07. April 2013 / Unser liebes Geld / Rejoice

Werbung
Rejoice „Unser liebes Geld“
1
7. April 2013; Pfr. B. Botschen
Unser liebes Geld
Ich gehe in meiner Predigt von normalen Schweizerbürgern aus. Dass jemand aus Geldgier
die Steuererklärung falsch ausfüllt, dass jemand in seinem Leben Kind und Kegel opfert, nur
um reich zu werden, dass jemand bei krummen Geschäften mitmacht, um mehr Geld zu
verdienen – darüber werde ich heute nicht sprechen. Die meisten Leute bei uns sind so
ehrlich und so wenig geldgierig, dass unser Vorbereitungsteam sogar fand: Eigentlich
unterscheiden wir Christen uns beim Thema Geld nicht gross von anderen Menschen.
1. Die Gefahr
Der Anfangspunkt für die heutige Predigt ist eine Aussage von Jesus. Es ist kein Problem,
reich zu sein. Christen dürfen wohlhabend sein. Aber wenn wir mit unserem Herzen am Geld
hängen, kennt Jesus keine Ausflüchte. Er sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld.“
(Matth.6,24) Im Neuen Testament ist klar: Habsucht ist Götzendienst. (Eph.5,5) Paulus
schreibt sogar: „Alles Böse wächst aus der Habgier.“ (1.Tim.6,10).
Der erste Schritt in diese Richtung ist nicht allzu schwer: Für viele Menschen, ob Christen
oder Nichtchristen, ist Geld nicht das Wichtigste. Wenn junge Menschen überlegen, welchen
Beruf sie erlernen wollen, dann geht es nicht nur um die Frage: „Wo verdiene ich am meisten?“ In unserer Gesellschaft überlegen viele, sich ein bisschen früher pensionieren zu
lassen. Sie sagen: „Das kostet zwar etwas Geld. Aber wichtiger ist mir, dass ich noch etwas
vom Leben habe.“
Trotzdem gibt es den Spruch: „Der Glaube vieler Christen hört dort auf, wo er das Portemonnaie erreicht.“ Das eigentlilche Ziel, nämlich eine grosse innere Freiheit im Umgang mit dem
Geld, fällt oft sehr schwer. Denn die Frage lautet: Bin ich innerlich frei, von meinem Geld zu
geben? Oder ist sehr schnell die Schmerzgrenze erreicht? Gebe ich immer nur so kleine
Beträge weg, dass sowieso nichts davon zu spüren ist?
Jesus bringt das beim reichen Jüngling auf den Punkt. Das Problem dieses Mannes war
nicht, dass er reich war. Aber gerade wer viel Geld hat, hängt sehr schnell mit seinem
Herzen daran. Das ist auch beim reichen Jüngling der Fall. Jesus stellt die entscheidende
Forderung: „Gib dein Geld den Armen und folge mir nach.“ Wir sagen sehr schnell: „Ich bin in
Gelddingen innerlich frei!“ Aber was wäre, wenn Jesus vor uns stehen würde und sagen
würde: „Gib die Hälfte von deinem Geld für andere!“ Wäre das für uns möglich? Könnten wir
uns dazu durchringen? Wenn nicht, dann hängen wir eben doch am Geld.
Die Abhängigkeit vom Geld geht in der Regel tiefer, als wir es wahrhaben wollen. Ich bringe
euch zwei Beispiele aus meinem Leben, vielleicht erkennt ihr euch darin wieder: Als ich mit
dem Theologiestudium begann, musste ich es mir komplett selber finanzieren. Ich hatte fast
zwei Jahre lang gut verdient und viel auf die Seite gelegt. Ich habe mein sämtliches Geld
gebraucht, um durch die sechs Jahre Studium zu kommen. Ich habe dem Geldteufel das
Messer ins Herz gesteckt, nur um Jahre später festzustellen, dass er mitsamt einem guten
Lohn als Pfarrer plötzlich wieder seine Krallen nach mir ausgestreckt hat und versucht, mich
neu gefangen zu nehmen.
Zweites Beispiel: Ich kann mich an einen Moment erinnern, als ich mir sicher war, 2000
Franken wäre ein guter Betrag, um ihn zu spenden. Ich habe nicht immer das Gefühl, Gott
würde mich da führen und mir einen Betrag aufs Herz legen. Aber in einer Situation hatte ich
tatsächlich den Eindruck, das wäre jetzt richtig. Und keine Minute verging, als schon der
Gedanke aufkam: „1000 Franken wären eigentlich auch genug.“ Wenn ich doch in Gelddingen innerlich frei bin und ich das Geld hatte, warum war es dann so schwierig, einen grösseren Betrag zu spenden?
Rejoice „Unser liebes Geld“
2
7. April 2013; Pfr. B. Botschen
2. Worum es wirklich geht
Einmal organisiert Paulus eine grosse Spendenaktion für die Gemeinde in Jerusalem. Die
Gemeinde ist in Not und braucht Hilfe. In dieser Situation schreibt Paulus seinen zweiten
Brief an die Korinther. Er beschreibt in diesem Brief, wie die Gemeinden in Mazedonien im
Norden Griechenlands gespendet haben: „Trotz ihrer grossen Armut haben sie sehr viel für
andere gegeben. Ich kann bezeugen, dass sie bereitwillig gaben, was sie nur geben
konnten, und sogar mehr als das.“ (2.Kor.8,2b-3) Und dann braucht er das Beispiel dieser
Christen und sagt den Korinthern: „Natürlich will ich euch nichts befehlen. Aber angesichts
der Opferbereitschaft der anderen würde ich gern sehen, wie echt eure Liebe ist.“ (2.Kor.8,8)
Das Vorgehen von Paulus ist typisch für das Neue Testament. Er verzichtet auf jede Regel.
Er schreibt zwar: „Gebt so viel, wie ihr geben könnt!“ (2.Kor.8,11b). Aber alles gipfelt in dem
Wort: „So soll jeder für sich selbst entscheiden, wieviel er geben will, und zwar freiwillig und
nicht, weil die anderen es tun. Denn Gott liebt den, der fröhlich und bereitwillig gibt.“(2.Ko9,7)
Wenn jemand nur gibt, weil er ein schlechtes Gewissen hat, dann ist etwas falsch gelaufen.
Wenn jemand sich unter Druck gesetzt fühlt und dann überlegt, wie viel er geben muss,
damit er in der Nacht ruhig schlafen kann, dann ist es nicht das, was Paulus auslösen will.
Es geht nicht um Gesetze, es geht nicht um den Zehnten, es geht nicht um Autos oder WokPfannen. Es ist falsch, wenn jemand versucht, Regeln aufzustellen. So nach dem Motto: „Ein
Auto für 20'000 ist ok, eines für 50'000 nicht.“ Oder: „Eine Küche für 30'000 ist ok, aber
50'000 sollte ein Christ nicht dafür ausgeben.“ Diese Gesetzlichkeit ist der falsche Ansatz. Er
operiert mit Druck und mit schlechtem Gewissen, und am Schluss davon steht sicher
niemand, „der fröhlich gibt.“
Stattdessen appelliert Paulus an dieser Stelle an die Liebe der Korinther. Er schreibt: „Angesichts der Opferbereitschaft der anderen würde ich gern sehen, wie echt eure Liebe ist.“
(2.Kor.8,8). Wenn die Korinther die Christen in Jerusalem wirklich lieben, dann werden sie
auch bereitwillig geben. Dort, wo die Liebe ins Spiel kommt, gibt man gerne – in einem
Ausmass, das man sich vorher nicht hätte vorstellen können.
3. Wenn wir wenig Geld haben
Nun sind auch bei uns nicht alle auf Rosen gebettet. Manche von uns müssen recht aufs
Geld schauen und genau rechnen, damit es aufgeht. Wie soll man sich da verhalten?
Wichtig ist auch hier: Es gibt hier keine Gesetze! Wer kein Geld hat, der kann auch mit
gutem Gewissen gar nichts geben und sich dafür vielleicht Zeit nehmen, um sie für den
Bazar einzusetzen. Man kann auch ohne Geld viel Gutes tun!
Aber etwas ist interessant: Jesus rechnet anders, als wir es in der Schule lernen. Das zeigt
das Beispiel von der armen Witwe. Jesus sitzt einmal beim Opferstock im Tempel. Zuerst
kommen ein paar Reiche vorbei und geben grosse Beträge. Dann aber kommt eine Witwe.
Sie gibt zwei kleine Münzen. Aber Jesus geht nicht zur armen Witwe und sagt: „Komm, lass
gut sein. Rechne einmal nach! Was du spendest, lohnt sich gar nicht!“ Es geht um das Herz,
es geht um die Liebe, mit der die Witwe mehr gibt, als sie eigentlich kann. Und Jesus lobt sie
und freut sich über ihre Grosszügigkeit. (Markus 12,41-44).
Das Beispiel von Jesus und der armen Witwe macht Mut, auch dann zu spenden, wenn man
eng durch muss. Unsere indischen Freunde geben Beträge von fünf Franken für den Bau
des Gemeindegebäudes. Das ist für sie oft ein grosses Opfer. Wir überweisen pro Monat
2'000 Franken. Und trotzdem ist ihr Geld wertvoll und wichtig. Ich würde nie zu ihnen sagen:
„Das lohnt sich nicht!“
Auch wenn ihr knapp durch müsst, überlegt euch, ob ihr nicht doch da und dort etwas geben
könnt. Nicht, weil ihr müsst. Sondern weil es euer Herz nicht anders zulässt. So haben es die
Gemeinden in Mazedonien gehalten. Sie waren sehr arm, aber ihre Liebe war so gross, dass
sie trotzdem unbedingt etwas besteuern wollten. Lasst euch also der Freude nicht berauben,
irgendwo mitzutragen – auch mit eurem Geld!
Rejoice „Unser liebes Geld“
3
7. April 2013; Pfr. B. Botschen
4. Wenn wir wohlhabend sind
Andere von uns sind relativ wohlhabend. Ich habe ein bisschen im Internet geforscht und es
hat mich nicht wirklich überrascht, dass keine Nation der Welt pro Kopf so viel Vermögen hat
wie die Schweizer. Das ist Gabe und Aufgabe zugleich.
Gesetze und fixe Richtlinien gibt es auch für Wohlhabende nicht. Das Ziel ist nicht, anderen
etwas madig zu machen, nur weil sie so ein schönes Haus haben können. Solange wir mit
offenem Herzen geben, können wir uns auch Dinge leisten, die uns Freude machen. Ich
gebe gerne für unsere Projekte. Mir ist der Verein ein Anliegen und Indien sowieso. Aber ich
gehe auch bergsteigen und so ein Bergführer kann ganz schön teuer sein. Die wachsende
Liebe zu den Menschen wird dafür sorgen, dass wir uns irgendwo selber eine Grenze setzen
und freiwillig auf manchen Luxus verzichten, um mehr geben zu können.
So schreibt Paulus an Timotheus: „Den Reichen … gebiete, … dass sie Gutes tun, reich
werden an guten Werken, gerne geben.“ (1.Tim.6,17-18). Den Reichtum hat man nicht, um
daran zu hängen. Wer für ein Auto 50'000 Franken ausgibt, und dann 100 Franken für die
Dritte Welt erübrigt, der wird sicher nicht reich an guten Werken, der macht zu wenig mit
dem, was Gott ihm anvertraut hat.
Die meisten von uns sind wohlhabend. Wohlhabend zu sein, ist eine Chance. Denn man
kann „reich werden an guten Werken.“ Wenn jemand gelernt hat, wirklich grosszügig zu
geben und dabei in drei- und vierstelligen Beträgen denkt, kann er das Leben von hunderten
oder tausenden Menschen verändern. Es ist ein Vorrecht, wenn man grosse Beträge geben
kann. Man kann damit so viel auf dieser Welt bewirken!
5. Das Herz anrühren lassen
Zum Schluss noch ein persönliches Fazit: Ich weiss, dass vielen Menschen in unserem Land
die Schweiz ein grosses Anliegen ist. Ich habe schon oft den Satz gehört: „Auch wir hier in
der Schweiz haben arme Leute.“ Ich glaube diesen Satz seit meinen Indienreisen nicht mehr.
Am Anfang der Predigt stand der Eindruck: „Wir Christen sind auch nicht anders beim Geld.“
Ich behaupte, hier sollten wir anders sein. So ein Beispiel wie die Mazedonier, die für
Jerusalem gesammelt haben, soll uns inspirieren. Unsere Liebe soll über die Grenzen
unseres Landes hinausgehen.
Ich zeige euch dazu zwei Bilder von meiner Indienreise vor zwei Wochen. Unser Gebäude in
Delhi wird 120'000 Franken kosten. Es wird ein Zentrum für Kinderarbeit enthalten, Räume
für eine Gemeinde, zwei Wohnungen für zwei Pfarrer und ein Trainingszentrum mit
Wohnmöglichkeiten für Christen. Die Vision ist, viele neue christliche Gemeinden im Umfeld
zu gründen. Von mir aus können wir in den nächsten Jahren eine Million in die Renovation
dieses Zentrums in Geroldswil stecken. Aber wenn wir so Anliegen wie Indien daneben
vergessen, dann haben wir das Mass verloren.
Das zweite Bild ist ein Kinderheim auf dem Land. Es besteht aus einem einzigen Raum. Ein
Pfarrer und sein Frau haben 14 fremde Mädchen aufgenommen, die der Pfarrer in den
Dörfern halbverhungert aufgegabelt hat. Die Kinder schlafen in der Nacht alle nebeneinander
auf dem Boden. Aber diese Kinder erleben so etwas wie Familie, sie feiern jeden Abend
Gottesdienst, sie können in die Schule und sie erhalten genug zu essen. Ich weiss nicht, was
das kostet. Eine christliche Hilfsorganisation zahlt Essen und Schulsachen. Aber mehr als
ein zweites Kleid braucht wohl kein Kind und Schuhe haben sie alle nicht. Mich würde es
überraschen, wenn dieses Kinderheim mehr als 1-2000 Franken im Jahr braucht.
Fazit: Wir können und sollen einen Unterschied auf dieser Welt ausmachen! Wir dürfen
wohlhabend sein und uns auch einmal etwas gönnen. Aber gleichzeitig sollen wir beim
Thema Geld innerlich frei sein und grosszügig geben. Nicht weil wir müssen. Sondern weil
unsere Liebe so gross ist, dass wir gar nicht anders können. AMEN.
Herunterladen