Initiative Insektengift

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SOS Biene/Wespe: Rund 24.000 Tiroler sind schwer allergisch
Unterschätzt – Trotz Lebensgefahr lässt sich nur jeder fünfte Allergiker behandeln!
12. Mai 2015 – Jedes Jahr schockieren mehrere Todesfälle aufgrund eines Bienen- oder
Wespenstiches ganz Österreich. Trotzdem wird die Insektengift-Allergie zu häufig nicht ernst
genommen. Nur 2 von 10 Allergikern werden mit einer Insektengift-Immuntherapie behandelt, die
hervorragend wirkt. Nur die Hälfte der Patienten, die sich dafür entschieden haben, bringt diese
Therapie schließlich auch tatsächlich zu Ende und hat so nachhaltigen Schutz und Sicherheit.
Warnzeichen zu ignorieren oder die lebensgefährliche Erkrankung zu banalisieren, gleicht
russischem Roulette.
Einer von 30 Österreichern (3,3%) ist schwer allergisch gegen den Stich einer Biene oder Wespe – das
sind rund 300.000 Menschen österreichweit.1 Umgelegt sind das etwa 24.000 Tiroler. „Sommer für
Sommer landen Hunderte wegen einer Insektengift-Allergie in den österreichischen Notaufnahmen, und
vier bis fünf Menschen sterben pro Jahr an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstiches“, zeigt Univ.Prof. Dr. Norbert Reider, Leiter der Allergie-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie, Innsbruck
die Dramatik dieser gefährlichsten Allergieform auf. Zusätzlich reagieren weitere knapp 400.000
Österreicher (4,6%) mit einer übermäßigen Lokalreaktion der Haut.1 Reider: „Die ist zwar unschön, aber
nicht weiter bedrohlich.“
Ein Stich genügt und Allergiker können innerhalb weniger Minuten in Lebensgefahr schweben. Erstes
Warnzeichen kann eine Quaddel an der Einstichstelle sein. „Das ist soweit noch kein Grund zur Panik“,
so der Hautfacharzt. „Bedrohlich wird es, wenn der Hautausschlag nicht nur lokal, sondern am ganzen
Körper auftritt und/oder es zu Schwellungen im Gesicht oder Hals, Kribbeln an den Hand- und
Fußinnenflächen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen kommt.“
Lebensgefährlicher Leichtsinn
Trotz der akuten Lebensgefahr wird eine Insektengift-Allergie häufig nicht ausreichend ernst genommen.
„Viele Patienten suchen erst Jahre später einen Arzt auf – wenn überhaupt. Dabei verpassen sie die
wichtige Chance, sich mit der spezifischen Immuntherapie langfristig und sicher zu schützen. Nur zwei
von zehn der Behandlungsbedürftigen sind in Therapie2“, zeigt Reider auf. Anders gesagt: 80 Prozent
riskieren Sommer für Sommer aufs Neue ihr Leben.
Spezifische Immuntherapie hilft praktisch immer
Die schlechte Akzeptanz verwundert angesichts der Tatsache, dass kaum eine andere medizinische
Therapie einen derart guten Wirkungsnachweis erbringen kann. „Durch eine korrekt ausgeführte
spezifische Immuntherapie kann eine Insektengift-Allergie geheilt werden“, so der Allergie-Experte und
erklärt wie sie funktioniert: „Im Zuge dieser Behandlung bekommt der Patient den Allergie-Auslöser in
anfangs steigender Dosierung in den Oberarm injiziert. Die Immuntherapie gewöhnt den Körper
nachhaltig an das Insektengift, wodurch die allergische Reaktion deutlich schwächer ausfällt. Der Erfolg
zeigt sich bereits nach einer kurzen Behandlungszeit.“ Die WHO empfiehlt die Behandlung, deren Kosten
von der Krankenkasse zur Gänze übernommen werden, ausdrücklich auch für Kinder. Nebenwirkungen
treten selten auf und sind in der Regel mild.
Für die Therapieeinleitung stehen zwei Varianten zur Wahl: „Die konventionelle Therapie, die von einem
niedergelassenen Arzt durchgeführt werden kann. Sie dauert mehrere Monate und sollte daher vor der
warmen Jahreszeit begonnen werden“, so Reider. „Weiters gibt es auch Schnell-Schemata, für die ein
kurzer stationärer oder tagesklinischer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich ist. Vorteil dieser
schnellen Option ist, dass die Therapie kurz vor oder sogar während der Saison gestartet werden kann
und dass ein sicherer Schutz bereits nach den ersten Wochen erreicht ist. Nach diesen
Steigerungsphasen ist nur noch eine Spritze etwa alle vier Wochen nötig.“ Diese Folgebehandlungen
können auch beim niedergelassenen Facharzt in der Ordination durchgeführt werden. Nach drei bis fünf
Jahren Therapie ist in beiden Fällen ein langfristiger Schutz vor einer lebensgefährlichen Reaktion
aufgebaut.
Hauptargument für Therapieabbruch: Keine Zeit
Besorgniserregend ist auch, dass viele, die sich für eine Behandlung entschieden haben, die drei- bis
fünfjährige Therapie frühzeitig abbrechen. Eine aktuelle österreichische Studie3 erhob, dass nur die Hälfte
der Patienten (51,3%) die Therapie nach Plan beendet. Den Gründen eines vorzeitigen
Therapieabbruchs wurde in einer anderen Studie nachgegangen. An erster Stelle: Zeitmangel.4
Kein Ausflug ohne Notfallapotheke!
Zusätzlich sollten Allergiker auch immer für den Notfall gerüstet sein. Denn tritt eine allergische Reaktion
auf, kann binnen weniger Minuten der ganze Körper betroffen sein. „Das Ausmaß ist nicht vorhersehbar,
der Verlauf unkalkulierbar. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt“, warnt Reider. Sein Appell: „Allergiker
sollten ihre Notfallmedikamente, allen voran einen Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf rasch
stabilisiert, immer mit sich tragen und in deren Umgang sicher sein. Speziell bei Kindern ist es wichtig,
dass auch das Umfeld, wie Schule, Hort, Kindergarten etc., den Adrenalin-Pen im Notfall einsetzen
kann.“ Zurzeit wird Adrenalin noch viel zu selten verabreicht.
Die Empfehlung des Experten: „Eine Reaktion, die über eine lokale Hautreaktion hinausgeht, sollte
unbedingt bei einem allergologisch versierten Facharzt bzw. in einem Allergieambulatorium oder einer
Allergieambulanz im Krankenhaus abgeklärt werden. Lebensrettende Medikamente müssen für den
Ernstfall immer griffbereit sein und Allergiker sollten sich die Zeit für eine Therapie mit der spezifischen
Immuntherapie nehmen!“
Linktipp: www.initiative-insektengift.at
Unter dem Motto „Sicher durch den Sommer“ gibt es auf www.initiative-insektengift.at umfassende
Information über Warnzeichen, Vorbeugung, Behandlung und richtiges Verhalten im Notfall etc.
Literaturquellen
1 Bokanovic D et al. Allergy 2011; 66: 1395-6
2 Przybilla B et al. Der Hautarzt 2014; 768-9
3 Bokanovic D, Schwarz I, Laipold K, Smolle C, Schrautzer C, Wutte N, Aberer W, Sturm GJ. Abstract, in press
4 Jurilj, M; Schuster, C; Fruhauf, J; Horn, T; Aberer, W; Sturm, G. Allergy. 2008; 63: 146-146
5 NORA, Allergy 2014;69(10):1397-404
Kontakt für Journalisten-Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Norbert Reider
Leiter der Allergie-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie
Medizinische Universität Innsbruck
T: 0512/504-22978
E: [email protected]
Text und Fotos in Printqualität gibt’s bei Elisabeth Leeb, T: 0699/1 424 77 79, E: [email protected]
und auf www.initiative-insektengift.at (für Medien)
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