8 Optimierungsvorschläge für Blumenwiesen in München

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München blüht
ein Projekt für mehr Blumenwiesen in München
Juni 2002
Projektleitung: Dipl.-Biol. Matthias Luy
Bearbeiter: Dipl.-Ing. Ulrich Schwab
gefördert von der Gregor Louisoder Umweltstiftung
LBV 2002
München blüht
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Inhaltsverzeichnis
Einführung und Vorgehensweise ..................................................................................................... 4
1) Rasen und Wiesen im Vergleich................................................................................................... 5
1.1 Grünland-Nutzungstypen in öffentlichen Grünanlagen ........................................................... 5
1.2 Struktur und Mikroklima ......................................................................................................... 9
1.3 Pflanzenwelt ......................................................................................................................... 12
1.3.1 Pflanzenökologische Grundlagen .................................................................................. 12
1.3.2 Flora der unterschiedlichen Grünlandtypen ................................................................... 16
1.4 Tierwelt ................................................................................................................................ 42
1.4.1 Fauna der Bodenschicht ................................................................................................ 44
1.4.2 Tiere im Wechsel zwischen der Bodenschicht und der Bodenoberfläche ...................... 47
1.4.3 Tiere der Bodenoberfläche und Streuschicht ................................................................. 49
1.4.4 Tiere der Krautschicht.................................................................................................... 50
1.4.5 Tiere der Blütenschicht .................................................................................................. 51
1.4.6
Zeitliche Dynamik der Wiesenfauna ............................................................................. 52
1.4.7 Für bestimmte Grünlandtypen bzw. Nutzungsphasen charakteristische Tierarten ......... 53
2) Pflegeeinflüsse ........................................................................................................................... 59
2.1 Mahdregime ......................................................................................................................... 59
2.1.1 Mahdhäufigkeit .............................................................................................................. 60
2.1.2 Mahdzeitpunkt ............................................................................................................... 64
2.1.3 Schnitthöhe.................................................................................................................... 69
2.1.4 Behandlung des Mähguts .............................................................................................. 69
2.1.5 Mähgeräte-Typen .......................................................................................................... 72
2.2 Anwendung von Herbiziden und Wuchsstoffen .................................................................... 74
2.3 Auswirkungen sonstiger Pflegemaßnahmen bzw. Nutzungen .............................................. 75
2.3.1 Beweidung ..................................................................................................................... 75
2.3.2 Nährstoffbilanz und Düngung ........................................................................................ 77
2.3.3 Wasserversorgung ........................................................................................................ 79
2.3.4 Trittbelastung ................................................................................................................. 80
3) Anlage von Blumenwiesen ......................................................................................................... 81
3.1 Ausgangsbedingungen ........................................................................................................ 81
3.2 Praktische Vorgehensweisen bei der Umstellung von Rasen auf Blumenwiesen ................. 83
3.2.1 Heugrassaat oder Heumulch ......................................................................................... 85
3.2.2 Heudruschverfahren ...................................................................................................... 86
3.2.3 Einsaat von Samenmischungen..................................................................................... 86
3.2.4 Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe ......................... 91
3.2.5 Staudenpflanzungen ...................................................................................................... 92
3.3 Entwicklung angelegter Blumenwiesen und Folgepflege ...................................................... 93
4) Kostenvergleich von Rasen und Blumenwiese ........................................................................... 96
4.1 Kostenfaktoren für die Grünflächenpflege ............................................................................ 96
4.2 Umschichtung finanzieller Mittel zugunsten arten- und blütenreicher Grünflächen ............. 101
4.2.1 Neue Finanzierungsinstrumente, Einsparungsmöglichkeiten ....................................... 102
4.2.2 Zusätzliche Aufwendungen .......................................................................................... 104
5) Nutzungsansprüche an Freiflächen in der Stadt ....................................................................... 106
6) Positive und negative Beispielflächen in München.................................................................... 108
6.1 Positiv beurteilte/gut gepflegte Grünflächen ....................................................................... 113
Altenburgstraße, Grünstreifen .................................................................................................. 113
Aubinger Lohe .......................................................................................................................... 115
Forst-Kasten-Allee .................................................................................................................... 118
Kreuzhofstraße ......................................................................................................................... 120
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Kuntersweg, Hochterrassenkante ............................................................................................. 122
Landschaftspark Riem .............................................................................................................. 124
Luise-Kiesselbach-Platz ........................................................................................................... 126
Neuer Südfriedhof .................................................................................................................... 128
Neuriem-West, Grünstreifen ..................................................................................................... 129
Olympiapark ............................................................................................................................. 131
Ostpark..................................................................................................................................... 134
Sauerbruchstraße ..................................................................................................................... 136
Stadtpark .................................................................................................................................. 138
Waldfriedhof, neuer Teil ........................................................................................................... 140
Westpark .................................................................................................................................. 143
Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese .......................................................................... 145
Zamilapark (Denninger Anger-Ost) ........................................................................................... 147
Zehetmeierstraße ..................................................................................................................... 150
6.2 Dringend verbesserungsbedürftige Grünflächen ................................................................ 151
Agnes-Bernauer-Platz .............................................................................................................. 151
Am Wiesenhang, Grünanlage .................................................................................................. 153
Blutenburg/Durchblick .............................................................................................................. 154
Brunnbachleite ......................................................................................................................... 157
Englschalkinger Straße, Mittelstreifen ...................................................................................... 158
Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln ............................................................................................. 160
Friedenspromenade ................................................................................................................. 161
Fürstenrieder/Landsberger Straße ........................................................................................... 163
Hirschgarten ............................................................................................................................. 165
Josephsburg (Nördliches Ende des Michaeliangers) ................................................................ 167
Lerchenauer See ...................................................................................................................... 169
Luitpoldpark (Nordteil) .............................................................................................................. 171
Maximiliansplatz ....................................................................................................................... 173
Max-Lebsche-Platz ................................................................................................................... 175
Neuhofen .................................................................................................................................. 176
Oberbiberger Straße................................................................................................................. 178
Thomas-Mann-Allee ................................................................................................................. 180
Uriweg ...................................................................................................................................... 182
Waldfriedhofstraße ................................................................................................................... 184
Waldgartenstraße ..................................................................................................................... 186
Walter-Hopf-Weg ..................................................................................................................... 188
Würmtalstraße .......................................................................................................................... 190
Zöllerstraße .............................................................................................................................. 191
7) Zustand und Pflegesituation der Grünflächen in München........................................................ 193
7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................................................... 193
7.2 Diskussion.......................................................................................................................... 199
8) Optimierungsvorschläge für Blumenwiesen in München ........................................................... 201
8.1 Leitbilder zur weiteren Entwicklung von Blumenwiesen ...................................................... 201
8.1.1 Übergeordnetes, stadtgebietsbezogenes Leitbild ........................................................ 201
8.1.2 Flächenbezogene Leitbilder ......................................................................................... 203
8.2 Flächenvorschläge ............................................................................................................. 209
8.3 Zusammenfassung allgemeiner Pflegehinweise ................................................................ 212
8.3.1 Pflegeempfehlung für Wiesen ..................................................................................... 212
8.3.2 Pflegeempfehlung für Säume und Staudenfluren ........................................................ 215
Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 218
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Einführung und Vorgehensweise
Hintergrund des Projekts ist einerseits die mit der immer noch unverminderten Bebauung und
Flächenversiegelung des Stadtgebiets weiter rückläufige Bilanz an naturnahen Lebensräumen mit
ihrer entsprechenden Tier- und Pflanzenwelt. Andererseits die im Vergleich zu manchen anderen
Großstädten vorherrschende immer noch zu intensive Grünflächenpflege in München (vgl. z.B.
MÜLLER & K. SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992).
Die Agenda 21 fordert unter anderem in Abschnitt 15 den Erhalt der biologischen Vielfalt, in erster
Linie durch Schutz natürlicher Habitate und umweltgerechte Pflege und Entwicklung, um bedrohte
Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, aber auch die Wiederherstellung geschädigter Lebensräume
auf allen Verwaltungsebenen (KEATING 1993: 26). Eine Konkretisierung dieser Forderung enthalten
z.B.
die
jüngeren
Fortschreibungen
des
Stadtentwicklungsplans
München,
das
Biotopverbundkonzept für Magerrasen als Bestandteil des 1994 vom Stadtrat beschlossenen
landschaftsökologischen Rahmenprogramms und Haidhauser Nachrichten (http:// 1998/09).
Als Vorreiter der Idee, Wildpflanzenbestände auch im Siedlungsgrün einzubringen bzw. zu fördern,
ist LEROY (1973) zu nennen (zit. in BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG 1983).
Sowohl KUNICK (1992) als auch das Gartenamt Bamberg (2000) sind der Auffassung, daß
Gartenämter eine wesentliche Mitverantwortung bei der Erhaltung und Förderung einer vielfältigen
städtischen Pflanzenwelt tragen, weil ihnen wesentliche Anteile städtischer Freiräume unterstehen.
Ein Trend zu verminderter Pflege städtischer Grünflächen ist in Deutschland bereits ab Ende der
1970er Jahre zu erkennen (vgl. MÜLLER & K. SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992), was
anfangs vor allem auf Kosteneinsparungsgründe zurückzuführen war. Auch ein höherer Erholungsund Erlebniswert extensiv gepflegter Grünflächen im Vergleich zu rein gärtnerisch gestalteten
Parkanlagen wird verschiedentlich angeführt (z.B. BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG 1983;
HORST SCHMIDT 1995; VON BRACKEL & BRUNNER 1997).
Zur Erfassung des Zustands mähwürdiger, offener Grünflächen und ihres floristischen
Artenspektrums wurden von Ende März bis September 2001 über 40 Parkanlagen bzw. Grünstreifen
an Straßen und Wegen sowie Verkehrsinseln im Stadtgebiet von München begangen und dabei 55
Vegetationsaufnahmen angefertigt. Ergänzt wurden faunistische Beibeobachtungen. Die weit
überwiegende Mehrzahl der Flächen wurde wenigstens zweimal begangen, wenige Flächen im
Südwesten Münchens bis über achtmal (einschließlich Oktober 2001). Außerdem wurden über 200
Fotos angefertigt, einerseits zur illustrativen Präsentation der einzelnen Grünflächen, andererseits
um typische Blühaspekte und pflege- sowie nutzungsbedingte Erscheinungsformen positiver und
negativer Art vorzustellen. Nach einer Recherche über die ökologischen Auswirkungen
unterschiedlicher Arten der Pflege von Grünland erfolgt eine Zusammenstellung von Methoden der
Anlage von Blumenwiesen einschließlich der Umwandlung von Rasenflächen. Anhand spärlich
verfügbarer Daten wird ein Kostenvergleich der Pflege von Rasen und Wiesen vorgenommen, es
werden Kostenumschichtungs- und Einsparmöglichkeiten vorgeschlagen. Nach einer
Zusammenstellung der Nutzungsansprüche und Nutzungsweise städtischer Freiräume durch die
Bevölkerung wird ein kurzes Zwischenresümee über den Zustand bzw. die beobachtete
Pflegesituation von Grünflächen in München gezogen. Abschließend werden Leitbilder für die
Ausstattung öffentlicher Grünflächen mit Blumenwiesen und Säumen vorgestellt, Flächenvorschläge
für das Stadtgebiet von München aufgezeigt und praktische Hinweise für eine möglichst preiswerte,
ökologisch angepasste Pflege der unterschiedlichen Grünlandtypen und Säume gegeben.
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1)
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Rasen und Wiesen im Vergleich
Typen, Struktur, floristische und faunistische Ausstattung
1.1
Grünland-Nutzungstypen in öffentlichen Grünanlagen
In dieser Arbeit wird sowohl gehölzfreies als auch mit Bäumen in allenfalls mäßiger Dichte
bestandenes Dauergrünland behandelt, welches in irgendeiner Weise der Pflege oder Obhut der
Stadtgartendirektion Münchens untersteht (dazu gehören auch neuangelegte Blumenwiesen und
Rasen sowie Grünstreifen an Straßen und Verkehrsinseln). Der Grünlandtyp wird in erster Linie
bestimmt durch die Intensität der Nutzung, in zweiter Linie auch durch das eingebrachte
Pflanzeninventar und den Standort. Für die Rasenflächen gibt es entsprechend dem
Verwendungszweck nach DIN standardisierte Regelsaatgutmischungen (RSM), welche dann im
Idealfall bestimmte Rasentypen nach DIN 18917 ergeben (BAYERISCHER LANDESVERBAND FÜR
GARTENBAU UND LANDSCHAFTSPFLEGE 2001).
Die folgende Auflistung von Grünlandtypen ist nach abnehmender Pflegeintensität gegliedert, sie
lehnt sich insbesondere an JEDICKE (1986) und WITT & DITTRICH (1996).
Zier- oder Teppichrasen finden Anwendung im Repräsentationsgrün, beispielsweise kleinflächig für
historische Gartenanlagen. Sie setzen sich ausschließlich aus sehr wenigen feinblättrigen Grasarten
zusammen (RSM 1), welche eine dichte, teppichartige, wenig belastbare Grasnarbe bilden.
Voraussetzung
ist
ein
sonniger
Standort
und
humoser
Oberboden
mit
guter
Wasserspeicherkapazität, bedarfsweise auch einer Dränage. Zur Erhaltung ist ein enormer
Pflegeaufwand erforderlich: Vertikutieren1, mehrmalige jährliche Düngung und Herbizidbehandlung2,
sehr häufige, mindestens wöchentliche Mahd und bedarfsweise Beregnung.
Sport- und Spielrasen bestehen im Regelfall ebenfalls aus nur wenigen, teils aber auch
breitblättrigen, strapazierfähigen Grasarten (RSM 3). Die Erhaltung einer dichten, belastbaren
Grasnarbe erfordert ebenfalls einen hohen Pflegeaufwand, bestehend aus häufiger, annähernd
wöchentlicher Mahd, Vertikutieren und Walzen der Bodenoberfläche, mehrmaliger jährlicher
Düngung, gelegentlicher Herbizidbehandlung und bedarfsweiser Beregnung.
Gebrauchsrasen (Scherrasen) genügen den üblichen Ansprüchen zeitweilig begangener Flächen im
öffentlichen Grün. Ihre Belastbarkeit ist geringer als die von Sportrasen, die Anzahl an
Gefäßpflanzen3 nimmt aber im Lauf der Zeit auf 10 bis 30 deutlich zu, da sich neben wenigen gut
regenerationsfähigen Grasarten (RSM 2) auch Wildkrautarten sowie Moos in geringem Umfang
dauerhaft einstellen können. Der Pflegeaufwand ist trotz des heute üblichen Verzichts auf
Herbizideinsatz ziemlich hoch, da neben häufiger Mahd alle 1 bis 2 Wochen im Regelfall eine
gelegentliche Düngung und Vertikutieren notwendig ist. Natürlich vorhandene Standortunterschiede
im Gelände werden im allgemeinen nicht geduldet und durch Planieren und
Bodenverbesserungsmaßnahmen weitgehend eliminiert.
Als Sonderform können im Trauf großer, vornehmlich flach wurzelnder Bäume Moosrasen
entstehen, die von einer annähernd geschlossenen Moosdecke gebildet werden, aus der Gräser und
Kräuter nur spärlich mit geringer Deckung und Phytomasse herauswachsen (s. Foto 1).
Entsprechend gering ist ihr Pflegeaufwand, selbst bei jährlich nur einmaliger Mahd im Sommer
braucht die geringe Schnittgutmenge nicht abgeräumt zu werden.
1
Aufkratzen der Bodenoberfläche und Beseitigung einer Streufilzauflage aus Moos bzw. abgestorbenen
Pflanzenrückständen mit einem speziellen Rechen oder maschinell
2
Flächenhaftes Ausbringen chemischer Wirkstoffe zur Beseitigung bestimmter Wildkräuter
3
Farn- und Blütenpflanzen, welche im Gewebe Leitbündel zum Stofftransport besitzen
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Foto 1: An Gefäßpflanzen armer Moosrasen um Baumkrone mit Dominanz von Rhytidiadelphus squarrosus am
Mittelstreifen der Oberbiberger Straße in Neuharlaching (29.05.01)
Landschaftsrasen zeichnen sich durch zumeist größeren Artenreichtum bis über 30
Gefäßpflanzenarten und gute Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit aus. Bereits in der
Ansaatmischung (RSM 7) sind zu einem sehr geringen Teil Kräuter bzw. Leguminosen4 enthalten.
Der Pflegeanspruch ist nur als mittel einzustufen, da nach anfänglicher Bodenverbesserung und
Planie gewöhnlich keine Düngung oder Bodenbearbeitung mehr erfolgt. Die Mahdhäufigkeit liegt
deutlich unter zehnmal jährlich, während sommerlicher Trockenzeiten ist das Wachstum recht
gering. Wegen der meist genetisch standortfremden Herkünfte des Saatguts dürfen die im Handel
üblicherweise als RSM 7 angebotenen Mischungen entsprechend den Naturschutzgesetzen
keinesfalls in der freien Landschaft und auch nicht in öffentlichen Parkanlagen ausgebracht werden
(vgl. REIF & NICKEL 2000).
Blumenrasen können als blütenreiche, naturnähere Variante eines Landschaftsrasens betrachtet
werden, deren Anlage aber ein Mehrfaches kostet. Die Kräuter bzw. Leguminosen nehmen
gegenüber den Gräsern im Bestand eine deutlich höhere Deckung ein, die Gesamtartenzahl kann
bereits im Folgejahr nach der Neuanlage zwischen 20 und 25 betragen. Blumenrasen stellen einen
Kompromiß dar zwischen einer zeitweilig begeh- bzw. belastbaren Grünfläche und einer
Blumenwiese, u. a. auch in ihrem Wert als Lebensraum für die Fauna (s. Foto 2). Die Pflege ist mit 4
bis 8 Schnitten im Jahr relativ gering.
4
Der Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceen) angehörige Pflanzenarten; sie werden oft separat von den sonstigen
Kräutern aufgeführt, weil die an ihren Wurzeln lebenden Knöllchenbakterien die Fähigkeit besitzen, Stickstoff im Boden
zu binden.
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Foto 2: Sehr blütenreicher, breiter Straßenrandstreifen mit Gänseblümchen und Kriechendem Hahnenfuß im
Vordergrund in der Zillertalstraße in Untersendling am 12.5.01
Graswiesen sind die heute in der Landwirtschaft vorherrschende Nutzungsform. Die mit weniger als
15 Gefäßpflanzenarten recht artenarmen Flächen enthalten neben Zuchtformen von Gräsern kaum
Wiesenblumen. Die Pflege beinhaltet eine jährlich drei bis sechsmalige Mahd, mehrmalige Düngung,
Walzen der Fläche zur Einebnung von Bodenunebenheiten. Bei landwirtschaftlicher Nutzung werden
häufig auch Herbizide eingesetzt. Auch im städtischen Grün gibt es auf nährstoffreichen Böden
ausgesprochen blütenarme, von Gräsern beherrschte Wiesen, die allerdings meist nur extensiv
gepflegt werden.
Als Blumenwiesen werden mehr oder weniger langgrasige, artenreiche bis sehr artenreiche
Bestände mit hohem Anteil an Kräuterarten bezeichnet. Sie enthalten meist 30 bis 60
Gefäßpflanzenarten, auf dauerhaft ungedüngten, wechselfeuchten Standorten teils bis über
100 Arten, ihr Wert als Tierlebensraum ist im allgemeinen recht hoch. Charakteristisch sind der
vertikal mehrschichtige Aufbau während des Hochstands und horizontal oftmals kleinräumige
Standortunterschiede bzw. Geländeunebenheiten. Daher hat jede Blumenwiese eine individuelle
Ausprägung in Struktur und Artenzusammensetzung mit zeitlicher Dynamik im Jahreslauf. In
Abhängigkeit von der Nährstoffversorgung, Feuchtigkeit und Reaktion des Bodens lassen sich
mehrere Grundtypen und zahlreiche Ausbildungen von Blumenwiesen unterscheiden. Die Pflege ist
im allgemeinen ausgesprochen gering mit zwei Schnitten im Jahr, aber auch die Belastbarkeit ist
nicht besonders hoch.
Säume erstrecken sich als wenige Meter breite Flächen vor allem entlang von Gehölzrändern,
können aber auch entlang von Grundstücksgrenzen, auf schmalen Verkehrsbegleitflächen und auf
Böschungen entstehen. Ihr floristischer Artenreichtum ist in der Regel etwas geringer als der von
Blumenwiesen, die faunistische Bedeutung vielfach aber höher. Ästhetisch ansprechend sind vor
allem kräuterreiche Säume mit mehrschichtigem vertikalem Aufbau, der über viele Monate bestehen
bleibt. Ihr Pflegeaufwand ist gering, eine Mahd ist nicht generell alljährlich notwendig, bedarfsweise
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sind aufwachsende Junggehölze zu entfernen. Bei jahrelang ausbleibender Pflege entwickelt sich
allmählich ein Gebüsch und die Artenvielfalt geht zurück.
Beiläufig erwähnt sollen auch die nährstoffarmen Ruderalfluren sein, welche auf ungenutzten
Rohbodenstandorten im städtischen Bereich immer wieder entstehen. Innerhalb von zwei Jahren
bilden sich hier meist relativ hochwüchsige, ausgesprochen blüten- und strukturreiche Bestände,
welche einen sehr hohen Wert für die Kleintierwelt haben. Durch direkte Pflege sind nährstoffarme
Ruderalfluren längerfristig nicht zu erhalten, ein Fortbestand diese Vegetationstyps ist nur durch
Neuschaffung von Rohbodenflächen im Umgriff möglich (RICHARD 2001, mdl.).
In städtischen Grünanlagen heute eher selten anzutreffen sind Weiden, bei denen ebenso wie bei
gemähten Flächen ein weites Nutzungsspektrum möglich ist:
Es gibt zwischen intensiv genutzten artenarmen Beständen mit nicht mehr als
10 Gefäßpflanzenarten (vorwiegend Gräsern), die häufig gedüngt und mit Herbiziden behandelt
werden, und extensiv genutzten Triftweiden mit auffälligen Blühaspekten und über 50 Pflanzenarten,
welche zahlreiche Zusatzstrukturen wie Totholz, Steine und Ameisenhaufen enthalten können,
vielerlei Übergangsformen. Weiden sind generell strukturreicher als Wiesen, da stärker befressene
Bereiche mit sehr niederem, teils lückigem Bewuchs mit wenig befressenen Bereichen abwechseln
s. Foto 3). Im Jahresverlauf herrschen auf Weiden gleichförmigere strukturelle Verhältnisse und
Lebensbedingungen, weil keine einschneidende Veränderungen wie eine flächenhafte Mahd
innerhalb eines Tages erfolgen; SCHMID & WIEDEMEIER 1999).
Foto 3: Typische weidegeprägte Vegetationsstruktur auf kleinem mageren Buckel im Gleisdreieck Zamdorf
(5.6.01)
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1.2
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Struktur und Mikroklima
Durch Intensivnutzung bzw. -pflege geprägte Rasen sind ziemlich gleichmäßig nieder- und
dichtwüchsige, von wenigen Grasarten beherrschte ausdauernde Pflanzengemeinschaften. Infolge
der Standortnivellierung und des häufigen Schnitts zeichnen sich Rasenflächen durch extreme
Strukturarmut aus. Sie lassen sich vertikal in eine nur flach, aber intensiv durchwurzelte
Bodenschicht, eine dünne Streuschicht und eine unter 10 cm hohe, ziemlich einheitlich strukturierte
Krautschicht mit vorherrschend vertikaler Linienführung untergliedern (WOLF 1996; LAU SachsenAnhalt 1991). Im Lauf eines Jahres bleibt diese Schichtung ungefähr gleich, nur selten,
vorzugsweise im Frühjahr vor dem ersten Schnitt kommt es vor allem in Gebrauchs- und
Landschaftsrasen zu einer Blütenbildung. Zur Samenreife gelangen nur ganz wenige Arten in
Ausnahmefällen, z.B. bei längerer Sommertrockenheit.
Abb. 1: Strukturaufbau eines Vielschnittrasens (aus WOLF 1996: 7)
Intensive Pflege und vorausgegangene Standortnivellierung schränken den klimatischen Einfluß auf
Rasenflächen auf ein Minimum ein. Die Dichte der Grasnarbe korreliert vor allem mit der Belichtung
der Fläche und der von Gehölzen ausgehenden Durchwurzelung des Oberbodens. So bleibt Rasen
im schattigen Trauf von Baumkronen auch bei aufwändiger Pflege ziemlich lückig. Darüber hinaus
kann durch Ausbleiben von Regen bedingter Wassermangel im Sommer zu einem zeitweiligen
Vertrocknen (Vergilben) der Blattmasse führen, so daß die Sonneneinstrahlung auch die sonst von
der Grasschicht weitgehend abgedeckte Bodenoberfläche ziemlich stark erwärmen und weiter
austrocknen kann.
Rasen im Offenland kühlen in wolkenlosen Strahlungsnächten im Vergleich zu vegetationsfreien
Flächen wesentlich stärker aus, weshalb sich starker Tau auf den Blattoberflächen niederschlägt,
der gewöhnlich erst in den späten Vormittagsstunden abtrocknet.
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Blütenschicht
Krautschicht
Streuschicht
Bodenschicht
Abb. 2: Struktureller Aufbau einer Blumenwiese (aus WOLF 1996: 7)
Blumenwiesen sind dagegen artenreiche langgrasige Pflanzengemeinschaften mit meist hohem
Kräuteranteil, deren Bestandsaufbau durch Standortunterschiede und Pflegeweise variiert. Die
Grasnarbe ist im Vergleich zu Rasen weniger dicht, der Aufbau der Vegetationsdecke lückenhaft mit
unterschiedlichen Wuchshöhen auf engstem Raum. Stengel, Blätter und Blüten überlappen in der
Vertikalen. Die mittlere Aufwuchshöhe und Bestandsdichte hängt vor allem von der
Nährstoffversorgung im Boden ab. Vertikal läßt sich eine Wiese folgendermaßen gliedern: Die
biologisch bedeutsame, ungleichmäßig dicht durchwurzelte Bodenschicht hat eine Mächtigkeit von
wenigstens 2 dm, auf trockenen Standorten reichen Wurzeln mancher Pflanzen bis in mehr als 1 m
Tiefe. Auf eine Streuschicht an der mikroreliefierten Bodenoberfläche - meist mit Moosbewuchs folgt die relativ locker strukturierte Krautschicht, die von der Blütenschicht überragt wird. Im Bestand
enthaltene, eher niederwüchsige Pflanzenarten überragen nicht die Krautschicht. Vor den
Schnittterminen sind im Bestand neben grünen Sproßteilen auch vergilbte Halme, Fruchtstände und
bodennahe Blätter enthalten.
Im Jahreszyklus wechseln bei zweischürigen Wiesen drei Tiefstände mit zwei Hochständen (und
entsprechenden Übergängen in den Aufwuchsphasen) ab, so daß der strukturelle Aufbau einer
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zeitlichen Dynamik unterworfen ist. Eine horizontale Strukturierung kommt durch
Bodenunebenheiten wie Ameisenhaufen, Maulwurfhügel oder andere Tierbauten zustande. An
solchen Stellen sind vielfach eine reduzierte Aufwuchshöhe oder sogar kleine Bestandslücken zu
beobachten.
Abb. 3: Wechselnde Aufwuchshöhe (Hoch- und Tiefstände einer zweischürigen Wiese im Jahreslauf
(aus WOLF 1996: 9)
Der untere Bereich der Krautschicht und die Streuschicht einer Wiese haben während der
Hochstände ein eigenes Bestandesklima. Der Wind wird durch die darüber befindliche
Vegetationsstruktur fast vollstänig ausgebremst, infolge der Evapotranspiration herrscht konstant
eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und eine tageszeitlich ziemlich ausgeglichene Temperatur. Am
frühen Nachmittag liegt bei sonnigem Wetter die Temperatur 4- 5°C niedriger als in 2 m Höhe. Die
Abkühlung ist zurückzuführen auf die in Bodennähe um über 80% verminderte Sonneneinstrahlung
und den Bedarf an Verdunstungswärme, der täglich der Energie von zwei Sonnenstunden entspricht
(HUBERT SCHMIDT 1988). Während mit zunehmender Aufwuchshöhe die Selbstbeschattung
allmählich zunimmt, erfolgt mit der Mahd eine plötzliche Änderung des Mikroklimas (s. Kap. 2.1).
Von der Bestandstemperatur hängt in erster Linie das Wachstum der Wiesenpflanzen ab:
Abgesehen von Frühlingsgeophyten beginnen die meisten Pflanzenarten ab 5°C erkennbar zu
wachsen (ungefähr ab Mitte März), reichlicher Wuchs setzt erst bei 10°C in der zweiten Aprilhälfte
ein. Das Temperaturoptimum für die meisten Gräser liegt zwischen 17 und 21°C, ab 25°C nimmt die
Wuchsleistung wieder deutlich ab.
In Blütenständen, z.B. beim Löwenzahn, können tagsüber bis zu 5°C höhere Temperaturen als im
Luftraum auf gleicher Höhe gemessen werden. was für die blütenbesuchende Fauna eine
entscheidende Rolle spielen dürfte. Der die Blütenschicht durchwehende Wind sorgt für die zur
Bestandserhaltung notwendige Verfrachtung von Pollen und Duftstoffen. Nächtlicher Tau schlägt
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sich in unzähligen feinen Tröpfchen an allen Pflanzenteilen (und auch auf Spinnennetzen) nieder
und hat wahrscheinlich einige Bedeutung für die Kleintierwelt, kaum aber für die Wasserversorgung
höherer Pflanzen (HUBERT SCHMIDT 1988).
1.3
Pflanzenwelt
1.3.1 Pflanzenökologische Grundlagen
Nach ihrer Morphologie (Aufbau) und Biologie lassen sich Grünlandpflanzen in Gräser und
Grasartige (parallelnervige, meist schmalblättrige, einkeimblättrige Pflanzen), Kräuter (nicht
verholzende, zweikeimblättrige Pflanzen) und Moose einteilen. In nur selten gemähten Flächen
können auch Zwergsträucher (niederwüchsige Pflanzen mit verholzenden Stengeln) vorkommen. Die
weit überwiegende Mehrzahl sind mehrjährige, ausdauernde Arten, nur wenige sind kurzlebig (einoder zweijährig). Von den ausdauernden Pflanzen bilden die meisten Überwinterungsknospen im
Bereich der Bodenoberfläche und werden als Hemikryptophyten bezeichnet. Kräuter oder Grasartige
mit Überwinterungsorganen im Boden, z.B. Zwiebelblumen, werden Geophyten genannt.
Im Grünland können generell nur solche Pflanzenarten existieren, die regelmäßige Schnitte ertragen
und dadurch einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Arten haben. Je häufiger eine Mahd
erfolgt, eine desto geringere Artenzahl kann sich dauerhaft behaupten. Auf Vielschnittrasen
vermögen nur niederwüchsige Pflanzen mit ausgesprochen gut regenerationsfähigen Sprossen zu
überleben. In erster Linie handelt es sich dabei um einige ausdauernde Grasarten, die sich nach
einem Schnitt besonders rasch bestocken können, indem sie aus in der Achsel eines jeden Blatts
gelegenen Seitenknospen Adventivwurzeln5 ausbilden. Durch dieses Seitenwachstum entsteht die
für Rasen charakteristische dichte Grasnarbe. Indem die während der Vegetationsperiode immer
wieder aufwachsenden Blütentriebe im allgemeinen bereits vor dem Aufblühen regelmäßig
abgeschnitten werden, wird das vegetative Wachstum der Gräser gefördert. Wenn neue Seitentriebe
dicht beisammen ungefähr konzentrisch um die Mittelachse einer Graspflanze gebildet werden,
handelt es sich um ein horstbildendes Gras, entstehen auf oder knapp unter der Bodenoberfläche
kriechende Triebe, die sich an den Knoten bewurzeln, spricht man von Ausläufern (JEDICKE 1986).
Durch häufigen Schnitt sterben alte Wurzeln ab, neue Wurzeln wachsen ziemlich flach und dicht im
Oberboden. Der Wurzelhorizont beschränkt sich in Sport- und Spielrasen weitgehend auf die
obersten 6 bis 8 cm.
5
Vom oberirdischen Spross senkrecht nach unten in den Boden wachsende Wurzel
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Abb. 4: Regenerationsfähigkeit von Gräsern (aus WOLF 1996: 10)
a)
b)
c)
d)
Glatthafer - ein hochwüchsiges Horstgras
Glatthafer mit enggestellten Erneuerungsknospen an der Halmbasis
Fieder-Zwenke treibt unterirdische Ausläufer, aus denen neue Halme entspringen
Gewöhnliches Rispengras mit oberirdischen Ausläufern, die bei häufiger Mahd zu einem engen Geflecht
zusammenwachsen können.
Neben Gräsern können in nicht allzu intensiv gepflegten Gebrauchsrasen noch vegetativ gut
regenerationsfähige Kräuterarten, entweder mit Blattrosetten oder bodennah kriechendem Wuchs,
gedeihen. In beiden Fällen verbleiben der Vegetationspunkt6 und auch Blütenknospen in einem
frühen Entwicklungsstadium bei einer Mahd an den Pflanzen, es werden nur die oberen Teile der
Blätter abgeschnitten.
In Vielschnittrasen spielt fast nur die vegetative Verbreitung der Pflanzen in der beschriebenen
Weise eine Rolle, während bereits in Blumenrasen, bei einem späten ersten Mähtermin erst Mitte
Mai und vierwöchigen Mähpausen im Hochsommer, auch die generative Fortpflanzung 7 eine
Bedeutung erlangt. Je seltener ein Grünland gemäht wird, desto mehr Arten können blühen und zur
Samenreife gelangen. Mit zunehmender Artenvielfalt in Wiesen nimmt auch das Spektrum an
Bestäubungsmechanismen zu (außer dem Wind werden vielerlei Insektengruppen, insbesondere
Bienen und Hummeln, Tag- und Nachtfalter, Fliegen usw. zur Pollenübertragung beansprucht), auch
die Diasporen (= Samen und andere Verbreitungseinheiten) werden mit unterschiedlichen Medien
verbreitet: Bereits die Form der Samen läßt Rückschlüsse auf die bevorzugte Verbreitungsweise zu:
Federartige Anhängsel, z.B. der sogenannte Pappus von Löwenzahn, Pippau oder WiesenBocksbart werden vom Wind verblasen, Widerhaken an der Samenschale oder Grannen heften sich
6
7
Pflanzenorgan, von dem aus ein erneutes Sprosswachstum möglich ist (z.B. Knospen)
geschlechtliche Fortpflanzung über Samenbildung
LBV 2002
München blüht
14
an Pfoten und Fell von Tieren und an Kleidungsstücke, kleine rundliche Samen gelangen meist nur
wenige Meter von der Mutterpflanze weg, werden gelegentlich aber auch von (Klein)tieren
verschleppt. Im noch unreifen Zustand abgemähte Wiesenblumensamen vermögen im allgemeinen
nachzureifen, wenn das Mähgut noch mehrere Tage auf der Fläche zum Trocknen verbleibt. Die
Keimung von Grünlandpflanzen erfolgt hauptsächlich während der Tiefstandphasen in der etwas
lückigen, aber gut belichteten Grasnarbe, bei manchen Arten wie z.B. der Schlüsselblume, deren
Samen als sogenannte Frostkeimer eine mehrwöchige bis -monatige Kälteeinwirkung benötigen,
erst im folgenden Frühjahr.
Vielgestaltiger und meist mit deutlich mehr Arten als die Gräser sind die Kräuter in Blumenwiesen
vertreten: Ein ähnliches Wachstumsverhalten wie Gräser mit Bestockung von bodennah
wachsenden Seitentrieben zeigen z.B. Wiesen-Labkraut und der ausläufertreibende GamanderEhrenpreis. Vor allem in eher nährstoffarmen Wiesen findet man zahlreiche Arten mit verdickten
Wurzeln oder unterirdischen Sproßteilen, welche der Nährstoffspeicherung dienen. Ziemlich
verbreitet sind mehr oder weniger verholzte, unregelmäßig verzweigte Wurzelstöcke, die oft schräg
im Boden verlaufen, aus welchen mehrere Triebe entspringen, z.B. bei der Wiesen-Flockenblume,
den Wiesenknopf-Arten, Schlüsselblumen, dem Wiesen-Storchschnabel und bei zahlreichen
Leguminosen wie dem Roten Wiesenklee oder Hornklee. Manche Arten neigen zur Herdenbildung,
indem sich aus kriechenden Grundachsen zahlreiche vertikale Sprosse entwickeln, z.B. WiesenMargerite, Wiesen-Schafgarbe und viele Nelkenarten. Viele der eintriebig wachsenden
Schaftpflanzen haben ungefähr vertikal in den Boden (bis z.T. 1 m tief) reichende rübenartig
verdickte Wurzeln, z.B. die zweijährigen Arten Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Kümmel, Wilde Möhre
und Pastinak, aber auch das Weideunkraut Stumpfblättriger Ampfer. Relativ wenige typische
Frischwiesenpflanzen bilden lange Ausläufer im Boden oder auf der Bodenoberfläche, z.B. WiesenPlatterbse und Zaun-Wicke. In Feucht- und Magerwiesen ist diese Wuchsform weiter verbreitet, z.B.
beim Kriechenden Hahnenfuß, bei Minze-Arten und bei Seggen-Arten wie der Frühlings- oder
Blaugrünen Segge.
Rosettenpflanzen kommen auch in Wiesen vor, die sich auf diese Weise oberirdisch Platz
verschaffen, außer den Löwenzahnarten z.B. Mausohr-Habichtskräuter, Wiesen-Glockenblume und
Rote Lichtnelke. Zwiebel- und Knollengeophyten, die meist nur eintriebige Sprosse entwickeln, oft
aber gesellig in Erscheinung treten, kommen vorwiegend in ungedüngten Magerwiesen vor (z.B.
Orchideen), Manche dieser Arten, wie z.B. Rote Lichtnelke oder Wiesen-Pippau, gedeihen auch in
vorzugsweise halbschattigen Fettwiesen, die nicht vor Mitte Juni geschnitten werden.
Frühjahrsblüher haben zu diesem Zeitpunkt ihr Laub bereits eingezogen.
Neben „normal“ assimilierenden Pflanzenarten mit „normalem“ Wurzelsystem können in
Blumenwiesen auch Schmarotzerpflanzen vorkommen. Relativ verbreitet sind die als Samen
überwinternden, einjährigen Klappertopf-Arten (Rhinanthus spec.), welche als Halbschmarotzer zwar
mit grünen Blättern Photosynthese betreiben, anstelle eines eigenen Wurzelsystems im Boden aber
Gräser an der Basis zur Aufnahme von mineralsalzhaltigem Pflanzensaft „anzapfen“. Wenn
Klappertopf zahlreich in einer Wiese vorhanden ist, nimmt die Gräserdeckung merklich ab (vgl.
Fotos 42 und 43).
Einen ungewöhnlichen Entwicklungszyklus hat die stark giftige Herbst-Zeitlose (Colchicum
autumnale), die vorwiegend auf mäßig feuchten und nährstoffreichen, tiefgründigen Böden gedeiht:
Die insgesamt über 20 cm lange, direkt der Bodenoberfläche entspringende Blüte erscheint ohne
Laub ab Mitte August, in zweischürigen Wiesen meist erst nach dem zweiten Schnitt im September.
Der anfangs tief im Boden befindliche Fruchtknoten wird erst mehrere Monate nach der herbstlichen
Bestäubung befruchtet, wenn der Pollenschlauch die lange Blütenröhre hinabgewachsen ist. Im
Frühjahr ab März erscheinen die Laubblätter, später ab April wächst der Fruchtknoten noch vor dem
Gräseraustrieb allmählich heraus, die Samenkapsel reift ab Mitte Juni, ungefähr zum Zeitpunkt der
ersten Mahd, wenn auch die Laubblätter vergilben. Die Samenkeimung dauert oft 2-4 Jahre
(HUBERT SCHMIDT 1988).
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München blüht
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Über das ökologische Verhalten von Pflanzenarten geben die von ELLENBERG (1979) empirisch
(durch zahlreiche Beobachtungen) ermittelten Zeigerwerte Auskunft. Für die wesentlichen
Standortfaktoren konnte den meisten Gefäßpflanzenarten eine Zahl einer neunteiligen Skala
zugeordnet werden. Zur Beurteilung der Anpassung einer Art an eine bestimmte GrünlandNutzungsform wurde die Mahdverträglichkeitszahl (= M-Zahl) eingeführt. Darunter verstehen
BRIEMLE & ELLENBERG (1994) eine Kombination aus den Eigenschaften Regenerationsvermögen
und Wachstumsgeschwindigkeit, welche von der Bevorratung von Assimilaten8 vor dem Schnitt und
der Menge an austriebsfähigen Sproßteilen abhängt. Nach Untersuchungen von HUBERT SCHMIDT
(1988) wachsen z.B. beim Glatthafer 30%, beim Wiesen-Schwingel 80% und beim Deutschen
Weidelgras 90-95% der verbliebenen Triebe weiter. Eine hohe Mahdverträglichkeit mit M-Zahlen von
8 und 9 besitzen demnach die im Vielschnittrasen vorkommenden Arten, welche letztlich nur durch
die sehr häufigen Schnitte konkurrenzfähig sind.
An den Mahdrhythmus können die Wiesenpflanzen nach BERTSCH (1947) auf folgende drei
Weisen angepaßt sein:
 Der natürliche Entwicklungsverlauf einer Pflanze paßt zufällig in den Mahdzyklus: Z.B. blüht die
Hohe Schlüsselblume bereits im zeitigen Frühjahr, ihre Samenkapseln reifen bereits zum
Zeitpunkt des ersten Schnitts ab Mitte Juni, so daß der jährliche generative Entwicklungszyklus
abgeschlossen ist. Auch im Frühjahr blühende Zwiebelblumen haben bis zu diesem Zeitpunkt
ausgesamt und ihre Laubblätter eingezogen.
 Eine Pflanze bildet nach jedem Schnitt Ersatzsprosse aus und beginnt, erneut Blütentriebe zu
entwickeln; z.B. blüht die Wiesen-Glockenblume vor dem ersten Schnitt und entwickelt reife
Samen, im zweiten Aufwuchs blüht sie nochmals; die Wiesen-Flockenblume gelangt zwar auch
bis zur ersten Mahd zum Blühen, bildet aber meist erst im zweiten Aufwuchs nach raschem
Neuaustrieb reife Samen aus.
 Eine Pflanze treibt im ersten Aufwuchs nur Blätter bzw. einen vegetativen Sproß und blüht erst im
zweiten Hochstand, z.B. die Doldenblütler Bärenklau, Wald-Engelwurz und Wilde Möhre.
Die Nährstoffversorgung des Bodens und die Besonnung haben einen entscheidenden Einfluß auf
die Wiesenvegetation: Eine rasche Regeneration der oberirdischen Pflanzenteile in Rasenflächen
auch noch nach zahlreichen Schnitten setzt eine ausreichende Besonnung der Fläche und eine gute
Wasser- und Nährstoffversorgung sowie Durchlüftung des Oberbodens voraus. Die verhältnismäßig
wenigen typischen Vielschnittrasenpflanzen haben ein hohes Nährstoff-Nutzungsvermögen,
numerisch ausgedrückt als hohe N-Zahl von 7 bis 9 nach ELLENBERG (1979), und verdrängen
Pflanzen, welche ein geringeres Aufnahmevermögen für Nährstoffe haben. Solche Arten können
sich auf eher mageren Standorten behaupten und stehen dort zueinander in Konkurrenz vor allem
um Licht und Wurzelraum. Die Gesamtartenzahl nimmt umgekehrt proportional zur
Nährstoffverfügbarkeit im Boden deutlich zu.
Alle Vertreter der Schmetterlingsblütler können in Symbiose mit Bakterien, die in Wurzelknöllchen
leben, Luftstickstoff binden und im Boden anreichern. Die einzelnen Arten haben aber
unterschiedliche Ansprüche an die Menge von den übrigen Pflanzennährstoffen Phosphat, Kalium
usw. im Boden. Eine hohe Deckung z.B. der nährstoffbedürftigen Arten Rot- und Weiß-Klee reichert
aber immerhin soviel Stickstoff im Boden an, daß ein längerfristiger Bestand einer großen
Artenvielfalt unwahrscheinlich ist.
Natürlich spielt auch die Feuchtigkeit bzw. ein Wechsel zwischen Nässe und Trockenheit im Boden
eine Rolle für die Artenzusammensetzung: Eine hohe F-Zahl von 8 und 9 nach ELLENBERG (1979)
bedeutet, daß die betreffenden Arten vor allem auf nassen Böden mit hohem Grundwasserstand
vorkommen. Solche Arten spielen in den meisten Wiesenflächen Münchens ebensowenig eine Rolle
wie Arten extrem trockener Standorte mit F-Zahlen von 1 und 2.
8
durch Photosynthese aus Wasser und Kohlendioxid gebildete Zuckerlösung im Pflanzengewebe
LBV 2002
München blüht
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Auf schattigen Flächen, die zudem verdichtet sind und die entweder zu Staunässe neigen oder wo
der Oberboden von Baumwurzeln durchzogen ist, entstehen Lücken in der Grasnarbe durch
vermindertes Gräserwachstum, die einerseits von schattenverträglichen Kräutern mit kriechendem
Wuchs, andererseits auch von Moosen eingenommen werden. Die Mehrzahl der Moosarten haben
wesentlich geringere Licht- und Nährstoffansprüche als Gefäßpflanzen und können im Grünland, auf
entsprechenden, vorzugsweise kalkarmen Standorten dichte, mehrere cm hohe Decken bilden.
In Rasen und Wiesen mittlerer Feuchtigkeit sind vor allem folgende Laubmoosarten häufig zu finden:
Das Kranzmoos Rhytidiadelphus squarrosus, welches sogar im FFH-Anhang9 genannt wird;
Brachythecium rutabulum, Cirriphyllum piliferum, Hylocomium splendens und Scleropodium purum;
weniger verbreitet sind Plagiomnium spec., Pleurozium schreberi (nur in kalkarmen Wiesen),
Abietinella abietina und Rhytidium rugosum (nur in Kalkmagerrasen). Ungefähr in der Hälfte aller
Rasenflächen und auch in manchen Wiesen konnten keine Moose nachgewiesen werden. Für
nährstoffreiche Feuchtwiesen ist Acrocladium cuspidatum charakteristisch.
Schließlich haben mechanische Belastungen noch einen wesentlichen Einfluß auf die
Grünlandvegetation: Natürlicherweise kann zeitweilige Wasserbedeckung in flachen Mulden auf
feinkörnigen Böden zur Ausbildung von Flutrasen führen, welche hauptsächlich von niederwüchsigen
Pflanzenarten mit vorwiegend oberirdischen, zähfaserigen Ausläufern gebildet werden, z.B. Weißes
Straußgras, Kriechendes und Gänse-Fingerkraut, Kriechender Hahnenfuß. Abgerissene oder
abgeschnittene Ausläuferteile dieser Arten bewurzeln auf feuchten Böden rasch an den Knoten. Eine
noch stärkere Beanspruchung verursachen Ablagerungen fester Bestandteile oder regelmäßiger
Tritt. Die Bedeckung bzw. Beschattung durch Ablagerungen, auch Hundekot, begünstigt die
Entwicklung üppiger stickstoffliebender Ruderalpflanzen10 wie Brennessel, Giersch, Kletten oder
Stumpfblättriger Ampfer. Bei regelmäßiger Trittbelastung, z.B. an Trampelpfaden, stellt sich ein sehr
lückenhafter, artenarmer Trittrasen mit Pflanzen aus zähfaserigem, reißfestem Gewebe ein,
insbesondere Breit-Wegerich, Vogel-Knöterich und Einjähriges Rispengras.
Bei Beweidung wirkt neben der mäßigen bis örtlich starken Trittbelastung noch der Verbiß durch die
Weidetiere ein. Auf die Auswirkungen solcher mit mechanischer Belastung verbundenen
Nutzungsweisen auf Standort und Vegetation von Grünland wird in Kap. 2.3 eingegangen.
1.3.2 Flora der unterschiedlichen Grünlandtypen
1.3.2.1
Flora von Vielschnittrasen
Zier-, Sport-, und Gebrauchsrasen auf ziemlich nährstoffreichen Böden bestehen fast ausschließlich
oder doch überwiegend aus besonders regenerationsfähigen Gräsern. Kennzeichnende Arten sind:
 Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.): Das ziemlich feinblättrige Gras mit dickborstlich gerollten
Grundblättern wurde in vielen Sorten und Formen gezüchtet. Nach ihrem Wuchsverhalten lassen
sich der besonders dichtrasige Horst-Rotschwingel (Festuca rubra commutata) und AusläuferRotschwingel (Festuca rubra rubra) unterscheiden. Bei ausreichender Stickstoffversorgung des
Bodens ist die Art ziemlich trockenheitsresistent, aber nur mäßig belastbar.
 Wiesen-Rispengras (Poa pratensis): Nahezu in allen Rasenflächen ist dieses trittfeste,
trockenheitsresistente Gras mit mittelbreiten Blättern enthalten. Es bildet auf sonnigen Flächen
mit seinen relativ kurzen, unterirdischen Ausläufern eine ziemlich dichte Grasnarbe, entwickelt
sich aber anfangs recht langsam.
9
Liste besonders geschützter Pflanzen- und Tierarten nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der Europäischen Union
auf Rohböden oder durch menschliche Einwirkung gestörten Standorten sich bevorzugt ansiedelnde Pflanzenarten
10
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 Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis): Das ziemlich schattenverträgliche Gras bildet auf
schweren, feuchten Böden mit seinen oberirdischen Ausläufern einen dichten Narbenfilz, es hat
relativ schmale, hellgrüne Blätter.
 Deutsches Weidelgras (Lolium perenne): Das ziemlich breitblättrige, vielfältig gezüchtete Gras
vermag sich bei sehr häufigem Schnitt, starker mechanischer Belastung (z.B. auch bei
Beweidung) gut zu regenerieren, benötigt aber stickstoffreichen und einigermaßen feuchten
Boden. Es keimt außerordentlich schnell und ist daher für Nachsaaten in bestehende Rasen und
schnelle Flächenbegrünungen geeignet.
 Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera agg.): Mit seinen zahlreichen langen, zäh-elastischen,
oberirdischen Ausläufern bildet das Gras einen dichten Narbenfilz, der stark belastbar ist. Es
wächst am besten auf schweren, feuchten Böden, wo es bei tiefreichendem, häufigem Schnitt
sehr konkurrenzstark ist.
 Einjähriges Rispengras (Poa annua): Das ausgesprochen tritt- und schnittverträgliche büschelig
wachsende Gras besiedelt Lücken stark strapazierter Rasen. Es kann auch unterhalb des
Mahdhorizonts erfolgreich ganzjährig Blütenstände entwickeln. Weil es nach der Samenreife
vergilbt und abstirbt, ist es in Zierrasenflächen unerwünscht. Deutschlandweit ist es nach einer
Auswertung von KRAUSE (1998) die zweithäufigste Wildpflanzenart.
Eher selten, meist nur in bereits Jahrzehnte alten Rasen enthalten ist das
 Rote Straußgras (Agrostis capillaris): Die Art entwickelt mit ihren mittelbreiten Blättern und kurzen
unterirdischen Ausläufern lockere Horste, die bei regelmäßiger Mahd dichte und feine Narben
bilden. Mit zunehmendem Alter neigt sie bei nur mäßiger Nährstoff- und Kalkversorgung des
Bodens zur Verdrängung anderer Arten.
Mit einer hohen Mahdverträglichkeit sind folgende niederwüchsigen Kräuterarten an eine
Vielschnittnutzung angepaßt, welche besonders an halbschattigen, nicht allzu nährstoffreichen
Standorten gegenüber den meisten Rasengräsern eine höhere Konkurrenzkraft haben:
 Gänseblümchen (Bellis perennis): Die ausgesprochen niederwüchsige Rosettenpflanze, die auch
kurze oberirdische Ausläufer bilden kann, ist auch in trittbelasteten, sehr häufig gemähten
Rasenflächen außerordentlich konkurrenzfähig. Die wegen der oft in großer Anzahl
erscheinenden sehr auffälligen Blütenköpfe können sich ganzjährig bei frostfreier Witterung
öffnen, die Art blüht aber hauptsächlich im Frühjahr. Sehr niedrig bleibende Blütenstände können
auch zur Samenreife gelangen.
 Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale): Diese in zahlreichen Sippen auftretende, sehr
anpassungsfähige Rosettenpflanze mit Pfahlwurzel kommt in vielerlei Vegetationstypen vor. In
Rasen überwiegen kleinwüchsige Formen mit unter 10 cm langen Blättern. Die gelben
Blütenstände erscheinen ungefähr ab Mitte April, die Fruchtreife erfolgt in weniger als zwei
Wochen ab dem Aufblühen. Daher ist eine generative Fortpflanzung dieser Art auch in Rasen
möglich, indem Blütenknospen ein bis zwei Tage nach der Mahd aufblühen und bereits nach
10 Tagen ihre Fruchtschirme ausbilden.
 Weiß-Klee (Trifolium repens): Er ist von den Kräutern besonders gut an eine Vielschnittnutzung,
aber auch an Beweidung angepaßt. Aus einem oberwärts ästigen Wurzelstock entspringen
mehrere Hauptstengel, die flach am Boden kriechen, mehrere dm lang werden und sich an den
Knoten bewurzeln. Nur die aufgerichteten, relativ langgestielten Blätter und die ab Ende Mai
erscheinenden weißen Blütenköpfe werden beim Mähen abgeschnitten, vermögen sich aber
durch bodennah ausgebildete Knospen innerhalb weniger Tage zu regenerieren.
 Kleine Brunelle (Prunella vulgaris): Dieser erst ab Ende Juni blauviolett blühende Lippenblütler
entwickelt relativ kurze, oberirdische Ausläufer mit endständigen Blattquirlen und Blütenständen,
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18
die bei einer normalen Schnitthöhe von 4 cm nicht erfaßt werden. Diese Art bestimmt oft
wesentlich den Blühaspekt von Blumenrasen im Hochsommer.
 Gewöhnliches Hornkraut (Cerastium holosteoides): Bereits an der Basis verzweigt sich der Sproß
mehrfach und entwickelt endständige Blattquirle, die sich größtenteils unterhalb des Mähhorizonts
befinden. Von April bis Oktober erscheinen daraus geknäulte Blütenstände mit vergleichsweise
unauffälligen weißen Blüten.
 Gundermann (Glechoma hederacea): Der flach am Boden kriechende, ausgesprochen
schattenverträgliche Lippenblütler entwickelt bis 1 m lange oberirdische Ausläufer. Er kann sich in
schattigen Rasen bei ausreichender Bodenfeuchte teppichartig ausbreiten. Die blauvioletten
Blüten der meist nur ca. 5 cm hohen Blütenstände erscheinen im Frühjahr von Ende März bis Mai,
die rundlichen aromatischen Blättchen eigenen sich gut als Salatgewürz.
 Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata): Die schmalblättrige Rosettenpflanze kann von Mai bis
Oktober innerhalb kurzer Zeit bräunliche Blütenstände entwickeln, die durch den Wind bestäubt
werden, und reichlich Samen bilden. In nicht allzu dichten und nährstoffreichen Rasen ist sie
regelmäßig enthalten.
 Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans): Vor allem auf verdichteten feuchten Böden
entwickelt die Flutrasenpflanze in etwas lückigen Rasen zahlreiche, sich bewurzelnde
oberirdische Ausläufer. Die Blüte von Juni bis Juli fällt in Vielschnittrasen gering aus.
 Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens): Die vorwiegend auf verdichteten, zur zeitweiligen
Vernässung neigenden Lehmböden verbreitete Art hat kräftige, bis 50 cm Tiefe reichende
Wurzeln und oberirdische Ausläufer, die wegen ihrer Zähigkeit sehr trittverträglich sind. Es ist
eine typische Flutrasenpflanze, die aber auch in strapazierten Vielschnittrasen verbreitet ist. Die
sproßbürtigen gelben Blüten erscheinen von Mai bis August.
 Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis): Die aus dem Kaukasus stammende, erst seit Beginn des
20. Jahrhunderts eingebürgerte Rasenpflanze mit kriechendem Wuchs und sehr dünnen Stengeln
ist inzwischen häufig und weit verbreitet. Die Vermehrung dieser von April bis Juni hellblau
blühenden Art erfolgt fast ausschließlich vegetativ durch kleine Bulbillen (Brutzwiebelchen), die
fortlaufend in den Blattachseln entstehen (SEBALD, SEYBOLD, PHILIPPI & WÖRZ 1996/I).
Frisch angelegte Rasen bzw. nutzungsbedingt immer wieder vorzufindende Störbereiche (z.B.
Lagerstellen, aufgegrabene und wieder verfüllte Flächen im Gebrauchsrasen vor allem an
Straßenrandstreifen) weisen im ersten bis zweiten Jahr einen lückenhaften Bestand auf, der vor
allem durch lichtbedürftige und überwiegend kurzlebige Pionierpflanzen geprägt ist. Dazu gehören
einerseits Arten der Sand- und Grusfluren11 bzw. Möhren-Steinkleefluren auf skelettreichen12,
humusarmen Rohböden, andererseits Wildpflanzen der Hackfrucht-Äcker oder Eselsdistelfluren auf
relativ lockeren humosen Böden und einige Arten der Trittrasen auf bereits verdichteten Böden.
Unter den Pionierpflanzen nährstoffarmer Rohböden findet man selten in neuangelegten
Rasenflächen bzw. an Ausbesserungsstellen:
 Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), blüht unscheinbar bereits ab Ende Februar (s.
Foto 4)
 Sand-Hornkraut (Arenaria serpyllifolia)
 Rauhe Gänsekresse (Arabis hirsuta)
 Gewöhnliche Pfeilkresse (Cardaria draba)
 Mehlige und Kleinblütige Königskerze (Verbascum lychnitis et thapsus)
11
12
durch Verwitterung zu Feinmaterial mit unregelmäßiger Körnung zerbröseltes, meist kalkarmes Gestein.
Hoher Anteil an Steinen im Boden
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München blüht
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Foto 4: Lückige Pioniervegetation auf ca. 1 m breiter, kiesig-nährstoffarmer Uferrehne13 des Olympiasees mit
Bestand vom Frühlings-Hungerblümchen und Schaf-Schwingel im Olympiapark (4.4.01)
Von den einjährigen Arten der Hackfrucht-Äcker kommen häufig vor:






Kleinblütiges Springkraut (Cardamine hirsuta)
Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)
Vogelmiere (Stellaria media)
Persischer und Efeublättriger Ehrenpreis (Veronica persica, V. hederifolia)
Weicher und Kleiner Storchschnabel (Geranium molle, G. pusillum)
Purpur-Taubnessel (Lamium purpureum)
Die charakteristischen einjährigen Arten der Trittrasen wurden bereits im vorausgegangenen Kapitel
aufgeführt (Einjähriges Rispengras, Vogel-Knöterich, Breit-Wegerich), hinzu kommt mancherorts
noch die Weg-Malve (Malva neglecta).
13
Wallartige, flache Aufhöhung an Gewässerufern aus mineralischem Substrat
LBV 2002
München blüht
20
Foto 5: Ausschnitt einer vegetationsarmen Störstelle in nährstoffreichem Vielschnittrasen (Neuhofen, 27.3.01)
Ziemlich weit verbreitet, auch in älteren Vielschnitt-Gebrauchsrasen z.B. der Straßen- und
Wegrandstreifen, meist jedoch mit nur wenigen Einzelpflanzen vertreten, ist der durch seine großen
Blätter auffallende, ausdauernde Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) mit seiner
rübenartigen Wurzel, welche ihm ein ausgesprochen gutes Regenerationsvermögen verleiht. Das
Knöterichgewächs entwickelt bei mehrwöchig ausbleibender Mahd ab dem Frühsommer hohe
Blütentriebe mit unauffälligen grünlichen Blüten (s. Foto 19). Seine Ansiedlung wird vermutlich durch
Hundekot begünstigt.
Generell steigt mit zunehmendem Alter einer Rasenfläche die Artenzahl und es verschiebt sich das
Artenspektrum. So nimmt z.B. die Deckung von Weidelgras und Einjährigem Rispengras deutlich ab,
die des Roten Straußgrases und Rot-Schwingels zu. Fast ausschließlich in viele Jahrzehnte alten,
nicht allzu nährstoffreichen Rasen können Veilchenarten (Viola spec.), Gewöhnliches Ferkelkraut
(Hypochoeris radicata) und Feld-Hainsimse (Luzula campestris) enthalten sein. Der Weißklee
dagegen kommt unabhängig vom Alter in nahezu allen Vielschnittrasen vor (GILBERT 1994).
LBV 2002
1.3.2.2
München blüht
21
Flora von Blumenrasen
Wie schon in Kapitel 1.3.1 angesprochen, nimmt mit abnehmender Schnitthäufigkeit und
Nährstoffversorgung des Bodens die Artenvielfalt gewöhnlich zu. Außer den bereits in Kap. 1.3.2.1
aufgeführten Vielschnittrasen-Arten können in Blumenrasen noch einige horstbildende Gräserarten
gedeihen, die vegetativ etwas weniger regenerationsfähig sind und zum Fortbestand gelegentlich
auch auf eine generative Fortpflanzung angewiesen sind:
 Das Kammgras (Cynosurus cristatus) bildet bei mehrwöchigen Schnittpausen während der
gesamten Vegetationsperiode ab Ende Mai Blütenstände aus, es erträgt auf mäßig
nährstoffreichen Böden auch eine starke Trittbelastung und Bodenverdichtung.
 Das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) treibt früh aus und blüht bereits ab Ende April, im
allgemeinen aber nur einmal vor dem ersten Schnitt, und kann bis Mitte Mai zur Samenreife
gelangen. Es wächst vorzugsweise auf eher nährstoff- und kalkarmen Böden unterschiedlicher
Feuchte, auch im Halbschatten. Auffallend ist sein typischer Heugeruch nach Cumarin an der
Sproßbasis, der vor allem beim Mähen freigesetzt wird.
 Der Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.), den es in vielen Unterarten gibt, ist nur auf
humusarmen, kiesig-sandigen und damit durchlässigen Böden konkurrenzfähig, die beweidet,
mehrmals jährlich gemäht oder regelmäßig mechanisch belastet werden. Seine schmalen Blätter
sind gerollt, weshalb die markanten Horste ausgesprochen stachelig wirken.
 Die ziemlich kleinwüchsige Feld-Hainsimse (Luzula campestris) mit ihren bewimperten Blättchen
treibt unterirdische Ausläufer und bildet mit ihren kriechenden Rhizomen14 lockere Rasen. Infolge
der frühen Blütezeit ab Ende März kann die Samenreife schon ab Mai vor dem ersten Schnitt
erfolgen. Die Art zeigt magere, eher kalkarme Standorte an.
Die in Blumenrasen enthaltenen Arten erreichen allgemein Wuchshöhen unter 40 cm, wobei der
Blatthorizont 10 cm kaum überschreitet. In folgender Tabelle 1 sind an die Pflegeweise von
Blumenrasen angepaßte Kräuterarten mit Angaben der Blütefarbe, Wuchsform und
Standortansprüchen aufgeführt. In einer bestimmten Fläche sind entsprechend der unterschiedlichen
Standortansprüche kaum jemals alle genannten Arten enthalten:
14
Unterirdische, verdickte Sprossteile zur Nährstoffspeicherung
LBV 2002
Tab. 1:
München blüht
22
Für Blumenrasen charakteristische Kräuterarten
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
deutscher Name
botanischer Name
Duft-Veilchen
Viola odorata
Wiesen-Schaumkraut
Cardamine pratensis
Kriechender Günsel
Ajuga reptans
Gamander- Ehrenpreis
Veronica chamaedris
Mittlerer Wegerich
Plantago media
Hopfenklee
Medicago lupulina
Faden-Klee
Trifolium dubium
Rot-Klee
Trifolium pratense
Gewöhnlicher Hornklee
Lotus corniculatus
Rauher Löwenzahn
Leontodon hispidus
Weißes
WiesenLabkraut
Galium album
Gewöhnl. Frauenmantel
Alchemilla vulgaris
Kleines Habichtskraut
Hieracium pilosella
Orangerotes Habichtskr.
Hieracium aurantiacum
Gewöhnl. Ferkelkraut
Hypochoeris radicata
Feld-Thymian
Thymus pulegioides
Wiesen-Schafgarbe
Achillea millefolium
Kleinköpfiger Pippau
Crepis capillaris
Herbst-Löwenzahn
Leontodon autumnalis
Blütezeit
Blütenfarbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
III-IV
violett
IV-VI
helllila
IV-VII
tiefblau
V-VI
azurblau
V-X
helllila
nährstoffreich, humos,
eher schattig
ziemlich nährstoffreich, auch vegetative Vermehrung/Sprossung
schattenverträglich,
eher nährstoffreich
vorzugsweise halbschattig,
mäßig nährstoffreich
sonnig, eher nährstoffarm
V-IX
gelb
V-IX
hellgelb
V-X
V-X
rosa/
rot
gelb,
z.T. rötlich
gelb
V-X
weiß
Rosetten mit
Ausläufern
Rosetten, kriechendes
dünnes Rhizom
oberirdische Ausläufer,
Rosetten
rasenbildend durch
Ausläufer
breite Rosetten, bodennah anliegend
rosettig verzweigt mit
langer Pfahlwurzel
einjährig,
bodennah verzweigt
horstförmig
mit Pfahlwurzel
horstförmig, niederliegend bis aufsteigend
Rosetten, meist
gruppenartig gehäuft
herdenbildend durch
V-X
gelbgrün
V-VIII
(hell)gelb
VI-VIII
VI-X
orange/
purpurn
gelb
auch halbschattig
ziemlich nährstoffreich,
auch halbschattig
lichtbedürftig, nährstoffarm und
mäßig trocken; zahlr. Unterarten
lichtbedürftig, eher nährstoffarme Lehmböden
eher nährstoffarm und kalkarm
VI-IX
hellviolett
VI-X
VI-VIII
weiß bis
rosa
goldgelb
VI-X
goldgelb
Stengelsprossung
einzeln aus kräftigen
Wurzelstöcken
Rosetten,
oberirdische Ausläufer
Rosetten, meist unterirdische Ausläufer
einzelne Rosetten, „abgebissener“ Wurzelstock
Zwergstrauch mit kurzer
kriechender Sproßachse
herdenbildend durch
unterirdische Ausläufer
zweijährige Art mit
einzelnen Rosetten
einzelne Rosetten,
verzweigter Sproß
V-X
mäßig trockene, basenreiche
Lehmböden, sonnig
mäßig nährstoffreich/
sonst unspezifisch
eher nährstoffreich/
sonst unspezifisch
eher nährstoffarm und trocken;
Pollenspender für div. Bienen
mäßig nährstoffreich, Blütenbildung den ganzen Sommer über
ziemlich nährstoffreich,
nährstoffarm und ziemlich
trocken, sonnig
eher nährstoffreiche, mäßig
trockene Lehmböden
mäßig nährstoffreich und
trocken
nährstoffreich, trittverträglich,
auch halbschattig
Außer den genannten Arten können im Frühjahr blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen
vorkommen, die bei der Halbschattenwiese in Tabelle 5 aufgelistet sind. In mageren Blumenrasen
findet man gewöhnlich auch einige der im folgenden Kapitel aufgeführten typischen Wiesenblumen,
kaum jedoch seltene Pflanzenarten.
LBV 2002
1.3.2.3
München blüht
23
Flora von Blumenwiesen
Insgesamt gibt es in Südbayern eine Vielzahl von Wiesentypen, die sich durch das Vorkommen bzw.
Fehlen bestimmter Kenn- und Differentialarten15 pflanzensoziologisch voneinander unterscheiden
lassen. In erster Linie bestimmen Nährstoffversorgung und Feuchte des Bodens (die durch Düngung
bzw. Dränage künstlich verändert werden können), aber auch die Bodenart und Besonnung des
Standorts die Artenzusammensetzung, einen wesentlichen Einfluß haben aber auch das
Mahdregime und sonstige Nutzungen (s. Kap. 2). Für angelegtes Grünland in städtischen
Grünanlagen (ohne „Biotopflächen“ i.e.S.) sind vor allem folgende Blumenwiesen-Grundtypen
relevant:
1)
Fettwiese (typische Glatthaferwiese) auf ziemlich nährstoffreichen, frischen Standorten, die
gut besonnt sind.
2)
Fettwiese auf mäßig nährstoffreichen, halbschattigen Standorten.
3)
Magerwiese (Salbei-Glatthaferwiese oder Flaumhaferwiese) auf relativ nährstoffarmen,
mäßig trockenen Standorten, die gut besonnt sind.
4)
Halbfettwiese (magere Glatthaferwiese) als Zwischenform zwischen 1) und 3) auf
ungedüngten, mäßig nährstoffreichen Böden.
Eine weitere Differenzierung ergibt sich z.B. durch die Kalkversorgung des Bodens, meßbar als pHWert, die vor allem bei Magerwiesen das Artenspektrum deutlich beeinflußt. Auf relativ kalkarmen,
eher nährstoffarmen Böden kann z.B. eine Rotstraußgras-Rotschwingelwiese gedeihen.
Sonnige Fettwiesen
Zur Grundartengarnitur von Blumenwiesen im Raum München (u.a. in typischen Glatthaferwiesen
enthalten) gehören von den bereits aufgelisteten bzw. beschriebenen Arten:
Gräser: Rot-Schwingel, Kammgras, Deutsches Weidelgras, Wiesen-Rispengras und Gewöhnliches
Rispengras
Kräuter: Wiesen-Löwenzahn, Gewöhnliches Hornkraut, Kriechender Hahnenfuß, Kriechendes
Fingerkraut, Weiß-Klee, Rot-Klee, Gamander-Ehrenpreis, Spitz-Wegerich, Weißes WiesenLabkraut und Wiesen-Schafgarbe. Hinzu kommen die in Tabelle 2 aufgeführten Gräser.
15
Kennart: für eine bestimmte Pflanzengemeinschaft typische Art; Differentialart: Art, die eine bestimmte Ausbildung
einer Pflanzengemeinschaft von einer anderen Ausbildung abtrennent
LBV 2002
Tab. 2:
München blüht
24
Charakteristische Grasarten der Fettwiesen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
deutscher Name
botanischer Name
Glatthafer
Arrhenatherum elatius
Gewöhnl. Knauelgras
Dactylis glomerata
Wolliges Honiggras
Holcus lanatus
Weiche Trespe
Bromus hordeaceus
Wiesen-Schwingel
Festuca pratensis
Goldhafer
Trisetum flavescens
Wiesen-Lieschgras
Phleum pratense
Blütezeit
Blütenform
V-VII
Rispe
Wuchsform
lockerhorstiger Tiefwurzler, hochwüchsig
V-X
Rispe
kräftige Horste, breitmehrmals
blättrig und hochwüchsig
V-VIII
Rispe
horstig, weiche Blätter
mittelhoch
V-VI
Rispe
sehr lockerhorstig, weiche
Blätter, kurzlebig
V-VII
Rispe
lockerhorstig, ziemlich
hochwüchsig, Tiefwurzler
VI-IX
Rispe
lockerhorstig,
mittelhoch
VI-IX
Ährenrispe
kräftige Horste, breitblättrig und hochwüchsig
Standortansprüche
Anmerkungen
ziemlich nährstoffreich,
sonnig und warm
Lehmböden,
konkurrenzstark
mäßig nährstoffreich,
vorzugsweise feucht
nährstoffreich, eher trocken,
lückige Bestände
nährstoffreich,
humose Lehmböden
ziemlich nährstoffreich/
sonst unspezifisch
schwere, nährstoffreiche
Böden, trittverträglich
Auch wenn die namensgebende Grasart Glatthafer in einem Bestand fehlt, sind Fettwiesen im
Tiefland meist typologisch als Glatthaferwiesen einzuordnen.
Außer den oben genannten Kräutern sind nur relativ wenige Arten für typische, nährstoffreiche
Glatthaferwiesen des städtischen Grüns charakteristisch bzw. wenigstens in manchen dieser
Flächen enthalten (Tabelle 3).
Tab. 3:
Charakteristische Kräuterarten der Fettwiesen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
deutscher Name
botanischer Name
Sauer-Ampfer
Rumex acetosa
Wiesen-Kerbel
Anthriscus sylvestris
Scharfer Hahnenfuß
Ranunculus acris
Wiesen-Kümmel
Carum carvi
Wiesen-Pippau
Crepis biennis
Wiesen-Bocksbart
Tragopogon pratensis
Zaun-Wicke
Vicia sepium
Wiesen-Platterbse
Lathyrus pratensis
Wiesen-Storchschnabel
Geranium pratense
Bärenklau
Heracleum sphondylium
Blütezeit
Blütenfarbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
IV-VII
rötlich
IV-VIII
weiß
V-IX
gelb
V-VI/
VIII-IX
V-IX
weiß bis
rötlich
goldgelb
mäßig nährstoffreich und
feucht
nährstoffreich, insbes.
stickstoffreich; tiefgründig
nährstoffreich, sonst unspezifisch; giftig
mäßig nährstoffreich;
trittverträglich
nährstoffreich, sonnig
V-VII
gelb
V-VIII
VI-VIII
rotviolett bis
blaßblau
gelb
VI-VIII
tiefblau
VII-IX
weiß
meist einzeln,
aufrecht
rübenartige Pfahlwurzel
hochwüchsig
lockerhorstig mit
Rhizom
zweijährig mit dickspindelförmiger Wurzel
zweijährig;
einzelne Rosetten
meist zweijährig;
einzeln aus Pfahlwurzel
Bodenausläufer
rankende Sprosse
lange Bodenausläufer,
rankende Sprosse
einzeln büschelig aus
kurzem Rhizom
hochwüchsige
Schaftpflanze
ziemlich nährstoffreich,
trocken bis frisch
nährstoffreich/
sonst unspezifisch
ziemlich nährstoffreich/
sonst unspezifisch
nährstoffreiche Lehmund Tonböden
nährstoffreich/
sonst unspezifisch
LBV 2002
München blüht
25
An nährstoffreichen Störstellen, die durch Narbenverletzungen, insbesondere Tritt oder Hundekot in
Fettwiesen immer wieder entstehen, siedeln sich vor allem die in Tabelle 4 aufgelisteten
stickstoffanzeigenden Pflanzenarten (Nitrophyten) an.
Tab. 4:
Kräuterarten nährstoffreicher Störstellen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Stumpfblättriger Ampfer
Rumex obtusifolius
Krauser Ampfer
Rumex crispus
Große Brennessel
Urtica dioica
VI-X
rötlich
VII-IX
bräunlichgrün
weißlichgrün
VI-X
meist mehrtriebig, mehrköpfiger Wurzelstock
meist eintriebig,
verdickte Wurzeln
herdenartig, lange
Ausläufer
Nährstoffreiche, eher
Feuchte Böden
stickstoffreiche, verdichtete
eher feuchte Böden
stickstoffreich, eher feuchte
humose Lehmböden
Störzeiger mit Rhizomen oder Wurzelausläufern können sich jahrelang oder gar Jahrzehnte lang in
ein- bis zweischürigen Wiesen mit relativ geringer Deckung halten, die auf ehemaligen
Ackerstandorten oder Aufschüttungsflächen angelegt wurden (z.B. Olympiaberg, Am Durchblick,
Walter-Hopf-Weg). Mit relativ hoher Stetigkeit kommen in derartigen Flächen vor: Acker-Kratzdistel
(Cirsium arvense), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Acker-Winde (Convolvulus
arvensis), seltener Huflattich (Tussilago farfara) und die bereits in der vorausgegangenen Tabelle
aufgeführten Ampfer-Arten (Rumex crispus et obtusifolius). Meist sekundär aus nährstoffreichen
Gehölzsäumen eingewandert, haben sich an einigen Stellen in einschürigem, eher nährstoffreichem
Grünland expansive Neophyten16 etabliert: Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum (s. Foto 6),
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Japanischer Knöterich (Polygonum japonicum) und
Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera). Alle genannten Arten sind im im Olympiapark zu
finden, die Herkulesstaude ansatzweise aber auch z.B. im Waldfriedhof neuer Teil, die Kanadische
Goldrute auch am Luise-Kiesselbach-Platz und in der Grünanlage Zöllerstraße. Derartige Neophyten
sind für die Vegetation städtischer Lebensräume und von Verkehrswege-Randstreifen heute
vielerorts charakteristisch.
Seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa aus anderen Erdteilen absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppte „neue“
Pflanzenarten
16
LBV 2002
München blüht
26
Foto 6: In einer Halbfettwiese nahe eines Wegs aufwachsende Herkulesstaude am Nordosthang des Großen
Olympiabergs (21.5.01)
Halbschattige Fettwiesen
Wenn Grünland nur zeitweilig während des Tags besonnt wird (unter 5 Stunden täglich im Sommer),
bleibt die Grasnarbe lückig und die Artenzahl an Gefäßpflanzen liegt tendenziell niedriger als auf voll
besonnten Flächen. Auf Wiesen im Bereich von Laubgehölzen (z.B. Streuobstwiesen, Nordseite von
Baumgruppen) ist die Belichtung vor dem Laubaustrieb bis Ende April noch vergleichsweise hoch,
nimmt aber dann mit der Belaubung bis Mitte Mai für den Rest der Vegetationsperiode deutlich ab.
Dementsprechend früh kann die Hauptblütezeit dieses Wiesentyps bereits Anfang April beginnen,
sie geht häufig gegen Ende Mai bis Anfang Juni allmählich bereits zu Ende. Danach kommen zwar
durchaus noch zahlreiche Pflanzen zum Blühen, es entsteht aber meist kein flächiger Blühaspekt
mehr. Auch der herbstliche Laubfall begünstigt die Lückigkeit der Vegetationsdecke und die
Ansiedlung von sehr schattenverträglichen Laubmoosen.
Neben den bisher genannten Gräsern und Kräutern der Vielschnitt- oder Blumenrasen und
Fettwiesen, die als (halb)schattenverträglich bezeichnet wurden, spielen in Halbschattenwiesen oder
auch ab Ende Mai erstmals gemähten Blumenrasen im Frühjahr blühende Zwiebel- und
Knollenpflanzen eine bedeutende Rolle. In Parkanlagen wurden solche Frühjahrsgeophyten
größtenteils irgendwann gepflanzt (meist am Rand von Gehölzgruppen) und sind dann mehr oder
weniger stark verwildert.
LBV 2002
Tab. 5:
München blüht
27
Zwiebel- und Knollenpflanzen in halbschattigen Fettwiesen, Blumenrasen und
Säumen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Deutscher Name
botanischer Name
Frühlings-Krokusse
Crocus vernus/
tommasinianus u. a.
Blaustern
Scilla siberica
Schneeglanz
Chionodoxa luciliae
Scharbockskraut
Ranunculus ficaria
Hohler Lerchensporn
Corydalis cava
Schachblume
Fritillaria meleagris
Gelbe Narzisse
Narcissus pseudonarcissus
Herbst-Zeitlose
Colchicum autumnale
Blütezeit
Blütenfarbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
III
(kurz)
variabel
gewöhnlich in kleinen
Gruppen
eher kalkarme
Lehmböden
III-IV
blau
herdenartig
ziemlich nährstoffreich
III-IV
hellblau
herdenartig
III-V
gelb
III-V
III-IV
purpurn
oder weiß
purpurn/
geadert
goldgelb
herdenartig, keulenförmige Wurzelknöllchen
herdenartig, kugelige
hohle Knolle
in kleinen Gruppen
VIII-X
blaßlila
mäßig nährstoffreiche
Lehmböden
nährstoffreiche Lehmböden,
eher feucht; sehr verbreitet
humose, nährstoffreiche
Lehmböden
eher feuchte
Lehm- /Tonböden
eher kalkarme,
humose Lehmböden
mäßig nährstoffreich, eher
feucht und tiefgründig
IV-V
meist truppartig
gepflanzt
einzelne Blüten bzw.
Blatttriebe
Besonders großblütige Zier- bzw. Zuchtformen von Krokussen, Narzissen und Herbst-Zeitlosen aus
dieser Gruppe sowie Zierformen der Tulpe findet man auch nicht selten gepflanzt in Verkehrsinseln,
Rand- und Mittelstreifen von Straßen.
An typischen Gräsern findet man in einer Halbschattenwiese:
Gewöhnliches und Hain-Rispengras, Wolliges Honiggras, Wiesen-Rispengras, Kammgras,
Glatthafer, Goldhafer und Ruchgras.
An Kräutern kommen häufig einige auch in Rasen verbreitete Arten mit kriechendem Wuchs oder
Rosetten vor:
Kleine Brunelle, Gundermann, Kriechender Günsel, Gamander-Ehrenpreis, Duft-Veilchen,
Frauenmantel, Wiesen-Löwenzahn, Wiesen-Schaumkraut.
Hinzu kommen können auch folgende Fettwiesenarten:
Wiesen-Pippau, Scharfer Hahnenfuß, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Kerbel, Bärenklau,
Wiesen-Labkraut, Herbst-Löwenzahn.
Typisch sind ferner die in Tabelle 6 aufgeführten, schattenverträglichen Kräuter, welche auch in
lichten Wäldern anzutreffen sind.
LBV 2002
Tab. 6:
München blüht
28
Halbschattenverträgliche Kräuter in Fettwiesen oder Säumen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Deutscher Name
Botanischer Name
Hohe Schlüsselblume
Primula elatior
Duft-Veilchen
Viola odorata
Efeublättr. Ehrenpreis
Veronica hederifolia
Hain-Veilchen
Viola riviniana
Rote Lichtnelke
Melandrium rubrum
Pfennigkraut
Lysimachia nummularia
Giersch
Aegopodium podagraria
Blütezeit
Blütenfarbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
III-V
hellgelb
III-IV
violett
ziemlich nährstoffreich,
eher feucht
nährstoffreich
III-V
hell-lila
IV-V
V-VIII
hellblauviolett
rot
VI-VII
gelb
V-VII
weiß
Rosetten,
gruppenartig gehäuft
Rosetten, mit oberirdischen Ausläufern
winterannuell17, niedrig
kriechender Wuchs
Halbrosetten mit kriechendem Wurzelstock
gruppenweise Grundrosetten, oben verzweigt
oberirdisch kriechend,
wintergrün, niedrig
herdenartig, mit Ausläufern tief im Boden
lockere, nährstoffreiche
Böden
mäßig nährstoffreich, eher
kalkarm und trocken
nährstoffreiche, lockere
Böden
nur halbschattig, ziemlich
nährstoffreich, eher feucht
nährstoffreiche lockere
Böden
Foto 7: Halbschattige Randzone einer Halbfettwiese mit Blühaspekt des Wiesen-Schaumkrauts am 28.4.01 im
Waldfriedhof
Magerwiesen
17
einjährige Pflanzenart, die bereits im Herbst keimt und mit bodennahem grünen Spross überwintert
LBV 2002
München blüht
29
Bei den auf relativ nährstoffarmen Böden entwickelten Salbei-Glatthaferwiesen fehlen weitgehend
die in den vorangegangenen Tabellen für „nährstoffreiche“ Standorte angegebenen Pflanzenarten.
An ihre Stelle treten eine Vielzahl magerkeits- und trockenheitsverträglicher Arten. Dieser Wiesentyp
ist besonders arten- und blütenreich und hat somit einen hohen Erlebnis- und Erholungswert. Die
erste Blühwelle beginnt zwar im allgemeinen etwas später als in den übrigen Wiesentypen, kaum vor
Mitte Mai, hält aber gewöhnlich den ganzen Juni über und in der ersten Julihälfte bis zum ersten
Mahdtermin unvermindert an.
Foto 8: Ausschnitt einer Magerwiese mit Blühaspekt Hornklee und mit einer Pracht-Nelke (Neuer Südfriedhof
am 12.6.01)
Von den bisher
charakteristisch:
genannten
Gräsern
und
Grasartigen
sind
für
Salbei-Glatthaferwiesen
Wiesen-Rispengras in der schmalblättrigen Unterart Poa pratensis angustifolia, RotSchwingel, Ruchgras, Glatthafer (in mäßiger Deckung) und Feld-Hainsimse.
Hinzu kommen auf (mäßig) kalkreichen Böden die in Tabelle 7 aufgeführten Grasarten.
LBV 2002
Tab. 7:
München blüht
30
Grasarten (mäßig) kalkreicher Magerwiesen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Deutscher Name
Botanischer Name
Flaumhafer
Avena pubescens
Aufrechte Trespe
Bromus erectus
Stein-Zwenke
Brachypodium rupestre
Zittergras
Briza media
Pyramiden-Schillergras
Koeleria pyramidata
Frühlings-Segge
Carex caryophyllea
Blütezeit
Blütenform
V-VII
Rispe
V-VII
VI-VII
V-VIII
V-VII
IV-V
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
rasig mit Ausläufern
mäßig nährstoffreich, humos
mittelhoch
Rispe
dichthorstig, mittelhoher
mäßig trocken, ziemlich
Intensivwurzler
Nährstoffarm
Traube lockerhorstig, kriechende
ziemlich trocken, kalkhaltig
Rhizome
weideverträglich
Rispe
lockerhorstig,
magere, humose Lehmböden
mittelhoch
lichtbedürftig
Rispe
rasenbildend mit Ausflachgründig, nährstoffarm,
läufern, mittelhoch
kalkreich, warm
verschierasenbildend durch
wechseltrocken, nährstoffarm,
denährig
unterirdische Ausläufer
skelettreiche Böden
Von den bisher genannten Kräuterarten können all diejenigen in Salbei-Glatthaferwiesen
vorkommen, deren Standortanspruch nicht als „stickstoffreich“ oder „nährstoffreich“ angegeben
wurde (also auch für „ziemlich nährstoffreiche“ Böden typische Arten); besonders charakteristisch
sind davon Gewöhnlicher Hornklee, Hopfenklee, Rauher Löwenzahn und Wiesen-Schafgarbe sowie
Mittlerer Wegerich. Außerdem sind ziemlich häufig die in Tabelle 8 enthaltenen Arten vertreten.
Auf oberflächlich entkalkten, wohl nicht durch Erdbaumaßnahmen gärtnerisch beeinflußten Böden,
welche beispielsweise im Waldfriedhof neuer Teil stellenweise anzutreffen sind, kommen Rotes
Straußgras, Feld-Hainsimse und Gewöhnliches Ferkelkraut verbreitet vor, daneben auch einige in
München ausgesprochen seltene Säurezeiger: Dreizahn (Danthonia decumbens), Bleiche Segge
(Carex pallescens), Pillen-Segge (Carex pilulifera), und Besen-Heide (Calluna vulgaris) jeweils mit
nur wenigen Individuen; außerdem Blutwurz (Potentilla erecta), Hunds-Veilchen (Viola canina),
Gewöhnlicher und Hain-Augentrost (Euphrasia rostkoviana et nemorosa).
LBV 2002
Tab. 8:
München blüht
31
Kräuterarten (mäßig) kalkreicher Magerwiesen
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
deutscher Name
botanischer Name
Wiesen-Margerite
Leucanthemum vulgare
Wiesen-Glockenblume
Campanula patula
Schmalblättrige Wicke
Vicia angustifolia
Knolliger Hahnenfuß
Ranunculus bulbosus
Wiesen-Salbei
Salvia pratensis
Kleiner Klappertopf
Rhinanthus minor
Zottiger Klappertopf
Rhinanthus alectorolophus
Kleiner Wiesenknopf
Sanguisorba minor
Taubenkropf-Leimkraut
Silene vulgaris
Wilde Esparsette
Onobrychis viciifolia
Feld-Klee
Trifolium campestre
Wiesen-Flockenblume
Centaurea jacea
Skabiosen-Flockenblume
Centaurea scabiosa
Acker-Witwenblume
Knautia arvensis
Rundblättr. Glockenblume
Campanula rotundifolia
Wilde Möhre
Daucus carota
Kleine Bibernelle
Pimpinella saxifraga
Blütezeit
V-X
V-VIII
V-VII
IX-X
V-VI
V-VIII
V-VII
V-VII
V-VIII
V-IX
V-VIII
V-X
VI-X
VI-IX
VI-IX
VI-X
VII-IX
VII-X
Blütenfarbe
Wuchsform
weiß/ gelb
herdenbildend;
bodennahe Grundachse
hellblauzweijährig, oberwärts
lila
verzweigt
rosa/ lila
kletternder Therophyt18,
Sproß-Ausläufer
gelb
kurzes Rhizom, meist
mehrtriebig
dunkelblau
dicke Pfahlwurzel,
oben verzweigt
dunkelgelb
einjährig; Einzeltriebe,
aber meist zahlreich
gelb; blaueinjährig, einzeln
er Zahn
Halbschmarotzer
grünlich/
mehrtriebig aus Wurzelrot
stock/Blattrosetten
weiß,
mehrtriebig aus rübenglockig
artiger, tiefer Wurzel
rosa bis
tiefreichende Pfahlpurpurn
wurzel, aufrechter Sproß
gelb
einjährig, Wuchs kriechend bis aufsteigend
purpurn
verzweigter Wurzelstock
basal mehrtriebig
purpurn
mehrtriebig, tiefwurzelnd
hochwüchsig
blau bis
einfach oder verzweigt,
rotviolett
tiefwurzelnd
dunkelblau
vieltriebig aus tiefreichendem Wurzelstock
weiß
zweijährig, verdickte
Pfahlwurzel
weiß
meist eintriebig aus
Wurzelstock
Standortansprüche
Anmerkungen
mäßig nährstoffreich/
sonst unspezifisch
lichtbedürftig, mäßig
nährstoffreich
mäßig nährstoffreich,
ziemlich trocken/sandig
mäßig trocken und nährstoffreich, locker/skelettreich
ziemlich nährstoffarme,
basenreiche Lehmböden
ziemlich nährstoff- und
kalkarm
eher nährstoffarm, mäßig
frisch bis trocken
ziemlich trockene, kalkreiche Lehmböden
ziemlich nährstoffarm und
trocken, auch Rohböden
eher nährstoffarme, lockere
Lehm- und Lößböden
eher kalkarme, flachgründige Böden
mäßig nährstoffreich,
tiefgründig
mäßig trockene, auch steinige Lehmböden
mäßig nährstoffreiche und
trockene Lehmböden
mäßig trocken und
nährstoffarm
lichtbedürftig, mäßig nährstoffreich und trocken
lichtbedürftig, ziemlich nährstoffarm und trocken
Auf eher kalkreichen Böden konnten in Grünanlagen, deren Pflege der Stadtgartendirektion obliegt,
an natürlichen oder künstlich geschaffenen Magerstandorten folgende nach der Roten Liste Bayern
gefährdete bzw. im Stadtgebiet Münchens seltene Arten nachgewiesen werden:
An mehreren räumlich voneinander entfernten Stellen im Stadtgebiet:
Gewöhnliche Küchenschelle* (Pulsatilla vulgaris), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum),
Pracht-Nelke* (Dianthus superbus), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Berg-Haarstrang*
(Peucedanum oreoselinum), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris), Begrannter Klappertopf*
(Rhinanthus glacialis), Tauben-Skabiose* (Scabiosa columbaria)
Nur jeweils in einer bestimmten Fläche (wobei weitere Funde bei systematischer Suche nicht
auszuschließen sind):
18
einjährige Pflanzenart, als Same überwinternd
LBV 2002
München blüht
32
Erd-Segge* (Carex humilis), Berg-Segge (Carex montana), Steppen-Lieschgras* (Phleum
phleoides), Ästige Graslilie* (Anthericum ramosum), Großes Zweiblatt (Listera ovata), SteinbrechFelsennelke* (Petrorhagia saxifraga), Knöllchen-Steinbrech* (Saxifraga granulata), Knolliges
Mädesüß (Filipendula vulgaris), Deutscher Backenklee* (Dorycnium germanicum), Hufeisenklee*
(Hippocrepis comosa), Dornige Hauhechel (Ononis spinosa), Färber-Ginster* (Genista tinctoria),
Stauden-Lein* (Linum perenne), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Hügel-Meister* (Asperula
cynanchica), Heil-Ziest* (Stachys officinalis), Weidenblättriges Ochsenauge* (Buphthalmum
salicifolium),
Die mit * gekennzeichneten Arten wurden höchstwahrscheinlich oder sicher künstlich eingebracht.
Foto 9: Ausschnitt eines von Menschenhand geschaffenen kiesigen Pionier-Trockenrasens mit Deutschem
Backenklee, Steinbrech-Felsennelke und Hügel-Meister (Zamilapark, Ostteil; am 6.7.01)
LBV 2002
Abb. 5:
München blüht
33
Flora einer Salbei-Flaumhafer-Glatthaferwiese, dargestellt als Transektzeichnung
(nach STYNER & HEGG 1984: 208)
Feuchtgrünland
Diese vorwiegend ertragreichen und aufwuchsstarken Grünlandtypen sind an Stellen mit relativ
hohem Grundwasserstand gebunden und nur an wenigen Stellen in Grünanlagen Münchens in
zumeist geringer Flächenausdehnung zu finden. Ursprüngliche, nur mäßig nährstoffreiche
Feuchtwiesen kommen nur im Bereich der Isaraue noch an wenigen Stellen vor, zudem wurde
während der letzten 35 Jahre an Rändern meist künstlicher Gewässer Feuchtgrünland im weiteren
Sinne (teils durch Verpflanzung) neu angelegt. Die mittlere Wuchshöhe während des Sommers liegt
in den meisten neugeschaffenen Flächen deutlich über 60 cm, die Blütenschicht überschreitet meist
1 m. Wenn Feuchtgrünland, wie in den Parkanlagen üblich, nur selten gemäht wird, nimmt die
Deckung mahdempfindlicher Hochstauden bzw. Röhrichtpflanzen zu. Hochwüchsige, ertragreiche
und relativ artenarme Wiesen feuchter Standorte sind meist als Fuchsschwanzwiesen einzuordnen,
von Gräsern und typischen Kräutern der Feuchtwiesen geprägte, regelmäßig jährlich gemähte
Bestände werden als Kohldistelwiesen eingestuft, von Hochstauden dominierte, meist selten
gemähte Bestände als feuchte Hochstaudenfluren (s. Foto 10).
LBV 2002
München blüht
34
Foto 10: Feuchte Hochstaudenflur mit blühenden Akeleiblättrigen Wiesenrauten am Willi-Gebhard-Ufer im
Olympiapark (21.5.01)
Viele der bei der Halbschattenwiese aufgeführten Kräuterarten, auch die niederwüchsigen
Kriechpflanzen wie beispielsweise der Kriechende Hahnenfuß, sind auch für Feuchtgrünland typisch.
In längere Zeit brachliegenden Flächen fehlen auch Nitrophyten wie die Brennessel gewöhnlich
nicht. An Gräsern häufig enthalten sind Weißes Straußgras, Gewöhnliches Rispengras, Wolliges
Honiggras, Knauelgras, Wiesen-Lieschgras, Glatthafer, charakteristisch sind ferner folgende Arten:
LBV 2002
München blüht
35
Tab. 9: In Feuchtgrünland (Kohldistelwiesen und Hochstaudenfluren) relativ häufig enthaltene
Pflanzenarten
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Deutscher Name
Botanischer Name
Gelbe Schwertlilie
Iris pseudacorus
Kuckucks-Lichtnelke
Lychnis flos-cuculi
Wiesen-Fuchsschwanz
Alopecurus pratensis
Rasen-Schmiele
Deschampsia cespitosa
Rohr-Glanzgras
Phalaris arundinacea
Schilf
Phragmites australis
Mädesüß
Filipendula ulmaria
Großer Wiesenknopf
Sanguisorba officinalis
Kohl-Kratzdistel
Cirsium oleraceum
Zottiges Weidenröschen
Epilobium hirsutum
Gewöhnl. Gilbweiderich
Lysimachia vulgaris
BlüteZeit
Blütenform/farbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
V-VI
gelb
V-VI
(-IX)
V-VII
rosa
zerschlitzt
Ährenrispe
VI-VIII
Rispe
VI-VIII
Rispe
VII-X
Rispe
VI-IX
gelblichweiß
VI-IX
dunkelbraunrot
blaßgelb
dicke, kurze Rhizome,
kleine Gruppen
Rosetten, kleine Gruppen durch Ausläufer
große Horste, kurze
Ausläufer, hochwüchsig
dichthorstig, ziemlich
hochwüchsig
weit kriechende Rhizome, rasenbildend
bis über 2m hoch,
sehr lange Ausläufer
ausläuferbildende
Hochstaude
kräftige Wurzelstöcke,
mehrtriebige Sprosse
hochwüchsig meist in
Gruppen, tiefwurzelnd
Hochstaude mit
Ausläufern
Hochstaude mit langen
unterird. Ausläufern
nährstoffreiche, feuchte bis
nasse humose Böden
mäßig nährstoffreich
feucht
nährstoffreiche, eher feuchte
humose Lehmböden
ziemlich nährstoffreich,
feucht, auch schattig
nährstoffreich,
wechselnass
dauerfeuchter Untergrund
bis freie Wasserfläche
nasse, ziemlich nährstoffreiche schwere Böden
mäßig nährstoffreiche,
(wechsel)feuchte Lehmböden
nährstoffreiche, lockere,
nasse Lehm- und Tonböden
nährstoffreich, feuchte
oft schlammige Böden
ziemlich nährstoffreiche,
feuchte Lehmböden
VI-IX
VII-IX
VI-VIII
tiefrosa bis
purpurrot
leuchtend
gelb
In einer wechselfeuchten, mageren Auenwiese im Hochwasserbett der Isar am Flaucher kommen
auf einer Fläche von ca. 2000 m2 folgende seltenen Arten vor:
Blaugrüne Segge (Carex flacca), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Spargelschote
(Tetragonolobus maritimus), Wiesensilge (Silaum silaus, nur wenige Exemplare), Echtes Labkraut
(Galium verum), Zierliche Sommerwurz (Orobanche gracilis), Hain-Hahnenfuß (Ranunculus
nemorosus).
1.3.2.4
Weiden
Das Artenspektrum auf beweideten Flächen ist im allgemeinen geringer als im gemähten Grünland
auf vergleichbarem Standort, weil viele Blütenstände vor der Fruchtreife abgefressen werden.
Allerdings können extensiv genutzte Rinderhutungen von mehr als 1 ha Größe mit Unterschieden
der Bodenart und Bodenfeuchte, die es in städtischen Grünflächen wohl nicht gibt, auch eine
größere Artenzahl aufweisen, wozu auch schnittempfindliche verholzende Pflanzen gehören
(SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Bei jährlich mehrmonatiger Bestoßung können nur trittresistente,
sich vorwiegend vegetativ ausbreitende Arten dauerhaft existieren, indirekt begünstigt werden.
Typische Weidegräser nährstoffreicher Flächen sind:
Deutsches Weidelgras, Gewöhnliches Knauelgras, Kammgras, Wolliges Honiggras,
Gewöhnliches Rispengras, Einjähriges Rispengras, Wiesen-Lieschgras und Rot-Schwingel.
Auf eher nährstoffarmen Flächen kommen hinzu:
LBV 2002
München blüht
36
Rotes Straußgras, Ruchgras, Schaf-Schwingel, Zittergras, Stein-Zwenke, gelegentlich
Pyramiden-Schillergras, Blaugrüne und Entferntährige Segge (Carex flacca et distans).
Von den Kräutern sind für Weiden einerseits niederwüchsige Arten mit Rosetten oder kriechendem
Wuchs charakteristisch wie
Kleine Brunelle, Gänseblümchen, Löwenzahn-Arten, Gewöhnliches Ferkelkraut, Weiß-Klee,
Gamander-Ehrenpreis, Spitz- und Breit-Wegerich, Faden-Klee.
Andererseits auch für
Ausläuferbildner wie
Weidevieh
wenig
schmackhafte
und
giftige
Schaftpflanzen
und
Scharfer und Kriechender Hahnenfuß, Wiesen-Kümmel, Wiesen-Schaumkraut, WiesenSchafgarbe, gebietsweise auch Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea) sowie Roter
Wiesenklee; außerdem schnell verholzende Arten wie Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum
perforatum) und Thymian-Arten.
Durch Narbenverletzungen wegen des Tritts, punktuell gekoppelt mit Nährstoffanreicherungen durch
Kot, siedeln sich immer wieder sogenannte Störzeiger an, die wenig schmackhaft, giftig oder
stachelig sind. Dazu gehören bereits bei den Fettwiesen genannte Stickstoffzeiger:
Brennessel, Stumpfblättriger und Krauser Ampfer; häufig sind ferner ausläuferbildende
„Dauer-Unkräuter“19 wie Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Land-Reitgras (Calamagrostis
epigejos) und Kriechende Quecke (Elymus repens).
Hinzu kommen kurzlebige Arten mit z.T. üppigem Wuchs, vor allem
Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) und Große Klette (Arctium lappa); Hirtentäschel,
Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum), auch der Gute Heinrich (Chenopodium
bonus-henricus) wurde einmal registriert.
Auf weniger nährstoffreiche, durchlässige Böden beschränken sich
Nickende Distel (Carduus nutans) und Weg-Distel (Carduus acanthoides).
Auf staufeuchten, verdichteten Böden breiten sich häufig Binsenarten, insbesondere die
Zarte und Blaugrüne Binse (Juncus tenuis et inflexus) sowie die herdenbildende Rauhaarige
Segge (Carex hirta) und Roß-Minze (Mentha longifolia) aus.
Besonders attraktive Pflanzen magerer Schafweiden mit hohem Naturschutzwert, wie z.B. Enziane,
Silberdistel oder Orchideen mit Ausnahme des Großen Zweiblatts sind zumindest in vielbesuchten
Parkanlagen einer Großstadt nicht zu erwarten.
1.3.2.5
Säume
Es lassen sich relativ nährstoffarme, mäßig trockene und ziemlich gut besonnte Gehölzsäume, die
nach Süden bis Westen exponiert sind von ziemlich schattigen, nährstoffreichen, frischen bis
feuchten Säumen unterscheiden. Nur der erstgenannte Typ bringt blüten- und artenreiche Bestände
hervor, die sich gewöhnlich aus niederwüchsigen Frühblühern, einigen allgemein verbreiteten
Pflanzen des Grünlands und lichter Wälder und relativ schnittempfindlichen, vorwiegend
spätblühenden Saumstauden zusammensetzen. Je nach Pflegezustand sind auch junge Exemplare
von in der Umgebung wachsenden Laubgehölzen beigemischt. Vorwiegend in schattigen Säumen
19
Auch in regelmäßig genutztem Grünland oft über Jahrzehnte beigemischte Störzeiger
LBV 2002
München blüht
37
verbreitete Nitrophyten wie Brennesseln, Acker- Kratzdistel und Ampferarten, welche eine zeitweilige
Störung des Standorts (z.B. durch Ablagerungen) anzeigen, kommen mit meist eher geringer
Deckung auch in besonnten, nicht allzu nährstoffreichen (mesophilen) Säumen vor. Zu den bereits
bei den Halbschattenwiesen genannten Zwiebel- und Knollengeophyten kommen gelegentlich noch
die in Tabelle 10 enthaltenen Arten hinzu.
Tab. 10:
Zwiebel- und Knollenpflanzen mäßig nährstoffreicher Säume
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
Deutscher Name
botanischer Name
Winterling
Eranthis hyemalis
Schneeglöckchen
Galanthus nivalis
Busch-Windröschen
Anemone nemorosa
Bär-Lauch
Allium ursinum
Wald-Gelbstern
Gagea lutea
Doldiger Milchstern
Ornithogalum umbellatum
Blütezeit
Blütenfarbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
I-III
gelb
II-III
weiß
herdenartig, mit
knolligem Rhizom
in kleinen Gruppen
III-V
weiß bis
rosa
weiß
ziemlich nährstoffreiche
Lehmböden
humos, tiefgründig,
ziemlich nährstoffreich
mäßig nährstoffreich
IV-VI
IV
V-VI
Zitronengelb/
grünlich
weiß
waagrechter Wurzelstock, herdenartig
herdenartig, längliche
Grundachse
kleine Gruppen
wintergrün,
in kleinen Gruppen
nährstoffreich, feucht; sehr
ausbreitungsfreudig
ziemlich nährstoffreich,
eher feucht
ziemlich nährstoffreich,
frisch
Außer dem Gewöhnlichen und Hain-Rispengras sowie Knauelgras sind die in Tabelle 11
aufgeführten Gräser- und Kräuterarten für nicht allzu nährstoffreiche, einigermaßen besonnte
Säume charakteristisch:
LBV 2002
Tab. 11:
München blüht
38
Gras- und Kräuterarten mäßig nährstoffreicher, sonniger bis halbschattiger Säume
Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben.
deutscher Name
botanischer Name
Blütezeit
Blütenform/farbe
Wuchsform
Standortansprüche
Anmerkungen
Kriechende Quecke
Elymus repens
Wald-Zwenke
Brachypodium sylvaticum
Echte Nelkenwurz
Geum urbanum
Kleiner Odermennig
Agrimonia eupatoria
Pyrenäen-Storchschnabel
Geranium pyrenaicum
Ruprechtskraut
Geranium robertianum
Wirbeldost
Clinopodium vulgare
Tüpfel-Johanniskraut
Hypericum perforatum
Gewöhnliche Nachtkerze
Oenothera biennis
Bunte Kronwicke
Coronilla varia
Mehlige Königskerze
Verbascum lychnitis
Kletten-Labkraut
Galium aparine
VI-VIII
Ähre
VII-VIII
Traube
V-IX
gelb
VI-IX
goldgelb
V-X
violett
V-X
dunkelrosa
VII-X
hellpurpurn
VI-VIII
goldgelb
VI-IX
gelb
VI-X
rosa bis
weißlich
hellgelb
bis weißlich
weiß
rasenbildend mit
langen Ausläufern
lockerhorstig mit
kurzen Ausläufern
einzelne Triebe, meist
gesellig, mit Rhizom
einzelne Triebe,
oft in Gruppen
einzeln mit langer
Pfahlwurzel
kurzlebig,
drüsenreicher Spross
dünne Ausläufer,
kleine Herden
verästelte Wurzel
meist kleine Gruppen
zweijährig, Rosetten mit
kräftiger Wurzel
liegende bis aufsteigende Triebe
zweijährig, eintriebig
verzweigt
einjährig, bestachelter
Sproß, Spreizklimmer
ziemlich nährstoffreiche,
oft verdichtete Böden
ziemlich nährstoffreich,
eher feucht und schattig
nährstoffreiche, frische
Lehmböden
ziemlich trocken und
nährstoffreich
stickstoffreiche
humose Böden
stickstoffreiche humose
Böden, eher schattig
mäßig nährstoffreiche
Lehmböden
mäßig nährstoffreich,
lehmig, auch Rohböden
sandig- iesige Rohböden,
sonnig, mäßig trocken
mäßig nährstoffreich und
trocken, oft Rohböden
relativ mager, kalkreich,
mäßig trocken, sonnig
stickstoffreich, mäßig
feucht, auch schattig
VI-VIII
V-IX
Je nach Alter und Untergrund enthalten Säume auch kurzlebige Ruderalpflanzen und lichtbedürftige
Arten der Magerrasen sowie hochwüchsige Arten feuchter Staudenfluren bzw. Schlagfluren. So
kommen in erst wenige Jahre alten Flächen gelegentlich Taube Trespe (Bromus sterilis), KlatschMohn (Papaver rhoeas), Geruchlose Kamille (Matricaria inodora), Natternkof (Echium vulgare),
Wegwarte (Cichorium intybus), Kleinblütige und Schwarze Königskerze (Verbascum thapsus et
nigrum), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) und Bärenschote (Astragalus glycyphyllos) vor,
in bereits Jahrzehnte alten Säumen örtlich Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus), Ährige
Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Weisses Waldvögelein (Cephalanthera damasonium),
Kratzbeere (Rubus caesius) und Waldrebe (Clematis vitalba). Den wechselnden Anblick eines sehr
artenreichen, neu angelegten Böschungssaums vom Frühjahr zum Hochsommer zeigen die Fotos
11 und 12:
LBV 2002
München blüht
Foto 11: Relativ nährstoffarmer Böschungssaum auf kiesig-lehmigem Rohboden mit Blüte des Huflattichs im
Landschaftspark Riem am 29.3.01
Foto 12: Bunter Blühaspekt eines relativ nährstoffarmen Böschungssaums im Landschaftspark Riem im
Hochsommer am 19.7.01 mit Natternkopf, Königskerzen, Wilder Möhre, Wegwarte und Geruchloser
Kamille
39
LBV 2002
München blüht
40
Insgesamt sind mesophile Säume an Gehölzrändern in den Grünanlagen Münchens ein
ausgesprochener Mangel-Lebensraum.
Für die weiter verbreiteten nährstoffreichen, relativ beschatteten Säume sind Knoblauchrauke
(Alliaria petiolata), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Weg-Rauke (Sisymbrium officinale),
Bärenklau (Heracleum sphondylium), Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris) und Kleine Klette
(Arctium minus) charakteristsisch.
1 Kletten-Labkraut, 2 Rainkohl, 3 Echte Nelkenwurz, 4 Gefleckte Taubnessel, 5 Krause Distel, 6 Glatthafer, 7 WiesenKerbel 8 Pastinak, 9 Kriechende Quecke, 10 Stechender Hohlzahn, 11 Rote Lichtnelke, 12 Bärenklau, 13 Wald-Ziest, 14
Wiesen-Löwenzahn, 15 Knauelgras, 16 Giersch, 17 Ruprechtskraut, 18 Acker-Kratzdistel, 19 Große Brennnessel, 20
Knoblauchsrauke, 21 Weiße Taubnessel, 22 Gundermann
Abb. 6: Flora eines nährstoffreichen halbschattigen Saums als Transektzeichnung (aus
PRETSCHER & KLEINERT 1998: 30f.)
1.3.2.6
Ökotypen von Grünlandpflanzen
Die meisten Wiesenblumen und -gräser sind in Mitteleuropa weit verbreitet, teilweise an bestimmte
Höhenlagen oder Bodenarten bzw. -eigenschaften gebunden, manche Arten haben auch nicht durch
Standortfaktoren erklärbare Verbreitungslücken. Auch wenn die Pflanzen einer Art in verschiedenen
Regionen äußerlich meistens recht ähnlich oder gar gleich aussehen, unterscheiden sich z.B. in
Norddeutschland wachsende Margeriten genetisch von denen in Süddeutschland. Die genetische
Variabilität solcher Ökotypen offenbart sich gelegentlich in Farbvariationen der Blüte, z.B. bei der
Acker-Witwenblume oder beim Wiesen-Salbei (hellviolett bzw. blasses Blau). Häufiger sind
Unterschiede bei der Blütezeit, der Blütedauer, der durchschnittlichen Wuchshöhe und Wuchsform
zu erkennen, ferner sind regionale Ökotypen an das spezifische Klima gut angepaßt und können
auch Umweltveränderungen bis zu einem gewissen Grad ertragen (MOLDER & SKIRDE 1993).
LBV 2002
München blüht
41
Im Samenhandel üblicherweise angebotene, scheinbar preiswerte Blumenwiesenmischungen
enthalten wenigstens zum Teil durch Züchtung veränderte Wildformen, die sich von echten
Wildformen folgendermaßen unterscheiden:
 Uniformität aller Individuen einer Art im Wuchs, in der Blütezeit und -farbe, dadurch geringere
Widerstandsfähigkeit gegen zeitweilige extreme Standortbedingungen;
 mastiger Wuchs, viel Blattmasse, und zumindest anfänglich aggressives, standortheimische Arten
verdrängendes Verhalten (s. Foto 13);
 Kurzlebigkeit der Individuen bei manchen Arten; manchmal völliges Verschwinden bereits nach
wenigen Jahren nach eigenen Beobachtungen; übrig bleibt ein artenarmer Gräserbestand mit den
für Vielschnittrasen charakteristischen Kräutern.
Foto 13: Unnatürlich mastig wirkende Kulturform des Hopfenklees in einem vor ca. 2 Jahren eingesäten
Landschaftsrasen an der Friedenspromenade (5.4.01)
Teilweise werden auch heute noch fremdländische Arten in Zuchtformen beigemischt, deren Saatgut
sehr billig produziert und weltweit gehandelt wird, z.B. Stachelfrüchtiger Wiesenknopf (Sanguisorba
muricata), Inkarnat- und Persischer Klee (Trifolium incarnatum, T. resupinatum). Solche Arten führen
noch mehr als standortheimische Wildpflanzen unbekannter Herkunft zu einer Florenverfälschung
und sind weitgehend wertlos für die heimische Tierwelt (bei blütenbesuchenden Insekten handelt es
sich fast ausschließlich um sogenannte Allerweltsarten, z.B. werden solche Zuchtformen von
Schmetterlingen als Raupenfutterpflanzen nicht angenommen). Die Anlage von Blumenwiesen mit
standortfremden Ökotypen durch Unwissenheit läuft gut gemeinten Arten- bzw.
Naturschutzbestrebungen sogar zuwider, weil einerseits Fläche für heimische Tier- und
Pflanzenarten verloren geht, andererseits auch durch Einkreuzungen die an die heimischen
Standortbedingungen angepaßten Ökotypen genetisch verändert werden können. REIF & NICKEL
LBV 2002
München blüht
42
(2000) weisen auf die Gefährdung der genetischen Diversität hin und auf eine durch fehlerhafte
Begrünungsmaßnahmen verursachte weitergehende Naturzerstörung.
Die Verwendung von garantiert autochthonem Saatgut seriöser Wildpflanzenproduzenten beugt
einer unbeabsichtigten Florenverfälschung vor, soweit nicht Heumulch20 oder Heudrusch21 von
nahegelegenen Wildblumenwiesen zur Verfügung steht. Obwohl in Fachkreisen seit mehr als
5 Jahren bekannt sein müßte, daß billiges Saatgut unbekannter Herkunft für Landschaftrasen im
öffentlichen Grün nicht verwendet werden sollte, fallen gerade einige Neuanlagen in München
diesbezüglich negativ auf, beispielsweise an der Friedenspromenade und Mittelstreifen der
Waldfriedhofstraße. Folgende Arten wurden dort als Kulturformen gefunden: Hopfenklee und
Hornklee an unterschiedlichen Stellen; außerdem Kleine Bibernelle und Spitz-Wegerich
(Friedenspromenade); Karthäuser-Nelke (Josephsburg) und Herbst-Zeitlose (Waldfriedhof neuer
Teil; Waldfriedhofstraße).
1.4
Tierwelt
Die meisten im Grünland lebenden Tierarten bzw. Tiergruppen besiedeln im zeitlichen Wechsel für
bestimmte Entwicklungsstadien bzw. Lebensfunktionen unterschiedliche Teillebensräume (Habitate).
Die Bindung von Tieren an einen bestimmten Lebensraum kann auf einer Nahrungsbeziehung, einer
mikroklimatischen oder strukturellen Abhängigkeit basieren, wobei häufig eine Kombination dieser
Faktoren für das Vorkommen von Gliederfüßern (Arthropoden) ausschlaggebend ist, welche mit ca.
90% aller Arten den Hauptanteil der Fauna stellen (QUINGER et al. 1994). Davon wiederum sind die
Zweiflügler (Dipteren) mit der größten Artenvielfalt vertreten (BONESS 1953). In Anlehnung an die
allgemeine Strukturbeschreibung von Grünland (Kap. 1.2) ist das Kapitel nach den horizontalen
Schichten gegliedert. Dabei wird die Synökologie (Zusammenwirken von Standortfaktoren mit dem
Lebenszyklus) einiger besonders lebensraumtypischer Arten(gruppen) näher beschrieben:
20
von einer artenreichen Wiese stammendes samenhaltiges Mähgut
aus dem Mähgut von artenreichem Grünland ausgedroschenes, getrocknetes, ungereinigtes Saatgut mit hohem Anteil
zerkleinerter Reste dürrer Stängel und Blätter
21
LBV 2002
München blüht
43
V: Tiere der Blütenschicht:
23 Schwebfliegen
22 Schmetterlinge
21 Fliegen 20 Wanzen
19 Bienen und Hummeln
IV: Tiere der Krautschicht:
18 Heuschrecken
17 Blattläuse
16 Marienkäfer mit Larve
III: Tiere an Bodenoberfläche
und in der Streuschicht:
H 17 cm
15 Laufkäfer
14 Ameisen 13 Asseln
12 Springschwänze
11 Milben
II: Tiere im Boden:
10 Regenwurm
9 Tausendfüßler
8 Grille
7 Feldmaus
6 Maulwurf
I: Mikroorganismen im Boden:
5 Bodenrädertierchen
4 Nematoden
3 Pilze 2 Algen
1 Bakterien
Abb. 7: Schematische Gliederung der Wiesenfauna (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 117)
In der Kraut- und Blütenschicht überwiegen flugfähige Tierarten, während am Boden Lauf- und
Klettertiere vorherrschen. Einzelne Strukturen insbesondere der Vegetation haben für Kleintierarten
außer zur Nahrungsaufnahme noch weitere Habitatbedeutungen: So werden vorzugsweise Blütenknospen oder Blattachseln als Eiablageplatz in Anspruch genommen, einzeln hoch aufragende
Sprosse bzw. Blütenstände als Rendezvous- bzw. Paarungsplatz; geschützte, gut besonnte Blätter
als Aufwärmplatz; Blütenglocken oder die Unterseite ausreichend großer, konkav geformter Blätter
als Übernachtungsplatz oder Regenschutz; Halme bzw. Stengel je nach Dicke als Verpuppungsplatz, Überwinterungsplatz oder von Radnetzspinnen als Befestigungsstange für das Netz.
Einen Überblick über die Habitatbedeutung der Kraut- und Blütenschicht einer Wiese für
Schmetterlinge und Radnetzspinnen gibt Abbildung 8:
LBV 2002
München blüht
44
Abb. 8: Bedeutung der Kraut- und Blütenschicht einer Wiese als Habitat für Schmetterlinge und
Radnetzspinnen (aus WOLF 1996: 43)
1.4.1 Fauna der Bodenschicht
Nur die Bodenschicht (nicht die Bodenoberfläche bzw. Streuschicht) bleibt auch in Vielschnittrasen
soweit ungestört, daß sich eine große Vielfalt an Mikroorganismen einstellt, welche vorwiegend den
Detritus22 abbauen: Zahlreiche Bakterien unterschiedlicher Gattungen, z.B. Pseudomonas,
22
abgestorbene organische Substanz
LBV 2002
München blüht
45
Clostridium, Azotobacter, Wurzelfüßer (Rhizopoden), Wimpertierchen (Ciliaten) und Geißeltiere
(Flagellaten) sowie mehrzellige Rädertiere (Rotatorien) und Bärtierchen (Tardigraden) und die den
flügellosen Urinsekten zugehörigen Springschwänze (Collembolen). In sehr hoher Individuenzahl
treten die Fadenwürmer (Nematoden) auf, welche als Parasiten überwiegend an Pflanzenwurzeln
saugen.
Zu den saprophagen23 Bodentieren gehören auch die Tausendfüßer (Myriapoden) und
Borstenwürmer (Anneliden) mit den Regenwürmern als wichtigster Artengruppe. Regenwürmer
haben im Ökosystem „Grünland“ eine ökologische Schlüsselstellung. Je m2 leben annähernd 1000
Individuen mit einem Gewicht von 100 - 400 g, welche abgestorbene Pflanzenteile zusammen mit
Erde und den darin enthaltenen Mikroorganismen fressen. Sie scheiden an der Bodenoberfläche
nährstoffreiche Kothäufchen (Ton-Humuskomplexe) aus, je m2 jährlich mehrere hundert Gramm,
und legen mit Schleim ausgekleidete Gangsysteme im Boden bis über 1 m Tiefe an, womit sie die
Bodenstruktur wesentlich verbessern. Die Durchwurzelbarkeit und auch das oberirdische Wachstum
der Gefäßpflanzen wird so erheblich gefördert. Auch viele andere Tiere profitieren von der Aktivität
der Regenwürmer, wie folgende Abbildung 9 zeigt. Regenwürmer sind Nahrung vor allem für Vögel,
Insektenfresser wie Spitzmäuse und Igel, und für Kröten. Im Oberboden leben vor allem die
rotpigmentierten Gattungen Lumbricus und Dendrobaena.
Abb. 9: Die ökologische Stellung der Regenwürmer (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 158)
23
Detritus fressenden
LBV 2002
München blüht
46
Einige Insektengruppen bzw. -familien verbringen ihr Larvenstadium im Boden und können auch in
Vielschnittrasen vorkommen: Viele Zweiflüglerarten (Dipteren) und einige Käferfamilien,
beispielsweise Engerlinge als Larven von Blatthornkäfern und Drahtwürmer als Larven von
Schnellkäfern, welche beide Wurzeln fressen.
Echte Bodentiere sind morphologisch und physiologisch an die besonderen standörtlichen
Bedingungen unter der Erde angepaßt: Sie erscheinen wegen schwacher bis fehlender
Pigmentierung bleich bis farblos und sind gegenüber Lichteinfall sehr empfindlich; sie ertragen nur
geringe Temperaturschwankungen ohne -extreme und benötigen größtenteils eine gleichmäßig
ziemlich hohe Feuchtigkeit. Gegenüber der oberirdischen Fauna zeichnet sich die Bodenfauna im
allgemeinen durch eine geringere Mobilität aus.
In besonderer Weise wie kein anderes Säugetier ist der Maulwurf (Talpa europaea) an die
unterirdische Lebensweise im Grünland angepaßt. Der Insektenfresser kann sowohl in nicht allzu
häufig gemähten Landschaftsrasen als auch in Blumenwiesen, Weiden und in Säumen vorkommen,
wenn der Boden relativ feucht und krümelig, aber nicht grundwasserbeeinflußt ist. Er baut
ausgedehnte Gangsysteme mit Röhren bis zu 5 cm Durchmesser und ein gut wärmeisoliertes Nest,
wo jeweils eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit über 94% herrscht. Weil er seine Körpertemperatur kaum
regulieren kann, erträgt er nur Umgebungstemperaturen zwischen +10° und +25° C, Kälte kann er in
geringem Maß durch erhöhte Körperaktivität kompensieren (HUBERT SCHMIDT 1988). Den
Erdaushub wirft er als Hügel an die Bodenoberfläche. Für die Aufrechterhaltung seines
Stoffwechsels benötigt er täglich mehr als sein Körpergewicht an Nahrung, er frißt in erster Linie
Regenwürmer, aber auch Gliederfüßer. Weil er den Boden nur selten verläßt, wird er nur
ausnahmsweise von Greifvögeln, Eulen oder räuberisch lebenden Säugern erbeutet.
Foto 14: Maulwurfhaufen in einer Magerwiese im südlichen Teil des Stadtparks Pasing (2.4.01).
LBV 2002
München blüht
47
1.4.2 Tiere im Wechsel zwischen der Bodenschicht und der Bodenoberfläche
Günstige Lebensbedingungen bieten dieser ökologischen Artengruppe nur selten, höchstens einmal
jährlich gemähtes Grünland, Säume und Extensivweiden. In Vielschnittrasen findet man wegen der
häufigen Störungen nur wenige, vorwiegend unauffällige Vertreter, abgesehen von Mäusen und
Kaninchen.
Vom Maulwurf gegrabene, nicht mehr bewohnte Gänge werden häufig sekundär von Mäusen
besiedelt. Vor allem die den Wühlmäusen zugehörige Feldmaus (Microtus arvalis) kann die
Biozönose einer Wiese erheblich beeinflussen. Weil eine Feldmauspopulation in mehrjähriger
Sequenz innerhalb kurzer Zeit sehr schnell anwachsen kann, kann zeitweilig eine sehr hohe
Individuendichte auftreten. Ungemähte Wiesen mit reichlich Deckungsmöglichkeiten in der
Streuschicht begünstigen eine individuenreiche Feldmauspopulation (BURRI, mdl.; s. Foto 14).
Durch Streßfaktoren und Krankheiten, nicht aber ursächlich durch die zahlreichen Freßfeinde (viele
Vogelarten und Säugetiere) bricht eine Massenpopulation innerhalb weniger Wochen wieder
zusammen.
Foto 15: Feldmaushabitat in Fettwiese mit abgeweideten Gängen und Aufwuchs großblättriger Wildkräuter am
Nordhang des Großen Olympiabergs (4.4.01)
LBV 2002
München blüht
48
Die Vegetationsdecke kann durch das Freßverhalten von Feldmäusen folgendermaßen beeinflußt
werden:
 Stellenweise Auflockerung und Düngung des Bodens;
 Selektiver Fraß vermindert Weißklee und Deutsches Weidelgras, begünstigt Wolliges Honiggras,
Knöterich- und Hohlzahnarten.
 Entblößung des Bodens durch Fraß;
 auf den Kahlstellen siedeln sich vorwiegend Ruderalpflanzen wie Ampfer- und Knötericharten,
Brennessel, Hohlzahn und Gänsedistel, aber auch einige charakteristische Wiesenarten wie
Schafgarbe und Arznei- Schlüsselblume (BURRI 2001, mdl.) an.
 Durch die Vorratshaltung in den Mauslöchern werden außerdem gezielt Samen oder Wurzelteile
von Wildkräutern verbreitet, von denen einige wie z.B. Hahnenfußarten, Distelarten (insbesondere
die ausläuferbildende Acker-Kratzdistel) und die Kriechende Quecke (Elymus repens)
ausdauernde, dichte Bestände bilden können (TISCHLER 1965).
 Unter der Deckung solcher dichtbeblätterter Arten sind Feldmäuse an der Bodenoberfläche
besser vor Freßfeinden geschützt.
Mauslöcher werden auch von einigen Insektenarten mitbewohnt, z.B. von Laufkäfern, Trauermücken
und manchen Fliegenfamilien. In der Nachfolge können in Bodenhöhlungen nistende Hummelarten
dort auch Staaten gründen (HUBERT SCHMIDT 1988; zu Hummeln s. Abschnitt über Tiere der
Blütenschicht).
Während der letzten beiden Jahrzehnte haben die in Kolonien lebenden Kaninchen (Oryctolagus
cuniculus) manche leicht bis stark hügelige Parkanlagen Münchens „erobert“, z.B. den Finanzgarten,
Olympiapark und Westpark, und sind dort regelmäßig anzutreffen. Als Behausung legt es an
hängigem Gelände befindliche tiefreichende Röhren mit unterirdischer Höhlung an.
Foto 16: Kaninchenbau in ruderalisiertem Vielschnittrasen am Rosengarten-Hügel im Westteil des Westparks
am 23.7.01
LBV 2002
München blüht
49
Durch seine WühItätigkeit und Äsung beeinflussen Kaninchen die Vegetationsdecke in ähnlicher
Weise wie Feldmäuse. Am Rosengartenhügel im Westpark, der als Liegerasen ziemlich häufig
gemäht wird, kommen unter dem Einfluß von Kaninchen nahezu nur oberirdisch kriechende Arten
vor, nämlich Gundermann, Kriechendes Fingerkraut und die verwilderte, noch nicht eingebürgerte
Indische Erdbeere (Duchesnea indica), jeweils mit hoher Deckung (s. Foto 16).
Ameisen (Formiciden) können ebenfalls die Grünlandvegetation deutlich beeinflussen: die bis über
10 cm hoch aufgeworfenen Ameisenhügel z.B. der Gelben Wegameise (Lasius flavus) stellen
wochen- bis monatelang besonders trockene und warme Mikrostandorte in Wiesen oder Weiden
dar. Infolge der Lockerung und Durchmischung des Bodens wird einerseits der Nährstoffhaushalt
verbessert, andererseits die Austrocknung beschleunigt. Der oben sehr schüttere Bewuchs wird zum
Fuß der Hügel dichter. Typische pflanzliche Besiedler sind niederwüchsige, oft kurzlebige Arten wie
Frühlings-Hungerblümchen oder Sandkraut, aber auch Schaf-Schwingel und Thymian. Der
Aufbauphase, während der der Hügel mit seinem bevorzugten Wärmehaushalt als Nest genutzt wird,
kann eine Phase des natürlichen Zusammenbruchs folgen, in welcher Gräser wieder an Deckung
zunehmen und die Bodenfeuchtigkeit sich erhöht (SCHWABE-BRAUN 1980).
Die meisten Ameisenarten - außer der Gelben Wegameise sind z.B. Schwarze Wegameise (Lasius
niger) und die Rasenameise (Tetramorium caespitosum) häufig in städtischen Grünflächen
angesiedelt - leben in Symbiose mit Wurzel-, Blatt- und Schildläusen, deren zuckerhaltige
Ausscheidungen sie bevorzugt aufnehmen. Die Schwarze Wegameise legt oft sandige Schutzhüllen
um Blattlauskolonien an, die vom Boden weg 10-20 cm hoch an Stängel hinaufreichen können.
Durch ihre Sammeltätigkeit verschleppen Ameisen Samen zahlreicher Pflanzenarten, vorzugsweise
solche mit Elaiosomen24 wie z.B. Veilchenarten, und tragen so zu deren Ausbreitung bei.
Die faunistische Besiedelung des Oberbodens und auch der Bodenoberfläche hängt sowohl von der
Dichte des Vegetationsbewuchses ab, welche die Besonnung und damit die Bodentemperatur
beeinflußt, als auch von der Bodenart, ob das Substrat eher grobkörnig-sandig oder bindig, also
lehmig-tonig ist. Wärmebedürftige und feuchtigkeitsmeidende Arten sind an sandig-kiesige,
durchlässige Böden gebunden, während manche bodennistende Hautflüglerarten zur Anlage ihrer
Brutröhre bindiges Substrat benötigen. Eine schüttere, niederwüchsige Vegetationsdecke, welche
eine gute Erwärmung der Bodenoberfläche ermöglicht, ziehen die meisten Gliederfüßer einem
mastigen, hochwüchsigen Bestand vor. Viele Landschneckenarten bevorzugen dagegen als
feuchtigkeitsbedürftige Tiergruppe eher dichten Vegetationsbewuchs.
1.4.3 Tiere der Bodenoberfläche und Streuschicht
Hier halten sich in großer Zahl feuchtigkeitsbedürftige, wenig mobile Destruenten auf, welche von
abgestorbener organischer Substanz leben. Vor allem nachts und bei Regenwetter aktiv sind
Springschwänze (Collembolen), die den Krebstieren zugehörigen Asseln (Isopoden), Milben
(Acarinen) und viele Landschneckenarten (Gastropoden). Besonders häufig im Grünland sind
Bänderschnecken zu beobachten, insbesondere vertreten durch die Hain-Bänderschnecke (Cepaea
nemoralis), daneben auch Schnirkelschnecken (Helix spec.) und andere Gattungen. Das
Vorkommen von Landschnecken ist an einigermaßen kalkreiche Böden gebunden, da Kalk für ihren
Gehäuseaufbau erforderlich ist.
Weniger häufig in der bodenahen Streuschicht sind Hundertfüßer (Chilopoden) und Doppelfüßer
(Diplopoden). Hinzu kommen vorwiegend nicht flugfähige, epigäische25 Räuber, welche aber schnell
laufen können: Laufkäfer (Carabiden), Kurzflügelkäfer (Staphyliniden) und Jagdspinnen
(Arachniden) sowie Weberknechte (Opiliones), welche beide keinerlei Fangnetze bauen, jeweils mit
wenigen Arten, aber in hoher Individuenzahl. Eine zumindest leicht verfilzte Bodenvegetation und
24
25
fett-,öl- oder zuckerhaltige Anhängsel
auf der Bodenoberfläche
LBV 2002
München blüht
50
nicht zu tief abgeschnittene Pflanzenstängel sind als Überwinterungsorte für verschiedene
Entwicklungsstadien von Spinnentieren wichtig (STEIDL & RINGLER 1996). Die Käfer (Coleopteren)
sind an der Bodenoberfläche im Grünland mit dem größten Gewichtsanteil vertreten.
Vorwiegend nachts nutzen auch der sich von Kleintieren, u.a. Schnecken und Regenwürmern
ernährende Igel und der Fuchs Wiesen als Jagdrevier. Die Anzahl der „Stadt- Füchse“, die z.B. im
Waldfriedhof leben, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt (Berichte
Münchner Tageszeitungen 1999 und 2000).
1.4.4 Tiere der Krautschicht
Eine als Tierlebensraum relevante Krautschicht ist nur in den Hochstandsphasen von Blumenrasen
(relativ kurzzeitig), Blumenwiesen und in Säumen (monatelang) ausgebildet.
In erster Linie bestimmt das vorhandene Spektrum an Wirtspflanzen für die phytophagen
(pflanzenfressenden) Kleintiere die gesamte Zoozönose26. Ungefähr 20% aller mitteleuropäischen
Tierarten ist existenziell unmittelbar auf lebende pflanzliche Nahrung angewiesen (Blütenbesucher
nicht eingerechnet), ein geringer Teil davon ernährt sich nur von einer oder wenigen Pflanzenarten
(Mono- bzw. Oligophagie). Zunächst bestimmen die Standortfaktoren, ob eine bestimmte
Wirtspflanze im Grünland überhaupt gedeiht. Dann entscheidet das Mikroklima (z.B. Besonnung,
Windschutz) und die Konzentration der Inhaltsstoffe in einer Wirtspflanze, ob diese tatsächlich als
Nahrungspflanze, z.B. als Eiablageplatz von Insekten angenommen wird (QUINGER et al. 1994).
Eine erfolgreiche Fortpflanzung hängt schließlich von der interspezifischen Konkurrenz mit
räuberisch oder parasitär lebenden Tierarten und der Pflege der Grünfläche ab, denn innerhalb
eines kurzen Mähintervalls von weniger als zwei Monaten können die wenigsten Gliederfüßer ihren
Entwicklungszyklus bis zum adulten Stadium abschließen.
Nach der Ernährungsweise bzw. der Hierarchie in der Nahrungskette lassen sich folgende
vorwiegend in der Krautschicht lebenden Kleintiergruppen unterscheiden:
 Minierer: Eine Vielzahl von Zweiflüglern (Dipteren) lebt im Larvenstadium innerhalb von Pflanzen
(endophytisch), sie fressen in Blättern oder Halmen kleine Gänge, die entsprechend dem
Dickenwachstum der Larve nach jeder Häutung einen etwas größeren Durchmesser erhalten.
 Blattfresser: Mit beißenden Mundwerkzeugen befressen beispielsweise folgende Artengruppen
jeweils frisch ausgetriebene, noch weiche Blätter und Sprosse: Raupen von Tag- und
Nachtfaltern (Macrolepidoptera), Blattkäfer (Chrysomeliden) als Larven und Imagines (von
beiden Artengruppen gibt es relativ viele mono- und oligophage Arten), viele Rüsselkäfer
(Curculioniden), Imagines mancher Blatthornkäfer (Scarabaeiden), Larven mancher Bockkäfer
(Cerambyciden), alle Arten der Kurzfühlerschrecken (Acrididen, vor allem Gräser) und
Nacktschnecken (Weg- und Ackerschnecken), welche zeitweilig durch selektiven Fraß die
Artenvielfalt von Blumenwiesen etwas reduzieren können (WOLF 1996).
 Sauger: Als besonders individuenreich auftretende Artengruppe können die kolonienbildenden,
vorwiegend monophagen Blattläuse (Aphidinen) manche Triebe von Wiesenkräutern
(insbesondere Doldenblütler, Margerite und Wiesen-Flockenblume) vollständig bedecken; sie
scheiden einen Großteil des zuckerhaltigen Pflanzensafts wieder als Honigtau aus, der besonders
von Ameisen und Bienen aufgenommen bzw. gesammelt wird. Von ca. 30 in Wiesen
vorkommenden Blattlausarten sind 20 streng an eine bestimmte Wirtspflanze gebunden. Weil die
meisten Blattlausarten nach der Mahd nicht auf die verbliebenen Stümpfe der Wiesenpflanzen
ausweichen können, andererseits sich auch ungeschlechtlich explosionsartig vermehren können,
26
Lebensgemeinschaft aller Tiere
LBV 2002
München blüht
51
sind extreme Schwankungen ihrer Populationsgröße zu beobachen. Zum Überwintern suchen
Blattläuse Gehölze auf (HUBERT SCHMIDT 1988).
Ziemlich artenreich ist die Gruppe der phytophagen Landwanzen (Gymnoceraten) und Zikaden
(Cicadinen) vertreten. Wanzen weisen eine ungewöhnliche Diversität an Lebensstrategien auf, nicht
wenige Arten saugen an noch unreifen Samen (QUINGER et al. 1994). Von der Gruppe der
Baumwanzen (Pentatomiden) fallen besonders einige große Vertreter auf, z.B. die rot-schwarz
gestreiften Streifenwanzen (Graphosoma italicum) an Doldenblütlern und die relativ gut getarnten,
u.a. an hochwüchsigen Kräutern saugenden Grünen Stinkwanzen (Palomena spec.); anderen
Landwanzen-Familien gehören an z.B. die Saumwanze (Coreus marginatus) an Ampferarten und die
verbreiteten Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus).
Unter den Zikaden fallen in Wiesen vor allem die Schaumzikaden (Philaenus spumarius) auf,
welche im Larvenstadium an Stengeln leben und sich zu ihrem Schutz mit einer seifig- schaumigen
Schicht („Kuckucksspeichel“) umhüllen. Andere saugende Insektenarten unterschiedlicher Familien,
insbesondere aber von Zweiflüglern, regen durch Injektion eines Sekrets ihre Wirtspflanze zur
Bildung einer sogenannten Galle an, eine auffallende verholzende Aufweitung des Sprosses meist
unterhalb des Blütenstands, wo die Larven vor Freßfeinden gut geschützt sind. Beispiele sind die
Distel-Bohrfliege an Distelarten und die Gallmücke Jaapiella veronicae an Ehrenpreisarten
(PRETSCHER & KLEINERT 1998).
Die eben angesprochenen Primärkonsumenten, also die reinen Pflanzenfresser (Phytophagen)
verzehren rund 10% des Aufwuchses (WITT & DITTRICH 1996). Eine gemischte Ernährungsweise
aus Pflanzen und kleinen, weichhäutigen Insekten haben die meisten im Grünland lebenden
Laubheuschreckenarten (Tettigoniiden), z.B. Roesels Beißschrecke und Grünes Heupferd
(BELLMANN 1985), aber auch viele Wespenarten.
Ausschließlich räuberisch in allen Entwicklungsstadien, als Konsumenten zweiter oder dritter
Ordnung leben z.B. Raubwanzen (Nabiden), Marienkäfer (Coccinelliden) und die zu den
Netzflüglern gehörenden Florfliegen. Spinnen (Arachniden) nehmen vor allem im Spätsommer
einen beachtlichen Gewichtsanteil an der gesamten Wiesenfauna ein. Am auffälligsten sind die
Radnetzspinnen, welche zur Anlage ihres Fangnetzes im Spätsommer noch langgrasige Wiesen
bzw. ungemähte Säume benötigen. Dazu gehören die recht häufige Kreuzspinne (Araneus
diadematus) und die Wespenspinne, welche eine Vielzahl fliegender Insektenarten bis zur Größe
von Tagfaltern und Grashüpfern erbeuten. Die Kugelspinne (Theridion ovatum) kommt dagegen in
mehrschürigem Grünland mit eher niederer, nicht zu dichter Vegetation vor, wo sie bodennahe
Fangfäden anlegt. Sie ernährt sich hauptsächlich von Ameisen und legt ihr Nest in
zusammengerollten Blättern an. Baldachinspinnen (Linyphiiden) vermögen sich rasch über weite
Entfernungen auszubreiten, indem sie im Juvenilstadium einen seidenen Faden spinnen, an dem sie
vom Wind in die Höhe getrieben und weit verfrachtet werden können (GILBERT 1994). Sie gehören
daher zu den Erstbesiedlern neu angelegter Grünflächen. Die Jungspinnen vieler Arten schlüpfen in
Eikokons, welche zwischen Grashalmen festgesponnen ist, und verbringen dort den Winter
(PRETSCHER & KLEINERT 1998).
Nur im Larvenstadium als Räuber unterwegs sind Raubfliegen (Asiliden), Schwebfliegen und
Blattwespen (Tenthrediniden); nur als Imagines zahlreiche andere Wespenarten, manche
Kurzflügel- und Schnellkäfer (Staphyliniden und Elateriden).
Als ein auch für den Menschen gefährlicher Parasit ist der als Zecke bekannte Holzbock (Ixodes
ricinus) zu erwähnen, welcher an Säugetieren während seiner Entwicklung bis zu dreimal Blut saugt
und dabei Krankheitserreger übertragen kann. Andere Milbenarten leben parasitär beispielsweise in
den Nestern von Stechimmen, Schlupfwespen (Ichneumoniden) legen ihre Eier in Raupen, die von
den schlüpfenden Larven innerlich aufgefressen werden (Parasitoismus).
1.4.5 Tiere der Blütenschicht
LBV 2002
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52
Vor allem nektarsaugende und pollenfressende Insektenarten, Samenfresser, aber auch räuberisch
lebende Gliederfüßer bevölkern den Blütenhorizont, die meisten Tiergruppen halten sich dort aber
nur zeitweise auf. In erster Linie besuchen Bienen (Apoiden) Blüten zur Nahrungsaufnahme für sich
und ihre Brut, außer der Honigbiene zahlreiche Wildbienenarten, von denen viele auf eine oder
wenige Pflanzenarten spezialisiert sind (oligolektische Arten), und über ein Dutzend Hummelarten.
Aber auch Schwebfliegen (Syrphiden) und viele Tag- und Nachtfalterarten nehmen Blütennektar
als Nahrung auf. Die einzelnen Arten bzw. Artengruppen besuchen Blütentypen mit bestimmtem
Aufbau, wobei Hummeln und vor allem Schmetterlinge wegen ihres langen Rüssels auch an Blüten
mit langer Röhre saugen können. Bei ihren Blütenbesuchen übertragen die genannten Artengruppen
auch Pollen und bestäuben so die Blüten. Hautflügler sammeln neben Nektar auch den
eiweißreichen Pollen für ihre Brut, zu einem Großteil von Pollen ernähren sich Pflanzenwespen und
manche Käferarten, z.B. der Bockkäfer (Cerambyciden), Glanz- und Weichkäfer (Canthariden) sowie
Rosenkäfer (Cetonia spec.).
Zu den Samenfressern gehören viele minierende Käferlarven und Kleinschmetterlingsraupen,
auch Ameisen und schließlich Singvögel wie Stieglitz, Grünfink, Hänfling und Goldammer, welche
auf im Herbst noch ungemähten Säumen reichlich Nahrung finden.
In ausreichend großen Einzelblüten oder in Blütenständen z.B. der Korbblütler lauern Imagines von
Raubfliegen, Raubwanzen und auch die in gelben bis weißlichen Blütenständen farblich gut
getarnten Krabbenspinnen (Misumena vatia) auf Beute, nämlich nektar- und pollensammelnde
Insekten geringer und mittlere Größe. Alle blütenbesuchenden Arten werden von Libellen und
Singvögeln gejagt.
1.4.6
Zeitliche Dynamik der Wiesenfauna
In der zeitlichen Abfolge lassen sich bei vielen Tierarten charakteristische Wanderbewegungen
beobachten, einerseits jahreszeitliche bzw. entwicklungsbedingte, andererseits auch tageszeitliche
Wanderungen. Zu den entwicklungsbedingten gehören z.B.:
 Aufsteigen von frisch geschlüpften Bodenspinnen und Milben zur Blütenschicht, wo sie vom Wind
oder von Insekten verbreitet werden.
 Im Boden oder der Streuschicht sich entwickelnde Insektenlarven bevölkern als Imagines die
Krautschicht, z.B. viele Fliegen- und Mückenarten, Schnell-, Weich- und Rüsselkäfer, manche
Nachtfalterarten.
 Überwinterung von Imagines, z.B. der Marienkäfer, bzw. von Puppen der Widderchen
(Zygaeniden) im Oberboden.
 Raupen vieler Tagfalterarten leben phytophag in der Krautschicht, die Imagines sitzen und fliegen
in der Blütenschicht.
Durch diesen „Schichtwechsel“ sind typische, relativ wenig mobile Gliederfüßerarten des Grünlands
in den Mahdrhythmus von Wiesen eingepaßt. Blattfresser und Minierer finden vor allem am noch
jungen Aufwuchs im Anschluß an eine Mahd eine ideales Nahrungshabitat, während Blütenbesucher
und räuberisch lebende Arten erst mit mehrwöchiger Verzögerung ihr Entwicklungsoptimum
erreichen. Die größte Individuendichte und Artenvielfalt an Gliederfüßern stellt sich im Spätsommer
ein, bei zweischürigen Wiesen während des zweiten Hochstands, wenn Heuschrecken, Zikaden und
Radnetzspinnen ihre adulte Phase erreicht haben (HUBERT SCHMIDT 1988). Säuger und Vögel
suchen im Grünland ganzjährig nach Nahrung, Greif- und Singvögel nur tagsüber, räuberisch
lebende Säuger und Eulen fast ausschließlich nachts.
Die tageszeitlichen Wanderbewegungen variieren in Abhängigkeit von Jahreszeit und Witterung, sie
hängen vor allem von den Bedürfnissen einzelner Tierarten nach Wärme, Schutz und Art ihrer
LBV 2002
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Nahrungsaufnahme ab. BONESS (1953) gibt einen Überblick
charakteristischer Tiergruppen an einem warmem Sommertag:
53
über
die
Aktivitätszeiten
Abb. 10: Aktivitätszeiten von Tieren in einer Wiese im Tagesverlauf bei warmem Sommerwetter (aus
HUBERT SCHMIDT 1988: 119)
Bereits am Morgen erscheinen Fliegen und Hummeln, im Lauf des Vormittags beginnen erst
Tagfalter zu fliegen und Zikaden zu singen und zu springen, später dann auch Heuschrecken. Erst
gegen Mittag suchen Schwebfliegen und zahlreiche Wildbienenarten Blüten auf, die meisten
flugfähigen Käfer werden gar erst ab dem frühen Nachmittag aktiv. Am Abend, spätestens bei
Sonnenuntergang ziehen sich die tagaktiven Insekten zu ihren Schlafplätzen zurück und es
beginnen Mücken und Nachtfalter zu fliegen. Erst wenn durch den Tau die Kraut- bzw. Streuschicht
feucht geworden ist, erscheinen Schnecken, streuzersetzende Gliedertiere und manchmal auch
Regenwürmer an der Bodenoberfläche, und Amphibien durchstreifen die Wiese. Auch Laufkäfer,
Bodenspinnen und Igel gehen ab der Dämmerung auf Beutezug, Mäuse halten sich häufiger als
tagsüber an der Bodenoberfläche auf. Vorwiegend in der Dunkelheit fressen die Raupen vieler
Tagfalterarten und Blattkäferarten an ihren Futterpflanzen.
1.4.7 Für bestimmte Grünlandtypen bzw. Nutzungsphasen charakteristische
Tierarten
1.4.7.1
Tierwelt von Vielschnittrasen
Vielschnittrasen zeichnen sich durch Strukturarmut und Gleichförmigkeit aus. Häufige Pflegeeingriffe
wie Walzen, Vertikutieren und zahlreiche Schnitte mit Mähfahrzeugen wirken der Entstehung eines
Mikroreliefs entgegen. Die niedere Vegetationsdecke ohne schützende Blattüberschirmung gibt
LBV 2002
München blüht
54
kaum Deckung vor Witterungseinflüssen oder Freßfeinden. Daher findet man auf Vielschnittrasen
nur ein geringes Artenspektrum vorwiegend aus den in Kap. 1.4.1 genannten Bodentieren. Fast alle
anderen, in Siedlungsräumen häufige Tierarten suchen die Flächen nur als Teillebensraum,
insbesondere zur Nahrungsaufnahme auf.
Einzelne Königinnen von Erdhummeln trifft man im Frühjahr z.B. an Blüten von Ehrenpreis-Arten und
an Wiesen-Löwenzahn an, Honigbienen besuchen Rasen zur Weißkleeblüte im Juni oft in großer
Zahl. Echte Mäuse und Feldmäuse halten sich dort nur vorübergehend zur Nahrungssuche (z.B.
frische Triebe und Wurzeln) auf, da ihre Bauten aufgrund der Strukturarmut nicht ausreichend
geschützt wären. Von den Singvögeln kann man regelmäßig Amseln und Stare, gelegentlich auch
Sing- und Wacholderdrosseln bei der Nahrungsaufnahme von bodenbewohnenden Tieren,
insbesondere Regenwürmer und Insektenlarven beobachten, Kohlmeisen, Bachstelzen und
Rotkehlchen ernähren sich vor allem von in der Kraut- und Streuschicht lebenden Insekten (AID
1996), örtlich halten sich auf kurzgemähten städtischen Grünflächen auch Haustauben auf.
Rabenkrähen stellen sich vor allem im Winterhalbjahr, oft in Schwärmen ein.
Stellenweise können Nacktschnecken in großer Individuendichte feuchte Rasenflächen nachts und
am Morgen oder bei Regenwetter bevölkern, die sich im Gegensatz zu Gehäuseschnecken nicht nur
von abgestorbener organischer Substanz, sondern auch von großblättrigen Kräutern bzw.
Hochstauden ernähren. Dazu gehören die braune Ackerschnecke (Deroceras agreste) und die
Braune und Schwarze Wegschnecke (Arion subfuscus et empiricorum).
Eine charakteristische Lebensgemeinschaft von Fliegen stellt sich auf den allerorts verbreiteten
Kothaufen von Hunden ein. Untersuchungen dazu liegen aus England vor, gesammelt von GILBERT
(1994): Neben den besonders häufigen Stubenfliegen (Musca domestica) besuchen regelmäßig
Blaue Fleischfliegen (Calliphora vicina), Fleischfliegen (Sarcophaga spec.) und Goldfliegen (Lucilia
sericata) die Hundekothaufen. Ein Teil nutzt die Fäkalien nur als Nahrungsquelle, während die
Mehrzahl der Fliegen ihre Eier darin ablegen. Der Entwicklungserfolg der Maden ist dabei in
feuchtem Kot besser als in trockenem. Letzlich zersetzt werden die Hundekothaufen durch sich
entwickelnde Pilz- und Bakterienrasen.
1.4.7.2
Tierwelt von Blumenwiesen
Bereits in Blumenrasen ist in der Krautschicht zeitweilig eine gewisse Artenvielfalt anzutreffen, vor
allem zieht aber der zeitweilig ausgebildete Blütenhorizont blütenbesuchende Insekten in weit
größerer Arten- und Individuenzahl zur Nahrungsaufnahme an. Eine umfassende
Entwicklungsmöglichkeit für eine vielfältige Tierwelt ist aber nur in höchstens zweischürigen,
möglichst strukturreichen Blumenwiesen in Kontakt zu im Sommer ungemähten Gras- und
Krautsäumen gegeben. Störungsempfindliche Tierarten mit großen Arealansprüchen wie
wiesenbrütende Vogelarten wird man auch in großflächigen Wiesen städtischer Parkanlagen vor
allem wegen freilaufender Hunde, aber auch der zahlreichen Passanten, vergeblich suchen.
Wenn das Umfeld von Grünland in ausreichend großen städtischen Parkanlagen als
Fortpflanzungslebensraum geeignet ist, halten sich im Schutz des Hochstands von Gräsern und
Kräutern nicht allzu dichtwüchsiger Mager- bis Halbfettwiesen manchmal Berg- oder ZaunEidechsen (Lacerta vivipara et agilis), Grasfrösche (Rana temporaria) und Erdkröten (Bufo bufo)
am Boden auf. Erdkröten durchstreifen auch kleinere Wiesenflächen und Säume bei ihren
nächtlichen Ausflügen, um Schnecken und am Boden lebende Insektenarten zu erbeuten.
Zweischürige Blumenwiesen sind zwar für die Imagines von Schmetterlingen ein geeignetes
Aufenthalts- und Nahrungshabitat, als Fortpflanzungshabitat sind sie nur für einen geringen Anteil
der Tagfalterarten geeignet (vgl. z.B. GILBERT 1994; WEIDEMANN 1995). Bereits blütenreiche
Inseln ab 100 m2 können am Stadtrand zeitweilig Tagfalter zum Nektarsaugen anlocken (EVERS
LBV 2002
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55
1999). Verhältnismäßig häufig in städtischen Parkanlagen und Grünstreifen anzutreffen sind neben
den weit verbreiteten Arten Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae), Kleiner Fuchs (Aglais urticae) und
Tagpfauenauge (Inachis io), der Zitronenfalter (Gonopteryx rhamni) im Frühjahr, HauhechelBläuling (Polyommatus icarus), Rostfarbiger Dickkopffalter (Ochlodes venata), Kleines
Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus), Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), seltener der
Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Frühlings-Mohrenfalter (Erebia medusa), Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperanthus), Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris) oder
Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Bedeutsame, relativ verbreitete Raupenfutterpflanzen für
Tagfalter sind Süßgräser, Ampferarten, Wiesen-Schaumkraut, Roter Wiesenklee und Hornklee
sowie weitere Schmetterlingsblütler. Einen wirksamen Beitrag zum Schutz gefährdeter
Tagfalterarten leisten kann nur ein großräumiger Lebensraumkomplex aus einschürigen
Magerwiesen oder Magerrasen, die teilweise bereits im Hochsommer gemäht oder beweidet werden,
und relativ mageren, nicht alljährlich im Herbst gemähten Gehölzsäumen, wie er in gestalteten
Grünanlagen kaum je vorzufinden ist.
Auch auf Grünland verbreitet, aber weniger auffällig sind einige Nachtfalterarten(gruppen), welche
nicht auf eine bestimmte Raupenfutterpflanze spezialisiert sind. GILBERT (1994) nennt die tagaktive
Gamma-Eule (Autographa gamma), aus der Gruppe der Bandeulen Hausmutter (Noctua pronuba),
Noctua comes et janthina und weitere Vertreter nachtaktiver Eulen.
Die auf städtischen Grünflächen verbreiteten Hummelarten ähneln sich in ihrer Lebensweise.
Unterschiede gibt es bei der Flugzeit, der Auswahl der aufgesuchten Pflanzenarten und der Größe
der Völker. Am häufigsten ist wohl die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), deren Königin sich
bereits ab Mitte März auf Nahrungs- und Nestsuche begibt, und die bis Oktober fliegt. Als Nektarund Pollenspender dienen insgesamt über 260 Wildpflanzenarten und 22 Kulturpflanzen (WITT &
DITTRICH 1996), bevorzugt werden Lerchensporn, Taubnesseln und Flockenblumen besucht. Die in
verlassenen Mäusenestern gegründeten Völker können bis ca. 500 Individuen umfassen. Weitere
verbreitete Hummelarten, die hauptsächlich in verlassenen Erdbauten von Säugern oder unter
Grasbüscheln nisten, sind:
 Wiesenhummel (Bombus pratorum): relativ kleine Völker nicht über 100 Individuen; Flugzeit nur
bis Ende Juli; besucht 136 Pflanzenarten, darunter viele Wiesenblumen.
 Steinhummel (Pyrobombus lapidarius): Nistet auch in Mauerspalten; Flugzeit von Anfang April bis
Ende September, besucht Blüten von mehr als 240 Pflanzenarten, vor allem an Gehölzsäumen zu
beobachten.
 Ackerhummel (Megabombus pascuorum): Flugzeit während gesamter Vegetationsperiode,
Blütenbesuch bei über 250 Wildpflanzenarten
 Gartenhummel (Megabombus hortorum): Flugzeit von Mitte April bis Ende Juli, besucht ca.
210 Pflanzenarten, Aufenthalt vor allem an Gehölzsäumen.
Im Gegensatz zu Bienen können Hummeln auch bei feucht-kühler Witterung aktiv sein und sichern
deshalb auch bei niedrigen Temperaturen die Bestäubung vieler Pflanzenarten (von HAGEN 1985)
Besonders auffällig durch ihren Gesang und ihre Fortbewegungsweise sind Heuschrecken
(Saltatorien). Nach einem mehrmonatigen Larvalstadium im Frühjahr, dessen Lebensweise sich vom
Adultstadium kaum unterscheidet, treten die geflügelten Imagines ab dem Sommer (Ende Juni bis
Mitte Juli) in Erscheinung und fehlen in kaum einem Blumenrasen oder einer Wiese. Für das
Vorkommen aller nicht allgemein verbreiteten Heuschreckenarten spielt wie bei kaum einer anderen
Tiergruppe die Strukturvielfalt ihres Habitats eine Rolle (STEIDL & RINGLER 1996).
Zahlreich verzufinden sind gewöhnlich die Kurzfühler- oder Feldheuschrecken mit dem
Gewöhnlichen Grashüpfer (Chorthippus parallelus), oft auch dem Nachtigall-Grashüpfer
(Chorthippus biguttulus), welche an warmen Sommertagen die Geräuschkulisse von Grünland
bestimmen können. Selbst in Verkehrsinseln und schmalen Wiesenstreifen sind diese Arten
gelegentlich anzutreffen. In stellenweise eher schütter bewachsenen Magerwiesen findet man
zerstreut den Braunen Grashüpfer (Chorthippus brunneus), in Parkanlagen eher selten den Heide-
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München blüht
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Grashüpfer (Stenobothrus lineatus) oder die kleine Goldschrecke (Chrysochraon brachyptera). In
einem sehr lückigen, neu angelegten Trockenrasen auf Kies-Rohboden im Zamilapark konnte vom
Bearbeiter sogar die stark gefährdete Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
nachgewiesen werden. Langfühler- oder Laubheuschrecken sind in städtischen Blumenwiesen
hauptsächlich mit zwei Arten vertreten: Der Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli), welche
hauptsächlich an und von Gräsern lebt; ferner dem vorwiegend räuberisch lebenden Grünen
Heupferd (Tettigonia viridissima), der größten heimischen Heuschrecke, deren Larvalstadium
mindestens eineinhalb Jahre, teils aber noch länger dauert; das Heupferd kann sich mit seinem
Gesang bei warmer Witterung lautstark bis Mitternacht bemerkbar machen (BELLMANN 1985).
Von den Schwebfliegen (Syrphiden) besuchen zahlreiche Arten unterschiedlicher Größe und Form
vielerlei Blüten zur Nahrungsaufnahme, bevorzugt werden Dolden- und Korbblütler. Manche Arten
wie die häufige Episyrphus balteatus saugen Nektar im Schwirrflug. Generell sind Schwebfliegen
kunstvolle Flieger und eine sehr mobile Artengruppe, die in der Lage ist, kurzfristig ein hohes
Blütenangebot einer bestimmten Fläche zu nutzen, weitab von ihrem Larvalhabitat. Die Entwicklung
vollzieht sich sehr unterschiedlich, keineswegs bei allen Arten im Grünland. Die Larven leben teils
parasitär auf lebenden oder auch toten Hautflüglerlarven, teils von Blattläusen oder auch räuberisch
in Dunghaufen oder im Wasser, teils auch als Minierer (GILBERT 1994).
Nach der Mahd von Wiesen im Umkreis mehrerer hundert Meter von Stillgewässern, z.B. im
Waldfriedhof neuer Teil, im neuen Südfriedhof oder in Blutenburg stellen sich im Spätsommer
zeitweilig Graugänse (Anser anser) und Enten zum Abweiden ein, die man bis zum Frühjahr dort in
kleinen Gruppen beobachten kann (s. Foto 17).
Foto 17:
Auf winterlicher Wiese weidende Graugänse im Neuen Südfriedhof am 1.1.01
LBV 2002
1.4.7.3
München blüht
57
Tier-Lebensgemeinschaften von Weiden
Die sich durch eine bemerkenswerte Strukturvielfalt auszeichnenden extensiv genutzten
Weideflächen beherbergen gewöhnlich eine größere Artenzahl als Mähwiesen. Eine besondere
Bedeutung kommt ihnen beispielsweise für die Insektengruppe der Stechimmen (Hymenoptera
aculeata) und für netzbauende Spinnen zu. Bereichsweise stehenbleibende Halme und verholzende
Stengel in nicht zu weitem Abstand ermöglicht z.B. den Radnetzspinnen günstige
Anbringungsmöglichkeiten ihrer Fangnetze in ziemlich hoher Dichte (vgl. Abb. 8). Ausreichend Beute
ist z.B. durch blütenbesuchende Insekten gewährleistet, die das stete Blütenangebot nutzen
(SCHMID & WIEDEMEIER 1999).
Für das Vorkommen der solitär lebenden Wildbienen (Apoiden) ist vor allem das Angebot an
Nistmöglichkeiten entscheidend. Die Mehrzahl der im Grünland anzutreffenden Wildbienenarten,
z.B. Vertreter der artenreichen Gattung Andrena (Sandbienen) und Halictus-Arten (Furchenbienen)
nisten im Erdboden vorzugsweise an durch Tritteinwirkung vegetationsarmen sonnigen Stellen, teils
in selbstgegrabenen, bis 15 cm tiefen Brutröhren, teils in bereits zusammenfallenden
Maulwurfhaufen. Andrena fulva kann in lückenhaften Rasen in großen Kolonien von mehreren
hundert Erdnester anlegen (GILBERT 1984). Andere Gattungen wie z.B. Osmia (Mauerbienen)
nisten in bereits vorhandenen Hohlräumen wie kräftigen, hohlen Stengeln, leeren
Schneckenhäusern oder Tierbauten.
Jedes Weibchen legt seine Eier zusammen mit nektargetränktem Pollen, der als Nahrung für die
schlüpfenden Larven dient, in eine eigene Behausung. Einige Arten sammeln den Nektar und Pollen
nur einer bestimmten Pflanzenfamilie oder -art (Oligolektie), beispielsweise Andrena fulvago
(WESTRICH 1989). Das Vorkommen mancher seltener Pflanzenarten ist eng an die Bestäubung
durch eine bestimmte Wildbienenart gekoppelt. Somit kann das lokale Verschwinden bzw.
Aussterben gefährdeter Pflanzenarten darauf zurückzuführen sein, daß die Habitatansprüche für die
zum Bestäuben „zuständige“ Wildbienenart in ihrem Umkreis nicht mehr erfüllt sind.
Von den offenen Trittstellen profitieren auch zahlreiche wärmeliebende Wespenarten. Insbesondere
die solitär und räuberisch von anderen Insektenarten lebenden, Bodennester bauenden Grabwespen
(Spheciden) und die Wegwespen (Pompiliden), welche Spinnen erbeuten und gelähmt in ihre
Erdnester bringen, kommen auf Weideflächen meist zahlreich vor (vgl. STEIDL & RINGLER 1996).
Von den gut gepanzerten Goldwespen (Chrysididen) leben einige Arten parasitär in den Nestern
anderer Hautflügler, indem sie deren Larven verzehren, z.B. von Mauerbienen, anderen
Wildbienengattungen oder Grabwespen.
Die spezifische Artgemeinschaft der Kotzersetzer stellt sich auf Kothaufen der Weidetiere ein:
Erstbesiedler sind Stechfliegen (Siphona), Echte Fliegen (Musciden) und Dungfliegen
(Sphaeroceriden), welche ihre Eier in den frischen Dung legen. Nach Verfestigung erscheinen
Blatthornkäfer und deren Verwandte (Scarabaeoiden), beispielsweise Mistkäfer (Geotrupiden),
welche zur Eiablage Gangsysteme anlegen. Mistkäfer vergraben manchmal auch Teile des Dungs in
ihre unterirdischen Behausungen. Im bereits besser durchlüftetem Kothaufen folgen weitere
Fliegenarten, auch Schwebfliegen der Gattung Rhingia, deren Maden einen höheren
Sauerstoffbedarf haben. Die Zersetzung des Haufens wird schließlich durch sich ausbreitende
Pilzmyzelien und Bakterienrasen beschleunigt. Gleichermaßen stellen sich räuberisch lebende
Kurzflügel- und Stutzkäfer (Staphyliniden und Histeriden) sowie Bodenspinnen ein, welche
Fliegenmaden erbeuten. Schließlich lockt das hohe Angebot an Beutetieren auch Krähen, Stare,
Igel, Kröten und andere Wirbeltiere an (HUBERT SCHMIDT 1988).
Im übrigen sind auf Weiden im wesentlichen die bereits bei den Blumenwiesen aufgeführten
Tiergruppen mit einer ähnlichen Artengarnitur zu finden, eine große Ähnlichkeit konnten SCHMID &
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58
WIEDEMEIER (1999) beispielsweise bei den Bodenspinnen, Heuschrecken und Tagfaltern
feststellen.
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2)
Pflegeeinflüsse
2.1
Mahdregime
München blüht
59
Das Mähen ist für alle Vielschnittrasen und Wiesentypen die einzige existenziell notwendige
Pflegemaßnahme. Der Begriff „Mahd“ umfaßt stets den Schnitt der Vegetation mit Entfernung des
Mähguts. Das Erscheinungsbild, die Nutzbarkeit, Artenzusammensetzung und Artenvielfalt wird in
Abhängigkeit von den gegebenen Standortbedingungen vor allem von der Mahdhäufigkeit
bestimmt. Bei seltener Mahd haben die Mähzeitpunkte einen entscheidenden Einfluß auf die
genannten Faktoren, außerdem spielen noch das verwendete Mähgerät und die Schnitthöhe eine
Rolle.
Abb. 11: Veränderung des Mikroklimas einer Wiese durch die Mahd (aus HUBERT SCHMIDT 1988:
96)
Bei jeglicher Mahd wird der Pflanzenaufwuchs mehr oder weniger bodennah abgetrennt. Je höher
der Aufwuchs zuvor war, desto stärker ändert sich das Mikroklima eines Bestands: Der Lichteinfall
und die tageszeitlichen Temperaturschwankungen in Bodennähe nehmen ebenso zu wie die
Einwirkungen des Windes, was eine erhöhte Verdunstung und verminderte Luftfeuchtigkeit zur Folge
hat. Besonders die Tierwelt ist von diesen Veränderungen unmittelbar betroffen (HUBERT
SCHMIDT 1988).
In welcher Weise Grünlandpflanzen physiognomisch an die Mahd angepaßt sind, wurde bereits in
Kap. 1.3.1 ausführlich beschrieben, daher wird an dieser Stelle nur auf die Auswirkungen
unterschiedlicher Mahdhäufigkeit, Mahdzeitpunkte, Schnitthöhen, Behandlung des Mähguts und
Mähgeräte eingegangen.
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2.1.1 Mahdhäufigkeit
Nur verhältnismäßig wenige Pflanzenarten des Grünlands zeichnen sich durch eine derart hohe
Regenerationsfähigkeit aus, daß sie mehr als 10 Schnitte jährlich ertragen bzw. durch eine hohe
Mahdfrequenz in ihrer Entwicklung begünstigt werden, indem höherwüchsige, durch Beschattung
konkurrierende Pflanzenarten regelmäßig weggeschnitten werden. In den Vielschnittrasen
Münchens sind 6 Grasarten und 9 Kräuterarten verbreitet und häufig, gelegentlich kommen auch in
eher geringer Individuenzahl weniger mahdverträgliche Arten mit einer M-Zahl von weniger als 6 vor,
z.B. Margeriten, Stachel-Segge oder Acker-Glockenblume. Manche rosettigen bzw.
ausläuferbildenden, niederwüchsigen Arten können zeitweilig ausgeprägte Blühaspekte bilden,
Wiesen-Löwenzahn, Gänseblümchen, Faden-Ehrenpreis und Gundermann hauptsächlich vor der
ersten Mahd im Frühjahr, aber auch bereits während zweiwöchiger Mähpausen im Sommer, dann
vor allem die Kleine Brunelle. An etwas lückigen Stellen gedeihen auch bei häufiger Mahd neben
typischen Rasenpflanzen noch einjährige, niederwüchsige Ruderalpflanzen, welche vorzugsweise im
Frühjahr vor der ersten Mahd blühen und teilweise bereits fruchten. Relativ verbreitet sind
Hirtentäschel, Kleinblütiges Schaumkraut und Vogelmiere, im Halbschatten Efeublättriger
Ehrenpreis.
Bei verminderter Mahdhäufigkeit auf 5-8 Schnitte jährlich verdoppelt sich die mittlere
Pflanzenartenzahl annähernd auf durchschnittlich über 20. Für die Existenz vieler Pflanzen der
Blumenrasen ist ein nicht zu früher erster Schnittermin ab dem 10. Mai bzw. längere
Erholungsphasen von wenigstens 3 Wochen im Frühsommer und 4 Wochen im Hoch- bis
Spätsommer
entscheidend.
Begünstigt
werden
allgemein
Arten
mit
tiefliegenden
Assimilationsorganen. Durch Verzögerung der ersten Mahd kommen z.B. Wiesen-Schaumkraut,
Kriechender Günsel, Gamander-Ehrenpreis sowie Feld-Hainsimse zur vollen Blüte, außerdem
können relativ früh blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen wie z.B. Schneeglöckchen, Krokusse,
Blaustern und Scharbockskraut ihren jährlichen Entwicklungszyklus soweit abschließen (Aufbau und
Einlagerung von Assimilaten in ihre unterirdischen Speicherorgane), daß sie im Folgejahr erneut
ungemindert blühen. Während mehrwöchiger Mähpausen im Sommer können außer den auch in
Vielschnittrasen verbreiteten Kräutern z.B. Rauher und Herbst-Löwenzahn, Feld-Thymian,
Orangerotes und Kleines Habichtskraut, gelegentlich auch Wiesen-Schafgarbe zum Blühen
kommen. An nicht regelmäßig mitgemähten Randzonen z.B. um Metallstangen konnte wiederholt die
Blütenbildung z.B. von Barbarakraut, Wilder Möhre oder Wegwarte beobachtet werden (s. Foto 18),
vereinzelt auch von typischen Wiesenblumen. Eine nennenswerte Samenbildung ist bei 5-8- maliger
jährlicher Mahd nur bei einem Teil der im Bestand enthaltenen Pflanzenarten vor allem während
sommerlicher Trockenperioden zu beobachten, insgesamt überwiegt die vegetative Verbreitung.
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Foto 18: Nach der Mahd mit einem Einachs-Frontbalkenmäher blieb am Metallgeländer ein blühendes
Barbarakraut stehen, am Baumstamm einige Grashalme und Wiesenblumen (Guardinistraße in
Kleinhadern, 11.5.01)
Je seltener ein Grünland gemäht wird bzw. je weiter der Abstand zwischen zwei Mähterminen ist, ein
desto längerer Zeitraum steht den Pflanzen zum Aufwuchs, zur Blüte und Fruchtbildung zur
Verfügung. Gräser und Kräuter mit langsamer Entwicklung benötigen drei und mehr Monate bis zur
Samenreife. In Abhängigkeit von der Nährstoffversorgung des Bodens stellt sich bei sonst
gleichen Standortbedingungen bei einer ein- bis dreimaligen jährlichen Mahd die maximale
floristische Artenvielfalt ein. Auf nährstoffreichem Grünland ist der Aufwuchs bereits Mitte Mai so
dicht und hoch, daß nur drei Schnitte jährlich ein Lagern des Bestands27 und zeitweiliges Verfilzen
verhindern können. Mäßig nährstoffreiches Grünland erfordert eine zweimalige jährliche Mahd, um
eine blüten- und artenreiche Fläche zu erhalten. Der bei weitem größte Flächenanteil in städtischen
Grünanlagen entspricht diesem Standorttyp. Nur in besonders mageren Wiesen erhält man mit nur
einmaligem jährlichem Schnitt eine maximale Pflanzenartenzahl, welche im allgemeinen die
Artenzahl von nährstoffreicheren Frischwiesen deutlich übertrifft (WOLF 1996).
Wenn Wiesen auf (mäßig) nährstoffreichen Standorten zu selten, also nur einmal im Jahr gemäht
werden, nimmt der Anteil hochwüchsiger Gräser auf Kosten von Wiesenblumen zu und der
Blütenreichtum stark ab (s. Foto 58). Eine ungefähre Ausgewogenheit der Deckungsanteile von
Gräsern, Leguminosen und sonstigen Kräutern, die nach VON BRACKEL & BRUNNER (1997)
Voraussetzung für ein ästhetisch ansprechendes Erscheinungsbild ist, ist nicht mehr gewahrt und
auch die Gesamtartenzahl geht zurück. Diese Entwicklung ist derzeit auf Teilflächen im Olympiapark
zu beobachten, wo vor 10 bis 25 Jahren nach Angaben von WITT & DITTRICH (1996) bzw.
BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG (1983) wenigstens stellenweise ein Halbtrockenrasen
27
Niedersinken bereits fruchtender hochwüchsiger Gräser und Kräuter durch Tritteinwirkung und Witterungseinflüsse
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gewesen sein soll. Einige der dafür charakteristischen Pflanzenarten sind heute nicht mehr
nachweisbar, es herrscht eine ruderalisierte Halbfettwiese vor. Eine zu häufige Mahd verursacht
dagegen auf mittleren Standorten keinen nennenswerten Artenrückgang, wohl aber ein optisch
unbefriedigendes Erscheinungsbild (VON BRACKEL & BRUNNER 1997; vgl. z.B. Foto 55).
Abb. 11a: Abhängigkeit der Artenzahl standörtlich unterschiedlicher Wiesentypen von der
Mahdhäufigkeit (aus WOLF 1996: 15)
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Der jährliche Ertrag von Magerwiesen ist mit durchschnittlich ca. 50 kg/100 m 2 Trockensubstanz im
Jahr nur ungefähr halb so hoch wie von nährstoffreichen Fettwiesen mit 80-120 kg/100 m2 (HUTTER
et al. 1993). Mit mehrmaliger jährlicher Mahd werden dem Standort mehr Nährstoffe entzogen als
nur mit einmaligem Schnitt. Eine Abnahme des Phosphatgehalts in ziemlich nährstoffreichen Böden
stellten VON BRACKEL & BRUNNER (1997) innerhalb von 5 Jahren bei kontinuierlicher
Mehrschnittnutzung fest, während bei anderen Nährstoffen keine signifikanten Veränderungen zu
erkennen waren. Der Stickstoffeintrag durch die Luft gleicht heutzutage die Entzüge durch die Mahd
weitgehend aus. Wenn die Pflegemahd wenige Jahre unterbleibt, geht die floristische Artenvielfalt
und noch mehr der Blütenreichtum in fast allen Grünlandtypen zurück, meist nimmt die mittlere
Aufwuchshöhe etwas zu, in Frischwiesen stärker als in Magerwiesen (WOLF 1996). In
nährstoffreichen Grünlandbrachen breiten sich meist neben wenigen konkurrenzstarken Grasarten
wenige ausläuferbildende Hochstauden bzw. wuchernde Ruderalpflanzen aus. Die sich bildende,
verfilzende Streuauflage bis über 5 cm Mächtigkeit verdrängt jegliche attraktive Wiesenblumen (VON
BRACKEL & BRUNNER 1997).
Für die Tierwelt kann das Grünland umso mehr Habitatfunktionen übernehmen, je seltener es
gemäht wird. Für viele Kleintiere lebensnotwendige Strukturen wie einzelne hohe oder dürre bzw.
vergilbende Halme, reifende Samenstände oder auch kleine Erdhügel entwickeln sich nur während
wenigstens dreimonatiger Mähpausen in nennenswertem Umfang (vgl. Abb. 7). Direkte
Individuenverluste bei der Mahd treten - unabhängig vom verwendeten Gerät - insbesondere bei
Arten auf, die sich im immobilen Ei- oder Puppenstadium in der Krautschicht aufhalten. Allerdings
werden auch Kleintierarten ausgeschaltet, die in reifen Blütenköpfen oder Samen leben oder auf
diese als Nahrung angewiesen sind. Bei Wind werden kleine Gliederfüßer mit sehr geringem
Gewicht von frisch gemähten Flächen weithin verweht (BONESS 1953; HUBERT SCHMIDT 1988).
Öfter als zweimal jährlich gemähtes Grünland bietet fast ausschließlich auf der Bodenoberfläche
oder im Boden lebenden Kleintieren Fortpflanzungsmöglichkeiten, z.B. Wegameisen, manchen
anderen Hautflüglern und einigen Schneckenarten. In der Krautschicht lebende Entwicklungsstadien
z.B. von Schmetterlingen, Heuschrecken, Landwanzen, Dipteren oder Zikaden benötigen zum
allergrößten Teil mehr als zwei Monate während des Sommers bis zum Schlüpfen der Imagines und
fehlen daher bei häufiger Mahd. Am Boden treten wenige kleinwüchsige Käferarten (z.B. aus der
Gruppe der Laufkäfer oder Kurzflügler) und Jagdspinnen in relativ großer Individuendichte auf,
während in der Krautschicht lebende Gliederfüßer kaum anzutreffen sind. Größere Arten fehlen
weitgehend mangels Versteckmöglichkeiten (MÜLLER & STEINWARZ 1988).
Als Nahrungshabitat für blütenbesuchende Insektenarten kommt jedoch auch Blumenrasen eine
nicht unerhebliche Bedeutung zu, vor allem wenn während der Zeit der Sommermahd von
Blumenwiesen ab Mitte Juni eine wenigstens vierwöchige Mähpause eingehalten wird. Ungemähte
Blumenrasen im Umfeld gemähter Wiesen können zeitweise eine Ausweichfunktion für
Blumenwiesen wahrnehmen, denn mit den nektar- und pollenfressenden Insektenarten finden sich
auch mobile bodennah lebende räuberische Arten ein wie Baldachin-Spinnen, Weberknechte,
Laufkäfer oder auch Raubfliegen.
Relativ häufig gemähtes Grünland ohne nennenswerte Hochstandsphasen wird von den wenigen
Singvogelarten, die am Boden nach Insekten und Regenwürmern suchen, als Nahrungshabitat
bevorzugt, insbesondere von Amseln, Staren und Rotkehlchen (HUBERT SCHMIDT 1988).
Einer großen Vielfalt an auch weniger verbreiteten Kleintierarten gewähren nur einschüriges
Grünland und magere bis mesophile Säume Fortpflanzungsmöglichkeiten, wo alle in Kap. 1.4
beschriebenen Habitatstrukturen über einen Zeitraum von mehr als drei Monate ausgebildet sind.
Z.B. benötigen Radnetzspinnen im Spätsommer hohe Stengel in ausreichender Dichte, die meisten
Tagfalterarten ohne besondere Raupenfutterpflanzen- Ansprüche legen ihre Eier nur in Beständen
ab, die im Hochsommer ungemäht sind, z.B. der Schachbrettfalter (Melanargia galathea) oder
Schornsteinfeger (Aphantopus hyperanthus) jeweils an Süßgräsern (EVERS 1999).
Ein zweiter Schnitt stellt gleichsam einen Filter dar, der nur noch einer beschränkten Anzahl an
Tierarten das Überleben ermöglicht. Die meisten Tagfalterarten werden durch eine flächenhafte
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zweite (oder noch häufigere) Mahd gewissermaßen aus der Zoozönose herausgefiltert, was neben
der unvermindert fortschreitenden Zerstörung ihrer angestammten Lebensräume in München zu den
wesentlichen Ursachen für die auffallende Armut dieser Artengruppe auch in den meisten ästhetisch
sehr ansprechenden Blumenwiesen gehört.
Allerdings haben Artengruppen, die sich von frischen, eiweißreichen Trieben krautiger Pflanzen
ernähren, z.B. Kurzfühlerschrecken, Minierfliegen, manche Blattkäferarten und Zikaden, in zweimal
jährlich gemähten Wiesen, wo im Sommer frische Sprosse nachwachsen, günstigere
Lebensbedingungen als in einschürigem Grünland (QUINGER et al. 1994). Die Artenzahl und
mittlere Körpergröße von Käfern und Spinnen, die am Boden leben, ist bei zweimaliger Mahd
gegenüber Vielschnittrasen wesentlich erhöht. Vor allem vor dem ersten Schnitt kommen auch
feuchtigkeitsliebende Vertreter dieser Artengruppen vor, während einige Wochen nach der Mahd
eher kleinere, auch in Vielschnittrasen verbreitete Arten überwiegen (MÜLLER & STEINWARZ
1988). Für die Mehrzahl der von Frühjahr bis Frühsommer fliegenden Wildbienenarten, die Nektar
und Pollen vorzugsweise von Wiesenblumen sammeln, hat sich eine zweimalige Mahd als
besonders günstige Pflegemaßnahme erwiesen (WESTRICH 1989). Sich von Gliederfüßern oder
auch Amphibien oder Mäusen ernährenden, mobilen Tierarten wie den meisten Vogelarten,
Laufkäfern oder Jagdspinnen steht jeweils einige Wochen nach einer Mahd ein besser zugängliches
Nahrungsangebot zur Verfügung. Auf zwei- bis dreischürigen Wiesen stellen sich z.B. auch
Singdrossel, Bachstelze, Grünfink und andere Finkenarten zur Nahrungssuche ein (HUBERT
SCHMIDT 1988).
Die faunistische Wiederbesiedelung im Anschluß an eine Mahd erfolgt überwiegend durch
Heranwachsen neuer Adultstadien aus bodenbewohnenden Juvenilstadien, nur zu einem geringeren
Teil aus Zuwanderung aus benachbarten Grünlandparzellen (BONESS 1953). Deshalb verschwindet
auch in Wiesen, die großflächig maschinell an einem Tag gemäht werden, die Kleintierwelt nicht
völlig, die Wiederbesiedlung verzögert sich jedoch und ermöglicht nur einer verringerten Arten- und
Individuenzahl die Entwicklung, wenn hektarweise fast alle faunistisch relevanten Strukturen für
mehrere Wochen beseitigt wurden.
2.1.2 Mahdzeitpunkt
Vor allem der Zeitpunkt des ersten Schnitts im Jahr beeinflußt erheblich die Lebensgemeinschaft
von nicht allzu häufig gemähtem Grünland. Kaum betroffen vom Mähtermin sind bodennah
kriechende Pflanzenarten mit hoher vegetativer Regenerationsfähigkeit, auch wenn deren
Blütenstengel bzw. Samenstände wiederholt entfernt werden. Eine späte erste Mahd erst im
(Früh)Sommer benachteiligt jedoch indirekt die charakteristischen Vielschnittrasenpflanzen in ihrer
Entwicklung, weil sie über längere Zeit von höherwüchsigen Gräsern und Kräutern überschattet
werden. Im übrigen wirkt sich eine Mahd für mittel- bis hochwüchsige Grünlandarten mit eher
geringer Regenerationsfähigkeit (relativ niedrige M-Zahl) dann besonders ungünstig aus, wenn der
Zeitpunkt mit dem phänologischen Höhepunkt ihrer Entwicklung zusammenfällt (QUINGER et al.
1994). Dieser liegt zumeist kurz vor oder zu Beginn der Blütezeit, wenn im Sproß ein Maximum an
Nährstoffen bzw. Assimilaten enthalten ist.
Da die Mehrzahl der Wiesenblumen in der zweiten bis dritten Maidekade zu blühen beginnt, wirkt
sich eine Mahd bereits Mitte Mai (in gedüngten Futterwiesen heute die gängige Praxis) sehr
nachteilig auf Artenreichtum und Blütenvielfalt aus. Gefördert werden auf nährstoffreichen
Standorten allgemein verbreitete Pflanzenarten wie z.B. Wiesen-Löwenzahn, Weiß-Klee, GamanderEhrenpreis, Wiesen-Labkraut und viele nährstoffbedürftige Mittelgräser wie Deutsches Weidelgras,
Gewöhnliches und Wiesen-Rispengras sowie das Knauelgras. Die meisten Gräser schieben Mitte
Mai ihre Blütenstände und stehen kurz vor der Blüte, so daß sie sich im Höhepunkt ihrer Entwicklung
befinden. Die auf mäßig nährstoffreichen Böden gedeihenden typischen Kräuter der Blumenrasen
kommen mit diesem Schnitttermin gut zurecht, Beobachtungen deuten sogar darauf hin, daß eine
Mahd in der ersten Maihälfte die austreibenden Gräser soweit schwächt, daß eine Frühsommerblüte
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ab Ende Mai und den Juni über besonders reich ausfällt - vorausgesetzt der Folgeschnitt erfolgt erst
nach frühestens 5 Wochen (vgl. z.B. Grünstreifen Sauerbruchstraße). Die meisten im zeitigen
Frühjahr blühenden Geophyten, deren Laub im Mai zu vergilben beginnt, können sich ebenfalls
behaupten. Vorteilhaft wirkt sich der Zeitpunkt auf die Entwicklung der im Vollfrühling noch im
Larvenstadium befindlichen Kurzfühlerschrecken aus, die im Anschluß an eine Mahd frische
Grastriebe als Nahrung vorfinden. Die meisten in der Krautschicht lebenden phytophagen Kleintiere
sind jedoch kurz zuvor geschlüpft und überleben im Larvenstadium eine derart frühe Mahd nicht
(QUINGER et al. 1994).
Bei einem extrem frühen Mähtermin bereits Mitte April, was in München 2001 gar nicht so selten
beobachtet wurde, werden früh austreibende Gräser mit kräftigem Wuchs noch vor der Halmbildung,
(früh)sommerblühende Wiesenblumen im allgemeinen noch vor der Entwicklung von Blütenstengeln
getroffen und daher nur vegetativ etwas geschwächt. Der Blühbeginn wird sich dadurch um ein- bis
zwei Wochen verzögern. Der typische Frühlingsflor aus Gänseblümchen, Ehrenpreis und WiesenSchaumkraut, wie er gerade für Gebrauchsrasen typisch ist (s. Foto 19), wird damit jedoch
vermindert, da die Zweitblüte dieser Arten stets weniger üppig ausfällt. Von eventuell vorhandenen,
bereits verblühten Frühlingsgeophyten, z.B. von Krokussen, wird das zur Einlagerung von
Assimilaten in ihre unterirdischen Speicherorgane bis wenigstens Anfang Mai dringend benötigte
Laub abgeschnitten und so die nächstjährige Blüte stark vermindert bzw. ganz in Frage gestellt.
Foto 19: Rasen mit dichtem Blütenteppich aus Gänseblümchen und Wiesen-Löwenzahn vor dem ersten
Frühjahrsschnitt; am linken Rand vernäßter Trittrasen (Drygalski-Allee/Ecke Züricher Straße, 28.4.01)
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Ein nicht unbedingt als negativ einzustufender leichter Aushagerungseffekt konnte auf relativ
artenreichen, bereits in der zweiten Aprilhälfte geschnittenen Blumenrasen beobachtet werden, der
eine verminderte Aufwuchshöhe und -dichte der Krautschicht zur Folge hatte; bei ausreichend langer
Mähpause von 4-5 Wochen stellte sich sowohl ab Mitte Mai als auch ab Mitte Juni ein üppiger
Blütenflor ein.
Bei einer Frühsommermahd in der zweiten Junihälfte werden die meisten Frühlingsblüher und auch
viele ab Mitte Mai blühenden Gräser und Kräuter nach der Samenreife zumindest einiger
frühentwickelter Fruchtstände geschnitten, z.B. Sauer-Ampfer, Ruchgras, Wiesen-Fuchsschwanz,
Wolliges Honiggras, Wiesen-Bocksbart, Scharfer Hahnenfuß. Andere ab der zweiten Maihälfte
blühende Pflanzenarten befinden sich gerade im Stadium der Samenreife, z.B. Wiesen-Margerite,
Wiesen-Salbei, Hohe Schlüsselblume, Klappertopf-Arten, Wiesen-Glockenblume, AckerWitwenblume und die meisten Wiesen-Gräser. Die Samen dieser Arten vermögen nach dem Schnitt
bei einigermaßen trockenem Wetter nachzureifen, wenn das Schnittgut mehrere Tage liegen bleibt,
aber auch nahezu ohne generative Fortpflanzungsmöglichkeit bleiben viele dieser Wiesenblumen
(natürlich nicht die einjährigen Klappertopf-Arten) mit ungefähr gleicher Deckung im Bestand (KRÜSI
1981). Gerade im Aufblühen befindliche, relativ schnittverträgliche Wiesenblumen wie z.B. WiesenFlockenblume, Wiesen-Storchschnabel oder Wiesen-Schafgarbe können ungefähr nach sechs
Wochen im zweiten Aufwuchs ihre Hauptblüte entwickeln. Echte Magerrasenpflanzen mit
langsamerem, nährstoffarmen Standortbedingungen angepaßtem Entwicklungszyklus werden durch
eine Frühsommermahd merklich zurückgedrängt, z.B. Wundklee, Karthäuser-Nelke, ArzneiSchlüsselblume, Wiesen-Skabiose (KRÜSI 1981; QUINGER et al. 1994). Blattläuse erleiden bei
frühsommerlicher Mahd große Verluste, individuenreiche Populationen mancher Arten vermögen auf
den abgemähten Stoppeln ihrer Wirtspflanzen nicht zu überleben, an nicht abgemähten Sproßteilen
verbliebene Restbestände können sich aber bei warmer Witterung innerhalb weniger Tage
explosionsartig vermehren (HUBERT SCHMIDT 1988).
Mit einer Mahd im Mai oder Juni erzielt man maximale Nährstoffentzüge, weil die oberirdischen
Pflanzenteile in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode die höchsten Gehalte an Nährstoffen bzw.
Assimilaten enthalten. Für sehr nährstoffreiche und aufwuchsstarke Wiesen, die ohnehin meist recht
blütenarm sind, empfiehlt sich ein früher erster Schnittermin Ende Mai bis Anfang Juni, wenn eine
Aushagerung des Standorts beabsichtigt ist (z.B. BURRI 2001, mdl.; VON BRACKEL & BRUNNER
1997), vgl. Kap. 8.3.1.
Bis zu einer Hochsommermahd Ende Juli erreichen wesentlich mehr Wiesenpflanzen die
Samenreife, auch viele echte Magerrasen-Arten, so daß auf entsprechend nährstoffarmem Standort
mit einer deutlich höheren floristischen Artenvielfalt gerechnet werden kann (vgl. Abb. 11). Auch erst
ab Mitte bis Ende Juni blühende Kräuter mit langsamem Entwicklungszyklus können wenigstens
teilweise zur Samen(nach)reife gelangen, z.B. Wiesen-Skabiose, Weidenblättriges Ochsenauge und
Flockenblumen-Arten. Bestände mit dichtem und hohem Aufwuchs auf nährstoffreichen Flächen
neigen jedoch bei einem vergleichsweise späten ersten Schnitttermin zur Artenverarmung und zu
verminderter Blütenbildung, da wenige wuchskräftige Gräser- und Kräuterarten mehr als zweieinhalb
Monate lang den Untergrund beschatten und sich daher charakteristische Wiesenblumen kaum
durchsetzen können (VON BRACKEL & BRUNNER 1997).
Ein Teil phytophager Kleintierarten hat bis Ende Juli die Entwicklung bis zum Adultstadium bereits
abgeschlossen, z.B. sind in mageren Wiesen die meisten Falterarten, beispielsweise Kleines
Wiesenvögelchen, Schachbrett und Hauhechel-Bläuling, bereits geschlüpft. Andererseits fallen im
Sommer gemähte Flächen als Eiablagehabitat für nahezu alle Tagfalterarten aus, mit Ausnahme des
Großen Ochsenauges (Maniola jurtina) und wahrscheinlich auch des Braunkolbigen
Braundickkopffalters (Thymelicus sylvestris), deren Raupen an Süßgräsern leben (EVERS 1999;
QUINGER et al. 1994).
Bei einer Frühherbstmahd im September können auch ziemlich mahdempfindliche Saum- und
Ruderalstauden wie z.B. Wilder Dost oder Acker-Kratzdistel und „Brachegräser“ wie Zwenken-Arten
und Land-Reitgras ihren jährlichen Entwicklungszyklus bis nach der Samenreife weitgehend
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abschließen und treten in Konkurrenz zu den Wiesenblumen. Solche Spätblüher können infolge
Ausläuferbildung recht unduldsam gegenüber im Frühsommer blühende Arten werden, daher ist bei
einer kontinuierlichen Herbstmahd über mehrere Jahre im Vergleich zu einer Sommermahd auf
durchschnittlich oder ziemlich nährstoffreichen Flächen eine geringere floristische Artenvielfalt zu
beobachten. Weil die wenigen spätblühenden Arten zur Herdenbildung neigen, u.U. die Deckung
hochwüchsiger Gräser zunimmt und die frühzeitiger blühenden Wiesenblumen nur mehr
stellenweise bis vereinzelt vorkommen, erscheint der Pflanzenbestand den Sommer über relativ
unausgewogen. Durch klimmende Kräuter wie z.B. Wiesen-Labkraut oder Acker-Winde, aber auch
zahlreiche freilaufende Hunde niedergedrückte „lagernde“ Süßgräser können bereits ab Anfang Juli
einer Fettwiese einen von vielen Menschen als recht unansehnlich empfundenen Anblick verleihen
(s. Foto 20).
Foto 20: Blütenarme ruderalisierte Fettwiese mit Stumpfblättrigem Ampfer, bei der der bestandsangepasste
Mähtermin bereits um mindestens zwei Wochen überschritten ist (Stadtpark Pasing/südlicher Teil am
30.6.01)
Der Nährstoffentzug ist bei spätem Mahdtermin nur noch ziemlich gering, weil die meisten Pflanzen
bereits ab Mitte August begonnen haben, Nährstoffe vom Sproß an die Sproßbasis oder in
unterirdische Speicherorgane zurückzuverlagern. Bei einer Mahd Mitte September können selbst auf
hängigem Gelände, wo allgemein eine größere Nährstoffauswaschung im Boden durch
Niederschläge als in der Ebene zu erwarten ist, nitrophile28 Pflanzenarten wie Brennnesseln, Giersch
usw. vorherrschen (s. Foto 21).
28
stickstoffliebende
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Foto 21: Ruderalisierte Fettwiese mit Streufilzauflage aus abgestorbenen Pflanzensprossen infolge zu seltener
bzw. zu später Mahd, die nicht bodennah genug erfolgte (Nordhang des Großen Olympiabergs am
4.4.01)
Bei einer jährlich einmaligen Mahd ab Mitte September ist mit der im Grünland höchstmöglichen
faunistischen Artenvielfalt zu rechnen, weil die allermeisten pflanzenfressenden Kleintiere ihren
Entwicklungszyklus abgeschlossen haben und sich bereits im Überwinterungsstadium (z.B. als Ei
oder Larve) befinden. MÜLLER & STEINWARZ (1988) beobachteten beispielsweise zahlreiche Arten
der Weichkäfer und Marienkäfer sowie eine Vielzahl von Radnetzspinnen. Negativ betroffen von
diesem Schnittzeitpunkt sind an Samenständen lebende Arten wie viele Baumwanzen, an
Raupenfutterpflanzen über dem Schnitthorizont überwinternde Eistadien und „Halm“-Überwinterer
(QUINGER et al. 1994).
BURRI (2001, mdl.). empfiehlt, daß Futterwiesen nicht später als Mitte September gemäht werden,
damit sich bei ausreichender Wärme auf den Schnittstellen noch eine Schutzschicht gegen Pilzbefall
bilden kann. Nach eigenen, zwölfjährigen Erfahrungen ergibt auch ein späterer Mähtermin Anfang
bis Mitte Oktober (bei zweimaliger jährlicher Mahd) keine negativen Folgen für die
Lebensgemeinschaft einer Blumenwiese. Das Einfaulen von Biomasse im Winter (mit der Folge
geringer Nährstoffanreicherung) wird durch einen späteren Termin verhindert (BOSSHARD 2000).
Für räuberisch lebende Tierarten ist der Mähtermin weitgehend gleichgültig. In welcher Dichte die
Karnivoren im Grünland verbleiben oder auch neu hinzuwandern, hängt fast nur vom veränderten
Beuteangebot nach der Mahd ab (QUINGER et al. 1994).
Die jeweils negativen Auswirkungen der einzelnen Mahdtermine für die Fauna werden durch die
zeitlich versetzte Mahd von Teilflächen einer Wiese um wenigstens 4, besser 5-6 Wochen
weitgehend kompensiert, so daß jederzeit ungemähtes Grünland innerhalb eines ca. 1 ha großen
Gebiets zur Verfügung steht. Die Mehrzahl der für Blumenwiesen charakteristischenTiere ist so
mobil, daß sie 50-100 m Entfernung von einem gemähten zu einem ungemähten Bestand innerhalb
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weniger Tage problemlos überwindet. Werden durch Maschineneinsatz große Flächen zum gleichen
Zeitpunkt gemäht, werden die nicht mehr von der Krautschicht geschützten Kleintiere auf der
Bodenoberfläche leichter Beute von Räubern, insbesondere Vögel finden leichter Nahrung. Von
großflächiger Mahd in städtischen Parkanlagen profitieren beispielsweise die von vielen Passanten
nicht besonders geschätzten Rabenkrähen (OPPERMANN & CLASSEN 1998).
Schließlich ist für Säume noch eine Frühjahrsmahd im März denkbar, damit den Winter über
vertrocknete Halme bzw. verholzende Stengel als potentielle Überwinterunghabitate für Gliederfüßer
und Samenstände als Nahrungsquelle z.B. für Singvögel stehen bleiben (WOLF 1996; PRETSCHER
& KLEINERT 1998). Eine Verbuschung des Saums wird bei regelmäßiger Durchführung in jedem
Fall verhindert, kaum aber eine Verfilzung und Vermoosung, so daß die Vegetationsdecke meist
lückiger wird als bei einer vorausgegangenen Spätsommer- oder Herbstmahd. Die floristische
Artenvielfalt und der Blühaspekt dürfte in der Regel geringer sein als bei einer vorausgegangenen
Herbstmahd, einerseits wegen der entstehenden Moos- und Streuauflage und weil die bereits ab
Februar austreibenden, für Gehölzsäume charakteristischen Frühjahrsgeophyten keine
Entwicklungschance haben. Zusammen mit der geringen Mähgutmenge wird man an Säumen auch
die noch wenig zersetzte Laubstreu mit aufnehmen, so daß ein mindestens gleich hoher
Nährstoffentzug wie bei einer Herbstmahd zu erwarten ist.
2.1.3 Schnitthöhe
Vielschnittrasen werden gewöhnlich in 3-4 cm Höhe über der Bodenoberfläche gemäht. Die
Entstehung eines Mikroreliefs am Boden durch Witterungseinflüsse oder biologische Aktivitäten wird
bei einer so geringen Schnitthöhe weitgehend verhindert. Weil auch bei der vorausgegangenen
Gesamthöhe von selten mehr als 10 cm bis auf die bodennahe Vegetation Licht eingefallen ist,
erscheint auch die gemähte Rasenfläche grün, während die verbliebenen Stoppeln tief gemähter
Wiesen wenigstens eine Woche lang einen bleichen Farbton haben (vgl. Foto 54).
Bei einer tiefen Schnitteinstellung von ca. 4 cm werden in Wiesen Grashorste und Bulte zerteilt
sowie Ameisenhaufen und andere kleinflächige Erhebungen abrasiert, so daß offene Bodenstellen
entstehen können. Auf nährstoffreichen, schweren Böden siedeln sich hier Beikräuter mit großer
Blattmasse wie Ampfer-Arten oder Disteln an (OPPERMANN & CLASSEN 1998), während auf eher
nährstoffarmen, sandigen Flächen auch lichtbedürftige, eher niederwüchsige Wiesenblumen keimen
und sich erfolgreich etablieren können (z.B. Kleines Habichtskraut, Thymian-Arten) und manche
Wildbienenarten z.B. aus der Gattung Andrena oder Halictus ihre unterirdischen Nester oft in großer
Zahl anlegen können (GILBERT 1994).
Für Blumenrasen und -wiesen ist im allgemeinen eine hohe Schnitteinstellung von 8-10 cm
zum besseren Schutz der Fauna vorzuziehen. Die durch eine Mahd erfolgenden
mikroklimatischen Änderungen werden abgemildert: die bodennahe Vegetationsdecke bleibt
weitgehend geschlossen, es werden kaum Grasbüschel ausgerissen; feuchtigkeitsbedürftige
Tierarten, insbesondere Schnecken und andere detritruszersetzende Organismen der Streuschicht
bleiben in wesentlich größerer Zahl auf der Fläche erhalten (HEMMANN et al. 1987). Größere Tiere
der Bodenschicht erleiden geringere Tötungsverluste, z.B. ermittelten OPPERMANN & CLASSEN
(1998) bei einer Anhebung der Schnitthöhe von 10 auf 12 cm einen Rückgang getöteter Amphibien
von 19% auf 5% des Ausgangsbestands. Der Nährstoffentzug nimmt allerdings mit zunehmender
Schnitthöhe ab, für effiziente Aushagerungsschnitte in Grünland mit dichtem und hohem Aufwuchs,
wo sich bodennah in der Regel ohnehin nur wenige Tiere aufhalten, ist deshalb eine tiefe
Schnitteinstellung empfehlenswert.
2.1.4 Behandlung des Mähguts
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Die Verweildauer des Mähguts nach dem Schnitt beeinflußt die Artenzusammensetzung und
Artenvielfalt des Grünlands. Wenn das noch feuchte, bei kurzrasigen Flächen nicht selten
zusammengeklumpte Mähgut sogleich von der Fläche entfernt wird, werden damit auch zahlreiche
Kleintiere bzw. möglicherweise noch nicht ausgefallene Samen von Wiesenblumen im Reifestadium
beseitigt. Bei Verwendung eines Saugmähers, was in städtischen Grünflächen im Gegensatz zu
Straßenrändern allerdings unüblich ist, wird im Extremfall nahezu die gesamte Wiesenfauna
zusammen mit dem Schnittgut eingesaugt (HEMMANN et al. 1987).
Bleibt das Schnittgut dagegen längere Zeit liegen, so trocknet es innerhalb weniger Tage ab und
wird zu Heu bzw. Krummet, außer bei dauerhaft regnerischem Wetter. Feuchtigkeitsbedürftige
Kleintiere wandern aus dem unwirtlicher werdenden Lebensraum ab in benachbarte ungemähte
Flächen oder in die Streuschicht, Samen vieler Wiesenblumenarten können nachreifen und
ausfallen. Diese für den Fortbestand artenreicher Wiesen wichtigen Prozesse werden durch täglich
wenigstens einmaliges mechanisches Wenden erheblich begünstigt. Wenn der Trocknungsprozeß
nach 3-6 Tagen beendet ist, kann das im Gegensatz zum anfänglichen Schnittgut wesentlich
leichtere Heu mit vergleichsweise geringem Aufwand abtransportiert werden.
Foto 22: Aufladen des vorher auf Haufen gesammelten Mähguts am Westhang des Großen Olympiabergs
(26.9.01)
Unterbleibt das tägliche Wenden und wird das z.B. mit Schlegelmulchgeräten zerkleinerte Schnittgut
(bei einem sogenannten Mulchschnitt) in nicht allzu großer Auflagendicke liegengelassen, wird es je
nach Witterung im Lauf mehrerer Woche oder Monate von Destruenten der Streuschicht zersetzt. In
jedem Fall werden beim Mulchen niederwüchsige Pflanzenarten zugunsten mittelhoher bis hoher
Wiesenpflanzen wie z.B. Glatthafer, Knauelgras, Wolliges Honiggras, Wiesen-Kerbel, Bärenklau
oder Acker-Witwenblume zurückgedrängt. Meist gelangen in Wiesen auf mittleren Standorten bei
einem Mulchschnitt im August wenige Grasarten und ruderale Stauden zur Dominanz, das
weitgehend unverrottete Schnittgut verleiht den Flächen bis in den Herbst hinein einen
unansehnlichen Anblick (VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Auch die Dichte von
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München blüht
71
Heuschreckenarten und anderen Gliederfüßern, die ihre Eier am Boden ablegen, nimmt stark ab.
Dagegen beobachteten HANDKE & SCHREIBER (1985) beim Liegenlassen von kleingehäckseltem
Schnittgut eine Zunahme der Individuendichte räuberischer Tierarten wie Vögel, Laufkäfer und
Spinnen. Beim Einsatz von Schlegelmulchgeräten beträgt die Tötungsrate von Kleintieren nahezu
100%, weil sämtliche vom Gerät aufgenommenen Organismen ebenso wie die pflanzliche Substanz
zerschlagen wird (HEMMANN et al. 1987).
Wenn Schnittgut in dicker Schichtung liegenbleibt, auch z.B. zusammengeklumpter Rasenschnitt,
der beim Mähen kurz nach Regen oder am frühen Vormittag angefallen ist, entsteht innerhalb
weniger Tage Fäulnis, es stellen sich Schimmelpilze und anaerobe Bakterien ein. So ließ sich zum
Beispiel in Neuhofen Mitte Juni im Umkreis von Gehölzbeständen, wo überflüssigerweise auch
Saumstreifen mit hoher Phytomasseproduktion geschnitten wurden, weithin ein unangenehmer
fauliger Geruch wahrnehmen. Den wenig attraktiven Anblick eines Rasens mit nicht abgeräumter
reichlicher Schnittgutauflage zeigt Foto 23 von einer Vielschnittrasenfläche im Nordteil des
Stadtparks. In der Grasnarbe bleiben lokal nährstoffreiche Kahlstellen zurück, wo sich nach einiger
Zeit stickstoffliebende Pflanzenarten wie der Stumpfblättrige Ampfer ansiedeln können.
Foto 23:
Gemulchter Vielschnittrasen mit reichlich Schnittgutauflage im Stadtpark am 30.6.01
Einzelne liegenbleibende Heuhaufen stellen besondere Lebensräume dar: Auf deren Oberfläche
steigt die Temperatur bei Einstrahlung stark an, so daß sich thermophile Insekten wie
Feldheuschrecken, Tanz- und Schwebfliegen und Tagfalter einstellen. Auf der windabgewandten
Seite halten sich gern Fliegen auf. Im Inneren ist die Luftfeuchtigkeit hoch und die Temperatur
ausgeglichen, dort halten sich nachtaktive und austrocknungsempfindliche Tierarten auf wie z.B.
Schnellkäfer, Laufkäfer, Kurzflügler, Nacktschnecken, Eulenraupen und Zwergspinnen (HUBERT
SCHMIDT 1988). In nassem, schimmelndem Heu entwickeln sich saprophage Larven der Raubfliege
Lonchoptera furcata und schimmelfressende Käfer wie Atomaria (BONESS 1953).
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2.1.5 Mähgeräte-Typen
Nach ihrer Arbeitsweise lassen sich Mähwerkzeuge einteilen in schneidende und rotierende Geräte:
Bei der schneidenden Technik wird der Pflanzenaufwuchs durch möglichst scharfe Messer
abgeschnitten, wobei in der Regel eine gerade Schnittfläche entsteht. Nach diesem Prinzip arbeiten
Sense und Sichel, Walzen- bzw. Spindelmäher (s. Foto 24) und Balkenmäher. Nach der
Beweglichkeit der Messer lassen sich Fingerbalken-Mähwerke mit feststehendem Untergrund von
Doppelmesser-Mähwerken unterscheiden. Der unmittelbare Wirkbereich dieser Geräte ist auf die
Klingentiefe von 5-10 cm beschränkt.
Foto 24: Spindelmähgerät mit schwenkbaren Mähvorrichtungen bei der Mahd eines 5 cm hohen
Vielschnittrasens auf 2 cm Schnitthöhe (Olympiapark, Böschung südwestlich des Stadions, 21.5.01)
Bei der Verwendung einer Sense registrierten OPPERMANN & CLASSEN (1998) in zahlreichen
Versuchen eine im Durchschnitt geringfügig höhere Verletzungsrate bei in der Krautschicht lebenden
Kleintieren als beim Einsatz eines Fingerbalken-Mähwerks, ca. 5-10% der zuvor im Grünland
gezählten Individuen der untersuchten Tiergruppen Amphibien und Heuschrecken wurden verletzt
oder getötet. Die Totverluste liegen bei Sense und Fingerbalkenmähwerk mit 1-2% gleich niedrig.
Rotierende Mähwerke schlagen bei hoher Umdrehungsgeschwindigkeit bis zu 80 U/sec die
Vegetation ab und hinterlassen ein faseriges Schnittbild. Man kann Trommel-, Scheiben- und
Schlegelmähwerke unterscheiden, auch die üblichen Sichel-Rasenmäher arbeiten nach diesem
Prinzip. Das folgende Foto zeigt den Einsatz eines einachsigen Scheibenmähgeräts (s. Foto 25).
Der unmittelbare Wirkbereich rotierender Mähwerke entspricht ungefähr dem Radius der
Mähscheiben und liegt damit etwa zwischen 10 und 40 cm.
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Foto 25: Mahd einer eher niederwüchsigen Halbfettwiese mit einem lärmenden Zweiachs-Scheibenmäher
(Silvrettaweg in Fürstenried Ost, 20.6.01)
Beim Einsatz von Scheibenmähgeräten kommt es zu vielfach höheren Verlusten von Amphibien,
Heuschrecken und auch anderen Gliederfüßern der Kraut- und Bodenschicht. Liegt die mittlere
Anzahl sowohl verletzter als auch getöteter Amphibien mit über 20% drei- bis viermal höher als bei
der Mahd mit schneidenden Geräten, so wird ungefähr die fünffache Individuenzahl z.B. von
Heuschrecken beschädigt und es werden bis zu zehnmal mehr Amphibien direkt getötet. Demnach
ist die Überlebensrate auch von vergleichsweise mobilen Tierarten beim Einsatz rotierender
Mähwerke um ein Mehrfaches geringer als bei der Verwendung schneidender Geräte. Als Folge der
direkten Tötungsverluste bei den Gliederfüßern steigt zunächst das Nahrungsangebot für viele
karnivore29 Tiere kurzfristig stark an. Daraufhin bleibt auch den in der Nahrungskette folgenden
Tierarten, z.B. Insektenfressern wie Igel, wertbestimmenden Vogelarten und schließlich auch
Raubtieren wie Wiesel nur noch ein sehr eingeschränktes Beuteangebot, die Tierwelt auf der Wiese
verarmt also insgesamt erheblich (OPPERMANN & CLASSEN 1998).
Schlegelmähwerke schleudern das Mähgut mehrmals im Gerät herum und reißen mit jeder Rotation
erneut Substrat von der Bodenoberfläche mit. Das auf diese Weise kleingehäckselt wieder auf die
Fläche zurückgeworfene Schnittgut wird im allgemeinen ziemlich schnell zersetzt. Saugmäher
erzeugen einen starken Luftstrom und nehmen das Mähgut in einem Auffangbehälter auf.
Zusammen mit dem Schnittgut werden auch Kleintiere in großer Zahl mit angesaugt bzw. in
Schlegelmähwerken kleingehäckselt. Die Verlustrate an kleinen Gliederfüßern, vor allem in der
Krautschicht lebender, ist bei beiden Mähgeräten noch deutlich größer als bei Scheibenmähwerken
(HEMMANN et al. 1987).
29
fleischfressende
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2.2
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74
Anwendung von Herbiziden und Wuchsstoffen
Um das vermeintlich ideale Bild eines gleichmäßigen „grünen Teppichs“ weitgehend frei von
subjektiv als störend empfundenen kriechenden und rosettenbildenden Kräutern zu erhalten, wird
zum Teil bis heute der Einsatz von Herbiziden in Betracht gezogen. Eine chemische
Unkrautbekämpfung betrachtet HUBERT SCHMIDT (1988) generell aber nur als Starthilfe zu einer
Melioration landwirtschaftlich genutzter Grünlandbestände, nicht von sich aus als eine
„Verbesserungsmaßnahme“ hinsichtlich der Artenzusammensetzung. Die üblicherweise während der
letzten Jahrzehnte verwendeten Wuchsstoffherbizide auf Aryloxyfettsäuren-Basis (z.B. 2,4-D; = 2,4Dichlorphenoxyessigsäure) wirken einigermaßen selektiv auf zweikeimblättrige Pflanzenarten. Bei
richtigem Einsatz regt der Wirkstoff das Wachstum so stark an, bis die behandelten Pflanzen
innerhalb weniger Tage vor Erschöpfung eingehen. Aufgenommen werden die Wuchsstoffherbizide
über die Spaltöffnungen der Blätter und über die Wurzeln.
Die Wuchsstoffe werden gewöhnlich innerhalb weniger Tage im Vegetationsbestand photochemisch
und im Boden mikrobiell abgebaut. Eine Schädigung von Bodentieren ist dabei nicht festzustellen.
Auf dem Land lebende Wirbeltiere können beim Aufenthalt in herbizidbehandeltem Grünland die
Wirkstoffe aufnehmen und vorübergehend in inneren Organen anreichern, wobei besonders Hunde
darauf empfindlich reagieren. Nachhaltig schädigend wirken in Gewässer eingewaschene
Wuchsstoffherbizide auf die dort lebenden Organismen - einschließlich Fische, weil dort nur ein sehr
langsamer Abbau erfolgt (HUBERT SCHMIDT 1988).
Die Wirksamkeit hängt vom Einsatztermin, von Umwelteinflüssen und vom physiologischen Zustand
der Pflanzen ab; der stärkste Effekt ist bei windstillem, bedecktem, warmem Wetter mit hoher
Luftfeuchtigkeit zu erwarten. Vegetativ besonders regenerationsfähige Arten mit tiefreichendem,
weitverzweigtem Rhizom oder auch kräftigen Ausläufern, wie z.B. Weiß-Klee, Kriechender
Hahnenfuß und Schachtelhalm-Arten werden im Gegensatz zu Rosettenpflanzen wie LöwenzahnArten, Gänseblümchen oder Spitz-Wegerich durch herkömmlichen Herbizideinsatz kaum letal
geschädigt. Die in halbruderalen Wiesen vorkommende Acker-Winde (Convolvulus arvensis) mit
ihren tiefreichenden Rhizomen kann nach einer 2,4-D-Behandlung sogar an Deckung zunehmen
(GILBERT 1994). Durch die absterbenden Kräuter können Bestandslücken im Rasen entstehen, die
erneut von denselben unerwünschten Arten besiedelt werden können, wenn nicht sogleich
schnellkeimende Grasarten eingesät werden.
Neben der Wildkrautbekämpfung gibt es theoretisch noch weitere Anwendungsmöglichkeiten
chemischer
Wuchsstoffe
in
städtischen
Grünflächen:
Die
Behandlung
mit
den
wachstumsverzögernden Mitteln Maleinhydrazid, Mefluidid oder Paclobutrazol vermindert die
Wuchsgeschwindigkeit von Grünland, so daß wesentlich seltener gemäht werden muß und sich
dadurch Pflegekosten einsparen lassen. Die dauerhafte Anwendung dieser Mittel ist jedoch
ökologisch bedenklich, zumal vor allem relativ artenreiche, schwierig zu mähende Böschungen,
Uferstreifen oder sonstige Randzonen damit behandelt werden. Langzeituntersuchungen ergaben
nach einem anfänglich leicht angestiegenen Artenreichtum innerhalb von 10 Jahren eine merkliche
Artenverarmung, wobei die Rhizomgräser Wiesen-Rispe und Rot-Schwingel sowie Spitz-Wegerich
auf Kosten von Horstgräsern und Doldenblütlern deutlich zugenommen hatten (GILBERT 1994).
Noch wenig bekannt ist über die Förderung von (zweikeimblättrigen) Wiesenblumen durch die
Anwendung von Wuchsstoffen wegen der Skepsis von Ökologen über diese Thematik. Ein
einmaliges Ausbringen von Propyzamid (Wuchsstoff zur Eindämmung von Einkeimblättrigen) zur
Etablierung bzw. Ausbreitung von eingesäten Zweikeimblättrigen in einer gräserreichen Wiese hält
GILBERT (1994) für eine denkbare Anwendungsmöglichkeit. Versuche in England haben ergeben,
daß zwei Jahre nach der Einsaat einer Gräser-/Kräutermischung die zweikeimblättrigen
Wiesenblumen ohne Wuchsstoffbehandlung nach dieser Zeit weniger als 10% Deckung im Bestand
einnahmen, während bei einer Behandlung der Fläche mit Wuchsstoffen 8 Monate nach der Aussaat
die Kräuterdeckung bei über 50% lag. Erstaunlicherweise erwies sich eine Mischung aus
LBV 2002
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Propyzamid und Glyphosat (Wirkstoff gegen alle Gefäßpflanzen) als besonders effizient hinsichtlich
der Entwicklung einer kräuterreichen Blumenwiese. Das in den 1980er Jahren z.B. auf dem
Schienennetz der Deutschen Bundesbahn vielerorts ausgebrachte Glyphosat wird leicht ins
Grundwasser ausgewaschen, wo es wegen der hohen Persistenz toxische Wirkung hat
(ANONYMUS 1989).
2.3
Auswirkungen sonstiger Pflegemaßnahmen bzw. Nutzungen
2.3.1 Beweidung
Prägende Faktoren der Beweidung sind vor allem Verbiss und Tritt, örtlich begrenzt kommt noch
das Abkoten hinzu. Die Auswirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt hängt von der Besatzdichte, der
Weideführung, von Beweidungsdauer und -intervallen und den Weidetieren ab: Rinder mit ihrem
breiten Maul reissen mit der Zunge ganze Grasbüschel bis auf höchstens 2 cm über dem Boden ab,
so daß ausreichend Blattmasse zur Assimilation übrig bleibt, welche ein schnelles Nachwachsen
ermöglicht. Schafe können mit ihrem schmalen Kopf gezielt schmackhafte Pflanzenteile bzw. -arten
herauslesen, sie verbeißen sehr tief und können im Extremfall die Vegetationsdecke schädigen.
Aufwachsende Triebe weichblättriger Gehölzarten (z.B. Weiden) werden von Schafen ebenfalls
gefressen. Auch Pferde weiden sehr kurzrasig und vergleichsweise selektiv ab (SCHMID &
WIEDEMEIER 1999).
Der selektive Verbiss vor allem auf Schafweiden begünstigt indirekt die Ausbreitung harter,
stachliger, giftiger und wenig schmackhafter, aromatischer Arten. Dazu gehören Stein-Zwenke,
Schaf-Schwingel, Schillergras, Disteln, Thymian, Minzen und andere Lippenblütler, Enzian- und
Wolfsmilchgewächse. Auch einmal angesiedelte, bestachelte Sträucher wie Rosen, Schlehen und
Weißdorn können sich ungestört entwickeln. Insgesamt breiten sich ausläuferbildende Arten wie
Kammgras, Weidelgras und Weiß-Klee sowie niederwüchsige Rosettenpflanzen wie Gewöhnliche
Brunelle und Gänseblümchen auf Kosten kurzlebiger, sich vorwiegend generativ fortpflanzender
Arten wie Aufrechte Trespe aus. Ältere Grashorste sowie überständige Triebe an sich
wohlschmeckender Arten werden von Schafen allerdings weitgehend gemieden. Regelmäßiger tiefer
Verbiß führt zur Auslese zwerg- oder krüppelwüchsiger Formen vieler Wiesenblumen, z.B. des
Rauhen Löwenzahns, der Wiesen-Flockenblume oder Tauben-Skabiose, welche auf Schafweiden
oft das Erscheinungsbild der Vegetationsdecke prägen.
Die Artenvielfalt und Individuenzahl blattfressender, nektarsaugender und samenfressender
Insektenarten (z.B. Blattkäfer, Schmetterlingsraupen; Schmetterlinge, Bienen, Schwebfliegen;
Rüsselkäfer) nimmt während der Beweidungsphasen deutlich ab, während auf der Bodenoberfläche
lebende, wärme- und trockenheitsliebende Arten (z.B. Bodenspinnen und Laufkäfer) sowie
Pflanzensaftsauger wie Zikaden begünstigt werden. Unbeabsichtigt fressen Weidetiere an Blättern
und Stängeln haftende Entwicklungsstadien der Arthropoden (Eier, Larven und Puppen) mit. Da
allerdings verschmähte „Weideunkräuter“, oft sogar mit Blüten, und harte Halme zurückbleiben,
finden viele Wirbellose ohne spezielle Lebensraumansprüche stets ein Fortpflanzungs-, Larval- und
Nahrungshabitat. Von dort aus regenerieren sich Vertreter der oben genannten Insektengruppen
bereits 2-3 Wochen nach einem Weidegang (WOIKE & ZIMMERMANN 1997).
Der Tritt beeinflusst bei allen Weidetieren die gesamte Fläche eher unspezifisch. Manche
empfindliche Pflanzenarten haben bei hohem Viehbesatz dadurch keine Entwicklungschancen, z.B.
Orchideen, andererseits wird die Entstehung einer verfilzenden Streuschicht unterbunden, was die
Fortpflanzung niederwüchsiger Rosettenpflanzen begünstigt. Der Klauen-Auflagedruck von Schafen
ist deutlich geringer als von Rindern, die bodenverdichtende Wirkung reicht nur bis in eine Tiefe von
maximal 4 cm im Gegensatz zu 10-15 cm auf Kuhweiden. Dennoch haben Schafe einen „scharfen
Tritt“, durch das Aufsetzen ihrer spitzen Klauen entstehen zahlreiche kleine Lücken in der
Vegetationsdecke, die ein geeignetes Keimbett einerseits für kurzlebige, konkurrenzschwache
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76
Kräuter wie Enziane, andererseits auch für Pioniergehölze darstellen. Bei regelmäßiger Beweidung
werden die meisten Gehölzsämlinge weichblättriger Arten wieder abgefressen.
Auf die Kleintierwelt wirkt sich der Tritt ambivalent aus: Einerseits werden Tiere mit nur
eingeschränkter Fluchtmöglichkeit der Boden- und Krautschicht zu einem Teil zertreten, z.B.
Schnecken, Spinnen, Larven und Puppenstadien vieler Insektenarten. Auch durch die Zerstörung
von Spinnennetzen wird indirekt die Dichte von Radnetz- und Trichterspinnen vermindert. Durch
Verfestigung des Oberbodens nimmt die Häufigkeit mancher im Boden lebender Arten ab, z.B. von
Feldmäusen und Drahtwürmern. Andererseits begünstigen die offenen Bodenstellen die Ansiedlung
wärmebedürftiger Arten, insbesondere von Stechimmen (SCHMID & WIEDEMEIER 1999).
Die lokale Nährstoffanreicherung durch das Abkoten fördert das Wachstum der Arten von
Fettweiden und begünstigt die Ansiedlung nitrophiler Ruderalpflanzen, welche gewöhnlich vom
Weidevieh verschmäht werden. Auf die spezielle Tier-Lebensgemeinschaft von Kothaufen wird in
Kap. 1.4.7.3 eingegangen. Wenn Schafe die Nächte außerhalb der eigentlichen Weidefläche in
einem Pferch verbringen, ist dort eine konzentrierte Anhäufung von Kot zu beobachten, was auf
einen Nährstoffentzug im Bereich der Weidefläche schließen läßt (WOIKE & ZIMMERMANN 1997).
Durch eine entsprechende Weideführung ist somit die Aushagerung von Grünland in begrenztem
Umfang möglich.
Eine erhebliche Bedeutung kommt Weidetieren als Verbreitungsmittel für Pflanzen- und
Kleintierarten zu. Durch wandernde Herden wurden in den nacheiszeitlichen Wärmeperioden
submediterrane und subkontinentale Arten, die heute noch beispielsweise auf der Garchinger Heide
zu finden sind, nach Mitteleuropa eingetragen. Schaffelle und Hufe sind ideale Transportmittel für
Samen, an einem einzigen Tier wurden bis zu 8500 Samenkörner von 85 Pflanzenarten gezählt.
Nicht nur typische epizoochore30 Pflanzenarten mit Klettfrüchten, auch glattsamige kleine Samen,
Sporen von Moosen und Flechten werden in Schaffellen ebenso verfrachtet, wie sich auf den
Rücken der Tiere sonnende Heuschrecken und in der an den Hufen haftenden Erde befindliche
kleine Schnecken. Durch eine Schaftrift von artenreichen Magerweiden entlang geeigneter Triftwege
(möglichst unbefestigt, mit beidseitig mehrere Meter breiten, gehölzarmen Grünstreifen) auf
artenarme, nicht allzu nährstoffreiche Grünflächen, können somit viele standorttypische Tier- und
Pflanzenarten übertragen werden. Eine längerfristige Artenvielfalt kleiner isoliert gelegener
Magerrasenflächen ist zudem nur durch einen ständigen genetischen Austausch mit Lieferbiotopen
gewährleistet, der durch eine alljährliche Schaftrift unterstützt werden kann. Auch Barrieren in der
Landschaft wie Straßen oder Äcker, welche heute in großer Anzahl eine natürliche Ausbreitung der
meisten Organismen erschweren, können durch wandernde Schafe bis zu einem gewissen Grad
überbrückt werden. (WOIKE & ZIMMERMANN 1997).
Eine Nutzungsumstellung bisher gemähter artenreicher Magerwiesen auf Beweidung bringt zunächst
eine deutliche Verminderung der floristischen und faunistischen Artenvielfalt, weil viele weideunverträgliche Arten verschwinden, aber typische an die Weidenutzung angepaßte Arten, vor allem
der Fauna, (noch) nicht vorhanden sind. Sinnvoll kann eine Beweidung aber zur Wiederaufnahme
der Pflege vergleichsweise nährstoffarmer Brachflächen sein, wie es sie beispielsweise im Norden
Münchens in größerer Zahl gibt. Nur traditionelle, Jahrzehnte alte Weideflächen zeigen eine
Strukturvielfalt, die Voraussetzung für eine besonders artenreiche Tierwelt ist (SCHMID &
WIEDEMEIER 1999). Musterbeispiele dafür sind z.B. eine Rinderweide bei Hartschimmel im AmmerLoisach-Hügelland südlich von Andechs und die Nöttinger Viehweide im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm
(Beobachtungen von U. Schwab).
30
durch Anhaften an Tieren verbreitete Samen
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2.3.2 Nährstoffbilanz und Düngung
Der Fortbestand eines ansehnlichen, möglichst dauerhaft und gleichmäßig grünen Grasteppichs
eines Vielschnittrasens setzt eine kontinuierliche und ausreichende Versorgung des durchwurzelten
Oberbodens mit Sauerstoff, Feuchtigkeit und Nährstoffen voraus. Der durchschnittlich nur 15-20 cm
mächtige, lehmige Oberboden (A-Horizont) über den nacheiszeitlichen Schotterdecken der
Münchener Ebene hat eine relativ geringe Speicherkapazität für Wasser und Nährstoffe. Allerdings
sind die meisten Rasenflächen auf künstlich geschüttetem, teils tiefgründigerem Untergrund
angelegt bzw. dem vor der Anlage der Grünfläche gefrästen Oberboden humose
Bodenverbesserungsstoffe beigemischt worden, wodurch das Absorptionsvermögen für Wasser und
Nährstoffe für viele Jahre erhöht ist. Durch häufige Mahd (mit Entfernung des Mähguts) werden dem
Ökosystem Rasen regelmäßig Nährstoffe entzogen, der Verlust wird jedoch durch den
Stickstoffeintrag aus der Luft bzw. mit den Niederschlägen, durch liegenbleibendes kurzhalmiges
Schnittgut bei jedem Mähvorgang und im Trauf von Gehölzen liegenbleibendes Fallaub weitgehend
kompensiert. Hundeexkremente sorgen örtlich für eine zusätzliche Nährstoffzufuhr. Durch den
Verzicht auf eine flächendeckende Düngung nimmt die Wuchsleistung der Rasenflächen mittel- bis
langfristig ab, so daß eine seltenere Mahd erforderlich ist. Mit der verminderten Wuchsdichte der
Grasnarbe nimmt auch die Belastbarkeit ab, vor allem an feuchten, (halb)schattigen Stellen bildet
sich eine Moosdecke (JEDICKE 1986).
Foto 26: Durch Hundekot gedüngter Fleck mit üppigem Graswuchs in sonst relativ magerer Rasenfläche
(Landschaftspark Riem, 29.4.01)
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78
Die enorme Düngewirkung von Hundeexkrementen zeigt sich vor allem im Erstfrühling, wenn das
Grünland noch insgesamt fahl/graugrün erscheint und die zu Sprießen beginnenden Gräser und
Kräuter noch kaum höher als 4 cm sind, an hervorstechenden Inseln von 20 bis 40 cm Durchmesser
mit bereits üppigem und dichtem Wuchs von 10 bis 15 cm Höhe (vgl. Foto 26). Am deutlichsten fällt
das fleckig-buschige Erscheinungsbild in Rasenflächen auf, die auf magerem, kiesigem Untergrund
eingesät wurden (vgl. GILBERT 1994). Auch im Umkreis von Laubgehölzen zeichnet sich im
Frühjahr, wenn noch reichlich Licht auf den Boden einfällt, ein besonders üppiger Krautwuchs ab
(vgl. Foto 56). Auf Wiesen in größerer Dicke von mehreren cm eingewehtes Fallaub wirkt sich nicht
nur durch den (mäßigen) Nährstoffeintrag nachteilig auf den Bestand aus, sondern auch durch die
Dämmwirkung, weil durch die monatelange Auflage die Grasnarbe lückig wird (vgl. Foto 27). In den
Kahlstellen siedeln sich vorzugsweise für Grünland untypische Nährstoffzeiger wie Giersch und
Stumpfblättriger oder Krauser Ampfer sowie Trittrasenarten wie Breit-Wegerich und Vogel-Knöterich
an.
Foto 27: Auf die Randzone einer Magerwiese im vorausgangenen Spätherbst maschinell eingeblasenes Fallaub
im Waldfriedhof, unmittelbar am Wegrand eingerechter Splitt (8.3.01)
Eine zusätzliche Nährstoffzufuhr verändert außer der Wuchsleistung und dem Farbton auch das
Artengefüge des Grünlands, was vor allem in Wiesen auffällt: Eine relativ geringe Anzahl besonders
wuchskräftiger Gräser und Kräuter (gekennzeichnet durch hohe N-Zahlen nach ELLENBERG 1979)
verdrängen die meisten charakteristischen Wiesenblumen, indem sie frühzeitig in die Höhe und
Breite wachsen und die bodennahe Krautschicht beschatten. Nur wenige dieser konkurrenzstarken
Pflanzenarten haben eine attraktive Blüte, meist dominiert kurzzeitig ein bestimmter Farbton, im
Frühjahr das Gelb des Wiesen-Löwenzahns oder Scharfen Hahnenfußes, gelegentlich das Weiß des
Wiesen-Kerbels oder im Sommer das Weiß des Bärenklaus. Die extreme faunistische Artenarmut in
gedüngten Wiesen ist nicht nur auf die wenigen vorhandenen Nahrungspflanzen zurückzuführen,
sondern auf die dichte Struktur des Aufwuchses und die damit verbundene starke Beschattung am
Boden. Wärmebedürftige Gliederfüßer finden dort ebensowenig einen Lebensraum wie
bewegungsbedürftige räuberisch lebende Arten (vgl. HUBERT SCHMIDT 1988). Relativ günstige
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Lebensbedingungen haben in gedüngten Wiesen einerseits feuchtigkeitsbedürftige Tiergruppen wie
Schnecken, insbesondere Nacktschnecken, zum anderen auch Mäuse, welche unter einer dichten
Krautschicht vor Freßfeinden besonders gut geschützt sind.
2.3.3 Wasserversorgung
Auch wenn das optische Erscheinungsbild vorübergend leidet, ist eine Bewässerung von
Rasenflächen im Sommer zu deren Erhalt grundsätzlich nicht notwendig, zumal bei den in München
in den Sommermonaten recht hohen Niederschlagsmengen. Im Verlauf einer mehrwöchigen
Trocken- und Hitzeperiode stellt zwar die Vegetation das Wachstum ein und die oberirdischen
Pflanzenteile werden dürr und mehr oder weniger braun, die Rasengräser und Wildkräuter sterben
aber nicht ab (s. Foto 28). Wie aus Abb. 1 ersichtlich, hat der Wurzelhorizont von Vielschnittrasen
eine Mächtigkeit von nur 10-15 cm und die Wasserspeicherkapazität in dieser Bodenschicht ist
entsprechend begrenzt. Aus den Wurzeln treiben nach ausreichendem Niederschlag wieder
frischgrüne Sprosse aus (JEDICKE 1986). Im schattigen Traufbereich und engeren Umkreis großer
Laubbäume ist ein welker Zustand der Rasen-, Wiesen- oder Saumvegetation oft schon nach
wenigen besonders trocken- warmen Tagen zu beobachten, weil die Gehölzwurzeln dem Boden
sehr viel Wasser entziehen; nur ausgiebige oder besonders starke Niederschläge durchdringen das
Kronendach und befeuchten den Boden.
Die Belastbarkeit stark ausgetrockneter Rasen oder (gemähter) Wiesen durch Liegen oder Spielen
ist allerdings erheblich vermindert. HORST SCHMIDT (1992) berichtet von erheblichen
Narbenschäden in Parkrasen im vorausgegangenen besonders trockenen Sommer.
Foto 28: Während sommerlicher Trockenheit verdorrt wirkender Rasen mehrere Tage nach einer Mahd
(Sauerbruchstraße, 24.6.01)
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2.3.4 Trittbelastung
Regelmäßige, häufige Trittbelastung verdichtet den Oberboden, der Porenanteil im Bodengefüge
und damit der Luftgehalt wird stark verringert. Einen sauerstoffarmen, komprimierten Boden können
Pflanzenwurzeln nur schwer durchdringen, so daß das Wachstum der Vegetation kümmerlicher wird.
Auf mäßig beanspruchten Spielwiesen oder auch regelmäßig vom Vieh begangenen Bereichen einer
Weidefläche ist die mittlere Aufwuchshöhe und auch der Ertrag gegenüber unbelasteten Wiesen
merklich verringert. Bei ergiebigen Regenfällen und nach Frostperioden entsteht auf lehmig-tonigen
Böden Staunässe, welche zu besonderem Sauerstoffmangel im Boden führt. Die oberirdischen
Pflanzenteile werden mechanisch stark beansprucht bzw. wiederholt verletzt. Bei sehr häufigen und
starken Belastungen auf verdichteten Böden vermögen sich nur wenige nährstoffbedürftige
Pflanzenarten mit zähem, reißfestem Gewebe und vorwiegend bodennah horizontalem Wuchs zu
behaupten, insbesondere die 5 meist kurzlebigen Arten der Trittrasen, welche eine sehr schüttere,
lückenhafte Vegetationsdecke bilden: Einjähriges Rispengras, Deutsches Weidelgras, BreitWegerich, Vogel-Knöterich und Strahllose Kamille. Sonstige Pflegemaßnahmen wie Mähen haben
bei starker Trittbelastung praktisch keinen Einfluß auf die Vegetationszusammensetzung.
Trittrasen werden nur zeitweilig von Kleintierarten aufgesucht: In feuchtem Zustand z.B. von
Regenwürmern, welche an die Bodenoberfläche kommen, von Schnecken und von Dornschrecken
(Tetrix ssp.), in trockenem Zustand z.B. von Jagdspinnen, Weberknechten, Laufkäfern oder vielerlei
Fliegen-Gattungen.
Auf weniger stark mechanisch beanspruchten, aber verdichteten und zeitweilig staunassen oder
überstauten Lehm- und Tonböden stellen sich eher die ausläuferbildenden Flutrasenpflanzen ein,
vor allem Kriechender Hahnenfuß, Kriechendes und Gänse-Fingerkraut, Weißes Straußgras und
Krauser Ampfer. Regelmäßiges Abweiden durch Enten oder Gänse begünstigt die Ausbildung
niederwüchsiger Flutrasen.
Als wirksame Abhilfe gegen verdichtete Böden nennt z.B. JEDICKE (1986) das Aerifizieren:
Einstechen 6-10 cm tiefer Löcher in den Rasen in relativ engem Abstand, die mit grobem Sand
gefüllt werden, um das Porenvolumen im Oberboden zu erhöhen. Im öffentlichen Grün kann auf
diese Maßnahme weitgehend verzichtet werden, weil bestimmte Nutzungen wie Ballspiele oder
Trampelpfade ohnehin immer wieder an denselben Stellen stattfinden werden und Trittrasen
durchaus als charakteristische Lebensgemeinschaft in Siedlungsgebieten anzusehen sind
(LAU 1991).
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3)
Anlage von Blumenwiesen
3.1
Ausgangsbedingungen
München blüht
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Seit über 2 Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, aus ökonomischen und ökologischen Gründen
Rasenflächen in städtischen Parkanlagen in Wiesen umzuwandeln (vgl. MÜLLER & KURT
SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992). Auf den in aller Regel ziemlich nährstoffreichen
Standorten entstanden auch nach mehr als 10-jähriger bloßer Pflegeextensivierung (Verminderung
der Mahdhäufigkeit von 10-12 x jährlich auf 2x jährlich mit Abfuhr des Schnittguts) nur in
Ausnahmefällen Blumenwiesen, vielmehr herrschen blütenarme Graswiesen vor (WITT & DITTRICH
1996). Als Gründe für den mangelhaften Erfolg werden genannt:
 Von
starkwüchsigen,
meist
ausläuferbildenden
Gräsern
dominierte,
artenarme
Ausgangsbestände
 Hohe Deckung des Weiß-Klees im Ausgangsbestand
 Bodenverbesserung und Nivellierung des Standorts bei einer vorausgegangenen Neuanlage
sowie Düngung ermöglichten jahre- bis jahrzehntelang einen ertragreichen Aufwuchs
 Fehlen der erwünschten Wiesenblumen sowohl als Samenvorrat im Boden als auch in der
Umgebung der Umwandlungsflächen (BOSSHARD 1999; WITT & DITTRICH 1996; WOLF 1996).
Aktuelle Negativbeispiele aus München sind außerdem zu einem Großteil auf Schwierigkeiten bei
der Pflegeumstellung zurückzuführen, insbesondere der Wahl der passenden Mähtermine und der
richtigen Behandlung des Mähguts. Als Ursachen dafür gibt z.B. GILBERT (1994) unzureichende
ökologische Kenntnisse des Pflegepersonals und mangelnde Flexibilität bei der Organisation von
Pflegeeinsätzen an.
Ehemals aus einer Wiese hervorgegangene Rasenflächen enthalten vielfach noch typische
Wiesenblumen im Bestand, möglicherweise auch als Samenbank im Boden, so daß allein durch eine
Verminderung der Schnitthäufigkeit innerhalb von 2 Jahren ästhetisch ansprechende Blumenwiesen
entstehen (KUNICK 1992; WITT & DITTRICH 1996).
Bevor mit irgendwelchen Maßnahmen begonnen wird, ist eine grobe Standortanalyse erforderlich.
Grundsätzlich gilt: Die Entwicklung einer blütenreichen Wiese wird umso besser verlaufen, je
extremer ein Standort ist, also feucht, flachgründig, kiesig, trocken usw. (BOSSHARD 2000). Die
wenigen Extremstandorte in Grünanlagen oder auch im Verkehrsbegleitgrün sollten generell nicht
als Rasen gepflegt werden. Vor allem die Nährstoffverfügbarkeit im Boden beeinflußt maßgeblich die
Erfolgsaussichten auf die Entstehungsmöglichkeit einer Blumenwiese. Nicht der Nährstoffreichtum
des Bodens an sich, sondern bereits vorhandene konkurrenzstarke Arten, insbesondere Weiß-Klee
und ausläuferbildende Rasengräser stellen das größte Problem für die Etablierung eines
artenreichen, ästhetisch ansprechenden Bestands dar. Da eine aussagekräftige Nährstoffanalyse
des Bodens im allgemeinen zu aufwändig bzw. kostspielig sein dürfte, wird die Menge des jährlichen
Ertrags einer Fläche als Entscheidungsbasis herangezogen, ob Maßnahmen für die Entwicklung
einer Blumenwiese überhaupt sinnvoll sind. Zur Ermittlung des Ertrags des Aufwcuhses müsste ein
Teil des betreffenden Vielschnittrasens von der regelmäßigen Mahd ausgeschlossen werden.
BOSSHARD (2000) hat als Grenzwert einen jährlichen Ertrag von 800 g Trockensubstanz je m 2 bzw.
80 kg je Ar ermittelt, bei dessen Überschreiten wegen der zu dichten Grasnarbe und zu starken
Beschattung der bodennahen Schicht eine Ausbreitung und Etablierung von Blumenwiesen
unwahrscheinlich ist. WOLF (1996) gibt als Obergrenze nur 500 g Trockensubstanz je m2 an.
LBV 2002
München blüht
82
Abb. 12:
Die wichtigsten Faktoren, welche die Entwicklung einer Blumenwiese durch
Neuansaat oder Umstellung aus Intensivgrünland beeinflussen (leicht verändert aus
BOSSHARD 1999)
links oben: unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht manipulierbare Faktoren („Naturfaktoren“).
Unterstrichen: Besonders einschneidende Rahmenbedingungen. Rechts (grau hinterlegt): Faktoren, mit
denen sich die Artenbereicherung lenken läßt („Kulturfaktoren“).
Ertragreiches Grünland kann im allgemeinen durch mehrjährige Aushagerungsschnitte (dreimalige
jährliche Mahd mit sorgfältiger Abräumung des Schnittguts) oder durch Umbruch, möglichst mit
Abtragen mehrerer cm des nährstoffreichen Oberbodens, und anschließendes Fräsen in einen
geeigneten Basiszustand für die in Kap. 3.2 aufgeführten Maßnahmenschritte gebracht werden. Ob
ein gezieltes Einbringen von Wiesenblumen überhaupt notwendig bzw. ökonomsich sinnvoll ist,
hängt u.a. davon ab, ob bereits mindestens 3 Arten aus einer Wiesenblumenkomponente von
Tab. 12 mit wenigstens geringer Deckung und einigermaßen regelmäßiger, flächenhafter Verteilung
im Bestand enthalten sind.
LBV 2002
München blüht
83
Inzwischen langjährige Versuche zur Anlage artenreicher Blumenwiesen haben u.a. folgende teils
überraschende Erkenntnisse gebracht (BOSSHARD 2000; MOLDER 2001, briefl.):
 Gräser spielen eine zentrale Rolle für die räumliche Struktur und Stabilität einer Wiese. Wenn der
Gräseranteil (deutlich) weniger als 30% Deckungsanteil einnimmt oder im Ausgangsbestand
ungünstig zusammengesetzt ist, entsteht häufig eine lückige Vegetationsdecke, in welcher sich
unerwünschte Wildkräuter wie Einjähriges Rispengras oder Wiesen-Löwenzahn ausbreiten, und
der Wiesenblumenanteil sinkt unter denjenigen einer Ansaat mit geeigneten Gräsern.
 Nicht der Artenreichtum einer Saatgutmischung, sondern enthaltene Schlüsselarten mit ziemlich
weiter ökologischer Amplitude beeinflussen mittelfristig die Stabilität und die Artenvielfalt der
künftigen Blumenwiese. Das Einbringen subjektiv gewünschter Blumenarten bzw. nach
pflanzensoziologischen Kriterien zusammengestellter Mischungen kann erfolglos sein bzw. sich
sogar nachteilig auf die Bestandsstruktur auswirken. Ein ausgewogenes Verhältnis von 25 bis 35
nicht zu konkurrenzstarker Arten führt rasch zu einem artenreichen Bestand.
 Auf eher nährstoffreichen Standorten muß die Ansaatmischung eher konkurrenzstarke, auf eher
nährstoffarmen oder auch vernäßten Böden vorwiegend weniger konkurrenzstarke Arten
enthalten, damit sich langfristig artenreiche Bestände entwickeln.
 Leguminosen spielen je nach Standort und Deckungsanteil eine unterschiedliche Rolle: Wenn sie
auf nährstoffreichen Böden eine hohe Gesamtdeckung über 40-45% einnehmen, wirken sie
insbesondere durch die Stickstoffbindung im Boden31, aber auch durch Beschattung anderer
Wiesenblumen negativ auf den Bestand. Auf phosphatarmen Böden begünstigt eine
vergleichsweise hohe Deckung der Leguminosen von 40-50% die Entstehung eines arten- und
blütenreichen Bestands, da sich die Stickstoffbindung offenbar positiv auf eine ausgewogene
Bestandsstruktur auswirkt.
 Bereits erstaunlich geringe Saatgutmengen genügen für eine erfolgreiche Etablierung
erwünschter Wiesenpflanzen: Nur 8 g bzw. 16 g Wiesenblumensaatgut sowie 100 g einer GräserGrundmischung auf 100 m2. Einzelne Wiesenblumenarten sind demnach nur mit weniger als 0,1
g Samengewicht auf 100 m2 enthalten (BOSSHARD 2000). MOLDER & SKIRDE (1993) haben
noch wesentlich höhere Mengen von ca. 1 kg Saatgut auf 100 m2 vorgeschlagen, aber ein
ähnliches Gräser-Kräuter-Verhältnis von ca. 9:1. Eine Erhöhung dieser Saatgutmenge bringt nach
Erfahrung von BOSSHARD (2000) keinerlei Verbesserung hinsichtlich des Etablierungserfolgs,
sondern treibt nur die Anlagekosten in die Höhe.
3.2
Praktische Vorgehensweisen bei der Umstellung von Rasen auf Blumenwiesen
In Kenntnis der im vorausgegangenen Abschnitt angesprochenen Grundlagen hat man nun die Wahl
zwischen mehreren Möglichkeiten, durch Einbringen von Samen artenreiche Blumenwiesen
anzulegen. Je nach örtlichen Gegebenheiten und verfügbaren finanziellen Mitteln kommen folgende
Methoden in Betracht:
 Heugrassaat bzw. Heumulchverfahren
 Heudruschverfahren
 Einsaat von selbstgesammeltem Wildpflanzensaatgut oder standardisierten Samenmischungen
von Wildpflanzen aus dem Fachhandel
 Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe
 Staudenpflanzungen
Die beiden erstgenannten Methoden sind, wo immer möglich, den letztgenannten Verfahren
vorzuziehen, sowohl aus naturschutzfachlichen als auch finanziellen Überlegungen. Voraussetzung
sind aber geeignete Spenderflächen in der näheren Umgebung von maximal 5-10 km Entfernung.
31
in Symbiose mit den „Knöllchenbakterien“ der Gattung Rhizobium, die an ihren Wurzeln leben
LBV 2002
München blüht
84
Sie liefern bei sachgemäßer Ausführung recht zuverlässig standortgerechte, lokaltypische
Blumenwiesen (BOSSHARD 1999; 2000 und mdl.). Prinzipiell lassen sich alle beschriebenen
Verfahren, abgesehen von der Einsaat in eine bestehende Rasennarbe, sowohl zur Umwandlung
artenarmer Parkrasen als auch zur Neuanlage von Blumenwiesen auf nicht allzu nährstoffreichen
offenen Böden anwenden.
Bevor das Saatgut entsprechend den Anweisungen in den folgenden Abschnitten aufgebracht wird,
muß rechtzeitig (Zeitpunkte methodenabhängig, s. Kap. 3.2.1 bis 3.2.3) die Bodenoberfläche
vorbereitet werden, damit ein feinkrümeliges Saatbett mit gut abgesetztem Boden entsteht. Der
Oberboden soll nur flachgründig, nicht mehr als 10 cm tief mit einer Fräse bearbeitet werden. Der
Abtrag von besonders nährstoffreichem, womöglich mit Wurzeln bzw. Rhizomen durchsetztem
humosem Oberboden ist stets empfehlenswert, soweit der Abraum einer sinnvollen Verwendung
zugeführt werden kann (z.B. Aufschütten von Hügeln für Entwicklung einer Ruderalflora) und die
anfallenden Kosten getragen werden können. Alternativ kann auch mit dem Einmischen einer
mehreren cm dicken Sandschicht bis in 20 cm Tiefe eine gewisse Ausmagerung des Standorts
erreicht werden (so geschehen z.B. in Neuriem-West; vgl. WITT & DITTRICH 1996). Auf dem kiesiglehmigen Untergrund soll im Regelfall wenigstens eine mehrere cm dicke Schicht Oberboden
verbleiben, um die Entwicklung wiesentypischer Pflanzenarten im Jugendstadium zu begünstigen.
Auf eine Feinplanie des Geländes soll stets verzichtet werden, damit vielfältige Kleinstandorte
entstehen. Nur große Steine, welche einer späteren Mahd hinderlich sind, sollen abgesammelt
werden.
Eine erfolgreiche Umstellung auf artenreiche Blumenwiesen innerhalb weniger Jahre gelingt im
Regelfall nur, wenn die Grasnarbe streifenweise oder inselartig z.B. durch Fräsen entfernt wird und
ein weitgehend vegetationsfreies Saatbett entsteht. Daher ist die Bodenbereitung nicht nur für
Neuanlagen, sondern auch für die Umwandlung von Vielschnittrasen relevant. Empfehlenswert ist
ein zweimaliges Fräsen in zweiwöchigem Abstand. Die Breite solcher Streifen soll mindestens 2 m,
besser 3 m betragen, die Länge kann von ca. 2 m an beliebig sein (BOSSHARD, 2002 mdl.). Von
der Rasennarbe freigelegte Inseln sind demnach mindestens 4, besser 6-8 m2 groß. Der Abstand
solcher Streifen oder Inseln zueinander soll 10-20 m betragen, so daß ungefähr 10-15%
Flächenanteil des Rasens gefräst ist. Damit die Grenzlinien dieser gefrästen Flächen zum Umfeld
möglichst lang sind, sind Vierecke oder Polygone einer kreisförmigen Insel vorzuziehen (WITT &
DITTRICH 1996).
LBV 2002
München blüht
85
Abb. 13:
Schematische Darstellung auszufräsender Streifen bzw. Inseln in einem Rasen, der in
eine Blumenwiese umgewandelt werden soll
Bei einer Wiesen-Neuanlage hat sich eine düngerlose Vornutzung des nur oberflächlich leicht
bearbeiteten Bodens mit stark zehrenden einjährigen Kulturen, wie z.B. Phazelie, Senf oder
Sonnenblumen über eine Vegetationsperiode bewährt, um dem Boden möglichst viele Nährstoffe zu
entziehen. Ein rechtzeitiges Abmähen des Bestands gegen Ende der Blütezeit und die Beseitigung
des Schnittguts darf nicht versäumt werden. Anschließend ist ein flächendeckendes Fräsen in der
genannten Weise durchzuführen. Vor der nun folgenden Einsaat soll sich die Bodenoberfläche
mindestens 2-3 Wochen lang setzen.
3.2.1 Heugrassaat oder Heumulch
Diese in der Naturschutzpraxis vor allem auf nährstoffarmen Standorten inzwischen weit verbreitete
Methode wurde bisher wissenschaftlich noch kaum dokumentiert. Für einen ziemlich sicheren Erfolg
ist zunächst eine geeignete Spenderfläche, also eine artenreiche Blumenwiese auf vergleichbarem
Standort in der näheren Umgebung auszuwählen, welche möglichst viele der in den Tabellen 12 und
13 aufgelisteten, standortabhängigen „Schlüsselarten“ enthält und über deren Aufwuchs man
verfügen kann. Eine große floristische Artenvielfalt der Spenderfläche kann bei dieser Methode im
allgemeinen nicht schaden. Bei Neuanlagen auf ziemlich nährstoffreichen Böden registrierten WITT
& DITTRICH (1996) eher geringe Erfolgschancen.
Damit die Übertragung zahlreicher Diasporen möglichst vieler Pflanzenarten gelingt, ist der
Ausgangsbestand bei beginnender Samenreife der Wiesen-Margerite (also ungefähr Mitte Juni bis
Anfang Juli) in feuchtem Zustand am Morgen zu mähen. Das Schnittgut soll bei trockener Witterung
sogleich von Hand oder mit einer Heugabel auf das vorbereitete Saatbett gleichmäßig verteilt
werden, entweder großflächig bei einer Neuanlage oder auf die Inseln bzw. Streifen bei einer RasenUmwandlung. Bei der Anlage des Magerrasens im Zamilapark wurde ein umgebautes Heugebläse
verwendet (WITT & DITTRICH 1996). Die Ausbringungsfläche soll ungefähr doppelt so groß sein
wie die gemähte Fläche, so daß eine lockere Auflageschicht von anfangs 2-6 cm Dicke entsteht. Für
LBV 2002
München blüht
86
die Keimung zahlreicher Wiesenpflanzen ist ein Lichteinfall bis zur Bodenoberfläche von Bedeutung.
Nach stärkeren Regenfällen sinkt die Heumulchauflage zusammen. Bis zum ersten Pflegeschnitt im
Herbst braucht man sich in der Regel nicht mehr um die Fläche zu kümmern. Von besonderem
naturschutzfachlichem Wert bei dieser Methode ist die Tatsache, daß mit dem Heu auch Moose,
Sporen von Pilzen, Flechten sowie lebensraumtypische Kleintiere bzw. deren Entwicklungsstadien
übertragen werden.
Der Artenreichtum der künftigen Blumenwiese kann besonders auf mageren Standorten
möglicherweise erhöht werden, wenn Ende August nochmals Heugras mit den nun spät reifenden
Samen in der beschriebenen Weise übertragen wird. Bei nur knapp verfügbaren finanziellen Mitteln
ist jedoch zugunsten einer größeren Wiesenfläche auf eine zweite Heugrasübertragung zu
verzichten, da nicht in allen Fällen zusätzlich eingebrachte Pflanzenarten festzustellen sind.
Ein erster Pflegeschnitt wird spätestens dann fällig, wenn ein aufwachsender Ackerwildkrautbestand
sich zu schließen beginnt, also über 75% Deckung erreicht. Aber auch bei geringerer Deckung des
Aufwuchses muß bereits im Ansaatjahr im Herbst (Ende September bis Anfang Oktober) unbedingt
erstmalig mit einer Schnitthöhe von 5-8 cm gemäht werden, damit die Bodenoberfläche gut besonnt
wird und die Bildung eines Streufilzes den Winter über verhindert wird. Das Schnittgut soll sogleich
entfernt werden. Nur auf ausgesprochen nährstoffarmen Standorten, wo bei der angegebenen
Schnitthöhe so gut wie kein Schnittgut anfällt, ist diese Maßnahme überflüssig.
Die Anwendung des Heugrasverfahrens setzt voraus, daß zum fälligen Schnittzeitpunkt der
Spenderfläche, also ungefähr in der zweiten Junihälfte, die Empfängerfläche mit entsprechend
vorbereitetem Saatbett vohanden ist.
3.2.2 Heudruschverfahren
Wenn der für eine erfolgreiche Heugrassaat notwendige exakte Übertragungszeitraum von ca.
2 Wochen im Sommer nicht eingehalten werden kann, ist zur Erzielung ähnlicher Resultate das
Heudruschverfahren vorzuziehen. Was vor 10 Jahren offenbar noch ein riskantes Unterfangen mit
nicht immer zufriedenstellendem Ergebnis war (vgl. WITT & DITTRICH 1996), liefert heute bei
sorgfältiger Ausführung fast immer artenreiche Blumenwiesen mit standorttypischem
Pflanzeninventar. ENGELHARDT (2002 mdl.) hat die Heudruschgewinnung durch zahlreiche
Versuche in den letzten Jahren perfektioniert und die Bezeichnung „Heudrusch“ auf seinen Namen
patentieren lassen, was einen entsprechenden Qualitätsanspruch der von ihm geleiteten
Biotopanlagen erwarten läßt. Der Heudrusch enthält neben dem ausgedroschenen Saatgut noch
zerkleinerte Reste dürrer Sprossteile und läßt sich monatelang lagern, bis er auf ein geeignetes
Saatbett (vorzugsweise kiesiger Rohboden) als dünne Schicht ausgebracht werden kann
(ENGELHARDT 2001 briefl.).
Die Auswahl der Spenderflächen erfolgt wie beim Heugrasverfahren, gewöhnlich werden die von
zwei bis drei unterschiedlichen artenreichen Wiesen zu verschiedenen Erntezeitpunkten (z.B. im
Früh- und Spätsommer) gewonnenen Diasporen zur Begrünung einer Fläche zusammengemischt.
Die Vegetationsentwicklung verläuft ähnlich wie beim Heumulchverfahren. Erfolgreiche Beispiele mit
inzwischen mehrjähriger Entwicklungdauer findet man im Bereich der alten Autobahntrasse der A 99
zwischen Goteboldstraße und Lochholz, auf der kiesigen Böschung der neuen A 99 westlich des
Lochholzes sowie auf Ausgleichsflächen nördlich der Eschenrieder Spange im Eschenrieder Moos
(Landkreis Dachau).
3.2.3 Einsaat von Samenmischungen
Wenn im näheren Umkreis keine beerntbare Blumenwiese zur Verfügung steht, ist auf diese heute
gängigste Methode zurückzugreifen. Im Fachhandel sind heute für unterschiedliche Standorte
zusammengestellte Universalmischungen erhältlich, die preisgünstiger sind als eine für eine
LBV 2002
München blüht
87
spezielle Situation zusammengestellte Samenmischung. Bei der Beschaffung des Saatguts ist
unbedingt auf Qualität und dessen Herkunft zu achten. In jedem Fall ist die professionelle
Neubegründung einer Blumenwiese auf einer eher kleinen Fläche besser als auf größerer Fläche
vermeintlich billiges Saatgut auszubringen, welches möglicherweise nicht standortheimische Sippen
oder Zuchtformen von Wildpflanzen enthält. Außerdem ist nach neuesten Erkenntnissen von
BOSSHARD (2000) der Bedarf an dem im Vergleich zu Gräsern wesentlich teurerem Saatgut von
Wiesenblumen mit nur 8 g bzw. 16 g/100 m2 erstaunlich gering und damit auch die Preisspanne zu
minderwertigem Saatgut, welches laut Angabe der Hersteller mit mindestens 50 g, teils mit über
200 g je 100 m2, also der fünf- bis zehnfachen Menge auszubringen ist.
Für einen ziemlich sicheren Erfolg ist der Bezug einer Samenmischung von anerkannten
Wildpflanzen-Produzenten entscheidend, außer ein Wildpflanzen-Experte beerntet auf regionaler
Ebene für eine nur geringe Aufwandsentschädigung händisch artenreiche Blumenwiesen zur Zeit
der Samenreife. Mit dem patentierten Gütesiegel des Naturgarten e.V. versehene WildpflanzenProduzenten liefern nur maximal 11/2 Jahre altes Saatgut, denn mit zunehmendem Alter läßt die
Keimkraft mancher Arten (z.B. von Doldenblütlern) merklich nach. WITT & DITTRICH (1996)
ermittelten bei qualitativ hochwertigem Saatgut eine Keimrate von 22%. Nach der Beschaffung sollte
des Saatgut kühl und trocken gelagert werden und baldmöglichst, innerhalb weniger Monate
ausgesät werden.
Bei der Konzeption von Ansaatmischungen ist vor allem die Ansaatkonkurrenz der vorgesehenen
Arten, welche das Keim- und Auflaufverhalten32 sowie ihre Jugendentwicklung einschließt, zu
berücksichtigen (MOLDER 2001, briefl.). Demnach sind beispielsweise die oftmals in käuflichen
Samenmischungen enthaltenen einjährigen Ackerwildkräuter mit auffallend bunten Blüten im ersten
Jahr als ungünstig für eine rasche Entwicklung einer ausgewogenen Blumenwiese zu betrachten
(vgl. auch BURRI 2001, mdl.). Eine Mischung setzt sich jeweils aus einer Gräserkomponente und
einer
Wiesenblumenkomponente
zusammen,
die
entsprechend
den
gegebenen
Standortverhältnissen auszuwählen und zu kombinieren sind. Die beiden Saatgutkomponenten
sollen erst vor Ort zusammengebracht und gründlich gemischt werden, damit eine gleichmäßige
Verteilung bei der Aussaat gewährleistet sein kann. Folgende beide Tabellen listen durch langjährige
Versuche ermittelte Artenzusammensetzungen von Universalmischungen auf:
32
Wachstum der Pflanzen von der Entfaltung der Keimblätter bis zur Ausbildung derersten Laubblätter in gegenseitiger
Abhängigkeit
LBV 2002
München blüht
88
Tab. 12: Von BOSSHARD (2000) empfohlene Zusammensetzung der Ansaatmischungen auf
mittleren bis nährstoffreichen Standorten (vereinfachte Wiedergabe):
Artenzusammensetzung
Grasgrundmischung
Dactylis glomerata
Festuca pratensis
Festuca arundinacea
Poa pratensis
Festuca rubra
Arrhenatherum elatius
Trisetum flavescens
Bromus erectus
Anthoxanthum odoratum
Briza media
Avena pubescens
Normale Saatstärke
Wiesenblumenkomponente
Leucanthemum vulgare
Tragopogon orientalis
Centaurea jacea
Carum carvi
Crepis biennis
Campanula patula
Plantago lanceolata
Leontodon hispidus
Daucus carota
Knautia arvensis
Centaurea scabiosa
Sanguisorba minor
Silene vulgaris
Lychnis flos-cuculi
Salvia pratensis
Pimpinella major
Pastinaca sativa
Hypochoeris radicata
Cirsium oleraceum
Melandrium rubrum
Myosotis palustris agg.
Prunella vulgaris
Saatstärke bei Neuanlage
Saatstärke bei Umstellung zu Blumenwiese
Mischungsbezeichnung und
Gewichtsanteile (%)
2E
2
28
5
10
15
15
7
14
2
1
1
100 g/Ar
FI
7
10
7
10
2
1,5
3
3
3
12
6
4
4
8
12
3
3
3
8 g/Ar
16 g/Ar
4E
12
3
10
30
2
35
1
3
4
140 g/Ar
FII
5
10
7
10
2
2
3
3
3
10
6
4
2
12
4
10
3
3
8 g/Ar
16 g/Ar
Die Zusammenstellung der Mischung aus den einzelnen Komponenten richtet sich nach der
Standortsbeurteilung: Auf nährstoffreichen, eher tiefgründigen Böden mit ausgeglichenem
Wasserhaushalt, wie er in München vorwiegend auf künstlich aufgeschütteten Flächen vorzufinden
ist, wird die Kombination aus 2E mit FI empfohlen. Auf humosen, nährstoffreichen Böden mit
Tendenz zur Vernässung (z.B. über verdichtetem Untergrund) eignet sich die Zusammenstellung
aus 2E und FII, auf nur mäßig nährstoffreichen Böden soll die Gräsergrundmischung 4E verwendet
werden.
LBV 2002
München blüht
89
Für durchlässige, relativ magere Böden, wie sie für kaum gedüngte ursprüngliche Standorte der
Münchener
Schotterebene
typisch
sind,
empfiehlt
BOSSHARD
(2000)
eine
Wiesenblumenkomponente FIIIt, die sich aus 3g/Ar FI und 6g/Ar folgender, vergleichsweise teurerer
Mischung zusammensetzt: Achillea millefolium, Ajuga reptans, Anthyllis vulneraria, Briza media,
Campanula glomerata, Dianthus carthusianorum, Festuca ovina, Galium verum, Hieracium pilosella,
Hippocrepis comosa, Lathyrus pratensis, Leontodon autumnalis, Picris hieracioides, Primula veris,
Prunella vulgaris, Prunella grandiflora, Ranunculus bulbosus, Calamintha acinos, Scabiosa
columbaria, Silene nutans, Stachys officinalis, Thymus pulegioides, Veronica teucrium.
Pro genannter Art genügen ein bis zwei Samen je m2, von den unterstrichenen Arten sollen 5 bis 10
Samen je m2 beigegeben werden; hinzu kommt die Grasgrundmischung 4E.
Diese Artenzusammenstellung wird regional speziell für das Schweizer Mittelland empfohlen, kann
aber wohl auch in Südbayern mit ähnlichen standörtlichen und klimatischen Verhältnissen verwendet
werden.
Erst für 2001 hat in Deutschland die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung
Landschaftsbau e.V. eine neue Regelsaatgutmischung, nämlich RSM 8.1, für artenreiches
Extensivgrünland bzw. Blumenwiesen offiziell eingeführt bzw. marktfähig gemacht. Damit steht
endlich eine allgemein akzeptierte Mischung zur Verfügung, die guten Gewissens auch in der freien
Landschaft (wozu auch größere Parkanlagen und Grünachsen in Städten zu rechnen sind)
verwendet werden kann, zur Verfügung. Die bisher oft als vermeintliche Blumenwiesen zur
Begrünung eingesäten Landschaftrasen RSM 7.1.2 und RSM 7.2.2, welche eigentlich für
ingenieurbiologische Zwecke wie Bodenfestlegung auf Böschungen konzipiert wurden, zeigten mit
nur 2,7% Kräuteranteil, meist als Futtersorten bzw. Zuchtformen enthalten, fast durchwegs
enttäuschende Ergebnisse (MOLDER 2001, mdl.; eigene Erfahrungen).
Tab. 13: Von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. für
Blumenwiesen entwickelte Regelsaatgutmischung RSM 8.1 mit Variante 3 für kalkreiche
Magerstandorte und Variante 4 für halbschattige Standorte. Die Zahlen bedeuten
Gewichtsanteile in %. Die Ansaatempfehlung lautet 3-7g/m2 (aus RIEGER-HOFMANN GMBH
2002/2003)
LBV 2002
Gräser (70% Gewichtsanteil)
Agrostis capillaris
Anthoxanthum odoratum
Brachypodium pinnatum
Briza media
Bromus erectus
Bromus hordeaceus
Cynosurus cristatus
Festuca ovina agg.
Festuca rubra commutata
Festuca rubra rubra
Koeleria pyramidata
Poa nemoralis
Poa trivialis
Trisetum flavescens
Kräuter (30% Gewichtsanteil)
Achillea millefolium
Agrimonia eupatoria
Agrostemma githago
Ajuga reptans
Anthemis tinctoria
Campanula glomerata
Campanula patula
Campanula rotundifolia
Centaurea cyanus
Centaurea jacea
Centaurea scabiosa
Crepis biennis
Daucus carota
Dianthus carthusianorum
Galium album
Galium verum
Hypericum perforatum
Knautia arvensis
Leontodon hispidus
Leucanthemum vulgare
Lotus corniculatus
Lychnis flos-cuculi
Malva moschata
Melandrium rubrum
Onobrychis viciifolia
Origanum vulgare
Papaver rhoeas
Pimpinella saxifraga
Prunella vulgaris
Salvia pratensis
Sanguisorba minor
Silene vulgaris
Thymus pulegioides
Tragopogon pratensis
München blüht
90
Standard
5
5
3
5
10
10
10
20
2
Variante 3
5
2
3
2
5
10
10
10
20
1
2
Variante 4
5
5
5
10
10
10
20
3
2
-
0,5
2
1,5
0,2
0,2
1,5
1,5
1
1,5
1,5
0,5
1,5
1
0,5
1,5
0,3
0,5
1,5
1,5
1
1,5
2
2,5
1
1,8
0,5
2
1,5
0,2
1,5
1,5
1,5
1,5
0,5
1,5
1
0,5
1,5
0,3
1,5
1,5
1
1
1,5
2
2,5
1
0,7
1,8
0,5
1
2
0,2
1,5
0,2
1,5
1,5
1
1,5
0,5
1,5
1
1,5
0,3
0,5
1,5
1,0
1
1,5
1,5
2
2,5
1
1,8
LBV 2002
München blüht
91
Ansaattermine: Grundsätzlich können Samenmischungen während der gesamten Vegetationsperiode von April bis Oktober ausgebracht werden. In der Praxis haben sich April bis Mai und der
September bewährt, während in den Sommermonaten die Gefahr des Austrocknens beim
Keimvorgang besteht. Kaltkeimer wie Schlüsselblumen oder Klappertopf werden bei einer
Herbstsaat begünstigt.
Aussaattechnik: Wegen der Größen- und Formenvielfalt von Wildpflanzensaatgut eignen sich die
üblichen modernen Mähmaschinen nicht, es entstünde eine unregelmäßige lückenhafte Saat. WITT
& DITTRICH (1996) empfehlen generell eine Aussaat von Hand, während BOSSHARD (2000) für
größere Flächen (ab ca. 1000 m2) althergebrachte, handgeschobene Breitsaatkästen oder
Düngerstreuer vorschlägt. Um die geringen Saatgutmengen, welche sehr feinkörniges Saatgut
enthalten, möglichst gleichmäßig ausstreuen zu können, sollte eine mehrfache Menge Sand oder
feines Sägemehl beigemischt werden.
Bei möglichst windstiller trockener Witterung soll auf feuchtem, jedoch keinesfalls schmierig nassem
Boden zunächst die halbe empfohlene Menge der Samenmischung ausgebracht werden,
anschließend wird kreuzweise zur ersten Aussaatrichtung die andere Hälfte darübergestreut. Weil
nur bei gutem Bodenkontakt eine zuverlässige Keimung ohne trockenheitsbedingte Ausfälle erfolgen
kann, muß anschließend gewalzt werden oder der Oberboden mit unter den Schuhen befestigten
Holzbrettern festgetreten werden. Ein Einrechen des Saatguts ist nicht notwendig.
3.2.4 Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe
Mit dieser wenig aufwändigen Methode lassen sich im Regelfall zumindest kurz- bis mittelfristig aus
Parkrasen nur mäßig arten- und blütenreiche Wiesen entwickeln. Die durch eine Vielschnittnutzung
geschlossene Grasnarbe aus vorwiegend ausläuferbildenden Rasenpflanzen verhindert weitgehend
das Keimen eingebrachter Samen. Eine Auflockerung der Narbe läßt sich erreichen, indem man eine
Rasenfläche ungefähr ab Anfang Juni nicht mehr mäht und der Aufwuchs den bodennahen Bereich
beschattet (WOLF 1996). In der ersten Septemberhälfte soll auf ca. 3 cm tief gemäht werden und
bei der Beseitigung des Schnittguts mit einem Vertikutiergerät oder Schlegel die Grasnarbe
zusätzlich aufgekratzt werden. In die nun bereichsweise lückenhaft gewordene Vegetationsdecke
kann Mitte bis Ende September gezielt Saatgut ausgewählter Wildpflanzen eingebracht werden.
Bewährt haben sich hierfür Arten mit Rosetten- oder Wurzelstockbildung: Auf nährstoffreichen
Böden anfangs Bärenklau, Wiesen-Kerbel, Pastinak und Wiesen-Pippau; auf nur mäßig
nährstoffreichen Böden können sich meist einige folgender Wiesenblumen etablieren: WiesenMargerite, Wiesen-Flockenblume, Orangerotes Habichtskraut, Hornklee, Arznei-Schlüsselblume,
Gewöhnliches Ferkelkraut (KUNICK 1992; WOLF 1996; WITT & DITTRICH 1996); die WiesenSchafgarbe und der Faden-Klee (letzterer soll lt. MOLDER & SKIRDE 1993, bestätigt durch eigene
Erfahrung, generell nicht eingesät werden) sind vielfach bereits in Parkrasen enthalten. Nach der
Einsaat ist der Boden mit Holzbrettern festzutreten oder zu walzen.
Eine besondere Rolle nimmt der einjährige Zottige Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus) ein, der
als Halbschmarotzer imstande ist, den Gräseraufwuchs zu vermindern und damit einen etwas
lückigen Bestand zu schaffen. Seine Einsaat ist daher vor allem in ziemlich nährstoffreichem, von
Gräsern dominiertem Grünland zu empfehlen. Weil er das Stabilitätsgefüge einer Wiese stark
beeinflussen kann und zu einem unausgewogenen Bestand über zwei Jahrzehnte maßgeblich
beitragen kann, soll er nach langjähriger Erfahrung des Autors nur sparsam ausgesät werden. Eine
Deckung des Klappertopfs von ca. 1% im ersten Jahr nach der Ansaat kann im Folgejahr auf über
50% zunehmen. Auf mäßig nährstoffreichen Böden kann er somit zu einer dominanten, den
frühsommerlichen Blühaspekt bestimmenden Art werden (s. Foto 43), wenn der erste Schnitt erst
nach dem Aussamen Mitte bis Ende Juni erfolgt. Im Hochsommer macht sich an den Wuchsorten
des nun abgestorbenen Klappertopfs ein Mangel an blühenden Wiesenblumen bemerkbar.
LBV 2002
München blüht
92
Eine zweite Herbstmahd der Umwandlungsfläche wenige Wochen nach der Einsaat auf 4 cm Höhe,
ca. Mitte Oktober, wirkt einer Verfilzung während des kommenden Winters entgegen und verbessert
die Belichtung der Wiesenblumen-Keimpflanzen (STEFFEN, zit. in WITT & DITTRICH 1996).
Die Entwicklungsmöglichkeit einer richtigen Blumenwiese aus Rasen ist bei dieser Methode vor
allem deshalb eingeschränkt, weil die typischen horstbildenden Gräser im Bestand fehlen. Daher
empfiehlt es sich, wenn die Grasnarbe nach zweijähriger, zwei- bis dreischüriger Wiesennutzung
bereits etwas lückig geworden ist, typische Wiesengräser nachzusäen: Auf nährstoffreichen Böden
Goldhafer, Wolliges Honiggras, eventuell Horstbildender Rot-Schwingel und Glatthafer; auf weniger
nährstoffreichen Böden Ruchgras, Horstbildender Rot-Schwingel, Aufrechte Trespe und Flaumhafer.
Eine Gräser-Nachsaat ist wegen der zu erwartenden Verbesserung der Bestandsstruktur in jedem
Fall empfehlenswert, auch wenn der Deckungsanteil der Kräuter und der Blühaspekt nach dieser
Zeit noch ziemlich gering ist.
3.2.5 Staudenpflanzungen
Sehr kostenaufwändig, und ohne eine in öffentlichen Grünflächen nur eingeschränkt mögliche
laufende Betreuung mittelfristig nicht immer erfolgreich, ist das Einpflanzen vorgezogener
Wildstauden in eine Wiese oder einen Saum. Vorteil einer Pflanzung ist ein schnell sichtbares
Ergebnis von einer Umstellungsaktion auf naturnahes Grün, denn bereits im Folgejahr prägt im
Regelfall der Blühaspekt der gepflanzten Arten zuvor artenarme, eintönige Bestände. Jedoch
können von Schneckenfraß besonders bedrohte Arten wie Glockenblumen oder Wiesen-Salbei auch
nach einer Pflanzung sogleich vollständig ausfallen. Sowohl SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) als
auch VON BRACKEL & BRUNNER (1997) berichten vom völligen Verschwinden vieler in
bestehende Wiesen gepflanzter Wildstauden innerhalb von zwei Jahren. Den besten Erfolg
versprechen als kleine Gruppen inselartig gesetzte Wildstauden mehrerer Arten an eine Stelle, wo
die Rasennarbe abgetragen wurde, von denen aus eine Aussamung in den umgebenden Bestand
möglich sein sollte. Folgende ansiedlungswürdige Wiesenblumenarten haben sich nach Erfahrung
von SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) sowie VON BRACKEL & BRUNNER (1997) bewährt:










Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
Rauer Löwenzahn (Leontodon hispidus)
Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
Pastinak (Pastinaca sativa)
An sonnigen bis halbschattigen, mäßig nährstoffreichen Säumen konnten SCHUSTER &
GRÜNBERG (1992) die erfolgreiche Etablierung folgender gepflanzter Wildstauden feststellen:











Wald- und Fieder-Zwenke (Brachypodium sylvaticum et pinnatum)
Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
Große Sterndolde (Astrantia major)
Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris)
Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris)
Rote Lichtnelke (Melandrium rubrum)
Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum)
Straußblütige Margerite (Chrysanthemum corymbosum)
Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)
Gewöhnlicher Odermennig (Agrimonia eupatoria)
LBV 2002
München blüht
93
Obwohl die aufgeführten Arten, abgesehen von den vier letztgenannten ziemlich schattenverträglich
sind, werden sie nach Erfahrungen von SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) an schattigen Säumen
meist innerhalb von zwei Jahren von der dort konkurrenzstärkeren, ausläuferbildenden Brennnessel
oder Acker-Kratzdistel verdrängt. Nach Angaben von WOLF (1996) und WITT & DITTRICH (1996)
eignen sich vorzugsweise halbschattige bis schattige Saumbereiche für Bepflanzungen, wo außer
den oben genannten Stauden auch standortheimische Zwiebel- und Knollenpflanzen gesetzt werden
können, die in den Tabellen 5 und 10 aufgelistet sind. Auf die Pflanzung von Kulturformen der
Krokuse, Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Herbst-Zeitlosen soll in naturnahen Wiesen und Säumen
von Parkanlagen und Friedhöfen aus naturschutzfachlichen Gründen verzichtet werden.
Prädestiniert für die Bepflanzung mit hochwüchsigen Saumstauden sind bereits ältere, stabilere
Standorte, deren Eigenschaften sich anhand der aktuellen Vegetation feststellen lassen (KUNICK
1992). Eine falsche Artenwahl ist dort im Vergleich zu noch ruderalen Standorten unwahrscheinlich.
Verpflanzungen von artenreichen Blumenwiesen als Soden von 10-15 cm Dicke sind in größerem
Umfang meist nicht rentabel, da sehr kostenaufwändig. Selbst für naturschutzfachlich hochwertige
Magerrasen, die ja nicht innerhalb weniger Jahre wieder hergestellt werden können, lehnen
QUINGER et al. (1994) eine Transplantation trotz gelegentlicher Erfolge im Regelfall ab. Ein
vergleichsweise gut gelungenes Beispiel eines vor 20 Jahren verpflanzten Kalkmagerrasens ist im
Osttteil des Westparks vorzufinden, der abgesehen von einem 1-3 m breiten Randstreifen noch eine
charakteristische Vegetationszusammensetzung und -struktur aufweist. Demgegenüber hat sich die
ehemals artenreiche Vegetation der verpflanzten Feuchtgebiete (Streuwiesen- und
Moorgesellschaften) größtenteils zu einer wenig differenzierten, relativ artenarmen feuchten
Hochstaudenflur entwickelt, die Transplantation war vor allem wegen des künstlich nicht
nachahmbaren vegetationstypenspezifischen Grundwasserregimes weitgehend erfolglos.
Fazit: Zur gezielten Umwandlung von artenarmem Grünland auf nicht allzu nährstoffreichen Böden
in ästhetisch ansprechende, relativ artenreiche Blumenwiesen ist entweder eine sachgemäße
Heugras- bzw. Heudruschübertragung oder das Ausbringen einer ausgewogenen, auf den Standort
abgestimmten Saatgutmischung erforderlich. Handelsübliche Blumenwiesenmischungen großer
Saatgutproduzenten, welche erfahrungsgemäß zum Teil nicht standortheimische, zumindest nicht
autochthone Arten oder gar Zuchtformen von Wiesenblumen enthalten, haben sich nun
2 Jahrzehnte lang fast durchweg als untauglich erwiesen (vgl. die jüngeren Negativbeispielsflächen
Friedenspromenade nördlich der Markgrafenstraße und Josephsburg/Else-Rosenfeld-Straße in
München).
3.3
Entwicklung angelegter Blumenwiesen und Folgepflege
Die Keimphase der meisten Wiesenblumen und -gräser dauert 2-6 Wochen, manche Arten
benötigen auch längere Zeit bzw. eine anfängliche Kälteperiode. Daher kann man frühestens zwei
Monate nach einer Ansaat erste Jungpflanzen der gezielt eingebrachten Arten finden, wenn man sie
erkennt33 . Denn im ersten Jahr prägen Ackerwildkräuter den Bestand, deren Samen in nahezu
jedem Oberboden vorhanden sind, und die nach einer Bodenfreilegung bzw. -bearbeitung rasch
keimen und in die Höhe wachsen, z.B. Gänsefuß, Hirtentäschel und andere Kreuzblütler, KlatschMohn und Kamille-Arten.
Im Regelfall zeigt sich bei einer Frühjahrs- bis Sommeraussaat (beim Heugrasverfahren) bereits im
Folgejahr ein - wenn auch meist noch bescheidener - Blütenflor von Wiesenblumen. Aber erst im
zweiten Jahr nach der Umwandlung bzw. Neuanlage gelangt auf eher nährstoffreichen Böden die
Mehrzahl der eingebrachten Arten zum Blühen, so daß sich erst dann der Erfolg der Maßnahmen
sicher beurteilen läßt. Die durch Heugras oder Heudrusch übertragenen oder mit qualitativ
hochwertigen Samenmischungen eingebrachten Diasporen haben zwar eine gute Keimrate,
dennoch darf man nicht erwarten, daß sich fast alle dieser Pflanzenarten auf der neuen Wiese
33
Wiesenblumen bilden meist grundständige Rosetten aus
LBV 2002
München blüht
94
etablieren werden. Zu verschieden sind auch bei sorgfältiger Vorgehensweise die
Standortbedingungen bzw. die zwischenartlichen Konkurrenzverhältnisse im Vergleich zur
Spenderfläche. Universal-Samenmischungen können ohnehin nicht auf spezifische Anfordernisse
einer Fläche abgestimmt sein. Wenn auf eher nährstoffreichen Böden im zweiten Jahr nach der
Aussaat mindestens 75% der eingebrachten Pflanzenarten festgestellt werden können, ist die
Blumenwiesenanlage als Erfolg zu werten. Auf mageren Standorten zeigt sich die annähernd
gesamte Artenvielfalt erst im dritten bis vierten Jahr nach einer Ansaat, weil einige Pflanzenarten der
Magerrasen eine sehr lange Keimzeit von z.T. 1 bis 3 Jahren und eine langsame Jugendentwicklung
haben (ENGELHARDT 2001,mdl.). Wenn nach dieser Entwicklungszeit nicht einmal 50% der
eingebrachten Pflanzenarten und auch so gut wie keine anderen standorttypischen Wiesenpflanzen
registriert werden können, muß die Wiesenanlage als Mißerfolg betrachtet werden.
Analog mit der Zunahme der floristischen Artenvielfalt und des Blütenreichtums verläuft im
allgemeinen die faunistische Besiedlung. Bereits im zweiten Jahr registrierte BOSSHARD (2000) auf
großflächigen und relativ strukturreichen Umwandlungswiesen eine große Artenvielfalt z.B. an
Schmetterlingen und Heuschrecken (oft mit einigen Arten der Roten Liste), wenn wenigstens
randliche Streifen von mehreren Metern Breite oder Inseln (ca. 10% Flächenanteil) bei den
obligatorischen Mähterminen ausgespart bleiben.
Damit die Entwicklung zu einer Blumenwiese erfolgreich verläuft, ist bereits im Ansaatjahr
mindestens ein Pflegeschnitt in 5-8 cm Höhe erforderlich, wie schon in Kap. 3.2 angesprochen;
spätestens dann, wenn der Ackerwildkrautbestand eine Deckung von 75% überschreitet. Bei einer
Frühjahrsaussaat kann dies erstmalig bereits im Juni der Fall sein, dann ist noch ein zweiter Schnitt
im Herbst, Ende September bis Anfang Oktober notwendig, der auf mäßig bis ziemlich
nährstoffreichen Standorten obligatorisch ist. Die Keim- bzw. Jungpflanzen der allermeisten
Wiesenblumen sind von diesen Schnitten nicht direkt betroffen, vielmehr profitieren sie von dem
danach wieder vollen Lichteinfall bis zur Bodenoberfläche. Im ersten Jahr kann daher theoretisch
beliebig oft gemäht werden, ohne der Wiesenentwicklung zu schaden. Das Schnittgut muß in jedem
Fall sofort beseitigt werden (WITT & DITTRICH 1996; BOSSHARD 2000).
Im zweiten Jahr ist auf den für Wiesen typischen Mahdrhythmus umzustellen, wobei der erste
Schnitttermin auf eher nährstoffreichen Böden um 2-3 Wochen früher erfolgen sollte, als es dem zu
erwartenden Wiesentyp entspricht. Für Fettwiesen wäre danach Anfang Juni der geeignete
Zeitpunkt. Auch die Mahdhäufigkeit sollte in augenscheinlich eher aufwuchsstarken Fettwiesen
zumindest in den ersten 2-3 Folgejahren mit dreimal jährlich eher höher angesetzt werden, damit
Gräser gegenüber Kräutern nicht die Oberhand gewinnen (WOLF 1996; BOSSHARD 2000). Eine zu
seltene Mahd und zu späte Schnitttermine in den ersten Jahren nach einer Umstellung können
langfristig den Arten- und Blütenreichtum einer Fläche einschränken und eine leichte bis mäßige
Ruderalisierung herbeiführen (VON BRACKEL & BRUNNER 1997).
Trotz aller Sorgfalt kann es durch unvorhersehbare Einflüsse oder ungünstige Witterung während
der Keim- und Auflaufphase in seltenen Fällen vorkommen, daß die Blumenwiesenumstellung bzw. anlage mißlingt, was im allgemeinen aber erst im zweite Folgejahr von einer Fachperson sicher
beurteilt werden kann. Folgende Probleme können auftreten:
1) Weitgehender Ausfall des Saatguts vor oder während des Auflaufens wegen extremer
Trockenheit, Wegschwemmens durch Starkregen (vor allem in hängigem Gelände) oder Fraß
durch Vögel, Wühlmäuse oder andere Tiere (WITT & DITTRICH 1996).
2) Kahlfraß der meisten bereits aufgelaufenen Wiesenkräuter als Jungpflanzen durch Weg- oder
Ackerschnecken; vor allem an feucht-schattigen Säumen und bei Streifen oder Inselsaaten
gelegentlich zu beobachten (BOSSHARD 2000);
3) Überhandnehmen mutmaßlich nicht mit dem Saatgut eingebrachter unerwünschter Wildkräuter;
insbesondere der Weiß-Klee kann auf eher schweren, lehmigen Böden rasch dichte Teppiche
bilden und Wiesenblumen verdrängen, durch seine symbiontische Stickstoffbindung im Boden
LBV 2002
München blüht
95
kann er indirekt das Gräserwachstum begünstigen (WOLF 1996). Qualitativ minderwertige
Samenmischungen unsicherer Herkunft sind gelegentlich mit Weiß-Klee oder auch Faden-Klee
verunreinigt, was fatale Folgen für die künftige Wiesenentwicklung hat (MOLDER & SKIRDE
1993). Oft sind allerdings Samen oder Sproßstücke des weit verbreiteten Weiß-Klees bereits im
Boden enthalten.
Wiesen-Löwenzahn kann vor allem durch zu geringen Gräseranteil oder ungünstige
Grasartenzusammensetzung in der Vegetationsdecke entstehende Lücken besiedeln.
4) Herdenartiger Wuchs bestimmter Arten, unausgewogener Bestandsaufbau, meist als Folge
unbeabsichtigter Saatgutentmischung vor der Ansaat; auch wenn der Anblick solcher Wiesen in den
folgenden Jahren für manchen Betrachter vielleicht ein ästhetisch etwas unbefriedigendes Bild
bietet, brauchen in diesem Fall außer einer kontinuierlichen zwei- bis dreimaligen jährlichen Mahd
nicht unbedingt weitere Maßnahmen ergriffen werden, wenn sich die angestrebte Artenvielfalt auf
der Gesamtfläche eingestellt hat. Im Lauf von ca. 10 Jahren wird sich gewöhnlich eine einigermaßen
ausgewogene, standortspezifische Artenverteilung einstellen.
In den ersten drei Problemfällen bringt hingegen eine Nachbesserung, z.B. eine nochmalige Einsaat
von ausgewählten Arten oder Samenmischungen in den mißlungenen Bestand, normalerweise so
gut wie nichts, Abhilfe schafft hier nur eine Wiederholung einer der beschriebenen Methoden mit all
ihren Maßnahmenschritten. Allerdings sollte eine Fachperson ab dem zweiten Jahr nach dem ersten
Versuch das Mißlingen auch bestätigen, bevor dieser Schritt ernsthaft ins Auge gefaßt wird. Für die
erneute Saatbettbereitung genügt flachgründiges, maximal 10 cm tiefes Pflügen oder zweimaliges
Grubbern34 in ein- bis zweiwöchigem Abstand, bis die Grasnarbe vollständig abgestorben ist
(BOSSHARD 2000).
34
Aufreissen der Bodenoberfläche bis in ca. 10 cm Tiefe mit einer breitzinkigen Harke
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4
München blüht
96
Kostenvergleich von Rasen und Blumenwiese
Angesichts der immer knapper werdenden finanziellen Mittel, die den Kommunen zur Verfügung
stehen, und der seit den 1980er Jahren kontinuierlich gestiegenen Kosten nehmen wirtschaftliche
Gesichtspunkte bei der Grünflächenpflege einen hohen Stellenwert ein (vgl. HORST
SCHMIDT 1995). Im öffentlichen Haushalt ist das ökonomische Sparprinzip anzuwenden, wonach
ein gegebener Nutzen bzw. ein akzeptabler Zustand mit minimalem Kostenaufwand zu erreichen ist.
Dabei sollen für die Bereitstellung und den Unterhalt von öffentlichem Grün die Grundprinzipien der
Umweltökonomie Berücksichtigung finden, nämlich eine nachhaltige Bewahrung bzw. Erhöhung der
finanziell nicht quantifizierbaren Umweltqualität - auch zugunsten der Lebensqualität des Menschen
(ROTHENBURGER 1983). Anfänglich bzw. zeitweilig höhere Preise umweltfreundlicher öffentlicher
Leistungen mögen kurzfristig betrachtet oft nicht kostendeckend sein, bringen aber langfristigen
Nutzen, beispielsweise einen nachhaltig leistungsfähigeren Naturhaushalt (HORST SCHMIDT 1992).
Nach einer Analyse für die Grünflächenpflege relevanter Kostenfaktoren in Kap. 4.1 werden in
Kap. 4.2 anhand der 2001 beobachteten Pflegepraxis einige Einsparungsmöglichkeiten genannt und
Vorschläge für eine Umschichtung der verfügbaren finanziellen Mittel zugunsten einer stärker
naturnah ausgerichteten Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünanlagen abgeleitet.
4.1
Kostenfaktoren für die Grünflächenpflege
Kosten entstehen bei der Pflege bzw. beim Unterhalt von Grünflächen, aber auch durch
Umgestaltung und Neuanlage. Mit jeder neu angelegten Grünfläche nehmen die jährlich
aufzuwendenden Pflegekosten zu, weshalb in der Regel der Zuwachs an einigermaßen
fertiggestellten Parkanlagen prozentual geringer ausfällt als die fortschreitende Bebauung des
Stadtgebiets (PRESSEDIENST DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN 1998). In BAYERISCHE
RÜCKVERSICHERUNG AG (1983) wird ein realistischer Wert der Pflegekosten für Grünanlagen
von jährlich 10% der Baukosten angegeben, so daß im elften Jahr des Bestehens die Pflegekosten
die Baukosten bereits übertreffen. Folglich besteht bereits bei der Planung eine Aufgabe des
Landschaftsarchitekten darin, Grünflächen mit geringem Pflegeaufwand zu konzipieren.
Die Pflegekosten können grundsätzlich um viele hundert Prozent, von 5 Cent bis über 2 Euro pro
Quadratmeter und Jahr schwanken (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Das obere
Preisniveau über 1 Euro/m2 ist dem hohen Pflegeaufwand von Zierstaudenbeeten bzw.
jahreszeitlichen Wechselbepflanzungen vorbehalten. Tabellen über die jährlichen Kosten von
unterschiedlich häufig gemähtem Grünland liegen aus München (20 Jahre alt und aktuell von
BRUNNER 2002, briefl.) und aus Karlsruhe (HORST SCHMIDT 1992) vor. Kommunale
Grünlandpflege kostet demnach zwischen 17 und 65 Cent/m2 im Jahr.
Flächenbezogene Preisunterschiede ergeben sich nicht nur aus der Anzahl der Mähgänge, sondern
auch aus dem Schwierigkeitsgrad des Geländes. Die völlig ebenen und baumfreien Sportrasen
lassen sich in kürzerer Zeit mähen als Spiel- und Liegewiesen. Kleinflächige Grünstreifen im
Straßenraum sowie stark reliefiertes bzw. hängiges Gelände mit zahlreichen eingelagerten Bäumen
und Gehölzinseln und gekrümmten Rändern erfordern bei gleichem Mähumfang bis über viermal
höhere Pflegekosten als ebene, großräumige Wiesen (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG
1983).
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München blüht
97
Tab. 14: Aktuelle Pflegekosten öffentlicher Grünlandflächen in München (BRUNNER 2002, briefl.)
Mähstufe
zweischürige Blumenwiese
zuzüglich Mähgutentsorgung
Spiel- und Liegerasenfläche, 18-malige Mahd
kleinflächiges Straßenbegleitgrün
10-18 malige Mahd
Sportrasenfläche, 24-malige Mahd
Kosten je m2
0,35 EUR
0,20 EUR
0,39 EUR
0,65 EUR
0,30 EUR
Für Karlsruhe ermittelte HORST SCHMIDT (1992) in Abhängigkeit von der Mahdhäufigkeit für
ebene, wenig strukturierte Flächen die in Tabelle 15 aufgeführten Kosten, welche nach WITT (2001,
briefl.) auch 1996 noch ungefähr zugetroffen haben.
Tab. 15:
Jährliche Pflegekosten von städtischen Grünanlagen in Karlsruhe (aus HORST
SCHMIDT 1992)
Mähstufe
zweischürige Blumenwiese mit Mähgutabtransport
Rasenfläche, 4-malige Mahd
Rasenfläche, 7-malige Mahd
Rasenfläche, 12-malige Mahd
Rasenfläche 25-malige Mahd
Kosten je m2
0,38 DM/ 0,19 EUR
0,34 DM/ 0,17 EUR
0,48 DM/ 0,24 EUR
0,67 DM/ 0,34 EUR
1,12 DM/ 0,58 EUR
Eine anschauliche Grafik über die jährlichen Pflegekosten unterschiedlich häufig gemähter
Grünlandflächen in München und Karlsruhe im Vergleich (s. Tab. 14 und 15) findet sich in
LANDESBUND FÜR VOGELSCHUTZ (2002, S. 9).
Die Kosten mögen zwar inzwischen gestiegen, aber die Relationen der Pflegevarianten zueinander
dürften ungefähr gleich geblieben sein. Eine zweimal jährlich gemähte Blumenwiese mit
Mähgutabfuhr kostet im Unterhalt nach den Angaben aus Karlsruhe ungefähr gleich viel wie ein
fünfmal jährlich gemähter Rasen (mit Liegenlassen des Mähguts). Die Pflege von Vielschnittrasen
kostet in Karlsruhe flächenbezogen doppelt bis dreimal soviel wie die einer zweischürigen
Blumenwiese. Ältere Angaben aus den 1960er-Jahren geben noch größere Unterschiede zwischen
„Intensivrasen“ und „Extensivwiesen“ an, ohne jedoch den genauen Pflegeumfang zu beschreiben:
Intensive Vielschnittrasen kosteten nach einem Gutachten der Stadt Ulm im Unterhalt ungefähr
fünfmal soviel wie extensive Wiesen (wahrscheinlich nur einmal jährliche Mahd, Anm. des Autors).
HORST SCHMIDT (1995) registriert im Vergleich zu 1982 eine Kostenersparnis von 25% infolge der
geringeren Mähhäufigkeit der städtischen Grünflächen in Karlsruhe. Während der Umstellungsphase
von Rasen zu Blumenwiesen (in den ersten 2-4 Jahren) kann man jedoch noch nicht mit einer
Verminderung der Pflegekosten rechnen.
Unverständlich erscheinen im Tabellenvergleich die hohen aktuellen Kostensätze für eine
zweimalige jährliche Mahd von Langgraswiesen in München (jeweils erste Zeile der Tabellen), die
einschließlich der Mähgutentsorgung die Pflegekosten von 18-mal jährlich gemähten Spiel- und
Liegerasen übertreffen. Da bei dieser Pauschalangabe nichts über die Schwierigkeit des Geländes
ausgesagt wird, darf angenommen werden, daß dabei kleinteilige bzw. zerstreut liegende oder
hängige bzw. reliefierte Flächen mit Gehölzgruppen zugrundegelegt wurden. Denn selbst bei
angenommenen 8 Arbeitsdurchgängen im Jahr (zweimalige Mahd, viermaliges Wenden des
Schnittguts zur Trocknung, zweimaliges Aufnehmen des getrockneten Schnittguts) kann der zeitliche
Arbeitsaufwand und auch der Kraftstoffverbrauch bei gleichem Schwierigkeitsgrad der Fläche nicht
den von 18 Mähgängen erreichen.
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München blüht
98
Die Pflegekosten von Gehölzbeständen in Grünanlagen liegen, umgerechnet auf ein Jahr, ebenfalls
im Bereich zweischüriger Blumenwiesen, denn auch bei dieser Maßnahme ist im allgemeinen
Schnittgut abzufahren (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Der zur Baumpflege
notwendige Einsatz von Leitern erhöht die (allerdings nicht alljährlich anfallenden) Kosten deutlich.
Im einzelnen bestimmen folgende Parameter die Grünflächenpflegekosten:
 Personal: Der größte Bedarf besteht natürlich an Außendienst-Arbeitskräften, welche die
vorgesehenen Pflegemaßnahmen ausführen. Aber auch die Erstellung und Fortschreibung eines
differenzierten Pflegekonzepts, ausgerichtet nach einer betriebswirtschaftlichen Optimierung
sowie die Organisation der Pflegeeinsätze erfordert fachlich qualifiziertes Personal (HORST
SCHMIDT 1995). Damit die Zahl der kommunal dauerhaft angestellten Arbeitskräfte sich in
Grenzen hält, ist durch eine entsprechende Koordination der Aufgaben eine einigermaßen
gleichmäßige Auslastung des Personals über das Jahr anzustreben. Weil aber in der
Gartenbaubranche im Winterhalbjahr generell weniger Arbeiten anfallen, wird man nicht umhin
kommen, zu Zeiten mit besonders umfangreichem Pflegebedarf Fachfirmen des Garten- und
Landschaftsbaus mit der Mahd von Grünflächen zu beauftragen. Dabei sollte die fachliche
Qualifikation der Arbeitskräfte für eine naturnah ausgerichtete Pflege von Grünflächen gegenüber
der derzeitigen Situation noch erhöht werden, indem häufiger der Pflegezustand anhand der
Vorgaben eines Pflegeplans kontrolliert wird. Am Umfang des Pflegepersonals könnte
wahrscheinlich noch gespart werden, nicht aber an der Qualifikation der Arbeitskräfte.
 Maschinen: Ein ausreichend großer und vielfältiger, weitgehend dezentral gelagerter
Maschinenpark ist Grundvoraussetzung für eine effiziente Grünanlagenpflege. Die
Pflegeerfordernisse bedingen eine lange Betriebspause der Mähgeräte im Winterhalbjahr und fast
dauerhafte Einsätze im Vollfrühling und Frühsommer. Während Vielschnittrasen in einigermaßen
gleichen Zeitintervallen gewöhnlich ab der zweiten Aprilhälfte bis Oktober gemäht werden,
konzentriert sich der Maschineneinsatz auf den Blumenwiesen von der zweiten Junihälfte bis
Anfang Juli und auf den Herbst ab Mitte September, wenn auch ein Teil der Säume zu schneiden
ist. Für die Pflege von Blumenwiesen benötigt man demnach ein Reservoir an mehreren
Mähgeräten, welches nur von Ende Mai bis Oktober, also nur gut 5 Monate im Jahr überhaupt in
Anspruch genommen wird. Eine hohe Zuverlässigkeit der Funktion von Wiesen-Mähmaschinen ist
besonders wichtig, da bereits der mehrtägige Ausfall eines Mähers während des Hochbetriebs in
der zweiten Junihälfte einen organisatorisch kaum mehr aufholbaren Pflegerückstand verursacht.
Bei der Mahd von Blumenwiesen hängt der flächenbezogene Energieverbrauch in erster Linie von
der Wahl des Mähgeräts ab: Doppelmesser-Mähbalken verbrauchen wegen ihres wesentlich
geringeren Gewichts und der mit niedrigerem Kraftbedarf arbeitenden schneidenden Technik
ungefähr nur halb so viel Energie wie Scheibenmähwerke mit ihrer schlagenden Technik.
OPPERMANN & CLASSEN (1998) geben als Richtwert ca. 3 l je ha für Balkenmähwerke und 5,6 l je
ha für Scheibenmähwerke an. Beide Mähgeräteteypen haben eine ähnliche Flächenleistung,
beispielsweise bewältigen Mäher mit einer Arbeitsbreite von 2,5 m auf wenig reliefierten,
zusammenhängendem Grünland ungefähr 0,7 bis 1,1 ha je Stunde. Da die Arbeitsbreite der in der
kommunalen Grünflächenpflege eingesetzten Mähgeräte nach eigener Erfahrung zwischen 1 und
1,5 m beträgt, kann eine stündliche Flächenleistung von 0,4 bis 0,5 ha angenommen werden.
Der Wartungsaufwand von Balkenmähwerken ist jedoch deutlich höher als von
Scheibenmähwerken, da ein mehrmaliges Schleifen der Messer erforderlich ist, spätestens nach
20 ha gemähter Fläche, bevor die abgenutzten Messer schließlich ausgetauscht werden. Durch die
Verwendung halb- oder vollautomatischer Schleifeinrichtungen, welche im allgemeinen gut
funktionieren, hält sich der Zeitaufwand für die Wartung mit ca. 10 min. je Schleifvorgang jedoch in
Grenzen (OPPERMANN & CLASSEN 1998).
In der Gesamtbilanz schneiden Doppelmesser-Balkenmäher im Vergleich zu Trommel- oder
Scheibenmähwerken sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb günstiger ab. OPPERMANN &
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CLASSEN (1998) geben anhand der Sichtung von Prospektmaterial folgende Faustzahlen (Beträge
ohne Mehrwertsteuer) für Anbaugeräte35 an:
Doppelmesser-Mähwerke:
2700 - 3200 DM (= 1400 - 1600 EUR)
Trommel- und Scheiben-Mähwerke: 3700 - 4600 DM (= 1900 - 2250 EUR)
Demnach sind die schonender und wesentlich leiser arbeitenden Balkenmähgeräte um 2040% preisgünstiger als die schwer handhabbaren, lärmenden Kreiselmähgeräte.
Hinzuzurechnen ist die einmalige Anschaffung einer zentralen vollautomatischen Schleifanlage.
Selbstfahrende leistungsfähige Einachsmäher kosten im Regelfall mindestens das Doppelte der
genannten Beträge. Angaben zur Lebensdauer unterschiedlicher Mähgeräten konnten nicht ermittelt
werden.
Für den Schnitt kleinflächiger Saumstrukturen unter ca. 50 m Länge und von Beständen auf sehr
unebener Bodenoberfläche, auch solchen mit verholztem Aufwuchs, erweist sich der Einsatz einer
Motorsense als besonders effizient und wirtschaftlich, sofern die Maßnahme auf höchstens einmal
jährlich beschränkt bleibt. Ein weiterer Schnitt im Jahr ist auf derartigem Gelände in der Regel
unnötig.
Außer den eigentlichen Mähgeräten werden zur Anlage und Pflege von Blumenwiesen in geringer
Stückzahl noch benötigt: Geräte zum Heuwenden und Zusammenrechen des Schnittguts, LKW mit
Greifarm zum Aufladen und Abtransport des Schnittguts (s. Foto 22) sowie eine vollautomatische
Schleifeinrichtung für Mähbalken, deren Preise nicht bekannt sind. Die zur Bodenbearbeitung bei der
Neuanlage oder Umstellung notwendige Fräse kann auch z.B. zur Vorbereitung von
Staudenpflanzungen in Grünanlagen verwendet werden. Aber auch für Vielschnittrasen mit
einigermaßem „repräsentativem“ Charakter werden spezielle Geräte benötigt, insbesondere zum
Vertikutieren und Aerifizieren sowie ein Streuwagen zur Ausbringung von städtischem Kompost, in
besonderen Fällen auch Beregner mit Schlauch.
Die variablen Grünflächen-Pflegekosten (zusammengesetzt aus Personal- und Maschinenkosten
einschließlich Betriebsstoffe) stehen in Relation zu folgenden Faktoren:
 Entfernung der Pflegefläche vom Gerätedepot (Bauhof oder GaLaBau-Betrieb): Mit zunehmender
Fahrweglänge bzw. -dauer des zum Transport benötigten Kraftfahrzeugs nehmen die Personalund Betriebskosten zu. Durch eine Mindestausstattung des gesamten Stadtgebiets mit Bauhöfen,
wo alle zur Grünlandpflege notwendigen Maschinen in ausreichender Zahl deponiert sind und
auch gewartet werden können, ungefähr im Abstand von 5-8 km untereinander, sollte der
Anfahrtsweg zu keiner Grünfläche, auch zu pflegerelevantem Verkehrsbegleitgrün, im Regelfall
länger als 15 bis 20 Minuten betragen (Schätzwerte; vgl. übergeordnetes Leitbild in Kap. 8.1.1).
 Anordnung bzw. Abfolge der an einem Tag zu mähenden Grünflächen: Soweit es die
Pflegeanprüche der vorhandenen Grünlandtypen erlauben, ist ein Pflegeeinsatz dann am
wirtschaftlichsten, wenn möglichst nahe beieinanderliegende oder axial aneinander gereihte
Grünflächen in einem begrenzten Gebiet nacheinander gemäht werden. Durch eine geschickte
Routenwahl lassen sich unnötige Fahrstrecken vermeiden. Jedes Auf- und Abladen der
Mähgeräte verursacht einen Mindestzeitaufwand, der als Personalkosten zu Buche schlägt. Bei
zur Mahd anstehenden, eng benachbarten Grünflächen bis zu schätzungsweise 200 m
Entfernung zueinander im Straßenraum bzw. ca. 500 m in Parkanlagen, lohnt sich ein Transport
der Mähmaschinen mit einem Kraftfahrzeug nicht.
 Optimale Nutzung der Transport-Kraftfahrzeuge: Bei einem mehrstündigen Pflegeeinsatz in einer
Parkanlage (der nicht als vollständige Mahd von großflächig zusammenhängendem Grünland zu
verstehen ist), empfiehlt sich im Regelfall eine zwischenzeitliche Verwendung des Transport35
An Schlepper mit Kraftübertragung anzubringende Mähgeräte
LBV 2002
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100
Kraftfahrzeugs durch einen anderen Pflegetrupp für die Beförderung von Mähgeräten von bzw. zu
in der Nähe befindlichen Grünanlagen.
 Mahdhäufigkeit und Mahdumfang: Je öfter im Jahr und je stärker gestaffelt eine Grünfläche
gemäht wird, desto höhere Kosten für die An- und Abfuhr der Mähgeräte und Arbeitskräfte fallen
an. Wenn mehrere ausgedehnte Blumenwiesen mit ähnlichen Pflegeerfordernissen ziemlich eng
benachbart sind, halten sich die zusätzlichen Kosten einer aus ästhetischen und ökologischen
Gründen wünschenswerten Aufteilung der Mahd auf zwei Termine (vgl. Kap. 7.1.2, Leitbild 3)
jedoch in Grenzen. Denn Vielschnittrasen erfordern Beförderungsfahrten von Pflegegeräten in
ähnlicher Häufigkeit wie zweischürige Blumenwiesen, wenn man den Einsatz von Heuwender,
Rechen und auch die Mähgutabfuhr berücksichtigt.
 Größe und Schwierigkeitsgrad: Je großflächiger, je ebener und je weniger durch Gehölzgruppen,
Geländekuppen bzw. -stufen gegliedert ein Grünland ist, desto schneller läßt sich ein
Mähvorgang durchführen. Insbesondere die Einsatzmöglichkeit von Mähgeräten mit einer
Arbeitsbreite deutlich über 1 m und entfallende Rangierfahrten an verwinkelten Randbereichen
beschleunigen den Arbeitsfortschritt erheblich. BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG (1983)
gibt für eine durch Böschungen und Bäume stark gegliederte Grünfläche einen viermal höheren
Pflegekostenindex an als für ebene gehölzfreie Rasen oder Wiesen. Da die Kosten mit jedem
Mähvorgang proportional zunehmen, ist die Pflege stark reliefierter, strukturreicher Flächen als
Vielschnittrasen absolut erheblich teurer als eine nur zweimalige Blumenwiesenmahd. Häufiges
Schneiden baumbestandener Grünstreifen an Straßenrändern, das gewöhnlich mit Sichelmähern
oder Frontkreiselmähern durchgeführt wird, erweist sich ebenso wie das häufige Ausmähen
schwer zugänglicher Gehölzsäume als ziemlich zeitaufwändig und damit kostspielig.
 Verwertung des Mähguts von Wiesen und Säumen: Die Behandlungsweise des Schnittguts von
Langgraswiesen und Säumen kann die Pflegekosten maßgeblich beeinflussen. Durch eine
mehrtägige natürliche Trocknung nach der Mahd verringert sich das Gewicht und Volumen
beträchtlich auf ein Drittel bis ein Viertel der Ausgangsmenge, wodurch sich Abfuhrkosten in
beträchtlicher Höhe einsparen lassen. Dennoch ist die Heumenge einer zweischürigen
Halbfettwiese mit ca. 40 kg Trockengewicht je 100 m2 noch beträchtlich, sie ist aber selbst von
mehrere ha großen Blumenwiesen meist mit 2 LKW-Ladungen (einschließlich Anhänger)
abzufahren. Preisgünstigste und ökologisch sinnvollste Verwendung ist die Verfütterung des Heus
an Jungvieh oder Pferde. Voraussetzung dafür ist eine rechtzeitige Mahd, bevor der Aufwuchs
strohig wird, ein minimaler Müllgehalt des Schnittguts, was leider oft nicht gewährleistet werden
kann, sowie eine nicht allzu große Transportentfernung zu den Ställen.
Die Beförderungsstrecke des zu entsorgenden Mähguts beeinflußt die Gesamtpflegekosten
wegen der größeren Transportlast in höherem Maße als die Beförderung der Mähgeräte.
Schnittgut mit eher geringem Futterwert, z.B. aufgrund der Artenzusammensetzung oder des zu
späten Schnittzeitpunkts bei Säumen oder Staudenfluren, eignet sich entweder in feuchtem
Zustand zur Kompostierung in zentralen Kompostieranlagen, zur Biogaserzeugung oder in
einigermaßen trockenem Zustand zur Pyrolyse (Erzeugung brennbarer Spaltprodukte bei
Erhitzung unter Luftabschluß) bzw. zur thermischen Verwertung in einem Heizkraftwerk. Einer
Kompostierung des gesamten anfallenden Schnittguts stehen folgende Tatsachen entgegen: Seit
Einführung der Biotonne entsteht Kompost in einer Menge, die wegen dessen hohen
Nährstoffgehalts auf städtischen Grünflächen kaum mehr in vollem Umfang gebraucht werden
kann. Siedlungsnah gelegene Kompostieranlagen können nicht mehr ausgeweitet werden und
der Hauptabteilung des Gartenbaureferats ist es aus nicht näher erläuterten Gründen untersagt,
in ihren leistungsfähigen Anlagen Grasschnitt zu kompostieren (BRUNNER, 2001 mdl.;
Gartenbaureferat 2002). Trockener, strohiger Aufwuchs spätgemähter Wiesen und Säume kann
allerdings eigentlich nicht als „Grasschnitt“ bezeichnet werden. Somit empfehlen sich andere
Verwertungsweisen.
LBV 2002
München blüht
101
Die Erzeugung von Biogas aus Schnittgut von Grünland, welches frühzeit gemäht wird und einen
relativ geringen Rohfaser aufweist, erbringt eine verhältnismäßig hohe Energieausbeute: In
einem geschlossenen Behälter unter Sauerstoffabschluß entsteht durch Gärung das brennbare
Gas Methan. Vorteile der Biogaserzeugung gegenüber anderen Methoden sind die
Verwendbarkeit feuchter Substrate, eine geringe Geruchsbelästigung, ein Hygienisierungseffekt
(z.B. wenn Hundekot im Schnittgut enthalten ist) und eine geringfügig verminderte CO 2Belastung der Atmosphäre (BRIEMLE et al. 1991). Mit dem Biogas läßt sich Strom oder
(Fern)wärme produzieren, das verbleibende Endsubstrat hat einen hohen Gehalt an Kalium und
eignet sich vorzüglich zum Einbringen auf Äcker (ENGELHARDT 2002, mdl.), die es
beispielsweise im Bereich der Grünzüge Münchens gibt. Auch die Heizkraftwerke haben nach
Berichten aus der Tagespresse (2000) mittlerweile durchaus Kapazität für die Aufnahme weiterer
Entsorgungsmaterialien, wie müllhaltiges Schnittgut.
Schließlich kann einigermaßen getrocknetes, wenig samenhaltiges Schnittgut gehäckselt als
Mulchmaterial z.B. für Gehölzpflanzungen, in der Landwirtschaft oder im Gartenbau z.B. für
Erdbeerfelder oder (mit höherem Samengehalt) für Böschungen von Verkehrswegen, Deiche
oder Dämme verwendet werden (BRIEMLE et al. 1991).
Obwohl in jedem Fall ein nutzbares Produkt entsteht, finanziert sich die Verwertung des Mähguts
nicht von selbst, sondern verursacht zusätzliche Kosten, die aber gegenüber dem jetzigen
Zustand durch entsprechend abgestimmte Schnitttermine und verbesserte „Vermarktung“
gesenkt werden können, auch indem die Kapazität an verwertungsfähigem Schnittgut deutlich
gesteigert wird. Als besonders kostspielig erweist sich demnach das (heute für diesen Zweck
nicht mehr zeitgemäße) Kompostieren. Aus finanzieller Sicht zu präferieren ist die dezentrale
Erzeugung von Biogas, welche nach Errichtung der Anlagen den größtmöglichen wirtschaftlichen
Gewinn verspricht. Gegenüber der Verfütterung an Rinder liegt der monetäre Ertrag um 50%
höher (ENGELHARDT 2002, mdl.). Samenhaltiges Mähgut von artenreichen Magerwiesen bzw.
Magerrasen hat aus naturschutzfachlicher Sicht den höchsten Wert, indem es als Heumulch für
die Anlage neuer Blumenwiesen verwendet wird (vgl. Kap. 3.2.1).
 Beweidung: Eine Schafbeweidung als Pflegealternative für städtische Grünflächen kann nur in
Parkanlagen mit geringem Nutzungsdruck durch Besucher und natürlich auf „echten“
Biotopflächen in Frage kommen. Auf den eher kleinen dafür geeigneten Flächen ist eine
zeitweilige Koppelschafhaltung oder stationäre Hütehaltung mit einer geringen Herdengröße, die
von ortsansässigen (Hobby)Landwirten gestellt wird, die rentabelste Beweidungsform. Diese
Weideführung ist nach WOIKE & ZIMMERMANN (1997) um mindestens 20% wirtschaftlicher als
die aus naturschutzfachlichen Gründen vorzuziehende Wanderschäferei. Als besonders
kostspielig erweist sich ein An- und Abtransport der Schafe mit Lastwagen.
 Eine kostendeckende Schafhaltung im betriebswirtschaftlichen Sinn ist auf den meist wenig
zusammenhängenden, mit Gehölzgruppen gegliederten Flächen von Parkanlagen nicht zu
erwarten, zumal die Störungen der Herden zumeist durch verbotenerweise freilaufende Hunde
enorm sind (WOIKE & ZIMMERMANN 1997; VON VACANO, mdl.). Dennoch kommt eine
Schafbeweidung mit zwei Weidedurchgängen auf nicht allzu kleinen Grünlandflächen unter ca.
1 ha in aller Regel billiger als eine zweischürige Mahd, da die Errichtung der Zäune und extensive
Hüteform wohl weniger kostet als ein Maschineneinsatz und die Mähgutabfuhr.
4.2
Umschichtung finanzieller Mittel zugunsten arten- und blütenreicher
Grünflächen
Eine umfassende Grünflächenpflege, die sowohl den Nutzungsansprüchen der Bevölkerung als
auch ökologischen Belangen gerecht wird, ist wegen der immer knapper werdenden öffentlichen
Kassen und der zunehmenden Fläche von Grünanlagen in der seit Jahrzehnten üblichen Form
künftig nicht mehr gewährleistet. Seit einigen Jahren werden daher von den Kommunen
Lösungsansätze für die Finanzierung der Pflegekosten gesucht (z.B. PRESSEDIENST DER
LBV 2002
München blüht
102
LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN 1998; HORST SCHMIDT 1995; GARTENAMT BAMBERG
2000). Es gilt einerseits, die knappen Mittel effizienter einzusetzen, andererseits aber auch neue
Finanzierungsinstrumente bzw. -quellen zu finden. Einstimmig sollen nach den ausgewerteten
Statements
(z.B.
VON
BRACKEL
&
BRUNNER
1997;
PRESSEDIENST
DER
LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN; FRANCK 2001) auch in München Belange des Naturschutzes
mindestens gleichermaßen wie bisher berücksichtigt werden.
4.2.1 Neue Finanzierungsinstrumente, Einsparungsmöglichkeiten
Begleitet von entsprechender Öffentlichkeitsarbeit sollen die Nutzer mehr Eigenverantwortung für die
Erhaltung sauberer, arten -und blütenreicher Grünanlagen entwickeln, indem sie sich in stärkerem
Maß an der Gestaltung und möglicherweise auch an den Pflegekosten z.B. in Form von
Patenschaften beteiligen können (vgl. HORST SCHMIDT 1995). Im Idealfall sollen sich interessierte
umliegende Anwohner, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Anlage neuer oder der
naturnahen Umgestaltung bestehender strukturarmer Grünflächen von Anfang an bei der Planung
und dem Bau beteiligen können, wobei sie von Fachkräften mit pädagogischen, ökologischen und
gartenbaulichen Kenntnissen betreut werden. Was in Kindergärten und Schulhöfen seit einigen
Jahren bayernweit erfolgreich nach dem Modell von PAPPLER & WITT (2001) praktiziert wird,
nämlich begeisterte kreative Mithilfe von Schülern und deren Eltern bei der naturnahen Gestaltung
von Außengelände mit hohem Erlebniswert, sollte in ähnlicher Weise auch im öffentlichen Grün
möglich sein. Die Anlagekosten können so durchschnittlich um die Hälfte reduziert werden und die
Kosten einer fachgerechten Pflege in den Folgejahren unter günstigen Umständen auf weniger als
20% des sonst üblichen Betrags. Die Beteiligung der Bevölkerung an Unterhaltsmaßnahmen hängt
hauptsächlich davon ab, ob durch den Entstehungsprozess eine Identifikation und Aneignung der
Anwohner mit der Grünanlage und eine Wertschätzung arten- und strukturreicher Blumenwiesen
und Säume gelungen ist. Derzeit ist die Bereitschaft dazu nach Erfahrung von FRANCK (2001) noch
gering.
Demgegenüber befürwortet HORST SCHMIDT (1995) auch weiterhin die Durchführung der Pflege
durch die fachlich gut qualifizierten Arbeitskräfte der Stadt, die von Firmen des Garten- und
Landschaftsbaus unterstützt werden. Die in Karlsruhe offenbar gewährleistete Qualität bei den
Unterhaltsarbeiten, welche auch ökologischen Belangen gerecht werden, ist in München bisher
mancherorts zu vermissen.
Es wäre beispielsweise einen Versuch wert, auf Blumenwiesen geringer bis mittlerer
naturschutzfachlicher Wertigkeit in Parkanlagen kostenlose Sensenkurse für die Bevölkerung unter
fachkundiger Anleitung anzubieten. Das manuelle Mähen einer Wiese hält der Autor für eine
ökologisch und gesellschaftlich sinnvolle Alternative für andere, meist nicht zweckgebundene
Betätigungen für die körperliche Fitness, worauf ja viele Menschen heute Wert legen. Für den
„Hobbymäher“, der sich natürlich an einen grob vorgegebenen Pflegeplan zu halten hat, kann es
zudem ein Erfolgserlebnis werden, wenn im Laufe weniger Jahre durch seinen persönlichen Einsatz
aus einigen hundert Quadratmeter zunächst eher blütenarmem Grünland blüten- und artenreiche
Blumenwiesen werden.
Als neues Finanzierungsinstrument für „saubere“ Grünanlagen (und Ordnungskräfte, die dafür
sorgen sollen) ist an die Erhebung von „Emissionsgebühren“ auf manche Nutzungen zu denken,
welche die Pflege- und Instandhaltungskosten im Vergleich zu reinen Spaziergängern ohne
Hinterlassenschaften anheben; z.B. für offene Feuerstellen; Hundeexkremente auf offenen
Grünlandflächen abseits von Gebüschsäumen („Dogset“- Automaten Benutzungspflicht in
bestimmten Bereichen);
Bei den von der Kommune durchgeführten laufenden Pflegemaßnahmen bieten sich folgende
Einsparmöglichkeiten:
LBV 2002
München blüht
103
 Ausgesprochen aufwuchsarme Rasen an Straßenrändern und Mittelstreifen sowie Moosrasen nur
maximal 2-3x jährlich mähen mit mindestens zweimonatigen Mähpausen (z.B. Oberbiberger
Straße, Kreuzhofstraße, Moosrasen im Waldfriedhof)
 Weitgehender Verzicht auf Zusatzmahden mit der Motorsense in Vielschnittrasen um
Baumstämme, Pfosten und andere „Hindernisse“; ein Pflegeschnitt alle drei Jahre genügt, um
eine unerwünschte Gehölzsukzession zu verhindern
 Großzügigeres Belassen von Mini-Saumstrukturen im Vielschnittrasen, deren Mahd
zeitaufwändige Rangierfahrten von Mähgeräten erfordern, auch z.B. blütenreiche Baumscheiben
von 1-2 m2 Größe nur selten mähen
 Geringfügige Reduzierung von dauerhaft beschäftigtem Pflegepersonal, insbesondere von gering
qualifiziertem, da insgesamt deutlich seltenerer Einsatz von Rasenmähern erforderlich ist
Auch wenn motorisch betriebene Rasenmäher im Vergleich zu Verkehrsmitteln nur geringe
Kraftstoffmengen verbrauchen und dabei Schadstoffe bzw. CO2 in die Atmosphäre ausstoßen, sollte
doch jeder Mäheinsatz auf seine tatsächliche Notwendigkeit hin geprüft werden bzw. der Mähumfang
an den aktuellen Bedarf angepaßt werden. Schließlich kann das vertraglich vorgegebene Ziel einer
Verminderung der CO2-Emission in den nächsten Jahren nur durch einen reduzierten Verbrauch
fossiler Energie auf allen nur denkbaren Bereichen erzielt werden. Die jährlich steigende Ökosteuer
soll auch bei der motorisierten Grünlandpflege Anreiz sein, stetig verantwortungsvoller und
sparsamer mit den Mähmaschinen umzugehen und so den Kraftstoffverbrauch zu senken.
In Bereichen mit großräumigem, weitgehend ebenem Grünland geringer bis mittlerer ökologischer
Wertigkeit und entsprechender Infrastruktur (Nähe zu Pferdestall) wäre eine umweltfreundliche und
ökologisch effiziente Alternative zu Motormähern ein Pferdeeinsatz mit speziell dafür entwickeltem
Vorderwagen, an dessen Heck ein Mähbalken montiert wird (OPPERMANN & CLASSEN 1998).
Weil das Schnittgut größtenteils an die Pferde verfüttert werden kann, würden einerseits die
Entsorgungskosten weitgehend entfallen, andererseits der Verbrauch fossiler, mit hohen Steuern
belegter Kraftstoffe erheblich vermindert werden. Die Grünflächenpflege im Bereich der in den
Stadtrandzonen gelegenen Grünzüge (vgl. Kap. 8.1.2) mit noch z.T. landwirtschaftlichem Umfeld
könnte auf diese Weise außerdem zu einem spannenden Ereignis für die Parkbesucher werden.
Bei der Neuanlage und Umgestaltung von Grünanlagen ließen sich durch Beachtung folgender
Punkte finanzielle Mittel einsparen:
 Mehr Zurückhaltung bei der verhältnismäßig teuren Pflanzung von Gehölzen, die auch im
Unterhalt kaum billiger sind als Blumenwiesen; Zulassung von mehr Krautsäumen und
streifenartigem Brombeergestrüpp mit Waldreben an den Rändern der sehr knapp bemessenen
Gehölzgruppen; Mahd solcher Bereiche im Bedarfsfall alle 2-3 Jahre mit der Motorsense oder
Gehölzsukzession, dann nur Auslichtungs- und Ausleseschnitte notwendig
 Einhaltung eines Mindestabstands von 5 m zwischen Strauchpflanzungen und einem
Fahrbahnrand und 3 m zu einem Wegrand, damit allenfalls in Ausnahmefällen Folgepflegeeinsätze zum Rückschnitt der Gehölze nach der Verkehrssicherungspflicht notwendig werden
(vgl. HORST SCHMIDT 1995); die entstehenden Abstandstreifen als kostengünstigen Saum
gestalten, der nur einmal jährlich gemäht wird
 Nutzung des natürlichen Gehölzanflugs (z.B. von Ahorn, Eschen, Birken und Weiden) bei einer
Neuanlage bzw. Umgestaltung einer Grünfläche, erspart einen Teil der kostenaufwändigen
Gehölzpflanzungen, auch die Kosten der städtischen Baumschulen können dadurch zumindest
geringfügig reduziert werden
 Keine aufwändigen gärtnerischen Begrünungen ehemaliger Straßenbahntrassen oder sonstiger
Straßenrand- und Mittelstreifen bzw. Verkehrsinseln; Belassen des kiesigen Rohbodens, wo
LBV 2002
München blüht
104
immer möglich; für einzelne Gehölzpflanzungen nur punktuell humosen Oberboden aufbringen; je
nährstoffärmer solche Flächen sind, desto geringer sind die späteren Pflegekosten
 Keine Saatgutmischungen mit Kulturformen von Wildkräutern, keine Zwiebelpflanzungen von
Kulturformen in naturnahe Grünflächen; solche finanziellen Aufwändungen mindern den
ökologischen Wert des städtischen Grüns und sind daher zu unterlassen (vgl. Kap. 1.3.2.6; REIF
& NICKEL 1999).
4.2.2 Zusätzliche Aufwendungen
Bei einer stärker nach ökologischen Belangen ausgerichteten Grünlandpflege stehen den langfristig
möglichen Einsparungen vor allem anfänglich zusätzliche Kosten gegenüber. Flächenbezogen fallen
während der Umstellungsphase von Vielschnittrasen zu Blumenwiese, meist beschränkt auf 1-3
Jahre, im Regelfall höhere Aufwendungen an. Daher ist eine sofortige professionelle Umwandlung
aller gemäß Kap. 8.2 gewünschten Blumenwiesen aus Rasenflächen in großem Umfang aus
finanziellen Gründen kaum möglich. Zusatzaufwendungen entstehen im einzelnen durch folgende
Maßnahmen:
 Einbringung von Wildblumen und -gräsern entsprechend der in Kap. 3.2 vorgestellten Methode.
BOSSHARD (2000) gibt für die Umwandlung von artenarmem Grünland in artenreiche
Magerwiesen Saatgutkosten (Verwendung der hochwertigen Mischung FIIIt, vgl. Kap. 3) von
0,12 Euro je m2 an. Veranschlagt man die darin nicht enthaltenen Maschinen- und
Personalkosten mit einem Mähdurchgang von Blumenwiesen zu 0,10-0,13 Euro (vgl. Tab. 14), so
kostet der Quadratmeter umzuwandelnde Blumenwiese einmalig 0,22-0,25 Euro. Eine
Heumulchübertragung kann die Saatgutkosten auf weniger als die Hälfte reduzieren.
 auf ziemlich nährstoffreichen Grünflächen mit dichtem und hohem Aufwuchs dreimalige jährliche
Mahd in den ersten Jahren zur Aushagerung, damit sich die eingebrachten Wiesenblumen
etablieren können, verursacht höhere Kosten als eine vorausgegangene Vielschnittnutzung
 sukzessive Anschaffung von Doppelmesser-Balkenmähgeräten und einer vollautomatischen
Schleifeinrichtung; damit werden längerfristig Betriebskosten eingespart
 Anfertigung und Aufstellung einiger Informationstafeln an vorbildlichen Blumenwiesen (z.B. im
Westpark, im Waldfriedhof und im Neuen Südfriedhof)
 zeitweilige Aufwändungen für besondere Behandlungsweisen des zu entsorgenden Schnittguts,
z.B. Nachtrocknung mit Solarenergie, Bau kleiner Biogasanlagen
 Beschäftigung von Personal für die Erarbeitung und Fortschreibung eines stadtgebietsweiten
Pflegeplans (entsprechend dem relativ erfolgreichen Karlsruher Modell nach HORST SCHMIDT
1992) sowie für die Kontrolle dessen Erfüllung
 Beschäftigung einer Fachkraft zur zur wirtschaftlichen Steuerung der Grünflächen(um)gestaltung
und -pflege, zur Kosten- und Leistungsrechnung und zur Erstellung eines Grünflächenkatasters
für mehr Kostentransparenz (vgl. HORST SCHMIDT 1995)
 Weiterbildung von im Außendienst eingesetzten Arbeitskräften mit entsprechender Befähigung:
z.B. Kurse in ökologisch orientierter Pflege mit sparsamem Maschineneinsatz; Kurse zur
Betreuung pflegewilliger Parkbesucher
 Ausbildung von Parkwächtern (entsprechend der Naturschutzwacht nach Art. 43, BayNatSchG),
welche möglichst weitreichende Befugnisse haben sollen: Ihre Hauptaufgabe soll sein, die
Einhaltung der bestehenden Grünanlagenordnung zu überwachen, außerdem Parkbesucher zu
informieren und notfalls handelnd einzuschreiten. Die Notwendigkeit derartiger Parkwächter für
den Englischen Garten wurde kürzlich in der Tagespresse (2001) bekanntgegeben, da die
LBV 2002
München blüht
105
personell eher unterbesetzte Polizei nicht imstande ist, dieses Aufgabenfeld zu übernehmen. Ein
stets paarweises Auftreten ist wünschenswert, der Einsatz ist von den Sicherheitsbehörden zu
finanzieren.
Einen mittelfristigen personellen Ausbau der Gartenämter hält auch NOHL (2001) für notwendig,
damit die Wirksamkeit der Freiraumplanung im Rahmen einer dringend gebotenen ökologischen
Stadterneuerung gesteigert werden kann. Denn in einer Stadt der Zukunft treten als Kultursymbol
neben die „versteinerte“ Architektur gleichwertig nicht überbaute, freie „naturnahe“ Räume, welche
gleichermaßen den Bedürfnissen der Bewohner als auch den Ansprüchen von Flora und Fauna
gerecht werden.
LBV 2002
5)
München blüht
106
Nutzungsansprüche an Freiflächen in der Stadt
Zu den sozialen Grundfunktionen, die städtische Freiräume erfüllen sollen, gehören die Erweiterung
der Handlungskompetenz und der ästhetischen Kompetenz der Stadtbewohner sowie die Entfaltung
der Persönlichkeit der Stadtkinder durch Erfahrungs-, Lern- und Sozialisationsprozesse (NOHL
1982-1984). Dafür reicht es nicht, nur auf vorgegebenen Wegen zwischen eintönigen,
kurzgeschorenen Rasenflächen und an saumlosen, überall gleich aussehenden Gehölzrändern
spazierengehen zu dürfen oder auf einheitlich gestalteten Sitzbänken am Wegrand zu sitzen.
Vielmehr hat der Mensch einen Aneignungscharakter, er möchte seine Umwelt begreifen und
gestalten. Freiräume können auch Lernfelder für den Alltag und die Arbeitswelt sein.
Den Wandel in der Nutzung von Parkanlagen spätestens seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts,
als der Durchschnittsbürger seine gestiegene Freizeit in immer größerem Maß auch in Freiräumen
verbracht
hat,
dokumentiert
„Die
Besitzergreifung
des
Rasens“
(BAYERISCHE
RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Demnach ist für den Bürger der reine Zierwert öffentlicher
Grünflächen und die Aufforderung „Betreten des Rasens verboten!“ nicht mehr nachvollziehbar, er
nimmt die Rasenflächen für vielfältige Freizeitaktivitäten in Anspruch. Je nach Altersgruppe
unterscheiden sich die bevorzugten Nutzungsmotive bzw. Tätigkeiten in städtischen Freiräumen:
Tab. 16:
Freiraumnutzungsmotive und Freiraumtätigkeiten, empirische Ergebnisse von NOHL
(1982-1984)
Altersgruppen
Motive
20-30 Jahre
31-45 Jahre
46-60 Jahre
alle
%
%
%
%
Ruhe
19
22
26
22
Erholung
24
19
20
22
Ästhetik
10
14
23
14
Naturerlebnis
9
13
11
10
pragmatische Gründe
6
8
1
6
Exploration
5
7
8
6
Kontemplation
14
6
6
10
Unterhaltung/ Anregung
8
4
2
5
Bewegung/ Spiel
3
4
0
3
Kontakte knüpfen
2
3
3
2
Unterschiede in der Freiraumnutzung bzw. den Ansprüchen an städtische Freiräume bestehen auch
zwischen gesellschaftlichen Schichten bzw. Einkommensklassen. Demnach schätzt die Mittelschicht
den ästhetischen Aspekt von Grünflächen und die Naturerfahrung mehr als untere
Einkommensklassen, für die der soziale Faktor im Vordergrund steht (GILBERT 1994). Mit
zunehmendem Alter steigt die Besuchshäufigkeit städtischer Grünanlagen, über 65 Jahre alte
Rentner gehen mindestens doppelt so oft in den Park wie 20-30-Jährige. Auch ist vom ungelernten
Arbeiter über Facharbeiter, Angestellte und Beamte hin zum Akademiker eine deutliche Zunahme
der Besuchshäufigkeit innerstädtischer Freiräume festzustellen. Am Samstag und noch mehr am
Sonntag kommen durchschnittlich deutlich mehr Besucher als an den übrigen Wochentagen,
tageszeitlich ist gewöhnlich ein kleines Besuchermaximum vormittags gegen 10 Uhr und ein
größerer Andrang nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr zu verzeichnen. Während diesen beiden
Stunden halten sich etwa 25 bis 35% aller Tagesbesucher im Park auf (NOHL 1982-1984). Eine
quantitative Verschiebung dieser Angaben im Lauf der letzten 20 Jahre ist nicht auszuschließen.
Abgesehen von den in Parkanlagen gewohnheitsmäßigen Tätigkeiten, insbesondere
Spazierengehen, Joggen, Radfahren oder auf einer Bank sitzen, die sich vorwiegend auf Wegen
LBV 2002
München blüht
107
oder an deren Rand abspielen, können aktuell in München auf Grünflächen hauptsächlich folgende
Nutzungen beobachtet werden:
 Liegerasen bzw. Liegewiese (eher niederwüchsige Bestände), vorzugsweise bei warmer sonniger
Witterung (vgl. Foto 51)
 Spielrasen, z.B. Ballspiele, Drachensteigen, vorzugsweise nachmittags auf häufig gemähten
Flächen;
 Picknick auf Rasenflächen, in bestimmten Bereichen auch Grillen, vor allem nachmittags und
abends;
 bei Schneelage an Hängen Wintersport, insbesondere Rodeln;
 Ausführen von Hunden: ganzjährige Hauptnutzung zumindest der Randbereiche fast aller Rasenund Wiesenflächen, gerade auch morgens und vormittags, auch auf Straßenrandstreifen.
Im allgemeinen besteht ein Zusammenhang zwischen dem Maß, mit dem eine öffentliche
Grünanlage genutzt wird, und dem Aufwand, der zur Pflege der Vegetation betrieben wird. Demnach
spielen sich die genannten Aktivitäten hauptsächlich auf Vielschnittrasen, weniger auf Blumenwiesen
ab. Nur vergleichsweise wenige Passanten besuchen Grünanlagen hauptsächlich zur bewußten
Naturbeobachtung, zur Naturfotografie oder zum Malen oder Zeichnen. Dennoch nehmen die
meisten Besucher eine Blumenwiese als angenehme Kulisse bei einem Spaziergang oder beim
Liegen wahr. Insbesondere scheinen Bürger mittleren Alters, vor allem aus der Mittelschicht mit
Hochschulbildung, naturnah gestaltete Flächen im Umfeld ihrer Wohnung zu schätzen, wo sie häufig
Naturerlebnisse haben können. Als positive Empfindungen werden genannt Vielfalt, Farbe,
unerwartete Ereignisse, Zusammentreffen mit Tieren, Ruhe und Besinnung auf sich selbst. Kleine
Flächen werden im allgemeinen großen gehölzreichen Flächen mit vielen Versteckmöglichkeiten
vorgezogen, weil insbesondere Frauen (ohne Begleitung eines Hundes) dazu neigen, vor großen
naturbelassenen Flächen Angst zu haben (GILBERT 1994).
Neben dem Sicherheitsaspekt spielen vorwiegend ästhetische Gründe eine Rolle für die Ablehnung
naturnah gestalteter Flächen. Nur mit geringem Aufwand gepflegte ökologisch wertvolle Bereiche
halten viele Passanten für zu verwildert, schlampig und unwirtlich (z.B. SEIFFERT 2001, mdl.), was
auf das kulturell geprägte Schönheitsempfinden zurückzuführen ist. Demnach werden im
Siedlungsgrün nur Dauergrün von Vielschnittrasen und bunte Blumenbeete, nicht aber vergilbendes,
absterbendes Pflanzenmaterial als angebracht empfunden. Andere Orte, z.B. Bahndämme und seit
jeher naturnahe Flächen in der freien Landschaft, werden im allgemeinen nach einem andereren
ästhetischen Maßstab beurteilt. Nicht nur der Landesbund für Vogelschutz und die Verfasser,
sondern auch z.B. GILBERT (1994) halten es für möglich, die ästhetischen Ansprüche bzw.
Erwartungen an städtische Grünflächen dahingehend zu ändern, daß der Großteil der Bevölkerung
Blumenwiesen (nicht nur während der Hauptblütezeit) und auch ungemähte artenreiche Säume im
Winterhalbjahr ebenso akzeptiert wie Vielschnittrasen, die als Spiel- und Liegeflächen weiterhin in
ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen müssen. Eine Möglichkeit dazu könnte die Anlage
relativ weniger, im gesamten Stadtgebiet ungefähr gleichmäßig verteilter, möglichst attraktiv
gestalteter „ökologischer Vorbildflächen“ sein, deren Lebensgemeinschaften und die zum Erhalt
geeignete Pflege auf Schautafeln erläutert werden.
LBV 2002
6)
München blüht
108
Positive und negative Beispielflächen in München
Von den in der folgenden Tabelle 17 in alphabetischer Reihenfolge aufgelisteten 42 Grünanlagen
bzw. Straßenrandstreifen und -inseln in München wurden die Rasen- bzw. Wiesenflächen, teilweise
auch Säume, Feuchtgrünland und Verlandungszonen im Frühjahr bzw. Sommer 2001 begangen. Zu
jeder Fläche wurde ein Formblatt angefertigt, das eine Beschreibung und Angaben zu den
vorgefundenen Grünlandtypen, zur floristischen und faunistischen Ausstattung, zur Nutzung, Pflege
und zu Beeinträchtigungen enthält und weiter fortgeschrieben wird; ferner werden Vorschläge für
eine naturnähere Pflege und Gestaltung gemacht. Meist sind noch ein bis zwei Fotos beigefügt,
welche einen charakteristischen Ausschnitt der aufgenommenen Grünfläche zeigen, insgesamt 52
Aufnahmen. Eine Lageübersicht der erhobenen Flächen liefert Abb. 14.
Tab. 17:
Übersicht über die untersuchten Grünflächen in München
Abkürzungen:
Bege = Anzahl der Gebietsbegehungen ab 1999
Teilflä = Anzahl der erhobenen/ kartierten Teilflächen
Grünland-Typen: B = blütenreiche Blumenwiese; F = Feuchtwiese (auch Brache); M = Magerrasen; R =
Vielschnittrasen (nur bei Bestandsaufnahme); S = Saum; V = Verlandungsröhricht (stets sehr schmale, kleine
Flächen); W = eher blütenarme Wiese; a = besonders artenreich; e = besonders nährstoffreich (eutroph); i =
intensiv gepflegt; k = mit Kulturformen; m = besonders mager; r = ruderal; () = nur kleine Teilbereiche
betreffend;
Veg.aufn.Nr. = Nummer(n) der Vegetationsaufnahme(n) im Gebiet. Die Vegetationstabellen sind im Anhang
beigefügt.
Fortsetzung der Tabelle auf der nächsten Seite
LBV 2002
Tab. 17:
München blüht
109
(Fortsetzung)
Gebiet
Agnes-Bernauer-Platz
Altenburgstraße, Grünstreifen
Be
ge
2
1
Teilflä
2
3
Am Wiesenhang, Grünanlage
Aubinger Lohe
Blutenburg/Durchblick
Brunnbachleite
Bürgerpark Bogenhausen
Englschalkinger Str., Mittelstreifen
Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln
Forst-Kasten-Allee, Grünfläche
Friedenspromenade
Fürstenrieder/ Landsberger Straße
Hirschgarten
Josephsburg, Graben
Kreuzhofstraße
Kuntersweg, Hochterrassenkante
Landschaftspark Riem
Lerchenauer See
Luise-Kiesselbach-Platz
Luitpoldpark/Nordteil
Maximiliansplatz
Max-Lebsche-Platz
Neuer Südfriedhof
Neuhofen
Neuriem-West, Grünstreifen
Oberbiberger Straße, Mittelstreifen
3
1
3
1
1
1
2
6
2
2
1
1
3
2
3
2
1
2
2
6
2
3
3
2
1
2
6
2
2
2
2
1
2
9
4
1
3
2
4
2
4
2
2
1
4
4
5
3
Grünland
Typen
R,Se
W,(Br),
Sr
W(r),Se
F,V,W
Bi,W(r)
Fe
B,R,W
R
R(m)
W(r)
Wk,R
WRe
Ri,S
Wk,
Rm
B,M,
B/M,Sa
R,W
B/W
Wr, S
R
Ra
B
R,S(e)
B,Ri
Rm
Veg.Bemerkungen/Bewertung
Aufn.Nr.
26,42
Schattensaum, früh gemäht
50
u.a. neu angelegter Saum
43
55
17
53
14
37
35
8
1, 28
11
46
34, 45
16
7,44
29
22
23, 51
25
31, 32
20
39, 39a
6
38
ungemähter Rasenbereich
Sekundär-Feuchtbiotop
durchweg fehlerhafte Pflege
eutrophe Uferstreifen
gute Pflegeabstufung
z.T. magerer Blumenrasen
späte Frühjahrsmahd
z.T. Umwandlungswiese
Neuanlage und Rasenstreifen
Verkehrsinseln
vorw. Intensivrasen; Säume
schlechte Neuanlage
zu oft gemähte Grünstreifen
Relikt Halbtrockenrasen
monotone Magerwiesen
Liegewiesen/Badesee!
blütenreiche Verkehrsinsel
ruderale Hangwiesen
geophytenreiche Rasen
z.T. magerer Vielschnittrasen
recht gut, mit Keltenschanze;
strukturarm, negativ
artenreiche Neuanlage
magerer Blumenrasen mittig;
zu oft gemäht;
Olympiapark
4
10
B,F,Ri,Se 9,10,27, große Hangwiesen, unterW(r)
54
schiedlich blütenreich
Ostpark
3
4
W,(F)
21,56
Fettwiesen, z.T. Flutrasen
Sauerbruch-/Immastraße
6
1
Ra
36
blütenreicher Pionierrasen
Stadtpark Pasing
4
5
B,Wr,S
12,13,
z.T. naturnahe Bestände;
48
Magerwiese, Säume
Thomas-Mann-Allee
1
1
S
49
Rasen und kleine Säume
Uriweg, Uferstreifen
2
3
R, V
58
4 „Biotop“gewässer in Rasen
Waldfriedhof, neuer Teil
9
5
B,M(m),S 5,19
große naturnahe Flächen
Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen
3
2
Rk
schlechte Neuanlage
Waldgartenstraße, Grünanlage
9
1
W(r)
wahllose Pflege, negativ;
Walter-Hopf-Weg
3
3
Wer
2
blütenarme Grasböschungen
Westpark, West- und Ostteil
4
>10 B,F,M,Rr/i 3,30,41, Wiesen kleinräumig, aber
W
57
vielfältig und artenreich
Würmtalstraße, Randstreifen
3
3
R
33
späte Frühjahrsmahd
Zamdorfer
Gleisdreieck
und 1
2
B/W(r)
18
rel. strukturreiche Schafweide
Hüllgrabenwiese
mit Ruderalflächen
Zamilapark
2
3
B,M,W
15,52
artenreiche (Halb)trockenrasen, in Entwicklung
Zehetmeierstraße, Randstreifen
1
1
Rm
40
sehr schmaler Randstreifen
Zöllerstraße, Grünanlage
5
1
W
4
ungemähte Rasenstreifen
Abb. 14: Lageübersichtsplan der untersuchten Grünflächen in München
LBV 2002
Abkürzung im Plan
AB
AG
AW
AL
BL
BR
BÜ
EN
ET
FK
FR
FÜ
HI
JO
KR
KU
LP
LE
LK
LU
MA
ML
NS
NH
NR
OB
OL
OP
SA
ST
TM
UR
WA
WF
WG
WH
WE
WÜ
ZG
ZA
ZE
ZÖ
München blüht
110
Gebiet
Agnes-Bernauer-Platz
Altenburgstraße, Grünstreifen
Am Wiesenhang, Grünanlage
Aubinger Lohe
Blutenburg/Durchblick
Brunnbachleite
Bürgerpark Bogenhausen
Englschalkinger Straße/Mittelstreifen
Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln
Forst-Kasten-Allee, Grünfläche
Friedenspromenade
Fürstenrieder/Landsberger Straße
Hirschgarten
Josephsburg, Graben
Kreuzhofstraße
Kuntersweg, Hochterrassenkante
Landschaftspark Riem
Lerchenauer See
Luise-Kiesselbach-Platz
Luitpoldpark/Nordteil
Maximiliansplatz
Max-Lebsche-Platz
Neuer Südfriedhof
Neuhofen
Neuriem-West, Grünstreifen
Oberbiberger Straße, Mittelstreifen
Olympiapark
Ostpark
Sauerbruch-/Immastraße
Stadtpark Pasing
Thomas-Mann-Allee
Uriweg, Uferstreifen
Waldfriedhof, neuer Teil
Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen
Waldgartenstraße, Grünanlage
Walter-Hopf-Weg
Westpark, West- und Ostteil
Würmtalstraße, Randstreifen
Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese
Zamilapark
Zehetmeierstraße, Randstreifen
Zöllerstraße, Grünanlage
In einem weiteren Schritt wurde eine vorläufige Bewertung der Grünflächen vorgenommen, vor allem
hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz (s. Tabelle 18). Folgende gleich
gewichtete Bewertungskriterien werden berücksichtigt:
LBV 2002
München blüht
111
 Naturnähe der Grünfläche/Magerkeit des Standorts/Artenausstattung
 Standortvielfalt, Vielfalt an Teillebensräumen/Größe der naturnahen Flächen
 Pflege (Umfang, Zeitpunkte, Differenziertheit) soweit ermittelbar; ggfs. besondere
Rücksichtnahme auf viele Jahrzehnte altes, noch als Relikt erhaltenes naturnahes Grünland, z.B.
Auenwiesen an Isar und Würm.
Die Vorläufigkeit der Bewertung ist vor allem dadurch begründet, dass manche Flächen nur ein- bis
zweimal kartiert wurden und für diese Grünflächen nur eine eingeschränkte Aussage über die dortige
Pflegepraxis möglich ist. Die Bewertung bezieht sich, soweit vorhanden, nur auf die
Blumenwiesenanteile der betreffenden Grünfläche, ansonsten auf die Rasenflächen und
Gehölzsäume. Demnach bedeutet eine niedrige Pflege-Bewertungsstufe grundsätzlich nicht, daß
die nur selten oder gar einmalig gemähten Bereiche schlechter beurteilt werden als die in fast jeder
Grünanlage üblichen Vielschnittrasen.
Die nun folgenden Formblätter sind nach den Wertstufen gegliedert und in sich alphabetisch nach
der Bezeichnung der Grünflächen angeordnet. Kapitel 5.1 beinhaltet die für gut oder sehr gut
befundenen Grünflächen, Kapitel 5.2 die mittelmäßig bis unzureichend eingestuften Grünflächen, für
welche wenigstens in Teilbereichen dringend eine Veränderung der derzeitigen Pflegepraxis, teils
auch eine vielfältigere, naturnähere Gestaltung wünschenswert ist.
LBV 2002
Tab. 18:
München blüht
112
Vorläufige Bewertung der erhobenen Grünflächen im München
Die Bewertung bezieht sich nur auf den Grünlandanteil, vorrangig auf den Anteil an Wiesen
einschließlich Säume
Die Bewertungsskala umfaßt folgende 5 Stufen:
1 = sehr gut
2 = gut
3 = mittelmäßig
4 = mangelhaft
5 = unzureichend
Gebiet
Natur/Arten
Agnes-Bernauer-Platz
3
Altenburgstraße, Grünstreifen
2
Am Wiesenhang, Grünanlage
3
Aubinger Lohe
1
Blutenburg/Durchblick
3
Brunnbachleite
2
Bürgerpark Bogenhausen
3
Englschalkinger Str./Mittelstreifen
3
Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln
3
Forst-Kasten-Allee, Grünfläche
2
Friedenspromenade
4
Fürstenrieder/Landsberger Straße
3
Hirschgarten
4
Josephsburg, Graben
4
Kreuzhofstraße
1
Kuntersweg, Hochterrassenkante
1
Landschaftspark Riem
1
Lerchenauer See
3
Luise-Kiesselbach-Platz
2
Luitpoldpark/Nordteil
2
Maximiliansplatz
2
Max-Lebsche-Platz
2
Neuer Südfriedhof
1
Neuhofen
5
Neuriem-West, Grünstreifen
1
Oberbiberger Straße, Mittelstreifen
2
Olympiapark
2
Ostpark
2
Sauerbruch-/Immastraße
2
Stadtpark Pasing
1
Thomas-Mann-Allee
2
Uriweg, Uferstreifen
1
Waldfriedhof, neuer Teil
1
Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen
4
Waldgartenstraße, Grünanlage
3
Walter-Hopf-Weg
3
Westpark, West- und Ostteil
2
Würmtalstraße, Randstreifen
3
Zamdorfer
Gleisdreieck
und
1
Hüllgrabenwiese
Zamilapark
1
Zehetmeierstraße, Randstreifen
2
Zöllerstraße, Grünanlage
2
Vielfalt
3
3
4
1
3
3
2
4
3
3
4
3
4
4
2
1
3
3
3
3
2
4
2
4
3
2
1
2
3
1
4
2
1
5
3
3
1
3
2
1
2
4
Pflege
4
?
3
3
5
4
2
5
3
2
4
3
5
5
4
2
3
4
2
4
4
4
2?
5
2
4
3
2
2
2
4
5
2
5
5
4
1
4
3
2?
3
4
Gesamtbewertung
3
2
3
2
4
3
2
4
3
2
4
3
4
4
2
1
2
4
2
3
3
3
2
5
2
3
2
2
2
1
3
3
1
5
4
3
1
3
2
1
2
3
LBV 2002
6.1
München blüht
113
Positiv beurteilte/gut gepflegte Grünflächen
Altenburgstraße, Grünstreifen
Stadtteil:
zwischen Westkreuz und Aubing
Lage:
Grünstreifen beiderseits der Altenburgstraße zwischen Hohensteinstraße und
Aubinger Straße; Grünstreifen zwischen Teckstraße und Hornberger Straße (nördlich der
Bahnstrecke nach Geltendorf)
Begehungstermin: 7.6.01
Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Südlich der Altenburgstraße kleine Fettwiese mit randlich einzelnen Bäumen,
nordseitig eines Schotter-Rundwegs leicht geböschter, stellenweise noch lückenhafter 5- 6 m
breiter Saum mit lockerer, teils noch frischer Gehölzbepflanzung; gestufte Wuchshöhe des
inhomogenen Krautbestands mit hohem Anteil an Ruderalpflanzen; Fortsetzung nach Norden
mit Unterbrechung bis Aubing-Ost-Straße, vorwiegend mäßig blütenreiche Halbfettwiesen,
zwischen Klaussteinstraße und Aubinger Straße relativ blütenreiche, leicht ruderalisierte
Magerwiese mit Futter-Esparsette, Hornklee und Margerite; östlich Hornberger Straße kleine
kiesige Pionierflur mit Natternkopf und Purpurweiden.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (10%)
 kiesiger Pionierrasen (3%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (2%)
 mäßig artenreiche Magerwiese (50%)
 Fettwiese (30%)
 mäßig nährstoffreicher ruderaler Saum (2%)
 nährstoffreiche Ruderalflur (3%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 68
faunistische Beobachtungen:
7.6.01: Grünes Heupferd
Pflege der Grünflächen: unbekannt
Nutzung durch Bevölkerung:
 regelmäßige Querung auf Trampelpfaden
 Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Am Rand der Magerwiese organische Ablagerungen; Ruderalisierung und stellenweise
Eutrophierung
Verbesserungsvorschläge:
 Extensive Beweidung der Magerwiese ab Mitte Juni mit Schafen wäre angebracht
 Fettwiese zweimal jährlich mähen, Saum im Spätsommer mähen
LBV 2002
München blüht
114
Foto 29: Altenburgstraße: Relativ breiter ruderaler Saum auf flacher Böschung mit sehr lückiger
Gehölzpflanzung; u.a. Blüte der Mehligen Königskerze (7.6.01)
Foto 30: Bürgerpark Bogenhausen, westlich Weltenburger Straße: Glatthaferwiesen an den Hängen, zentrale
Grünfläche als Vielschnittrasen gemäht (28.5.01)
LBV 2002
München blüht
115
Aubinger Lohe
Stadtteil:
Lochhausen
Lage: zwischen Karl-Harz-Weg und Ziegeleistraße südwärts
Begehungstermin: 7.6.01;
keine Fotos
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Am Nordabfall der Aubinger Lohe um ehemalige Lehmgruben naturnah
gestaltete Grünanlage mit Biotopweiher, Feuchtgebüschen randlich und zwischen den drei
Teilräumen und halbruderale, teilweise feuchte Grasfluren mit Sukzessionsgehölzen und
Verlandungsröhricht; zentrale Feuchtwiesenbrache erheblich verfilzt, sehr inhomogener
Bestand mit Herdenbildung einiger in München wenig verbreiteter Pflanzenarten; insgesamt
schwach reliefiert, im Süden ziemlich steiler Wiesenhang nordseitig auf über 10 m hohem
Hügel; im Norden auch Rasenfläche und kleine Halbfettwiese.
1 Vegetationsaufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (Anteilsschätzung nicht vollständig möglich)
 Vielschnittrasen
 Tritt- und Flutrasen/ offene Bodenstellen im Uferbereich (5%)
 artenreiche feuchte Grasflur (15%)
 Verlandungsröhricht (10%)
 Halbfettwiese (10%), halbruderale Fettwiese
 nitrophytische Säume
Pflanzengesellschaften: Kratzbeer-Nelkenwurz-Saum; Schilfröhricht; Rohrkolben-Röhricht
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Carex pallescens, Carex paniculata, Cirsium palustre, Agrimonia procera, Hypericum tetrapterum,
Iris pseudacorus et sibirica
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 47
faunistische Beobachtungen:
7.6.01/ Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Frühlings-Mohrenfalter; Nachtfalter: Bärenspinner;
Kleinlibellen: Hufeisen-Azurjungfer
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich, nur kleine Teilfläche im Norden
 weniger häufige Mahd 4-10 x jährlich an den Wegrändern
 mehrjährige Brache von Feuchtwiesen/feuchten Grasfluren
Nutzung durch Bevölkerung:
 Liegewiese an Lehmgruben-Gewässer
 Spielwiese bzw. Spielrasen im Nordteil?
 keine erkennbare Nutzung der Naßwiesen bzw. feuchten Grasfluren
 Naturkundliche Beobachtungen an Gewässerufer
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Häufiges Betreten der schutzwürdigen Uferrandstreifen am südlichen Gewässer, insbesondere
durch Hunde, die auch ins Wasser gehen
stellenweise Ruderalisierung/Eutrophierung der Feuchtbereiche, begünstigt durch mangelnde Pflege
LBV 2002
München blüht
Verbesserungsvorschläge:
 teilweise Besucherlenkung/Schutz der Verlandungsvegetation an den Gewässerufern
 regelmäßige Spätsommer- bis Herbstmahd der verfilzten Feuchtwiesen(brachen)
116
LBV 2002
München blüht
117
Bürgerpark Bogenhausen (Denninger Anger-West)
Stadtteil:
Lage:
Parkstadt Bogenhausen
südlich Denninger Straße, westlich Weltenburger Straße
Begehungstermine: 28.5.01
Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Durch einen Nord-Süd verlaufenden ca. 5 m hohen Höhenrücken in zwei
Teilräume untergliederte, leicht reliefierte Grünanlage, äußerlich eingerahmt von dichten
stufig gebauten Gehölzreihen mit nach innen buchtig vorspringenden Feldgehölzgruppen.
Westlicher Bereich vorwiegend Vielschnittrasen, Saumbereiche teils ungemäht, im östlichen
Teilraum ungefähr die Hälfte des Grünlands an den Hängen mäßig blütenreiche (Halb)Fettwiese, nur in der Mitte gelegener Talgrund gemähter, kräuterreicher Vielschnittrasen;
Mähgrenze buchtig verlaufend. Annähernd vorbildlich abgestufte Grünlandpflege bzw gestaltung entsprechend dem Relief und der Raumgliederung des Parks durch Gehölze.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (70%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (2%)
 mäßig artenreiche (Halb)Fettwiese (25%)
 Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 37
faunistische Beobachtungen:
30.5.01: Star; Hauhechel-Bläuling; Roesels Beißschrecke
Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 15x jährlich
Hang- und Randbereiche im Ostteil seltene Mahd, wohl 2-3 x jährlich
Erster Mahdtermin: unbekannt
Nutzung durch Bevölkerung:
 Liegerasen / Spielrasen
 Hunde Ausführen; Blumen pflücken
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
nicht erkennbar
Verbesserungsvorschläge:
 Beibehaltung der 2001 im ersten Halbjahr durchgeführten Pflege
 stellenweise breitere mesophile Säume am Südrand von Gehölzbeständen entwickeln
LBV 2002
München blüht
118
Forst-Kasten-Allee
Stadtteil:
Lage:
Fürstenried
nördlich der Autobahn A96 am Rand des Waldfriedhofs
Begehungstermine: 28.4.01; 19.5.01; 7.6.01; 21.7.01; 18.9.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1
Gut
Gesamtbewertung:
Kurzbeschreibung: Angrenzend an den Waldfriedhof insgesamt ca. 1 ha große magere, mehrere
hundert Meter lange und 10 bis 40 m breite Grünfläche mit zahlreichen Maulwurfhaufen; gut
ausgebildeter, buchtiger Waldmantel (fast durchwegs heimische Sträucher, auch mit
Schlehen), aber fehlender typischer Saum; wegnaher Streifen auf 3 m Breite wird als
Vielschnittrasen häufig gemäht, erstmals Mitte Mai, dann folgt ein ca. 10 m breiter Streifen
besonders gräserreiche Fettwiese; nur waldnaher Bereich enthält herdenweise verteilt
Wiesenblumen in nennenswerter Menge, z.B. Kleinen Klappertopf und Wiesen-Schaumkraut
(vermutlich Grünland in Umwandlungsphase zur Blumenwiese).
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (15%)
 mäßig artenreiche Halbfettwiese (80%)
 relativ magerer, buchtig verlaufender Saum (5%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 31
faunistische Beobachtungen:
28.4.01: Maulwurf; Schermaus (Haufen); Steinhummel und Erdhummel
Pflege der Grünflächen:
3 m breiter Randstreifen neben Weg häufige Mahd, wohl über 10x jährlich
Rest jährlich zweimalige Mahd, Ende August und zweite Oktoberhälfte
Nutzung durch Bevölkerung:
im Randbereich Hunde Ausführen
an Allerheiligen Parkplatz für Kraftfahrzeuge (BRUNNER, mdl.)
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
vollständige, zeitgleiche Mahd der gesamten Wiese ohne Stehenlassen eines Saums am
Gehölzrand oder von Inseln.
Verbesserungsvorschläge:
 differenzierte Mahd, aufgeteilt auf zwei Termine zwischen Mitte Juli und Ende August
 Einbringen sommerblühender Wiesenblumen
 Saum nur alle zwei Jahre, abschnittsweise gestaffelt mit angrenzender Wiese mitmähen
LBV 2002
München blüht
Foto 31: Wiese an der Forst-Kasten-Allee: Blick vom Meilenstein nordostwärts, Blüte des WiesenSchaumkrauts am 28.4.01
119
LBV 2002
München blüht
120
Kreuzhofstraße
Stadtteil:
Lage:
Obersendling
Einmündungsbereiche der Possenhofener Straße und des Hatzfelder Wegs
Begehungstermine: 28.4.01; 19.5.01; 7.6.01; 13.7.01
Anzahl Fotos: 6, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Verkehrsinsel und schmaler Straßenrandstreifen mit sehr niederwüchsigen, an
Gräsern armen, ziemlich blütenreichen und überwiegend moosreichen Rasen auf sandigem
Magerstandort; Verkehrsinsel mit zwei Kleinbäumen und mit Narzissen bepflanzt;
Straßenrandstreifen von dichter, naturferner Strauchhecke begrenzt; auf flacher Böschung
Ecke Hatzfelder Weg zwei bis zu 3 m breite nährstoffreiche Saumbuchten.
2 Veg.aufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Mehrschnitt- Blumenrasen (60%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (5%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%)
 nährstoffreicher Saum (30%)
 Pflanzengesellschaften: Felsgrus-Gesellschaft (SEDO-SCLERANTHETEA)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Thymus pulegioides, Sedum acre, Ajuga genevensis, Potentilla tabernaemontani, Hieracium pilosella
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 62
faunistische Beobachtungen:
zahlreiche Wegameisen und Rasenameisen am 19.5.01 und 7.6.01
Pflege der Grünflächen:
 weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich der Rasenflächen
 jährlich einmalige Mahd der Saumzone
 Erster Mahdtermin:
Randstreifen Mitte Mai; Verkehrsinsel Anfang Juni, zweite Mahd bereits
Ende Juni
Nutzung durch Bevölkerung: gering;
Naturkundliche Beobachtungen durch Anwohner (mdl. Mitteilung am 13.7.01)
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 ziemlich dichte Bepflanzung eines ausgesprochen mageren Grünlands mit standortfremden
Tulpen und Narzissen, die relativ kümmerlich gedeihen
 am Randstreifen ausläuferbildender, standortfremder Cotoneaster
 zu häufige Mahd der Verkehrsinseln, obwohl ab Juni kein nennenswerter Aufwuchs mehr; z.B.
Abmähen des seltenen Genfer Günsels in voller Blüte Mitte Mai
Verbesserungsvorschläge:
 Beschränkung auf zweimalige Mahd der Grünstreifen bzw. Verkehrsinsel, Mitte Juni und im
September (Kostenersparnis möglich!)
 Saumzone jährlich einmal im Spätsommer mähen
LBV 2002
München blüht
121
Foto 32: Kreuzhofstraße/Ecke Possenhofener Straße: sehr magerer, sandiger Straßenrandstreifen mit
Blühaspekt des Frühlings-Fingerkrauts am 28.4.01
Foto 33: Kreuzhofstraße: Magerer
Randstreifen mit Kleinem
Habichtskraut und FeldThymian hintereinander fast
im Reinbestand am 7.6.01
LBV 2002
München blüht
122
Kuntersweg, Hochterrassenkante
Stadtteil:
Lage:
Harlaching
zwischen Tiroler Platz und Säbener Straße
Begehungstermine: 29.5.01; 20.6.01
Gesamtbewertung: Sehr gut
Anzahl Fotos: 5, dem Formblatt beigefügt 2
Kurzbeschreibung: An mäßig steiler nordexponierter, 6- 8 m hoher, weitgehend natürlich belassener
Hochterrassenkante gelegenes, mageres Grünland. Südlich des ungefähr an der Terrassenoberkante verlaufenden Kunterswegs Vielschnittrasen; Blumenwiese erstreckt sich von knapp
unterhalb der Hangkante abwärts in den Hangfuß auf 30-40 m Breite; an Hangoberkante
mittig bis westwärts einige Gehölzgruppen, ostwärts im Hangbereich ein ca. 200 m2 großer
verbliebener präalpiner Halbtrockenrasen, nach Westen und Norden zunehmende
Nährstoffversorgung, Übergang zu Halbfettwiesen.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (50%)
 artenreiche Magerwiese (25%)
 artenreicher Halbtrockenrasen (3%)
 Halbfettwiese (20%)
 nitrophytische Säume (2%)
 Pflanzenges.: Glatthaferwiese; Salbei-Flaumhaferwiese; (verarmter) präalpiner Halbtrockenrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Filipendula hexapetala, Carex montana, Galium boreale, Euphrasia rostkoviana
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 50
faunistische Beobachtungen:
29.5.01 Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Hauhechel-Bläuling
Pflege der Grünflächen:
Nördlicher und (breiter) südlicher Randstreifen häufige Mahd über 10 x jährlich
Hangzone mit Hangfuß seltene Mahd, jährlich ein-bis zweimalig
Erster Mahdtermin: nicht vor Ende Juni
Nutzung durch Bevölkerung: (vormittags)
vorwiegend Hunde Ausführen; gelegentlich naturkundliche Beobachtungen, Spielwiese im Ostteil
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 stellenweise Eutrophierung der Hangwiese, zu hohe Hundefrequenz für einen derart
empfindlichen bzw. hochwertigen Grünlandtyp
 Vielschnittrasenstreifen an oberer Hangkante neben dem Kuntersweg mit 3 m viel zu breit.
Verbesserungsvorschläge:
 nördlichen Randstreifen am Kuntersweg nur auf 1- 1,5 m Breite als Vielschnittrasen mähen!
 Aushagerungsversuch des westlichen, derzeit überwiegend als Halbfettwiese einzustufenden
Abschnitts der Hangwiese
 am Kuntersweg Leinenzwang für Hunde (Ausweichmöglichkeit am benachbarten Hohen Weg/
Vollmarpark vorhanden!); dazu Beschilderung
LBV 2002
Foto 34:
München blüht
Kuntersweg: Gesamtansicht der Magerwiese auf der Hochterrassenkante am 29.5.01
Foto 35: Kuntersweg, Ausschnitt des Halbtrockenrasens auf der Hochterrassenkante mit Blühaspekt des
Nordischen Labkrauts am 29.5.01
123
LBV 2002
München blüht
124
Landschaftspark Riem
Stadtteil:
Neu-Riem
Lage:
Südteil des ehemaligen Flughafens, ca. 300 m nördlich der Eisenbahnstrecke nach
Rosenheim
Begehungstermine: 29.3.01; 17.5.01; 19.7.01
Anzahl Fotos: 10, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Naturferne streng geometrische Gestaltung, besonders am nördlichen Rand
strenge Trennung der Nutzungstypen Rasen und Wiese; vor allem im Westen ausgedehnte,
neuangelegte Magerwiesen (Trespen-Wiesen) mit hohem floristischen Artenreichtum, völlig
eingeebnet ohne Mikrostandortunterschiede; einige geschlossene (neugepflanzte)
Baumgruppen, als Fremdkörper wirkende eingelagerte dichte, monoton aufgebaute
Gehölzgruppen ohne Mantel in Parallelogrammform; besonders große Unterschiede in der
Pflegeintensität; in den Randbereichen des weiten Areals bereits vor mehreren Jahren
angelegte Magerrasen und Säume (lt. BRUNNER, mdl.) wurden nicht aufgesucht.
2 Veg.aufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (pflegeintensiv), vor allem entlang der Durchgangswege (40%)
 streng geometrisch abgegrenzte artenreiche Magerwiesen, unterteilt durch auf Damm geführte
Wegen mit Vielschnittrasen-Böschungen, besonnt, insgesamt mehrere ha, alles gleicher
Vegetationstyp, nur durch Unterschiede der Bodenbeschaffenheit geringfügig verschiedene
Aufwuchsleistungen; ungefähr im dritten Jahr nach Neuanlage (59%)
 zwei relativ magere Säume (an Wegböschungen < 1%)
Pflanzengesellschaften: (monotoner) Trespen- Halbtrockenrasen, bereichsweise SalbeiGlatthaferwiese in Entwicklung, sehr kleinräumig Möhren-Steinkleefluren.
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Anthyllis vulneraria, Prunella grandiflora, Campanula patula, Primula veris, Petrorhagia saxifraga,
Phleum phleoides, Dianthus carthusianorum, Scabiosa columbaria
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 91
faunistische Beobachtungen:
29.3.01, 17.05.01 und 19.7.01: Feldlerche;
19.7.01: Rauchschwalbe; Tagfalter: Schornsteinfeger; auffallendes Defizit an Insekten!
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 15 x jährlich
jährlich einmalige Mahd der Magerwiesen und Säume
Erster Mahdtermin: Vielschnittrasen Mitte April; Magerwiese unbekannt, nicht vor Ende Juli
Nutzung durch Bevölkerung: (noch) gering;
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 stellenweise Hundekot an Wegrändern offener Rasen- oder Wiesenflächen
 Anlage- und pflegebedingtes Fehlen von Übergangslebensräumen; einheitliches
Erscheinungsbild und ausgesprochen einheitliche Vegetationszusammensetzung der
Grünlandflächen (mangelnde Standort- und Lebensraumvielfalt), wohl daher auffallendes Defizit
an jeglichen grünlandtypischen Gliedertieren
LBV 2002
München blüht
125
Verbesserungsvorschläge:
Ökologische Verbesserungen aus landschaftsarchitektonischen Gründen kaum möglich, da
Gestaltungsdefizite (vorläufig) nicht mehr rückgängig zu machen
 gestaffelte Mahd der Magerwiesen von Ende Juli bis Anfang September
 Entwicklung mehrere m breiter magerer Saumstreifen, vor allem an Gehölzrändern in den
südlichen und östlichen Randbereichen
Foto 36: Landschaftspark Riem: Streng linear angelegte, naturfern gegliederte nördliche Randzone (29.3.01)
Foto 37:
Landschaftspark Riem: Blühaspekt des Wundklees in westlicher Magerwiese am 17.5.01
LBV 2002
München blüht
126
Luise-Kiesselbach-Platz
Stadtteil:
Lage:
Mittersendling
Zentrale Verkehrsinsel des Platzes
Begehungstermin:
Anzahl Fotos: 1
17.6.01
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: ost- und nordseitige Randbereiche des Platzes als Vielschnittrasen in einer Breite
von 3-20 m gepflegt (vor Altenheim am 13.5.01 vereinzelt Blühbeginn der Margerite); zentrale
große Verkehrsinsel an den Rändern von einzelnen Gehölzgruppen umgrenzt, westlich von
einem nahezu geschlossenen Gehölzstreifen; Aushagerungsstadium einer Halbfettwiese mit
relativ hoch- und dichtwüchsigen, gräserreichen Bereichen im Wechsel mit schütter
bewachsenen, von Kräutern dominierten Stellen, dort vor allem Spitz-Wegerich, Faden-Klee,
Ferkelkraut bzw. Margerite ziemlich stark deckend; nördlicher Rand der Fläche leicht
ruderalisiert.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (50%)
 artenreiche Magerwiese (30%)
 Halbfettwiese (20%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Parkrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Campanula patula
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 46
faunistische Beobachtungen:
Kleines Wiesenvögelchen (17.6.01)
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich (randliches Verkehrsbegleitgrün)
seltene Mahd, 2 x jährlich (Wiese)
Mahdtermine: Vielschnittrasen Ende April; Wiese ca. zweite Augusthälfte und zweite Oktoberhälfte
Nutzung durch Bevölkerung:
randliche Vielschnittrasen: Hunde Ausführen
zentrale Wiese ohne erkennbare Nutzung, da kaum zugänglich
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
nicht erkennbar; Bestand der Wiese mittelfristig wegen geplanter Tunnelbaumaßnahme bedroht
Verbesserungsvorschläge:
 auch in ostseitiger (flächenhafter) Grünfläche einen Streifen als zweischürige Wiese pflegen
LBV 2002
München blüht
Foto 38: Luise-Kiesselbach-Platz, große zentrale Verkehrsinsel: Blütenreicher Bereich der Magerwiese am
17.6.01
Foto 39: Neuer Südfriedhof: flacher Abhang nordwestlich Aussegnungshalle, Blumenwiesen beiderseits des
Sees (12.6.01)
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LBV 2002
München blüht
128
Neuer Südfriedhof
Stadtteil:
Lage:
Perlach
südlich Hochäckerstraße zwischen Autobahn A8 und Unterhachinger Straße
Begehungstermin: 12.6.01
Anzahl Fotos: 5, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Im östlichen Drittel rings um den See arten- und blütenreiche Magerwiesen,
weitgehend gehölzfrei, schwach reliefiert mit Wallabschnitt im Südwesten und flach
ansteigendem Hügel zur Aussegnungshalle östlich des Sees; nur an den Rändern einzelne
Bäume bzw. Gehölzgruppen. An zwei Stellen des Seeufers kleine umzäunte „Feuchtbiotope“
mit Verlandungs-Großseggenried. Im Südosten des Friedhofgeländes mit ziemlich magerer
Wiese bewachsene und im Inneren rasterartig mit Linden bepflanzte Keltenschanze;
insgesamt recht einheitlicher Blühaspekt, Teilbereiche nordostwärts etwas nährstoffreicher
mit mehr Aufwuchsmenge.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (10%)
 artenreiche Magerwiese (90%)
Pflanzengesellschaften: Salbei-Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Dianthus superbus (wahrscheinlich gepflanzt), Campanula patula
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 51
faunistische Beobachtungen:
12.6.01: Rotklee-Bläuling, Hauhechel-Bläuling; Roesels Beißschrecke; Hufeisen-Azurjungfer;
Steinhummel, Erdhummel
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd der Rasenstreifen, über 10 x jährlich
jährlich einmalige Mahd der Magerwiese
Erster Mahdtermin: unbekannt
Nutzung durch Bevölkerung:
Spazieren gehen;
Blumen pflücken; naturkundliche Beobachtungen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 fast vollständig verbautes Seeufer ohne Verlandungsstreifen
 im Bereich der umzäunten „Uferbiotope“ auch Beetstauden bzw. Kulturformen von Wildpflanzen
(u. a. Hemerocallis spec.)
 wenig differenzierte Wiesenvegetation, flächenhafte Dominanz von Klappertopf im Grünland
(noch unausgewogene Artenzusammensetzung), vermutlich auf einheitlichen Mähzeitpunkt der
gesamten Blumenwiesenbereiche zurückzuführen
Verbesserungsvorschläge:
 Stärker differenzierte Pflege
 Mahd der Wiesenfläche auf zwei Termine, erste Julihälfte und Ende August aufteilen
 randlich und am Gewässerufer mehrere Meter breite Säume stehen lassen
LBV 2002
München blüht
129
Neuriem-West, Grünstreifen
Stadtteil:
Lage:
Neu-Riem
südlich Willy-Brandt-Platz
Begehungstermine: 29.3.01; 17.5.01; 19.7.01
Anzahl Fotos: 7, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Ca. 40 m breite und 150 m lange, vollsonnige Grünfläche mit einem Alter von
weniger als zwei Jahren, östlich des von Gehölzpflanzung eingesäumten Wegs vom UBahnhof Messestadt West zum Landschaftspark Riem. Durch Querwege streng
untergliederte Grünlandflächen in Parallelogrammform unterschiedlicher Breite, teils mit sehr
lockerem, neugepflanztem Baumbestand; südliche Parzellen wurden 2000 mit artenreicher
Magerwiese auf sandigem Substrat eingesät und mit Wildkrokussen dicht bepflanzt; auf ca.
80 cm breiten Randstreifen rundum dichtwüchsigerer Bestand;
südwärts grenzen offene Kiesflächen an; rechteckige Magerwiese auch westlich der
Wegbepflanzung.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung):
 Vielschnittrasen, pflegeintensiv (60%)
 ziemlich artenreiche, noch lückige Magerwiese im Neuanlagestadium (40%)
Pflanzengesellschaften: Trespen-Magerwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Dianthus carthusianorum, Anthyllis vulneraria, Centaurea scabiosa, Tragopogon pratensis
in Kiesflur nördlich davon neben Senecio inaequidens, Crepis c.f. foetida
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 60
faunistische Beobachtungen:
29.3.01: Erdhummel, Kleiner Fuchs
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd des Rasens, wohl über 15 x jährlich
zweimalige Mahd der Magerwiesenstreifen?
Erster Mahdtermin: Rasen vor Mitte April; Magerwiese: Anfang Juli
Nutzung durch Bevölkerung:
2001 (noch) kaum erkennbar, randlich Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
zu frühe und zeitgleiche Mahd aller Magerwiesen-Streifen noch während der Hauptblütezeit; eine
lebensraumtypische Kleintierwelt konnte sich daher nicht einstellen
Verbesserungsvorschläge:
 Spätere und streifenweise gestaffelte Mahd der Magerwiesen nicht vor Ende Juli, bis Anfang
September
LBV 2002
München blüht
Foto 40: Neu-Riem: Im Vorjahr angelegte, ziemlich artenreiche Magerwiese mit flächenhaft gepflanzten
Krokussen (Wildformen) im Vergleich zu artenarmem Zierrasen auf der linken Bildseite (29.3.01)
Foto 41: Neu-Riem: Bereits Anfang Juli während der Hauptblütezeit abgemähte artenreiche Magerwiese
(19.7.01)
130
LBV 2002
München blüht
131
Olympiapark
Stadtteil:
Lage:
Oberwiesenfeld
zwischen Georg-Brauchle-Ring und Ackermannstraße
Begehungstermine: 4.4.01; 21.5.01; 29.5.01; 26.9.01
Anzahl Fotos: 23, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Über 10 ha große, ca. 30 Jahre alte, mäßig artenreiche Grünlandflächen mit
relativ wenigen Gebüschgruppen und mehrere Jahrzehnte alten Bäumen; Bereich südlich des
Olympiasees sehr stark reliefiert, Höhenunterschiede über 50 m, daher erhebliche
Standortvielfalt mit Hängen unterschiedlicher Neigung und Exposition, vorwiegend
Halbfettwiesen, die stellenweise leicht bis mäßig ruderalisiert sind; am südlichen Seeufer
abschnittsweise Streifen mit feuchter, eutrophierter Mädesüß-Hochstaudenflur, die nach
BRUNNER (2001, mdl.) Anfang der 1970er Jahre durch Biotopverpflanzung eingebracht
wurde; extreme Unterschiede in der Pflegeintensität.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, pflegeintensiv (50%): nördlich des Olympiasees vorherrschend
 von Wasservögeln abgeweidete, artenarme Rasen abschnittsweise am Seeufer (2%)
 an flachen Stellen Trittrasen/ offene Bodenstellen; stellenweise am Berg Trampelpfade (2%)
 lückiger, kiesiger Pionierrasen (0,2%)
 relativ artenreiche Magerwiese im Wechsel mit Halbfettwiese, leicht ruderalisiert (25%)
 Fettwiese (Nordhang Olympiaberg), zu größeren Anteilen ruderalisiert (20%)
 nitrophytische Säume (1%)
 Neophytenfluren, insbesondere Japanischer Knöterich (1%)
 feuchte, nitrophytische Hochstaudenflur (1%)
Pflanzengesellschaften: Salbei-Glatthaferwiese; typische Glatthaferwiese, ruderalisiert; MädesüßHochstaudenflur; Brennessel-Gierschflur
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Iris sibirica, Sanguisorba officinalis, Thalictrum aquilegifolium, Thalictrum minus, Primula elatior,
Potentilla argentea
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 102
faunistische Beobachtungen:
4.4.01: Erdhummel, Feldmaus (Gänge), Kaninchen, Elstern
25.5.01: Rabenkrähen
Pflege der Grünflächen:
nördlich des Sees sehr häufige Mahd, über 20 x jährlich
im Südteil seltene Mahd, 2-3 x jährlich und jährlich einmalige Mahd
Erster Mahdtermin: schon am 3.4.01 (Intensivrasen um Olympiaturm); Wiesen Mitte bis Ende
September
verwendete Mähgeräte: Spindelmähgerät mit schwenkbaren Mähvorrichtungen für Vielschnittrasen
auf Böschungen (s. Foto 24)
Nutzung durch Bevölkerung (sehr vielfältig!):
Liegerasen, Spielrasen
Picknick/Grillen
Hunde Ausführen
Blumen pflücken, naturkundliche Beobachtungen (z.B. Blühaspekte)
Fotographieren, Zeichnen, Malen
LBV 2002
München blüht
132
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 reichlich Hundeexkremente in Staudenfluren; Eutrophierung
 zeitweilig und stellenweise Müllablagerungen in größerem Umfang
 Herkulesstaude im Grünland, vor allem ostwärts am Willi-Gebhard-Ufer (noch kleiner Bestand in
Wegnähe!); außerdem einige, wahrscheinlich vor Jahrzehnten absichtlich eingebrachte Bestände
des Japanischen Knöterichs, inzwischen dichtwüchsige Reinbestände von knapp 100 m2 Größe).
 zu seltene bzw. zu späte Mahd der Wiesen führte offenbar während der letzten 5 bis 10 Jahre zu
Artenverarmung, vermindertem Blühaspekt, vermehrter Aufwuchsmenge und Ruderalisierung (im
Vergleich zu Angaben von BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983; WITT & DITTRICH
1996)
Vorschläge für verbesserte Pflege:
 an Bestandstyp angepaßte Mahd, zeitlich gestaffelter erster Mähtermin der Blumenwiesen von
Ende Juni bis Anfang August
 besonders nährstoffreiche Teilbereiche der Wiesen am Großen Olympiaberg zweimal jährlich
mähen
 Frühherbstmahd der feuchten Hochstaudenfluren alle 2 Jahre alternierend
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit der Vielschnittrasen um 30-50% kann Pflegekosten erheblich
senken, nahezu ohne erkennbare Auswirkungen auf den Pflegezustand!
 Bekämpfung der Herkulesstauden!
Foto 42: Olympiapark, Ostseite Großer Olympiaberg: auf wenigstens 1 m Breite gemähte Wegrandstreifen,
Blühaspekt Zottiger Klappertopf am 21.5.01
LBV 2002
München blüht
Foto 43: Olympiapark, südwestlicher Hang des grossen Olympiabergs: Relativ magere Wiese mit Zottigem
Klappertopf und Flaumhafer in Blüte (21.5.01)
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LBV 2002
München blüht
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Ostpark
Stadtteil:
Lage:
zwischen Michaeliburg und Neuperlach
zwischen Heinrich-Wieland-Straße, Staudingerstraße und Hachinger Bach
Begehungstermine: 12.6 01; 26.9.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Durch eine Vielzahl kleiner Gehölzgruppen räumig untergliederte Grünflächen,
nur im Südwesten und Südosten auch größer zusammenhängendes, in Teilen staunasses
Grünland; vorwiegend schwach reliefiertes Gelände, im SW schmale Feuchtwiesenstreifen
beiderseits des vor 25 Jahren einigermaßen renaturierten Hachinger Bachs, nach Nordosten
zwei Hügel über 10 m Höhe; teils schmale Säume um die zahlreichen Gehölzgruppen.
2 Veg.aufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (70%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (3%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen/ Trampelpfade (2%)
 mäßig artenreiche Halbfettwiesen mit Tendenz zu Flutrasen (10%)
 Fettwiese (8%)
 feuchte Hochstaudenflur (1%)
 Röhricht (1%)
 nitrophytische Säume (2%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, typische Ausbildung und Kriechhahnenfuß-Flutrasenausbildung; Mädesüß-Hochstaudenflur, Gierschsaum, Schilfröhricht
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Polygonum amphibium, Geranium pratense
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 47
faunistische Beobachtungen:
26.9.01: Lachmöwe, Rabenkrähe
Pflege der Grünflächen:
vorherrschend häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich;
Wiesenbereiche seltene Mahd, 2x jährlich;
Erstmahd der Wiesen: Ende Juni bis Mitte Juli
Nutzung durch Bevölkerung:
Liege- und Spielrasen, (Picknick/ Grillen),
Querung der Rasenflächen, Hunde Ausführen, Blumen pflücken
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 zu tiefes Ausmähen der zahlreichen Gehölzsäume
 stellenweise zu schmale Uferrandstreifen am Hachinger Bach
 fast vollständig betonierte, vegetationsfreie Seeufer
Verbesserungsvorschläge:
 Schaffung von Verlandungsstreifen an Teilabschnitten des Seeuers (Vorbild Westpark)
 Säume entwickeln durch weitgehenden Mahdverzicht von Schattenrasen
LBV 2002
München blüht
Foto 44: Ostpark: Westliche Blumenwiese mit Flutrasen-Charakter am 12.6.01
Foto 45: Ostpark: Fettwiese auf Südhang mit Dominanz des Wiesen-Storchschnabels am 12.6.01
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LBV 2002
München blüht
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Sauerbruchstraße
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
zwischen Immastraße und Marchioninistraße
Begehungstermine: 25.4.01; 25.5.01; 2.6.01; 25.6.01; mehrere weitere Kurzbesuche
Anzahl Fotos: 8, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Annähernd 10 m breiter Grünstreifen westlich der Fahrbahn, durch
Gebüschreihe abgetrennt mit artenreichem und zeitweilig blütenreichem Pionierrasen auf
kiesig-lehmigem, in Teilbereichen zeitweise staunassem Untergrund; Vorkommen
kurzlebiger, auffallend bunt blühender Pflanzenarten der Natternkopffluren.
1 Vegetationsaufnahme
Vorhandene Grünlandtypen:
 lückiger, ziemlich magerer Pionierrasen (45%)
 Blumenrasen (50%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen (5%);
Pflanzengesellschaften: ansatzweise Möhren-Steinkleeflur (1996 deutlicher ausgeprägt!)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Reseda luteola, Trifolium campestre, Echium vulgare
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 40
faunistische Beobachtungen:
25.5.01: Hauhechel-Bläuling
Pflege der Grünflächen:
relativ seltene Mahd 3-7 x jährlich
Mahdtermine: Ende April (östlicher Streifen, nur ca. 35% der Fläche); 10.5.01 (Komplettmahd);
2.6.01 (Teilmahd); 20.6.01 (Inselmahd); östliche Hälfte am 19.7.01; 3.9.01 (Komplettmahd); Ende
Oktober (Komplettmahd)
Nutzung durch Bevölkerung: gering;
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 zeitweilig Müllablagerungen um Altglas-Sammelstelle
 Laubeintrag auf westlichen Teil des Randstreifens
Verbesserungsvorschläge:
bereits fast vorbildliche Pflege
 Mahdhäufigkeit könnte aber noch etwas reduziert werden auf dreimal jährlich und mehrere
Pflanzen des Natternkopfs ausgespart bleiben
 Schaffung kleinräumiger neuer Rohbodenstandorte durch Abtragen der Grasnarbe auf
mehreren m2 im dichtwüchsigen Ostteil anstelle mehrmaliger Mahd
LBV 2002
München blüht
137
Foto 46: Randstreifen Sauerbruch-/Immastraße: Vor fünf Jahren hatte sich auf dem kiesig-lehmigen Rohboden
eine eindrucksvoll blühende Natternkopfflur entwickeln können (9.6.96)
Foto 47: Randstreifen Sauerbruch-/Immastraße: Blütenreicher Pionierrasen mit Arten der Möhren-Steinkleefluren. Bei der vorausgegangenen Mahd blieben blütenreiche Bereiche mit diversen Kleearten im
Vordergrund ausgespart sowie Einzelpflanzen von Natternkopf und Färber-Wau im Hintergrund
(22.6.01)
LBV 2002
München blüht
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Stadtpark
Stadtteil:
Lage:
Pasing
entlang der Würm zwischen südlicher Stadtgrenze und Engelbertstraße, Planegger
Straße und Am Stadtpark
Begehungstermine: 2.4.01; 2.5.01; 27.5.01; 30.6.01; 19.10.01
Anzahl Fotos: 15, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Sehr gut
Kurzbeschreibung: Zwei von geschlossenen Gehölzbeständen an Würm und Kanal umrahmte
Wiesen- bzw. Rasenflächen von 1 bzw. 0,5 ha Größe, gering reliefiert, ziemlich naturnah und
nahezu gehölzfrei; ästhetisch besonders ansprechende Magerwiese im Südteil; Teilbereiche
des Grünlands durch Maulwurftätigkeit und zu späte Mahd ruderalisiert. Nördlich Hugo-FeyWeg am Rand des Parks ziemlich stark reliefierte Rasenfläche, auch im Bereich der
Hangkante häufig gemäht; mehrere Jahrzehnte alte Grünflächen.
3 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (55%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (5 %)
 wenige offene Bodenstellen und Trampelpfade, vor allem nördlich Hugo-Fey-Weg (1%)
 artenreiche Magerwiese (25%)
 mäßig artenreiche Fettwiese, stellenweise ruderalisiert (5%)
 schmale nitrophytische Säume an Gehölzbeständen (2%)
 relativ magere, schattige Säume (5%)
Pflanzengesellschaften: Salbei-Flaumhaferwiese, ruderalisierte Glatthaferwiese, KnoblauchraukenSäume
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Corydalis cava, Pimpinella major, Carex caryophyllea, Listera ovata, Cephalanthera damasonium,
Phyteuma spicatum
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 79
Faunistische Beobachtungen:
2.4.01: zahlreiche Hummeln, Honigbiene und einige Wildbienen; Maulwurf (mehrere
Haufengruppen); 27.5.01: Hauhechel-Bläuling
Pflege der Grünflächen:
im Nordteil häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich; im Südteil wohl jährlich einmalige Mahd
Erster Mahdtermin:
Vielschnittrasen Anfang Mai; Fett- und Magerwiesen: Anfang September
Nutzung durch Bevölkerung:
 Liegerasen / Spielrasen; regelmäßige Querung auf Trampelpfaden
 Hunde Ausführen;
 Blumen pflücken; Naturkundliche Beobachtungen
 nördlich Hugo-Fey-Weg bei Schneelage Rodeln
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
vielfach zu schmale Säume ausgebildet bzw. Säume fehlend
LBV 2002
München blüht
Verbesserungsvorschläge:
 im Nordteil reliefangepaßte, differenzierte Mahd nördlich Hugo-Fey-Weg (gute
Entwicklungsmöglichkeiten für blütenreiche Wiesen und Säume)
 Mahd der ruderalisierten Wiesenbereiche im Südteil Mitte Juni und September
 breitere Säume stehen lassen, teilweise Herbstmahd
Foto 48:
Stadtpark Pasing, artenreiche Magerwiese im südlichen Teil, Gesamtansicht am 27.5.01
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LBV 2002
München blüht
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Waldfriedhof, neuer Teil
Stadtteil:
Lage:
zwischen Großhadern, Fürstenried und Waldfriedhofviertel
Wiesen nördlich, östlich und südlich Aussegnungshalle
Begehungstermine: 8.3.01; 4.4.01; 28.4.01; 15.5.01; 25.5.01; 7.6.01; 25.6.01; 13.7.01; 25.8.01;
18.9.01
Gesamtbewertung: Sehr gut
Anzahl Fotos: 23, dem Formblatt beigefügt 2
Kurzbeschreibung: 5 durch wassergebundene Wege getrennte weite, annähernd ebene,
überwiegend sehr blütenreiche Magerwiesen, südwärts leicht ansteigend; nahezu baumfreies
Gelände umgeben von buchtigen, ziemlich nährstoffarmen Waldrändern;
abwechslungsreiche Artendominanz, bereichsweise mit gezüchteten Frühlings-Geophyten
bepflanzt; östlich der Aussegnungshalle kleinräumig ausgesprochen aufwuchsschwacher,
seggenreicher bodensaurer Magerrasen. Grünland seit 35 Jahren einschürig gepflegt; südlich
der Aussegnungshalle Teich mit Wasservogel-Überbesatz besonders im Winterhalbjahr und
teils aufwendig-naturferner Uferbepflanzung.
2 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung):
 Vielschnittrasen (30%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf (mäßig geophytenreich, u.a. Massenbestand Hohe
Schlüsselblume; 10% )
 ziemlich artenreiche Magerwiese (50%)
 bodensaurer Magerrasen (1%)
 nitrophytische Säume an Gehölzrändern (5%)
 magere Säume im NW (2%)
Pflanzengesellschaften:
Salbei-Glatthaferwiese, auch mit Säurezeigern; RotstraußgrasRotschwingelwiese; Kreuzblümchen-Borstgrasrasen (kennartenlose Ausbildung mit Dreizahn)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Primula elatior, Stachys officinalis, Carex pallescens, Carex pilulifera, Danthonia decumbens,
Calluna vulgaris, Geranium sylvaticum, Pulsatilla vulgaris, Viola canina, Potentilla erecta, Euphrasia
rostkoviana, Euphrasia nemorosa
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 85
faunistische Beobachtungen:
südöstlich Aussegnungshalle Kanada-Gänse (4.4.01); Höckerschwan; Hauhechel-Bläuling,
Honigbiene, Hufeisen-Azurjungfer, Weichkäfer (25.5.01); Aurorafalter (15.5.01), Gewöhnlicher und
Heide-Grashüpfer, Großes Heupferd (13.7.01),
Pflege der Grünflächen:
1-2 m breite Randstreifen häufige Mahd, über 10 x jährlich
sonst jährlich einmalige Mahd, ab Mitte August
gelegentliches Abweiden der seenahen Bereiche durch Enten und Gänse
verwendete Mähgeräte: Sichelmäher für Rasen; Kreiselmäher für Wiese
Nutzung durch Bevölkerung:
gelegentlich Liegewiese am Seeufer; sonst gering
Naturkundliche Beobachtungen, Fotographieren
LBV 2002
München blüht
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Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 streifenartige, mehrere Meter breite Laubablagerung im Magergrünland neben manchen
Wegrändern im Spätwinter (insbesondere nördlich der Friedhofverwaltung, s. Foto 26)
 rasterartig gepflanzte gelbe Narzissen (Zuchtformen) in Teilbereichen, ebenso breitblättrige
Zuchtformen der Herbst-Zeitlose stören die sonst naturnahe Erscheinungsform
 in Grünland eindringende Herkulesstaude westlich des Teichs
 ungefähr zeitgleiche Mahd der gesamten, mehrere ha großen Wiesenflächen ohne Belassung
ausreichend großer ungemähter Inseln bzw. Säume als Rückzugshabitat für die Kleintierwelt
Verbesserungsvorschläge:
 Zeitlich abgestufte Mahd der Blumenwiesen von Mitte Juli bis Anfang September
 Stehenlassen mehrerer Meter breiter Säume bzw. Inseln; weitgehender Mahdverzicht von
aufwuchsschwachen Moosrasen unter lichtem Gehölzbestand
 Aktive Bekämpfung der Herkulesstaude westlich des Teichs
 Beschränkung der Mahdhäufigkeit von aufwuchsschwachen Schattenrasen und Saumbereichen
auch im weiteren Umfeld der Wiesen auf maximal zweimal jährlich
 Verminderung der höllisch lauten Laubblas-Aktionen im Herbst, gerade im Friedhof sollte das
Laub in natürlicher Dicke neben den Wegen liegen bleiben können und nicht am Rand von
Blumenwiesen aufgehäuft werden
Beide letztgenannten Punkte können zur Einsparung von Pflegekosten beitragen.
Foto 49: Waldfriedhof, nordwestliche Magerwiese: Gehölztrauf mit großem und dichtem Bestand der Hohen
Schlüsselblume am 4.4.01
LBV 2002
Foto 50:
München blüht
Waldfriedhof, östliche Magerwiese: bunter Blühaspekt am 25.5.01 mit Wiesen-Margerite
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LBV 2002
München blüht
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Westpark
Stadtteil:
zwischen Untersendling und Laim
Lage:
zwischen Ammerseestraße und Preßburger Straße/ Siegenburger, Heiterwanger
Straße und Am Westpark
Begehungstermine: 3.5.01; 12.5.01; 17.6.01; 23.7.01; 12.10.01
Anzahl Fotos: 12, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Sehr gut
Beschreibung: Als voralpine Moränenlandschaft mit Tumuli geformte, ziemlich stark reliefierte
Grünanlage, durch Garmischer Straße in einen östlichen und westlichen Teil getrennt.
Zentrale Bereiche jeweils als relativ breiter Talraum geformt, mit Vielschnittrasen und randlich
einigen Zierstaudenbeeten. Im Westteil am Südwesthang des Hügels nördlich Rosengarten
Anfang Mai sehr blütenreicher, durch Kaninchen-Wühltätigkeit ruderalisierter Blumenrasen;
am Bayerwaldhaus 30° steile und 5 bis 6 m breite südexponierte Böschungen mit
Magerwiesen, unterteilt durch Lesesteinmauern, Deckung von Latschen auf den Böschungen
knapp 25%;
im Ostteil auf südexponiertem, ziemlich steilem Hang Narzissenwiese mit halbruderalem
Saum. Westlich des Sees 1981/82 verpflanztes Feucht- und Trockenbiotop, am südlichen
Seeufer von Wasservögeln abgeweidete Flutrasen mit Wasserminze, Hornklee in hoher
Deckung und einigen sich neu angesiedelten Individuen der Sumpf-Wolfsmilch. Blütenreiche
Magerwiese am südlichen Seeufer mit Wiesen-Salbei und Kleinem Klappertopf, außerdem
auf südseitiger „Hügelkette“.
4 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, pflegeintensiv (50%)
 Vielschnittrasen, teilweise ruderalisiert (15%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (3%)
 Tritt- und Flutrasen/ offene Bodenstellen (5%)
 artenreiche Magerwiese (10%)
 artenreiche Magerwiese mit Narzissen (5%)
 nitrophytische Säume (1%)
 hinzu kommen Biotop- und Sukzessionsflächen (15%)
Pflanzengesellschaften: Parkrasen, auch ruderale Ausbildung z.B. mit der Indischen Erdbeere
Duchesnea indica; Salbei-Glatthaferwiese; verpflanzte präalpine Halbtrockenrasen und ErdseggenTrockenrasen sowie Mädesüß-Hochstaudenflur (aus einer Pfeifengraswiese hervorgegangen).
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Euphorbia palustris, Saxifraga granulata, Geranium pratense et sylvaticum, Euphorbia esula,
Dianthus carthusianorum; in Biotopfläche außerdem Molinia caerulea, Pulsatilla vulgaris,
Dactylorhiza majalis, Anthyllis vulneraria, Gentiana lutea, Peucedanum oreoselinum, Inula salicina,
Lysimachia thyrsiflora, Salix daphnoides, Hippophae rhamnoides u.a.; alle Arten angepflanzt.
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 79 (ohne Biotopflächen i.e.S.); mit Biotopflächen über 100
faunistische Beobachtungen:
12.5.01: Kaninchen, Maulwurf(haufen), Graugans, zahlreiche Ameisen in hohen Populationsdichten
(mehrere Arten, u.a. Schwarze Wegameise). 23.7.01: Weichkäfer, Steinhummel, Honigbiene,
Zitronenfalter, Graugans
LBV 2002
München blüht
144
Pflege der Grünflächen: auffallend differenziert!
Zentraler Rasen häufige Mahd, wohl über 20 x jährlich
hängige Randbereiche weniger häufige Mahd 5-10 x jährlich
seltene Mahd, 2-3 x jährlich (Gipfelbereiche der meisten Hügel; Hänge im Ostteil)
jährlich einmalige Mahd der Magerwiesen und der Biotopfläche
Erste Mahdtermine: Vielschnittrasen Mitte April; „Gipfel-Grünland“ ca. Ende Mai; zweischürige
Hangwiesen im Ostteil Ende Juni; Magerwiese am südlichen Seeufer Mitte Juli; Hangwiesen am
Bayerwaldhaus im Spätsommer; Biotopflächen im September
Nutzung durch Bevölkerung
sehr vielfältig:
Liegerasen/Spielrasen (Ebene/zentrale Grünfläche)
Picknick/Grillen
Hunde Ausführen
Fütterung von Wasservögeln (Trittrasen am Nordufer des Sees im Ostteil)
Naturkundliche Beobachtungen, Fotographieren
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 An Wochenenden erhebliche Lärm- und Geruchsbelästigungen durch Grillen/Picknick
 Müllablagerungen, zeitweilig auch Wasservogelkot in mäßigem Umfang auf den Liege- und
Spielrasen
 überdüngte und überweidete ufernahe Grünlandstreifen infolge Fütterung von Wasservögeln
Verbesserungsvorschläge:
 differenzierte Grünlandpflege beibehalten (Vorbild für andere Parkanlagen!)
 Wasservogelbesatz reduzieren (u.a. Fütterungsverbot strenger kontrollieren)
 Biotopfläche mit Informationstafel genauer erläutern, da vielfältige naturnahe magere und
blütenreiche Grünlandtypen hier repräsentiert sind (auch wenn derzeitiges
Betretungsverbotsschild seinen Zweck voll erfüllt).
Foto 51: Westpark/Ostteil: Differenzierte Pflege von Grünflächen; am Rand ungemäht gebliebener Spiel- und
Liegerasen mit Blühaspekt Gänseblümchen am 12.5.01
LBV 2002
München blüht
145
Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese
Stadtteil:
Lage:
zwischen Zamdorf und Kirchtrudering
südlich Töginger Straße, nördlich Bahnstrecke nach Mühldorf.
Begehungstermin: 5.6.01
Anzahl Fotos: 4,dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Mehrere ha großes durch extensive Beweidung geprägtes, mäßig blütenreiches
Magergrünland mit wenigen Einzelbäumen und einer dichten, Nord-Süd verlaufenden
Baumreihe; östlich der Baumreihe mäßig bis stark ruderalisierter Bereich, vor allem im
Umfeld des 3 m tief eingeschnittenen Hüllgraben-Austritts (größere kiesig-sandige, nahezu
vegetationsfreie Bereiche und mehrere Pfade wechselnder Breite); Gelände kleinflächig
deutlich reliefiert mit Mulden und Buckel; nordöstlicher Bereich einheitlich gräserdominiert
und relativ nährstoffreich. Insgesamt strukturreich und kleinräumig wechselnde
Aufwuchshöhe und -dichte der Krautschicht.
Bestandsaufnahme der Fläche wurde wegen der Auswirkung von Beweidung vorgenommen;
ergänzende Bemerkungen zum Hüllgraben: nördliche Böschung ruderal mit mehreren
Weidengebüsch-Gruppen, oben mager mit Natternkopfflur, Böschungsfuß nährstoffreich mit
Brennesseln und Wilder Karde, am Ufer Brunnenkresse; südliche Böschung Magerwiese mit
Blühaspekt Rauher Löwenzahn.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Magerweide, ziemlich artenreich (40%)
 Halbfettweide (30%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen/viele Trampelpfade (15%)
 magere Pionierrasen (5%)
 mäßig nährstoffreiche, ausdauernde Ruderalfluren (10%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Kammgras-Weidelgrasweide; Trespen-Halbtrockenrasen;
Möhren-Steinkleefluren; Klettenfluren
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Koeleria pyramidata agg., Carex flacca, Chenopodium bonus-henricus, Pimpinella saxifraga,
Thymus pulegioides, Carduus acanthoides, Senecio jacobaea
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 70
faunistische Beobachtungen:
5.6.01: Rauchschwalbe, Schermaus; Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Hauhechel-Bläuling
Pflege der Grünflächen:
Schafbeweidung ab Ende Juni
Nutzung durch Bevölkerung:
 regelmäßige Querung auf mehreren Trampelpfaden
 Motocross, vor allem im Südwesten der Fläche
 Picknick/Grillen
 Hunde Ausführen
 Naturkundliche Beobachtungen bei Spaziergängen
LBV 2002
München blüht
146
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Starke mechanische Beanspruchung von Teilbereichen, vor allem im Umfeld des HüllgrabenAusflusses, insbesondere durch Motocross; hier auch Feuerstellen und Müll auf
vegetationsarmem Kies
 insgesamt Unterbeweidung der Fläche, zu später Beginn der Beweidung, daher zu hoher Anteil
ziemlich nährstoffreicher Ruderal- und Grasfluren
Verbesserungsvorschläge:
 Frühzeitigerer Beweidungsbeginn bereits Ende Mai im nordöstlichen, aufwuchsstarken Grünland
 mindestens zwei Weidedurchgänge im Jahr
Foto 52: Gleisdreieck Zamdorf: ziemlich blütenreicher Übergangsbereich von magerer Kammseggenweide zu
Halbtrockenrasen (5.6.01)
LBV 2002
München blüht
147
Zamilapark (Denninger Anger-Ost)
Stadtteil:
Lage:
Zamdorf
zwischen Walter-Meckauer-Weg und Friedrich-Eckart-Straße
Begehungstermine: 28.5.01; 6.7.01
Anzahl Fotos: 17, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Sehr gut
Kurzbeschreibung: Ziemlich strukturreich gestaltete, schwach reliefierte Grünanlage um einen
zentralen See mit abschnittsweise naturnaher Verlandungszone; auf kiesigen
Rohbodenflächen östlich und westlich des Sees durch Heuaufbringung vor ca. 10 Jahren
initiierte Kalkmagerrasen in Entwicklung mit (noch) inhomogenem Bestand; kleinteilig auch
lückige Trockenrasen in Entwicklung, zentraler Bereich weitgehend gehölzfrei, in offenbar
häufiger betretenen Teilbereichen leichte Ruderalisierung; in den flachgründigen
Halbtrockenrasen auffallende Welkeerscheinungen aller dort wachsenden Kräuter bereits bei
mäßiger Trockenheit, Kümmerwuchs z.B. der Schafgarbe; um den See abschnittsweise
Gebüsche, Uferböschungen ansonsten artenarme Trespen-Magerwiesen, kurze Abschnitte
Verlandungsröhrichte; am Nordufer des Sees sind 0,15 ha als geschütztes Biotop eingezäunt
(daher nicht berücksichtigt); ganz im Westen des Parks in eine leicht ruderale, westwärts
ansteigende Halbfettwiese eingebetteter Geologiegarten Bayerns mit Gesteinen aus
unterschiedlichen Regionen, am Hang kleine Nagelfluh-Trockenmauer.
2 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (30%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (5%)
 artenreiche, aber gräserarme Kalkmagerrasen in Entwicklung (20%)
 artenreiche Magerwiesen (10%)
 artenarme Magerwiesen (10%)
 mäßig artenreiche Halbfettwiese (20%)
 magere Säume (3%)
 Verlandungsröhricht (<1%)
Pflanzengesellschaften: Teichbinsen- und Schilfröhricht; Trespen-Halbtrockenrasen; ErdseggenTrockenrasen; Glatthaferwiese; Trespen-Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Carex humilis (1 Ex.), Koeleria pyramidata, Dianthus carthusianorum, Dorycnium germanicum,
Genista tinctoria, Petrorhagia saxifraga, Hippocrepis comosa, Dianthus superbus, Linum perenne,
Ajuga genevensis, Asperula cynanchica, Buphthalmum salicifolium, Centaurea scabiosa,
Peucedanum oreoselinum, Anthericum ramosum
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 85
faunistische Beobachtungen:
28.5.01/ Tagfalter: Gelbwürfeliger Dickkopffalter; Hauhechel-Bläuling; Himmelblauer Bläuling
6.7.01: Graugans (weidend), Wasserfrosch; Tagfalter: Kleiner Fuchs, Schachbrettfalter,
Schornsteinfeger, Großes Ochsenauge, Kleiner Schillerfalter, Taubenschwänzchen; Heuschrecken:
Roesels Beißschrecke, Gemeiner und Nachtigall-Grashüpfer, Blauflügelige Ödlandschrecke
Pflege der Grünflächen:
Mittelteil des Parks häufige Mahd, über 10 x jährlich
seltene Mahd, 2-3 x jährlich; Magerwiesen und Trockenrasen jährlich einmalige Mahd (Teilbereich
des östlichen Magerrasens war Mitte Oktober 2001 noch ungemäht)
Mahdtermine: Halbfettwiese Ende Juni; östlicher Magerrasen/Südteil Ende September
LBV 2002
München blüht
148
Nutzung durch Bevölkerung:
zeitweiliges Liegen/Spielen im östlichen (fetteren) Teil des östlichen Kalkmagerrasens anzunehmen;
Liegenutzung an den Uferböschungen
schräg querender Trampelpfad durch östliche Fläche; Hunde Ausführen (gelegentlich auch im
Magerrasen), Wasservögel füttern;
naturkundliche Beobachtungen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Zentraler Bereich der östlichen Magerrasenfläche („Talgrund“) durch häufige Trittbelastungen
ruderalisiert und nahezu ohne wertbestimmende Arten, Eindringen von Allerweltsarten
 Müllablagerungen in geringem Umfang (u.a. Feuerwerkskörper-Reste Ende Mai!)
 vermutlich haben Hundeexkremente Teile der Randzonen der Magerrasenflächen aufgedüngt
 zeitweilig reichlich Wasservogel-Exkremente auf Uferböschungen und am Weg am südlichen
Seeufer
 stark verschmierte (nahezu unleserliche) Tafeln am Geologiegarten
Verbesserungsvorschläge:
 Zeitlich abgestufte Mahd der Wiesen je nach Wüchsigkeit: Teilmahd der Magerwiesen ab Mitte
Juli, Magerrasen Anfang September
 Hundeverbot bzw. Wege- und Anleinungsgebot; eventuell Betretungs- Einschränkung auf der
östlichen Magerrasen-Entwicklungsfläche (vgl. Westpark; Wertigkeit ist der dortigen Biotopfläche
gleichzusetzen)
 Verminderung der Wasservogeldichte
Foto 53: Zamilapark: Magerrasenentwicklung im Ostteil; inhomogener Bestand mit Skabiosen-Flockenblume
knapp 10 Jahre nach der Neuanlage (28.5.01)
LBV 2002
München blüht
149
Foto 54: Zamilapark, Westteil: Geologie-Garten Bayerns mit Nagelfluh-Trockenmauer, rechts Basalt-Fels, links
gemähter Halbfettwiese mit getrockneter Mähgutauflage 6.7.01
Foto 55: Zehetmeierstraße: Schmaler Grünstreifen neben Gehsteig mit Blühaspekt Kleinköpfiger Pippau und
Büschel-Nelke.
LBV 2002
München blüht
150
Zehetmeierstraße
Stadtteil:
Kulturheim
Lage: zwischen Sondermeierstraße und Am Blütenring
Begehungstermin: 4.7.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Gut
Kurzbeschreibung: Nur ca. 50 cm schmaler, ca. 50 m langer Blumenrasenstreifen auf flacher,
südexponierter Böschung zwischen Gehweg und einer Hecke mit reichlichem Vorkommen
von Kleinköpfigem Pippau und Büschel-Nelke auf kurzen Abschnitten.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 magerer Blumenrasen (80%)
 magerer Saum (20%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Dianthus armeria
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 11
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
relativ seltene Mahd, wohl 4-6 x jährlich
Nutzung durch Bevölkerung:
keine
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
wahrscheinlich zu häufige Mahd, gemessen an der Magerkeit des Standorts
Verbesserungsvorschläge:
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf zweimal jährlich
LBV 2002
6.2
München blüht
151
Dringend verbesserungsbedürftige Grünflächen
Agnes-Bernauer-Platz
Stadtteil:
Lage:
Laim
Südseite entlang des Platzes zwischen Von-der-Pfordten-Straße und Neuburger
Straße
Begehungstermine: 2.4.01; 21.5.01
Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung:
Von einer Gehölzgruppe dominierte Grünfläche mit nährstoffreichen Säumen und einem
geringen Anteil Vielschnittrasen; am Südrand durch Rückschnitt des Strauchunterwuchses
entstandener sehr schmaler, unter 1 m breiter nährstoffreicher Saum mit Frühjahrsgeophyten, vor allem Hohlem Lerchensporn. Ebenfalls erfaßt wurde ein schmaler Streifen
Vielschnittrasen auf der Ostseite der südwärts anschließenden Von-der-Pfordten-Straße, in
welchen ausgehend von einem Gehölzsaum Hohler Lerchensporn und Wiesen-Schaumkraut
vorgedrungen ist.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (70%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (20%)
 nitrophytische Säume, geophytenreich (10%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Corydalis cava, Ranunculus auricomus
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 10 x jährlich
 weniger häufige Mahd der Saumzonen, 4-8 x jährlich
Erster Mahdtermin: Vielschnittrasen Anfang Mai, Saum bereits Mitte Mai
Nutzung durch Bevölkerung:
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Reichlich Hundekot am Gehsteigrand im Saum
 lokal Müllablagerungen in größerem Umfang
Verbesserungsvorschläge:
 Erhalt und Verbreiterung der Saumbereiche durch Gehölzrückschnitt
 spätere Mahd der Saumzonen am Agnes-Bernauer-Platz und in der Von-der-Pfordten-Straße,
nicht vor Mitte Juni
LBV 2002
München blüht
152
Foto 56:
Agnes-Bernauer-Platz: Nur 80 bis 100 cm schmaler, ziemlich schattiger Saum zwischen stark
zurückgeschnittenen Sträuchern und Gehsteig mit Hohlem Lerchensporn und anderen FrühjahrsGeophyten am 2.4.01
Foto 57:
Grünanlage Am Wiesenhang: Schmale nordseitige Saumzone mit Wiesen-Schaumkraut
(22.4.02)
LBV 2002
München blüht
153
Am Wiesenhang, Grünanlage
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
nördlich Kreuzung Am Wiesenhang/Platanenstraße
Begehungstermine: 28.4.01; 4.5.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Relativ kleine rechteckige, von dichten Gehölzstreifen umgrenzte Grünanlage mit
Spielbereich; Teilfläche als einschürige, blütenarme Halbfettwiese genutzt
(durchgewachsener Parkrasen), Rest als Vielschnittrasen; südseitig Übergang der Wiese in
einen schmalen nitrophilen Staudensaum an leicht buchtigem Gehölzrand, im Frühjahr
Blühaspekt Wiesen-Schaumkraut.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (60%)
 Fettwiese (30%)
 nitrophytische Säume (5%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 15
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd, wohl über 10x jährlich
 jährlich einmalige Mahd der Wiese mit Saum
Erster Mahdtermin der Wiese und Säume: erst Anfang Oktober
Nutzung durch Bevölkerung:
Liegerasen/Spielrasen (Ballspiele)
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Reichlich Hundekot in den Saumbereichen
Verbesserungsvorschläge:
 Einbringung von Wiesenblumen in die selten gemähten Bereiche
 jährlich zweimalige Mahd der Wiese; mehrere Meter breiten Saum nur einmal jährlich mähen
 Gehölze alle 5 Jahre mit buchtigem Rand zurückschneiden
LBV 2002
München blüht
154
Blutenburg/Durchblick
Stadtteil:
Lage:
Obermenzing
zwischen Würm, Loichingerstraße, Schirmerweg, Grandlstraße und Verdistraße
Begehungstermine:30.5.01; 1.8.01; 19.10.01
Anzahl Fotos: 6, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: westlich der von einem durchgängigen, hochwüchsigen Gehölzstreifen
gesäumten Würm in einer 30-50 m breiten Mulde unter dem Wasserspiegel gelegene
blütenarme Fettwiese; überwiegend 1-1,30 m hoch- und dichtwüchsig; mittig ein 6-10m
breiter Streifen weniger aufwuchsstark (unter 80 cm hoch), ebenso an der Böschung des
Schirmerwegs mäßig dichtwüchsiger Bestand mit einigen Magerkeitszeigern; randlich
teilweise gemähte nährstoffreiche Säume; östlich eines Teichs in den Sommern von 1996 bis
2000 blütenreiche Magerwiese; 6-10 m breite Pufferstreifen um den Acker im Durchblick
haben sich zu halbruderalen, relativ blütenarmen Halbfettwiesen entwickelt.
1 Vegetationsaufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (15%)
 lückige, geophytenreiche Schattenrasen im Gehölztrauf (3%)
 artenreiche Magerwiese (10%)
 Fettwiese, an den randlichen Wegböschungen mit nitrophytischen Ruderalstauden (45%)
 halbruderale Halbfettwiese um Acker im Durchblick (15%)
 nitrophytische Säume (8%)
Pflanzengesellschaften: Fuchsschwanz-Glatthaferwiese; Salbei-Glatthaferwiese? (wegen zu häufiger
Mahd Einstufung unsicher); Gierschsäume; Brennnesselflur
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Chaerophyllum temulum, Ononis repens, Scutellaria galericulata
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 50
faunistische Beobachtungen:
30.5.01:, Wacholderdrossel, Star, Frühlings-Mohrenfalter (fliegend), Hauhechel-Bläuling
1.8.01: Roesels Beißschrecke, Gemeiner Grashüpfer, Hauhechel- Bläuling
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd, über 10 x jährlich (nur kleiner Teilbereich ums Schloß)
 vorwiegend eher seltene Mahd, wohl 4- 8 x jährlich
 einmalige Spätsommermahd der Fettwiesen
Erster Mahdtermin: Nordteil der Wiesen Ende zweite Maidekade; Schnittgut unvollständig abgeräumt
(1-3 cm Streuauflage); Auen-Fettwiese und ruderale Wiesenstreifen Am Durchblick Anfang bis Mitte
September
verwendete Mähgeräte: dem Ergebnis nach zu urteilen Sichelmäher und Balkenmäher
Nutzung durch Bevölkerung:
 Hunde Ausführen (in Fettwiese zahlreiche „Hundepfade“ und „Wälzstellen“)
 östlich Blutenburg: Spiel- und Liegewiese, Grillen/Picknick
LBV 2002
München blüht
155
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 unangepaßte Pflege des Grünlands, 2001 Verschlechterung gegenüber den Vorjahren
feststellbar: zu häufige Mahd der mageren Blumenwiese, Fettwiesen blieben bis Anfang
September ungemäht (um acht Wochen überzogener Termin für Erhaltung der ehemals
typischen Artengarnitur), zeitgleich zu großflächige Mahd, auch Uferstreifen blieben nicht
ausgespart
 Randbereiche der Fettwiese stark eutrophiert, brennesselreich; Magerkeitszeiger einer typischen
Auenwiese durch mangelhafte Pflege auf winzige Reliktbestände zusammengeschrumpft
 auf (gemähter) Magerwiese östlich Blutenburg Feuerstelle und Müllablagerungen in größerem
Umfang, insbesondere Glasscherben/Flaschen - an beiden Begehungsterminen !
 Ufer des Teichs völlig versteint und sehr strukturarm, fehlende Verlandungsbereiche
Verbesserungsvorschläge (bei ungefähr gleichem Pflegeaufwand wie 2001):
 Magere Blumenwiese östlich des Schlosses wie in den Vorjahren nur zweimal jährlich mähen
(Frühsommer und Herbst); kleine Teilbereiche in Schloßnähe können auch als Vielschnittrasen
gepflegt werden.
 2 m breiten Uferstreifen am Teich weitgehend ungemäht stehen lassen.
 Fettwiesen (Würmaue und Am Durchblick) erstmalig bereits Mitte Juni mähen und Schnittgut
sorgfältig entfernen, zweite Mahd im Herbst, um durch Aushagerung ein höheres Blütenangebot
zu erhalten; erste Mahd ca. drei Wochen vor der Magerwiese.
 Müllablagerungen und Feuerstellen unterbinden (Art. 13e BayNatSchG!).
Foto 58:
Würmaue südlich Blutenburg: Ziemlich nährstoffreiche, hochwüchsige Fettwiese am 30.5.01
LBV 2002
München blüht
Foto 59: Blutenburg: Magerwiese östlich des Schlosses, bereits am 30.5.01 gemäht, mit dünner
kleingehäckselter Mulchauflage, beeinträchtigt durch eine frische Feuerstelle und Müll
156
LBV 2002
München blüht
157
Brunnbachleite
Stadtteil:
Lage:
Herzogpark
südlich Grüntal
Begehungstermin: 28.5.01
Anzahl Fotos: keine
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Der Brunnbach verläuft in unverbautem, naturnahem Bett von Uferröhricht und
abschnittsweise Gehölzen gesäumt auf der Ostseite eines Grünstreifens; westseitig
anschließend eine 10-15 m breite, nasse, artenarme, nahezu blütenlose Fuchsschwanzwiese
mit Röhrichtpflanzen und nitrophytischen Hochstauden; restliche Grünanlage ziemlich
nährstoffreicher, annähernd ebener Vielschnittrasen mit einzelnen Bäumen unterschiedlicher
Größe.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (60%)
 eutrophe Feuchtwiese (30%)
 Uferröhricht (5%)
 nitrophytische Säume (5%)
Pflanzengesellschaften: Fuchsschwanzwiese, Mädesüß-Hochstaudenflur, Rohrglanzgras-Röhricht
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
im Grünland keine (möglicherweise aber an den Quellfluren entlang des Brunnbachs)
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 16
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen: unbekannt
offenbar sehr seltene, unregelmäßige Mahd der Fuchsschwanzwiese
Nutzung durch Bevölkerung:
 Hunde Ausführen
 Spielen am Gewässer
 Naturkundliche Beobachtungen am Brunnbach
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Eutrophierung der Uferstreifen, wahrscheinlich durch Hundekot in Verbindung mit zu seltener Mahd
Verbesserungsvorschläge:
 Zweimalige jährliche Mahd der uferbegleitenden Feuchtwiesen
 Entwicklung ca. 10 m breiter Wiesenstreifen weiter südwärts
 Uferröhricht und Mädesüß-Hochstaudenflur ca. alle 2 Jahre im Herbst mähen
LBV 2002
München blüht
158
Englschalkinger Straße, Mittelstreifen
Stadtteil:
Lage:
Arabellapark
Im Einmündungsbereich der Elektrastraße
Begehungstermine: 28.5.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung:
Breiter Straßen-Mittelstreifen auf ehemaliger Straßenbahntrasse; ziemlich magerer
Blumenrasen mit reichlich Weichem Storchschnabel und Faden-Klee, wenig Kleinköpfigem
Pippau und Orangerotem Habichtskraut; im Umkreis des U-Bahnhofs Arabellapark mehrfach
von querenden Wegen und Fahrbahnen durchschnitten.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen:
 Vielschnittrasen (100%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32
faunistische Beobachtungen:
Wegameisen (28.5.01)
Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich
Nutzung durch Bevölkerung: unbedeutend
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 zu häufige und vollständige Mahd des mageren Grünstreifens
 ostwärts sich zur Cosimastraße fortsetzender, schmälerer Mittelstreifen mit im Vorjahr
blütenreicher Magerwiese Anfang Juni wurde 2001 aus unerklärlichen Gründen erstmalig bereits
Mitte Mai gemäht
Verbesserungsvorschläge:
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf 3-4 x jährlich
 von Anfang Mai bis Mitte Juni Mähpause einlegen
 baldiger Wiederaufbau der Straßenbahnstrecke vorgesehen, als Rasengleis anzulegen
LBV 2002
München blüht
159
Foto 60: Englschalkinger Straße/Ecke Elektrastraße: Ausschnitt des Blumenrasens mit Weichem
Storchschnabel und Mittlerem Wegerich auf ehemaliger Straßenbahntrasse (28.5.01)
Foto 61: Ettenhoferstraße/Ecke Großhaderner Straße: Magerer Blumenrasen auf Verkehrsinsel mit Blühaspekt
Roter Wiesenklee, Hopfenklee und Gänseblümchen (21.5.01)
LBV 2002
München blüht
160
Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln
Stadtteil:
Lage:
Kleinhadern
Kleine Verkehrsinseln im Einmündungsbereich der Ettenhoferstraße in die
Großhaderner Straße
Begehungstermine: 21.5.01; 8.6.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Zwei kleine Verkehrsinseln; auf der nördlichen randlich kleine Gehölzgruppe,
südseitig davor magerer, von Rot-Schwingel, Rotem Wiesen-Klee und Hopfenklee
dominierter magerer Rasen, blieb 2001 bis 21. Mai ungemäht; auf dem westlichen ziemlich
fetten Parkrasen reichlich Stumpfblättriger Ampfer. Nach erstem Schnitt treten Faden-Klee
und Weiß-Klee verstärkt in Erscheinung (sowohl positive als auch negative Teilfläche).
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (80%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (15%)
 relativ magerer Saum (5%)
Pflanzengesellschaften: Rotschwingel-Parkrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 22
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich
Erster Mahdtermin: Ende Mai
Nutzung durch Bevölkerung:
gering; Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
zeitweilig große verklumpte Mahdgutmenge in Fäulnis auf südwestlicher, eutrophierter Verkehrsinsel
Verbesserungsvorschläge:
 nördliche Verkehrsinsel nur ca. 3x jährlich als Blumenrasen mähen, andere Verkehrsinseln
doppelt so oft (reichlichen Mähgutanfall bedarfsweise entfernen)
LBV 2002
München blüht
161
Friedenspromenade
Stadtteil:
Lage:
Gartenstadt Trudering
Grünstreifen zwischen Ottilienstraße und Am Hochacker
Begehungstermine: 5.4.01; 5.6.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 2
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: Nördlich der Markgrafenstraße am Rand der Neubausiedlung ein 10-25 m
breiter, neu mit einem Landschaftsrasen eingesäter Grünstreifen, der zahlreiche Kulturfomen
enthält; im Juni nur geringe Blüte von Hopfenklee und Spitzwegerich; in kleiner, noch lückig
bewachsener Fläche am Südrand dominieren Ackerwildkräuter, teilweise Blühaspekt von
Klatsch-Mohn und Kornblume. Südlich der Markgrafenstraße kräuterreicher Parkrasen mit
einigen kulissenartig eingelagerten Gehölzgruppen, beiderseits von Baumreihen gesäumt.
2 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Naturferner Landschaftsrasen (als Magerwiese erfaßt; 40%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%)
 Vielschnittrasen (relativ pflegeintensiv 50%)
 lückige Ackerwildkrautflur (2%)
Pflanzengesellschaften: Weidelgras-Landschaftsrasen, vorwiegend mit Kulturformen von
Wildpflanzen; Mohn-Kamillenflur
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
vorübergehend: Legousia speculum-veneris, eventuell Kulturform!
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 65
faunistische Beobachtungen:
keine (wohl zu steril)
Pflege der Grünflächen:
im Südteil häufige Mahd, wohl über 15 x jährlich
im Nordteil seltene Mahd, 3-5 x jährlich
Erster Mahdtermin: Landschaftsrasen Ende April bis Anfang Mai
Nutzung durch Bevölkerung: gering
Hunde Ausführen im Südteil längs eines Trampelpfads
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
im ökologisch nahezu wertlosen Landschaftsrasen vor der Neubausiedlung Vorherrschen unnatürlich
großblättriger bzw. großblütiger Kulturformen vieler Kräuter (Riesenblattformen der Kleearten/extrem
hohe Blütenstände Spitz-Wegerich); monotoner Weidelgrasbestand im Südteil; einheitliches
vollständiges Mähen der gesamten Grünfläche, auch der Gehölzrandbereiche
Verbesserungsvorschläge:
 Neuanlage einer naturnahen Magerwiese nach Umpflügen der blütenarmen Kultur-Blumenwiese
im Nordteil
 Entwicklungspotential im Südteil vorhanden: Viele Kräuter, auch Magerkeitszeiger; hier
differenzierte Pflege: Entwicklung von Säumen
 Schaffung einer Magerwiesen-Verbundachse zu südwärts gelegenen Magerrasenresten am
Truderinger Wald
LBV 2002
München blüht
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Foto 62: Friedenspromenade südlich Markgrafenstraße: Vollständig gemähter Grünstreifen ohne Saumbereiche
mit beidseitigen Baumreihen und kulissenartig angeordneten Gehölzgruppen (5.6.01)
Foto 63: Friedenspromenade nördlich Markgrafenstraße: Landschaftsrasen mit zahlreichen Kulturformen von
Kräutern, Blühaspekt einer Kulturform des Hopfenklees am 5.6.01
LBV 2002
München blüht
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Fürstenrieder/Landsberger Straße
Stadtteil:
Lage:
Laim
9 Verkehrsinseln im Kreuzungsbereich der genannten Straßen
Begehungstermine: 21.5.01;16.6.01; 29.9.01
Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: sechs randliche Verkehrsinseln und eine runde, mittige mit relativ blütenarmen,
aufwuchsstarken Fettwiesen, vor allem mittige Fläche reichlich mit Krokussen und Narzissen
bepflanzt; die meisten randlichen Verkehrsinseln mit Einzelgehölzen bzw. einer
Gehölzgruppe; nach der Frühsommermahd werden die Grünflächen offensichtlich noch
mehrmals gemäht.
Vorhandene Grünlandtypen:
 Trittrasen/offene Bodenstellen (3%)
 Fettwiese (95%)
 nitrophytische Säume (2%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Tragopogon pratensis
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 33
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
weniger häufige Mahd, 3-6 x jährlich
Erster Mahdtermin: Mitte Juni
verwendete Mähgeräte: Bei Erstmahd wohl Kreiselmäher, dann Sichelmäher
Nutzung durch Bevölkerung: unbedeutend, da sehr verkehrsreiche Umgebung;
gelegentlich als Müllablagerungsflächen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 zeitweilig Müllablagerungen in größerem Umfang
 weil die Flächen ab dem Sommer als Mehrschnittrasen gepflegt werden und das Schnittgut dann
liegen bleibt, ist eine Weiterentwicklung der gräserdominierten, blütenarmen Fettwiese zu einer
Blumenwiese nicht zu erwarten
Verbesserungsvorschläge:
 sorgfältige Abräumung des Schnittguts (zusammen mit dem Müll) wenigstens zweimal jährlich
 Müll bedarfsweise auch im Spätwinter entfernen
 Einsaat von Wiesenblumen, welche in Fettwiesen gedeihen können
LBV 2002
München blüht
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Foto 64: Verkehrsinsel Kreuzung Fürstenrieder/Landsberger Straße: frisch gemähte Fettwiese mit Mähgut und
Müll am 16.6.01
LBV 2002
München blüht
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Hirschgarten
Stadtteil:
Nymphenburg
Lage:
zwischen Bahngelände Laim, De-la-Paz-Straße, Arnulfstraße und Gewerbegebiet
Wilhelm-Hale-Straße
Begehungstermine: 21.5.01
Anzahl Fotos: 2
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: Nordteil stark aufgelichteter ehemaliger Lohwald mit alten Eichen, mit räumig
gegliederten Rasenflächen mittlerer Größe, völlig eben, im Nordosten um größere
Gehölzgruppen wenige relativ gut ausgebildete Säume; Südteil stellenweise mäßig reliefiert
aber sehr strukturarm, praktisch vollständig als Vielschnittrasen gestaltet mit wenigen
eingelagerten Einzelbäumen, südseitig von dichtem Gehölzstreifen abgegrenzt.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, pflegeintensiv (90%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, ziemlich geophytenarm (5%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen/ stellenweise Trampelpfade (2%)
 nährstoffreiche Säume (2%)
Pflanzengesellschaften: Parkrasen; Knoblauchrauken-Gierschsäume
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht gefunden
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 20
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
fast komplett häufige Mahd über 10 x jährlich; wenige schmale Saumbereiche werden nur 1-2x
jährlich gemäht
Erster Mahdtermin: April
Nutzung durch Bevölkerung:
 Liegerasen- und Spielrasen
 Picknick/Grillen
 regelmäßige Querung auf Trampelpfaden
 Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Lohwaldcharakter des Gebiets durch insgesamt übermäßige Pflege weitgehend verloren gegangen;
wegen des Fehlens naturnaher Strukturen im Südteil, der in den 1970er Jahren angelegt wurde,
keine nutzungsbedingten Beeinträchtigungen
Verbesserungsvorschläge:
 Mahdhäufigkeit besonders unter Baumbestand mit schütterem Bewuchs auf einmal jährlich
reduzieren (Kostenersparnis!);
 Säume entwickeln und verbreitern, im Südteil vor allem auf den randlichen Hangbereichen
streifenartige Blumenwiesen entwickeln.
LBV 2002
München blüht
Foto 65: Hirschgarten, Südwestteil: Nährstoffreicher Saum an südexponiertem Hang (21.5.01)
Foto 66: Hirschgarten: Uniformer Vielschnittrasen im Südteil, hier auch unter den Baumkronen ausgemäht
(21.5.01)
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LBV 2002
München blüht
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Josephsburg (Nördliches Ende des Michaeliangers)
Stadtteil:
Lage:
Berg-am-Laim
Ostseite der Else-Rosenfeld-Straße, südlich U-Bahn Ausgang
Begehungstermine: 12.6.01; südlich angrenzenden Michaelianger 26.9.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: ca. 10 m breiter und 150 m langer Grünstreifen südlich U-Bahn-Ausgang, östlich
Else-Rosenfeld-Straße, in knapp 2 m tiefem, trockenem Graben (einschließlich
Grabenschultern). Vor zwei Jahren mit Landschaftsrasen-Saatgut eingesät, welches vor
allem Kulturformen enthält. Derzeit unausgewogener herdenartiger, ziemlich artenarmer und
blütenarmer Bestand, dominiert von Rot-Schwingel und Hornklee; am Nordende vernässte
Kiesfläche mit Steinblöcken und Wasserpfützen; momentan nur vorläufige Gestaltung, bis
Hachinger Bach oberirdisch weitergeführt wird (SCHEELS, 2001 mdl.).
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 relativ artenarme Halbfettwiese, vernachlässigt (75%)
 Fettwiese (20%)
 Pionierröhricht auf Kies (2%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Dianthus carthusianorum (langstielige Kulturform)
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 15 (unvollständig)
faunistische Beobachtungen:
keine; (im südlich angrenzenden Michaelianger auf naturnaher, ruderaler Grasflur am 26.9.01 IdasSilberfleck-Bläuling)
Pflege der Grünflächen:
wahrscheinlich jährlich einmalige, jahreszeitlich späte Mahd
Nutzung durch Bevölkerung:
Hunde Ausführen und Müllablagerung
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Fehlerhafte Neuanlage, Verwendung von ungeeignetem Billigsaatgut; außerdem wohl zu seltene
Mahd für die verwendete Saatgutmischung: Streufilzauflage
 Müllablagerungen in geringem Umfang
 auch bei der begonnenen gartenbaulichen Neugestaltung des Micheliangers in der südlichen
Fortsetzung zeichnet sich bisher keine naturnahe Anlage ab (SCHEELS, SCHMUTZLER 2001,
mdl.)
Verbesserungsvorschläge:
 Streifenweise Neuanlage, Fräsen und Neueinsaat von standortheimischen Kräutern
 z.B. Pflege als mäßig nährstoffreicher Saum mit jährlicher Mahd im September
 dazu eventuell Info-Tafel aufstellen
LBV 2002
München blüht
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Foto 67: Josephsburg/Else-Rosenfeld-Straße: blütenarme, leicht ruderale Wiese mit mehreren Kulturformen in
trockenem Graben12.6.01
LBV 2002
München blüht
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Lerchenauer See
Stadtteil:
Lage:
zwischen Lerchenau und Fasanerie
zwischen Lasalle- und Berberitzenstraße, nördlich Schittgablerstraße
Begehungstermine: 12.4.01; 29.5.01
Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: Rund um den See mäßig steile, 15-120 m breite Uferböschungen mit zeitweilig
von Wasservögeln beweideten Vielschnittrasen, untergliedert durch einige ufernahe
Gehölzgruppen; südseitig des Grundwassersees mittelstark reliefiertes Grünland mit ziemlich
großen Höhenunterschieden bis zu 20 m, in einigen flacheren Mulden zeitweilige
Vernässung; vor allem randlich einige Einzelbäume; im oberen Bereich des Bergs unter
Aussparung des eigentlichen Gipfels relativ blütenarme Fettwiese.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (90%)
 Fettwiese (10%)
Pflanzengesellschaften: Parkrasen; bereichsweise Tendenz zum Kriechhahnenfuß-Flutrasen;
Glatthaferwiese
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 30
faunistische Beobachtungen:
12.4.01: an Uferböschung weidende Graugänse und Stockenten
29.5.01: Hauhechel-Bläuling
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd, wohl über 15x jährlich
seltene Mahd, 2-3 x jährlich
Beweidung durch Wasservögel
Erster Mahdtermin: Mitte bis Ende April
Nutzung durch Bevölkerung:
Liegerasen/Spielrasen
Picknick/Grillen
in geringem Umfang naturkundliche Beobachtungen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Defizit an Wiesen und Säumen in den Randzonen, besonders im Südosten; vollständige Mahd
auch unter den Baumgruppen
 Herumliegen von Kleinmüll in geringem Umfang
Verbesserungsvorschläge:
 Im südöstlichen, flachhügeligen Randbereich Entwicklung breiter Saumstreifen und halbfetter
Blumenwiesen, z.B. im Bereich der Kieferngruppe
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit unter den Baumgruppen mit ohnehin schwachem Aufwuchs
LBV 2002
München blüht
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Foto 68: Blick über den Lerchenauer See mit Liege- und Spielrasen, im Vordergrund auf dem Hügel Fettwiese
(29.5.01)
LBV 2002
München blüht
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Luitpoldpark (Nordteil)
Stadtteil:
Lage:
Schwabing
westlich Scheidplatz, südlich Bad Georgenschweige
Begehungstermine: 19.7.01; 26.9.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Auf dem Süd- und Nordhang des sonst ziemlich dicht mit Gehölzen
bewachsenen Schuttbergs nahezu gehölzfreie Fettwiesen, die zu erheblichen Teilen
hangaufwärts, an besonders steilen Bereichen ungewöhnlich stark ruderalisiert sind; im
Hochsommer insgesamt ein ungepflegter Eindruck. Annähernd ein Viertel der Wiesen sind
mit Acker-Winde dicht überwuchert und der Bestand zu Boden gedrückt, so daß eine
effektive Mahd (ohne erheblichen Zusatzaufwand) nicht mehr möglich ist, was eine weitere
Eutrophierung durch die erstickende Streudecke erwarten läßt. Auf kleinen Lichtungen im
Gehölzbestand nährstoffreiche Säume; nordwärts und westwärts des Schuttbergs
Vielschnittrasen mit einigen Bäumen bzw. Baumgruppen.
2 Vegetationsaufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (30%)
 Fettwiese (40%)
 stark ruderalisierte Fettwiese/ ausdauernde Ruderalflur (20%)
 nitrophytische Säume (8%)
 relativ magere Säume (4%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, Brennessel-Giersch-Saum, Ackerwindenflur
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 54
faunistische Beobachtungen:
19.7.01: Gewöhnlicher Grashüpfer, Roesels Beißschrecke, Kleiner Kohlweißling, Steinhummel und
zahlreiche andere Hummeln bzw. Bienen am Südhang
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich
 jährlich einmalige Mahd aller Wiesen und Säume
Mahdtermin: Anfang September
Nutzung durch Bevölkerung:
Liegerasen/Spielrasen;
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Der bestandsangepaßte Mähtermin wurde um ca. 2 Monate überschritten, die Mahd konnte
stellenweise nur noch „schlampig“ erfolgen, daher weitere Eutrophierung zu erwarten
 ungefähr zeitgleiche und vollständige Mahd des Wiesenanteils
LBV 2002
München blüht
Verbesserungsvorschläge:
 zeitliche Staffelung des Mähtermins von Ende Juni bis Anfang August;
 zumindest alle zwei bis drei Jahre zweimalige Mahd der ruderalisierten Fettwiesen
 dabei mehrere Meter breite Säume an Gehölzrändern und an steiler Geländestufe auf der
Nordseite des Schuttbergs bis Herbst stehen lassen
 stellenweise Rückschnitt des dichten Gehölzmantels zur Verbreiterung der Säume
Foto 69: Luitpoldpark-Nord: Fettwiese mit bereits zu größeren Anteilen niedergedrücktem Aufwuchs am
nördlichen Hangfuß des Schuttbergs mit Blühaspekt Bärenklau und Acker-Kratzdistel am 19.7.01
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LBV 2002
München blüht
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Maximiliansplatz
Stadtteil:
Lage:
Innenstadt
zwischen Lenbachplatz und Platz der Opfer des Nationalsozialismus
Begehungstermine: 2.4.01; 21.5.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Zwei unregelmäßig geformte und gegliederte, 0,1 bis 0,2 ha große,
langgestreckte viele Jahrzehnte alte, nährstoffreiche Grünflächen zwischen sehr altem
Baumbestand in der Mitte des Platzes; reichliches Vorkommen niederwüchsiger
Frühjahrsgeophyten (Krokusse, Scharbockskraut, Blaustern und Schneeglanz), stellenweise
auch einige gepflanzte Narzissen; rundum von unversiegelten Wegen umgeben; Gelände
deutlich reliefiert mit Mulden, Höhenunterschiede bis zu 2 m im Bereich der alten
Wallanlagen.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, eher vernachlässigt (ca. 25%)
 lückige, sehr geophytenreiche Schattenrasen im Gehölztrauf (ca. 25%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (5%)
 mäßig artenreiche, nährstoffreiche Halbschatten-Blumenrasen (ca. 40%)
 nitrophytische Säume (5%)
Pflanzengesellschaften: halbschattiger Parkrasen; Knoblauchrauken- und Gierschsäume
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 28
faunistische Beobachtungen:
2.4.01: Kleiner Fuchs
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich
Erster Mahdtermin: Anfang Mittlere Maidekade
Nutzung durch Bevölkerung:
Beobachten der zeitweilig blütenreichen Rasenflächen weitgehend von den Sitzbänken am Wegrand
aus; Spazieren gehen/Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 größtenteils ziemlich starke Beschattung der Grünfläche durch hohe Bäume schränkt
Wuchsdichte der Grasnarbe und Blühaspekt ab dem Frühsommer ein
 zu frühzeitige erste Mahd der geophytenreichen Saumzonen um die zentrale Grünfläche
Verbesserungsvorschläge:
 Großräumige Aussparung der Traufzonen von der regelmäßigen Mahd
 einmalige Spätsommermahd genügt für die lückigen Schattenrasen und die halbschattigen
Saumzonen
 Schattige Saumbereiche können ungemäht bleiben
 erster Mahdtermin der geophytenreichen Blumenrasen nicht vor 20. Mai.
LBV 2002
München blüht
Foto 70: Maximiliansplatz: Scharbockskraut und Schneeglanz in halbschattigem Blumenrasen am 2.4.01
Foto 71: Max-Lebsche-Platz: magerer Blumenrasen mit Blühaspekt Faden-Klee im nördlichen Randbereich
(28.5.01)
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LBV 2002
München blüht
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Max-Lebsche-Platz
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
Nördlicher Streifen des Platzes westlich der Sauerbruchstraße
Begehungstermine: 4.5.01; 28.5.01; 7.6.01; 26.6.01 und weitere Kurzbesuche
Anzahl Fotos: 5
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Grünfläche westlich des U-Bahn-Aufgangs mit breiten Asphaltwegen und
wenigen, noch ziemlich kleinen Bäumen; am nördlichen Rand entlang des Klinikum-Geländes
ca. 20 m breiter artenreicher, besonders in der Nordhälfte ziemlich magerer Blumenrasen mit
einigen Ruderalpflanzen auf völlig ebenem Gelände
2 Veg.aufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen eher vernachlässigt (98%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 58
faunistische Beobachtungen:
4.5.01: Schwarze Wegameise, Wollschweber (Schwebfliege); 19.11.01: Rabenkrähen und
Haustauben
Pflege der Grünflächen:
Relativ häufige Mahd, 8-10 x jährlich
Mahdtermine: 18.4.01; 10.5.01; 5.6.01 (ansatzweise Inselmahd, vgl. Foto 33); 22.6.01; Mitte Juli;
Anfang August; Mitte September; zweite Oktoberhälfte.
Nutzung durch Bevölkerung: gering
südwestlicher Bereich: Fahrräder abstellen
zentrale Grünfläche südlich des Asphaltwegs: zeitweiliger Zirkus-Standort, zweimal jährlich
(Teilbeweidung durch Zirkustiere)
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
unnötig häufige Mahd der im Nordteil auf 10 m Breite sehr mageren und artenreichen Grünfläche
Verbesserungsvorschläge:
 Flächenhaft Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf 4-5x jährlich
 nach einer offenbar positiv sich auswirkenden Frühmahd Ende April Mähpause bis wenigstens
Anfang Juni einhalten, dadurch kann ein recht blütenreicher Blumenrasen entwickelt werden
 am nordseitigen Zaun mehrere Meter breiten mageren Saum entwickeln, der nur einmal jährlich
im Herbst oder Frühjahr gemäht wird
LBV 2002
München blüht
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Neuhofen
Stadtteil:
Lage:
Mittersendling
zwischen Brudermühl-, Plinganserstraße und Greinerberg
Begehungstermine: 25.3.01; 12.6.01; 10.10.01
Anzahl Fotos: 7, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Unzureichend
Kurzbeschreibung: Ziemlich nährstoffreiche Rasenflächen im Nordteil und mittig auf der
Hochterrasse und im Südosten an der teils abgeflachten Hangkante; nördliche Fläche im
Nordosten zur Schuttkippe leicht ansteigend, sehr strukturarm und steril, umgeben von
Gehölzbestand mit buchtigen Innenrändern, jedoch ohne Säume; nord- und ostwärts dichtes
Gehölz mit reichlich Strauchunterwuchs, zur Plinganserstraße hin überwiegend sehr lückige
Strauchschicht; südliche Fläche strukturreicher wegen Reliefierung des Hangs, offener
Grünfläche mit mehreren eingelagerten Gehölzgruppen und eines hangabwärts verlaufenden
Wegsaums.
Auf der Plinganserstraße wurde im Sommer 2001 auf dem humusierten Mittelstreifen
(ehemals Straßenbahntrasse), der von einer blüten- und artenreichen HackfruchtWildkrautflora bewachsen war, ein artenarmer Einheitsrasen eingesät.
2 Veg.aufnahmen
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, vorwiegend relativ pflegeintensiv (85 %)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen, wenige Trampelpfade (2-3%)
 ruderaler Fettwiesenstreifen (1%)
 ansatzweise nährstoffreiche Säume (1%)
Pflanzengesellschaften: Parkrasen, Gierschsaum, Klettenflur
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
an Saum Euphorbia esula, Hypericum maculatum
faunistische Beobachtungen:
Wacholderdrossel, Star (12.6.01)
Pflege der Grünflächen:
vorwiegend häufige Mahd, über 10 x jährlich
geringer Flächenanteil weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich
Teilbereich des Saumstreifens jährlich einmalige Mahd im Herbst
Nutzung durch Bevölkerung:
 Spielrasen
 Hunde Ausführen
 regelmäßige Querung auf Trampelpfaden (mit Hunden!)
 im Winter Rodeln am noch gehölzfrei verbliebenen Hang
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Sterilität infolge nahezu einheitlicher und vollständiger Mahd des gesamten Grünlands sowie
wegen fehlender Gehölzmäntel und Säume
 Ausblick ostwärts auf die Stadt nahezu vollständig mit dichtem, hohem Gehölzbestand
zugewachsen (Mitte der 1970-er Jahre fast völlig frei!)
 stellenweise reichlich Hundekot auf offener Rasen- oder Wiesenfläche und fauliger Geruch von
nassem, liegengebliebenem Mähgut schränkt Nutzung als Spiel- und Liegerasen ein
 natürliche Isar-Hochterrasse wurde durch Erdbaumaßnahmen größtenteils zerstört (überwiegend
bereits durch Errichtung der Schuttkippe in der Nachkriegszeit; Schädigung eines Geotops)
LBV 2002

München blüht
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Die Sterilität der Grünanlage wurde konsequent auf den Mittelstreifen der Plinganserstraße
übertragen, wo unter unnötigem Kostenaufwand im Sommer ein steriler, pflegeaufwändiger
Rasen eingesät wurde
Verbesserungsvorschläge:
 mehrere Meter breite Säume und zweischürige Blumenwiesen (am flachen Südwesthang der
Schuttkippe, Oberhänge im Südteil) entwickeln;
 breite Sichtschneisen nach Osten im Nordteil schaffen durch Ausholzen des dichten
Gehölzbewuchses
 Billige, pflegeleichte Variante für den Mittelstreifen in der Plinganserstraße wurde vorerst vertan
(außer nördlich der Brücke über die Heckenstallerstraße, wo die kiesige Sukzessionsfläche mit
allerlei auch im Oktober noch blühenden Wildstauden noch vorhanden ist); wünschenswert wäre
die Entwicklung bzw. Anlage einer buntblühende Möhren-Steinkleeflur mit Natternkopf auf
kiesigem Rohboden gewesen, die in den ersten drei Jahren keine Pflege erfordert hätte; später
wäre vor allem eine regelmäßige Entfernung aufwachsender Sukzessionsgehölze erforderlich.
Foto 72: Neuhofen: Blick von Süden über sterilen, strukturlosen Vielschnittrasen in Richtung Schuttkippe am
12.6.01
LBV 2002
München blüht
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Oberbiberger Straße
Stadtteil:
Lage:
Neuharlaching
zwischen Mangfallplatz und Säbener Straße
Begehungstermine: 29.5.01; 20.6.01
Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Auf einem ca. 8 m breiten Mittelstreifen, zur südöstlichen Fahrbahn um gut 20
cm aufgewölbt, magerer, ziemlich artenreicher Blumenrasen, in Längsrichtung durch
zahlreiche Gehölzgruppen und wenige querende Straßen untergliedert; unter Baumkronen
stellenweise sehr aufwuchsschwacher Moosrasen.
1 Vegetationsaufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (90%)
 Moosreiche Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (10%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Thymus pulegioides
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 39
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
ziemlich häufige Mahd 8-10 x jährlich
Erster Mahdtermin: Frühjahr
Nutzung durch Bevölkerung: gering
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Fläche wird viel zu oft vollständig gemäht
 Säume um Gehölzgruppen unnötigerweise zu tief ausgemäht.
Verbesserungsvorschläge:
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf ein- bis zweimal jährlich (Moosrasen sind ausgesprochen
aufwuchsarm!), erstmalige Mahd nicht vor Anfang Juni
 Stehenlassen von mindestens 1 m breiten Säumen (erhebliche Kostenersparnis möglich!)
LBV 2002
München blüht
Foto 73: Oberbiberger Straße: Viel zu häufig und zu tief in den Gehölzbestand gemähter nährstoffarmer,
floristisch artenreicher Mittelstreifen, im Vordergrund wegen trockener Witterung verdorrter Rasen
(29.5.01)
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München blüht
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Thomas-Mann-Allee
Stadtteil:
Lage:
Herzogpark
zwischen Poschinger Straße und Isarring
Begehungstermin: 28.5.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: größtenteils nährstoffreicher, blütenreicher Blumenrasen in nahezu ebener,
halbschattiger Lage; um dickstämmige Großbäume (vorwiegend Pappeln), die in weiten,
unregelmäßigen Abständen entlang des Wegs am gehölzbestandenen Isarufer gereiht sind,
und um zwei kleine Feldgehölze (u.a. Eschen und Berg-Ulme) nährstoffreiche Säume von 210 m2 Größe, teils mit Pflanzenarten des Auwalds (ca. 8 Teilflächen).
1 (zusammenfassende) Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (85%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (8%)
 Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%)
 nitrophytische Säume (5%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Allium scorodoprasum (6 Blütentriebe blieben ungemäht); Ornithogalum umbellatum (beide Arten
Rote Liste 3!)
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 35
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd der Rasenfläche, wohl über 10x jährlich
seltene Mahd, 2-3 x jährlich um Bäume bzw. Gehölzgruppen
Erster Mahdtermin: Ende April; bei zweitem Mahdtermin Mitte Mai wurden Saumbereiche teilweise
mitgemäht
Nutzung durch Bevölkerung:
Spielrasen; Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
Frühzeitiges Abmähen der geophytenreichen Säume um die Baumstämme und Gehölzgruppen,
dadurch Bestandsschädigung gefährdeter/ geschützter Pflanzenarten
Verbesserungsvorschläge:
 Linearen, mehrere Meter breiten Saum (Unterbrechungen zwischen den dickstämmigen Bäumen
sind möglich) entlang der westseitigen Baumreihe entwickeln, der nur einmal jährlich im Sommer
gemäht wird
 im Unterwuchs sich entwickelndes Gebüsch regelmäßig auslichten bzw. auf den Stock setzen
LBV 2002
München blüht
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Foto 74: Thomas-Mann-Allee: Nährstoffreiche Säume um Baumstämme und kleine Gehölzgruppen (28.5.01)
LBV 2002
München blüht
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Uriweg
Stadtteil:
Lage:
Fürstenried
westlich Autobahn A96, nördlich Neurieder Straße
Begehungstermine: 28.4.01; 28.7.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Kleine relativ flach nach Norden bzw. Nordosten unregelmäßig reliefiert
abfallende Grünfläche mit einzelnen niedrigen Baum- bzw. Gehölzgruppen in einem extensiv
gepflegten Rasen; in der Westhälfte 4 annähernd kreisrunde „Biotopweiher“ von je ca. 10- 15
m Durchmesser in unterschiedlicher Hanghöhe angeordnet, von einem schmalen
Verlandungsröhricht bzw. feuchten trittbeeinflußten Uferstreifen umgeben; ziemlich
reichhaltige Gewässervegetation mit Großseggen, Röhrichtpflanzen und echten
Wasserpflanzen.
Auf Verkehrsinsel bzw. den Randstreifen in der Neurieder Straße westlich der Ausfahrt
Fürstenried Magerwiese mit Margeriten und rasterartig/gruppenweise gepflanzten Tulpen in
verschiedenen Rottönen.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (90%)
 Verlandungsröhricht (4%)
 feuchter Trittrasen/offene Bodenstellen am Ufer (2%)
Pflanzengesellschaften: Schnabelseggenried, Tausendblatt-Unterwasserrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten (am Uferstreifen):
Menyanthes trifoliata, Lysimachia thyrsiflora, Butomus umbellatus, Carex rostrata, Cyperus longus,
Hippuris vulgaris, Myriophyllum spicatum
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 38
faunistische Beobachtungen:
28.7.01: Hufeisen-Azurjungfer, Blaugrüne Mosaikjungfer, Goldfische
Pflege der Grünflächen:
eher weniger häufige Mahd der Rasen 8-10 x jährlich
sehr schmale Röhrichtstreifen auf ca. 60% der Gewässeruferlänge seltene Mahd
Erster Mahdtermin Rasen: 25.4.01; mit Tulpen und Narzissen bepflanzte Bereiche Ende Mai
Nutzung durch Bevölkerung:
Spielrasen; Hunde Ausführen;
naturkundliche Beobachtungen an den Gewässerufern
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Erhebliche Minderung der Lebensraumbedeutung für heimische Lebensgemeinschaften der
Kleingewässer durch in die Biotopgewässer eingesetzte Goldfische, Seerosen-Kulturformen und
dergleichen
 sehr frühzeitige und zu häufige Mahd rundum bis an die Ufer der Gewässer, weitgehendes
Fehlen eines Uferstreifens
LBV 2002
München blüht
183
Verbesserungsvorschläge:
 An ca. 75% der Uferlinie der drei besonders hochwertig erscheinenden südlichen bzw. östlichen
Weiher wenigstens 3 m breite Streifen oberhalb der Wasserlinie ungemäht bis zum Spätsommer
stehen lassen; Zugangsmöglichkeit zu den Gewässern ist dann immer noch gegeben;
 Flache, nordexponierte Hangböschung zum Uriweg als zweischürige Halbfettwiese entwickeln
Foto 75: Uriweg, südlicher „Biotopweiher“: trittbeeinflußter Uferstreifen mit Kleinbinsen, daneben schmales
Verlandungsröhricht (28.7.01)
LBV 2002
München blüht
184
Waldfriedhofstraße
Stadtteil:
Lage:
Waldfriedhofviertel
Gesamte Straßenlänge von Schongauerstraße bis Ettalstraße
Begehungstermine: 3.5.01; 12.5.01; 17.6.01
Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Unzureichend
Kurzbeschreibung: Breiter Mittelstreifen, ehemalige Straßenbahntrasse; auf kiesig-lehmigem
Rohboden vor ca. 2 Jahren billige Landschaftsrasenmischung eingesät, Strauchpflanzung in
Gruppen (standortfremde Schneebeere und wenig attraktive Rosen-Kulturform, jeweils im
Reinbestand), Baumpflanzung im Zickzack mit relativ weiten Abständen; Rasenfläche sehr
unausgewogener Bestand mit einigen schütteren, lückigen Stellen und mastigen
Kulturpflanzen (insbesondere Herbst-Zeitlose, Hopfenklee, Rot- und Weiß-Klee) sowie
Herden von zwei Wicken-Arten; wenige Fußgängerübergänge mit kiesigem Rohboden
wurden im Herbst 2001 im Rahmen unnötig aufwändiger Baumaßnahmen auf über 3 m
Breite befestigt und randlich mit liegenden Baumstämmen versehen.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (98%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (2%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
faunistische Beobachtungen:
Schwarze Wegameise (3.5.01)
Pflege der Grünflächen:
Relativ häufige Mahd, 6-8 x jährlich
Erster Mahdtermin: 11.5.01
Nutzung durch Bevölkerung:
nicht erkennbar
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Einsaat von Klee-Kulturformen mit mastigem Wuchs; hohe Deckung dieser Kleearten sind
verlorene Flächen für wertbestimmende Arten und verursachen unnötig große Mengen
anfallender Biomasse
 abwegige, kostenintensive Gestaltung und Pflege für eine neuangelegte Grünfläche
Verbesserungsvorschläge:
 wenigstens in Teilbereichen Fräsen und Neueinsaat einer standortgerechten Magerwiesen- oder
Saummischung
 Ersetzen der standortfremden Straucharten wenigstens teilweise durch heimische Arten mit
attraktiver Blüte, z.B. Wildrosenarten, Berberitzen u. dgl.
 Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf ein- bis zweimal jährlich
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Foto 76: Waldfriedhofstraße: Monotoner Dominanzbestand von Weiß-Klee und Hopfenklee nach der zweiten
Mahd, im Hintergrund weißblühende Rosen-Zuchtsorte (17.6.01)
LBV 2002
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Waldgartenstraße
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
Grünanlage zwischen aufgeteilter Straße zwischen Waldsaumstraße und
Hirtentäschelweg
Begehungstermine: 28.4.01; 15.5.01; zahlreiche weitere bis Anfang November
Anzahl Fotos: 12
Gesamtbewertung: Mangelhaft
Kurzbeschreibung: Von nahezu geschlossenen Gehölzreihen an den Längsseiten eingerahmte
Grünfläche mit einzelnen Gehölzen bzw. kleinen Gehölzgruppen inmitten kleiner
Wohnstraßen, südseitig ein flacher Hügel; Randbereiche als Vielschnittrasen gepflegt,
Zentralbereich mit buchtig verlaufender Mähgrenze artenarme Halbfettwiese im ersten Jahr
der Umwandlung aus einem Vielschnittrasen: öder Bestand des Gewöhnlichen Rispengrases
mit Weißklee-Teppich, von Mitte Juli an sehr unansehnlich, da notwendige Frühsommermahd
unterlassen wurde; westseitig zwischen Fahrbahn und Gehölzstreifen relativ artenreicher
Außensaum, der zur Hälfte sehr häufig gemäht wird.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (50%)
 lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%)
 Umwandlungs-Fettwiese (40%)
 mäßig nährstoffreicher Saum (5%)
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: ca. 35
faunistische Beobachtungen:
keine, trotz zahlreicher Begehungen
Pflege der Grünflächen:
Häufige Mahd der Randbereiche, wohl über 10 x jährlich
zentrale „Fettwiese“ seltene Mahd, 2 x jährlich (im Frühjahr und Herbst)
Erster Mahdtermin: 27.4.01 (Komplettmahd)
zweiter Mahdtermin der daraufhin stehengebliebenen Bereiche in der Mitte: Anfang Oktober
Nutzung durch Bevölkerung: relativ gering
Spielrasen; im Oktober vereinzelt am Hügel Liegewiese
Hunde Ausführen
Blumen pflücken
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Stellenweise und zeitweise reichlich Hundekot auf offener Rasen- und Wiesenfläche (s. Foto 30)
 im Sommer unansehnlicher Bestand, weil wesentliche Grundsätze zur Umwandlung von Rasen
in Blumenwiesen grob mißachtet wurden
 zu tiefes Ausmähen im Frühjahr bis Sommer (s. Foto 29), unsauberer, teils rupfender
Herbstschnitt unter weitgehender Verschonung großer Grashorste; teilweises Liegenlassen des
Mähguts
 unnötig häufige, geradlinige Mahd eines an die Fahrbahn anschließenden Streifens des
westlichen Außensaums
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Verbesserungsvorschläge:
veränderte Pflegeweise notwendig:
 zweimalige Mahd der zentralen Halbfettwiesen, erstmalig in der zweiten Junihälfte
 Einbringen von Wiesenblumen in die Umwandlungsfläche
 Stehenlassen wenigstens 2 m breiter Innen- und Außensäume an den randlichen Gehölzstreifen
wenigstens bis Ende Juni und teilweise auch den Winter über
 leicht buchtigen Gehölzmantel an den Außensäumen durch entsprechende Schnittmaßnahmen
entwickeln
Foto 77: Grünfläche Waldgartenstraße: am Vortag des 28.4.01 gemähte Wiesen-Umwandlungsfläche seit dem
Vorjahr; Blumenpflücken am Saum im Hintergrund.
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Walter-Hopf-Weg
Stadtteil:
Lage:
Kleinhadern
zwischen Stiftsbogen und Autobahn A 96/ Gondrellplatz
Begehungstermine: 6.5.01; 22.5.01; 13.10.01
Anzahl Fotos: 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Sehr aufwuchsstarke Fettwiese mit Nitrophyten beiderseits auf den mäßig
steilen Böschungen des auf einem 3-4 m hohen Damm verlaufenden Asphaltwegs; westseitig
4-6 m breit, ostseitig bis über 10 m breit; durch ausgedehnte Gehölzpflanzungen in mehrere
Bereiche unterteilt, an deren Rändern gräserreiche nitrophytische Ruderalfluren; an
Stiftsbogen angrenzender Bereich etwas ansprechenderer Bestand mit Wiesen-Labkraut und
Zaun-Wicke.
1 Veg.aufnahme
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 relativ artenarme Fettwiese (70%)
 nitrophytische Ruderalfluren und Säume (30%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Giersch-Brennessel-Fluren
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
Origanum vulgare
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
2000 jährlich einmalige Mahd (im September); 2001 bis Mitte Oktober ungemäht
Nutzung durch Bevölkerung:
Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
 Reichlich Hundekot im Randbereich der Wiesenfläche
 Jahreszeitlich viel zu späte oder ausbleibende Mahd begünstigt Massenaufwuchs von Glatthafer
und nitrophilen Hochstauden ohne nennenswerte Blühaspekte und führte zur Ruderalisierung
größerer Flächenanteile
Verbesserungsvorschläge:
 Mahd der Wiesen bereits Ende Juni bis Mitte Juli unter Stehenlassen von Säumen, eine zweite
Mahd im Herbst ist wünschenswert
 eine flächenhafte Einbringung von Wiesenblumen oder Saumstauden erscheint auf dem sehr
nährstoffreichen Standort vorerst zwecklos, außer in dem westlichen spitzen Dreieck am
Stiftsbogen
LBV 2002
München blüht
Foto 78: Walter-Hopf-Weg: Blütenarme Fettwiese an Wegböschung (22.5.01)
Foto 79: Grünstreifen Würmtalstraße/Ecke Platanenstraße: Blüte von Barbarakraut und Rotem Wiesenklee,
Bestand der Tauben Trespe, kurz vor der ersten Mahd am 11.5.01
189
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Würmtalstraße
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
Nördliche Randstreifen östlich Einmündung Platanenstraße
Begehungstermine: 11.5.01; 8.6.01; 13.7.01
Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1
Gesamtbewertung: Mittelmäßig
Kurzbeschreibung: Zwei von asphaltierten Überfahrten häufig unterbrochene Grünstreifen
beiderseits des Radwegs, stellenweise mit niedrigen metallenen Abgrenzungsstangen, 1,5
und 3-4 m breit, mit Alleebäumen in regelmäßigem Abstand bestanden; nach zweiter und
dritter Mahd tritt der Weiß-Klee verstärkt in Erscheinung.
1 Veg.aufnahme.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen (98%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (2%)
Pflanzengesellschaften: Parkrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
keine
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 24
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
Relativ häufige Mahd 7-9 x jährlich
Mahdtermine: Mitte Mai; 7.6.01. Ende Juni; Mitte Juli; Anfang August; Anfang September; Oktober
Nutzung durch Bevölkerung:
allenfalls Hunde Ausführen
Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen:
mehrmalig jährlich Mahd mit der Motorsense bis unmittelbar an Abgrenzungspfosten und
Baumstämme, so daß keinerlei Aufwuchs stehenbleibt (sowohl ökonomisch als auch ästhetisch und
ökologisch negativer Zusatzaufwand)
Verbesserungsvorschläge:
 weitgehender Verzicht auf Zusatzmahd mit der Motorsense
 Behandlung alle 2 Jahre würde genügen
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191
Zöllerstraße
Stadtteil:
Lage:
Großhadern
westlich Waldgartenstraße, nördlich des Waldfriedhofs
Begehungstermine: 28.4.01; 15.5.01; 21.7.01; 14.10.01
Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1
Mittelmäßig
Gesamtbewertung:
Kurzbeschreibung: Völlig ebene Grünfläche, mittig als Fußballfeld genutzter Spielrasen mit lückigen
Bereichen vor den Toren, südlich und östlich davon 10-12 m breite Fettwiesenstreifen mit
Kulturform des Roten Wiesenklees in hoher Deckung und Zottigem Klappertopf; randlich
mehrere Gebüschgruppen mit einzelnen, noch relativ kleinen Bäumen.
Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung)
 Vielschnittrasen, pflegeintensiv (70%)
 Trittrasen/offene Bodenstellen (5%)
 Fettwiese (20%)
 nitrophytische Säume (5%)
Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, Parkrasen
bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten:
nicht festgestellt
registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 23
faunistische Beobachtungen:
keine
Pflege der Grünflächen:
 Häufige Mahd des Rasens, wohl über 15x jährlich
 seltene Mahd der Fettwiesenstreifen, 1x jährlich
Erster Mahdtermin: Rasen Mitte April; Wiesenstreifen Anfang Oktober
Nutzung durch Bevölkerung:
 Spielrasen (Fußballplatz)
 Hunde Ausführen
 Zelten (einmalig an einem Wochenende Anfang Mai)
Nutzungskonflikte/ Beeinträchtigungen:
 viel zu späte Mahd der Fettwiesenstreifen; unsauberer, teils rupfender Herbstschnitt
 hohe Deckung des Roten Wiesenklees als Kulturform
Verbesserungsvorschläge:
 Mahd der Fettwiesenstreifen bereits Anfang bis Mitte Juli
 Entwicklung von Säumen an den Gebüschrändern
LBV 2002
München blüht
192
Foto 80: Grünfläche Zöllerstraße/Ecke Waldgartenstraße: 10-12 m breite Fettwiese mit Kulturform des Roten
Wiesen-Klees und Zottigem Klappertopf am 15.7.01
LBV 2002
München blüht
7)
Zustand und Pflegesituation der Grünflächen in München
7.1
Zusammenfassung der Ergebnisse
193
Folgende besonders weit verbreiteten Mängel bei der Grünlandpflege aus ökologischer und oft auch
ästhetischer Sicht wurden in München beobachtet:
1)
Häufiges vollständiges Ausmähen der Saumbereiche von Rasenflächen bis weit unter
die Traufzone
Diese in sehr vielen Grünanlagen vorherrschende Pflegepraxis ist in erheblichem Maß für die
wiederholt angesprochene Strukturarmut verantwortlich (vgl. Foto 81). Vor allem südseitige
Gehölzränder sind Aufenthalts- und Rückzugsräume für zahlreiche wärmeliebenden Kleintiere, der
Aufwuchs von sommerblühenden Stauden an nicht allzu nährstoffreichen Säumen bietet außerdem
Nahrung und Entwicklungsmöglichkeiten z.B. für Schmetterlinge, Schwebfliegen und Stechimmen
(vgl. Foto 12). Wenn in kleinen Parkanlagen unter 1-2 ha Flächengröße schon kein Platz für eine
Blumenwiese vorhanden ist, die ja immerhin eine Mindestbetreuung benötigt, damit sie nicht im
Sommer als verwahrloste Fläche wirkt, sollten wenigstens die an Gehölzbestände grenzenden
Bereiche ungemäht bleiben, die Parkbesuchern wenigstens ein kleinräumiges Naturerlebnis
vermitteln können.
Foto 81: Mahd in die Saumzone weit unter den Gehölztrauf (Grünanlage Waldgartenstraße in Großhadern,
28.4.01)
2)
Ausbleibende bzw. erheblich verspätete Mahd von artenreichen Wiesen bzw.
ungemähten Teilflächen in Grünanlagen
LBV 2002
München blüht
194
Auf den meisten Standorten findet man Halbfettwiesen vor, welche nur bei zweimaliger jährlicher
Mahd ein ästhetisch ansprechendes Bild ergeben, wobei der erste Schnitt Ende Juni, allerspätestens
Anfang Juli zu erfolgen hat. Wenn der bestandsspezifische Mahdtermin um mehrere Wochen
überschritten wird, vergilbt der Aufwuchs und wird zunehmend unansehnlich, indem die längst
verblühten, vertrocknenden Halme bzw. Sprosse in sich zusammenfallen oder von wuchernden
Ruderalpflanzen niedergedrückt werden; in der Folge verfilzt der Bestand und verarmt an Arten,
insbesondere nimmt - sofern vorhanden - der Anteil typischer Wiesenblumen ab (vgl. Fotos 20, 21,
30; VON BRACKEL & BRUNNER 1997).
Beispielflächen hierfür sind ruderalisierte Bereiche am Großen Olympiaberg, der Schwabinger
Schuttberg im Luitpoldpark, eine ruderalisierte Fettwiese im Stadtpark, die Fettwiese in der
Würmaue südlich Blutenburg und mehrere kleine Grünanlagen in Hadern.
Foto 82: Ausschnitt einer ungemähten Umwandlungswiese, 4-5 Wochen nach dem bestandsangepaßten
Mähtermin: niederliegender Bestand, Hundekot an Wühlstelle (Grünfläche Waldgartenstraße in
Großhadern am 21.7.01)
LBV 2002
München blüht
195
3)
Zeitgleiche Mahd aller Grünlandflächen an einem Termin, auch in großen Parkanlagen
mit ausgesprochen blütenreichen Blumenwiesen
Abgesehen von den in Kap. 2.1.2 genannten negativen Auswirkungen auf die Tierwelt ist auch das
ästhetische Ergebnis einer flächenhaften Mahd von oft mehr als 1 ha großen Blumenwiesen
innerhalb weniger Tage höchst unbefriedigend. In den ersten ein bis zwei Wochen nach einem
Schnitt zeigen Blumenwiesen einen bleichen, wenig ansprechenden Farbton, während im Gegensatz
dazu der im Hochsommer vergilbende Aufwuchs einer Magerwiese immer noch spannend,
strukturreich und voller Leben ist. Entsprechend dem Wunsch der meisten Parkbesucher, Vielfalt
und Wiesen mittlerer Aufwuchshöhe vorzufinden (vgl. GILBERT 1994; VON BRACKEL & BRUNNER
1997), wäre das Nebeneinander gemähter und ungemähter Grünlandbereiche, verbunden mit
„weichen“ Mähgrenzen, in allen einsehbaren Teilräumen einer Parkanlage vom Sommer bis zum
Herbst die ideale Gestaltung. Mehr als ein dreimaliger Einsatz von Langgraswiesen-Mähgeräten
jährlich ist dazu nicht notwendig.
Beispielflächen für zu großräumige Mahd sind Waldfriedhof neuer Teil, Landschaftspark Riem, dem
einheitlichen Erscheinungsbild nach wahrscheinlich auch der Neue Südfriedhof.
4)
Unnötig häufige Mahd besonders magerer Straßenrandstreifen bzw. Verkehrsinseln
Der Aufwuchs mancher Grünstreifen bzw. lichter Traufbereiche von Bäumen ist derart gering, daß
eine zweimalige Mahd, z.B. mit einem handgeführten Frontkreiselmäher, ohne weiteres zur
Erhaltung eines arten- und oft auch zeitweilig sehr blütenreichen, stets niederwüchsigen Rasens mit
hohem ökologischen und faunistischem Wert ausreichen würde. Dennoch wurden mit unnötigem
Kostenaufwand beispielsweise Verkehrsinseln bzw. Grünstreifen an der Kreuzhofstraße,
Oberbiberger Straße, und ein Randstreifen am Max-Lebsche-Platz 2001 mindestens fünf- bis
sechsmal gemäht, auch wenn bei manchem Mähgang im Sommer so gut wie kein Schnittgut
angefallen ist (vgl. Fotos 42 und 55).
5)
Wahllos eingebrachte, nicht heimische Frühjahrsgeophyten
Auf eher nährstoffreichen Standorten von Verkehrsinseln bzw. Straßenrandstreifen können die
großblütigen Zuchtformen von Tulpen und Narzissen durchaus einen angemessenen Platz haben,
auch wenn gelegentlich in Kombination von Tulpen mit unecht wirkendem Rotton mit Wiesenblumen
ungewöhnliche Farbkombinationen zustandekommen wie beispielsweise auf einer Verkehrsinsel bei
Autobahnausfahrt Fürstenried im Mai. Absolut unpassend ist eine Pflanzung von Narzissen oder
auch Tulpen in naturnahes Grünland in gleichförmigen Abständen nach geometrischem Muster (s.
Foto 83). Auch die durchaus standortgerechte Herbst-Zeitlose wurde im Waldfriedhof als ästhetisch
störende breitblättrige Kulturform eingebracht. In besonders mageren Grünstreifen und Inseln wie an
der Kreuzhofstraße wäre auch besser auf die Bepflanzung mit Blumenzwiebeln verzichtet worden.
LBV 2002
München blüht
196
Foto 83: nordwestliche Magerwiese Waldfriedhof, nach geometrischem Muster (Dreieck) in eine Magerwiese
gepflanzte Narzissen-Zuchtformen im Waldfriedhof, neuer Teil (4.4.01)
Weniger häufig wurde beobachtet:
6) Zu frühzeitige Mahd magerer Flächen
Unverständlicherweise wurden sämtliche im Vorjahr vorbildlich angelegten, sehr artenreichen
Magerwiesenstreifen in Neuriem noch während der Hauptblütezeit Anfang Juli gemäht. Keinerlei
Säume oder ungemähte Inseln nennenswerter Größe blieben als Rückzugs- bzw. Nektarhabitat für
die sich einstellende Kleintierwelt (s. Foto 54). Auch den in der angrenzenden Siedlung neu
eingezogenen Anwohnern wurde gleich im ersten Jahr die Möglichkeit genommen, im Hochsommer
Natur vor der Haustüre zu erleben.
7) Gestaltungsdefizite
Einige mittelgroße bis große Parkanlagen zeichnen sich durch ausnehmende Strukturarmut aus:
Scharfe Übergänge von Gehölzbeständen zum Offenland sowie fehlende Gehölzmäntel und Säume
kennzeichnen z.B. große Teile des bereits gestalteten Teils des Landschaftsparks Riem. Eine
extreme Blütenarmut sogar im Mai und Juni kommt in Neuhofen und in großen Teilen des
Hirschgartens hinzu. Eine Reliefierung allein erzeugt noch keine Spannung und vermittelt kein
Nauturerlebnis, wenn nur Vielschnittrasen mit einigen unmotiviert angeordneten Bäumen ohne
Krautunterwuchs vorhanden ist (s. Fotos 84, 38, 45).
LBV 2002
Foto 84:
München blüht
197
Negativbeispiel: Fehlender Saum zwischen Gehölz und Rasenfläche in Neuhofen (27.3.01)
8) Vergleichsweise aufwändige, unprofessionelle Umgestaltung oder Neuanlage von
Grünstreifen
Auch in jüngster Zeit wurden trotz knappen Budgets einige Flächen unzeitgemäß gärtnerisch
gestaltet, wo nahezu kostenlos oder mit minimalem Aufwand eine wesentlich strukturreichere, bunter
blühende Vegetation hätte entwickelt werden können. Abgesehen davon, daß der ökologische Wert
durch flächiges Aufbringen von lehmigem, relativ nährstoffreichem Oberboden auf standörtlich relativ
magere Straßenbahnkörper vermindert wurde, fallen auch unnötig hohe Folgekosten für den durch
die Gestaltung erheblich gestiegenen Pflegeaufwand an. Einzelne Gehölze (keine standortfremden
Rosen oder Schneebeeren!) hätten auch durch nur lokalen Bodenauftrag auf maximal 20% der
Gesamtfläche angepflanzt werden können.
Beispielflächen hierfür sind die Waldfriedhofstraße (s. Foto 76) und ein ca. 500 m langer Abschnitt
der Plinganser Straße.
Es gibt jedoch eine Reihe positiver Ansätze, daß durch ästhetisch ansprechende Grünflächen
gleichermaßen Bereiche mit größerer biologischer Bedeutung geschaffen werden. davon sind
manche vermutlich nicht auf ausgeprägte ökologische Fachkenntnisse des Pflegepersonals,
sondern eher auf Zufall zurückzuführen. Nur wenige Grünanlagen im Stadtgebiet Münchens konnten
von der Anlage, Pflege und Artenausstattung positiv mit nur geringen Einschränkungen eingestuft
werden. Wesentliche Faktoren für eine positive Beurteilung sind eine kleinteilige Gestaltung bzw.
Untergliederung in Teilräume, wodurch eine große Standortvielfalt bezüglich Neigung, Bodenfeuchte
und Beschattung entsteht (vorbildlich hierfür sind Westpark und Denninger Anger mit Bürgerpark
und Zamilapark). Bei der Pflege spielt vor allem eine differenzierte Mahd eine Rolle, welche die
LBV 2002
München blüht
198
standörtlichen Gegebenheiten und Artenausstattung weitgehend berücksichtigt und stets ungemähte
Bereiche mit einer mittleren Aufwuchshöhe von 15-20 cm vorhanden sein läßt. Eine rundum
vorbildliche Pflege konnte nur im Westpark festgestellt werden.
Auch auf Grünstreifen und in kleineren Grünanlagen wurde 2001 gebietsweise eine differenzierte
Mahd durchgeführt, beispielsweise an der Sauerbruchstraße (s. Foto 61) und einmalig wenigstens
ansatzweise eine Inselmahd am Max-Lebsche-Platz in Großhadern (s. Foto 85). Im Vollmarpark in
Harlaching blieben Ende Mai flächendeckend auf mehr als 1 ha Rasenfläche einzelne bis über
30 cm hohe Halme bzw. Blütensprosse stehen, wohl unbeabsichtigt, aber immerhin.
Foto 85: Max-Lebsche-Platz, Nordteil: Ca. 1m2 des Blumenrasens mit Margeriten ist bei der Mahd ausgespart
geblieben (5.6.01)
Eine weitgehend erfolgreiche Anlage und Erhaltung von arten- und blütenreichen Blumenwiesen
über wenigstens 8 Jahre, teils über Jahrzehnte, konnte 2001 festgestellt werden im Bürger- und
Zamilapark, Ostpark, Westpark, Neuen Südfriedhof und Waldfriedhof, neuer Teil.
LBV 2002
7.2
München blüht
199
Diskussion
Die zentrale Organisation und Handlungsweise des Gartenbaureferats berücksichtigt oftmals nur
unzureichend die spezifischen, lebensraumtypischen Belange und Nutzungsansprüche einzelner
Grünanlagen. Eine pauschal abgewickelte Pflege (z.B. vollständige Mahd einer größeren
Rasenfläche zum gleichen Zeitpunkt) führt zu einer fehlenden Mitverantwortung bzw. Identifikation
der ansässigen Bewohner mit ihrer Umgebung. Es genügt nicht, nur für die Anlage und Pflege von
Grünflächen mit städtischem Personal Geld bereitzustellen, sondern es müßte auch Fläche,
Information und Material für die persönliche Gestaltung von Freiräumen durch Bürger zur Verfügung
gestellt werden (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Nur wenn dem Bürger die
Kompetenz zur Aneignung eines Freiraums gewährleistet wird, wird er sich auch mit diesem
identifizieren können und Verantwortung zu seiner Erhaltung übernehmen (NOHL 1982-84). Trotz
ständiger Finanzknappheit auch beim Unterhalt städtischer Grünflächen macht das Gartenbaureferat
so gut wie keinen Gebrauch von der Gestaltung spontaner Vegetation nach dem Vorbild von LEROY
(1973). „Wilde Gärten“ verursachen nur minimale Pflegekosten und haben in der Regel eine hohe
biologische Bedeutung und einen hohen Erlebniswert. Prädestiniert dafür wäre beispielsweise aktuell
der Michaelianger, dessen vorläufige Geländegestaltung mit Erdhügeln Kindern vielfältige
Spielmöglichkeiten bietet (vgl. SCHMUTZLER 2001, mdl.).
In der breiten Bevölkerung ist nach Erhebungen von VON BRACKEL & BRUNNER (1997) zwar
durchaus der Wunsch nach Blumenwiesen und naturnahen, leicht verwildert wirkendem Bewuchs
vorhanden, der Sinn für ökologische Zusammenhänge und das Erkennen der Schutzwürdigkeit der
wenigen verbliebenen naturnahen Flächen (nicht durch gärtnerische Maßnahmen umgestaltet oder
verändert) wenig ausgeprägt. Bisher wurde es weitgehend versäumt, solche Reliktflächen von
wenigen 100 m2 bis selten über 1000 m2, die im allgemeinen durch Art. 13d1, BayNatSchG
besonders geschützt sind (z.B. an der Isar-Hochterrasse am Kuntersweg, im Stadtpark Pasing, aber
auch im Isar-Hochwasserbett am Flaucher) wirksam vor unwissenden Passanten bzw. deren
Hunden zu schützen. Selbst in der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Hirschau, dem
Nordteil des Englischen Gartens, für den jedoch die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung
zuständig ist, werden artenreiche, magere Auenwiesen durch unkontrolliert rücksichtsloses
Verhalten - keineswegs nur von Hundebesitzern, sondern häufig auch von Radfahrern - zunehmend
beeinträchtigt und wertvolle Vegetation zerstört (v. VACANO mdl., eigene Beobachtungen).
Beispielsweise wird in Blutenburg eine in den Vorjahren artenreiche Magerwiese östlich des
Schlosses durch Feuerstellen und Müllablagerungen, u.a. Glasscherben, in zunehmendem Maß
erheblich beeinträchtigt, wozu das 2001 im Vergleich zu den Vorjahren unangemessene
Pflegeregime auf der Fläche dieser Negativentwicklung Vorschub leistet (s. Foto 59).
Zum Ausführen von Hunden gibt es im gesamten Stadtgebiet Grünflächen und Grünstreifen in
ausreichender Größe, auch Blumenwiesen mit durchschnittlicher Artenausstattung, so daß die
hochwertigen Magerrasenrelikte dafür tabu sein sollen. Auch mit hohem Aufwand erfolgreich
angelegte Magerwiesen und Magerrasen, z.B. im Zamilapark oder im Ostteil des Westparks, sollten
vor Eutrophierung bzw. Ruderalisierung durch frei umherlaufende Hunde geschützt werden. Für
schätzungsweise 90% des Grünlands in Parkanlagen sind vermutlich keine besonderen
Nutzungseinschränkungen notwendig.
Zu einem gesetzlich geforderten, wirksamen Schutz von nach BayNatschG geschützten 13d1Flächen, wozu in ländlichen Gebieten die Naturschutzwacht zuständig ist bzw. eingesetzt wird,
werden weder seitens des Gartenbaureferats noch seitens der Bayerischen Schlösser- und
Seenverwaltung Mittel bereitgestellt, keine aufklärende Informationen und kein Personal. Dabei
wären keine zusätzlichen finanziellen Mittel notwendig, da für die Pflege von Grünanlagen insgesamt
allem Anschein nach ein zu großes Reservoir an größtenteils ökologisch unzureichend
ausgebildetem Personal vorhanden ist, wie der Zustand der allermeisten Flächen gerade den
Sommer über zeigt.
LBV 2002
München blüht
200
Insgesamt ließen sich durch eine Verringerung des Pflegepersonals und der Mahdhäufigkeit, dafür
eine bestandesorientierte, auf ökologische Belange abgestimmte Pflege einerseits die
Unterhaltskosten verringern, wie es beispielsweise in Karlsruhe möglich war (vgl. HORST SCHMIDT
1992), andererseits die Bedeutung der Münchner Grünanlagen für den Arten- und Biotopschutz
sowie die Erlebniswirksamkeit für die Bevölkerung gleichermaßen im Sinne von VON BRACKEL &
BRUNNER (1997) erhöhen. Der Landesbund für Vogelschutz und die Verfasser sind überzeugt, daß
viele weitere der über 1000 Grünanlagen Münchens bei ungefähr gleichen Pflegekosten wie bisher
ohne Einschränkungen der aktuellen Nutzungsansprüche für die Bevölkerung mit blüten- und
strukturreichen Blumenwiesen mit hohem Ökologie- und Erlebniswert ausgestattet werden können.
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München blüht
201
8 Optimierungsvorschläge für Blumenwiesen in München
Ein erstes Ziel für ein blühendes München mit einer hohen Artenvielfalt an vielen Stellen ist die
weitgehende Umsetzung der zu den 42 Beispielsflächen gemachten Verbesserungsvorschläge.
Damit käme man den Vorstellungen vieler Fachleute und der Mehrzahl der Parkbesucher zum
Stadtgrün bereits einen großen Schritt näher (vgl. z.B. HORST SCHMIDT 1992; 1995; VON
BRACKEL & BRUNNER 1997). Weil aber auch eine nur annähernd flächendeckende Erhebung des
Zustands von Grünflächen, welche als Entwicklungsflächen von Blumenrasen, -wiesen oder auch
artenreiche Säume in Frage kommen, im Rahmen dieser Studie unmöglich ist, soll anhand von
Leitbildern ein Konzept entworfen werden.
8.1
Leitbilder zur weiteren Entwicklung von Blumenwiesen
8.1.1 Übergeordnetes, stadtgebietsbezogenes Leitbild
8.1.1.1
Grünzüge
Ein Grundgerüst für die Entwicklung weiterer Blumenwiesen stellen die Grünzüge im Stadtgebiet
dar, deren Erhaltung und weitere Ausgestaltung vom Stadtrat beschlossen wurde und vom Bündnis
für Ökologie - MONACO, bestehend aus Gartenbaureferat, Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN),
Agenda 21 Stadtteilgruppe München-West (AG 21) und Ökologischem Bildungszentrum (ÖBZ)
unterstützt wird. Es handelt sich dabei um 13 einigermaßen durchgängige, von Bebauung
weitgehend freigehaltene Achsen von 1,5 bis 9 km Länge, die teilweise schon als Parkanlagen
gestaltet sind, teils aber auch ackerbaulich oder als Sportgelände genutzt werden, außerdem
befinden sich hier auch noch weitgehend ungenutzte Gras- und Ruderalfluren bzw.
Sukzessionsflächen. Die meisten Grünzüge haben auch Verästelungen, welche an einigen Stellen
flächenhafte, teils sehr ausgedehnte Grünanlagen und Biotopflächen anbinden. Hinzu kommen zwei
„Park“-flächen (Siemenspark und Landschaftspark Pasing). Alle 15 „Grünzüge“ sollen entsprechend
der Idee des Bündnisses mit schon bestehenden Grünanlagen zu einem vernetzten Grün-System
zusammenwachsen.
Der Baureferent, Herr Haffner, weist ausdrücklich darauf hin, dass Wiesen mit blühenden Pflanzen
ebenso wie Spielplätze, Spiel- und Liegerasen und Gehölzpflanzungen ein selbstverständlicher
Bestandteil der Grünzüge sein sollen. Auch OBERMEIER (2002) fordert multifunktionale
Freiflächenkonzepte mit naturnah gestalteten Bereichen in ausreichender Größe. Naturerlebnis soll
auch in der Stadt möglich sein (LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN & BN 2001). Bezogen auf
jeweils 1 bis 1,5 km lange Abschnitte bereits existierender Freiflächenstreifen sollen großflächige
Blumenwiesen als landschaftsprägende Lebensräume vorhanden sein. In Gebieten mit eher
geringem
Nutzungsdruck
durch
die
Bevölkerung
und
relativ
kostengünstigen
Entsorgungsmöglichkeiten für das Schnittgut (idealerweise Verfütterung an landwirtschaftliche
Betriebe; ansonsten Nähe zu Kompostieranlagen) oder preiswerter, fachgerechter Pflege durch
Nähe zu Bauhöfen bzw. ausführende Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus ist ein höherer
Flächenanteil zu fordern. Eine Parkanlage mit hohem Strukturreichtum und vielfältig abgestufter,
fachgerechter Pflege (beispielsweise Westpark) kann mit einem vergleichsweise geringeren Anteil
an Blumenwiesen eine höhere ökologische Wertigkeit erzielen als einförmige Parkanlagen mit
ausgedehnteren, aber standörtlich bewußt monoton gehaltenen, einheitlich gepflegten Wiesen (z.B.
Landschaftspark Riem).
Die Anlage einer standortgerechten Blumenwiese durch Heugrasansaat oder auch Heudrusch ist vor
allem im engeren Umfeld bestehender Biotope auf eher nährstoffarmen Böden gerechtfertigt. Solche
Flächen können eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung erlangen und möglicherweise auch eine
Biotopverbundfunktion wahrnehmen (z.B. Zamilapark, der allerdings mit 17 km Luftlinie
ausgesprochen weit von der Spenderfläche Garchinger Heide entfernt ist). Schon bestehende
artenreiche Blumenwiesen sollen ihrerseits als Spenderfläche für weitere Heugrasansaaten im
LBV 2002
München blüht
202
Umkreis einiger Kilometer genutzt werden, indem sie termingerecht, je nach Typ zwischen Ende Juni
und Anfang August zu einem Teil gemäht werden.
8.1.1.2
Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet
Die Grünzüge und auch die von LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN & BN (2001) nicht eigens
genannte Isar-Achse mit ausgedehnten Grünanlagen sind lineare Strukturen, die große Bereiche
des Stadtgebiets - vor allem innerstädtische, dicht bebaute - nicht tangieren. Ziel des
übergeordneten Leitbilds ist jedoch, daß das gesamte Stadtgebiet flächendeckend eine
Mindestausstattung an Blumenrasen oder Säumen und möglichst auch an Blumenwiesen erhält.
Jeder Bürger sollte im Umkreis von 1 bis 1,5 km von seiner Wohnung ein wenigstens kleinräumiges
bodennahes Naturerlebnis haben können (vgl. NOHL 1982-84) - Straßenbäume mit einer Krone weit
über Augenhöhe können dies nicht erfüllen, Dachbegrünungen nur in seltenen Fällen. Allerdings
wird diese Forderung in dicht bebauten Innenstadt-Randbereichen, insbesondere der Ludwigs- und
Maxvorstadt wahrscheinlich nicht zu erreichen sein, vor allem weil die wenigen Grünstreifen von
Hunden in zu großer Häufigkeit und Dichte besucht werden.
Folgende Darstellung ist als Leitbild zur Entwicklung von Blumenwiesen auf städtischen Grünflächen
in Abhängigkeit von kommunaler und biologischer Infrastruktur zu verstehen:
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München blüht
203
Abb. 15:
Übergeordnetes Leitbild zur Entwicklung von Blumenwiesen, schematische
Darstellung in der Aufsicht
8.1.2 Flächenbezogene Leitbilder
Bei der Anlage und Pflege von Grünland in Parkanlagen, welche sowohl ästhetische Ansprüche
erfüllen als auch eine Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz haben sollen, sind folgende
Grundsätze zu beachten:
1) Noch aus früherer Zeit erhaltenes, mehr als 50 Jahre altes naturnahes Grünland in Parkanlagen
oder Friedhöfen, z.B. Auwiesen, natürliche Hangkanten und Magerrasen-Relikte soll vorrangig vor
starkem Nutzungsdruck durch Passanten und deren Hunden geschützt werden; solche Flächen
sollen entsprechend der traditionellen Nutzung gepflegt werden.
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München blüht
204
2) In ausgedehnten, wenigstens 1 ha großen Parkanlagen sollen während des ganzen Jahres
ungemähte Flächen oder wenigstens mehrere Meter breite Saumstreifen mit krautiger Vegetation
vorhanden sein (s. Leitbild III).
3) Am Randbereich aller Gehölzpflanzungen (Hecken und Gebüsche) sollen wenigstens 2 m breite
Krautsäume mit buchtiger Außengrenze den Sommer über größtenteils ungemäht bleiben.
4) Bei multifunktionaler Nutzung von Grünanlagen über 100 m Breite sollen großräumig
zusammenhängende Blumenwiesen vorzugsweise an sonnigen Randbereichen entwickelt
werden, während die zentralen Flächen zur Nutzung als Liege- und Spielrasen genutzt werden
sollen (vgl. Leitbild I).
5) In reliefierten Grünanlagen sollen vorwiegend die besonders steilen Hangzonen als
Blumenwiesen gepflegt werden, über 20-25° steile Wegböschungen als Säume gestaltet werden
(s. Leitbild II).
6) Durch großflächige Blumenwiesen können ca. 1 m breite Vielschnitt-Rasenpfade, vor allem im
Bereich ohnehin vorhandener Trampelpfade, gelegt werden, womit eine bessere Erlebbarkeit der
Blumenwiese ermöglicht wird (vgl. WITT & DITTRICH 1996).
7) Grünland mit besonders geringer Aufwuchsmenge wie schattige Moosrasen unter Baumbestand
oder sandig-kiesige Pionierrasen, die gelegentlich auf Straßenrand- und Mittelstreifen vorzufinden
sind, soll maximal dreimal jährlich gemäht werden mit mindestens zweimonatigen Intervallen.
8) An Gewässerufern sollen sich auf wenigstens 50% der Uferlänge feuchte Hochstaudenfluren bzw.
Verlandungsröhricht mit wenigstens 1,5 m Breite entwickeln können, dann bleibt immer noch
ausreichend Platz für Zugangsmöglichkeit zum Gewässer (s. Leitbild IV).
Mit folgenden schematisierten Darstellungen von Grünanlagen soll die praktische Umsetzung dieser
Grundsätze aufgezeigt werden:
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205
Abb. 16:
Leitbild I: Gestaltung des Grünlandanteils von Grünflächen über ca. 100 m Breite, die
randlich von Gehölzbeständen eingerahmt sind; Darstellung im Querschnitt (umgezeichnet
nach WOLF 1996)
Abb. 17:
Leitbild II: Gestaltung des Grünland- bzw. Offenlandanteils reliefierter Grünanlagen
mit Hügeln und Gewässer; Darstellung im Querschnitt (umgezeichnet nach LAU 1991)
1.Zeile: S = Saum, T = Trittrasen, R = Vielschnittrasen, W = Blumenwiese, MW = Magerwiese
FW = Feuchtwiese, VR = Verlandungsröhricht; FR = Flutrasen, H = feuchte Hochstaudenflur
2. Zeile: Anzahl der Schnitte pro Jahr, h = häufige Schnitte, 8-15 x
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Abb. 18:
Leitbild III: Zustand einer vorbildlich gepflegten Grünanlage zu unterschiedlichen
Jahreszeiten in der Aufsicht (stets sind ungemähte Flächen vorhanden!)
206
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Abb. 19:
München blüht
Leitbild IV: Gestaltung von Gewässerufern, Pflegezustand im Oktober
207
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208
Abb. 20:
Leitbild V: Beispielhafte Gestaltung einer schmalen Grünfläche von nur 20-40 m
Breite mit geringem Nutzungsdruck in der Aufsicht.
Verkehrsinseln können ab ca. 50 m2 Größe mit Gehölzanteil und Saum gestaltet werden, soweit das
Gehölz kein Sichthindernis darstellt. Nahezu unzugängliche Verkehrsinseln an vielbefahrenen
Straßen sollen im Regelfall als magere Blumenwiese entwickelt und ein- oder zweimal jährlich
gemäht werden.
LBV 2002
8.2
München blüht
209
Flächenvorschläge
Großflächige Blumenwiesen sollen schwerpunktmäßig im Bereich der von LANDESHAUPTSTADT
MÜNCHEN & BN (2001) vorgesehenen Grünzüge entwickelt werden (vgl. übergeordnetes Leitbild in
Kap. 8.1.1) unter Berücksichtigung der Leitbilder in Kap. 8.1.2. Möglicherweise existieren auf
manchen der genannten Örtlichkeiten bereits Blumenwiesen, da aus Zeitgründen
Ortsbesichtigungen nur in geringem Umfang erfolgen konnten.
Grünzug A Angerlohe (Untermenzing-Allach):
 Uferstreifen Hartmannshofer Bach westlich Lauinger Straße (auch feuchte Hochstaudenfluren)
 Erweiterung Ausgleichsflächen nördlich der Angerlohe, Vergrößerung des Anteil regelmäßig
gemähter Magerwiesen bzw. Magerrasen
Grünzug B Feldmochinger Anger:
 östlich Johann-Emmer-Straße
 östlich Malvenweg, südlich Weitlstraße
Grünzug C Olympiapark - Isar:
 Petuelpark, vor allem im östlichen Teil
 Christoph-von-Gluck-Platz/ Oberhofer Platz (ehemalige Straßenbahntrasse)
Grünzug D Grünes Band Ost (9 km Länge von Perlach bis Johanneskirchen):
 Michaelianger als Bespielfläche für naturschonende und preiswerte Anlage eines Grünzugs;
Belassung möglichst großer Flächenanteile des vorhandenen Bestands an Gras- und
Ruderalfluren, Entwicklung naturnaher Uferstreifen an der Verlängerung des Hachinger Bachs.
 Denninger Anger, Nord-Süd Achse um ÖBZ: östlich davon derzeit Gras-Klee-Ansaat, stellenweise
gemulcht mit einigen neugepflanzten Obstbäumen am nördlichen Ende: Demonstration der
Anlage einer Fettwiese durch Umbruch und Ansaat; ebenso Ost-West-verlaufender
Ackerbrachestreifen zwischen Memeler Straße und ÖBZ (derzeit relativ nährstoffreiche vergraste
Ackerbrache).
 Wahnfriedallee
 Bereich „Auf der Lehmzunge“ nördlich Fideliopark
Grünzug E Ostbahnhof - Truderinger Wald:
 Echardinger Grünstreifen, vor allem breite Säume entwickeln
 Gnadenwaldplatz, halbschattige Wiese
 St. Augustinusstraße östlich Pilatusstraße
Grünzug F Hüllgraben:
 breite Uferstreifen des Hüllgrabens nördlich Schichtlstraße bis zum Abfanggraben
Grünzug G Friedenspromenade:
 vgl. Hinweise in der Bestandserhebung; Entwicklungsschwerpunkt für halbschattige, artenreiche
Magerwiesen ab Markgrafenstraße südwärts bis Günderodestraße
 Anschlußfläche zum Umweltgarten Neubiberg südlich der Rotkäppchenstraße
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210
H Siemenspark:
 Streifen nördlich Becker-Gundahl-Straße, nahe Bahnstrecke; vor allem Säume entwicklen
 Randbereiche des Siemens-Großparkplatzes als Blumenrasen und Blumenwiese gestalten
Grünzug I Sendlinger Wald - Warnberg:
 Halbschattiger Saumstreifen entlang Autobahn A 95 westlich Südparkallee
 Grünanlage westlich Olivier- und Littmannstraße, Südteil
Grünzug J Lochhamer Schlag - Fürstenried
 Optimierung der Grünfläche Max-Lebsche-Platz (s. Formblatt)
 Verbesserung der Grünflächen am Silvrettaweg östlich und westlich der Autobahn A95
Grünzug K Grünes Band West:
 Optimierung der Grünstreifen am Walter-Hopf-Weg (s. Formblatt)
 Magerer Blumenrasen mit einigen Großbäumen innerhalb der Straßenbahn-Umkehrschleife am
Gondrellplatz, Reduzierung der Mahdhäufigkeit, aber Laub im Spätherbst großteils entfernen
 Südlicher Randstreifen Ammerseestraße (A96), nördlich der Gelbhofstraße
 Randstreifen des Messeparks westlich der Bavaria, Saumentwicklung
Grünzug L Gotthardtrasse:
 Umfeld der Paoso-Unterführung optimieren (Magerrasen-Relikte an Böschungen !), hier
Ausweitung der gemähten Magerwiese; wieder stärkere Extensivbeweidung des Gleisdreiecks
südlich des Herrschinger Bahnwegs mit Schafen
 Grünfläche südlich Klaussteinstraße; Verbesserungsvorschläge auf Formblatt „Altenburgstraße“
beachten; die hier traditionelle Schafbeweidung in Betracht ziehen!
Grünzug M Würmachse:
 Verbesserungsvorschläge für Stadtpark und Blutenburg beachten!
 im Bereich zwischen Ober- und Untermenzing, südlich der Inselmühle, am Westufer der Würm
Ackerflächen im Auenbereich in artenreiches Grünland umwandeln
 eventuell Parkfriedhof Untermenzing, Westteil
Grünzug N Am Durchblick
 Verbesserungsvorschläge für Blutenburg/Durchblick beachten
 Grünanlage zwischen Sarasatestraße und Friedrich-Rein-Weg
P Landschaftspark Pasing
 Schwerpunktmäßig im Bereich der Silberdistelstraße südwestlich des Westbades Blumenwiesenund Saumentwicklung, u.a. entlang von Wegen (vgl. Mitteilungen aus der Tagespresse 2001);
Erweiterung der erfolgreich begonnenen Magerrasenanlage am „Baumlehrpfad“ Ecke Fischer-von
Erlach-Straße nach Westen (Einzäunung scheint Hunde weitgehend fernzuhalten; Beschilderung
eines „Blumenwiesen-Lehrpfads“ hier möglich).
LBV 2002
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211
Großprojekte für naturnahe Grünlandgestaltung außerhalb der genannten Grünzüge in den
nächsten Jahren sind:
Hochwasserbett der Isar zwischen Corneliusbrücke und Großhesseloher Brücke sowie erneuerte
Deiche: viele Hektar wechseltrockene Magerwiesen und wechselfeuchte magere Auenwiesen mit
Anteilen von Röhricht, Hochstaudenfluren sowie Flutrasen und kiesig-sandigen Pionierrasen; Einsaat
mit Wildpflanzensaatgut und anschließend angepasste Pflege ähnlich wie bisher, vorwiegend
einmalige Hoch- bis Spätsommermahd; Auenwiesen am Flaucher, südlich und nördlich der
Brudermühlbrücke unbedingt von Baumaßnahmen im Zug der Isarrenaturierung verschonen!
Grünachse Hauptbahnhof-Laim-Pasing (Zentrale Bahnflächen): Saumentwicklung entlang der
durchgängig wenigstens 30 m breiten Rad- und Fußgängertrasse von Pasing bis zur Hackerbrücke;
Anlage ausgedehnter, strukturreicher Magerrasen bzw. Magerwiesen in der vorgesehenen südlichen
Erweiterung des Hirschgartens (Defizitraum für Blumenwiesen!) nach dem Vorbild Zamilapark - als
Ausgleichsmaßnahme für den Verlust des ca. 50 ha großen Bahnkörpers als Magerstandort
anzuerkennen! ausgehend von den neu anzulegenden Parkanlagen wäre eine Schafbeweidung
stadteinwärts bis fast zur Hackerbrücke ideal!
Ausserhalb der genannten Projekte sollten beispielsweise auch auf folgenden Grünflächen
Blumenwiesen entwickelt werden:
 Marsfeld: Grünfläche an der Marsstraße im Bogen westlich der Finanzämter enthält neben
Vielschnittrasen auch eine gräserdominierte Fettwiese mit vielbenutztem Trampelpfad; ist zur
Straße hin gesäumt von Gehölzstreifen: Artenbereicherung.
 Harlaching: Vollmarpark zwischen Stadtgrenze (Münchner-Kindl-Weg) und Rotbuchenstraße
 Neuperlach: Magere Randstreifen der ehemals zum vierspurigen Ausbau vorgesehenen
Ständlerstraße, insbesondere Bereich ab Albert-Schweitzer-Straße ostwärts; im Perlachpark auch
Anlage einer feuchten Hochstaudenflur
 Obergiesing: Strukturreiche und mäßig reliefierte Grünanlage an der Weißenseestraße,
Auslichten des zu schattigen Feuchtgebiets, Entwicklung einer feuchten Hochstaudenflur und von
Säumen
 Maxvorstadt: Grünfläche südlich und nördlich Alter Pinakothek; Saumentwicklung um Glyptothek
LBV 2002
8.3
München blüht
212
Zusammenfassung allgemeiner Pflegehinweise
Weil Blumenwiesen ein dynamisches Ökosystem mit sehr individueller Ausprägung sind, macht ein
stures Befolgen von Pflegeanleitungen wenig Sinn. Vielmehr ist jeweils die spezielle Situation vor Ort
zu berücksichtigen, z.B. kleinräumige standörtliche oder auch nutzungsbedingte Unterschiede, die
sich im Vegetationsaufwuchs zu erkennen geben, oder auch der Witterungsverlauf während der
Vegetationsperiode. Auch kleine Pflegefehler sind erlaubt, wenn sie nicht alljährlich in derselben
Weise wiederholt werden (BURRI 2001, mdl). Folgende Ausführungen können daher nur eine
Richtlinie für das Mahdregime von Blumenwiesen und Säumen sein.
8.3.1 Pflegeempfehlung für Wiesen
Als praktikable Methode zur Ermittlung der naturschutzfachlich optimalen Schnitthäufigkeit für eine
bestimmte Wiese schlagen VON BRACKEL & BRUNNER 1997 die Ausrichtung nach der mittleren
Stickstoffzahl nach ELLENBERG (1979) vor (vgl. Ausführung in Kap. 1.3.1). Dazu sind auf
repräsentativen Teilflächen öffentlicher Grünflächen mit einem pflanzensoziologisch einigermaßen
einheitlichen Bestand Vegetationsaufnahmen anzufertigen. Die Berechnung der mittleren N-Zahl
erfolgt, indem man die Gesamtsumme aller N-Zahlen durch die Anzahl aller Pflanzenarten mit NZahl dividiert. Demnach ergibt sich folgender Pflegebedarf:
Tab. 17:
Abhängigkeit des Mahdregimes von der Nährstoffversorgung des Bodens bzw. der
mittleren N-Zahl (nach VON BRACKEL & BRUNNER 1997 und WOLF 1996).
Bei den Schnittzeitpunkten bedeuten A= Anfang M = Mitte E = Ende eines Monats; V= Mai; VI = Juni; VII = Juli;
IX = September; X = Oktober.
Nährstoffgehalt
des Bodens
nährstoffreich
mäßig nährstoffreich
ziemlich nährstoffarm
Mittlere N-Zahl
Anzahl jährliche
Nach Ellenberg Aufwuchsmenge
Schnitte
6-7
Hoch und dicht
3
5-6
mittel
2
4-5
Gering bis mittel
1
ungefähre Schnittzeitpunkte
E V-A VI; E VII; E IX
ME VI; E IX-M X
E VII- M IX
Der erste Wiesenschnitt mäßig blütenreicher Fett- bzw. Halbfettwiesen soll nach Erfahrungen aus
der landwirtschaftlichen Nutzung ungefähr während des Verblühens der Margeriten durchgeführt
werden, also ungefähr in der zweiten Junihälfte. Je aufwuchsreicher und blütenärmer der Bestand
ist, desto früher ist der Mähzeitpunkt zu wählen (ab Ende Mai), damit sich eine möglichst hohe
Arten- und Blütenvielfalt erhält bzw. entwickelt.
Anstelle der Berechnung mittlerer N-Zahlen für jede in Zukunft als Blumenwiese zu pflegende
Grünfläche kann die Beurteilung der Nährstoffversorgung auch anhand der Aufwuchsmenge und gut
erkennbarer Leitarten, welche die Vegetationszusammensetzung durch Deckungswerte von
insgesamt über 25% maßgeblich bestimmen, in der zweiten Maihälfte vorgenommen werden:
1) Leitarten für Fettwiesen auf nährstoffreichen Standorten, welche in der Regel dreimal jährlich zu
mähen sind:

Dominanz der hochwüchsigen Grasarten Glatthafer, Knauelgras und Wiesen-Fuchsschwanz;
Vorkommen von Deutschem Weidelgras bzw. Gewöhnlichem Rispengras in hoher Deckung über
20%; in Feuchtwiesen kann auch das Rohr-Glanzgras stellenweise dominant sein

Geringer Blühaspekt mit Ausnahme folgender Kräuter, die keine Leitarten für einen
bestimmten Wiesentyp sind: Wiesen-Löwenzahn, Wiesen-Labkraut bzw. Weiß-Klee

Als Leitarten können gelten: Stumpfblättriger Ampfer in einer Deckung über 10%, WiesenKerbel; Bärenklau; Große Bibernelle
 Fehlen von Magerkeitszeigern (Leitarten für Magerwiesen)
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München blüht
213
Eine starke Wüchsigkeit erfordert einen frühen ersten Schnitt, damit überhaupt Wiesenblumen zum
Blühen kommen. Wenn ein Bestand bereits am 30. April die Aufwuchshöhe eines Bierkrugs erreicht
hat (darunter kann sich das Pflegepersonal etwas vorstellen!), soll er innerhalb der nächsten 2
Wochen erstmalig gemäht werden (ENGELHARDT 2002, mdl.).
2) Leitarten für Halbfettwiesen auf mäßig nährstoffreichen Standorten, welche in der Regel zweimal
jährlich zu mähen sind:

Oftmals dominante Gräser: Goldhafer, Wolliges Honiggras, Rot-Schwingel, Kammgras;
Beimischung z.B. von Wiesen-Rispengras und Ruchgras in mittlerer Deckung möglich.

Kräuter: Wiesen-Schaumkraut, Wiesen-Margerite, Wiesen-Salbei, Gewöhnlicher Frauenmantel, Sauer-Ampfer, Gänseblümchen, Wiesen-Platterbse, Wiesen-Kümmel, Faden-Klee.
3) Leitarten für Magerwiesen auf nährstoffarmen Standorten, welche in der Regel einmal jährlich zu
mähen sind:

Dominante Gräser, welche mancherorts jedoch insgesamt eine geringe Deckung haben:
Aufrechte Trespe, Flaumhafer, Ruchgras, Zittergras, Stein-Zwenke, Feld-Hainsimse, FrühlingsSegge.

Kräuter: Arznei-Schlüsselblume; Rauer Löwenzahn, Gewöhnliches Ferkelkraut, Kleines und
Florentiner-Habichtskraut, Skabiosen-Flockenblume, Karthäuser-Nelke, Wundklee, Knolliges
Mädesüß.
Echte Nährstoffzeiger und ausdauernde eutraphente Ruderalpflanzen fehlen weitgehend oder
kommen nur in wenigen Prozentanteilen einer Gesamtfläche vor.
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214
Tab. 18:
Beurteilung des empfehlenswerten Mahdregimes einer Grünfläche anhand des
Aussehens in der zweiten Maihälfte
Bei den Schnittzeitpunkten bedeuten A= Anfang M = Mitte E = Ende eines Monats; V= Mai; VI = Juni; VII = Juli;
IX = September; X = Oktober.
Aussehen des Bestands
dominante Leitarten
(Auswahl!)
jährliche
SchnittSchnittzahl höhe
ungefähre Schnittzeitpunkte
3
4 cm
E V-A VI;
M-E VII;
E IX- A X
(mäßiger)
Blütenreichtum Goldhafer, Wolliges Ho- 2
und
nur
mittelhoher niggras, Sauer-Ampfer,
Aufwuchs
Wiesen-Margerite
8 cm
E VI;
M IX-M X
Blütenreichtum und lückiger Flaumhafer, Frühlings- 1
Bestand
Segge; Feld-Hainsimse,
8 cm
E VII- A IX
Dominanz von Klappertopf- Zottiger und/oder
arten (Deckung über 50%) Kleiner Klappertopf
2
6-8 cm
Bereiche mit mäßiger Dek- Stumpfblättr. Ampfer
kung von Störzeigern/ eu- Acker-Kratzdistel
traphenten Ruderalarten
Acker-Winde
2-3
Geringer
Blühaspekt, Glatthafer, Knauelgras,
dichter und hoher Aufwuchs Stumpfblättr. Ampfer,
von Gräsern
Wiesen-Kerbel
6-8 cm
M VI;
M IX- M X
M VI;
(E VII);
A-M IX
In Zweifelsfällen ist in Blumenwiesen zur Entscheidung über ein- oder zweimaligen jährlichen Schnitt
eine nochmalige Beurteilung Mitte Juni vorzunehmen und das Vorhandensein von Leitarten der
Magerwiesen in ausreichender Deckung zu überprüfen. Wenn solche Arten weniger als 25%
Deckung einnehmen, ist eine zweimalige Mahd durchzuführen.
Eine Grünfläche ist generell nur dann zu mähen, „wenn etwas zu holen ist“ (BURRI 2001, mdl.),
schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Sollte beispielsweise in einer mäßig nährstoffreichen
Blumenwiese durch lang andauernde sommerliche Trockenheit nach dem ersten Schnitt bis zum
Herbst nur noch sehr wenig Phytomasse aufwachsen, kann auf eine zweite Mahd im Herbst
verzichtet werden. Widersinnig ist nach diesem Grundsatz auch die wiederholte Mahd
nährstoffarmer Blumenrasen oder von Moosrasen mit extrem niedriger Phytomassebildung.
Das Schnittgut von Wiesen soll nach der Mahd 2-5 Tage zum Trocknen liegen bleiben (außer bei
Dauerregen) und dabei mindestens einmal gewendet werden, wodurch das Volumen und Gewicht
merklich abnimmt. Danach soll das zu Streifen zusammengerechte Schnittgut vollständig aufgeladen
und von Ladefahrzeugen mit möglichst geringem Auflagedruck auf den Boden wegbefördert werden.
4) Vergleichsweise wenige unter bestimmten Bedingungen konkurrenzfähige Pflanzenarten können
im Grünland von der Mehrzahl der Passanten optisch als störend empfunden werden und
sollten zur Aufrechterhaltung eines positiven Images von Blumenwiesen im allgemeinen in
städtischen Grünflächen durch ein angepaßtes Pflegeregime zurückgedrängt werden:
4a) Der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) kommt meist nur lokal begrenzt in höherer
Deckung an Stellen vor, die einer stärkeren Trittbelastung ausgesetzt bzw. häufig von Hunden
aufgesucht werden. Zur Verhinderung einer weiteren Verbreitung ist ein rechtzeitiges Abschneiden
der nach einer Mahd immer wieder aufwachsenden Blütentriebe zu Beginn der Blüte
empfehlenswert, ansonsten hilft nur Ausstechen der Einzelpflanzen (WOLF 1996; BURRI 2001,
mdl.).
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215
4b) Im Hoch- bis Spätsommer blühende, auf manchen ruderalisierten Wiesen und Säumen
expansive Hochstauden wie z.B. Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Kanadische Goldrute
(Solidago canadensis) verlieren durch eine Sommermahd ungefähr zu Beginn ihrer Blütezeit
erheblich an Vitalität.
4c) Ein- und zweijährige Arten nehmen in den Folgejahren deutlich an Deckung ab, wenn sie
während der Blütezeit geschnitten und weitgehend am Aussamen gehindert werden. In
Halbfettwiesen können die zur Dominanzbildung befähigten, ihrer N-Zahl von 3 bzw. 2 nach
eigentlich als Magerkeitszeiger einzustufenden Halbschmarotzer Zottiger oder Kleiner Klappertopf
(Rhinanthus alectorolophus bzw. minor) eine Sonderbehandlung erfordern, nämlich eine erste Mahd
bereits MItte Juni (BOSSHARD 2000; BURRI 2001, mdl).
4d) Von den Neophyten sollte die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum), welche wegen
ihrer phototoxischen Wirkung eine potentielle Gefährdung für Parkbesucher darstellt, zumindest in
städtischen Grünanlagen rigoros bekämpft werden. Bereits ein unabsichtlicher Hautkontakt kann in
Kombination mit Tageslicht schmerzhafte Verbrennungen zweiten oder dritten Grades verursachen.
Die Bekämpfung der Herkulesstaude ist wegen der enormen vegetativen und generativen
Regenerationsfähigkeit vergleichsweise aufwändig, auch mehrmaliges Abmähen der Blätter bringt
wenig Erfolg. Am besten bewährt hat sich ein 15 cm tiefes Ausstechen des Wurzelstocks jeder
Einzelpflanze im Herbst bis Oktober oder im Frühjahr bis April sowie eine maschinelle Mahd
während der Blütezeit im Sommer vor jeglichem Samenansatz, welche in der Folge alle 3-4 Wochen
zu wiederholen ist. Das Schnittgut ist sogleich zu beseitigen (WOLFF-STRAUB 1998). Derzeit
beschränken sich die möglicherweise über mehrere Jahre notwendigen Maßnahmen noch auf relativ
begrenzte Flächen im Olympiapark und im Waldfriedhof.
4e) Eine hohe Deckung des Weiß-Klees (Trifolium repens) kann die Entwicklung einer ästhetisch
ansprechenden Blumenwiese stark einschränken. Diese nach einer Auswertung von KRAUSE
(1998) allerhäufigste Wildpflanzenart in Deutschland läßt sich nur schwer zurückdrängen, zumal
wenn eine Fläche häufig betreten wird. Am ehesten kann sie ein später erster Schnitttermin im
Sommer und eine nur zweimalige Mahd auch vergleichsweise nährstoffreicher Flächen in ihrer
Vitalität schwächen (BURRI 2001, mdl).
8.3.2 Pflegeempfehlung für Säume und Staudenfluren
2-3 m breite Streifen um alle Gehölzpflanzungen und von hochwüchsigen Stauden dominierte
Bestände an Böschungen sollen im allgemeinen den ganzen Sommer über bis wenigstens Mitte
September ungemäht bleiben, wie im Leitbild I dargestellt ist. Als Richtlinie für Säume gilt eine
einmalige jährliche Mahd, der Schnitttermin richtet sich nach der Artenzusammensetzung. Eine
Beurteilung ist sowohl im Frühjahr (April) als auch im Sommer (Ende Juni bis Mitte Juli)
vorzunehmen. Zusätzlich zur Mahd ist am Rand von Gebüschen oder Strauchbewuchs im Abstand
von 2-3 Jahren ein kräftiger Rückschnitt der Gehölze im Winterhalbjahr erforderlich, damit der
Krautsaum als solcher erhalten bleibt. Die Maßnahme wird idealerweise im Zusammenhang mit
einer für notwendig gehaltenen Auslichtung der Gebüsche durchgeführt.
1)
Ein Großteil der mäßig nährstoffreichen oder in Grünanlagen kaum vorhandenen
nährstoffarmen Säume soll den Winter über stehen bleiben und erst im Frühjahr Mitte bis Ende
März in einer Höhe von 8-10 cm über dem Boden gemäht werden (entsprechend WOLF 1996).
Obligatorische Leitarten (mit zum Teil dekorativen Fruchtständen) für diese Pflegepraxis sind:
 Wald-Zwenke, Königskerzen/alle Arten, Tüpfel-Johanniskraut, Nachtkerze, Natternkopf, Wilde
Möhre, Weg-Distel, Odermennig
LBV 2002
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2)
Für Saumabschnitte mit Vorkommen von Frühlingsgeophyten ist generell der Herbst (Mitte
September bis Mitte Oktober) als Schnitttermin zu wählen. Obligatorische Leitarten dafür sind:
 Hohler Lerchensporn, Busch-Windröschen, Scharbockskraut, Schneeglanz, Blaustern, Krokus,
Hohe Schlüsselblume, Lungenkraut
 Nickendes Perlgras, Kleinseggen (z.B. die relativ häufige Wald-Segge)
3)
Im Sommer relativ blütenreiche Hochstaudenfluren auf eher feuchten Standorten können
wahlweise im Herbst (Mitte September bis Ende Oktober) oder im Frühjahr (Mitte bis Ende März) in
einer Schnitthöhe von 8-10 cm über dem Boden gemäht werden, entweder jährlich oder im
zweijährigen Abstand. Leitarten für feuchte Hochstaudenfluren sind:
 Dominanz bzw. hohe Deckung der hochwüchsigen Kräuter Mädesüß, Zottiges Weidenröschen,
Roß-Minze, Wasserdost, Sumpf-Kratzdistel
 Vorkommen von Großseggen, Waldsimse, Großbinsen, Rasen-Schmiele
 weitgehendes Fehlen von Nitrophyten, Neophyten bzw. Ruderalarten, die unter Punkt 8)
aufgeführt sind (Deckung dieser Arten unter 10%)
4)
Nitrophytische Hochstaudenfluren auf eher feuchten Standorten sollen alljährlich in einer
Schnitthöhe von 4-5 cm über dem Boden gemäht werden. Zeitpunkt und Häufigkeit orientieren sich
am Deckungsgrad folgender Nährstoffzeiger bzw. Neophyten:
 Große Brennnessel, Zaun-Winde, Bärenklau, Kletten-Labkraut, Kanadische Goldrute, Indisches
Springkraut, Herkulesstaude (Sonderbehandlung gemäß Punkt 4d), Rohr-Glanzgras
4a)
Wenn die genannten Leitarten eine Deckung von 10-25% einnehmen, empfielt sich ein
Spätsommerschnitt von Mitte August bis Anfang September.
4b)
Bei einer Deckung der Leitarten über 25% sind wenigstens zwei Jahre lang zwei
Aushagerungsschnitte, von Ende Juni bis Anfang Juli und von Ende September bis Mitte Oktober
durchzuführen und anschließend eine erneute Beurteilung des Pflegebedarfs vorzunehmen.
5)
Besonders nährstoffreiche, aufwuchsstarke Krautsäume ohne sommerlichen Blühaspekt
auf mittleren Standorten können abschnittsweise im Sommer von Ende Juni bis Mitte Juli und
bedarfsweise wieder im darauf folgenden Frühjahr mit möglichst tiefer Schnitthöhe von 4-5 cm über
dem Boden gemäht werden. Ausschlaggebend ist eine hohe Deckung folgender Leitarten über 50%:
 Große Brennnessel, Stumpfblättriger Ampfer, Knoblauchsrauke, Bärenklau, Giersch
Das Schnittgut erst spät im Jahr oder auch im Frühjahr gemähter Bestände enthält im allgemeinen
einen erheblich Anteil bereits welker oder verdorrter Sprossteile und kaum noch unausgereifte bzw.
nicht ausgefallene Samen, so daß es in aller Regel am Folgetag abtransportiert werden kann.
Keinesfalls soll Schnittgut den Winter über liegen bleiben. Bei einer Frühjahrsmahd soll auch noch
nicht zersetztes Laub aus dem Bestand zusammen mit dem dürren Schnittgut und ggf. Müll entfernt
werden, damit eine Nährstoffanreicherung möglichst vermieden wird.
Als Mähgerät für Langgraswiesen, Staudenfluren und Säume sollen generell DoppelmesserMähbalken eingesetzt werden, sowohl aus ökonomischen Gründen als auch wegen des niedrigen
Energieverbrauchs und der vergleichsweise leichten Handhabbarkeit und auch wegen der
vergleichsweise geringen Tötungs- und Verletzungsrate von Kleintieren (vgl. OPPERMANN &
CLASSEN 1998).
Bereits lagernde Bestände werden bei hoher Schnitteinstellung meist unzureichend erfaßt, so daß
eine allmähliche Eutrophierung und Ruderalisierung zu beobachten ist, erkennbar am dichteren
Bewuchs mit kriechenden bzw. klimmenden Pflanzenarten und an zunehmender Blütenarmut (s.
Fotos 21 und 30). In solchen Fällen empfiehlt sich innerhalb der nächsten zwei Wochen ein zweiter
Mähdurchgang mit tieferer Schnitteinstellung von 5-6 cm.
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Herren SCHEELS und SEIFFERT; Baureferat München
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SCHMUTZLER, JÖRG; München
SEIDEL, ELISABETH; München
von VACANO, Antonius; München
WITT, REINHARD; Ottenhofen
Anhang
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