PSYCHOLINGUISTIK

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PSYCHOLINGUISTIK (PL)
-Verbindung von Sprache u. Psyche (Geist) und damit Verbindung der Sprachwissenschaft mit
Psychologie
- Sprache wird durch psychische Mechanismen beschrieben
Chomsky – Wie ist unser sprachl. Wissen im Gehirn repräsentiert, und wie kommt es da hinein?
Ziel – Sprachkompetenz (kognitive Fähigkeit ) zu beschreiben
Kognitive Psychologie – Problem der Informationsverarbeitung
Entwicklung: Struktur/Gliederung:
1) Psychologie der Sprache – bis 1957 – Wilhelm Wundt, Karl Bühler
2) Entstehung der PL – 1957 veröffentlicht Chomsky Syntaktische Strukturen
PL gehört zu den jüngeren Disziplinen der Psychologie oder Linguistik;
Psychologen beschäftigen sich mit der Sprache und dem spr. Verhalten
Nur mit wenigen Ausnahmen beeinflußt die Linguistik die Entw. der Psychologie u.
umgekehrt. Ausnahmen:
Psychologe WILHELM WUNDT (1832-1920) – Schweizer, an der Zürich.UNI tätig
-1875 in Leipzig gründete das erste psycholog. Laboratorium – experimentele Psychologie
-Vorläufer der PL
-knüpfte an die Ideen von W.von Humbold – was ist Sprache? Sp. Ist kein Werk (ergon),
sondern eine Tätigkeit (energeia) des Geistes (Volksgeistes)
KARL BÜHLER – einer der Gründer des Prager Linguistikkreises
- 1934 Sprachtheorie – Hauptfce der Sprache:
1) Darstellung – Sp. teilt etw. Mit
Organonmodell =
2) Ausdruck – Emotionen, spr. Mittel
Rolle des
charakterisieren die Persönl. des Sprechers
3) Appell – konative Fce – an den Hörer
sprachlichen
Zeichens
Linguist FERDINAND de SAUSSURE- aus Genf, 2 Erscheiningen
signifiant (Lautbild)
X
signifie (Bedeutung)
bezeichnetes Ausdruck
bezeichnetes Objekt
→ Theorie der Arbitrarität: es gibt keine innere Beziehung zw. Dem Lautbild u. der
Bedeutung des Zeichens (Ausnahme – onomatopoetische)
langue (Sprache)
abstraktes System von Regeln
X
parole (Rede - promluva)
konkrete authentische Mitteilung des Sprechers
- Saussure Interesse für langue, Desinteresse für parole
ASSOZIATIONSTHEORIE – Terminus aus griech.; aktuell in der 1. Hälfte 20.Jhs.
1
bezieht sich auf den Sachverhalt, daß sich Begriffe einander bedingen
- 1. Versuche 1880 GELTON – diktierte den Versuchspersonen u. untersuchte
Reaktion auf sie – Psychologie des Wortes (Wort spielt bedeutende Rolle)
KONDITIONIERUNGSTHEORIE beruht auf der Basis des Behaviorismus, entw. sich in den
20er Jahren, Watson, Weiss, ließen sich von der Lehre I.P.Pavlovs beeinflussen
- Behav. versucht das Sprachverhalten auf der Basis der sog. Reiz-Reaktionsschemata zu
erklären; Sprechen ist ein „sich-verhalten“
Noam CHOMSKY – 1957 Syntaktische Strukturen – Theorie der generativen Grammatik
-
im Zentrum nicht Wort, sondern die Sprache (in D. Hans Hörmann generative PL)
-
Ende 60er: Chomskys gener. Modell kritisiert, seine Theorie berücksichtigt nicht die
kommunik. Fce der Spr. →
→ 70er: entsteht Pragmalinguistik – steht an der Grenze der PL u. Soziolinguistik
letzte Etape – Entstehung der KOGNITIVEN PSYCHOLOGIE:
-
Verarbeitung der Informationen, Gedächtnisspeicherung
-
Erforscht den Spracherwerb als logischen Denkprozess
3 HAUPTBEREICHE DER PL:
1) Spracherwerbforschung – wie Sprache erworben wird
2) Sprachwissensforschung – wie Sprachwissen im Gedächtnis gespeichert ist
3) Sprachprozessforschung – untersucht psychische Prozesse, die mit Hören, Sprechen
zusammenhängen
Karl BÜHLER – 1934 Sprachtheorie – stellt für die indoeurop. Sprachen fest, dass Verb im
Zentrum der Aussage steht u. die Struktur des Satzes bestimmt
-
Theorie des sprachl. Zeichens – Organonmodell, Sprache hat Zeichencharakter
∙ Sprache ist ein Werkzeug (organon), mit
dem einer j-m etw. über Dinge mitteilt
∙ als Kommunikationsmodell definiert
∙ 3 Fce der Sprache: Darstellung
Ausdruck
Appell
Dreieck deckt sich nicht immer mit dem Kreis, nicht alles am Schallphänomen ist für den
Empfänger wichtig. Er verwertet nur die semiotischmassigrelevante R.= abstraktive Relevanz.
Schallphän. kann definiert sein – ich höre nicht alles, nicht alle Laute, mangelhafte Inf., trotzdem
kann ich die Aussage verstehen = apperzeptive Ergänzung.
2
Frühere Auffassungen des Zeichens:
1) de Saussure – bilaterale Auffassung, Zeichenmodell ist statisch; 2 Komponente
signifiant (Ausdruck) + signifié (Inhalt), Appell spielt gar keine Rolle
2) Odgen/Richard – das semiotische Dreieck – berücksichtigt den Zeichenbenutzer
Aber nur Bühlers Organonmodell ist das komplexeste Zeichenmodell, das dem Zeichen 3 Fce
zuspricht, einbezogen sind auch psych. Prozesse des Sprechers (abstr.Relevanz, apperz. Ergänz.)
Weitere Kommunikationsmodelle:
1) Behaviorismus – Bloomfield : beruht auf Reiz- u. Reaktionsschema, Kommunikation mit
Stimulus u. Respons (R-S Psychologie) erklärt. Stimulus führt zu nichtsprachl. Reaktion
(nach Apfel greifen), Reaktion beim Hörer auf Bitte
2) de Saussure – Kommunikationsmodell – 5 Phasen:
▪ rein-psychisch: 2 Personen wollen
miteinander in Komm. Treten, A hat Mitteilungsabsicht, aus den Sprechzentren
im Gehirn wurden automatisch Lautbilde evociert
▪ psycho-physisch: Lautbilder gehen an
die Artikulationsorgane als Befehl zu entsprechenden Artikulationsbewegungen
▪ rein-physisch: Person A produziert
Laute, sendet Schallwellen aus, sie kommen an das Ohr von B an
▪ psycho-physisch: Schallwellen von
Gehörorganen der Person B im Gehirn mitgeteilt
▪ rein-psychisch: das Sprachzentrum im
Gehirn registriert Lautbild u. evoziert automatisch die damit verbundene
Inhaltvorstellung
→ ist mangelhaft, zu statisch. Pragmalinguistik – pragmatische Universalien (Komponente):
1) Person des Sprechers
2) Person des Hörers
3) gesamter Kommunikationskontext
4) Zeit u. Ort der Äußerung
5) Präsuppositionen – Voraussetzungen der Partner
Eigenschaften des sprachl. Zeichens – abstrakter Charakter, arbiträre Zuordnung; neben
Grundeigenschaften auch zusätzliche Eigenschaften:
1) Linearität – man kann 2 oder mehrere visuelle Zeichen auf einmal aufnehmen,
nicht aber mehrere sprachl. Zeichen, ich kann nur 1 Laut nach dem anderen
artikulieren
2) Unveränderlichkeit – es gibt keine schnellen Veränderungen spr. Zeichen, weil
z.B. psychol. Trägheit (lenost) der Benutzer der Spr., resultiert in
Neuerungsunwilligkeit
3) Veränderlichkeit – Angehörige der Spr.gemeinschaft können im Laufe der
Zeit Änderungen in der Sprache bewirken
3
Sprachliche Assoziationen u. das Problem der Bedeutung:
Auswahl der Zeichen eingeschränkt: 1) syntakt. (sequentielle) Beziehungen – Wort hat
Elemente vor sich, nach sich. Sequentielle PL sucht nach Strukturen, die einzelne spr. Zeichen
2) assoziative Beziehungen – Elemente neben sich –
verbinden
man verbindet das Wort mit anderen Vorstellungen. Assoziative PL fragt nach Beziehungen zw.
sichtbaren u. latenten Einheiten.
Im Redefluß sind alle Elemente linear angeordnet, Kommunikat. solcher linear angeordneten
Elemente nennt Saussure Syntagma (=Zusammengestelltes). Syntagm. Beziehungen sind
Relationen in Presentia.
Außerhalb des Redeflusses bestehen Verbindungen assoziativer Art = Paradigma (Beispiel).
Paradigmatische Beziehungen sind Relationen in Absentia.
Assoziationen entstehen aus 2 Gründen/Quellen: 1)Qualität der Vorstellungen – ähnlich,
gegensätzlich (groß entw. sich in die ähnliche Vorst. riesig, oder in gegensätzliche klein)
2)Erfahrung – was erlebt wird → Assoz.
Experimente:
1901 Thumb u. Marbe: Stimulus bestimmt eine Kategorie, ein bestim. Reizwort löst bei versch.
Versuchspersonen in hohem Prozentansatz gleiche Antworten aus
Kent, Rosenzweig – häufigste Antwort als Primärantwort bezeichnet.
Rusell – Franz., Amer., Dt. assoziieren gleich
(Tisch in allen Sprachen Stuhl assoziiert)
Patermo, Jenkins (1965) – männl. u. weibl. Assoziationen vergleichen:
Frauen assoziieren anders (verwenden selten Hyperonyme, geben weniger auf
Stimulus verschiedene Antworten)
Erwachsene: gleiche gramm. Kategorie – Stuhl – Tisch, Subst.Subst.=paradigmat.Assoziation (Ähnlichkeit der Bedeutung der
Wortpaare), Selektion
Kinder: syntagm. Assoziationen (aus dem Alltag) – Stuhl-sitzen, Tisch-essen,
arbeiten, Kombination, Veränderung zw.7-9 Jahr.
Selektion u. Kombination werden in der Sprachpathologie zu einer Gliederung verschiedener
Form der Aphasie (Sprachlosigkeit) verwendet.
Wortfeld = Bedeutungsfeld – Gruppe von Wörtern, die zusammen eine Bedeutungseinheit
bilden, semant. Relationen
4
LINGUISTISCHE EINHEITEN U. REGEL IHRER VERKNÜPFUNG
Andre Martinet – Sprache ist ein Zeichensystem; sprachl. ZS bezeichnet als das einzige
zweifachgliedertes ZS. Ausgangspunkt für zweifagl. ZS ist das Schema des Sprachereignisses:
2 Komponente: 1) Sprechereignis – etw. mitteilen, Tätigkeit ist Encodieren (von der Artikulation
o. Akustik her beschrieben)
2) Hörereignis – betrifft Hörer, er muss die Mitteilung dekodieren u.
interpretieren (von der Akustik her, von dem, was der Empfänger hört = auditive Beschreibung)
Sprachereignis – 3 Phasen: 1) artikulatorisch
2) akustisch
3) auditiv
Hörer sucht nach linguist. Einheiten – der ersten Gliederung – Morpheme (kleinste
Einheit, die eine Bedeutung hat: Ich ha be Kopf weh – 5 Morpheme)
- der zweiten Ebene – Phoneme (Einheiten ohne
Bedeutung, jedoch eine Bed. Signalisieren können, Bündel distinktiver
Schallmerkmale)
GENERATIVE GRAMMATIK (heute als generative Transformationsgrammatik bezeichnet)
Noam Chomsky
- GG geht davon aus, dass jeder Muttersprachler intuitive Kenntnis von Regeln der Sprache hat
- GTG: ▪ Fähigkeit gramm. Richtige Sätze zu bilden = Kompetenz (langue)
▪ Anwenden der Kompetenz – Performanz (parole)
▪ neu - Mensch
- Ziel der GTG: formale Beschreibung von gramm. Regeln, die eine unmögliche Menge von
richtigen Sätzen erzeugen/generieren kann
- Entwicklung der GG:
1) erste Variante – Prinzip der Generativität - Ersetzungsregel
- er zerlegt jeden Satz (S) in Nominalphrase
(NP=der Besucher) u. Verbalphrase (VP = betrachtet das Bild), VP → Verb + NP
-
Schema – Struktur – Stammbau/Stemma : Konstituentenstruktur ist gleich
-
nach Regeln bildet man gramm. korrekte Sätze
2) Variante – Phrasenstrukturgrammatik = Basisteil, der durch Transformationsteil muß
ergänzen werden → GTG
Kritik: - getrennte Teile können nicht gut beschrieben werden
-
strukturelle Mehrdeutigkeiten- synt. Konstruktionen können nicht beschrieben
werden: Der Verlust des Studenten schmerzte sie. – Zweideutigkeit – gestorben o. hat
5
etw. verloren → 1 Struktur – 2 Bedeutungen x 1 Bedeutung – 2 Strukturen : Er leist
dieses Buch. Dieses Buch wird von ihm gelesen.
-
semantische Ebene blieb unberücksichtigt (1 Variante), spielt geringe Rolle (2), erst
Ende 60er entsteht generative Semantik
3) Generative Semantik – Ende 60er, Mitarbeiter Katz, Fodor, Hjelmslev
=
Wortsemantik,
arbeitet
mit
der
Wortbedeutung
als
Konfiguration
von
versch.
Bedeutungselementen – sind distinktive Bedeutungsmerkmale (Seme)
Semantem = Komplex v. Bedeutungen
Semem = Bedeutung des Worts
Sem = kleinste distinktive Merkmale einer Wortbedeutung
-
aufgrund
des
Komplexes
von
Semen
kann
man
die
Komponentenanalyse
/
Komponentialanalyse KA vornehmen – Merkmalsmatrizen (Matrix) → die meisten Merkmale
zusammenzutragen, die die Bed. eines Wortes konstituieren; KA führt zur Präzisierung der
Beschreibung der Wortbedeutung u. Bedeutungsdiferenzierung bei
- Verwendung der KA: 1) Bedeutungsrelationen (Eltern, Vater, Kind, Sohn...) – Wortfelder
2) pragm. Relationen (Synon., Anton., Homonyma)
3) Bedeutungswandel
4) Verwendung auch bei Denotation u. Konotation
SPRACHE-DENKEN-VERHÄLTNIS
- Sprache – 2 Fce: Ausdruck der Gedanken + Kommunikation
- Sprache spielt bereits beim Denken eine wichtige Rolle.
- 3 Theorien des Verhältnisses Sprache + Denken:
1) Jean Piaget – Unabhängigkeit der Entw. des Sprechens u. Denkens
- Spracherwerb – aktive Auseinandersetzung des Kindes mit der Umwelt
2) J.B. Watson – Denken = lautloses Sprechen (Behaviorist)
3) Wygotski – hebt Autonomie des inneren Sprechens hervor – die innere Spr. Muss in gramm.
Sätze umgeformt werden
„SAPIR-WHORF-THEORIE“ – 30er – RELATIVITÄTSTHEORIE:
- besagt, dass unsere geistige Leistungen von der Sprache, in der wir denken, determiniert sind
- besteht aus 2 Teilen:
1) These des linguistischen Determinismus: ohne Sprache kannst du keinen Gegenstand sehen
(Indianer – keinen sprachl. Unterschied zw. blau u. grün → können visuell keinen
Untersch. Registrieren)
6
-
Sprache – Gegenstandskonstruierende Fce
2) These der linguist. Relativität: Sprache teilt die außersprachl. Realität nicht in der gleichen
Weise auf
-
lexikalische Inkongruität (nicht Deckungsgleichheit im Wortschatz) – Eskymos haben
viele untersch. Ausdrücke für Schnee, Japaner viele Begriffe für Reis
Sprache schreibt uns vor, wie wir zu denken haben
3 Arten v. Denken: bildliches
technisches
begriffliches
Denken verläuft schneller als Sprechen.
SPRACHERWERB
- der Besitz der Sprache unterscheidet den Menschen vom Tier
Phylogenese – Entw. des Lebewesens von einfachen zu höheren Stufen
Ontogenese – Entw. des Individuums (Eizelle → Reifzustand)
- jeder Organismus kann durch 2 Gruppenfaktoren gekennzeichnet: Spontaneität - Lebensprozess
Umwelt – Anpassungsfähigkeit
- die Existenz hier ist noch keine menschl. Existenz, es fehlt jedoch die Möglichkeit, aus diesem
Raum herauszutreten. Um dies möglich zu machen, bedarf es einer Lockerung (zvolnění). Wenn
Lockerung da ist, kann Bewusstsein, Sprache u. Wissen entstehen.
Spracherwerbstypen:
1) wieviel Sprachen werden gelernt – einsprach. SE, zweisprach. SE (bilingual), mehrsprachiger
2) in welcher zeitlichen Reihenfolge werden die Spr. erworben: Erstspracherwerb L1, L2...
3) wie oft wird dieselbe Sprache gelernt: Ersterwerb, Wiedererwerb
4) werden Lernverfahren eingesetzt: vermittelt, natürlich
5) sind pathologische Bedingungen vorhanden: normaler SE, patholog. SE
Untersuchungen: - monolingualer L1-Erwerb
- bilingualer L1
- Fremdsprachenunterricht L2
- natürlicher L2 (70er)
- Wiedererwerb
Theorien des Spracherwerbs: 1) voluntaristische Theorie – Rolle der Umwelt, Kind bleibt passiv
2) intelektualistische Th.- Kinder lernen aktiv die Sprache, indem
sie versuchen, ihre Welt zu verstehen u. zu denken (nicht bloße Imitation)
60er – Interesse für Kindersprache (Chomsky – angeborene Fähigkeit)
Fremdsprachenunterricht – 2. WK – kontrastive Linguistik, audioling. Methode, erst 70er
kommunik. Methode
Natürlicher L2-Erwerb: 70er – Problem der Gastarbeiter (Sp.,It., Kinder)
7
Erklärung von Sprachenlernen:
1) Behavioristischer Ansatz – Reiz-Reaktion (Stimulus-Respons)
- Konditionierung – je häufiger R+R wiederholt werden, desto
schneller lernt man spr. Gewohnheiten
- Assoziationslernen
- Lerner ist passiv – Drill, mechanisch lernen
2) kognitiver Ansatz – aktive Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt (Piaget)
- Lehrvorgang wird bewusst gemacht
- im Einklang mit seiner biolog. u. sonstigen Entw.
- Rolle der Umwelt + Aktivität des Kindes
3) interaktionistischer Ansatz – Sprache erlernen in konkreten Situationen; nach SE-Typ
sind versch. Interaktionen wichtig: L1-Erwerb: Mutter-Kind-Verhältnis
natürlicher L2: Kontakt mit Muttersprachlern
FSU: Schüler-Lehrer
4) nativistischer Ansatz – als Entfaltung des genetischen Programms:
2 Theorien:
- Universalgrammatik: Chomsky- angeborene Fähigkeiten
- Bioprogramm: Dereck Bickerbon – Mensch ist genetisch mit
Bioprogramm ausgerüstet
Pidgin (ohne gramm.Regel) → Kreolsprache (vollausgebildete Grammatik; Pidgin
ist Muttersprache geworden
5) Verarbeitungsansätze – befassen sich mit Gedanken, wie die sprachliche Eingabe vom
Lehrer zum Schüler verarbeitet werden soll
Biologische Grundlagen der Sprachlernfähigkeit:
1) zentrale Steuerungsinstanz: Gehirn + Gedächtnis
2) schallerzeugende Organe: Lungen, Mund, Nasenhöhle
3) Schallregistration: Ohre
4) Artikulationsorgane: Kehlkopf
2 Hemisphären: a) linke: verarbeitet Inf. nacheinander, denkt logisch, analysiert, erklärt, redet,
speichert Regeln; Dominante – Sprachzentrum
b) rechte: verarbeitet gleichzeitig, registriert ganze Bilder, denkt in Bildern,
Emotionen
Lateralisierung – eine Gehirnhälfte wird auf die Ausübung bestimmter Funktionen spezialisiert,
Reifungsprozess, genetisch vorprogrammiert
Spracherwerb beim Kind: vorsprachliche Entwicklung – Fähigkeit des Hörens + Artikulierens
8
1) Vorstadium des SE – Geburtsschrei, Laute + Schrei
2) Lallphase – 3.-8. Monat – Reduplikation, Lallwörter (žvatlání)
▪ 1.Wort mit 1 Jahr, manche erst 18 Monate
▪ entw. sich kategorielle Schallwahrnehmung – Abfolge von abgesonderten
Elementen MAMA
▪ pränatal – Schallunterschiede wahrnehmen
▪ postnatal – Verbindung Schall + Bedeutung
Fce bei Kind – Personalfce
Informative
durch Lallwörter fehlt lexikal.-semant. Ebene
Imaginative
Konative
Neuristische – erkläre mir das
Piaget – sensomotorisches Entwicklungsstadium – betont das Lernen in der
Auseinandersetzung mit Gegenständen der Welt
3) Einwortstadium – 9.-14. Monat
4) Zweiwortstadium – 17./24. Monat – primitive Satzketten
5) weitere Entw. – Bildung komplexer Sätze, Fragesätze, Negation, beim Vorschulkind
überwiegt Parataxe (Hauptsätze)
Spracherwerb umfasst 3 Teile: Wortschatz (Lexikon) + Wortbedeutung
Lauterwerb (Produktion der Laute)
Syntax + Konstrosyntax (Semantik synt. Konstruktionen)
Wortschatz – Konkreta, Abstrakta
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PSYCHOLINGUISTIK – Vorlesung
SS 2006 Katka Bachoríková
1. Vorlesung:
1. Hauptbereiche (HO)
2. Themen der Vorlesung (HO)
3. Gegenstand der Psycholiguistik/Sprachpsychologie (HO)
4. Sprachbenutzermodell (HO)
5. Sprachpsychologie und Sprachwissenschaft
6. Geschichte der Psycholinguistik
ad. 1 Hauptbereiche
1. Spracherwerbforschung
= wie wird die Sprache erworben, nach welchen Gesetzmäßigkeiten erfolgt die Aufbau des
Sprachwissens
2. Sprachwissensforschung (Ergebnisse der Neurolinguistik)
= wie spr. Wissen im Gedächtnis gespeichert ist
= wie verschieden Sprachwissensbestände vernetzt sind (im Ged.)
3. Sprachprozessforschung
= untersucht die psychischen Prozesse, die beim spr. Gebrauch bestehen (beim Sprechen,
Schreiben, Hören)
ad 3. Gegenstand der Psycholinguistik/Sprachpsychologie
- wir sind Sprachbenutzer
- Sprachbenutzermodell – oder Sprachbenutzersystem – ein System von Verarbeitungseinheiten
- Modulle (sind Teile des Systems) – sind in unserem Kopf verankert
- 2 Haupttätigkeiten:
a) Wahrnehmen von Sprache (Sprachrezeption)
- Sprachlaute erkennen – dafür ist verantwortlich das Spracherkennungssystem
- Wörter zu identifizieren – WOrterkennungssystem
- Satzäußerungen zergliedern – Satzanalysesystem
- Äußerungen innerhalb eines Gesprächs interpretieren – konzeptuelles System
b) Erzeugen von Spr. (Sprachproduktion)
- Gedanken u. Absichten im Rahmen eines Gesrpächs formen – konzeptuelles System
- Gedanken u. Absichten in Sätzen ausdrücken – grammat. Kodierungssystem
- passende Wörter suchen u. deklinieren oder konjugieren – das phonologische Kodierungssystem
- die Aussprache von Wörtern u. Sätzen steuern – der Artikulator
- jedes dieser Systeme benötigt Regeln u. Information über Sprache – wir brauche Sprachkenntnis
→ Sprachsignale – phonologische Regeln
→ wenn wir Satzäußerungen gliedern – brauchen wir morf. u. syntak. Regeln
→ wir brauchen das Wissen über „die Welt“ – konzeptuelle Gedächtnis
- der Speicher von Information = LTM (Langzeitgedächtnis)
- Inf. – STM (Kurzzeitgedächtnis) – eine Art Arbeitsgedächtnis
- die behaltenen Informationen werden später weiter bearbeitet
ad 5.
-
„Außenseite“ und „Innenseite“ des Sprachbenutzermodells <= traditionelle Einteilung
Sprachwissenschaft – Sprachpsychologie
Psycholinguistik untersucht das mentale System, das den Sprachgebrauch ermöglicht
ZIEL: Entwicklung der Theorien über die mentalen (kognitiven) Prozesse während des
Sprachgebrauchs
10
-
-
GEGENSTAND: der „primäre“ Sprachgebrauch (Sprachproduktion und Sprachrezeption)
in verschiedenen Bereichen untersucht:
 allgemeine Psycholinguistik (normale Erwachsene)
 Sprachgebrauch bei Kindern
 Erwachsene mit Sprachstörungen (Sprachpathologie)
× Sprachwissenschaft (Linguistik)
das sekundäre Sprachverhalten, die intuitiven Urteile (Sprachgefühl) von Sprachbenutzern
intuitiven Urteile = Regeln => Sammlungen = Grammatik
GRAMMATIK in der Psycholinguistik
-
Theorie über linguistische Intuitionen
Syntax = Wortkombinationen
Morphologie = Struktur innerhalb der Wörter (Morpheme, Allomorphe)
Phonologie = Laute
Phonetik = physikalische Eigenschaften der Sprache
Semantik = die Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten
Pragmatik = Regeln über passende und wirksame Verwendung von Sätzen und ihren
Kombinationen in einem bestimmten sozialen Kontext
ad 6.
I.
II.
Psychologie der Sprache bis 1957
Entstehung der Psycholinguistik in den 50er Jahren
Psycholinguistik/Sprachpsychologie
- eine jüngere Disziplin, an der Grenze der Linguistik und der Psychologie
- interessant, abstrakt
Wichtige Theorien:
A. Wilhelm von Humboldt (1767-1835)
Die Energeia-These
- Sprache selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Tätigkeit (Energeia)
- Sprache = etwas in jedem Augenblick Vorübergehendes
- Schrift = unvollständige Aufbewahrung
- die sich nicht wiederholende Arbeit des Geistes (Ideologie der dt. Romantik)
- Sprachen sind unterschiedlich, weil sie Mentalitäten verschiedener Völker widerspiegeln
- „Sprache ist das bildende Organ der Gedanken.“
- Leo Wiesgerber – energetische, neohumboldtinianische Sprachtheorie
- Sprachkraft, Arbeit des Geistes = wirkende Kraft der Sprache selbst, die das Denken und
Sprechen der Menschen determiniert
- die Rolle der Sprache im Erkenntnisprozess ist sehr wichtig
B.
-
Wilhelm Wundt (1832-1920)
Psychologe (Zürich, Leipzig)
1900 – Völkerpsychologie
Theorie des Volksgeistes – Sprache ist Tätigkeit des Volksgeistes
11
-
experimentelle Psychologie (1.psychologisches Laboratorium - Leipzig)
C.
-
Gestaltungspsychologie und der Linguist Karl Bühler (1879-1963)
Prager Linguistenkreis
1934 das Werk „Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache.“
3 Hauptfunktionen der Sprache:
Darstellungsfunktion
Kundgabefunktion
Appellfunktion (kognitivní fce jazyka)
D.
-
Hermann Paul (1846-1921)
Linguist – Verhältnis von Psychologie und Sprache
Sprachwissenschaft – eine der psychologischen Wissenschaften
1880 das Werk „Prinzipien der Sprachgeschichte“
E.
-
Ferdinand de Saussure (1857-1913)
Termin für Lautbild – signifiant, für Inhalt – signifie (bilaterales Modell)
Theorie der Arbitrarität
Entgegensetzung von langue - parole (System – konkrete Mitteilung)
Saussures Desinteresse für parole, d.h. für pragmatische Aspekte
F. Das Konzept der Assoziationen
- der Begriff der Assoziationen schon in der griechischen Philosophie
- assoziative Psychologie – Psychologie des Wortes → entscheidende Einheit der älteren
Sprachpsychologie
G.
-
H.
-
Konditionierungstheorie
Basis des Behaviorismus (die 20er Jahre – amerikanische Psychologie)
Beteiligung an der Entstehung der Psycholinguistik
Sprache ist auf der Grundlage nichtsprachlichen Verhaltens erklärt
→
Reiz-Reaktions-Schemata = Grundausstattung jedes Organismus (englisch stimulusresponse)
die Hauptvertreter des Behaviorismus in den USA – J.B. Watson, A.P. Weiss
Noam Chomsky: Generative transformationelle Grammatik
1957 Chomskys Werk „Syntactic Structures“
Konstituierung der Psycholinguistik
Unzufriedenheit mit dem Assoziationskonzept und mit der Konditionierungstheorie
=> Chance für Chomsky
* „generative Grammatik“ – eine Linguistik bezogene Sprachpsychologie
SPRACHE = zentraler Gegenstand der Untersuchung
PSYCHOLINGUISTIK => Bezeichnung 1946 … von Pronko verwendet
Artikel „Sprache und Psycholinguistik“ (Indiana)
 interdisziplinäre Forschungsrichtung
I.
-
Pragmalinguistik
in den 70er Jahren
andere Grenze zwischen Psycholiguistik und Soziolinguistik
kognitive Psychologie (letzte Etappe) → Verarbeitung der Informationen im Gedächtnis;
Spracherwerb als logischer Denkprozess
12
Karl Bühler (Psychologe)
-
Introspektion (Selbstbeobachtungen innerseelischer Vorgänge)
befasste sich mit idg. Sprachen (30er Jahre) → heben das Geschehen hervor – das
grundlegende „Handlungsklischee“ => das Verb im Zentrum
- Sprachtheorie (1934) – Untersuchung des Zeichenbegriffs
(ZEICHEN – Charles S. Pierce – moderne Semiotik, Zeichen als Ikon…??)
- „stat aliquid pro aliquo“ = „für etwas stehen“ – funktionale Prägung des Zeichens
- das Organon-Modell – Platonsche Auffassung im Kratylos
Sprache = Werkzeug, Organum => Mitteilung der Dinge
- O-M als Zeichenmodell = Kommunikationsmodell
- Kommunikationsfunktion der Sprache
- 3 Funktionen der Sprache: Ausdruck, Darstellung, Appell
- Gebrauch der Sprachzeichen → spezifisch menschliche Eigenschaft
Organon-Modell
Schallphänomen (Bühler: die Lautkette): Es regnet.
(1)Darstellung = Symbol – Regen (meteorologischer Sachverhalt)
(2)Ausdruck = Symptom – innerer Zustand des Sprechers
(3)Appell = Signal an den Hörer
Relationen:
1. zu der Welt
2. zum Zustand des Sprechers
3. Rektion des Hörers
Kreis = der materielle Zeichenträger – Schallkette (signifiant)
- greift über das Dreieck hinaus => überflüssige Informationen
- das Irrelevante bleibt unbeachtet
- abstraktive Relevanz (Bühler) → ein psycholinguistisches Termin
13
-
Defizite – ungenügende Informationen → das Fehlende zudenken
=> apperzeptive Ergänzung
Zusammenfassung:
 De Saussuresches dyadisches (bilaterales) Zeichenmodell
- statische Beziehung
- ohne außersprachliche Referenz

Das semantische Dreieck (Pierce) Ogden, Richards vs. Morris

Bühler – das komplexeste Modell (+ psychologische Prozesse beim Zeichenbenutzen)
Sprachliche Assoziationen und das Problem der Bedeutung
(Karel Čapek – Experiment pana Rouse)
de Saussure – die Beliebigkeit bei der Auswahl der Zeichen im Sprachereignis durch 2
Momente eingeschränkt
=> 2 Faktorengruppen:
1. syntaktische Beziehungen (Verbindung der Glieder im Satz) → die sog. sequentiellen
(lat. folgende) Faktorengruppe
-
2. andere im Bewusstsein vorhandene Ausdrücke – assoziative Faktorengruppe (durch
Vorstellungen entstehende)
Unterschiede =>
Der Mann kommt aus Tirol.
fährt
geht
*heim
bald
×
-
Dimension der Zeit
Block 1 – Block 2
sequentielle Betrachtungsweise → sucht nach Strukturen, die die Blöcke verbinden
-
lineare Verbundenheit der Elemente im Redefluss => Syntagmen (Verknüpfungen der
Wörter)
Paradigmata
-
assoziative Betrachtungsweise → Suche nach Beziehungen zu der manifesten (sichtbar,
ausgesprochen) Einheit und einer oder mehreren latenten (nichtvorhanden) Einheiten
14
Assoziative Relationen → Relationen in absentia (nicht ausgesprochen, latent)
Syntaktische Relationen → Relationen in praesentia (lineare Verkettung)
-
Assoziationsexperiment – Umwandlung einer assoziativen Verbindung in eine
sequentielle (latent → sichtbar)
Prinzip (siehe unten)
3. Vorlesung:
Prinzip des Assoziationsexperiments:
1 WORT + auf das Wort folgen lassen, was der Person gerade einfällt
2 Quellen, die Assoziationen beeinflussen (nach Aristoteles):
-
-
1. Qualität unserer Vorstellungen/Gedanken
ähnliche Ausdrücke oder Ausdrücke in einem Gegensatzverhältnis (Vater-Muter, großklein)
2. Erfahrung
Erlebnisse (noch heute die Grundlage der Lernpsychologie; Wortschatzarbeit)
Englische Philosophie – Assoziationen im 18. und 19.Jh. = Grundmechanismus des
ganzen psychologischen Geschehens (Hobbes, Locke, Hume)
VERSUCHE mit Assoziationen
Die 80er Jahre des 19.Jh. - Galton
- 75 Wörter – Zettel, zwei verschiedene Ideen
- Klassifizierung der Einfälle:
a) visuelle oder andere Vorstellungen (33%)
b) schauspielerische Vorstellungen (22%)
c) rein verbale Einfälle: Namen, Sätze, Zitate (45%)
-
Beschlüsse:
Response auf den Stimulus (Reizwort)
Zeit zwischen Stimulus und Response
1901 Thumb und Marbe
- Versuchungspersonen, 60 Wörter (einzeln): 10 Verwandschaftsbezeichnungen
10 Adjektive
10 Pronomen, 10 Lokaladverbien,
10 Zitatadverbien, 10 Zahlwörter (1-10)
=> Antworten und Zeit
Beschlüsse:
a) zwischen der Qualität des Reizwortes und der Qualität der Antwort = formale Ähnlichkeit
Der Stimulus spricht eine bestimmte Kategorie an.
15
b) ein bestimmtes Reizwort – bei verschiedenen Versuchspersonen gleiche Antworten
1910 Weitere Aufgaben für die Erforschung der Assoziationen
1) die Aufstellung von Normen
Kent und Rosanoff (1910)
- die häufigste Antworten auf ein Reizwort = Primärantwort
- 1000 Versuchspersonen
2) Frage nach dem Geltungsbereich (Franzosen, Engländer…)
Russel und Rosenzweig (1961)
- amerikanische, französische und deutsche Studentengruppen
- übergreifende Gemeinsamkeiten assoziativer Strukturen (Herkunft spielt keine Rolle)
- Vergleich der Häufigkeiten = Unterschiede nach soziologischen Gruppen, Geschlecht und
Alter
Palermo und Jenkins (1965)
- weibliche und männliche Versuchspersonen
- Frauen => selten verschiedene Antworten, selten übergeordnete Antworten (selten
Hyperonyme = Oberbegriffe)
1915 – Kinder = andere Assoziationen als die Erwachsenen
- in den 60er Jahren konkrete Untersuchungen
ERWACHSENE: Antwort = gleiche grammatische Kategorie wie das Reizwort
(paradigmatische Assoziationen, de Saussure: Selektion)
KINDER: vorwiegend syntagmatische Assoziationen
Tisch – sitzen – essen – malen (de Saussure: Kombination)
Selektion und Kombination in der Sprachpathologie – Gliederung der verschiedenen Formen
der Aphasie
- der Wechsel von einer zur anderen Form zwischen dem 7. und dem 9. Lebensjahr des
Kindes – nicht konstant: 1920 (9-12 Lebensjahr) Einfluss der Medien
Herkunft der verschiedenen Response-Stärken
- syntagmatische Assoziationen: alltäglicher Sprachgebrauch
- paradigmatische Assoziationen: Dimension der Ähnlichkeit, bzw. Ähnlichkeit der
Bedeutung der Wortpaare (Stimulus-Response)
- Problem der Bedeutung = das zentrale Problem der Sprache
Galton: „Die Assoziationen eines Wortes zeigen, was es bedeutet.“
Katz und Fodor (1963)
- Wörter = lexikalische Einheiten – elementare semantische Merkmale
16
Clark (1970)
- Analyse des Reizwortes in die entsprechenden semantischen Merkmale
1.Phase des Experiments: semantische Merkmale beim Wort Mann
physisches Objekt
+
belebt
+
tierisch
–
menschlich
+
erwachsen
+
männlich
+
2.Phase des Experiments: das letzte semantische Merkmal ändern
männlich-weiblich
3.Phase des Experiments: ein Wort, das der Merkmalsreihe entspricht => FRAU
FRAU = Primärantwort zum Wort Mann
-
-
Bedeutung als Zusammenhang – Komplex elementaren Bedeutungsdimensionen
in den 20er und 30er Jahren – Beschreibung semantischer Zusammenhänge
→ der Begriff „sprachliche Feld“
1924 IPSEN – sprachliches Feld = eine Gruppe von Wörtern, die eine Bedeutungseinheit
bilden
Jost Trier: Sprache = Ergon (langue)
=> eine psychologische Deutung von Feldern → heftige Einwände gegen Feldauffassungen
- nach Trier und Weisgeber: Felder = Ausdruck der Gestaltungen der geistigen Welt der
Sprachgemeinschaft
- Feldtheorie – die ethnolinguistische Hypothese Sapirs und Whorfs
(europäische Parallele)
Chomsky und seine Grammatik
-
generative (Transformations-) Grammatik (GTG)
Noam Chomsky, 1957 „Syntactic Structures“
-
Grammatik = ein regelgeleiteter Prozess
Einführung eines idealen Sprechers
Frage nach einem inneren Programm von Sprechhandlungen → im Kopf des Individuums
GTG:
- Sprecher → grammatisch korrekte Äußerungen
- Verfügung über Elemente des Sprachsystems und über Regeln für ihre Verknüpfung =
Kompetenz
- das Anwenden der Kompetenz = Performance
- langue – parole × Kompetenz – Performance
↓
dynamisch
17
de Saussure: Sprache = Ergon (statisch)
Chomsky: Sprache = dynamisch (energeia)
-
Kompetenz: die Fähigkeit des Menschen, grammatisch korrekte Sätze zu generieren
(bilden)
ein neuer Faktor = der Mensch
Ziel = formale Sprachbeschreibung
generative Grammatik = eine endliche Menge von grammatischen Regeln
=> *eine unendliche Menge von richtigen Sätzen
Die Basis der generativen Grammatik – 1. Variante
a) Ersetzungsregeln als Prinzip der Generativität
Der Besucher Betrachtet das Bild.
Strukturbaum/Stemma
-
unterschiedliche Lexeme, gleiche Konstituentenstruktur
4. Vorlesung
- Chomsky hat mit kategorialen Symbole gearbeitet – Konstituentenanalyse + Regeln → die
Möglichkeit, Sätze über Regeln zu erzeugen
- Strukturbaum = Beschreibung eines Satzes u. der Klasse von Sätzen
- rein formales Kriterium – die gegenseitige Ersetzbarkeit in einer gegebenen Satzstruktur
- Charakteristikum der generativen Grammatiktheorie: Form u. Inhalt der Sprache = Trennung
(nicht konkretes Korpus zu analysieren sondern Regeln festzustellen)
- die oberste Kategorie der gramm. Beschreibung = Satz
- Ziel: eine begranzte Zahl von Regeln zu formulieren
- der Strukturbaum (Stammbaum, Stemma) durch folgende Ersetzungsregeln erzeugbar:
1. S → NP + VP
2. VP → V + NP
3. NP → Det + N
(Art. + N)
Lexikonregeln
4. Det → der, die, das, den
5. N → Besucher, Bild, Hund...
18
6. V → betrachtet, frisst...
6 Regeln = Minimalgrammatik (= für jeden Satz können wir diese Struktur benutzen)
Die
Königin
betrachtet
den
Besucher.
S
NP
Det
VP
N
V
NP
Det
N
= Phrasenstrukturgrammatik (PSG)
-
Die Hauptphasen haben psychologischen Einheitencharakter
Die Wahrnehmung von struktuierten...
Kritik an der Phrasenstrukturgrammatik
1. Diskontinuierliche (getrennte) Konstituenten
- Peter holt mich an.
- Hans wird das Buch lesen.
→ Schwierigkeiten für eine Stammbaumbeschreibung
2. Strukturelle Mehrdeutigkeit syntaktischer Konstruktionen nicht beschrieben:
- Der Verlust des Freundes schmerzte ihn. (hat der Freund etw. verloren o. wird der Freund
verloren?) S → NP + VP
3. Sätze mit verschiedener Form aber nahezu gleicher Bedeutung = keine Ähnlichkeit
- Er liest das Buch – Das Buch wird von ihm gelesen.
- sem. Ebene gar nicht berücksichtigt
Die Unterscheidung von Oberflächenstruktur u. Tiefenstruktur
- Ebene der gramm. Form aus des Satzes – O.
- syntakt. Relationen – T. → bezieht sich mehr auf die Aspekte der Bedeutung
Die Entdeckung des Studenten (erregte Aufsehen)
1. O.
2. T.
Der Student wurde entdeckt.
Der Student hat etw. entdeckt. → bei der Erläuterung benutze ich 2 Funktionen des Genitivs
- verschiedene syn. Funktionen des Genitivs
- Umformung (Transformation) möglich
Er grüßte das Mädchen mit dem Hund. - 1. O.
Chomsky – 2. Variante
- PSG - asisteil
- Ergänzung durch den sog. Transformationsteil
- Transformationen (Transformationsregeln) als völlig neuer Regeltypus
- Transformationen – Umformung einer syntatk. Konstruktion in eine neue synt. Struktur
- Transformationsregeln – keine generativen Ersetzungsregeln
SB (Strukturbeschreibung) → VS (veränderte Struktur)
1 TS → 2 OS
19
Die Mutter betreut die Kinder. → Die Kinder wurden von der Mutter betreut.
Peter ist größer als Paul. → Paul ist kleiner als Peter. (versch. TS → gleiche OS)
- Bed. der syntakt. Relationen für die Organisation von sprachlichen Material im
Gedächtnis
Wesentliche Kennzeichen der Theorie von Chomsky
a) Regeln zur Erzeugung von Sätzen¨
b) Symbole auf verschiedenem Abstraktionsniveau
c) 2 Beschreibungsebenen: OFS – TS
d) formulierte Transformationsregeln
-
die TS = psychologische Plausibilität
die Schwäche: eine rein synt. Struktur (sem. = geringe Rolle)
die 60er Jahre: die gener. Gram. um die gen. Semantik ergänzt → Wortsemantik – besteht
die Wortbedeutung als Konfiguration von atomaren Bedeutungselementen
Gründe für die problematischen Folgerungen aus Chomskys Modelle:
- eine gewisse Unschärfe des Begriffs „Kompetenz“
- a) intuitives Wissen des Sprecher von den Regeln seiner Sprache
- b) ling. Theorie, die diese Regeln in einer Grammatik formuliert
„Theorie“ . von Chomsky mehrdeutig verwendet
a) zur Beschreibung einer angeborenen Prädisposition des Kindes, eine Sprache zu lernen
b) ling. Beschr. dieser Fähigkeit
- Unterschiede zw. einem idealisierten Sprecher („innere Grammatik“) u. dem konkreten
Sprecher (Sprachverwendung von gramm. u. psychologischen Voraussetzungen her bestimmt)
- die Psycholinguistik: die Grammatikkonzeption der GTG = Beschreibung der konkret
ablaufenden psych. Prozesse bei der Spracherzeugung
- psychologisch zentraler Gesichtspunkt sprachlicher Äußerungen: ihre kommunikative Funktion
Einfluss der Sprache
Sprache u. Denken
- Verhältnis von Sprache u. Denken
- Gegenstand der philosophischen, psychologischen u. neurophysiologischen Forschung
- Theorien: völlige Unabhängigkeit von Sprache u. Denken → vollständige Identität
- * Platon: Denken = inneres Gespräch der Seele
- * Wilhelm von Humbolt: Sprache = Arbeit des Geistes, Ausdrucks des Gedankens
- * John Watson: Denken = stummes Gespräch (Behaviorist)
- * Wygotski: Denken = „inneres Sprechen“ (russ. Psychologe)
Sprache – hat Mittlerfunktion
- Medium - Funktion
1. Denk-Mittel
- Humbolt: „das bildende Organ der Gedanken“
Wort = Material in dem sich das Gedanken verkörpert
2. Medium
- Sprache u. Denken = eng verbunden
Sprache – Mitteilung der Gedanken
20
-
Rolle der Sprache beim Denken (nicht klar)
Wann tritt die Sprache auf?
Beweise: Denkfähigkeit der Menschen ohne Sprache
2 Mädchen in Indien (1927) – mit 2 Affen – Probleme
taube Menschen (Denken nicht abstrakt begrenzt)
Theorien über das Verhältnis von Sprache u. Denken
a) der Genfer Psychologe Jean Piaget /die 20er Jahre des 20. Jh.)
- Entwicklungs-psychologischer Ansatz Disparitätsthese (idealistisch)
- Sp. u. D. entwickeln sich unabhängig
- zunächst eigenständige kognitive (intelektuelle) Entw. → diese spiegelt sich in sprachlicher
Entw. (unabhängig)
- Widespiegelung der kognitiven Entw. in der SPrache des Kindes
- das kleine Kind ist nicht passiv, sondern aktiv u. konstruktiv → Entw. der Spr.
- Objekte seiner Umwelt
- Entw. des Kindes = aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt
- Entw. des logischen Denkenvermögens – wichtige Voraussetzung für den kindlichen
Spracherwerb
b) Begründer der behavioristischen Psychologie John Watson (30er J. des 20 Jh.)
- Identitätsthese (mechanistisch) – verhaltenstheoretischer Ansatz
- lautes Sprechen des Kindes (ist typisch)
- Gesellschaft in Gestalt von Eltern u. Geschwister = lauter Sprechen ist störend → Kind beginnt
leise zu sprechen → lautloses Sprechen = Denken
5. Vorlesung


Watson: Denken ist ein nach innen verlegtes stummes Sprechen
Denken ist eine Ableitung des Sprechens (D. = S.)
c) der russische Psychologe Lew Semjonowitsch Gygotski (+1934)
- Konvergenzthese (pragmatisch) denkpsychologischer Ansatz
- inneres Sprechen wesentlich – große Autonomie
- innere Sprache = Umgestaltung zum Zwecke der Verständigen
- D. = inneres Sprechen
- D. u. S. = entwickeln sich erstens getrennt dann unterscheiden sich
D
S
S
D
Sprachliche Relativitätstheorie
- geistige Leistungen – von der Sprache determiniert
- Sprache schreibt uns vor wie wir denken sollten u. was wir denken sollten
- B. L. Whorf (1897 - 1941) – S→ (determiniert) D
- „Die Formen des Denkens durch die Strukturgesetze der Sprache bestimmt.“
= Etnosoziologischer Ansatz
- Linguistischer Determinismus (kausalistisch)
- Antropologe Franz Boas (1856 – 1942)
Edward Sapir (1884 – 1936)
- Sapir – Whorf – Theorie
- 1. These des ling. Determinismus (S. bestimmt das D.)
- 2. These der ling. Relativität (jede Sprache verkörpert eine bestimmte Weltanschauung)
21
-
-
-
ad. 1) „ ohne Sprache kannst du keinen Gegenstand sehen“
o Farben bei den Indianen (blau u. grün nicht unterscheiden)
o die Welt durch das Prisma der Sprache ......... (ein Ding existiert wenn unsere
Sprache eigene Bezeichnung dafür hat)
o Sprache hat eine gegenstandskonstituierende Funktion
ad. 2) jede Sprache = ein Netz (das wird über die Realität geworfen u. die Maschen dieses
Netzes sind nicht in allen Sprachgemeinschaften gleich groß u. verlaufen)
nicht in allen Sprachgemeinschaften gleich
Beispiele:
 am. Indianesprachen u. Eskimosprachen versus eur.
Standartsprachen (SAE)
 SAE: einheitliche Kategorie „Schnee“
 Eskimosprachen – Kategorisierung auf einer anderer Ebene
 Azteken – undifferenzierter Begriff für „kalt“, „Eis“ u. „Schnee“
 Indianensprachen: Kategorie: „Ereignis“ 2 Tempora
 SAE: Kat. „Zeit“ u. „Raum“ – 3 Tempora
 lexikalische Inkognität zw. verschiedene Sprachen (Arten von Reis
im Japanischen u. in den en. Spr.)
 Whofr: die Wahrnehmung der Realität wird durch die Sprache
gelenkt
Syntax u. die Struktur einer Sprache
Whorf: in den SAE-Sprachen – Subs. u. Verben wichtig Wortarten sind → eine bessere
Wahrnehmung → eine andere Weltbeschreibung
die Hopi – Indianer – nur Verben (eine Flamme = es brennt)
Whorf: ganz verschiedene Welten
die Gliederung jeder Welt – von einer Konvention in der Sprachgemeinschaft bestimmt
die Sapir – Whorf – Relativitätstheorie
X
die Sprache wird durch die Außenwelt beeinflusst u. geformt
Sprache u. Denken
- eng miteinander verbunden
- Sprache = das wichtigste Mittel zum Austausch von Gedanken
- Rolle de Sprache beim Denken?
- 3 Arten von D.: bildliches, technisches u. begreifliches
- D. verläuft schneller aber wechselseitige Beeinflussung
Basil Bernstein: sozialpsychologischer Ansatz (60er J.) = Codierungsthese (funktionalistisch)
- „Sprechen kontrolliert Verhaltensprinzipien
S
D
Spracherwerb
- Edward Lee Thorndikes : „Man u. his werks” (1943)
- Sprache – “die größte Erfrischung des Menschen”
- viele Fragen → Antworten in Phylogenese (Abstammungslehre) suchen
- griech. phýlon = Stamm, Sippe (příbuzenstvo)
genesis = Entstehung, Entwicklung
Ontogenese (von der Einzelle zum geschlechtsreifen Zustand) = Entw. des Individuums
- griech. ón , gen. óntos = Partizip von sein
- Sprache – Entw. über Hunderte von Millionen Jahren hinweg
22
- Geschichte der Sprache = auch nichtmenschliche Sprachen
- Experimente sein den 60er J. des 20. Jh.
Tierkommunikation u. Tiersprache
- die früheste Lebewesen der Erde = Chemokommunikation (mit Ameisen verbunden)
* Ameisen
- zw. 12 000 – 14 00 Ameisenarten
- Körpersprache u. Pheromone = wenigstens 50 verschiedene Botschaften
- Vorderkieferdrüsen der Ameisen = Absonderung von Alarmgerüchen
- Drüse am Hinterleib = Düfte zur Wegmarkierung → chemische Botschaften u. Körpersprache
- Sprache auf bloßes Minimum reduziert
- „Sprache der Pheronom“ – Ursprache der Erde?
* Homiglienen
- 1. H. des 20. Jh. Karl von Frisch
- Verständigung durch Tanz
- Rundtanz
- Schwänzentanz der K
→ eine echte Sprache im Tierreich
bienen – informiert über die Nahrung u. Lage
* Vögel
- individuelle Unterschiede in stimmlichen Fähigkeiten
- 1977 – Irene Pepperberg, 13 Monate alter Graupapagei Alex (Sätze beigebracht) → inhaltliche
richtige Antworten
- neurologische Experimente: s Singvermögen (schopnost zpívat) von der linken Gehirnhälfte
kontoliert
- das Sprachvermögen beim Menschen von diesem Gehirnteil kontrolliert
Sprache u. Säugetiere
- Verständigung durch Lautsignale
* Pferde
- vielschichtige Körpersprache (Gesten, Augenkontakt, Orientierung)
- Lautäußerungen
= Kombinieren von Körpersprache u. Lauten
* Elefanten
- eine Reihe von Lauten: Knurren, Brüllen, Brummen, Schnauben, Trompetene Bellen
* Wale
- viele Arten von “Walsprachen”
- Pulsrufe (podobají se zvuku skřípějících dveří → mit Herden kontakt zu halten)
6. Vorlesung
* Schimpansen
- Kommunikation zw. Mensch u. Affe – 1967 die Schimpansin Washoe (Nevada, Beatrice und
Allen Gardner)
- Zeichen der Gebärdensprache ASL (Sprache der Gehörlosen)
- Satz: „Gib mir Süßigkeiten!“
23
- 1967-71 – 132 Zeichen der Gebärdensprache
- Allen u. Beatrice Gardner – Unfähigkeit der Schimpansen, Lippen u. Zunge zu kontrollieren
- Atmungsorganen der Schimpansen sind für die Lautsprache noch nicht eingerichtet
- Rachenhöhle beim Menschenaffen – zu klein
= menschenähnliche Atmung unmöglich – die einfachsten Kehlkopflaute (Grunzen, Kreischen u.
Wimmern)
- Die Gardners – Zeichensprache bei Primate
- Inspiration – die Gehörlosensprache bei Gorillas
* Gorillas
- 1972 Francine „Penny“ Patterson – die Zeichensprache ASL – dreizehnjähriger weiblicher
Tieflandgorilla Koko
- 1978 – aktiver Wortschatz von 500 Zeichen, 500 Zeichen passiv (Kleinkinder 3.-6. Jahr)
- Kokos Intelligenzquotient zw. 85 – 95 (relativ hoch)
- Koko – telefonieren
- 1976 – dreieinhalbjähriger Tieflandgorilla Michael
- Baby – „alt“ genug
- nach 2 Jahren – Kommunikation in der Zeichensprache → von beiden Gorillas
* Bonobos
- eine kleine Schimpansenart
- Körpersprache (Gesten, Gesichtsausdruck, Haltungen, Orientierung)
- ausgestoßene Laute
* Bonobo Kanzi
- Kommunikation über ein Lexigramm (Tastatur mit Symbolen)
- Test – eine höhere Punktzahl als ein zweijähriges Kind
Ludwig Wittgenstein
- Menschenaffen in freier Wildbahn
- Menschen u. Affen unter Laborbedingungen
= Kombination von Körpersprache u. Lauten
= künstliche Umgebung – menschliche Symbole u. Wörter
- Untersuchung der Tiersprache → Einblick in die Evolution der menschl. Sprache (im
Rahmen der Philogenese)
- Sprache – Medium, durch das Gedanken (Zeichen → strukturierte Äußerungen
übermittelt werden
- nur beim Homo sapiens
Sprache:
- Lautkommunikation
- Mittel hochentwickelten Denkens
- nur bei den menschenartigen Hominiden
- vor 7 bis 5 Millionen Jahren – Spaltung der Hominiden in Afrika fon anderen primitiven
Affenarten (→ Ernährungsweisen)
→ 2 große Gattungen:
Der Australopithekkus
- (Fleisch) – größerer Gehirnumfang, größeres Körpergewicht, aufrechter Gang, keine
menschliche Sprache
Der Homo
- menschliche Lautsprache möglich
24
a) Homo habilis
- Feuer, größeres Gehirn
- menschliche Sprache physisch nicht möglich
→ Ausatmen noch ungenügend
→ zu wenig Nervengewebe
- nur kurze, langsame, ungeformte Laute
- sein Kehlkopf = Kehlkopf menschlicher Kinder ähnlich
- Kehlkopf der Kinder – Entw. nach dem ersten Lebensjahr
- Kehlkopf – groß u. sitzt tief
b) Homo erectus
- vor 2 Millionen Jahren in Afrika, vor 800 000 Jahren in Europa
- fähig zu sprechen
- höhere Wölbungen des Schädels
c) Der Neandetaler
- vor 300 000 bis 230 000 Jahren (Fossilien 1865 – Neandertal)
- Sammler, Jäger: Waffen, Strategien bei der Jagd
- Begrabung der Toten
- wachsendes Gehirn – artikulierte Sprache
- rudimentäre Sprache (a, i, u und g, k nicht ausgesprochen
- der Vokal i – wichtig X Neand.
d) Der Homo Sapiens
- vor 300 000 Jahren heben den Neand.
- vor etw. 35 000 Jahren – artikulierte Sprache, symbolisches Denken
- Bereiche des Gehirns übernahmen
- die neuen Aufgaben des Sprechens
- menschl. Lauusprache – vor zw. 250 000 u. 35 000 J.
- der Cro-magnon – Mensch – vor 35 000 Jahren = moderner Stimmtrakt (Nasen-, Mundhöhle)
-
beide Linien – Koexistenz – eine halbe Million Jahre
Hypothese: der Neand. durch die spr. Überlegenheit des „sapienten“ Menschen verdrängt
Biolog. Grundlagen der menschl. Sprachlernfähigkeit
- mensch. Sprachlernfähigkeit – Spezifikum des homo sapiens
- biolog. Voraussetzungen (Anatomie u. Funktionsweise der Organe)
→ Gehirn/Gedächtnis, Zunge, Rachen, Mund u. Nasenhöhle – Schallerzeugenge Organe
→ Ohr – Schallregistrierendes Organ
- Artikulationsorgane – Entw. der anatom. Voraussetzung
Unterschiede:
Erwachsener Mensch:
- der Kehlkopf – tief → der sog. supralaryngale Raum – größer
- die
wurzen – tier im supralaryngalen Raum
- neugeborenes Kind, Entw. innerhalb eines Jahres
Anatomie u. Funktionsweise des Gehirns:
a) Groß- u. Kleinhirn
- menschl. Gehirn = Großhirn + Kleinhirn (= stammesgeschichtlich älter)
25
- alle Wirbeltiere
- über das Großhirn der Umgang mit Sprache gesteuert
- Neuronen im Hirngewebe
b) Neuronen
- ca 10 000 Millionen in Gehirn
- Neuron = Kern + Zellkörper/Soma + diverse Verästelung → Verknüfpungen mit anderen
Neuronen → Informationsfluss im Gehirn
- Impulse in eine Richtung: * Dendriten (Aufnahme der Information)
* Axone (Abgabe der Information)
- Gehirn – 2 Hemisphären (Paul Broca 1864)
- Verletzung führen zur
→ Zone liegt in der linken Hemisphäre
- Karl Vernike
Aufgaben der Hemisphären:
a) linke Hemisphäre: spricht
- verarbeitet Informationen nacheinander, denkt logisch u. linear, analysiert u. erklärt, redet u
rechnet, ordnet u. speichert Regeln
= sequentielle Aufgaben
- das rechte Ohr (= die linke Hem.) – Sprachlaute
- das linke Ohr (= die rechte Hem.) – Töne von Musikinstrumenten
7. Vorlesung
Thema: Spracherwerbsystem, Stadien des Mutterspracherwerbs (L1)
b) rechte Hemisphäre:
- verarbeitet Informationen gleichzeitig
- registriert ganze Bilder u. größere Einheiten
- denkt in Bildern
- erfasst Emotionen
- speichert Tonfolgen u. Klangbilder
- erinnert sich an komplexe Bilder, nicht an Details
- Humor
Sprache – linke Hemisphäre
LATERALISIERUNG (eine Hemisphäre wird spezialisiert)
= Reifungsprozess (genetisch vorprogrammiert)
- Beginn: im Alter von 2 Jahren
- Abschluss: zw. dem Alter von 5 Jahren u. dem Eintritt der Pubertät
- dominante Hemisphäre – in der Sprache
- Verletzung der sprechenden Hemisphäre vor dem 5 Lebensjahr → die andere Hem.
X nach dem 5 Lebensjahr = Sprachverlust endgültig/definitiv
Gedächtnis
- 2 Sachverhalte: Fähigkeit, Ort (Inf. werden gespeichert)
- 2 Gedächtnisformen:
 Kurzgedächtnis (KZG) – begrenzte Kapazität
 Langgedächtnis (LZG) – keine Beschränkung der Kapaz.
LZG
26
- 2 Hauptformen – implizites u. explizites Ged.
- Explizites Ged.
* bewusste Erinnerungen an Plätze, Objekte, Personen
* Wiedererkennen u. freies Erinnern (konzeptgetriebene Prozesse)
* im Zentrum: Fakten u. Ereignisse
* Repräsentation der Informationen bewusst
- Impliz. Ged.
* Basis: datengetriebene Prozesse
* keine bewusste Erinnerungen an frühere Erfahrungen
* Repräsentation der Informationen unbewusst – wird automatisiert
-
jede Form = eigenes neuronales System
Sprachlernprozesse: bewusstes/explizites Wissen → unbewusstes
/implizites/automatisiertes Wissen
sprachl. Strukturen – zunächst explizit
zunehmende Wiederholung → Bestandteil des impliziten Gedächtnis
Die menschliche Sprachlernfähigkeit
- Fähigkeit, Sprachen zu lernen, gattungsspezifisch
- gesamte menschl. Sprachlernfähigkeiten
- das menschl. Gehirn bzw. Gedächtnis
Spracherwerbstypen → Gesichtspunkte
a) Anzahl der gelernten Sprachen
- einzsprachig (monolingual)
- zweisprachig (bilingual)
- drei-, vier-, mehrsprachig
b) zeitliche Reihenfolge
- E. der ersten Sprache (L1) – lingua
- E. der zweiten Sprache (L2)
c) wie oft – Häufigkeit
- Ersterwerb – erstmaliges Lernen
- Wiedererwerb – erneutes Erlernen einer Sprache
d) Einsatz von Lernverfahren
- vermittelter Spracherwerb mit Hilfe
- natürlicher Spracherwerb ohne Zuhilfe
e) pathologisch bedingte Beeinträchtigungen
- normaler Spracherw. – ohne patholog. Bedingungen
- pathologischer Spracherw. – mit pathol. Bedingungen
Kombination der genannten Gesichtspunkte → 4 Spracherwerbtypen
- monolingualer L1-E. → Mutterspracherwerb
- mehrsprachiger L1-E. → in mehrsprachigen Gebieten (Elsass, Schweiz, Kanada) – die
Eltern aus unterschiedl. Sprachgemeinschaften
- natürlicher L2-E. → Gastarbeiter, Emigranten
- Fremdsprachenunterricht → vermittlerter Spracherw.
- ? Sprech- u. Sprachtherapie für retardierte o. behinderte Kinder
- FSU – schulisch vermittlerter Spracherw.
- Wiedererwerb
Spracherwerb:
27
Ansätze zur Erklärung von Sprachenlernen:
1. Behavioristische Ansätze
- Betonung der Rolle der Erfahrung
- heute gar nicht akzeptiert
2. Kognitive Ansätze
- Betonung des Beitrags der intelektuellen Vermittlung
- Jean Piaget
3. Interaktionistische Ansätze
- sprachl. Input, Verhalten /Rollen der Personen (die sich an Kommunik. verteidigen)
4. Nativistische Ansätze
- Einfaltung angeborenen sprachl. Wissens
- Noam Chomsky
5. Verarbeitungsansätze
- Art, wie sprachl. Input aufgenommen u. verarbeitet wird
Stadien des Mutterspracherwerbs (L1)
(Mutterspracherwerb – Abk. MSE)
= ungesteuerter erstsprach. Erwerb (des Kindes)
SE = eine komplexe Aufgabe
- Sprachlaute u. Wörter lernen
- die Regeln ihrer Kombination zu sinnvollen
- Sätze erwerben, Sätze verwenden
= Erlernen der Regeln der MS
- eigene Gedanken u. Gefühle mit Sprache ausdrücken
- nonverbale Signale (Mimik u. Gestik) beherrschen
Vor der Produktion der ersten Wörter – eine Reihe von Entw.
- interaktionelle Fähigkeiten
außersprachliche
- gesamtes Weltverständnis des Kindes
3 Voraussetzungen vor Beginn des SEs:
* Schallwahrnehmung
Schallwahrnehmung + Bed.
* Lautierfähigkeit = Laute zu produzieren
* psychologische Voraussetzungen (= psych. Reife)
- Bewältigung der Aufgaben
Die Phasen der kindlichen Sprachentw. (MSE)
1. Die früheste Phase/Vorstadium
Sprachproduktion
- 2 Arten von Vokalisation:
 Geburtsschrei – Schmerzenschrei (keine Emotionen)
 mit dem Schreien zusammenhängende Laute
- ab der 2. Woche – differenziertes Klangmuster → affektive Zustände des Kindes
- Schreie wegen Unwohlsein (nasse Windeln, Hunger, Durst)
- jeder Schrei – akustisch anders: strukturiert, nicht sprachabhängig
- Unterschiede: normale Kinder
- Kinder mit pahtolog. Auffälligkeiten .................. dopsat
- Lieblimann (1967) – Schreie nach Hunger, Schmerz, Schrekc etc. differenziert → bislang
experimentell nicht überzeugend bestätigt
- ruhige Grundlaute
o nach den ersten 6 Wochen: die ersten melodischen Modulationen
28
o Wiederholungen dieser Laute – Eindruck von Gurrlauten
2. die Lallphase (lallen – zw. dem 3 u. 8. Monat)
- Phase der stimmlichen Expansion
- Phase des Spiels mit der Stimme
- erste Stufe der kindlichen Sprachen....?
- Brühler: Lallphase = Übergangsstufe zur gesproch. Sprache
- Lallphase – keine Beziehung zur weiteren Sprachentw. (Jacobson, Caroll, Lenneberg)
– Diskontinuitätshypothese
- empirische Begunde → Kontinuitätshypothese
- Veränderungen des Lallens
- kurze Lautierungen, vokalische Elemente (e, i, a) auch „h“
- mit ca. 6 Monaten – die ersten Konsonannten systematisch produziert u. mit Vokalen
kombiniert (ta-ta-ta; pa-pa-pa; ka-ka-ka)
- noch nicht mit Bed. verbunden
- Vokaltrakt des Kindes → Vokaltrakt Erwachsener (sie ähneln sich)
- chronolog. Entw. nur unterschiedlich
- Struktur der Lautproduktion: Reduplikation: na-na; di-di (sog. Lallwörter)
- Übergang von der Lallphase zum Gebrauch der ersten Wörter
8. Vorlesung
Sprachrezeption
- Säuglinge kurz nach der Geburt – Wahrnehmung (WN) akustischer Unterschiede zw. den
Lauten
- später: kategorielle SchallWN
- ma-ma = Abfolge von 4 diskreten Segmenten, 4 Kategorien (m+a+m+a)
- bei weniger als 4 Wochen alten Säuglingen
- pränatal angelegt – genetisch verankerte Mechanismen
- Entw. nach der Geburt
- Kategorien der Stimmhaftigkeit
- Vorhandensein der kategoriellen SchallWN → phonetische Besonderheiten der Sprache
- erforderliche Ausformung des supralaryngalen Raumes
Vorsprachl. Genesen von Semantik
- Prinzip der Verbindung von Schall mit Bed.
- vorprachl. Periode
- erste Untersuchungen – 1975 M. A. K. Halliday (4jähriges Sohn)
- Funktionen der Sprache im vorsprachlichen Stadium – anders als Jakobson
- 1960 - emotive (emotiv. Einstellung des Sprechers)
- referentielle (Inform. über Objekte)
- poetische (ästh. Zwecke)
- phatische (Erhaltung der Kommunik.)
- konative (Apelle an Hörer senden)
- metalinguist.
Vorsprachliche Funktionen bei Halliday:
 instrumental F. – Ich will.
= Verw. der Sprache zur Erreichen eigener Ziele/Wünsche
 regulatoriche F. – Tue, was ich will.
= zur Steuerung anderer Dienst.
 interaktionale F.: Ich....?
29
= phatische (Jakobson)
personale F.: - Das bin ich.
= eigene Persönlichkeit (Jakobson)
 heuristische F.: - Erklär mir das.
= refer. (Jakobson)
 imaginative F.: - Tun wir, als ob...
= Schaffung von Traum, Spiel, Fiktion
 informat. F.: - Ich erhähle dier etwas.

-
lautlich durch Lallwörter realisiert
Halliday: ein elementares System – Bed. durch Schall kodiert
ohne lexikalisch-syntakt. Ebene
1 Äußerung = 1 Funktion
Entw. von Lexikon u. Syntax → 1 Äußerung = mehrere Funktionen
Die Entw. von Gestik u. Mimik
- Neugeborene – koordinierte Handbewegungen
- die rechte Hand
- frühe, zeigegestenähnliche Bewegungen noch nicht intentional – keine Ziele
- mit 6 bis 9 Monaten – Beweg. im Kontext → Aufmerksamkeit auf ein Objekt
- diese Beweg. noch nicht direktional (der Arm ist nicht ausgestreckt)
- mit 11 Monaten – zeigenge Handbewegungen in Ausrichtung auf ein Objekt bei
ausgestreckter Hand
- im 2. Jahr – Gesten – Aspekte von Handlungen oder Objekten durch entsprechende
Körperbewegung
- schnüffeln durch die Nase + denken dabei an die Blume
- Gesten ähneln ikonischen (bildlichen) Gesten
- bis zum Alter von ca. 18 Monaten ausschließlich mit dem Körper ausgeführt
- Handgesten nach ca. 18 Monaten
- die häufigsten Geste im 2. Jahr – Zeigegeste
- nach dem 2. Lebensjahr – ikonische Gesten + Sprechen
Das Gestenverständnis
- einjährige Kinder – Probleme, das visuelle Ziel einer Zeigegeste zu identifizieren
- bis zum Alter von 10 Monaten – Zegegeste → Finger des Erwachsenen
- mit einem Jahr: Finger + Objekt
Produktion organisierter mimischer Muster:
- bei Neugeborenen: strukturierte mimische Muster
- angeboren (Darwin)
- von Geburt an mim. Muster für Unlust/Unbehagen → Ausdrücke der Grundemot.
- Neugeborenlächeln – Ausdruck neuronaler Aktivität
- Reaktionen auf unangenehmen Geschmack
- innerhalb der ersten 3 bis 4 Wochen: Frühformen des sozialen Lächelns als Reaktion –
Stimmung, Gesicht
- Lächeln auch bei blindgeborenen Kindern
- ab dem 3. Monat klare Gesichtsausdrücke → subtilere Affektzustände + Lachen
- innerhalb der ersten 4 Monate: Ausdrücke für Ärger, Überraschung, Traurigkeit u. Scham
- ab dem 7., 8. Monat – Angst/Furcht
Weitere Stadien der Sprachproduktion:
30
III. Stadium: Das Einwortstadium
- Einwortsatz – zw. dem 9. u. dem 14. Mon. (individ).
- Lautsequenz = Symbol (Verweis auf etw.)
- Mama! (Mama komm. Es soll sich jm. um mich kümmern)
IV. Stadium: Das Zweiwortstadium
- mit den 17. Mon.
- primit. Satzketten
- Reifungsprozesse des Gehirns
= alle 2 stunden – 1 neues Wort
V. Stadium: Weitere Entw.
- Bildung komplexerer Sprachgebilder
- Fragesätze u. Strukturen mit Negationen
- Parataxe
Bestandteile des MSE:
1. Lexikon u. Wortschatz
- Lauterwerb
- Syntax u. Konttrosemantik?? (= Semantik syntaktischer Konstruktionen)
2. Besonderheiten durch die semant. Struktur der Vokabeln bedingt
Die Aufgabe des Lernens
- Morpheme, Wörter, Wortklassenzugehörigkeit
- sprachl. Zeichen – Verweisfunktion → REFERENZ (Objekt)
- Denotatum oder REFERENT
- nach der Art des Denotatums – versch. Referentverfahren
- Hauptschwierigkeiten beim Erlernen der Bed. von Wörtern:
 Gegenständlichkeit der Denotata (Konkreta, Abstrakta)
 Abgrenzbarkeit der Denotata
* Konkreta: direkt perzipierbare Objekte → Erläuterung durch Zeigen auf das Objekt
* Abstrakta: keine physikalische fassbaren Denotata
Außersprachl. Abgrenzbarkeit
- physikalische Kontinua (etw. Zusammenhängendes)
- Farbadjektive (Kontinuum: Übergang zw. 2 Farben fließend Kodierung problematisch)
- diskrete Gegenstände:
 physikalisch abgegrenzte Objekte: Stuhl, Tisch, Fahrrad, Ball)
 Kontinua (Berg, Hügel, Tal)
- Klassen u. Individuen
 Denotata (Stuhl, Tisch): ein Objekt oder eine Klasse (der Tische,
Stühle)
 einzelne Elemente dieser Klasse → zusätzliches sprachliches
Kodierungsverfahren (= Artikel!)
- Deixix: hier – da, gestern – heute – morgen, ich – du, oben – unten (abhängig von der
Situation u. dem Kontext)
- Relationale Wörter:
 lang – kurz, alt – jung (Refenezt nicht im absoluten Sinne)
 Verwandschaftsbezeichnungen (Enkel, Sohn, Vater, Opa, Onkel,
Vetter oder Neffe)
31
-
Wortschatz – Beziehungen:
 Wortfelder
= Klassen von Wörtern, die sich auf ein außersprachl. Kontinuum
beziehen
 Taxonomien (Zweig der Systematik)
= Hyperonyme, Hyponyme
 Relationale u. reziproke Wortfelder: Verwandschaftswörter
→ relational: Bezugspunkt wichtig
→ reziprok.: aus der Benennung einer Person – der Status einer
anderen
9. Vorlesung
Abriss der L1-Entw. des Lexikons
a) die ersten 50 Wörter
- um 1 Jahr
- sehr langsam bis zu einem Umfang von 40-50 Wörtern
- sprunghafte Ausweitung (von 1 bis 2 Jahren)
- Tabelle:
- holistische Repr.: - Kind sagt „ba“ meint „ba-ba“
- Übergeneralisierung nur in dem Kopf des Kindes
- in der Produktion es Kindes (am Anfang während der ersten 25 Vokabeln)
- wau-wau – 4 beinige Tiere
- ga-ga – Vögel
Der Ausbau des Lexikons:
→ quantitativ (Umfang)
→ qualitativ (Strukturierungen)
a) Taxonomien: Ober- u. Unterbegriffe
- einige Jahre
- die Entw. der gängigen Taxonomien bislang nicht untersucht
b) Relationale Wörter: polare Adjektivpaare
- Gegensätze nach Quantität, Höhe, Länge, Gewicht, Wärme, Zeit etc. (Pole des jeweiligen
Parameters)
- 2-3 jähr. Kinder – MARKIERTE Polaritätsadjektive – die den Sachverhalt richtig bewerten
c) Reziproke Wörter: Verwandschaftswörter
- Voraussetzung für die Verwendung: entsprechende Sozialstrukturen
- Stadium 1: keine Kenntnisse (Tab. N. 3 – Beispiele)
- Stadium 2: erste Definitionen (ab dem 3. Lebensjahr, perzipierbare Attribute)
- Stadium 3: um 4, 6 Jahre – erste relationale Definit. – in der Familie
- Stadium 4: um 8, 10 Jahre – rezipr. Def. – korrektes Benutzen der Verwandschaftsbez.
Lauterwerb
- die Ausgabe des Lexems
- Phoneminventar u. distinktive Oppositionen
Abriss der L1 – Lautentw.
- vorsprachl. Lallphase, kategorielle SchallWN
- Basis: vorsprachl. Entw. der SchallWN u. Schallproduktion
32
Die Frühphase (die ersten Vokabeln – tsch. Kind
tam
ta
tady
tady
táta
ta:ta
auto
a:to
bakaný
ba
ano
no, a:no
kvítí
kiki, kiti
kapat
apa, kapa
Roman Jakobson
- labiale Konsonanten (b, p,f, f)
- dentale Kons. (d, t, s)
- das elementare Vokalsystem (Dreiecksystem, seltener Dreistufesystem)
i
u
a
i/u
e/o
a
- e, o werden später produziert
1. Silbenstrukturstrategien
Vereinfachung komplexer Silben:
a) Tilgung unbetonter o. schwachtoniger Silben
* Einsilben, Reduplikationen
* unbetonte u. schwachbetonte Silben mehrsilbiger Wörter fallen weg
- charakt. für die ersten 50 Wörter
- Kakao |kao|, Musik |Oik|
- oft bis ca. 4;0
b) Reduplikation
= Wiederhol. der gleichen Silbe
- Bagger |gaga|
- Schokolade |koko|
- Wasser |OaOa|
c) Reduktion von Konsonantengruppen:
- stůl |tul|
2. Assimilationstrategien
- Velarassim.: Ersatz von Dentalen u. Alveolaren durch Velare
- trinken |kinke|
- Decke |keke|
3. Substitutionstrategien
- Ersatz von velaren (k, g) durch dentale (d, t) Konsonanten → Frontieren
- Kühe |thyn|
- bis 3;5
Entwicklungssequenzen:
- besonders komplex für die versch. Arten von /r/
Drei Grobstadien:
1. Tilgung: huška
2. Substitution: hjuSka, hluSka
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3. Zielgerechtes /r/
- mit ca. 7;0 abgeschlossen
III. Syntax
Die Aufgabe des Lerners
a) Wortstellung (im Dt.: S – VF – O)
b) Flexionen – Differenzierungen nach Num., Genus, Kasus
c) semant. Rollen: Täter (agens) – Betroffener (affectum) – Produkt/Objekt (effectum) einer
Handlung
Heiko hat mein Fahrrad repariert.
d) komplexe syntakt. Einbettung der Relationsätze
Die Haupstadien der Entw. der Syntax
a) Holophrasen – letzte Tabelle
* aufeinanderfolgende Wörter durch Pausen getrennt
* Informationen in holophrastischen Äußerungen kontrovers
- falsche Deutungen
Entwicklungssequenz:
- Anfangs- Personen, Tiere, Objekte, die etw. in Bewegung setzen (agens)
- bewegbare Objekte mit Spielsachen, Kleidung (affectum)
- Handlungen bzw. deren Konsequenz im Hinblick auf Objekte (actio)
- später Ort (locatio) u. Besitzer (possessio)
- z. T. auch Empfänger (recipiens)
b) Zweit-Wort-Stadium
- ein relativ kurzes Stadium, meist zw. dem 18. u. 20. Mon. (14. Mon.)
- zw. dem holophrastischen u. dem Zweit-Wort-Stadium = eine Übergangsphase mit Wortketten
– Heiko – Decke ; Heiko Decke → Heikos Decke
10. Vorlesung
Ansätze zum Spracherwerb (SE) – seznam (minule)
I. Beh. Ansätze: Spracherwerb als Konditionierung
- wie der Lernvorgang bei einer Ratte im Tierexperiment
- Ratte: Verbindung mit Strafe u. Belohnung
- ein gegebener Reiz (stimulus) → die gewünschte Reaktion (response) → Belohnung
- Wiederholung der Prozedur → Reiz u. Reaktion = feste Gewohnheit
- so schneller u. fester, je häufiger Reiz u. Reaktion
- Konditionierung
- Assoziationslernen (Reaktion mit Stimulus verbunden)
- Mechanismus – Bildung von Assozionen
- viele Varianten beh. Lerntheorien
- weit verbreitete Sprachlerntheorien – Grundlage für die Sprech- u. Sprachtherapie in Kliniken u.
psycholog. Instituten
- Beh. Lernen: Lernvorgang = Imitation u. passiv erduldete Dressur
- kreative Verarbeitung fehlt
- Lerner – passiv
II. Kogn. A.: Spracherwerb als logischer Denkprozess
- kognitiv – 3 Verwendungsweisen
- a) intelektuelle Entw.
- b) nichtbehavioristisch (Aktivierung der Verarbeitungsprozesses)
34
-
c) didaktisches Vorgehen (bewusster Lernvorgang, z. B. Arbeit mit Grammatikregeln)
Anschluss an die Entwicklungspsychologie von Piaget
eigene Entw. des Kindes durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt
gleiche Abfolge von Entwicklungsstadien
Verb. der steuernden Rolle der Umwelt mit der kreativen Eigengestalt des Lernens
Stadien der Entw. des Denkens auf den Spracherwerb übertragen
sprachl. u. intelekt. Entw. eigenständig
Kritik: 1. Verb. zw. intelellekt. u. sprachl. Entw. wichtig, aber noch keine Garantie
2. Entw. des logischen Denkvermögens keine genügende Voraussetzung für den
Erwerb der Syntax
III. Intarakt. A.
- Sprachen – nur in konkr. Situationen gelernt
- je nach Spracherwerbstypen – unterschiedliche Interaktionen
a) L1-E: das Verh. von Mutter u. Kind
b) natürlicher L2-E: Art des Kontakts mit dem L1-Sprecher
c) FSU: Bezieh. zw. Schüler u. Lehrer
- Ausgangspunkt: Kind → kognitive, soziale u. auf Sprachverarbeitung u. Kommunikation
bezogene anfängliche Kompetenzen
- Kompetenz im interaktioner Zspiel mit der Betreungspersonen weiterentwickelt
- Zspiel des kindlichen u. des elterlichen Systems → Entw. neuer Verhaltensweisen
- Spracherwerb – vielschichtiger Prozess
- nicht nur Gr. u. WSerwerb (interaktiv vermittelt)
- auch interpersonaler u. kultureller Gebrauch von Spr.
IV. Nat. A.: Spracherwerb als Entfaltung eines genetischen Progamms
a) das Universalprogramm (UP) von N. Chomsky
b) das Bioprogramm (BP) von Dereck Bickerton
UP (Universalprogramm)
= ein Arsenal von mentalen Schemata
- Lernaufgabe – Fixierung der Parameter
- Lernvorgang – hypothesengerichtet
- Steuerung über die angeborenen Fähigkeiten des Lerners
- Chomsky: Spracherwerb – kindlicher L1-E
- Lernaufgabe drastisch reduziert
- Rolle der Umwelt reduziert
BP (Bioprogramm)
- der Mensch – genetisch mit einem Bioprogramm gerüstet → Erlernen von Sprachen
- Bickerton (1981) – Beobachtungen über Kreolsprachen → Ansatzpunkt nicht einsprachig,
sondern mehrsprachig
- Argumente: Kreolistik
- große Handelshäfen einstiger Kolonialländer – sozial benachteiligte Schichten geben die
Muttersprache auf, Wechsel zu einer sog. Pidginsprache – ohne Grammatik
- Resultat: Pidginsprache – Sprachmischung aus der Kolonialistensprache u. den verschiedenen
weiteren Sprachen
- keine Grammatik
- Kinder – Pidgin, innerhalb einer Generation – Kreolsprache
- Kreolsprache – Merkmale einer natürlich. Sprache (Gr.)
- Erklärung: Einfluss der angeborenen UG
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PIDGIN – chinesisch gefärbte Aussprache von engl. „business“
- in einer sprachl. „Notsituation“ entstandene Sprachform
- Verständigung auf niedrigem Niveau möglich
- Neumelanesisch (Neuguinea)
KREOLSPRACHE.
- engl. creole, fr. créole, span.criolli = eingeboren
- soziale Anpassung: einheimische Sprache – pidginisierte Sprache → Verlust früheren
Muttersprache
- Bickertons Überlegungen sind um Kontaktphänomene zu erweitern
V.
- Verarbeitung des spr. Inputs (Dekomposition = Art der Verarbeitung)
- versch. Lernstrategien → Erwerb sprachlichen Wissens
- Kommunikationstrategien – Aktivierung sprachl. Wissens für Kommunikationszwecke
Zusammenfassung:
- bis auf den beh. Ansatz – alle Ansätze ihre Vorzüge
- linguo-kognitives Verarbeitungssystem
Einfluss sprachlicher Faktoren auf den Spracherwerb
- Steuerung des Spracherwerbs
a) sprachliche
b) Eigenschaften des Lerners
c) soziale Faktoren
A) sprachliche
- Input (Eingabe)
- auch Taube lernen Sprachen → Eingabe muss nicht unbedingt über das Gehör erfolgen
- gesunde Kinder – taube Eltern – Probleme
- mehr als einfachen Hinhören notwendig
- sprachl. Vorbilder, an denen sich Lernen orientieren:
* sprachl. Input
* Teilnahme an kommunikativer Interaktion
- sprachl. Anpassung der Gesprächspartner an das intelekt. u. sprachl. Niveau von Lernen
- Lernregister
- sprachl. Anpassung fortgeschrittener Gesprächspartner an das intelekt. u. sprachl. Niveau
weniger Kompetenter
a) Baby – o. Kinderregister (Ammensprache)
b) Schülerregister (Anpassung von Lehrern an ihre Schüler)
c) Fremdregister (Anpassung an Zweitsprachelerner)
ad a) Baby- o. Kinderregister
- am stärksten konventionalisiert
- Kern = lexik. Besonderheiten
- Ähnlichkeiten in versch. Sprachen
- Fergusson – Funktion des Babyregisters:
 Vereinfachung – die Vermeidung von Flexionen u.
Personalpronomina
36

Verdeutlichung – häufige Wiederholungen, langsames
Sprachtempo
 Expressivität – Intonation
- die Entstehung ist ungeklärt
- Eigenes – Reduktion der Normalsprache
- bis Anfang der 70er jahre die Ansicht, die Babysprache – einfache, primitive, verformte,
verniedlichte
- Erwachsenensprache – ohne jede Regelhaftigkeit
- Mutterisch, Mutteresisch
- nach engl. motherese – nachgebildet
- nicht nur die Mutter, sondern alle Bezugspersonen eigenschließig der Väter
- seit Ende der 60er Jahre
- Teilnahme der Kinder an hochkomlexen Interaktionsituationen
- Welterfahrungen
- mehr Wiederholungen, Verständigung, weniger ungramat. Äußerungen
- Eltern oder Sorgepersonen: 2 Lerntechniken:
 Modellieren – das von Kind Gesagte mit anderen Ausdrücke
wiederholt u. ergänzt (Ja, wir wollen gleich nach Hause gehen)
 Expandieren – Wiederholung der Aussage (Heiko Hause – Heiko
will nach Hause)
B) Eigenschaften des L.
- v. a. für den FSU wichtig
- Merkmale der Persönlichkeitsstruktur:
a) psychische Stabilität
b) Lerntypen u. Lernstile (Sammler u. Verarbeiter)
c) affektive Faktoren (Motive, Bedürfnisse, Einstellungen u. Emotionszustände)
d) biologische Faktoren – Geschlecht (Mädchen – Jungen), Lebensalter
C) Soz. Faktoren
a) Familienstruktur:
- kleine Familien – Bescheunigung der Sprachentwicklung
- die Mehrlingssituation – ungünstige Beeinflussung der Entwicklung
- bei Einzelkindern – große Mühe der Eltern
b) sozioökonom. Schicht nicht so wichtig
- die Sprache der Unterschichten nicht verärmte, Variante der Sprache der Mittelschicht
- viel wichtiger als soziale Verk. ist ausreichender Input
Sprachstörungen
APHASIE
- Sammelname für alerlei Störungen im produktiven u. perzeptiven Sprachgebrauch → durch
eine Gehirnverletzung (Folge von Verletzung, Tumoren u. Schlagunfällen)
Das Krankheitsbild
- Störungen in den zentralen Komponenten u. Prozessen des Sprachverarbeitungssystems
- 2 Aspekte: a) St. im Gebrauch von Spr.
b) St. zentraler Art (Artikulationsmuskulatur, Gesicht...)
Aphasie = eine multimodale St.
- nicht immer nur das Sprechen, sondern gleichzeitig auch oft das Zuhören, Schreiben u./o. Lesen
Periphere St.:
- Alexie – nicht mehr lesen können
37
-
Agraphie – nicht mehr schreiben können
oft periph. St.:
- Dysartie (gest. Sprechrhytmus)
- Agnosie (gest. Erkennen von Gegenständen)
- nach einer Gehirnschädigung Bewusstlosigkeit
- Patient ist desorientiert
- kann in der Lage zu sprechen oder Sprache zu verstehen sein
- eine allmähliche spontane Erholung: die Sprache der Patienten wird langsam besser
- Besserung: Folge des erneuten Funktionierens des Gehirngewebes in der Umgebung der
Schädigung (Läsion)
- flüssige X nicht flüssige Aphasie:
a) flüssige Aphasie
- eine fließende, ziemlich gut artikulierte Sprache
- der Satzbau ist variabel
- viele semant. Paraphasien: mein Auge ist taub → anstatt blind
- erhebliche Wortfindungsprobleme (Subst. u. Verb.)
- das Verstehen von Spr. ernsthaft gestört
- die häufigste Form der flüssigen Aphasie – die Aphasie von Wernicke – Sensomotorische
- Läsion – 1874 – dt. Neurologe Carl Wernicke lokalisiert:
- im hinteren Teil der ersten Schläfenwindung (temporal?)
- phonemasische Paraphasien (Kinn statt Kamm)
- semantische Paraphasien (Mantel für Anuzug)
b) nicht-fl.
- artikulatorisch gestörte Sprechweise
- St. mit produktiven Sprachgebrauch: St. beim Formulieren u. Aussprechen
- das Sprachverständnis – problematisch
- der bekant. Aph...........
auch expressive od. motorische A. (1861)
- Verlust der syntakt. Struktur der Äußerungen
- Agrammatismus, Telegramstil
- das Sprachverständnis ist relativ groß
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