Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten

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Effekte beim Mischen von
Flüssigkeiten
Gelenktes Entdeckendes Lernen
von Marcel Sommavilla
Inhalt:
In dieser Unterrichtseinheit haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit,
verschiedene Aspekte beim Mischen von Flüssigkeiten selber zu entdecken. Sie
können auch bereits bekannte Phänomene durch gezielte Experimente detailliert
untersuchen.
Fachliches Review:
Antonio Togni, Laboratorium für anorganische Chemie, ETH Zürich
Fachdidaktisches Review:
Franco Antognoli, Kantonsschule Luzern
Publiziert auf EducETH:
31 März 2008
Rechtliches:
Die vorliegende Unterrichtseinheit darf ohne Einschränkung heruntergeladen und
für Unterrichtszwecke kostenlos verwendet werden. Dabei sind auch Änderungen
und Anpassungen erlaubt. Der Hinweis auf die Herkunft der Materialien (ETH
Zürich, EducETH) sowie die Angabe der Autorinnen und Autoren darf aber nicht
entfernt werden.
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folgender Seite finden Sie alle wichtigen Informationen:
http://www.educeth.ch/autoren
Weitere Informationen:
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im Internet unter http://www.educ.ethz.ch oder unter http://www.educeth.ch.
ETH Institut für Verhaltenswissenschaft
Gelenktes Entdeckendes Lernen
zum Thema
Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
Fach:
Chemie
Schulstufe:
Gymnasium
Voraussetzungen:
• Grundbegriffe Verbindung, Reinstoff, Mischung (homogen,
heterogen), Lösung usw.
• zwischenmolekulare Kräfte
Entdeckungsmöglichkeiten:
• polare und apolare Flüssigkeiten
• homogene und inhomogene Mischbarkeit von Flüssigkeiten
• Mischungslücken
• Volumeneffekte beim Mischen unterschiedlicher Flüssigkeiten
Dauer Unterrichtseinheit:
4 Lektionen à 45 Minuten (180 Minuten)
Dauer selbständiges Entdecken: 75 - 90 Minuten
Verfasser:
Marcel Sommavilla
Betreuer:
Dr. Andreas Bartlome
Fassung vom:
15. März 2008
Schulerprobung:
Diese Arbeit wurde noch nicht erprobt.
ETH Institut für Verhaltenswissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Material für die Lernenden
2
A Informationsangebot
2
B Lenkung
3
B.1 Mündliche Information (durch die Lehrperson)
B.2 Schriftliche Information
3
4
Teil 2: Material für die Lehrperson
11
A Erforderliches Vorwissen
11
B Simulation
12
Literatur
17
Anhang
17
A Verhalten im Labor und zur Handhabung von Chemikalien
B Korrekte Bestimmung von Flüssigkeitsvolumina
C Strukturformel und Siedetemperaturen
D Dichte von Ethanol-Wasser-Mischungen bei 20 °C
E Homogene / inhomogene Mischungen und Entmischungsdiagramme
F Löslichkeitsparameter
Gelenktes Entdeckendes Lernen
1
Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
ETH Institut für Verhaltenswissenschaft
Teil 1: Material für die Lernenden
A Informationsangebot
An jedem Arbeitsplatz finden Sie die folgenden Materialien:
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
5 Bechergläser 20 ml
1 Becherglas 500 ml
2 Mischzylinder 10 ml mit Stopfen
1 Mischzylinder 25 ml mit Stopfen
2 Messzylinder 5 ml
1 Messzylinder 10 ml
1 Messzylinder 25 ml
2 Scheidetrichter (graduiert) 25 ml mit Stopfen
Beheizbarer Magnetrührer mit Thermometer
diverse Pasteurpipetten PE
eine Packung Kleenex-Tüchlein
Filzstift
Auf dem Lehrerpult befinden sich zudem Vorratsgefässe mit den folgenden Flüssigkeiten:










Wasser
Ethanol
1-Propanol
1-Butanol
1-Hexanol
Aceton (Propanon)
Dichlormethan
Heptan
Octan
Cyclohexan
Weiter stehen Ihnen die im Raum verteilten elektronischen Waagen zur Verfügung. Deren
Handhabung unterscheidet sich nicht wesentlich von einer modernen Küchenwaage. Sie
kennen den Umgang mit solchen Waagen. Falls trotzdem Unklarheiten bestehen sollten, habe
ich neben jeder Waage eine Kurzbeschreibung bereitgelegt.
Als Hilfsmittel und Gedankenstützen finden Sie zusätzlich an jedem Arbeitsplatz die
folgenden Dokumente:






Merkblatt zum Verhalten im Labor und zur Handhabung von Chemikalien

Illustration zur korrekten Bestimmung von Flüssigkeitsvolumina
kleine Formelsammlung
Diagramm mit dem Dichteverlauf von Ethanol-Wasser-Mischungen bei 20 °C
Lehrtext über homogene / inhomogene Mischungen und Entmischungsdiagramme
kleine Tabelle mit Löslichkeitsparametern (inkl. kurze Erläuterung)
Gelenktes Entdeckendes Lernen
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
ETH Institut für Verhaltenswissenschaft
Das mit "" markierte Dokument ist lesepflichtig. Dasselbe gilt auch für die Kapitel B.2 und
C in dieser Anleitung. Dies bedeutet, dass Sie die erwähnten Dokumente vollständig
durchlesen, bevor Sie mit dem experimentellen Arbeiten beginnen. Das Lesen aller anderen
Dokumente ist fakultativ. Sie können selbst bestimmen, ob und wann Sie sich mit diesen
beschäftigen wollen.
B Lenkung
B.1 Mündliche Information (durch die Lehrperson)
Im Alltag kommt man in vielen Bereichen in die Situation, in der man zwei Flüssigkeiten
mischen muss. Denken Sie etwa daran, dass Sie sich an einem heissen Sommertag einen
kühlen Sirup zubereiten wollen. Dazu werden Sie das Sirupkonzentrat in einem bestimmten
Verhältnis mit kaltem Wasser mischen. Falls Sie dann auch noch Hunger kriegen und sich für
einen knackig frischen Salat entscheiden, werden Sie bei der Zubereitung der Salatsauce im
einfachsten Fall Essig und Öl mischen.
Doch auch in anderen Bereichen des Alltags kommen Mischungen von Flüssigkeiten zum
Einsatz. So schwören erfahrene Hausfrauen und Hausmänner auf eine Mischung von
(heissem) Wasser und Brennsprit zum Reinigen von Fensterscheiben.
Ihnen fallen sicher noch weitere Beispiele des täglichen Lebens ein, bei denen das Mischen
von Flüssigkeiten nötig ist.
Mischungen von Flüssigkeiten spielen aber nicht nur im Alltag, sondern auch in der
chemischen Industrie, in der Forschung und in der Technik eine bedeutende Rolle. Dort
kommen sie etwa bei der Trennung und der Reinigung von Reaktionsprodukten oder beim
Beschichten von Materialien zum Einsatz.
In dieser Unterrichtseinheit haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Aspekte beim Mischen
von Flüssigkeiten selber zu entdecken. Sie können auch bereits bekannte Phänomene durch
gezielte Experimente detaillierter untersuchen.
Unter den Dokumenten und Materialien, die Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz zur Verfügung
stehen, befindet sich auch eine schriftliche Anleitung. Diese besteht aus drei Teilen:
In Teil A sind alle Materialien und Unterlagen zusammengestellt, die Sie auf Ihrer
Entdeckungsreise benutzen können. Teil B orientiert Sie über den organisatorischen Ablauf
und gibt Ihnen einige Regeln, Hinweise und Gedankenanstösse. Dies soll Ihnen erlauben,
möglichst kreativ zu arbeiten und sich auf Ihre Interessen konzentrieren zu können, sodass Sie
möglichst viel profitieren werden. Schliesslich informiert Sie Teil C, was am Schluss dieser
Unterrichtseinheit von Ihnen erwartet wird, was abzugeben ist und wie die abgegebenen
Unterlagen bewertet werden.
Um einen Überblick zu erhalten und damit Sie sich Ihre Zeit gut einteilen können, sollten Sie
zunächst einen Blick auf die bereitgelegten Dokumente werfen. Bevor Sie mit Ihrer
Entdeckungsphase beginnen, sind anschliessend die mit "" bezeichneten lesepflichtigen
Texte (Kapitel B.2, C und das Merkblatt zum Verhalten im Labor und zur Handhabung von
Chemikalien) zu lesen.
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
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
B.2 Schriftliche Information
Die Arbeiten werden grundsätzlich alleine durchgeführt. Natürlich können Sie sich bei
Unsicherheiten, Fragen, Problemen oder Unklarheiten mit Ihrer Nachbarin oder Ihrem
Nachbarn besprechen.
Das Ziel dieser Unterrichtseinheit ist, dass Sie anhand einer selbst ausgedachten Strategie eine
Reihe von kleinen Experimenten durchführen, mit denen Sie verschiedene Effekte beim
Mischen von Flüssigkeiten untersuchen. Anschliessend diskutieren Sie Ihre Ergebnisse
jeweils in Zweiergruppen. Ihre Beobachtungen, Überlegungen und Erkenntnisse sollten am
Schluss auch in Form eines kleinen Berichtes protokolliert sein.
Die folgende Arbeitsphase ist in die sieben Abschnitte "Grundlagen", "Erarbeitung einer
Strategie",
"Experimente",
"Auswertung",
"Aufräumarbeiten",
"Bericht"
und
"Partnerdiskussion" aufgeteilt. Die Arbeiten, die in diesen Abschnitten beschrieben werden,
sind chronologisch nicht strikt getrennt und fliessen teilweise ineinander.
Lesen Sie alle Abschnitte zuerst durch, bevor Sie mit dem selbständigen Arbeiten beginnen.
Die folgende Tabelle skizziert einen groben Zeitplan. Er ist nicht verbindlich, soll Ihnen
jedoch bei Ihrer Zeiteinteilung helfen.
Grundlagen und Erarbeitung einer Strategie
Experimente und Auswertung (Phase des Entdeckens)
Aufräumarbeiten
Verfassen/Zusammenstellung des Berichtes
Partnerdiskussion
Total
35 - 50 min
75 - 90 min
10 min
30 min
15 min
180 min
Übersicht über den groben zeitlichen Ablauf.
Grundlagen
Beim Mischen von Flüssigkeiten treten Effekte auf, die oftmals klein und auf den ersten Blick
vielleicht nicht immer sofort ersichtlich sind. In dieser Unterrichtseinheit geht es um diese
Effekte. Sie haben die Gelegenheit, sie zu entdecken und experimentell zu erforschen.
Die dabei gemachten Beobachtungen spielen sich auf der Wirklichkeitsebene ab. In der
Chemie möchte man sie aber auch auf einer Modellebene deuten können. Dies kann entweder
rein qualitativ oder quantitativ geschehen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Struktur der
kleinsten Teilchen, aus denen die Flüssigkeit aufgebaut ist. Zudem ist entscheidend, wie diese
kleinsten Teilchen nicht nur untereinander, sondern auch mit den kleinsten Teilchen anderer
Flüssigkeiten wechselwirken. Solche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Teilchen
bezeichnet man als zwischenmolekulare Wechselwirkungen.
Falls Sie nicht mehr so recht wissen, worum es sich dabei genau handelt, sollten Sie zunächst
in Ihren Chemie-Unterlagen nachschauen und Ihre Kenntnisse auffrischen. Anderenfalls
fahren Sie mit dem nächsten Abschnitt weiter.
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
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Erarbeitung einer Strategie
In dieser Phase heisst es, selber aktiv und kreativ zu werden.
Oftmals wird Ihnen genau gesagt, was Sie im Unterricht tun müssen. Beim Lösen einer
Aufgabe wird ein bestimmtes Problem vorgegeben und Sie müssen die gesuchte Antwort
finden. Auch beim Arbeiten im Labor müssen Sie sich strikt an die Experimentiervorschrift
halten. Hier ist es anders. Hier entscheiden Sie, was Sie tun wollen und was Sie spannend
finden. Hier können Sie Ihren Ideen im Rahmen des vorgegebenen Themas und des
Angebotes freien Lauf lassen!
Zusätzliche Freiheit ist aber stets mit zusätzlicher Verantwortung verbunden. Damit diese
Veranstaltung nicht nur zu einer feucht-fröhlichen Spielerei ohne nennenswerte neue
Erkenntnisse und Lernerlebnisse verkommt, ist es wichtig, dass Sie sich Gedanken machen,
was Sie untersuchen wollen und wie Sie dazu am besten vorgehen. Das Ziel ist, dass Sie in
der zur Verfügung stehenden Zeit möglichst viel entdecken.
Vielleicht haben Sie ja bereits eine Vermutung und möchten diese gerne experimentell
bestätigen. Vielleicht gibt es ein System oder ein Phänomen, das Sie schon lange gerne
genauer untersuchen wollten.
Am besten wählen Sie sich zu Beginn aus der Liste der Flüssigkeiten jene aus, die Sie am
meisten interessieren oder die Ihnen für Ihre Untersuchungen geeignet scheinen. Beschränken
Sie sich vorerst auf etwa zwei oder drei Stoffe. Sie können später immer noch weitere
Flüssigkeiten in Ihre Experimente einbeziehen.
Es ist wichtig, dass Sie eine Strategie entwickeln, eine Versuchsreihe planen, sich ein
experimentelles Vorgehen überlegen. Entwerfen Sie auch ein Protokoll, mit dem Sie Ihre
Beobachtungen festhalten können.
Überlegen Sie sich, welche Mischungen Sie mit den ausgewählten Flüssigkeiten durchführen
und wie Sie bei Ihren Experimenten vorgehen wollen.
Wenn Sie die Mischungen nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ beurteilen wollen,
können Sie auch die Masse und das Volumen der Flüssigkeiten vor und nach dem Mischen
bestimmen. Dazu dienen die im Unterrichtsraum verteilten Waagen, sowie die Mess- und
Mischzylinder, die Sie an Ihrem Arbeitsplatz vorfinden. Mit dem Scheidetrichter können Sie
Flüssigkeiten sehr genau trennen.
Interessant ist beispielsweise auch, Flüssigkeiten in unterschiedlichen Mengenverhältnissen
oder bei unterschiedlichen Temperaturen zu mischen.
Um es nochmals klarzustellen: Sie sind in Ihrer Entdeckungsphase völlig frei. Sie können sich
etwa auf eine bestimmte Kombination von Flüssigkeiten spezialisieren und anhand dieses
Systems bestimmte Eigenschaften quantitativ untersuchen. Sie können aber auch untersuchen,
wie sich verschiedene Flüssigkeiten in Bezug auf ein bestimmtes Phänomen verhalten.
Vielleicht geben Ihnen die beigelegten Unterlagen auch ein paar Denkanstösse zu
interessanten Experimenten.
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
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Experimente
Bevor Sie mit den eigentlichen Experimenten beginnen, müssen Sie das Merkblatt zum
Verhalten im Labor und zur Handhabung durchgelesen haben (Lesepflicht"").
Arbeiten Sie sauber, diszipliniert und verantwortungsbewusst. Es handelt sich bei dieser
Unterrichtseinheit nicht um eine Spiel-, sondern primär um eine Lern- und Arbeitsphase.
Befolgen Sie die Hinweise auf dem Merkblatt zum Verhalten im Labor und zur Handhabung
von Chemikalien. Halten Sie auch Ordnung. Sowohl am Platz mit den Vorratsflaschen wie
auch an Ihrem Arbeitsplatz. Wenn Sie sich an diese Regeln halten, können Sie von dieser
Unterrichtseinheit profitieren. Anderenfalls müssen wir abbrechen und in Zukunft auf
ähnliche Veranstaltungen verzichten.
Von den Ihnen zur Verfügung gestellten Materialien und Chemikalien werden Sie
wahrscheinlich nicht alle verwenden. Wählen Sie jene aus, die Ihnen für Ihre Versuche
geeignet erscheinen.
Schreiben Sie zunächst für jede Flüssigkeit, die Sie beziehen wollen, je ein 20 ml Becherglas
mit ihrem Namen oder ihrer chemischen Formel an.
Beziehen Sie die entsprechenden Substanzen beim Lehrerpult. Schliessen Sie die
Vorratsflaschen nach jeder Entnahme sofort wieder und nehmen Sie keine davon an Ihren
Arbeitsplatz. Damit ist gewährleistet, dass die Vorräte stets allen Beteiligten zur Verfügung
stehen und dass sie nicht verunreinigt werden. Seien Sie sparsam und füllen Sie das
Becherglas nicht zu voll. Wenn Sie später mehr von einer Flüssigkeit benötigen, können Sie
diese immer wieder neu beziehen.
Führen Sie nun Ihre Experimente durch. Falls Sie verschiedene Flüssigkeiten mischen wollen,
eignen sich die vorhandenen Mischzylinder besonders gut. Es genügt, wenn Sie für die
Mischungen jeweils 5 ml bis maximal 10 ml von den einzelnen Flüssigkeiten verwenden.
Schwenken Sie die Mischungen, messen Sie Masse und Volumen, sowohl vor als auch nach
dem Mischprozess und so weiter.
Möchten Sie den Temperatureinfluss auf das Mischungsverhalten überprüfen, sollten Sie die
Mischung höchstens bis 10 °C unterhalb der tiefsten Siedetemperatur der verwendeten
Flüssigkeiten erwärmen. Die Siedetemperaturen finden Sie in der Formelsammlung im
Anhang.
Zwischen einzelnen Versuchen sollten Sie die Gefässe eventuell mit einem Kleenex-Tüchlein
kurz trocknen, um Verfälschungen bei nachfolgenden Versuchen zu vermeiden.
Gehen Sie systematisch vor. Halten Sie sich dabei an die von Ihnen entwickelte Strategie.
Falls Sie unerwartete Entdeckungen machen oder falls es sonst nötig sein sollte, können (und
sollen) Sie Ihre Strategie im Verlauf der Experimentierphase revidieren.
Führen Sie auch ein Protokoll. Dies ermöglicht es Ihnen, alle Ihre Beobachtungen korrekt
festzuhalten und bei der Auswertung auf diese zurückgreifen zu können.
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Das grosse Becherglas können Sie als Sammelgefäss für Abfälle benutzen. Kennzeichnen Sie
es entsprechend.
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Auswertung
Fassen Sie mit Hilfe Ihres Protokolls alle Phänomene zusammen, die Sie interessant finden.
Belegen Sie Ihre Vermutungen und Hypothesen gegebenenfalls
Messergebnissen und stellen Sie nicht unbegründete Behauptungen auf.
mit
erhaltenen
Gibt es Effekte, die Sie nicht erwartet hätten oder die Sie überraschen?
Können Sie sich die gemachten Beobachtungen erklären?
Versuchen Sie, Ihre Beobachtungen mit einem geeigneten Modell respektive auf der Ebene
der kleinsten Teilchen zu deuten.
Lassen sich Beobachtungen, die Sie bei einem System gemacht haben auch auf ein anderes
übertragen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Gehen Sie bei der Auswertung systematisch vor und versuchen Sie, die beobachteten Effekte
aufgrund von Gemeinsamkeiten oder von Unterschieden zwischen den untersuchten
Flüssigkeiten zu erklären.
Aufräumarbeiten
Entsorgen Sie sämtliche Flüssigkeitsabfälle in den bereitgestellten Kanister. Dasselbe gilt für
übrig bleibende Flüssigkeiten, die sich noch an Ihrem Arbeitsplatz befinden.
Giessen Sie unter keinen Umständen Flüssigkeiten zurück in eine der Vorratsflaschen!
Vergessen Sie auch nicht, alle benötigten Glaswaren zu reinigen und den Arbeitsplatz sauber
aufgeräumt zu hinterlassen.
Bericht
Stellen Sie das von Ihnen erarbeitete Material in einem kleinen Bericht zusammen, den Sie
am Schluss der Stunde abgeben. Vergessen Sie auch nicht, allfällig vorhandene
Messprotokolle beizulegen.
Verfassen Sie Ihre schriftliche Auswertung so, dass Sie auch von einer Drittperson verstanden
werden kann, die nicht an Ihren Experimenten teilgenommen hat.
Natürlich passieren einem beim Experimentieren manchmal auch Fehler oder man merkt, dass
man ein Experiment falsch geplant hat. Falls das auch bei Ihnen der Fall sein sollte, dann
halten Sie es ebenfalls in Ihrem Bericht fest. Vielleicht können Sie ja sogar angeben, was man
hätte besser machen können oder wie ein Problem zu vermeiden gewesen wäre.
Ich werde Ihre Arbeit durchschauen und bewerten (vgl. Teil C dieser Anleitung). Sie können
auch schriftlich Fragen stellen, wenn Sie etwas nicht verstehen oder genauer wissen wollen.
Ich werde dann versuchen, Ihre Fragen zu beantworten.
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Partnerdiskussion
Zum Abschluss dieser Unterrichtseinheit sollen Sie Ihre Ergebnisse und Beobachtungen in
Zweiergruppen diskutieren. Planen Sie dafür etwa 15 Minuten ein.
Ich habe die Gruppeneinteilung bereits vorgenommen. Die Liste hängt an der Wandtafel und
kann dort eingesehen werden.
Am besten präsentiert jede Person der anderen kurz die wichtigsten Erkenntnisse. Erläutern
Sie die durchgeführten Versuche und die erhaltenen Ergebnisse.
Anschliessend sollen die Arbeiten gegenseitig kritisch hinterfragt und miteinander verglichen
werden. Als Diskussionsgrundlage können beispielsweise die folgenden Fragen dienen:

Sind die gefundenen Erklärungen plausibel?

Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den zwei Arbeiten?

Ergänzen sich die Arbeiten?

Sind die erhaltenen Resultate kompatibel oder führen Sie etwa zu Widersprüchen?
Falls Letzteres der Fall ist: Wie müsste man vorgehen, um Gewissheit zu erlangen?
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
C Bewertung und Beurteilung
Der Hauptteil der Bewertung basiert auf dem abgegebenen Bericht. Dabei geht es nicht
darum, ob Sie spektakuläre Versuche beschreiben können oder ob Sie eine bahnbrechende
Entdeckung gemacht haben. Viel wichtiger ist, dass Sie Ihre Überlegungen und Strategien
formulieren und dass Sie experimentelle Ergebnisse und Messresultate in einer geeigneten
Form dokumentieren, interpretieren und diskutieren können.
Bei der Beurteilung des Berichtes wird auf die folgenden Punkte geachtet:
1. Sie haben sich mit mindestens einem Phänomen im Rahmen des vorliegenden Themas
beschäftigt.
2. Sie haben die untersuchten Phänomene kurz beschrieben (z. B. "Ich habe untersucht,
wie sich ...", "Ich wollte herausfinden, warum ...", "Ich vermute, dass ...").
3. Sie haben Ihre Strategie / Ihr Vorgehen beschrieben, um das unter Punkt 2 formulierte
Ziel zu erreichen.
4. Sie haben die durchgeführten Experimente beschrieben.
5. Sie haben die erhaltenen Resultate und Beobachtungen festgehalten und protokolliert.
Diese Messprotokolle sind ebenfalls dem Bericht beigelegt.
6. Sie haben die Resultate ausgewertet. Dies beinhaltet, dass Sie Gedanken formuliert
haben, wie man eine gemachte Beobachtung erklären könnte. Sie sollten auch notiert
haben, was man daraus für Schlüsse ziehen kann respektive ob eine gemachte
Beobachtung im Einklang mit Ihren Erwartungen oder Vermutungen steht.
7. Sie haben angegeben, wenn beim Experimentieren Probleme aufgetaucht sind. In
diesem Fall haben Sie auch notiert, wie diese gelöst wurden oder wie man vorgehen
müsste, um sie zu lösen. Sie haben auch angegeben, wenn bei Ihren Versuchen alles
problemlos verlaufen ist.
8. Der Bericht ist sauber verfasst und übersichtlich strukturiert.
9. Der Bericht umfasst maximal zwei handgeschriebene Seiten.
Neben dem Bericht wird bei der Beurteilung auch berücksichtigt, wie Sie den Arbeitsplatz
hinterlassen haben und ob die Chemikalien korrekt entsorgt wurden.
Die Note, die Sie für diese Arbeit erhalten, besitzt das gleiche Gewicht wie ein
Praktikumsbericht.
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Teil 2: Material für die Lehrperson
A Erforderliches Vorwissen
Diese Unterrichtseinheit eignet sich als Ergänzung im Anschluss an die Behandlung von
zwischenmolekularen Kräften im Theorie-Unterricht.
Im normalen Chemie-Unterricht kann das vorliegende Manual wahrscheinlich in den
wenigsten Fällen direkt eingesetzt werden. Dies einerseits aus Zeitgründen andererseits
aufgrund des beträchtlichen organisatorischen Aufwandes. Gut geeignet wäre jedoch ein
Einsatz im Rahmen des Chemie-Praktikums. Dabei wäre es durchaus möglich, dank der
relativ geringen experimentellen Anforderungen an die Lernenden, PraktikumsAnfängerinnen und -Anfänger anhand dieser Unterrichtseinheit das saubere und
verantwortungsbewusste Arbeiten im Chemie-Labor üben zu lassen. Selbstverständlich
müssen die Verhaltensregeln beim Arbeiten im Labor sowie Grundkenntnisse im Umgang
und in der Handhabung von Chemikalien zu diesem Zeitpunkt bereits vermittelt worden sein.
Falls die Schülerinnen und Schüler nicht das erste Mal experimentell arbeiten, sehen sie sich
wahrscheinlich erstmals mit der Situation konfrontiert, dass sie die Experimente nicht einfach
nach einer perfekt ausgearbeiteten Vorschrift durchführen sollen. Vielmehr müssen sie sich
zuerst einmal eigene Experimente überlegen, dann ein geeignetes praktisches Vorgehen
entwickeln, dieses durchführen, allenfalls revidieren und aus den erhaltenen Ergebnissen
vernünftige Schlüsse ziehen.
Als Alternative zum Einsatz im Chemie-Praktikum kann das Thema auch als Projekt im
Rahmen einer Sonderwoche oder ähnlichen Veranstaltungen angeboten werden.
Die Aufgabenstellung und die Thematik verlangt ein hohes Mass an Eigeninitiative, Disziplin
und Leistungsbereitschaft von den Lernenden. Dies deshalb, weil die zu beobachtenden
Phänomene relativ subtil sind und deren Verständnis einiges an Abstraktionsvermögen und
analytischem Denken erfordert. Aus diesem Grund wird die vorliegende Arbeit am besten mit
naturwissenschaftlich/technisch interessierten Klassen oder Gruppen durchgeführt.
Vom fachlichen Standpunkt her müssen die Lernenden grundlegende Begriffe wie
Verbindung, Reinstoff, Mischung (homogen, heterogen), Lösung usw. kennen. Schliesslich ist
es ebenfalls erforderlich, dass die Schülerinnen und Schüler wissen, was man unter dem
Begriff der Dichte versteht.
Es wird ebenfalls erwartet, dass die Lernenden über die modernen Modelle zur Beschreibung
der Materie Bescheid wissen. Dazu gehören das Konzept der kleinsten Teilchen und die
Kenntnis von Begriffen wie etwa Atome und Moleküle. Insbesondere sollten sie wissen, dass
es einen Zusammenhang zwischen Struktur respektive Aufbau der kleinsten Teilchen und
dem experimentell beobachtbaren Verhalten eines Stoffes gibt.
Speziell wichtig bei der Behandlung des vorliegenden Themas ist, dass die Lernenden die drei
möglichen Arten von zwischenmolekularen Wechselwirkungen (Dipol/Dipol-Wechselwirkungen, Wasserstoff-Brücken, Van-der-Waals-Kräfte) kennen. Sie sollten ebenfalls in der
Lage sein, aufgrund der Molekülstruktur qualitativ abschätzen zu können, welche Arten von
zwischenmolekularen Wechselwirkungen in welchem Ausmass auftreten können.
Gelenktes Entdeckendes Lernen
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
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Es ist vorteilhaft, aber nicht unbedingt erforderlich, wenn die Lernenden die
Konzentrationsmasse Molenbruch und Massenprozente kennen und diese für binäre
Mischungen berechnen können. Diese Forderung lässt sich dadurch begründen, dass die
experimentellen Daten in der Literatur fast immer in Abhängigkeit dieser beiden
Konzentrationsmasse angegeben sind. Die im gymnasialen Chemie-Unterricht viel häufiger
verwendete Stoffmengenkonzentration eignet sich nicht als Konzentrationsmass, da bei den
Versuchen keine der in den Mischungen vorhandenen Flüssigkeiten eindeutig als
Lösungsmittel ausgezeichnet werden kann.
Vom fachlichen Standpunkt aus wäre die Verwendung von Molenbrüchen vorzuziehen, denn
für molekulare Prozesse sind Teilchenverhältnisse ausschlaggebend. Molenbrüche geben
diese Verhältnisse optimal wieder. Bei der Verwendung von Massenprozenten werden sie
hingegen aufgrund der unterschiedlichen molaren Massen etwas verzerrt. Die Lernenden
dürften hingegen zu den Massenprozenten einen einfacheren Zugang haben, weil Sie
unmittelbar aus den Experimenten und ohne Umrechnung der Massen in Stoffmengen
erhalten werden können. Dieses Vorgehen lässt sich aus pädagogischer Sicht rechtfertigen
und sollte zu keinem falschen Vorwissen führen, welches zu einem späteren Zeitpunkt eine
Verständnishürde für eine vertiefte Auseinandersetzung darstellt.
Schliesslich sei auch noch auf die Entsorgungsproblematik beim Verwenden von
Dichlormethan hingewiesen. In der vorliegenden Version wird von den Lernenden nicht
verlangt, Mischungen mit und ohne chlorierte Lösungsmittel getrennt zu entsorgen. Dies
könnte allenfalls durch das Bereitstellen eines zweiten Sammelgefässes und entsprechende
Instruktionen geändert werden. Es wäre jedoch auch möglich, bei der angebotenen
Flüssigkeitsauswahl ganz auf Dichlormethan zu verzichten.
B Simulation
In diesem Teil ist zusammengestellt, was sich die Lernenden bei ihrer Entdeckungsreise alles
überlegen könnten, welche Phänomene es zu beobachten gäbe und welche möglichen
Schlussfolgerungen und Ideen daraus resultieren könnten.

Die Lernenden mischen unterschiedliche Flüssigkeiten und erkennen, dass dies zu
homogenen oder inhomogenen Lösungen führt.

Die Lernenden sehen interessante Feinheiten nicht (etwa Volumeneffekte beim
Mischen oder die Tatsache, dass sich zwei Flüssigkeiten je nach Mischungsverhältnis
homogen/inhomogen mischen können).

Es gibt Flüssigkeiten, die unbeschränkt homogen mischbar sind. Andere sind nur
teilweise homogen mischbar oder nur in einem bestimmten Verhältnis. Die Lernenden
haben sich vielleicht eine Tabelle zusammengestellt, aus der hervorgeht, welche zwei
Flüssigkeiten unter den gegebenen Bedingungen homogen miteinander mischbar sind
und welche nicht.

Die Lernenden realisieren, dass die Aussage "A und B mischen sich nicht", nicht
sinnvoll ist.
Gelenktes Entdeckendes Lernen
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
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
Es kann entdeckt werden, dass die Frage, ob sich zwei Flüssigkeiten vollständig
homogen mischen, vom Mischungsverhältnis der Ausgangssubstanzen abhängt. Die
Lernenden erkennen, dass Mischungseffekte durch experimentell steuerbare Parameter
beeinflusst werden können.

Die Lernenden machen eine Messreihe und ermitteln, wie viel von einer zweiten
Flüssigkeit beigemischt werden kann, bis sich eine inhomogene Mischung bildet. So
lassen sich beispielsweise die Zusammensetzungen der beiden Phasen eines
inhomogenen Gemisches bestimmen. Gegebenenfalls vergleichen sie ihre Resultate
mit den beigelegten Entmischungsdiagrammen. Sie machen sich Gedanken über
allfällige Abweichungen und ob es besser geeignete Bestimmungsmethoden gibt.

Wenn die Lernenden nur oberflächlich arbeiten, erkennen sie nicht, dass auch bei
inhomogenen Mischungen die beiden Phasen keinesfalls rein sind. Bis zu einem
gewissen Grade findet praktisch immer eine Mischung der einen in der anderen
Komponente statt. Bei einer detaillierten Untersuchung könnten die Lernenden mit
Hilfe des Scheidetrichters die Masse der einzelnen Phasen mit den ursprünglich
eingewogenen Flüssigkeiten vergleichen. Sie erkennen dabei, dass die Ergebnisse
nicht übereinstimmen, weil eben zu einem gewissen Grad eine gegenseitige Mischung
stattfindet. Die beiden Phasen sind keine reinen Flüssigkeiten. Die totale Masse bleibt
jedoch – im Gegensatz zum totalen Volumen – stets erhalten.

Durch das Studium der Entmischungsdiagramme realisieren die Lernenden, dass bei
inhomogenen Gemischen die Löslichkeit der einen Komponente in der anderen nicht
"symmetrisch" ist. So enthält beispielsweise beim Zwei-Komponenten-System
Hexan/Wasser die Hexan-Phase viel mehr Wasser als die Wasser-Phase Hexan.

Einzelne Schülerinnen und Schüler könnten auf die Idee kommen, Gemische zu
erwärmen oder abzukühlen, um Temperatureffekte zu untersuchen. Obwohl dies ein
interessanter Aspekt ist, sind Versuche dazu in dieser Unterrichtseinheit aus
Sicherheitsgründen nicht vorgesehen. Die Lernenden können sich aber aufgrund der
beigelegten Entmischungsdiagramme darüber Gedanken machen. Allenfalls könnte
bei vorhandenem Interesse ein Kühlschrank zur Verfügung gestellt werden (vgl.
Ausführungen am Schluss von Kapitel A).

Die Lernenden stellen fest, dass die Frage, ob sich zwei Flüssigkeiten homogen
mischen oder nicht, auf der Teilchenebene erklärt werden kann und dass die Erklärung
weitgehend auf zwischenmolekulare Wechselwirkungen (Dipol/Dipol-Wechselwirkungen, Wasserstoff-Brücken, Van-der-Waals-Kräfte) zurückzuführen ist.

Die Lernenden machen sich Gedanken darüber, warum gewisse Alkohole nicht immer
homogen mit Wasser mischbar sind, obwohl doch prinzipiell Wasserstoff-Brücken
zwischen den beiden Molekülen ausgebildet werden können.

Die Schülerinnen und Schüler ordnen die Flüssigkeiten nach ihren Fähigkeiten,
zwischenmolekulare Wechselwirkungen einzugehen. Ihre Reihenfolge wird durch
Löslichkeitsversuche belegt. Sie vergleichen die Ergebnisse mit den
Löslichkeitsparametern und versuchen, eine Gesetzmässigkeit zu erkennen.
Gelenktes Entdeckendes Lernen
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Effekte beim Mischen von Flüssigkeiten
ETH Institut für Verhaltenswissenschaft

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen Drei-Komponenten-Gemische. Dabei
erkennen sie, dass die Löslichkeit eines apolaren Stoffes in Wasser durch Zugabe von
beispielsweise Ethanol oder Aceton erhöht werden kann. Vielleicht entdecken sie
auch, dass ein inhomogenes Gemisch durch Zugabe einer geeigneten dritten
Flüssigkeit in ein homogenes Gemisch überführt werden kann.

Die Lernenden machen die Beobachtung, dass sich die Massen beim Mischen zweier
unterschiedlicher Flüssigkeiten (wie erwartet) additiv verhalten. Erstaunlicherweise
gilt diese Beobachtung für die Volumina jedoch nicht. Sie führen diese Beobachtung
vielleicht auf die unterschiedliche Grösse der kleinsten Teilchen zurück (kleinere
Teilchen finden Platz in den von den grösseren gebildeten Hohlräumen).

Die Lernenden untersuchen, ob die Volumenabnahme beim Mischen von
unterschiedlichen Flüssigkeiten von den verwendeten Substanzen abhängt oder ob sie
in allen Fällen gleich stark ausgeprägt ist. Vielleicht erkennen sie, dass die prozentuale
Volumenabnahme nicht immer gleich gross ist. Sie hängt vom Mischungsverhältnis
und den Ausgangssubstanzen ab.

Einzelne Teilnehmerinnen und Teilnehmer versuchen, den Dichteverlauf eines
Gemisches in Abhängigkeit von dessen Zusammensetzung zu bestimmen (analog zum
beigelegten Dichteverlauf von Ethanol-Wasser-Mischungen). Sie erkennen dabei, dass
genaue Volumenmessungen schwierig sind und dass deshalb zur Vermeidung von
Messfehlern sehr exakt und sorgfältig gearbeitet werden muss. Vielleicht machen die
Lernenden den Fehler und geben für eine inhomogene Mischung einen Dichtewert an.
Dies kann passieren, wenn sie ausser Acht lassen, dass die zwei Flüssigkeiten nicht in
jedem Verhältnis homogen mischbar sind.

Möglicherweise vergleichen die Lernenden den experimentellen Dichteverlauf von
Ethanol-Wasser-Mischungen mit dem berechneten und diskutieren die Unterschiede.
Aus der Abweichung zwischen Messung und Rechnung können verschiedene
Schlüsse gezogen werden (die Massen verhalten sich nicht additiv, die Volumina
verhalten sich nicht additiv, die experimentellen Werte beinhalten Messfehler usw.).
Eventuell werden die Abweichungen als nicht sehr dramatisch beurteilt. Vielleicht
versuchen einige sogar, die Rechnung zu reproduzieren.

Die Schülerinnen und Schüler könnten beim Ablesen des Volumens oder beim
Abwägen von Flüssigkeiten mit relativ tiefem Siedepunkt Verdunstungseffekte
feststellen. Dies ist eine mögliche Quelle von Messfehlern. Vielleicht entwickeln die
Lernenden Strategien, um solche Effekte zu verhindern.

Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass die Temperatur einen Einfluss auf das
Mischverhalten haben kann, wie beispielsweise bei der Mischung von CyclohexanMethanol ersichtlich ist. So ist es möglich, dass die Schüler feststellen, dass die
Mischungslücke bei höherer Temperatur kleiner oder grösser wird und im Extremfall
sogar verschwindet. Sie zeihen praktische Konsequenzen aus dieser Tatsache.
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C Bewertung und Beurteilung
Die Beurteilung darf nicht darauf beruhen, ob eine Schülerin oder ein Schüler diejenigen
Phänomene entdeckt hat, welche die Lehrperson als besonders wichtig oder interessant hält.
Es sind viele verschiedene Entdeckungen und Lernerlebnisse möglich (vgl. Kapitel B). Der
Lernende muss die Freiheit haben, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und seine eigenen
Interessen in den Vordergrund zu stellen.
Ebenso wenig darf man die Beurteilung von quantitativen Gesichtspunkten abhängig machen.
Die Anzahl der verschiedenen, vom Lernenden behandelten Aspekte soll also nicht bewertet
werden. Besonders quantitative Untersuchungen, die exaktes und konzentriertes Arbeiten
sowie oftmals eine sorgfältige und detaillierte Vorbereitungs- und Planungsphase erfordern,
können zeitlich sehr anspruchsvoll sein.
Durch die Aufforderung zur schriftlichen Zusammenfassung der wichtigsten Überlegungen
und Resultate in einem Bericht erreicht man, dass die Schülerinnen und Schüler Ihre
Gedanken „ordnen“ und artikulieren. Dieser Teil ist zusammen mit dem Führen eines
Messprotokolls zentral. Damit kann gewährleistet werden, dass die Lernenden nicht nur ein
bisschen herumspielen, sondern dass sie sich seriös mit dem Thema befassen.
Der Hauptzweck liegt aber darin, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, eine
systematische Arbeitsweise zu entwickeln und die durchgeführten Arbeiten sauber zu
dokumentieren. Diese Fähigkeiten sind nicht nur in den Naturwissenschaften von zentraler
Bedeutung.
Deshalb wird einerseits verlangt, dass die Schülerinnen und Schüler eine Problemstellung
formulieren und die eigenen Gedanken so in Worte fassen und schriftlich festhalten, dass sie
für Drittpersonen verständlich sind. Andererseits sollen die Schülerinnen und Schüler lernen,
dass Behauptungen experimentell belegt und durchgeführte Experimente sauber protokolliert
und dokumentiert werden müssen. Dadurch erhalten sie auch einen kleinen Einblick in das
naturwissenschaftliche Arbeiten und den Zusammenhang von Vermutung - Experiment Auswertung - Schlussfolgerung.
In diesem Sinne wird beim abgegebenen Bericht geprüft, ob die Punkte, welche in Kapitel C
des Materials für die Lernenden verlangt werden, vorhanden sind oder nicht. Vorwiegend die
Punkte 2 bis 6 sind zentral und dürfen keinesfalls fehlen. Zudem soll bei der Bewertung der
Berichte auf eine saubere und übersichtliche Darstellung geachtet werden (Punkt 8).
Ob die gefundenen Ergebnisse, die Erklärungen und Folgerungen aus naturwissenschaftlicher
Sicht korrekt sind, darf bei der Beurteilung keine Rolle spielen. Ebenso wenig soll die
Entdeckungsleistung der einzelnen Schülerinnen und Schüler quantifiziert oder bewertet
werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass für die in den Experimenten gemachten
Entdeckungen und Beobachtungen logische Begründungen angegeben worden sind.
Die Reinigung des Arbeitsplatzes und die Entsorgung der Chemikalien sollen auch in die
Beurteilung einfliessen, denn dieser Punkt zeigt, ob sich die Lernenden professionell im
Labor verhalten. Zudem verhindert er, dass die Lernenden einen unaufgeräumten Arbeitsplatz
hinterlassen.
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Im Vergleich zum Bericht muss die Bewertung dieses Aspektes aber ein deutlich kleineres
Gewicht haben.
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Literatur
Sørensen J. M., Arlt W.: Dechema Chemistry Data Series: Liquid-Liquid Equilibrium Data
Collection – Binary Systems. Volume V, Part 1. Frankfurt am Main 1979 (Dechema).
Skrzecz A.: Solubility data in physicochemical data collections and data banks. In: Pure &
Appl. Chem., 69 (1997) 943-950.
Lide D. R.: CRC Handbook of Chemistry and Physics. Boca Raton 2004, 85 th Edition (CRC
Press).
Hansen C. M.: Hansen Solubility Parameters – A User’s Handbook. Boca Raton 2000 (CRC
Press).
Barton A. F. M.: CRC Handbook of Solubility Parameters and other Cohesion Parameters.
Boca Raton 1991, 2nd Edition (CRC Press).
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