Das Aquarium im Chemieunterricht

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Philipps Universität Marburg
Fachbereich Chemie Lehramt
Wintersemester 2006/2007
Seminar: Übungen im Experimentalvortrag (AC)
Chemie der Aquaristik
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Astrid Höhle
Willinger Str. 9
34497 Korbach
1. Das Aquarium im Chemieunterricht ...................................................................................... 3
2. Grundlagen der Aquaristik ..................................................................................................... 3
3. Das Aquarienwasser ............................................................................................................... 5
4. Die Wassertemperatur .......................................................................................................... 30
5. Wasserpflanzen im Aquarium .............................................................................................. 31
6. Der Bodengrund des Aquariums .......................................................................................... 36
7. Schulrelevanz ....................................................................................................................... 37
8. Literatur- und Bildnachweise ............................................................................................... 38
2
1. Das Aquarium im Chemieunterricht
Bislang fand das Thema Aquarium nahezu keinen Eingang in den Chemieunterricht. Im
Biologieunterricht oder aber im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zum Aufbau und zur
Pflege eines Schulaquariums hat die Aquaristik allerdings schon an vielen Schulen einen
Platz im Unterrichtsgeschehen gefunden. Aber auch im Chemieunterricht lässt sich die
Thematik gut integrieren. So können an einem Aquarium viele chemische Zusammenhänge
anschaulich und lebendig verdeutlicht werden. Hier wären die verschiedenen Stoffkreisläufe,
wie z.B. der Kohlenstoffdioxidkreislauf oder aber der Stickstoffkreislauf, sowie viele andere
grundlegende chemische Begriffe, wie der pH-Wert, Säure-Base-Reaktionen usw. zu nennen.
Auch können die Schüler selbst erfahren, wie viel Chemie in der Umwelt zu erforschen ist.
Hierbei werden komplexe Zusammenhänge auf den abgegrenzten, wenn auch immer noch
sehr umfangreichen, Bereich des Aquariums eingeschränkt. Viele altbekannte
Unterrichtsinhalte lassen sich in der Thematik des Aquariums motivieren, verknüpfen und
von einer anderen Seite beleuchten, so z.B. die Wasseranalyse, der pH-Wert,
Gleichgewichtsreaktionen oder aber auch Säure-Base-Reaktionen. Je nach Klasse und
Unterrichtsziel kann ein Schwerpunkt auf Analytik sowohl im qualitativen als auch im
quantitativen Zusammenhang gelegt werden. Natürlich bietet sich hierbei ebenso eine
Fächerübergreifende Projektphase zum Thema Aquaristik an. Hierbei können besonders gut
Verbindungen zwischen Chemie und Biologie hergestellt werden.
2. Grundlagen der Aquaristik
Was ist eigentlich ein Aquarium?
Als Aquarium bezeichnet man ein wassergefülltes Becken, in der Regel mit Glaswänden, in
dem Wasserpflanzen und Wassertiere, insbesondere Fische, gehalten werden. (nach: Encarta)
In der Praxis unterscheidet man meist, ob es sich um ein Süßwasser oder Salzwasser (bzw.
Meereswasser) Aquarium handelt. Während Meereswasseraquarien zumeist nur als
Warmwasseraquarien mit Wassertemperaturen über 20°C vorkommen, unterscheidet man bei
Süßwasseraquarien zwischen Kaltwasser- und Warmwasseraquarien. Da die meisten
Zierfische allerdings aus warmen Regionen der Erde stammen, handelt es sich bei den
meisten Aquarien um Warmwasseraquarien. Es gibt aber auch Kaltwasseraquarien, in denen
3
zumeist Goldfische gehalten werden. Da die Thematik Aquaristik sehr umfangreich ist,
möchte ich mich im Rahmen dieser Ausarbeitung auf Süßwasseraquarien beschränken und die
Salzwasseraquarien ausklammern.
Aquarium
Süßwasser
Kaltwasser
Meerwasser
Warmwasser
Aufbau eines Aquariums
Möchte man sich ein Aquarium anschaffen, so wird schnell klar, dass es hierfür einer
gewissen Grundausstattung bedarf. Zunächst benötigt man neben einem Glasbecken und
einem stabilen Unterschrank einige technische Geräte. So sollten ein Filter, eine
Sauerstoffmembranpumpe, sowie ein Tauchheizstab und ein Thermometer nicht fehlen. Für
das Pflanzenwachstum benötigt man eine entsprechende Beleuchtung, sowie Bodengrund
(z.B. in Form von Kies oder Sand).
Filter
Glasbecken
Thermometer
Heizstab
Bodengrund
Abbildung 1
Neben der technischen Basisausstattung braucht man des Weiteren Pflanzen,
Versteckmöglichkeiten für die Fische (wie Steine oder Wurzeln) und natürlich artgerechtes
Aquarienwasser. Zwar gibt es auch reine Pflanzenaquarien, aber generell gehören natürlich
Tiere (wie Fische, kleine Frösche, Schnecken, Garnelen oder aber auch Krebse) in das
Aquarium.
Pflanzen
Wasser
Steine,
Wurzeln,
Verstecke
und natürlich
Fische!
Abbildung 2
4
Im Folgenden sollen nun die wichtigsten Faktoren eines artgerechten Aquariums unter
chemischen Gesichtspunkten näher untersucht werden. Zunächst also zum wichtigsten Faktor,
dem Aquarienwasser.
3. Das Aquarienwasser
Das Aquarienwasser ist der wichtigste Faktor eines funktionierenden Aquariums. Die hier
ablaufenden chemischen Prozesse sind komplex und stehen zueinander in Bezug. Die Qualität
des Aquarienwassers ist entscheidend, da Fische im Vergleich zu jedem anderen Tier mit
diesem in engstem Kontakt stehen. Das Wasser bildet ihren Lebensraum. Dadurch, dass
Fische über Kiemen atmen, nehmen sie über diese eine Vielzahl an im Wasser gelösten
Stoffen auf. Hierunter können auch Schadstoffe sein. Um eine unnötige Belastung der Tiere
zu vermeiden, sollte das Aquarienwasser daher möglichst dem natürlichen Lebensraum der
Fische (meist tropische Gewässer) nachempfunden sein.
Damit dies gelingt, muss man sich zunächst im Klaren darüber sein, was die Wasserqualität in
der Natur von der des Leitungswassers unterscheidet. Betrachtet man zunächst den
natürlichen Lebensraum der Fische. Hier stehen die, die Wasserqualität prägenden Faktoren
im natürlichen Gleichgewicht. Sowohl Tiere, als auch Pflanzen und Bakterien halten die
wichtigen Stoffkreisläufe in Gang und sorgen so z.B. für einen natürlichen und zuverlässigen
Abbau von gefährlichen Giftstoffen. Man kann sagen: "Das Wasser lebt". Nun im Kontrast
dazu unser Leitungswasser. Dieses ist biologisch tot. Es sind keine Bakterien oder anderen
Lebewesen enthalten, da es uns als sauberes, keimfreies und steriles Trinkwasser dient. Auch
haben wir im Aquarium, anders als in der Natur, ein abgeschlossenes System. Dieses kann
sich nicht völlig eigenständig regulieren. Daher bedarf es des Eingriffs des Menschen, der die
Natur best möglich nachahmen sollte. Einer der wichtigsten Parameter für "fischgerechtes"
Aquarienwasser ist der pH-Wert.
Der pH-Wert im Aquarium
Im tropischen Süßwasseraquarium sollte der pH-Wert möglichst an den des natürlichen
Lebensraumes der Fische angelehnt sein. In den meisten tropischen Seen, Tümpeln oder
Flussarmen herrscht ein leicht saurer pH-Wert im Bereich von 6-7. Der pH-Wert ist besonders
wichtig für ein gut funktionierendes Aquarium, da er einerseits entscheidenden Einfluss auf
5
die Löslichkeit von Stoffen hat, sich aber auch entscheidend auf die Lage von vielen
Gleichgewichtsprozessen auswirkt (z.B. NH3/NH4+ (aq)).
Versuch 1: Zusammenhang Kohlenstoffdioxidgehalt und pH-Wert
Chemikalien:
•
Calciumcarbonat
•
10 M Salzsäure
•
gesättigte Calciumhydroxidlösung
•
Bromthymolblau
•
Phenolphthalein
Geräte:

Durchbohrter Gummistopfen

250 mL Becherglas

100 mL Weithalserlenmeyerkolben

pH-Elektrode

20 mL Einwegspritze

zweifach gewinkeltes Glasrohr
Durchführung:
10 M Salzsäure
pH-Elektrode
Calciumhydroxidlsg. gesättigt
+ Indikatorlösung
Calciumcarbonat
6
Zunächst wird eine gesättigte Calciumhydroxidlösung hergestellt. Von dieser füllt man ca.
150 mL in ein 250 mL Becherglas und gibt tropfenweise die Indikatoren hinzu, bis ein
intensiv violetter Farbton erreicht wird. In den Weithalserlenmeyerkolben füllt man nun ca.
10 g festes Calciumhydroxid und baut anschließend die Apparatur wie oben gezeigt auf. Auf
den Erlenmeyerkolben wird ein einfach durchbohrter Stopfen aufgesetzt, durch den man ein
Glasrohr steckt, welches zweifachgewinkelt den Erlenmeyerkolben mit dem Becherglas
verbindet. Hierbei ist darauf zu achten, dass das eine Ende des Glasrohres in die
Calciumhydroxidlösung eintaucht, aber nicht auf dem Boden des Becherglases aufsteht.
Anschließend zieht man mit einer Spritze 10 mL der zehn molaren Salzsäure auf und setzt
diese auf eine Kanüle auf, welche zuvor durch den Gummistopfen gestochen wurde. Zum
Schluss taucht man vorsichtig die pH-Messelektrode in das mit Calciumhydroxidlösung
gefüllte Becherglas.
Jetzt kann mit dem eigentlichen Versuch begonnen werden. Dazu gibt man mit
Hilfe der Einwegspritze kleine Portionen Salzsäure auf das Calciumcarbonat und beobachtet
die Calciumhydroxidlösung, sowie den pH-Wert mittels der pH-Elektrode.
Beobachtung:
Gibt man Salzsäure auf Calciumcarbonat so kann man schon bald eine heftige
Gasentwicklung beobachten. Das entstehende Gas wird über das Glasrohr in die
Calciumhydroxidlösung geleitet, dieses lässt sich ebenfalls in Form von Gasbläschen
beobachten.
In oben stehender Tabelle sind die wichtigsten Beobachtungen in Bezug auf Färbung der
Lösung, Aussehen dieser und pH-Wert zusammengefasst. Man sieht, dass je mehr Salzsäure
7
zugegeben wird und je mehr Gas in die Calciumhydroxidlösung eingeleitet wird, desto stärker
fällt der pH-Wert. Dementsprechend verändert sich auch die Farbe der Indikatoren und damit
verknüpft die Farbe der Calciumhydroxidlösung, der diese zugesetzt wurden. Bei einem pHWert von ca. zehn kann man eine deutliche Trübung der Lösung feststellen, die aber bei
einem pH-Wert von sieben wieder verschwindet, sodass eine klare Lösung verbleibt.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutralisiert und im anorganischen Schwermetallabfall entsorgt.
Erklärung:
Zunächst reagieren die im Calciumcarbonat vorliegenden Carbonationen mit den Protonen der
Salzsäure. Hierdurch entwickelt sich Kohlenstoffdioxidgas und als Nebenprodukt entsteht
Wasser.
CO32(aq )  2 H (aq ) 
CO2 ( g )   H 2 O(l )

Das so entstandene, in die Calciumhydroxidlösung eingeleitete Kohlendioxid reagiert mit
dieser zu Calciumcarbonat, was in Form von weißem Niederschlag beobachtet werden kann,
da Calciumcarbonat in Wasser nur schwer löslich ist. Dies erfolgt solange, bis ein pH-Wert
von ca. zehn erreicht ist, da der pKs-Wert des Paares Hydrogencarbonat/Cabonat bei 10,4
liegt.
Ca (OH ) 2 ( aq )  CO2 ( g ) 
CaCO3 ( s )  H 2 O(l )

Leitet man nun weiter Kohlendioxid in die Lösung ein, so wird das entstandene
Calciumcarbonat weiter mit Wasser und Kohlendioxid zu Calciumhydrogencarbonat
umgesetzt. Dies ist damit zu erklären, dass eine weitere Senkung des pH-Wertes erfolgt, was
auch durch das Umschlagen der Indikatoren sichtbar wird. Dadurch wird das untenstehende
Gleichgewicht zur Seite der Hydrogencarbonationen verschoben. Hierbei werden auch die
Ionen an der Oberfläche des Niederschlags protoniert. Das vorliegende
Calciumhydrogencarbonat ist jedoch in Wasser löslich, wodurch die Lösung wieder klar
wird. Dies ist dadurch bedingt, dass das nur einfach geladene Hydrogencarbonation nur halb
8
so stark durch das Calciumkation angezogen wird, wie das zwei negativ geladene
Carbonation.
CaCO3 ( s )  CO2 ( g )  H 2 O(l ) 
Ca ( HCO3 ) 2 ( aq )

Wie in vorherigem Versuch exemplarisch demonstriert, besteht ein direkter Zusammenhang
zwischen den drei Größen pH-Wert, Carbonathärte und Kohlenstoffdioxidgehalt:
2 H 2 O(l )  CO2 ( aq ) 
H 3 O(aq )  HCO3( aq )

Bereits in der Reaktionsgleichung wird deutliche, welche Auswirkungen Veränderungen der
jeweiligen Konzentrationen haben. Explizit lässt sich dies aber auch mit dem
Massenwirkungsgesetz begründen:


c
(
H
O
)
c
(
HCO
)
3
3
K
2
c(
H
O
)
c
(
CO
)
2
2
Wobei ebenfalls direkt der Zusammenhang mit dem pH-Wert deutlich wird.



pH


lg
c
(H
O
)
3
Durch diese Betrachtung ist leicht ersichtlich, dass der pH-Wert umso niedriger ist, je höher
der Gehalt an Kohlenstoffdioxid und je niedriger die Konzentration an HydrogencarbonatIonen ist. Da das Leitungswasser normalerweise schwach basisch bis neutral ist, muss der pHWert meist nachträglich gesenkt werden. Dies kann entweder durch eine spezielle
Kohlenstoffdioxid-Düngung oder aber durch Torffilterung erfolgen. Hierbei sorgt die
Huminsäure des Torfs für die Absenkung des pH-Werts. Müssen höhere pH-Werte gesenkt
werden, können auch anorganische Säuren wie z.B. Schwefel- und Salzsäure hinzugefügt
werden.
Die Wasserhärte
Die Gesamtwasserhärte (kurz Gesamthärte) entspricht der Menge an im Wasser vorliegender
Konzentration an Erdalkaliionen. Die Wasserhärte unterscheidet sich hierbei von Region zu
Region oft deutlich, da sie von der Herkunft des Leitungswassers abhängt. Ist das aus der
Leitung entnommene Trinkwasser z.B. durch ein Kalkgestein gesickert, so ist dieses sehr hart.
Die Gewässer im tropischen Regenwald weisen allerdings zumeist eine sehr geringe
9
Wasserhärte auf. Das Wasser ist somit deutlich "weicher" als hier in Europa. Möchte man die
Wasserhärte im Aquarium bestimmen, so kann man im Handel spezielle Testreagenzien
erwerben, welche zumeist nach dem Prinzip der Komplexometrie funktionieren. Mit
folgender Tabelle lassen sich die erhaltenen Werte grob klassifizieren: Wasser mit einem
hohen Gehalt an Erdalkaliionen bezeichnet man im allgemeinen als sehr hart, während
Wasser mit einer sehr geringen Erdalkaliionenkonzentration als sehr weich bezeichnet wird.
Härtebereich
Härtegrad in Härte in
Charakterisierung
°dH
mmol/L
1
<7
<1,3
Weich
2
7-14
1,3-2,5
Mittelhart
3
14-21
2,5-3,8
Hart
4
>21
>3,8
Sehr hart
Möchte man nun die Gesamthärte im Aquarium senken, so bieten sich hierzu zwei
Möglichkeiten an, die beide das Wasser entsalzen: Die Umkehrosmose und der Einsatz von
Ionenaustauschern. Bei der Umkehrosmose leitet man mit hohem Druck Leitungswasser an
einer semipermeablen Membran vorbei. Durch diese können die Wassermoleküle hindurch
diffundieren, während größere Teilchen diese nicht passieren können. Wozu dient nun aber
der hohe Druck? Dies hängt damit zusammen, dass an der Membran osmotischer Druck
aufgebaut wird. Der hohe Druck wirkt diesem entgegen und sorgt dafür, dass die
Wassermoleküle, die die Membran einmal passiert haben, nicht wieder auf die andere Seite
gelangen. Auch beim Einsatz eines Ionenaustausches werden die Kationen entfernt. Am
Ionenaustauscher werden hierbei diese gegen Protonen ausgetauscht. Ionenaustauscher gibt es
sowohl als anorganische, die zumeist aus Aluminiumsilikaten aufgebaut sind, aber auch als
organische. Diese sind aus makromolekularen Gerüstbausteinen aufgebaut. Die Wirkung
eines solchen natürlichen, organischen Ionenaustauschers lässt sich gut exemplarisch am
Beispiel des Torfs zeigen.
Demonstration 1: Torf als Ionenaustauscher
Chemikalien:

40g Aquarienfiltertorf

Leitungswasser
10

entionisiertes Wasser

Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat

4 M Salzsäure

Ammoniak-Lösung (w = 25%)

Wasserhärtetest (Stäbchen oder aus dem Zoofachhandel)
Geräte:

2 500 mL Bechergläser

3 500 mL Erlenmeyerkolben

Glastrichter

Faltenfilter

Demoreagenzglas

Magnetrührer mit Rührfisch

pH-Papier

Spatel
Durchführung:
Teil 1: Torf als Wasserenthärter
Ein Becherglas wird zur Hälfte mit Leitungswasser gefüllt. Nun rührt man ca. 20 g
Aquarienfiltertorf in das Wasser ein. Die so hergestellte Suspension lässt man etwa eine halbe
Stunde stehen und filtriert dann ab. Anschließend misst man den pH-Wert und die
Wasserhärte.
Teil 2: Torf als Ionenaustauscher
Zuerst muss der Filtertorf aktiviert werden. Dazu rührt man 20 g Filtertorf in einem
Becherglas in ca. 200 mL vier molare Salzsäure ein. Dann wird das ganze zehn Minuten lang
kräftig mit dem Magnetrührer gerührt. Anschließend wird die Salzsäure abfiltriert und der
Torf solange mit Wasser gewaschen, bis der pH-Wert dem des zum Waschen verwendeten
Wassers entspricht.
Jetzt kann mit dem eigentlichen Ionenaustauschversuch begonnen werden. Hierzu gibt man
den aktivierten Torf in ein weiteres Becherglas und schlämmt diesen mit einer wässrigen
Kupfersulfatlösung (6,25 g Kupfersulfat in 300 mL entionisiertem Wasser gelöst) auf und gibt
noch 200 mL entionisiertes Wasser hinzu. Nun rührt man mit Hilfe eines Magnetrührers etwa
11
eine viertel Stunde bis pH-Wert-Konstanz erreicht ist. Der so erreichte pH-Wert wird
gemessen und mit dem von einer reinen wässrigen Kupfersulfatlösung verglichen. Schließlich
filtriert man ab und wäscht den Torfrückstand mit Wasser bis mittels Ammoniak keine
Kupferionen mehr im Waschwasser nachgewiesen werden können. Danach gibt man zum
Rückstand ca. 60 mL Salzsäure und nimmt von der Lösung ca. 2 mL ab, welche man zu 5 mL
Ammoniaklösung zum Nachweis von Kupferionen gibt.
Beobachtung:
Teil 1: Torf als Wasserenthärter
Der pH-Wert sinkt von etwa 7 auf einen Wert von 4,5 ab. Außerdem ist eine deutliche
Reduktion der Wasserhärte des Leitungswassers um ca. 40% zu beobachten.
Teil 2:
Der pH-Wert der Kupfersulfat-Lösung sinkt von 4,2 auf 2,5 nach Zugabe von Filtertorf und
15 minütigem Rühren. Die blaue Farbe der Kupfersulfatlösung schwächt sich außerdem
merklich ab. Gibt man Kupferionen zu einer Ammoniaklösung so färbt sich diese blau.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral im Schwermetallabfall entsorgt.
Erklärung:
Teil 1: Torf als Wasserenthärter
Die Wasserhärte wird durch den Gehalt an Calcium- und Magnesiumionen im Wasser
bestimmt. Im Torf sind Huminsäuren enthalten, welche die vorliegenden Erdalkalimetallionen
komplexieren. Im Gegenzug werden hierfür Protonen ausgetauscht. Daher erniedrigt sich die
Wasserhärte. Dementsprechend ist Moorwasser zumeist sehr weich, aber auch sauer.
Teil 2: Torf als Ionenaustauscher
Durch die in der Huminsäure enthaltenen Carboxylgruppen und phenolischen OH-Gruppen
fungiert Huminsäure als schwach saurer Kationenaustauscher. In diesem Versuch wird
gezeigt, wie Huminsäure bzw. Torf als Kationenaustauscher in der Lage, ist Kuperkationen
12
gegen Protonen auszutauschen. Dieser Prozess ist allerdings reversibel, sodass durch Zufügen
einer starken mineralischen Säure die Kupferkationen wieder freigesetzt werden können.
Beispiel für eine Strukturformel einer Huminsäure:
Abbildung 3
Die Carbonathärte
Die Carbonathärte entspricht der zu den Erdalkalimetallionen äquivalente Menge an
Carbonat- oder Hydrogencarbonationen, welche im Wasser gelöst sind. Wie bereits
angesprochen, liegt der pH-Wert im Aquarium meist in einem sehr schwach sauren bis
neutralen Bereich. Daher liegen im Aquarienwasser zu einem deutlich größeren Anteil
Hydrogencarbonationen vor.


2
H
O

CO



H
O

HCO
2
(
l
)
2
3
(
aq
)
3
(
aq
) 
(
aq
)
Auch hier wird noch einmal der direkte Zusammenhang zwischen pH-Wert, Carbonathärte
und gelöstem Kohlenstoffdioxid deutlich. So führt eine Zugabe von Kohlenstoffdioxid z.B.
13
zwar zu einer Senkung des pH-Wertes, gleichzeitig wird aber auch die Carbonathärte erhöht.
Gibt man jedoch Säuren hinzu, so werden pH-Wert und Carbonathärte gesenkt. Bei nicht
eingestelltem Gleichgewicht und im Wasser im Überschuss enthaltenem Kohlenstoffdioxid
kann es dazu kommen, dass zur Dekoration gedachte oder im Kies verwendete
carbonathaltige Steine gelöst werden, was einen sprunghaften Anstieg der Gesamthärte des
Aquarienwassers zur Folge hat.

2

CaCO

CO

H
O



Ca

2
HCO
3
2
(
l
)
(
aq
)
3
(
aq
) 2
(
s
)
(
aq
)

Für den Laien kann der Zusammenhang zwischen Carbonathärte, pH-Wert und
Kohlenstoffdioxidgehalt mit Hilfe von Tabellen leicht nachvollzogen und eingeschätzt
werden.
CO2-Gehalt (mg/L) in Abhängigkeit von Carbonathärte (°d) und pH-Wert
Abbildung 4
Der Sauerstoff im Aquarium
Da Fische über Kiemen unter Wasser atmen, ist es für sie besonders wichtig, dass immer
ausreichend Sauerstoff in gelöster Form im Aquarienwasser vorliegt. Aber nicht nur für
Fische ist eine möglichst hohe Konzentration an gelöstem Sauerstoff entscheidend. Diese ist
auch maßgeblich für einen funktionierenden aeroben Schadstoffabbau und die Lage von
Gleichgewichtsprozessen. Hier kann exemplarisch das Vorliegen von Eisen(II)- bzw.
Eisen(III)-Ionen im Aquarienwasser genannt werden.
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Sauerstoff kann über verschiedene Wege in das Aquarium gelangen. Ein großer Teil löst sich
über die Wasseroberfläche im Wasser. In einem funktionierenden Aquarium sorgen aber auch
eine ausreichende Anzahl an Wasserpflanzen, welche Fotosynthese betreiben, für die
Umwandlung von Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff. Da dies meist jedoch noch nicht
ausreichend ist, verwendet man oft Sauerstoffmembranpumpen.
Die Menge des gelösten Sauerstoffs ist daher im Allgemeinen abhängig von der Größe der
Wasseroberfläche und deren Oberflächenbewegung (diese kann durch Pumpen oder Filter
verstärkt werden), sowie Anzahl und Größe der im Aquarium vorhandenen Wasserpflanzen.
Zwei nicht zu vernachlässigende Faktoren sind zudem Druck und vor allem Temperatur.
+15°C
Temperatur O2(aq) in mg/L
in °C
(p=1bar)
10
11,2
25
-25%
8,35
Hierbei wird deutlich, dass bei steigender Temperatur der Sauerstoffgehalt stark abnimmt.
Eine leichte Temperaturerhöhung kann daher schon fatale Auswirkungen auf die Menge des
im Wasser gelösten Sauerstoffs haben. Der maximale Gehalt an gelöstem Sauerstoff in einem
Liter Wasser bei Standarddruck und einer für Aquarien üblichen Wassertemperatur von 25°C
liegt bei 8,35 mg. Die große Bedeutung des gelösten Sauerstoffs wird bei der Klassifizierung
von Gewässern deutlich: Diese werden je nach Sauerstoffgehalt in folgende fünf Güteklassen
unterteilt:
Güte-
Grad der organischen
O2-Gehalt in
klasse
Belastung
mg/L
I
unbelastet
>8
II
mäßig belastet
6-8
ertragreiche Fischgewässer
III
kritisch belastet
4-6
Fischsterben möglich
IV
stark verschmutzt
2-4
periodisches Fischsterben
Eignung als Fischgewässer
Laichgewässer für
Edelfische
15
V
übermäßig verschmutzt
<2
Fische nur örtlich, nicht auf
Dauer
Versuch 2: Sauerstoffgehalt im Aquarium
Chemikalien:

Mangan(II)chloridlösung (80 g gelöst in 100 mL H2O (bidest.))

Alkalische Iodid-Lösung

Natriumthiosulfatlösung (c = 0,01 mol/L)

Stärkelösung

Schwefelsäure
Geräte:

Klarglasflaschen mit abgeschrägtem Stopfen (100 mL)

Injektionsspritzen

Vollpipette 50 mL

Messpipette 10 mL

Tropfpipette

Peleusball

Messkolben 100 mL

Messkolben 1 L

Bürette

Stativmaterial

Magnetrührer mit Rührfisch
Durchführung:
Eine Probe Aquarienwasser wird unter Luftausschluss direkt in eine Klarglasflasche, deren
Volumen zuvor bestimmt wurde, abgefüllt. Unmittelbar nach dem das Wasser entnommen
wurde, gibt man zu diesem langsam mit Hilfe einer Injektionsspritze, welche tief in die
Wasserprobe eintaucht, jeweils 0,5 mL Manganchloridlösung und Fällungsreagenz.
Anschließend verschließt man die Klarglasflasche mit einem abgeschrägten Stopfen und
schüttelt gut durch. Nun wartet man etwa drei Stunden, sodass der erhaltene, braune
16
Niederschlag absitzen kann. Danach nimmt man mittels einer Pipette die Hälfte der klaren
Lösung vorsichtig ab. Der zurückbleibende Niederschlag wird unter Zugabe von 2 mL
Schwefelsäure gelöst. Anschließend wird in die Flasche ein Rührfisch gegeben und man lässt
die Klarglasflasche für zehn Minuten im Dunkeln. Danach kann mit der Titration begonnen
werden: Hierzu titriert man mit Natriumthiosulfatlösung bis sich die Lösung hellgelb verfärbt
hat und fügt nun Stärkelösung als Indikator hinzu. Im Anschluss titrierte man weiter, bis die
Lösung farblos ist.
Beobachtung:
Unmittelbar nach Zugabe des Fällungsreagenz zur entnommenen Wasserprobe kann man das
Ausfallen eines hellbraunen Niederschlages beobachten. Diesen kann man in Phosphorsäure
lösen. Hierbei erhält man eine tiefbraune Lösung. Titriert man diese Lösung nun mit
Natriumthiosulfatlösung, so kommt es zum Farbumschlag von dem vorher beschriebenen
intensiven braun Ton nach hellgelb. Fügt man jedoch Stärkelösung hinzu, so verfärbt sich die
Lösung schmutzig blau. Diese Blaufärbung verschwindet allerdings bei Titration mit weiterer
Natriumthiosulfatlösung wieder, die Lösung wird farblos.
Entsorgung:
Um wirklich alles Iod umzusetzen gibt man nach der Titration noch einige Tropfen Na2S2O3Lösung im Überschuss zu. Danach wird die Lösung neutralisiert und im anorganischen
Schwermetallabfall entsorgt. Auch alle weiteren anfallenden Abfälle werden in den
Schwermetallabfällen entsorgt.
Erklärung:
Fügt man zur Aquarienwasserprobe Manganchloridlösung und das Fällungsreagenz zu, so
bildet sich zuerst ein weißer und anschließende ein brauner Niederschlag von
Manganhydroxid.
17
2


Mn
2
OH
Mn
(
OH
)
weiß
)
(
aq
)
(
aq
)
2
(
s
) (
1
2
Mn
(
OH
)
O
H
O

2
Mn
(
OH
)
braun
)oder
2
(
s
)
2
(
aq
)
2
3
(
s
) (
2
1
2
Mn
(
OH
)
O
H
O

2
MnO
(
OH
)
(
braun
)

2
H
O
2
(
s
)
2
(
aq
)
2
(
s
)
2
2
Gibt man nach dem Ausfällen zum erhaltenen Niederschlag Schwefelsäure hinzu, so löst sich
dieser und es bilden sich in einer Redoxreaktion I3—Ionen. Diese sind für die tiefbrauner
Farbe der erhaltenen Lösung verantwortlich.
4
1
2
0
Mn( SO4 ) 2 ( aq )  2 K I ( aq )  Mn SO4 ( aq )  K 2 SO4 ( aq )  I 2 ( aq )


1

2 
1
/
3
 
2

3
(
aq
) (
aq
)
(
aq
)3
(
aq
)
2
tiefbraun

3
2
Mn
(
OH
)

6
H
O

3
I

2
Mn

I
12
H
O
3
(
s
)



I



I

I
3
(
aq
)
2
(
aq
)
(
aq
)
Titriert man diese Lösung nun mit Natriumthiosulfatlösung, so reagiert das vorliegende Iod
mit Thiosulfat-Ionen und es werden Iodid- und Tetrathionat-Ionen gebildet. Auch hierbei
handelt es sich wiederum eine Redoxreaktion.
0

2

1
2
,
5
2

2


I

2
S
O

2
I

S
O
2
(
aq
)
2
3
(
aq
)
(
aq
)
4
6
(
aq
)
Rechnung zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes:
Aus dem Verbrauch an Natriumthiosulfatlösung lässt sich rechnerisch der Sauerstoffgehalt in
der Aquarienwasserprobe wie folgt bestimmen:
1 mL Verbrauch an Natriumthiosulfatlösung entspricht in diesem Fall 0,08 mg Sauerstoff.
Dementsprechend ergibt sich für die Sauerstoffmassenkonzentration in der Probe des
Aquarienwassers:
 (O2 ) 
V ( Na 2 S 2 O3 )  0,08  t  10 3 mg
VFl .  VRe .
L
18
Der mikrobielle Stickstoffkreislauf im Aquarium
Der mikrobielle Stickstoffkreislauf ist im Aquarium ein sehr wichtiger Kreisprozess, da er
maßgeblich für den Abbau von Schadstoffen verantwortlich ist.
Abbildung 5
Ammonifizierung
Durch abgestorbene Pflanzen, tote Fische, Fischausscheidungen usw. liegt eine große Menge
an organische Stickstoffverbindungen im Aquarienwasser vor. Diese werden von Bakterien
und Pilzen mit Hilfe eines Enzyms, der Urease, hydrolysiert. Es bilden sich Ammoniak und
Ammonium-Ionen. Dieser Prozess ist in der folgenden Reaktionsgleichung exemplarisch am
Beispiel des Harnstoffs dargestellt.
Urease


CO
(
NH
)

2
H
O




NH

NH

HCO
2
2
(
aq
)
2
(
l
)
4
(
aq
)
3
(
aq
)
3
(
aq
)

Das Entstehen von Ammoniak bringt jedoch einige Probleme mit sich. Ammoniak ist sehr gut
in Wasser löslich; es können sich bei 20°C bis zu 500 g Ammoniak in einem Liter Wasser
lösen. Der in Wasser gelöste Ammoniak ist jedoch äußerst giftig für Fische. Die tödliche
Dosis liegt bereits bei 0,05-3 mg. Wie in unterer Reaktionsgleichung jedoch ersichtlich,
stehen Ammoniak und Ammonium-Ionen allerdings im Aquarienwasser im Gleichgewicht.


NH

2
H
O



NH

OH
500
g
NH
/
L
H
O
bei
20

C
)
3
(
g
)
2
(
l
)
4
(
aq
)
(
aq
) (
3
2

19
Der entsprechende pKB-Wert liegt bei ca. 4,8. Daraus wird ersichtlich, dass bei niedrigen pHWerten das Gleichgewicht der Reaktion nahezu vollständig auf der rechten Seite liegt und nur
eine verschwindend geringe Menge an Ammoniak im Wasser vorliegt. Erhöht man jedoch
den pH-Wert bis ins Basische, so steigt der Gehalt an Ammoniak rapide an. (s. auch
Abbildung 6)
Abbildung 6
Bei einem pH-Wert von ca. 9,25 stehen Ammoniak und Ammonium-Ionen schon im
Verhältnis 1:1. Daher ist es wichtig im Aquarium auf einen niedrigen pH-Wert zu achten.
Zudem sind Teilwasserwechsel, bei denen Ammonium-Ionen und Ammoniak teilweise
entfernt werden, unverzichtbar.
Zur Löslichkeit von Ammoniak in Wasser und zur Gleichgewichtsreaktion zwischen
Ammoniak und Ammonium-Ionen:
Versuch 3: Löslichkeit von Ammoniak im Aquarienwasser
Chemikalien:

konzentrierte Ammoniaklösung

entionisertes Wasser (ca. 3 x 600 mL)

Phenolphtalein
20

Thymolphthalein

Methylrot
Geräte:

3 Glasrohre ca. 30 cm Länge mit ausgezogener Spitze

3 undurchbohrte Stopfen

3 einfachdurchbohrte Gummistopfen

3 20 mL Einwegspritzen

3 1L Bechergläser

3 1L Rundkolben

3 Hebebühnen

Abzug

Wasserbad

Stativmaterial
Durchführung:
21
Eine große Plastikschüssel füllt man mit heißem Leitungswasser. Anschließend gibt man in
einen der 1 L Rundkolben im Abzug ca. 50 mL Ammoniaklösung. Den Kolben verschließt
man nun mit einem undurchbohrten Stopfen und schwenkt ihn einige Minuten im Wasserbad,
sodass sich eine ausreichende Menge Ammoniakgas entwickeln kann. Dann entfernt man die
noch vorhandene Ammoniak-Lösung aus dem Kolben und verschließt diesen erneut zur
Aufbewahrung. Mit den anderen zwei Kolben verfährt man genauso. Nun füllt man die 1L
Bechergläser jeweils mit ca. 600 mL entionisiertem Wasser und gibt einige Tropfen des
entsprechenden Indikators hinzu. Im Anschluss wird die Apparatur wie oben gezeigt
aufgebaut. Für die eigentliche Versuchsdurchführung tauscht man zügig die undurchbohrten
Stopfen, gegen Stopfen aus, welche einfachdurchbohrt sind und in denen ein Glasrohr mit
ausgezogener Spitze steckt. Ebenfalls ist der Stopfen mit einer Spritze durchbohrt, in welcher
sich etwas entionisiertes Wasser befindet. Nach dem Austausch der Stopfen werden die
Bechergläser mit Hilfe der Hebebühne erhöht, sodass die Glasstäbe tief in die Lösungen
tauchen. Jetzt spritzt man mittels der Spritze einige Milliliter Flüssigkeit in den oberen
Rundkolben.
Beobachtung:
22
Unmittelbar nach Einspritzen einer kleinen Flüssigkeitsmenge beginnt sich die Flüssigkeit aus
dem Becherglas durch das Glasrohr nach oben in den Kolben zu saugen. Dies hat den
Anschein, als würde ein Springbrunnen entstehen. Die Flüssigkeiten aus den Bechergläsern
verfärben sich, sobald sie in den oberen Rundkolben gelangen. Bei Phenolphthalein erfolgt
ein Farbumschlag von farblos zu pink, bei Methylrot von rot zu gelb und bei Thymolphthalein
von farblos zu blau.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutralisiert und im anorganischen Schwermetallabfall entsorgt.
Erklärung:
Bei diesem Versuch ist die Wasserlöslichkeit von Ammoniak zentral. Ammoniak weist eine gute
Löslichkeit in Wasser auf. So lösen sich bei Zimmertemperatur in einem Volumenteil Wasser etwa 700
Volumenteile
gasförmiges
Ammoniak.
Durch
die
Volumenabnahme
entsteht
beim
Springbrunnenversuch ein Unterdruck, welcher das Wassers aus dem Becherglas in den oberen Kolben
steigen lässt.


NH

2
H
O



NH

OH
500
g
NH
/
L
H
O
bei
20

C
)
3
(
g
)
2
(
l
)
4
(
aq
)
(
aq
) (
3
2

Wie obige Reaktionsgleichung zeigt bilden sich durch das Lösen von gasförmigem Ammoniak in
Wasser Hydroxidionen. Der pH-Wert der Lösung im Rundkolben ist also stark basisch, was durch den
Farbumschlag des Indikators angezeigt wird.
Die Nitrifikation
Als Nitrifikation bezeichnet man die aerobe (also unter Beteiligung von Sauerstoff)
Umwandlung von Ammonium- zunächst zu Nitrit- und schließlich zu Nitrat-Ionen. Dies
erfolgt unter Einwirken von nitrifizierenden Bakterien.
Im ersten Schritt erfolgt die Nitritation von Ammonium-Ionen zu Nitrit-Ionen:
Nitritatio
n



2
NH

3
O



2
NO

2
H
O

4
H
4
(
aq
)
2
(
g
)
(
aq
)
2
(
l
)
(
aq
)
2
23
Im zweiten Schritt werden die Nitrit-Ionen zu Nitrat-Ionen oxidiert, hierbei spricht man von
Nitratation:
Nitratatio
n


2
NO

3
O


2
NO
2
(
aq
)
2
(
g
)
3
(
aq
)

Die eben dargestellte Nitrifikation ist der wichtigste Vorgang zum Schadstoffabbau im
Aquarium. Er erfolgt zumeist im Filter, oder aber im Aquarienboden, da hier die
entsprechenden Bakterien großflächig siedeln. Das durch die Nitritation entstehende Nitrit ist
für Fische ebenso wie Ammoniak äußerst schädlich. Aber auch Nitrat, als Endprodukt des
Schadstoffabbaus, ist nicht unbedenklich. Zwar wird dieses von den Pflanzen als Nährstoff
aufgenommen, doch sind diese im Aquarium zumeist nicht in der Lage, alles anfallende Nitrat
umzusetzen, sodass dieses die Fische schädigen kann und für ein verstärktes Algenwachstum
verantwortlich sein kein. Da man als Laie oft nicht ohne weiteres feststellen kann, wie hoch
Nitrit- und Nitratwerte im Aquarienwasser sind, gibt es im Zoofachhandel Tests. Diese setzen
sich zumeist aus Azofarbstoffen (ähnlich Lunges I und II) zusammen und sind halbquantitativ
(s. Versuch 3).
Versuch 3: Halbquantitative Bestimmung des Nitratgehalts
Chemikalien:

Aquarienwasser

Test Set Nitrat der Fa. Tetra (Enthält drei Testreagenzien, ein Pulver, Testküvette und
eine Vergleichsfarbkarte)
Durchführung:
In die skalierte Testküvette füllt man 5 mL Aquarienwasser. Zu diesem gibt man nun 14
Tropfen von Testreagenz 1 und schüttelt leicht. Danach tropft man 7 Tropfen Testreagenz 2
hinzu und schüttelt wiederum leicht. Anschließend fügt man mit dem mitgelieferten Spatel
einen Spatel des Pulvers hinzu und verschließt danach die Küvette mit dem im Set
enthaltenen passenden Deckel. Nun wird für ca. 20 Sekunden kräftig geschüttelt.
Abschließend werden noch sieben Tropfen Testreagenz 3 zugefügt und die Probe wird ca.
24
zehn Minuten stehen gelassen. Anschließend kann mittels Vergleich mit der beigefügten
Farbkarte der Nitratgehalt bestimmt werden.
Beobachtung:
Die Lösung verfärbt sich je nach Nitratkonzentration gelb(0-12,5 mg Nitrat), orange (12,5-25
mg Nitrat) oder aber rot (über 25 mg Nitrat).
Entsorgung:
Die Lösungen werden im Abfluss entsorgt.
Erklärung:
Der im Zoofachhandel erhältliche Nitrattest basiert, ähnlich wie der Nachweis mit Lunges I
und II, auf den Prinzipien der Diazotierung und Azokupplung. Bei Testreagenz 1 handelt es
sich um Essigsäure, bei Testreagenz 2 um ein primäres aromatisches Amin und bei
Testreagenz 3 um die Kupplungskomponente, ein weiteres aromatisches System. Das Pulver
ist feiner Zinkstaub.
Im ersten Schritt werden bei diesem Test nach Zugabe von elementarem Zink und Säure die
Nitrationen zu Nitritionen reduziert. Dabei bilden sich auch Wasser und Zink(II)kationen.
0
5
3
2
Zn( s )  N O3( aq )  2 H (aq ) 
N O2( aq )  Zn(2aq )  H 2 O(l )

Die so entstandenen Nitrit-Ionen reagieren mit weiteren Protonen unter Wasserabspaltung zu
Nitrosonium-Ionen, bei denen es sich um gute Elektrophile handelt.
Nun erfolgt die Diazotierung. Hierbei greifen die Nitrosonium-Ionen (nach Zugabe von
Testreagenz 2) das in der Lösung vorhandene primäre Amin an. Unter Abgabe und
anschließender Wiederaufnahme eines Protons wird ein Wassermolekül vorgebildet, welches
25
abschließend abgespalten wird. Dadurch erhält man ein Diazoniumion. Dieses ist Mesomerie
stabilisiert.
Im abschließenden, farbgebenden Schritt erfolgt die Azokupplung des Diazoniumions mit
dem in Testreagenz 3 enthaltenen aromatischen System. Hierbei wird zunächst ein sigmaKomplex gebildet. Für diesen sind verschiedene mesomere Grenzstrukturen formulierbar.
Durch Abspaltung eines Protons bildet sich der Azofarbstoff aus. Insgesamt handelt es sich
bei der Azokupplung um eine elektrophile Substitution.
26
Schwermetalle im Aquarienwasser
Wechselt man das Aquarienwasser und ersetzt es teilweise durch Leitungswasser, so können
Schwermetallionen zum Problem werden. Heutzutage sind die meisten Wasserleitungen der
Häuser aus Kupfer, es gibt aber vereinzelt auch noch Bleileitungen. Steht das Wasser nun
längere Zeit in den Leitungen, oder wird an diesen gearbeitet, können erhöhte
Konzentrationen der Schwermetallionen in das Aquarium gelangen. Aber auch in
verschiedenen Medikamenten gegen Fischkrankheiten sind Kupferionen enthalten. In sehr
hohen Konzentrationen sind die auf diese Weise in das Aquarium gelangenden Kupferionen
für Fische giftig. Ein größeres Problem stellt aber die Toxität von Kupferionen für Bakterien
dar. Durch zu hohe Kupferionenkonzentrationen können nämlich die positiv auf die
Wasserqualität einwirkenden Bakterien in Filter und Bodengrund absterben; der
Schadstoffabbau würde stark beeinträchtigt und das Gleichgewicht des Aquariums
empfindlich gestört. Auch die Kupferionenkonzentration kann mit Test-Sets aus dem
Zoohandel ermittelt werden (s. auch Modell eines Teststreifens in Versuch 6). Stellt man
dabei eine erhöhte Kupferionenkonzentration fest, so empfehlen sich ein Wasserwechsel mit
geeignetem Wasser oder aber der Zusatz eines so genannten Wasseraufbereiters. Dieser
enthält unter anderem den Komplexbildner EDTA, welcher dafür sorgt, dass die im Wasser
enthaltenen Schwermetallionen komplexifiziert und somit unschädlich werden.
Versuch 4: Kupfernachweis mit Indikatorstäbchen
Chemikalien:
27
•
0,1 M Kaliumiodidlösung
•
Stärkelösung
•
Leitungswasserproben
Geräte:

Schere

Filterpapier (mittel)

weiße Plastikfolie

Klebestift

2 100mL Erlenmeyerkolben

Messpipette

Glaskapillare

Fön
Durchführung:
Herstellung der Indikatorteststäbchen:
Zunächst werden aus einem Filterpapier mehrere Streifen (etwa 10 cm x 1 cm) zurecht
geschnitten. Von der weißen Plastikfolie werden ebenfalls drei weiße Streifen entsprechender
Größe (etwa 10 cm x 1 cm, 8 cm x 1 cm und 1 cm x 1cm) zugeschnitten und so mit dem
Klebestift aufgeklebt, dass die Rückseite des Teststäbchens vollkommen abgedeckt ist und
auf der Vorderseite ein ca. 1 cm x 1cm Streifen frei bleibt. Hier verbleibt eine kleine sichtbare
Filterpapierlücke. Beim Verkleben der Streifen sollte man darauf achten, dass der Kleber
nicht direkt auf das Filterpapier aufgetragen wird, sondern auf die Plastikfolie, da ansonsten
die Filterpapierporen verkleben könnten. Die Kapillarwirkung des Filterpapiers würde somit
gestört und der Nachweis unmöglich gemacht.
28
Präparieren des Teststäbchens für den Kupfernachweis:
Zunächst wird die Stärkelösung hergestellt. Dazu stellt man eine gesättigte Lösung von Stärke
und entionisiertem Wasser her, lässt diese aufkochen und schließlich abkühlen. Ebenfalls
stellt man eine 0,1 molare Kaliumiodid her. Nun hält man die Glaskapillare in die
Stärkelösung, wodurch die Lösung in dieser empor steigt. Anschließend setzt man die Spitze
der Kapillare auf die freie Zone des Filterstäbchens auf und trägt Tropfen weise die Lösung
auf. Hierbei sollte man darauf achten, dass keine Stärkelösung unter die Folie wandert, da
sonst die Nachweisreaktion nicht im sichtbaren Bereich des Teststäbchens erfolgen würde.
Nach gleichmäßigem Auftragen der Stärkelösung legt man den Teststreifen entweder zum
Trocknen beiseite. Der Trockenvorgang kann aber auch durch den vorsichtigen Einsatz eines
Föns beschleunigt werden. Nach dem Trocknen der Reaktionszone trägt man auf gleiche
Weise mit Hilfe einer weiteren Glaskapillare die Kaliumiodidlösung auf und lässt wiederum
trocknen. Den soeben beschriebenen Vorgang wiederholt man für die Stärkelösung und die
Kaliumiodidlösung jeweils noch drei Mal. Auf diese Weise stellt man am besten gleich
mehrere Teststreifen her.
Nachweis von Kupferionen im Leitungswasser:
In zwei Erlenmeyerkolben füllt man jeweils ca. 50 mL einer Leitungswasserprobe ab. In das
eine Gefäß gibt man frisch aus der Leitung etwas Wasser. In den zweiten Kolben füllt man
Leitungswasser welches potentiell Kupferionen enthält. Die besten Resultate lassen sich
hierbei erzielen, verwendet man Wasser, welches längere Zeit in der Leitung gestanden hat,
oder Wasser aus Leitungen, an denen Arbeiten vorgenommen wurden. In die beiden
Erlenmeyerkolben hält man nun zugleich je ein Teststäbchen und lässt die Flüssigkeit zur
Reaktionszone emporsteigen. Anschließend nimmt man die Teststeifen heraus und vergleicht
die Reaktionszonen.
29
Beobachtung:
Taucht man das Teststäbchen in die Flüssigkeit, so steigt dieses das Filterpapier empor. Bei
der Probe mit dem Leitungswasser, welches länger in der Leitung gestanden hat, lässt sich im
Bereich der Reaktionszone eine Blaufärbung beobachten. Bei der Probe mit frischem
Leitungswasser bleibt eine Färbung der Reaktionszone aus.
Entsorgung:
Die Wasserproben werden in den Abguss gegeben. Die Teststäbchen können im
Feststoffabfall entsorgt werden.
Erklärung:
Die im Wasser enthaltenen Kupferionen reagieren mit der auf die Teststreifen aufgetragenen
Kaliumiodid Lösung, genauer gesagt mit den Iodidionen, zu Kupferiodid und Iod. Das so
entstandene Iod reagiert mit den noch vorhandenen Iodidionen zu Polyiodidionen. Diese
lagern sich in die Helix der Stärke (genauer der Amylose) ein und es entstehen
Einschlussverbindung, welche man als Clathrate bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen
Charge-Transfer-Komplex, der für die charakteristische blaue Farbe sorgt.
2 2 
1
1
0
2 Cu ( aq )  4 I (aq ) 
2 Cu I  I 2 ( aq )

I 2 ( aq )  I (aq ) 
I 3( aq )

4. Die Wassertemperatur
Wie bereits an einigen Stellen angesprochen, ist auch die Wassertemperatur im Aquarium
entscheidend. Dies liegt zum einen daran, dass Fische nicht in der Lage sind, ihre
Körpertemperatur selbst zu regulieren, aber auch zum anderen daran, dass die
Wassertemperatur viele chemische Prozesse im Aquarium entscheidend beeinflusst. So führt
eine Temperaturerhöhung um 10 K beispielsweise zu einer Verdoppelung bis Verdreifachung
30
der Reaktionsgeschwindigkeit. Somit ist die Temperatur entscheidend für die Lage
chemischer Gleichgewichte und damit verbunden die Löslichkeit verschiedener Stoffe. Wie
bereits weiter oben angesprochen, löst sich im wärmeren Wasser weniger Sauerstoff.
Außerdem erhöht sich der Stoffwechsel der Fische bei höherer Temperatur und
Wasserverunreinigungen und Sauerstoffverbrauch nehmen zu. Es empfiehlt sich daher, die
Temperatur im Aquarium ständig mit einem geeigneten Thermometer zu kontrollieren. Da die
meisten Fische aus ihren tropischen Herkunftsregionen Wassertemperaturen zwischen 20-28
°C bevorzugen, muss das Aquarium mit einem gut regulierbaren Tauchheizstab beheizt
werden.
5. Wasserpflanzen im Aquarium
Ein Aquarium ohne Wasserpflanzen ist nahezu undenkbar. Sie sind entscheidend für die
Produktion von Sauerstoff im Aquarium mittels Photosynthese und tragen zur Reduktion der
Schadstoffkonzentration mit bei. Außerdem bieten sie Versteck- und Brutmöglichkeiten für
Fische. Nicht zu vernachlässigen ist auch der ästhetische Aspekt. Ein Aquarium mit gesunden
Wasserpflanzen sieht schön aus. Dies geht sogar soweit, dass es reine Pflanzenaquarien
gänzlich ohne, oder nur mit sehr wenigen kleinen, Fischarten gibt.
Nährstoffe der Wasserpflanzen
Genauso wie für ganz normale Pflanzen ist auch für Wasserpflanzen eine Versorgung mit den
notwendigen Nährstoffen essentiell. Nur so bleiben sie gesund und wachsen. Im Folgenden
soll nun ein kurzer Überblick darüber gegeben werden, welche Nährstoffe die Wasserpflanzen
benötigen, wie diese in das Aquarium gelangen und in welcher Form sie aufgenommen
werden. Zunächst sei als Element Kohlenstoff erwähnt, dieses wird von den Pflanzen als
Kohlenstoffdioxid aufgenommen, welches durch Gasaustausch mit der Luft, die Atmung der
Fische oder aber eine Kohlenstoffdioxiddüngeanlage in das Aquarium gelangt. Des Weiteren
benötigen die Wasserpflanzen Stickstoff. Dieser findet sich im Aquarium in Ammonium- und
Nitrat-Ionen wieder, welche als Abbauprodukte des Stickstoffkreislaufs übrig bleiben oder
aber bei der Atmung der Fische entstehen. Außerdem brauchen die Pflanzen des Aquariums
Kalium und Phosphor. Kalium wird von den Pflanzen in Form von Kalium-Ionen, Phosphor
als Phosphat-Ionen aufgenommen. Beide Ionen gelangen beim Wasserwechsel, durch
Fischfutter oder aber durch den Zusatz von Aquarienpflanzendünger in das Aquarium. Für die
31
Wasserpflanzen essentiell ist außerdem Eisen. Dieses kann jedoch nur in Form von Eisen(II)Ionen von den Wasserpflanzen aufgenommen werden. Diese kommen wiederum durch
Wasserwechsel, Fischfutter oder Zugabe von speziellen Düngemitteln in das Aquarium.
Notwendiges Element
Aufgenommen als…
Kommt in das
Aquarium durch…
Kohlenstoff
Kohlenstoffdioxid
Gasaustausch mit Luft,
Atmung der Fische, CO2Düngung
Stickstoff
Kalium
Ammonium-Ionen,
Abbauprodukte, Atmung
Nitrat-Ionen
der Fische
Kalium-Ionen
Wasserwechsel,
Fischfutter, Düngung
Phosphor
Phosphat-Ionen
Wasserwechsel,
Fischfutter
Eisen
Eisen-(II)-Ionen
Wasserwechsel,
Fischfutter, Dünger
Zur Aufnahme von Eisen(II)-Ionen
Versuch 5: Eisen(II)-Ionen im Aquarienwasser
Chemikalien:
•
Eisen(II)-sulfat-heptahydrat
•
entionisiertes Wasser
•
verdünnte Natronlauge
•
verdünnte Salzsäure
•
Leitungswasser
Geräte:

4 Demoreagenzgläser

Demoreagenzglasständer
32

Tropfpipette

pH-Elektrode
Durchführung:
Zunächst wird aus 2 g Eisen(II)-sulfat-heptahydrat und 200 mL entionisiertem Wasser eine
Lösung hergestellt. Anschließend gibt man jeweils in ein Demoreagenzglas wässrige
Lösungen mit den pH-Werten 5, 6.5, 7.5 und 9. Dazu verwendet man Leitungswasser und
stellt den pH-Wert durch Zugabe von entsprechenden Mengen Natronlauge bzw. Salzsäure
unter Kontrolle über eine pH-Elektrode ein. Anschließend gibt man zu allen vier Proben je
zwei Tropfpipetten Eisen(II)-sulfatheptahydratlösung hinzu und beobachtet die Veränderung
mehrere Minuten.
Beobachtung:
Die Eisen(II)-sulfat-heptahydratlösung weist einen gelb-braunen Farbton auf. Daher verfärben
sich alle vier Proben etwas. Bei der Probe mit pH-Wert 5 ist jedoch auch nach mehreren
Minuten keine Farbveränderung oder Trübung zu beobachten. Sie verbleibt schwach gelblich
und klar. Auch bei der Probe mit pH-Wert 6,5 kann zunächst keine Veränderung beobachtet
werden. Nach ca. zwei Minuten kann jedoch ein wenn auch geringes Ausflocken eines
grüngelben Niederschlags festgestellt werden. Die Bildung eines Niederschlags erfolgt bei
einem pH-Wert von 7,5 schon binnen einiger Sekunden. Bei einem pH-Wert von 9 bildet sich
sofort nach Zugabe der Lösung ein voluminöser intensiv moosgrüner Niederschlag.
Entsorgung:
Die Wasserproben werden neutralisiert und im anorganischen Schwermetallabfall entsorgt.
Erklärung:
Die in das Wasser gelangenden Eisen(II)-Ionen, welche leicht löslich sind, werden bei
entsprechendem pH-Wert unter Gegenwart von Sauerstoff unmittelbar zu Eisen(III)-Ionen
33
oxidiert. Diese bilden mit den in den Wasserproben vorhandenen Hydroxidionen einen
schwerlöslichen Niederschlag von Eisen(III)-hydroxid.
2 2 
3
4 Fe ( aq )  O2 ( g )  8 OH (aq )  2 H 2 O 
4 Fe(OH ) 3( s )

Wie man der Reaktionsgleichung entnehmen kann, ist die Lage des Gleichgewichts stark
abhängig vom pH-Wert und vom Sauerstoffgehalt des Wassers. Schon eine geringe Erhöhung
des pH-Werts führt zu einer immensen Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit, sodass die
Oxidation ab einem pH-Wert von ca. 8 vollständig diffusionskontrolliert wird.
Untenstehende Abbildungen zeigt die Stabilitätfelder von Eisenionen und Eisenverbindungen
unter Standardbedingungen in Abhängigkeit des pH-Wertes (also der
Wasserstoffionenkonzentration) und dem Redoxpotential.
Sowohl aus der Abbildung als auch aus obiger Reaktionsgleichung kann man entnehmen,
dass hohe Sauerstoffgehalte das Redoxpotential mehr zu positiven Werten hin verschieben. Es
bilden sich daher bei hohen Sauerstoffkonzentrationen Eisen(III)-Ionen bzw. Eisen(III)oxidhydroxid.
34
Abbildung 7
Wie bereits erwähnt können Pflanzen nur Eisen(II)-Ionen aufnehmen. Das Vorliegen von
entweder Eisen(II)- oder Eisen(III)-Ionen ist jedoch stark vom pH-Wert (wie im Versuch
gezeigt) und vom Sauerstoffgehalt abhängig. Im Aquarium herrscht in den meisten Zonen ein
aerobes Milieu. Hier ist also eine ausreichende Menge an Sauerstoff vorhanden, sodass die
Eisen(II)-Ionen direkt zu einem Niederschlag von Eisen(III)-Ionen reagieren, welcher sich
dann in Bodengrund und Filter festsetzt. Diesen Betrachtungen zu Folge wären also für die
Aufnahme von Eisen(II)-Ionen durch die Pflanzen ein niedriger pH-Wert und ein anaerobes
(also sauerstoffarmes) Milieu förderlich. Leider ist der pH-Wert jedoch überall im Aquarium
nahezu konstant, jedoch der Sauerstoffgehalt ist unterschiedlich. Während in den meisten
Zonen des Aquariums ein aerobes Milieu herrscht, bilden die unteren Schichten des
Bodengrundes ein anaerobes Milieu. Hier kann eine Reduktion von Eisen(III)- zu Eisen(II)Ionen erfolgen. Um eine für die Pflanzen möglichst hohe Konzentration an Eisen(II)-Ionen zu
erhalten, eignet sich aber auch der Einsatz von speziellen Aquarienpflanzendüngern. In diesen
ist neben allen wichtigen Nährstoffen und Spurenelementen wiederum der Komplexbildner
EDTA enthalten. Dieser komplexifiziert die Eisen(II)-Ionen in einem Chelatkomplex, sodass
35
diese ohne oxidiert zu werden, bis zu den Wurzeln der Wasserpflanzen transportiert werden
können.
6. Der Bodengrund des Aquariums
Der Bodengrund eines Aquariums erfüllt mehre Funktionen gleichzeitig. Er bietet Halt für die
Wurzeln der Aquarienpflanzen und versorgt diese mit Nährstoffen. Außerdem findet sich im
Bodengrund eine Menge an Futter für die Fische. Wie bereits angesprochen bildet er neben
dem Aquarienfilter einen weiteren großen Lebensraum für Schadstoff abbauende
Mikroorganismen.
Spezielles
Pflanzensubstrat
(Nährstoffdepot)
(anaerobe Schicht,
sauerstoffarm)
Aquarienkies oder
Sand (5cm)
(aerobe Schicht)
Als Bodengrund eignen sich, je nach Fischbesatz, Kies (dieser sollte jedoch nicht scharfkantig
sein) oder aber Sand. Oft kommt auch ein spezielles Pflanzsubstrat als unterste Bodenschicht
zum Einsatz, welches im Zoohandel gekauft werden kann und alle wichtigen Nährstoffe
enthält. Es dient als Nährstoffdepot und kann die Aquarienpfanzen über einen langen
Zeitraum kontinuierlich versorgen. Die Schicht an Kies und Pflanzsubstrat sollte mindesten
fünf Zentimeter betragen. Wie in der Abbildung schematisch dargestellt, bildet der obere Teil
des Bodengrundes eine aerobe Schicht, der untere Bereich jedoch eine anaerobe.
Die Wahl des Bodengrundes sollte sorgfältig bedacht werden, da sich nicht jeder Kies (z.B.
aus der Kiesgrube) als Aquarienkies eignet. Dies liegt daran, dass viele Gesteine je nach
Rahmenbedingungen im Aquarium, verwittern können und somit zahlreiche auch
unerwünschte gelöste Stoffe ins Aquarium gelangen können. Folgende Tabelle fasst die
wichtigsten Gesteinsarten zusammen und welche gelösten Substanzen durch sie in das
Aquarium gelangen.
36
Gesteinsart
gelöste Substanzen
Kalkstein (CaCO3)
Ca2+- und HCO3--Ionen
Dolomit (CaMg(CO3)2)
Mg2+-, Ca2+- und HCO3--Ionen
Quarz (SiO2)
Kieselsäuren (SiO2 · n H2O)
Anhydrid (CaSO4)
Ca2+- und SO42--Ionen
Feldspat (NaAISi3O8)
Na+-,HCO3--Ionen, Kieselsäuren (SiO2 · n H2O)
Tonmineralien z.B. Kaolinit (AI2Si2O5(OH4))
Der wichtigste dieser Verwitterungsprozesse, der von Kalkstein, kann durch folgende
Reaktionsgleichung dargestellt werden.

2


CaCO

H
O



Ca

HCO

OH
3
(
l
)
(
aq
)
3
(
aq
)
(
s
) 2
(
aq
)

Aus Unwissen oder Unachtsamkeit gelangt häufig Kalkstein in Form von Kies oder
Dekorationssteinen in das Aquarium. Wie aus obiger Gleichung ersichtlich wird, führt dies
unter anderem zu einem drastischen Anstieg der Carbonathärte im Aquarium. Besser als
Bodengrund eignet sich der etwas kostspieligere Kies aus dem Aquarienhandel. Hierbei
handelt es sich um Quarz-Kies, welcher bei Verwitterung nicht zu einer Aufhärtung des
Aquarienwassers führt:
SiO

n
H
O



SiO

n
H
O
2
2
(
l
)
2
(
s
)
 2
7. Schulrelevanz
Das Thema Aquaristik ist nicht explizit im Lehrplan vorgesehen, jedoch lässt sich ein breites
Spektrum an chemischen Zusammenhängen am Beispiel des Aquariums konkretisieren. Man
kann z.B. einen Beitrag zur ökologischen Bildung und Umwelterziehung erbringen, in dem
man das Thema Wasserverschmutzung behandelt. Betrachtet man etwa den Aquarienfilter so
kann man exemplarisch im kleinen überschaubaren Maßstab hieran die Aufbereitung von
Abwässern, Trink- und Flusswasser nachvollziehen. Sehr gut eignet sich ein Projekt zum
Aquarium aber auch, um sinnvoll das im Lehrplan vorgeschriebene Thema
Wasseruntersuchungen mit analytischen Schnelltestverfahren in den Unterricht zu integrieren.
Hierbei kann man auf die im Zoofachhandel erhältlichen Schnelltestverfahren zurückgreifen.
Ebenso lassen sich Themen aus der 10. Jahrgangsstufe mit dem Aquarium verbinden. Leicht
lassen sich hierbei konkrete Motivationen für Probleme im Zusammenhang mit
37
Stoffmengenkonzentrationen finden. Auch können praktische Verfahren der Maßanalyse wie
Titrationen von den Schülern mit Wasserproben eines Aquariums leicht nachvollzogen und
selbst durchgeführt werden. In Klasse 10 sollen ebenfalls Stoffkreisläufe behandelt werden.
Das Aquarium als noch relativ überschaubares System liefert wiederum zahlreiche konkrete
Beispiele, wie den Stickstoffkreislauf oder aber den Kohlenstoffdioxidkreislauf.
Selbst im Oberstufenunterricht in der Klasse 13 kann das Aquarium als Bezug zum Alltag
dienen. Hier lassen sich zahlreiche konkrete Beispiele für das chemische Gleichgewicht und
die Umkehrbarkeit verschiedener Reaktionen zeigen. In diesem Zusammenhang ist ebenso
eine Thematisierung des Prinzips vom Zwang möglich. Auch das Massenwirkungsgesetz
kann auf reale Problemstellungen angewendet werden. Als reales Beispiel ist im Lehrplan
ausdrücklich die Sauerstofflöslichkeit in Wasser vorgesehen. Zudem lässt sich mit Bezug zur
Aquaristik das Feld der Umweltchemie und Umweltanalytik mit stark experimentellem Bezug
unterrichten.
Besonders gut eignet sich das Thema Aquarium, um es in einer Projekteinheit zu behandeln.
Dies kann entweder als Unterrichtseinheit (auch fächerübergreifend mit der Biologie)
erfolgen oder aber im Rahmen einer Projektwoche.
8. Literatur- und Bildnachweise
Bildnachweise:

Titel: http://ahandler.safen.at/pod/add/stereo/beispiele/aquarium512.jpg1

Abbildung 1: http://www.bleyenberg.de/aquarium/aqua01.gif

Abbildung 2: http://www.bleyenberg.de/aquarium/aqua02.gif

Abbildung 3: Huminsäuren in Oberflächensedimenten der Nordsee : Indikatoren für
terrestrischen Eintrag?, Ummo Fooken, Oldenburg, Univ., Diss., 1999

Abbildung 4: http://www.dennerle.de/Co2Unten.jpg

Abbildung 5: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4d/AquariumNitrogenCycle.png/300px-Aquarium-NitrogenCycle.png

Abbildung 6: http://www.zoo-hoefler.de/Chemie/images/nh2.gif

Abbildung 7: http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/wasser/images/feoxid1.gif

Abbildung 8: Staatsexamensarbeit Chemie im Aquarium, 2004-2005, Volker Zimnol
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Literaturnachweise:

Chemie in unserer Zeit, 31. Jahrg. 1997, Nr.1

Chem. Exp. Technol. 3, S. 331-336, 1977

Praxis der Naturwissenschaften, 6/45, Jg. 1996

Praxis der Naturwissenschaften, 1/44, Jg. 1995

Naturwissenschaften im Unterricht 1, Nr.4, 1990

Naturwissenschaften im Unterricht 3, Nr.15, 1992

Staatsexamensarbeit Chemie im Aquarium, 2004-2005, Volker Zimnol

http://www.drak.de/

Lehrplan Chemie Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium,

Huminsäuren in Oberflächensedimenten der Nordsee : Indikatoren für terrestrischen
Eintrag?, Ummo Fooken, Oldenburg, Univ., Diss., 1999
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