CUP-Syndrom - Tumorzentrum Magdeburg - Otto-von

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Schriftenreihe des
Tumorzentrums
Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V.
CUP-Syndrom
Vorträge zur Fortbildungsveranstaltung
am 1. November 2000
Heft 17
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Tumorzentrum
Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V.
CUP-Syndrom
Vorträge zur Fortbildungsveranstaltung
am 1. November 2000
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. med. Astrid Franke
Direktorin der Klinik für Hämatologie/Onkologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Einleitung
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir möchten Sie sehr herzlich einladen zu unserer Fortbildungsveranstaltung
mit dem Thema
CUP-Syndrom
(Karzinom mit unbekannten Primärtumor - Cancer of Unknown Primary)
Wir haben dieses Thema gewählt, da in der Tumorkonferenz des Öfteren diese Problematik
an uns herangetragen wurde.
Der Begriff "Metastasen bei unbekanntem Primärtumor" bezeichnet ein sehr vielgestaltiges
onkologisches Krankheitsbild, das sich durch eine Reihe gemeinsamer biologischer
Charakteristika auszeichnet. Da es spezifische diagnostische und therapeutische
Vorgehensweisen erfordert, sollte es als eigenständiges Syndrom aufgefasst werden.
In der Praxis ist eine weitgehende Unsicherheit in der Zuordnung dieses Syndroms zu
verzeichnen, das immerhin 2 - 4 % aller bösartigen Neoplasien bildet. Eine wesentliche
Besonderheit des CUP-Syndroms ist u.a. der atypische Metastasierungsweg.
Auf Grund der Wichtigkeit dieses Themas und der fachübergreifenden Problematik freuen
wir uns, dass wir Referenten aus den verschiedenen Fachgebieten gewinnen konnten, um
Ihnen dieses komplexe Thema systematisch vorzustellen.
Im Namen des Vorstandes des Tumorzentrums
Prof. Dr. A. Franke
3
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Inhaltsverzeichnis
Das CUP-Syndrom- Biologie und Krankheitsbild
M. Koenigsmann
5
Retrospektive Analyse von 80 Patienten mit CUP-Syndrom
K. Jentsch-Ullrich, A. Franke
7
Operative Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie des CUP
B. Freigang
18
Nuklearmedizinische Diagnostik beim CUP-Syndrom
H.-J. Otto
20
Strahlentherapie des CUP-Syndroms
G. Gademann
24
Diagnostische und therapeutische Strategien beim CUP-Syndrom
H.-J. Schmoll
26
4
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Das CUP-Syndrom- Biologie und Krankheitsbild
PD Dr. med. M. Koenigsmann
Zentrum für Innere Medizin
Klinik für Hämatologie/Onkologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
1. Einleitung
Die Diagnose "Metastasen bei unbekanntem Primärtumor" wird gestellt, nachdem es durch
Anamnese, klinische Untersuchung, Laboruntersuchungen einschließlich Histologie und
verschiedene apparative Untersuchungen nicht gelungen ist, den Primärtumor einer
histologisch oder zytologisch gesicherten Metastasierung zu identifizieren.
Die Häufigkeit dieses Krankheitsbildes wird mit 5-10% der Patienten am Kollektiv einer
onkologischen Klinik beziffert.
Im Verlauf der Erkrankung gelingt die Diagnose des Primärtumors lediglich in 10 bis 20% der
Fälle, postmortal erhöht sich die Identifikationsrate auf insgesamt 75-85%. Der Primärtumor
bleibt in Abhängigkeit der Sektionsrate bei mehr als 50% der Patienten unbekannt.
Histologisch handelt es sich vorwiegend um Adenokarzinome, undifferenzierte Karzinome
oder Plattenepithelkarzinome, selten auch um einen undifferenzierten malignen Tumor, der
nicht als Karzinom klassifiziert werden kann. Die Problematik des Krankheitsbildes liegt in
der Schwierigkeit der Diagnose, der Heterogenität seiner Manifestation und bei einem
großen Teil der Patienten auch in der Schwere des klinischen Verlaufs. Ausmaß und Ziel des
diagnostischen und therapeutischen Einsatzes sind besonders sorgfältig abzuwägen.
Das CUP-Syndrom stellt somit eine Herausforderung an die ärztliche Kunst, jedoch auch an
die Ausdauer und Motivation des Patienten selbst dar.
2. Biologie der Erkrankung
Charakteristisch ist eine atypische Wachstumskinetik. Die Metastasen wachsen schneller als
der Primärtumor und führen somit zur Diagnose einer malignen Erkrankung.
Sie unterscheiden sich somit von der "üblichen" Tumorerkrankung, wobei das
Metastasenwachstum der sekundäre Prozess nach der Manifestation des Primärtumors ist.
Aus experimentellen Daten kommen Hinweise, dass Veränderungen am kurzen Arm des
Chromosoms 1, die für weit fortgeschrittene Tumorerkrankungen typisch sind (Atkin et al.:
Cancer Genet Cytogenet 21:279-285,1986), beim CUP-Syndrom häufig beobachtet werden
(Abbruzzese et al.: Semin Oncol 20: 238-243, 1993). Außerdem wurde eine vermehrte
Expression bestimmter Onkogene beobachtet (Pavlidis et al.: Anticancer Res 15: 2563-2567,
1995). Bisher hypothetisch ist die Annahme, der Metastasierungsort könnte für das
Wachstum der Tumorzellen ein besseres Milieu darstellen als der Locus des Primärtumors.
Ein weiteres biologisches Charakteristikum stellt der immer wieder zu beobachtende
atypische Metastasierungsweg dar. So metastasiert zum Beispiel das Prostata-Karzinom im
Falle einer Manifestation als Primärtumor in 50-70% der Fälle ossär und lediglich in 15% der
Fälle viszeral. Im Rahmen eines CUP-Syndroms sehen wir nur bei 25% eine ossäre
Metastasierung, jedoch in 50-75% der Fälle Leber- und/oder Lungenmetastasen (Nystrom et
al.: Semin Oncol 4: 53-58, 1977). Dieser Befund deutet auf eine distinkte Tumorbiologie bei
manchen Fällen mit CUP-Syndrom hin. Interessanterweise korreliert die Häufigkeit des
Primärtumors beim CUP-Syndrom nicht mit der Häufigkeit der Tumorentitäten insgesamt.
Das bedeutet, dass bestimmte Entitäten besonders häufig ein atypisches Metastasierungsverhalten aufweisen. Zu diesen gehören unter anderem Pankreaskarzinome, maligne
Melanome und Sarkome.
5
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
3. Das Krankheitsbild
Hinsichtlich der Lokalsymptomatik ist das Krankheitsbild variabel, entsprechend dem Ort der
Metastasierung. Typisch sind Knochenschmerzen bei ossären Filiae, Zeichen der
Synthesestörung bei diffuser Lebermetastasierung und Dyspnoe bei pulmonalen
Absiedelungen des Tumors.
Typische Allgemeinsymptome sind rascher Kräfteverfall und Gewichtsabnahme, die sich aus
der Aggresssivität des metastatischen Geschehens erklären. Paraneoplastische Symptome
treten in Abhängigkeit des Primärtumors gelegentlich auf. Trotz des beim CUP-Syndrom
vorkommenden atypischen Metastasierungsmusters liegt der Primärtumor häufig in
anatomischer Nachbarschaft der Metastasen. So ist z.B. bei zervikalen Lymphknoten vor
allem an Tumoren im HNO-Gebiet, der Lungen und der Schilddrüse zu denken.
Die mediane Überlebenswahrscheinlichkeit insgesamt wird mit drei bis vier Monaten
beziffert. Da es sich jedoch um ein sehr heterogenes Krankheitsbild handelt, hat sich eine an
der Prognose orientierte Einteilung in drei klinisch relevante Gruppen bewährt:
1. Patienten mit primär lokal begrenzter Metastasierung (mittlere Überlebenszeit 20 Monate,
5-Jahresüberlebensrate 30-35%)
2. Patienten mit primär disseminierter Metastasierung (mittlere Überlebenszeit 7 Monate, 5Jahresüberlebensrate <5%)
3. Patienten mit primär infauster Prognose (mittlere Überlebenszeit 3 Monate, 5Jahresüberlebensrate 0%)
6
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Retrospektive Analyse von 60 Patienten mit CUP-Syndrom
Dr. med. K. Jentsch-Ullrich, Prof. Dr. med. A. Franke
Zentrum für Innere Medizin
Klinik für Hämatologie/Onkologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
EINLEITUNG
Ein CUP (Carcinoma of an unknown primary site) ist ein metastasiertes Karzinom bei dem
keine primäre Tumorlokalisation identifiziert werden kann. Die Diagnose wird in 0,5 - 10 %
aller malignen Erkrankungen gestellt (2; 4; 5). Aus epidemiologischer Sicht handelt es sich
also durchaus um eine relevante Krankheitsentität, welche regelmäßig ungewöhnlich große
Anforderungen an den Diagnostiker und Therapeuten stellt.
Da sich die Therapie üblicherweise nach dem Primärtumor richtet, entsteht sowohl beim
behandelnden Arzt als auch beim Patienten eine große Unsicherheit. Dieser Umstand führt
in vielen Fällen zum unkritischen Ausschöpfen kostspieliger diagnostischer Verfahren, ohne
reelle Chance, das Primum zu identifizieren und dadurch die Wahl der therapeutischen Mittel
und die Prognose der Erkrankung im positiven Sinne zu beeinflussen. Oft kommt es so zu
einer Zeitverzögerung mit weiterer Verschlechterung des Allgemeinzustandes und einem
Verlust wertvoller Lebenszeit, die der Patient besser außerhalb des Krankenhauses
verbringen könnte.
Die meisten der CUP-Patienten sind strahlen- und chemotherapieresistent (Remissionsraten
< 30 %) (1; 4). Die mediane Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt nur wenige Monate (3-4
Monate) (3; 6). In einigen Fällen kann man eine effektive Palliation, in Einzelfällen sogar ein
potentiell kuratives Therapiekonzept realisieren. Die Schwierigkeit besteht darin, diese
Patientengruppe mit möglichst geringem diagnostischen Zeit- und Kostenaufwand zu
identifizieren. Hilfreich dabei könnte die Berücksichtigung prognostisch bedeutender
Faktoren, wie Geschlecht, Allgemeinzustand, Anzahl und Lokalisation der Metastasen sowie
der histologische Subtyp sein (1).
ZIEL
Ziel dieser Analyse eigener Daten ist es, aus der Untersuchung bekannter prognostischer
Faktoren (s.o.) unter Berücksichtigung der jeweils eingeleiteten Therapie Schlußfolgerungen
bezüglich des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens beim CUP-Syndrom zu
ziehen.
PATIENTEN UND METHODEN
Insgesamt wurden retrospektiv 41 Patienten unserer Klinik (01/1990 – 10/2000) mit einem
CUP analysiert. Zusätzlich gingen in diese Untersuchung 22 Fälle der Tumorkonferenz des
Tumorzentrums Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V. ein (1/1996 – 10/2000). Der Verlauf konnte
aber nur in 3 Fällen beurteilt werden, da nur bei diesen Patienten die weitere Behandlung in
unserer Klinik erfolgte.
Alle Patienten erhielten eine Grunduntersuchung (Status, Anamnese, Routinelabor),
Röntgen-Thorax, Oberbauchsonografie, Computertomografie (Thorax, Abdomen; ggf. Hals,
Schädel und Becken). In einigen Fällen erfolgte zusätzlich eine Mammografie, eine
gynäkologische oder HNO-ärztliche Untersuchung, eine gastrointestinale Endoskopie, eine
Bronchoskopie, eine Laryngoskopie oder eine Skelettszintigrafie.
7
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Die histologische und/oder zytologische Untersuchung erfolgte an dem exstirpierten Tumor,
einer Tumor-PE, einer Stanzbiopsie, einer Feinnadelbiopsie (Lymphknoten, Tumor) oder
einem Aspirat (Pleuraerguss, Ascites, Knochenmark). Das gesamte pathologische Material
wurde sorgfältig geprüft und entsprechend aufgearbeitet (z.B. zusätzliche
immunhistochemische Untersuchungen, Hormonrezeptorstatus, Molekulargenetik u.s.w.).
Auswärtige Präparate wurden ggf. referenzbefundet.
Für die Behandlung unserer Patienten gab es keinen uniformen Therapieansatz. Sie wurde
individuell nach dem histologischen Subtyp und Allgemeinzustand des Patienten festgelegt.
Bei Verdacht auf einen primären Kopf-Hals-Tumor wurde die Therapie in der Klinik für HNOHeilkunde der Universität fortgeführt.
ERGEBNISSE
Insgesamt wurden 41 eigene Fälle der letzten 10 Jahre sowie 22 Fälle der Tumorkonferenz
der letzten 5 Jahre analysiert (abzüglich der 3 Fälle, die in unserer Klinik weiter betreut
wurden). Das waren ca. 0,2 % aller unserer von 01/1990 bis 10/200 ambulant und stationär
behandelten Patienten und 7,9 % aller in der Tumorkonferenz von 01/1996 bis 10/2000
vorgestellten Fälle (22/277 Fällen) (Diagramm 1).
Diagramm 1: Patienten mit CUP-Syndrom der letzten 10 Jahre
20
Anzahl der Patienten
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
1990-91 1992-93 1994-95 1996-97 1998-99
2000
Jahr
Tumorkonferenz
Tumorkonferenz und Hämatologie/Onkologie
Hämatologie/ Onkologie
8
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Tabelle 1: Charakteristika der Patienten mit CUP
n
n beurteilbar Mediane ÜLZ
(Mo)
alle
60
41
10
Männer
33 (55 %)
22 (53,6 %)
5
Frauen
27 (45 %)
19 (46,4 %) 16
Durchschnittsalter (J.) : 54,4
- Männer
: 51,6
- Frauen
: 58,0
21 – 40
41 – 60
61 - 81
8
34
18
(13,3 %)
(56,6 %)
(30,0 %)
6
25
10
6
9
9
Das Geschlecht der insgesamt 60 untersuchten Patienten war etwas häufiger männlich als
weiblich (33 Männer, 55 % und 27 Frauen, 45 %) (Tabelle 1, Diagramm 2).
Diagramm 2: Geschlecht der Patienten mit CUP
Männer (55%)
Frauen (45%)
27
33
Das Durchschnittsalter der Patienten mit CUP-Syndrom betrug 54,4 Jahre (21-81 Jahre). Die
Frauen waren im Mittel 6 Jahre älter als die Männer (58 Jahre vs. 51,6 Jahre) (Tabelle 1,
Diagramm 3).
Die meisten der untersuchten Patienten waren zwischen 41-60 Jahre alt (56,6 %) mit einer
medianen Überlebenszeit (ÜLZ) von 9 Monaten. Bei den 61-81-jährigen betrug die mediane
Diagramm 3: CUP-Patienten in Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter
14
Männer
(51,6 J.)
12
Frauen
(58,0 J. )
Anzahl
10
8
6
4
2
0
21-30
31-40
41-50
51-60
Alter in Jahren
9
61-70
71-81
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Die meisten der untersuchten Patienten waren zwischen 41-60 Jahre alt (56,6%) mit einer
medianen Überlebenszeit (ÜLZ) von 9 Monaten. Bei den 61-81-jährigen betrug die mediane
ÜLZ ebenfalls 9 Monate und bei den 21-40-jährigen 6 Monate
(Diagramm 4). Die mediane ÜLZ aller untersuchten 41 Patienten betrug 10 Monate, wobei
die der 22 Männer bei 5 Monaten und die der 18 Frauen bei 16 Monaten lag (Diagramm 5).
Diagramm 4: ÜLZ der CUP-Patienten in Abhängigkeit vom Alter
1,2
1,0
Kum. Überleben
,8
GRUPPE
61-80
,6
61-80-zensiert
,4
41-60
41-60-zensiert
,2
21-40
0,0
21-40-zensiert
0
20
40
60
80
100
Überlebenszeit in Monaten
Diagramm 5: ÜLZ der CUP-Patienten in Abhängigkeit vom Geschlecht
1,2
1,0
,8
,6
Kum. Überleben
SEX
,4
w
w-zensiert
,2
m
0,0
m-zensiert
0
20
40
60
80
100
Überlebenszeit in Monaten
Aktuell leben noch 8 Patienten (19,5%), davon 4 in kompletter Remission (9,8 %, 3 Frauen, 1
Mann; 54-84 Monate). Die mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit betrug nach einem Jahr
31,7 % (13 Patienten), nach 2 Jahren 19,5 % (8 Patienten), nach 3 Jahren 17,0 % (7
Patienten) und nach 5 Jahren 7,3 % (3 Patienten).
10
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Der histologische Subtyp wurde zytologisch und/oder histologisch ermittelt. Dabei wurde in
15 Fällen ein gut differenziertes Adenokarzinom (25 %), in 26 Fällen ein undifferenziertes
Adeno- bzw. undifferenziertes Karzinom (43,3 %), in 12 Fällen ein Plattenepithelkarzinom
(20 %) und in 7 Fällen ein unklassifizierbarer Tumor (11,7 %) diagnostiziert (Diagramm 6,
Tabelle 2).
Diagramm 6: Histologischer Subtyp der Pat. mit CUP
7
15
12
Adeno-Ca
(25%)
Undiff. Ca
(43,3%)
Plattenepithel-Ca (20%)
unklassifizierbar
(11,7%)
26
Tabelle 2: ÜLZ in Abhängigkeit vom histologischen Subtyp der CUP-Patienten
n
M
W
Alle
60
33
27
n beurteilbar
41
Adeno-Ca
15 (25,0%) 8
7
Undiff. Ca
26 (43,3%) 11
Plattenepithel-Ca
Undiff.
Tumor
Mediane
ÜLZ (in Mo)
10
M
W
5
16
11 (26,8%) 6
4
9
15
15 (36,6%) 16
12
18
12 (20,0%) 10
2
10 (24,3%) 3
3
-
6 (11,7%) 4
3
5 (12,2%) 3
3
3
Ein gut differenziertes Adenokarzinom fand sich bei 15 Patienten (25 %), 8 Männer und 7
Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 56,6 Jahre (35 – 81 Jahre). Die mediane ÜLZ unserer
11 Patienten lag bei 6 Monaten(4 – 40 Monate). Eine Patientin lebt noch. Die mediane ÜLZ
der weiblichen Patienten mit dieser Entität (9 Monate) war mehr als doppelt so lang wie die
der männlichen (4 Monate). Am häufigsten fanden sich initial eine Pleurakarzinose (6x) oder
Lebermetastasen (5x). Etwas weniger häufig bestanden eine Peritonealkarzinose (3x),
Lungen- (3x) oder Skelettmetastasen (3x). (Diagramm 7, Tabelle 2 und 4).
Ein undifferenziertes Adenokarzinom oder undifferenziertes Karzinom konnte bei 26
Patienten (43,3 %) beobachtet werden, etwas häufiger bei weiblichen als bei männlichen (15
Frauen, 11 Männer). Das Durchschnittsalter betrug 52,4 Jahre (21 – 76 Jahre). Die mediane
ÜLZ unserer 15 Patienten lag bei 16 Monaten, wobei 5 der Patienten noch leben. Von diesen
befinden sich 4 in kompletter Remission (ÜLZ von 54 - 84 Monaten). Bei allen bestanden
initial ein oder maximal 2 Lymphknotenschwellungen (LKS), axillär oder zervikal (wurde nicht
extra grafisch oder tabellarisch dargestellt). Die Erkrankung der 5. Patientin ist progredient,
die bisherige ÜLZ liegt bei 52 Monaten. Viele Patienten mit diesem Histotyp hatten einen
oder mehrere LKS (14x) mit oder ohne zusätzlichen Organbefall (Skelettmetastasen 6 x,
Leber- 6 x, Lungen- 5 x) (Diagramm 7, Tabelle 2 und 4).
11
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Ein Plattenepithelkarzinom wurde bei 12 Patienten (20 %) diagnostiziert. Es handelte sich
dabei fast ausschließlich um Männer (10 Männer, 2 Frauen). Das Durchschnittsalter lag bei
56,4 Jahren (24 – 76 Jahre). Die mediane ÜLZ unserer 10 Patienten war mit 3 Monaten sehr
kurz. Bei 7 der 12 Patienten bestanden eine oder mehrere palpable LKS (hauptsächlich
tiefzervikal, supraklavikulär und axillär), 4 weitere Patienten hatten eine mediastinale LKS.
Häufig fand sich auch ein Organbefall (Lunge 6x, Skelett 4x oder Knochenmark 3x)
(Diagramm 7, Tabelle 2 und 4).
Eine weitere histologische Subtypisierung war in 7 Fällen (11,7 %) nicht möglich. Sie wurden
unter dem Begriff „unklassifizierbare Tumore“ zusammengefaßt. In 4 Fällen wurde die
Diagnose bei männlichen Patienten und in 3 Fällen bei weiblichen Patienten gestellt. Das
Durchschnittsalter lag bei 54,3 Jahren. Die Lokalisation der Metastasen war sehr variabel.
Die mediane ÜLZ der 5 hier behandelten Patienten betrug 3 Monate. Zwei Patienten leben
noch (Diagramm 7, Tabelle 2 und 4).
Diagramm 7: ÜLZ der CUP-Patienten in Abhängigkeit vom histologischen Subtyp
1,2
1,0
GRUPPE
undiffTu
Kum. Überleben
,8
undiffTu-zensiert
,6
undiffCa
,4
undiffCa-zensiert
Pl.Ca
,2
Pl.Ca-zensiert
0,0
Ad.Ca
-,2
Ad.Ca-zensiert
0
20
40
60
80
100
Überlebenszeit in Monaten
Bei ca. einem Drittel der CUP-Patienten waren initial ein oder zwei (30 bzw. 28,3 %)
LK/Organe metastatisch befallen. In einem Viertel der Fälle fanden sich zu Beginn der
Erkrankung 3 Lokalisationen (25 %) und bei weniger als einen Fünftel mehr als 3 (16,7 %).
Die mediane ÜLZ der Patienten mit nur einer Lokalisation kann derzeit nicht beurteilt werden,
da viele Patienten noch leben (9-84 Monate). Patienten mit 2 Lokalisationen hatten eine
mediane ÜLZ von 14 Monaten, mit 3 Lokalisationen von 7 Monaten und mit > 3
Lokalisationen von 4 Monaten (Tabelle 3, Diagramm 8).
Tabelle 3: Metastasenanzahl verschiedener histolog. Subtypen des CUP und ÜLZ
1 Lokalisation
2 Lokalisationen
3 Lokalisationen
> 3 Lokalisationen
Adeno- Undiff. PlattenepiCa
Ca
thel-Ca
Undiff. n
Tumor
2
6
5
2
2
2
1
2
12
6
6
2
2
3
3
4
18 (30,0%)
17 (28,3%)
15 (25,0%)
10 (16,7%)
Diagramm 8: ÜLZ der CUP-Patienten in Abhängigkeit von der Metastasenanzahl
12
Mittlere
ÜLZ
(Mo)
14
7
4
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
1,2
1,0
ANZLOK
3 Lok.
,8
3 Lok.-zensiert
,6
2 Lok.
Kum. Überleben
,4
2 Lok.-zensiert
1 Lok.
,2
1 Lok.-zensiert
0,0
> 3 Lok.
-,2
> 3 Lok.-zensiert
0
20
40
60
80
100
Überlebenszeit in Monaten
Die häufigsten Metastasenlokalisationen waren LK (55 %). Am nächsthäufigsten waren
Lungen- (25 %), Skelett- (25 %), pleurale (21,7 %), Leber- (20 %) oder peritoneale
Metastasen (16,7 %) (Tabelle 4).
Tabelle 4: Lokalisation der Metastasen in Abhägigkeit vom histologischen Subtyp
LK
Lunge
Skelett
Pleura
Leber
Peritoneum
Knochenmark
Pericard
Adeno- Undiff. PlattenepiCa
Ca
thel-Ca
Undiff.
Tumor
n
7
3
3
6
4
3
1
1
1
1
2
2
2
2
0
1
33 (55,0%)
15 (25,0%)
15 (25,0%)
13 (21,7%)
12 (20,0%)
10 (16,7%)
5 (8,3%)
4 (6,7%)
14
5
6
3
6
3
1
2
11
6
4
2
0
2
3
0
Mittlere
ÜLZ
(Mo)
21
9
7
10
12
13
8
7
Ein LK-befall fand sich bei fast allen histologischen Subtypen am häufigsten. Zusätzlich
bestanden beim undifferenzierten Adeno-/Karzinom oft ein Leber- (6x), Skelett- (6x) und/oder
Lungenbefall (5x), beim Plattenepithelkarzinom ein Lungen- (6x) und/oder Skelettbefall (4x)
und beim differenzierten Adenokarzinom eine Pleurakarzinose (6x) und/oder Leberbefall (4x)
(Tabelle 4).
Eine Beurteilung der Therapie bei unseren CUP-Patienten fällt sehr schwer. Die
Patientengruppe war sehr heterogen und die eingeleitete Therapie (chirurgische, Strahlenund Chemo-) sehr uneinheitlich. Etwa die Hälfte aller hier behandelten Patienten wurde
primär operiert (46,3 %) und primär bzw. im Verlauf bestrahlt (41,5 %). Eine Chemotherapie
erhielten 73 % der Patienten (Tabelle 5).
Eine Remission konnte in 11 Fällen erreicht werden (26,8 %), davon 4 Fälle mit kompletter
Remission (9,75 %) und 7 mit partieller Remission (17,1 %) (Tabelle 5).
13
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Tabelle 5: Therapie der CUP-Patienten
Histolog.
Subtyp
Adeno-Ca
Chirurgisch
5x
Strahlen- Chemotherapie therapie
3x
9x
FACP 4 x
Plat/Tax 3 x
5-FU/FS 2 x
8x
15 x
FACP 9x
EC 1x
Platinhalt. 3x
5-FU 2x
RR n.
Chemo
CR: 0
PR: 1
NR: 9
CR: 0
PR: 0
NR: 4
Undiff. Ca
8x
Plattenepithel-Ca
4x
4x
5x
Undiff.
Tumor
2x
2x
1x
FACP 1x
CR: 0
PR: 2
NR: 7
CR: 6
PR: 4
NR: 5
Langzeitüberleber
(> 20 Mo)
28 Mo: 6x FACP
- PR
2x Platin/Tax
40 Mo: OP 30 Mo
- CR
im Rezidiv 1xPlat/Tax
> 52Mo: palliative OP,
6x FACP, RT - PR
> 62Mo: OP, 4x EC
- CR
> 81Mo: 6x FACP, RT - CR
> 54Mo: OP
- CR
> 84Mo: OP, RT
- CR
40 Mo: OP, 3x FACP - PR
Radiatio im Rezidiv
Im Verlauf der Erkrankung bzw. durch eine Autopsie konnte bei 10 Patienten das Primum
diagostiziert werden (24,3 %). Die Diagnose beeinflußte aber zu diesem Zeitpunkt kaum
noch die Therapieentscheidung (Tabelle 6).
Tabelle 6: Post mortem oder im Verlauf diagnostizierte Primärtumore
m/w,
Alter
(J.)
W; 65
M; 51
W; 48
M; 50
W; 41
W; 58
M; 66
M; 65
W; 53
W; 72
Lokalisationen
Histo/Zyto
Diagnose
Therapie
ÜLZ
(Mo)
Skelett, Leber
LK li supraklav., mediastinal, Pleura, Pericard,
Lunge, Skelett, Milz
LK li axill.
Weichteile li Becken,
Skelett
Tu re Oberschenkel,
Skelett, Knochenmark
LKS re axill.
Skelett, generalis. LK
(vorbestehende CLL)
LK re axill., Lunge
Skelett
LK li supraklav.,
mediastinal, Lunge
Adeno-Ca
Adeno-Ca
Cholangiozell. Ca
Dünndarm-Ca
5-FU
FACP
6
5
Undiff. Ca
Undiff. Tu
Mamma-Ca
Nierenzell-Ca
OP/4x EC/RT
OP/RT
> 62
>4
Undiff. Ca
Amelanot.
Melanom
SD-Karzinom
Pancreas-Ca
OP/ACO,
DTIC
OP
-
12
Undiff. Ca
Undiff.-Ca
Undiff. Ca Schweißdrüsen-Ca OP/RT/FACP
Undiff. Tu Gallenblasen-Ca
RT, Stent
Plattenepi- Bronchial-Ca
OP/FACP/RT
thel-Ca
> 54
3
17
5
40
DISKUSSION
Patienten mit einem CUP-Syndrom stellen eine sehr heterogene Patientengruppe dar. Allen
gemeinsam ist, dass sie nur selten sensibel auf eine systemische Therapie reagieren und im
allgemeinen ein sehr kurzes Gesamtüberleben zeigen. Um die Diagnostik sinnvoll
einzusetzen und eventuell ein effektives therapeutisches Konzept zu entwickeln, ist die
Kenntnis des histologischen Subtyps und prognostisch bedeutsamer Faktoren essentiell.
Insgesamt wurden 60 Fälle mit einem CUP-Syndrom retrospektiv analysiert. Der Verlauf
konnte bei 41 Patienten beurteilt werden. Bisher verstarben 33 dieser 41 Patienten (80,5%).
Die mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit betrug nach einem Jahr 31,7%, nach 2 Jahren
14
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
19,5%, nach 3 Jahren 17% und nach 5 Jahren 7,3%. Dieses Ergebnis ist nahezu identisch
mit Literaturangaben (1; 2).
Unter den CUP-Patienten waren mehr Männer (55 %) als Frauen (45 %). Das
Durchschnittsalter lag bei 54,4 Jahren.
Im Vergleich zu anderen Autoren war das Gesamtüberleben unserer CUP-Patienten relativ
lang. Die ÜLZ betrug im Median 10 Monate. Die meisten Autoren geben eine mediane ÜLZ
von 3-4 Monaten an (1; 4).
Die häufigste histologische Diagnose war ein undifferenziertes Adenokarzinom bzw.
undifferenziertes Karzinom (43,3 %). In ¼ der Fälle fand sich ein differenziertes Adeno- (25
%) und in 1/5 ein Plattenepithelkarzinom (20 %).
Der Anteil der Patienten mit einem differenzierten Adenokarzinom war in unserer Analyse
etwas geringer (45 – 60 %) und der Anteil der Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom (5
– 15 %) hingegen bei uns etwas höher als bei anderen Autoren. Daraus resultiert der im
Vergleich zur Literatur (25 – 40 %) bei uns sehr hohe Anteil an Patienten mit einem
undifferenzierten Adeno- bzw. undifferenzierten Karzinom (1; 2).
Die längste mediane ÜLZ hatten bei uns Patienten mit einem undifferenzierten Adeno/Karzinom (16 Monate) sowie weibliche Patienten mit einem differenzierten Adenokarzinom
(9 Monate). Die zuletzt genannten Patientinnen hatten oft eine Peritonealkarzinose und/oder
Lebermetastasierung (Ovarial-Ca ?).
Die relativ lange mediane ÜLZ der Patienten mit einem undifferenzierten Adeno-/ Karzinom
beruht hauptsächlich auf der geringen Tumorlast (oft nur isolierter LK-befall, zumeist axillär
bei Frauen – occultes Mammakarzinom ?) und der Chemotherapiesensibilität dieser Entität.
Da der genannte histologische Subtyp bei uns am häufigsten zu finden war, erklärt sich
auch, warum das Gesamtüberleben unserer CUP-Patienten im Vergleich zur Literatur so
günstig war.
Die kürzeste mediane ÜLZ bestand bei einem undifferenzierten Tumor sowie bei einem
Plattenepithelkarzinom (je 3 Monate). Fast alle der hier behandelten Fälle mit
Plattenepithelkarzinom hatten eine LKS (tiefzervikal, supraklavikulär, axillär oder
mediastinal). In mehr als der Hälfte der Fälle bestand eine Lungenbeteiligung, häufig auch
eine Pleurakarzinose, was nahelegt, dass es sich hier überwiegend um Bronchialkarzinome
handelte. Dies erklärt die Dominanz des männlichen Geschlechts sowie die sehr kurze ÜLZ
in dieser Gruppe aber auch die relativ kurze mediane ÜLZ der männlichen Patienten
insgesamt im Vergleich zu weiblichen CUP-Patienten.
Frauen mit einem CUP-Syndrom waren im Mittel 6 Jahre älter als die untersuchten Männer.
Sie hatten eine ca. dreimal längere mediane ÜLZ wie Männer (16 vs. 5 Monate) (s.o.).
Das Alter hatte keinen entscheidenen Einfluß auf die mediane ÜLZ der CUP-Patienten.
Eine geringe Tumorlast war in jedem Fall prognostisch günstig. Patienten mit mehr als 3
befallenen LK/Organen hatten eine sehr kurze mediane ÜLZ von 4 Monaten.
Auch die Lokalisation der Metastasen spielte eine große Rolle. Bei einem LK-befall fand sich
die längste mittlere ÜLZ (21 Monate). Lebermetastasierung oder Peritonealkarzinose waren
mit einem intermediären Verlauf verbunden (mittlere ÜLZ von 11-13 Monaten). Bei einem
Lungen-, Pleura-, Skelett oder Knochenmarkbefall verlief die Erkrankung ungünstiger
(mittlere ÜLZ von 7-10 Monaten).
15
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Erstaunlicherweise ging ein Skelettbefall mit einer schlechteren Prognose einher, was sich
am ehesten aus der hohen Tumorlast dieser Patienten und der Tatsache, dass es sich
vermutlich oft um ein metastasiertes Plattenepithelkarzinom der Lunge handelte, erklärt.
Die Beurteilung der Therapieergebnisse bei unseren CUP-Patienten war aus den bereits
genannten Gründen sehr schwierig.
Der generelle Einsatz einer Chemotherapie beim differenzierten Adenokarzinom ist sehr
umstritten (4). Auch die Strahlentherapie ist hier von unbewiesenem Wert. Günstig scheint
ihr Einsatz bei dieser Entität, wenn es sich um Frauen mit einer Peritonealkarzinose handelt.
Hier sollte zuvor aber ein operatives Debulking erfolgen. Bei uns erhielten 9 Patienten mit
einem Adenokarzinom eine Platin-, Anthrazyklin-, Taxan- und/oder 5-FU-haltige
Chemotherapie. Nur in 2 Fällen zeigte sich kurzeitig eine partielle Remission (PR).
Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom und hochzervikalem LK-Befall profitieren in der
Regel von einer lokalen Therapie (möglichst R0-Resektion und Radiatio) (4; 5; 6). Bei
Verdacht auf ein metastasiertes Bronchialkarzinom, gutem Allgemeinzustand und Alter < 50
Jahre kann eine Chemotherapie ein gutes palliatives Konzept darstellen in Kombination mit
operativen und ggf. auch strahlentherapeutischen Maßnahmen zur Tumormassenreduktion.
Bei unseren Patienten konnte angesichts des oft sehr schlechten Allgemeinzustandes und
des fortgeschrittenen Tumorleidens dieses Konzept nicht verfolgt werden. In 5 Fällen
erhielten die Patienten einmalig eine Chemotherapie (unterschiedliche Protokolle), ohne
dass der Krankheitsverlauf positiv beeinflußt werden konnte.
Beim undifferenzierten Adeno-/Karzinom ist der Einsatz der Chemotherapie unumstritten.
Hier kann in einigen Fällen sogar eine anhaltende komplette Remission (CR) erzielt werden.
Empfohlen werden Cisplatin-, Vinblastin-, Bleomycin- oder Doxorubicin-haltige Protokolle.
Remissionsraten von 45-60 % (CR-Raten –25 %) werden beschrieben mit einem
krankheitsfreien Intervall bis zu 8 Jahren (5; 6). In Studien wird derzeit noch der Effekt der
Kombination von Taxanen mit Carboplatin und Etoposid geprüft. Bei akzeptabler Toxizität
sind Remissionsraten bis 61 % möglich (CR-Rate 18 %) (4). In dieser Patientengruppe
erreichten auch wir durch die genannten Chemotherapeutika in vielen Fällen eine Remission
(53 %), in 4 Fällen (26,7 %) sogar eine langanhaltende CR (ÜLZ von 54 – 84 Monaten).
Insgesamt wurde in 11 Fällen eine Remission erreicht (26,8 %), davon 4 CR (9,8 %) und 7
PR (17,1 %). Alle Patienten mit einer CR (3 Frauen, 1 Mann) hatten ein undifferenziertes
Adeno-/Karzinom und einen isolierten LK-Befall (3 x axillär li, 1 x axillär re).
Im Verlauf der Erkrankung bzw. durch eine Autopsie konnte bei 10 CUP-Patienten der
Primärtumor gefunden werden (24,4 %), wobei die Diagnose die Therapieentscheidung
kaum noch beeinflußte. In 2 Fällen wurde initial ein differenziertes Adenokarzinom
diagnostiziert. Hier fand sich durch die Obduktion ein gastrointestinaler Tumor
(Cholangiozelluläres Karzinom bzw. Dünndarmkarzinom). Bei 7 Patienten mit
undifferenziertem Karzinom/Adeno- fand sich im Verlauf bzw. durch die Obduktion (3 Fälle)
ein Mammakarzinom, ein amelanotisches Melanom, ein Nierenzell-, ein Schilddrüsen-, ein
Pancreas-, ein Gallenblasen- sowie ein Schweißdrüsenkarzinom. Bei einer Patientin mit
einem Plattenepithelkarzinom stellte sich im Verlauf der Erkrankung ein Bronchialkarzinom
dar.
Die bekannten prognostisch günstigen und ungünstigen Faktoren konnten mit dieser
retrospektiven Untersuchung bestätigt werden (günstig: undifferenziertes Adeno-/Karzinom,
Lymphknotenbefall, geringe Tumorlast, Peritonealkarzinose bei weiblichen Patienten,
ungünstig: Plattenepithelkarzinom, männliches Geschlecht, hohe Tumorlast, schlechter
Allgemeinzustand). Eine gute Prognose sollen außerdem Patienten mit einem
neuroendokrinen Tumor haben (1).
16
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
ZUSAMMENFASSUNG
Ein CUP (Carcinoma of an unknown primary site) ist ein metastasiertes Karzinom bei dem
keine primäre Tumorlokalisation identifiziert werden kann. Die Primärlokalisation wird auch
im Verlauf der Erkrankung nur selten gefunden. Die mediane Überlebenszeit ist häufig sehr
kurz (3-4 Monate). Eine Remission kann nur in wenigen Fällen erreicht werden. Der
Zeitpunkt und die Art der Therapie muß individuell festgelegt werden (5).
Im allgemeinen richtet sich die Therapie nach dem Primärtumor. Bei Abwesenheit dessen
entsteht sowohl beim Arzt als auch beim Patienten eine große Unsicherheit. Beide glauben,
dass die Untersuchungen unzureichend waren und die Prognose besser sein würde, wenn
das Primum diagnostiziert werden würde. Um belastende, kosten- und zeitraubende
Untersuchungsverfahren zu vermeiden, sollte man sich erinnern, dass häufig eine maligne
Erkrankung im fortgeschritten Stadium vorliegt, in dem nur selten eine Kuration möglich ist.
Die diagnostischen und therapeutischen Bemühungen sollten also der palliativen Situation
angepasst werden. Bei einer primär infausten Prognose ist es durchaus gerechtfertigt nur
symptomatisch vorzugehen.
Wichtig ist es aber, prognostisch günstige Patientengruppen zu identifizieren bei denen
langanhaltende Remissionen oder sogar komplette Remissionen erzielt werden können.
Dazu gehören Patienten mit einem undifferenzierten Karzinom, einem Lymphknoten- oder
lokalisiertem Organbefall, Frauen mit einer Peritonealkarzinose, Patienten mit einem
neuroendokrinen Tumor und einem guten Allgemeinzustand.
LITERATURVERZEICHNIS
1. Abruzzese, J.L., M.C. Abruzzese, K.R. Hess, M.N. Raber, R. Lenzi, P. Frost:
Unknown primary carcinoma: natural history and prognostic factors in 657
consecutive patients. Journal of Clinical Oncology 12 (1994): 1272-80
2. Buda, F., L. De-Gregori, S. Salamanca, C. Mirolo, P. Aragona, R. Sisto, F.
Binotto, A. Papadia, F. Giacomello, S. Battaglia, et al.: Neoplasie a sede
primitiva ignota. Recenti Prog. Med. 81 (1990): 486-92
3. Hanuske, A.R., G.M. Clark, D.D. Von-Hoff: Adenocarcinoma of unknown primary:
retrospective analysis of chemosensitivity of 313 freshly explanted tumors in a tumor
cloning system. Invest. New Drugs 13 (1995): 43-9
4. Sandherr, M., J. Rastetter, A.-R. Hanauske: Klinik und Grundzüge der
Chemotherapie bei Metastasen eines unbekannten Primärtumors.
Der Onkologe 4 (1997), S.350-353
5. Schapira, D.V., A.R. Jarrett: The need to consider survival, outcome, and
expense when evaluating and treating patients with unknown primary
carcinoma. Arch. of Intern. Med. 155 (1995): 2050-4
6. Sporn, J.R., B.R. Greenberg: Empriric chemotherapy in patients of unknown
primary site. American Journal of Medicine 88 (1990): 49-55
17
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Operative Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie des CUP
Prof. Dr. med. B. Freigang,
Universitätsklinik für Hals-,Nasen- und Ohrenheilkunde der Medizinischen Fakultät
Magdeburg
Die häufigste Lokalisation von Lymphknotenmetastasen bei unbekanntem Primärtumor
stellen die zervikalen Lymphknoten dar. Unter den malignen Tumoren des Hals-NasenOhren-Fachgebietes nehmen Patienten mit diesem Krankheitsbild ungefähr 3 % ein. Das
Krankheitsbild der Halslymphknotenmetastase bei unbekanntem Primärtumor bildet für den
Kliniker eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung.
Diagnostisch steht die intensive Suche nach einem therapierbaren Primärtumor unter
Ausnutzung der klinischen endoskopischen und bildgebenden Verfahren im Vordergrund.
Dabei ist jedoch nicht jede Diagnostik als sinnvoll zu bezeichnen. Therapeutisch ist die
Einbeziehung der tribudären
Schleimhautareale im oberen Aerodigestivtrakt in das
postopertive Bestrahlungsfeld noch in Diskussion.
Maligne Tumoren metastasieren in der Regel lymphogen in die regionalen Lymphknoten
oder hämatogen in das erste nachgeschaltete Kapillarbett. Diese allgemeingültige Regel wird
jedoch oft beim CUP-Syndrom durchbrochen, so dass nicht immer vom Sitz der Metastase
auf den Primärtumor geschlossen werden kann. Auch ist beschrieben, dass die
Primärtumorwachstumsrate durch lockere regionale immunologische Einflüsse abnehmen
kann und im Krankheitsverlauf eine Tumorinvolution, wie z. B. beim Melanom, stattfinden
kann. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Diagnose „branchiogenes Karzinom“ im
Halsbereich als sehr zweifelhaft.
Als Grundlagendiagnostik bei jedem Patienten mit CUP-Syndrom im Bereich der
Halslymphknoten gelten Anamnese, körperliche Untersuchung mit Inspektion der Haut,
Endoskopie der Nase, des Nasopharynx, Inspektion und Palpation des Mundraumes und
Lupenendoskopie von Zungengrund, Hyperpharynx und Kehlkopf. Um diese Inspektion und
Palpation sicher durchführen zu können, werden diese Untersuchungen in unserer Klinik als
PAN-Endoskopie unter Einbeziehung des Ösophagus und der Trachea in Narkose
durchgeführt. Dabei werden aus dysplastisch veränderten Schleimhautarealen
systematische Biopsien vorgenommen. Obligatorisch ist auch bei Fehlen von pathologischen
Veränderungen die Biopsie aus dem Nasenrachen (Nasenrachendach, Rosenmüllersche
Grube, Abrasio des Nasenrachens) und die Tonsillektomie zum Ausschluß von
intratonsillären Mikrokarzinomen angeschlossen. Eine Gastroskopie wird nur bei
Adenokarzionmetastasen für sinnvoll erachtet.
Leider haben die Serum-Tumormarker mit Ausnahme des erhöhten Serumtiter für
Thyreoglobulin, prostataspezifisches Antigen und Epstein-Barr-Virus-Antikörper keine große
Aussagekraft, wie auch die Chromosomenanalyse. Vielversprechend ist der Einsatz der 18Fluor-Desoxy-Glucose-Positronen-Emmissions-Tomographie zum Nachweis von okkulten
Primärtumoren und Metastasen anzusehen. Mehr als 70 % der Patienten mit
metastatischem Lymphknotenbefall der oberen und mittleren jugulären Lymphknoten (Regio
I bis III nach Medina) haben Plattenepithelkarzinome. Die Lokalisation des okkulten
Plattenepithelkarzinoms sind am häufigsten die Tonsillen, der Zungengrund, der
Nasopharynx und der Hypopharynx. Lymphknotenmetastasen im unteren Drittel der
Gefäßnervenscheide (Regio IV bis VI nach Medina) stammen häufiger aus infraklaviculär
gelegenen Regionen, wobei hier der häufigste okkulte Tumor das Bronchialkarzinom ist,
gefolgt vom Adenokarzinom aus dem Gastrointestinaltrakt und dem der Prostata.
Es herrscht ein gewisser Konsens in der Therapie des CUP-Syndroms mit zervikaler
Erstmanifestation. Bei multiplen Metastasen und bei größeren Tumormassen ist die
Kombination von Chirurgie und postoperativer Strahlentherapie die aussichtsreichste
Behandlungsform. 5-Jahres-Überlebensraten von 30 bis 50 % werden in der Literatur
18
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
angegeben. Diese große Schwankungsbreite ist durch die Einbeziehung von Hodgkin- und
Non-Hodgkin-Lymphomen in der früheren Zeit bedingt. Neuere Untersuchungen von
Koscielny, Gudziol und Kretschmar (2000) geben eine korrigierte tumorabhängige 5Jahresüberlebenszeit in einer multivarianten Coxregression mit 11 % an (N = 99). Für
Patienten mit chirurgischer Sanierung der Halslymphknotenmetastase verbesserte sich das
mittlere Überleben auf 35,2 Monate, das entspricht einem 5-Jahresüberleben von 40 %. Als
Einflussfaktoren werden von diesen Autoren angesehen:
-die Lokalisation der Metastase (Supraklavikulargrube schlechter im Verhältnis zur mittleren
Halsgefäßscheide),
-die Histologie (Adenokarzinome schlechter als Plattenepithelkarzinome),
-die operative Therapie (keine Operation schlechter als kombinierte Therapie) und
-Strahlentherapie hatte nur einen Einfluss nach einer operativen Sanierung, sonst kein
Einfluss auf das Überleben nachweisbar.
Die operative Behandlung muss dem lokalen N-Stadium entsprechen und somit einer einoder beidseitiger funktioneller bzw. radikaler Neck-dissection entsprechen. Wir führen die
radikale Neck-dissection bei N 3– Metastasen und Infiltrationen des M. sternocleidomastoideus, der V. jugularis interna bzw. des Plexus zervikalis durch. In den anderen Fällen
ziehen wir die funktionelle Neck-dissection wegen der geringeren postoperativen
Beschwerden vor. Die endgültige Entscheidung dazu ist meist erst intraoperativ zu treffen.
Für die Prognose ist der histologische Befund der Metastasen entscheidend. Liegen
Lymphknotenkapseldurchbrüche vor, so ist mit einer schlechten Prognose zu rechnen. In
jedem Falle schließen wir eine postoperative Strahlentherapie an, wobei die Tonsillen und
der Zungengrund in das Bestrahlungsfeld mit einbezogen werden sollten. Sitzen die
Lymphknotenmetastasen in der Regio IV und liegt ein erhöhter EBV-Kapsid-Antikörpertiter
vor bzw. lässt sich EBV in der Biospie nachweisen, wird der Nasen-Rachen mit in das
Bestrahlungsfeld einbezogen. Hier ist eine intensive individuelle Entscheidung in
Zusammenarbeit mit den Radiotherapeuten entscheidend. Postoperativ ist eine regelmäßige
Tumornachsorge notwendig. Lokale Lymphknotenmetastasenrezidive treten in ca 10 % der
Fälle auf. Mit Ansteigen der Überlebenszeit kommt es jedoch verstärkt zum Auftreten von
Fernmetastasen. Die Demaskierung des okkulten Primärtumors verschlechtert die Prognose
eindeutig. Die Nachsorge muss also sowohl die Region der Erstmanifestation des CUPSyndroms als auch die Körperregionen, die als Lokalisation des okkulten Primärtumors in
Betracht kommen, erfassen. Diese Nachsorge wird in unserer Klinik in einer DispensaireSprechstunde durchgeführt, die von einem erfahrenen Facharzt geleitet wird und die
endoskopische Untersuchung und Palpation sowie die Sonographie der Halsweichteile
beinhaltet. Jährlich werden Thoraxröntgenaufnahmen des Thorax und bei Beschwerden
Oberbauchsonographien durchgeführt.
Literaturverzeichnis:
1. Jungehülsing, M., Eckel, H. E., Staar, S., Ebeling, 0.
Diagnostik und Therapie des okkulten Primärtumors mit
Lymphknotenmetastasen im Kopf-Halsbereich
HNO 1997.45:573-583 © Springer-Verlag 1997
2. Schipper, J. H., Schrader, M., Arweiler, Diane, Müller, S., Sciuk, J.
Die Positronenemmissionsstomographie zur Primärtumorsuche bei
Halslymphknotenmetastasen mit unbekanntem Primärtumor
HNO (1996) 44: 254-257 © Springer-Verlag 1996
3. Koscielny, S., Gudziol, H., Kretschmar, J.
Halslymphknotenmetastase bei unbekanntem Primärtumor
Laryngo-Rhino-0tol. 2000, 78: 483-489
© Georg-Thieme Verlag Stuttgart-New York
19
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Nuklearmedizinische Diagnostik beim CUP-Syndrom
Prof. Dr. med. H.-J. Otto, Dr. med. R. Steinke
Klinik für Nuklearmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Bei den in der onkologischen Routinediagnostik eingesetzten nuklearmedizinischen
Verfahren kann man grob unterscheiden in unspezifische und relativ spezifische Methoden,
die selbstverständlich überwiegend bei der Ausbreitungsdiagnostik eingesetzt werden ( Tab.
1).
Tab. 1: Tumorszintigraphie: substanzbezogene Einteilung
Metabolisch
- spezifisch
Bindungsspezifisch
- monoklonale Antikörper
I-123, I-131-Iodid
CEA, CA 19-9
I-123, I-131-MIBG
Melanom
I-131, Se-75-Norcholesterol
Mammakarzinom
maligne Lymphome
- unspezifisch
- Rezeptorliganden
Tl-201-chlorid
Somatostatinanaloga, z.B. In-111-Octreotid
Ga-67-citrat
Oestradiolderivate
Tc-99m-MIBI
F-18-FDG (PET)
Aminosäuren, z.B. I-123-IMT, C-11-Meth.
Das am häufigsten eingesetzte unspezifische Verfahren ist die Skelettszintigraphie mit ihrer
bekannten hohen Sensitivität, aber geringen Spezifität. Verfahren, die auch therapeutische
Optionen eröffnen, sind die Ganzkörperszintigraphie mit J-131-Na bei differenzierten
Schilddrüsenkarzinomen, der Einsatz von J-131 bzw. J-123-MIBG bei malignen
Phäochromozytomen und neuroendokrinen Tumoren. In absehbarer Zeit dürfte auch Y-90Somatostatin (DOTATOC) zur Behandlung von Tumoren, die Somatostatin anreichern, zur
Verfügung stehen.
Für das CUP-Syndrom sind diese Untersuchungsverfahren kaum von Bedeutung, sie sind
entweder zu wenig sensitiv oder erlauben nur die Untersuchung eines Organsystems. Es
liegen deshalb auch keine größeren klinischen Studien vor. Es wird lediglich über
Einzelfälle berichtet, bei denen entweder nach histologischer Aufarbeitung von Metastasen
vermutet werden konnte, dass das Primum ein MIBG-oder somatostatinspeichernder Tumor
ist.
Eine größere
Bedeutung in der Primär- und Ausbreitungsdiagnostik sowie zur
Verlaufskontrolle bei verschiedenen Tumoren kommt sicher der Untersuchung des
Tumorglukosestoffwechsels mit F-18-Fluordeoxyglukose zu. Die 2-Fluordeoxyglukose
unterliegt bis zum Transport in die Zelle und zur Bildung von FDG-6-Phosphat unter
Einwirkung der Hexokinase den gleichen Stoffwechselvorgängen wie die Glukose. Ein
weiterer Abbau durch die Phosphorylase erfolgt bei FDG nicht, so dass ein ausreichender
Zeitraum zur Abbildung der Verteilung des Radiopharmakons zur Verfügung steht.
F-18 ist ein Positronenstrahler mit einer Halbwertszeit von 110 min., so dass ein Transport
über gewisse Strecken bis ca. 200km noch ökonomisch vertretbar ist. Beim Zerfall des F-18
wird ein Positron emittiert, das sich sofort mit einem Elektron verbindet. Dabei entstehen 2
20
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Gammaquanten von 511 keV, die sich in einem Winkel von 180° ausbreiten und die der
Energie der Ruhemasse des Elektrons und Positrons entsprechen.
Die
Verteilung der Positronenemission wird mit entsprechenden Detektorsystemen
aufgezeichnet. Die weitesten Verbreitungen haben die dedizierten PET-Ring-Systeme vor
allem in Deutschland und den USA erlangt, mit denen ein Auflösungsvermögen bis zu 5mm
erreicht wird und auch eine Quantifizierung des Glukoseuptakes möglich ist. In den letzten
Jahren sind 2-und 3-Detektor-Szintillationskameras mit Koinzidenzeinrichtung entwickelt
worden, mit denen sowohl normale SPECT-Technik mit geläufigen Radionukliden, wie Tc99m, J-123 und In-111 als auch bei geringerer Leistungsfähigkeit Untersuchungen mit F-18FDG möglich sind. Das Auflösungsvermögen dieser Systeme liegt allerdings bei ca. 11,5cm. Vergleichsuntersuchungen zwischen dedizierten PET-Systemen und Koinzidenzkameras in Aachen haben eine nahezu gleiche Leistungsfähigkeit bei Tumoren oberhalb
1,5cm Durchmesser ergeben. Kleine Geschwülste, wie sie ja überwiegend beim CUPSyndrom zu erwarten sind, können zuverlässig meist nur mit den aufwendigeren und
teureren Ringsystemen dargestellt werden. Seit gut 1 Jahr steht uns eine koinzidenzfähige
Doppelkopfkamera zur Verfügung, mit der wir bisher 108 Untersuchungen mit F-18-FDG
durchgeführt haben überwiegend im Rahmen des Stagings bei bekannten Primärtumoren
und in einigen Fällen auch bei unbekanntem Primum. Im wesentlichen haben wir uns aber
auf die Untersuchung bei Bronchialkarzinomen, Melanomen konzentriert. Unsere erste
Auswertung bei diesen beiden Patientengruppen bis Mai d.J. ergaben insgesamt eine
Sensitivität von etwa 88 bzw. 91%. Zwei Fälle wurden als falsch negativ anhand der üblichen
bildgebenden Diagnostik im CT, Sonographie bzw. des Verlaufs eingeordnet. Ein
pathologischer FDG-Befund erwies sich als benigne.
Über die Leistungsfähigkeit des uns z.Zt. zur Verfügung stehenden Systems beim CUPSyndrom kann anhand der bisher ausgewerteten 7 Fälle natürlich keine Aussage getroffen
werden. Sicher ist aufgrund der technischen Limitationen dass vergleichbare Resultate wie
mit Ringsystemen nicht erreicht werden.
Beim CUP-Syndrom muß ich mich dann auf Untersuchungen beziehen, die in den
Universitätskliniken Hannover, Frankfurt, Köln und Hamburg zusammengestellt worden sind.
Die Nachweiswahrscheinlichkeit des Primärtumors in der Literatur wird offenbar in starker
Abhängigkeit von der Patientenselektion und technischen Parametern zwischen 26% und
52% angegeben (Tab.2).
Tab. 2: Ergebnisse der PET beim CUP-Syndrom
Universität Köln
- Identifikation des Primärtumors bei 7/27 Patienten (26%)
- PET hat Einfluß auf weitere Therapie bei 8/27 Patienten (30%)
Universität Frankfurt
- Sensitivität der PET bei 29 Patienten mit CUP : 45%
- Positiv prediktiver Wert : 76%
Universität Hamburg
- Identifikation des Primärtumors mit der FDG-PET in 33% der Fälle
Medizinische Hochschule Hannover
- Identifikation des Primärtumors bei 18/34 Patienten (52%)
- Nachweis des Primärtumors bei Metastasen im Kopf-Hals-Bereich in 35% der Fälle
- Klinische Konsequenz der PET in 47% der Fälle
Die meisten der Studien konzentrieren sich auf die Suche des Primärtumors bei Metastasen
im Kopf-Hals-Bereich. An der MHH (Kühndel, Böttcher et al) wurden nach intensiver
konventioneller Diagnostik bei 35% der Patienten mit CUP-Syndrom der Primärtumor mit F18-FDG gefunden.
Zusätzliche Informationen, die das Therapieregime beeinflussen, konnten durch den
Nachweis weiterer Metastasen erhalten werden. Insgesamt wurde das Therapieregime bei
über 40% der Patienten durch den Einsatz der FDG-PET-Untersuchung beeinflußt. Andere
Arbeitsgruppen z.B. Hamburg geben allerdings nur ca. 30% an.
21
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Die konventionelle bildgebende Diagnostik z.T. mehrfach durchgeführt, soll nach den
Literaturangaben nur in 10-15% zu einer Veränderung des Therapieregimes führen, so daß
bei der hohen Empfindlichkeit des FDG-PET dieses Verfahren trotz der relativ hohen Kosten
doch früh in das Diagnostikregime beim CUP-Syndrom eingeordnet werden sollte; einmal,
um dem Patienten unnötige eingreifende Maßnahmen zu ersparen bzw. um gezielter
vorgehen zu können.
Bei der Hannoveraner Studie, die auch hinsichtlich des Einflusses verschiedener Parameter
auf die Überlebenszeit vorgenommen wurde, zeigte sich, daß lediglich bei lokalisierten
Geschwülsten und Metastasen durch Operation und Bestrahlung eine Verlängerung der
Überlebenszeit als Trend zu erkennen ist.
Übereinstimmend kommen die Autoren der deutschen Universitätskliniken bei der
Auswertung von über 80 Fällen zu der Aussage, daß PET beim CUP-Syndrom frühzeitig als
sehr sensitives Verfahren in der Routinediagnostik eingesetzt werden sollte, um das weitere
diagnostische und therapeutische Prozedere zu bestimmen und evtl. Zeit und Kosten
verursachende Prozeduren zu ersparen. Leider ist aber, wie schon angeführt, die
Untersuchung mit F-18-FDG zwar eine sehr sensitive, aber eben keine spezifische
Methode, so daß auch mit falsch positiven Befunden gerechnet werden muß.
Bei der letzten Konsensuskonferenz zwischen onkologisch tätigen Klinikern und
Nuklearmedizinern „Onkologie“ in Ulm 1997 wurde die CUP als Ia Indikation
eingestuft.
Eine Studie wurde von Yasuda aus einem Gesundheitsclub in Jamanashi in Japan publiziert.
Mit 3 PET-Scannern wurden in 3 Jahren 2 114 asymptomatische Clubmitglieder über
3 000mal mit F-18-FDG-Ganzkörper-PET untersucht. Insgesamt wurden 30 Karzinome mit
PET, CT, US, Labordiagnostik bei den asymptomatischen Personen gefunden, 16 mal war
PET positiv, aber immerhin in 14 Fällen falsch negativ. Andererseits war auch bei 26
benignen Läsionen eine positive FDG-Anreicherung nachweisbar.
Tumoren des uropoetischen Systems entgingen am häufigsten dem Nachweis mit F-18FDG.
Diese Studie und Gegenüberstellung ist bei einer Erfolgsrate von 1,4% maligne Geschwülste
von über 2 000 Probanden weniger hinsichtlich des Einsatzes von PET als
Screeningverfahren interessant als vielmehr zur Diskussion stehenden Fragestellung des
CUP-Syndroms hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Nachweises eines Primums bei
negativer Untersuchung mit der Positronenemissionstomographie.
Insgesamt gehört die Positronenemissionstomographie inzwischen in Deutschland zum
klinischen Routinerepertoir.
Schwierig ist allerdings noch der wirtschaftliche Betrieb der Anlagen, da die Verfahren noch
nicht in den EBM-Katalog aufgenommen worden sind und eine Rückvergütung auf
Einzelanforderung von den Krankenkassen z.T. abgelehnt wird, auch wenn eine strenge
Patientenauswahl nach den Ergebnissen der Konsensuskonferenz erfolgt (Tab. 3).
Sicher werden zukünftige Entwicklungen auch neue Einblicke in die Tumorbiologie gestatten
und möglicherweise Therapieoptionen, gerade bei generalisiertem oder disseminiertem
Krebsleiden, eröffnen.
22
Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Tab. 3: Indikationen zum Einsatz der PET in der Onkologie (Konsensuskonferenz Ulm)
Ia-Indikationen
Ib-Indikationen
differenziertes Schilddrüsen-Ca. bei
Suche weiterer Tumormanifestationen bei
fehlender Jodspeicherung
differenzierten SD-Ca. mit Jodspeicherung
Rezidivdiagnostik von malignen Gliomen
Primärdiagnostik von malignen Gliomen
Restaging bei kolorektalem Karzinom
Therapiekontrolle bei kolorektalem
Karzinom (nach Chemotherapie)
Suche nach unbekanntem Primärtumor
Lymphknotenstaging bei Kopf-HalsTumoren
Lymphknoten- und Metastasenstaging beim Therapiekontrolle bei männlichen nichtMelanom Stadium II und III
Lokalrezidiv
bzw.
seminomatösen Keimzelltumoren
Lymphknotenstaging Primärstaging
bzw.
Resttumor
beim Bronchialkarzinom
malignen Lymphomen
Pankreaskarzinom: Primärtumor
Lokalrezidiv beim Pankreaskarzinom
IIa-Indikationen
LK-Staging beim Blasenkarzinom
bei
IIb-Indikationen
Lokalrezidiv-
und
Metastasendiagnotik
beim Blasenkarzinom, Therapiekontrolle
Therapiekontrolle kolorektaler Karzinome
Gynäkologische Tumoren
(nach Strahlentherapie)
maligner Lymphome: Restaging / Rezidiv
Nierenzellkarzinom
Ovarialkarzinom: Rezidiv / Restaging
Endokrine und neuroendokrine Tumoren
Mammakarzinom: LK-Staging / Lokalrezidiv Therapiekontrolle beim Melanom
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Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Strahlentherapie des CUP-Syndroms
Prof. Dr. med. G. Gademann
Klinik für Strahlentherapie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Der unbekannte Primärtumor (CUP-Syndrom) bedeutet immer eine regional oder in andere
Organe metastasierte Tumorerkrankung. Im klinischen Alltag wird dies durchaus nicht selten
gesehen, so dass sich die Strahlentherapie damit auseinandersetzen muss. Auch wenn man
bei einer Metastasierung heutzutage noch immer von einer Inkurabilität ausgeht und damit
palliative Therapieansätze fordert, ergeben sich doch differenzierte Aspekte insbesondere
dann, wenn es sich um eine lymphogene Aussaat handelt.
Im Folgenden soll differenziert werden zwischen einer deutlichen Fernmetastasierung, d.h.
Befall eines Fremdorgans und einer lokoregionären lymphognen Ausbreitung, da die
Ansätze sich hinsichtlich der Palliation oder Kuration deutlich unterscheiden können.
Fernmetastasierung
Die dem Strahlentherapeuten vorgestellten Patienten konzentrieren sich auf den Befund von
Knochen oder Hirnmetastasen. In der Regel muss bei unbekanntem Primärtumor eine
Histologie gefordert werden, da es sich u.a. auch um noch kurativ anzudenkende
Lympherkrankungen handeln könnte. Auch ist die Entscheidung wichtig, um z.B. ein
kleinzelliges Bronchialkarzinom zu diagnostizieren, da eine spezifische Therapie existiert.
Auch für den Strahlentherapeuten sind derartige Erkenntnisse wichtig, da sie ihm in der
Prognose des Patienten leiten können.
Ansonsten gibt die Tatsache der Fernmetastasierung eine typisch palliative Intension, die
entsprechend strahlentherapeutisch gehandhabt wird.
Bei dem häufigeren Hirnbefall handelt es sich in der Regel um ein oder mehrere rundliche
Hirnbefunde, die abhängig vom Allgemeinzustand mit einer Ganzhirnbestrahlung behandelt
werden. Es kommt heutzutage üblicherweise eine Dosierung von 3 Gy Einzeldosis bis zu
einer Gesamtdosis von 30 Gy an 10 aufeinanderfolgenden Behandlungstagen zur
Anwendung. Die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten insgesamt sollte besser als 3
Monate betragen, was üblicherweise bei den CUP-Patienten der Fall ist.
Die histologische Diagnose von Knochenmetastasen ist oftmals schwierig und wird nicht
immer zur Verfügung gestellt. Wenn die Diagnostik eindeutig ist, z.B. destruierende
Weichteilprozesse ohne entzündliche Parameter, läßt sich auf eine histologische Sicherung
verzichten. Auch die Knochenmetastasen werden mit einfachen Techniken in der o.g.
Dosierung
bestrahlt.
Bisweilen
kommt
bei
Schmerzzuständen
eine
reine
Schmerzbestrahlung mit 1x 8 Gy oder in Wiederholung nach 1 Woche zur Anwendung. Die
Ergebnisse sind abhängig vom Tumortyp; im Mittel ist mit einer Schmerzremission in 80 %
der Fälle zu rechnen, eine Stabilisierung ist dagegen deutlicher abhängig. Insgesamt ist bei
lokalisiertem Schmerz oder Frakturgefahr die Strahlentherapie des tragenden Skelettes
immer sinnvoll.
Lymphogene Metastasierung
Die bekannteste Form des CUP ist der Befall von cervicalen Lymphknoten. Die primären
Tumoren werden im Pharynxbereich einschl. Nasopharynx, der Lunge oder dem Magen
angenommen. Letzteres zeichnet sich in der Regel durch Siegelringzelle im histologischem
Präparat aus. Sollte es sich um einen im mittleren oder oberen Halsbereich gelegenen
Tumor handeln, ist die Annahme eines Nasopharyngskarzinoms gegeben. Trotzdem werden
diese häufig in der HNO-ärztlichen Inspektion und Bioptierung nicht erfaßt. Diese Patienten
geben uns Anlass, mit der Annahme auf den dortigen Primärtumorsitz, eine kurative
Strahlentherapie voranzutreiben.
Diese besteht aus einer beidseitigen Behandlung der Primärregionen, des Pharynx incl.
beider lymphogenen Absiedlungsregionen cervical sowie der Supclaviculärregion ventral.
Die Mindestdosierung beträgt 50 Gy in konventioneller Fraktionierung von 2 Gy. Befallene
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Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Regionen - auch nach Operation - werden bis 60 Gy oder 66 Gy weiterbehandelt. Hierbei
können Elektronen zur Anwendung kommen.
Eine kürzlich vorgenommene Untersuchung an 277 Beobachtungen aus Dänemark (Grau et
al., Radioth.Oncol. 55:121;2000) zeigt, dass eine beidseitige Cervicalbehandlung einen
signifikanten Vorteil auf die lokoregionale Tumorkontrolle jedoch kaum auf das
Gesamtüberleben im Vergleich zu einer einseitigen Behandlung bringt. Der Vorteil einer
einseitigen Bestrahlung besteht in der sehr guten Verträglichkeit ohne akute
Nebenwirkungen, wie Schleimhautentzündungen.
Bei ausschließlich supraclaviculärem Befall und dem V.a. ein Bronchial- oder Magenkarzinom wird eine lokale palliative Behandlung vorgezogen. Im tiefer gelegenen
Cervicalbereich gibt es auch die Ansicht, den Hals nur einseitig zu behandeln.
Ähnliche Probleme ergeben sich bei Lymphknotenmetastasen der Axilla, wo der V.a. ein
Mamma-Ca oder ein Bronchial-Ca besteht. Möglicherweise sind hierbei anamnestische
Daten wie Familienbelastung oder Raucher führend, um eine eher kurative Behandlung
anzusetzen, die das Organ des möglichen Primärtumors einschließt. In der Regel jedoch
kommt bei diesem Befall nur eine Bestrahlung der Axilla zur Ausführung.
Bei Leistenlymphknoten wird in erster Linie der Primarius am Anus oder der Vulva vermutet.
Es existieren jedoch keine Studien, inwieweit ein Einschluss dieser Gebiete den
Krankheitsverlauf günstiger gestalten. In der Regel bevorzugen wir bei einem derartigen
Befall wiederum die lokale Bestrahlung mit einer Dosis von 50 bis 56 Gy bei Einzeldosen von
2 Gy, um einen Lymphstau durch die Strahlenbehandlung zu vermeiden.
Zusammenfassung
Das CUP-Syndrom führt – meist auch in der Strahlentherapie – zu einem palliativen
Verhalten. Die befallene Region wird in der Absicht bestrahlt, dort eine Stabilisierung der
Probleme, z.B. Schmerzen zu erzeugen. Dies trifft insbesondere bei Befall von Fernorganen
zu. Ausnahmen bilden der Lymphknotenbefall cervical, axillär und in der Leiste, wo bisweilen
bei begründetem Verdacht mögliche Primärregionen, wie die Mamma oder die
Nasopharyxsregion in kurativer Absicht mitbestrahlt werden. Eine schlüssige Regelung
dieser komplexen Krankheitsbilder kann jedoch nicht bestehen, viele Entscheidungen gehen
über die klinische Erfahrung des behandelnden Arztes.
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Fortbildung des Tumorzentrums: CUP-Syndrom
Diagnostische und therapeutische Strategien beim CUP-Syndrom
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schmoll
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV,
Martin-Luther-Universität Halle
Das CUP-Syndrom ist ein eigenständiges Krankheitsbild mit einer recht hohen Häufigkeit; in
onkologischen Zentren betrifft dieses Erkrankungsbild bis zu 15% aller „Diagnosen“ und im
normalen Krankengut eines Krankenhauses ohne den Schwerpunkt Onkologie ca. 5%. Das
Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch das Charakteristikum einer im Vergleich zu dem
Primärtumor dominanten Metastasierung, die das erste Lymphom der malignen Erkrankung
ist. In ca. 30% der Fälle gelingt es im Verlauf der weiterführenden Diagnostik, die Erkrankung
einem Primärtumor zuzuordnen; für 70% der Patienten bleibt der Primärtumor auch im
weiteren Verlauf unentdeckt. Erst die Sektion kann bei einem Teil der Patienten mit CUPSyndrom einen Primärtumor definieren; aber auch bei der Hälfte der Obduktionen wird der
Primärtumor nicht erkennbar. Beim CUP-Syndrom liegt somit eine biologische Besonderheit
vor: der Primärtumor wächst langsamer als die Metastasierung bzw. die Metastasierung tritt
schon bei einem mikroskopisch bis minimal großem Primärtumor auf. Durch die geringe
Größe des Primärtumors entzieht sich dieser Tumor der apparativen und klinischen
Lokalisation.
Von entscheidender Bedeutung ist, dass das CUP-Syndrom als onkologisches
Krankheitsbild erkannt wird und eine eindeutige diagnostische und therapeutische Strategie
eingehalten wird. Das Ziel ist es, weniger den Primärtumor mit allen Mitteln zu entdecken,
sondern vielmehr eine Therapiestrategie zu haben und eine Systemtherapie entsprechend
der histologischen Typisierung, Markerexpression und Hormonrezeptor-Expression zu
definieren und zu institutionalisieren. Von eminenter Bedeutung ist, dem Patient klar zu
machen, dass es sich um ein spezielles Krankheitsbild handelt, für das eine definitive
Therapie vorhanden ist und – noch viel wichtiger – den Patient davon zu überzeugen, dass
die Kenntnis des Primärtumors keine relevante Änderung der Systemtherapie bedeuten
würde und ebenso die Prognose sich hierdurch nicht verändern würde. Eine differenzierte
Strategie für die Wahl der systemischen Therapie entsprechend den biologischen
Besonderheiten des Tumors wird dargestellt.
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