Faktenblatt: Ginseng

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Faktenblatt: Ginseng
Methode/Substanz
Ginseng ist eine Pflanze, die hauptsächlich in China, Korea, Japan und Russland
vorkommt. Der amerikanische Ginseng weist ähnliche Eigenschaften auf.
Die getrockneten Wurzeln werden in der traditionellen asiatischen Medizin zur
Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt. Die Pflanze Whitania
somnifera wird als indischer Ginseng bezeichnet.
Nicht verwechselt werden darf Panax-Ginseng mit Eleutherococcus, auch Sibirischer
Ginseng genannt.
Ginseng wird in zwei verschiedenen Formen angeboten. Der weiße Ginseng entsteht
durch Schälen, der rote Ginseng durch Hitzebehandlung im Wasserdampf. Beide
werden anschließend getrocknet. Zu den Inhaltsstoffen gehören die Ginsenoside (z.
B. Ra1, Ra2, Rb1, Rd, Re, Rh1, Rh2, Rh3, F1, F2, F3) sowie Panaxoside
(Protopanaxadiol und Protopanaxatriol). Außerdem sind flüchtige Öle, Antioxidantien,
Polysaccharide, Fettsäuren, Vitamine und Polyacetylene enthalten.
Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als randomisiert
publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem Standard waren,
werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China und Reviews, die
diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen werden Publikationen nicht
bewertet, die als Kontrollgruppe einen Null-Arm eingeschlossen haben.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
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Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Fatigue
Die Arbeitsgruppe von Barton hat bisher drei randomisierte kontrollierte Studien zum
Einsatz von Ginseng bei Fatigue durchgeführt. Zwei Arbeiten sind vollständig
publiziert. Bei Dosierungen von 1000-2000 mg/Tag wurden Verbesserungen im BriefFatigue-Inventory (BFI) gesehen, die jedoch nur in einer der beiden Studien
signifikant waren (Barton 2007, 2010). Die dritte Arbeit wurde bisher nur als Poster
gezeigt.
In einer einarmigen Studie erhielten 30 Patienten mit Fatigue hochdosiert Ginseng
(800 mg p.o./d über 29 Tage.24 Patienten (50% Frauen) waren auswertbar. Es traten
keine schweren Nebenwirkungen auf. 21 der 24 (87%) Patienten hatten eine
Verbesserung der Fatigue ( ≥3 Punkte FACIT-F an Tag 15). Der mittlere Wert auf der
Edmonton Symptom Scale für Wohlbefinden verbesserte sich von 4,67 auf 3,50
(2.34) (p = 0,01374) und der mittlere Wert für Appetit von 4,29 auf 2,96 (p = 0,0097).
Der Global Symptom Evaluation (GSE) Score für Fatigue verbesserte sich bei15/24
Patienten (63%).(Yennurajalingam 2015)
Interaktionen
In-vitro-Daten sprechen eher für eine Wirkungsverstärkung von Chemotherapeutika
durch Ginseng.
Ginseng kann die Blutungszeit beeinflussen, so dass Wechselwirkungen mit Aspirin
oder Cumarinen möglich sind.
Unerwünschte Wirkungen
In
höheren
Dosierungen
können
Nebenwirkungen
auftreten,
wie
erhöhte
Herzfrequenz, Übelkeit, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Unruhe.
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Neben Hautausschlag wurde auch ein Stevens-Johnson-Syndrom aufgeführt. Eine
anaphylaktische Reaktion ist möglich (Ernst 2006).
In einem systematischen Review wurden Nebenwirkungen und Interaktionen
zusammengefasst.
Über
schwerere
Nebenwirkungen
sind
nur
Fallberichte
veröffentlicht worden, bei denen die Kausalität schwer zurückzuverfolgen ist. Vor
allem Kombinationsprodukte, die noch andere Pflanzen enthalten, haben schwere
Nebenwirkungen mit tödlichem Ausgang hervorgerufen. Die Autoren schlussfolgern,
dass Monopräparate selten mit Nebenwirkungen oder Interaktionen verbunden sind.
Die dokumentierten Nebenwirkungen sind in der Regel vorübergehend und leicht
(Coon 2002).
In vitro und in vivo hat Ginseng östrogenartige Wirkungen.
Kontraindikationen
Ginseng sollte bei östrogenabhängigen Tumoren nicht eingesetzt werden.
Literatur
Barton DL et al. A pilot, muti-dose-placebo-controlled evaluation of American ginseng
(panax quinquefolius) to improve cancer related fatigue, Poster 9001, ASCO
2007.
Barton DL et al. Pilot study of Panax quinquefolius (American ginseng) to improve
cancer-related fatigue: a randomized, double-blind, dose-finding evaluation:
NCCTG trial N03CA. SuppCare Cancer 2010;18.2:179-87.
Coon JT et al. Panax ginseng: a systematic review of adverse effects and drug
interactions. Drug Saf 2002;25.5: 323-44.
Ernst E et al. The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine,
Elsevier, 2006.
Yennurajalingam S, Reddy A, Tannir NM, Chisholm GB, Lee RT, Lopez G et al.
High-Dose Asian Ginseng (Panax Ginseng) for Cancer-Related Fatigue: A
Preliminary Report. Integr Cancer Ther. 2015 Sep;14(5):419-27
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Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben
beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten
zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren,
wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische
Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse
aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige
Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte
systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer
Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch.
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