Telekommunikative Lernprozesse planen, dokumentieren - Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Impressum Herausgeber e/t/s didactic media GmbH Kirchstraße 3 87642 Halblech Autor Carolin Scholz Herr Windschiegl Medientechnische Realisierung leitner.interactive, Kaufbeuren Rechte Copyright© 2004 e/t/s didactic media GmbH, Halblech Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk und Fernsehen sind vorbehalten. Text, Abbildungen und Programme wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet. Herausgeber, Programmierer und Autoren können jedoch für eventuell verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Inhaltliche Verantwortung tcte01q05-1 Diese Qualifizierungseinheit enthält Verweise (so genannte Hyperlinks) auf Seiten im World Wide Web. Wir möchten darauf hinweisen, dass wir keinen Einfluss auf die Gestaltung sowie die Inhalte der gelinkten Seiten haben. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten der Seiten, auf die aus unserem Lerninhalt verwiesen wird. Diese Erklärung gilt für alle in diesem Lerninhalt ausgebrachten Links und für alle Inhalte der Seiten, zu denen Links oder Banner führen. Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 2 Inhalt Telekommunikative Lernprozesse planen, dokumentieren - Grundlagen der Planung von Lernsequenzen ........................................................................................................................................ 1 Impressum ......................................................................................................................................... 2 Inhalt ................................................................................................................................................... 3 Lernziele ............................................................................................................................................. 4 Fachwissenschaftlicher Überblick .................................................................................................. 5 Bedeutung der Planung von Lernsequenzen ................................................................................. 6 Bedingungs- und Entscheidungsfelder hinsichtlich der Planung einer Lernsequenz .............. 9 Strukturelle Planung ....................................................................................................................... 12 Transformation und Reduktion der Inhalte .................................................................................. 14 Einführung in die Planung einer telekommunikativen Lernsequenz ......................................... 16 Trainingsaufgabe: Planung einer telekommunikativen Lernsequenz ....................................... 19 Von der Planung zur Verschriftung ............................................................................................... 20 Funktionen eines Unterrichtsentwurfs ......................................................................................... 21 Verfassen des Unterrichtsentwurfs .............................................................................................. 22 Trainingsaufgabe ............................................................................................................................ 23 Fallstudie: Grundlagen der Planung von Lernsequenzen .......................................................... 24 Wissenstest ..................................................................................................................................... 25 Literaturhinweis .............................................................................................................................. 26 Anhang ............................................................................................................................................. 27 Was ist ein Projekt? .................................................................................................................. 27 Die Projektmethode in der Erwachsenenbildung ..................................................................... 27 Die 7 Komponenten der Projektmethode ................................................................................. 27 1. Projektinitiative (Wir suchen ein Thema) .............................................................................. 27 2. Projektskizze (Wir treffen die Wahl) ..................................................................................... 27 3. Projektplan ............................................................................................................................ 28 4. Projektdurchführung ............................................................................................................. 28 5. Projektabschluss .................................................................................................................. 29 6. Der Kontrollstopp .................................................................................................................. 29 7. Die „Denkpause“................................................................................................................... 30 tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 3 Lernziele Im Qualifizierungsbaustein Grundlagen der Planung von Lernsequenzen lernen Sie ... wie Sie Ihre Lernsequenzen strukturell planen können nach welchen Kriterien Sie die Lerninhalte auswählen und einsetzen welche Bedingungen Sie bei der Planung berücksichtigen sollten welche Planungsschritte notwendig sind tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 4 Fachwissenschaftlicher Überblick Warum sollten Sie Ihren Entwurf schriftlich festhalten? Funktionen des Unterrichtsentwurfs Was bedeutet das alles für telekommunikative Lernsequenzen? Wie erarbeiten Sie den Planungsbaustein Lerninhalt? tcte01q05-1 Planung telekommunikativer Lernsequenzen Transformation und Reduktion der Lerninhalte Bedeutung der Planung von Lernsequenzen Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Warum sollten Sie planen? Bedingungsund Entscheidungsfelder strukturelle Planung Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Ein Modell aus der lerntheoretischen Didaktik Welche Orientierungsfragen ergeben sich für Sie aus dem Modell? Seite 5 Bedeutung der Planung von Lernsequenzen Warum soll ich meinen Unterricht planen? Ich bin doch ein routinierter Trainer und habe das nicht mehr nötig! Könnte dieser Satz von Ihnen stammen? Oder fühlen Sie sich auch als erfahrener Trainer besser mit einer detaillierten Planung? Und vor allem: Was ist bei der Planung von telekommunikativen Lernprozessen anders? Können Sie sich zurückerinnern an Ihre ersten Unterrichtsstunden? Wahrscheinlich haben Sie sich sehr gut vorbereitet, haben sich Gedanken zu den Teilnehmern ihres Kurses gemacht, Lernziele festgelegt, Inhalte ausgewählt, Medieneinsatz geplant und einen genauen Zeitablaufplan erstellt. Im Unterricht selbst dann haben Sie vielleicht verschiedene Erfahrungen gemacht. Hat sich Ihr Plan so umsetzen lassen? Lief Ihnen die Zeit davon? Waren Sie früher als geplant fertig? Was geschah nach dem Unterricht mit Ihrem Plan? Haben sie ihn überarbeitet und die Praxiserfahrung eingebunden? tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 6 Unabhängig von Ihren eigenen Planungserfahrungen bietet eine detaillierte Planung von Lernsequenzen viele Vorteile: Steigerung der Effektivität Planung der Lernsequenz Verbesserung der Ökonomie Qualitätssteigerung Qualitätssicherung Mit der Planung und Dokumentation Ihres Unterrichts sichern Sie eine hohe Qualität Ihrer Lehrtätigkeit. Sie legen vorab Lernziele fest, die sich später überprüfen lassen und strukturieren die Unterrichtssituation so, dass diese Ziele in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können. Effektivität Lehrer und Dozenten werden üblicherweise nach Unterrichtseinheiten bezahlt, nicht nach Arbeitsstunden. Deshalb ist ein möglichst ökonomisches Vorgehen bei der Unterrichtsplanung auch in Ihrem Interesse. Einmal geplante Lernsequenzen können Sie mit entsprechenden Anpassungen in verschiedenen Unterrichtssituationen wieder verwenden und minimieren so Ihren Vorbereitungsaufwand. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 7 Ja, aber wenn ich alles verplane, dann ist doch jeder Freiraum für spontan entstehende Fragen und Diskussionen genommen. Hier wird an Ihre bisherige Unterrichtserfahrung angeknüpft: Je mehr Praxiserfahrung Sie haben, desto besser werden Sie Diskussionsbedarf und Raum für spontane Wünsche der Teilnehmer einschätzen und in Ihrer Planung entsprechend darauf reagieren können. Die zeitliche Auflösung Ihrer Planung bestimmen Sie selbst, Sie müssen also keinesfalls 10Minuten-Schritte notieren. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 8 Bedingungs- und Entscheidungsfelder hinsichtlich der Planung einer Lernsequenz Zum Thema Unterrichtsplanung existieren verschiedene wissenschaftliche Konzepte, die auf im Bezug auf telekommunikative Lernprozesse angewendet werden können. Hier wird Ihnen vereinfacht das Modell der lerntheoretischen Didaktik, auch Berliner Modell genannt, vorgestellt. Zum besseren Verständnis genügt ein Teil des Modells, die Strukturanalyse des Unterrichts. Hier wirken die beiden Bedingungsfelder soziokulturelle Voraussetzungen und anthropologischepsychologische Voraussetzungen auf die Planung ein. Mit anthropologisch-psychologischen Voraussetzungen ist die Vorgeprägtheit der Lerner, aber auch der Lehrenden, gemeint. Berliner Modell Soziokulturelle Voraussetzungen • Ranggefälle • Lehr- und Lernkapazität • Kooperationsformen • Geschlecht • Rivalisationsformen • Alter • Gruppenordnung • Milieu • Schulordnung • Zielbezug • Lehrplan • Verfahrensangepasstheit • Ausstattung • Leistung • Kollegium Intention Inhalt Pädagogische Ziele, z. B. Erziehungsziele, kognitive Ziele etc. • Wissenschaften • Techniken Entscheidungsfelder • Pragmata Methode • Methodenkonzeptionen • Artikulationsschemata Medium • Sozialformen Alle Unterrichtsmittel • Aktionsformen Bedingungsfelder Anthropologisch-psychologische Voraussetzungen • Urteilsformen tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 9 Für die Unterrichtsgestaltung zu berücksichtigen sind beispielsweise Lehr- und Lernkapazität, Geschlecht, Alter, Milieu, Zielbezug, Verfahrensangepasstheit und Leistung. Soziokulturelle Voraussetzungen sind alle Faktoren, die aus der Gesellschaft oder Zeitströmungen in den Unterricht hineinwirken. Beispiele hierfür sind: Ranggefälle, Kooperationsformen, Rivalisationsformen, Gruppenordnung, Schulordnung, Lehrplan, Ausstattung und Kollegium. Diese Bedingungsfelder wirken auf die Entscheidungsfelder ein. Dazu zählt die Intention oder das Definieren pädagogischer Ziele, beispielsweise Erziehungsziele, kognitive Ziele etc. In Abhängigkeit von den Zielen können nun die Inhalte ausgewählt werden, die sich wiederum aufteilen in ... Wissenschaften, Techniken und Pragmata. Mit Wissenschaften ist das „Schulwissen“ gemeint, was auf die Ebene der Teilnehmer herunter transformiert wird. Techniken sind die meist von den Wissenschaften erarbeiteten Verfahrensweisen, z.B. das Erstellen eines Serienbriefes. Der Begriff Pragmata lässt sich wohl am Besten mit Handlungskompetenz beschreiben und meint Vorgänge wie ein telefonisches Verkaufsgespräch führen können oder Ähnliches. Mit Medium sind alle Unterrichtsmittel gemeint, die Lehrende und Lernende verwenden. Methode schließt die Punkte ein: Methodenkonzeptionen, Artikulationsschemata, Sozialformen, Aktionsformen und Urteilsformen tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 10 Methodenkonzeptionen sind die grundsätzlichen Vorgehensweisen wie z.B. Ganzheitlichanalytische Verfahren oder Projektverfahren. Artikulationsschema ist die lernpsychologische Strukturierung des Unterrichtsstoffs. Die Unterscheidung nach Sozialformen beschreibt das Verhältnis der Lehrenden und Lernenden, z.B. in Methoden wie dem Frontalunterricht, der Einzelarbeit oder der Gruppenarbeit. Aktionsformen sind beispielsweise Lehrvortrag oder Unterrichtsgespräch, aber auch schriftliche Arbeitsanweisungen und Medienpräsentation. Mit Urteilsformen wird das emotionale Verhältnis der Lehrenden und Lernenden bezeichnet, z.B. sachliche Feststellungen, Lob und Tadel usw. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 11 Strukturelle Planung Das ist ja gut und schön, aber was soll ich damit jetzt anfangen? Vereinfacht ausgedrückt geht es bei der Planung Ihrer telekommunikativen Lernsequenz darum, einige Bedingungen zu berücksichtigen und Entscheidungen zu verschiedenen Bereichen zu treffen. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 12 Ihre strukturelle Unterrichtsplanung soll folgende Fragen beantworten: Was ist das Ziel Ihrer telekommunikativen Lerneinheit? Welche Inhalte werden Sie behandeln? Welche Methoden werden Sie verwenden, um die Lernziele zu erreichen? Welche Medien werden Sie zur Unterstützung einsetzen? Mit den Rahmenbedingungen in telekommunikativen Lernumgebungen werden wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen, deshalb werden wir hier nicht näher darauf eingehen. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 13 Transformation und Reduktion der Inhalte Inhalte für Leser verständlich aufbereiten Transformation Beschränkung auf das Wesentliche, Aufteilung in praxistaugliche Einheiten Reduktion Nachdem die Ziele Ihrer Lerneinheit festgelegt wurden, geht es nun darum, die Wissensinhalte so aufzubereiten, dass Ihre Teilnehmer sie verstehen können. Dieser Prozess wird Transformation der Lerninhalte genannt. Kleine Eselsbrücke: Die Trafostation, die Ihre Wissensinhalte vom hochwissenschaftlichen Ausgangsniveau auf die niedere Spannung Ihrer Teilnehmer herunter transformiert. Eine vollständige Bearbeitung der Inhalte würde den zeitlichen und organisatorischen Rahmen Ihrer Veranstaltung sprengen, deshalb müssen Sie die Lerninhalte in kompakte und leicht in die Praxis übertragbare „Häppchen“ aufteilen. Dieser Prozess heißt Reduktion1 der Lerninhalte. 1 Vielleicht ist Ihnen ein ähnlicher Vorgang aus der Küche bekannt, das Einreduzieren von Saucen, bei dem das überflüssige Wasser durch Kochen verdampft und nur die geschmacksintensiven Zutaten zurückbleiben. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 14 Vorgehensweise: Relevante Lehrinhalte bestimmen. Auf der Basis einer Stoffsammlung und Gliederung wählen Sie die besonders wichtigen Inhalte aus. Die Leitfrage dabei lautet: Ist dieses Thema zur Erreichung des Lernziels erforderlich? Lehrinhalte auf Niveau der Lernenden abstimmen. Haben Sie die relevanten Inhalte festgelegt, geht es nun darum, die oftmals hochwissenschaftlichen Aussagen so zu vereinfachen, dass sie von den Lernenden an- und aufgenommen werden können. Das können Sie erreichen, indem Sie die Aussagen verallgemeinern oder anhand von Beispielen darstellen. Ausgewählte und umgeformte Lehrinhalte aufbereiten. Jetzt haben Sie alle Vorarbeiten geleistet und können nun daran gehen, die reduzierten und transformierten Lehrinhalte methodisch und Medial aufzubereiten. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 15 Einführung in die Planung einer telekommunikativen Lernsequenz Rahmenbedingungen Plan tcte01q05-1 Teilnehmervoraussetzungen Technische Rahmenbedingungen Organisatorische Vorgaben Festlegung der Lernziele Inhaltliche Strukturierung Planung der Vorgehensweise Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 16 Was muss ich tun, um eine telekommunikative Lernsequenz zu planen? Vermutlich stellen Sie eine ganze Reihe von Überlegungen an, wie Sie Ihre Lernsequenz erfolgreich durchführen können. Dabei berücksichtigen Sie die verschiedenen Einflussfaktoren, die auf den Ablauf der Lehr- und Lernprozesse einwirken können. Das Ergebnis Ihrer Planung ist schließlich Ihr Unterrichtsentwurf. Folgende Rahmenbedingungen sollten Sie bei der Planung berücksichtigen: Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmer Hier müssen Sie besonders auch die Vorkenntnisse und Motivation der Lernenden im Bezug auf E-Learning berücksichtigen. Technische Rahmenbedingungen Hierunter fallen die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen telekommunikativen Lernformen und die besonderen Gegebenheiten in Ihrem speziellen Einzelfall. Organisatorische Vorgaben Ihre Lernsequenz ist in der Regel eingebunden in ein größeres Gesamtkonzept. Entsprechend müssen Sie sich nach den Vorgaben der Gesamtmaßnahme richten tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 17 Die Planung selbst besteht aus folgenden Komponenten: Festlegung der Lernziele Hiermit sind neben Fachwissen vor allem Handlungsziele gemeint, die den Lernenden dazu befähigt, kompetent zu handeln. Inhaltliche Strukturierung Hierunter fällt die Reduktion und Transformation der Lerninhalte Planung der Vorgehensweise Damit ist die Bestimmung der verwendeten Methoden und Medien gemeint. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 18 Trainingsaufgabe: Planung einer telekommunikativen Lernsequenz Haben Sie Lust auf eine kleine Aufgabe? Dann nehmen Sie sich doch jetzt eine Ihrer bestehenden Lerneinheiten zur Hand und gehen Ihren Unterrichtsentwurf noch einmal durch. Haben Sie die Rahmenbedingungen berücksichtigt? Sind die Lernziele festgelegt? Wie kamen Sie zur inhaltlichen Struktur? Wie entstand die Vorgehensweise? Vielleicht können Sie so erkennen, dass Sie die Planungsschritte schon durchlaufen haben. Nun geht es für Sie lediglich darum, Ihre Planung auf telekommunikative Lernprozesse auszurichten. Mehr dazu lernen Sie in den nächsten Kapiteln. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 19 Von der Planung zur Verschriftung Die Unterrichtsplanung umfasst alle Überlegungen, die der Lehrende zur erfolgreichen Durchführung einer bevorstehenden Lernsequenz anstellt. Dabei müssen die vielfältigen Einflussfaktoren berücksichtigt werden, die auf den Ablauf der Lehr- und Lernprozesse einwirken. Darauf aufbauend kann die konkrete Planung erfolgen. Der Unterrichtsentwurf stellt das Ergebnis dieses Prozesses dar. Wichtige Rahmenbedingungen für die Planung sind die Eingangsvoraussetzungen der Lernenden (insbesondere im Hinblick auf Teilnahme an telekommunikativen Bildungsmaßnahmen), die Technik und die organisatorischen Vorgaben. Die inhaltliche Strukturierung beinhaltet die Auswahl der Unterrichtsinhalte sowie deren Reduktion und Einbindung in die geplante Lernsequenz. Die dabei abgesteckten Lernziele sollten sich nicht nur auf das Fachwissen beschränken, sondern auf eine Qualifizierung im Sinne der beruflichen Handlungskompetenz abzielen. Rahmenbedingungen Inhalte Lernziele Methoden Medien Unterrichtsplanung Unterrichtsentwurf Die Planung der Vorgehensweise umfasst die Bestimmung der während der Lernsequenz eingesetzten Methoden und Medien. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 20 Funktionen eines Unterrichtsentwurfs Konkretisierung der Vorgehensweise Funktionen des Unterrichtsentwurfs Kontrollinstrument Vorlage/ Muster Haben Sie Ihren Unterrichtsentwurf bereits im Kopf? Dann geht es nun darum, ihn zu Papier zu bringen. Der Sinn der Verschriftung ergibt sich aus den Funktionen des Unterrichtsentwurfs: Konkretisierung der Vorgehensweise Dadurch werden eventuelle Unstimmigkeiten im Ablauf frühzeitig aufgedeckt und erhalten eine Übersicht über die verwendeten Lehrmittel. Vorlage/ Muster Der schriftliche Unterrichtsentwurf kann sowohl dem Lehrenden selbst als Muster für ähnliche Lernsequenzen dienen wie auch eine Vorlage für Dritte sein. Durch Austausch von Unterrichtsentwürfen lässt sich der erhöhte Planungsaufwand bei telekommunikativen Lerneinheiten auf ökonomische Art und Weise bewältigen. Kontrollinstrument Anhand des Entwurfes kann man den geplanten Verlauf der Lernsequenz mit dem tatsächlichen Verlauf vergleichen und dadurch die Vorgehensweise so ständig optimieren. Außerdem gibt der Entwurf einem Dritten die Möglichkeit, diesen im Vorfeld der geplanten Sequenz zu begutachten und eventuelle Verbesserungsvorschläge oder Änderungswünsche einzubringen. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 21 Verfassen des Unterrichtsentwurfs tcte01q05-1 Beim Verfassen des Unterrichtsentwurfs sollten Sie sich an folgende Grundregeln halten: Ihre Planung soll für Dritte nachvollziehbar sein. Es soll aus Ihrer Planung hervorgehen, wer wann wen zu welchem Thema mit welcher Methode und welchen Materialien unterrichtet. Ihr Unterrichtsentwurf soll so knapp geschrieben sein, dass Sie die Zeit Ihres Lesers nicht übermäßig beanspruchen. Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 22 Trainingsaufgabe Stellen Sie dar, wie man die Projektmethode telekommunikativ unter Verwendung von Telekooperation, Teletutoring, Teleteaching durchführen kann. Eine Beschreibung der Projektmethode finden Sie im Anhang. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 23 Fallstudie: Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Versetzen Sie sich in die Rolle eines Kursbetreuers bei einem Bildungsunternehmen. Ihre Aufgabe besteht darin, eine Schulung für Ihre Kollegen vorzubereiten, die zwar über Unterrichtserfahrung verfügen, jedoch noch nie eine telekommunikative Maßnahme begleitet haben. Am Ende des gesamten Kurses sollen Ihre Kollegen und Kolleginnen in der Lage sein, selbstständig einen Unterricht in einem virtuellen Lernszenario durchführen zu können. Ihre Lerneinheit findet im „virtuellen Klassenzimmer“ statt - die ersten Unterrichtseinheiten haben Ihre Teilnehmer bereits erfolgreich absolviert. Für die Lerneinheit ist ein Termin am nächsten Montag zwischen 16 und 19 Uhr vereinbart. Ihre nächste Lerneinheit soll das Thema „Planung telekommunikativer Lernsequenzen“ abdecken. Ihre Teilnehmer haben bereits umfangreiche Erfahrung in der Planung von Präsenzunterricht. Knüpfen Sie an diese Erfahrungen an und nutzen Sie das vorhandene Wissen. Erstellen Sie bitte eine strukturelle Planung für diese Lernsequenz. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 24 Wissenstest Welche Fragen müssen Sie mit der strukturellen Planung beantworten? Was ist das Ziel? Welche Inhalte werden behandelt? Was sind die organisatorischen Rahmenbedingungen? Welche Methoden werden verwendet? Welche Medien werden eingesetzt? Was bedeutet Transformation der Lerninhalte? Beschränkung auf das Wesentliche Aufteilung in praxistaugliche Einheiten Inhalte für Lerner verständlich aufbereiten Relevante Lehrinhalte bestimmen Welche Bedingungsfelder müssen Sie nach dem Berliner Modell bei der Planung berücksichtigen? Lehr- und Lernkapazität Gruppenordnung Religion Verfahrensangepasstheit tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 25 Literaturhinweis tcte01q05-1 Karl Frey, „Die Projektmethode“, Beltz-Verlag Basel Bastian/Gudjons: „Das Projektbuch“, Bergmann und Helbig Verlag Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 26 Anhang Projektmethode Was ist ein Projekt? In einem Projekt planen vorwiegend die Beteiligten selber, was sie tun und erreichen wollen. Sie beraten die verschiedenen Vorschläge. Dabei verständigen sie sich über das, was sie tun wollen. Sie führen den Plan weitgehend selber aus. Die Beteiligten lernen dabei, realistische Ziele zu setzen, mit der Zeit umzugehen, die Probleme arbeitsteilig anzupacken und ein Vorhaben zu Ende zu bringen. Viele Fachleute führen Projekte durch, z.B. Architekten, Elektroingenieure oder auch Reiseveranstalter. Die Projektmethode in der Erwachsenenbildung Es gibt eine Reihe sehr guter Literatur zum Thema Projektunterricht in der Schule. Die Methode kommt dem erwachsenen Lerner jedoch noch mehr entgegen als dem Schüler. Hier sind lediglich leichte Anpassungen nötig. Die 7 Komponenten der Projektmethode Die Projektmethode folgt einem bestimmten Schema und besteht aus 7 Komponenten: Projektinitiative Projektskizze Projektplan Projektdurchführung Projektabschluss Kontrollstopp „Denkpause“ 1. Projektinitiative (Wir suchen ein Thema) Haben die Teilnehmer eine ungefähre Vorstellung davon, was ein Projekt sein könnte, so bringen sie Vorschläge. Sie können sich dafür ein paar Tage lang ihre Gedanken machen und brauchen auch Zeit zum Diskutieren. Projektidee kann alles und jedes sein, sowohl für die Gesamtgruppe als auch für Subgruppen; kein Vorschlag sollte zurückgewiesen werden. Die Projektideen werden gesammelt und publiziert. Anschließend stellt jeder Initiant seinen Vorschlag genauer vor (zeitlich und methodisch begrenzt). Die Übersicht bleibt dann 2-3 Tage stehen, damit die Teilnehmer eine Auswahl treffen können. 2. Projektskizze (Wir treffen die Wahl) Es wird nicht einfach abgestimmt. Die Diskussion der Vorschläge und die Entscheidung für denjenigen, der schließlich realisiert wird, muss in einem zuvor festgelegten Rahmen erfolgen (Projektanzahl, Zeitbegrenzung, Gesprächsregeln, Form der Debatte, Entscheidungsmodus). Wichtig ist, dass so sachlich wie möglich argumentiert wird und keine Entscheidungsbeeinflussungen durch Demagogie, versteckte Drohungen bzw. Versprechungen sowie durch das Persönlichkeitsgewicht der Lehrperson oder besonders beliebter Teilnehmer erfolgen. Es ist unter Umständen erforderlich, die tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 27 Aussprache in Etappen zu führen, damit man nicht zu vorschnellen Entscheiden gelangt. Der Entscheid wird schließlich festgehalten. Dabei werden auch bereits erste Vorstellungen über den Verlauf des Projekts entwickelt, meist ergeben sich diese schon aus der Diskussion. Man erhält so einen angereicherten Projektvorschlag, die Projektskizze. 3. Projektplan Das Planen ist als geistiges Voraushandeln etwas sehr Anspruchsvolles, das die Teilnehmer unter Umständen teilweise überfordert, falls sie noch keinerlei Projekterfahrung haben. In der Praxis wird man daher bei in der Projektplanung unerfahrenen Teilnehmern einer „rollenden Planung“ den Vorzug geben, d.h. einer Planung, die während der Durchführung und parallel zu dieser fortgesetzt und modifiziert wird. Ist ein Unterrichtsprojekt angesagt, kann es vorkommen, dass die Teilnehmer zunächst eine überdimensionierte Unternehmung vorschlagen. Deshalb entwickeln sie in der Projektplanung aus den ersten Phantasien ein realisierbares Vorhaben, scheiden das Machbare von puren Wünschen und übertriebenen Vorstellungen. Sie prüfen, ob der Plan praktisch durchführbar ist und klären zusammen mit der Lehrperson ab, ob er nicht Ziele enthält, welche z.B. Verbote oder behördliche Bestimmungen verletzen. Zudem äußern sich die Teilnehmer im Einzelnen, was sie persönlich im Projekt eigentlich tun möchten und arbeiten so die für sie wichtigen Punkte heraus. Im Zentrum der Planung steht die Aufteilung der Aufgaben. Die Lehrperson sollte sich dabei möglichst heraus halten. Im ersten Schritt geben die Teilnehmer bekannt, was sie gerne tun möchten, welche Aufgaben, Aufträge, Rollen sie übernehmen möchten. Für diese Aussprache ist eine Form zu wählen, die allen die Möglichkeit verschafft, sich zu äußern, vor allem auch den zurückhaltenden Teilnehmern, z.B. durch Aufschreiben. Im zweiten Schritt werden die Aufgaben in Form von Pflichtenheften fest geschrieben und verteilt. Zu beachten sind die Arbeitsformen (Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten). Das gegenseitige Einvernehmen und die Aufgabenklärung sind äußerst wichtig. Ist der Projektplan fertig, wird er nochmals im Detail durchgegangen und an der Leitfrage geprüft: Sind wir imstande, das geplante Projekt durchzuführen? – Anschließend wird der Projektplan schriftlich fixiert und (z.B. als Plakat) im Raum aufgehängt. Er soll möglichst genau den Weg zum Endprodukt/Projektziel beschreiben und folgende Teile enthalten: Klare Vorstellungen über Endprodukt/Projektziel Realisierungsbedingungen, Material, Räumlichkeiten Ablaufpläne, Zeitbedarf Verantwortlichkeiten, Aufgabenverteilung, Rollenzuweisung Absprachen mit Externen Die Lehrperson hält sich im Hintergrund. Sie wird den Teilnehmern das Betätigungsfeld möglichst weit öffnen, wird Engpässe ausweiten und zusätzlichen Spielraum schaffen; sie wird aber nicht korrigieren und strukturieren. Dies schließt nicht aus, dass sie bei der Durchführung bestimmte Aufträge übernimmt. Es können ähnliche Aufgaben sein oder Spezialaufgaben (z.B. Beobachtung, Supervision, Evaluation). 4. Projektdurchführung a) Kontakte in der Vorphase Wenn mit der Verwirklichung eines geplanten Projektes begonnen wird, zeigt sich häufig, dass die Arbeiten den üblichen Rahmen sprengen, den Zeitplan verändern, aus dem Unterrichtsraum hinausführen. Das ist der Punkt, an dem das Projekt aufhört, bloß eine Sache der Teilnehmergruppe zu sein, sondern Außenstehende auch betrifft. Soll es gelingen, muss mit den Betroffenen Kontakt tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 28 aufgenommen werden. Frühzeitige Anfragen und kontinuierliche Information schaffen zudem Beratungsmöglichkeiten und oft unerwartete Bereicherungen. Mündliche Kommunikation ist schriftlichen Mitteilungen vorzuziehen. b) Eigentliche Durchführung Jetzt zeigt sich, ob die Planung gut durchdacht und praktisch anwendbar ist. Wichtig ist, dass sich die Lehrperson auf einige typische Schwierigkeiten einstellen kann: Planungsmängel Über- oder Unterschätzen der Gruppe ungünstige Gruppenzusammensetzung mangelnde Zusammenarbeit von und innerhalb Gruppen Terminprobleme Unterschiedlicher Zeitbedarf der Gruppen Einsprachen von Außenstehenden Rücksichtnahme und Information an Außenstehende Zu geringe Frustrations-Toleranz der Teilnehmer oder als Lehrperson Mangelnde Kritikfähigkeit Mangelnde Improvisationsfähigkeit der Lehrperson Zutagetreten scheindemokratischer Entscheidungen Technische Pannen, schlechtes Wetter o.ä. 5. Projektabschluss Ein Projekt hört nicht „einfach so“ auf, weder sachlich noch projektmethodisch. Wenn das Produkt hergestellt, das Ziel erreicht ist, muss unbedingt ein guter Abschluss erfolgen. Die Gefahr besteht, dass sich eine überraschende Leere auftut. Bildet der Projekthöhepunkt gleichzeitig den Schluss, wird der Übergang in den Routinealltag zum harten Bruch. Das zeigt sich drastisch nach öffentlichen Auftritten, Festen oder der Präsentation eigener Entwicklungen. Die folgenden Frustrationen erzeugen dann teilweise Abneigung gegen ein neues Projekt - oder das genaue Gegenteil tritt ein: Müdigkeit im Kursalltag erweckt den Wunsch nach weiteren Projekten. Für einen guten Projektabschluss ist vor allem ein Rückblick sehr bedeutungsvoll. Die Teilnehmergruppe zieht dabei offen und selbstkritisch Bilanz: Was wollten wir, was haben wir erreicht? Was war gut, was nicht? Wie könnte es weitergehen? Der Übergang in den Kursalltag ist geschickt einzufädeln. 6. Der Kontrollstopp Kontrollstopps sind die organisatorischen Schaltstellen bzw. Zwischenhalte des Projektes. Sie dienen dem gegenseitigen Informationsaustausch der Organisation der nächsten Arbeitsschritte der Vergegenwärtigung des momentanen Projektstandes An diesen Haltestellen soll die aktuelle Situation im Projekt überdacht werden. Dies ist bedeutungsvoll, weil sonst Chancen verpasst werden, indem man zusätzliche Möglichkeiten der Arbeit übersieht. Die Zeitpunkte und Adressaten von Kontrollstopps sind zunächst abhängig vom Gang und Stand der Arbeiten. Daneben empfehlen sich aber auch regelmäßige Kontrollstopps, beispielsweise am Ende des Kurstages (als Ausklang) oder bei Arbeitsbeginn. tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 29 7. Die „Denkpause“ Die kritische Beurteilung des Arbeitsprozesses ist kennzeichnend für die Projektmethode. Ihr hoher Bildungswert legt es nahe, „Denkpausen“ auch im sonstigen Unterricht regelmäßig vorzusehen: Sich besinnen auf den Verständigungsrahmen (Abmachungen, Regeln, Vereinbarungen, Entscheidungsverfahren) Überlegen, warum Arbeitsunlust aufkommt Überdenken eines Teilaspekts dessen, was schon geschehen ist Distanz zum Projekt schaffen durch Abschalten, Unterbrechung, Pause oder durch Wiederholen eines Projektabschnittes mit andern Mitteln oder in anderer Abfolge Besprechung von Beziehungsproblemen Ermutigen der stillen, zurückhaltenden Teilnehmer Für die Lehrperson besteht im Bereich „Denkpausen“ die wichtigste Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass sie überhaupt stattfinden. Viele Menschen haben eine psychologisch verständliche Zurückhaltung vor derartigen Diskussionen und eine Tendenz zum Ausweichen. Aus diesem Grund sollte man solche Gespräche nicht im Voraus fixieren, sondern der Situation anpassen. Mit ein wenig Sensibilität und Beobachtungsfähigkeit der Lehrperson wird der richtige Moment meistens leicht erkannt - zudem schalten die Teilnehmer häufig selber eine „Denkpause“ ein. Bewertende Äußerungen können auch nonverbal erfolgen und können in dieser Form eine besonders wichtige Funktion haben. Speziell dafür geeignet sind Pantomime oder zeichnerische Mitteilungen. Schließlich können auch didaktische Anstöße wie beispielsweise Fragebogen, offene Fragen, provozierende Thesen oder unsinnige Behauptungen eine „Denkpause“ einleiten. Wenn Sie sich weiter mit der Projektmethode beschäftigen wollen, seien Ihnen folgende Bücher empfohlen: Karl Frey, „Die Projektmethode“, Beltz-Verlag Basel Bastian/Gudjons: „Das Projektbuch“, Bergmann und Helbig Verlag tcte01q05-1 Grundlagen der Planung von Lernsequenzen Seite 30