VO – Einführung in die Ethnologie Europas

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VO – Einführung in die Ethnologie Europas
Marianne Six - Hohenbalken SS 2007
1.Vorlesung
Einführung
Die Feldforschung in Europa ist auch heute nicht von allen EthnologInnen
anerkannt und erwünscht. Es ist prestigeträchtiger außerhalb zu forschen
und Studien zu machen.
Kokot und Drackle sind der Ansicht, dass Ethnologie in Europa von
Ethnologen außerhalb, also von Nichteuropäern durchgeführt werden sollte.
Forschungen im eigenen Bereich sind an und für sich schon problematisch,
daher sollten diese auch zweimal geprüft werden!
Studien der 50er und 60er Jahre
Schwerpunkt war der Mittelmeerraum
Goddard – Untersuchung bäuerlicher Gesellschaften; lokale homogene
Einheiten
Die Frage war, welche Verbindungen es zwischen den kleinen
abgeschlossenen Gruppen gab. (Diese waren nie so isoliert wie die
Ethnologen dachten)
Cole + Wolfe – Studien (in den 60er) für das Buch „Die unsichtbare Grenze“,
welches 1974 veröffentlicht wurde.
Regionaler Schwerpunkt war der Mittelmeerraum. Malta, Griechenland,
Korsika, Zypern, Nordafrika.
Kokot – nannte es: Die Erfindung des „Mediterranen“ als das
paradigmatische „Andere“.
Peristiany – Hauptvertreter des Konzepts der Ehre und Schande – honour
and shame. So wie „Mittelmeermenschen“ angeblich
funktionierten.
Er beschrieb die Ehre des Mannes (beschützend, sorgend und großzügig)
und der Frau (keusch und untertänig) als etwas Unterschiedliches.
Es gab ein Konzept für alle, es wurden daher keine Differenzierungen
vorgenommen. Natürlich gab es Proteste von Ethnologinnen, da dies zu
kategorisierend und schemenhaft ist.
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Pitt Rivers – Er ging etwas vorsichtiger mit dem Konstrukt des
Mittelmeerraumes und des Ehre-Schande Komplexes um.
Er forschte in Andalusien in einem kleinen Dorf. Ehre und Schande sei eine
Frage der Stellung des Individuums in der Gesellschaft.
Bei Jugendlichen und Ehre gab es einen Konsens.
Höher gestellte junge Erwachsene mussten nicht dieselbe Ehrhaftigkeit
haben.
Die Stadtforschung und die Kulturfrage von Stadt und Dorf im Vergleich,
waren bis zu den 80ern in der Soziologie beheimatet.
U. Hannerz – erst in den 80er 90er wurde die Stadtforschung ein eigenes
umfassendes Fachgebiet in der Anthropologie.
Hannerz schrieb diesen Exkurs zur Stadtforschung: Exploring the city“
Wandel in der Disziplin in den 70er Jahren
- nämlich die Studentenbewegung der 60er Jahre
- Aufstände in den COMECON- Staaten ließen die (west) europäischen
Kommunisten das Verhältnis zur SU neu überdenken
- Arbeiten von Althusser, Balibar (wissenschaftlicher Marxismus) und
Gramsci (Macht- und herrschaftsanalyse)
- ausgehend von Studien über die sog. 3. Welt - Dependenzansätze und
Modernisierungstheorien
Boissevevain (1975) „Towards a social anthropology of Europe"
(1994) - Tribalisierung Europas
Er sagte, dass es umfassendere übergreifende Forschungen auch in den
urbanen bereich geben muss.
Überregionale Einflüsse sollten wichtiger sein.
Es gab gute Denkansätze im Diskurs, eine bahnbrechende Arbeit ließ aber
auf sich warten.
80er Jahre
.) radikaler Konservatismus und neoliberale Politik
.) Zusammenfall des Realsozialismus in O-Europa und akademische
Debatten über Gesellschaftsmodelle
.) Unsicherheit bzgl. der Methodenfrage - Debatte über theoretische Ansätze
Fachzeitschriften: Anthropological Journal on European Cultures, Europea
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SCHWERPUNKTE FÜR DIE 90er
Migration, Krieg und Flucht.
Grenzen und Rassismus im ökonomischen und politischen Bereich auf
europäische Institutionen ( staatliche und überstaatliche) und auf
Bürokratien. Eliten und Macht
Gefordert:
-
Staatengründung, nationale Integration
Industrialisierung und Urbanisierung,
Klassenkonflikt und Kommerzialisierung
Produktion und Konsum
Hinterfragung der offiziellen Geschichte bzw. Geschichtsschreibung
Wigger, Iris: Ein eigenartiges Volk. Die Ethnisierung des Zigeunerstereotyps
im Spiegel von Enzyklopädien und Lexika. In: Hund, W. D. (Hg.): Zigeuner.
Geschichte und Struktur einer rassistischen Konstruktion. Duisburg 1996.
Mit anderen Disziplinen kooperieren – Soziologie-GeschichteEthnologie!!!
POLITISCHE ÜBERLEGUNGEN
Goddard - Frage nach dem Konzept Europa
Einheit
ökonomische Interdependenzen, wachsende Integration auf politischer
Ebene
Differenzen
auf der Ebene der sozialen Organisation
auf der Ebene der Religion
auf Ebene der Sprachen ( romanische, germanische und slawische
Sprachen)
Europa als eine "erfundene Gemeinschaft" im Sinne von Benedict Anderson „imagined community“
Boisssevain nennt gesellschaftlichen Faktoren seit den 80er Jahren:
1) veränderte Produktionsbedingungen
2) Bevölkerungsbewegungen:
3) Revalorisierung der Traditionen und eine Idealisierung der
vorindustriellen Lebensweise
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Bevökerungsbewegungen
Flucht und Migration
Der Mythos der homogenen Gesellschaft war nicht mehr haltbar. Aus
Sprach- und Religionsgruppen entstanden Interessensgruppen um
anerkannt zu werden. (selbstorganisierte Roma)
Es entstand ein Rechtspluralismus – eine innerstaatliche Migration vom
Land in die Stadt.
Die reichen Städter kauften dann die verlassenen Landhäuser.
Wie verändert der Tourismus (gutsuituierte Menschen auf Malta etc) die
Gesellschaft!?!
Revalorisierung
Die Traditionen werden revalorisiert und die vorindustrielle Lebensweise
wird idealisiert.
Dorfmuseen werden etwa unkritisch gestaltet.
Roma
Bis 1938 gab es ca. 7000 Roma in Österreich. Nach dem Holocaust ca. 700!!
Viele lebten am Rand des Burgenlands, auch Juden lebten dort.
Es gibt keine Gedenktafel oder Mahnmal in den Dorfmuseen. Keine Kritik
am Holocaust.
Wallfahrten werden zu einem Massenspektakel und die Nostalgie wird
vermarktet.
Der Marktwirtschaftsfaktor und die Heimatverbundenheit wird zum
Patriotismus!
Anmerkung des Autors: Vom Patriotismus zum Nationalsozialismus ist es
kein weiter Weg – Haider, Strache, Westenthaler etc etc
Im 21. Jahrhundert
u.a.
Anthropology of war and conflict
Soziale Sicherheit und Rolle des Staates
Diversity, citizenship
EU-Integrationsprozesse (nahe den Migrationsstudien)
Popular culture
Entwicklung im Postsozialismus
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2. Vorlesung
Christian Giordano, Universität Freiburg
Interdependente Vielfalt – die historischen Regionen Europas 2003
„Wann immer Europa als eine „vorgestellte Gemeinschaft“ konzipiert wird,
existiert auch der Vergleich und die spiegelbildliche Gegenüberstellung
zwischen dem, was als Europa betrachtet wird, und seinem Gegenteil, das
heißt einem Anti-Europa. „(Giordano, 2)
„Geistige Einheit“ als Matrix Europas oder Schicksalsgemeinschaft!?!
- Der heutige Europabegriff ist nicht der aus der Antike sonder eine relativ
rezente (gegenwärtige) Erfindung!
- Das konstruierte Anti-Europa - Entdeckung des Selbst durch den
entgegengesetzten konstruierten Anderen
- Legitimation hegemonialer Ansprüche durch demonstrative Inszenierung
einer Überlegenheit. (unzivilisiertes Afrika, gefährliches Asien)
- nach 1945 : defensiver Charakter – Schicksalsgemeinschaft
Lévi-Strauss
die gesellschaftliche Konstruktion des Selbst ist gleichzeitig auch eine
Konstruktion des Anderen und von verzerrten Leitbildern geprägt
Giordano
5 Wertekomplex - mit „christlichem Okzident“ gleichgesetzt von
rechtsextremen Bewegungen propagiert
(faschistisches Italien und nationalistisches Österreich )
Konstruktion von cultural areas
Popper
kulturelle und soziale Vielfalt
Gefahr der rigiden Grenzziehung, essentialisierte Realtität
Europa eine Summe von Kulturarealen
Strukturell sehr verschiedene historische Regionen existieren als Netzwerke
nebeneinander.
Und auch Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten, Differenzen und
Konstanten existieren nebeneinander.
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Elbe- Leitha Grenze
Jenö Szücs 1990:
Die drei historischen Regionen Europas
Westlich der Elbe – Westeuropa
Zwischen Elbe und Leitha bis Ungarn – Mitteleuropa
Östlich der Leitha – Osteuropa
Westen:
Viele freie Städte die ein dichtes Netz autonomer Städte, gegen den
Feudalismus, bildeten. Es entstanden autonome Gebietskörperschaften.
Osten:
Die Stadtweiterentwicklung fand in dieser Form nicht statt. Pluralität war
vorherrschend und der Feudalismus konnte sich lange halten.
Nach Überarbeitung seiner Arbeit stellt er die dritte Region dar, die zwischen
dem 11 und 14 Jhdt. durch die Schisma (Kirchenspaltung) entstand.
Die Ungleichzeitigkeit der Entwicklung durch den Feudalismus.
Westeuropa wird als homogene Einheit dargestellt.
Es ist bei solchen Modellen jedoch Vorsicht geboten!
Immanuel Wallerstein „Moderne Weltsystem“
sah Europa als ein (inter)dependenter und dynamisches System von
ökonomischen, sozialstrukturellen und kulturellen Beziehungen an.
Es entstand zwischen 1450 und 1640 in Europa eine
-geographische Expansion
-Bildung von Nationalstaaten
-eine neue weltweite Arbeitsteilung – Kapitalismus
Welt-System drei Räume:
Zentren, die Peripherien und dazwischen eine Semiperipherien
Zentren: (core states)
z.B. Niederlande um 1650, Grossbritannien ca 1825-75.
Peripherie
z. B. Mitte des 17. Jahrhunderts von Osteuropa, Nordeuropa und dann
Lateinamerika gebildet.
Semi-peripherien
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z.B. Iberische Halbinsel, Schweden, Russland „Innere Peripherie“
Sassen, S.: Migranten, Siedler, Flüchtlinge. Von der Massenauswanderung
zur Festung Europa. Fischer Taschenbuch - Europäische Geschichte.
Frankfurt/Main 2000.
Quellenlage
1. Untersuchung - Zeit der Napoleonischen Kriege 1803 - 1815
Frankreich, Belgien, Luxemburg, Holland, dem Westen Deutschlands, Teilen
ltaliens und der Schweiz bestand.
Migration
gab es schon immer, nur ist es schwierig nachzuzeichnen, da es sehr wenig
Material gibt!
18 Jhdt. waren die Hälfte der Einwohner der deutschen Städte Migranten.
Handwerker waren gefragt (deutsche Tischler, italienische
Steinmetze, etc)
So gab es schon damals durch Handwerker eine Kettenmigration!
In manchen Ländern gab es auch Auswanderungsverbote – Frankreich,
Schweden, England.
Wachstum Es bildeten sich große Landwirtschaften für den Markt. Kleine
Bauern mussten Lohnarbeit verrichten als Taglöhner. Es
entstanden neue Schichten von verarmten Menschen. Wanderarbeit wurde
zur Überlebensnotwendigkeit.
Die wichtigsten Migrationssysteme im 18. Jahrhundert bis Mitte 19.
Jhdt
.) innereuroäische Kolonisierungsmigration
.) Übersee Migration
.) saisonale Arbeitswanderung
Ende des 18. Jhdts 7 innereuropäische Wanderungssysteme
Jan Lucassen: Migrant Labour in Europe 1600 – 1900 The Drift to the North
Sea,. London 1987
1) Ostengland- rund 20 000 Wanderarbeiter
Westen Irlands, Schottland, Wales u.a. Regionen Englands.
2) Pariser Becken - 60 000
v.a. aus dem Massif Central, aber auch aus Westfrankreich und den Alpen
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3) Madrid und das umliegende Kastilien. 30 000 aus Galizien, Asturien
4) Küstengebieten Kataloniens bis zur Provence
20 000 Arbeiter
Bergregionen, Alpen, dem Massif Central und den Pyrenäen.
5) Die Po-Ebene
50 000 Arbeiter ligurischen Apennin im Süden und den Bergamasker Alpen
im Norden.
6) südliche Toskana, Latium und die Inseln Korsika und Elba.
100000
7) Nordseeküste 30 000 Migranten
Arbeitswanderung: zyklisch und bildete Muster – Entstehung von
Migrationsketten
Migrationen nach 1848
wachsende Schicht von besitzlosen Arbeitskräften
Abschaffung der Leibeigenschaft und Beendigung des Feudalismus.
Es gab aufgrund hygienischer Verbesserung und mehr Nahrung weniger
Seuchen und eine geringere Sterberate. Der Bevölkerungszuwachs war
immens hoch. 1800-1900. (Industrialisierung, Kolonialisierung, Entstehung
von „Demokratien“)
Auflösung landwirtschaftlicher Strukturen und permanente Migration in die
Städte waren die Folge.
Die Zeiträume für Migrationsarbeiten wurden durch die Industrie immer
kürzer und so mussten sie jede Arbeit annehmen.
Nach 1848 war Mobilität zunehmend ein Akt der Verzweiflung
2. Hälfte 19. Jhdt.
neue und großräumigere Migrationssysteme
Durch neue Bauprojekte wie Eisenbahnnetze und Straßenbau in
Großbritannien, Belgien, Frankreich, Deutschland wurden die Migranten
nun nicht mehr nur für landwirtschaftliche- oder Haushaltstätigkeiten
benötigt.
Weiters wurden neue Feldfrüchte für die Marktproduktion verarbeitet.
Die entferntesten Migrationsziele waren in Übersee – 50 Mio. Menschen
verließen im 19. Jhdt bis zum 1. WK Europa!
1 Mio. Iren gingen nach Amerika. In Deutschland arbeiteten 140 000
Menschen aus dem Osten (Polen, Russland, Skandinavien….) im
Rübenanbau. In Frankreich waren 50 000 Saisonarbeiter bei der Weinlese
tätig.
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Die Einsatzgebiete der MigrantInnen waren in der Landwirtschaft, in der
Technologie und in der Marktproduktion.
Burgenland
1910 hatte das Burgenland ca. 280 000 Einwohner (2007 auch ca. 280 000
Ew.). Von 1875 – 1970 wanderten ca. 50 000 Menschen aus dem
Burgenland nach Amerika aus.
Diese gingen nach Detroit, Chicago, New York......
Jene Landwirtschaften von denen ein Familienmitglied nach Amerika ging
um soviel Geld zu verdienen, die anderen Geschwister ausbezahlen zu
können, um den Hof zu übernehmen, wurden höher geschätzt als andere.
Man nannte sie „1000$ Wirtschaften“.
Da das Burgenland erst 1921 zu Österreich kam und vorher zu Westungarn
gehörte, waren auch danach noch viele bebaubaren Flächen in adeligem
Besitz. Dies war natürlich auch ein Grund auszuwandern, da eben viele
keinen eigenen Besitz hatten.
Amerikanisch Studien in Europa
Parman, Susan: Europe in the Anthropological Imagination, N.J., 1998
1994 Kongress „American perspectives in the History of the Anthropology of
Europe“
American Anthropological Association – Society for the Anthropology of
Europe
Untersucht wurden nur ländliche, isolierte oder exotische Gebiete und
Menschen sowie Minderheiten oder sprachliche Minderheiten.
Aus anderen Wissenschaftszweigen konzentrierte man sich auf das Urbane.
amerik. Studien
Kurzzeitstudien
theoriebezogen
europ. Studien
Langzeitstudien
kommentiert u. hinterfragt
politische Realitäten
 in Irland
– peasent studies
 in Norwegen und England – Netzwerkstudien
 im Mittelmeerraum
- gender studies
Rollenverhalten, Ehre, Schande, Patron-Klientbeziehung
Die amerikanischen Studien waren bald nicht mehr so anerkannt, da diese
zu einseitig – „gatekeeping“ – geführt worden waren.
Die europäischen Studien hingegen wurden auch von den irischen
Ethnologen anerkannt.
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Appadurai (1986) used the term gatekeeping to refer to this tendency to link
a particular place with a particular area of research
Hofer, Tamas; Comparative Notes on the Professional Personality of Two
Disciplines: Anthropologists and Native Ethnographers in Central European
Villages. Current Anthropology 9(4): 311 – 315 1968
Irland
Arensburg, C.: Irish Countryman. An Anthropological Study Cambridge 1937
(repr. 1958)
Ab den 70er Jahren – Veränderung von Sozialstrukturen, Urbanisierung,
Emigration, der Krieg in Nordirland
Sozialer Wandel in Irland und neue Modelle für die Anthroplogie
Curtin und Wilson 1989 : Ireland from below: Social Change and Local
Communities.
Curtin, Chris; Hastings Donnan, and Thomas Wilson (eds.) Irish Urban
Culture. Belfast 1993
Griechenland
Zwiespältige Stellung
Griechenland: Friedl, Ernestine: Vasilika. A Village in Modern Greece . NY
1962
Campbell, John : Honour, Family and Patronage. A Study of Institutions and
Moral Values in a Greek Mountain Community Oxford (1964)
weiters „Fieldwork among the Sarakatsan“
3. Vorlesung
Arfe- Resolution 1981 im Europaparlament –
1982 Europ. Büro für Sprachminderheiten
1992 Euro.Charta der Regional- und Minderheitensprachen
http://www.eblul.org/index.php?option=com_content&task=view&id=21&Ite
mid=36&lang=de European Charter for Regional or Minority Languages, Strasbourg, 5.XI.1992
2001 - Europäische Jahr der Sprachen
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2001 Midas „ Minority Daily Association“ Sitz in Bozen
http://www.midas-press.org/welcome_de.htm
EUROLANG -http://www.eurolang.net – lesser used languages
Runggaldier, J. & M. Warasin: Sprachliche Vielfalt in Europa: Der Stand der
Dinge - gfbV – pogrom 216, 6 / 2003
UNESCO RED BOOK ON ENDANGERED LANGUAGES: EUROPE
http://www.helsinki.fi/~tasalmin/europe_index.html
Sprachen in der EU
Übersicht:
Romanische
Euskera
Ural-Altaische
Indoeuropäische
(verwandt mit iran., ind., roman)
iberoroman
galloroman
rätoroman
italoroman
sardisch
balkanroman
baskisch
semit
kaukasisch
baltisch
keltisch
iranisch
gertian
roman
slawisch
Eigene Gruppen – griechisch, armenisch, albanisch
Anmerkung: Vor ca. 3000 Jahren gab es die baltisch slawische
Sprachtrennung – die Sowjets wollte diese aus politischen Kalkül vereinen.
Einteilung der Romanes-Varianten
Siehe pdf-Datei Seite 18 Einführung Ethnologie Europa Materialien Frau
Hohnenbalken
SPRACHE und EU
Recht auf Information und Recht auf Kommunikation
multilingualism as a specific portfolio
490 Mio Einwohnern,
50 Mio Sprecher „lesser used, regional und Minderheitensprachen“
45 Sprachen - Art von offiziellen Status –
60 indigende, Regional- oder Minderheitensprachen
23 offizielle Sprachen
Seit 2004 können sich Angehörige einer Minderheitensprache an die EU
wenden, aber nur wenn sie im jeweiligen Land eine offizielle Sprache ist.
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Österreich: kroatisch, tschechisch, ungarisch, roman, slawisch und deutsch
– anerkannte Sprachen, jedoch nicht alle Amtsprache!
Kleinsprachen eine Sprache die in keinem Staat Amtssprache ist (roman,
sorbisch, sami)
EINTEILUNG DER EU –
1) Die Nationalsprachen zweier kleiner Mitgliedstaaten der EU;
jedoch keine offiziellen Sprachen in der EU (zB irisch, luxemburgisch)
2) Sprachen von Gemeinschaften, die in einem einzigen Mitgliedsstaat der
EU gesprochen werden
(bretonisch, sardisch – FRAU, ITA)
3) Sprachen von Gemeinschaften in 2 oder mehreren Mitgliedsstaaten der
EU
(baskisch – SPA, FRA; sami – FIN, SWE)
4) Sprachen von Gemeinschaften die in einem Staat eine Minderheit in
einem anderen jedoch eine Mehrheit darstellen
(dänisch in Dänemark u. Finnland; schwedisch in Schweden und Finnland)
5) Nicht territorial gebundene Sprachen die in einem oder mehreren Staaten
gesprochen werden
(roma, jiddisch)
BALTISCHE SPRACHEN
Ostbaltische Litauisch, Lettisch – Aufzeichnungen erst ab denm
14.Jhdt.(Selonisch, Semigallisch,..)
Westbaltische Gruppe (Altpreußisch, Kurisch)
KELTISCHE SPRACHEN (Einflüsse – lateinisch und germanisch)
2 Gruppen:
A) (BRYTHONIC) – gelangte durch Flucht nach Frankreich –
Kornisch, Walisisch (oder Kymrisch)
B) (GOIDELIC) Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch, Manx
GERMANISCHE SPRACHEN
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West- und Nordgermanische
Ostgermanisch (von der Gotischen Sprache)- Krimgotisch, Vandalisch,
Lombardisch (alle ausgestorben)
Westgermanisch
Angelsächsisch
Modernes Englisch
Scots (Aberdeen, Nordirland – 1996 1,5 Mio. Sprecher – verwandt mit
norwegisch)
Angloromani (Roma auf den Inseln) wie auch spanische Roma, ist auch
diese Sprache gekippt und es wurde immer mehr von Grammatik,
Satzstellung und Vokabular jenes Landes übernommen.
Friesisch
Niederdeutsch
Niederfränkische Dialekte
Niederländisch
Niedersächsisch (Plattdeutsch) – Hamburg, Bremen, Westfalen, Sachsen
Althochdeutsch
Deutsch
Ostmitteldeutsch
Westmitteldeutsch (Luxemburgisch)
Oberdeutsch – bayrisch, fränkisch, schwäbisch
Allemanisch
Schweizerdeutsch
Elsässisch
Badisch
[ Jiddisch: Mittel- und Frühneuhochdeutsch mit hebräischen und
slawischen Elementen] Jenisch
Nordgermanisch (stammt von Altnorwegisch ab)
West (Insular-) Skandinavisch
Nynorsk (Norwegisch)
Isländisch
Faröisch/Färingisc (auf zu Dänemark gehörenden Faröer- Inseln)
Ost (Kontinental-) Skandinavisch
Schwedisch
Dänische Gruppe
Bokmål (Norwegische Sprache)
Dänische Sprache
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ROMANISCHE SPRACHEN – ITALISCHE SPRACHEN
ACHTUNG _ KEINE GENAUE EINTEILUNG
Französisch
Rätoroman – Ladiner, Friaul –
deutsch.ital mehr verdrängt
Italienisch
Katalanisch
Portugiesisch
Rumänisch
Spanisch
Ad Katalanisch
Ein Fallbeispiel zu GENDER und SPRACHE
Oonagh O’Brien: Ethnic Identity, Gender & Life Cycle in North Catalonia In:
Goddard, 1994, 191 – 207
lesser used languages / Dialekt
Aragonesisch, in Spanien
Aromunisch Griechenland, Balkan
Asturisch in Spanien, Portugal
Galicisch, Amtssprache in Galicien (Spanien)
Istrorumänisch - NO Istriens
Korsisch (auf Korsika und Sardinien)
Okzitanisch (Provencal) Die Variante Aranesisch ist in Spanien regionale
Amtssprache
Rumantsch (Rätoromanisch) Ladinisch und Friaulisch (ital./ ch. Alpen)
Sardisch (Sardinien)
Sephardisch (Sprache der nach 1492 aus Spanien vertriebenene jüdischen
Sepharden)
Picardisch (Frankreich u.Belgien)
Okzitanier/ OkzitanischSpanien,
südliche Drittel Frankreichs, Piemont
Jeweils eigene Gruppe
Albanisch
Arabesh / Arberesh
Armenisch
Griechisch
SLAWISCHE SPRACHEN
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Ostslawisch
Muttersprachen für 224 Mio. Menschen
Russisch
Ukrainisch
Weissrussisch
Südslawische
Muttersprachen für 34 Mio. Menschen
Östliche Gruppe
Bulgarisch
Mazedonisch
Westliche Gruppe
Bosnisch
Kroatisch
Serbisch
Slowenisch
Westslawische
Kaschubisch
Polnisch
Sorbisch
Slowakisch
Tschechisch
Muttersprachen für 62 Mio. Menschen
Lausitz
Ausgestorben: Slowinzisch, Polabisch
URAL- ALTAISCHE SPRACHEN
1. Uralische Sprachen
FINNO- UGRISCHE Sprachen
Finnisch, Estnisch
Suomi - Sprache/n der Samen
UGRISCHE SPRACHEN
Ungarisch - Enger verwandt sind estnisch und finnisch, ungarisch davon
am weitesten entfernt (Magyaren sind im 10.Jhdt in die ungarische
Tiefebene eingewandert – eigene Entwicklung)
Samojedisch
es gehören noch die samojedischen Sprachen und Dialekte dazu ( ca. 30 000
Sprecher NWSibirien)
2. Altaische Sprachen
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Türkisch /Türkçe – viele Arbeitsmigranten ca. 100 000 in Österreich;
ca. 2 000 000 in Deutschland
Türkisch in Griechenland (v.a. Thrakien) und in Bulgarien, im europäischen
Teil der Türkei
Türkei, Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Ukraine (Krim), Mazedonien,
Albanien, Serbien und Montenegro, Griechenland
Gagausisch: im Süden von Moldawien leben ca. 200 000 Gagausen. Auch in
Bulgarien, Rumänien und der Ukraine leben ca. 20 000 Personen, die
Gagausisch sprechen
Ogusische Sprachfamilie
SEMITISCHE SPRACHEN
MALTI – die maltesische Sprache
Zypriotisch- Arabisch in 6 Dörfern in Zypern
KAUKASISCHE SPRACHEN
Nord-zentral Kaukasische Sprachen ( Nachische sprachen
Batsisch,
Tschetschenisch
Inguschisch
Nordwest kaukasische Sprachen (Abchasisch-adygeische Sprachen)
Abasisch
Abchasisch
Adygeisch
Kabardisch
Ubychisch
Nordost – kaukasische Sprachen (Dagestanische Sprachen)
Dazu Andische, Didoische, Larkisch- Dargwische und Lesgische Sprachen
Südkaukasische Sprachen (Kartwelische Sprachen)
Georgisch
Judäo-Georgisch
Lasisch
Mingrelisch
Westslawisch
Kaschubisch (Pommern, Danzig)
Sorbisch – (Lausitz Südöstlicher Zipfel des vereinten Deutschland – karges
Gebiet)
Die Abwanderungen nach Leipzig und Dresden erfolgte, da –
Braunkohlevorkommen wurde entdeckt und der Tagesabbau erfolgte ohne
auf die Ökologie zu achten. Der Boden wurde auf Jahrzehnte zerstört. Auf
die lokale Bevölkerung wurde keine Rücksicht genommen.
Vorzeigeminderheit für die Folklore – sorbisches Institut.
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SOLITÄRE STELLUNG
Baskisch (Euskera)







600 000 Menschen
Spanien und Süd-Frankreich
baskisch-spanisch und baskisch-französisch
erste Aufzeichnungen im 15. Jhdt.
unter Franco gab es Unterdrückung der Sprache (Strafen)
jetzt Autonomiestatut
ab 1979 weiterentwickelt (an Unis und in Schulen gelehrt,
Fernsehkanäle, Rundfunk, Tageszeitungen – baskisch ist als
Erstsprache wieder angestiegen
Eigene Gruppe
Albanisch, mazedonisch, serbisch, kosovarisch, griechisch
Albaner in Italien
Ca. 5 Mio. Albaner in Süditalien –die Albaner die nach Italien flohen
unterstützten die Italiener in ihrem Freiheitskampf und bekamen dafür
besondere Rechte.
Religion ist Mischung aus katholisch und orthodox.
In den 1990er wollten die Arabesch(Italoalbaner) die Flüchtlinge aus
Albanien unterstützen – diese wollten aber nach Norditalien weiter,
sodass sie sich nicht sonderlich darum kümmerten.
Beispiele kleiner Sprachen
Kornisch – ca 1000
Wallisisch – ca 5000
Manx – einige Hunderte als Zweitsprache- Isle of Man
Gälisch – in Schottland nur in abgelegenen Gebieten; in Irland ist es offizielle
Sprache, jedoch sprechen nur 15% Iren es fließend. Ab dem 19 Jhdt. wurde
gälisch von englisch verdrängt.
Allgemein: Es gibt zwar Die GfbV – Gesellschaft für bedrohte Völker, jedoch
keinen rechtliche Schutz für Minderheitensprachen.
Roman(es)
Es gibt ca. 10-12 Mio. romansprechende Menschen in Österreich.
Zeitschriften, Bücher etc. (Auch Romano Centro in Wien)
Roman könnte zu indische Sprachgruppe gehören. Im NW wird ein Dialekt
der alt-indischen Sprache gesprochen. (Johan Rüdiger)
In den Auswanderungswellen zwischen dem 5. und 9. Jhdt. kamen viele
Vorfahren der Roma durch Westasien ins griechische Gebiet. Es wurde viel
von anderen Sprachen übernommen. Lehnwörter aus dem iranischen und
griechischen. Auch aus dem persischen, slowenischen und ungarischen
wurde etwas übernommen.
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Der indische Wortschatz blieb erhalten.
Über Jahrhunderte wurde die Sprache nur mündlich überliefert.
Es gab auch schon Überlegungen eine Hochsprache zu bestimmen.
VLACH – ist in Rumänien entstanden
NON VLACH – eher ungarisch und griechischer Wortschatz
Im Südburgenland gibt es Sprachkurse in romanes aber auch in
Kindergärten und Schulen wird romanes unterrichtet. Auch eine eigene
Zeitung ist vorhanden.
Jiddisch
8-10 Jhdt. war die jüdische Gemeinschaft im Süden und Westen durch
Wanderung beheimatet.
1096 Durch die Kreuzzüge gab es dann Bewegungen in Richtung Osten.
ab dem 12 Jhdt. Die Verteufelung durch die Christen.
Polnische Könige erteilten den jüdischen Flüchtlingen Privilegien.
Durch die Geschichte der osteuropäischen Juden gibt es auch slawische
Elemente in der Sprache.
Heute besteht das Vokabular aus 70% deutsch, 15% aus hebräisch, 15%
slawisch.
Jiddisch wird mit hebräischen Buchstaben geschrieben.
Durch Kleinhandel und Wanderhandwerk gab es dann die Verbindung von
jenisch zu jiddisch und romanes.
Jenisch wurde vom jiddischen und von romanes beeinflusst.
Informationen:
1978 erhielt Isaac Singer den Nobelpreis für Literatur.
Auch in Wien wurde jiddisch gesprochen.
FILM – Kinder der Landstraße – Hetzjagd in der Schweiz auf Jenische!
Schriftsteller – Romed Mungenast, Paul Moser.
Katalanisch (iberoromanisch)
(Nordkatalonien)
Im Nordosten Spaniens und in einem Teil im südlichen Frankreich.
Der soziale Aufstieg ist jedoch mit der französischen Sprache verbunden.
Bei der Arbeiterschicht ist die Förderung von französisch sehr wichtig –
Kinder werden gefördert französisch zu lernen.
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Im Kleinbürgertum ist die Zweisprachigkeit wichtig. In erster Linie wird
französisch gelehrt aber katalanisch wird mitbekommen.
Katalanisch ist eher die derbe, rohe Sprache für die Burschen und daher
ziemt es sich für Mädchen nicht.
Frauen die katalanisch sprechen haben schwer in bessere Familien
einzuheiraten.
Ab einer gewissen Lebensphase darf die Frau erst katalonisch sprechen.
Wenn Kinder da sind wird auch die Großmutter sehr miteinbezogen. Die
Kinder sollen französisch erzogen werden aber das katalanische – bei den
Burschen aktiv und bei den Mädchen passiv – mitbekommen. Diese Aufgabe
übernimmt die Großmutter.
4.Vorlesung
Suomi
Es gibt hier 9 Dialekte, es herrscht aber Uneinigkeit ob dies nun eigene
Dialekte oder eigene Sprachen sind.
1950 versuchten norwegische und schwedische Wissenschafter eine
gemeinsame Orthographie zu erstellen; dieser Versuch dauert bis heute an.
Buchstaben: Sowohl lateinische als auch kyrillische (finnische Russen)
Buchstaben werden verwendet.
Diskussion: Zurzeit wird über einen eigenen TV-Sender für sami (samische
Sprachen - zur Sprachfamilie der finnisch-ugrischen Sprachen)
diskutiert.
Malti
Diese Sprache wie auch Malta selbst ist/war sehr umkämpft.
Ab 1043 wurde Malta von Sizilien aus mit arabischer Kultur bevölkert.
Dies dauerte bis zum 13. Jhdt.
Dann christianisierte Friedrich II. Malta und verbot den islamischen
Glauben. Aufkommen der Ritterorden.
Es gab einen großen Einfluss vom Französischen und Italienischen auf die
Sprache.
Ab dem 17. Jhdt. gibt es schriftliche Quellen – geistliche und weltliche lieder
u.a.
Seit 1920 ist malti codifiziert – (ein internationaler Standard der
Internationalen Organisation für Normung, welcher Kennungen für Namen
von Sprachen (Sprachcodes) definiert).
20
Einzige semitische Sprache mit lateinischen Buchstaben.
Borderstudies
Übersicht:
Anthropology of the border
Thomas Wilson and Hastings Donnan
Nation, state and identity at international borders. Cambridge 1998
.) Frederick Barth (1969) Ethnic groups and boundaries
.) Cole und Wolf (1974)
.) Douglass über das Baskenland 1977
Borneman 1991, 1992
- dekonstruktivistische Sicht reicht nicht aus
- poltitische Membran- Menschen, Güter, Reichtum oder Informationen
- transborder movements
- ethnische Identität - Kategorien von Grenzpopulationen
- Grenzbevölkerung dieselbe ethnische Zugehörigkeit hat wie im Zentrum
des eigenen Staates (Spanien, Frankreich an manchen Stellen, an anderen
Stellen wiederum Baskenland und Katalonien)
21
- wo die Grenzbevölkerung sich zur ethnischen/ nationalen Identität des
Nachbarstaates zugehörig fühlt
- wo die Grenzbevölkerung eine andere ethnische Zugehörigkeit hat und wo
es über die Grenze hinweg eine ethnische Zugehörigkeit gibt „cross border
ethnic bonds“ (z.b. Baskenland in Spanien und Frankreich)
- wo die Grenzbevölkerung dieselbe Identität hat wie im Zentrum des eigenen
Staates und auch wie im Nachbarstaat ( z.B. Irland / Nordirland jedoch
differenziert)
Forschungsschwerpunkt 1990
Die Forschungen gingen der Frage nach, ob die Staatsgrenzen nicht obsolet
(veraltet) seien. Die internationale Grenze wird als porös bezeichnet.
Die neuen (Verkehrs) Technologien sorgen für transatlantische
Verbindungen. Daraus erfolgte mehr Bewegung von mehr Menschen.
Grenzregionen:
Das Alltagsleben an den Grenzregionen wurde erforscht; und die Frage der
kulturellen Durchlässigkeit. Es gab oft rigide Politik um die Kultur an den
Grenzen zu beeinflussen.
Wichtige Studien:
An der amerikanisch-mexikanischen Grenze.
EU-Forschungsprojekt – vor der EU-Erweiterung gab es eine vergleichende
Studie (welche sehr selten gemacht wird).
Ergebnis:
Sie bezogen sich auf Schmuggel, Einkauf, Migration – es gab viele
moralische und soziale Ansätze.
Die Identitätskonstruktion an der Grenze ist oft eine multiple – also oft
konträr zur nationalen Gruppe. zB – Basken in Frankreich und Spanien.
Studie: St.Felix – Tret
(Cole&Wolf)
John W. Cole & Eric Wolf: Die unsichtbare Grenze. Ethnizität und Ökologie in
einem
Alpental. Wien, Bozen 1995
22
Originalausgabe The Hidden Frontier. Ecology and Ethnicity in an Alpin
Valley. New
York, London 1974
Eric Wolf
wurde in Österreich geboren und kam, nach Vertreibung in die USA durch
die Nazis, als amerikanischer Soldat nach Italien zurück.
Nach dem Studium der Kulturanthropologie forschte er in den 60ern mit
seinem Schüler Cole in der Region Bozen und Trient mehrmals.
Erforscht wurden die benachbarten Dörfer –
Dt.sprachige St. Felix - autonomen Provinz Südtirol (Bozen)
Ladinischsprachige Dorf Tret - Provinz Trient
Beide gehörten der ehemaligen österreichisch-ungarischen KuK Monarchie
an. Und beide sind Bergdörfer mit Viehzucht.
Forschungspunkte

Beziehungen in und zwischen den Dörfern

Verwandtschaft, ethnische Identität, Zugehörigkeit

Kulturelles, politisches, soziales Leben

Unterschiede der ethnische Konstruktionen
Cole – Wirtschaftsaspekt
Wolf – Politaspekt
Unterschiede
Obwohl wirtschaftlich gleich gibt es im Erbsystem einen großen Unterschied.
St.Felix – Primogenitur – Unteilbarkeit – Kontinuität
Es gab ein hierarchisches geschlossenes System, wobei die
Erbfolge durch den ältesten Sohn im Zentrum stand.
Dies war das Resultat von geschichtlicher Transformation – die Tiroler
Bauern waren nur mächtig und hatten daher politisches Mitspracherecht
wenn sie große Höfe hatten.
Ländlich-patriachalisch-autonom-katholische Volksgruppen in St.Felix.
Tret – Familienmodell – Teilbarkeit – Mobilisierung
23
Es gab vollständige Besitzteilung, ein segmentäres Familienmodell.
Kleiner Höfe und mehr Allianzen und sozialen und wirtschaftlichen
Kontakt zu den Städten.
Hier gab es andere Ansätze und andere Ideologien. Das wahre gute Leben ist
in der Stadt – Gegensatz zum deutschen Nationalsozialismus.
Auswanderungen nach Amerika.
Andere Politik war im Vordergrund – Stadtpolitik.
„Ergebnis“
Das Misstrauen zwischen diesen beiden Dörfern ist sehr groß und es gibt
kaum Kommunikation. Die Bewohner von St.Felix hatten in der Nazi-Zeit
andere denunziert!
Studie: Grenze Norwegen - Schweden
(Anders Gustavsson)
Anders Gustavsson: Living near the Swedish Norwegian border in the 20th
century,2000
An den norwegisch-schwedischen Grenzen gab und gibt es Kooperationen in
der Landwirtschaft und der Fischerei. Auch trafen sich geistliche Gruppen
beider Regionen.
Es gibt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Solidarität.
Geschichte
1940 nach der Invasion in Norwegen, wo es kaum Widerstand gab, wurde
ein Kontaktverbot erlassen, jedoch die guten Beziehungen an den grenzen
blieben erhalten.
Die Grenzbeamten kollaborierten und sahen bei schwedischen und
norwegischen Flüchtlingen weg.
Es gab weiterhin Handelsbeziehungen (Grenzschmuggel) und InfoAustausch (Zensur in Norwegen).
Norwegische Frauen heirateten nach Schweden.
1945 ab dieser Zeit war die Landwirtschaft in Norwegen besser, da diese
vom Staat gefördert wurde, hingegen in Schweden lag vieles brach. Es wurde
viel von Norwegen gepachtet.
Fischereikooperationen gab es weiterhin, auch illegal, da in Norwegen besser
bezahlt wurde.
Schwedische Fischer wollten aufgrund der Benachteiligung in der Folge
nicht der EU beitreten.
1995 kam Schweden zur EU, aber Norwegen nicht!
24
Die Probleme die sich ergaben waren beim Grenzverkehr(viele Kontrollen) –
Schmuggel von Alkohol, Drogen und auch Menschenschmuggel, da
Schweden nur Transitland war und Norwegen das Zielland.
Studie: Zypern; griechisch und türkisch
(Florian Bayer; Diplomarbeit)
Florian Bayer: Ethnischer Konflikt und Minderheitenproblematik auf
Nordzypern 1974
- 1997. Die griechischen Zyprioten der Halbinsel Karpas. Wien, DA 1997
Enosis und Megali Idea
Erzbischof Makarios III
EOKA
TMT „Turk Mukavemet Teskilati“
Zypern
Übersicht:
Zypern ist drittgrößte Insel im Mittelmeer, nach Sardinien und Sizilien.
1996 waren es rund 800 000 Ew.
Im südlichen griechischen Teil leben ca. 60 000 türkische Zyprioten,
hingegen im nördlichen türkischen Teil, leben nur ca. 500 griechische
Zyprioten.
In Nordzypern sind auch 2 Miltärbasen mit 250qkm errichtet.
Wichtigste Güter werden vom Obst-, Wein-, Gemüse- und Öl(Baum)anbau
erwirtschaftet.
Einfluss
Diese ist auch von der vorderasiatischen Kultur geprägt, nicht nur von der
griechischen.
Die osmanische Verwaltung hat (Stationierung von Soldaten, Händlern und
Handwerkern aus Anatolien) neben dem Islam auch die griechisch-orthodoxe
Kirche gestärkt.
Osmanen haben das Millet-System eingeführt – islamisches millet –
katholisches millet – jüdisches millet. Das sind autonome
Verwaltungseinheiten mit anderer Besteuerung.
Geschichte
25
18-19 Jhdt. der Zerfall des osmanischen Reichs hatte viele Bewegungen
Menschen auf Zypern (auch von Griechen) zu mobilisieren zur Folge.
Es gab eine Welle der Gewalt – Massaker bei denen Intellektuelle exekutiert
wurden.
Es gab einen Deal der Briten mit dem osman. Reich. Nach dessen Zerfall war
es geschwächt und so verlangten die Briten Zypern, und im Gegenzug soll es
keine weiteren britischen Interventionen in Asien geben.
Im weiteren Verlauf der Geschichte konzentrierten sich die Briten aber auf
Ägypten, was die griechischen Zyprioten auf den Plan rief um sich mit
Griechenland zu vereinigen.
Die zypriotische Bevölkerung war dagegen – dafür waren die Intellektuellen.
Das Konzept der Enosis – Vereinigung (ein griechischer Staat), und die
Megali Idea – große Idee.
Enosis und Megali Idea – Die große Idee der Vereinigung zu einem großen
Griechenland
1914 Mit dem Kriegseintritt des osman. Reichs annektierten die Briten
Zypern und wollten es selbst verwalten. Die Verwaltung blieb bis in die
1960er im Millet-System. Es gab eine Reproduktion der ethnischen
Grenzziehung. Eine bewusste Wiederherstellung separater Gruppen.
Der britische Gouverneur hatte ein Vetorecht.
Die Bestrebungen der Enosis wurden ignoriert.
1948 wurde von beiden Seiten (türk. und griech. Zyprioten) eine neue
Verfassung abgelehnt. Beide bildeten Untergrundorganisationen. Zu Beginn
wurden die Briten bekämpft, doch es wurde im Laufe der Zeit ein
Bürgerkrieg daraus.
Der Erzbischof Makarios III. unterstützte die Untergrundbewegungen.
1959 Großbritannien nimmt Verhandlungen mit Türkei und Griechenland
auf. Ohne Zyprioten!
Es bestanden 3 Militäreinheiten – Türkei, Griechenland und Großbritannien.
1960 Republik Zypern entstand. Der Präsident war Makarios III., der aber
gegen die brit. Verfassung war.
Die Türkei wollte föderalistischen Staat.
Es kam zur Enklavenbildung.
Die türk. Zyprioten flüchteten in den Norden.
Die griech. Zyprioten flüchteten in den Süden.
1967 kam es beinahe zur Militärintervention von Griechenland und der
Türkei. Makarios wollte Dialog zur Kooperation und so wurde er zum
Staatsfeind der griechischen Hunta!
Es folgte ein Staatsstreich der Hunta.
1974 kam es zum Militärstreich der Türkei. Die Insel wurde besetzt und die
griechische Hunta zurückgedrängt.
26
Große Umsiedelungen waren die Folge – 40 000 bis 50 000 von Süd nach
Nord und 140 000 bis 160 000 von Nord nach Süd.
Jeder 2te war Flüchtling.
Die Türkei siedelte 50 000 bis 80 000 Türken in Zypern an. (Soldaten,
Bauern…)
Es folgte eine große Emigrationswelle auf beiden Seiten nach
Großbritannien, Australien, Kanada und in die USA.
Rizokarpaso eine kleine (Enklave) Stadt mit griech. Zyprioten in
Nordzypern(türk.Teil).
Viele wanderten aus – kaum med. Versorgung, die Alten blieben zurück. Die
Kinder wurden in den Süden in die Schule geschickt. Kirchen wurden in
Moscheen umgewandelt. Die Bevölkerung wurde sehr eingeschränkt. Sie
durften sich nicht frei bewegen.
Eine der wenig übrig gebliebenen Enklaven auch heute noch.
Zypern ist heute Tourismusland und zunehmend urbanisiert.
Die Verkehrssprache ist englisch.
Lászlo Kürti: The Remote Borderland. Transylvania in the Hungarian
Imagination.
New York 2001
Transsylvanien- das Land hinter den Bergen,
Siebenbürgen auf Dt., Ardeal auf Rumän, Erdély auf ungar.
Cluj/ Napoca/ Klausenburg
Zum Weiterlesen:
Elke - Nicole Kappus: Ethnisierte Vergangenheit
In Kokot, Drackle
5. Vorlesung – Hohenbalken – EE- Europa
WS - 5.11.2007
Zypern
Mag.ª Nerina Weiß studierte Sozial- und Kulturanthropologie. Mehrere Jahre
forschte sie zu Identität, Grenze und Rassismus in Zypern. Sie arbeitete dort
mit bi-kommunalen Frauen- und Jugendgruppen an einer friedlichen
Verständigung der verschiedenen Volksgruppen. An den Grenzen von
türkisch und griechisch Zypern gibt es viele zerstörte Häuser, schlechte
Straßen – die Inszenierung eines Kriegszustandes – nach der Grenze scheint
alles in bester Ordnung. Ein starker Kontrast stellt sich dar.
Ambivalentes Zypern
27
Mittlerweile ist Zypern ein Tourismusland in dem sich bis zu 2,5 Mio.
Urlauber (sehr viele aus Großbritannien und Skandinavien) jährlich
aufhalten. Hoher Lebensstandard wurde geschaffen, es gibt aber kaum mehr
traditionelle Strukturen. Es ist aber auch Tummelplatz des Geheimdienstes
aus dem Osten. Sehr hohe Militärpräsenz, die aber wiederum in einer
eigenen Welt leben – mit eigener Architektur, eigenen Medien und eigenem
Abfallsystem.
Forschung auf beiden Seiten
Vor dem Konflikt gab es viele gemischtsprachige und gemischtreligiöse Dörfer. Mittlerweile
gibt es nur mehr zwei davon. Die Flüchtlinge auf beiden Seiten bauten sich eine neue
Existenz auf.
Jugendliche befassten sich mit der Geschichte einer friedlichen Koexistenz. Das Vorhaben
war gemischtsprachige ZypriotInnen zusammenzubringen um auf neutralem Boden eine
Kommunikation zu ermöglichen.
So wurden jeweils vier Dörfer aus dem Süden und dem Norden ausgesucht.
Das Telefonieren war nur über die UN-Leitung möglich, das gleiche gilt für Internet.
Dieses Vorhaben erregte hohe Aufmerksamkeit bei der Politik und beim Militär – das Projekt
wurde nicht gutgeheißen.
Die Aktivisten wurden von der (Geheim) Polizei beobachtet.
Die Idee des Treffens war Vertrauen herzustellen und eine Kommunikation, auf bilingualer
und sogar auf multilingualer Basis zustande kommen zu lassen zwischen den
Bevölkerungsgruppen.
Das Augenmerk wurde auf die kaum erwähnten Gruppen gelegt – Maroniten (griechisch arabische Christen) und Armenier etwa.
Dies wurde von der Obrigkeit nicht goutiert!
Siebenbürgen (Transsylvanien)
Lászlo Kürti: The Remote Borderland. Transylvania in the Hungarian Imagination. New
York, 2001
Kürti studierte in Ungarn und war auch in Amerika tätig. Er forschte in Transsylvanien
(Siebenbürgen,) welchen Einfluss das neue Nationalbewusstsein der UngarInnen in den 90ern
auf diese Region hatte.
Kritische Revalierung – Staatsgründung + Nationalismus
Transsylvanien liegt im heutigen Rumänien und ist die am weitesten entfernte Region der
UngarInnen, jedoch mit hoher kultureller und nationaler Identität.
Transsylvanien gehörte auch mal zu Ungarn – im Zuge der osmanischen Eroberungen – war
es Teil des osmanischen Reiches.
Nach dem Sieg Österreich-Ungarn über die Osmanen stand es unter der Habsburgerherrschaft
und kam nach dem Ausgleich (Österreich – Ungarn) wieder zu Ungarn.
Ab 1918 ist Transsylvanien – mit Unterbrechung – wieder Teil von Rumänien.
Transsylvanien hat eine Plattform für verschiedene Interpretationen geschaffen an denen auch
WissenschafterInnen und KünstlerInnen mitwirkten.
28
Es war ein dritter Raum entstanden –
rumänisch
- ungarisch
- deutsch
- Roma – Szekler – Csángó
Ceausescu machte in den 1960ern eine Politik der Entungarisierung und er ließ etwa
ungarische Namen durch rumänische ersetzen. Und die Bevölkerung mit ungarischen
Wurzeln bekam die schlechteren Jobs.
In den 80ern gab es eine starke Abwanderung von ungarischsprechenden Menschen nach
Ungarn sowie auch eine Revitalisierung der ungarischsprechenden – Tanz- und
Folkloregruppen und eigene Clubs.
Diese wurden teils diskret und teils indiskret von Ungarn unterstützt.
Auch in Ungarn selbst wurden solche Clubs gegründet und es gab einen Austausch zwischen
den „ungarischen“ Ungarn und den transsilvanischen Ungarn. Auf musikalischer Ebene, beim
Essen und es fanden sich richtige ungarische Bauern, die es so in Ungarn gar nicht mehr gab.
Die Jugend fand das wahre Ungarn in Transsylvanien.
Der rumänische Staat sah das mit Argwohn und Skepsis. Die UngarInnen forcierten diese
Zusammenführung indem sie mehr Clubs gründeten, Kongresse von WissenschafterInnen
abhielten und spezielle Einrichtungen (Lehrbücher, Minderheitsunterstützung…) für
ausländische ungarische Minderheiten einführten.
Anfang der 90er verhärteten sich die Fronten zwischen den ung. und den rum. Bewohnern in
Transsylvanien.
Die ung. Transsylvanier gründeten eine eigene Partei.
In einigen Städten kam es zu Straßenschlachten mit Toten und Verletzten.
1991 kam eine neue Verfassung in der die kulturellen Freiheiten für Minderheiten gewährt
wurden.
Es wurde mittlerweile ein ungarisches Konsulat gegründet in Siebenbürgen.
2 separate Realitäten
Eigene Geschäfte, eigene Kultureinrichtungen, eigene Orts- und Straßenbezeichnungen.
Das Zusammenleben gestaltete sich nun schwieriger.
Man ging nur innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe einkaufen und ungarische Zeitungen
gab es nur in ausgewählten Geschäften.
In Ungarn entwickelte sich eine xenophobe Haltung gegenüber Roma und MigrantInnen!
Kürti wollte die Symbole der jeweiligen Gruppen fotografieren, dies wollte aber die jeweils
andere Gruppe verhindern.
In der Vorstellung der UngarInnen von den RumänInnen wurde das Bauerntum
herausgestrichen.
Auch vom deutschen Standpunkt aus wurde dies archaisch gesehen. Rechte forschten nach
deutschen Siedlungen und propagierten dies auch.
Demagogien
29
Es wurde von den jeweiligen Gruppen wissenschaftlich, schulisch manipuliert um nach dem
Zerfall des Ostblocks die eigenen sozialen Elemente zur Ideologie zu machen.
Generationspolitik – folkloristischer Wandel in den politischen Bestrebungen und
Gegenbewegung zur kommunistischen Staatsideologie.
Es ist nichts Einzigartiges, dass politische und wissenschaftliche Eliten zu imaginieren
versuchen Grenzregionen eine nationale Sicht zu entwerfen.
(Zypern, Irland, Basken, Kosovo)
Grenzregionen sind eigene Räume – Border Culture
es gibt mächtigen Diskurs über die eigene Imagination.
Anthropology of tourism
Tourismus + Re(traditionalisierung)
.) temporärer Nomadismus
.) Kulturtourismus / ethnic tourism
.) Stereotypisierungen (vereinfachte Codes – eingeschränkte Verständigung)
.) tourist-native interaction
.) tourist experience
.) staged authenticity – inszenierte Authentizität
Es gibt Versuche auf beiden Seiten zu manipulieren. Bei unerwarteten Begebenheiten sind die
Reaktionen anders als im Alltagsleben.
Die Beziehung ist asymmetrisch, denn die Touristen sind meist privilegiert – reicher und
haben mehr Freizeit.
Meist eingeschränktes Interesse der Möglichkeiten – Kulturtouristen sind interessiert am
Exotischen. Durch den „normalen“ Tourismus ist das Erkennen des „echten“ Verhaltens der
Einheimischen nicht möglich.
Smith – Hosts and guests 1989





Ethnischer Tourismus (Exotik, außergewöhnliche Riten)
Kultur Tourismus (Lifestyle)
Historie Tourismus (historische Stätten)
Environmental Tourismus (Natur, Umwelt)
Recreational Tourismus (3 S – Sun, Sand und Sea)
30
Forschung in der Provence
– wie sich die sozialen Strukturen saisonal bedingt verändern.
Thomas Schippers - Variations 1997/98
M.Mauss – forschte auch.
a.) Domestizierung der Natur
Nur mehr 5% der anwesenden Bevölkerung sind Schafzüchter.
Die bäuerliche Region ist transformiert worden – feuchtes Land wurde trockengelegt für
Hotels, Wohnparks und Campingplätze.
In wenigen Jahrzehnten wurden landwirtschaftliche Regionen in Tourismuszentren
umgewandelt.
Auch reiche PensionistInnen ließen sich hier nieder.
In Peripherien wurden Dörfer in touristischen Attraktionen umgewandelt – Vorgaukelung von
traditioneller Kultur.
b.) Zeiteinteilung im Alltag
Einheimische (Bauern) entwickelten eine zeitliche und räumliche Strategie zur Meidung des
Kontakts und der damit verbundenen Beeinträchtigung durch die Touristen.
Sie benutzten Nebenstraßen und holten die Ernte teilweise schon um 4 Uhr früh ein. Weiters
wickelten sie Geschäfte an der Hintertür ab und bezahlten einen geringeren Preis als die
Touristen.
Lokale Initiation
Bauern waren aber für die symbolische Aufrechterhaltung der Kultur notwendig und so
wurden sie „missbraucht“.
Bei bestimmten Festen und zu besonderen Ereignissen wurden die Bauern und die Urlauber
zusammengeführt – Jahresfeste, Heiligenfeste.
Landwirtschaftliche Tätigkeiten wie die Wein- und Olivenernte wurden für die Touristen
wieder neu erfunden um eine gemeinsame Interaktion herzustellen.
Touristen konnten so dazu gebracht werden länger zu bleiben und auch wiederzukommen.
So konnten und sollten für die Bauern mehr Anreize geschaffen werden um ihre Produkte
besser vermarkten zu können und Touristen für die Bauern interessant zu machen. Sodass
diese nicht nur in den Zentren konsumieren, sondern direkt bei und von den Bauern.
Forschung in Malta
Mitchell – (Schüler Boissevain´s)
Er forschte zur Zeit der europäischen Integration 1992-1994.
Ambivalenz
Zwischen Tradition auf Malta und europäischer moderner Identität.
Es ist geographisches Zentrum im Mittelmeerraum.
31
Die Geschichte Maltas ist von Ambivalenz gekennzeichnet.
Es folgte die Zunahme von öffentlichen rituellen Feiern und monumentalen Festen im
öffentlichen Raum.
Er verbindet das einerseits mit der Globalisierung (Modernisierung) und der stattfindenden
Revalorisierung.
Ein Festhalten an Tradition und Authentizität!
Dies führt zur verstärkten Identifizierung lokaler Gruppen –
 Widerstand gegen neue soziale Kräfte
 Rückgreifen auf Lokalismen wird als Versicherung betrachtet
Aber auch das was in Malta Tradition ist, ist auch sehr ambivalent.
St.Paul´s Fest (10.2.)
Der Nationalheilige Paul soll vor vielen Jahren, noch vor den Römern das Christentum
gebracht haben als er in Malta Schiffbruch erlitten hatte.
1970 wurde in einer Dissertation davon geschrieben, dass Paulus vor Kefalonia Schiffbruch
erlitten haben soll.
Doch der Papst stellte klar, dass Paulus auf Malta schiffbrüchig wurde.
(Pers. Anmerkung: na, grod der wird des wissen)
(Vor)Geschichte Maltas
Malta war vor 1400 von den Arabern regiert worden. Danach von den Christen – Entstehung
der Orden.
Bis 1964 war Malta Kolonie von Großbritannien.
Im 20 Jhdt. gründeten WissenschafterInnen eine italienisch ausgerichtete Partei welche eine
Anschluss Maltas an Italien haben wollte, da der britische Einfluss ihnen zu groß war.
Die Gewerkschaften machten Zugeständnisse und es wurde eine Labourparty gegründet.
Es folgte Konflikte der Linken mit der nationalen Partei.
1975 wurde Malta unabhängig.
In den 1980er Jahren kam es zu heftigen Auseinandersetzungen und so wurde dann St.Paul´s
getrennt gefeiert.
Die nationale Partei berief sich auf die afrikanisch-arabischen Wurzeln und die italienische
Partei zu den europäischen Wurzeln.
Die Labourparty wollte lieber einen anderen Feiertag und den Hlg. Dominik verehren.
Aus Auseinandersetzung wird Touristenattraktion
In de späten 1980ern erfolgte die Einigung die Feste wieder zusammen zu feiern.
Es wurde zum großen, kontinuierlichen Festakt, welches viele Touristen und auch emigrierte
Malteken aus Europa anlockte.
Das Fest dauert 2 Wochen an und es gibt eine TV-Übertragung.
32
Pauls Statue wird durch die Straßen getragen – Vereine, Kapellen, eigene Bruderschaften
schließen sich den Prozessionen an.
Auch Würdenträger aus Italien, Frankreich und Großbritannien geben sich die Ehre.
Weiters ist es auch ein inneres Fest für die Familie und Verwandte.
6.VO EE-Europa –
12.11.07
Stereotypisierungen - „Imagologie“
(Orient, Balkan)
Andre Gingrich: Frontier myths of Orientalism. The Muslim world in public and
popular cultures of Central Europe. In: MESS. Piran 1996. Ed.Bojan Baskar &
Borut Brumen,Ljubljana 1998
Konstruktion des Orients von NICHTkolonialländern.
1- Länder die bedingt. kolonialen Einfluss hatten, wie GB, F, NL, Italien
2 – Länder die Einfluss an den Peripherien hatten
a) Kolonialmächte in anderen Erdteilen: Portugal, Belgien, Nord. Länder
(Schweden und Dänemark versuchten Machpositionen zu entwickeln)
b)Länder die keine klassischen Kolonialreiche waren: A, SP, Russland
3 – Länder die keine kolonialen Kontakte hatten
Finnland z.B.
4 – Länder mit eigener muslim. Bevölkerung hatten
Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Zypern
Orient in Österreich (Gingrich)
Das Verhältnis von Österreich zum Orient und MuslimInnen ist sehr
ambivalent. Gegen türkische MigrantInnen gibt es eine ablehnende Haltung,
an bosnischen MuslimInnen ist ein positives Interesse vorhandne. Dieses ist
durch historische Verbindungen begründet.
33
Ab 1912 wurde der muslimische Glauben in Österreich anerkannt – sichtbar
in der Volksmeinung – und ab 1970 wurde er dann gänzlich anerkannt.
In den letzten Jahrzehnten wird die Ambivalenz wieder deutlicher.
Frontier orientalism: Set von Metaphern und Mythen die in der Volkskultur
und im öffentlichen Diskurs existieren Metapher von Good und Bad Muslims
– v.a. in Grenzländern Es herrscht die Meinung vor, dass TürkInnen nicht
integrationswillig sind und daher die „bösen“ MuslimInnen und die
BosnierInnen die „guten“ MuslimInnen.
Im öffentlichen Raum ist mehr osman. Symbolik zu finden als bosnische.
Das Westliche ist gut und das Östliche ist böse – assimiliert!
Eine Dialektik wie um 1938 (Judenverfolgung)!!
Diskurs Orientalismus diente dazu die „übergreifenden Regeln eines
Umgangs mit dem Orient“ zu kennzeichnen – es ist der westliche Stil für das
Dominieren, Restrukturieren und den Besitz von Autorität über den Orient“
Diskurs über KurdInnen; auch hier wird in gut und böse unterteilt. Böse
sind die, welche links-kommunistisch sind und eine soziale Veränderung
wollen.
Orient (Said)
Edward. W. Said: Orientalism: New York 1978
Der Orient wurde auf Andersartigkeit reduziert. Es ist mehr als eine
altertümliche Auseinandersetzung. Es ist das System eines Denkens von
einem unkritischen Standpunkt aus.
Said wurde wegen seiner Aussagen kritisiert.
Er sagte, dass der ökonomische Kontext nicht beachtet wurde. Er legte die
Interessen der Forscher dar.
Viele Forscher forschte unter falschen Vorwänden – Naturwissenschaftliche
Forschungen als Vorwand etwa.
3 Branchen des Orients

Idealisierung (Weisheit und Kunst des Orients)

Klassischer Orientalismus

Frontier Orientalismus (Elemente der Volkskultur)
34
Die Gemeinsamkeit ist das Ausschließen realer Personen. Die Darstellung
der Frau projiziert – verhüllt, also nicht vorhanden – ausgeschlossen.
Aber auch laszive Darstellung – Harem.
Die Kultur wird über die Stellung der Frau definiert.
BALKAN
Balkan – eine Gebirgskette durch Bulgarien Von Serbien bis zum Schwarzen
Meer.
Bezeichnung Balkan
15. Jhdt - Brief eines Ital. Schriftstellers an den Papst
Haemus - Gebirgskette die Bulgarien von West nach Ost
bulgar. slaw. Name war Ztara planina und Emo
Beginn des 17. Jhdt - dt. Reisender Salomon Schwegger
18. Jhdt Haemus und Balkan nebeneinander gebraucht
1794 brit. Reisende John Morritt
Ausdehnung des Begriffs des Geographen August Zeune 1808
Ami Boué: „la Turquie d’Europe“ – Balkan bezeichnet er von Istrien bis zum
Schwarzen Meer.
Balkan – Balkanisierung
Synonym für Kleinstaaterei, nationaler Zersplitterung
Synonym für Korruption, Unzuverlässigkeit, Verantwortungslosigkeit,
Missmanagement, unbegrenzter Multikulturalismus, Zerstörung der
Zivilisation – mit all diesen Termini wird der Balkan in Verbindung gebracht.
Türk:
emine-balkan (emine von Haemus)
balk: Schlamm
persisch „Bala – Khana“ hohes, stolzes, großes Haus
Weitere Bezeichnungen
„europ. Türkei, Türkei in Europa, Europ. Levante, Oriental. Halbinsel
„Rumelien“
Es gab euch den Vorschlag anstatt Balkan, Südost-Europa als Bezeichnung
zu verwenden.
35
Karl Kaser - Karpaten im Norden, Schwarzes Meer im Osten, der Ägäis im
Süden, sowie dem Ionischen Meer und der Adria im Westen
Slowakei, Ungarn, Rumänien, ehem. Jugoslawien, Albanien, Bulgarien,
Griechenland, geogr. europ. Türkei.
Hoffman
Sieht den Balkan als den Raum vom ehemaligen Jugoslawien, Albanien und
Bulgarien.
Stigmatisierung und die Rolle der Sozialwissenschafter
Becker und Arnold: Stigma as a Social and Cultural Construct:
in S. Ainlay /Becker/
Coleman (Hg.): The Dilemma of Difference. A multidisciplinary View of
Stigma. NY/London 1986
Clifford: „diskursives Erhärten“
Balkanismus + Orientalismus + Rassismus
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
zentrale Eigenschaft des „Balkan“ - Übergangsstatus zwischen West und Ost
Brücke zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen
Etikettierung von halbentwickelt, semikolonial, halbzivilisiert,
halborientalisch.
Balkanistische Diskurs: starr in den kollektiven Repräsentationen und
Mentalitäten
durch Macht, Presse
Balkan – Todorova
Maria Todorova: Die Erfindung des Balkan. Europas bequemstes Vorurteil.
Darmstadt 1999
Sie geht der Frage nach – wer oder was und wo der Balkan sein soll?!
Wie kann eine geographische Bezeichnung zu einem Konstrukt werden?!
Sie wurde sehr kritisiert wegen ihrer Arbeit. Sie sagte, dass Frauen aus dem
Diskurs ausgeschlossen werden. Nur auf das Wehrhafte, Kriegerische, auf
die Waffenbruderschaft, den Aberglauben und die Mystik wird Bezug
genommen.
Nur ein unzivilisiertes, grobes und grausames männliches Konstrukt
(Ritterschaft) wird dargestellt.
Synonym für eine Reversion zum stammhaften, rückständigen, primitiven,
barbarischen.
Diskurs basiert auf Reduktionismus und auf Stereotypisierungen
Balkankriege von 1913 und 1993
(Bericht der Carnegie-Stiftung für Frieden)
36
Balkanismus und Orientalismus sind verschiedene Kategorien. Aber bei
beiden steht die Andersartigkeit im Zentrum.
Es ist die Geschichte
- ahnungsloser Ungenauigkeiten
- Durchdringung der geographischen Bezeichnungen mit politischen,
sozialen, kulturellen und ideologischen Assoziationen
- Loslösung der Bezeichnung vom Objekt + Hinzufügung von ideologisch
befrachteten Stereotypen
-
Ausweitung der Bezeichnung auf eine große Region
Nazizeit
Wurde der Begriff SO-Europa als Wirtschaftsraum zur Vervollständigung des
Dritten Reichs verwendet. Nach 1945 konnte die Bezeichnung daher nicht
geführt werden und es wurde wieder als Balkan bezeichnet.
Die USA verwendet SO-Europa und Balkan abwechselnd.
Bulgarien streicht auch das positive heraus. (Lieder der HaijdukenWiderstandskämpfer)
Türkei auch nicht nur negativ.
Albanien keine Tradition eines neg. Gebrauchs; erst im Postkolonialismus
Rumänien sieht die sprachliche Verwandtschaft als positiv;
Balkanbezeichnung wird als negatives benutzt.
Mit Ceausescu wurde der Balkan herabgewürdigt.
Ehemaliges Jugoslawien im politischen Diskurs wird die Zugehörigkeit
zurückgewiesen – für den touristischen Gebrauch, aber auch für die
Nachbarethnien als negative Aussage wird der Begriff Balkan verwendet.
Griechenland fühlte sich für die Stabilität des Balkans verantwortlich.
Positivum.
37
Akademisch
Gibt es den Versuch einer neutralen Bezeichnung.
Bulgarien – Balkan (Todorova)
Geschichte der Türkei in Bulgarien
Ab 13. und 14. Jhdt. gehörte das heutige Bulgarien zum Osmanischen Reich
(Bulgarien war tributpflichtig bis zum 19. Jhdt.)
Die Bevölkerung Bulgariens hatte das Osmanische Reich nie akzeptiert.
Es gab auch Aufstände der Haijduken und es wurde nur wenige islamisch.
In anderen Teilen, wie auf Kreta z.B. war dies ganz anders; da gab es eine
hohe Konvertierung zum Islam.
Ein Teil der BulgarInnen sind Pomaken(auf Deutsch-Unterdrückung) –
bulgarischsprechende MuslimInnen.
Ein anderer Teil ist die türkische moslemische Bevölkerung. Diese wurden
von den Türken angesiedelt. Ca. 20 – 30% davon am Ende der osmanischen
Herrschaft.
Bulgarien akzeptierte diese nicht und so mussten ca. 100 000 zwischen
1920 und 1925 wieder in die Türkei auswandern.
1947 gab es eine Fluchtwelle von Großbauern und Händlern ca. 250 000
Menschen. Als die KP an die Macht kam wanderten auch viele Kleinbauern
aus, da Bulgarien das Kolchosensystem bekam.
Es gab eine Vereinbarung über das Auswanderungskontingent zwischen
Türkei und Bulgarien.
Nach innen war Bulgarien sehr nationalistisch. So wurden türkische Lokale
geschlossen, die türkische Sprache kaum erlaubt und offiziell gab es keine
TürkInnen sondern islamische BulgarInnen.
In den 1980ern wurden Moscheen geschlossen und es gab eine
Slawisierung. 300 000 emigrierten wieder, ca. 1/3 wurden aus Bulgarien in
die Türkei re-emigriert.
Türkei machte mit Kurden ähnliches!
Karami Kova
Prozess der nationalen Wiedergeburt.
Namen wurden von türk/arab. auf Bulgarisch umgewandelt. Keine relig.
Türk. Feiern mehr, keine türk. Musik, die türk. Sprache verboten. Ab den
50er Jahren wurde es immer schlechter.
38
In den 80ern wurden dann alle Namen geändert. Alles nicht Bulgarische
wurde begonnen zu assimilieren. Es folgten Demos, Hungerstreiks und
Attentate – wobei auch Teile der bulgarischen Bevölkerung diese
unterstützten.
1989 wurden die Ausreisebeschränkungen aufgehoben.
Es gibt aber auch keine homogene Gruppe der türkischen MuslimInnen in
Bulgarien.
Sunniten - Alleviten (diese hatten aber wieder andere Suffimeister)
1970 kam es zur Pomakenassimilation
sie sahen sich gezwungen eine türkische Identität anzunehmen, da neutrale
Formen vorgeschrieben worden waren. Sie fühlten sich als
bulgarischsprechende Muslime der Türkei näher.
Islamische Grabmäler wurden geschlossen!
Todorova beobachtete auch, dass es in den 90er Jahren eine Re-Uralisierung
gab. Zurück aufs Land, da die Eingriffe des Staates in der Stadt größer
waren. Und wieder zurück zu der eignen ethnischen Identität.
7. VO EE – Europa Hohenbalken 19.11.2007 WS
Hidden Subjects – Ambivalent Europeans
ROMA
Stereotypisierungen und Verfolgungen
Rom männl. Form
Romni weibl. Form
Roma Mehrzahl
Selbstbezeichnungen
Roma, Sinti oder Calé
Gadje – Bauern (romanes)
„Zigeuner“
im deutschsprachigen Raum, bzw. „czingari, cygani“ in Osteuropa,
„tsiganes“ in Frankreich, „gitanos“ in Spanien und gypsies im englischen
Sprachraum sind pejorative (abschätzige), abwertende und beleidigende
Bezeichnungen. Stammen von Nicht-Roma!!
Sprachüberlieferungen gibt es nur mündlich. Schriftliches erst in den letzten
Jahrzehnten. Die Geschichte wurde immer von Nicht-Roma geschrieben.
39
Vorfahren
Vor 1300 Jahren wanderten sie aus politischen und sozialen Gründen in
kleinen Gruppen westwärts.
7 – 10 Jhdt. – Wanderung islamischer Sinti in den arabischen Raum.
11-12 Jhdt. – Dynastien der Ghaznawiden wanderten westwärts, längere
Aufenthalte im Iran, Armenien, Kleinasien – viele Lehnwörter aus diesen
Sprachen.
Erste Dokumentation im griechischen Gebiet: 1322 – Kreta
1346 – Korfu
Byzanthisches Reich – athinganoi – die Unberührbaren; war eine eigene
Bezeichnung für eine religiöse Gruppe und wurde auf die Roma übertragen.
Osmanisches Reich – Roma, vor allem Schmiede sind mit dem Heer
mitgezogen. Manche Romagruppen nahmen den islamischen Glauben an
(Türkei, Mittlerer Osten, SO-Europa).
Mittel- Süd- und Nordeuropa waren sie eher katholisch.
Freie Kirchen umwarben die Roma.
Peloponnes – als sie dann weiter nach Zentraleuropa zogen gab es
Anzeichen, dass sie von Ägypten kommen (Klein-Ägypten – Teil von
Griechenland). Daher kommt die Ableitung – Gypsies!
15. Jhdt. – den Dokumenten von Bologna nach, später auch von Zürich
und Frankfurt, waren die Roma wohlhabend und mit Schutzbriefen der
Könige ausgestattet, die ihnen unbehelligtes reisen ermöglichten.
Aber auch andere Händler und Reisende bekamen solchen Schutzbrief.
16. Jhdt. – das Blatt wendet sich. Deutsche Reichsfürsten diskutierten mit
den Klerikern, dass untere Gesellschaftsschichten besser verwaltet werden
sollen. Dies war nur ein Begriff um untere Gesellschaften zu diskriminieren.
Es entstand Zigeunerstereotyp; nicht aus Not, sondern sie ziehen aus
Passion herum. Sie verstoßen mit ihrem nomadischen Lebenswandel gegen
das Gesetz, weil sie sich dadurch außerhalb der Gesellschaft stellen.
17. Jhdt. – Nach dem 30 jährigen Krieg wurden die Umstände für die Roma
noch schlechter. Es folgten Handelsverbote, Lagerverbot innerhalb der
Stadtgrenzen und auch Strafen für Unterstützungen von Dritten.
1721 – Kaiser Karl IV ließ Verhaftungen vornehmen und strebte die
Vernichtung der Roma an. Auch umliegende reiche haben das übernommen.
In der Steiermark gab es drakonische Strafen: Hexenprozesse,
Versklavungen, rädern, brandmarken, Hinrichtungen und Deportation in die
Kolonien in Afrika.
Manche Fürsten im Burgenland ließen die Roma jedoch gewähren, da sie als
Schmiede eingesetzt werden konnten.
40
1802 – spanische Roma wurden nach Amerika – Louisiana deportiert.
1855-56 – In Osteuropa – Rumänien – wurde die Sklaverei, die für die Roma
galt, abgeschafft. Es gab Leibeigene in Moldawien und in der Walachei. Sie
waren Eigentum des Staates.
Vossen:
- die ursprünglich osteuropäischen Roma
- die mitteleuropäischen Sinti und Manusch
- die südwesteuropäischen Calé oder Gitanos
Heute gibt es eine Vielzahl von Untergruppen:
Lovara – Pferdehändler
Kalderasch – Serbien, Ungarn
Ursari – Schausteller (mit Bären z.B.)
Arlige – Mazedonien, Kosovo
Es wurde von einigen übereifrigen WissenschafterInnen angenommen, dass
sie ein Kastenwesen hätten, da sie ja ihre Vorfahren in Indien haben. So
wurde das indische Kastenwesen 1:1 übernommen – dies ist absoluter
Schwachsinn!!
Anzahl – USA, Kanada, Mexiko, Türkei, Europa – ca. 40 Mio. Roma.
In Österreich 10 000 – 40 000. Seit 1993 anerkannt (jedoch nur
die Lovara fallen unter das Volksgruppengesetz)
Viele Burgenlandroma sind nach Wien gezogen. Und es gab viele
ArbeitsmigrantInnen in den 1960ern.
Wulf D. Hund: Das Zigeuner-Gen. Rassistische Ethik und Geist des
Kapitalismus. In : Zigeuner. Geschichte und Struktur einer rassistischen
Konstruktion. Duisburg 1996
Cosmographie – von Münster; die Wanderungen unternahmen sie aus ihrem
Wesen heraus; sie seien religionslos (obwohl getauft); dunkles Aussehen wird
mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
1650 – J. Thomasius – Versuch die Vorurteile zu klären
41
18. Jhdt. – Grellmann bezeichnete die Roma als schmarotzende Nomaden;
diese könnten wegen ihres orientalischen Gemüts, nicht zivilisiert leben. Es
wurden Vorfälle konstruiert.
1780 – Anklage wegen Kannibalismus (wie auch später gegen JudInnen).
Trotz nie begründeter Vorwürfe wurden 40 Roma hingerichtet.
Zitategemeinschaft – Mit Berufung auf Grellmann, Thomasius und Münster Tsiganologie!
(Heute gibt es in der Wissenschaft – Romologie.)
Diese Gemeinschaft stand im Dienste der staatlichen Politik um das negative
Bild zu verschärfen.
Es kam zu vielen Zwangsaussiedelungen (auch unter Maria Theresia) im
Burgenland. Pferde und Wägen wurden ihnen weggenommen und ein Platz
außerhalb des Dorfes wurde ihnen zugewiesen. Sie wurden jedoch nicht mit
genügend Mittel ausgestattet.
Immanuel Kant - Beitrag zur Schaffung des „Zigeunerstereotyps“
Roma sind nicht für permanente Arbeit geschaffen, sie
sind rastlos und haben einen Wandertrieb.
Weitere Vorwürfe – unterste Menschheitsstufe, da begierdenergeben,
müßiggehende und gesetzbrechende Asoziale. Primitive Fremde mit
kindlichem Gemüt!
1911 – Gedenkschrift zum Zigeunerwesen, es wurde auch die erfasst die
ohne einen Beruf zum Zwecke der Schaustellerei nomadisierten. Das
besondere Augenmerk ging bis zur Verfolgung dieser Personen.
1920er – Zigeunerkartothek – nun wurden alle auch bildlich erfasst. Die
Polizei stellte Kriminalfälle nach und konstruierte Festnahmen – Burgenland
Es folgte Wahlrechtsentzug, Staatsbürgerschaftsabspruch da ja rassisch
minderwertig;
Es gab Zigeunerschulen in denen nur etwa das Violinspielen und
Landwirtschaft, aber nicht schreiben und lesen unterrichtet wurde.
Der Fall Justin
Nürnberger Gesetze von 1935 „Reichsbürgergesetz“ und „Gesetz zum Schutz
des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“
1936 wurde die Rassenhygienische Forschungsstelle gegründet, Leiter
Robert Ritter, Mitarbeiter Eva Justin, Sophie Ehrhardt und Adolf Würth
42
Eva Justin
war Krankenschwester, sie lernte romanes und betrieb Ahnenforschung. Es
gab 1939 den Festsetzungserlass (kein Roma oder Sinti durfte seinen
Aufenthaltsort verlassen) und 1940 wurde ihre Deportation beschlossen. Alle
sollten ermordet werden. Es wurde „beraten“ ob Kinder umerzogen werden
könnten.
Hauptmitverantwortliche war Eva Justin und Ritter die Kinder zur
Untersuchung bekamen wer nun Mischling sei, wer Zigeuner und wer wohin
eingewiesen wird.
Die beiden erstellten Gutachten wer deportiert wird.
Sie schrieb eine Dissertation über Lebensschicksale der Romakinder. Sie
führt an, dass es einer rassenideologischen Lösung bedarf.
Thurnwald - ein sehr umstrittener Wirtschaftsethnologe betreute die
Dissertation und bewertete sie mit „gut“.
Nach dem Krieg
Ritter – Leiter einer Fürsorgestelle in Frankfurt
Justin – Kriminalpsychologin bis in die 1960er (sie wurde erst 1962,
nachdem ein Film mit ihrer vergangenen Tätigkeit gezeigt wurde,
suspendiert)
Arnold – Attestierte den beiden nichts Unrechtes (war noch bis 1976 ein
anerkannter Ethnologe – er schreib: Wer ist Zigeuner?)
Ehrhardt – sie erhielt einen Teil der Forschungsstelle und forschte mit
diesem Material in Tübingen weiter
TRAVELLERS
Judith Okely: The Traveller Gypsies. Cambridge Univ. Press 1983
Sie sieht die Geschichte sehr kritisch. Die Wanderungen der Roma waren
eher auf der Armut begründet.
Sie zogen die mobile Lebensweise und die Unabhängigkeit dem Sesshaften
Abhängigen vor.
Ein Vertreter, Handlungsreisender der das ganze Jahr unterwegs ist und
handelt und verkauft, aber eigentlich einen Wohnsitz hat, wäre demnach
auch ein „Zigeuner“.
43
Irish Travellers
nennen sich in ihrer eigenen Sprache die– Minceir
25 000 in Großbritannien
5 000 in den USA
Sprache
Shelta (keltische Sprache)
scotisch Travellers: Nawkens, in ihrer eigenen Sprache Cant, Cant hat drei
Dialekte (Highlands, Lowlands, Borders) die eine Mischung aus Romanes,
Gälisch, Schottisch und Shelta ist
Bezeichnung
Tinker (gegen Autoritäten auflehnende)
pejorativ - Kesselflicker, aber auch Pfuscher
Jenische:
Deutschland, der Schweiz
PERIPATETISCHE GRUPPEN
Von Aparna Rao (indischstämmige Deutsche)
The Concepts of Peripatetics. An Introduction.
In A. Rao: The other Nomads
non- food producing

Präferenz zur Endogamie

Wandernde Gemeinschaften die meist vom Verkauf der Waren und von
spezialisierten Dienstleistungen für Sesshafte und Nomaden leben

Unterschiedlicher Grad an Mobilität
Es gibt auch schon etliche Roma die sesshaft sind und nur von Zeit zu Zeit
„nomadisieren“.
z.B. Sinti in Deutschland und Bulgarien
Roma in Griechenland.
44
8.VO
Konzepte und Forschungen über Familie und Verwandtschaft
J. Goody: „Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa „
M. Segalen: Die Familie. Geschichte, Soziologie, Anthropologie.“
Fallbeispiele von Verwandtschaft und Namensgebung (Bulgarien,
Griechenland, Italien)
Neue Formen von Familie und Verwandtschaft
60er Jahre
Individuum rückt in den Mittelpunkt, davor war dessen Position in der
Gesellschaft.
Früher war wenig Augenmerk auf politisch-korrekte Terminologie (sehr
durch biologische Beziehungen determiniert, wenig Augenmerk auf soziale
Komponente)
70er Jahre
Bourdieu: sehr viele anthropologische Arbeiten verfasst. Forschung in
Algerien. Man sollte lt. Ihm Verwandtschaft nicht so eng sehen: V.
entscheidend für: soziale Beziehungen, Weitergabe von Sprache Erinnerung
-> Konstruktion des Selbst -> Symbolisches Kapital.
2 Wichtige Arbeiten:
1. Martine Segalen „Die Familie. Geschichte. Soziologie. Anthropologie“.
Vergleich europäischer Gesellschaften mit afrikanischen. Auflösen der
Dichotomie „Wir“ und „die Anderen“. Lässt kritische Ansätze zu.
2. Marilyn Strathern: Vergleich europäischer Gesellschaften mit
melanesischen.
Maurice Godelier
- V. in jeder Gesellschaft vorhanden
- In wie weit verwandelt sozialer Wandel das Haushaltssystem und in
weiterer Folge die V.?
- Mehr auf Haushalt fokussieren
Martine Segalen
- Es wird oft das Augenmerk auf kognatische Verwandtschaftssysteme in
Europa gelegt, dadurch wurden wenige Differenzierungen gemacht ->
Dichotomie entstand: europ. V. eher biologisch konstruiert, Abstammung
nicht so wichtig. Im Gegensatz dazu wurden außereuropäische
Gesellschaften konstruiert.
- Bsp: Schottischer Clan: eher patriachisch, trotzdem Namen der Mutter.
Patrlinearität wichtig
- Segalen warnt vor rigider schematischer Klassifizierung weil V.systeme
sich im Laufe der Zeit ändern können. Abhängig von histor., sozialen,
politischen Gegebenheiten. Bsp: Kurden: eigentlich patrilinear, aber
trotzdem kognatische Elemente
45
Vorschlag zur Untersuchung von bäuerlichen Gesellschaften:
1. System der Stammesgesellschaft (lineage, Clan
2. System der engeren Verwandtschaft
3. System der häuslichen Gemeinschaft
Ad 1:
 V. strukturiert die Beziehungen zw. den Haushalten im Dorf
 Es gibt zwar grundsätzlich soziale Beziehungen durch zb: Sportverein
oder polit. Arbeit; aber man kann genauso von einem Clan sprechen, weil
man erinnert sich an Vorfahren, hat Pflichten, kennt Familienideologie...
 V. bewirkt vieles: Aneignung des Bodens, definiert Identität der Familie,
landwirtschaftlicher Besitz bzw. Zugang zu Ressourcen.
Ad 2:
 Was bedeutet engere V.? System zentriert sich um Individuum:
Blutsverwandte, Angeheiratete, Patenschaften
 Wichtig: weder gemeinsame Rechte bzw. Ressourcen, sondern Netz von
sozialen Beziehungen. Verschieden wann welche V. zum Einsatz kommt.
Rolle des Geschlechts.
 In vielen europ-/franz. Gesellschaften diese enge V. sehr wichtig. Franz.
Parentèle Engl.: kindred
Ad







3:
Gesamtheit der ökonom. sozialen Beziehungen muss beachtet werden
Egalitäre und nichtegalitäre Systeme, dazw. noch andere Formen
Bsp: Eric Wolf: Südtirol-ITA: versch. Erbsysteme: Anerbrecht (einer
kriegt alles) geht zurück auf Röm.Recht.
Wer Hof erbt ist in FRA ganz verschieden. FRA-Ö-CH: Nichterben
bekommen Mitgift. Auch symbolischer Wert damit verbunden..
Südfrankreich: Nicht bei Geburt sondern bei Heirat wir entschieden wer
erbt. Oft das letzte Kind: ultimo genito
In FRA eher egalitäres System, Bsp. Bretagne: Hof wurde oft an alle
Kinder vererbt, aber einer wurde bestimmt (meist der jüngste Sohn) der
die Eltern im Alter zu versorgen hat. Also: Hof wird zerstückelt, aber man
verpflichtet alle Kinder dazu ihre Anteile am Hof dem Kind zu verkaufen,
das sich dafür entscheidet denn Hof zu übernehmen. Verbunden damit:
Bauern waren oft nicht Besitzende des Hofes (Wohnsitz und Hof oft
gewechselt) Folge: symbolische Bindung an den Hof nicht mehr so stark.
Dieses egalitäre Prinzip gilt meist nur für Söhne, Töchter hatten oft
Recht auf bewegliche Güter oder Waldparzellen
Da wo egalitäres System herrscht muss es natürlich Gegenstrategien
geben damit Hof weiterleben kann: Oft Zusammenschluss von
verheirateten Geschwister-> 2-3 Pärchen bewirtschaften Hof.
Auch in Ö schwer zu sagen welches Erbrecht, regionale Unterschiede
 In Italien: 2 Extreme, 2 Systeme: Nea..... und ka...
 Kleine Höfe bei denen die männl. Linie dominiert
 Ostküste: versch. Erbschaftssysteme: auch mit weiblicher Nachfolge
 Sardinien: Frauen ganz wichtig für Erbsystem
46
 Segalen „15 Generationen von Bretonen“
Viele histo. Untersuchungen von ihr. Stellte 3 Typen fest:
1. Stillschweigende Gemeinschaft
2. Jugoslaw. Zadruga
3. Stammfamilie
1. Stillschweigende Gemeinschaft
 In Zeiten von Krieg und gr. Unsicherheit -> Zusammenschluss von
Fremden (meist Kernfamilie)
 Hauptcharakteristika: Arbeits- und Güterteilung, gemeinsamer
Haushalt, Gemeinschaftswohnung. Güter (Boden, Wasser, Geräte)
gehören der Gemeinschaft.
 Jeder hat Anspruch, kann man aber nie alleine einfordern. Jeder hat
Recht auf Versorgung, kann man sich aber nie auszahlen lassen
 Frauen und Männer konnten wählen
 Mittelalter in FRA: 40-100 Menschen-rund 40 Familien. Meister wurde
gewählt (älterer Mann) war Leiter. Meisterin (keine Verwandte des
Meisters) war für Nahrungsmittel, Kleidung usw. zuständig. Es kam oft
zu endogamen Heiraten. Oder Frauen heirateten hinaus und bekamen
kleine Mitgift.
 Versch. Gründe für Zusammenschluss, versch. Gründe für das Auflösen
der Zusammenschlüsse
HUTTERER (oder Habaner): Bewegung in Tirol gegründet,solcher Verbände
auch Haushaben genannt. Wurden immer wieder verfolgt. Gingen nach
Mähren, da sie dort von Herrschaft gewünscht waren
-
Auch im burgenländ/ungar. Grenzgebiet gab es sie
17./18. Jh. Habaner tauchten auf, viele unter ihnen haben sich auf
Töpferei spezialisiert->deswegen holten Herrschaften sie. Auch viele Ärzte
und Gartenbauspezialisten
Viele Hutterer sind von Mähren in die Ukraine gesiedelt. Die meisten
Nachfahren von ihnen sind heute Amish People
Kein individueller Besitz
Stillschweigende Gemeinschaft nicht mit Dorfgemeinschaft verwechseln.
Dorfgem.: z.B. Holz- oder Weiderechte auf ganzes Dorf übergeben
2. Jugoslaw. Zadruga
- Gemeinschaftsvermögen, aber eigene Wohneinhei für Kernfamilie
(Unterschied zu Stillschw G.)
- Vermögen in der Hand der Männer, Gemeinschaft konnte weitere
Männer adoptieren
- Gewählter Leiter, war auch religiöser Führer, hatte wissen über Riten zu
Schutzheiligen
- Bauten für Kernfamilie entwickelten sich zu eigenen Haushalten
- Industrielle Revolution, Migration, Aufteilung der Arbeit usw. führten zur
Auflösung des Gemeinschaftsbetriebs
- Nur Männer konnten wählen
47
3. Stammfamilie
- 3 Generationen unter einem Dach lebend und arbeitend (Eltern, Kinder,
Enkelkinder) auch Angestellte und Unverheiratete dabei
- gemeinsamer Haushalt, gemeinsame Nutzungsrechte
- Transformationen werden oft nicht beachtet
Mythos Großfamilie
1980er Diskurs basierte auf Mythos dass die westliche Kernfamilie das
Produkt der Industrialisierung ist
Soziologie: Kernfamilie ist Produkt des Kapitalismus, der Urbanisierung
Anthropologie geht weiter ..... siehe:
Jack Goody
- Grundalgen für diesen Familientyp liegen einige Jahrhunderte zurück
- Nicht Industrialisierung und Globalisierung als Grundlage sondern
Christianisierung
- Dadurch wurden der Gesellschaft neue Wesenszüge aufgezwungen, alles
basierte mehr und mehr auf Familie
- Eheschließung wurde im 12. Jh. ein Sakrament
- Praktiken wie Adoption, Cousinenheirat, Levinatsehen,
Scheidungsverbot, Eheschließung unter Verwandten verboten. Exogamie
ist super
- Verbote weil Kirche sich Zugang zu Eigentum verschaffen wollte. Bei
engen Heiraten bleibt Vermögen in Familie, bei Adoption bleibt Vermögen
bei Kinder -> wenn Adoption verboten ist, muss sich ja jem. um die
Kinder kümmern-> Kirche, bekommt somit Eigentum
- Levinatsehen: wenn Mann stirbt, muss Bruder die Frau nehmen, so wird
das Eigentum aber nicht für Kirche zugänglich
-
-
Durch diese Verbote kam die Kirche in Besitz von großen Länderein
Widerstand dagegen sehr groß, v.a. bezügl. Exogamie
13./14. Jh. ab 4. Grad ist es erlaubt zu heiraten, im 3. Grad heiraten
nur mit Dispenzmöglichkeit (Ansuchen um Heirat und zahlen)
Begründung der Kirche mit sozialen und moralischen Elementen
(Schamgefühl könnte verletzt werden)
Heiratsverbote aber auch auf spirituelle Ebene ausgedehnt: Tauf- und
Firmpaten, Ammenwesen (wenn Mutter nicht stillen kann und
Milchverwandtschaft entsteht) Kirche gegen Ammenwesen
Reformbewegungen. Luther gegen Dispenzzahlungen wenn man Paten
heiraten will
Durch Reformationsbewegungen gab’s Diskussionen über Ehe, Luther
gegen Ehe als Sakrament
48
Untersuchungen zu neuer Verwandtschaft – Neue
Reproduktionstechnologien
IV-Fertilisation
- Gegen biologische Annahmen zu Vw. Neuer Blickwinkel
- Segalen: neue wichtige Dimensionen der Vw.
- Bourdieu: während in ruralen Gesellschaften das Individuum eine
Ressource ist, ist in modernen Gesellschaften die Familie eine Ressource
für die Identität
Marzio Barbagli
Unterschied in Familie in Italien
90% der...
In Italien: regionale Unterschiede: Toskana, Lombardei: Unverheiratete eher
bei Eltern (Wohnungen teuer)
Neolokale Wohnfolge eher im Süden, eher Kernfamilie
Eltern – Kind – Beziehung
Schultheiß: Positionen in FRA, D, ITA, GB verglichen
Ursache in Sozialhilfe, aber nicht die einzige Ursache. Meint in FRA mehr
Augenmerk auf intergenerationale Beziehungen
Petko Aristov
- Arbeit zu einem Fest für den Schutzheiligen
- Ausgewählte Dörfer bestanden aus komplexen patrilinearen Haushalten
- Soziale Beziehungen über 3 Generationen hindurch blieben trotz
Enteignung aufrecht
- Transformation passierte: heute wird nur mehr an 3 hl. Kirchentagen
gefeiert. Verwandte, Paten, Milchverwandte besuchen einander. Die
Familien die sich gegenseitig besuchen, gilt Heiratsverbot
9.VO
Vortrag Carles Salazar
'Seeing and believing: A European case-study in the Anthropology of
Religion'.
My purpose is to use a case of Marian apparition that took place in Ireland
in 1990 in
order to illustrate different perspectives (cognitive and hermeneutical)
in the analysis of religious experience.
Das Erleben der Religion
Bedeutung ist intersubjektiv und allgemein bekannt.
Subjektive im Privaten wird allgemein bekannt durch->
Bedeutung
-> Soziale Interaktion, Kommunikation
49
Erkenntnis
Kognitive Strukturen dadurch Informationen -> präkulturell und universal
Bedeutungen sind kulturelle Formen
Individuelles Erleben
1. Intersubjektive Dimension
2. Objektive Dimension
Antagonistische Wege des menschlichen Verhaltens
Das Erleben der Religion / eines religiösen Ereignisses
Religiöse Erfahrung: James: Erleben eine übernatürlichen ist sehr privat
und persönlich. Unterscheiden sich von normalen Erfahrungen. Diese
besondere Erfahrung transformiert einen.
Religiöses Erleben:
1. Außergewöhnlich
2. Innere Transformation des Selbst.
3. Aufhebung der ontologischen Institutionen
Erleben des Religiösen:
1. alltäglich
2. Keine innere Transformation des Selbst.
3. Anwendung der ontologische Institutionen
IRLAND
Marienerscheinungen allg.: häufig nach `45, in Spanien nach dem
Bürgerkrieg. Werden meist von Kirche nicht anerkannt. Die meisten
Erscheinungen in katholischen Länder. Berühmtes akzeptuertes Bsp:
Medjugorje.
Juni 1990: Erschienung auf der Wand einer kleinen Kirche: Jungfrau Maria,
Hostie, Dreifaltigkeit
Von Zwillingen gesehen. Nachricht: Ich fordere eine Erneuerung der
Verehrung der Eucharistie.
Am 22. Juni: Frau sah was: Diesmal das Baby im Bauch und Profil
2 ½ h dort gewesen und gebetet-> eigentlich nicht so religiöse Person->
Bilder waren außergewöhnlich
Verschiedene Menschen sahen versch. Sachen. Priester suchte nach
logischer Erklärung-> viell die große Hingabe der Menschen in diesem Dorf.
25000 Menschen kamen (2000/Tag) zum Pilgern. Anleitungen wo man
schauen muss; Nach ca. 1 Stunde sieht man was.
Das Sehen war außergewöhnliches religiöses Erlebnis für die Menschen.
50
Salazar will die 2 Perspektiven zusammenbringen: Religiöses Erleben –
Erleben des Religiösen
Experience of ordinary reality
Religious experience
SEEING
BELIEVING
NATURAL
->
Experience of religious event
->
SEEING AND BELIEVING
SUPERNATURAL
Hiperactive agent detection device (HADD)
Makes the subject suscepitble to overestimate the responsibility of agents for
outcomes when situations don’t objectively justify it.
Die Tatsache dass so viele Leute in dieser Kirche waren, kann nicht durch
den Glauben an Natürliches geklärt werden, da sich die Menschen dort
Übernatürliches erwarteten.
10.VO
„Ökonomie - Transformationen und Integrationsprozesse“
Und die Europäische Union ethnologisch betrachtet
Mit Fallbeispiel: Fischerei in Portugal,
Ökonomie in der von Sorben bewohnten Region,
Samen: traditionelle Ökonomie, Wandel und Forschungsgeschichte
Konzept der inneren Peripherie – Nolte, Hans Heinrich: Europäische
Innere Peripherien – Ähnlichkeiten, Unterschiede, Einwände zum Konzept.
1997
-
Region innerhalb eines Staates, in dem die Bedingungen so organisiert
sind, dass die Vorteile aus dieser Region, einer anderen Region innerhalb
des Staates zu gute kommen =innere Peripherie
-
Äußere Indikatoren: wie Pro-Kopf Einkommen, Prozentsatz der
Arbeitslosen, Entwicklung der Arbeitnehmerzahlen, Migration,
Industriearbeitereinkommen. komplexes Bündel von Vor- und
Nachteilen, von Chancen und Einschränkungen
Wirtschaft und Sozialstuktur, Religion, Ideologie und Politik
miteinbeziehen
Weitere Faktoren: weniger naturgegebenes Nutzungspotenzial führt dazu
dass wenn Rohstoffe vorhanden sind und abgezogen werden die
Bevölkerung dazu gezwungen wird, saisonal umzuziehen. Wenn sich
Industrie in Peripherien ansiedelt, dann eher einfache (wenig Lohn,
hauptsächlich Textilindustrie). Bestimmte Arten des Tourismus:
-
51
Erholung – Zweitwohnsitz oder Arten des Tourismus die in anderen
Regionen nicht möglich sind wie z.B. Motorsport.
-
-
Wenn in solch einer Peripherie qualitätsmäßig schlechte Rohstoffe
vorhanden sind und das Zentrum zu weit weg ist (Transport teuer) ist die
Region nicht imstande sich aus eigenem Antrieb zu entwickeln –
Subsistenz..........
Inner Peripherien oft weniger wohlhabend, werden als „unverdorben“
angesehen (Natur und Tradition)
Nolte zeigte dass staatliche Subventionen nötig sind. z.B: Wales
Vergleich von inneren Peripherien Europas vorgenommen. Bsp. von der
Frühen Neuzeit bis in das 19. Jhdt für innere Peripherien sind: Irland,
Wales, Andalusien, Katalonien, Süden und Westen Frankreichs,
Böhmen, Polen östlich des Bug, Tatarstan (östlich von Moskau, vor dem
Ural, Rund um kujbyschewer Stausee, Hptst. Kasan) die Südukraine
-
Komparativer Ansatz (Vgl. der Regionen). Welche Faktoren führen dazu?
Resultat: Keine gemeinsame historische Entwicklung erkennbar. Wichtig!
-
Zu wenig betrachtet: polit. Prozesse, die Regionen zu Peripherien
machen.
Erklärungskraft des Konzepts findet dort Grenzen wo geographisch
begünstigte Räume wie Andalusien oder Tatarstan mit politischen
Mitteln zu Peripherien gemacht worden sind. Ausweitung des Konzepts
in den 90er Jahren
Strukturelle Veränderungen im Laufe der Zeit. Peripherien können sich
ändern, können zu Semiperipherien oder prosperierenden Regionen
aufsteigen (Katalonien v.a. durch den Tourismus)
Mehr Augenmerk auf Nationalbewegungen. z.B: Wales zeigt schön dass
durch den Zugriff auf Ressourcen sich die Gegend weg von Peripherie
entwickelte.
-
-
-
Sondertypen der Peripherie waren militär. Grenzzonen wie z.B. Ukraine
und Ö
Ukraine war eine Grenzregion als Grenzzone zwischen den Moskauer
Fürstentum und den Tataren und Osmanen
österr. Militärgrenze im 15. und 16 Jhdt im heutigen südlichen Kroatien
und nördlichen Bosnien
Charakteristika: Grenzsaum im ständigen Fluss, wenig kontrollierbar,
hohe Mobilität der Bevölkerung, Zerstörungen durch die
Truppenverbände, Wüstungsvorgänge verändern laufend die
Besitzverhältnisse, Pachtabgaben und Steuerabgaben sind nicht regulär
einzutreiben
EU als anthropologischer Forschungsgegenstand der KSA
-
um Zusammenhänge zwischen lokalen Gemeinschaften und regionalen,
52
-
nationalen und überstaatlichen Einflüssen zu erforschen
Fragen der Urbanisierung, Industrialisierung, der Bürokratisierung,
Welche verschiedene Stufen der Integration in die EU – der hohe Grad an
Zentralisierung, Langzeit-Prozesse
Die EU selbst als KSA- Untersuchungsgegenstand ist eigentlich erst sehr
spärlich untersucht worden
Chris Shore „Building Europe. The Cultural Politics of European
Integration“. 2000
Es gibt zwei Arten des Zugangs
1. top down approach - wo die EU von oben betrachtet wird als ein
politisches und soziales System z.b. hat Chris Shore auch die EUBürokraten („Eurokraten“) auf höchsten Ebenen untersucht.
Integrationsprozesse und Ideologien hier untersucht
2. bottom up approach - wo von lokaler Ebene oder von kleineren
Institutionen ausgegangen wird und der Einfluss der EU untersucht wird
Bellier und Wilson „Anthropology of Europe“ 2000
- Gingen ersten Weg. Fragten was bedeutet Europäisierung?
Europabildung? Was verstehen Länder darunter? Zeigten Studien welche
untersch. Vorstellungen es dazu gibt
- Das Projekt EU definiert Öffentlichkeit und neue kulturelle Räume, ist
kulturelles Objekt. Ist für Außenstehende oft diffus, deswegen sind
Studien nötig was die einzelnen Länder Möglichkeiten haben die
Förderungen auszuschöpfen. Welche (Macht-) Strukturen sind hier
entstanden?
- EU ist eine neue politische Einheit, aber viel ist dem Modell eines
Nationalstaates nachempfunden. Deswegen stellt sich die Frage wie
unterschiedl. Vorstellungen einer europ. Identität auf eine Ebene
gebracht werden.
-
Viele Methoden und theoret. Ansätze der KSA hinken hier ein bisschen
nach -> Nachholbedarf der KSA wie mit solch gr. Einheiten umzugehen
ist.
Reihe von Studien im Sinne von Bottom up aproach
Dorle Dracklé „Europäische Bürokraten und Fisch“ 1996
Forschungsgebiet ist der Landkreis Odemira im Nieder-alentejo, S-Portugal.
1991 – 1994
-
Ausgangsthema ist die Situation der Fischer, die sich in letzter Zeit
verschlechtert hat durch Fischfangquoten(der EU) Einkommenseinbußen
->Einfluss ökonom. und bürokrat. Ebenen auf lokaler Ebene
Mehrere Ebenen des Konflikts und Unmuts der Fischer und Bürokraten
(mussten z.B. Führerschein machen)
EU sah Modernisierung der Fischerei darin die gr. Kutter zu
53
-
unterstützen. Folge: Küsten leergefischt, deswegen fischten sie von nun
an vor afrikan. Küsten
Durch EU-Bestimmungen gabs lokale Kontrolleure, die vom Fischen
keine Ahnung haben
Lokale Bürokraten nutzen Fischer um Förderungsanträge einzureichen.
Meinten so helfen sie den „traditionellen, originalen“ Fischer -> kein
reales Bild ->widersprüchliche Interpretation von Alltagspraktiken
Diese Widersprüche auf vielen Ebenen. Diskrepanz zw. Fischer und
Bürokraten
Was Basis für nachhaltige Entwicklung und authentische Fischerei ist,
wird immer noch diskutiert
„sustainable development“?
Sardinien
Klemens Ludwig: Ethnische Minderheiten in Europa, 1995
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Ähnlich wie bei Malta, hatten viele Mächte Interesse an an Sardinien: Im
11. und 12. Jhdt herrschten Genua und Pisa, spanische Fürstenhaus
Aragon – 4 jhdt lang, Habsburger, Savoyen. Ab 1861: Teil des
wiedervereinten Italiens
Durch diese vielen Eroberungen-> Tendenz der Bevölkerung sich in
gebirgige Regionen zurückzuziehen
Widerstand gegen Herrschaft war keine Ausnahme. Form dieses
Widerstands war das Bandenwesen
Ausgeprägte Hirtenkultur (v.a. Schafe) Großteil der Bevölkerung im
Gebirge mit kommunalen Besitz für Getreideanbau und Viehzucht
Heatherington Studie Ende der 90er zu Naturpark „Gennaigentu“
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Innerhalb dieser Region gibt es einen Eichenwald der lt. WWF besonders
schützenswert ist. Sie betrachtete Strukturen der Förderung und Politik
von NGO’s (Natura 2000 und Förderprogramme der EU)
Naturorganisationen hatten reduziertes Bild zu „schützenswert“ weil die
Sichtweise der Verantwortlichen von Allochronismus geprägt ist
A. besagt das es in anthropolog. Diskursen einen Mechanismus gibt der
es immer wieder eine Distanz zw. Beobachter und Beobachteten schafft.
Es wird nie genau definiert wann etwas ist. Vergangenheit und
Gegenwart verschmelzen) Zeitlichkeit wird verwendet um
Rückständigkeit zu zeigen
Bevölkerung europ.Abstammung dort wo Tourismus floriert (sehr teuer,
v.a. NO.Küste, wurde von Prinz Aga Khan gekauft-> Costa Smeralda)
Bis in frühen 60er hatten Menschen dort Herden, Viehzucht hatte
symbolische Bedeutung-> man handelte im Sinne der Gemeinschaft.. Ab
späten 60ern Viehzucht eher als Nebenerwerb, trotzdem gr Bedeutung
Naturprojekt wurde NGO’s gesehen um globale Maßstäbe des
Umweltschutzes hier anzuwenden
Für Politik auch super-> durch Park wäre das Land zugänglich
(unruhiges Gebiet)
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Menschen die für den Park waren wurden dargestellt als Vertreter einer
indigenen Kultur, in Zeitung wurden sie jedoch als Banditen dargestellt
(Banditentum und Herdentum, beide Bilder wurden miteinander
verknüpft. Dieses Bild ist schon im 18. Jh entstanden)
Durch ökonom. Druck leisteten Bauern und Hirten Widerstand gegen
Autoritäten und neue Politik(mit mehr Steuerabgaben verbunden)
Widerstand wurde aber nicht als indigener gesehen sondern mit
Rückständigkeit und Unfähigkeit zur Veränderung der Hirten gesehen.
Im 19. Jh und in 60er
Diese archaische Haltung der Hirten wurde von NGO’s mit Wildheit der
Natur verbunden. Darsetllung eines Wilden Westen-> dem gegenüber
wollte man Naturpark mit globalen Maßstäben um Gebiet allen Italienern
zugänglich machen
3 Arten des Widerstands
a. Lokale Beamte
b. Anonyme Extremisten - Antiparkfront(Gewalt, Banditen
entführten Touristen usw.)
c. Bewegung von tausenden friedlichen mit Folkfestivals usw.
- Laut Autorin hatte Widerstand Ziel, trotzdem steht der Park lt. Papier
schon, bis heute Thema
11. VO
Religion in Europa
Einführung
João de Pina-Cabral: The gods of the Gentiles are demons. The problem of
pagan survivals in European culture. In: Hastrup, Kirsten: Other histories.
EASA, London & NY. 1992
Jahrhunderte der Kultur von Ähnlichkeiten in Nordportugal
Quellen:
hlg. Martin - Schriften, Gebete gegen den Irrglauben der ländlichen
Bevölkerung
Dokumente aus dem 17. Jhdt
ethnologischer Bericht von 1957
Zwei Ansätze
1) "ritual fixity" - nach Maurice Bloch 1986
The same ritual, it would seem, could serve different masters.
2) nach Rodney Needham - in jeder Kultur imaginative Ressourcen
die Zukunft des „Aberglaubens“
Thus, pagan survivals are the products of a struggle for power between the
religious creativity of the masses and the Church's need for control (Pina
Cabral 1992, 58)
55
Religionen
dargestellt - ausgehend von Griechenland
Orthodoxie
Im 4. und 5. Jhdt gab es mehrere Konzilien
Alle byzantinischen orthodoxen Christen sind Mitglieder ein und derselben
Kirche, der "Orthodoxen Kirche"
Vielzahl von einzelnen orthodoxen nationalen Kirchen
Frühe Christenheit - fünf Patriarchate eingeteilt (Rom, Konstantinopel,
Antiochien, Alexandrien, Jerusalem). Weil Rom sich (aus orthodoxer Sicht)
abgespalten hat, besteht die Orthodoxe Kirche heute aus den vier alten
Patriarchaten und den später entstandenen Patriarchaten und autokephalen
und autonomen Kirchen. Wichtige Daten für die Trennung
Verbreitung
orthodoxe Gläubigen (ca. 150 Mio.)
Erzbistum von Konstantinopel u. Ökumenisches Patriarchat (Sitz: Istanbul):
3.500.000
Patriarchat von Alexandreia: 750.000
Patriarchat von Antiocheia (Sitz: Damaskus): 750.000
Patriarchat von Jerusalem: 250.000
Patriarchat von Rußland (mit Ukraine): 100.000.000
Patriarchat von Serbien: 8.000.000
Patriarchat von Rumänien: 20.000.000
Patriarchat von Bulgarien: 8.000.000
Patriarchat von Georgien: 3.000.000
Kirche von Zypern: 350.000
Kirche von Griechenland: 10.000.000
Kirche von Polen: 500.000
Kirche von Albanien: 170.000
Kirche von Tschechien und der Slowakei: 150.000
Migration - USA, Australien und Deutschland (1,2 Mio.)
orthodox – gr. Rechtgläubig
verschiedene unabhängige autokephale (kirchenrechtlich eigenständige)
Kirchen
Spitze je ein eigener Bischof steht, der den Titel Patriarch, Metropolit oder
Erzbischof trägt.
•
Trinitätslehre
56
Enstehung der orthodox. Kirche von GR
1833 erklärte sich die Orthodoxe Kirche als autokephal. 1850 anerkannte
Konstantinopel diese Autokephalie.
100 Bischöfe, 8 Mio Gläubige in GR, Sitz des Oberhaupts ist Athen
Liturgie: Basilius-Liturgie dauert etwa zweieinhalb, die ChrysostomosLiturgie ab dem 11. Jahrhundert etwa eineinhalb Stunden.
95% der Bevölkerung der Griechisch-orthodoxen Kirche an
100.000-140.000 Muslime (größtenteils türkischer Abstammung), etwa 50.000
katholische Christen, etwa 50.000 Zeugen Jehovas, etwa 30.000
protestantische (meist evangelikale) Christen verschiedener Richtungen, und
etwa 5.000 Juden.
LIT: Clogg (Ed.) 2002 Minorities in Greece
Altkalendaristen –
Kalenderreform - anstelle des alten julianischen Kalenders wurde der
gregorianische Kalender eingeführt
Katholiken neben Athen, Syros, Tinos - weitere Kirchen auf Milos, Andros,
Paros, Mykonos 1938 übernahm das Metaxa- Regime die Macht durch einen
Militärputsch
Juden
Heute leben ca 5600 Juden in GR, vor dem 2. WK waren es 75 000
1941 lebten ca 55 000 J in Saloniki, weiters auch auf Koru, Larissa,
Ioannina, Volos, Thodos
Exkurs
Sephardisches und Askenasisches Judentum
Armenische Gemeinden in GR ca 12 000
megali idea
„kleinasiatische Katastrophe“
500 000 Muslime vorwiegend aus dem Norden verließen GR und 1, 5 Mio
Flüchtlinge aus Kleinasien kamen nach GR, Gesamtbevölkerung von 4 Mio
12. VO
War and conflict – anthropology of war
Veena Das: „The anthropology of war“
Geschichte spielt keine große Rolle. Gegenposition dazu->
57
Schmid und Schäfer
1. Violence is never completely idiosynchronic (eigenartig,
spezifisch)
2. Violence is never completely sense-or meaningless to the actor.
(Gewalt braucht immer einen Gegenüber/Öffentlichkeit)
3. Violence is never a totally isolated act (Gewalt ist immer ein
historisches Produkt)
Elwert G.
„Markets of Violence“ schlug diesen Begriff vor. Es muss analysiert werden
welche versch. Faktoren hier zusammenspielen, welche Interaktionen
-
Gewaltaktionen haben immer eine performative Qualität-> für die
Öffentlichkeit bestimmt.
Gewalt ist Form der Interaktion, um etwas zu erreichen. Ziele und Opfer
Prozesse der Gewalt können miteinander verglichen werden um Prozesse
zu verstehen
System wo materielle und kulturelle Strukturen wirksam sind
Immer Ketten von Entwicklungen (Appadurai) die man nachweisen kann,
wenn Konflikte eskalieren
Gewaltakte produzieren Erfahrungen die kulturell vermittelt, d.h.
interpretiert werden und in folgenden Generationen drappiert werden. Im
Gesellschaftsbewusstsein gespeichert
Interpretationen sind Ressourcen für zukünftige Gewalt
Traumatisierungen werden weitergegeben
Linda Green „Fear as a way of life“ 2002
„the routinization of terror is what fuels it’s power.“ „public secrets“ „unquiet
death“
Terror als Routine in einer Gesellschaft
 Durch Sozialisierung des Terrors-> Leben im Dauerterror, mit Fassade
davor. Terror durchdringt soziales Leben.
 Man erlebt Terror am eigenen Körper-> chronische Krankheiten
 V.a. im Bereich der public secrets: Green und Taussig verstehen
darunter offene Geheimnisse die jeder kennt, aber niemand in der
Öffentlichkeit ausspricht (Massenmorde, Verschwindenlassen von
Menschen) Bsp: Spanien unter Franco-> unquiet death: Tote die man
nie bestatten konnte, Angehörige haben ewig Hoffnungen) oder siehe
Mühlviertler Hasenjagd
2 weitere Faktoren die Green und Taussig analysieren:
 Schweigen= Überlebensstrategie. Ist aber auch wenn weiterhin eine
gegenwärtige Gewaltsituation herrscht
 Mechanismus der Kontrolle, er erzeugt weiterhin Angst, Paranoia. Mit
dieser Angst kann man einschüchtern. Angst ist der Motor der
Kontrolle, z.B. bestimmte Personen werden ermordet
58
Sluka „Home state terror“ Antistaatsterror
Nur Staatsterror hat Militär, Massenvernichtungswaffen,... Teil des
Staatsterror ist das Verschwinden lassen von menschen.
Nordirland
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Irische Geschichte ist seit den 12. Jh. mit der englischen verbunden.
Wegen Turbulenzen kam Heinrich nach Irland, im Gefolge hatte er
englische Adelige, die als Lehnsherren eingesetzt wurden
14./15. Jh. irische Könige nahmen wieder Einfluss
16. Jh. religiöse Faktoren kamen ins Spiel: Heinrich der 8. bricht mit
kath. Kirche, gründete anglikanische englische Kirche. Heinrich nahm
der Bevölkerung Klöster weg, die weigerten sich und blieben
katholisch.
1690 Entscheidungsschlacht am Boyne: Iren verlieren
Auseinandersetzung hatte schlimme Folgen für irische Wirtschaft->
Protestanten bekamen immer leichter Grund und Boden, den
Katholiken wurde Land genommen. Musste mehr bezahlen, Zehent
usw.-> Verarmung
Protestanten gründeten paramilitär. Untergrundorganisation (Orange
Order). Parallel dazu entstand republikanisches, irisches Bewusstsein
19. Jh. Belfast: Lebensstandard in Städten wurde besser; Ländliche
Bevölkerung immer noch von England abhängig.
Aufgrund von Kartoffelfäule, Missernte-> Hungersnot. (1846-48).
Landarbeiter zogen in die Städte-> Ghettobildung
70er: verschiedene Initiativen für eine politische Aktion damit man
eigene Verwaltung bekommt-> “home rule“
Je mehr Katholiken nach home rule rufen, desto mehr konzentrierten
sich die Protestanten auf Krone -> Auseinandersetzung: zahlreiche
paramilitär. Verbände gegründet (Ulster Volunteer Force. Irish
Volunteer Force war Vorläufer von IRA mit Sinn Fein)
1969: Situation außer Kontrolle: Wohnviertel gegenseitig angegriffen.
Polizei fast nur Protestanten
1972: Höhepunkt: 15000 Katholiken marschierten in Derby gegen
Diskriminierung -> Briten schossen auf Katholiken-> 13 Tote. ->
Bloody Sunday: Beginn einer Gewaltspirale. Bloody Friday folgte wo
Protestanten in Belfast mittels Autobomben getötet wurden
3000 Tote zw. 1969 und 1994. Zahlreiche Häftlinge in Hungerstreik
gestorben wie Briten sehr strikt
Mary L. Kenny
 Grund warum Konflikt so lange andauerte ist dass die wichtigsten
Akteure die geheimen paramilitär. Männerbünde waren. Haben
Geschichtsbewusstsein beeinflusst
 Wichtig wie folk history geschrieben wird, wie interpretiert?
 „secret brotherhoods“ dadurch 2 Versionen der Geschichte die
miteinander rivalisieren und probieren ihre Gewalt zu legitimieren.
59
Unterschiede in der Gewalt
Katholiken eher Anschläge auf politische Institutionen (weil Briten als
Feinde). Protestanten eher auf Zivilbevölkerung, im Wohnviertel-> Trennung
der Wohnviertel durch Graffiti
Katholiken bezeichneten Konflikt als civil war, Protestanten als trouble.
Byrne Sean „Conflict and children“
 Nordirischen Kinde wird schon im Kindergarten gesagt wer sie sind,
wer die WIR-Gruppe ist. Nur 3% in gemischten Schulen
 Stereotypen weiterhin aufrecht erhalten, Differenzen weitergeben.
Diese segredierte Erziehung hat wesentlichen Beitrag geleistet. Kinde
glauben den Menschen ansehen zu können, welche Religion
 Unterschiedlicher Sportunterricht: Katholiken eher Fußball, Curling
und Protestanten mehr Cricket
In letzten Jahren gibt’s eine neue Sicht der Dinge. Waffenstillstand
Baskenland
Wie ist Eigenständigkeit entstanden der Basken entstanden?
In Spanien gabs oft Regionen mit eigenen Gesetzen usw.
Beginn 18 Jh. verschiedene Begriffe über Baskenland von Reisende und
kathol. Priestern. Fast immer Priester die über Basken schrieben du nicht
die Basken selbst. -> custodia linque
Exotisierung produziert durch Berichte über heroische Bauern im Gebirge.
Beginn der Nationalbewegung
1996: soziolinguist. Bestandsaufnahme: 18,8% baskisch als Erstsprache,
77% Spanisch als Erstsprache, 3,5% sind bilingual aufgewachsen.
Während Francozeit gabs Welle der Gewalt gegen alles baskische (Franco
strebte einheitlichen Nationalstaat an)
1937: Truppen in Bilbao einmarschiert und Land besetzt. Baskische
Identität an Schulen unterdrückt. 200000 Menschen sind geflüchtet
Späte 50er politische Bewegung entstand illegal, hatten Probleme mit polit.
Ausrichtung.
1959: ETA (Euskadi ta Askatasuna) von jungen Basken gegründet.
Weg in Gewalt war aufgezwungen. Anfangs gewaltlos, doch dann reagierte
Polizei mit Gewalt -> ETA wurde radikal und Gewalt ein wesentlicher
Eckpfeiler. Viele innere Widersprüche
Politisch trat ETA für vollkommene Unabhängigkeit ein, wer dieses Ziel nicht
100%ig verfolgte, wurde als innerer Feind bezeichnet.
Auch bei ETA Geheimbünde am Werk, nie Gesichter
60
Heute ist die Situation anders: Muttersprachlicher Unterricht, Eureska auf
Uni. Moderne Medien spielten wesentliche Rolle (gibt baskischen
Fernsehsender)
79/80er Entscheidung zw. Politischen Richtungen (entweder
Eigenstaatlichkeit oder Minderheitenrecht) erstere Option wurde gewählt, in
letzten 10 Jahren kam es zu einem Schwenk.
13. VO
Sami (Forschung unter Sami)
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70000 leben auf Territorium in Norwegen (1/2 der Sami dort),
Schweden, Finnland und russischer Kolahalbinsel
Sprache: 9 Hauptdialekte. Nordsamisch am weitesten verbreitet.
Dialekte variieren stark.
16 Jh. erste Aufnahmen der Sprachen v.a. durch Missionare. Seit
1950 gibt’s eine gemeinsame Orthographie für alle Dialekte. In
Finnland Mitte der 70er konnten 20% der Sami nicht mehr verstehen > unterschiedliche Sprachpolitik der Länder. Seit 1980: Samistudien
auf Uni Helsinki
Politik in Schweden war sprachfreundlicher, vorbildliche
Integrationspolitik, es gab sog. Nomadenschulen, die auch von
sesshaften Sami besucht wurden
Norwegen: seit 1970er bilingualer Unterricht, Sprachkurse,
Radiostationen,..
In allen 3 Länder gibt’s Samiparlamente, gemeinsame Organisation ->
Sami Council, seit späten 90er sind da auch russ. Sami der
Kolahalbinsel dabei
Anlass für verstärkte Zusammenarbeit über Grenzen waren u.a.
wirtschaftl. Gründe: SWE und NOR versuchten Bodenschätze und
Wasser des Gebiets zu nutzen->29 Wasserkraftwerke auf Samiboden > Nomadische Lebensform dadurch gestört
Staudammbau in NOR: Ende der 70er-> Protestbewegung ->Sami in
Öffentlichkeit. Viele Versuche der Wiedergutmachung-> Gewährung
von Minderheitenrechte. Interesse mit NGO’s zusammenzuarbeiten
z.B. Tiger Rescue Network
Gewährte Minderheitenrechte sind viel umfangreicher als Eu je
anbieten könnte-> EU-Skeptik
Tschernobyl-> traditionelle Rentierzucht beeinträchtigt->
Massenschlachtungen-> Verlust
Verluste, Migration in die Städte und Technisierung-> 10%
Bevölkerung leben von Rentierzucht
Hirnsberger: Rote Ethnographie. Kolasami
 Wie diese Sami in Ethnographie der SU dargstellt worden sind. Durch
Politik und politische Zwänge entstand eigenes Bild der Sami
61
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Repressionen für Forscher, Indigene usw. wenn sie ihre traditionelle
Wirtschaft ausüben-> Ideologie
In SU galt Ethnographie als histor. Disziplin-> Veränderung und
Wandel der Sozialstrukturen waren Themen die nicht bearbeitet
wurden. Arbeiten über materielle Kultur (Rentierzucht) sind
Standardwerke heute weil sie so exakt und genau sind
Auch Werke über Folklore, Religion. Studien zu religiösen Praktiken
meist unter Deckmantel der Folklore, ging darum wie weit Spuren der
alten Religion nachvollziehbar sind. Über Christianisierung wurde erst
in 70er gearbeitet, vorher Tabu. Verschiedene Ansichten welche
vorchristlichen Elemente da waren
Schamanen wurden als Feinde des Systems gesehne. Unter Stalin
Samiverschwörung-> viele Sami verhaftet weil Verdacht auf
Konspiration
Vlachinnen in Serbien – Ana Djordjevic
 Brauch bei Vlachen Totenweihe (Kumind). Sprechen roman. Sprache
 Vlache: Fremdbezeichnung von Kelten, Germanen. Es gibt auch in SOEurope Gruppen die sich als Vlachen bezeichen: Dakorumänen,
Aromunen, Istrorumänen
Vlachen
 Im ländl. Siedlungsgebiet in Nordostseerbien – Agrargesellschaft
 Migration: historisch und rezent
 Sprache: leben in slaw. Land mit rumänischen Dialekt: dakorumän.
Dialekt mit serbischen Lehnwörter, keine normierte Schriftsprache
 Kulturelle Praktiken: vlachistische Magie: fatalist. Weltanschauung.
Schamaninnen (auch Nicht-Vlachen gehen zu ihr). Ahnenkult:
christlicher Glaube aber Vorstellung vom Jenseits; Unsterblichkeit der
Seele (man existiert ganz normal weiter)
 Beziehungen zwischen Männer und Frauen: Patriarchat so wie bei
Serben. Kein ausgeprägtes Ehre und Schande Konzept.
Wertvostellungen; Scheidungen ganz normal, „Vlajna“ als Schimpfwort
Unterschied zw.Vlachen und Rumänen (In Serbien, nicht Rumänien)
 Rumänen sind zahlenmäßig etwas weniger, haben muttersprachlichen
Unterricht, Organisationen. Rumänisch als Amtssprache
 Vlachen erst seit 2002 als Minderheit anerkannt. Namen der Vlachen
sind serbisch, sind serbisch-orthodox und nicht rum.-orthodox. Kein
muttersprachlicher Unterricht
 Seit 1. WK sind sie bei Serbien, vorher Habsburger Reich
Letzte Volkszählung
 Rebubliksebene: 40 054Vlachinnen. Davon 37 700 Personen in
öffentlichen Verwaltungseinheiten (Timok) 8% der dort lebenden
Bevölkerung. Vlach. Organsisation schätzen 100000-500000. Multiple
62
Identitäten-> Vlache und Serbe sein ist kein Widerspruch: Nationale
Ebene: Serbe, lokale E. : Vlache
Forschung
 Sereotypen über Vlachen: bäuerlich, verzaubert
 Gebiet ihrer Forschung: fast 1/3 im Ausland. Bezirk Braunau (dort
leben Valchen). Fahren in Kleinbussen aus OÖ in vlach. Dörfer. Auch
dort forschte sie-> transnationale Forschung
 Frage: Welche Bedeutung hat Migration bei Valchen? Wie haben hist.
Migrationen die Siedlungsgebiete in ihrer ethn. Zusammensetzung
verändert?
 Methode: Auswertung von multidisziplinärer Sekundärliteratur,
Dokumentenanalyse, Grounded Theory (ohne Theorie hingehen, im
Feld Theorie aufstellen), multisited ethnography, qualitative Forschung
 Migration nach Österreich
 blockfreies YU seit 1948:Tito bricht mit Stalin-> Orientierung an
Westen, später wieder Osten.
 Selbstverwaltungssozialismus, Reise- und Bewegungsfreiheit
 Wirtsch. Konjunktur in Westeuropa der 50er/60er (1966 Abkommen
zw. Ö und YU). Periphere Lage Ostserbiens und jugoslaw. Ausrichtung
auf Industrie- und Arbeiterstaat. Sehr unterentwickeltes Gebiet
 Zusätzlich sozio-ökonom. Verschlechterung in YU wegen
marktorientierten Wirtschaftsreformen und Abgehen
 Durch Migration bedingte Veränderung
1. Herausbildung einer transnationalen Gemeinschaft
 Transnationale Netzwerke, Kettenmigration
 Intensive Beziehungen zw. Migranten in und zw. versch. westeurop.
Ländern->transnationale Partnerwahl
 Saisonale Gemeinschaft. Intensive Beziehungen mit Hinterbliebenen
2. Zweifaches Provisorium der Lebensführung
 Aufrechterhaltung der Rückkehroption, Investitionen in Immobilien in
Serbien
 Gleichzeitig Prioritätenverschiebung
 Überalterung der Gesellschaft
 Durch Abwanderung entstand Arbeiterbedarf-> wurden aus RUM
geholt.
 Westliche Einflüsse in Heimat in allen Lebensbereichen:
Konsumverhalten verändert (früher 3 Gegenstände: Tuch Münze
Stock, heute sind Beigaben extrem gestiegen sogar Handys u.ä.).
63

Modernisierung der Traditionen, Verlust der Sprache und damit auch
häufig der Identität, aber auch verstärktes ethn. Bewusstsein (siehe
Volkszählung)
Früher: Totenmahl für Tote. Durch Migration hat sich das krass
verändert: Lebende machen sich selbst ihr Totenmahl weil sie Angst
haben dass Nachfahren nicht richtig beten
14. VO
Das postsozialistische Europa – Anthropologische Perspektiven
Verdery „What was socialism and what comes next?“
Eurasien: Zentral- und Osteuropa; Tschechien, Bulgarien, Ungarn,
Rumänien, Ex-Jugoslawien, Slowenien, Slowakei, Weißrussland, baltische
Staaten
Anthropologie in der Sowjetunion / in Zeiten des Kalten Krieges
Vor fall der Mauer wenige westliche Forscher in SU, schwer zugänglich
In SU-Zeiten kaum Forschungen, 3 Ausnahmen
1. Kathrin Verdery: „Transsylvanian Villagers“ 1983. Blick auf Rumänien
(forschte in 70/80er dort)- durfte nicht Sozialstruktur beschreiben.
2. Joel Martin Halpern „A Serbian Village“ 1958. Klassischer Interesse
damals auf exotische, entlegene Dörfer. Er machte Dorfstudie, dachte
(fast) keine Verbindungen zur Hauptstadt
3. Caroline Humphrey: „The Karl Marx Collective“ 1983. Forschte
heimlich über Kolchosen (war verboten). Ergebnis: Studie über
Minderheit. Sie forschte im Stillen über Funktionsweise des
Sozialismus
Anthropologie des Postsozialismus
Postsozialismus  Postkommunismus
Wird oft gleichgesetzt, weil Länder sich oft zw. Sozialismus und
Kommunismus definierten
Gibt noch immer spätsozialistische Länder wie Kuba, Laos, Vietnam,...
Was brachte das Ende des Sozialismus für Anthropologie?
 Reisefreiheit, Archive wurden geöffnet -> Leichter dort zu forschen
 Inhaltlich: K.K. hatte Einfluss auf die Wissenschaft. Durch dessen
Ende konnten neue Zugänge erarbeitet werden. Kritisieren ohne Angst
wurde möglich
 Außenpolitik der westliche Länder spiegelten sich selbst als frei, die
„Anderen“ als gefährlich
 Das ideologische Gegenüber führte zu vereinfachten Blick des Westens
auf den Osten. Homogenes, negatives Bild der sozialistischen Staaten
 Ende des K.K. wurde als Ende des Sozialismus und als Sieg der
Marktwirtschaft gedeutet
64


Ideologie des kollektiven: sozialistische Lände dadurch
gekennzeichnet; Repressionen bei der Religionsausübung, keine freie
Meinungsäußerung -> all dies in einen Topf geworfen
Vieles wurde übersehen: die Unterschiede, das Alltagsleben, der
Widerstand- >also Unterschiede im lokalen Kontext.
1. Man muss „plurality of socialism“ berücksichtigen (Geann 2002)
2. Kritische Sicht des Begriffes „Transition“ (unilinear): Begriff meint dass
sich Länder sich nur in vorgegebenen Bahnen entwickeln können. (Von
Plan- zu Marktwirtschaft)
Sofortiger Systemwechsel durch Einstieg in Marktwirtschaft->
Schocktherapie (Folgen sind schädlich; Armut, Arbeitslosigkeit,...) Aus
diesen Gründen grenzt sich Anthropologie von Transition ab und
bevorzugt
Transformation: Möglichkeit unterschiedlicher multipler
Entwicklungswege. Pluralität
3. Das realsozialistische Erbe sind Erinnerungen. Systemwechsel dauert.
Wichtig: Wie sehr beeinflusst
sozialistisches Denken, die Werte in der
Gegenwart?
Themen und Arbeitsweisen
- qualitative Forschungen, Miroebene der Transformation
- Stadtteile, Betrieb, Protestmärsche,...
- Thematisch gibt’s 3 Schwerpunkte
1.
Wirtschaftliche und sozialpolitische Transformationsaspekte
- Neuordnung der Eigentumsverhältnisse
- Wie wirkt sich Einführung der freien Marktwirtschaft aus?
- Was passiert mit Arbeiterklassse?
- Wie wirkt sich das alles auf Frauen aus?
2. Politische Veränderunsprozesse
- Elitenbildung, Konflikte. Wer sind die neuen Eliten
- Wieso brechen bestimmte Konflikte aus und manche nicht?
- Wie verhaltet sich Staat und Gesellschaft?
3. Wiederaufleben religiöser Praktiken
kommunistische Ideologie war selbst Religion
Viele religiöse Praktiken gabs nur im Untergrund, wie heute?
Verhältnis Religion Staat
Transformation der Geschlechterverhältnisse im postsozialistischen Polen
Polen erlebte Schocktherapie (Armut, Arbeitslosigkeit. Angst) Arbeit war
ideologische Grundlage des Kommunismus. Klass. Arbeiter waren nun
arbeitslos. Welche Folgen?
Frances Pine
65
-
Methode: Sammelte Karrierebiographien von Frauen im Rahmen der FF
Häusliches Selbst versus produktives/öffentliches Selbst. Erstes zählte
nicht als Arbeit. Wenn Frauen in Fabriken arbeiteten konnten sie sich
als Individuum darstellen-> wichtiger sozialer Raum (Kommunikation)
Arbeite weg-> Selbstwertgefühl weg
Thema Zivilgesellschaft – Elitenbildung.
Sampson Steven (2002) „Jenseits der Transition“
- Wie ändern internationale NGO’S die sozialen Strukturen?
- Er spricht von neuen Eliten und Projektleben
Neue Eliten am Balkan
- Neue politische Kräfte
- Lokale Unternehmerelite
- Kriegsherren und Mafiabosse
- „Comprador – Bougeoisie“ „Euro-Elite“
- Zur Euro-Elite zählte er die Ziviligesellschaft
Mitglieder der lokalen Zivilgesellschaft (NGO’s) sind gut gebildet, leben
in einem Projektleben
Projektleben = abstrakte Welt. Schlüsselsymbole. Empowerment
- life of projects: wer Kernbegriffe kennt und sie anwenden kann, gute
Kontakte hat-> große Chance auf Förderungen
- die heutigen Eliten fungieren aus dem Westen. Kooperieren mit
Stiftungen
- Mitglieder der Euro-Elite verdienen viel, haben politische und soziale
Netzwerke, heben sich vom Rest der Gesellschaft ab
- Werden nicht als Helfer gesehen, sondern als neureiche Klasse, die ihre
eigenen Interessen verfolgt. Das ist laut Mehrheit die Zivilgesellschaft.
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