Weltkunst - Einführung in die bildende Kunst Vorlesung WS 2004/05 P.B.Steiner Mo 13-15 HS 16 Den Hörerinnen und Hörern wird der Besuch folgender Museen im Laufe des WS dringend nahe gelegt: Diözesanmuseum Freising, Domberg 21 (Kunst von der Romanik bis zur Gegenwart) Geöffnet täglich außer Montag 10-17 Uhr, für Hörer(innen) Eintritt frei, Die Öffnungszeiten der Münchner Museen sind ähnlich, z.T.länger, Eintritt werktags mit Studentenausweis ermäßigt, sonntags frei: Glyptothek am Königsplatz ( Griechisch-römische Skulptur, gegenüber in Antikensammlung griechische Malerei) München, Barer Straße: Alte Pinakothek (Europäische Malerei 1400-1800) Neue Pinakothek (Europäische Malerei 19. Jahrhundert) Pinakothek der Moderne ( Kunst des 20. Jahrhunderts) Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstr. (Skulptur, Kunstgewerbe, Malerei, 800-1900 Städtische Galerie im Lenbach-Haus, Luisenstr. (Kunst des 20.Jahrhunderts) Schriftliche Prüfung aus Vorlesungsskriptum und den o.g. Museen am 28.2.2004 Skriptum unter www.dommuseum-freising.de (Vorlesung TUM) Gliederung 1. Was ist Kunst? Kunst, Religion und Wissenschaft. Bildwissenschaft. Wann beginnt Kunst? Kunst der Frühzeit; Kunst Afrikas 2 Malerei und Zeichnung, seit 20 000 Jahren, von der Höhle in die Galerie; Gefäßmalerei, Wandmalerei, Tafelbild, Altarbild, Deckenbild; Techniken, Auftrag, Markt 3. Plastik und Skulptur: modellieren, schnitzen, gießen: Ägypten, Griechenland, Rom, Romanik, Gotik, 4. Bauen und Baukunst 5. Mittelalter in Europa, Romanik, Gotik, Architektur, Skulptur, Malerei 6. Renaissance, die Erfindung der Perspektive und ihre Wirkungen in Architektur, Gartenbau, Malerei und Skulptur 7. Barock, Kunst im Dienst der Fürsten und der Kirchen 8. 19. Jahrhundert, von Napoleon bis Bismarck: Architektur, Museen, Kirchen, Glaspalast, Bahnhof, Wolkenkratzer; Skulptur, Schadow, Canova, Denkmal, Rodin; Malerei, David, Gericault, Friedrich, Delacroix, Courbet, Menzel, Manet, Cezanne Van Gogh, 1 9. 20. Jahrhundert, Picasso, Der Blaue Reiter, Beckmann, Moore, Pollock, Geiger, Beuys, Nauman, Jeff Wall, 1. Was Kunst ist, weiß ich nicht. Aber das macht nichts, denn Sie, die Sie Naturwissenschaften studieren, wissen auch nicht was Natur ist, oder Wissenschaft oder Religion. Schon so ungefähr, aber für eine Definition würde ein Semester nicht ausreichen. Kunst hat etwas mit künstlich zu tun, ist etwas, das Menschen gemacht haben, im Gegensatz zu den Dingen, die auf natürliche Weise gewachsen sind. Aber gerade hier in Weihenstephan arbeiten viele Wissenschaftler daran, die Grenzen zwischen dem natürlichen Wachstum und dem vom Menschen geschaffenen zu verschieben, z. B in der Gentechnologie. Aber sie waren auch früher schon nicht einfach zu ziehen; ist Brot, Bier oder Butter ein Naturprodukt ? Ist eine aus einem Lindenstamm geschnitzte oder aus einem Marmorblock gehauene Figur ein Kunstwerk oder doch nur ein vom Menschen geformtes Naturprodukt, nämlich Holz oder Marmor? Aber nicht nur diese an einer technischen Universität naheliegenden Fragen verwirren den, der über Kunst nachdenkt. Meine eigene Profession, die des Kunsthistorikers, ist dabei sich in Frage zu stellen, weil sie merkt, daß die meisten Beispiele, die in einer deutschen oder Welt-Kunstgeschichte abgebildet sind oder behandelt werden, eben nicht als Kunstwerke entstanden sind, sondern z.B. als Religionswerke, Statussymbole oder Gebrauchsgegenstände. Der seit dem 15. Jahrhundert, seit der sogenannten Renaissance, in Westeuropa etablierte Kunstbegriff stimmt für alle älteren aber auch viele jüngere Werke nicht. Die akademische Disziplin Kunstgeschichte wandelt sich derzeit vor allem in zwei Richtungen, in die einer Kommunikationswissenschaft; demzufolge sind die Dinge, die bisher Kunstwerke genannt wurden nichts anderes als komplexe visuelle Medien, und in die einer Bildanthropologie, demzufolge sind „Kunstwerke“ visuelle Definitionen des Menschen von sich, seiner Umwelt, seinen Ängsten, Hoffnungen und Träumen. Diese zweite Grundannahme liegt meiner Vorlesung zu grunde. Ich zeige Ihnen in Diapositiven Artefakte, in denen sich der Mensch selbst definiert. (Dia Afrikanisches Idol, Dia Pirellikalender). Es ist ganz offensichtlich, daß es sich um Frauenbilder handelt, also Menschen weiblichen Geschlechts, aber das was unter einer Frau verstanden wird, hat sich offenbar gewandelt. Bevor wir zum Frauenbild im Kopf und Herzen der jeweiligen Bildhersteller kommen, müssen wir die Bilder nach ihrem Maßstab, ihrer Materialität und Technik, ihrem Gebrauchszusammenhang befragen.: Holzskulptur SWDruck nach Photo von Richard Avedon Einzelstück Auflagenwerk Aus innerer Anschauung Photographierte Pose Modell Julia Ortiz Fruchtbarkeit, Kult Religion Lust, Unterhaltung, Werbung Der afrikanische Bildhauer beschwört im Bild den Kotakt mit der Welt der Geister, die Fähigkeit der Frau Lebenspartner zu sein, Leben zu spenden, das Überleben des Stammes, der Familie zu sichern. 2 Photograph und Redakteur wollen verkaufen, Gewinn erzielen, der Käufer will sich amüsieren. Auch für das Männerbild zeige ich zwei Beispiele(Dia David von Michelangelo Buonarotti, 1501-04 Marmorskulptur , 5,15 m Aufgestellt vor Palazzo Vecchio (Altes Rathaus)Florenz Erinnerung an eine Geschichte: die Vernichtung des gerüsteten Angreifers Goliath durch den nur mit einer Schleuder bewaffneten Jüngling David, (1 Sam 17, das bedeutet 1. Buch Samuel Kapitel 17 der christlichen Bibel; diese Abkürzungen werden im folgenden nicht mehr aufgelöst, sie gehören zur europäischen Allgemeinbildung) / Kraft, Selbstbewußtsein des Helden und des Künstlers / Gnade Gottes für den historischen Helden und aktuell für den Auftraggeber, die Republik Florenz Ingo Taubhorn 1984, SW Photo 18x24 cm, Strichjunge in seinem Schlafzimmer Während man die Marmorskulptur mit den Begriffen Geschichte, Öffentlichkeit, Selbstbewußtsein, Anspannung und Kraft verbinden muß, so die Photographie, in der ebenfalls ein kräftiger Körper dargestellt ist, doch in erster Linie mit Intimität, Lässigkeit (angelehnt) und sexueller Lust. Das zerwühlte Bett macht den Unterschied zum raumlos präsentierten Akt im Pirellikalender. Jedes Kunstwerk ist ein gesellschaftliches Produkt, entsteht aus dem Konsens von Künstler, Auftraggeber und Publikum. Kunstwissenschaft als Bildanthropologie hat aber nicht nur mit Bildern von Männern und Frauen, also Menschenbildern im engeren Sinn zu tun, sondern ebenso mit Landschaftsbildern oder Stilleben, Gattungen der Malerei, in denen kein Mensch als Gegenstand vorkommt. Aber schon die Tatsache, daß es in ein einigen Kulturen z. B. in der Malerei der nördlichen, protestantischen Niederlande oder in der zeitgleichen chinesischen Malerei diese Gattungen gibt, nicht aber im Mittelalter oder in der Ägyptischen Kunst, erlaubt uns Aussagen über die Menschen dieser Kulturen. Kunst ist nach den bisher gefundenen, datierbaren Artefakten sehr alt, 30 000 Jahre ca. Damit ist sie wesentlich älter als Wissenschaft, für die wir üblicherweise Schrift voraussetzen, Schrift als eine Voraussetzung von Wissenschaft gibt es im Vorderen Orient seit rund 5000 Jahren, nach Germanien haben sie vor 2000 Jahren die Römer gebracht und nach Schwarz-Afrika und Australien die europäischen Kolonisatoren vor 200 Jahren. Nur Menschen, die schreiben, können ihre Geschichte schreiben. Darum nennen wir die Zeit vor der Anwendung von Schrift Vorgeschichte oder Prähistorie. Der Eintritt in die Schriftlichkeit und damit in Geschichte und Wissenschaft erfolgt je nach Weltregion zwischen 3000 vor und 1800 nach Christus. Wesentlich älter als Wissenschaft und Kunst ist Religion. Wir datieren sie von den ersten Grablegen. Das heißt von den frühesten Zeugnissen, daß der Leib eines verstorbenen Menschen künstlich bearbeitet wurde z.B. durch eine Grablege, eine Färbung der Gebeine, eine Brandbestattung. Diese ältesten Zeugnisse sind 100 000 Jahre alt. 3 Der Mensch ist unseres Wissens das einzige Lebewesen, das weiß, daß es sterben muß und zwar nicht erst im Moment seines Todes, sondern schon sein ganzes Leben lang, seit er denken kann. Aus dem Nachdenken über den Tod entsteht Religion. Sie frägt nach dem Woher und Wohin, nachdem Sinn unseres Lebens. Wenn wir Kunstwerke im Sinn einer Anthropologie des Bildes verstehen, als visuelle Definition von Menschen, dann gehört die Frage nach dem Sinn seiner Existenz auch in den Bereich der Kunst. Kunst und Religion gehören von ihren Ursprüngen her eng zusammen, aber ebenso Kunst und Wissenschaft, nicht nur weil zum Beispiel für ein Werk der Baukunst(Dia Kolosseum) oder der Bronzeplastik(Dia Poseidon von Sounion) eine avancierte Technologie notwendig ist. Das Wort Kunsttechnologie führt zu einer kurzen Rundschau nach dem Namen und der Bedeutung von Kunst. Das deutsche Wort hängt von der Sprachwurzel her mit Kunde zusammen, Kunde von etwas haben und geben, kundig sein etwas zu machen; wer kundig ist, Auto zu fahren, der kann Auto fahren. Im Griechischen heißt, das was wir Kunst nennen techne, ein Wort, das wir heute z.B. als Technik eines Klavierspielers nur noch für eine Voraussetzung von Kunst aber nicht mehr für diese selbst halten. Seit der industriell-technischen Revolution, seit es Technische Hochschulen und Universitäten gibt, hat sich der technische Bereich enorm vergrößert und weit von der Kunst entfernt. Das Wort techne erinnert aber denjenigen, der die griechischen Ursprünge der westlichen Kultur nicht vergessen hat, immer noch an ihre gemeinsamen Ursprünge in Kenntnis und Geschick des Menschen. Im Lateinischen und vielen von ihm abgeleiteten Sprachen heißt Kunst, Ars, arte, art oder art und bezeichnet die ausgebildete, kultivierte Fähigkeit etwas zu tun. In diesem Sinn gab der römische Dichter Ovid zum Ärger des Augustus gereimte Hinweise zur sexuellen Vereinigung als ars amatoria, Liebeskunst heraus. Und auch wenn wir von Kochkunst sprechen, meinen wir das, was lateinisch ars heißt, nämlich Ausbildung, Erfahrung und Erfolg versprechende Geschicklichkeit in der Zubereitung von Speisen. Das deutsche Wort Kunst erhielt im 18. Jahrhundert einen darüber hinaus weisenden Sinn. Es bezeichnet bei dem Philosophen Immanuel Kant in seiner Kritik der Urteilskraft von 1790 etwas, das von der Natur unterschieden wird, weil es ein Werk meint, das durch Freiheit und Vernunft entsteht, im Gegensatz zur Bienenwabe, die ein Produkt des Instinkts der Biene sei. Ferner unterscheidet sich Kunst von Wissenschaft als praktisches Vermögen und vom Handwerk durch die Elemente von Geist und Freiheit. Für Georg Friedrich Wilhelm Hegel ist Kunst wie Religion und Philosophie eine Art und Weise das Göttliche, die tiefsten Interessen des Menschen, die umfassendsten Wahrheiten des Geistes zum Bewußtsein zu bringen und auszusprechen. Diese Form des Nachdenkens über Kunst wird Kunstphilosophie oder Ästhetik genannt. Ästhetik vom griechischen Wort aisthanomai wahrnehmen hieß ursprünglich Wahrnehmungslehre hat sich aber im 18. Jahrhundert auf die Wahrnehmung des Schönen in der Kunst verengt. Nicht damit zu verwechseln ist der Gebrauch des Wortes als Umschreibung für das alte abgegriffene Wort schön. Eine ästhetische Erscheinung ist keine kunstphilosophische sondern eine schöne. Davon ist wiederum abgeleitet die Ästhetik eines Porsche, das heißt der Gebrauch des Wortes in der Sprache von Mode und Design. Diese Kunst des deutschen Kunstbegriffs in der Philosophie des Idealismus wird eingeteilt in die Künste der Sprache, die redenden , nämlich Dichtung und Rhetorik, die Musik, das Theater, von Kant die Empfindung weckenden genannt und die 4 bildenden Künste, nämlich Malerei, Skulptur und Baukunst. Von ihnen ist in dieser Vorlesung allein die Rede. Alle Künste wenden sich über unsere Sinne an unseren Verstand und unser Gefühl, die bildende Kunst in erster Linie über die Augen, kann dabei aber auch andere Sinneseindrücke erwecken (Kalte Farben). Im Erleben von Kunst wird unsere Wahrnehmungsfähigkeit gesteigert und unser Gefühlsleben kultiviert. Diese kultivierte Emotionalität steigert unseren Lebensgenuß und unsere soziale Kompetenz. 5 2. MALEREI Wir wollen uns heute der Malerei zu wenden, in ihre Techniken und Anwendungsbereiche einführen. Zur Malerei gehört die Zeichnung. Sie kann als Vorzeichnung der Malerei zugrunde liegen, von ihr überdeckt werden. Aber sie kann auch selbständig bleiben. Die frühesten Zeichnungen mit dem Finger in den Sand oder die Asche oder mit Blut auf den Leib des besiegten Feindes sind nicht erhalten. Um Zeichnungen Dauer zu verleihen brauchen wir Zeichenmittel, einen spitzen Stein, ein Stück Kohle oder einen Bleistift und einen Zeichengrund eine geeignete Fläche, einen größeren Knochen, eine Felswand oder ein Blatt Papier. (Dia Dürer, Michelangelo) MB war Bildhauer. Diese haben eine andere Sichtweise und Zeichnungsweise als Maler. Sie interessieren sich weniger für farbliche und flächige Zusammenhänge, als für plastische Werte, die Rundung, die Kanten, das Vor und Zurück im Raum. Die anatomische Zeichnung von Leonardo da Vinci weist auf den typisch westlichen, neuzeitlichen Zusammenhang von Naturwissenschaft und Kunst, hier Medizin, Anatomie und Malerei, der menschliche Körper betrachtet als Agreggat seiner Teile. Zeichnung kann so wohl Vorstudie wie Erinnerung, Geschenk und Sammelobjekt sein. Es ist ungerecht gegenüber den graphischen Künsten, wenn ich es bei diesen Beispielen für heute bewenden lasse. Aber das weltweite Reich der Malerei ist so ausgedehnt, daß wir es in der verbleibenden Zeit kaum durcheilen können. Zunächst zum Wort und zum Malmittel. Die deutsche Berufsbezeichnung Maler kommt von einem besonders kostspieligen und zeitaufwendigen Teil der Malmittelbereitung, dem Verkleinern, Zerreiben, Malen von Erdbrocken, Steinen, Metallen, Kohlen und Rinden zu einem mehlfeinen Pulver. Dieses Farbpulver heißt Pigment. Es muß mit einem Klebstoff auf der Malfläche befestigt werden, auf ihr angebunden werden. Wir nennen diesen Klebstoff Bindemittel. Heute kaufen wir fertige Farben, bei denen das Pigment im Bindemittel bereits gelöst ist. Bis zur Entstehung der Farbindustrie in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Pigment und Bindemittel getrennt hergestellt und aufbewahrt und erst im Malvorgang zusammengebracht. Als Bindemittel eignen sich Blut, Eiweiß, Harze, Wachse, Öle, Leime, Erdölderivate und Kalk. Die Malerei mit frischem Kalk wird Fresko genannt, die Malerei mit Eiweiß Tempera, sonst sprechen wir je nach Bindemittel von Wachsmalerei, Ölmalerei usw. Für das Aufbringen von Farbe und Bindemittel eignen sich die Finger und zusammengebundene Borsten, der Pinsel, ein steinzeitliches Malmittel, das heute noch hergestellt und benützt wird. Im 20.Jahrhundert entstand als neues Malgerät die Sprühpistole. Zum Bemalen eignen sich Flächen, die nackte Haut, die Felswand, die Mauer, der Boden, die Decke, das Holzbrett oder eine zur Fläche aufgespannte Leinwand. Wenn der Bildträger tragbar ist, sprechen wir von Tafelmalerei, sonst von Wandmalerei, Deckenmalerei, Körperbemalung. Auch Möbel und Gefäße wurden als Bildträger verwendet. Die Bildträger eignen sich auf unterschiedliche Weise für die Bindemittel, so kommt die Freskotechnik mit Kalk in erster Linie auf Wänden und Decken vor, während auf Holz Wachs, Öl und Harz zur Anwendung kamen. Die ältesten erhaltenen Malereien sind die Deckenbilder und Wandbilder in den Höhlen der Steinzeit seit dem 20. Jahrhundert vor Christus. Malerei wird also auch nach ihrem Anbringungsort unterschieden, als Wand-, Decken-, Gefäß-, Buch-, Möbel- oder Tafelmalerei. Nach ihrer Technik als Kalk-, Öl-, Harz- oder 6 Wachsmalerei, bzw. als Aquarell oder Tempera(Eiweiß) oder nach ihrer Funktion, Altarbild, Votivbild, Illustration, oder nach ihren Inhalten Historienbild, Portrait, Stilleben, Genre, Landschaft. Nicht alle Arten gibt es auf der ganzen Welt, aber die genannten in Europa seit der Antike. Die Alexanderschlacht von Albrecht Altdorfer ist nach ihrem Träger ein Tafelbild, nach ihrem Bestimmungsort ein Galeriebild, nach ihrem Inhalt ein Historienbild, ihre Technik wird als Mischtechnik (Öl und Harz als Bindemittel) angegeben. Elemente der Malerei sind Hell/Dunkel; Linie/Fläche; geschlossene Form/ offene Form; oben/unten; rechts/links; geometrisch/organisch; spitz/rund Kühles Blau der fernen Inseln und Berge, der Sehnsucht Aufdringliches Gelb der Nähe, der Zitrone, der Aufmerksamkeit Dazwischen das sanfte Grün der Gräser, Blätter, Tannen und Kakteen Das kräftige Rot des Feuers, der Wärme, der Liebe Das pelzwarme Braun etc. Alle Farben sind mit klimatisch und kulturell bedingten Erinnerungen an Gegenstände und Lebewesen und dadurch mit Gefühlen verbunden. Lit: Heinrich Wölfflin, Kunstgeschichtliche Grundbegriffe, 1916; Wassily Kandinski, Das Geistige in der Kunst, 1912; Paul Klee, Bauhausschriften u.a. Die Beschäftigung mit Malerei steigert unsere Farbensinn, unsere optische Wahrnehmung und damit die Lebensintensität. Albrecht Dürer, Selbstbildnis mit 20 Jahren Federzg. auf Papier,1491, 204x208mm,Erlangen Leonardo da Vinci, Studien, 1510 Windsor Castle, Attische Strickhenkel-Amphora, Suessula-Maler, um 390 v. Chr., Paris, Louvre Wisent, Felsmalerei, Höhle Altamira bei Santillana, um 13000 v. Chr. Casa dei Vettii, Ixionszimmer, Pompeji, 70/79 n. Chr. Gott und Musikantin, Fresco-Höhle in Oizil, Ost-Turkistan, 600-650, heute Berlin Mutter des Jakobus und Johannes, Sant’Angelo in Formis, Capua, 10721087, Fresko Annibale Carracci, Galleria Farnese im Palazzo Farnese, Rom, 1597-1604, Deckenfresko Prager Meister, Sechstagewerk, sog. Korczek-Bibel, um 1405 Wien, Albrecht Dürer, Bildnis seiner Mutter, 1514 Kohlezg. auf Papier, 491x303 mm, Berlin. Michelangelo, Auferstehung, Windsor Royal Library Meefahrt des Dionysos, Schale, um 530 v. Chr., München, Antikensammlung Alexandermosaik ursprünglich aus Pompeji, nach einem griech. Vorbild von 317/15 v. Chr. Neapel, Museum Capodimonte Asparus Blumen streuend, Siyirayon Ceylon, 5. Jh. Maria mit Engeln und Heiligen, Basilika des Euphrasius, Poreč, Mitte 6. Jh.,Fresko Paul Troger, Apotheose Karls VI., Stift Göttweig, 1739 Deckenfresko über dem Stiegenhaus Evangeliar des Erzbischof Ebo, Evangelist Matthäus, Hautvillers (Reims), 7 Buchmalerei Miniatur aus Madhya oder Uttar Pradés, Laur und Canda, um 1550/75, Manclort Albrecht Altdorfer, Alexanderschlacht, 1529, München, Alte Pinakothek, Historienbild auf Holz Cimabue, Thronende Madonna, um 1280 Florenz, S. Trinita, Altarbild, Holz Frans Hals, Mann mit Schlapphut, um 1660/66, Kassel, Staatl. Kunstsammlungen Nicolas Poussin, Selbstbildnis, 1650 Paris, Louvre Su Han-ch’ên, Dame am Frisiertisch, 1. Hälfte 12. Jh. Boston, Museum of Fine Art Velàzquez, Die Spinnerinnen, 1650, Madrid, Prado Genrebild + Historeinbild auf Lwd. Jean François Millet, Ährenleserinnen, 1857 Paris, Genrebild J.B.S. Chardin, Stilleben mit Rauch- und Trinkutensilien, um 1760/63 Paris, Louvre Hubert Robert, Abbruch der Häuser auf der Pont-au-Change, 1788, München, Neue Pinakothek Claude Monet, Die Kathedrale von Rouen, 1894, Paris Franz Marc, Die kleinen gelben Pferde, 1912 Stuttgart, Staatsgalerie vor 835, Epernay, Buchmalerei Govardhas, Fürst von Suler, Miniatur, um 1750 Allahabad Eugène Delacroix, Clorinde befreit Olindo und Sofronia, 1855/56, München, Historienbild auf Lwd. Velàzquez, Infant Philipp Prosper, 1659 Wien, Kunsthistorisches Museum, Portrait auf Lwd. Jan Vermeer van Delft, Mädchenbildnis, 1660/70 Den Haag, Mauritshuis Jan van Eyck, Arnolfini-Hochzeit, 1434,London, National Gallery, Portrait,Gedenkbild auf Holz Jean-Honoré Fragonard, Das neue Modell, um 1768/70, Paris, Louvre Honoré Daumier, Wäscherin, um 1863 Paris, Genrebild auf Lwd. Peter Paul Rubens, Landschaft mit Philemon und Baucis, um 1630/35 Wien, Kunsthistorisches Museum Anonym, Winterlandschaft, 12./13. Jh. Kyoto, Tuschmalerei auf Papier Caspar David Friedrich, Einsamer Baum, 1823 Berlin Picasso, Demoiselles d’Avignon, 1907 New York, Museum of Modern Art Barnett Newmann, Who’s afraid of red, yellow and blue III., 1966, Amsterdam, Stedelijk Museum 8 3. SKULPTUR UND PLASTIK Während wir letzte Woche die Entfaltung von Zeichnung und Malerei auf Flächen besprochen haben, geht es heute um körperhafte, tastbare Gebilde. Sie werden Skulptur oder Plastik genannt. Das erste Wort kommt aus dem Lateinischen, von sculptere schneiden, schnitzen und meint ein greifbares Gebilde, das entstanden ist durch die Entfernung von Materie mit dem Meißel, Hohleisen, Schnitzmesser. Dia Venus von Willendorf, Arme und Hände sind kaum spürbar, an der Schulter war noch Material vorhanden, aus dem heraus der Oberarm geschlagen werden konnte, über den Brüsten nicht mehr, darum Unterarm und Hände verkümmert. Der Bedeutungsmaßstab, von dem ich das letztemal sprach, läßt sich somit auch technologisch erklären, durch die „forza di levare“ , wie es Michelangelo nennt, die Kraft des Wegnehmens. Der Skulptor „findet“ sein Werk im Marmorblock, oder im Baumstamm oder im Stoßzahn des Elefanten. Ganz anders der Plastiker, das Wort von griechisch plazein=bilden, formen. Er baut aus weichem, mit den Händen formbaren Material sein Werk auf. (Dia Venus von Vestonice (Prestel S 12)die zweite Figur enstand im Gravettien zwischen 25 000 und 18000 v.Chr.) Durch das plastische Formen einer feuchten Tonerde, ohne Werkzeug wurde die weiche Masse zwischen Handflächen und Fingern geformt. Bei ihr hätte man Arme hinzufügen können, ein Vorgang der bei Skulptur im strengen Sinn unmöglich ist. Materialien, die sich für das plastische Modellieren eignen, sind Ton, Wachs, Gips, aber auch Schnee, nasser Sand, Teig. Alle diese Materialien bedürfen der Härtung damit sie stabil bleiben. Dies erreicht man beim Ton durch Brennen, bei Gips durch Trocknung oder durch Ersatz des Materials durch flüssige Metalle. Metallguß. Metallbildwerke sind immer Plastik, nie Skulptur. Durch ihren fühlbaren Körper eignen sich Skulpturen und Plastiken mehr zur Verkörperung als gemalte oder gezeichnete Bilder. Sie spielen deshalb in Kult (Kultbild + Kultbildverbot in Israel), Politik (Denkmal) und Totenkult (Grabmal) eine besondere Rolle. Skulpturen und Plastiken können entweder materialsichtig sein: das Holz, der Stein bildet in seiner Materialität die Oberfläche oder farbig behandelt. Die Farbigkeit kann ein- oder mehrfarbig, monochrom oder polychrom angelegt sein. Sie kann das Grundmaterial ganz verdecken; in diesem Fall sprechen wir von monochromer oder polychromer Farbfassung. Oder sie kann nur Teile (Lippen, Augen, Gewandpartien) akzentuieren; das nennen wir dann eine Teilfassung. Nicht zu verwechseln mit der Fassung ist der Anstrich, ein laienhaftes Wort für eine nicht kunstgerechte farbige Behandlung. Skulpturen, die Teil von Gebäuden sind, nennen wir Bauplastik. Die Auszeichnung vor allem von Portalen und Altären durch Werke des Bildhauers, in der Regel in Stein, gehört zu den ältesten Aufgaben der Skulptur auf der ganzen Welt. Sie deutet die Funktion des Gebäudes, bereitet den Besucher vor, auf den Gottesdienst oder die Audienz beim König. Wie überall gibt es Grenzüberschreitungen. Der Schutzengel von Ignaz Günther ist zwar ein Werk der Holzskulptur. Aber er wurde nicht in einem Baumstamm gefunden, sondern greift mit seinen Armen und Flügeln weit über den Umfang eines gewachsenen Holzes hinaus. Hier sind die einzelnen Teile aus Holz geschnitzt und 9 zusammengesetzt, die Gesamtform aber über die Bildhauerzeichnung und das plastische Modell (Ton oder Wachs) entwickelt. Elemente des Plastischen sind: Groß/klein; Vor/zurück; Konvex/Konkav(= Wölbung/Mulde); Licht/Schatten; Rauh/Glatt; Hart/weich; Kante/Kurve; Schwer/leicht; Dazu die farbigen Wirkungen als Materialfarbe: Marmor weiß, rot, grün; Holz von Ahorn über Kirsche bis Nuß; Gold, Silber, Bronze etc. auch Materialkombinationen oder Farbfassung. Wir nehmen Plastik mit den Augen wahr, verbinden diese optische Wahrnehmung aber mit Gefühlen, Tasterlebnissen, die wir als kleine Kinder hatten, als wir sehen und gehen lernten. Rinder an der Tränke, Felsgravierung, 5./4. Jahrtausend v. Chr. Terarart b. Djanet, Süd/Ost-Algerien Sog. Venus von Willendorf, 23000 v. Chr. Wien, Kunsthistorisches Museum Abu Simbel, Felstempel Ramses II., Ansicht von Osten, 19. Dynastie, 12901224 v. Chr. Chartres, Skulpturen, um 1145 Steinzaun des Stūpa von Bharhut, 125-75 v. Chr., Kalkutta Gero-Kruzifix, um 970 Kölner Dom Venus von Wisternitz, um 23000 v. Chr. Brünn Krieger, attisch, Ende 8./Anfang 7. Jh. v. Chr. Heute Athen, Akropolismuseum Poseidon , um 460/450 v. Chr. (Detail) Athen Ludwig von Schwanthaler, Bavaria, 1837/48 München, Theresienhöhe, Bronzeguß, Denkmal Fritz König, Flora, 1970, Bronzeguß Mehrere Fassungen, u.a. Weihenstephan Schreiberfigur aus Saqqâra, 5. Dynastie, ca. 2400 v. Chr.,Steinskulptur mit Farbfassung,Grabmal, Kairo Melkszene, Sarkophag der Prinzessin Kawit 11. Dynastie, ca. 2040 v. Chr. Steinrelief aus Dêr el-Bahari, heute Kairo Nike, eine Sandale lösend, ehem. An der Balustrade des Niketempels auf der Akropolis,,410/400 v. Chr. heute Athen, Akropolismuseum Chartres, West-Portal (Portal Royal), 12. Jh. Naumburg, Stifterfiguren Ekkehard und Uta um 1250 Giovanni Bologna, Der Apennin, um 1580 Florenz, Villa Pratolino-Demidoff Aitu Bale??? Kruzifix, um 1300 Therr, Krs. Bergheim Franz Anton Bustelli, 18. Jh. Nymphenburger Porzellan Poseidon , um 460/450 v. Chr. Athen, Bronzeguß, Kultbild Afrikanischer Kopf, Benin, Bronzeguß, Denkmal, München, Museum für Völkerkunde Frédéric Auguste Bartholdi, Freiheitsstatue, 1871/84 New York, Kupfertreibarbeit, Denkmal Fritz König, Mahnmal der BRD in Mauthausen, 1982, Eisen (Cortenstahl) Fritz König, Mahnmal der BRD in Mauthausen, 1982 (Detail) 10 Muttergottes mit Kind, um 1200 Rom, Holzfigur mit farbiger Fassung, Altar Niki de Saint Phalle, Schwarze Nana, 1968/69, Polyester, Köln Madonna, um 1300; Steinskulptur mit Farbfassung, Bauplastik am Chorpfeiler des Kölner Domes Franz Ignaz Günther, SchutzengelGruppe, 1763 München, Bürgersaalkirche, Holzskulptur mit Farbfassung 11 4. BAUEN UND BAUKUNST Damit ist ein Unterschied angedeutet. Wir sprechen vom Fuchsbau und meinen damit eine Erdhöhle mit verschiedenen Ausgängen; der Bau des Bibers ist eine Holzkonstruktion im Wasser, deren Zugänge unterhalb der Wasseroberfläche liegen, die Nester vieler Vögel sind Geflechte aus Fasern, Federn und Haaren, die Schwalben aber auch die Termiten bauen mit Erde, Holzmehl und Körperflüssigkeit zementharte Gebilde. Dies alles ist Bau, kann aber nach Immanuel Kant nicht Kunst sein, weil Freiheit und Vernunft fehlt. Leider gibt es auch viele von Menschen errichtete Bauten, denen Freiheit und Vernunft fehlt. Dies gilt für einen Großteil unserer Gewerbebauten, für die Mehrzahl unserer Wohnsiedlungen, aber es gibt eben auch Bauten, die durch ihre Erscheinung die tiefsten Interessen des Menschen, die umfassendsten Wahrheiten des Geistes aussprechen. Diese Baukunst bezeichnen wir mit dem griechischen Wort als Architektur von Arche der Anfang und Tektein Fügen Zimmern. Wir beginnen diese Annäherung an die Weltarchitektur, wie immer mit den Materialien und dann mit den Zwecken und Formen. Holzbau Im 17. und 18. Jahrhundert wurde in Westeuropa darüber debattiert ob die ersten Menschen in einer Hütte oder in einer Höhle gewohnt haben. Höhle und Hütte verhalten sich wie Skulptur und Plastik, das eine wird gehöhlt aus Erde und Fels, das andere gefügt aus Holz, Rinden und Blättern. Von der Höhle kann man den Mauerbau ableiten und das Gewölbe, von der Hütte den Skelettbau, das Dach und die Säulen. Holz ist wie Sie wissen ein organischer Werkstoff, der in zahlreichen Pflanzen durch Verhärtung der Zellwände, das sogenannte Dendrin, entsteht. Für die Zwecke des Bauens kommt in erster Linie das Holz von Baumstämmen in Frage. Es wird als runder Stamm, als Rundling, verwendet, als gebeilter oder gesägter Balken, als Bohle, Brett oder Brettchen auch Schindel genannt. Das Holz von Sträuchern und Ästen reicht nur zum Bau von Zäunen und Verhauen. Allen Hölzern gemeinsam ist, daß sie auf Druck und Zug gleichmäßig belastbar sind und daß sie durch Wasser und Feuer gleichermaßen gefährdet sind. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Hölzern große Unterschiede in Gewicht und Festigkeit. In unseren Breiten liefert die Eiche das härteste, beständigste Holz. Es wird deshalb für Bauteile, die stark beansprucht werden, z.B. Dachbalken und Türschwellen verwendet. Das weicheste unserer Hölzer liefert die Fichte, ihr Holz wird deshalb vor allem im Innenausbau und wenn man sparen muß, verwendet. Alle Holzarten sind hygroskopisch. Sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf und geben sie bei Trockenheit wieder ab, dabei ändern sie ihr Volumen. Darum muß Holz so verarbeitet werden, daß es Spielräume zum Arbeiten hat. Nur unter Einsatz von Hitze und Chemie kann man seit 100 Jahren aus Holzteilen Werkstücke von beliebiger Größe fertigen, die ihr Volumen nicht mehr ändern, Sperrholz, Spanplatte, Leimbinder und anderes. Bis dahin hatte jede Holzarchitektur ihre Maßstäblichkeit durch die Länge und Breite der zur Verfügung stehenden Baumstämme. Beispiele 12 Steinbau, Mauer, Gewölbe, Turm, Bauplastik, Farbigkeit Hölzer werden zu Gebinden gefügt, Steine zu Mauern auf einander geschichtet. Die ursprünglichste Bauform verwendet die Steine, so wie man sie findet, in verschiedenen Größen und Formen, dann sprechen wir vom Feldsteinbau. Weil Steine verschiedener Form und Größe nicht fest aufeinander gelegt werden können, müssen Feldsteinmauern sehr dick sein. Sie sind eher geformte Steinhaufen. Wenn Steine zu Würfelformen behauen werden, kann man sie mit ebenen Flächen aufeinander legen. Diese behauenen Steine werden aus Steinbrüchen möglichst in der Nähe der Baustelle gebrochen, heute mit Dynamit früher mit quellenden Hölzern. Zum behauen verwendet man heute Werkzeuge aus Stahl, früher aus härteren Steinen. Mit Obsidian kann man z.B. Kalkstein behauen. Die zu Würfelform behauenen Steine werden auch Quader genannt. Quadermauern brauchen eine geringere Grundfläche als Feldsteinmauern. Ihre Glätte leitet Wasser schneller ab und erschwert das Besteigen. Darüber hinaus wirkt die Quadermauer in ihrer regelmäßig gefugten Glätte künstlich; sie setzt sich als Bauwerk in der Natur gegenüber Fels und Hügel ab. Die Stabilität der Mauer ist in erster Linie durch ihr Gewicht verbürgt. Bei hohen und mehrgeschoßigen Bauwerken wird dies zum Problem. Im Prinzip kann man nur senkrecht mauern, eben Stein auf Stein legen. Wenn ein Gebäude eine waagrechte Decke erhalten soll, muß man zu Holz (später zu Stahl) greifen, das große Spannweiten überbrücken kann. Vor 4000 Jahren wurde im alten Iran eine Mauertechnik entwickelt, die Steine in Kreisbogen vermauert, das sogenannte Gewölbe. Es taucht zum erstenmal im Grabbau auf. Es hält weil alle Steine zu gleich fallen wollen und sich gegenseitig behindern. Das Gewölbe ist ein Bild des Himmels, den alle Menschen auf Grund seiner Farbverschiebung vom Zenith zum Horizont und wegen der scheinbar kreisförmigen Bahn der Gestirne als gewölbt empfinden. Sprachgeschichtlich geht das lateinische Wort für Himmel caelum, celo, ciel auf ein indogermanisches Wort für Höhle zurück. Die Menschen fühlen sich unterhalb des Himmels in einer Höhle geborgen. Das deutsche Wort Himmel geht auf das indogermanische Wort hem zurück, das wir im Hemd noch haben. Hem heißt bedecken. Der Himmel bedeckt die Erde. Ein Bild davon ist das Gewölbe, das eine bedeckende Höhle für den Menschen ausbildet. Im Gegensatz zu Holzdecken sind Gewölbe feuerfest. Weil die Steine im Gewölbebogen verkeilt sind, üben sie einen Druck nach den Seiten aus, den man entweder durch die Mauerstärke, Auflager oder Stützen auffangen muß. Die Statik eines Gewölbes zu berechnen, ist seit Isaac Newton möglich und seit dem 19. Jahrhundert üblich. Alle älteren Gewölbe wurden aus dem geschulten Gefühl, der Erfahrung der Baumeister und Steinmetzen für die Belastbarkeit ihrer Verbindungen errichtet. Steine können auch zu höheren Gebilden als es Häuser sind aufgeschichtet werden. Dann entsteht der Turm. Türme können neben Gebäuden stehen, wie das Minarett in Samarra oder in Gebäude einbezogen werden wie am Kölner Dom oder der Wallfahrtsmoschee in Qum im Iran. Türme haben vielfältige Funktionen: sie dienen der Aussicht, zum Gebetsruf, oder zum Aufhängen von Glocken. Seit der Erfindung von Aufzügen dienen sie auch zum Übereinanderstapeln von Büroräumen. Nach Größe und Zahl weisen sie aber in der Regel über diese Funktionen hinaus, als optisches Signal im Städtebau, als Hinweis auf Macht und Ziele des Bauherrn. 13 Backsteinbau Vom Bau aus im Steinbruch aus Felswänden gebrochenen Steinen unterscheiden wir den Bau aus gebackenen Steinen. Bestimmte lehmige Bodensorten eignen sich dafür mit Wasser zu einem Brei angerührt, geformt und dann gebrannt zu werden. Dabei werden sie so hart wie die meisten Natursteinsorten. Um Gewicht zu sparen, das Volumen und die Wärmeisolierung zu erhöhen, werden seit dem 20. Jahrhundert Backsteine auch hohl gebrannt. Ältere Backsteine sind immer massiv. In Afrika, Asien und Amerika hat man Lehmziegel auch ohne Brand, nur luftgetrocknet, verbaut. Diese Lehmarchitektur kann in trockenen Klimazonen auch einige Generationen überleben. Im 19. Jahrhundert wurden neue Baumaterialien entwickelt, Gußeisen, Glas und Beton, die neue Bauformen hervorbrachten. Eisen ist wie Holz auf Zug belastbar, formbar und verbindet ein geringes Volumen mit großer Festigkeit, aber steter Gefährdung durch Korrosion. Beton erlaubt glatte, wasserabweisende Flächen und Kurvierungen, die über das in Backstein mögliche hinausgehen. Holzverbindungen London, Haus am High Holborn, 16. Jh. Straßburg, Kammerzellsches Haus, 1589 Miltenberg a./Main, Marktplatz mit Rathaus, um 1500 Kizi (Karelien), Dach der Kirche Christi Borgund, Stabkirche, um 1150 Verklärung, 1714 Nanzenji, Garten der Abtwohnung, Yokohama, Rinshunkaku, im ParkSankeiAnfang 17. Jh. en, um 1600 Katsura, Kaiserliche Villa, Goten, Innenräume, 1620/53 Enan (Mallaha), Emeq Hula, Israel, Abri Stonehenge bei Salisbury Wilts, um 2000 62, v. Chr. um 9000 v. Chr. El Tajin, Veracruz, Mexiko, sog. Giza, Pyramidenfeld, 4. Dynastie, 2540Nischenpyramide Tajin V (klass. 2450 v. Chr. Periode), 6. Jh. n.Chr. Dachformen Gewölbeformen Athen, Akropolis, Parthenon, 447-438/32 Bhājā, Mahārāstra, Caitya und v. Chr. Klosterhöhlen, Ende 2. Jh. v. Chr. Baia, sog. Merkurtempel, 1. Viertel 1. Jh. Jerusalem, Felsendom N. Chr. Bhuvanesvar, Orissa, Lingaraja-Tempel, Filippo Brunelleschi, Dom, Florenz, um um 1000 1434 Damaskus, Tekke der Sultane Dom, Florenz (Detail) Süleymans und Selim II., begonnen 1554 Chartres, Notre Dame, Westfassade, Jakob Prandtauer, Benediktinerstift Melk, 1134-nach 1194 1701-1738 SOM, John Hancock Center, Chicago, Stift Melk 1965/70 Rom, Kolosseum, flavisches Rom, Kolosseum, flavisches Amphitheater, 80 n. Chr. Amphitheater, 80 n. Chr. Rom, Pantheon, 118-128 n. Chr. Istanbul, Hagia Sophia, um 535/560 Lübeck, Holstentor von Hinrich Tangermünde, Rathaus von Hinrich Helmstede, 1466-78 Brunsberg, um 1430 Athen, Akropolis, Parthenon, 447-438/32 Monreale, Dom, 1174-1189 14 v. Chr. Vaux-le-Vicomte bei Melun, André Le Nostre, 1653/60 Jacques Schader, Kantonsschule Freundenberg, Zürich, 1956/60 J.J.P. Oud, Siedlung Kiefhoek, Rotterdam Jorn Utzon, Opernhaus Sydney, 1957/73 15 5. MITTELALTER Der Begriff Mittelalter stammt aus der Neuzeit, aus einer Zeit, die sich überlegen dünkte und gleichrangig an die Kultur des Altertums anschließen wollte. Den Zeitgraben, der sie vom Altertum trennte, nannten die Intellektuellen der Neuzeit Mittelalter. Auf Westeuropa bezogen kann man die Jahre 500-1500 als Grenzen angeben: 500 Völkerwanderungszeit Franken besetzen das nördliche Gallien, werden Christen, Dynastie der Merowinger. In Italien herrschen die Goten (Theoderich), dann die Langobarden, in Deutschland bilden sich die Stammesherzogtümer der Schwaben, Franken, Thüringer, Sachsen, Baiern. In England wandern Angeln und Sachsen ein. In Spanien herrschen die Westgoten bis 711 dann die Omajaden, langsame christliche Rückeroberung von Norden her. Die Slawen siedeln in Polen, Böhmen, auf dem Balkan. Aus Osten fallen die Hunnen ein,(5.Jh.) später die Awaren (7.Jh.) schließlich die Ungarn, die seit 955 im Donauraum ( Dacien) seßhaft werden, aus Norden die Normannen (Wikinger), die seit 900 in der Normandie seßhaft werden und von dort aus England, Sizilien und Unteritalien erobern und den russischen Staat gründen (Kiewer Rus). Christianisierung Europas, Ausbau von Bischofssitzen, Klöstern und Pfarreien. Klöster sind die wesentlichen Träger einer lateinischen Schriftkultur. Die Klosterregel des hl. Benedikt von Nursia (+ 547) führt zur Heiligung der Arbeit, erzwingt Organisation des Zusammenlebens und der Architektur. Sie wird von Kaiser Karl für alle Klöster im Reich vorgeschrieben: Musterplan von St. Gallen. 800 Karolingische Renaissance Römische Kultur als Vorbild im ganzen Reich Karl des Großen. Aus der karolingischen Minuskel entsteht unsere heutige Schrift. Angeregt durch politische und kirchliche Strukturen entstehen Kunstlandschaften um Klöster, Bischofssitze und Städte, die nicht mit heutigen Grenzen übereinstimmen. Zwischen Klöstern und Bischofssitzen reger Austausch über große Entfernungen.Die Kunst, die wir im heutigen Italien finden, ist römisch, lombardisch, toskanisch, sizilianisch. Die Kunst im Raum von Maas, Mosel, Schelde und der Rheinmündung, wäre nach heutigen Maßstäben belgisch, deutsch, französisch, niederländisch: Ihre Hauptwerke heute in Lüttich, Köln und Klosterneuburg bei Wien. Auch der Bodenseeraum bildete mit dem Oberrhein eine Kunstlandschaft von St.Gallen über die Reichenau, Konstanz, Basel, Colmar, Freiburg bis Straßburg. Kirchen erhalten Türme, in der Regel wird das System der frühchristlichen Basilika mit drei Schiffen beibehalten, aber die Proportionen ändern sich, sie werden höher und enger, viele Altäre in stark differenzierten Teilräumen: Chören, Schiffen, Emporen. Wandmalerei fast nicht mehr erhalten, Buchmalerei und Elfenbeinreliefs übermitteln heute am besten karolingische Kunst. 900 Ottonische Kultur Frankreich und England von Normannen verwüstet, Deutschland von Ungarn. Verfall und Neubeginn. Vergeistigung des Menschenbildes. (Nieder-)Sachsen wird zum Kulturraum, Beziehung zu Ostrom (Magdeburg, Hildesheim, Naumburg) Buchmalerei der Reichenau. 1000 Romanische Kunst 16 Dome in Speyer, Worms, Mainz, Im Kirchenbau, dreischiffige Basiliken mit Wandmalerei und bemalten Holzdecken, setzt sich um 1100 die Wölbung (Tonne/Kuppel) durch. Bauskulptur an Portalen und Kapitellen, seit 1000 vor allem auf der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela, Galizien, Asturien, Kastilien, Katalonien, Provence; Kirchen sind Gottesburgen mit starken Mauern (Massenbau). Wandmalerei. Feudalisierung der europäischen Gesellschaft: Adel, Ritter, Wappen, Minnedienst, Kreuzzüge und Wallfahrten verbinden die europäischen Länder untereinander in regem Austausch aber auch mit der islamischen Welt. In der gregorianischen Reform und im Investiturstreit treten Kirche und Staat auseinander, Unterscheidung von Religion und Politik (nur in Westeuropa). In der seit 1054 getrennten Ostkirche wird Kaiser zum Kirchenherrn, in Rußland bis 1917, ähnlich Kalif, Herrscher aller Gläubigen. 1200 Gotische Kunst In der Ile de France entsteht aus normannischen, burgundischen und provenzalischen Vorbildern die gotische Kirchenkunst mit Kreuzrippengewölbe über Spitzbogen und Strebepfeilern im Wettbewerb der Klöster und Bischofskirchen in und um Paris, St. Denis, Reims, Laon, Chartres, Amiens. Sie wird zum Vorbild für ganz Westeuropa von Schottland bis Böhmen und Kastilien. Kirchen stellen das Himmelreich dar, so leicht und licht wie möglich. Die Wände durch Pfeiler und Fenster ersetzt (Gliederbau): Glasmalerei, das farbige Licht erzählt von Gott und den Heiligen. Zisterzienser verbreiten Gotik und landwirtschaftliche Techniken (Weinbau etc.) über Europa. Systematisierung von Architektur und Bildung (Scholastik), arbeitsteilige Gesellschaft. Städte lösen Klöster als Kulturträger ab. Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner) betreiben Stadtseelsorge durch Predigt. Kunst wird zum differenzierten Gewerbe. In Rom, Florenz und Venedig setzt sich die Gotik nur oberflächlich durch: Erneuerung der Wandmalerei (Cavallini, Giotto) und der narrativen Reliefkunst (Pisano). 1347 Spätgotische Kunst (Der Pest fällt ein Drittel der Bevölkerung Europas zum Opfer.) Die religiöse Bewegung der Mystik führt zu Individualisierung, Emotionalisierung und Vergeistigung. Hallenkirchen mit Netzgewölben. Kunst und Luxus werden zu Mitteln fürstlicher Politik (Burgund und konkurrierende Höfe). 1400 Internationaler, Schöner Stil in ganz Europa, dann wieder landschaftliche Differenzierung. In Florenz Frührenaissance: Brunelleschi (A) Alberti (A+T) Donatello (B) Masaccio(M). Linearperspektive (das Ferne wird klein, die Welt in ihren Maßen berechenbar). In Florenz wird das Wort Gotik=Barbarisch geprägt. In Flandern Farbperspektive (das Ferne wird blau), Oberflächenrealismus in der Malerei (van Eyck, Rogier van der Weyden). Das Altarbild wird zur führenden Kunstaufgabe. Aufkommen von Portraits. In Deutschland große Schreinaltäre Multscher, Pacher, Riemenschneider, Leinberger, Veit Stoß. Druck von Bildern seit 1400, von Büchern seit 1445. Karte: Völkerwanderung Karte: St. Galler Klosterplan, um 800, St. Gallen Klosterbibliothek (Umzeichnung) 17 Aachen „Münster“, um 800, Oktogon (von S/W), 798 im Rohbau vollendet, 805 geweiht Book of Kells, Gefangennahme Christi, Ende 8. Jh., Dublin, Trinity College Library Evangeliar des Erzbischofs Ebo, der Evangelist Matthäus, Hautvillers (Reims), vor 835, Epernay Bibliothèque Municipal Antiphonar von St. Peter, Hl. Drei Könige und Taufe, Salzburg um 1160, Wien, Österreichische National Bibliothek Aachen „Münster“ mit Kreuzgang, Grundriß Prager Meister, Sechstagewerk, sog. Korczek-Bibel, um 1405, Wien ÖNB Codex Aureus von St. Emmeram, Zierseite, Hofschule Karls des Kahlen, 870, München, Bayer. Staatsbibl. Codex Aureus Epternacensis, Illustration zum Matthäus Evangelium, Echternach um 1030, Nürnberg, Germanisches National Museum Meister der Katharina von Kleve, Hll. Evangelistar des Speyrer Doms, Traum Kornelius und Cyprian, Stundenbuch und Heimreise der Hl. drei Könige, Katharinas von Kleve, 1435/45, New Mittelrhein um 1197, Karlsruhe, Badische York, Pierpont Morgan Library Landesbibliothek Meister des Königs René, Meister der Maria von Burgund, Sonnenaufgang am Glücksbrunnen, Livre Kreuzigung Christi, Gebetbuch der Maria du Coeur d’amour épris von René von Burgund, 1477-1482, Wien ÖNB d’Anjou, um 1465, Wien ÖNB Lorsch, Torhalle, Ansicht von West, 774 Reichenau, Oberzell, St. Georg, Blick von Ost, 890-896 (?) oder um 1000 Caen, St-Etienne, Südwand des Caen, St.-Etienne, Ansicht von West, um Mittelschiffs, Blick von Nordwest, um 1065-1081 1065-1081 Maursmünster (Marmoutier), ehem. Speyer, Dom, Ansicht von Ost, um Abteikirche, Westfassade, Mitte 12. Jh. 1030/61 und um 1080-1106 Périgueux, Kathedrale, nach 1120 Worms, Dom, 11. Jh. Und um 1200 Santiago de Compostela, Kathedrale, Avila, Nordflanke der Stadmauer, Ansicht Südfassade des Querhauses, um 1100von Südwest, um 1090-1101 1128 León, San Isidoro, Pantéon de los Reyes, Santo Domingo de Silos, Kreuzgang, Blick von Südost, 1054/67 Nordflügel, Ende 11. Jh. Fassade von St. Trophime in Arles, um 1170 Chartres, West-Portal (Portal Royal), 12. Chartres, West-Portal (Portal Royal), 12. Jh. Jh, Mitte. Majestas Domini und Apostel Vézelay, Ste.-Madeleine, Blick von West, Vézelay, Ste.-Madeleine, Hauptportal um 1120-1150 zwischen Vorkirche und Mittelschiff, um 1130 Lucca, S. Michele in Foro, Ansicht von Florenz, Baptisterium S. Giovanni, um West, 1143-Anfang des 13. Jh. 1060-1150 Prophetenfenster David und Hosea, Lesepult, Süddeutsch, Mitte des 12. Jh., Süddeutsch, 1. Drittel 12. Jh., Augsburg Freudenstadt, Evang. Stadtkirche Hoher Dom Chartres Kathedrale Notre-Dame, Saint-Denis, ehem. Abteikirche, Westfassade, 1134 – nach 1194 Chorumgang, Südseite, 1141-44 Chartres Kathedrale Notre-Dame, Aufriß Zeichnung: Gotisches Gewölbe und Querschnitt, 12. und 13. Jh. Chartres Kathedrale Notre-Dame, Chartres Kathedrale Notre-Dame, 18 Strebepfeiler am Langhaus, 1134 – nach 1194 Grundrisse gotischer Kathedrale: Chartres (1194), Reims (1211), Amiens (1220) Chartres, Außenansicht Paris, Kathedrale Notre-Dame, Westfassade, um 1200- um 1245 Paris, Kathedrale Notre-Dame, Blick von West, um 11630- um 1225 Amiens, Kathedrale Notre-Dame, Mittelschiff-Südwand, Blick von Nordost, 1220-1233/36 Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, 12. Jh., Luftbild Kloster Eberbach Wells, Somerset, Kathedrale, geweiht 1239 Köln, Dom St. Peter und Maria, Ansicht von Ost, begonnen 1248 Naumburg, Dom St. Peter und Paul, Portal des Westlettners, um 1250 Naumburg, Dom St. Peter und Paul, Westchor, Stifterfiguren Ekkehard und Uta, um 1250 Straßburg, Münster Unserer Lieben Frau, Westbau, 1277-1439 Giotto, Verkündigung an die Hl. Anna, Padua, Arena-Kapelle, um 1304/05 Ulrich von Ensingen und Johannes Hültz: Münster in Straßburg, Nordturm, vollendet 1439 Masaccio: Schattenheilung, Fresko, Florenz, S. Maria del Carmine, um 1428 Rogier van der Weyden, Bildnis einer jungen Frau, um 1455/60, London, National Gallery Wirkteppich aus der Folge „Dame mit Einhorn“, Brüssel, um 1480/90, Paris Musée de Cluny Christus-Johannes-Gruppe, Oberschwaben, um 1330, Berlin, SMPK Mittelschiff am Langhaus, 1134 – nach 1194 Chartres Kathedrale Notre-Dame, Strebebögen, 1134 – nach 1194 Zeichnung: Gotische Kathedrale, Schnitt Paris, Kathedrale Notre-Dame, Außenansicht, 12./13. Jh. Reims, Kathedrale Notre-Dame, Blick von West, 1211-um 1300 Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, Klosteranlage Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, Klosteranlage Salisbury, Wiltshire, Kathedrale, Ansicht von Südwest, begonnen 1120 Cambridge, King’s College Chapel, Blick von West, 1446-1515 Paris, Sainte-Chapelle, Oberkirche, Blick von West, 1243/48 Triumphkreuz, Halberstadt Dom St. Stephan, um 1220 Bamberger Reiter am Georgenchor, Bamberg, Dom St. Peter, um 1225/37 Freiburg i. Br., Münster Unserer Lieben Frau, Westturm und Helm, nach 1301 Florenz, S. Croce, Blick von West, beg. 1294/95 Duccio, Die Passion Christi, Ausschnitt aus Maestas-Altar, 1308/11 urspr. im Dom S. Maria in Siena, heute Siena, Museo dell’Opera Filippo Brunelleschi, S. Maria del Fiore, Florenz, Ansicht von Südost, vollendet 1434 (bis zur Laterne) Jan van Eyck, Arnolfinihochzeit, 1434, London, National Gallery Rogier van der Weyden, Jüngstes Gericht, vor 1450, Beaune, Hôtel-Dieu Jehan Josès, Lesepult, Dinant, um 1370, Tongeren Bernt Notke, Hl. Georg, Stockholm Storkyrka, geweiht 1489 19 Nürnberg, Schöner Brunnen und Frauenkirche, Ansicht von Südwest nach 1349 Hans Leinberger, Maria mit Kind, um 1515, St. Martin, Landshut Lorenz Helmschmied, Harnisch Herzog Sigmund von Tirol, Augsburg um 1470/80, Wien KHM 6. RENAISSANCE 1500 Renaissance Wiedergeburt der antiken römischen Kultur ist das Ziel der italienischen und deutschen Humanisten. Rom löst Florenz als Kunstzentrum ab. Hier wirken Raffael (+1520) und Michelangelo (+ 1564). Die Hochrenaissance endet mit dem Tod Raffaels, länger war das klassische Gleichgewicht von Farbe und Zeichnung, Ruhe und Bewegung, Antike und Christentum nicht durchzuhalten; danach wird es interessantkompliziert: Ausfahrende Bewegung, unruhiger Stand, zugespitzte Charaktere, schrille Farbigkeit. Die Künstler wollen sich unterscheiden, übertreffen, ihre Handschrift (ital. Maniera) betonen: Manierismus. Wichtigstes Bauwerk des neuen Stils ist der Petersdom in Rom, begonnen von Bramante 1506, fortgeführt von Raffael, Sangallo, Michelangelo, Giacomo della Porta, vollendet von Carlo Maderno 1614. Neben Florenz und Rom sind Zentren der manieristischen Kunst Mantua und Fontainebleau. Im Veneto, zwischen Verona und Venedig entsteht eine eigene Stilrichtung der Architektur (Theater, Kirchen, Villen) im Werk der Architekten Sanmicheli und Andrea Palladio (1508-80) mit großem Einfluß auf die englische und amerikanische Architektur. In Venedig wirken die Maler Tizian 1477-1576, Paolo Veronese 1528-1588 und Tintoretto 1518-1594, deren farbenprächtigen Werke(Öl auf Leinwand) in ganz Europa verbreitet wurden. In Deutschland wird der Bau von Schlössern (Heidelberg, Aschaffenburg) und Rathäusern (Augsburg, Paderborn) zur künstlerisch führenden Bauaufgabe, da der Kirchenbau wegen der Reformation zurücktritt: Ausnahme die Jesuitenkirche St. Michael in München 1583-97, die neue Maßstäbe in der mittelalterlichen Stadt setzt. 20 7. BAROCK 1600 BAROCK In Deutschland setzt sich der Barock erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 durch, da ist er in Rom schon beinahe zu Ende. Die Franzosen nannten diese Epoche (Ludwig XIV.,Versailles) Style classique. Erst seit kurzem geben sie zu, daß ihr style classique eine nationale Variante einer europäischen Barockkultur ist, die von Sevilla bis St.Petersburg, von Irland bis Ungarn reicht. Aber diese Kultur ist nicht einheitlich, sie unterscheidet sich nach Konfessionen und Landschaften oft in dichter Gemengelage: Antwerpen Katholisch, Peter Paul Rubens 1577-1640; Amsterdam, reformiert Rembrandt1606-1669. Bamberg, Würzburg katholisch; Bayreuth, Ansbach evangelisch. Frankreich (bedeutendster Maler Nicolas Poussin 1593-1665), Spanien( bedeutendster Maler Diego Velazquez 1599-1660), Italien (bedeutendster Bildhauer Gian Lorenzo Bernini 1598-1680) bleiben katholisch. In Freising wird der romanische Dom 1624-29 zum erstenmal barockisiert, einheitlich stuckiert und der Hochaltar mit dem Bild von Peter Paul Rubens aufgerichtet, der zum Vorbild für hunderte von Kirchen in Bayern wurde. 1724 erhält der Dom durch den Maler Cosmas Damian Asam und den Bildhauer Egid Quirin Asam zur 1000 Jahrfeier ein neues Festkleid aus Malerei und Stuck. Die Asams arbeiten zwischen der Schweiz, Mannheim, Prag und Schlesien im ganzen Süden des katholischen Deutschland, zur selben Zeit wie J.S.Bach in Leipzig. Führende Bauaufgabe ist das fürstliche Schloß, das mit geometrischer Gartenkunst ins Gelände ausgreift, in katholischen Ländern das Kloster mit symmmetrischer Anlage um die mittige Kirche (Escorial, Weingarten, Einsiedeln, Ottobeuren) 1740 Rokoko Nach einem asymmetrischen felsenförmigen Ornament (Rocaille) benannte Stilvariante des Barock in einigen Kunstlandschaften: Sizilien, Altbayern, Mainfranken, Oberrhein, Potsdam, Venedig. Hauptwerk die Wallfahrtskirche Wies, erbaut von Dominikus Zimmermann 1746-54. Stukkatorenarchitektur. 1770 Klassizismus Rückkehr zu klassischen Formen, Raffael als Vorbild der Malerei, römische Architektur mit Säulen und Kuppeln wird dank Napoleons Style Empire zum Staatsstil von Washington bis Moskau. André Le Nostre, Vaux-le-Vicomte bei Idealplan des Stifts Göttweig, 18. Jh. Melun, 1653/60 Michelangelo, Erschaffung Adams, 1511, Paul Troger, Apotheose Karls VI., Fresko, Sixtina, Vatikan Stift Göttweig, 1739 Velàzquez, Die Spinnerinnen, 1650, Madrid, Prado 21 8. 19. JAHRHUNDERT Der Klassizismus kann auch als erste Form des Historismus verstanden werden: Für die dank der technisch-industriellen Revolution notwendigen neuen Bauaufgaben: Verkehrsbauwerke, Fabriken, Verwaltungszentren, Ausstellungsgebäude sucht man historische Bauformen, mit denen man die neuen Zwecke und Techniken verbergen, vermitteln kann. Innerhalb des Historismus unterscheidet man Neugotik, Neuromanik, Neubarock, die nacheinander und seit 1870 auch nebeneinander auftreten. Dem entsprechend müßte man den Klassizismus dann als Neuantik bezeichnen, aber das ist nicht üblich. Der Historismus bleibt in der Architektur für das ganze 19. Jahrhundert maßgebend, im Kirchenbau auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Malerei und Skulptur treten mehrere Stile auf und lösen sich ab: Romantik Der Maler Caspar David Friedrich 1774-1840 macht die Landschaftsmalerei zur führenden Gattung und zum Spiegel der menschlichen Seele. In Frankreich hält Eugene Delacroix 1798-1863 am Historienbild fest und malt auch zeitgenössische Szenen (Barrikadenkämpfe) als großes Figurentheater, entdeckt den farbigen Reiz des Orients. In England beobachtet William Turner 17751851 in seinen Landschaftsbildern wechselnde Lichtstimmungen, Nebel, schildert den Kampf von Licht und Dunkel. Realismus Gustave Courbet 1819-1877 wandte sich der Beobachtung und malerischen Dokumentation von Realität zu, begründet den Realismus mit großer Wirkung auf Adolph Menzel 1815-1905, Wilhelm Leibl und die nächste Generation. Gleichzeitig entsteht in Ausflugsorten südlich von Paris (Barbizon) die Freiluftmalerei: Millet, Corot, Daubigny Francisco Goya, Wasserträgerin William Turner, Bergsee in Morgennebel, um 1830, London, British Museum Francisco Goya, Die Erschießung der Aufständischen Caspar David Friedrich, Kreuz an der Ostsee, um 1808, Köln, Wallraf-Richartz Museum Claude Monet, St. Germain l´Auxerrois Eduard Schleich, Ammersee Eduard Manet, Monet in der Barke, 1874 Eduard Manet, Bar in Folies Bergers Eduard Manet, Frühstück Paul Cezanne,(1839-1906) Bahndurchstich Vincent van Gogh,(1853-1890) Maler auf dem Weg zur Arbeit Paul Cezanne, Stilleben Vincent van Gogh, Kornfeld, 1890 22 9. 20. JAHRHUNDERT Impressionismus In den 60 er Jahren bildete sich in Paris eine Gruppe von jungen Malern: Edouard Manet, Claude Monet, Camille Pissaro, Paul Cezanne u.a. deren Werke als „impressionistisch“ beschimpft wurden, weil sie keine klaren Konturen haben, welche die Farbflächen von einander abgrenzen, sondern einem flüchtigen Augeneindruck (Impression) entsprechen. Im 20. Jahrhundert wird die westeuropäische Kunst zur Weltkunst; sie nimmt Anregungen vom japanischen Holzschnitt, der afrikanischen Skulptur, der russischen Kunst auf und wird dank der wirtschaftlichen und technischen Kommunikation (Radio, Telefon, Eisenbahn, Schiffahrtslinien, später Fernsehen und Flugverbindungen) auf der ganzen Welt verbreitet und als Vorbild empfunden. Dies ändert sich in den dreißiger Jahren, als die russische und die deutsche Kunst durch staatliche Verbote und Gebote gelenkt, aus der Kommunikation der Moderne ausscheiden und in dem seit 1950 New York Paris als Kunstzentrum ablöst. Die moderne Kunst entstand um 1910 in Paris (Kubismus: Pablo Picasso, Georges Braque, Henri Matisse), Dresden (Künstlergruppe Brücke: Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein, Emil Nolde), München (Künstlergruppe Der Blaue Reiter: Franz Marc, Wassili Kandinsky, Alexei Jawlensky, Paul Klee) Amsterdam (Künstlergruppe De Stijl: Piet Mondrian, Georges Vantongerloo, Theo van Doesburg) St.Petersburg Kasimir Malewitsch (Suprematismus) Die Revolution der modernen Kunst ist zeitgleich (und für das Gesicht der Welt auch gleich wichtig) mit Atomphysik, Quantenlehre, Relativitätstheorie und Psychoanalyse. Sie löst sich vom Primat der Nachahmung, „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“(Paul Klee). Sie behandelt Farben und Formen frei als Mittel des Ausdrucks und der seelischen Wirkung, wie die Musiker (schon seit 1700) frei mit Tönen, Klängen und Rhythmen umgehen, ohne Naturlaute nach zu ahmen. Die Architektur des 20. Jahrhunderts entwickelt als beherrschende Baustoffe Beton und Glas, seit 1960 zunehmend auch Kunststoffe wie Plexiglas und Glasfiber. Neue Bauaufgabe ist seit der Erfindung des Personenaufzugs 1880 das Hochhaus (zunächst mit Säulen und Giebeln historisch verkleidet), sowie Verkehrsbauten und Sportstadien. Die Abkehr vom Bauen in historischen Formen vollzog am radikalsten das Bauhaus, eine Hochschule für Gestaltung, gegründet 1918 in Weimar von Walter Gropius, später in Dessau und Berlin angesiedelt, 1933 von der nationalsozialistischen Regierung aufgelöst. Die führenden Lehrer, vor allem Architekten (Mies van der Rohe) und Maler (Kandinsky, Klee, Albers) gingen in die Emigration, und verbreiteten die Ideen des Bauhauses weltweit. In den 50er Jahren kehrte ihr Stil als internationale Moderne nach Deutschland zurück, seit 1975 von der sogenannten Postmoderne, die viele Architekten heute noch als Schimpfwort betrachten, abgelöst. In Malerei und Skulptur treten mehrere Stilrichtungen neben und nach einander auf: 23 Jugendstil (Symbolismus) Dekorativer Stil der Jahrhundertwende mit pflanzlichen Formen, in der Malerei vielfach religiöse, esoterische Themen und Symbole Kubismus, erfunden 1906 von Picasso und Braque, Malerei ist Farbe auf Fläche und kein Fenster zum Raum, deshalb Verzicht auf Perspektive, Montage verschiedener Ansichten eines Gegenstandes nebeneinander. Expressionismus, kritische Bezeichnung für eine Kunst, die den Ausdruck seelischer Zustände sucht und deshalb als subjektiv abgelehnt wurde. Pathos von Schrei und Gebärde. Begründet von der Künstlergruppe Die Brücke 1905, Zentrum im Berlin der 20 er Jahre. Abstraktion, begründet 1912 in München von Künstlergruppe Der Blaue Reiter, kurz darauf in Amsterdam und St. Petersburg, Verzicht auf die Abbildung von Gegenständen und Personen, reine Farbigkeit, reine Fläche, bzw. reine stereometrische Formen in der Plastik, in Weihenstephan, Stelen von Fritz König, Ernst Herrman u.a. Surrealismus, begründet 1918 in Zürich, dann in Paris, eng mit Literatur (A.Breton) und Psychoanalyse verbundene Bewegung, die „Überwirklichkeit“ in Traumbildern und Projektionen des Unbewußten sucht, Maler und Bildhauer Max Ernst (18911976) Neue Sachlichkeit, Gegenbewegung gegen Abstraktion und Expressionismus, seit 1923, z.T. sozial engagiert, Grosz, C.Schad, Otto Dix, z.T. konservativ bis faschistisch Sozialistischer Realismus, von den kommunistischen Parteien verordnete Kunstdoktrin in den Ländern des Ostblocks, in der Sowjet Union seit Stalin, im übrigen Osteuropa und in China seit 1950, z. T. von hoher malerischer Qualität z.B. W.Sitte. Pop art, knallig, volkstümliche Kunstrichtung in England seit 1953 R.Hamilton, später auch in USA Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Tom Wesselman, bezieht Reklame, Warenwelt und Comic in einem teils heiteren, teils kritischen und sehr erfolgreichen Ansatz ein. Op art, Kunstrichtung, die Seh-vorgänge, die Wahrnehmung von Hell-Dunkel, sich kreuzenden und überlagenden Linien sowie Farbflächen thematisiert, Hauptvertreter Reginald Neil, Viktor Vasarely, etwas später und parallel zur Pop art, vor allem in 70 er Jahren Minimalismus, künstlerische Reaktion auf Pop und Op, äußerste Reduktion der plastischen Formen ohne jeden erzählenden oder deutenden Zusammenhang, Hauptvertreter Donald Judd, Carl Andre Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Weltkunst zum erstenmal in allen Domänen stark von Künstlerinnen geprägt. Neben Baukunst, Malerei, Zeichnung, Plastik entstanden im 20. Jahrhundert als neue Kunstgattungen: Photographie, Film, Video, Installation, Happening, Lichtkunst, Kinetik, Land art 24 Photographie wird als Portrait von Menschen, sozialen Zuständen, oder als abstrakte Kunst betrieben. Seit 1980 gibt es große (3x4 m) Leuchtkästen mit Farbdiapositiven vor allem von Jeff Wall. Ob der Film zur darstellenden Kunst, dem Theater, oder zur bildenden Kunst zu zählen ist? Er erzeugt Bilder nach den Regeln des Bildermachens und des Theaters und wirkt auf beide zurück. Er produziert Werke seichtester Unterhaltung und von höchstem künstlerischen Anspruch und wirkt auf Malerei, Mode und Architektur. Happening ist eine Mischform aus Theater und Bildender Kunst und Musik: mit vorgefundenen oder vom Künstler gestalteten Formen z.B. Yves Klein: ein Streichquartett spielt, dazu wälzen sich zwei nackte Frauen in blauer Farbe und auf Leinwand. Die Abdrücke kommen ins Museum. Wichtige Happening-Künstler in Deutschland waren Wolf Vostell und Josef Beuys. Vor allem in den 70er Jahren. Die Künstlerin Gloria Friedmann nennt heute ihre „Happenings“ „Lebende Bilder“. Lichtkunst wird mit weißen oder farbigen Scheinwerfern oder Leuchtstoffröhren oder Leuchtdioden von Künstlern wie Dan Flavin, Keith Sonnier(MUC), Mischa Kuball seit den 70 er Jahren als flächige, raumbezogene oder städtebauliche Arbeit betrieben. Installation nannte Dan Flavin 1967 seine Lichtraumarbeiten. Heute werden mit dem Begriff künstlerische Arbeiten bezeichnet, die Räume umfassen und nicht nur aus vom Künstler gestalteten Werken sondern auch aus vorgefundenen und künstlerisch verfremdeten Gegenständen (Badewanne, Bahre, Bett usw.) bestehen. Auch die Überreste eines Happenings können, wenn sie im räumlichen Zusammenhang bleiben oder wieder versetzt werden, zur Installation erklärt werden, z.B. Joseph Beuys (1921-86). Sie können sozialkritisch aktuelle Themen aufgreifen, aber sich auch zeitlos mit Körpergefühl, Wahrnehmung und psychischen Wirkungen auseinandersetzen. Installationen dominieren seit 1990 neben den Videoarbeiten den internationalen Kunstbetrieb. Video wurde als Kunstform von Nam June Paik 1963 erfunden, in dem er Fernsehbilder künstlerisch manipulierte. Seither entwickelte sich Video zu einer der wichtigsten Kunstgattungen, zuerst mit Videokameras und Schwarzweißmonitoren (oft viele neben und über einander: Videoskulpturen), heute oft mit hochauflösenden Farbbeamern, die ganze Räume (black boxes) allseitig erfassen. Besonders Künstlerinnen arbeiten mit Video: Ulrike Rosenbach, Pippilotti Rist, Sam TaylorWood, Sherin Neshat unter den Videokünstlern sind Bruce Naumann und Bill Viola zur Zeit am bekanntesten. Kinetik, das Kunstwerk oder seine Teile bewegen sich, sei es im Mobile durch Luftbewegung, Alexander Calder, sei es durch Motoren, wie bei Grävenitz und J.Tinguely, Vorläufer Laszlo Moholy-Nagy seit 1920, dann vor allem in 60 er Jahren. Land art, künstlerische Eingriffe in die Landschaft seit 1968, in USA oft von riesigen Ausmaßen Michael Heizer, Walter de Maria, in England zart und vergänglich Richard Long. Beispiel in Weihenstephan Albert Weis, der Hochschulanger südlich der Mensa. 25 Pablo Picasso, Demoiselles d’Avignon, 1907, New York, MOMA Wassily Kandinsky (1866-1944), Romantische Landschaft, 1911 Raymond Mathewson Hood, Daily News Building, New York 1930 Franz Marc, Die kleinen gelben Pferde, 1912, Stuttgart, Franz Marc, Tirol 1914 Paul Klee, Reicher Hafen, 1938 Alexeij Jawlensky, Spanierin, 1913 Kasimir Malewitsch, Blaues Rechteck über purpurfarbenem Balken, 1916, Amsterdam, Stedelijk Museum Bartholdy/Eiffel, Freiheitsstatue Auguste Rodin, H. Balzac Theo van Doesburg, Kontra-Komposition mit Dissonanzen, Nr. 16, 1925, Den Haag, Gemeentehuis SOM Chicago 1965 Pablo Picasso, Absinthglas 1914 Jacques Schader, Kantonsschule, Freundenberg ZH 1965 William Le Baron Jenney, Versicherungsgebäude, Chicago, 1883 Gerrits Rietveld Rot-Blau Stuhl, 1918 John Utzon, Oper in Sydney, 1957 Michelangelo Pistoletto, Comizio, 1965 Dan Flavin, Primary Picture, 1964 Bruce Naumann James Turell Barnett Newman, Who’s afraid of Red, Yellow and Blue III., 1966, Amsterdam, Stedelijk Museum Dan Flavin: Primary Picture, 1964, Paris, Galerie Sonnabend Niki de Saint Phalle, Schwarze Nana, 1968/69, Köln, Sammlung Ludwig Umberto Boccioni, Dynanismus eines Fußballspielers, 1913, New York, MOMA Michelangelo Pistoletto, Comizio Nr. 2, 1965, Köln, Museum Ludwig Smitson, Spiral Jetty Fritz König, Votiv 59 und Flora II, 1970 26