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Chemie
Einheit Glas
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Einheit Glas
Inhalt
WAS IST GLAS ....................................................................................................................................... 2
DER CHEMISCHE VORGANG BEI DER GLASBILDUNG ................................................................... 3
GLASHERSTELLUNG ............................................................................................................................ 4
WIR MACHEN FARBIGES GLAS .......................................................................................................... 5
ZUSAMMENSETZUNG VERSCHIEDENER GLASSORTEN ................................................................ 5
GLASVEREDELUNG .............................................................................................................................. 6
CHEMISCHE STABILITÄT VON GLAS ................................................................................................. 7
MECHANISCHE STABILITÄT VON GLAS ............................................................................................ 8
GLAS IM AUTO .................................................................................................................................... 10
GLASRECYCLING ............................................................................................................................... 11
GLAS UND UMWELT ........................................................................................................................... 12
BOLOGNESER TRÄNEN - GANZ EINFACH HERZUSTELLEN! ....................................................... 13
EXPERIMENTE: VERSUCH: HERSTELLUNG VON BOLOGNESER TRÄNEN ............................... 13
EXPERIMENTE ..................................................................................................................................... 14
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Chemie
Was ist Glas
Definition:
Glas ist ein stofflich einheitliches Schmelzprodukt, das abgekühlt und erstarrt ist, ohne merklich zu
kristallisieren. Gläser schmelzen nicht bei einer bestimmten Temperatur, sondern werden über einen
weiten Temperaturbereich weich. Man nennt diese Substanzen auch amorph (griech. a: nicht, morphe: Gestalt; also formlos, gestaltlos). Treffend spricht man auch von einer unterkühlten Schmelze
oder vom plastischen Zustand.
Glas-Eigenschaften haben viele anorganische Stoffe wie z. B. Schmelzen von Boraten oder Phosphaten, die in der klassischen Analytik eine wichtige Rolle spielten (siehe Experimente, Borax- und Phosphorsalzperlen in der Analytik). Natürlich ist das Glas selbst zu nennen. Hierzu gehört aber auch der
aufgeschmolzene Quarz, der rasch abkühlt. Sogar unter den organischen Stoffen findet man Gläser:
Das sind vor allem Kunststoffe wie das Plexiglas oder PVC ohne Weichmacherzusatz. Sogar tiefgekühltes Gummi hat glasartige Eigenschaften.
Typisch für Gläser ist der plastische Zustand in gewissen Temperaturbereichen. Dieser liegt energetisch zwischen den Aggregatzuständen Fest und Flüssig.
Energiediagramm der Aggregatzustände
Die Eigenschaften von kristallinen Festkörpern und Gläsern lassen sich wie folgt unterscheiden:
Nicht plastische Stoffe:

Scharfer Schmelzpunkt,

Viskosität nimmt beim Schmelzen ab.

Sie besitzen eine regelmäßige Molekülstruktur.
Plastische Stoffe:

Unscharfer Erweichungsbereich,

Viskosität nimmt beim Schmelzen zu.

Sie besitzen keine regelmäßige Molekülstruktur.
Chemie
Einheit Glas
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Zum Verständnis der Eigenschaften von Glas wollen wir den molekularen Aufbau von zwei Feststoffen
vergleichen:

eine aus Ionengittern aufgebaute Substanz (Natriumchlorid)

sowie die makromolekularen Substanzen Quarz und Glas.
-
Natriumchlorid NaCl ist einheitlich aus Na+- und Cl -Ionen aufgebaut (Ionengitter; im Versuch Schmelzen von Kaliumnitrat nehmen wir aus Gründen der Schmelzbarkeit das analoge Kaliumnitrat). Jedes
Ion hat räumlich und energetisch exakt die gleiche Umgebung. Alle Ionen werden deshalb beim Erreichen eines bestimmten Energiegehaltes (charakterisiert durch eine präzise Temperatur) schlagartig
aus der Bindung gelöst. Folglich beobachtet man einen scharfen Schmelzpunkt von 801 °C (bzw. 339
°C im Versuch 3). Der Vorgang ist reversibel.
NaCl-Gitter
Einen scharfen Schmelzpunkt beobachtet man auch beim natürlichen Quarz SiO2, der völlig symmetrisch aus Si- und O-Atomen aufgebaut ist (siehe Bild). Man kennt die kristalline Form als Bergkristall.
Hier handelt es sich nicht um ein Ionengitter, sondern um ein Makromolekülgitter. Auch hier hat jeder
Bausteintyp räumlich und energetisch exakt eine gleiche Umgebung. Quarz schmilzt deshalb scharf
bei 1705 °C. Lässt man die Quarzschmelze abkühlen, können sich die kovalent gebundenen Bausteine nicht mehr regelmäßig zusammenfügen. Es existieren keine gleichen Umgebungen bzw. Bindungswinkel/Bindungslängen mehr (siehe Bild). Deshalb brechen beim erneuten Schmelzen einzelne
Bindungen nacheinander auf. Man beobachtet folglich keinen scharfen Schmelzpunkt mehr, sondern
das für Gläser typische Erweichen. Ein chemisch einfacher Glastyp, Quarzglas, ist entstanden.
Der chemische Vorgang bei der Glasbildung
Experimente:
Versuch: Auflösen von Glaspulver durch Alkalien; Nachweis von Siliziumdioxid
Das übliche Glas ist ein Salz der Kieselsäure (siehe Experimente auflösen von Glaspulver durch
Alkalien).
Vereinfacht kann man die Bildung von Glas als Bildung eines Salzes aus Nichtmetalloxid und Metalloxid auffassen:
SiO2 + CaO ————> CaSiO3
Denn Quarz ist ein Säureanhydrid, das in einer ganz normalen Säure/Base-Reaktion mit basischen
Oxiden wie CaO oder Na2O Salze (Silicate) bildet. (Der Vergleich mit den Salzen der Kohlensäure
liegt nahe. Kohlenstoff ist ja im PSE ein Element der gleichen Gruppe wie Silizium. Allerdings bildet
Siliziumdioxid bei Zimmertemperatur makromolekulare Gitter und ist daher fest, während Kohlenstoffdioxid aus einzelnen Molekülen besteht und gasförmig ist.)
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Chemie
Geht man von den Carbonaten aus, so kann man auch sagen, dass es sich bei dieser Säure/BaseReaktion um den Austausch von Säureanhydriden handelt:
CaCO3 + SiO2 ————> CaSiO3 + CO2
Im einzelnen geschieht bei der Glasherstellung Folgendes: Bei den hohen Temperaturen werden die
Alkali- und Erdalkalicarbonate zersetzt und die entsprechenden Metalloxide gebildet. In der Schmelze
werden die Sauerstoff-Ionen der Oxide freigesetzt; sie brechen das Quarzgitter auf.
Die entstandenen negativen Ladungen werden durch die Metall-Ionen ausgeglichen:
Es bilden sich regellose Strukturen mit vielen Trennstellen. Die Folge ist der niedrige und weite Erweichungsbereich dieses Glastyps (Kalk-Natron-Glas) um 600 °C.
Glasherstellung
Experimente:
Versuch: Schmelzen und Bearbeiten von Glas Versuch: Herstellen von Glasperlen
Benötigt werden Temperaturen um 1600 - 1800 °C, da die reinen Ausgangssubstanzen erst bei sehr
hohen Temperaturen schmelzen. Ihr Schmelzpunkt sinkt allerdings mit zunehmender Sinterung, die
bereits bei 600 - 800 °C einsetzt (Schmelzpunkterniedrigung bei zunehmender Durchmischung der
Schmelze an den Phasengrenzen). Hierbei setzen sich Kalk, Soda etc. unter beträchtlicher CO 2Freisetzung mit Quarz zu Silicaten um:
CaCO3 + SiO2 ———> CaSiO3 + CO2
Wegen des großen Erweichungsbereichs lässt sich Glas hervorragend bearbeiten. Damit kann man
auch die Tätigkeit des Gasbläsers verstehen. Übrigens wurde auch Flachglas früher aus geblasenen
flaschenartigen Hohlkörpern hergestellt. Man trennte diese nach der Formung die flachen Böden ab,
schnitt die Zylinder auf und entrollte sie zu flachen Scheiben. Die abgetrennten Böden nannte man
"Butzen" (daher die Bezeichnung "Butzenscheiben" in altdeutschen Möbeln). Später wurde Glasschmelze zu Flachscheiben gepresst oder gewalzt. Heute wird flüssiges Glas auf ein Bad mit einer
heißen Zinkschmelze gegossen und dann abgekühlt. Im Unterricht gelingt es kaum, die hohen Temperaturen zur Glassinterung zu erhalten. Deshalb gehen wir zur Herstellung von Glasperlen (siehe
Experimente, V 7) von einer Mischung aus Boroxid und Blei(II)-oxid aus.
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Einheit Glas
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Wir machen farbiges Glas
Foto: Daggi
Experimente:
Versuch: Herstellen von Glasperlen
Versuch: Borax- und Phosphorsalzperlen in der Analytik
Wenn man im Unterricht Glas herstellen will, muss man daran denken, dass die Bunsenbrenner nicht
die erforderliche Temperatur zum Sintern und zum Schmelzen der Glasmasse hat. Deshalb stellt man
für diesen Versuch eine besonders niedrig schmelzende Mischung her. Statt Quarz verwenden wir
Boroxid oder auch Borax, anstelle von Alkali- oder Calciumcarbonat Blei(II)-oxid. Damit lassen sich
wunderschöne Glasperlen herstellen (siehe Experimente Herstellen von Glasperlen). Diese Perlen
kann man mit Schwermetalloxiden anfärben. Als "Boraxperlen" spielten sie in der klassischen chemischen Analytik neben den analogen Phosphatperlen als Vorprobe eine Rolle, da man aufgrund ihrer
oftmals typischen Färbung auf das Vorliegen bestimmter Metalle schließen kann (siehe Experimente,
Borax- und Phosphorsalzperlen). So sind kobalthaltige Perlen blau ("kobaltblau"), kupferhaltige blaugrün, nickelhaltige gelb (usw.).
Zusammensetzung verschiedener Glassorten
Experimente:
Versuch: Nachweis von Boraten in Glas
Die Eigenschaften eines Glastyps variieren stark mit der chemischen Zusammensetzung. Man kann
Glas durch Variation der Stoffe und deren relativer Mengen für fast jeden gewünschten Zweck (wie
mechanische oder thermische Stabilität oder optische Eigenschaften) konstruieren.
Das wird schon deutlich, wenn man liest, welches die wichtigsten Ausgangsstoffe sind:

Quarzsand (SiO2; Glassand),

Soda Na2CO3,

Pottasche K2CO3,

Kalkstein oder besser reiner Marmor CaCO3,

Kreide (eine Mischung aus Kalkstein, Silicaten und Feuerstein (feinverteilter Quarz)),
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Chemie

Quarz (Quarzsand oder Feuerstein) SiO2,

Mennige Pb3O4,

Borax (Natriumtetraborat) Na2B4O7 · 10 H2O bzw. Na2O · 2 B2O3 · 10 H2O,

Kaolin Al2(OH)4Si2O5 bzw. Al2O3 · 2 SiO2 · 2 H2O,

Feldspat K[AlSi3O8] bzw. K2O · Al2O3 · 6 SiO2.
Diese lassen sich nach ihren chemischen Eigenschaften in drei Gruppen einteilen:
1. Netzwerkbildner (saure Bestandteile)
2. Quarz, aber auch Phosphor- oder Arsenpentoxid, Bortrioxid und Aluminiumoxid. Arsenoxid ist
vor allem bei Gläsern für optische Zwecke unerlässlich.
3. Netzwerkstörer (basische Bestandteile)
4. Oxide (bzw. Carbonate) von Ca, Na, K und Pb.
5. Trennstellenschließer
6. Zuschläge wie das ebenfalls Makromoleküle bildende Boroxid oder das amphotere Aluminiumoxid sowie AlumoSilicate (Kaolin, Feldspäte) sind zugleich Netzwerkbildner wie -störer. Sie
schließen aufgrund der mittleren Wertigkeit (III) Trennstellen und sorgen für höhere Schmelzbereiche des Na/Ca-Glases (daher die Stabilität von Duran-Gläsern). Sie sind deshalb auch
chemisch resistenter. Borate lassen sich folglich in fast allen hochwertigen Glassorten nachweisen (siehe Experimente Nachweis von Boraten in Glas).
Glasveredelung
Experimente:
Versuch: Kobaltglas
Versuch: Verspiegeln von Glas
Farbgeber
Farbige Gläser entstehen vor allem bei Zusatz von Schwermetalloxidspuren:
CoO
Blau
Fe2O3
Gelbbraun
Cr2O3
Smaragdgrün
MnO2
Violett
CuO
Blaugrün
U3O8, NiO
Gelb
FeO
Grün
Au, Se
Rubinrot
Das Prinzip kann man zeigen, indem man einen Glasstab mit Kobaltverbindungen beschichtet und
diesen dann aufschmilzt (siehe Experimente Kobaltglas).
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Einheit Glas
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Glasuren
Glasuren sind Gläser mit einem höheren Anteil an Netzwerkstörern und schmelzen deshalb niedrig.
Vielfach verwendet man bleihaltige Glasuren, die empfindlich gegen Korrosion sind und vor allem
saure Nahrungsmittel (wie Salate, Obst) kontaminieren können.
Lüsterfarben
Hierunter versteht man aufgedampfte Schwermetalle wie Cadmium bzw. deren Verbindungen. Diese
waren besonders auf Jugendstilgläsern beliebt.
Mattglas
Wenig transparente Gläser produziert man durch Anätzen mit Fluoriden oder Flusssäure oder durch
Einwirkung von Sandstrahlgebläsen.
Opalglas
Setzt man von vornherein Calciumfluorid zur Glasschmelze zu, so erhält man durchgehend milchiges
Glas.
Spiegel
Spiegelüberzüge (und Christbaumschmuck) werden vor allem durch Reduktion von Silbernitrat hergestellt. Das beste Reduktionsmittel ist immer noch Glucose im basischen Milieu (siehe Experimente
Verspiegeln von Glas). Man nimmt im großtechnischen Verfahren auch gern Formaldehyd (Methanal).
Die Redox-Gleichungen sind:
Im basischen Milieu verschieben sich die Gleichgewichte nach rechts. Beachte, dass der Sauerstoff
nicht aus der Luft, sondern aus dem Wasser stammt. Da er seine Wertigkeit nicht ändert, erkennt
man, dass er am Redoxgeschehen gar nicht teilnimmt. Oxidationsmittel sind allein die Silber-Ionen!
Chemische Stabilität von Glas
Experimente:
Versuch: Hydrolyse von Glas
Versuch: Nachweis der Netzwerkkorrosion durch Laugen
Versuch: Anätzen von Glas durch Kaliumhydroxid
Versuch: Reduktion von Glas mit Aluminium
Glas gilt für viele als ein gegen chemische Einwirkung resistenter (inerter) und daher als ein ausgesprochen langweiliger Werkstoff. Einige Einschränkungen sind jedoch zu machen:
Glasoberflächen nehmen immer Wasser auf und quellen dabei unter Bildung einer mechanisch wie
chemisch recht empfindlichen Schicht. In ihr laufen viele Reaktionen ab:
Glas besteht aus Salzen der schwachen Kieselsäure mit starken Basen. (Ein formales Beispiel ist
Na2CaSiO4.) Gläser reagieren deshalb aufgrund der Protolyse (Hydrolyse) mit Wasser basisch
(siehe Experimente Hydrolyse von Glas).
Na2CaSiO4 + H2O ————> NaCaHSiO4 + Na+ + OH¯
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Chemie
Dabei löst Wasser aus dem Glas Metallionen heraus und baut es ab. Billiges Glas wird deshalb nach
mehrfachem Spülen in heißem Wasser ganz besonders unter Einwirkung von aggressiven Chemikalien wie Laugen in der Spülmaschine trübe. Bei langfristiger Einwirkung kann es zum so genannten
Entglasen kommen, d.h. das Glas fängt an zu kristallisieren. Es bilden sich irisierende quarzartige
Schichten, die man von alten Gläsern, die z. B. seit der Römerzeit im Boden lagen, aus Museen
kennt.
In sauren Lösungen findet ein Ionenaustausch zwischen Lösung und Oberfläche statt:
Was viele nicht wissen: Auch starke, konzentrierte Säuren wie Salzsäure greifen Glasuren an!
Bei längerer Einwirkung von alkalischen Lösungen beobachtet man Trübung aufgrund der Anätzung durch OH¯- Ionen, die mit polymeren Silicaten bzw. Kieselsäure reagieren:
Hier sei an Haushaltsmittel mit starken Alkalien wie Rohrreiniger oder basische WC-Desodorantien
erinnert, die leicht Glasuren (Badewanne, Toilettenbecken) angreifen. Deshalb ist bei der Verwendung
dieser Haushaltsmittel Vorsicht geboten! Aber auch in den Schullabors stehen viele angeätzte Flaschen herum. Ätzspuren kann man demonstrieren, indem man in billigen Reagenzgläsern Kaliumhydroxid aufschmilzt (siehe Experimente Anätzen von Glas durch Kaliumhydroxid).
Durch weniger saure Netzwerkbildner wie Al2O3 oder B2O3 steigert man die chemische Resistenz
gegenüber Alkalien (spülmaschinenfeste Gläser).
Glas ist reduzierbar. Das gelingt leicht durch Magnesium oder vor allem auch durch Aluminium, das
z. B. durch Flaschenverschlüsse oder Ziermanschetten ins Recyclingglas gelangt:
3 Ca2SiO4 + 4 Al ————> 6 CaO + 2 Al2O3 + 3 Si
(siehe Experimente, Reduktion von Glas mit Aluminium)
Mechanische Stabilität von Glas
Experimente:
Versuch: Nachweis von Kunststoffüberzügen auf Light-Gläsern
Versuch: Herstellung von Bologneser Tränen
Obwohl Glas äußerst hart ist (das weiß jeder, der schon einmal gegen eine Glastür gerannt ist oder
sich mit einem dolchartig spitzen und scharfen Glasstück verletzt hat), setzt die Sprödigkeit von Glas
dieser mechanischen Stabilität Grenzen.
Die mechanische Stabilität ist aber auch eine Frage der Einwirkungsdauer: Rasche Einwirkung bewirkt Bruch oder reversible Deformation. Langanhaltende, vorsichtige Einwirkung bewirkt bleibende
Deformation: Z. B. können Fensterscheiben nicht beliebig groß gemacht werden, da sie unter ihrem eigenen Gewicht fließen. Hier macht es Sinn, wenn man Glas als eine unterkühlte Schmelze oder
Flüssigkeit bezeichnet. (Der Traum vieler Architekten hat so seine natürlichen Grenzen gefunden...)
Die reale Festigkeit eines Glases wird durch die Festigkeit der Oberfläche und nicht durch die des
gesamten Materials bestimmt. Oberflächliche Kratzer erhöhen die Instabilität beträchtlich ("Glasschneiden" durch leichtes Anritzen mit einem Diamanten und anschließendes Brechen).
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Einheit Glas
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Ein wirksamer Schutz der Oberfläche steht deshalb im Mittelpunkt der Glasforschung. Entsprechende
Versiegelungen der Oberflächen ermöglichen zusätzlich Gewichtsersparnis bei der Glasherstellung.
So sind die Gläser für Light-Getränke selbst sehr leicht, aber erstaunlich unempfindlich und gegen
Stoß und Schlag stabil. Grund: Sie sind mit einer feinen Kunststoffschicht überzogen
Verbundglas
Hierunter versteht man Mehrschichtglas mit Kunststofffolien zwischen den einzelnen Schichten. Diese
fangen Sprungrisse auf und verstärken Glas gegen mechanische Einwirkungen (Bankschalterglas;
siehe Bilder weiter unten).
Schusseinwirkung auf normales Glas
Schusseinwirkung auf Verbundglas
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Thermische Stabilität von Glas
Glas ist gegen extreme Temperaturunterschiede empfindlich. Diese Eigenschaft ist allerdings über die
Zusammensetzung steuerbar. So kann man den relativen Anteil an stabilisierenden kovalenten Bindungen durch Quarzzusatz steigern. (Quarzglas ist bekanntlich besonders stabil gegen thermische
Schocks.) Positiv wirken sich auch Trennstellenschließer wie die Oxide der Elemente der 3. Hauptgruppe aus.
Sicherheitsglas
Darunter versteht man Glas mit gezielten thermischen Spannungen, das bei mechanischer Einwirkung
spontan in kleine Stücke zerfällt (Autoscheiben). Hier sei an die Bologneser Tränen erinnert (siehe
Experimente Herstellung von Bologneser Tränen).
Glas im Auto
Woraus die Autoscheiben gemacht sind
Holt euch einmal eine Probe von Schutzscheibenglas vom Schrottplatz oder vom Autohändler. Damit
könnt ihr experimentieren. Schlagt z. B. mit einem stumpfen Gegenstand darauf. Das Glas scheint in
tausende kleiner Stücke zu zerplatzen. Diese bleiben aber zusammenhängen. Grund ist eine Kunststofflage zwischen den Glasschichten. Diese erkennt ihr, wenn ihr das Glas erhitzt: Dann verkohlt
nämlich der Kunststoff und verbrennt anschließend
Autoscheiben bestehen aus Verbundglas, das zugleich Sicherheitsglas ist.
Sicherheitsglas ist eine Glassorte mit gezielten thermischen Spannungen, das bei mechanischer
Einwirkung spontan in kleine Stücke zerfällt. Diese thermischen Spannungen erkennst du, wenn du
Autoscheiben unter einem bestimmten Winkel zur Sonne betrachtest: Dann siehst du merkwürdige,
regelmäßige Muster auf der Scheibe (-> Bild). Grund für diese Muster sind Polarisationsphänomene
des Sonnenlichts. Früher baute man nur Sicherheitsglas ein, wodurch beim Crash die Bildung großer,
messerartiger Splitter verhindert wurde. Die herumfliegenden kleinen Splitter hatten dennoch viele
Nachteile.
Da man aber inzwischen mit Sicherheitsgurt fährt, ist beim Aufprall des Autos auf ein Hindernis das
auf Trägheit beruhende Durchstoßen einer Scheibe eher unwahrscheinlich geworden. Daher hat man
das Sicherheitsglas mit Verbundglas kombiniert.
Unter Verbundglas versteht man Mehrschichtglas mit Kunststofffolien zwischen den einzelnen
Schichten. Diese fangen Sprungrisse auf und verstärken Glas gegen mechanische Einwirkungen
(auch bekannt als Bankschalterglas). Das folgende Bild zeigt solch eine Scheibe. Die Kunststoffschicht ist etwa 0,6 mm dick!
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Diese Kombination verhindert die Bildung großer Splitter, und die kleinen Splitter fallen auch nicht
mehr auseinander. Wie sich die Kunststoffeinlagen zum Beispiel auf die Schusssicherheit auswirken,
zeigen die Abbildungen im Kapitel zur mechanischen Stabilität des Glases. Außerdem kann man kleine Schäden am Sicherheits-/Verbundglas leicht durch Klebung beheben, wie in letzter Zeit die RadioWerbung verheißt. Der Klebstoff muss natürlich die gleichen optischen Eigenschaften wie das Glas
haben.
Glasrecycling
Experimente:
Versuch: Herstellen von Glasperlen
Versuch: Reduktion von Glas mit Aluminium
Versuch: Auflösen von Aluminiumfolie durch Natronlauge
In den Haushalten fallen pro Jahr etwa 30 Mio. Tonnen Müll (ohne Sperrmüll) an. Der Glasanteil beträgt 3,8 Mio. Tonnen. Knapp 30 % des gesamten Mülls werden recycelt. Diese Quote ist mit etwa 65
% beim Glas am höchsten. Das Recycling von Glas ist gesetzlich entsprechend verankert. Es wird
von den Glasfirmen dem Vernehmen nach gern unterstützt. Sie sparen bei der Glasgewinnung vor
allem die Anfangsenergie zum Sintern der Rohstoffe. Das Problem ist aber die stoffliche Inhomogenität von Altglas, so daß nur billige Hohlgläser oder Fensterglas daraus gewonnen werden können.
Vermischung von Weißglas mit Buntglas Geringste Spuren von grünem Glas verunreinigen große
Mengen Weißglasschmelze. Wenn z. B. Spuren von Grünglas in die Weißglasmischung gelangen,
wird diese bereits deutlich grünstichig. (Man kann solche grünstichigen Flaschen ab und zu in den
Getränkekisten finden. Sie heben sich deutlich von den anderen, rein weißen Flaschen ab.)
Hier hilft die Glasmacherseife, Braunstein MnO2, die das Glas selbst purpurn färbt (siehe Experimente, V 7), aber aufgrund der additiven Farbmischung Purpur + Grün => Farblos durch einen optischen
Trick entfärbend wirkt.
Steingut und andere Keramik
Wirklich problematisch sind z. B. Steinhägerflaschen oder Porzellan im Altglas. Diese schmelzen nicht
mit dem Glas. Die kleinen Stücke bewirken Spannungsrisse im fertigen Glas und destabilisieren es.
Das sorgt bei geschlossenen, vollen Sprudelflaschen, die unter einem Druck von bis zu 5 bar stehen,
für Probleme: Sie können spontan explodieren.
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Laborglas
Wichtig für Schulen und chemische Labors: Durangläser ® und andere Laborgläser sind beim Recyceln
unerwünscht, da sie eine von Normalglas stark abweichende Zusammensetzung haben. Daher muss
man gut gemeintes Einwerfen in Glascontainer unterlassen.
Opalglasflaschen
Die fluoridhaltige und deshalb milchige Odolflasche® stellt (im Gegensatz zur gängigen Meinung) dem
Vernehmen nach nur in größeren Mengen ein Problem dar.
Aluminiumverschlüsse
Störend beim Glasrecycling sind auch die Aluminium-Verschlüsse oder (die in letzter Zeit allerdings
zunehmend weniger verwendeten) Ziermanschetten bei Flaschen. Denn diese reagieren beim Einschmelzen mit Glas in einer aluminothermischen Reduktion zu elementarem Silizium, das man als
schwarze, blätterige Einschlüsse erkennt und das die Glasstabilität stark herabsetzt (siehe Experimente Reduktion von Glas mit Aluminium).
3 SiO2 + 4 Al ———> 3 Si + 2 Al2O3
Die dünnen Alufolien kann man mit verdünnter Natronlauge auflösen (siehe Experimente Auflösen von
Aluminiumfolie durch Natronlauge).
Schwermetallverschlüsse
Problematisch sind auch Schwermetallverschlüsse von Weinflaschen, die in die Glasschmelze gelangen und die chemische Zusammensetzung der Glasmasse verändern können. So findet man oftmals
große Mengen an Schwermetall beim Abreißen von alten Glasschmelzhäfen.
Glas und Umwelt
Obgleich Glas ein ausgesprochen inerter Werkstoff ist, treten dennoch Umweltbelastungen auf. Beispiele sind:
Herstellungsbedingte Probleme

großer Energieverbrauch,

große CO2-Emission,

begrenzte Rohstoffquellen,

große Landschaftsschäden durch Steinbrüche oder Sandgruben,

in früherer Zeit große Waldrodungen zur Pottaschegewinnung und als Brennstoff zum Glasschmelzen.
Glasmüll

Glas als Müllbestandteil ist unzerstörbar und sehr voluminös,

Glas in der Landschaft ist oft Ursache von Waldbränden (Linseneffekt von gebogenem Glas),

Verletzungsgefahr bei unsachgemäßer Entsorgung (z. B. in den Papierkorb).
Schwermetallgehalt

Bleiglas und bleihaltige Glasuren,

cadmiumhaltige Aufdampffarben.
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Einheit Glas
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Bologneser Tränen - ganz einfach herzustellen!
Experimente:
Versuch: Herstellung von Bologneser Tränen
Wenn ihr schon einmal eine Glashütte besucht habt, wie z. B. die gastfreundliche Heye-Glashütte in
Obernkirchen bei Bückeburg, wird euch eingeschärft, ja kein Stück abgekühlter Glasmasse aufzuheben oder gar mitzunehmen. Dabei gefallen manchen die Glasbrocken so gut, dass sie sie sich in den
Vorgarten oder als Briefbeschwerer auf den Schreibtisch stellen. Der Grund für das Verbot sei, sagt
der Betreuer, dass das Glasstück explodieren könnte!
Glas baut nämlich bei raschem Abkühlen ("Abschrecken") immense innere Spannungen auf, die sich
beim geringsten Anritzen der Oberfläche entladen. Dann platzt das Stück. (Diesen Effekt nutzt man
bei der Konstruktion von Sicherheitsglasscheiben, die bei Stoß in kleine Stücke zerfallen. Die planmäßig eingebrachten Spannungen im Glas führen außerdem dazu, dass das Glas nicht mehr optisch
einheitlich ist. Deshalb sieht man an den entsprechend präparierten Autoscheiben oftmals eigenartige,
regelmäßige Muster, wenn man die vom Sonnenlicht beschienenen Scheiben von der Seite her betrachtet.)
Leicht explodierende "Wundergläser" kann man unter der Bezeichnung "Bologneser Tränen" kaufen.
Die wurden früher in der Glasbläserstadt Bologna in Norditalien hergestellt. Es sind Glastropfen mit
ausgezogenem Schwänzchen. Sie werden hergestellt, indem man flüssige Glasschmelze ins Wasser
tropfen lässt. Sie können mit einem Hammer bearbeitet werden, ohne dass etwas passiert. Wenn aber
das "Schwänzchen" abgekniffen wird, so explodieren die Tränen.
Billiger und natürlich auch viel spannender ist es, wenn ihr euch die Glastränen selber herstellt (siehe
Experimente, V 19). Dann könnt ihr den Effekt selber nachprüfen. Allerdings gehören zur Herstellung
der Tränen besonders niedrigschmelzendes Glas (was man leider nicht mehr so leicht bekommt) sowie etwas Fingerspitzengefühl und Geschick, und am Anfang ist nicht jeder Versuch ein Treffer.
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Chemie
Experimente
Versuch 1: Borax- und Phosphorsalzperlen in der Analytik
Schülerversuch; 15 min.
Geräte und Material
Magnesiastäbchen oder Magnesiarinnen, Tiegelzange, Brenner.
Chemikalien
Borax (Natriumtetraborat, Na2B4O7) (Xn), Phosphorsalz (Natrium-ammonium-hydrogenphosphat,
NaNH4HPO4), Eisen(III)-oxid, Chrom(III)-oxid (Xn), Kupfer(II)-oxid, Kobaltoxid (Xn), Mangan(IV)-oxid
(Xn), Nickel(II)-oxid (Xn).
Durchführung
Man erhitzt das Magnesiastäbchen und taucht es in Borax oder in Phosphorsalz. Man schmilzt die
Masse auf, taucht das Stäbchen wieder ein und wiederholt, bis eine ausreichend große Glasperle am
Stäbchen hängt. Dann taucht man die heiße Perle in die zu untersuchende Substanz. Nicht zu viel
auftragen. Man erhält je nach Metall typisch gefärbte Gläser.
Entsorgung
Schwermetallabfall.
Versuch 2: Schmelzen von Kaliumnitrat
Lehrerversuch; 10 min.
Hinweis
Die Demonstration des präzisen Schmelzpunktes und der entstehenden leichtbeweglichen Flüssigkeit
verbindet man gleich mit der Oxidation von Holzkohle. Damit kann man zeigen, wie leicht schmelzbar
auch Durangläser sind, wenn man nur genügend Energie zuführt.
Geräte und Material
Stativmaterial, Bunsenbrenner, großes Reagenzglas (sog. Demonstrations-Reagenzglas; am besten
aus Duran), große Pinzette oder Glasstab.
Chemikalien
Kaliumnitrat (O), Holzkohle (nicht zu kleine Stücke).
Durchführung
(Raum abdunkeln; Schutzbrille!) Man spannt ein zu einem Drittel mit Kaliumnitrat gefülltes Reagenzglas so schräg ein, dass man später Holzkohle einwerfen kann. Nun erhitzt man kräftig, bis das
Kaliumnitrat schmilzt. Man demonstriert die leichte Beweglichkeit der Schmelze. Beginnen sich Blasen
zu bilden (Sauerstoff), so wirft man einige Stücke Holzkohle ein. Nach kurzer Zeit entzündet sich die
Holzkohle. Der Brenner wird weggestellt. Man wirft weitere Stücke Holzkohle ein, die Flamme wird
immer größer. Die Reaktion heizt sich schließlich so auf, dass das Reagenzglas zu schmelzen beginnt. Mit einem Glasstab verhindert man, dass das Glas zu rasch nach unten wegtropft. Verschluss
vermeiden, damit die Gase abziehen können und das Glas sich nicht seitlich öffnet. Nach dem Abkühlen knackt das Glas laut und zerspringt oftmals. Man sollte auch der abgekühlten Reaktionsmischung
Aufmerksamkeit schenken: Es hat sich offenbar ein blaugrüner Farbstoff gebildet. Anschließend den
Raum gut lüften.
Chemie
Einheit Glas
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Versuch 3: Hydrolyse von Glas
Schülerversuch; 10 min.
Geräte und Materialien
Bunsenbrenner, Reagenzglasklammer, Reagenzgläser.
Chemikalien
Glaspulver (billiges Glas wie z. B. Fiolax, hochwertiges Glas wie Duran), alkoholische Lösung von
Phenolphthalein (F).
Durchführung
Man gibt etwas Pulver von billigen Glassorten in 5 ml destilliertes Wasser, dem man zuvor einige
Tropfen Phenolphthaleinlösung zugefügt hat. Die Lösung färbt sich zunehmend rot. Das Gleiche versucht man mit Duran-Glas-Pulver. Gegebenenfalls muss man die Mischung aufkochen (Vorsicht! Gefahr des Siedeverzugs).
Versuch 4: Herstellen von Glasperlen
Schülerversuche; 30 min. Mindestens jedoch ein bis zwei Stunden einkalkulieren...
Geräte und Material
Bunsenbrenner, Tiegelzange, Magnesiarinnen, Zeitungspapier, Spatel, Becherglas (100 ml, breite
Form).
Chemikalien
Blei(II)-oxid (T), Boroxid (Xn), Farbgeber (siehe Tabelle unten).
Durchführung (Handschuhe!)
Man stellt die Glasmasse her, indem man gleiche Volumina von Boroxid und Blei(II)-oxid gut vermischt.
Die Glasmasse gibt man auf eine Magnesiarinne. Dabei muss man unbedingt darauf achten, dass
kein Pulver daneben fällt. Am besten deckt man den Tisch gut mit Zeitungspapier ab, das man nach
der Stunde fachgerecht entsorgt. Nun greift man die Rinne mit einer Tiegelzange und schmilzt die
Masse über dem blauen Kegel der Bunsenbrennerflamme. Ab und zu gibt man noch etwas Glasmasse zu. Man läßt dann durch Schräghalten der Rinne die Schmelze in der Hitze langsam nach vorn
laufen und tropft sie, ohne sie abkühlen zu lassen, rasch auf eine feuerfeste, keramische Unterlage.
Achtung! Nicht versuchen, die Tropfen durch Abschlagen zu lösen, da sie dann herumfliegen und
verletzen können! Die Perlen dürfen nicht zu groß sein, da sie beim Abkühlen zerspringen. Man lässt
die Perlen abkühlen, bevor man sie betrachtet. Das geht am besten beim Durchleuchten mit Hilfe des
Overhead-Projektors.
Beim Einfärben der Perlen muss man darauf achten, dass man sehr wenig Farbgeber zusetzt, da
schon Spuren der Oxide stark färben können. Zum Färben gibt man mit einem Spatel zu frischer
Glasmasse nur sehr wenig des jeweiligen Farbgebers und lässt diesen durch langsames Auf- und
Abkippen der Rinne im Glas zerfließen. Dann lässt man die Masse abtropfen. Zu dunkel geratene
Tropfen werden mit neuer Glasmasse aufgeschmolzen, um den Farbgeber zu verdünnen. Das muss
gegebenenfalls mehrmals wiederholt werden. Nach dem Abkühlen wird die farbige Perle im Durchlicht
betrachtet - am besten wieder auf dem Arbeitsprojektor.
Farbgeber
Cobaltoxid
Mangan(IV)-oxid
CoO
(Xn) MnO2
Blau
(sehr wenig nehmen)
Violett-Rosa
(sehr wenig nehmen)
Eisen(III)-oxid
Fe2O3
Gelbbraun
Eisen(II)-oxid
FeO
Grün
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Chemie
Chrom(III)-oxid
(Xn) Cr2O3
Grün
Kupfer(I)-oxid
(Xn) Cu2O
Rot
Kupfer(II)-oxid
CuO
Blaugrün
Nickel(II)-oxid
(Xn) NiO
Gelb
Kaliumdichromat
(Xi)
Rot
K2Cr2O7
(sehr wenig nehmen)
Sicherheitshinweise
Mädchen dürfen diesen Versuch leider nicht durchführen, da Bleiverbindungen potentiell als
fruchtschädigend gelten. Nach den Versuchen Hände gut waschen! Reste der Glasmasse in
den Schwermetallabfall entsorgen.
Hinweis
Die Glasperlen können die Schüler mit nach Hause nehmen. Zum Schutz gegen Kratzer werden sie
mit etwas Vaseline eingerieben.
Versuch 5: Phosphorsalzperlen als Vorprobe in der qualitativen analytischen
Chemie
Schülerversuch, 15 min.
Geräte
Bunsenbrenner.
Chemikalien und Materialien
Magnesiastäbchen, Phosphorsalz (NaNH4HPO4) oder Borax (Na2B4O7). Salze oder Oxide von Kupfer,
Eisen, Chrom, Kobalt, Nickel, Mangan.
Durchführung
Die Spitze des Magnesiastäbchens wird erhitzt und in Phosphorsalz oder Borax gedrückt. Das anklebende Salz wird weiter bis zur klaren Schmelze erhitzt. Man lässt abkühlen, feuchtet die Perle etwas
an und berührt mit der Perle die zu prüfende Substanz. Dann erhitzt man in der oxidierenden Flamme.
Wenn die Farben zu hell oder zu dunkel geworden sind, muss man ein wenig mit der Konzentration
der zu prüfenden Substanz "spielen".
Versuch 6: Anätzen von Glas durch Kaliumhydroxid
Schülerversuch; 10 min.
Geräte und Material
Billiges Reagenzglas oder Marmeladenglas, Bunsenbrenner.
Chemikalien
Kaliumhydroxid (C).
Durchführung
Man erhitzt in dem Glas einige Stücke Kaliumhydroxid bis zur Schmelze. Dann wird vorsichtig weiter
erhitzt, wobei man darauf achtet, daß das Kaliumhydroxid nicht vollständig entwässert wird.
Man lässt 10 min abkühlen und löst das Kaliumhydroxid aus dem Glas heraus. Vorsicht! Schutzbrille! Nach Abtrocknen erkennt man am Glas Ätzspuren. Man kann eine Probe auch einige Tage mit
dem Ätzkali stehen lassen und erst dann ausspülen. Dann werden die Ätzspuren deutlicher.
Chemie
Einheit Glas
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Versuch 7: Reduktion von Glas mit Aluminium
Schülerversuch; 10 min.
Hinweis
In der Technik dient der in diesem Versuch gezeigte Prozess zur Gewinnung von Silizium aus Quarz.
Anstelle von Aluminium verwendet man dabei allerdings Magnesium.
Geräte
Reagenzgläser (Fiolax® oder Duran®), Bunsenbrenner.
Chemikalien
Aluminiumgranalien.
Durchführung
In einem Reagenzglas erhitzt man Aluminiumgranalien einige Minuten lang bis zur Rotglut. Man lässt
abkühlen.
Ergebnis
Es hat sich in der Glaswand schwarzes Silizium gebildet (-> Bild). Unter dem Mikroskop erkennt man
dessen Plättchenstruktur.
Versuch 8: Nachweis von Boraten in Glas
Lehrerversuch; 10 min.
Hinweis
Das Glas muss vor dem eigentlichen Boratnachweis "aufgeschlossen" werden. Dazu zerstört man das
Silicatische Netzwerk mit Flusssäure; diese stellt man durch Austreiben aus Calciumfluorid unter Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure her.
Geräte und Material
Kleines Becherglas, Spatel, Glasstab, Magnesiarinne, Bunsenbrenner.
Chemikalien
Glaspulver (Duran), Calciumfluorid, konzentrierte Schwefelsäure (C).
Durchführung
Man rührt Duranglaspulver mit Calciumfluorid und konzentrierter Schwefelsäure zu einem Brei an.
Davon gibt man etwas auf eine Magnesiarinne und erhitzt über der heißen Brennerflamme. Wenn
Borate anwesend sind, sieht man eine grüne Flammenfärbung.
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Chemie
Versuch 9: Auflösen von Glaspulver durch Alkalien; Nachweis von Siliziumdioxid
Schülerversuch; 25 min.
Hinweis
Der übliche Nachweis von Siliziumdioxid durch Erzeugung von Siliziumfluorid im Bleitiegel funktioniert
nicht besonders gut, deshalb schlagen wir den folgenden Versuch vor.
Geräte
Tiegel aus Metall, Mörser und Pistill, Reagenzgläser, Filtriervorrichtung (kleine Trichter), Magnesiarinne, Tropfpipetten.
Chemikalien und Materialien
Normalglas, Kaliumhydroxid (C), destilliertes Wasser, halbkonzentrierte Salzsäure (C), Essigsäure (c
= 2 mol/l; Xi).
Durchführung
(Schutzbrille, Handschuhe) Pulverisiere in einem Mörser Glasstückchen möglichst fein.
Glühe dann Kaliumhydroxid zusammen mit der feingepulverten Probe auf einer Magnesiarinne lange
durch. Dann gibst du die Rinne in ein Reagenzglas und fügst etwa 4 - 5 ml Wasser zu. Schüttele die
Probe, damit sich die Schmelzmasse ablöst. Anschließend filtrierst du die Lösung durch einen möglichst kleinen Filter, den du zuvor mit Wasser angefeuchtet hast, in ein anderes Reagenzglas.
Tropfe etwas Filtrat vorsichtig in 5 ml halbkonzentrierte Salzsäure oder verdünnte Essigsäure. An der
Phasengrenze bildet sich Kieselgel. Lasse etwas stehen, dann verstärken sich die Flocken. Zum Betrachten musst du den Niederschlag aufschütteln.
Wenn du größere Mengen Kieselgel erzeugen willst, benutzt du anstelle der Magnesiarinne einen
Tiegel, den du beim Erhitzen zur Vermeidung von Wasserverlusten abdeckst. Nach Abkühlen gehst
du wie oben beschrieben vor. Lasse das Lösungswasser nicht zu lange im Tiegel stehen, damit er
nicht korrodiert.
Versuch 10: Verspiegeln von Glas
Schülerversuch; 10 min.
Geräte und Material
Reagenzgläser, eines davon besonders sauber (am besten ein neuwertiges), Tropfpipetten, Bunsenbrenner, Wasserbad (Becherglas, 400 ml), Thermometer, Schutzbrille.
Chemikalien
Glucoselösung (w = 5 %), Lösung von Silbernitrat (w = 5 %; Xi), konzentrierte Ammoniaklösung (C).
Durchführung
Man erhitzt das Wasserbad auf etwa 60 °C.
Nun füllt man das saubere Reagenzglas halb voll mit Glucoselösung. In ein anderes Reagenzglas gibt
man etwa 5 ml Silbernitratlösung und tropft gerade soviel Ammoniaklösung hinzu, dass sich der gebildete braune Niederschlag von Silberhydroxid AgOH wieder auflöst.
Man gibt die ammoniakalische Lösung zu der Glucoselösung und vermischt gut.
Dann stellt man das Reagenzglas in das heiße Wasserbad. Dieses sollte mindestens so hoch reichen
wie der Flüssigkeitspegel im Reagenzglas.
Nach kurzer Zeit bildet sich ein prächtiger Silberspiegel aus.
Sicherheitshinweis
Chemie
Einheit Glas
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1) Wegen der Arbeit mit Ammoniaklösung ist das Aufsetzen einer Schutzbrille unerlässlich!
2) Ammoniakalische Silbernitratlösungen nicht aufbewahren, da sich beim Eindunsten hochexplosives, schwarzes Silbernitrid (Ag3N) bilden kann. Deshalb die Lösung voll mit Glucose
durchreduzieren.
Hinweis
Man kann statt Glucoselösung auch Methanal (Formaldehyd; (T)) nehmen. Dann muss allerdings
unter dem Abzug gearbeitet werden. Der Versuch ist dann nicht als Schülerversuch geeignet. Hinzu
kommt, dass wegen des niedrigen Siedepunkts von Methanal die Lösung stark siedet und die Ausbildung eines Silberspiegels dadurch erschwert wird.
Versuch 11: Kobaltglas
Schülerversuch; 10 min.
Geräte und Material
Bunsenbrenner, Glasstab (möglichst niedrig schmelzend).
Chemikalien
Cobaltoxid.
Durchführung
Man erhitzt das Ende eines Glasstabs, bis er anfängt weich zu werden. Nun taucht man ihn in Kobaltoxid und schmilzt ihn erneut auf. Nach dem Abkühlen erkennt man (ggf. unter der Lupe), dass das
Glas sich teilweise blau gefärbt hat.
Versuch 12: Auflösen von Aluminiumfolie durch Natronlauge
Lehrerversuch; 5 min.
Grundlagen
Aluminium zersetzt sich aufgrund seines amphoteren Charakters auch in Natronlauge unter Wasserstoffentwicklung. Grund ist, dass sich der primär gebildete Hydroxid-Niederschlag unter Komplexbildung zu löslichem Aluminat reagiert:
2Al + 6 H2O+ 2NaOH ———> 2 Na[Al(OH)4] + 3 H2
Geräte und Material
Becherglas (100 ml) , Flasche mit Leitungswasser, laugenfeste Unterlage, Schutzbrille.
Chemikalien
Aluminiumfolie, Natronlauge (w = 20 %; C).
Durchführung (Schutzbrille!)
Man füllt 50 ml Natronlauge in das Becherglas und gibt ein etwa 10 x 10 cm großes Stück von Alufolie
hinein. Nach kurzer Zeit beginnt sich die Folie unter starker Wasserstoffentwicklung zu zersetzen.
Falls die Reaktion zu heftig wird, beendet man sie durch Eingießen von Wasser.
Versuch 13: Herstellung von Bologneser Tränen
Schülerversuch; Zeitbedarf pro Perle 10 min.
Geräte
Guter Bunsenbrenner (Teklu), scharfe Kneifzange, Stativmaterial, Becherglas (400 ml).
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Chemie
Chemikalien, Materialien
Billigste Glasstäbe (Durchmesser 7 mm, nicht dicker und nicht dünner). Kein Duran-Glas nehmen!
Durchführung (Schutzbrille)
Der Teklu-Brenner wird waagerecht eingespannt und das Gas entzündet, die Flamme auf höchsteLeistung eingeregelt. Unter den Flammenbereich stellt man das mit Wasser gefüllte Becherglas.
Der Glasstab wird in die heiße Flammenspitze gehalten und so geführt, dass das Glasstabende über
1 - 2 cm Länge gleichmäßig erhitzt wird. Dabei wird der Stab ständig gedreht. Man muss darauf achten, dass wirklich alles Glas geschmolzen ist. Deshalb darf man sich nicht nur auf den Abschmelzbereich konzentrieren, sondern muss immer wieder das gesamte abzuschmelzende Ende des Stabs
gleichmäßig mit erhitzen. (Dieses Vorgehen ist der Schlüssel für den Versuchserfolg!) Damit das
gleichzeitige Aufschmelzen der gesamten Spitze gewährleistet ist, sollte man zunächst die Tropfenbildung durch geschicktes Drehen des Glasstabs verhindern. Lieber von vornherein etwas länger erhitzen! Schließlich bildet sich ein Tropfen, der sich selbst abschnürt und mit langem Glasfaden ins Wasser fällt. Wenn alles richtig gelaufen ist, bleibt der ins Wasser gefallene Tropfen mit langem Glasfaden
erhalten. Die richtige Bologneser Träne ist nämlich wasserklar. Andernfalls durchzieht sich der Glastropfen mit feinsten Haarrissen oder zerplatzt sogar. (In diesen Fällen war das Glas nicht gleichmäßig
aufgeschmolzen gewesen!) Die Glasträne nimmt man mit einer Pinzette aus dem Wasser, wobei man
darauf achtet, dass man das Schwänzchen nicht abbricht. Nun kann man es verpacken (z. B. in Watte) und für spätere Demonstrationen aufbewahren. Zum Überprüfen des Erfolgs sollte man die Bologneser Träne aber wenigstens einmal sogleich testen. Dazu versucht man, sie mit einem Hammer zu
zerschlagen (natürlich nicht zu heftig!). Wichtig: Das "Schwänzchen" darf nicht abbrechen. Dann kneift
man kurz über der Träne das Schwänzchen mit einer scharfen Zange ab (Schutzbrille auch für Betrachter notwendig!). Dabei zerplatzt die Glasträne, die feinsten Stücke fliegen durch den ganzen
Klassenraum.
Hinweise
1) Empfindliche Experimentatoren sollten zum Abkneifen Handschuhe anziehen...
2) Wenn eine klare Träne einmal nicht platzen sollte, so kann man sie noch einmal abkneifen. Nutzt
auch das nichts, so legt man sie auf eine feste Unterlage und klopft vorsichtig mit dem Hammer
darauf. Ansonsten den Blindgänger in den Glas-Müll geben.
Noch etwas Wichtiges zum Schluss:
Wenn ihr die Perlen zu Hause vorführen wollt, an die Sicherheit denken!
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