im herzen von Messier 13 doch keine asteroidenkollision

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Blick in die Forschung: Nachrichten
1 Bogenminute
7,2 Lichtjahre
Im Herzen von Messier 13
D
er Kugelsternhaufen Messier 13
im Sternbild Herkules gehört zu
den beliebtesten Deep-Sky-Objekten am
nördlichen Sternenhimmel, da er sich
leicht auffinden und gut beobachten
lässt. Schon im Feldstecher zeigt sich eine
rundliche Sternenwolke, die sich über 20
Bogenminuten, also rund zwei Drittel des
Vollmonds, am Himmel erstreckt. Ihre
wahre Ausdehnung beträgt 145 Lichtjahre, und sie enthält mehr als 100 000
Sterne. Im Teleskop erscheint Messier 13
als ein glitzernder Ball mit tausenden
von Einzelsternen.
Dieses Bild wurde mit der Advanced
Camera for Surveys an Bord des Weltund zeigt den innersten Bereich des rund
25 000 Lichtjahre von uns entfernten
Kugelsternhaufens. Die hohe Auflösung
der Kamera enthüllt zehntausende
Sterne, die sich in einem Bereich von nur
ESA / Hubble und NASA
raumteleskops Hubble aufgenommen
18 Lichtjahren Breite drängen. Befände
Wie ein Schatzkästlein voller glitzernder Juwelen wirkt der Zentralbereich
man sich auf einem hypothetischen
Planeten um einen dieser Sterne, so
des Kugelsternhaufens Messier 13 im Sternbild Herkules. Mehrere zehntau-
würde es nachts nicht richtig dunkel, da
send Sterne drängen sich in einem Bereich von nur 18 Lichtjahren Breite.
Doch keine Asteroidenkollision
I
m Januar 2010 machte das Himmelsobjekt P/2010 A 2 im
Ein Forscherteam um Javier Licandro äußerte die Vermu-
Asteroidengürtel zwischen den Bahnen der Planeten Mars
tung, dass sich kurz zuvor eine Kollision im Asteroidengürtel
und Jupiter Schlagzeilen, als bei ihm ein rund 180 000 Kilometer
ereignet haben könnte und die Bilder die sich ausbreitende
langer Schweif entdeckt wurde (siehe SuW 3/2010, S. 16 und
Trümmerwolke zeigen würden. Nun widerspricht das Team
das Bild unten). Das Besondere war, dass sich dieser Schweif
seinen vorherigen Aussagen und geht davon aus, dass P/2010 A 2
in enger Begleitung eines kleinen Asteroiden befand, der sich
deutlich außerhalb des Schweifs aufhielt (Pfeil). Nachfolgende
Doch keine Trümmerwolke einer Asteroidenkollision ist diese
den Weltraumteleskopen Hubble und Spitzer bestätigten dieses
Staubwolke hinter dem Himmelskörper P/2010 A2 (Pfeil), sondern
ungewöhnliche Bild.
der Staubschweif eines Hauptgürtelkometen.
104
Entfernung
in Kilometer
5000
0
-5000
-104
0
2  -104
4  -104
6  -104
8  -104
-105
Entfernung in Kilometer
14
Oktober 2010
Sterne und Weltraum
F. Moreno et al., ApJ 718, L 132, 2010
Beobachtungen mit großen erdgebundenen Teleskopen und
hunderte von Sternen heller
aus Silikatverbindungen und
als die Venus vom Himmel
Metallen wie Eisen und Nickel
strahlen würden.
bestehen, undenkbar. Eventu-
Allerdings sind Planeten
elle Planeten müssten daher
in Kugelsternhaufen äußerst
Gasriesen wie Jupiter sein, die
rar, da diese sehr metallarm
in ihrer chemischen Zusam-
sind, also nur wenig Elemente
mensetzung Sternen ähneln.
schwerer als Wasserstoff
Messier 13 wurde bereits im
Schon wieder ein Einschlag auf Jupiter!
D
er Riesenplanet Jupiter ist ein regelrechter »Staubsauger« für kleine Objekte im Sonnensystem. Nun
wurde offenbar schon zum vierten Mal der Einschlag eines
und Helium enthalten. Ku-
Jahr 1714 vom englischen As-
Himmelskörpers auf dem Planeten beobachtet, nur etwas
gelsternhaufen gehören zu
tronomen Sir Edmond Halley
mehr als zwei Monate nach dem Einschlag vom 3. Juni
den ältesten Sternsystemen
(1656 – 1742) entdeckt und im
2010 (siehe SuW 8/2010, S. 18).
im Universum und bildeten
Jahr 1764 vom französischen
sich bereits vor elf bis zwölf
Astronomen Charles Messier
Japan der Amateurastronom Masa­yuki Tachikawa einen
Milliarden Jahren, als der
(1730 – 1817) in seine Liste von
hellen Blitz im braunen Nördlichen Äquatorband des
Kosmos noch sehr jung war
Nebeln und Sternhaufen als
Gasplaneten, der keine feste Oberfläche besitzt. Mittler-
und insgesamt gesehen nur
dreizehntes Objekt aufgenom-
weile bestätigten weitere Amateurbeobachter, ebenfalls
sehr wenig schwere Elemente
men. Das Falschfarbenbild ist
den Lichtblitz registriert zu haben, so dass ein technisches
enthielt. Ohne schwere Ele-
ein Komposit aus Aufnahmen
mente sind aber erdähnliche
im sichtbaren Licht und im
Artefakt ausgeschlossen ist.
Für seine Beobachtungen setzte Tachikawa ein handels-
Planeten, die überwiegend
nahen Infraroten.
übliches 150-Millimeter-Linsenfernrohr des japanischen
Am 20. August 2010 um 20:22 Uhr MESZ beobachtete in
Herstellers Takahashi zusammen mit einer Webcam des
Typs Toucam Pro2 von Philips ein. Er beobachtete Jupiter
von der Stadt Kumamoto auf der japanischen Insel Kyushu.
Nachfolgende Beobachtungen von Amateur- und Profiastronomen weltweit konnten wie beim Einschlag vom 3.
Damit Schüler aktiv mit den Inhalten dieses Beitrags arbeiten
Juni 2010 keine weiteren Spuren in der Jupiteratmosphäre
können, stehen didaktische Materialien auf unserer Internet­
entdecken. Bei den wesentlich heftigeren Einschlägen der
seite www.wissenschaft-schulen.de zur freien Verfügung: Sie
Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy-9 im Juli 1994
finden dort einen konkreten Unterrichtsentwurf zu Mes­
waren danach dunkle Flecken vom bis zum zweifachen
sier 13. Unser Projekt »Wissenschaft in die Schulen!« führen
Durchmesser der Erde entstanden, deren Spuren sich fast
wir in Zusammenarbeit mit der Landesakademie für Lehrer­
ein Jahr lang auf dem Jupiter beobachten ließen.
fortbildung in Bad Wildbad und dem Haus der Astronomie in
Heidelberg durch.
Offenbar handelte es sich bei dem Objekt vom 20. August um einen sehr kleinen Himmelskörper, der als grelle
»Sternschnuppe« oder Bolide in den hohen Schichten der
Jupiteratmosphäre verglühte. Größere Objekte dringen
sehr viel tiefer in die Jupiteratmosphäre ein, wo sie dann
wegen der Reibungshitze und abrupter Abbremsung heftig explodieren. Einschläge auf Jupiter sind offenbar sehr
häufig. Daher sollten die Amateurastronomen weltweit
doch ein so genannter Hauptgürtelkomet ist, der nach einer
Jupiter möglichst ständig im Blick behalten, um ebenfalls
längeren Ruhephase wieder aktiv wurde und Gas und Staub
Zeuge eines solchen Ereignisses zu werden.
austieß.
Die Forscher führen ihre neue Einstufung auf ComputerModelle zurück, die zeigen, dass der Asteroid bereits Ende März
2009 aktiv wurde, seine maximale Aktivität im Juni erreichte
und im Dezember 2009 wieder inaktiv wurde. Während der aktivsten Phase stieß der Himmelskörper rund fünf Kilogramm
Masayuki Tachikawa
Materie pro Sekunde aus. Die ausgeworfenen Partikel waren
zwischen 0,001 und 1 Zentimeter groß. Ihre Geschwindigkeiten
relativ zum Kern passten zu den Expansionsgeschwindigkeiten
von in dieser Distanz zur Sonne verdampfendem Wassereis.
Die Forscher bestimmten die Größe des Kerns von P/2010 A 2
zu 220 Meter und vermuten, dass die im Staubschweif enthaltene Masse rund 0,3 Prozent seiner Masse entspricht.
Zwar könnte die Aktivität durch eine Kollision ausgelöst
Am oberen Rand des braunen Nördlichen Äquatorbandes auf
Jupiter beobachtete der japanische Amateurastronom Ma-
worden sein, aber die Modellrechnungen weisen darauf hin,
sayuki Tachikawa am 20. August 2010 um 20:22 Uhr MESZ
das für die beobachtete Form des Staubschweifs eine anhal-
einen hellen Lichtblitz (Pfeil), der auf den Einschlag eines
tende Aktivität über einen Zeitraum von rund acht Monaten
kleinen Asteroiden zurückgeht.
notwendig ist.
www.astronomie-heute.de
Oktober 2010
15
Die Ergebnisse der ersten Himmelsdurchmusterung des Satelliten Planck im Frequenzbe-
Quasar 3C273
reich von 30 bis 857 Gigahertz
(Wellenlänge 1 Zentimeter bis
0,4 Millimeter) sind in dieser
Karte dargestellt. Für dieses
Centaurus A
+
Galaktisches Zentrum
Perseus
ESA, HFI und die LFI Konsortien
M31
Andromeda
Kleine Magellansche
Wolke
Bild wurde der Himmel auf
die Ebene unseres Milchstra-
Orion
ßensystems projiziert, unsere
Galaxis erstreckt sich entlang
Große Magellansche
Wolke
der Längsachse des Ovals.
Satellit Planck liefert erste vollständige Himmelskarte
D
er im Mai 2009 gestartete For-
Abzug verschiedener Frequenzbereiche
und die Große Magellansche Wolke, sind
schungssatellit Planck vollendete
aus dem Gesamtbild lässt sich der
unterhalb der Milchstraßenebene gut
im Juni 2010 seine erste Durchmus­
gesamte Mikrowellenhintergrund
zu erkennen. Hoch im Norden der Karte
terung des Himmels im Bereich der
freilegen. Diese Arbeiten sind derzeit im
ist als Punktquelle der uns am nächsten
Millimeterwellen. Im August 2009 hatte
Gange. Im Januar 2011 werden die dieser
er mit seiner Arbeit begonnen, nachdem
Karte zugrundeliegenden Daten allen
stehende helle Quasar 3C273 sichtbar.
Planck soll bis Ende 2012 weiterhin
er seinen Einsatzort am Lagrange-Punkt
Wissenschaftlern weltweit von der ESA
aktiv bleiben, wen der Vorrat an flüssigem
L2 des Systems Erde-Sonne erreicht hat-
zur Verfügung gestellt.
Helium zur Kühlung der empfindlichen
Messgeräte zur Neige geht. Bis dahin sollte
te. Planck erfasst den Himmel in neun
Sehr schön treten auf der Himmels-
Bändern im Frequenzbereich von 30 bis
karte auch die uns recht nahe stehenden
es dem Satelliten gelingen, den Himmel
857 Gigahertz, das entspricht Wellenlän-
Galaxien Messier 31 (Andromedanebel)
noch drei- bis viermal vollständig abzuta-
gen von einem Zentimeter bis herab zu
und Centaurus A hervor. Auch die beiden
0,4 Millimeter.
Begleiter unserer Galaxis, die Kleine
sten. Dadurch lässt sich die Qualität dieser
Himmelskarte weiter steigern.
Mit den Messdaten von Planck soll die
bislang präziseste Karte der kosmischen
Hintergrundstrahlung erstellt werden.
Diese Strahlung kam rund 380 000
Jahre nach dem Urknall frei, als das
Universum so weit abgekühlt war, dass
es für die elektromagnetische Strahlung
durchlässig wurde, weil sich Elektronen,
Protonen und Neutronen zu Atomen
verbanden.
Die Karte ist eine Projektion auf die
Ebene des Milchstraßensystems, die
»Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel
M
it etwas Glück können Sie ein Exemplar des
Buchs »Geheimnisse des Universums« gewin­
nen, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
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Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils
zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis
zum 15. Oktober 2010 per E-Mail mit der Betreffzeile
»Kamil« an: [email protected]
in der Längsachse des Ovals verläuft.
Es fällt auf, dass der Blick auf den
kosmischen Mikrowellenhintergrund
nicht frei ist, sondern von den Gas- und
Frage 1: Der Krater Kamil
Frage 2: Kamil ist ein
Frage 3: Wie groß ist
Staubwolken des interstellaren Mediums
wurde benannt nach
a) Impaktkrater
Kamil?
unserer Galaxis und durch Nebel ver-
a) der Kamille
b) Vulkankrater
a) 45 Kilometer
deckt wird.
b) einer nahen Bergkette
c) Erdfall
b) 450 Meter
Oben und unten auf der Karte
c) dem Entdecker
c) 45 Meter
schimmert in rötlichen Tönen das
körnige Mus­ter der kosmischen Hintergrundstrahlung durch die Gas- und
Staubwolken hindurch. Durch weitere
Bearbeitung der in dieser Karte enthal-
Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«Leser, die bis zum 15. Oktober 2010 die richtigen Lösungen
an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der
Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift an­
geben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlos­
sen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum
der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH und deren
Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der
Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist
nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der
Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese
Teilnahmebedingungen an.
tenen Messdaten und dem gezielten
16
Oktober 2010
Sterne und Weltraum
www.astronomie-heute.de
Oktober 2010
17
Herschel lüftet Geheimnisse der Sternentstehung
Die bisherige Theorie besagt, dass sich
ten, ist schwierig, denn sie sind
dabei Verdichtungen bilden, aus denen
meist von dichten Staubwolken um-
sich ein neuer Stern bilden kann.
geben, die ihre Strahlung absorbieren.
Bisher ist aber nicht klar, wie
Aber der Staub strahlt das Licht in Form
derart massereiche Sterne überhaupt
von Infrarotstrahlung wieder ab – und
entstehen können. Laut bisherigen
auf deren Messung ist das Weltraumte-
Erkenntnissen müsste eigentlich ab
leskop Herschel spezialisiert. Dabei sind
einer Masse von acht Sonnenmassen
insbesondere massereiche Sterne inter­
der Strahlungsdruck so hoch werden,
essant, also solche mit mehr als acht
dass jegliche Materie um den jungen
Sonnenmassen. Über ihre Entstehung
Stern weggeblasen wird – er könnte also
ist bisher relativ wenig bekannt. Sie sind
keine weitere Materie ansammeln.
ESA / PACS / SPIRE / HOBYS Consortia
S
terne bei ihrer Geburt zu beobach-
viel seltener als masseärmere Sterne wie
Nun gewann Herschel in der HII-
unsere Sonne, und darüber hinaus recht
Region RCW 120 im Sternbild Südliche
kurzlebig – je mehr Masse ein Stern
Krone zum ersten Mal Beobachtungs-
In der Hülle dieser bläulich erscheinenden
aufweist, desto schneller verbraucht er
daten von einem sehr jungen, masse-
Blase in der Stern­entstehungsregion
den Brennstoff für die Kernfusion.
Um massereiche Sterne aufzuspü-
reichen Stern. Er weist zwischen acht
RCW 120 befindet sich ein junger Stern
und zehn Sonnenmassen auf und leuch-
mit mindestens acht Sonnenmassen.
ren, sucht das Teleskop systematisch so
tet seit nur wenigen zehntausend Jahren
Durch seine Sternwinde und starke
genannte HII-Regionen ab, Blasen aus
– quasi ein Stern im Embryonalstadium.
Ultraviolettstrahlung schuf er diese Blase,
ionisiertem Wasserstoffgas. Manche
Die Forscher erhoffen sich durch Her-
an deren Rändern sich weitere Sterne
von ihnen expandieren mit Überschall-
schels Entdeckung eine Vielzahl neuer
bilden. Dem Weltraumteleskop Herschel
geschwindigkeit und reißen dabei
Erkenntnisse über die Sternentstehung.
gelang diese Falschfarbenaufnahme im
weiteres Material von außerhalb mit.
Infraroten.
Manuela Kuhar
Umgekehrtes Spiel: Ein Quasar als Gravitationslinse
D
er Quasar SDSS
punktförmig wie ein Stern
um Frederic Courbin an der
J0013+1523 wirkt durch
und leuchten bläulich. Erst
Eidgenössischen Technischen
Digital Sky Survey (SDSS)
seine große Masse als Gravita-
in den 1970er Jahren wurde
Hochschule in Lausanne mit
suchte das Forscherteam
tionslinse und erzeugt dabei
erkannt, das Quasare die hel-
einem der Zehn-Meter-Keck-
nach Quasaren, die in ihren
zwei Bilder einer weit hinter
len Zentren aktiver Galaxien
Teleskope auf dem Mauna Kea,
Spektren Hinweise auf Gala-
ihm liegenden Galaxie. Es ist
sind, in denen sich ein masse-
Hawaii.
xien enthielten. Das Ziel der
der erste Quasar, bei dem ein
reiches Schwarzes Loch befin-
Bislang sind zahlreiche
Gravitationslinseneffekt nach-
det, das von einer leuchtenden
Fälle bekannt, wo eine im Vor-
Bestimmung der Masse der
gewiesen wurde.
Akkretionsscheibe aus heißem
dergrund befindliche, normale
Quasare, um Rückschlüsse
Gas umgeben ist.
Galaxie mit ihrer Schwerkraft
auf das Schwarze Loch und
das Licht eines weit hinter ihr
seine Wirtsgalaxie ziehen zu
könnnen.
Quasare, die »quasistellaren Objekte«, wurden
Die Entdeckung des als
In der Datenbank des Sloan
Untersuchungen ist dabei die
Gravitationslinse wirkenden
liegenden Quasars bündelt
als Radioquellen aufgespürt.
Quasars SDSS J0013+1523
und wie eine schlechte Linse
Im Optischen erscheinen sie
gelang einem Forscherteam
teilweise als Kreuze oder sogar
SDSS J0013+1523 besonders
geschlossene Lichtbögen stark
hervor, sodass das Team
verzerrt abbildet. Nun wollten
Beobachtungszeit beim Keck-
Der Quasar SDSS J0013+1523
die Forscher das Umgekehrte
Observatorium beantragte.
wirkt durch seine große Masse
hierfür finden, also einen
Tatsächlich zeigten die Bilder
als Gravitationslinse für eine
Quasar, der als Linse für eine
und Spektren, dass der Quasar
weit entfernte Hintergrundga-
Hintergrundgalaxie wirkt.
wirklich als Gravitationslinse
laxie. Der Quasar erscheint hier
Allerdings ist dabei die große
wirkt. Er ist mit einer Rotver-
als hellblauer Fleck, die beiden
Helligkeit des Quasars ein
schiebung z = 0,12 rund 1,6
Bilder der gelinsten Galaxie
Hindernis, da dieser wie ein
Milliarden Lichtjahre von uns
sind die beiden schwachen röt-
Scheinwerfer das Licht der
entfernt, während die Hinter-
lichen Flecken in seiner direkten
sehr viel schwächeren Hinter-
grundgalaxie rund 7,5 Milliar-
Nachbarschaft.
grundgalaxien überstrahlt.
den Lichtjahre weit weg ist.
F. Courbin, S. G. Djorgovski, G. Meylan, et al.,
Caltech / EPFL / WMKO
bereits in den 1950er Jahren
Bilder der
gelinsten Galaxie
Quasar im
Vordergrund
18
Oktober 2010
Dabei stach das Objekt
Sterne und Weltraum
www.astronomie-heute.de
Oktober 2010
19
kurz & bündig
Wellen und Schneebälle im F-Ring Saturns
Eine Raumfahrtbehörde
für Mexiko
Das mexikanische Parlament beschloss
kürzlich die Gründung einer nationalen
Raumfahrtbehörde. Die »Agencia Espacial Mexicana« (AEXA) muss zunächst
mit einem Jahresbudget von rund
600 000 Euro auskommen und soll auf
der Halbinsel Yucatan einen Weltraumbahnhof bauen.
Zwei Transitplaneten um
einen Stern entdeckt
Das Weltraumteleskop Kepler fand beim
Stern Kepler-9 gleich zwei Planeten, die
von uns aus gesehen in regelmäßigen
Abständen vor ihrem Stern vorüberziehen und dabei dessen Licht geringfügig
abschwächen. Dies ist der erste bekannte
Fall eines Sonnensystems mit mehr als
einem Transitplaneten.
Russland will zum Merkur
Die russische Raumfahrtbehörde
Roskosmos plant für das Jahr 2014 eine
Raumsonde zum sonnennächsten
Planeten Merkur. Sie soll auf der Konstruktion der Marssonde Phobos-Grunt
aufbauen.
Titan ist geschrumpft
Auf dem größten Saturnmond finden
sich Faltengebirge ganz ähnlich jenen
auf der Erde. Sie bildeten sich nach neuesten Computermodellen durch eine
allmähliche Schrumpfung des ganzen
Mondes seit seiner Entstehung vor 4,5
Milliarden Jahren.
Ab welcher Sternmasse bildet sich ein Schwarzes Loch?
Sterne mit mehr als 25 Sonnenmassen
lassen bei ihrer Explosion als Supernova ein Schwarzes Loch als Überrest
zurück. Nun fanden Forscher einen
Neutronenstern im Sternhaufen
Westerlund 1, dessen Mutterstern aber
eine Masse um 40 Sonnenmassen aufgewiesen haben muss.
D
ie US-Raumsonde Cassini stieß
kraft einen geringen Stoß und werden aus
im äußeren F-Ring von Saturn auf
ihrer Umlaufebene herausbewegt. Jedes
ungewöhnliche Strukturen, die auf die
Segment des F-Rings wird durch Prome­
Existenz temporärer Monde in dieser
theus etwa alle 68 Tage gestört.
Die dabei in den Wellenbergen er­zeug­
Region hindeuten.
Der F-Ring wurde im September 1979
ten, bis zu 20 Kilometer großen Gebilde
von der US-Raumsonde Pioneer 11 bei
sind aber keine festen Körper, sondern
ihrem nahen Vorbeiflug entdeckt und im
eher lockere Ansammlungen von Ringma-
darauffolgenden Jahr von der Raumsonde
terial. Viele von ihnen werden bei weiteren
Voyager-1 im Detail fotografiert. Schon
Passagen von Prometheus wieder ausein-
auf diesen ersten Bildern zeigte sich, dass
andergerissen. Einige von ihnen überste-
der F-Ring nicht einfach ein schmaler
hen jedoch die Vor­übergänge und klumpen
Streifen aus Staub- und Eispartikeln ist,
fester zusammen. Die langlebigeren Ob-
sondern sich sehr dynamisch verhält. Es
jekte sind offenbar so dicht gepackt, dass
gibt in ihm zahlreiche Knicke und ver-
sie von ihrer schwachen Eigenschwerkraft
drillte Einzelringe.
Seit der Ankunft der Cassini-Sonde
zusammengehalten werden.
Dass die neugebildeten »Schneebälle«
im Saturnsystem im Juli 2004 rückte der
im F-Ring für kurze Zeiträume eine gute
F-Ring immer wieder ins Blickfeld ihrer
Überlebenschance haben, liegt daran,
Kameras. Ihre Aufnahmen zeigen, dass
dass sich der F-Ring nahe der Roche-
vor allem gravitative Wechselwirkungen
Grenze um Saturn befindet. Diese wurde
mit dem Mond Prometheus die Gestalt
erstmals vom französischen Astronomen
des Rings beeinflussen. Dieser Mond
und Mathematiker Eduard Albert Roche
umläuft Saturn zwischen dem F-Ring und
(1820 – 1883) beschrieben. Sie gibt an, bei
dem weiter innen liegenden A-Ring. Seine
welchem Abstand ein im Umlauf befind-
Schwerkraft verursacht Wellenstrukturen
liches Objekt von den Gezeitenkräften
im F-Ring. Zudem zieht er gelegentlich
des größeren Mutterkörpers auseinander-
Partikel aus dem Ring heraus, die sich
gerissen wird, wenn diese stärker als die
dann auf seiner Oberfläche ablagern.
Eigenschwerkraft des kleineren Objekts
Kürzlich gelangen Cassini Aufnahmen,
werden. Dabei wird jedoch nicht die inne-
die auf weitere kleine Objekte hinweisen,
re Festigkeit des Körpers berücksichtigt,
die im F-Ring eingebettet sind. Es sind
die beispielsweise durch Atombindungs-
Wellenstrukturen, in deren Bergen sich
kräfte entstehen.
Objekte von bis zu 20 Kilometer Größe
bilden können. Auch hieran ist die
Schwerkraft von Prometheus schuld.
Bei seinen Umläufen bewegt sich der
Diese komplexen Wellenstrukturen im
F-Ring des Saturn entstehen durch die
maximal 148 Kilometer lange Mond mit
Schwerkraft des Mondes Prometheus, der
seiner etwas höheren Geschwindigkeit
sich außerhalb des Bildes befindet. In den
um Saturn als die vergleichsweise win-
hellen »Wellenbergen« existieren bis zu 20
zigen Partikel des F-Rings. Außerdem
Kilometer große Zusammenballungen aus
ist die Bahn von Prometheus gegen die
Ringpartikeln, die über mehrere Wochen bis
Ebene des F-Rings leicht geneigt. Die
Monate bestehen und dann wieder ausein-
Ringpartikel erhalten durch seine Schwer-
anderdriften.
NASA / JPL / SSI
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Oktober 2010
Sterne und Weltraum
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