Todesursache

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Obduktionsbericht vom 06.02.2006
Bei dem zur Obduktion vorliegenden Tier handelt es sich um eine ausgewachsene, schwarze,
kastrierte Mischlingshündin im Alter von 11 Monaten. Der Hund wiegt 24,5 kg.
Die Sektion findet am 06.02.2006 von 9.15 Uhr bis 11.00 Uhr in der Pathologie der JustusLiebig-Universität Giessen in Gegenwart von... statt.
Vorbericht
Hündin Aika, geboren am 01.06.1994 ist am 26.01.2006 vom Haustierarzt geimpft worden
und war zu diesem Zeitpunkt klinisch ohne besonderen Befund. Mittags auf dem Spaziergang
war die Hündin unauffällig. Gegen Abend wirkte sie ruhig und leicht apathisch. Sie zeigte zu
diesem Zeitpunkt keinen Temperaturanstieg, welcher von den Besitzern überprüft wurde. Am
nächsten Morgen wurde sie Tod aufgefunden.
Von Haustierarzt wird um Feststellung der Todsursache gebeten.
Äußere Besichtigung
Die Sektion finder mehrere Tage nach Versterben des Tieres statt. Der Körper öiegt komplett
vor und ist bis auf die distalen Gliedmassen, die Rute und die Vulva abgehäutet. Das Fell liegt
zur Besichtigung vor. Das am Fell verbliebene Unterhautfettgewebe ist leicht gelblich. Das
linke Ohr ist auf der Inenseite komplett geringgradig gerötet. Der Tierkörper befindet sich in
Rückenlage. Der Ernährungs- und Pflegezustand des Tieres ist gut.
Der Tierkörper ist gleichmässig kalt. Sämtliche gelenke sind passiv beweglich. Die Cornea ist
beiderseits mittelgradig eingetrocknet.
Im Bereich des rechten Thorax, etwa mittig auf einer Linie zwischen dem Ellenbogengelenk
und Brustbein sieht man multiple, weissliche, stecknadelkopfgrosse, sesamkornförmige
Gebilde im Fettgewebe eingelagert. Die Gebilde haben eine caudale Ausdehnung und
befinden sich in einem Bereich von 15cm auf 3cm.
Im Bereich des linken Abdomen ist die Muskulatur und die anliegende Unterhaut von einer
lackfarbenen dunkel roten Flüssigkeit durchtränkt.
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Innere Besichtigung
Bauch- und Beckenhöhle:
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Aus der Bauchhöhle können 850ml freier dunkelroter Flüssigkeit gewonnen werden.
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Leber:
Die Leber ist diffus hochgradig gerötet und weist multifocal schwarzrote, rundliche,
scharfbegrenzte Areale auf. Sie sind stecknadelspitz bis hin zu 1x1x1cm gross. Im
Anschnitt ist erkennbar, dass sie in die tiefe ziehen und eine blasige Struktur und Form
zeigen. Es tritt eine geringgradig visköse schwarzrote Flüssigkeit beim Anschnitt des
Organs aus.
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Milz:
Die Milz ist diffus hochgradig gerötet und weist multifocal schwarzrote, rundliche,
scharfbegrenzte Areale auf. Sie sind stecknadelspitz bis hin zu 2x3x2cm gross. Im
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Anschnitt ist erkennbar, dass sie in die Tiefe ziehen und eine blasige Struktur und
Form haben. Es tritt eine geringgradig visköse schwarzrote Flüssigkeit aus. Die
grösste Veränderung mit einer Ausdehnung von 2x3x2 cm liegt im Bereich des
cranialen Milzpol. Sie weist an der Oberfläche einen ca 1cm langen Riss auf an dessen
Rand eine ca. 0,1mm dicke gräuliche, unregelmässige, ohne Substanzverlust
ablösbare, fdige Masse befindet. Aus dem Rissspalt tritt auf Druck einen geringgradig
visköse schwarzrote Flüssigkeit aus.
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Pancreas:
Der Pancreas ist diffus hochgradig dunkel rot-braun verfärbt.
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Darm:
Die darmschleimhaut im Berich des Jejunum und Illeum sowie auch des Colon
ascendens bis einschliesslich des Colon descendens ist geringgradig geschwollen. Im
gesamten Bereich des Dickdarms befindet sich ein grünlich-bräunlich, geringgradig
pastöser Inhalt.
Brusthöhle:
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Lunge:
Die Konsistenz des Lungengewebes ist puffig. In den Hauptbronchien befindet sich
eine geringe Menge rötlich schaumiger Flüssigkeit. Die Lunge wiest multifocal
schwarzrote, rundliche, scharfbegrenzte Areale auf. Sie sind stecknadelspitz bis hin zu
einem Durchmesser von 05cm gross. Im Anschnitt ist erkennbar, dass sie in die Tiefe
ziehen und eine blasige Struktur und Form haben. Es tritt eine geringgradig visköse
schwarzrote Flüssigkeit aus.
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Herz:
Die rechte Herzkammer ist hochgradig erweitert. Die Aorteninnenseite im Berich der
Aorta descendens ist geringgradig verdickt und verhärtet.
Skelettknochen und Muskulatur:
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Der Humerusknochen beinhaltet eine weisslich-gelbliche weiche Masse die aussen hin
zum Knochen einen dunkelroten hoch viskösen durchgängigen Suam zeigt.
Schädelhöhle und Rückenmarkskanal:
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Das Gehirn weist im Bereich der rechten Hemisphäre etwa mittig der Gyri cerebri pars
lateralis und medialis auf der Ebene der Meningen eine geringgradige ca. 2x1 cm
grosse herdförmige rote Färbung.
Pathologisch-anatomische Diagnosen:
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Hämaskos
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Hämangiosarkom im Beriech der Milz
Metastasen Im Bereich der Leber und Lunge
Metastase im Gehirn
Hyperämie der Milz, der Leber, des Pancreas und der Lunge
Hochgradig erweiterte rechte Herzkammen
Arteriosklerose der Aorta descendens
Aktiviertes Knochenmark
Geringgradig akutes alveoläres Lungenödem
Epikrise
Hämaskos:
Das Hämoperitoneum entstehen bei Einwirken mechanischer Traumen, bei infektiös
bedingten Gefäßarrosionen, nach Gefäßläsionen durch neoplastische Infiltrationen oder
Tumorruptur ( wie bei diesem Tier ), ferner als Äquivalent postoperativer (Nach)-blutungen,
schließlich auch im Rahmen hämorrhagischer Diathesen und Infarzierungen. Nichtgeronnenes
Blut wird in der Regel rasch über die großlumigen retrosternalen Lymphstraßen resorbiert,
geronnenes hingegen meist über Wege phagozytär-entzündlicher Maßnahmen mit narbigen
residuen. In klinischer Sicht bestimmen Schnelligkeit und Menge der Blutansammlung die
Entwicklung eines hämorrhagischen Schockes
Hämangiosarkom im Bereich der Milz:
Umfangsvermehrungen der Milz werden in neoplastische und nicht-neoplastische
Veränderungen eingeteilt.
Bei den primären neoplastischen Milzveränderungen handelt es sich vorwiegend um
Hämangiome und Hämangiosarkome, sehr selten sind Retikulumzellsarkome. Zu den selten
vorkommenden sekundären Milzneoplasien zählen Leber- und Pankreaskarzinome sowie
Melanome.
Hämatome und Abszesse der Milz gehören zu den nicht-neoplastischen Veränderungen.
Hämangiome und Hämangiosarkome sind Gefäßtumore der Milz und kommen beim Hund im
Gegensatz zur Katze sehr häufig vor. Am häufigsten sind ältere Hunde großer Rassen
betroffen. Eine Rassedisposition besteht für den Deutschen Schäferhund. Männliche Hunde
erkranken häufiger an Milzneoplasien als weibliche Tiere.
Hämangiome zählen zu den benignen Tumoren und können sehr groß werden. Die
Splenektomie der betroffenen Milz führt zur Heilung des Tieres.
Hämangiosarkome zeigen ein aggressives biologisches Verhalten. Bei Erstvorstellung haben
bereits bis zu 50 % der Hunde Metastasen, die sich bevorzugt in der Leber, Omentum,
Peritoneum, Nieren, Herz und Lunge ansiedeln. Die Veränderungen im Blutbild können
vielfältig sein, jedoch sind auch physiologische Blutwerte möglich. Die Therapie des
malignen Milztumores besteht primär in der chirurgischen Resektion der Milz. Die mittlere
Überlebenszeit splenektomierter Hunden variiert je nach Studie, liegt aber im Durchschnitt
bei 65 Tagen. Werden die Hunde post operativ einer Chemo- und oder einer Immuntherapie
unterzogen, variiert die mittlere Überlebenszeit je nach Verwendung des Protokolls zwischen
91 und 117 Tagen.
Milzhämatome haben in den meisten Fällen keine zugrunde liegende Ursache.
Weder die Größe noch das Erscheinungsbild einer umfangsvermehrten Milz erlauben
Rückschlüsse auf deren biologisches Verhalten. Auch die ultrasonographische Untersuchung
der veränderten Milz ist prognostisch nicht aussagekräftig. Das entnommene Organ sollte
immer zur histo-pathologischen Untersuchung eingesandt werden.
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Im vorliegenden Fall handelt es sich vorbehaltlich der histologischen Untersuchung
vermutlich um ein Hämangiosarkom, da bereits metastatische Veränderungen im Bauchraum
vorlagen. Der Tod des Tieres ist durch Verblutung nach Ruptur des Tumores eingetreten
Metsastasen in Leber und Lunge:
Es ist zum sekundären Auftreten desselben Krankheitsprozesses vom Primärherd (hier von
der Milz) entfernt an einer anderen Körperstelle durch Verschleppung lebender, unbelebter,
gelöster oder ungelöster Materie (Tumorzellen, Mikroben, infizierter Embolus, Parasiten,
Kohlenstaub, Pigment, Kalk usw.) auf mechanischem (Kontakt) oder kanalikulärem Wege
(hämatogen, lymphogen, retrograd, aerogen, duktogen usw.) gekommen. Mit der
Metastasierung wird aus einer lokalen eine systemische Tumorerkrankung. Verschiedene
Tumortypen zeigen charkteristische Metastasierungsmuster wie Bevorzugung gewisser
Ausbreitungswege und Zielorgane. Bei der hämatogenen Metastasierung findet man die
Tochtergeschwülste v.a. im ersten durchflossenen Kapillargebiet, dies ist aus anatomischen
Gründen meist die Lunge oder die Leber.
Hochgradige Hyperämie im Bereich der Milz, der Leber, des Pancreas und der Lunge:
Unter einer Hyperämie versteht man vermehrten Blutreichtum, vermehrten Blutdrang, die
vermehrte Blutfülle eines Kreislaufabschnittes oder eines Organs. Eine Hyperämie kann
arteriell (z.B. bei Muskelarbeit) oder venös bedingt sein (bei Stauungs-Hyperämie).
Bei einer aktiven, arteriellen Hyperämie liegt Blutfülle durch vermehrten Blutzufluss vor.
Die entzündliche Hyperämie ist eine Form der aktiven Hyperämie bei akuten Entzündungen
und führt zum Kardinalsymptom der Rötung.
Die passive Hyperämie ist eine Hyperämie durch verminderten Blutabfluss. Er führt zu
Bluteindickung, vermindertem Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe und zur Hypoxie
der Gewebe.
Bei der peristatischen Hyperämie liegt vermehrter Blutgehalt von Organen infolge
verminderten Abflusses (Stauungshyperämie) vor.
Hochgradig erweiterte rechte Herzkammer:
Grundsätzlich müssen kompensatorische, tonogene und dekompensatorische, myogene
Dilatation unterschieden werde. Erstere stellen eine Anpassung an die Bewältigung großer
Blutmengen dar und können sich daher, zeitlich gesehen, rasch einstellen. Für die
zweitgenannten sind vor allem degenerative Herzmuskelveränderungen und Atrophien
maßgebend. Über längere Zeit bestehende Herzdilatationen ziehen chronische, i.d.R.
irreversible Stauungsfolgen, insbesondere in Form der Gerüstsklerose (Leber, Lunge)
und im weiteren periphere Ödeme und Höhlenergüsse (Hydrothorax, Hydroperikard, Hydrops
ascites) nach sich, wie es in diesem Fall vorliegt.
Arteriosklerose der Aorta descendens:
Mit dem Überbegriff ,, Arteriosklerose" werden chronisch- progressive Gestalt- und
Strukturveränderungen der Arterienwand zusammengefasst, die weder ätiopathogenetisch
noch morphologisch einheitlich sind. Als gemeinsamer Nenner für die Sklerogenese in der
arteriellen Intima gelten für alle Spezies die Mediazytebproliferation in Verbindung mit
Thrombozytenaggregation. Zwischen diesen beiden Phänomenen bestehen insoweit enge
Beziehungen, als das Festkleben der Blutplättchen am Endothel zur Freisetzung spezifischer
Wachstumsfaktoren führt, die ihrerseits am Mediazyten Proliferation, ferner Sekretion
spezifischer Matrixpeptide, wie Lysyloxidase und Thrombospondin, sowie Aktivierung der
Laktatdehydrogenase induzieren. Hinzu kommt als wesentliche Ursache für die
Dickenzunahme der Intima, dass die aggregierten Thrombozyten alsbald vom Endothel
überkleidet und damit in die Intima inkorporiert werden. Dies erklärt die Tatsache, dass
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Intimasklerosen vorwiegend und besonders ausgeprägt im Bereich von Wirbelströmungen
bzw. sog. Totwasserzonen, also an Gefäßabzweigungen bzw. -gabelungen und im
abdominalen Aortenabschnitt entsteht.
Aktiviertes Knochenmark:
Anämien entstehen entweder durch Blutverluste (Blutungsanämie), gesteigerten
Erythrozytenzerfall (hämölytische Anämie) oder
Unterfunktion des Knochenmarkes (Mangelanämie, aplastische Anämie). Dementsprechend
sind die Knochenmarkveränderungen bei den einzelnen Anämieformen verschieden.
Bei den akuten Blutungsanämien ist das Knochenmark meist makroskopisch unverändert und
eine regeneratorische Leistung nur mikroskopisch im vermehrten Auftreten von jugendlichen
Zellen zu erkennen. Nach starken Blutverlusten und bei guter Regenerationsfähigkeit des
Knochemmarkes kann man rote Blutbildungsinseln (Hyperplasie des erytropoetischen
Gewebes) auch im Fettmark finden.
Bei chronischen Blutungsanämien, die durch längere Zeit andauernde oder sich wiederholende
Blutverluste (blutsaugende Parasiten, Sickerblutungen aus Magen- oder Darmgeschwüren)
entstehen, nimmt das ganze Knochenmark eine weißlich-gelbe Farbe an, da durch den starken
Eisenverlust die Hämoglobinbildung nur mehr in ungenügendem Maße erfolgen kann. Die
chronische Blutungsanämie ist daher eine hypochrome Anämie und im Sinne einer
Eisenmangelanämie zu verstehen, die aber hier nicht vorliegt.
Eine schmutzig-rote Verfärbung des roten Knochenmarkes, wie es in diesem Fall vorliegt,
findet man bei hämolytischen Anämien, während das Fettmark infolge des auftretenden
Ikterus gelblich wird. Bei lang anhaltenden hämolytischen Anämien kann das rote
Knochenmark fast völlig verschwinden. Ursächlich kommen vor allem Vergiftungen
(Arsenwasserstoff, Blei, Kupfer, Phenothiazin, Saponine,Chlorate,Nitrite und Nitrate),
Infektionen (hämolysierende Streptokokken ,bazilläreHämoglobinurie,Blutparasiten,
Eperythrozoonosen), immunpathologischeVorgänge (autoimmune hämolytische Anämien),
sowie idiopathische hämolytische Anämien in Betracht.
geringgradig akutes alveoläres Lungenödem:
Eine Überdehnung der Alveolen und die Zerstörung der Alveolenwände infolge
hochgradiger Dyspnoe mit erschwerter Inspiration oder zu starkem Expirationsdruck führen
zum alveolären Lungenödem. Die Dyspnoe wird durch Sauerstoffmangel während eines
akuten Herzkreislaufversagens induziert.
Todesursache
Das Tier starb am 27.02.2006 auf Grund eines akuten Herz-Kreislauf Versagens in folge von
inneren Blutungen ach Erkrankung an einem Hämangiosarkom..
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