DIABETES MELLITUS ["Honigsüsser Durchfluss"]

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DIABETES MELLITUS ["Honigsüsser Durchfluss"] - ZUCKERHARNRUHR
HISTORISCHES:
Diabetes → allgemeine Bezeichnung für Erkrankungen, die mit einer überhöhten Ausscheidung von Urin (=Polyurie) einhergehen. Das Wort
"Diabetes" kommt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich "die Beine spreizend" (aufgrund des verstärkten Harnflusses). Im allgemeinen wird es jedoch
mit "Durchgang" oder auch "Harnruhr" übersetzt. Auch beim Diabetes mellitus, einer speziellen Form des Diabetes, tritt das Symptom der überhöhten
Harnausscheidung auf. "Mellitus" ist lateinisch und bedeutet "honigsüß". Der Name DM [also "honigsüßer Durchfluss" o. "Zuckerharnruhr"] bezieht sich auf den
süßen Geschmack des Urins von Zuckerkranken, der erstmalig im 17. Jahrhundert von dem engl. Mediziner und Naturphilosophen Thomas Willis beschrieben wurde. Das
"Schmecken" des Urins war zu dieser Zeit die einzige Möglichkeit, die Krankheit zu diagnostizieren.
DEF:
→ chron. STW-Erkrankung, die auf einem absoluten oder relativen Insulinmangel beruht und in
deren Folge es – zumeist erst nach längerer Krh.dauer - zu Schäden an anderen Organen [v.a. Blutgefässen]
kommen kann, d.h. es handelt sich um eine heterogene Gruppe von Erkrankungen  daher:
SYNDROM DM  eine Störung im KH-STW mit dauernder Hyperglykämie [BlutGlucose: > 120 mg/dl]
und latenter oder manifester Glukosurie!
→ später – sekundär - auch Störungen des Protein-STW und Fett-STW;
→ Unbehandelt völlige STW-Entgleisung  COMA DIABETICUM!
Blutzucker normal:
nüchtern:
postprandial:
< 110 mg/dl
max.140 mg/dl
> 126 mg/dl →
"diabetischen Stoffwechsellage"
> 160-180 mg/dl → Nierenschwelle für Glukose überschritten [Glucosurie]
Kurz-Exkurs Physio:
KH-Resorption im DüDa in Form von Monosacchariden [Gluc,Gal,Fruc]  Leber z.t. Polymerisation zu Glykogen = Glykogenese via
G-6-P [Steigerung: Insulin // Hemmung: Glukagon, Adrenalin]
resorbierte überschüssige Gluc passiert LE und gelangt ins strömende Blut  entweder zur Glucosedeckung der Peripherie [Gehirn,
Herz, Muskulatur oder Umwandlung in FS [Depotfett];
REGULATION KH-STW:
BLUTZUCKERSPIEGEL   Auffüllung der Glykogenreserve in LE und MU und Umwandlung von Gluc zu Fett;
BLUTZUCKERSPIEGEL   Mobilisierung von Glykogen aus LE und MU und ev. Gluconeogenes aus AS;
1. INSULIN – BLUTZUCKER 
Bildung reguliert durch Nahrungsaufnahme:
reichliche KH-Aufnahme mit Blutzucker   Insulin 
Hunger [KH-Mangel]  Insulin 
LANGERHANS'schen INSELORGAN – Pancreas:
B-Zellen [~80%]

INSULIN
A-Zellen [~10%]

GLUKAGON
D-Zellen [~10%]

Somatostatin, Gastrin
D1-Zellen

VIP [vasoaktives intestinales Peptid]
PP-Zellen [~2%]

PP [pankreatisches Polypeptid]
2. ADRENALIN - Blutzucker
Glykogenabbau in LE + MU  und Freisetzung von GLUC; ANTAGONIST zu INSULIN;
3. GLUCAGON - Blutzucker
Glykogenabbau nur in LE ;
4. GLUCOCORTICOIDE + ACTH - Blutzucker
Gluconeogenese aus AS ; Oxydation von KH 
5. STH [Somatotropin] - Blutzucker
Glucoseoxydation  durch Proteinsynthese
EPI:
INSULIN: Biosynthese von Proinsulin u. Speicherung erfolgen
in den Beta- = B-Zellen der LANGERHANS* Inseln. Aus diesem
ringförmigen, einkettigen Molekül entsteht durch
enzymatische Abspaltung eines C-Peptids (»connecting
peptide«) das Insulin, das aus zwei durch 2 Disulfidbrücken
verknüpften Peptidketten A u. B besteht; das Molekulargewicht
beträgt ca. 5000–6000.
Die Gesamtmenge im ruhenden Pankreas beträgt ca.
250 IE entspr. 250 U entspr. 10 mg. Die Sekretion (ca. 1–2
mg/d) wird durch verschiedene physiolog. Reize stimuliert oder
gehemmt (Tab.). – Abbau erfolgt v.a. in der Leber (Spaltung
der Disulfidbrücken durch Insulinase; Proteolyse der A- u. BKette), ferner in Niere, sonstigen Geweben u. Blut (biologische
Halbwertszeit ca. 30 Min.); z.T. erfolgt Ausscheidung mit dem
Harn
die Zahl der Typ 2-Diabetiker steigt mit
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DISCLAIMER !
dem Ausmass an Überernährung;
Prävalenz manifester Diabetiker ist altersabhängig: < 50 J. 1-2% / >50 J. im Durchschnitt ca. 5%
bei den Inuit in Grönland selten!
KLASSIFIKATION nach der ÄTIOLOGIE [WHO und ADA american diabetes association, 1997]
 PRIMÄRER DM [idiopathisch!]
1. Typ-1-D = Insulinabhängiger DM = früher: JUVENILER DM / IDDM ( 5% )
DEF:
Autoimmunerkrankung, die - bei genetischer Disposition und unter Einfluss verschiedener Faktoren – zu einer
autoaggressiven lymphozytären Insulitis mit selektiver B-Zelldesktruktion und – daraus folgendem absoluten Insulinmangel führt !
 Typ-1-A: immunologisch bedingt
 Typ-1-B: idiopathisch [in Europa selten!]
EPI:
v.a. zw. 4.-5. LJ und 12.-14. LJ [Adoleszenz] auftretend; gelegentlich aber auch nach dem 20.-30. LJ [=JODA]!
♀ + ♂ gleich häufig;
ÄTIO/PATHO:
Ursache nicht eindeutig geklärt!
Vermutung: EXOGENE NOXEN, z.B.: Viren [Mumps / Rubella / Myxovirus influenzae, Coxsackie] verändern
Proteinstruktur der B-Zellen, wodurch diese sich dann – unter bestimmter genetischer Voraussetzung - als
AUTO-AG's präsentieren;
 Genetische Prädisposition
~
20 % → geringe positive Familienanamnese [Gene auf Chromosom 6p; HLA II]
Konkordanz ["Übereinstimmung bei eineiigen Zwillingen]: nur ~ 30-50%  daher exogene Faktoren vermutet;
95% der Typ 1-D exprimieren: HLA-DR3 u./o. HLA-DR4 [aber auch bei ~40% der Nicht-Diabetiker vorhanden!]
genetische Basis vorhanden – Vererbungsmodus aber nicht bekannt;
 Exogene Faktoren:
aufgrund nicht eindeutiger genetischer Prädisposition → exogene Faktoren mitverantwortlich → Viren !!! [s.o.]
Immunpathologische Reaktion:
- Indikatorläsion → autoagressive INSULITIS: Infiltration der Inseln durch zytotoxische T-Lymphos!
- diese reagieren mit den B-Zellen  Nekrose von Inselzzellen und Bildung von Auto-AK*!
*AUTO-ANTIKÖRPER = ICA = islet-cell antibodies [70-90% der Pat.]:
 haben unterschiedliche Ziel-AG, daher Einteilung in:
 Insulin-Auto-AK
 GADA [AK gg. Glutamat-Decarboxylase]
 AK gg. Thyrosinphosphatase
- in etwa 10% Assoziation mit and. Autoimmunerkrankungen [chron. lymphozyt. Thyreoditis, perniziöse Anämie];
MORPH:
 bei Diagnosestellung viele Inseln keine insulinproduzierend B-Zellen mehr [ Nekrose ]
 Inseln mit noch funkt., vorhandenen HYPERTROPHEN B-ZELLEN mit meist wenig lymphozyt. Infiltration;
 ATROPHIE des exokrinen Pancreas [Insulin ist Wachstumsfaktor!] → Gewicht ↓ meist < 50 g
[normal: Weisswurst (80-120g/12-15cm/gelblich-weiß)]
 keine Insel-Amyloidose! [# DM Typ 2]
KLIN/PATH.:
erst wenn > 80% der B-Zellen zerstört  Manifestation des DM!
1. lange, stumme präklinische Phase
 Monate bis Jahre, jedoch hohe ICA - Titer!
2. klinische Manifestation:
 meist akut, abrupt infolge von Infekt;
 ev. mit diabetischer Ketoazidose  Coma acidoticum
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DISCLAIMER !
3. Honey-Moon-Phase
 kurze vorübergehende Verbesserung unter effektiver Behandlung
4. Vollständige Insulinabhängigkeit
 exogene Insulinzufuhr notwendig !!! Kr.h. lediglich symptomatisch behandelbar;
 exokrine Funktionsstörungen!!! durch Atrophie des exokirnen Pancreas
Beim Typ-I-Diabetes sind die klassischen Symptome meist vorhanden:
Symptome:
Polydipsie, Polyurie, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, Pruritus genitalis, Gewichtsabnahme,
Sehstörungen, Hypoglykämien mit Hungergefühl, Kaltschweißigkeit u. Tachykardie, Muskelkrämpfe, Übelkeit
u. Erbrechen.
Akute Komplikationen:
diabetische Ketoazidose  ketoazidotisches Koma!
Glucose nicht verwertbar  Energie   Lipolyse   freie FS   Ketonkörper  metabolische
Ketoazidose [Acetongeruch! Kussmaul-Atmung]  Coma acidoticum!
2. Typ 2-D = InsulinUNabhängiger DM = früher: ALTERS DM / NIDDM ( 95% )
DEF:
Familiär gehäuft auftretende Störung des KH-STW mit Insulinresistenz und Insulinmangel !
1. gestörte Insulinsekretion [ob in Zusammenhang mit Inselamyloid → unklar!]
2. herabgesetzte Insulinwirkung/Insulinresistenz
Ursache ist ein Insulinrezeptordefekt und ein Postrezeptordefekt = Glucoseverwertung in Zelle 
[Gesunde: nur HIR-A # Typ-2-Diabetiker: HIR-A und HIR-B auf Zellmembran [HIR=Human Insulin-Rezeptor]
→ B-Zellen lange erhalten  werden mit zunehmender Amyloidose weniger;
EPI:
selten vor dem 40. LJ. auftretend → AUSNAHME: autosomal dominanter MODY [s.u.]
ÄTIO/PATHO:
Ursache nicht genau bekannt*;
Die Mehrzahl der Erkr. jedoch entwickeln sich auf dem Boden eines:
METABOLISCHEN SYNDROMS [=WOHLSTANDSSYNDROM]!
Gehäuftes Zusammentreffen folgender 4 Faktoren:
 Stammbetonte Adipositas und Überernährung
 Dyslipoproteinämie [ Triglyceride ↑ / HDL-Cholesterin ↓ ]
 essentielle Hypertonie
 Glucosetoleranzstörung
*Vermutung: genetische Defekte sowie Manifestation durch Umweltfaktoren:
 genetische Prädisposition
Konkordanz: > 90%
keine spez. HLA-Expressionsmuster
 periphere Insulinresistenz = Endorganresistenz
erhöhte Resistenz von Muskel- und Fettgewebe ggüber Insulin
Ursache [genetisch/exogen] + zelluläre Basis [Insulin-/Postrezeptor/Glucosetransporter] ungeklärt;
 exogene Faktoren
Häufigkeit korreliert mit Häufigkeit Adipositas → Wohlstandserkrankung
rund 80% der Typ-2-DM → adipös
ADIPOSITAS induziert periphere Insulinresistenz → Kompensation durch vorübergehende
Hyperinsulinismus
möglichweise durch "Überlastung" der B-Zellen bei Adipositas zusammen mit genetischer
Prädisposition → Manifestation der Insulinresistenz!
 B-Zell-Funktionsstörung
inadäquate Proinsulin-/Insulinproduktion der B-Zellen auf Glucosereiz!
zu viel Insulin wird gebildet!!! Sensibilität der Rezpetoren ↓ "Down-Regulation" → Circulus vitiosus!
vermutlich Glucose-Rezeptorstörung der B-Zellen; z.t. aber auch verringerte B-Zellzahl bei einem Teil der Patienten;
 Inselamyloid = IAPP [Amylin=Inselamyloid-Polypeptid, AEndokrines-Amyoloid]
physiolog. Funktion unbekannt! zu 50% ident mit CGP der C-Zellen [Schilddrüse];
wird von B-Zellen synthetisiert und zusammen mit Insulin sezerniert →
IAPP → proteolytisch gespalten → Polymerisation zu Amyloidfirillen [ß-Fibrillen mit ßFalltblattstruktur] → in Langerhans Inseln - ausserhalb der B-Zellen - Deponierung als Inselamyloid
→ dadurch "Erstickung" der Inselfunktion → B-Zellen werden weniger;
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DISCLAIMER !
MORPH:
immer eine grosse Anzahl von morhpologisch intakt erscheinend B-Zellen;
einzige Abweichung vom Normalbefund:
- bei etwa 80 % der Pat → Ablagerung von Amyloid um Inselkapillaren;
- bei kleinem Teil der Pat. → 50%ige Reduktion der B-Zellen;
KLIN/PATH.:
beginnt schleichend, klassische Symptome fehlen häufig; oft erst an drastischen Spätkomplikationen erkannt!!
selten Ketoazidose; hyperosmolares Koma [Dehydratation bei zu geringer Flüssigkeitsaufnahme!]
zuerst Diät + Sulfonylharnstoff [Insulinsekretion↑], später Insulintherapie [deutl. Reduktion d. B-Zellen]
SEKUNDÄRER DM [Ätio bekannt!]
 durch Zerstörung von Pancreasgewebe
 durch hormonelle Dysregulationen
sekundärer Diabetes mellitus infolge von


Pankreaserkrankungen (z.B. chronische Pankreatitis; akute Pancreatitis - Pancreasnekrose, Malnutritionsdiabetes)
endokrinen Erkrankungen (z.B. Phäochromozytom, CUSHING* Syndrom, Akromegalie, Hyperthyreose, Glucagonom,
VIPom, Somatostatinom)
 iatrogenen oder toxischen Noxen (z.B. Corticoide, Diuretika, Diazoxid, Ciclosporin, Cyclophosphamid, L-Asparaginase,
Pentamidin, Pyriminil [Rattengift])
 genetischen Syndromen
Diabetes mellitus aufgrund anderer Faktoren
z.B. insulinresistenter Diabetes mit Acanthosis nigricans
 Gruppe A: junge Frauen mit Hirsutismus u. polyzystischen Ovarien mit reduzierter Insulinrezeptorenzahl durch
Punktmutation
 Gruppe B: ältere Patienten mit Antikörpern gegen Insulinrezeptoren, erhöhter BSG u. DNS-Antikörpern
Gestationsdiabetes
Folge von insulinantagonistischen Wirkungen durch HPL [human placental lactogen], Cortisol, Progesteron, Prolactin u. erhöhter
Insulindegradation (meist bei Anlage zu Typ-II-Diabetes)
bei allen resp. den meisten dieser Erkrankungen – auch bei langen Kr.h.verlauf → "normale" Insulinsez. B-Zellen und
mehr oder weniger normale Zellzahl [Ausnahme: Hämochromatose];
bei chron. Pancreatitis + zystischer Fibrose → Korrelation zw. Schweregrad/Dauer der Erkrankung und Entwicklung
eines DM [Vermutung, dass eine Sklerose des exokrinen Pancreas die Inselfunktion direkt [vaskulär?] schädigt, sowie
durch Reduktion der Inselzellzahl;]
 MOD = Maturity-Onset-Diabetes
der erst in höherem Lebensalter (gemäß WHO nach dem 65. Lj.) auftretende DiabeDM (»Altersdiabetes«) des Typs II;
 MODY = Maturity-Onset-Diabetes of the Young
der Typ-II-Diabetes bei Jugendlichen;
 JODA = Juvenile-Onset-Diabetes of the Adult
der Typ-I-Diabetes bei Erwachsenen (> 40 J.) gegenüber.
 LADA = latent autoimmune diabetes with adult onset [frühere Bezeichnung für Typ-1-DM bei > 30Jährigen]
KLINIK – ALLGEMEIN:
 unspezifische Allgemeinsymptome
Müdigkeit, Leistungsminderung
 Symptome durch Hyperinsulinismus und passagere Hypoglykämien [Initialstadium Typ-2-D]:
Heisshunger, Schwitzen, Kopfschmerzen etc.
 Symptome infolge Hyperglykämien und Glukosurie mit osmotischer Diurese:
Polyurie, Durst, Polydipsie, Gewichtsverlust
 Symptome durch Störungen im Elektrolyt und Flüssigkeitshaushalt:
nächtliche Wadenkrämfe , Sehstörungen [wechselnder Turgor der Augenlinse]
 Haut
- Pruritus [oft genito-anale Lokalisation]
- Bakterielle/mykotische Hautinfektionen [z.B.: Furunkulose! / Candidamykose!]
- Rubeosis diabetica [diabetische Gesichtsröte]
- Necrobiosis lipoidica [meist an beiden US, bräunlich rote Herde, Ulzerationen möglich]
 Potenzstörungen, Amenorrhoe;
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DISCLAIMER !
KOMPLIKATIONEN / FOLGEKRANKHEITEN – DM
AKUTE KOMPLIKATION → COMA DIABETICUM !!! [siehe Herold S. 614!]
 KETOAZIDOTISCHES KOMA
→
typisch für Typ-1-DM
 HYPEROSMOLARES KOMA
→
typisch für Typ-2-DM
 akuter Insulinmangel → Aufnahmestopp von Glucose in Muskel- und Fettgewebszellen und erhöhte Glykolyse in
Leber → HYPERGLYKÄMIE und Überschreiten der Nierenschwelle [ Glucoserückresorption ] → GLUKOSURIE und
damit POLYURIE aufgrund osmotischer Diurese → Verlust von H2O und Elektrolyten;
Glucose im Blut → Hyperosmolarität im Blut [EZR: Dehydratation  HypoVOL! // IZR: Dehydratation  Bewusstseinsstörung!] + [zusammen mit Polyurie] → POLYDYPSIE;
 kompletter Insulinmangel [ Glucoseaufnahme absolut  ] → Energiegewinnung des Körpers durch → LIPOLYSE
mit Erhöhung der freien FS im Blut → in der Leber → Oxidation zu KETONKÖRPERN → METABOLISCHE
KETOAZIDOSE → COMA !
 unvollständigem Insulinmangel [Typ-2-D] → DEHYDRATION im Vordergrund → bei ungenügender H2Oaufnahme → HYPEROSMOLARES NICHTKETOAZIDOTISCHES KOMA !
 anhaltende Hyperglykämie → stimuliert nichtenzymatische Glykosylierung [nichtenzymatisches Ankoppeln
von Glukosemolekülen an Glykoproteine] → Struktur- und Funktionsänderung der Glykoproteine → veränderte
Glykoproteine in BM  → Verdickung und Lumeneinengung → diabetische Mikroangiopathie!
in der Intima von Muskeltyp-Arterien → irreversible Verbindung dieser "schlechten" Glykoproteine mit LDL → LDL's
werden in Intima "gefangen" gehalten → beschleunigte Ablagerung von Cholesterin [LDL-gebunden!!!] →
ATHEROSKLEROSE!
 weiters übermässige Aufnahme von Glucose in "insulinUNabhängige" Zellen [NZ, Gefässperizyten =
Adventitiazellen + Linsenzellen] → durch Aldosereduktase Umwandlung von Glukose → SORBITOL [ein Polyol] und
Fruktase → IZR Osmolarität ↑ → H2O-Einstrom → Zellschwellung und Trübung [z.B.: Katarakt];
Sorbitol → ATPase ↓ →  Schwann'sche Zellen + Perizyten → möglicherweise dadurch Polyneuropathien und
Mikroaneurysmen in Retinakapillaren!
MERKE:
Diabetesspezifische Krankheitsbilder !!!
→ diabetische Retinopathie und Zuckerstar
→ diabetische Nephropathie
→ diabetische Neuropathie
→ diabetische (Fuss-)Gangrän
diabetische Gangrän:
die v.a. an den Zehen (»Diabetesfuß«) vorkommende trockene oder –
superinfiziert – feuchte Gangrän (Abb.) als Komplikation des DM, bedingt
durch eine Kombination von Arteriosklerose u. diabetischer Mikroangiopathie
u. Polyneuropathie.
a) mikroangiopathisches Ulkus der Fußsohle;
b) mikroangiopathische Zehengangrän
1. Diabetische Makroangiopathie [= Atherosklerose]
diabet. Hyperlipidämie + Hypercholesterinämie  frühzeitige Veränderung der Arterien aller Kaliber → Sklerose!!!
Folgen/Komplikationen:
 Myokardinfarkt [~ 40% aller Diabetiker sterben an kardiovaskulären Komplikationen];
 Hirninfarkt
 diabetisches Extremitätengangrän [v.a. an Zehen] s.o.;
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DISCLAIMER !
2. Diabetische Mikroangiopathie [v.a. Typ-1-D, weil früher Beginn] – 50 % aller Amputationen
betrifft alle Kapillaren, v.a. aber Niere + Auge!
sog. nichtenzymatische Proteinglykosilierung [s.o.] → Sutrukturstörung der mikrovaskulären BM mit Verbreiterungen
[ Glomerulum ] → Permeabilitätsstörung!!
Komplikationen: Retinopathia diabetica/Diabetische Glomerulosklerose [s.u.]
Diabetische Angiopathie:
Ausbildung von Mikroaneurysmen der Arteriolen u. Kapillaren der Retina des Auges;
Sie entsprechen morphologisch den Veränderungen glomerulärer Gefäße der Niere;
3. DIABETISCHE NEPHROPATHIE – Hälfte aller Dialysepatienten sind Typ-2-Diabetiker!
= Überbegriff → völlig unterschiedliche Nierenveränderungen können einzeln oder kombiniert auftreten;
Makroskopisch sind Diabetesnieren oft "ziegelrot/gelbrot" → Oxidationsprodukt zw. O2 und den gespeicherten Fett-,
Glykogen- und Glucosesubstanzen;
 DIABETISCHE GLOMERULOPATHIE/-SKLEROSE (S. 794 Böcker)
ist eine besondere Manifestation der diabetischen Mikroangiopathie [Verdickung der BM + Vermehrung der
Mesangiumzellen, sowie der mesangialen Matrix];
ist 3.häufigste Ursache der chronischen Niereninsuffizienz !
ÄTIO/PATH:
nur in Ansätzen bekannt!
 Bildung von AGE's [advanced glycosilation endproducts] → Glykosylierung von Matrixproteinen der BM →
Anhäufung;
 in vitro - Glucoseerhöhung → Neuexpression von Genen, z.B.: Gene für CTGF [connective tissue growth
factor] → stimuliert Matrixbildung + Proliferation von Fibroblasten im Bindegewebe;
MORPH:
2 Formen – Unterschied lediglich quantitativ:
 DIFFUSE GLOMERULOSKLEROSE:
- Verdickung der BM der Glomerulusschlingen + vermehrte Ablagerung von BM-Material in mesangialer Matrix;
- diffuse Homogenisierung des Mesangiums durch Ablagerung von PAS-positvier Grundsubstanz;
 NODULÄRE GLOMERULOSKLEROSE = KIMMESTIEL-WILSON-SYNDROM
- diabetesspezifische Läsion; in Assoziation mit einer diffusen GS bei ~ 30% der Diabetiker;
- Synthese- und Abbaustörung der glomerulären BM → BM-Verdickung → noduläre Ablagerung von PASpositiven BM-Material im Mesangium; [Glomerulusschlingen liegen wie "Kappen" auf nodulären
Ablagerungen];
- eosinophile Niederschläge ["Tropfen"] an der Innenseite der Glomeruluskapsel [Proteinverlust!];
- "Fibrinkappen" an der Aussenseite der Glomeruluskapsel [Proteinverlust!]
- weiters ausgeprägte Arteriosklerose + Arteriolosklerose
KLIN/PATH.:
mehr oder weniger stark bei den meisten Diabetikern [nach ~10 J.]
bei starker Ausprägung → starker Verlust von glomerulären Proteinen → Proteinurie!
in weiterem Verlauf → Verödung der Lumina der Glomerulusschlingen → GFR↓ → renale Hypertension!
bei vollständiger Sklerose von mehr als 50% der Glomeruli [makroskopisch deutl. Schrumpfniere] →
chronische Niereninsuffizienz!
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DISCLAIMER !
Low power view showing sclerosis of para-glomerular arterioles in kidney
High power view of diabetic glomerulopathy "Kimmelstiel-Wilson"
 diabetische Triopathie
das KIMMELSTIEL*-WILSON* Syndrom, kombiniert mit diabetischer Retinopathie u. Polyneuropathie;
 GLYKOGEN-NEPHROSE
schwere, über Stunden anhaltende Hyperglykämie → verstärkte Glucoserückresorption bei Glucosurie aus dem
Harn → Deposition von Glykogen in Tubulusepithelzellen → Schwellung der Tubulusepithelzellen → sog.
ARMANNI-EBSTEIN-ZELLEN → [feinvakuoläres bis optisch leeres Zytoplasma]
 weiters in NIERE:
 Diabetische Mikroangiopathie:
Vasa afferentia + Vasa efferentia betroffen → hyaline Arteriolosklerose;
Beachte: Vasa efferentia bei NICHT-DIABETISCHEN Formen praktisch nicht befallen;
 Eitrige Pyelonephritis [Infektionsanfälligkeit ↑]
 ischämische Papillennekrosen [durch örtliche Zirkulationsstörungen]
4. AUGE – rund 12 % aller Erblindungen !
 CATARACTA DIABETICA = ZUCKERSTAR
Osmotische, vakuoläre Degeneration des LinsenEP → Linsentrübung;
 RETINOPATHIA DIABETICA = häufigste Erblindungsursache in den Industrieländern!
Kapilläre Mikroaneurysmen + Mikroangiopathie → Mikroinfarkte [=Punkt-Klecks-Hämorrhagien]
Retinitis proliferans [Organisation kleiner Blutungen] → Glaskörperschrumpfung durch Bildung von
Granulationsgewebe → Amotio/Ablatio retinae [Netzhautablösung]
Diabetische Retinopathie
Mikroangiopathie mit folg. Veränderungen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Mikroaneurysmen
intraretinale multiple flohstichartige o. grösserflächige Blutungen
Arteriolen- und Kapillarverschlüsse
intraretinale und präretinale Gefäßproliferationen
harte Exsudate
Cotton-Wool-Herde [retinale Nekrose; kleine, helle, wolk. Exsudatherde am
Augenhintergrund, bes. an den Verzweigungsstellen d. Netzhautvenen]
Ätio der Mikroangiopathie: Perizytenschaden + Aufsplitterung der kap. BM;
Häufige Spätschäden:
-
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Rubeosis iridis [vermehrte Füllung u.Schlängelung (z.T. Neubildungen) d. Blutgefäße d. Iris]
sek. Winkelblockglaukom [Engwinkelglaukom; durch Einengung des Kammerwinkels]
Iridopathia diabetica,
Cataracta diabetica
diabetische Opticusatrophie
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DISCLAIMER !
5. DIABETISCHE LEBER
Hyperglykämie → Glykogenablagerung in Hepatozyten [sekundäre Glykogenose*: Gruppe angeb. STW-Krankheiten
mit Enzymdefekten]  Präp.fixation: sog. Lochkerne;
gleichzeitig häufig bei Typ-2-DM → LEBERZELLVERFETTUNG;
6. ZNS
 DIABETISCHE POLYNEUROPATHIE [Spätkomplikation, nach ca. 25 J bei ca. 50% der Pat.]
entwickelt sich v.a. peripher → mehr die sensiblen, weniger die motorischen Funktionen betroffen;
Zerstörung der Axone u/o Markscheiden [=Entmarkung] → Hyporeflexie, Störung d. Tiefensensibilität [Stimmgabeltest];
Komplikationen: diabetische Mikroangiopathie + diabet. Polyneuropathie → ZEHENGANGRÄN !!!!
 MIKROANGIOPATHIE IM ZNS
7. HAUT
 XANTHOMA DIABETICUM /XANTHELASMEN [an Augenlidern]
gutartiger (bis pflaumengroßer) gelbliche Tumoren aus Fibroblasten, Reticulinfasern u. Histiozyten mit schaumigem
Zytoplasma (Schaumzellen/Makrophagen; bei entspr. Stoffwechselstörung Lipoidtröpfchen, evtl. auch Cholesterinester
enthaltend, nach Lipoidextraktion »hell«).
Bei stärkerem Bindegewebsgehalt als »Xanthofibrom« bezeichnet;
Xanthelasmen in der Lidhaut
rötliche oder strohgelbe, bis fingernagelgroße, z.T. streifenförmige,
scharf begrenzte Einlagerungen in der Haut; flach erhaben (= X.
planum), ganz selten höher (= X. tuberosum);
häufig Symptom einer Fettstoffwechselstörung
(Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus).
Am häufigsten an den Lidern (= X. palpebrarum, Abb.), v.a. am
inneren Augenwinkel.
 NECROBIOSIS LIPOIDICA DIABETICORUM = OPPENHEIM*-URBACH* KRANKHEIT
Necrobiosis lipoidica diabeticorum
- zentrale Nekrosen mit umgebenden Granulationsgewebe,
Schaumzellen, Riesenzellen;
- symmetrische, bis handtellergroße, (braun-)rote, evtl. gesprenkelte,
flach eingesunkene, evtl. ulzeröse Hautatrophie (s. Abb.) mit
großbogiger violetter Begrenzung an den Streckseiten der
Unterschenkel (seltener Hände u. Oberschenkel), oft kombiniert mit
(Prä-)Diabetes mellitus;
- histol: Endangiitis, Kollagennekrose (mittl. Korium),
Lipoidspeicherung, lymphohistiozytärer Randwall,
Epitheloid- u. Fremdkörperriesenzellen.
8. INFEKTANFÄLLIGKEIT
Störung der Erregerabwehr durch "lahme" Granulozyten [Chemotaxisstörung] → eitrig-abszedierende Entzündungen
[Furunkulose!!! / Candidamykosis!!!]
Infektionen der Harnwege [ v.a. Pyelonephritis + nekrotisierende Papillitis]
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DISCLAIMER !
TODESURSACHEN BEI DM
1. Komplikationen der Arteriosklerose [Myokardinfarkt! Hirninfarkt]
2. Bakterielle Infektionen [Pneumonie, Lungenabszess, Lungengangrän, eitrige Pyelonephritis]
3. Coma diabeticum [Symptome: Hyperglykämie, Azidose, Exszikkose, Elyt-Entgleisung, Bewusstseinsverlust]
4. Urämie [durch diabetische Nephropathie]
DIABETISCHE EMBRYO-/FETOPATHIE
die Fetopathie bei (Prä-)DM der Schwangeren; [bei schlecht eingestelltem mütterlichen Diabetes];
im letzten Schwangerschaftsdrittel – oft Übergang latenter DM → manifester DM;
Folgen:
 RIESENBABIES mit pastös-adipösem Habitus infolge reaktiver Somatotropin-Sekretion [STH↑]
 HYALINE MEMBRANKRANKHEIT:
- Unreife der Alveolardeckzellen → insuffiziente Surfactant-Bildung → keine Alveolenentfaltung → Alveolen
verkleben → Atelektase !!!
- Oberflächenspannung ↑ → Ausschwitzung von Fibrin in Alveolen → Hyaline Membranen → IRDS!
 TRANSITORISCHE HYPOGLYKÄMIEN:
- mütterlicher Insulinmangel → Fetus reagiert mit Hyperplasie der B-Zellen → Langerhans Inseln:
 Makronesie [Inseln vergrössert] und
 Polynesie [Inselzahl ↑ ] →
 Gefahr → POSTNATALER HYPOGLYKÄMISCHER SCHOCK !
- Histo: starke lymphozytäre und eosinophile Infiltration des gesamten Pancreas
- perinatale Mortalität → 5 x höher!
Symptome: Übergröße des Kindes (Riesenkind mit Geburtsgewicht > 4000 g) u. Neigung zu postpartaler Hypoglykämie durch
erhöhte eigene Insulinproduktion, Polyglobulie, Atemnotsyndrom, Hypoparathyreoidismus, Hyperbilirubinämie, evtl. – bei
Kardiomegalie – Zyanose, Neigung zu Azidose, Elektrolyt-Stoffwechselstörung, häufig auch Hydramnion u. Plazentaanomalien;
erhöhte Fehlbildungsrate v.a. des Herzens, hohe Sterblichkeit (prä- u. perinatal). Prophylaxe: gute Stoffwechseleinstellung u.
engmaschige Kontrolle der Schwangeren.
HYPOGLYKÄMISCHES SYNDROM
 Hypo|glyk|ämie
Absinken des Blutzuckers unter Normalwerte [ < 50 mg/dl ];
i.w.S. die sich daraus ergebenden Krankheitszeichen → voll ausgeprägt ab Schwellenwert von ca. 40 mg/dl;
Pathogenese:
1. Mangelhafte Glucosezufuhr
-
Hungerdystrophie
Malabsorptionssyndrom
extreme körperlich Belastung
mangelhafte Nahrungszufuhr, v.a. wenn kombiniert mit Hyperthyreose
während der Schwangerschaft u. in der Stillperiode
2. Mangelhafte Gluconeogenese
- schwere LE-Erkrankungen [Hepatitis, Zirrhose, Fettleber u.a.]
- chron. Alkoholismus
- angeb. hereditäre Enzymopathien [Fruktoseintoleranz, Galaktosämie]
3. Ausfall der hormonalen Insulin-Gegenregulation
- Erkrankungen des Hypophysenvorderlappens
- Erkrankungen der Nebennierenrinde
4. Hyperinsulinismus
-
Neoplasmen + Hyperplasien der B-Zellen [z.B. Inselzelladenom]
Stimulierung der B-Zellen [z.B. durch Pancreatitis]
diabetische Embryopathie
Überdosierung von Insulin u. a. Antidiabetika, auch Paracetamol [?]
nach Magenresektion [Dumpingsyndrom; verzögerte Passage  zu rasche Glucoseresorption  übermässige Insulinsekretion]
5. bei extrapankreatioschen Neoplasien
- mesenchymale TUen, v.a. des Retroperitoneums [wahrscheinlich vermehrter Glukoseverbrauch]
6. Renale Glukosurie
Krankheitszeichen evtl. nur diskret →
latente Hyperglykämie mit Gereiztheit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerz,
ggf. aber heftig mit Heißhunger, Schwitzen, Zittern, innere Unruhe, psychische Enthemmung, evtl. Somnolenz bis
Bewußtlosigkeit = Coma hypoglycaemicum;
http://www.8ung.at/prionerl
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DISCLAIMER !
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