Geheime Kommandosache trug. Dieser Akt bestätigt gewisse Ängste, die der Nationalsozialismus gegenüber Spann und seinem Einfluß hegte. Darin steht unter anderem zu lesen: Die Führung des gesamten Spannkreises liegt in Wien. Während sich Professor Othmar Spann politisch nach außen stark zurückhält, liegt die eigentliche politische Führung des Spannkreises in den Händen von Walter Heinrich und Rafael Spann, dem zweiten Sohn Othmar Spanns. Rafael Spann wird darin als „gefährlicher politischer Intrigant“ bezeichnet. Tatsächlich war es das Bestreben Rafaels gewesen, Vertrauensleute der Gruppe in wichtige Positionen des Nationalsozialismus zu bringen. Seinem Bruder Adalbert war es sogar gelungen, vorübergehend Mitglied der Leibstandarte Adolf Hitler zu werden. Auch von Salomon bestätigt in seinem schon erwähnten Buch diese Infiltrationsstrategie.47 Im selben Bericht wird ebenso ein interessanter, wahrscheinlich beschlagnahmter Brief zitiert, den Rafael Spann am 4. März 1935 an einen „unbekannten Italiener“ (so der Bericht) gerichtet hatte. Darin wird vor allem von den Bemühungen der Spannianer gesprochen, gegen die biologisch-rassistische Auffassung der NSDAP und gegen Alfred Rosenberg anzukämpfen. Der Spannkreis glaubte nämlich, daß der „Rassenmaterialismus“ der schwächste Punkt des Nationalsozialismus sei und ein Widerstand daher dort anzusetzen hätte. Dieser Brief ist auf deutsch geschrieben und Evola beherrschte diese Sprache damals bereits. Zudem kannten sich Rafael Spann und Evola zu diesem Zeitpunkt bereits. Wir nehmen daher an, daß dieser Brief an ihn gerichtet war. Diese Vermutung wird vor allem durch einen anderen Brief Rafael Spanns an den „unbekannten Italiener“ gestützt, der auf den 12. Februar 1935 datiert ist und ebenfalls auf deutsch vorliegt. Darin erwähnt Rafael nämlich, daß bezüglich Costamagna „die Sache schon geregelt sein dürfte...“. Othmar Spann sollte nämlich in Costamagnas Zeitschrift Lo Stato einen Aufsatz veröffentlichen und Evola war damals Costamagnas Mitarbeiter48. Die Meinung, dass der Spannkreis im Rassenmaterialismus Rosenbergs einen Schwachpunkt der Nationalsozialisten sah, wird auch von John Haag, Professor der Geschichte an der Universität von Georgia, in einem sehr detailreichen Aufsatz für das Leo Baeck Institut 47 Der Fragebogen, aaO, 217. Sh. dazu Othmar Spann, Limiti e senso del concetto di razza neu aufgelegt in L.F.Clauss, W. Stapel, O. Spann, J. Evola, Orizzonti del razzismo europeo, Padova, 1981 und Alessandro Campi, Organicismo, Idea Imperiale e Dottrina della razza (Organische Idee in der Zeitschrift Trasgressioni, I,1, 1986. 48 12 gestützt. Dort geht es hauptsächlich um die Schrift Die Lösung der Judenfrage, die in beschränkter Auflage dem Spannschen Freundeskreis (darunter Fritz Thyssen), aber auch an Göring, Hess, Himmler, ja sogar an Rosenberg selbst sowie weitere NS-Größen gesandt wurde. Der Verfasser Paul Karrenbrock, der das Spannsche Institut für Ständewesen in Düsseldorf leitete, wollte damit in einer von heute aus gesehenen großen Naivität die gesamte nationalsozialistische Ideologie reformieren und Hitler persönlich von seiner biologischmaterialistischen Philosophie abbringen und zu den idealistisch-platonischen Ideen Spanns bekehren. Im Prinzip wurde die brutale Art des Nationalsozialismus, bei der Behandlung der Juden als tief „undeutsch“ verurteilt. Die Juden sollten einfach durch die Hinwendung der NSDAP zum philosophischen Idealismus aus dem öffentlichen Leben ausscheiden müssen und auf die ihnen „eigenen“ untergeordneten Funktionen zurückgeführt werden, so dass sie keine geistige oder materielle Macht mehr ausüben könnten. Statt des biologischen Rassismus à la Rosenberg, strebte Karrenbrock - höchstwahrscheinlich mit Zustimmung von Othmar Spann, der im Hintergrund blieb - eine „geistige“ Lösung der Judenfrage an, die ihnen mehr oder weniger automatisch den Boden unter den Füßen weggezogen hätte, ohne dass man sie verfolgen, vertreiben oder gar vernichten hätte müssen. 49 Positive Reaktionen der Leserschaft auf diese Schrift gab es jedoch so gut wie keine. Aber die GESTAPO führte fast unmittelbar nach dem Versand eine Hausdurchsuchung bei Karrenbrock und im Institut für Ständewesen durch. Karrenbrock, der Mitglied der NSDAP war, blieb allerdings völlig ungeschoren. Das beschlagnahmte Material diente dann jedoch als Grundlage für den erwähnten Bericht über den Spannkreis. Auch andere politische Schriftsteller wie z.B. Wilhelm Stapel, den Evola trotz einiger Meinungsunterschiede sehr schätzte50, neigten zu einer solchen Lösung und wollten mit den Vulgärantisemiten nichts zu tun haben. Ernst Niekisch, der Evola in seiner Zeitschrift Widerstand schreiben ließ, gehörte ebenso zu den Gegnern des biologischen Rassismus und ließ sich sogar von Evola beeinflussen, wie der Niekisch – Biograph Michael Pittwald bemerkt.51 Hier muss noch ein Zeuge genannt werden, der die Aktivitäten insbesondere von Rafael Spann gegen die NSDAP bestätigt, und zwar Otto Molden, der als Widerstandskämpfer gegen die NSDAP und später gegen den Kommunismus sowie als Begründer des kulturpolitischen Europäischen Forum Alpbach bekannt wurde. In seinem Werk über den „Österreichischen Freiheitskampf 1938-1945“ erwähnt er die antinazionalsozialistische Gruppe „Astra“, die schon aus der Schuschnigg-Ära stammte und in Österreich unter großer Geheimhaltung tätig war, da man ja nach Deutschland hineinwirken wollte.52 Ich zitiere Otto Molden: Von 1936 bis 1938 stellte der „Astra“-Kreis wohl den einzigen Versuch einer geschlossenen Gruppe dar, von Österreich aus mit der deutschen Opposition aktiv zusammenzuarbeiten. Die Gruppe wuchs aus einem Freundeskreis, dessen Mittelpunkt in Wien fünf damals etwa 28-jährige Österreichische Akademiker, nämlich Dr. Karl von Winkler, Dr. Roman Hädelmair, Dr. Theodor Veiter und die Brüder Dr. Rafael und Dr. Adalbert Spann sowie der Attaché an der deutschen Gesandtschaft in Wien Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler darstellten. John Haag „The Spann Circle and the Jewish Question“ in Leo Baeck Institute, Year Book XVII (1973), 93126. 50 Julius Evola „Teologia dello Stato Nazionale“ in Lo Stato, agosto-settembre 1935. In diesem langen Artikel werden die Ideen Stapel ausführlich analysiert. 51 Michael Pittwald, Ernst Niekisch – Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, deutsches Endimperium,PapyRossa, Köln 2002, 167f. 52 Otto Molden, Der Ruf des Gewisens: Der österreichische Freiheitskampf 1938-1945. Freiheit 05 Österreich, Wien, Herold 1958, 140f. 49 13 Rafael Spann wird auch noch in anderen Büchern des Autors sowie von dessen Bruder, dem Verleger Fritz Molden, als Widerstandskämpfer genannt. Fritz Molden berichtet in seinen politischen Erinnerungen, dass man nach dem Ende des Krieges als eine Machtübernahme von Österreich und insbesondere Wiens durch die Sowjetunion drohte, mit Unterstützung der USA nach Leuten suchte, „die Widerstandserfahrung noch aus dem Dritten Reich hatten“.53 Rafael Spann wurde in diesen engen Kreis aufgenommen, was mit einem ziemlich großen Risiko verbunden war, da der sowjetische NKWD äußerst aktiv in seinen Nachforschungen war. Für diesen Wagemut musste er auch einen hohen Preis bezahlen, denn 1948 wurde er verhaftet und durfte erst 1955 aus der Sowjetunion zurückkehren. Damit könnten aber auch die Bestrebungen Evolas, dessen enge Freundschaft zu Rafael außer Streit steht, zu einer eigenen „spirituellen“ Rassentheorie zu kommen, in einem anderen Licht gesehen werden. Ebenso die späteren Pläne für seine rassenkundliche, italienischdeutsche Zeitschrift Sangue e Spirito (Blut und Geist), die ja dann - trotz vorheriger Genehmigung - ohne ersichtlichen Grund auf Eis gelegt wurde. Vielleicht gab es doch so etwas wie eine revolutionär-konservative Front gegen die weltweit Aufruhr erregenden rassistischen Auffassungen des Nationalsozialismus, wie sie Alfred Rosenberg vertrat, dessen Mythos des 20. Jahrhunderts - nach Angaben des GESTAPO- Berichtes - im Spannkreis als „Blödsinn“ eingestuft wurde.54 Das würde auch Evolas heftigen Angriff auf Rosenberg erklären, den er im Juli 1935 in Lo Stato publizierte.55 Konzertierte Aktionen gegen Othmar Spann ließen nicht lange auf sich warten. Rosenberg hatte ja schon in seinem Mythos „die neue intellektualistische Scholastik“ attackiert und den „Universalismus“ Spanns ins Visier genommen, weil dieser der Religion einen höheren Stellenwert zumesse als dem „Volkstum“. Aber besonders 1938 wurde eine große Kampagne gegen ihn gestartet. Daran beteiligt waren selbst das offizielle Organ der NSDAP, der Völkische Beobachter, wie auch Das Schwarze Korps, das ebenfalls offizielle Sprachrohr der SS. Sogar spezialisierte Zeitschriften aus den Sektoren Wirtschaft und Jurisprudenz stimmten in den Chor mit ein. Das Schwarze Korps z.B. schrieb von den Spannianern: Sie treiben Auslese vom Geistigen her und....lassen nur den Intellekt gelten....und meiden die Tuchfühlung mit dem Volk....Bei dem Bildungshunger und der Aufgeschlossenheit unseres Volkes für geistige und weltanschauliche Fragen sind diese Schwätzer gefährlich. Spann selbst wurde zum „Klassenkämpfer des Geistes“ erhoben.56 Die Wucht der Feindschaft zeigte sich als 1938 noch am Tag des Einmarsches der deutschen Truppen in Wien Othmar Spann und Walter Heinrich festgenommen und ins Konzentrationslager überführt wurden. Fritz Molden „Vielgeprüftes Österreich“. Meine politischen Erinnerungen. Wien, Amalthea 2007, 65f. Auszug aus dem Bericht, 5, wo Dr. Walter Heinrich beschrieben wird: ...Er ist wie alle Spannanhänger überzeugter Gegner rassischen Denkens. Von seinem Assistenten, Dr. Krautzberger, stammt der Ausspruch, „Die Leute mögen nur Rosenbergs Mythos lesen, dann ist jeder von diesem Blödsinn geheilt“. 55 Sh. den Artikel „Paradossi dei tempi: paganesimo razzista = illuminismo liberale“. Dieser Artikel ist damals anonym erschienen, kann aber eindeutig Evola zugeordnet werden. Siehe auch Julius Evola „Osservazioni critiche sul „razzismo“ nazionalsocialista“ in La Vita italiana, novembre 1933. 56 Zitiert in Martin Schneller, Zwischen Romantik und Faschismus (Der Beitrag Othmar Spanns zum Konservativismus der Weimarer Republik), Stuttgart, 1970, 171. 53 54 14 Neben den ähnlichen rassischen Auffassungen gab es zwischen den Spannianern und Evola noch einen weiteren Gleichklang: den Wunsch nach einer Restauration des österreichischen Kaiserreichs mit den umliegenden Donaustaaten.57 Österreich sah sich als das gegenüber dem hitlerischen Deutschland kultiviertere Land, das gegen den Zentralismus Berlins antrat und die „apokalyptisch-rassistischen Mythen“ ablehnte. Am deutlichsten brachten diesen Standpunkt die österreichischen Legitimisten zum Ausdruck, die die Abdankung des letzten österreichischen Kaisers Karl I. nicht anerkannt hatten und zu denen Evola nachweislich Zugang hatte. Evolas Vorliebe für die Monarchie ist ja bekannt und in Österreich hatte sie bereits 600 Jahre bestanden. Schon mehrmals ist der Name Professor Walter Heinrich (1902 - 1984) erwähnt worden. Walter Heinrich war zweifelsohne der unmittelbarste Schüler Othmar Spanns. Evola lernte er wahrscheinlich 1934/35 (wenn nicht schon vorher in Rom) kennen, als dieser an der Universität Wien einen Vortrag hielt, wie uns eine Dame aus dem Spannkreis berichtete. Sie hatte diesem Vortrag gemeinsam mit anderen Spannschülern persönlich beigewohnt. Evola sprach damals ein noch mangelhaftes Deutsch, was sich allerdings in den kommenden Jahren völlig ändern sollte. In Erinnerung geblieben ist dabei Evolas peinlich gepflegtes Äußeres und der Gebrauch eines Monokels. Man kann wohl annehmen, daß es zwischen Evola und Heinrich einen ausgedehnten Briefwechsel gab, um so mehr als Heinrich immer wieder nach Italien reiste. Leider scheint er verlorengegangen zu sein. Daß Heinrich Evolas Denken schätzte, geht aus seinem Werk hervor58, was aber eher als Bestätigung von Heinrichs eigenen Ideen über die Welt der Tradition zu sehen ist. Heinrich hatte ja schon ein tiefes Studium von René Guénon 59 und Leopold Ziegler absolviert. Auch die Ganzheitslehre Othmar Spanns hat zweifellos starke Analogien mit traditionalem Gedankengut, was u. a. auch auf die gemeinsamen Wurzeln bei Platon und dem Deutschen Idealismus zurückzuführen ist. Einen weiteren möglichen oder gar wahrscheinlichen Berührungspunkt zwischen Evola und Heinrich möchte ich ebenfalls noch anführen. Er beruht auf der erst kürzlich ins öffentliche Bewußtsein gekommenen Vermittlungstätigkeit Evolas im Rahmen der Sudetenkrise. Evola schrieb - vermutlich gegen Ende 1938 - für die Zeitschrift Bibliografia Fascista einen äußerst detailreichen und ausgewogenen Bericht über die politische Situation in der Tschechoslowakei.60 Daraus geht hervor, daß Evola Mitte 1938, also noch vor Ausbruch des Aufstandes und der Annexion, direkte Gespräche mit hohen Regierungsfunktionären der Tschechoslowakei darunter dem damaligen Außenminister Kamil Krofta - geführt hat. Evola hatte „persönlich in Berlin und in Prag“ erkundet, ob für die Sudetendeutschen die Möglichkeit einer Autonomie „nach Schweizer Muster“ bestünde. Der tschechoslowakische Außenminister hätte einen solchen Gedanken keineswegs ausgeschlossen, wollte aber verständlicherweise eine Art Garantie der Großmächte zur Integrität seines Staates. Von einer Annexion durch die Deutschen „sic et simpliciter sei vorher ganz und gar nicht die Rede gewesen, weder bei den Julius Evola „Austria, restaurazione, Europa centro-danubiana“ in La Vita Italiana, novembre 1936 und Julius Evola, „Sul problema della missione dell’Austria“ in derselben Zeitschrift vom März 1935. Ebenso ist auf die ersten drei Beiträge Evolas in Lo Stato, Januar, Februar, März 1935, hinzuweisen: Im ersten stellt er sich entschieden gegen etwaige Anschlußideen an Deutschland. Ein Satz: „Als Erbe des Heiligen Römischen Reiches konnte sich Österreich, wenigstens formell, nicht als deutsch bezeichnen. (Darin) war das deutsche Element eben nur ein Teil.“ Im zweiten Artikel spricht er sich für eine Monarchie und gegen den Anschluß in Österreich aus und im dritten wirft er dem Nationalsozialismus vor, den Weg des Kommunismus zu beschreiten. 58 Sh. vor allem Walter Heinrich, Über die traditionelle Methode, Salzburg, 1954, jetzt in Walter Heinrich, Der Sonnenweg, Interlaken, 1985. 59 Sh. z.B. Dossier H: René Guénon, Lausanne, 1984, 165f. 60 Julius Evola, Bilancio europeo della crisi cecoslovacca, dicembre 1938. 57 15 Sudentendeutschen noch in der Wilhelmstraße. Immer sei es um eine Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei gegangen.“ Der italienische Philologe und Politikaktivist Claudio Mutti bemerkt in einem Artikel dazu61, daß dieser Vorstoß Evolas mit dem deutschen Reichsaußenminister, aber ebenso mit denjenigen politischen Kreisen abgestimmt gewesen sein müsse, die Evola in Deutschland und in Österreich frequentierte. Diese Behauptung scheint zumindest in einem Punkte übertrieben zu sein, denn warum sollte der Reichsaußenminister, dessen Unsicherheit und Mißtrauen bekannt sind, sich einer Figur bedienen, die sowohl in Deutschland als auch in Italien umstritten war? Es gibt auch keine Dokumente oder Zeugenaussagen, die Muttis Meinung stützen würden. Der oben erwähnte GESTAPO-Bericht zitiert nun auf Seite 23 folgende Stelle aus der schweizerischen Weltwoche vom 11.10.1935: Die eigentliche Leitung der sudetendeutschen Heimatfront liegt in den Händen des Kameradschaftsbundes, einer kameradschaftlichen Vereinigung junger sudetendeutscher Politiker, deren Mittelpunkt der Assistent des bekannten Professors Othmar Spann, Privatdozent Dr. Heinrich war und dessen Aufgabe in der Propagierung der Spannschen Ideen bestand. Wer nun weiß, daß zwischen dem katholischen Ständestaatler Spann und dem heidnischen Totalitätsmystiker Rosenberg schwerste persönliche und unüberbrückbare Gegensätze bestehen, der versteht, daß die jungen Männer des Kameradschaftsbundes vielmehr dem österreichischen als dem reichsdeutschen Vorbild nachstreben. ...Die sudentendeutschen Jünger Spanns wissen ganz genau, daß sie bei einer Hitlerschen Gleichschaltung verloren wären und wünschen daher ehrlich eine Verwirklichung ihrer Ständestaatsideen im Rahmen der tschechoslowakischen Republik.(Hervorhebung von H.T.H.). Evolas und Heinrichs Bestrebungen gingen also in dieselbe Richtung, eine Richtung, die, objektiv gesehen, den nationalsozialistischen Expansionsvorstellungen zuwiderlaufen mußte. Vielleicht erklärt dieser politische „Ausritt“ Evolas die ansonsten gar nicht sofort verständliche, Evola anscheinend zu wichtig nehmende Anmahnung aus Kreisen der SS, man solle doch „sein weiteres Vordringen zu führenden Dienststellen der Partei und des Staates verhindern“ und „seine propagandistische Tätigkeit in den Nachbarländern beobachten lassen“.62 Eine weitere Person von Wichtigkeit aus dem Kreis um Spann war Dr. Theodor Blahut, damaliger Leiter des heute noch existierenden „Deutsch- Akademischen Austauschdienstes“ in Rom. Wolfgang Schieder schreibt nun in einem Beitrag63, daß es vermutlich Dr. Blahut war, der dem zu jenem Zeitpunkt nicht mehr unumstrittenen Carl Schmitt einen Vortrag in Rom ermöglichte. Von der Witwe des Dr. Blahut, die übrigens in der Zeitschrift für Ganzheitsforschung eine ganze Reihe von detaillierten Rezensionen zu Evolas Werk schrieb, wissen wir, daß Theodor Blahut mit Evola in engem Kontakt stand. 61 62 Claudio Mutt „Evola a Praga“, in der Zeitschrift Orion, gennaio 1995, 40f. Aktennummer AR/126 aus der Schriftgutverwaltung des persönlichen Stabs Reichsführer SS zitiert nach Nicola Cospito u. Hans Werner Neulen, Julius Evola nei documenti segreti del Terzo Reich, wo noch eine Vielzahl anderer Dokumente veröffentlicht sind. Eine Zusammenfassung findet sich im Vorwort zu Julius Evola, Menschen inmitten von Ruinen, Tübingen, Zürich, Paris, 1991, 79f. 63 „Carl Schmitt und Italien“ in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Heft 1, 1989, 16. Ebenso Ilse Staff, Staatsdenken im Italien des 20. Jahrhunderts, Baden-Baden, 1991. 16 Da nun Schieder ebenso schreibt, daß für Carl Schmitts wichtige Bekanntschaft mit Carlo Costamagna wiederum Dr. Blahut verantwortlich war und andererseits Evola sowohl Costamagna als auch Blahut gut kannte, ist anzunehmen, daß Evola Carl Schmitt damals bereits kennenlernte. Dazu kam, daß Evola die deutsche Sprache beherrschte, was Carl Schmitt nicht ungelegen gekommen sein konnte. Schieder, der von der Verbindung Evola - Blahut nichts weiß, behauptet daher, daß Evola Schmitts Bekanntschaft wahrscheinlich erst 1941 in Berlin machte. Evola hielt nämlich damals einen Vortrag vor der Deutsch-Italienischen Gesellschaft. Schieder erwähnt jedoch auch, daß eine solche Bekanntschaft vielleicht schon seit 1934 bestand. Ebenso erwähnt Schieder, daß Schmitt „nach eigener Aussage“ mit Julius Evola „in einem regen Gedankenaustausch stand“. Leider gibt er für diese Information keine näheren Quellen an. Sicher wissen wir hingegen, daß im Staatsarchiv Düsseldorf im Nachlaß Carl Schmitts sieben Briefe Evolas - allerdings alle aus der Nachkriegszeit - vorhanden sind, in denen er erfolglos darum ersucht, eine Aufsatzsammlung Carl Schmitts übersetzen zu dürfen. 64 Antworten von Carl Schmitt sind leider nicht vorhanden. Ob sich in diesem Nachlaß noch andere Spuren Evolas befinden, wissen wir ebenfalls nicht. Allerdings sind die politischen und weltanschaulichen Auffassungen der beiden so unterschiedlich, daß eine engere Zusammenarbeit nicht angenommen werden kann. Die Wertschätzung, die Gottfried Benn Evola entgegenbrachte, ist auch in weiteren Kreis bekannt geworden.65 Sein Besprechungsaufsatz Sein und Werden66 zum evolianischen Hauptwerk Erhebung wider die moderne Welt ist für sich allein schon ein ausreichender Beweis für diese Wertschätzung. Wir möchten aber noch hinzufügen, daß Benn in der Korrespondenz mit seinem Freund F.W.Oelze den Namen Evolas mehrmals erwähnt.67 Zum ersten Mal geschieht das in einem Brief vom 21. Dezember 1933, worin er Oelze ans Herz legt, Evolas Heidnischer Imperialismus zu lesen. In einem anderen Brief vom 30. Januar 1935 schreibt er, daß die Erhebung wider die moderne Welt bald „in meinem Verlag“ erscheinen wird. Nach einigen Überlegungen zu diesem Werk fügt er hinzu: „...da Evolas Buch wirklich grandios ist. Man kann es nur in ganz große Linien setzen.“ In einem Brief vom 20. Juli 1934 hatte Evola Benn gebeten, bei der Übersetzung der Erhebung wider die moderne Welt stilistisch mitzuhelfen. Ob dies tatsächlich geschah, ist unklar. Am 24. Mai 1935 schickt Benn zwei Briefe Evolas an Oelze, damit dieser „Handschrift und Diction ersehn“ könne. Einen dritten Brief Evolas, in dem er sich für den erwähnten Aufsatz in der Literatur bedankte, kann er im Moment nicht finden. Am 11. Dezember 1938 erwähnt Benn den Namen Evolas zum letzten Mal (soweit die Korrespondenz veröffentlicht wurde). Er sagt wörtlich: „Dann kam Evola mit der modernen u der Traditionswelt. Sie (d.h. Herr Oelze) wissen, wie ich ihn (d.h. Evola) verehre...“Darauf folgen noch einige resignierende Worte zur Tradition. 64 Es handelt sich um Donoso Cortés in gesamteuropäischer Interpretation, Köln, 1950. Siehe Hans Thomas Hakl „Die Adler Odins fliegen den Adlern der römischen Legion entgegen“. BennJahrbuch Nr. 1, Stuttgart, Klett-Cotta 2003, 100-131. 66 in Die Literatur, Bd. XXXVII, 1934/35, S. 283 - 287). 67 Sh. Gottfried Benn, Briefe, 1. Band (Briefe an F.W.Oelze, 1932 - 1945), Frankfurt, 1979. 65 17 Werner Helwig, ein Kenner Benns, sagt dazu68 : Sie war halt doch zu schön gewesen, die Vision des solaren Herrenmenschen, wie sie von Baron Evola über den Faschismus gezeichnet wurde. Ein schimmerndes Falsifikat, dem Benn erlag und dem bis in alle Ewigkeit hin er sich als verpflichtet bekannte-, damals, und in herrlicher Prosa. Von den mit Evola bekannten Personen ist noch Ludwig Ferdinand Clauss zu erwähnen. Clauss hat als Schöpfer des Begriffs der „Rasse der Seele“ Evola in seinen eigenen diesbezüglichen Ansichten entscheidend mitgeformt. Um so interessanter die Einschätzung, die Clauss von ihm hat. In einem Buch aus dem Jahre 195869 finden wir vier Fotos von Evola und die folgende Erklärung: Im Vordergrund bewegt sich unverkennbar der Stil des Darbietungsmenschen...Doch der Mann von Welt...ist von diesem Spiel, dem mittelmeerischen „Vor-Spiel“, keineswegs besessen: Er hält innerlich Abstand von ihm und durchschaut es. Er spielt das Spiel und spielt zugleich mit dem Spiele.....Auch in der Erscheinung des Barons sind darbietungsmenschliche Züge, ja sie bilden den Vordergrund, sie beherrschen die Erscheinung. Der Baron ist Mann der Gesellschaft und als solcher ein geistreicher Partner im Spiel mit kritischem Witz; dahinter steht ein gelehrtes Wissen und eine durchdachte Pflichtgesinnung, die fest genug gefügt ist, um auch mit sich selber gelegentlich spielen zu können.... Nach Aussagen der zweiten Frau von Clauss, Sigrid von Perbandt, mit der ich zusammentreffen und korrespondieren konnte, war Clauss an Evola aber wenig interessiert. Umso mehr war Sigrid von Perbandt von Evola gefangen, wie das auch Peter Weingart, Soziologe der Universität Bielefeld und Autor einer wichtigen Biographie von Clauss, bestätigt.70 Sie lernte Evola 1935 kennen, als dieser Claus besuchte. Evola hatte die deutsche Übersetzung seines Hauptwerkes Erhebung wider die moderne Welt gesandt und wollte mit ihm darüber diskutieren. Clauss hingegen delegierte diese Aufgabe an seine Frau. Yvon de Begnac behauptet in seinen Notizbüchern71 zu Mussolini, daß sich Evola und Oswald Spengler ebenfalls kennengelernt hätten. Dazu konnte ich keinen Beweis finden und auch in den veröffentlichten Briefen Spenglers erscheint der Name Evolas nicht auf. Die inzwischen wieder neu aufgelegte - italienische Übersetzung Evolas von Spenglers Hauptwerk Der Untergang des Abendlandes ist ebenfalls erst 1957 erschienen, also lange nach Spenglers Tod. Auszuschließen ist die Richtigkeit dieser Behauptung aber ebenso wenig. Insgesamt scheint Evola eine große und beinahe unglaubliche Hoffnung beseelt zu haben: daß es ihm schlußendlich gelingen würde, wichtige politische Amtsträger von seinen Gedanken zu überzeugen. Gerade im Fall des Nationalsozialismus aber ist für uns eine solche Hoffnung kaum verständlich, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, wie es seinen Freunden und Vertrauten unter diesem Regime erging: Edgar Julius Jung ermordet, Othmar Spann und Walter Heinrich ins Gefängnis geworfen, Gottfried Benn mit Schreibverbot belegt usw. Im Hinblick auf seine enge Verbindung zum Spannkreis und zu Edgar Jung, die mit Sicherheit bereit waren, mit List und mit Tat gegen das nationalsozialistische System vorzugehen, könnte man sich aber auch vorstellen, daß auch er eine Infiltrationsstrategie im 68 in Peter Uwe Hohendahl (Hg.), Benn - Wirkung wider Willen, Frankfurt, 1971, S. 232. Die Seele des Anderen, Baden-Baden, 1958, S. 275, 143. 70 Peter Weingart, Doppelleben. Ludwig Ferdinand Clauss: Zwischen Rassenforschung und Widerstand, Frankfurt, Campus 1995, p. 46. 71 : Yvon de Begnac, Taccuini Mussoliniani, Bologna, 1990, 594. Der wohl renommierteste Mussolini-Forscher Italiens Renzo de Felice hält diese Notizbücher für glaubwürdig. 69 18 Sinn hatte. Um so mehr als er sich - wie er selbst schreibt72 - als Staatsbürger einer verbündeten Nation in Deutschland eine viel größere politische Freiheit erlauben konnte als sie für Deutsche erreichbar war. Schlagende Beweise für eine solche Vermutung gibt es nicht und auch Evola selbst hat derartiges nie explizit behauptet. Allerdings finden wir in seiner Autobiographie einen Satz, der so interpretiert werden kann:73 Für eine geheime Front der Rechten ging es darum, sich immer mehr nach der ursprünglichen Idee (sc. der „Konservativen Revolution, z.B. im Sinne eines Moeller van den Bruck) auszurichten und dabei konnte mein Beitrag im doktrinären Sinne nützlich sein. Wahrscheinlich war er so sehr von der höheren Wahrheit seiner Ideen überzeugt, daß er an ihren früheren oder späteren Sieg einfach glaubte. Nur so ist auch sein Mut zu verstehen, immer wieder Artikel zu publizieren, von denen er wußte, daß sie bei den Nationalsozialisten Mißfallen erregen mußten. Hans Thomas Hakl 72 73 Cammino...,aaO, 138 Cammino...,aaO, 139.