SchubGrenzenSpielideeen - Jungwacht Blauring Schweiz

Werbung
Spielideen
 Prävention Sexueller Ausbeutung in Jungwacht Blauring
 Spielideen und Module zur Prävention sexueller Gewalt
 Musterblock GK: „Sexuelle Ausbeutung“
 Musterblock GLK: „Sexuelle Ausbeutung“
 Musterblock SLK: „Sexuelle Ausbeutung“
 Anregungen für Grund- und Gruppenleiterkurse
 Anregungen für Schar- und Lagerleiter-, Verbandsausbildner- und Präseskurse
Einführung
Im Folgenden findest du Spiele, die (im weiteren Sinn) zum Themenbereich
Grenzen, Grenzverletzung und sexuelle Gewalt und deren Prävention passen.
Einige sind speziell für Ausbildungskurse und Teams, andere auch für
Kindergruppen geeignet.
Es ist bei den meisten Spielen wichtig, dass die Teilnehmenden sich nach dem
Spiel über das Erlebte und ihre Gefühle austauschen können. So kann der
Übergang zu einem Thema, das du ansprechen möchtest, optimal gestaltet
werden.
Die Spiele sind als Ergänzung zu den Kursmodulen gedacht.
 Spiele, welche Grenzen verletzen könnten, sollten daher immer freiwillig
sein. Am Besten bietet ihr jeweils eine Alternative an.
Module
Die folgenden Module dienen als Anregung und Input für Diskussionen in
Kursen und Teams. Durch eine allgemeine, umfassende Auseinander-setzung
und Sensibilisierung für Grenzen und Grenzverletzungen soll Prävention von
Sexueller Gewalt betrieben werden. Der Zusammenhang zur Sexuellen Gewalt
muss dabei nicht immer hergestellt werden.
Die Module sind den Bereichen Persönlichkeit, Gruppe, Schar und Lager
zugeteilt, um so in entsprechende Kursblöcke integriert zu werden. Während
die Inputs im ersten Teil für alle in Jungwacht Blauring Tätigen wichtig sind,
betreffen die Module im zweiten Teil spezifisch die Aufgaben von Personen
mit Schar-, Regional- Kantonsleitungs- oder Präsidesfunktionen.
Die Verweise (z.B. D5) beziehen sich auf passende Spiele im Anhang welche
die Auseinandersetzung mit den Inputs erweitern und als Einstieg dienen
können.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
1
Die Spiele sind folgenden Themenbereichen zugeteilt:
A. Wahrnehmung
B. Mitbestimmen
C. Persönlichkeit
D. Geschlechterrollen
E. Sexualität
F. Grenzen
A. Wahrnehmung
1. Kennenlernspiel
In Zweiergruppen versucht man sich allein auf Grund des ersten Eindrucks und
der körperlichen Erscheinung Stärken und Schwächen zuzuweisen. Beachtet
Gesicht und Hände, sie sagen viel über eine Person aus. Was war richtig, was
falsch? Im Plenum einander aufgrund der Stärken (und Schwächen) vorstellen.
2. Händeraten
Der Person in der Mitte des Kreises werden die Augen verbunden. Dann
tauschen die Aussenstehenden den Standort. Aufgabe dieser Person ist es,
herauszufinden, zu wem welche Hände gehören (an Stelle der Hände können
auch die Kragen erraten werden).
3. Steinhauer
Die Steinhauerin stellt ihren Partner in eine Stellung und Mimik, die ihre
momentane Stimmung ausdrückt.
4. Klopfspiel
Alle suchen sich für dieses Spiel einen Partner oder eine Partnerin. Eine Person
schliesst die Augen und dreht der anderen den Rücken zu. Die andere Person
fängt mit dem Klopfen an und folgt folgender Anleitung: Schaut euch kurz den
Menschen an, der vor euch steht, ihr werdet auf seinem Körper eine Klopfreise
unternehmen. Ihr beginnt sanft mit dem Klopfen auf dem Scheitel des Kopfes.
Nun geht eure Klopfreise über den Nacken hinunter zu den Schultern ...über
die Arme bis zu den Fingern ... zurück zu den Schultern... den Rücken hinunter
...über den Po ...zu den Beinen ...bis zu den Knöcheln ...und den Füssen. Die
Reise geht wieder zurück, bis ihr wieder beim Scheitel angelangt seid.
Wechselt die Rollen. Wichtig: Freiwilligkeit; Gleichgeschlechtliche Teams
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
2
5. Tastreise mit den Füssen
Legt die Unterlagen an einem geeigneten flachen Ort zu einem Tastweg aus.
Achtet dabei auf Abwechslung zwischen den verschiedenen Materialien. Zum
Laufen auf dem Tastweg muss man barfuss gehen und die Augen verbunden
haben. Am besten geht man in Zweiergruppen, einer geht auf dem Tastweg
und erzählt dem anderen laufend, was er mit den Füssen fühlt.
Als mögliche Unterlagen eignen sich
 Nasses Tuch
 Zerknüllte Zeitungen
 Stroh
 Tannzapfen
 Eierkartons
 Styropor-Füllmaterial
 Seil-Knäuel
 Teppichreste
 Grosser Spiegel
 Luftmatratze
Gedanken Input und Auswertungstip
Wie wäre es, wenn du immer auf die Augen und/oder die Ohren verzichten
müsstest?
6. Bushaltestelle
Die Gruppe stellt sich in einer Reihe als Schlange an der Bushaltestelle auf.
Eine Person kommt nun zur Schlange und sagt dem Ersten in der Reihe etwas
in einer bestimmten Gefühlslage (z.B. fröhlich, traurig, wütend, lachend,
verliebt, schläfrig, eilig usw.). Der Erste in der Schlange muss dem Zweiten
das genau gleiche weitersagen, der Zweite dem Dritten usw... Der Letzte geht
an der Schlange vorbei und sagt es vor sich hin. Dann startet er mit etwas
anderem von vorne. Nach einer gewissen Zeit kann man Varianten einbringen,
so muss man z.B. den Gefühlsausdruck verstärkt weitergeben oder nur
vorspielen.
Gedanken-Input und Auswertungstip
Konnte ich meine Hemmungen ablegen und mein Gefühl frisch drauflos
spielen?
7. Wache im Wald
Alle Teilnehmenden rüsten sich mit Proviant, warmen Kleidern (evt.
Wolldecke) und genügend Holz aus. Danach geht jeder an seinen Ort, entfacht
sein Feuer und hängt seinen Gedanken nach.
Eine solche Nachtwache ist am eindrücklichsten, wenn man sie allein
unternimmt. In einer Gruppe am Feuer wird man zu leicht von den eigenen
Gedanken abgelenkt. Zum Schluss könnt ihr die Morgendämmerung geniessen
- eine Zeit, die man wenig kennt, die aber wunderschön ist.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
3
Varianten
 Statt eine ganze Nacht zu wachen, macht ihr einen Einsatzplan, so dass
jeder etwa eine Stunde vor dem Feuer verbringen kann.
 In einem Lager ist jeden Abend eine andere Person mit der Nachtwache
dran.
Gedanken-Input und Auswertungstip
Stille und Einsamkeit werden von vielen Menschen als bedrückend und
unangenehm empfunden. Stille kann aber auch sehr erholsam sein: An einer
einsamen Stelle im Wald lässt man seinen Gedanken freien Lauf, hat Zeit, über
Probleme nachzudenken, die einen seit langem beschäftigen, lauscht den
Geräuschen der Natur usw. Natürlich kann man Stille und Einsamkeit auch
tagsüber geniessen, vorausgesetzt, man findet einen ungestörten Platz.
Besonders geeignet für eine solche “stille Zeit” ist aber eine Nachtwache im
Wald.
B. Mitbestimmen
1. Teamsitzung
Effiziente und zielgerichtete Sitzungen, bei denen das Wesentliche nicht neben
Belanglosigkeiten untergeht sind nicht ganz einfach zu erreichen.
Ablauf
Eine Traktandenliste zeigt allen, worum es an der Sitzung überhaupt geht.
Dabei helfen feste Punkte:
1. Gemeinsamer Einstieg
2. Kurzer Rückblick. Wie lief es heute/ seit der letzten Sitzung? Was ging gut
und was bereitete mir/uns Mühe? Was müssen wir ändern?
3. Ablauf des nächsten Programms. Was läuft konkret? Wer ist wofür
verantwortlich? Wer macht wo mit?
Tipps
 Wenige Sitzungsregeln erleichtern die Zusammenarbeit.
 Der Zeitpunkt der Sitzung hat oft einen Einfluss auf das Resultat.
 Nach einer einstündigen Sitzung wird wahrscheinlich die Energie draussen
sein.
 Es ist sinnvoll, wenn jemand auf die Uhr schaut und wieder zum Thema
zurückführt, wenn man sich davon entfernt hat.
 Beschlüsse sollen schriftlich festgehalten werden, damit man sich
orientieren kann. Auch verteilte Aufträge werden festgehalten, da dies die
Verbindlichkeit erhöht.
 Die Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen kann durch die Teilnahme
einer Delegation erhöht werden.
Ein heikler Moment bei Sitzungen sind oft die Entscheidungen. Wird der
Entscheid durch Einstimmigkeit, Abstimmung oder sogar durch Zufall
getroffen? Hat am Schluss noch jemand das Vetorecht?
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
4
2. Ämtlirat
Ein Thema im Lager sind immer wieder die kleinen Ämter wie abwaschen,
abtrocknen, Duschen/WC saubermachen, aufräumen, in der Küche helfen.
Grundsätzlich kann natürlich die Lagerleitung bestimmen, wer dazu verknurrt
werden soll. Gerade bei diesen kleinen Dingen kommt es jedoch sehr stark auf
Zusammenarbeit und Solidarität an. Wie wäre es, wenn am ersten Abend oder sogar schon vor dem Lager - alle Teilnehmenden untereinander
ausmachen, wer was zu erledigen hat? Die Beteiligten besetzen die
verschiedenen Ämtli selbst (evt. freiwillig) und erleben ihre Arbeit als Beitrag
zur Gemeinschaft.
Ablauf
Die Küchenjungen, die schwingende Kelle, die kratzende Bürste und wie sie
alle heissen, sind ausgeflogen. Jetzt müsst ihr selbst schauen, dass ihr diese
Posten besetzt. Deshalb beruft ihr den Ämtlirat ein. Zuerst wählt ihr eine
Präsidentin, einen Vizepräsidenten und eine protokollführende Person. Je
nachdem könnt ihr die Ämtli verlosen oder per Glücksrad zuteilen. Aber: alle
Beteiligten haben ein Vetorecht und können das Amt ablehnen. Dieses Veto
kann nur durch eine 2/3- Mehrheit des Rates aufgehoben werden; die
Betroffenen muss aber wichtige Gründe für das Veto nennen können.
Präsidentin, Vizepräsident und Protokollführerin sind für die Überwachung der
Arbeiten zuständig und können unter Umständen den Rat zu einer
Krisensitzung zusammenrufen.
Material
Glücksrad oder Lösli, Packpapier für Riesenprotokoll, würdige Klamotten für
Präsidium, Symbole für Ämtli (Kelle, WC-Bürste usw.).
3. Tontopf - Crash
Der Tontopf - Crash bringt eine Gruppe dazu, unter erschwerten Bedingungen
zusammenzuarbeiten. Die Gruppe kann sich mit Hilfe des Tontopf - Crashs
bewusst werden, wie bei ihr die Zusammenarbeit funktioniert, und welche
Rolle jedes einzelne in der Gruppe einnimmt.
Ablauf
Stelle das Material auf einem Tisch bereit und erteile der Gruppe den Auftrag,
ausschliesslich mit dem vorbereiteten Material eine Konstruktion zu bauen, die
einen Tontopf schützt der aus dem 1. Stock fliegt. Dabei darf nicht gesprochen
werden. Die Gruppe hat nun einige Minuten Zeit, eine Schutzkonstruktion zu
bauen. Du beobachtest das stille Geschehen. Dann begutachtet ihr die
Konstruktionen und stellt sie vor. Nun gehen alle zum Testen in den 1. Stock
und lassen ihre Konstruktion mit dem Tontopf aus dem Fenster fallen.
Danach sitzt die Gruppe zusammen und analysiert das Geschehen. Wer hat wie
kommuniziert, wessen Plan wurde verwirklicht, wer hat welchen Anteil an der
Konstruktion gehabt, welche Rollen hatte man während dieser Zeit?
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
5
Material pro Gruppe
1 kleiner Tontopf, Ballon, 1m Schnur, Papier, ein Pingpongbällchen, 100g
Mehl, 6 Schrauben, Leim, Klebestreifen, Schere
oder 15 Trinkhalme und Klebstreifen
4. Team - Torte
Das Spiel ist ein guter Gesprächseinstieg über die Beurteilung und Bewertung
der Arbeiten im Team.
Ablauf
Jede Person hat ein Blatt Papier vor sich und malt darauf einen möglichst
grossen Kreis. Der ganze Kreis ist eine Torte und stellt alle Arbeit des Teams
dar.
Jede
Person
soll
nun
für
jedes
Team-Mitglied
Tortenstücke
hineinzeichnen, und zwar so grosse Stücke, wie sie die Arbeit der einzelnen
Personen beurteilt. Für die gemeinsamen Tätigkeiten wird auch noch ein Stück
eingezeichnet. In die einzelnen Tortenstücke werden die Namen und
Tätigkeiten hineingeschrieben. Dann wird ausgetauscht, verglichen und
diskutiert.
C. Persönlichkeit
1. Schüttelhit
Sprechgesang: Dä XY isch en guete Typ, das wüssed mir und alli andere Lüüt/
D’XX isch ä gueti Frau, das wüssed mir, und alli andre au; drum chum au du,
und mach doch mit, bi eusem neue Schüttelhit, und obe schüttle schüttle (Arme
über Kopf schütteln), unde schüttle schüttle, rechts ..., links ...
2. Lobrunde
Person steht in die Kreismitte, die Aussenstehenden zählen alles Positive, das
ihnen zu dieser Person einfällt auf. Nach Gesagtem kommt immer die Welle
oder Klatschen.
3. Vertrauensspiele
Programmidee, Ziel
Fünf Spiele, um Gefühlen von Beklommenheit und Angst zu begegnen.
Vertrauen in die Mitspieler gewinnen und Ängste überwinden.
I. Eine Person steht auf einer Erhöhung, schliesst die Augen und lässt sich steif
in die auffangenden Arme der Mitspielenden fallen. Was fühlt ihr dabei?
II. Eine Person
bewegt sich blind und reagiert nur auf die Signale der
Partnerin oder des Partners (Körper berühren, Stimme).
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
6
III. Zwei Spielende stehen sich in einer grösseren Entfernung gegenüber und
schliessen die Augen. Beide strecken die Handfläche nach vorne und steuern
aufeinander zu. Wie verhält es sich mit dem Tempo von Beginn an bis zur
Berührung? Was fühlt ihr dabei?
IV. Jemand rennt blind auf ein Hindernis zu, wird aber kurz vorher von
Mitspielenden abgefangen. Was ist das für ein Gefühl?
V. Ein Kind mit Laub, Erde oder anderem Material zudecken. Je nach Material
kann es versuchen, sich selbständig zu befreien. Vorsicht: freie Atmung
sicherstellen (Kopf freihalten) und beim Kind bleiben.
Gedanken-Inputs und Auswertungstipp
Die Kinder zu diesen Spielen ermutigen, aber nicht zwingen. Wer nicht will
wird nicht blossgestellt - sonst zerstören die Spiele das Vertrauen.
D. Geschlechterrollen
1. Rollenspiele
Rollenspiele sind unterhaltsam und können viel aufzeigen. Es ist uns kaum
bewusst, dass wir uns in vielen privaten und öffentlichen Situationen genau so
verhalten, wie es von uns als Frau/Mann erwartet wird.
Ziele der Rollenspiele
Sensibilisierung
auf
geschlechtsspezifische
Kulturmuster
und
Verhaltensweisen; Erkennen der Abhängigkeit verschiedener Reaktionen von
den Erwartungen anderer; Wahrnehmen geschlechtsspezifischer Rollenanteile.
mögliche Ausgangssituationen (Geschlecht kann ausgetauscht werden!)

Zwei 17-jährige Mädchen sitzen auf einer Bank im Park; zwei ihnen
bekannte Jungen kommen vorbei. Diese wollen erreichen, dass die beiden
Mädchen abends mit an eine Party kommen, auf der noch Mädchen
fehlen.

Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen und Leitende, die eine
Weiterbildung machen wollen, berichten über ihre Ideen. Ein Mädchen
will
Schreinerin
werden.
Ein
Leiter
hat
sich
für
das
Hauswirtschaftsseminar angemeldet.

Situationen und Nachbearbeitung von Lagern

Ein Mädchen möchte mit den Buben Fussball spielen. Einige Buben sind
dagegen, einige dafür, andere möchten das Mädchen einem Test
unterziehen.

Ein Knabe möchte mit den Mädchen kochen (oder die Postenplakate
malen).

Ein Mädchen möchte mit den Buben Feuer machen (oder die Seilbrücke
bauen).

Die Mädchen wollen ein Lager ohne Buben durchführen. Eine Leiterin
will aber ihren Freund mitnehmen. Gespräch im Leiterinnenteam.

Die Leiterinnen wollen am Besuchstag die Seilbrücke erstellen. Gespräch
am gemischten Lagerhöck.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
7
Spielablauf
Die Rollen werden kurz besprochen und verteilt. Nach einigen Minuten wird
das Rollenspiel beendet und die Rollen werden wieder abgelegt. Dann gibt’s
eine Nachbesprechung mit den folgenden Fragen:

Waren typisch männliche und typisch weibliche Verhaltensmuster
erkennbar?

Welche weiteren Klischees waren zu beobachten (Berufe, Nationalitäten,
Alter usw.)?

Wie muss sich ein Bube, ein Mädchen demzufolge richtig verhalten?

Haben sich diese Rollenzuschreibungen während des Spiels verändert?

Kamen “weibliche” oder “männliche” Sprachformen, Körpersprache,
Gestik vor?

Gibt es Themen, die an einer nächsten Lagersitzung besprochen werden
sollten?
Geschlechterrollen haben neben dem individuellen Aspekt auch einen
gesellschaftlich verursachten Anteil. Es ist viel schwieriger, diesen Anteil im
Rollenspiel aufzudecken als den individuellen Anteil bewusst zu machen und
dies ist auch nur längerfristig, in einem kontinuierlichen Prozess möglich.
Eine mögliche Spielform, um die gesellschaftlichen Anteile zu erkennen, ist
die Rollenumkehrung. Die folgenden Rollenspiele werden zweimal gespielt.
Einmal hat ein Bube/Sohn die Hauptrolle und einmal ein Mädchen/Tochter:

Sohn (14) möchte abends zwei Stunden länger an einer Leiter-Action
bleiben als ursprünglich mit den Eltern vereinbart. Gespräch mit den
Eltern.

Leiterin (16) möchte am Teamweekend mit dem Freund im Zweierzelt
übernachten. Gespräch mit den Teamältesten.

Sohn kommt von einer BR & JW Party erst am nächsten Morgen nach
Hause. Gespräch mit den Kollegen über den Konflikt mit den Eltern.

Leiter schlägt vor, das diesjährige Samichlaus Programm erstmals
gemischt durchzuführen. Gespräch im gemischten Leitungsteam.

Die Freundin eines Leiters will einen zweitägigen Lagerbesuch machen
Auswertung
Wertet auch diese Rollenspiele in einer Diskussionsrunde aus.
Variante
Personen, die Rollenspiele machen, können recht bald eigene Alltagskonflikte
spielen. Wer ein Thema eingebracht hat, sollte in der ersten Runde als
Beobachter zuschauen.

Tochter (15) kommt um 23 Uhr nach Hause und will mit dem Freund
noch ins Zimmer, um ein BR & JW Programm vorzubereiten. Gespräch
mit den Eltern am anderen Morgen, ohne den Freund.

Leiterin bringt den BR & JW Bus zur Kontrolle in die Garage und stellt
beim Abholen fest, dass etwas mit dem Bus nicht in Ordnung ist.
Gespräch mit Teamkolleginnen.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
8
2. Fragebogen
Dieser Fragebogen (im Anhang) dient als Einstieg für eine gemischte Gruppe.
Wir empfehlen, den Fragbogen spontan, in kurzer Zeit und einzeln ausfüllen zu
lassen. Die spontanen Entscheide weisen oft auf Vorurteile oder gelernte
Antworten hin. Nach dem Ausfüllen kannst du die Fragebogen einziehen und
die Resultate der ganzen Gruppe präsentieren, - oder sofort in die Diskussion
einsteigen und über die schwierigen oder einfachen Entscheidungen
austauschen.
Ziel
Sensibilisierung auf “gelernte” Rollen-Zuschreibungen und Vorurteile über
Geschlechter.
Tipp
Du kennst deine Gruppe. Vielleicht willst du in geschlechtergetrennten
Gruppen über die Ergebnisse diskutieren und erst dann in der gemischten
Runde darüber austauschen. Dies empfehlen wir speziell, wenn ein Geschlecht
in einer klaren Minderheit vertreten ist.
3. Ein Bub ist ein Bub/ Ein Mädchen ist ein Mädchen
Geschlechtergeschichten und Geschlechterrollen
Ideen
Kann als Einstieg in einen Abend oder eine längere thematische Veranstaltung
oder Auseinandersetzung dienen.
Die Teilnehmenden haben die Aufgabe, die angefangenen Sätze zu
vervollständigen. Dies tun sie vorerst, ohne darüber zu reden. Anschliessend
werden die Resultate begutachtet und kommentiert. Es darf nachgefragt,
verglichen und gelacht werden. In den meisten Fällen werden sich die
Teilnehmenden mit der Zeit von den Texten distanzieren - oder sie wenigstens
relativieren. Das ist dennoch, was wir gelernt haben ...!
Folgende Satzanfänge können als Impulse dienen:
jungwacht . blauring

Ein richtiges Mädchen/ richtiger Bub hat ...

Ein Mädchen/ Bub zu sein, hat den Vorteil ...

Ein Mädchen/ Bub zu sein, hat den Nachteil ...

Als Mädchen/ Bub darf man nicht ...

Ein Mädchen/ Bub isst ...

Ein Mädchen/ Bub schläft ...

Mädchen/ Buben grüssen sich ...

Ein Mädchen/ Bub singt ...

in Blauring/ Jungwacht sollte ein Mädchen/ Bub ...

in Blauring/ Jungwacht sollte ein Mädchen/ Bub auf keinen Fall ...

Mädchen/ Buben sind ...
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
9
4. Begrüssungsrituale
In vielen Blauring & Jungwacht Gruppen merkst du gleich, dass du nicht
dazugehörst. Bei der Begrüssung weisst du zum Beispiel nicht, was du mit der
Hand des anderen tun sollst - welche Hand, welche Finger, was, wann, was tut
der Daumen usw.. Mit diesem Spiel wollen wir herausfinden, was es damit auf
sich hat. Kinder wollen fühlen, dass sie dazugehören. Sie lernen deshalb
besonders schnell die Gruppenregeln - dazu gehört auch das Begrüssungsritual.
Du kannst als Gruppenleiter etwa folgendes sagen:
Wir sind jetzt auf dem Dorfplatz, neben der Molkerei, und es hat viele Leute.
Einige kennt ihr gut, andere weniger und manche überhaupt nicht. Ich werde
euch jetzt auffordern, andere Leute auf unterschiedliche Art und Weise zu
begrüssen. Geht umher und schaut, wer auf dem Dorfplatz anzutreffen ist. Plötzlich entdeckst du einen guten, alten Freund, den du schon lange nicht
mehr gesehen hast; ihr geht aufeinander zu, sagt hallo und zeigt, dass ihr euch
freut. Geh jetzt weiter. Du begegnest nun einigen entfernt Bekannten, die du
einfach kurz begrüsst. Jetzt triffst du jemanden, den du an einer Party
kennengelernt hast und der dir sympathisch war. Du freust dich, ihn
wiederzusehen und wechselst mit ihm ein paar Worte. Dann verabschiedest du
dich und gehst weiter. Da entdeckst du deinen besten Freund, mit dem du fast
täglich zusammen bist und begrüsst ihn. Ihr geht in ein Strassencafé, setzt euch
hin und redet über all die Leute, die ihr getroffen habt, wie ihr sie begrüsst
habt, und wie es euch dabei ergangen ist. - Ihr habt ein Mineral oder eine Ovo
getrunken, verabschiedet euch und geht zurück auf den Dorfplatz. - Jetzt seid
ihr Eskimos in Grönland und macht euch bereit zum Fischen. Da kommt dein
Freund, ihr begrüsst einander, indem ihr die Nasen aneinander reibt. - Geht
jetzt weiter und verwandelt euch in Bürger der Sowjetunion und geht auf dem
Roten Platz umher. Ihr begegnet einem guten Bekannten und begrüsst ihn mit
einem Kuss auf beide Wangen. - In einem ganz anderen Land begrüssen sich
die Leute, indem sie mit dem Rücken aneinander reiben. - In Blauring &
Jungwacht begrüssen wir uns, indem wir ...
Auswertung
Gespräch über die Erlebnisse im Spiel und über die besten und die doofsten
erlebten Begrüssungsformen. Als Leiter sollst du erreichen, dass die
verschiedenen Ansichten von den Teilnehmenden akzeptiert werden. Einige
Familien begrüssen sich so, andere auf ihre Art, die Eskimos so und in
Jungwacht und Blauring ...
5. Meine Lebensgeschichte
Diese Übung macht bewusst, was das bisherige Leben geprägt hat und gibt die
Möglichkeit, eine eigene Lebenskurve zu zeichnen. Als Einstieg empfehlen wir
eine ruhige Konzentrationsübung mit einer Phantasiereise durch das eigene
Leben. Die leitende Person könnte etwa folgendes sagen:
Versuche dich an die Zeit zu erinnern, als du im Kindergarten warst. War es
dir wichtig, ein Bub/Mädchen zu sein? Woran hat sich das gezeigt? Fällt dir
eine Situation dazu ein? Wie haben dir deine Eltern gesagt oder gezeigt, dass
du ein Bub bist? Kannst du dich an eine Situation erinnern, wo du anders
behandelt wurdest als deine Schwester/dein Bruder oder ein dir bekanntes
Mädchen/bekannter Bub? War irgendetwas Auffälliges an dir, was die
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
10
Erwachsenen oder die anderen Kinder veranlasst hat, dein Bub-Sein/MädchenSein in Frage zu stellen oder zu betonen? Geh jetzt in Gedanken einen Schritt
weiter und erinnere dich an die Schulzeit und den Schuleintritt. Erinnere dich
an deine Lehrerin oder deinen Lehrer, an deine Klassenkollegen und
Kolleginnen. Warst du als Bub/Mädchen anerkannt oder wurdest du gehänselt
und geplagt? Hattest du viele Schlägereien und Zankereien in der Schule?
Kommt dir ein Beispiel in den Sinn, wo dich jemand herausgefordert hat zu
kämpfen und dich zu wehren? Wie war dein Anfang in BR & JW? In welchen
Vereinen warst du sonst noch aktiv? Denke jetzt an die Schuljahre an der
Oberstufe. Gab es da bestimmte Männer/Frauen, die dein Vorbild waren? Wie
hat sich dein Körper in dieser Zeit verändert? Erinnerst du dich an deine erste
Selbstbefriedigung? Wie haben deine Eltern und Freunde und Freundinnen
darauf reagiert. Haben sie es überhaupt erfahren und reagiert? Wie hätten sie
reagieren sollen? Hast du in Beziehungen mit Buben oder Mädchen ein
wichtiges Erlebnis gehabt, das für dich wichtig war? Welche schönen oder
traurigen Erfahrungen hattest du mit anderen Personen? Denke jetzt an die
jüngste Vergangenheit, an die letzten zwei Jahre. Gab es in Freundschaften zu
Frauen/Männern besondere Ereignisse? Was hat dich in letzter Zeit in Bezug
auf Buben/Mädchen, Männer oder Frauen beschäftigt? Wie siehst du dich als
Bub/Mädchen und als jungen Mann/junge Frau?
Anschliessend tragen alle die wichtigsten Ereignisse auf ihrer Lebenslinie ein
und bewertet sie auf einer Skala von -3 bis +3. Dann suchen alle eine Person,
mit der sie gerne über ihre Lebenskurve reden möchte.
Hier einige Auswertungsfragen für die abschliessende Besprechung in der
Gesamtgruppe:

Gab es Gemeinsamkeiten und grosse Unterschiede?

Welche Erlebnisse haben viele gemacht?

Welche Ereignisse waren angenehm, welche eher unangenehm?

Was bedeuten unsere Erfahrungen für unser jetziges Gefühl, Frau/ Mann
zu sein? Was willst du behalten, was willst du verändern?
Idee
Als Weiterentwicklung oder möglichen Themenwechsel, wenn nicht auf die
Vergangenheit eingestiegen werden will, kann der Ausblick in die Zukunft
dienen. Jeder zeichnet auf seiner Lebenskurve die zukünftig erwünschten
Ereignisse, wie Beruf, Reise, Heirat, Kind, Auto usw.
Diese Lebenskurven werden anschliessend verglichen und ausgetauscht,
vielleicht mit den folgenden Fragen:

Was weisst du schon über deine Zukunft?

Wo wird es schwierig für dich, darüber nachzudenken?

Wovor hast du Angst?

Welches Ereignis möchtest du schon hinter dich gebracht haben?
Beispiel Lebenskurve im Anhang
Weitere Impulse und Spiele findet ihr in der Broschüre Let’s talk about sex von
Jungwacht Blauring.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
11
E. Sexualität
1. Sexualität
Die Teilnehmenden bilden Vierer- und Fünfergruppen (geschlechtergetrennt!).
Jede Gruppe erhält mehrere Illustrierten, Schere, Leim, Filzer und ein grosses
Blatt Papier. Mit dem Material werden Collagen zu Thema “Sexualität ist ...”
erstellt. Anschliessend wird über das Produkt diskutiert. Das kann in jeder
Gruppe einzeln, mit allen Gruppen zusammen, zwei Gruppen untereinander
oder wie auch immer geschehen. Dabei spielt die Frage nach den
Gemeinsamkeiten, den Unterschieden und der persönlichen Wahrnehmung
eine zentrale Rolle.
2. Liebe ist...
Die Teilnehmenden (gleichgeschlechtlich) erhalten jeweils ein Blatt Papier und
Stifte. Sie zeichnen ein grosses Herz und schreiben Begriffe hinein, die sie mit
dem Wort “Liebe” und “Erotik” verbinden. Anschliessend werden die Herzen
verglichen und Gemeinsamkeiten wie Unterschiede in der Gruppe besprochen.
Dabei sind folgende Aspekte wichtig

Für mich bedeutet Liebe ...

Woher habe ich meine Vorstellungen über Liebe

Habe ich Liebe in diesem Bedeutungsgehalt schon erfahren und oder
vorgelebt gesehen?

Welche Bedeutung hat Liebe für mein derzeitiges und mein künftiges
Leben?

Wie tragfähig sind meine Vorstellungen von Liebe im Lebensalltag?
3. Darf man in der Liebe Grenzen setzen?
Yvonne und Thomas, beide 14 Jahre alt, sind seit einigen Monaten ineinander
verliebt. Sie gehen ab und zu miteinander ins Kino oder treffen sich bei
Thomas zu Hause, wo sie gemeinsam Musik hören und intensive Gespräche
führen. Für beide ist es das erste Mal, dass sie eine so tiefe Freundschaft
eingegangen sind. Sie geniessen es, einander die Hand zu halten, zu schmusen
und einfach ganz nah beieinander zu sein. Eines Abends sind die beiden allein
zu Hause und haben es besonders schön zusammen. Thomas streichelt
Yvonnes Brüste unter der Bluse, und sie geniesst diese neu entdeckte
Zärtlichkeit. Auch bei Thomas werden dabei bisher unbekannte Gefühle
ausgelöst. Als er versucht, Yvonnes Scheide zu streicheln, stoppt Yvonne seine
Hand. Für Thomas ist das unbegreiflich, er sagt: “Warum hältst du meine Hand
fest? Hast du mich nicht wirklich lieb?”
Alle
schreiben
die
Geschichte
für
sich
weiter.
Dann
folgt
eine
geschlechtergetrennte Diskussion: Darf oder soll man in der Liebe Grenzen
setzten? Wie fühlt sich Yvonne? Wie fühlt sich Thomas? Austausch der
Gruppen.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
12
4. Körperkontaktspiele
Ziel
Angenehme Berührungen erleben, mit Berührungen umgehen und Grenzen
setzen
Wichtig für die beiden folgenden Spiele
Für die Berührungen gibt es Tabu-Zonen (Geschlechtsteile). Falls die
Spielleitung beobachtet, dass die Grenzen überschritten werden, muss das
unbedingt angesprochen und verhindert werden. Mitmachen muss absolut
freiwillig sein!
I. Maschine und Maschinistin
Ein Paarspiel. Im ersten Durchgang ist eine Person die Maschine, die andere
die Maschinistin, für den zweiten Durchgang werden die Rollen getauscht. Die
Spielerin der Maschine denkt sich ein Geräusch aus und eine Stelle an ihrem
Körper, wo der Ausschaltknopf sitzen soll. Die Maschinistin will die Maschine
ausschalten und drückt nun mit ihrem Zeigefinger solange auf verschiedene
Körperstellen, bis sie den Ausschaltknopf gefunden hat und die Maschine
verstummt.
Auswertung
Wo waren Berührungen angenehm, wo unangenehm?
II. Burgspiel
Es werden zwei Gruppen gebildet. Eine Gruppe geht hinaus, die andere bildet
einen Kreis. Die Gruppe im Kreis denkt sich ein bestimmtes Verhalten aus,
z.B. das rechte Bein streicheln. Die von draussen kommen herein und
versuchen, in den Kreis zu gelangen. Sie werden aber erst hereingelassen,
wenn das vereinbarte Verhalten getan wird. An dieser Stelle öffnet sich der
Kreis. Dann tauschen die Gruppen.
Auswertung
Wo waren Berührungen angenehm, wo unangenehm?
5. Umfragespiel “Liebe, Sexualität”
Als Gesprächseinstieg geeignet, da alle Teilnehmenden zunächst für sich zu
Behauptungen Stellung nehmen müssen. Je nach Wahl der Behauptung kann
danach in der Gruppe über die verschiedensten Themen und Inhalte
gesprochen werden.
Die Situationskärtchen können der Zielgruppe angepasst werden.
Ablauf und Spielregeln
Das Spiel besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist eine Art
Meinungsumfrage. Der zweite Teil ist ein Gespräch in der Gruppe über die
Ergebnisse der Umfrage.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
13
Vor Spielbeginn müssen die Behauptungen kopiert und ausgeschnitten werden.
Alle Spielerinnen und Spieler erhalten einen Zettelstapel mit allen
Behauptungen. Die Behauptungen können mit eigenen Ideen ergänzt oder
ersetzt werden.

Alle Teilnehmenden lesen die Kärtchen mit den Behauptungen für sich
genau durch und machen eine Stapel mit den Behauptungen, die ihrer
Meinung nach stimmen und einen mit denjenigen, die Quatsch sind. So
haben alle zwei Stapel vor sich.

Für den zweiten Teil des Spiels legen alle Mitspielenden die Zettel des
“Stimmt”-Stapels in die Mitte. Nun kann ausgezählt werden, wie viele
Personen in eurer Gruppe einer Behauptung zustimmen und wie viele
nicht. Es kann festgestellt werden, welche Behauptung am meisten
Zustimmung und welche am meisten Ablehnung gefunden hat. Diskutiert
darüber.
Kärtchen im Anhang
F. Grenzen
1. Wo sind meine eigene Grenzen?
Mit Bleistift und Papier ausgerüstet suchen sich alle einen ruhigen Ort. Alle
überlegen für sich: Wo wurden meine Grenzen verletzt, wann habe ich die
Grenzen anderer verletzt? In Jungwacht Blauring und ganz allgemein. Alle
behalten das geschriebene für sich, ausser jemand möchte etwas erzählen.
Diese Aufgabe kann starke Gefühle auslösen, die man dann bereit sein muss
aufzufangen und die betroffene Person zu unterstützen.
2. Spiel mir das Lied vom Tod
Die Personen bewegen sich frei im Raum. Sobald die Musik “Spiel mir das
Lied vom Tod” (oder anderes unheimliches) ertönt, suchen sie den
Augenkontakt zu einer Person und bewegen sich auf diese zu. Der
Augenkontakt bleibt bestehen. Beide bestimmen ohne Worte und Zeichen, wie
nahe sie sich kommen möchten. Beide nehmen wahr, wo die Grenzen des
Gegenübers liegen, und respektieren diese.
3. Nein heisst Nein
Eine freiwillige Person stellt sich in die Mitte des Raumes, die Anderen bilden
rund herum einen möglichst grossen Kreis. Der Reihe nach stellen die
Mitspielenden eine Forderung an die Person in der Kreismitte. Während die
Forderung immer wieder ausgesprochen wird, bewegen sich die Fordernden
auf die Person in der Kreismitte zu. Diese lehnt die Forderung mit einem NEIN
ab. Die fordernde Person muss stehen bleiben, sobald sie das Gefühl hat, dass
das NEIN unwiderruflich ist und das Wiederholen der Forderung keinen
Zweck hat. Variante: Die Aussenstehenden fordern gemeinsam etwas von der
Person im Kreis.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
14
4. Grenzen setzten
Erstellt eine Liste mit folgenden Handlungen und schreibt auf, wer euch wo
berühren darf oder nicht: mich streicheln; mich kitzeln; mich eincremen; mich
auf den Schoss nehmen; mich nach dem Bad abfrottieren; mit mir schmusen;
mich in die Arme nehmen, um mich zu trösten; mir die Haare schneiden; mir
Kleider schenken; ...
5. Szenen eines Zeltlagers
Ziel
Das Leitungsteam sensibilisieren.
Die Fälle betreffen die Meinungen zur Sexualität und die Einstellung zur
Arbeit mit Jugendlichen. Es geht darum - zum Beispiel am Höck Verhaltensweisen und Einstellungen zu klären, möglichst zu vereinheitlichen
und Unsicherheiten gegenüber solchen Situationen im Voraus abzubauen.
Ablauf
Die folgenden Situations-Beschreibungen werden ausgeschnitten und auf einen
Stapel gelegt. Der Stapel wird in die Mitte der Gruppe gelegt - Text nach
unten. Der Reihe nach zieht dann jede teilnehmende Person einen Zettel, liest
ihn vor und gibt ihre Meinung dazu ab. Dann soll die ganze Gruppe darüber
sprechen.
Die vorliegenden Situationen können mit eigenen Beispielen ergänzt oder
ersetzt werden.
Kärtchen siehe Anhang
6. Die Nachtübung
Eine Geschichte zum mitspielen.
siehe Anhang
7. Der Aussenseiter
Fünfergruppen werden gebildet. Eine Person
setzt sich in der Mitte des
Kreises den die anderen bilden auf einen Stuhl. Läuft harte Musik (z.B. Rage
against the Machine) wird die Person in der Mitte von den umstehenden
angeschrien, ausgelacht und verspottet. Sie darf sich dabei in keiner Weise
wehren. Wechselt die Musik (z.B. Back to Earth) wird sie gelobt und nur
liebes gesagt.
Auswertung
Jede Gruppe sucht in der Diskussion jeweils ein Wort, das die Situationen oder
Gefühle beim angeschrien werden, gelobt werden und loben oder anschreien
am besten umschreibt.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
15
Weitere Spielideen
Subito, Spontane Spiele mit k(l)einem Material; F. Bertschy, M. Kaderli, Rex
Verlag
... und Kinder werden stärker; Impulse und Spiele zur Prävention sexueller
Ausbeutung mit Kindern und Jugendlichen; Cevi Schweiz
Let's talk about sex; Impulse und Spiele zum Thema Sexualität für Leitende
von Kindern und Jugendlichen
Ego Logo; Spielvorlage zur Förderung der Ich-Stärke bei Kindern und
Jugendlichen; Buob/Romer/Rüttimann
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
16
Anhang
D2 Fragebogen
ja
nein
Der Frau ist ihre Familie wichtiger als ihr Beruf
Dem Mann fällt es schwer, treu zu sein.
Der Mann ist hart im nehmen.
Für die Frau ist Zärtlichkeit das wichtigste, nicht der Sex.
Die Frau denkt mit dem Herzen.
Der Mann muss an seine Karriere denken.
Die Frau hat keinen technischen Verstand.
Die Frau ist von Natur aus lieb, sanft und verständnisvoll.
Der Mann hat einen starken Geschlechtstrieb.
Der Mann handelt überlegt und planvoll.
Der Mann weint nicht.
Nur die Frau kann Kinder wirklich erziehen.
Die Frau ist von Natur aus treu.
Der Mann muss nicht schön sein.
Der Mann trägt die Verantwortung für die Familie.
Die Leiterinnen kümmern sich um die Heimwehkinder im Lager.
Es ist besser, wenn der Hauptleiter ein Mann ist.
Pioniertechnik ist Männersache.
Wir brauchen Frauen und Leiterinnen in der Küche.
Männer fahren den Bus voller Kinder sicher ins Hallenbad.
Den Sanitätsposten beim Geländespiel sollte eine Leiterin übernehmen.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
17
D5 Lebenskurve
E4 Umfragespiel Sexualität
Eine junge Frau sollte mit
Sex ist gar nicht so wichtig;
möglichst wenig Jungen
echte Liebe und
geschlafen haben, ehe sie
Freundschaft sind viel
sich fest bindet.
wichtiger.
Man ist erst ein richtiger,
erfahrener Mann, wenn man
mit vielen Frauen geschlafen
hat.
aufgeklärt. Mir kann man
gegen unanständiges
nichts neues mehr sagen.
Sexualverhalten vorgehen.
so zieren/anstellen, wenn ein
methoden weiss ich nicht
Junge etwas von ihr will.
sehr viel.
Mädchenkarte
jungwacht . blauring
wieder nicht.
Die Kirche sollte noch stärker
Ich glaube, über Verhütungs-
nach den Buben richten.
wichtig ist das nun auch
Ich finde, ich bin völlig
Ein Mädchen sollte sich nicht
Mädchen sollten sich immer
Alle reden immer von Sex. So
Ich kann mit meinem Freund
nur wenig über unsere
Freundschaft reden.
Mädchenkarte
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
In BR & JW ist Sex ein Tabuthema.
Ich glaube, ich bin nicht
schön genug für die Jungs.
Mädchenkarte
18
Viele Buben nutzen ein
Mädchen nur aus.
Mädchenkarte
Der erste Schritt für eine
Manche Buben prahlen
Freundschaft muss immer
damit, wenn sie wieder ein
vom Mann her kommen.
Mädchen rumgekriegt haben.
Mädchenkarte
Mädchenkarte
Zu viele verschiedene
Die Buben machen sich
Freundschaften sind
wegen der Verhütung keine
schädlich.
Gedanken.
Mädchenkarte
Mädchenkarte
Ich kann mit meiner
Fast alle meine Freunde
Freundin nur wenig über
haben schon eine Freundin
unsere Freundschaft reden.
gehabt. Nur ich noch nicht.
Bubenkarte
Bubenkarte
Bei den meisten Mädchen
Ich glaube, die meisten
müssen wir Buben immer die
Mädchen finden mich nicht
aktiven sein. Die Mädchen
hübsch genug.
sollten auch mal die Jungen
Bubenkarte
anmachen.
Bubenkarte
Seit ich mit einem Buben
befreundet bin, kann ich
mich nicht mehr frei
bewegen.
Mädchenkarte
Wenn ich mal heirate, dann
sollte meine Frau vor der Ehe
mit keinem anderen Mann
geschlafen haben.
Bubenkarte
Die Mädchen wollen immer
gleich ernst machen. Wir
Buben wollen aber erst
einmal unsern Spass haben.
Bubenkarte
Viele Mädchen geben damit
an, dass sie schon viele
Freunde gehabt haben.
Bubenkarte
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
19
F5 Szenen eines Zeltlagers
Der 15-jährige Erwin gebraucht seit
Inszeniere folgende Situation:
Der erste Geschlechtsverkehr wird
Gegenwart in jedem zweiten Satz
Suche dir eine Mitspielerin. Du bist
oft
Begriffe wie: vögeln, ficken, fotzen,
Gruppenleiterin.
Konflikte sind deiner Meinung nach
stopfen, pimpern usw. Nach dem
beschwert sich bei dir, dass es im
durch
Essen triffst du ihn im Zelt allein
Zelt nachts immer so wild zugehe
Sexualpädagogik
an.
und sie nicht schlafen könne.
oder abzuschwächen?
Suche dir eine Mitspielerin. Du bist
Du siehst einen Buben, der einem
Eine Gruppe beschliesst, abends
Gruppenleiterin.
16-jähriges
Mädchen deiner Gruppe an den
noch zum See zu gehen, um dort
Mädchen bringt dir mit sichtlicher
Busen grapscht. Es ist ihr jedoch
nackt zu baden. Du merkst, dass es
Empörung
unangenehm.
zwei Kindern un-angenehm ist.
Wie reagierst du?
Wie verhältst du dich?
mit
Was sagst du einem 15-jährigen
Ein Mädchen deiner Gruppe wird
Gruppe
Mädchen, das dir erklärt, sie fahre
von mehreren Buben um-worben.
gehabt. Abends sitzt du allein am
vorzeitig nach Hause, weil nur noch
Du siehst, wie sie mit den Gefühlen
Feuer und liest. Der Bub vom
Pärchen da wären. Ihr Freund habe
der Jungs spielt. Diese lesen ihr
Nachmittag kommt zu dir und setzt
sich
jeden Wunsch von den Lippen ab.
sich eng neben dich und umarmt
zugewandt.
Beginn
des
Zwei
Lagers
Personen
in
deiner
stellen
die
Ein
Mädchen
konfliktreich
erlebt.
eine
Welche
angemessene
zu
vermeiden
Situation dar.
Inszeniere folgende Situation:
Ein
ein
pornographisches
Heft und berichtet, dass mehrere
davon
im
Zeltlager
die
Runde
machen.
Du hast als Gruppenleiterin an
einem
Nachmittag
vertrauensvolles
einem
ein
gutes,
Gespräch
Buben
aus
der
einem
anderen
Mädchen
dich.
Deine Reaktion?
Wie reagierst du?
Auf einem Ausflug kommt eine
Leiterin/ein
Wasserfall.
Leiter
Die
an
einen
Mädchen/Buben
Zwei frisch Verliebte ziehen sich
möchten gerne in den Unterhosen
Die
Ein Knabe kneift und schlägt seinen
regelmässig
Erkältungsgefahr ist gross, deshalb
Kameraden immer wieder in den
samen
verlangt sie/er von den Kindern,
Genitalbereich. Andere beschweren
zurück. Sie wirken auf dich und
entweder
sich bei dir über dessen Verhalten.
andere Leitende abgesondert.
darunter
stehen.
auf
die
Dusche
zu
verzichten oder ganz ohne Kleider
nach
den
Gruppenaktivitäten
Wie geht ihr vor?
unter das Wasser zu stehen. Wie
beurteilst du dieses Vorgehen?
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
gemein-
20
rasch
F6 Die Nachtübung
Ein Mitspieltheater
Jede Person bekommt eine Rolle. Die Rollen können der Anzahl
Teilnehmenden angepasst werden. Alle Rollen, die mit einem * bezeichnet
sind, sind entweder nicht zwingend notwendig oder können beliebig vermehrt
werden. Die Leitungsperson liest die Geschichte langsam vor. Immer wenn ein
fettgedrucktes Wort kommt (gleich Rolle), spielt sich in der Mitte diese Szene
ab. (Zeit lassen und evt. unterstützende Regieanweisungen geben). So die
ganze Geschichte durchspielen, der Fantasie zur Gestaltung sind keine
Grenzen gesetzt. Anschliessend kann darüber ausgetauscht werden, ob die
Kinder/Leitenden schon ähnliche Erfahrungen selber gemacht haben und was
diese Geschichte für das kommende Lager und die Gruppenstunden bedeuten
könnte.
Karin ist zum erstenmal mit BR & JW im Sommerlager. Die Vorfreude
tanzte schon Wochen vorher um sie herum. Jetzt endlich ist es soweit!
Kurz vor der Abfahrt schlich sich aber auch etwas Angst vor all dem
Unbekannten ein. Zum Glück gewann aber im Kampf dann die Vorfreude und mit strahlendem Gesicht zog sie los.
Jetzt liegt Karin bereits wieder neben Sandra und Christina im Zelt in ihrem
nigelnagelneuen Schlafsack. Der Mond lacht durch den Zelteingang. Es war
ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und zusammen wanderten alle in
den Wald und brieten Würste am Feuer. Am Abend, als die Sonne
untergegangen war und der Mond schien, tanzte das Feuer in der dunklen
Nacht. Auf dem Heimweg schlich sich aber wieder die Angst heran und
klammerte sich an Karin. Zum Glück war gerade ihre Lieblingsleiterin Steffi
in der Nähe. Schnell gab sie ihr die Hand und zusammen spazierten sie zum
Zeltplatz. Die Angst musste wieder fliehen. Zusammen mit Steffis Hilfe war
Karin stark genug gegen die Dunkelheit anzukämpfen.
Jetzt aber spürte Karin, wie die Angst wieder ins Zelt schlüpfte. Denn morgen
Abend war die grosse Nachtübung angesagt. Alle Kinder würden einzeln in
den Wald begleitet werden und müssten dann den verborgenen Schatz finden.
Überall aber wären gefrässige Ungeheuer, die den Schatz verteidigen
würden... so hatte es heute Steffi erzählt.
Karin dachte, dass sie doch Steffi erzählen könnte, dass sie Angst habe alleine,
verwarf den Gedanken aber sofort wieder, aus Angst, dann ausgelacht zu
werden. Und wenn sie jetzt ihren ganzen Mut zusammennähme... Angst und
Mut stritten noch lange. Endlich konnte Karin doch noch einschlafen.
Bald schon ging der Mond wieder schlafen und die Sonne ging auf. Den
ganzen Tag konnte Karin nicht recht fröhlich sein, immer wieder schlich sich
das Gefühl der Angst vor der Nachtübung ein. Ob sie doch nicht mit Steffi...
und plötzlich packte sie der Mut und führte sie zu Steffi. Aber nun stand
natürlich gerade Rico, ein Jungwachtleiter neben Karin. Das würde ein
Gelächter geben! Aber schon hatte Steffi sie entdeckt und fragte was los sei.
Karin nahm den ganzen Mut fest in die Hände und erzählte Steffi von ihrer
grossen Angst, alleine im Wald zu sein. Sie schaute auf den Boden und
wartete auf die dumme Bemerkung von Rico und das Gelächter.
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
21
Aber sie wartete vergebens, denn Steffi nahm sie an der Hand und sagte: ”Ich
bin froh hast du mir das gesagt, es ist ganz wichtig, dass du nur Sachen
mitmachst, die du auch wirklich willst!”
Karins Herz begann vor Freude zu hüpfen und machte erst noch einen
Purzelbaum als Rico sagte: ”Steffi, ich brauche dringend noch jemanden der
mir hilft, den heissen Punch am Feuer zu kochen. Und ich glaube, Karin wäre
da genau die richtige Person dazu, was meinst du?”... Und alle machten mit
dem Herzen einen Purzelbaum.
Ende
Die Rollen entweder kopieren und ausschneiden oder auf einen kleinen Zettel
schreiben und den Teilnehmenden abgeben.
Bei wenigen Teilnehmenden spielt jede Person mehrere Rollen. Die Zettel
werden vor dem Spiel abgegeben. Niemand sagt, welche Rolle er oder sie hat.
Das ist eine zusätzliche Überraschung.
Karin
Mond
Dunkelheit
Vorfreude
Sonne
Schatz
Angst
Baum
Ungeheuer
Sandra
Kind
Herz
Christina
Feuer
Mut
Zelt
Steffi
Rico
weitere Bäume*
Gelächter*
weitere Kinder*
weitere Ungeheuer*
jungwacht . blauring
SCHUB · Rubrik · Kapiteltitel
22
Herunterladen